Pfingsten 2012

Transcription

Pfingsten 2012
Kinder,
immer
mittendrin
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Akt
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berei
zur Vor
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Pfi
2012
Porträts von Kindern im Osten Europas
 Reportagen aus Polen, der Ukraine und aus Litauen
 Bausteine für den Gottesdienst  Materialien für Schule und Pfarrei

Liebe Leserin,
lieber Leser!
D
Dieses Aktionsheft, aber
auch eine
ganze
Menge
„Bonusmaterial“
können Sie
auf unserer
AktionsCD-ROM an­
klicken. Zusätzlich zum
Heft finden Sie
Länderinformationen und
-landkarten,
anschauliche
Materialien für
Schülerinnen
und Schüler
und auch für
die Pfarrei.
Extra-Bonus:
ein RenovabisEM-Spielplan!
anke, dass Sie mich zu Beginn Ihrer Lektüre
dieses Heftes nicht überblättert haben, sondern etwas von Ihrer kostbaren Zeit und Aufmerksamkeit auf mich verschwenden wollen. Ich verspreche mich kurz zu fassen.
Die meisten von Ihnen – das Aktionsheft hat eine
Auflage von 60.000! – dürften sich dieses Heft mit
der Frage im Hinterkopf anschauen, was Sie davon in
Ihrer Gemeinde, Ihrer Schule, Ihrem Verband etc. verwenden können, um das Thema der diesjährigen Renovabis-Pfingstaktion am besten „unter die Leute zu bringen“. Ich hoffe, dass
dieses Heft mit seinem reichhaltigen Mix
aus geistlichen Anregungen zum Pfingstfest,
bewegenden Erzählungen über Einzelschicksale von Kindern und eingestreutem Faktenwissen Ihnen alles Notwendige an die Hand geben wird.
Wenn in diesem Jahr Polen und die Ukraine wegen
der Fußball-EM in aller Munde sind, sollten wir uns
nicht mit den Blick auf die schönen Stadionkulissen
begnügen, sondern uns auch für die Menschen in den
Ländern interessieren, die nichts oder nur sehr wenig
von den Millioneneinnahmen der übertragenden Fernsehanstalten zu sehen bekommen. Diesen Menschen
am Rande gilt unsere Solidarität. Und Hand aufs Herz
– wundert es uns wirklich, dass die Kinder – wieder
einmal – besonders leer ausgehen, und das, obwohl
sie die Zukunft in all diesen Ländern sind?
Bei uns soll das nicht so sein. Wir folgen dem Beispiel Jesu, der immer wieder Menschen „in die Mitte!“ gerufen hat, die von anderen stigmatisiert, marginalisiert, diskriminiert oder einfach nur übersehen
wurden. Heute „stellt er ein Kind in unsere Mitte“
(Mk 9,36). Wenn wir
dasselbe tun, wird
sich unsere Welt sehr
schnell ändern – wetten, dass?
Mein Tipp: Lesen
Sie sich zur Einstimmung das eine oder
Pater Stefan Dartmann SJ
andere Kinderporträt
Renovabis-Hauptgeschäftsführer
durch. Was ich dort gelesen habe, ist weit aufschlussreicher als alle Zahlen
und Statistiken über „Euro-Waisen“ und die Situa­tion in
den Ländern Osteuropas. Und wenn Sie die Menschen
hier in Deutschland für unsere Kollekte motivieren wollen, würde es mich nicht wundern, wenn auch Sie sich
am Ende entscheiden, einfach zu erzählen von Szabina, Marian oder Tolja. Ich verspreche, man wird Ihnen
zuhören. Die Kinder sowieso, aber auch die Erwachsenen, die mehr Möglichkeiten haben zu helfen …
Für uns bei Renovabis sind Sie in diesen Wochen
unser Mann und unsere Frau. Der Erfolg der Aktion
hängt ganz wesentlich davon ab, ob Sie sich für unsere Botschaft motivieren lassen. Nur so werden Sie
glaubwürdige Überbringer unseres Anliegens sein.
Danke, dass Sie mir Ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Wenn Sie Vorschläge und Wünsche
haben, wie wir Ihnen besser helfen können, uns und
damit den Menschen in Mittel-und Osteuropa zu helfen, schreiben Sie uns: [email protected]
Ihr
Kinderporträts
Szabina
Marian
Laurenţ
iu
A n g e li n a
Wer sind eigentlich die Kinder in den Ländern Osteuropas?
Wie leben sie? Was macht ihnen Freude, was bedrückt
sie? Einige von ihnen haben für Renovabis Fragebögen
ausgefüllt und Fotos von sich geschickt. – Ein kleiner
­Einblick in ihr Leben. Diese Geschichten finden Sie hier
im Heft auf den Seiten 3, 5, 11, 17, 23, 25, 29, 33 und 45,
jeweils in den Kästen „Kinderporträt“.
Inhalt
Kinderporträt
Tolja mag nicht still sitzen
Einführung
Kinder, immer mittendrin?!
4
Kinder Kind sein lassen
6
Unterwegs in Rumänien
Momentaufnahmen in Text und Bild
eines Freiwilligendienst-Leistenden
Die Würde der Kinder achten
Impulse für die Seelsorge
10
Reportage-Impuls 1
Die alleingelassene Generation
Euro-Waisen im EM-Land Ukraine
18
Pfingsten entgegengehen
Bausteine für Familiengottesdienste
am 7. Sonntag der Osterzeit
und zu Pfingsten 2012
Aktiv in Pfarrei und Verband,
Schule und Kindergarten
24
Reportage-Impuls 2
„Mama wagte es wegzufahren,
damit es uns gut geht“
Euro-Waisen im EM-Land Polen
30
Grafische Elemente und
Textbausteine 2012
32
Litauens Leidenschaft und
lange Lieblinge
Basketballfieber in Litauen
36
Schulstunden-Sequenz
„Er stellte ein Kind in ihre Mitte“
für die 4. Grundschulklasse und bis zur
6. Klasse weiterführender Schulen
40
Angebot für den Kindergarten:
„Klein, aber oho!“
Vier Projekttage für Kinder
zwischen 4 und 6 Jahren
Tolja ist sechs Jahre alt und kommt aus Novosibirsk in
Russland. Er wohnt mit seinen Eltern und drei Geschwistern in einem Zimmer im neunten Stock eines Hochhauses. Die Familie benutzt eine Gemeinschaftsküche mit
den anderen Mietern zusammen, es gibt aber nicht immer eine Mahlzeit, weil das Geld knapp ist. Die Mutter
ist Hausmeisterin, der Vater ist Hilfsarbeiter auf Baustellen. Tolja beantwortete einige Fragen sehr prägnant:
Was macht dich froh?
Herumlaufen und laut
sein, draußen ­spielen, an
der ­frischen Luft sein.
Was macht dich traurig?
Wenn ich ins Bett gehen
muss. Wenn ich still ­sitzen
muss.
Was wünschst du dir?
Hast du einen Traum?
Sag ich nicht, sonst geht es
nicht in Erfüllung!
Weißt du schon, was du
später einmal für einen B
­ eruf
­haben möchtest?
Polizist.
Was ist dein Lieblingsessen?
Brötchen mit süßen Nüssen
drauf und Schokolade.
Für Kinderzentren spenden!
Die Kinderzentren der Caritas in
Westsibirien können Sie mit Ihrer
Spende gezielt unterstützen. Besuchen Sie unsere Projektdatenbank
im Internet: http://www.renovabis.
de/projekte
So hilft Renovabis
Tolja besucht einen Kinderclub – eine Einrichtung der
Caritas in 17 Städten Westsibiriens. Kinder aus gefährdeten oder sehr armen Familien können hier essen, spielen und lernen; Toljas Mutter
kann tagsüber arbeiten gehen. Ein typischer Tag im Kinderclub beginnt um 8 Uhr mit dem Frühstück. Die Kinder turnen dann, ­spielen und basteln. Das Mittagessen
wird gemeinsam mit den Kindern zubereitet – so lernen
die Kinder kochen. Nach dem Essen um 14 Uhr wird ein
Spül- und Aufräumdienst eingeteilt. Anschließend werden Hausaufgaben gemacht, Tolja lernt gerade Buchstaben. Im Anschluss gibt es noch eine „Blitzrunde“: was
war gut – was nicht – und der nächste Tag wird geplant.
Tolja geht gegen 17 Uhr nach Hause. Abendessen gibt
es, wenn der Vater von der Arbeit nach Hause kommt
(oft sehr spät: ca. 21 Uhr).
Seit 2006 hat Renovabis in Kooperation mit dem Deutschen Caritasverband Kinderclubs in Westsibirien unterstützt. So konnte ein Netz kirchlicher Jugendsozialarbeit
in Russland aufgebaut werden.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten
5, 11, 17, 23, 25, 29, 33 und 45; ebenso
auf der CD-ROM zur Pfingstaktion.
Die Würde der Kinder achten
I
m Leben und Schicksal der Kinder Osteuropas werden die Sorgen ebenso wie die Hoffnungen der Menschen in unseren östlichen Nachbarländern unmittelbar greifbar. Über unsere Projektpartner und über
die zahlreichen Partnerschaftsgruppen, mit denen die
Aktion Renovabis in Verbindung steht, rücken die Kinder aus Europas Osten näher in unser Blickfeld und
damit in unsere Mitverantwortung.
Oft verbauen uns Klischees die Sicht auf die Wirklichkeit. Eine differenzierte Wahrnehmung auf die Lebenswelten von Kindern bei uns und eben auch in den
Ländern Mittel- und Osteuropas kann uns klar machen, inwiefern „Kinder immer mittendrin“ sind: Sie
helfen im Stall beim Füttern, sie sind dabei, wenn
Schlachtfest gefeiert wird, sie sind genauso dabei,
wenn ihre Eltern mit ihnen das Zuhause verlassen
müssen, wenn sie weggjagt werden. Sie sind betroffen,
wenn Bürgerkriege sie in Gefahr bringen, sie werden
überfordert zurückgelassen, wenn ihre Eltern
– selber in Not, vielleicht mit Hoffnung – nach einer
neuen Perspektive in einem Land weiter westlich suchen. Sie sind unschuldig mittendrin, wenn Volksgruppen einander hasserfüllt bekämpfen.
Die Anträge der Projektpartner an Renovabis zeigen, dass ihnen die Hilfe für Kinder besonders wichtig
ist. Nach wie vor gehören in den Transformationsländern Mittel- und Osteuropas die Kinder häufig zu den
Verlierern der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen. Deshalb wird jedes Jahr ein erheblicher Teil
der Projektmittel zur Förderung von Kindern eingesetzt. Dabei geht es um ein breites Spektrum pastoraler, sozialer und Bildungsprojekte. Die Projektpartner in den 29 Ländern, in denen Renovabis tätig ist,
konnten in den letzten beiden Jahrzehnten mit Hilfe
der Renovabis-Spender vielen Kindern Hoffnung geben und engagieren sich in gleicher Weise zuverlässig
weiter. Renovabis bleibt mit ihnen über die Fortent-
Foto: Hendrik Soster
Kinder Kind sein
lassen
Walnuss-Spaßbad eines
rumänischen Jungen
wicklung ihrer Projekte im Gespräch und ermutigt sie
dazu, Kindern eine Stimme zu verleihen. Die Menschen in Europa werden die Herausforderungen des
21. Jahrhunderts nur gemeinsam bestehen können.
Reno­vabis will den Blick weiten und darauf lenken,
dass es bei der Sorge um die Kinder in Osteuropa um
die ­Sicherung einer gemeinsamen Zukunft in Europa
in Gerechtigkeit und Frieden geht.
Konkret gefördert werden Heime und Tagesstätten
für Waisen und Straßenkinder, ebenso für Kinder, die
unter den Folgen von Arbeitsmigration leiden, den so
genannten „Euro-Waisen“. Es geht um Integrationsprojekte für Kinder aus gesellschaftlichen Randgruppen und von diskriminierten Minderheiten wie den
Roma. Unterstützt werden auch Sozialeinrichtungen
und Heime für behinderte Kinder oder der Bau und die
Ausstattung von pastoralen Kinder- und Jugendzentren. Reli­giöse Erfahrungen vermitteln die Projektpartner von Renovabis durch eigens geprägte Freizeiten,
die „Ferien mit Gott“. Ebenso werden Schulen und
Bildungseinrichtungen mit besonderem Profil gefördert wie auch Beratungsangebote für Eltern in Fami­
lienzentren.
Mit Renovabis Perspektiven schaffen
Rund 150 Millionen Kinder leben in Mittel-, Ost- und
Südosteuropa, einschließlich der Nachfolgestaaten
der einstigen Sowjetunion. Diese Kinder stehen für
die Zukunft ihrer Länder und werden das Gesicht des
zusammenwachsenden Europas prägen. Die Vergangenheit des Kommunismus kennen sie – wie die im
Westen Europas aufgewachsenen Kinder – allenfalls
noch vom Hörensagen. Über die Gegenwart können
sie noch nicht mitbestimmen. Die Gegenwart: Das ist
für die Menschen im Osten Europas ein sehr mühevoller Weg, in manchen Ländern gelegentlich auch ein
verheißungsvoller, vielleicht sogar manchmal erfolg-
Kinder, immer mittendrin?! 5
reicher Weg, an vielen Orten aber eher ein enttäuschender und allzu langsam zu einem besseren
­Leben führender – und die Kinder: Immer mittendrin!
