Ortserkundungen Larzac: 40 Jahre Widerstand oder Von Hirten und

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Ortserkundungen Larzac: 40 Jahre Widerstand oder Von Hirten und
DEUTSCHLANDFUNK
Hörspiel/Hintergrund Kultur
Redaktion: Karin Beindorff
Sendung:
Dienstag, 21.08.2012
19.15 – 20.00 Uhr
Ortserkundungen
Larzac: 40 Jahre Widerstand oder
Von Hirten und Schafen
Von Ruth Jung
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Auftakt
Französisch frei
O-Ton Pierre Burgière
Il y a beaucoup de gens qui nous disent, oui, mais maintenant qu’est-ce que vous faites, le
Larzac. C’est facile de dire ça quand on ne bouge pas de chez soi. C’est l’énergie qu’on est
obligé de dépenser pour s’occuper et y compris des gens sur le plateau, on a des problèmes
sur le plateau comme partout, faut pas se faire d‘illusions. On n’est pas des gens
exceptionnels, on est des gens ordinaires, hein, mais quand on est ensemble, quand on est uni
on peut faire des choses extraordinaires.
Sprecher 1:
Von vielen Leuten bekommen wir zu hören, ist ja alles schön und gut, aber was ist
heute, was macht ihr denn, ihr im Larzac. Man hat leicht reden, wenn man sich selbst
nicht bewegt. Es kostet Kraft und die muss man aufbringen und sich einsetzen, auch
für die Menschen auf dem Plateau. Es gibt Konflikte hier, wie überall, da soll man
sich mal keine Illusionen machen, wir sind nichts Besonderes, wir sind ganz normale
Leute, aber wenn man zusammenhält, wenn man vereint ist, dann kann man auch
außergewöhnliche Dinge zuwegebringen.
Atmo – Schafgeblöke, im Hintergrund Manövergeräusche, Schüsse verblenden mit
Protestchanson Refrain: Des moutons pas des canons
Ansage
Larzac: 40 Jahre Widerstand oder Von Hirten und Schafen
Ein Feature von Ruth Jung
O-Ton mit Atmo: La Blaquière. In der Wohnstube von Marie-Rose Guiraud, im
Hintergrund das Ticken einer alten Standuhr
frei - nur auf Französisch
Autorin: Ça c’est vieux, c’est une pièce de famille? Ah oui, c’est vieux. Ça doit avoir une
centaine d’années, même plus – Autorin: Elle n’était pas détruite? Il s’est avéré que cette
pendule on l’avait tiré de par la maison parce que ça fait trop de choses avec toute la famille
et tout ça, on l’avait enlevé et mis sur le plancher là en dessus, et voilà, elle a été conservé,
elle a été conservé […]
Autorin:
Hundert Jahre, wenn nicht mehr, ist die Standuhr alt, erzählt Marie-Rose Guiraud.
Die Uhr fällt gleich ins Auge, wenn man hereinkommt. Mein Klopfen hatte die
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alte Frau nicht gehört, aber die Tür war offen. Marie-Rose ist 82 Jahre alt und auf
einen Rollstuhl angewiesen. Wir sitzen in der dämmerigen Wohnstube in ihrem
Bauernhaus in La Blaquière. Wie gut, dass man die Uhr ausrangiert und anderswo
verstaut hatte, sagt sie, weil es doch so wenig Platz gab für die große Bauernfamilie:
sieben Kinder und der Schäfer, er hatte seinen Schlafplatz unterm Dach. So hat die
Standuhr nichts abbekommen, in jener Nacht im März 1975 als auf das Haus ein
Sprengstoffanschlag verübt worden war.
O-Ton Marie-Rose Guiraud
Le berger qui a couché là haut, mais c’est lui qui a pris le plus parce que le plasticage est
monté là haut, et on l’appellait, on l’appellait et alors il répondait pas, alors on a dit ça y est,
il est mort. Et moi j’avais un buffet là et bon j’avais fait de la confiture et bien sûre les pots
avaient éclaté et alors j’avais une lampe électrique, je l’attrape, je l’allume, je vois mes mains
toutes rouges, ah, j’ai dis ça y est, il a été tué, le berger là haut, et voilà, excusez-moi
(sie weint)
Sprecherin 1:
Der Schäfer, er schlief oben, der hat am meisten abbekommen, weil der Sprengsatz
nach oben ging. Wir riefen ihn, riefen und riefen, aber er antwortete nicht. Das wars,
sagten wir uns, der ist tot. Da vorn, dort stand mein Büffet, ich hatte Marmelade
eingekocht, die Gläser waren wohl zersprungen, ich fand eine Lampe, nehm sie,
mach sie an, sehe, dass meine Hände ganz rot sind, oh Gott, denk ich, das ist der
Schäfer oben, er muss tot sein.
frei auf Französisch
Eh ben, personne n’était blessé, juste mon mari avait une petite blessure sur le nez – Autorin:
C’est un vrai miracle – Oui, c’est ce que moi j’avais dis, le bon dieu n’a pas voulu de nous.
Autorin:
Wie durch ein Wunder war niemand verletzt worden. Zehn Menschen hätten tot sein
können. Das jüngste Kind noch keine zwei Jahre alt. Der liebe Gott, sagt Marie-Rose
Guiraud, habe sie noch nicht gewollt. In der Erinnerung der alten Frau ist das Attentat
vor 37 Jahren so gegenwärtig als wäre es gestern geschehen. Marie-Rose Guiraud
ist im Larzac geboren, wie ihre Eltern und Großeltern auch. Ihr Mann war
Schafzüchter, er ist vor einigen Jahren gestorben. 500 Schafe hatte Auguste Guiraud
Anfang der 70er Jahre, deren Milch er an die Roquefort-Käsereien lieferte.
O-Ton Dokument 1 Rede Marie-Rose Guiraud im August 1973
3
Autorin:
Im August 1973 sprach Marie-Rose Guiraud zu sechzigtausend Menschen. So viele
hatten sich damals im Larzac versammelt, um die Bauern in ihrem Kampf gegen die
Pläne des Pariser Verteidigungsministeriums zu unterstützen.
O-Ton Dokument 1
L’argent, l’argent, ils n’ont que ce mot à la bouche (Paysans du Larzac: Allocution de
Mme. Guiraud à la Blaquière)
O-Ton Marie-Rose Guiraud
J’étais une des premières dans l’affaire, j’ai dis qu’on nous parle que d’argent. Alors moi,
toute ma vie, parce qu’il y avait longtemps que ça se préparait ce truc de nous expluser, mais
quand j’avais déjà onze ou douze ans je disais, non, jamais, je ne partirai pas d’ici.
Sprecherin 1:
Ich war eine der ersten als es ums Larzac ging, sagte, die reden immerzu nur vom
Geld. Ich wußte immer, schon mit elf, zwölf Jahren hab ich das gesagt, dass ich nie
von hier weggehen würde, niemals, weil diese Sache, dass sie uns vertreiben
wollten, die war ja schon seit langem geplant gewesen.
Erzähler: (Text der Schautafel )
Ihr unbekannten Besucher,
Zufälligen Wanderer, Bewohner naher und ferner Länder,
Weggefährten des Kampfes,
Ihr Freunde
Das Land zu dem ihr hochgestiegen
Auf das Ihr Euren Fuß gesetzt, dieses Land ist nicht gleich den anderen,
es trägt den Namen Larzac!
Seinetwegen, um ihm das Leben zu erhalten, ist es hier zu einem zehnjährigen, der
Geschichte eingeschriebenen Kampf gekommen.
