Bitumen in der Anwendung Sicheres Handling von Bitumen
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Bitumen in der Anwendung Sicheres Handling von Bitumen
514-533:Musterseite 04.08.09 14:48 Seite 520 Markt und Praxis Bitumen in der Anwendung Sicheres Handling von Bitumen Seit Jahrtausenden wird Bitumen im Umfeld des Menschen eingesetzt. Bereits 3.000 vor Christus nutzen die Mesopotamier Naturasphalt als Abdichtung für Bauwerke. Die Sumerer zum Beispiel setzen etwa 1.300 vor Christus Bitumen als Abdichtungsmaterial ein. Bei Hochwasser des Tigris sollte die Stadt Assur geschützt sein. Auch heutzutage werden Deiche mit mehrlagigen Asphaltabdichtungen gebaut, die durch das Bindemittel Bitumen absolut wasserundurchlässig sind. Der natürliche Baustoff Bitumen kann wegen seiner Umweltverträglichkeit auch in Wasserschutzgebieten eingesetzt werden, denn er ist keiner Gefahrstoffklasse zugeordnet und stellt weder für Mensch noch Umwelt eine Gefahr dar. Dadurch werden jedoch auch die Risiken, die beim Umgang mit diesem heißen Produkt, während des Transportes und der Verarbeitung existieren, häufig vergessen. „Die Gefahren sind jedoch nicht zu unterschätzen, schwerste Verletzungen und Todesfälle sind in der Branche nicht unbekannt“, so weiß Ingeborg S c h r ö d e r , HSSEQ Advisor (Health, Safety, Security, Environment and Quality) für BP Bitumen, zu berichten. „Es beginnt mit kleinen Unachtsamkeiten, oftmals bei Routineabläufen und am Ende kommt es dann doch zu einem Absturz vom TKW (Tankkraftwagen) oder zu schwersten Verbrennungen durch ungewollt ausgetretenes Bitumen“ (Bild 1). Und was es bedeutet nur Spritzer von einem rund 170 °C oder Bild 1: Unachtsamkeiten können schmerzhaft enden: Deshalb sicheres Handling mit heißem Bitumen beim Beladen eines Tankkraftwagens heißerem Produkt abzubekommen, kann sich jeder ein wenig vorstellen, der schon mal mit kochendem Wasser in Berührung gekommen ist. Aus diesem Grund hat Eurobitume in Zusammenarbeit mit Fachleuten und den Bitumenlieferanten die sogenannten „Burn Cards“ (Erste Hilfe bei Verbrennung durch Bitumen) sowie die Handkarte „Sicheres Arbeiten mit Bitumen“ entwickelt. Beide Dokumente zeigen auf übersichtliche Art und Weise die Hauptgefahren sowie Schutz- und Erste Hilfemaßnahmen auf. Diese Dokumente sollten an einer gut einsehbaren Stelle bei jeder Be- und Entladestelle aushängen. Auch sollte sich jeder, der mit Bitumen in Berührung kommen könnte, mit den Informationen auf den Karten vertraut machen. Im Ernstfall ist keine Zeit zum Lesen. Jeder Bitumenlieferant stellt diese Karten gerne zur Verfügung. Alternativ können sie bei der ARBIT (Arbeitsgemeinschaft der Bitumenindustrie, www.arbit.de) abgerufen werden. Vorladeregelung für Tank-und Kesselwagen und Tankschiff Neben diesen Informationen haben die ARBIT-Mitgliedsfirmen weitere hilfreiche Standards im Bereich Arbeitschutz und Sicherheit erstellt. Die Vorladeregelung (Bild 2) beispielsweise veranschaulicht, welche Produkte/Sorten bei der Beladung des TKW mit Bitumen UN 3257 eine zulässige Vorladung sind. Wasserrückstände im TKW wären zum Beispiel eine Katastrophe. Denn beim Zusammentreffen von heißem Bitumen mit Wasser kommt es zu einer explosionsartigen Volumenvergrößerung um etwa das 1.700 fache. Die Folge ist der ungewollte Austritt des heißen Produktes, was zu Verschmutzungen, Zerstörungen und im schlimmsten Fall zu schweren Verbrennungen und Verletzungen führen kann. Wurde als Vorfracht ein „unzulässiges“ Produkt befördert, muss zunächst eine zugelassene Sorte geladen