Positiv-fröhlich mischen sie mit, andererseits: misshandelt, leidend, krank(-gemacht), wehrlos, benutzt,
alleingelassen, ihrer Zukunft beraubt.
Viele Kinder erhalten dank der Hilfe von Renovabis
dennoch eine Perspektive. Anderen ist dieser Weg
schon früh verstellt. Doch bietet der große Umbruch in
den Ländern im Osten Europas den Kindern auch
Chancen und Hoffnungen. Ob sie wohl für eine möglichst große Zahl von ihnen in Erfüllung gehen?
Viele Projekte gibt es, die Familien stärken; dazu
müssen Eltern und auch Kinder Orientierung erfahren,
Werte vermittelt bekommen und schätzen lernen.
Dass Gewalt lebensfeindlich ist und Gegengewalt und
Hass der eigenen Zukunft schaden, wird ebenso vermittelt wie der Wert eines Zuhauses im Unterschied zu
einem Leben auf der Straße.
Renovabis-Hoffnungszeichen, die unsere Projektpartner im Osten Europas für die Kinder verwirk­lichen,
sind wertschätzende Unternehmungen, bei denen die
Kleinen etwas von ihrer Würde, ja von der Gotteskindschaft, erleben: Kinder sollen sorglos Kind sein dürfen!
Thomas Schumann
Kinderporträt
Szabina aus Rumänien
trauert um ihren Papa
„Ich bin Szabina, zwölf Jahre, aus Satu
Mare in Rumänien. Ich lebe mit meiner
Mutter und meiner Großmutter zusammen. Vor einem Jahr im November ist
mein Vater gestorben. Wenn ich daran
denke, bin ich immer sehr traurig. Meine
Mutter war Putzfrau bei einer Firma. Der
Firma geht
So sieht ein Tag bei mir aus,
es finanzi­etwa ein Montag im letzten Noell nicht so
vember: Ich stehe ich um 7 Uhr
gut, darum
auf, putze meine Zähne, ziehe
wurde meimich an und gehe ins „Haus der
ne Mutter
Freundschaft“ – das ist nicht
vor einem Monat entlassen.
weit von dort, wo ich wohne.
Jetzt ist sie arbeitslos, aber
Dort mache ich Hausaufgaben.
sie hat sich bei verschiedenen
Ich bin froh, dass mir eine ErzieFirmen beworben, auch bei eiherin bei den Mathehausaufganer Schokoladenfabrik.
ben hilft. Danach proben wir das
Ich wohne in einem WohnKrippenspiel für unsere Weihblock mit vier Stockwerken.
nachtsfeier und singen WeihUnsere Wohnung ist im Erdgenachtslieder. Ich esse zu Mittag,
schoss. Wir haben ein kleines
dann bekomme ich das PausenZimmer, ein Zimmer mit einem
brot für die Schule und um
Küchenteil und ein Badezim11.40 Uhr gehe ich in die Schumer. Eine Heizung haben wir
le. Auf meinem Stundenplan
nicht, wir heizen mit dem Gas­stehen Mathematik, Rumänisch,
herd. Das Wasser zum Baden
Englisch, Geschichte und Zeichmüssen wir auch auf dem
nen. Um 18 Uhr gehe ich nach
Gasherd erwärmen. Ich schlaHause. Ich höre noch ein bissfe mit meiner Oma in einem
chen Musik und helfe meiner
Bett und meine Mutter schläft
Mutter bei der Hausarbeit, je
in dem anderen Bett.
nachdem was zu tun ist – spülen, fegen, usw. Um 20 Uhr
Meine Lieblingsfächer in der
­essen wir zu Abend. Es gibt
Schule sind Turnen und Musik.
Schmalzbrot mit Tee. Mein LiebRumänisch kann ich auch gut,
lingsessen sind Pommes mit
weil mein Vater mit mir RumäKetchup. Ich kann das auch
nisch gesprochen hat und ich
selbst machen, aber nur selten,
die rumänische Gruppe im
weil das Öl sehr teuer ist …
Kindergarten besucht habe.
Jetzt besuche ich eine Klasse mit Ungarisch
als Unterrichtssprache, und zu Hause spreche ich mit meiner Mutter ebenfalls Ungarisch. Ich möchte das Abitur machen, dann
eine Ausbildung zur Maniküre und einen
­guten Arbeitsplatz finden.“
So hilft Renovabis
Szabinas Familie ist sehr arm. Sie leben
von der Rente der Großmutter, das sind
ca. 180 Euro im Monat. Nach den Ausgaben für Gas, Wasser, Strom und die Medikamente für die Großmutter bleibt nicht
viel übrig.
Szabina besucht das „Haus der Freundschaft“, ein Tageszentrum für Kinder zwischen 6 und 16 Jahren, das die ­Caritas
­Satu Mare mit Unterstützung von Renovabis betreut. 60 Kinder aus sehr armen Familien können dort ihre Freizeit verbringen, bekommen regelmäßige Mahlzeiten, können
­duschen und werden in ihrer Entwicklung von Pädagogen,
Psychologen und Sozial­
Freiwilligendienst in Rumänien
arbeitern begleitet. Ziel
ist es, den Kindern trotz
Was junge Freiwillige in den zwölf MoArmut ein würdiges, ponaten ihres Auslandsaufenthaltes erlesitives ­Leben zu ermög­
ben, z.B. in Rumänien, können Sie in
diesem Heft auf den Seiten 6 bis 8
lichen und ihnen durch
nachlesen, außerdem im FreiwilligenSchulbildung und Perblog von Renovabis.:
sönlichkeitsförderung eihttp://blog.renovabis.de/themen/
ne Perspektive für ihr eifreiwillige-rumanien/
genes Leben zu ermöglichen. Nach Bedarf bekommen die Kinder Kleider, Schuhe und Schulmaterialien.
Im „Haus der Freundschaft“ haben die Kinder auch einmal
in der Woche Religionsunterricht und die Kinder bereiten
sich mit Freude auf Feiertage wie Ostern, Erntedank, Nikolaus oder Weihnachten vor. Sie schmücken das Haus, basteln auch für zu Hause, lernen Lieder, Gebete oder spielen
beim Krippenspiel mit. Renovabis hat das „Haus der
­Freundschaft“ 2011 mit 78.000 Euro unterstützt.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten
3, 11, 17, 23, 25, 29, 33 und 45; ebenso
auf der CD-ROM zur Pfingstaktion.
6 Kinder, immer mittendrin?!
Unterwegs
in Rumänien
Momentaufnahmen von Hendrik Soster in Bild und Text
bearbeitet von Irma Biebl
E
Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken
mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa
r strahlt uns auf dem Umschlag dieses Heftes an – der Junge aus einer
Roma-Siedlung in Rumänien. Hendrik Soster hat ihn in einem Tageszentrum
für Roma in der Nähe von Timişoara, einer
Stadt im Westen Rumäniens, fotografiert.
Hendrik ist Renovabis schon seit einigen Jahren verbunden. Von Herbst 2009
bis Sommer 2010 hat der 23-jährige aus
Leipzig mit Unterstützung von Renovabis
ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kinderheim im rumänischen Siebenbürgen geleistet. Die
­Situation von Kindern in Mittel-, Ost- und Südost­europa
ist ihm damit schon vertraut. Als bewährter Fotograf ist
Hendrik Soster für Renovabis nun durch einige aktuelle
Projekte getourt und hat seine ­Eindrücke mit der Kamera
festgehalten. Er lernte dabei soziale Projekte kennen, in
die ein Einblick für Außenstehende normalerweise nicht
möglich ist.
In Timişoara hat er verschiedene miteinander kooperierende Einrichtungen der Caritas besucht, die Renovabis
fördert bzw. in denen sich junge Freiwillige engagieren, die
Foto: Hendrik Soster
Markus 9,36
Renovabis Plakat 2012.indd 1
www.renovabis.de
Spendenkonto 94
mit Unterstützung von Renovabis ein Jahr
lang in sozialen Einrichtungen im Osten
Europas tätig sind. Dabei ist Hendrik Soster unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Kindern in Rumänien begegnet: Ob
Roma-Kinder, (Sozial-)Waisen oder Heranwachsende ohne Wohnung und Arbeit: Wie
sieht ihr Leben aus und welche Perspektiven haben sie?
Herbert Grün, Caritas-Direktor in Timişoara und langjähriger Projektpartner von
Renovabis, hat Hendrik auf seiner „Reise durch die Pro­
jekte“ begleitet. Mit Bildern und Worten illustriert er
­seine Momentaufnahmen.
Hilfe
er
für Kind
n
im Ostes!
Europa
10.02.12 11:34
„
Suppenküche für Obdachlose
Die erste Station auf meiner Reise ist die CaritasSuppenküche für Obdachlose in Timişoara. Mit selbstgebackenem Brot fahre ich mit Herbert Grün in den
kleinen Hof der Suppenküche. Die vier netten Mitarbeiterinnen warten schon auf uns, denn das Brot muss
Kolumnentitel 7
verteilt werden. Das Team besteht aus der Salvatorianerschwester Sieglinde aus Südtirol, einer 55-jährigen
Köchin, der Küchenhilfe Ana und der Renovabis-Freiwilligen Charlotte Friedrich, die seit Oktober 2011 in der
Einrichtung arbeitet. Von Anfang an erscheinen mir alle
zusammen als ein hervorragend eingespielter Kreis mit
großem Herzen. Die Aufgabe der vier besteht darin, jeden Tag für über 130 Personen, die am Existenzminimum leben, Essen zuzubereiten und dieses in kleine
Blechessensbehälter zu füllen. Natürlich komme auch
ich in den Genuss dieser exzellenten Mahlzeit.
Nach der Essensausgabe muss die Küche auf­
geräumt und geputzt werden. Ich spreche ein wenig
mit der Küchenhilfe Ana, die währenddessen die
großen Töpfe wäscht. Lebensfroh steht sie da und
berichtet strahlend über ihre zwei Kinder. Mit Narben aus früheren Zeiten ist ihr Arm übersät. Doch
diese Zeit ist vorbei, dank Schwester Sieglinde. Sie
hatte Ana vor vier Jahren auf der Straße entdeckt.
Seitdem hat sich Anas Leben komplett verändert:
Sie hilft in der Obdachlosenküche, besitzt etwas
Geld, um ihre Familie zu unterstützen und führt endlich ein Leben in Würde. Frauenhaus „Maria von den Aposteln“
Meine zweite Station ist das Frauenhaus in Freidorf
„Maria von den Aposteln“: Kein Klingelschild, kein
Eintrag im Telefonbuch, geschweige denn im Internet.
Auch hier engagiert sich seit Herbst 2011 eine von
Renovabis geför­derte Freiwillige, Leonie Gruber. Als
wir das Haus betreten, ist es ganz still. Wir werden
hereingebeten und man erahnt, dass dies kein Ort
der großen Feste ist. Die sechs Frauen und ihre Kin-
Mahlzeiten
für Obdach­
lose aus kleinen Blech­
behältern
der befinden sich alle in einer akuten Notsituation
und haben hier nach oft schlimmen Erfahrungen einen Platz gefunden, der ihnen Schutz bietet. Jede
Frau bewohnt mit ihren Kindern ein eigenes kleines
Zimmer mit Stockbett, Tisch und Schrank. Sie alle
hatten sich etwas anderes für ihr Leben gewünscht,
als von ihren Männern verprügelt, missbraucht oder
vertrieben zu werden. Aber es sind starke Frauen, die
es hierher geschafft haben. In Rumänien sind Frauenhäuser für Opfer von häuslicher Gewalt selten und
das Wissen über solch einen Zufluchtsort ist noch
gering ausgeprägt. Drei Kinder sind an diesem Tag
anwesend. Wir setzen uns an den Tisch im Spielzimmer und reden ein bisschen. Das Spielzimmer erinnert mich an eine Kinderspielecke im Warteraum eines Kinderarztes und verdeutlicht den ständigen
Wechsel im Haus.
Im Haus herrscht eine Stimmung aus Ruhe, Achtsamkeit, Misstrauen und Vorsicht. Sie ist wie ein Spiegelbild der Gemüter der betroffenen Frauen und ihrer
Kinder. Für sie ist der Aufenthalt in der Einrichtung ­eine
große Chance: Hier haben sie Zeit, sich neu zu orientieren, eine Arbeit zu suchen, die Trennung voranzutreiben… Das Haus ist für sie möglicherweise der Beginn
eines neuen Lebens – ein Sprungbrett, von dessen
Sorte es bisher viel zu wenige in Rumänien gibt.