Musikakzent Didier Squibon – Ballades: track 3
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Autorin:
100.000 Hektar umfasst das Hochplateau des Larzac im Département Aveyron. Die
nächste Stadt Millau, unten im Tal, ist etwa 15 Kilometer entfernt.
Eine Landschaft von herber Schönheit, wo geschützte Pflanzen wachsen, Geier
kreisen und der Wind um bizarre Stein- und Felsformationen heult. Ein Drittel der
Fläche wird seit 1903 von der französischen Armee okkupiert, die hier ein
Truppenübungsgelände mit Kasernen unterhält. Im Oktober 1971 gab die Regierung
offiziell bekannt, dass das Militärgelände erweitert und die seit Generationen dort
ansässigen Bauern „umgesiedelt“ werden würden.
O-Ton Pierre Burguière
Là, c’était de l’explosif militaire et on a suivi les pistes qui allait au camps, bon. C’est vrai
que les militaires, certains militaires, pas tous mais certains militaires ici disaient il faut
envoyer quelqu’uns au cimetièr, après on sera tranquille. Et c’est vrai, là, ça a été fait pour
tuer, ça n’a pas été fait pour faire peur, c’était pour tuer.
Sprecher 1:
Der Sprengstoff stammte aus Militärbeständen, man hat die Spuren verfolgt, sie
führten zum Militärgelände. Es stimmt, dass manche Militärs hier gesagt hatten,
nicht alle, aber eben doch einige, man sollte ein paar von denen auf
den Friedhof befördern, dann wär hier Ruhe’. Und soviel steht fest: dieser
Sprengstoffanschlag, der war geplant worden, um zu töten, der sollte nicht Angst
einjagen, der sollte töten.
Autorin:
Pierre Burguière war Schafzüchter. Jetzt mit Ende sechzig ist er in Rente. Seit 1952
lebt er im Larzac. An jene Nacht vom 9. auf den 10. März 1975 erinnert er sich mit
Schrecken. Auf den Wegen, die zum Hof der Familie Guiraud führten, waren Nägel
ausgestreut worden, um die Helfer zu behindern.
O-Ton Pierre Burguière
Oui, oui, c’est quelque chose qu’on a vécu et qu’on vie aujourd’hui très mal, il y a eu un non
lieu, affaire reclassé, point. Mais dans une lutte comme ça où on a souvent été confronté à
l’armée a toujours sa propre justice puisque il y a des tribunaux militaires, et donc tous les
problèmes qu’on pouvait avoir avec des militaires, bon c’était affaire reclassé parce que
l’armée claissait ca, même si ça était reconnu, il y a un juge d’instruction qui a reconnu sept
faux témoignages, le juge d’instruction de Millau, quand ils ont vu ça mais ordre a été donné
de dessaisir le juge du dossier et ça a été jugé par le Tribunal Militaire de Marseille
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Sprecher 1:
Eine schlimme Sache, das lässt uns bis heute nicht in Ruhe. Das Verfahren wurde
eingestellt. Punkt. Aus. So lief das ab, wir waren häufiger mit der Armee konfrontiert
und die schaltete immer wieder ihre eigene Justiz ein, dafür gibts ja Militärgerichte.
Bei allen Streitfragen mit Militärs konnte man davon ausgehen, dass sie
niedergeschlagen werden würden, weil Militärgerichte darüber befanden, selbst
dann, wenn der Sachverhalt feststand. Im Fall des Sprengstoffanschlags von La
Blaquière hatte ein Untersuchungsrichter in Millau Ungereimtheiten und sieben
Falschaussagen festgestellt. Als sie das erfuhren, erging Anweisung ihm das Dossier
zu entziehen, ein Militärgericht in Marseille hatte dann das Urteil zu fällen.
Erzähler:
All das was Euer Auge erblickt ist unser täglich Land.
All das, an einem Tag im Oktober 1971, wird Michel Debré, Minister der Nationalen
Verteidigung, auf seiner Generalstabskarte rot umranden und zu einem
Truppenübungsgelände erklären.
Von seinem Amtssitz in Paris läßt er verlauten:
‚Wir haben Larzac ausgewählt, weil es ein verlassenes, aufgegebenes Land ist…’.
Ein Land ohne Erben, Larzac?
Musikakzent
O-Ton Pierre Burguière
Et en 1970 quand mon père a pris sa retraite, et bien, l’affaire du Larzac nous est tombée le
jour du démenagement, l’affaire du Larzac nous est tombée dessus, on apprennait par un
coup de téléphone que c’était sûre que le Camp du Larzac allait s’etendre. On connaît déjà la
proximité d’un Camp militaire puisque le Camp Militaire actuel existe depuis 1903 et que les
embordures du Camp il est très difficile de faire paturer les troupeaux paisiblement parce que
s’il y a des manoeuvres ça devient infernal.
Sprecher 1:
Es war 1970, als mein Vater in Rente ging und ich den Hof übernahm, genau an
diesem Tag überfiel uns die Nachricht von der Ausweitung des Militärcamps, das
erfuhren wir privat durch einen Telefonanruf, es stünde fest, hieß es, dass das
Militärcamp erweitert werden würde, wobei die genaue Ausdehnung noch nicht
bekannt war. Wir wussten ja längst, was es heißt in der Nähe eines solchen Camps
zu leben, es existiert hier ja schon seit 1903, wussten, wie schwierig es ist, an der
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Grenze zum Militärgelände friedlich die Herde weiden zu lassen, weil das wirklich die
Hölle ist, wenn hier Manöver sind.
Autorin:
Erst ein Jahr später, im Oktober 1971, erfuhren die Betroffenen dann offiziell aus
einer Fernsehansprache des damaligen Verteidigungsministers Michel Debré,
dass das 3.000 Hektar umfassende Militärgelände auf 17.000 Hektar erweitert
werden würde.
O-Ton Pierre Burguière
On était très individualiste comme tous les paysans en France en règle général.
La lutte[…] ça nous a fait nous rencontrer et puis donc de se parler entre agriculteurs au
lieu de toujours se jalouser comme ça se passe dans le monde rural en règle général. On a
appris à se connaître, à se parler, à se respecter, à s’écouter parler.
Sprecher 1:
Wir waren sehr auf uns selbst bezogen, vereinzelt, wie die meisten Bauern in
Frankreich. Es war der Kampf um Larzac, der uns dazu brachte, aufeinander
zuzugehen und miteinander zu reden, anstatt uns gegenseitig eifersüchtig zu
beäugen, wie das sonst unter Bauern so üblich ist. Wir lernten uns kennen und
respektieren, lernten uns zuzuhören und uns zu verständigen.
O-Ton Christiane Burguière
Je m’appelle Christiane Burguière, je suis originaire de Millau, mes parents était
agriculteurs à côté de Millau et je me suis mariée 1965 avec Pierre Burguière donc sur le
Larzac, donc ça fait 46 six ans que je vis sur le Larzac. Nous avons trois enfants et cinq petits
enfants.
Sprecherin 2:
Ich heiße Christiane Burguière und komme ursprünglich aus Millau. Meine Eltern
waren Landwirte in der Nähe von Millau, 1965 habe ich mich mit Pierre Burguière auf
dem Larzac verheiratet. Mittlerweile sind es also 46 Jahre, die ich hier im Larzac
lebe. Wir haben drei Kinder und fünf Enkelkinder.
Autorin:
Christiane ist eine nachdenkliche, zurückhaltende Frau Mitte Sechzig. Immer habe
sie vorgehabt, die Geschichte des zehnjährigen Kampfes ums Larzac
aufzuschreiben, sagt sie. Im Herbst 2011 erschien dann ihr Buch
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Gardarem! Chronique du Larzacen lutte. Eine Chronik des beispiellosen Kampfes um
Larzac. Gardarem ist okzitanisch und heißt bewahren, verteidigen.