oder das Transportmittel vollständig gereinigt werden. Qualitätsgründe stehen hierbei im Vordergrund. Die Beladung kann sogar abgelehnt werden, wenn an den Ladestellen Produktnamen als Vorladung genannt werden, deren Zuordnung nicht eindeutig möglich ist. Diese Vorladeregelung bezieht sich nicht nur auf die für Deutschland klassische Transportart TKW, sondern gilt auch bei Transporten im Kesselwagen und Tankschiff. „In Deutschland spielen Schiffe bei der Bitumen-Logistik zwar keine große Rolle, aber andere Länder exportieren zum Teil große Mengen an Bitumen über Seeschiffe. Und da sind solche grundsätzlichen Regelungen bzw. Informationen sehr hilfreich, um Unfälle zu vermeiden“, so Bernhard Krug, Sales & Operations Manager bei BP Bitumen. Zusätzlich steht ein Informationsmerkblatt für den Transport von Bitumen UN 3257 zur Verfügung. Die Anforderungen gem. ADR (Regelwerk für Gefahrguttransporte) werden darin übersichtlich dargestellt. Enthalten sind unter anderem Angaben zur FahrzeugAusrüstung, den maximal zulässigen Füllungsgrad und was beim Erstellen des Beförderungspapiers beachtet werden sollte. Dies kann ebenfalls über die ARBIT-Mitgliedsfirmen oder über die ARBIT selber bezogen werden. PSA – Persönliche Schutzausrüstung Neben diesen Hinweisen zur Beförderung wurden auch von den Mitgliedsfirmen der ARBIT-Informationsschreiben entwickelt. So unter anderem ein Flyer „Warum die Persönliche Schutzausrüstung so wichtig ist!“ und eine Anweisung zur PSA. Anlass hierzu war ein Arbeitsunfall auf einer Mischanlage, bei dem ein Mitarbeiter 520 Straße und Autobahn 8.2009 514-533:Musterseite 04.08.09 14:48 Seite 521 Markt und Praxis Beladung von Tank- und Kesselwagen und Tankschiffen mit Bitumen UN 3257 (Klasse 9, III) Empfehlungen beim Sortenwechsel Der Tank muss vor der Beladung mit heissem Bitumen in jedem Fall wasserfrei sein ! letztes Ladegut (Vorladung) Bitumen weiche Polymer- Industrie- / Oxidations- Hart- unverträgliche Bitumen: modifizierte Emulsions- bitumen bitumen Produkte 2 Pen ≥ 220 Bitumen 1 Bitumen 85/25 bis bis Sondersorten 120/15 70/100 z.B. 70/100 E 10/20 40/60 bis 50/70 30/45 neues Ladegut 160/220 Bitumen 10/20 bis 30/45 1 * * R Bitumen 40/60 und 50/70 bis 70/100 1 * * R nein nein R nein nein R nein nein R nein nein R nein R 160/220 * weiche Bitumen: Penetration ≥ 220 1) nein Polymermodifizierte Bitumen Industrie- / Emulsions-Bitumen Sondersorten z.B. 70/100E nein nein Oxidationsbitumen 85/25 bis 120/15 1 Erläuterungen: Hartbitumen 1 nein 1 nein 1 nein R Bei Entladungen sind Restmengen zu entleeren und der Auslaufstutzen zu säubern. Eine geringe Restmenge, z. B. an den Wänden, ist als unschädlich anzusehen. Als Grenzen werden 1 bis 2 Gew.% genannt. Die verbleibende Menge kann über die Differenz zwischen der effektiven Tara und der amtlich festgelegten Tara unter Berücksichtigung der vorhandenen Treibstoffmengen und gegebenenfalls weiterer Zuladungen oder auf andere geeignete Weise abgeschätzt werden * 1 nein Wie bei , jedoch sind bei mehrfacher Vorfracht dieses Produktes anfallende Verkrustungen zu entfernen und der Auslaufstutzen zu reinigen. Sichtkontrolle erforderlich. Anweisungen des Herstellers beachten, ggfs. Rücksprache mit dem Hersteller erforderlich. Nicht zulässig, erst zugelassene Sorte laden oder vollständig reinigen. 