In Rumänien selten,
aber wichtig: Frauenhäuser als Zufluchtsort
vor häuslicher Gewalt
für Mütter und Kinder
8 Kinder, immer mittendrin?!
Kinderheim Freidorf
Eine gelbe Kirche fällt mir sofort ins Auge, als ich aus
dem Auto steige. Gleich nebenan ein renoviertes
Haus mit einem großen blauen Tor. Ich trete ein und
werde von einem beschäftigten Jungen namens Raul,
der gerade auf dem Weg ist, ein paar Nägel zu holen,
empfangen. Raul hilft den Bauarbeitern, die am Anbau des Kinderheimes werkeln. Dank der Unterstützung von Renovabis gibt es bald ein zweites Haus für
Waisen und Sozialwaisen in der Nähe von Timişoara.
Durch diese Erweiterung bekommen die Kinder und
Jugendlichen mehr Platz für ihre persönliche Entfaltung, vor allem ältere Jugendliche erhalten einen eigenen Wohnraum und können sich so auf ein später
­eigenständiges Leben vorbereiten. Momentan beherbergt das Heim zwölf Kinder und zwei Ordensschwestern. Mit großem Stolz präsentieren die jungen Bewohner mir ihre Zimmer, in denen sie meist zu dritt
wohnen. Alle Kinder bis auf die Älteste, die in
Timişoara studiert, gehen zur Schule. Eine ins Haus
integrierte Kapelle bietet allen Bewohnern einen Ort
der Stille. Bevor wir uns auf den Rückweg machen,
genießen wir noch mit ein paar Kindern die Sonne im
Garten. Dieser ist groß und erstreckt sich mit vielen
Beeten, einem kleinen Spielplatz und hohen Walnussbäumen hinter dem Neubau. „Wann kommst du wieder?“ fragen einige Kinder, als ich mich von ihnen
verabschiede. Mir fällt eine Antwort schwer und somit
verweise ich auf das Internet, durch das wir Kontakt
halten können.
Unser „Plakat­
junge“ aus dem
­Roma-Kinder­tageszentrum
­„Periam“: Er ist
­beliebt und überall
vorne mit dabei.
Kindertageszentrum Periam für Roma
Bevor ich noch die Hoftür öffnen kann, höre ich die
spielenden Kinder – hier bin ich richtig. Im Hof springen etwa 20 Kinder herum und haben sichtlich Freude. Ich werde herzlichst begrüßt und weiß anfangs
gar nicht, wohin mit mir, soviel Trubel ist dort. 45 Kinder aus der benachbarten Roma-Siedlung gehen zum
Teil vormittags und zum anderen Teil nachmittags in
das Kindertageszentrum. Auch in den Ferien werden
sie hier betreut. Die Kinder besuchen die erste bis
fünfte Klasse und bekommen regelmäßig nach der
Schule ein warmes Mittagessen und eine Brotzeit am
Nachmittag. Zwei Lehrerinnen und ein Sozialpäda­
goge sind für die Betreuung der Hausaufgaben und
die Freizeitaktivitäten verantwortlich. Der Sozialpäda-
„Hoch hinaus“:
Kindern und Jugendlichen, die
gefördert werden,
stehen alle
Wege offen.
Im Kinderheim
Freidorf genießen
diese Kinder die
Abendsonne.
Kolumnentitel 9
goge ist selbst ein Rom, was mich beeindruckt, weil
ich nie zuvor einen Rom in einer solch verantwortungsvollen Position gesehen habe. Später erfahre
ich, dass er sich vor allem um die Roma-Familien und
ihre Papiere kümmert. Oft besitzen diese keine Ausweisdokumente und sind somit für den rumänischen
Staat gar nicht existent.
Nachdem wir uns gemeinsam auf dem Hof ein wenig ausgetobt haben, gehen wir nach drinnen. Plötzlich kommen alle Kinder mit ihren Schulheften auf
mich zu und strecken mir diese vor die Augen. Stolz
liegt in der Luft, Stolz, dass sie etwas sind, etwas können und etwas haben. Die Kinder machen weiter ihre
Hausaufgaben und gestärkt begeben wir uns auf den
Weg in Richtung des Ortes, aus dem all die Kinder
kommen – der Romasiedlung. Uns begleitet Frau
­Boariu Florea, die Leiterin der Tagesstätte und ehemalige Geschichts- und Erdkundelehrerin. Sie erzählt,
dass sie eigentlich seit zehn Jahren in Rente ist. Egal
welcher Grund sie bewegt, noch immer zu arbeiten,
Fakt ist, dass Rentner in Rumänien oftmals ums Überleben kämpfen, da die Renten nicht selten unter dem
Existenzminimum liegen. Aber im Gegensatz zu anderen Rentnern könne Frau Florea mit ihren 700 Lei
(ca. 170 Euro) pro Monat relativ gut leben, meint sie.
Jugendfarm Pater Paulus
Eines der faszinierendsten Erlebnisse auf „meiner
Reise durch die Projekte“ ist der Besuch der Jugendfarm „Pater Paulus“. 15 ehemalige Obdachlose arbeiten und wohnen hier im Dorf Bacova. Die Farm entstand zur Resozialisierung von Jugendlichen, die zum
Teil aus Caritas-Kinderheimen entlassen wurden.
2008 wurden mit Hilfe von Renovabis zwei Wohneinheiten – „Reno“ und „Vabis“ – errichtet, in denen nun
die jungen Obdachlosen und ihre Kinder ein Zuhause
­finden. Neben den Farmbewohnern sind weitere 15
Menschen im Betrieb beschäftigt, vor allem Bürger
aus der Umgebung. 224 Hektar Land müssen für den
Eigenbedarf bewirtschaftet werden, denn mit der
Farm soll gleichzeitig die Lebensmittelversorgung der
übrigen Caritas-Einrichtungen gesichert werden. Zusätzlich zur Landwirtschaft halten die Mitarbeiter
­ ine Getreidemühle, eine Holz- sowie eine Solarkole
lektoren-Werkstatt, zwei Ställe mit 200 Schweinen
und fünf Kühen, Gemüsebeete und viele Gebäude mit
großen Freiflächen für die Tiere „auf Trab“. Acht Stunden täglich sind die ehemals Obdachlosen nun beschäftigt. Voraussetzung für ihre Anstellung war, dass
sie keinen Arbeitsplatz und keine Wohnung besitzen.
Oft erhalten sie nun zum ersten Mal einen monat­
lichen Lohn. Zudem bekommen sie drei Mahlzeiten
am Tag, die selbstverständlich aus ihren eigenen Produkten hergestellt werden. Die meisten Jugendlichen
haben hier zum ersten Mal in ihrem Leben einen geregelten Tagesablauf. Sie werden wieder in die Gesellschaft integriert und unterstützen mit ihrer Arbeit
andere Einrichtungen.
Ich mache mich auf und besuche die zu der Farm
gehörende Nudelfabrik im Dorf, in der die Betriebs­
küche untergebracht ist. Wir holen das Mittagessen
ab und fahren zurück, um alle Farmarbeiter zu verköstigen. Es gibt natürlich Nudeln und ich bin beeindruckt, wie gut sie schmecken.
“
Hendriks „Reise durch rumänische Projekte“ ist nach vier
Tagen vorbei. Auch wenn man mit der Kamera „nur“ Momentaufnahmen festhalten kann, sind es für ihn Erfahrungen von bleibendem Wert; Hendrik ist beeindruckt: „Alle
Menschen, denen ich begegnet bin, haben mich herzlich
aufgenommen. Ich habe gesehen, dass die Spenden genau
den richtigen Platz finden. Und vor allem: Je mehr ich in
meine Arbeit eingetaucht bin, desto deutlicher wurde mir
bewusst, dass das Thema ,Kinder im Osten Europas‘ viel
mehr beinhaltet als anfangs gedacht.“
Die Namen der Beteiligten wurden von der Redaktion geändert.
In der Holzwerkstatt der Jugendfarm Bacova
haben jugendliche
Obdachlose und
Straßenkinder ein
neues Zuhause
und eine Berufsperspektive
gefunden.
Andrij,
15 Jahre, sah
seinen Vater
zuletzt mit
vier Jahren
Jewhen,
11 Jahre,
lebt ohne Vater
und Mutter
Die alleingelassene
Generation
von Barbara Hartmann und
Edita Ulman (Ukraine)
„Das Spiel, das Menschen verbindet!“ behauptet ein
ukrainischer Werbe-Slogan zur Fußball-Europameisterschaft, die 2012 in Polen und der Ukraine stattfindet.
Drei Kinder aus der Ukraine Andrij (15), Jewhen (11)
und Marina (13) verbindet nicht nur ihre Leidenschaft
für Fußball, sondern auch die traurige Gemeinsamkeit,
Marina,
„Euro-Waisen“ zu sein. So werden die Kinder von
13 Jahre,
wuchs ohne
osteuropäischen Arbeitsmigranten genannt, deren
Vater auf
Eltern ihren Lebensunterhalt in der EU verdienen.
Nach unterschiedlichen Schätzungen haben bis zu
sieben der knapp 46 Millionen Ukrainer ihrer Heimat den Rücken gekehrt
und ­mussten ihre Kinder und Familien zurücklassen, um ihnen durch ihre
Arbeit im Ausland eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
I
n der Westukraine liegt die Quote noch wesentlich
höher. Dort findet man Dörfer, in denen kaum noch
ein Erwachsener lebt, nur Kinder und Alte. Häufig
arbeiten gut ausgebildete Krankenschwestern und
sogar Ärzte in der EU in der Altenpflege und Kinderbetreuung oder auch als Reinigungskräfte. Obwohl sie
meistens keinen offiziellen Status und somit keine
Arbeitsgenehmigung bekommen, verdienen sie im
Ausland trotz ihrer Illegalität ein Vielfaches dessen,
was in der Ukraine möglich wäre.
Gerade in Deutschland sind sie aus der Gesellschaft gar nicht mehr wegzudenken, gibt es hier doch
einen massiven Mangel an Pflegekräften. Wer kennt
nicht die fleißigen polnischen Putzfrauen, wer lässt
seine Eltern nicht von einer freundlichen Ukrainerin
betreuen? Doch wer kümmert sich in der Ukraine um
die Alten? Wie hoch ist der Preis für die Kinder
der neuen „Generation Gastarbeiter“? „Gastarbeiter“
kann man die neuen Arbeitsmigranten nicht nennen.
Sie werden, obwohl dringend gebraucht, nicht offiziell
„eingeladen“, sondern können sich häufig nur illegal
in der EU aufhalten. Das hat gravierende Folgen für
ihre Kinder, denn die Angst, nach einer kurzen Rückkehr in die Ukraine nicht mehr in die EU einreisen zu
können, verhindert oft jahrelang einen Besuch zu
Hause.
Impulse für die Seelsorge 11
Jewhen, ein lebendiger, wissbegieriger elfjähriger
­Junge hat die Folgen der strikten, europäischen Migrationspolitik ganz deutlich zu spüren bekommen. Als
er zwei Jahre alt war, ging seine Mutter in der Hoffnung, gute Arbeit zu finden, nach Italien. Doch sie
hatte kein Glück. Anfangs kann sie noch manchmal
zu Hause anrufen, aber nach einiger Zeit verliert sich
ihre Spur. Es heißt, sie sei in ein sklavenähnliches
­Arbeitsverhältnis geraten, was bei weitem kein seltenes Schicksal für Menschen aus Osteuropa ist, die in
der EU Arbeit suchen. Die Tatsache, dass sie häufig
mit einem Touristenvisum einreisen und dann illegal
arbeiten müssen – es ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen –, öffnet
ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen Tür und Tor.
Jewhens Familie wusste sieben lange Jahre nicht, ob
die Mutter überhaupt noch lebt. Ein Kind fühlt sich
verlassen. Jewhen spricht nicht über seine Mutter,
sie existiert quasi nicht mehr. In der Fotosammlung,
in der sich ab seinem zweitem Lebensjahr eine große
Lücke auftut, kommt sie nur einmal vor, als verschwommenes, unscharfes Bild.
Den Vater liebt Jewhen sehr. „Es stimmt doch,
dass ich meinem Vater ähnlich sehe, oder?“, fragt er
mit klarer, heller Kinderstimme. Doch konnte auch
sein Vater ihm kein Vater sein. Ihm wurde kurz nach
der Abreise der Mutter das Sorgerecht entzogen,
denn er ist ein starker Alkoholiker.
Gleich darauf kam Jewhen wegen einer im Säuglingsalter unbehandelt gebliebenen Hüftstörung ins
Krankenhaus, wurde operiert und für ein halbes Jahr
eingegipst. Noch heute leidet er darunter und muss
regelmäßig ins Sanatorium, eine weitere Operation
steht an. Er wirkt aber nicht kränklich, das einzig
Dumme ist, er darf eigentlich nicht Fußball spielen
und entpuppt sich doch als großer Ballkünstler bei
einem kleinen Fußballspiel. Minutenlang spielt er den
Ball von einem Fuß zum anderen und hält ihn dabei
in der Luft, lässig dribbelt er an seinem Gegner vorbei
und schiebt den Ball sicher ins Tor.