O-Ton Christiane Burguière
Alors avant le serment de 103 nous avions rencontré le fondateur de la communauté de
l’Arche, non-violonte donc, il avait fondé ce mouvemen non-violentt, un disciple de Ghandi il
était, et il nous a proposé une conférence à Millau. Donc nous avons été à la conférence et
ont l’écouté et on a été séduit par tous ce qu’il a dit, par ses paroles qui coulait un petit peu à
notre foi parce que on était chrétienne pratiquant à l’époque, et à la fin de la conférence il
nous a proposé de faite un jeûne de quatorze jours et de nous associer à ce jeûne. Et en fait ce
jeûne, moi personnellement, mais Pierre aussi, ça nous a quand-même beaucoup apporté, en
48 heures on avait l’impression d’être complêtement transformé, on avait réflechi,
profondement cette non-violence qu’on découvrait qui était possible pour notre lutte, tous les
jours il y avaient des nouvelles gens qui jeûnait, des paysans, des gens de Millau, et à la fin
pour concrétiser ce jeûne qui était le serment de notre unité déjà parce qu’on ne se
connaîssait pas tous entre nous, donc là, on a appris à se connaître et on a senti qu’on
pouvait démarrer quelque chose en commun. Donc ce sont les agriculteurs les 103
agriculteurs concernés par l’extention du camp ont signé un serment qu’ils ne quitteraient
jamais leurs terres quelques soientt les moyens employés pour les chasser.
Sprecherin 2:
Bevor es zum Schwur der 103 gekommen war, hatten wir den Gründer der
Gemeinschaft L’Arche kennengelernt, er hatte im Département Herault eine
Bewegung des gewaltlosen Widerstands gegründet, ein Schüler Ghandis, und schlug
uns vor, an einer Zusammenkunft in Millau teilzunehmen. Wir gingen also hin, hörten
ihm zu und waren beeindruckt von allem, was er sagte, von seinen Worten, die mit
unserem Glauben übereinstimmten, damals waren wir praktizierende Christen. Nach
dieser Veranstaltung schlug er eine vierzehntägige Fastenzeit vor, an der wir
teilnehmen sollten. Mir persönlich, aber auch Pierre, hat das sehr viel gebracht, wir
hatten den Eindruck, uns in kurzer Zeit völlig verändert zu haben, hatten
nachgedacht über diesen neu entdeckten gewaltlosen Widerstand, der uns ein
möglicher Weg schien für unseren Kampf. Und jeden Tag kamen neue Leute hinzu,
die mit uns fasteten, Bauern, Leute aus Millau, ja, und am Ende der Fastenzeit sollte
diese neue Gemeinsamkeit ihren Ausdruck finden in einem Schwur. Zuvor hatten wir
uns ja kaum gekannt, doch jetzt, nachdem wir uns kennengelernt hatten, spürten wir,
dass wir gemeinsam etwas in Bewegung setzen könnten. 103 von der Ausweitung
des Militärgeländes bedrohte Bauern unterzeichneten einen Schwur: dass sie
niemals ihre Ländereien verlassen werden, mit welchen Mitteln auch immer man
versuchen sollte, sie zu vertreiben.
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Autorin:
Das war im März 1972. Im April 1972 beschlossen jene 103 Bauern, in einer
gemeinsamen Aktion ihren Wehrpass an das Verteidigungsministerium
zurückzuschicken. Dieser Aktion des gewaltlosen Widerstands, der sogenannten
Aktion „Livrets militaires“ schlossen sich Tausende Männer in ganz Frankreich an.
Erzähler:
Eine große Begegnung fand hier statt, findet noch immer statt, hier und jetzt, und
vielleicht zusammen mit Euch in diesem Augenblick!
Schaut genau hin auf diese Landschaft ohne Begrenzungen, ohne Zäune,
auf diese Hügel, die sich mit dem Himmel vermählen, auf diese von Buchs
gesäumten Wege, auf diese Blumen und seltenen Tiere, auf diese Gehöfte gebaut
wie romanische Kapellen
Musikakzent Didier Squibon – Ballades: track 3
O-Ton Christiane Burguière
La Blaquière c’est un hameau qui est à côté du Camp militaire, il a toujours été là. Donc
Auguste Guiraud avait sa bergerie qui menaçait de s’ecrouler, il avait demandé un permis de
construiré, il avait demandé un permis de reconstruir qu’on lui a refusé parce que on avait
droit à rien puisque on était menacé d’expulsion. Ces brebis, ce n’était pas possible de
continuer comme ça on a decidé tous ensemble avec lui de construire une nouvelle Bergerie.
Et donc elle a été financié par l’association du Larzac, l’Apal, qui était à ce moment là
l’association de la promotion de l’agriculture sur le Larzac ou on recevait des dons des
militants qui refusait de payer trois pourcent de leurs impôts, la part qui va à l’armement.
Sprecherin 2:
Der Weiler La Blaquière grenzt direkt an das Militärgebiet, es gab ihn schon immer.
Auguste Guiraud, der Mann von Marie-Rose, hatte dort seine Bergerie,
einen steinernen Schafstall, der war baufällig und drohte einzustürzen. Auguste
hatte eine Bauerlaubnis beantragt, aber der Wiederaufbau wurde ihm verweigert,
weil wir ja alle vertrieben werden sollten. Seine Schafe unterzubringen, das konnte
nicht länger warten, deshalb beschlossen wir gemeinsam mit ihm, eine neue
Bergerie zu bauen, finanziert von der Vereinigung des Larzac, Apal, eine 1973
gegründete Assoziation der Unterstützer des Larzac, die drei Prozent ihrer Steuern
einbehielten, den Teil, der an den Verteidigungsetat geht, und den sie uns hierher
überwiesen.
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Kurz frei auf Französisch
O-Ton und Atmo Pierre Burguière
Autorin: Cette bergerie a une historie …. Pierre: Ah c’est, elle restera dans la mémoire des
milliers des gens parce que si on compte tous les gens qui ont travaillé, il y a plusieurs
milliers des gens qui ont travaillé à la construction de cette bergerie et surtout des gens qui
ne connaissait rien au départ, et c’est ce qu’on appellait les hippies ou les gauchistes, et ben,
voilà, ce qu’ils étaitent capable de faire. Ça c’est un monument, il restera bien au-délà.
Sprecher 1:
Diese Bergerie hat eine besondere Geschichte, sie wird Tausenden in Erinnerung
bleiben, denn wenn man alle zählen wollte, die hier mitgearbeitet haben, dann käme
man bestimmt auf einige tausend Menschen, und vor allem waren das Leute, die
anfangs keine Erfahrung gehabt hatten, Hippies, Linke, wie es immer hieß. Hier sieht
man, was die konnten. Das hier ist ein Denkmal, es wird die Zeiten überdauern.
Autorin:
Er empfinde Dankbarkeit, sagt Pierre Burguière, gegenüber den vielen unbekannten
Menschen, die gekommen waren, um die Bauern in ihrem aussichtslos scheinenden
Kampf gegen einen übermächtigen Gegner, den Pariser Militärapparat, zu
unterstützen. Das sei auch ein Vermächtnis: man dürfe nicht wegschauen, wenn
Unrecht geschieht.
Wir gehen um das große langgestreckte Gebäude herum. Es nieselt, der Himmel ist
schwer und grau, der Boden matschig. Bis zu 500 Schafe finden Platz in der
steinernen, in traditioneller Bauweise gebauten Bergerie.