2 z.B. Bitumenemulsionen, Kaltbitumen, Fluxbitumen, gummimodifizierte Bitumen, Thermalöle, Fluxöl, Visbreaker-Vacuum-Rückstand, Heizöle, Steinkohlenteerpech und Zubereitungen. R Vollständige Reinigung durch Fachfirma erforderlich. !!!!! Wenn an den Raffinerien Produktnamen als Vorladung genannt werden, deren Zuordnung nicht eindeutig möglich ist, sollten die TKW für die Beladung abgelehnt werden ARBIT Ausgabe: 29.07.2008 ARBEITSGEMEINSCHAFT DER BITUMEN-INDUSTRIE e. V., Hamburg Diese Ausgabe ersetzt alle früheren Versionen. Telefon: 040 280 29 39 www.arbit.de Bild 2: Die unbedingt einzuhaltende Vorladeregelung schwerste Verbrennungen erlitt. „Das korrekte Tragen der kompletten PSA – Helm mit Visier und Nackenschutz – ist unabdingbar und niemand, der mit diesem heißen Produkt in Berührung kommen könnte, darf darauf verzichten. Vorfälle mit ungewollt ausgetretenem Bitumen können immer mal wieder passieren“, so die einhellige Expertenmeinung. Das muss auch bei der Verarbeitung, z. B. wenn Bitumenproben gezogen werden, beachtet werden. Sicherheitsbegehungen anhand eines Fragebogens gehungen sowohl für Fahrer als auch für die Betreiber der Mischanlage sehr hilfreich (Bild 3). Sie bieten die Möglichkeit zur Überprüfung, zum Informationsaustausch und oftmals auch zu Veränderungen, die eine Entladung und den Umgang mit dem Produkt sicherer machen“, schildert Ingeborg S c h r ö d e r . Diese Unterlagen stehen gebündelt und größtenteils als Download auf der Internetseite von BP Bitumen www.bpbitumen.de zur Verfügung. Denn BP Bitumen verpflichtet sich zu Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz. Die Ziele sind: keine Unfälle, keine Gesundheitsgefährdung und keine Umweltschäden. Bild 3: Sicherheitsbegehungen sind für Fahrer als auch für den Betreiber einer Mischanlage sehr hilfreich Sicherheitsbegehungen anhand eines ARBITFragebogens ergänzen die Bestrebungen zu mehr Bewusstsein und Sicherheit. Sie sind eine Möglichkeit, den aktuellen Stand zu prüfen. Im Fokus stehen dabei die Entladestelle und die Tankanlage sowie die TKWAnlieferung. Dabei werden verschiedenste Punkte beleuchtet. So unter anderem die Themen „Sichere und leicht erreichbare Anlieferstelle“, „Verfahren und Ausrüstung an der Anlieferstelle für eine sichere Belieferung“ und „Entladevorgang“. „Meiner Erfahrung nach sind diese SicherheitsbeStraße und Autobahn 8.2009 521 514-533:Musterseite 04.08.09 14:48 Seite 522 Markt und Praxis DVD „Sicherheit zuerst“ Aus diesem Grund sind die wichtigsten Bestandteile aus allen bisherigen Erfahrungen und vorliegenden Informationen in eine DVD mit dem Titel „Sicherheit zuerst“ eingeflossen (Bild 4). Diese DVD von BP Bitumen gibt ausführliche und praxisnahe Hinweise für eine sichere Be- und Entladung des TKW. Sie geht darüber hinaus auf gesetzliche Anforderungen ein. „Sicherheit zuerst hilft Gefährdungen zu erkennen und Risiken zu vermeiden“, so Ingeborg S c h r ö d e r . „Wir wollen damit einen Beitrag zur Risikominimierung und zur Vermeidung von Unfällen mit unserem heißen Produkt leisten.“ Sandro K e n d a , Leiter des Bitumengeschäftes von BP, führt dazu aus: „Gezeigt werden ‚Best Practice’ Beispiele aus der Realität, die Möglichkeiten zu Verbesserungen im Alltag aufzeigen.“ Es ist eine Unterstützung aus der Praxis für die Praxis. Denn die DVD wurde erst durch die gute und enge Zusammenarbeit mit der Raffinerie Gelsenkirchen, der Mischanlage eines Kunden und einem Spediteur möglich. Mitarbeiter aller drei Bereiche haben Ihre Praxiserfahrung ein- Sicherheit zuerst wurde bisher vor allem zu Schulungszwecken eingesetzt. Der große Vorteil liegt in dem Medium „DVD“: bewegte Bilder sind attraktiver und bleiben besser in Erinnerung als schriftliche Informationsblätter. Außerdem können einzelne Kapitel gezielt