Glück hatte der elfjährige Jewhen bisher kaum in
seinem Leben, aber jetzt hat es scheinbar eine gute
Wende genommen. Heute lebt er bei seiner neuen
Familie, einer sehr weit entfernten Verwandten seiner
Mutter. Der Großvater, einer der so genannten Tschernobyl-Liquidatoren mit Gesundheits- und Alkohol­
problemen, hatte sie gebeten, den Jungen bei sich
aufzunehmen, als die Großmutter starb. Viele Jahre
lebte er bei den Großeltern, die sehr streng waren.
„Tante ­Maria“, selbst Mutter von drei erwachsenen
Kindern, kümmert sich nun rührend um den Jungen
Jewhen spricht nicht
über seine Mutter,
sie existiert quasi
nicht mehr; sie suchte Arbeit in Italien.
Seinen Vater liebt
Jewhen sehr. Doch
konnte der ihm nie
ein richtiger Vater
sein. Ihm wurde das
Sorgerecht entzogen. In Jewhens
Schulklasse teilen
viele Kinder das­
selbe Schicksal.
und seinen älteren Bruder. Sie sagt, dass die zwei
Jungen ihr leid tun: „Sie sind Waisen, obwohl ihre Eltern leben.“ Um sie bei sich aufnehmen zu dürfen,
musste sie ­monatelange „Elternkurse“ in Psychologie
belegen und wird auch heute noch häufig vom Erziehungsamt überprüft. Ganz alltägliche Gesten wie
Kinderporträt
Marian will Fußballspielen lernen
Den sieben Jahre alte Marian aus Lviv/Lemberg in der
­Ukraine hat bereits das Fußballfieber der Europameisterschaft in seinem Heimatland gepackt. Gerne hat er
Renovabis ein paar Fragen über sein ­Leben beantwortet:
Mit wem lebst du zusammen,
wer gehört zur Familie?
… mit meiner Mutter Liuda,
meinem Vater ­Volodia, meinem Bruder Igor und meiner
Schwester Sofiya.
Was macht dich froh, was
bringt dich zum Lachen?
Ich gehe gern zur Schule, in
die erste ­Klasse. Dort gefällt
es mir und ich habe ­gute
Laune.
Was macht dich traurig?
Wenn es regnet.
Was wünschst du dir?
Hast du einen Traum?
Ich möchte gerne lernen, wie man
Fußball spielt, wie man mit einem Computer
spielt und Auto fährt (einen Jeep).
Weißt du schon, was du später einmal für einen
Beruf ­haben möchtest?
Ich möchte ein Pilot werden und ein Flugzeug fliegen.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten 3, 5,
17, 23, 25, 29, 33 und 45; ebenso auf der
CD-ROM zur Pfingstaktion.
12 Impulse für die Seelsorge
Trotz Hüftproblemen ist
J­ ewhen ein wahrer Ballkünstler. Der Junge freut
sich schon riesig auf die
EM in seiner Heimat.
morgens eine Mütze aufgesetzt zu bekommen, in den
Mantel geholfen zu werden, auf dem Schulweg zur
Bushaltestelle und in die Kirche begleitet zu werden,
täglich bekocht und umsorgt zu werden, in der Wohnung einen eigenen Platz mit Malstiften zu haben, ein
ganz normales Kinderleben zu führen, sind neu für
Jewhen, und er blüht sichtlich auf. Von einem stillen
verschlossenen Jungen hat er sich innerhalb eines
Jahres in einen fast fröhlichen, auch bei Mädchen
sehr beliebten Jungen verwandelt. „Möchten Sie noch
etwas Zucker für Ihren Tee?“, fragt er mit seiner
freundlichen, hellen Stimme. Schüchtern ist er nicht.
Die Familie hat sich versammelt, nach altem Brauch
wird das Haus mit Weihwasser gesegnet. Mit großer
Ernsthaftigkeit führt der älteste Sohn das Ritual aus,
Jewhen ist mit voller Konzentration dabei. Eine bedrückte Stimmung entsteht, als beim Singen die Tante
bemerkt: „Dieses eine Lied können wir nicht singen –
es sind keine richtigen Männer im Haus!“. Schweigen
folgt. Auch in dieser Familie fehlen Menschen.
Beim Besuch von Jewhens Schulklasse stehen
zwei Drittel der Kinder auf die Frage, wessen Eltern in
der EU arbeiten oder gearbeitet haben, auf. Jedes
Kind steht für ein Euro-Waisen-Schicksal. Für die Abwesenheit und das Fehlen der Eltern.
Wann sehen wir euch in der Ukraine?
„Wir sehen uns in der Ukraine!“, heißt es in der offiziellen Videopräsentation der Ukraine zur EM 2012.
Eine gute Gelegenheit für Westeuropäer, das Land
kennenzulernen, aus dem ihre Bauarbeiter und Pflegekräfte sowie ihre Helfer in der Landwirtschaft
stammen. In vielen Ländern der EU schuften ukrainische Arbeitsmigranten, beliebte Zielländer sind Ita­
lien, Spanien, Portugal und Polen. Hier ist es vergleichsweise leichter als in Deutschland, auch als
Migrant ohne offi­zielle Aufenthaltserlaubnis Arbeit zu
finden. Ohne das im Ausland verdiente Geld ginge es
vielen der daheim gebliebenen Familien wirtschaftlich schlechter. Der Durchschnittsverdienst in der Ukraine beträgt etwa 220 Euro im Monat. Die Zahlen
sprechen für sich: 5,2 Milliarden US-Dollar haben die
UkrainerInnen im Jahr 2011 an ihre Verwandten
überwiesen, im gleichen Zeitraum belaufen sich die
ausländischen Investitionen auch für den Neubau
von Stadien, Flughäfen und sonstiger Infrastruktur für
die Fußball-EM auf 5,5 Milliarden US-Dollar.
So ein Original-EMFußball macht glücklich! Jewhen bekam
ein Vierteljahr vor der
Europameisterschaft
so einen Kickerschatz
geschenkt.
Kolumnentitel 13
Andrij Waskowycz, der Präsident der Caritas der
griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, selbst
ein Kind von Exil-Ukrainern und in München aufgewachsen, spricht von den drei großen Auswanderungswellen; die dritte dauert schon zu lange, seit 20
Jahren an. Er spricht von einem dramatischen „BrainDrain“, denn 56 Prozent der Auswanderer haben eine
gute Ausbildung, 14 Prozent eine abgeschlossene
Hochschulausbildung. Heute sei Migration aber keine
Option, sondern ein Muss. Wo müsste angesetzt werden, um die dabei entstehenden Probleme zu lösen?
An der Veränderung der Ziel- oder der Herkunfts­
länder? Andrij Waskowycz vermisst eine ehrliche
­Diskussion hinsichtlich der „Pflege-Migranten“. Die
rechtliche Seite werde bewusst nicht angegangen,
denn mit der Angst vor unkontrollierter Zuwanderung
wird wahltaktisch gearbeitet. Und: Es sei eben bequem für die Leute. Die illegal Beschäftigten schufteten häufig 24 Stunden in den Häusern, normal sei das
ja nicht. Die Caritas arbeite übrigens nicht nur als
­eine der wenigen Institutionen in der Ukraine mit den
sogenannten Euro-Waisen, sondern auch mit den
Rückkehrern, die nach jahrelanger Abwesenheit Probleme haben, sich wieder in die ukrainische Gesellschaft zu integrieren.
Aus Spanien ist gerade der Vater von Marina zurückgekehrt, denn er konnte letztes Jahr nur an 40
Tagen Arbeit finden. Die Caritas musste ihm dort mit
Essen und Kleidung aushelfen. Für den Zeitraum von
fünf und dann nochmals zwei Jahren hatte der handwerklich sehr geschickte Mann im jetzt krisengebeutelten Spanien seine Dienste angeboten. Im ganzen
Haus sieht man von ihm hergestellte Möbel. Nun ist
jeder zweite Spanier unter 25 Jahren arbeitslos, die
Erwerbslosigkeit so hoch wie seit 17 Jahren nicht,
aber „hier in der Ukraine gibt es keine Arbeit für mich.
Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“ Früher, noch
zu Sowjetzeiten, arbeitete er in einer guten, gehobenen Position als Schreinermeister in der Möbelfabrik.
Die Fabrik gibt es schon lange nicht mehr. Marina war
in der ersten Klasse, als ihr Vater zum ersten Mal ins
Ausland gezogen ist. Ihre Mutter Ljudmila ist mit ihren
vier Kindern alleine zu Hause geblieben: Mit Marina,
ihren zwei Schwestern und ihrem kleinen Bruder
­Eugen. Es waren schwere Zeiten für sie: „In den ersten Wochen hatten wir kaum zu essen.“ Nach einiger
Zeit, als der Vater in Spanien Arbeit gefunden hatte,
schickte er das erste Geld nach Hause. Danach ging
es leichter, aber die finanzielle Lage blieb nie stabil.
Marinas Lieblingsfarbe ist grün, wie die Wiese,
auf der sie im Sommer so gerne Fußball spielt. In der
Marina trainiert am
liebsten mit ihrer
Mädchen-Fußballmannschaft, aber
die 13-jährige Sportlerin hält auch auf
ihr Äußeres. Wenn
es mit einer ProfiFußballerinnen­
karriere wirklich
nichts wird, will sie
einmal Friseurin
werden. In ihrer
Schule hat man sie
zur Schönheitskönigin und zur „Miss
Lachen“ gekürt.
Eher zum Weinen
bleibt, dass Papa
und ­Mama sie
bei den Großeltern
zurückgelassen
haben.
Mädchenschulmannschaft ist sie meistens die Verteidigerin. Zu Hause spielt sie auch auf dieser Posi­
tion: Wenn ihr Vater im Ausland arbeitet, kümmert
sich die 13-jährige Marina am meisten um den Haushalt. Ihre Lieblingsmannschaft ist der FC Barcelona.
Nun ist ihr Vater zurückgekehrt, denn die schlechte
wirtschaft­liche Lage in Spanien trifft am härtesten
die ausländischen Arbeiter. Marina ahnt nichts von
diesen traurigen Statistiken und freut sich, den Vater
endlich einmal wieder zu sehen. Aber bei der erstbesten Möglichkeit, die sich ergibt, mit dem ersten Anruf,
wird er wieder aufbrechen. Wie muss es sich leben,
wenn man als Familie nicht weiß, ob der Vater nicht
morgen schon wieder für viele Jahre zum Arbeiten
fortgehen muss?
Wegen einer Herz-, Nieren-, Lungenkrankheit, an
der die Mutter von Marina schon seit zehn Jahren
leidet, kann sie nicht mehr arbeiten gehen. Jede Bewegung tut ihren geschwollenen Händen und Füßen
weh. Trotzdem macht Ljudmila vieles im Haus. „Wenn
ich von der Schule zurückkehre, ist im Haus oft schon
aufgeräumt, im Hof der Schnee geräumt – alles das
macht Mama. Ich weiß, dass es ihr sehr schwerfällt.
Manchmal erzählt sie uns morgens, dass sie wegen
ihrer Schmerzen nachts nicht schlafen konnte.“ Die
ältere Tochter ist sechzehn, sie ist von Kindheit an
behindert und geht in eine Sonderschule. Mutter und
Tochter bekommen zusammen 180 Euro Rente,
manchmal ist das die einzige Einnahmequelle der
Familie.
14 Kolumnentitel
Das Beste in der Schule ist, dass
es dort eine Mädchenfußballmannschaft gibt, deren Training
ich besuchen darf“, sagt Marina.
Die meisten Euro-Waisen bleiben während der langen, meist mehrjährigen Abwesenheit der Eltern bei
den Großeltern oder näheren Verwandten. „Oft fühlen
sich die Kinder schuldig daran, dass ihre Eltern ins
Ausland gefahren sind, um Geld für ihren Nachwuchs
zu verdienen. Unbewusst machen sie sich Vorwürfe,
dass die Eltern ihretwegen nicht einfach glücklich zu
Hause leben können. Auch die mangelnde Aufmerksamkeit der Eltern ist ein Grund für das weitverbreitete schlechte Benehmen der Kinder von Arbeits-Migranten in der Gesellschaft“, sagt Lesja Dorosh aus
Ivano-Frankivsk, die Koordinatorin der Kinder- und
Jugendarbeit der griechisch-katholischen Caritas. Sie
organisiert im Westen der Ukraine verschiedene Projekte mit Kindern von Arbeitsmigranten. Psychologen
und Sozialarbeiter der Caritas bieten nach Schulschluss Hilfe bei den Hausaufgaben, sie motivieren
die Kinder und besuchen deren Familien, wenn sie
sich in Schwierigkeiten befinden, und organisieren
auch schöne Freizeitunternehmungen für ihre Schützlinge. „Die Geschichten der Kinder, die nach der Abreise ihrer Eltern unter negativen Einfluss der Straße
geraten, sind zahlreich. Leider schaffen es die Großeltern nicht immer, ihre Enkel zu erziehen.“
Bei Marina zu Hause sieht alles etwas optimistischer aus. „Ich weiß nicht, wie wir ohne Oma lebten“
– überlegt Marina. „Sie macht alles bei uns: Sie hilft
im Haushalt, organisiert vieles und kann uns sogar
öfter mit Geld aushelfen.“ Ob es Englisch-Nachhilfeunterricht zu organisieren gibt oder es an Elterntagen
die Schule zu besuchen gilt – stets ist die Oma da! Die
Großeltern sind herzliche, geschickte Menschen und
haben in der Nähe ein eigenes Haus. Zum Haushalt
gehört sogar ein Pferd, durch das der Opa etwas Geld
verdienen kann. Da es der kranken Mutter schwerfällt, sich um vier Kinder zu kümmern, wohnt Eugen
bei den Großeltern. Nachmittags ist er aber oft bei der
Mutter und seinen Geschwister zu Hause. Er ist ein
sportlicher Junge, die Großeltern sind stolz.