O-Ton Pierre Burgière
Voilà, c’est une phrase de De Gaulle, c’est marrant parce que c’était pour un camp militaire
et voyez ce que De Gaulle avait dit: Les armes on été de tout temps les instruments de la
barbarie, et on a traduit ça en une, deux, quatre, sept, huit neuf, dix langues), il y avait des
jeunes qui ne savaient rien faire de leurs mains qui ont appris à tailler des pierres. C’est dire
que ce qu’a pu faire le Larzac, pour nous ça reste, dans trois cents ans elle sera toujours là
… il n y a aucune raison qu’elle ne dure pas des siècles quoi.
Sprecher 1:
Dort oben auf dem Balken unter dem First, sehen Sie, da steht ein Ausspruch von de
Gaulle. Schon komisch, was er sagt, wo das hier doch als ein Militärgelände gedacht
war: „Zu allen Zeiten waren Waffen Instrumente der Barbarei“, und dieser Ausspruch
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wurde übersetzt in, warten Sie, ein, zwei, vier, sieben, acht, neun, zehn Sprachen.
Von jungen Leuten, die nicht wussten, was anfangen mit ihren Händen und die
gelernt haben, Steine zu bearbeiten und zu setzen. Was das Larzac geschafft hat!
Für uns bleibt das, auch in dreihundert Jahren wird diese Bergerie noch hier stehen,
warum sollte sie nicht die Jahrhunderte überdauern.
Atmo hoch
Autorin:
Auf der anderen Seite des langgestreckten Gebäudes auf dem Balken unter dem
First dann ein Ausspruch Albert Einsteins:
Sprecher 4:
„Entweder wird die Menschheit die Waffen zerstören oder die Waffen zerstören die
Menschheit.“
Atmo hoch
O-Ton Pierre Burgière
On dit bien mais les jeunes, quand ils ont quelque chose à faire, quand on leurs donne
quelque chose à faire, quand ils sentent que ce qu’ils font est utile, ils sont capable des choses
extraordinaires. Nous on avait un jugement à priori très critique sur les jeunes mais ils nous
on donné beaucoup de lécons là.
Sprecher 1:
Man schimpft gern auf die Jugendlichen, aber wenn sie eine Aufgabe haben, wenn
sie das Gefühl haben, dass das, was sie tun, sinnvoll ist, dann können sie
Außergewöhnliches zustandebringen. Was hatten wir für Vorurteile, aber sie haben
uns viele Lektionen erteilt.
Autorin:
Illégale mais légitime, illegal, aber legitim, steht auf der neben der Bergerie
angebrachten Gedenktafel. Die 1973 erbaute Bergerie von La Blaquière ist Teil des
Écomusée du Larzac, eine Route entlang historisch und kulturell bedeutender Orte
auf dem Plateau.
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O-Ton Refrain Chanson von Marti
O-Ton Pierre Burgière (drinnen am Tisch)
Souvent les militaires par le passé nous obligeaient d’enlever les troupeaux de certaines
parcelles pour pouvoir faire des tirs par dessus nos parcelles. Mais autrefois l’armée tirait,
utilisait quasiment la totalité du Larzac pour faire des manoevres. Et c’est pour ça qu’on ne
croyait pas du tout les promesses de l’armée quand elle nous parlait d’un camp de 17 000
héctars au total puisque ça s’est cédé à mésure que la procédure avancé qu’on a su les
surfaces et tout, quand l’armée nous disait mais on ne sortira plus du camp en déla du
17 000 héctar alors qu’elle utilisait déjà plus de 100 000 héctars. C’est-à-dire elle
manoevrait sur les Causses Noirs, sur les Causses Bégon, sur le Larzac, partout, elle se
considerait comme chez elle.
Sprecher 1:
Schon früher hatte uns die Armee immer wieder gezwungen, die Herden von
Ländereien, wo unsere Schafe weideten, wegzutreiben, damit sie über unsere
Parzellen hinweg ihre Schießübungen veranstalten konnten. Wenn Manöver waren,
nutzten sie so gut wie die gesamte Fläche des Larzac, 100.000 Hektar. Und deshalb
glaubten wir den Versprechen auch nicht, als es hieß, für die Ausweitung des Camps
würden nicht mehr als 17.000 Hektar beansprucht, damit wäre dann Schluss,
darüber würden sie nicht hinausgehen, wo sie doch schon weit mehr als 100.000
Hektar, nutzten, ihre Manöver ausgedehnt hatten bis in die Causses Noirs, die
Causses Bégon, über das gesamte Larzac. Sie waren einfach überall, benahmen
sich, als gehörte das Land ihnen.
Atmo – Militärübung, Vogelgezwitscher, im Hintergrund Schüsse und
Panzergeräusche
Autorin:
Marie-Rose Guiraud erzählte mir, dass manche Pflegerinnen nicht mehr
zu ihr nach La Blaquière kommen wollten, weil ihnen die Geräusche der rollenden
Panzer und Geschütze Angst einjagten.
frei auf Französisch
O-Ton Léon Maillé
Mon nom c’est Léon Maillé, je suis un paysan indigène puisque je suis né sur le Larzac il y a
soixante-sept ans et je n’étais pas du tout déstiné à faire de la politique, moi, j’étais déstiné à
élever des brebis pour leur faire produire du lait pour l’industrie du Roquefort, et puis je me
suis retrouvé dans un périmètre décidé par un ministre qui voulait prendre mes terres, et
voilà, l’affaire du Larzac a démarré comme ça, j’avais vingt-six ans, je connaissais rien de la
politique et j’étais pas du tout militant, syndicaliste, ni rien
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Autorin:
Léon Maillé ist ein alteingesessener Bauer. Vor 67 Jahren wurde er im Larzac
geboren; er sei keineswegs dazu bestimmt gewesen, Politik zu machen. Er sollte
Schafe züchten, die die Milch liefern für die Produktion des Roquefort-Käses. Doch
dann habe ein Minister im fernen Paris entschieden, ihm sein Land wegzunehmen.
Das veränderte alles.
Über der Tür der mit Papieren und Büchern vollgestellten kleinen Stube hängt ein
großes gerahmtes Foto: es zeigt Léon Maillé mit Stéphane Hessel. Der 93-jährige
Autor der Streitschrift Empört Euch! war 2011 hierher gekommen, um die Kämpfer
des Larzac kennenzulernen.
O-Ton Léon Maillé
Ça a été un laboratoire pour tout le monde y compris pour les militantes politiques qui sont
arrivés de Paris avec leurs idées révolutionnaires un peu toutes faites ou leurs théories toutes
faites et puis ici sur le terrain, et ici sur le terrain il a fallu de les mettre en pratique.
Et moi qui n’étais pas du tout militant, j’ai découvert les idées révolutionnaires, nonviolentes, écologiques que je ne connaissais pas du tout. Donc j’ai découvert tout ça et pour
moi ça a été aussi mon laboratoire. Donc c’était tous ces gens extrêment differents ou
presque opposé, le seul truc qui nous réunissait, c’était notre opposition à l’extention du
Camp militaire, voilà.
Sprecher 2:
Larzac, das war ein Laboratorium unter freiem Himmel, für alle, auch für die aus
Paris angereisten Aktivisten, die da kamen mit ihren fertigen Ideen und
Revolutionstheorien, aber hier auf dem Land, da musste das praktisch werden. Und
ich, der ich zuvor nie politisch aktiv gewesen war, ich entdeckte Ideen, von denen ich
keine Ahnung gehabt hatte, revolutionäre Ideen, gewaltlosen Widerstand, Ökologie,
so wurde es auch zu meinem persönlichen Laboratorium. Ganz unterschiedliche
Leute trafen aufeinander, oft völlig entgegengesetzter Meinung, das einzige, das uns
verband, war unser Widerspruch gegen die Ausweitung des Militärcamps.