ausgewählt werden. Details können so vertieft werden. Beispielsweise kann explizit das Kapitel zur Persönlichen Schutzausrüstung PSA oder das Kapitel zum Verhalten in Notfallsituationen in einer Schulung gezeigt werden. Ein Film über den sicheren Umgang mit heißem Bitumen DVD & CD-ROM Ingeborg S c h r ö d e r führt aus: „Es ist bekannt, dass der Umgang und die Lagerung von heißem Bitumen relativ sicher ist. Allerdings nur, wenn Risiken erkannt und Maßnahmen für den sicheren Umgang beachtet werden. Gut geschulte Mitarbeiter und Fahrer sind dafür der erste Schritt!“ Sicherheit zuerst © Deutsche BP AG, BP Bitumen, 2008 www.bpbitumen.de Bild 4: DVD für Schulungszwecke: Sicherer Umgang mit heißem Bitumen fließen lassen und standen als Akteure selber vor der Kamera. Erreicht wurde damit eine sehr realistische Darstellung. Weitere Informationen: Deutsche BP AG Wittener Straße 45 D-44789 Bochum www.bpbitumen.de Asphalt auf der Basis von Gummimodifiziertem Bitumen auf der Glashütter Landstraße in Hamburg 1 Einleitung 1.1 Veranlassung und Art des Ausbaues Die im Norden Hamburgs gelegene Glashütter Landstraße ist eine historisch gewachsene Landstraße. Sie verbindet den verkehrlich bedeutenden tangential geführten äußeren Straßenring (Ring 3) mit der Bundesstraße B 432 nördlich der Landesgrenze in Schleswig-Holstein. Sie ist eine beidseitig mit Baumreihen eingefasste Überlandstraße. Der Oberbau der Glashütter Landstraße war vor dem Ausbau für die aufzunehmende Verkehrsbelastung unterdimensioniert; die Tragfähigkeit des Untergrundes war außerdem zu gering. In Teilbereichen befand sich bereits 40 cm unter Fahrbahnoberfläche eine über 2 m mächtige Schicht aus Geschiebelehm. Da der gesamte Asphaltoberbau stark geschädigt war, musste der Aufbau erneuert und Teile des Untergrundes ausgetauscht werden. Die Verkehrsbelastung beträgt aktuell rund 13.000 Kfz/24 h mit einem Schwerverkehrsanteil von etwa 8 %. Nach den RStO und der Hamburger Standardisierungsrichtlinie (ER 1) ist die Straße in die Bauklasse II einzustufen. 522 Straße und Autobahn 8.2009 Der im Herbst 2008 erneuerte Straßenoberbau (Ausbaulänge etwa 1,6 km) besteht gemäß ER 1 und ZTV/St-Hmb.05/07 aus: – 3,5 cm aufgehellter und in seinem Kornaufbau optimierter Splittmastixasphalt SMA 8 Hmb, – 8,5 cm hochstandfester Asphaltbinder AC 16 B Hmb und – 26 cm Asphalttragschicht AC 22 T Hmb. Der SMA 8 Hmb enthält entsprechend der ZTV/St-Hmb. standardgemäß 20 M.- % Asphaltgranulat aus SMA-Deckschichten. Bild 1: Potenzielle Umweltentlastung bei Mitverbrennung und Recycling in Einwohnerdurchschnittswerten (EDW)1 pro Tonne Alt reifen [2] Der Oberbau wurde auf einem Unterbau, bestehend aus einer 20 cm dicken Schottertragschicht 0/45 aus natürlichen Gesteinskörnungen und einer 20 cm dicken Schicht aus grobkörnigem Boden gemäß DIN 18196, hergestellt. In Teilbereichen wurde der Untergrund zur notwendigen weiteren Erhöhung der Tragfähigkeit mit einem Geotextil/Geogitter armiert. Die Deckschicht aus Splittmastixasphalt SMA 8 Hmb unterteilt sich in zwei Untersuchungsabschnitte: 1000 m langer Abschnitt mit Gummimodifiziertem Bitumen (GmB) Shell EDW 0.2 0.0 – 0.2 – 0.4 – 0.6 Treibhauseffekt Kumulierter Energieaufwand, fossil Mineralische Resource: Eisenerz Versauerungspotenzial Eutrophierungspotenzial, terrestrisch Eutrophierungspotenzial, aquatisch 1 Krebsrisiko (Humantoxizität) Ein EWD entspricht der Umweltbelastung, die pro Jahr durch einen Einwohner verursacht wird PM 10-Risiko (Humantoxizität) Sommersmog (POCP) Mitverbrennung Recycling – 0.8 – 1.0 – 1.2