Früher fragte der kleine Eugen seine Großmutter
häufig: „Warum ist mein Papa weggefahren?“. „Ich
habe ihm geantwortet, dass ein Mann das Geld für
die Familie verdienen muss. Darum sollst du gut lernen, um studieren zu können, um nicht im Ausland
arbeiten zu müssen,“ erzählt die Großmutter. Die Rollen haben sich inzwischen geändert, immer häufiger
ergreifen die ukrainischen Frauen die Initiative, um
für das wirtschaftliche Wohlergehen der Familie zu
sorgen. Und auch die Großmutter ist pessimistisch:
„Eugen ist sehr fleißig. Ob es ihm gelingen wird, in der
Ukraine etwas zu erreichen? Bei uns muss man für
alles zahlen, sogar für Diplome. Und selbst junge
Menschen mit Studienabschluss finden hier heutzutage keine Arbeit.“ Marina und Eugen verstehen sich
gut. Sie hilft ihrem Bruder gerne mit den Hausaufgaben und ist selbst eine ehrgeizige Schülerin. Sie besucht eine Ganztagsschule, die auch als Internat für
einige Schüler dient.
„Das Beste in der Schule ist, dass es dort eine
Mädchenfußballmannschaft gibt, deren Training ich
besuchen darf“, meint Marina. An der Wand ihres
Zimmers hängen verschiedene Urkunden für‘s Fußballspielen. Auch ist sie Schönheitskönigin und „Miss
Lachen“ in ihrer Schule geworden. Lachen? Marina
wirkt sehr ernst, wenn sie über ihre Familie spricht.
Sie hat viel Kraft und Energie, aber man spürt die
Last, die auf ihren Schultern ruht. Für ihr Alter trägt
sie viel Verantwortung. Marina ist bescheiden und erzählt nicht sofort, dass sie nach der Schule auch zu
Hause viel arbeitet – Kochen, Aufräumen, den Geschwistern helfen, gehört zu ihren alltäglichen Aufgaben. Sie träumt davon Profi-Fußballspielerin zu werden, aber als realistischere Alternative nennt sie den
Friseurberuf. Beim Abschied zögert sie eine Weile, sie
wirkt noch ernster als zuvor und ist den Tränen nahe.
„Mit Freundinnen und der Oma spreche ich manchmal über das Leben, aber noch nie hat sich jemand so
für mich interessiert.“
Impulse für die Seelsorge 15
Ich habe mir jeden Tag gewünscht,
dass mein Papa nach Hause kommt
Andrij will den Vater wieder kennen lernen: „Er war vor
kurzem in der Ukraine und wir haben uns näher kennengelernt. Jetzt ist unsere Beziehungen zueinander
besser geworden,“ erzählt Andrij aus Winnytzja über
seinen Vater, den er seit elf Jahren nicht gesehen hat.
Andrij ist ein cleverer Junge, in der Schule mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung lernt er fleißig und
spielt liebend gerne Fußball. Als er noch ein Baby war,
sind seine Eltern mit ihm nach Argentinien ausgewandert. Dort wollte die junge Familie ihr Glück und Arbeit
suchen, um dann nach einiger Zeit wieder nach Hause zurück zu kehren. Aber dann, nach vier Jahren im
Ausland, wurde die Großmutter schwer krank und Andrijs Mutter kehrte mit dem Kleinen zurück in die Ukraine. Der Vater blieb in Argentinien und zog bald darauf nach Spanien. „Als ich neun Jahre alt war, begannen wir Spanisch zu lernen, wir wollten zum Vater
ziehen, aber dann haben wir uns doch entschieden,
hier zu bleiben. Meine Mutter befürchtete, in Spanien
keine Arbeit zu finden, und ich wollte nicht fort von
meiner Schule und meinen Freunden. Andrij wohnte
mit seiner Mutter bei den Eltern des Vaters.
Der Vater hat selten angerufen, eigentlich nur zu
Feiertagen. „Ich weiß, dass ich vergleichsweise eine
gute Familie habe, meine Mutter bemüht sich sehr
um mich, und mein Großvater versuchte, mir den Vater zu ersetzen.“ Der Jugendliche hat Verständnis für
seinen Vater. Wegen fehlender Reisepapiere konnte
er nicht zurückkehren, aber die Mutter tut ihm leid –
weil der Vater nicht immer Geld schicken konnte,
musste sie viel arbeiten. Dank des Internets hat sich
die Beziehung zwischen Vater und Sohn verbessert,
Jetzt ist die
­Beziehung zwischen dem 15
Jahre alten Andrij
aus Winnytzja
und seinem Vater
etwas besser geworden; anders
gesagt: Es bestehen gute Aussichten, denn Andrij
­hatte seinen
­Vater seit elf Jahren nicht mehr
gesehen.
durch Skype hat Andrij sogar den jetzigen Arbeitsplatz
seines Vaters gesehen – ein kleines Unternehmen, in
dem Jacken genäht werden. Einmal schenkte ihm
sein Vater ein komplettes Original-Torwarttrikot seiner
Lieblingsmannschaft FC Chelsea. Andrij wartet ungeduldig auf den Beginn der Fußball-EM und möchte zu
gerne ein Spiel in Kiew besuchen. Die Sommerferien
beginnen wegen der EM sogar zwei Wochen früher.
Mit dem Vater spricht Andrij oft über Fußball, der
Sport ist ein verbindendes Element zwischen Beiden.
Andrij sagt: „Ich habe mir an jedem Tag gewünscht,
dass mein Papa wieder nach Hause kommt und für
immer bei mir bleibt. Ich erzähle euch meine Geschichte, damit Eltern, die die Wahl haben, ins Ausland zu gehen oder zu Hause bleiben, sich fürs Blei-
„Fast jeder in der
­Ukraine ist mit dem
Problem der EuroWaisen konfrontiert.
Wenn nicht in der
­eigenen Familie,
dann im Freundeskreis – jeder kennt
jemanden, der im
Ausland arbeitet“,
sagt Oxana.
ben entscheiden. Wenn sie fortfahren, ist alles sehr
schwer, ganz besonders für die Kinder.“ Über die Beziehung der Eltern mag Andrij nicht sprechen, aber vor
zwei Jahren sind er und seine Mutter bei den Groß­
eltern ausgezogen. Vor kurzem hat Andrij bei Dreh­
arbeiten zu einem Film mitgemacht. Das Team der
„Clara-Studios“, das sich im Kapuzinerkloster in Winnytzja befindet, hat sich mit Jugendlichen zum Thema
„Euro-Waisen“ auseinandergesetzt. So entstanden
zwei Kurzfilme. „Fast jeder in der Ukraine ist mit diesem Problem konfrontiert, wenn nicht in der eigenen
Familie, dann im Freundeskreis – jeder kennt jemanden, der im Ausland arbeitet“, erzählt Oxana, die die
Filmmutter spielt und beim Zeichentrickfilm zum
­Thema Euro-Waisen mitwirkte. „Manche Eltern sind
inzwischen zurückgekehrt, weil sie verstanden haben, dass ein Leben mit gut bezahlter Arbeit ohne
Familie kein Glück bringt.“ Im Film tragen kleine Kinder lauter bunte Postkarten, die sie von den Eltern
aus allen europäischen Ländern per Post geschickt
bekommen haben. Das Bild steht für ein universales
Kinderschicksal in der Ukraine. Den zweiten Film zum
Thema, einen Zeichentrick-Film, an dessen Ende alle
Vögelchen im Nest sterben müssen, während die
­Vogeleltern die Koffer übervoll mit Futter anhäufen,
16 Impulse für die Seelsorge
das niemand jemals alles essen kann, finden die Jugendlichen in den Clara-Studios „absolut realistisch“.
„Obwohl die Kinder im richtigen Leben nicht sterben,
leiden sie sehr an Einsamkeit und unter den allge­
meinen Problemen, die sie alleine ohne Eltern lösen
müssen. Das leere Nest ist ein Symbol für die leeren
Familien und ihre leeren Beziehungen.“
Es gibt Gegenden, wo in jedem
Haushalt jemand fehlt
Der gleichen Meinung ist auch Schwester Tatiana,
­eine Ordensfrau, die als „Mutter“ im Familienhaus
„Heiliger Joseph“ elf Kinder betreut. Dieses Haus wurde im Rahmen eines Projektes der Caritas-Spes bereits
2001 in Bortnytschi in der Nähe von Kiew eröffnet. Insgesamt gibt es acht dieser von Renovabis geförderten
Häuser in der Ukraine, u. a. in Zhytomyr, Tschernigiw,
Chmelnyzk und Lemberg. Sie gelten als gute Alternative zu den staatlichen Waisenhäusern, denn hier
werden die Kinder liebevoll betreut. In einer großen
Familie lernen sie Selbstständigkeit und ein Leben in
Gemeinschaft. „Richtige Eltern“, häufig auch Ehepaare, leben mit den Kindern. Schwester Tatiana ist Mitte
dreißig: Sie ist lebendig und aktiv und trägt keine Nonnentracht, denn sie soll nur durch ihre guten Taten
auffallen und sich nicht äußerlich von ihren Mitmenschen unterscheiden. „Sehr häufig kommen Kinder
von ­Arbeitsmigranten zu uns. Oft verbergen sich ganz
traurige Geschichten dahinter, etwa dass die Eltern
einfach nicht mehr aus dem Ausland zurückkehren
oder dass sie die eigenen Kinder, bevor sie gehen,
einfach aussetzen. Besonders schlimm ist die Situation in den Dörfern im Westen. Es gibt Gegenden, in
denen in jedem Haushalt jemand fehlt, weil er zum
Arbeiten ins Ausland gegangen ist.“ Die Nonne kennt
Einmal bekam Andrij von seinem Vater
ein Original-Torwarttrikot seines Lieblingsclubs, des FC Chelsea. Er wartet ungeduldig auf den Beginn der Fußball-EM und
möchte zu gerne ein Spiel in Kiew besuchen. Die Sommerferien beginnen wegen
der EM sogar zwei Wochen früher. Mit dem
Vater spricht Andrij oft über Fußball: Sport
ist ein verbindendes Element der Beiden.
Filmaufnahmen zum Thema
„Euro-Waisen“ in den
Clara-Studios in Winnytzja
sich gut aus, stammt sie doch selbst aus einer Familie von Arbeitsmigranten. Ihr Bruder fühlte sich als
Kind sehr einsam. Diese Erfahrung berührte sein Leben so sehr, dass er beschloss, seine Familie niemals
allein zu lassen. „Er möchte, dass seine Kinder ihren
Vater immer mit sich wissen.“
Laut neuester Forschungen des Demografie- und
Sozialforschungsinstituts M.W. Ptucha träumen 56
Prozent der 16- bis 26-jährigen ukrainischen Jugendlichen davon, die Ukraine zu verlassen. Andere Studien
sprechen gar von 70 Prozent. Perspektivlosigkeit bestimmt ihre Zukunftsvisionen. Eltern, die schon lange
Jahre im Ausland arbeiten, kompensieren ihr schlechtes Gewissen häufig damit, dass sie ihren Kindern
unverhältnismäßig viel Geld zukommen lassen. Die
Kinder nutzen es aber nicht im Sinne der Eltern. Drogen- und Alkoholmissbrauch sind unter Euro-Waisenkindern weit verbreitet. Ausbildung und Studium werden massiv vernachlässigt. In der Ukraine gab es zu
diesem Thema schon verschiedene Symposien, denn
auch die staatlichen Stellen, die bis heute ihrer Verantwortung als Staat bei diesem Thema nicht nachkommen, sind ratlos. Zu einem der Kongresse wurden
auch „Betroffene“, nämlich Kinder eingeladen, berichtet der Vorsitzende der Migrationskommission der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Hryhoriy
Seleshchuk. Dort wurden die Kinder gefragt, warum
Euro-Waisen ein solch schlechtes Verhalten an den
Tag legten, anstatt ihre großartigen Chancen, die sie
durch den guten Verdienst ihrer Eltern erhalten, zu
nutzen. Die klare und einleuchtende Antwort eines
Mädchens: Je krasser sich die Jugendlichen verhielten, desto lauter sei das als Schrei nach Aufmerksamkeit und Liebe zu deuten. Man solle versuchen, die
Jugendlichen zu verstehen, anstatt sie zu verurteilen.