O-Ton Dokument 2: Bernhard Lambert 1973 Paysans-Travailleurs
O-Ton Léon Maillé
À début de l’affaire du Larzac tout le monde travaillait pour Roquefort. Il n y avait pas un
paysan qui faisait autre chose. Tout le monde produisait du lait de brebis, c’était la
monoculture. Et pendant l’affaire du Larzac quand sont arrivés les prémiers qui se sont
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installés illégalement sur le Larzac comme José Bové, ils n’ont pas pu rentrer dans le système
Roquefort parce qu’ils n’y avaient pas le droit à produire, pas de référence comme on dit, des
quotas. Donc ils ont fait la vente directe et ils se sont mis à transformer eux même. Quand
Bové s’est mis à faire la tomme de brebis, un fromage totalement inconnu dans la région qui
ne se faisait que dans le pays basque en France ou en Corse, et lui, Bové, avait appris à faire
la Tomme au pays basque, donc il a été le premier à faire la tomme sur le Larzac et ça a un
peu surpris tout le monde, mais comme il était le seul à faire la tomme, comme il était très
bon en plus, il vend sa tomme facilement, la Tomme de Montredon c’est très connu.
Sprecher 2:
Am Anfang der Auseinandersetzung um Larzac arbeiteten alle Bauern für die
Unternehmen in Roquefort. Alle produzierten sie Schafsmilch, kein einziger machte
etwas anderes, eine Monokultur. Und dann, im Verlauf der Auseinandersetzung als
die ersten jungen Leute ankamen, so wie José Bové, und sich illegal auf dem Larzac
niederließen, änderte sich das. Sie hatten keinen Zugang zum System Roquefort,
durften nicht für die Käseherstellung produzieren, weil sie den Vorgaben nicht
entsprachen, also organisierten sie selbst den direkten Verkauf und machten sich
daran, die Produktion umzustellen. Bové begann damit, Tomme de brebis
herzustellen, einen in dieser Region völlig unbekannten Käse, den es nur im
Baskenland oder auf Korsika gibt. Bové hatte im Baskenland gelernt, wie man aus
Schafsmilch Tomme macht, er war der Erste, der im Larzac Tomme de brebis
herstellte, und dazu sehr gut, der ist weit bekannt, der Tomme de Montredon.
Autorin:
José Bové, Jahrgang 1953, kam Mitte der 70er Jahre mit Frau und Baby ins Larzac,
er besetzte einen verlassenen Hof in Montredon – und blieb.
Roquefort ist die älteste geschützte Herkunftsbezeichnung überhaupt: Appellation
contrôlé. Angeblich schätzte ihn schon Karl der Große. Monatelang reift er in einem
der unterirdischen Gewölbe in Roquefort-sur-Soulzon. Die Abhängigkeit der
Schafzüchter nutzten die Roquefort-Unternehmen, um die Milchpreise zu drücken.
Musikakzent
Atmo und O-Ton Christian Roqueirol draußen im parc d’agnelage, der
„Lämmergeburtsstation“ bei strömendem Regen
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frei nur auf Französisch
Ici vous êtes dans le parc d’agnelage. Comme je fais de pleine aire intégrale mes animaux
sont toujours dehors, donc c’est un parc dans lequel il y a des mangeoirs pour leurs mettre à
manger, il y a l’eau, il y a tout ce qu’il faut, il y a des abris et là il reste une quarantaine des
brebis qui vont encore mettre bas qui n’ont pas encore leurs agneaux
unter
Autorin:
Ein parc d’agnelage. Eine „Lämmer-Geburtsstation“ unter freiem Himmel. Eisiger
Regen prasselt auf den Schirm, fast hätte der Wind ihn mir aus der Hand gerissen.
Vom Dauerregen ist der Boden aufgeweicht. Keine Spur von Frühling. Das Wetter
spielt verrückt, auch in Südfrankreich. Christian Roqueirol ist Schafzüchter, in
schweren Stiefeln stapft er voran, zeigt mir seine Schafe: 200 Mutterschafe, die hier
ihre Lämmer zur Welt bringen.
O-Ton und Atmo Christian Roqueirol
La saison de naissance c’est mars, avril, oui, normalement c’est mi-mars à mi-avril. Les
brebis portent cinq mois, donc ça laisse peu de possibilités. Certains éléveurs font trois
agneaulages en deux ans, mais ça demande des téchniques très poussé, des groupages de
chaleur avec des hormones, toutes ces choses que je n’aime pas trop moi, avec de la
sémination artificielle. Moi j’ai des béliers, c’est une lutte naturelle on appelle ça la lutte, le
moment où on met le bélier avec les brebis, c’est la lutte, donc la lutte naturel à la période
sexuelle naturelle normale, donc octobre, novembre et misebas au printemps
Sprecher 3:
Um diese Jahreszeit, im März, April kommen die Lämmer zur Welt. Schafe tragen
fünf Monate, das lässt den Züchtern wenig Spielraum. Manche schaffen es auf drei
Geburtszyklen in zwei Jahren, aber dazu braucht es ausgefeilte Technik,
Temperatursteuerung mit Hormonen und so, lauter Dinge, die ich nicht mag, auch
künstliche Befruchtung. Ich hab’ meine Böcke, da ist die natürliche Brunst, so heißt
die Zeit, wenn man den Bock mit den Schafen zusammenbringt, die natürliche
Paarungszeit im Oktober, November, und dann im Frühling kommen die Lämmer zur
Welt.
Atmo hoch
15
Autorin:
Die Causse du Larzac sind Teil des Parc naturel des Grands Causses des
Cévennes. 2011 erklärte die UNESCO die seit Jahrhunderten durch Schafzucht und
Hirtentradition geprägte Region zum Weltkulturerbe.
nur auf Französisch
O-Ton mit Atmo Christian Roqueirol
Les éléveurs laitiers enlèvent l’agneau à un mois, moi j’enlève l’agneau à trois mois et démi,
quatre mois et à cette age là, les brébis ne se plaignent pas parce que les agneaux sont gros et
ils ont des dents et leurs font mal au tétines quand ils têtent. Et celui-là derrière il est né la
nuit dernière … les brébis se débrouillent tout seul.
Autorin:
Die Züchter von Milchschafen nehmen in der Regel schon nach einem Monat den
Mutterschafen die Lämmer weg, erklärt Christian Roqueirol. Er aber mache das nicht;
seine Lämmer bleiben drei bis vier Monate bei den Muttertieren, für die Schafe ist
das besser, die Lämmer sind dann groß und haben Zähne bekommen. Erst
dann bringt Christian Roqueirol sie zum Schlachten. Das Fleisch und andere
Produkte verkaufen die Larzac-Bauern direkt in Millau im eigenen Laden, der
von den Kunden sehr geschätzt wird.
O-Ton Christian Roqueirol im Gespräch am Tisch
On a diversifié par rapport à ce qui se faisait avant. Ici, c’était une région de
monoproduction, brébis-laitière.
Sprecher 3:
Früher war diese Region auf nur eine Art der Bewirtschaftung ausgerichtet,
die Aufzucht von Milchschafen. Wir haben das verändert, es ist jetzt
abwechslungsreicher.
Autorin:
Im Haus ist es angenehm warm. Zwei betagte Hirtenhündinnen hatten mich
freundlich begrüßt, ihre Pfotenabdrücke zieren meinen Regenmantel. Christian
Roqueirol hat sein Haus im Weiler Saint Sauveur selbst gebaut. Die Aussicht ist
atemberaubend, über die Schlucht hinweg geht der Blick auf Felsformationen, am
Horizont zeichnet sich ein Regenbogen ab.