Impulse für die Seelsorge 17
Schöne Kinderstimmen sind im Mehrzweckraum
einer Lemberger Schule zu hören, ein Chor von etwa
zwanzig Kindern übt. Die Dirigentin und Natalija Jarosch, die von den Zuschauerplätzen aus aufmerksam lauscht, sind die Mütter der kleinen Sänger- und
Sängerinnen. Natalija Jarosch, Gründerin des Vereins
„Meine Familie“, hat zusammen mit ihrem Mann
zwölf Kinder adoptiert. Zusammen mit zwei leiblichen
Söhnen lebt die Großfamilie in einem Vorort von Lemberg. Der Verein vermittelt Paaren Kinder aus Waisenhäusern, darunter immer häufiger auch Euro-Waisen.
Während die Kinder singen, erzählt Natalija kurz die
Geschichte der kleinen Sänger: „Miron war erst vier
Monate alt, als seine Mutter ihn mit einem Namensschild auf einer Parkbank des Kinderheims aussetzte. Später haben wir erfahren, dass sie in Polen arbeitet. Mascha wurde mit sieben Jahren von der Mutter
im Zimmer eingesperrt und die fuhr dann einfach ins
Ausland davon. Das Mädchen schrie so lange, bis es
von den Nachbarn befreit wurde. Sie war ganz abgemagert.“ Während der Chor mit zarten Kinderstimmen weitersingt, erzählt Frau Jarosch weiter: „Häufig
lassen Eltern ihre Kinder alleine zurück, um im Ausland zu arbeiten. Diese Menschen, die ihre Kinder
lange nicht sehen, werden hart. Anton ist zu uns gekommen, da sein Großvater schon zu alt ist, um sich
weiter um ihn zu kümmern. Seine Mutter lebt noch.
Sie arbeitet im Ausland. Irgendwo, niemand kennt
­ihre wahre Geschichte.“ Die Chor-Kinder haben Glück
gehabt, sie sind keine Waisen mehr. In einer großen
„Villa Kunterbunt“ leben sie zusammen mit ihren
„neuen Eltern“ und einer warmherzigen Großmutter.
Der Familienvater, ein freundlicher, sanfter Mann, der
jeden Morgen Brote in Lemberg ausfährt, kümmert
sich mit um die große Kinderschar. Natalija, die Mutter, umsorgt jedes Kind mit Wohlwollen. Solche Eltern
wünscht man jedem Kind, es ist ein schönes Kinderund Elternhaus.
Übrigens fallen die Umfragen nach ihren Zukunftsplänen unter den Euro-Waisen überraschend anders
aus als unter den Jugendlichen, deren Eltern in der
Ukraine geblieben sind: Euro-Waisen träumen nicht
vom Ausland, denn sie kennen die harte Realität. Sie
möchten nicht auswandern, auch wenn es ihnen
schwer fällt, in diesem Land eine Perspektive zu
­sehen. Die Euro-Waisen möchten nicht in die Fußstapfen der Eltern treten und wiederum Waisenkinder
hinterlassen. Sie möchten nicht, dass ihre Kinder das
gleiche Schicksal erleben müssen wie sie selbst,
denn sie wissen, wie hart es ist.
Ein Leben ohne Eltern ist kein Kinderleben.
Kinderporträt
Pavel aus Tschechien möchte
einmal Musiker werden
In der Industriestadt Lovosice bei
Litoměřice/Leitmeritz in der Tschechischen Republik ist der zwölf­
jährige Pavel zu Hause.
Er erzählt: „Ich wohne mit meiner
Familie: meiner Mutter, meinen
Schwestern und meinem Bruder.
Mein Vater wohnt nicht bei uns,
er arbeitet in England in einer
Matratzenfabrik. Meine Mutter
arbeitet als Sozial­arbeiterin. Wir
wohnen im zweiten Stock. Unsere Wohnung hat zwei Zimmer
und eine Küche. Ich schlafe im
Wohnzimmer auf dem Schlafsofa. Unsere Wohnung ist zwar
sehr klein, aber ­gemütlich. Wir essen in der Küche, aber manchmal esse ich auch im
Wohnzimmer. Mein Lieblingsessen ist ­panierter Käse
und Pommes-Frites.
Ich besuche die Grundschule und bin jetzt in der
6. Klasse. Ich mag am liebsten Sport. Außerdem Englisch, weil das eine neue Sprache ist, und Geschichte
und Musik. Ich mag nicht, wenn ich schikaniert werde
und Mitschüler mich beschimpfen, weil ich zur Volksgruppe der Roma gehöre. Ich mag, dass die Lehrerin
mir bei Problemen hilft.
Roma in Tschechien
Später möchte ich Musiker
werden. Ich mag Punk und
Die Roma sind mit zehn Millionen Menschen die größte Minderheit in der EU
Roma-Musik. Ich bin Mit– trotzdem ist ihre Integration schwieglied in der Tanzgruppe
rig. Auch in Tschechien ist die Lage preLačho Amicus. Wir tanzen
kär: Laut einer EU-Studie fühlen sich
auch traditionelle RomaRoma dort besonders diskriminiert.
Tänze. ­Unsere Tanzgruppe
Über eine Comic-Trilogie, die für Vertritt sehr oft auf und geständnis wirbt, berichtet Renovabis auf
winnt viele Preise. In unseseiner Webseite, Suchbegriff: „Comic“.
rer Tanzgruppe sind aber
nicht nur Roma, denn diese Tänze können schließlich
­alle Leute tanzen. Es ist super. Ich spiele auch Keyboard, das ­habe ich mir selber beigebracht.“
So hilft Renovabis
Pavel besucht das Kommunitätszentrum „Amicus“ in
Lovo­sice. Das Zentrum unterstützt Roma-Kinder im
Vorschul­alter und im Schulalter und wird durch die
­Caritas betrieben. Das Zentrum bietet verschiedene
Freizeitaktivitäten an, ­Ausflüge, Sport und Musik, aber
auch Hilfen für den Unterricht und Sozialberatung für
Kinder und Jugendliche.
Die laufenden Kosten des Zentrums trägt die Stadt.
­Renovabis hat im Jahr 2011 für Renovierungsarbeiten
10.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten
3, 5, 11, 23, 25, 29, 33 und 45; ebenso
auf der CD-ROM zur Pfingstaktion.
Bausteine für
Familiengottesdienste
am 7. Sonntag der Osterzeit
und zu Pfingsten 2012
Von Pastoralreferentin Dr. Theresia A. Reischl, Freising
Benötigte Materialien:
– Goldene Tücher o. ä. für die „Mitte“
– „Geburtstagskrone“ und Geburtstagsgeschenke
– Vergrößerte Landkarten von den gewählten Ländern (Vorlagen
auf der Renovabis-CD-ROM); jeweils den Namen des Kindes
quer darüber schreiben
– Becherkerzen für die Fürbitten
Vorzubereiten:
– für die Kinder gut sichtbar in der Mitte ein goldenes Tuch, darauf
die Krone und Geburtstagsgeschenke
– Beispiel-Geschichten (unten abgedruckt) für „Lesekinder“ vorbereiten; Landkarten für „Zeigekinder“ (wegen der Identifikation
mit den Kindern zu trennen!)
Einführung
Falls die Kinder es gewohnt sind, kann der Einführungsteil mit den Kindern erarbeitet werden,
ansonsten:
Liebe Kinder, liebe Erwachsene,
wem gefällt es nicht, wenn er oder sie im Mittelpunkt steht? Hier vorne sehen wir Vorbereitungen
für einen Geburtstag. Die Krone für das Geburtstagskind, Geschenke, ein besonders hergerichteter
Platz – alles ist bereit. Das Geburtstagskind steht
im Mittelpunkt – für uns ganz selbstverständlich.
Aber es gibt Kinder, für die es ganz und gar nicht
selbstverständlich ist, dass sie in den Blick genommen werden. Für sie ist es Alltag, Außenseiter zu
sein. Hören wir doch mal ihre Geschichten – zur
Auswahl: …
Drei bis fünf Lebensgeschichten in Ich-Form in
Auswahl vorlesen; evtl. dazu Entfernungen erwähnen, „ca. 1000 Kilometer von uns entfernt“
o. ä.; die Landkarten werden jeweils nach der
Biographie um die goldene Mitte herum gelegt
oder gestellt
Erstes Kind
Ich bin Mischa. Ich bin zehn Jahre alt und lebe in
Moskau, der Hauptstadt Russlands. Ich lebe auf der
Straße, so wie viele andere Kinder hier. Meinen Vater
kenne ich nicht und meine Mutter kümmert sich
nicht um mich, sie ist mit sich selber und dem Alkohol beschäftigt.
Kommentar-Sprecher/in
Der zehnjährige Mischa ist eines von mehreren tausend Straßenkindern in Moskau. Er lebt ohne ein Zuhause, in dem er umsorgt aufwachsen kann. Seine
Mutter „bewältigt“ ihr Leben durch Alkohol, sein Vater
ist schon lange von zu Hause weg. Sein hartes Leben
hat ihn emotional sehr verschlossen gemacht. Gemeinsam mit seinen Kumpels führt er ein hartes, entbehrungsreiches Leben. Er hat seine Kindheit verloren.
Zweites Kind
Ich bin Katharina. Ich bin acht Jahre alt und lebe in
der Ukraine. Meine Eltern sehe ich fast nie, sie sind
zum Geldverdienen viele tausend Kilometer entfernt
nach Portugal gegangen, weil es bei uns keine Arbeit
gibt. Wir können nur einmal die Woche miteinander
telefonieren.
Kommentar-Sprecher/in
Die achtjährige Katharina lebt mit ihren Großeltern in
einem kleinen Dorf in den Karpaten im Südwesten
der Ukraine. Beide Eltern leben und arbeiten seit drei
Jahren als Migranten in Portugal, wo sie sich einen
besseren Verdienst erhofft haben. Ihre Eltern können
nur selten nach Hause kommen. Jede Woche telefo-
Impulse für die Seelsorge 19
Drittes Kind
Ich bin Lucian aus Bacãu in Rumänien. Ich bin zwölf
Jahre alt und muss mich um meine drei jüngeren Geschwister kümmern, weil meine Mutter uns verlassen hat und mein Vater Arbeit sucht und oft nicht
da ist.
Fünftes Kind
Ich bin Mirko und bin 13 Jahre alt. Ich lebe in Tirana, der
Hauptstadt Albaniens. Seit meiner Geburt bin ich behindert: Ich kann nicht gehen und muss deshalb im Rollstuhl sitzen. Den meisten Menschen bin ich unangenehm; ich komme kaum aus dem Haus, weil „Menschen
wie ich“ unter normalen Leuten nichts zu suchen haben.
Kommentar-Sprecher/in
Der 13-jährige Mirko lebt mit seiner Familie in
einem Vorort von Tirana, der Hauptstadt von
Albanien. Albanien ist eines der ärmsten
Länder Europas. Mirko ist von Geburt an
gehbehindert und verbringt den ganzen Tag im Rollstuhl. In der Zeit des
Kommunismus waren Menschen mit
geistiger und körperlicher Behinderung abgestempelt, wurden versteckt und gemieden. In den Familien wurde ein behindertes
Kind als Makel empfunden. Das
prägt den Umgang mit Menschen mit Behinderung bis heute. Auch Mirko leidet darunter.
Kommentar-Sprecher/in
Der zwölfjährige Lucian lebt mit seinen
drei jüngeren Geschwistern im rumänischen Bacãu in einer schmutzigen, ärmlichen Behausung und
muss für sein Alter schon eine
übergroße Verantwortung
übernehmen. Die Mutter
hat die Familie verlassen,
der Vater ist auf der Suche
nach Arbeit und deshalb
nur selten zu ­Hause. Lucian muss dafür sorgen,
dass die jüngeren Geschwister zur Schule geMarkus 9,36
hen und sie mit Essen
versorgen. Eine Ordensschwester kümmert sich
ab und zu um die Geschwister.
Viertes Kind
Ich bin Annika und lebe in der Slowakei. Ich bin sechs Jahre alt und gehöre zu
den Roma. Die meisten Menschen schließen uns
aus, weil sie uns für „Zigeuner“ halten. Wir werden
beschimpft und dürfen nirgends hin, nicht einmal in
die normale Schule.
Kommentar-Sprecher/in
Die sechsjährige Annika gehört zur Volksgruppe der
Roma und lebt im Osten der Slowakei. Die Roma dort
und in vielen anderen Ländern im östlichen Europa
leiden unter den Vorurteilen der Bevölkerung und
werden im Alltagsleben oft ausgegrenzt. Die Kinder
werden häufig in Sonderschulen abgeschoben, bekommen eine schlechtere Ausbildung als andere Kinder und werden dadurch für ihr ganzes Leben benachteiligt. In vielen Orten leben Roma-Kinder mit
ihren Familien in ärmlichsten, menschenunwürdigen
Verhältnissen und bleiben sich selbst überlassen.
Ganz unterschiedliche Kinder
aus unterschiedlichen Gegenden.
Ihnen gemeinsam ist, dass sie Außenseiter in ihrem Land sind, sie gehören nirgends richtig dazu, und schon
gar nicht werden sie in den Mittelpunkt
gestellt. Das wollen wir heute ändern und
unseren Blick ganz besonders auf sie richten –
denn gerade Kinder wie sie werden von Jesus in die
Mitte gerufen.
Ihn wollen wir im Kyrie jetzt in unserer Mitte be­
grüßen.
Kyrie
Priester: Herr Jesus Christus, du nimmst dich der
Ausgegrenzten an und gehst den Verlorenen nach.
Kyrie eleison (Melodie GL 495)
Herr Jesus Christus, du hast Erbarmen mit allen,
die ein schweres Leben haben und Not leiden.
Christe eleison
Herr Jesus Christus, du bist ein Freund der Kinder,
ein Freund aller, die einsam und verlassen sind.
Kyrie eleison
Predigtimpulse und Fürbitten finden Sie auf der nächsten Seite.
niert sie über das Internet mit ihren Eltern, um sie
wenigstens so zu hören und zu sehen.
20 Impulse für die Seelsorge
Predigtimpulse
Jesus stellt besonders Kinder in den Mittelpunkt
Jede/r von uns ist Kind Gottes, Jede/r wird von
ihm in die Mitte genommen (Landkarten mit den
Namen der Kinder in die Mitte auf das goldene
Tuch stellen), denn bei ihm ist Jede/r kostbar und
wertvoll.
Beispiele bringen, die eine gewisse Parallelität
zwischen den Kindern aus Osteuropa und uns herstellen, dabei betonen, dass es nicht darum geht,
Notsituation gegen Notsituation auszuspielen (Beispiel: Annika aus der Slowakei – auch bei uns gibt
es Kinder, die ausgelacht werden, weil sie aus einem anderen Stadtteil kommen, anders aussehen,
andere Dinge machen, …)
Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, Verweis auf
Spendenmöglichkeit: solidarisch sein mit den Kindern, den Menschen im Osten Europas.
Fürbitten
bei jeder Fürbitte eine Kerze zur Landkarte stellen
Priester: Unser Herr Jesus Christus hat ein Kind in die
Mitte gestellt und hat die Kinder gesegnet. An ihn
wenden wir uns mit unseren Bitten.
1
2
Wir beten für Mischa und andere Straßenkinder auf
der Welt. Gib ihnen Mitmenschen, bei denen sie Geborgenheit und Heimat finden.
3
Wir beten für Lucian und andere Kinder auf der Welt,
die zu viel Verantwortung tragen müssen. Lass sie
Mitmenschen begegnen, die ihnen Halt vermitteln
und sie Kind sein lassen.
4
Wir beten für Annika und andere Kinder auf der Welt,
die ausgegrenzt und benachteiligt werden. Stelle ihnen Mitmenschen an die Seite, die sich für sie einsetzen und sie begleiten.
5
Wir beten für Mirko und andere Kinder auf der Welt,
die mit einer Behinderung leben. Schicke ihnen Mitmenschen, die sie liebevoll und freundschaftlich annehmen und sie im Alltag dazu gehören lassen.
Wir beten für Katharina und andere Kinder auf der
Welt, die ohne Eltern groß werden müssen. Schenke
ihnen Mitmenschen, die ihnen Liebe und Verständnis
entgegen bringen.
Predigtskizze
zum Hohen Pfingstfest
Von Pater Stefan Dartmann SJ
Zusammenfassung
An Pfingsten, dem Geburtstag der
­Kirche, sind wir alle die Beschenkten.
Nach der Himmelfahrt Christi sorgt
der Heilige Geist mit seinen Gaben
dafür, dass Jesus bis heute unter uns
weiterlebt und damit mehr als nur
­eine fromme Erinnerung bleibt. Der
Geist Jesu ist auch in und unter uns
anzutreffen. So sind wir eingeladen,
die verborgene Anwesenheit des
­Geistes in unserem Alltag zu ent­decken und unser Leben diesem
Geist all-täglich als Wirkungsort
anzubieten.
I Pfingsten ist unser Fest
Bei Geburtstagen, Jubiläen, Festen aller Art ist es
üblich, dass der Person, die im Mittelpunkt des
Festes steht, Gaben zugewendet werden.
So gesehen ist Pfingsten das Fest der Christen,
unser Fest.
– Wir stehen im Mittelpunkt.
– Uns gelten die Geschenke:
– die Gabe des Friedens („Friede sei mit
euch!“, Joh 20,19.21) und
– die Gabe des Heiligen Geistes („Empfangt den
Heiligen Geist“, Joh 20,22), die befähigt, das
Evangelium zu verkünden, Zeugnis von Gottes
Liebe zu den Menschen zu geben (vgl. Apg 2)
Von den großen Festen ist das Weihnachtsfest bzw.
das Fest Erscheinung des Herrn/Heilige Dreikönige
dem Pfingstfest ähnlich:
– nicht nur wegen der Geschenke
– sondern auch wegen des Themas der Geburt:
denn wie wir in der Weihnachtszeit die
Geburt Christi, seine Sendung in die Welt,
feiern, so begehen wir an Pfingsten den
Geburtstag der Kirche („Wie mich der Vater
gesandt hat, so sende ich euch“, Joh 20,21).
Impulse für die Seelsorge 21
All-täglich Pfingsten feiern
II An Pfingsten feiern wir die
Herabkunft des Gebers aller Gaben
Vor zehn Tagen haben wir Christi Himmelfahrt ­gefeiert.
Ohne das in der Lesung aus der Apostelgeschichte
geschilderte Pfingstereignis hätten wir an dem Tag
keinen Anlass zum Feiern gehabt. Zunächst sieht es
doch einmal so aus, als ob sich Gottes Liebe, fleischgeworden in Jesus Christus, von der Erde zurück­
gezogen hätte.
Pfingsten sagt: Das stimmt nicht!
Diese Liebe ist für immer eingestiftet in
der Welt, ist in und unter uns:
– In jedem und jeder von uns
– In unserer Gemeinschaft der Glaubenden
Der Geist Jesu ist
– mehr als eine fromme Erinnerung:
er ist selbst göttliche Person, die uns erinnert,
uns lehrt, uns in die Wahrheit führt, frei
macht …
Der Geist Jesu ist
– mehr als nur die Absicht, „die Sache Jesu“
weiterzuführen, er bewirkt in den Gläubigen die
Weiterführung der Mission Christi.
Der Heilige Geist, den der Vater uns auf Bitten des
Sohnes schickt (Joh 14,16), macht Christus in unserer
Mitte gegenwärtig. Nur so lässt sich die kühne Aussage von Paulus verstehen:
„Der Herr ist der Geist“ (2 Kor 3,17)
III Pfingsten bedeutet Gemeinschaft
mit Gott und dadurch untereinander
Gemeinschaft mit dem Gott in uns
(= dem ­Heiligen Geist) eröffnet Gemeinschaft
mit dem Gott unter uns:
– eine Gemeinschaft der Freude
– „Die Jünger freuten sich, als sie den
Herrn sahen.“ (Joh 20,20)
– eine Gemeinschaft des Friedens und der
Verständigung
(Die Lesung aus Apg 2 schildert, wie die
babylonische Sprachverwirrung einem Geist
der Verständigung weicht.)
– eine Gemeinde, die „ein Herz und eine
Seele“ ist. (Apg 4,32)
IV All-täglich Pfingsten feiern
Auch wenn Pfingsten für viele Menschen deutlich im
Schatten der anderen Hochfeste (Weihnachten, Ostern)
steht, ist Pfingsten doch zweifellos ein ­hoher Festtag.
Aber eben nicht nur. Wir sind alle eingeladen, im Alltag zu
entdecken, wo sich Pfingstliches ­ereignet, und uns selber
täglich dem Heiligen Geist als „Wirkungsort“ ­anzubieten.
Um einige Beispiele zu nennen:
– Wo EHELEUTE trotz Belastungsproben und
­Problemen in Treue zueinander stehen – da ist ­
Heiliger Geist!
– Wo ein ARBEITSLOSER, statt sich resignativ
einzugraben, hingeht, seine ebenfalls arbeitslosen
ehemaligen Kollegen zu stützen – da ist Heiliger Geist!
– Wo eine KRANKENSCHWESTER in selbstvergessener
Hingabe ihren Dienst versieht – da ist Heiliger Geist!
Eine Zusammenfassung des Pfingstgeschehens
finden wir bei Paulus:
– Wo immer WIR – wozu Renovabis uns in ­diesem Jahr
an Pfingsten einlädt – marginalisierte Kinder und ihre
Bedürfnisse in die Mitte stellen – da ist Heiliger Geist!
„Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“
(Röm 5,5)
– Und schließlich: wo ZWEI ODER DREI IN JESU ­NAMEN
versammelt sind (wie hier!) – da ist ­
Heiliger Geist!
Das heißt, derselbe Geist der Liebe
in Christus und in den Christen,
in ihm und in uns.
„Er, der Heilige Geist, kommt nicht im Besonderen zu uns,
er ist das Besondere inmitten der Alltäglichkeit.“ (H. Jauss)
Bitten wir den Herrn um die Fähigkeit, all-täglich Pfingsten feiern zu können!
22 Impulse für die Seelsorge
Dass erneuert werde das Antlitz der Erde
Kathi Stimmer-­
Salzeder schenkte der
Solidaritäts­aktion
Renovabis dieses
Lied.
Klavier- und Orgelsatz,
Chornoten und
Gitarrengriffe auf der
Renovabis-CD-ROM.
Außerdem: Gesangsund InstrumentalEinspielungen im
MP3-Format
*
© 2007 MUSIK UND WORT, D-84544 Aschau a. Inn
* Du, (Gott,) erneuerst das Antlitz der Erde.
Impulse für die Seelsorge 23
Gebetsimpuls
Kinderporträt
nach dem Heiligen Augustinus
Dies könnten vier Firmlinge vortragen
Sprecher 1: Atme in mir, du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges denke.
Sprecher 2: Treibe mich, du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges tue.
Sprecher 3: Locke mich, du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges hüte.
Sprecher 4: Hüte mich, du Heiliger Geist,
dass ich deine Gabe nie mehr verliere.
Empfehlung der Kollekte
„Renovabis“ – das heißt Erinnerung und Erneuerung.
Niemand soll vergessen sein: Die Kinder nicht und
die Erwachsenen nicht! Wir sind alle angesprochen,
nicht nur durch unser Gebet den benachteiligten
Menschen im Osten Europas beizustehen. Unsere
Kollekte kommt den notleidenden Menschen in
Mittel- und Osteuropa zugute. Gott wird
­alles überreich vergelten, was geopfert
ist. Jede noch so kleine Gabe hilft
Sende
mit, Arme und Benachteiligte zu eraus dein en Geist,
und das Antlitz der Erde
mutigen und ihnen Zuversicht zu
wird neu.
schenken. Im Namen von Renovabis
sei Ihnen allen herzlich gedankt!
Eine Anregung
Bei der Kollekte
­könnte das Renovabis-­
Gebetsbild, das 2012
Barbara M. Albrecht
­gestaltet hat, im Sammelkörbchen angeboten werden. Ansonsten sollten es zum
­Beispiel Ministranten
nach dem Kommu­
nionempfang oder am
Schluss der Messe an
den Kirchentüren
austeilen.
Die Bausteine für den Gottesdienst haben der Liturgie­
kommission der Deutschen Bischofs­konferenz vorgelegen;
sie wider­sprechen nicht den ­liturgischen ­Vor­schriften.
Alda aus Albanien führt
ein Leben in Angst
Zwölf Jahre alt ist Alda, und sie ist im
Norden Albaniens zuhause. Ihre Familie lebt „in Blutrache“ (Infokasten). Der Vater hat die Familie in die
Situation der Blutrache gebracht;
er ist vor kurzem im Gefängnis gestorben. Jetzt lebt ihr älterer Bruder in der Gefahr, dass ein Mitglied
der Familie des Opfers ihn töten wird.
Wann, das weiß niemand. Sobald Aldas jüngerer Bruder zwölf Jahre alt
wird, ist auch er ein mögliches Opfer.
Alda möchte
kreativ sein und etwas
­Schönes machen für das
Haus, in dem sie wohnt.