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Christian Roqueirol ist Mitte Fünfzig, ein sympathischer grauhaariger Mann. Um
diese Jahreszeit hat er besonders viel zu tun. Außerdem beansprucht ihn seine
Tätigkeit als Sekretär der Kleinbauerngewerkschaft Confédération paysanne, die
ihren Hauptsitz in Paris hat. Die Confédération paysanne hat dem mächtigen
Agrobusiness den Kampf angesagt und streitet für eine ausgewogene kleinteilige,
soziale und umweltverträgliche Landwirtschaft.
O- Ton Christian Roqueirol
Et maintenant ici il y a des éléveurs des volailles, des éléveurs des vaches à viande, de vache
à lait tente, des brébis à lait, il y a des éleveurs des cochons qui font la transformation
fermière, il y a des gens qui font eux même le fromage à la ferme plutôt que vendre le lait à
Roquefort. C’est toute cette diversité un peu de choses nouvelles qui a permis que les jeunes
se puissent installer sur des petits structures et arrivent à continuer à vivre ici. Parce que
quand on valorise mieux nos productions on n’a pas besoin d’avoir des grands troupeaux,
par contre on arrive à valoriser le lait de brebis par exemple presque trois fois le prix que
Roquefort le paie, en fournissant un peu de travail supplémentaire mais avec une petite
structure on peut faire vivre plus de monde justement.
Sprecher 3:
Heute haben wir hier auch Geflügelzüchter, Rinderzüchter, Milchrinder, Milchschafe,
es gibt Schweinezüchter und Leute, die ihren Schafskäse selbst auf ihrem Hof
herstellen, statt die Milch wie früher an die Roquefort-Unternehmen zu verkaufen.
Diese Vielfalt hat es ermöglicht, dass sich junge Leute hier niederlassen und auch
behaupten können, auf kleinen Höfen und in überschaubaren Strukturen. Wenn wir
unsere Erzeugnisse besser vermarkten, brauchen wir auch keine großen Herden
mehr, im Gegenteil, wir schaffen es sogar, den Milchpreis auf das Dreifache zu
steigern im Vergleich zu dem, was Roquefort dafür bezahlt. Das erfordert zwar etwas
mehr Arbeitseinsatz, aber in kleineren Strukturen können davon auch mehr Leute
leben.
Autorin:
1981 hatten die Bauern den Kampf ums Larzac gewonnen, und ein Teil der Region
wurde nun vom Landwirtschaftsministerium an die Gemeinschaft des Larzac zur
Bewirtschaftung übertragen. Wenige Jahre später wurde die Société civile des terres
du Larzac, SCTL, gegründet. Sie entscheidet darüber, wie das Land verteilt wird und
wer sich im Larzac niederlassen kann. Junge Bauern müssen das Land nicht kaufen,
sondern bekommen es zur Pacht. Heute leben 25 Prozent mehr Bauern im Larzac
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als noch zu Beginn der 70er Jahre. Ein großer Erfolg, wenn man weiß, dass in
Frankreich immer mehr Bauernhöfe verschwinden.
O-Ton Christian Roqueirol
Je suis donc paysan du Larzac depuis 1975 on va dire parce que je suis arrivé sur le Larzac à
cette époque. Je ne suis pas originaire du Larzac, je ne suis pas un pur porc comme on dit ici,
je suis arrivé quand j’avais vingt ans et j’étais objecteur de conscience. Je devrais faire le
service civil à la place du service militaire et j’étais insoumis au service civil puisque servic
ecivil c’était une obligation d’aller travailler à l’office nationale des forêts en France pendant
deux ans au lieu d’un an de service militaire et donc je suis allé faire en quelque sorte un
service civil sauvage on va dire sur le Larzac.
Sprecher 3:
Seit 1975 bin ich Bauer im Larzac, ich bin eigentlich nicht von hier, bin also kein
Vollblut, wie man hier so sagt. Ich war zwanzig Jahre alt und Kriegsdienstverweigerer
als ich herkam. Eigentlich hätte ich Ersatzdienst leisten sollen anstelle des
Militärdienstes. Ersatzdienst, das hieß damals in Frankreich, dass man verpflichtet
war, zwei volle Jahre im Büro des nationalen Forstamts zu arbeiten, anstatt ein Jahr
den Militärdienst abzuleisten. Da wollte ich lieber wild auf dem Larzac meinen
Ersatzdienst leisten.
Autorin:
Er habe lange nach einem geeigneten Ort für sich und seine Tiere gesucht, sagt
Christian Roqueirol. Einen Platz, der weit genug vom Militärgelände und den
Manövern entfernt liegt.
.
O-Ton Christian Roqueirol
J’ai côtoyé pendant quatre ans, quand je suis arrivé en tant qu’objecteur de conscience,
quand je suis arrivé en tant que objecteur, à plusieurs objecteurs on a occupé une ferme que
les militaires avaient racheté où il n’y avait pas d’habitants pour que les militaires ne
viennent pas la détruire, on avait occupé et puis on avait monté un centre de recherche sur les
non-violences et un an après, moi, j’ai estimé que mon service militaire était terminé, j’avais
fait mes deux ans, une année de militant pour les objecteurs et une année militante sur le
plateau dans cette ferme et je suis avec un autre jeune qui était berger allé à la demande des
paysans du Larzac occuper une autre ferme mais pour faire paysan là. Et de cette ferme là, je
ne suis resté que quatre jours dans la maison, dans l’habitation, les militaires nous ont sortis
de force, la police, et on a construit une habitation juste à côté de cette ferme et on a
cohabité les militaires qui occupaient la ferme avec les barbelès autour, mirador avec les
sentinelles etcetera, le drapeau tous les jours qu’on lève avec la musique, c’était une petite
caserne et on était juste à quelques mètres.
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Sprecher 3:
Als Kriegsdienstverweigerer habe ich fast vier Jahre auf Tuchfühlung mit Soldaten
gelebt. Wir waren mehrere Kriegsdienstverweigerer und hielten ein von
der Armee aufgekauftes Bauernhaus besetzt, damit die Armee es nicht zerstören
konnte. Wir machten daraus ein Zentrum zur Erforschung des gewaltlosen
Widerstands. Als ich dann ein Jahr später der Meinung war, dass ich meinen
Ersatzdienst abgeleistet hätte, zog ich los, zusammen mit einem jungen Mann, einem
Schäfer, um einen weiteren leerstehenden Hof zu besetzen, wo ich mich als Bauer
niederlassen wollte, dazu hatten uns die Larzac-Bauern angeregt. Auf diesem Hof
blieben wir aber nur ganze vier Tage, dann erschien nämlich die Militärpolizei, die
uns gewaltsam rausholte. Daraufhin bauten wir uns selbst eine Behausung, direkt
neben dem geräumten Hof und lebten Seite an Seite mit den Soldaten, die um ihr
Gehöft Stacheldraht gezogen und einen Wachturm und Wachposten aufgestellt
hatten: jeden Morgen Fahnenappell, dazu Marschmusik, kurz, eine kleine Kaserne,
und wir waren nur ein paar Meter nebenan.
Anfang frei auf Französisch
O-Ton Léon Maillé
Et puis maintenant on commence à parler du fermeture du Camp du Larzac, l’armée il faut
qu’elle fasse ses économiés, le camp du Larzac n’est pas trés utile, et maintenant les armées
on beaucoup changé par rapport il y a trente ans. Donc l’histoire nous a démontré que
l’utilité publique d’un moment, elle ne peut ne plus l’être vingt ou trente ans après, voilà.
Donc on a bien fait de se bagarrer et du coup si il n’ y avait pas eu la bagarre et qu’on ait
gagné et ben peut-être que le camp aurait été agrandi et le Larzac n’aurait pas été classé au
patrimoine mondial de l’humanité, donc l’histoire nous a donné raison.
Sprecher 2:
Und heute reden sie davon, dass das Militärcamp geräumt werden soll, die
Armee muss sparen und so unentbehrlich ist dieses Militärgelände nun auch wieder
nicht, außerdem hat sich auch beim Militär einiges geändert. Also beweist uns die
Geschichte doch, dass ein vermeintlich öffentliches Interesse, ein angeblich
dringender Bedarf sich zwanzig, dreißig Jahre später erledigt haben kann. Es war
also genau richtig, dass wir gekämpft haben, denn hätten wir das nicht getan und
hätten wir nicht gewonnen, dann wäre das Militärgelände erweitert und das Larzac
wäre nicht zum Weltkulturerbe erklärt worden, also, wie man sieht hat uns die
Geschichte recht gegeben.
19
Autorin:
Wie die Gebäude, die Kasernen und das Gelände zukünftig zu nutzen wären, dazu
gibt es viele Ideen, und auch schon Kontakte mit Handicap-International, eine
Nichtrefierungsorganisation, die sich um Minenopfer kümmert. Sie wären interessiert
daran, heißt es, hier ein Schulungszentrum für Minenräumarbeiten einzurichten.
Musikakzent Didier Squibon
Erzähler:
Hier seht Ihr
vor Euren Augen dieses beschworene Erbe. Ein zweifaches Erbe.
Dank der Unterstützung Tausender Verteidiger des Larzac konnte hier eine
tausendjährige Kultur erhalten bleiben und in einer durch die städtische Kultur
dominierten Zivilisation konnte hier eine zeitgemäße bäuerliche Kultur geboren
werden, hervorgegangen aus der Bewirtschaftung des Landes.
Larzac ist das Land dieser Geburt…..
Atmo - Nant, Glockenschlag der Templerkirche
frei nur auf Französisch
O-Ton Monsieur Bonnemayre, Nant
Déjà à Nant nous sommes 926 habitants, la commune de Nant fait 11 000 héctars, on est huit
habitant au kilomètre carré, voilà. Ça c’est quelque chose de très important parce que dans
les années 60, 70 c’était un handicap, il n’y avait pas assez de population,aujourd’hui c’est
devenu presque un atout
unter
Autorin:
Monsieur Bonnemayre treffe ich in der Chapelle des Pénitents, der Büßerkapelle
aus dem 17. Jahrhundert in Nant. Dort ist das Office du Tourisme untergebracht,
das zugleich ein kleines Heimatmuseum ist. Monsieur Bonnemayre mit dem
typischen Akzent des Midi freut sich über den Besuch. Nant liegt malerisch im
fruchtbaren Tal der Dourbie, der Naturtourismus ist hier eine wichtige
Einnahmequelle. 926 Einwohner hat der Ort, die Einwohnerzahl ist wieder gestiegen,
worüber man froh sei, sagt er. Als eine Hochburg der Templer hat Nant eine lange
Geschichte, die Kirche Saint Pierre aus dem 12. Jahrhundert zeugt davon.
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Weiter kurz frei nur französisch
O-Ton Monsieur Bonnemayre
La Commune de Nant c’est un petit peu les Causses Bégon avec le gros Rocher qu’on appelle
le Roc Nantais, les Gorges de la Dourbie et ensuite de l’autre côté c’est les grands causses du
Larzac ou la commune a environ 5 000 héctars, donc les Causses et les vallés, ça va
ensemble, c’est le même relief, le relief cartique.
Autorin:
Geographisch gehört Nant zu den Causses Bégon im Nordosten und den Grands
Causses du Larzac im Westen, erklärt Monsieur Bonnemayre, das Landschaftsbild
ist geprägt durch karstige Gesteinsprofile.
O-Ton Monsieur Bonnemayre
Nous avons appris par la presse justement qu’il y avait un permis de Nant pour exploiter le
gaz de schiste. Alors là, on ne sait pas du tout qu’est ce que c’est, personne, à mairie il n’y a
aucun papier, rien n’est arrivé, et oui, effectivement c’est pour extraire du gaz qui est soidisant dans le socle ancien en dessous sous les Causses et c’est un gaz qui pour être exploiter
nécessite beaucoup de produits chimiques, beaucoup d’eau et donc la population s’est levée
contre. Alors on va reprendre le slogan des annnés soixante-dix, quatre-vingtun, on veut ici la
paix, on veut des moutons, on veut pas des canons ou des gaz de schiste […] Il y a un
colléctif qui s’est créé. Ils n’ont pas de chance parce que ceux qui ont initié ce projet, ont dit
permis de Nant, Nant peut-être pour centre de ce grand rayon, de cette exploitation, et ils
n’ont pas pensé que au milieu il y a un homme qui s’appelle José Bové. Alors vous pensez
bien qu’ils sont tombés sur la bonne personne
Sprecher 4:
Die Sache mit dem permis de Nant erfuhren wir aus der Zeitung, dass eine
Genehmigung erteilt worden war, in unserer Gegend nach Schiefergas zu forschen.
Kein Mensch wusste, was das ist, auch im Rathaus war nichts darüber bekannt.
Tatsächlich handelt es sich um ein Gas, das in den tieferen Gesteinsschichten der
Causses vorhanden ist und um dieses Gas zu gewinnen, benötigt man große
Mengen an Chemikalien und Wasser. Dagegen rebellierte die Bevölkerung, der
Slogan aus den 70er Jahren kam wieder auf ‚wir wollen Frieden, Schafe, keine
Kanonen, kein Schiefergas, ein Bürgerkomitee wurde gegründet. Sie hatten aber
auch wirklich kein Glück mit ihrem Projekt, diesem sogenannten permis de Nant, mit
Nant als Zentrum dieser Gasgewinnung, sie hatten nämlich nicht daran gedacht,
dass es hier einen Mann gibt mit Namen José Bové und da, das können sie sich
vorstellen, da sind sie an den Richtigen geraten!
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O-Ton José Bové
On a découvert au mois de mars 2010 qu’il y avait un permis d’exploration pour chercher du
gaz de schiste qui avait été donné sur une zone qui fasait un peu près six mille kilomètres
quarrés (…) donc une zone très grande sur plusieurs départements. On a découvert et ça nous
a amèné à chercher qu’est-ce qu’était ce gaz, pourquoi est on est aller chercher ce gaz. Ça
nous a permis de faire le lien avec ce qui s’est passé au Etats Unis et de découvrir que les
zones géologiques sous le Larzac, sous les Cevennes étaient des zones de rochemères, donc
assez dense dans laquelle il y avait du gaz possiblement. Et que pour aller chercher ce gaz
dans cette roche qui est dûre il fallait employer une téchnique particulière qui s’appelle la
fracturation hydrolique, le fracking en anglais qui consiste à envoyer des millions des litres
d’eaux avec des produits chimiques sous terre à une très grande pression pour faire exploser
la roche pour dégager le gaz.
Sprecher 5:
Im März 2010 entdeckten wir, dass eine Genehmigung zur Erforschung des
Vorkommens von Schiefergas erteilt worden war, sie betraf ein Gebiet von etwa
6.000 Quadratkilometern, eine riesige Zone also, die sich über mehrere
Départements erstreckt.
Autorin:
José Bové, Schafzüchter, prominenter Umweltschützer und Globalisierungskritiker,
ist heute Abgeordneter der französischen Grünen im Europa-Parlament in Straßburg
und Vize-Präsident der Agrarkommission. Schafskäse stellt er nicht mehr her, dazu
fehlt ihm die Zeit. Es war nicht leicht, ihn bei sich Zuhause zu treffen und
ausgerechnet am Tag unserer Verabredung waren auf dem Dach seines Holzhauses
lautstark die Handwerker zugange, um Solarzellen zu montieren.
O-Ton Bové
Sprecher 5:
Nachdem wir das alles aufgedeckt hatten, wollten wir genauer wissen, was es mit
diesem Gas auf sich hat und wie es kommt, dass man hier danach suchen will.
So kamen wir dahinter, was sich in den Vereinigten Staaten abgespielt hatte und
brachten das in Verbindung mit den geologischen Gegebenheiten im Larzac und den
Cevennen. In seinen Tiefen hat das Gebiet ein Muttergestein, also ein sehr
undurchlässiges Gestein, das vermutlich Gas enthält. Um dieses Gas in dem sehr
harten Gestein aufzuspüren, müsste man eine besondere Technik anwenden, die
hydraulische Zertrümmerung, fracking auf Englisch, sie besteht darin, Millionen Liter
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Wasser versetzt mit chemischen Substanzen unter großem Druck in die Tiefen zu
pumpen, um den Stein zu sprengen und das Gas freizugeben.
Autorin:
Das Patent auf dieses Verfahren hält der US-amerikanische Konzern Halliburton,
Anbieter von technischen Dienstleistungen im Ölfördergeschäft. Halliburton ist
verantwortlich für die Ölpest von 2010 im Golf von Mexiko. Bis 2000 war Dick
Cheney, Vizepräsident unter George W. Bush, Vorstandsvorsitzender des Konzerns,
der in Geschäfte mit Libyen und Irak verwickelt gewesen sein soll. 2010 informierte
der US-amerikanische Dokumentarfilm Gasland eine staunende Öffentlichkeit
erstmals über die immensen Gefahren und Umweltschäden der sogenannte
Fracking-Methode zur Erdgasgewinnung.
O-Ton José Bové
Une fois qu’on a eu utilié le dossier on a décidé d’organiser la mobilisation parce qu’on s’est
rendu compte de quelque chose incroyable, un peu comme pour l’affaire du Larzac, c’est que
la décision a été prise sans que personne ne soit au courant. Quand on a rencontré les
maires, quand on a rencontré les présidents des conseils généraux, régionaux, les élus des
parcs naturels, personne n’était au courant. Et donc c’est quelque chose qui a été décidé par
l’Etat sans aucune discussion, aucune concertation, aucun débat public. Et donc évidemment
les gens étaient trés choqué, et les maires aussi.
Sprecher 5:
Nachdem wir das alles herausgefunden hatten, beschlossen wir die Öffentlichkeit
zu mobilisieren, weil uns klar geworden war, dass sich da etwas Unglaubliches
abspielte, in etwa so wie damals bei der Auseinandersetzung mit dem Militär um
Larzac: es waren Entscheidungen getroffen worden, ohne die Betroffenen
einzubeziehen und zu informieren. Als wir die Bürgermeister, die Vorsitzenden der
Regionalräte und Vorstände der Naturschutzgebiete trafen, stellte sich nämlich
heraus, dass niemand auf dem Laufenden gewesen war. Das war also eine Sache,
die man auf staatlicher Ebene beschlossen hatte, ohne jede Diskussion, ohne
Abstimmung, ohne öffentliche Debatte. Natürlich war die Bevölkerung darüber
schockiert, aber auch die Bürgermeister.
O-Ton Monsieur Bonnemayre
La manifestation était prévu le 17 avril 201, et le 17 avril, alors là, le village de Nant on a vu
arriver des voitures de partout, on a estimé six, dix mille personnes qui sont venus déjeuner là
sur l’herbe et les élus, conseiller généraux, cette manifestation, aprés ils avaient
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organisél’après-midi une petite balade de six kilomètres autour du village à Nantparce que
ici il y a des rivières, ils ont fait le tour de ces rivères, voilà.
Sprecher 4:
Die Demonstration sollte am 17. April 2011 in Nant stattfinden, und an diesem Tag,
da war was los hier! Von überall her kamen die Autos. Wir schätzen, dass es
zwischen sechs- und zehntausend Teilnehmer waren, auch einige Abgeordnete und
Regionalräte, die zusammengekommen waren zum Picknick auf der Dorfwiese.
Später fand dann noch ein kleiner Spaziergang rund um Nant entlang der Bäche und
Flüsse statt.
Autorin:
Nach den Protesten in Nant wurde die Genehmigung zurückgezogen. Seit Juli 2011
verbietet ein Gesetz in Frankreich das fracking. Konzerne, die Schiefergas fördern
wollen, müssen nachweisen, dass sie über andere Technologien verfügen – die es
derzeit nicht gibt.
O-Ton Bové
On peut le dire puisque c’est ici que la mobilisation a démarré et que le premièr article de
presse avait titré “Gazarem lo Larzac” qui est un petit peu un jeu de mot avec Gardarem lo
Larzac, voilà, on voit bien quel était le lien, le fait que ils se sont trompés, ils auraient jamais
du mettre le Larzac dans ce permis, tant pis pour eux, ils auraient jamaisdu mettre le centre
du permis à Nant qui était une des communes du Larzac même si c’est dans la vallée, voilà,
ça a été un catalyseur avec évidemment toute l’histoire du passé et la capacité de se mobiliser
et aussi le symbôle que ça représentait pour tous les gens qui étaient dans la même situation
que nous.
Sprecher 5:
Ja, das kann man so sagen: der Protest ging vom Larzac aus. Ein erster
Presseartikel titelte „Gazarem lo Larzac“, ein Wortspiel mit Gardarem lo Larzac,
Bewahren wir das Larzac. Der Zusammenhang war nicht zu übersehen. Sie waren
einem Irrtum aufgesessen und sie hätten wohl nicht ausgerechnet Nant zum Zentrum
dieser Gasgewinnung auswählen sollen, Nant als eine der Gemeinden, die zum
Larzac gehört, auch wenn sie im Tal liegt. Pech für sie. Die Geschichte des Larzac
mit seiner Fähigkeit die Leute zu mobilisieren, wurde zum Auslöser, sie ist ein
Symbol geblieben für all die Menschen, die in derselben Lage sind wie wir es waren.
Musikakzent: Un païs que vol viure
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Absage:
Larzac: 40 Jahre Widerstand oder Von Hirten und Schafen
Ein Feature von Ruth Jung
Sie hörten eine Produktion des Deutschlandfunks 2012
Es sprachen: Therese Hämer, Manuela Alphons, Jean-Paul Baeck, Claus-Dieter
Clasnitzer, Hans-Gerd Kilbinger, Jochen Langner, Ulrich Marx, Caroline Schreiber
und Christian Tasche.
Ton und Technik: Hans-Martin Renz und Kiwi Hornung
Regie: Susanne Krings
Redaktion: Karin Beindorff
Literaturhinweise:
Christiane Burguière (Préface de José Bové): Gardarem! Chronique du Larzac en
lutte; Éditions Privat Toulouse 2011
Solveig Letort (Préface de Stéphane Hessel): Le Larzac s’affiche; Éditions Seuil
Paris 2011
Pierrre-Marie Terral: Larzac. De la lutte paysanne à l’altermondialisme; Éditions
Privat Toulouse 2011
www.larzac.org
Tous au Larzac; Documentaire de Christian Rouaud 2011; César 2012

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