Diese Situation ist für Alda sehr schwierig. Sie schläft schlecht
und träumt davon, dass ihr älterer Bruder getötet wird. Unterstützung durch Nachbarn oder Verwandte gibt es kaum. Wer
„in Blutrache lebt“, ist geächtet. Kinder, die potentiell ein
­Opfer der Rächer werden können, sind meist Gefangene – sie
Information über Blutrache
verlassen das Haus nicht, denn
Blutrache: In Albanien gilt in einigen
nur innerhalb ihrer vier Wände
Regionen noch eine archaische Vorsind sie sicher. Mädchen sind
schrift, der Kanun. Dieser sieht vor,
dann oft mit isoliert.
dass Tötungen oder Ehrverletzungen
einer Sippe durch die Tötung des
Aber es gibt auch Menschen,
Gegners oder von jemandem aus
die Alda und ihre Familie nicht
dessen Sippe gerächt werden könalleine lassen und die sich auch
nen, um die Familienehre wieder
dafür einsetzen, dass der Teuherzustellen.
felskreis der Gewalt, die mit weiterer Gewalt heimgezahlt wird, durchbrochen wird. Eine kleine
Ordensgemeinschaft, die ­„Spirituelle Weggemeinschaft“, zu
der Schwester Maria ­Christina Färber gehört, engagiert sich
seit einigen Jahren für Opfer der Blutrache und besonders für
die Kinder, die darunter leiden. Aldas Familie konnte aus einer unübersichtlichen Hinterhof-Wohnung in ein gut gesichertes Haus ziehen. Die Schwestern helfen den Kindern, wieder
Vertrauen zu entwickeln und mit den Gefühlen der Angst umzugehen. Vermittlungsgespräche sollen auf beiden Seiten der
verfeindeten ­Familien zum Verzicht auf Gewalt führen.
Alda ist eine ausgezeichnete
Schülerin. Sie möchte gerne
Jura studieren und Anwältin
werden – und versuchen, gegen das System der Blutrache
zu kämpfen. Diesen Wunsch
Wirklichkeit werden zu lassen,
auch dabei wollen ihr die
Schwestern helfen.
weiterlesen
Schwester Maria Christina Färber hat
in der Zeitschrift „OST-WEST. Europäische Perspektiven“ (OWEP) einen Artikel veröffentlicht, in dem Sie auch
das Problem der Blutrache beschreibt.
Der Artikel ist nach wie vor aktuell. Sie
können ihn auf der OWEP-Internetseite im Volltext lesen, www.owep.de,
Autorensuche: „Färber“.
Renovabis unterstützt seit
vielen Jahren die Arbeit von
Schwester Maria Christina und den Schwestern der
­Spirituellen Weggemeinschaft in Albanien.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten
3, 5, 11, 17, 25, 29, 33 und 45; ebenso
auf der CD-ROM zur Pfingstaktion.
24 Kolumnentitel
„Mama wagte es
wegzufahren,
damit es uns
besser geht“
von Agnieszka Hreczuk
und Markus Nowak (Fotos)
Die Preisträgerin des ökumenischen „Journalistenpreises Osteuropa 2011“,
Agnieszka Hreczuk, recherchierte in Warschau und im polnischen Ełk für
ihren Euro-Waisen-Report im Austragungsland der Fußball-Europameisterschaft 2012. Sie bemerkte, wie sehr Eltern um die Zukunft ihrer Familien
kämpfen, insbesondere damit es dem Nachwuchs
später einmal besser geht.
„S
chneller! Schuss! Falsch! Noch Mal! Gut!“,
der Trainer ist gnadenlos. Pausenlos wiederholen die Spieler denselben Ablauf. Lob
kommt selten. Ksawery lässt sich nicht abschrecken.
„Die Trainer hier sind gut. Wenn man ein guter Spieler
werden will, muss man hart üben“, sagt er überzeugt
und schaut mit seinen runden Augen ernst unter seinem blonden Pony hervor. Er zieht sein dunkelrotes
T-Shirt in die Länge bis zu den Knien. Eine Miniversion
der offiziellen Trikots der Barcelona-Fußballprofis.
Ganz originell. Ksawery ist sieben Jahre alt. In Warschau trainiert er in der Fußballschule des legen­
dären FC Barcelona. Ein Traum vieler junger Fußballspieler. Ein Sprungbrett in die Zukunft.
Drei Mal die Woche steigt Ksawery zu seinem
­Papa ins Auto. Der 42-jährige Robert Uszko, ein kräftiger Bauingenieur aus Warschau, hat seinen Tagesablauf Ksawery und dessen älterem Bruder untergeordnet. „Man muss in die eigenen Kinder investieren“, sagt Robert Uszko. Ksawerys Tag ist bereits
vollständig verplant. Außer der Schule lernt er noch
privat Geige spielen und Tennis. „Na ja, eigentlich wollen es die Eltern“, verrät Ksawery. „Ich mag es gar
nicht, es ist langweilig. Nur Fußball will ich spielen.“
Polen hat nicht das beste Team, aber Fußball ist Nationalsport. Jeder Junge spielt. Früher, noch vor der
Barcelona-Schule, spielte Ksawery mit Kameraden
auf dem Hof – und in einem lokalen Fußballclub. Für
ein Spiel mit Kameraden hat Ksawery jetzt wenig Zeit.
Er wechselte auch den Club. Aus dem Fernsehen erfuhr er, dass es Aufnahmetests für die BarcelonaSchule geben würde. Er wusste, was der FC Barcelona ist, nur das Wort „Test“ musste ihm sein Vater erklären. „Hier ist es besser, ganz professionell“, stellt
Ksawery mit ­seiner hellen kindlichen Stimme fest.
Eine klare Vorstellung für seine Zukunft hat der Siebenjährige bereits. „Ich werde Fußballprofi, wie ,Xavi‘,
Xavier Hernández Creus, bei Barcelona.“ Warum?
„Fußball macht Spaß und die guten Spieler verdienen
gut“, sagt er mit ernster Miene.
Auch sein Vater Robert kann sich gut vorstellen,
dass sein Sohn einmal mit Fußballspielen Geld ver-
Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten 25
dienen wird. „Warum nicht? Eigentlich sagt man,
wenn ein Junge die Barcelona-Schule beendet, spielt
er später in einem guten Club. Vielleicht nicht gleich
Barcelona, aber ...“
Die Fußballschule in Warschau ist die einzige europäische Schule des bekannten Clubs außerhalb von
Spanien. Fast 100 Euro monatlich beträgt das Schulgeld. Dazu kommen noch Extrakosten für Bekleidung
und Trainingsausstattung. Das ist nicht wenig in einem Land, wo der Durchschnittslohn bei knapp 850
Euro liegt. Trotzdem, über 3000 Jungen bewarben sich
um die Aufnahme, mehr als 600 waren erfolgreich.
Die meisten kommen aus Warschau und Umgebung.
Der Rest aus anderen Großstädten: Kraków, Szczecin,
Łódź. Dort, wo die Wirtschaft immer noch boomt, die
Leute gut verdienen und die Arbeitslosigkeit niedrig
ist. Aus der Provinz kommen nur wenige.
Die Schule vergibt Stipendien. Die Armut dürfe
kein Hindernis auf dem Weg zur Karriere sein, heißt
es offiziell. Aber die Schule selbst sucht keine jungen
­Talente; die suchen die Schule selbst. Wenn ein Kind
keine Unterstützung der Eltern hat, die ihn zum Aufnahmetest bringen und dann mehrmals in der Woche
zum Training fahren, hat es keine Chance. Auch wenn
der gute Wille da ist, halten die Reisekosten die Kinder aus der Provinz oft von ihren Träumen fern.
„Wenn wir nicht in Warschau wohnen würden, hätte Ksawery deutlich weniger Perspektiven“, da ist sich
Robert Uszko sicher. Gut verdienende Eltern, Zugang
zu Schulen, Freizeitgestaltung. „Ein solcher FC Barcelona würde sich woanders nicht ansiedeln. Und wenn
wir nicht in Warschau wohnten… wer sollte ihn dann
hierher bringen? Ksawery hat einfach Glück, dass wir
in der Hauptstadt wohnen.“
Eine klare Vorstellung von seiner Zukunft hat der
siebenjährige Ksawery bereits: „Ich werde Fußballprofi,
wie ,Xavi‘, Xavier Hernández Creus, bei Barcelona,
denn Fußball macht Spaß und die guten Spieler
verdienen gut“, sagt er mit ernster Miene.
Kinderporträt
Laurent
˛iu aus Rumänien lebt mit der
Großfamilie in zwei Zimmern
„Ich heiße Laurent
˛iu, bin zwölf Jahre
und komme aus dem Kreis Ilfov,
das ist in der Nähe von Bukarest
in Rumänien. Unser Haus ist
klein, es hat nur zwei Zimmer.
Da lebe ich mit Großmutter,
Großvater und meiner Mutter. Ich
schlafe im Zimmer mit meiner
Mutter und meiner Großmutter.
Mein Großvater schläft in der Küche. Zur Familie gehört auch noch
mein Onkel, meine Tante und zwei
Cousinen. Meine Mutter hat keine
Arbeit. Sie war fünf Jahre im Gefängnis und ist vor kurzem entlassen worden. Mein Vater ist noch im
Gefängnis. Später möchte ich Polizist werden.
Laurent
˛iu möchte einmal
Polizist werden
Ich bin in der 6. Klasse und mein
Lieblingsfach ist Rumänisch, weil es leicht ist. Ich gehe gerne
hin, aber ich mag nicht, dass die Lehrer uns nicht erlauben,
in dem Geschäft, das in der Nähe ist, Süßigkeiten zu kaufen.
Morgens stehe ich um 7 Uhr auf, frühstücke und gehe in das
Tageszentrum. Dort mache ich Hausaufgaben und gehe
dann gegen halb 12 zur Schule. In der Schule bleibe ich bis
abends um halb sieben. Gegen halb elf gehe ich ins Bett.“
So hilft Renovabis
Laurent
˛iu hatte Schwierigkeiten mit der Schule. Seit 4 Jahren besucht er regelmäßig das Tageszentrum, wie insgesamt 90 Kinder zwischen 7 und 15 Jahren. Dort wird er
­unterstützt und betreut. Diese Hilfe braucht er sehr, seine
­Eltern konnten ihn lange nicht
Roma in Rumänien
betreuen und die Familie ist
sehr arm. Von der 1. bis zur 4.
Zum Thema „Roma: Ein Leben zwiKlasse kommen die Kinder
schen Diskriminierung und Mystifinachmittags ins Zentrum. Die
zierung“ hat Renovabis gemeinsam
mit dem Kölner Domradio eine Sengrößeren Kinder kommen vordung produziert, deren Beiträge Sie
mittags und gehen danach in
bei uns im Internet nachhören köndie Schule. Im Tageszentrum
nen, Suchbegriff „Gypsy“.
gibt es Erzieherinnen und Erzieher, die den Schülern helfen, den Unterrichtsstoff zu verstehen und sie auch als Menschen stärken und ermutigen. Die meisten Kinder kommen
aus der Volksgruppe der Roma, die in Rumänien wie in vielen anderen Ländern benachteiligt werden. Ziel ist es, dass
die Kinder ihren Platz in der Klassen­gemeinschaft finden
und behaupten können – denn jedes Kind hat das Recht
auf Integration, Bildung und Entfaltung. Das Tageszentrum
wird getragen vom Orden der ­Josephiner vom Heiligen Leonardo Murialdo und von ­Renovabis unterstützt.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten
3, 5, 11, 17, 23, 29, 33 und 45; ebenso
auf der CD-ROM zur Pfingstaktion.
26 Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten
Kacper spielt in einem Fußballclub im polnischen Ełk.
„Fußball ist das Beste“, sagt
er. „Es macht richtig Spaß.“
Eigentlich war Kacper schon
früher in einem anderen Club
in der Stadt. Aber niemand
konnte ihn hinbringen. Ohne
Auto war es zu weit weg. Und
dann musste er noch nach
dem Training abgeholt werden. Das ging nicht. Kacper­
­musste damals aufhören.
Jetzt übt er stolz und fleißig
vor seinem ­ersten Turnier.
Kacper: „Fußball ist das Beste“
„Mama, wir müssen los“, Kacper drängt seine Mutter.
Sie sollte ihn zum Training bringen. „Ich darf mich
nicht verspäten.“ Kacper ist verantwortungsbewusst.
Der Zehnjährige spielt in einem lokalen Fußballclub in
Ełk in Masuren. „Fußball ist das Beste“, sagt Kacper.
„Es macht richtig Spaß.“ Er trennt sich nur selten von
seinem Lieblings-T-Shirt aus der letzten Fußball-WM.
Eigentlich war Kacper schon früher in einem anderen
Club in der Stadt. Aber niemand konnte ihn hinbringen. Ohne Auto war es zu weit weg. Und dann musste
er noch nach dem Training abgeholt werden. Das ging
nicht. Kacper musste damals aufhören. Jetzt übt er
fleißig vor seinem allerersten Turnier. Sein Idol ist
Messi, natürlich vom FC Barcelona. Will er auch so
bekannt werden? „So gut kann nicht jeder sein.“ Der
dunkelhaarige Junge mit Brille ist schüchtern und
trotz seines Alters ziemlich bodenständig. Muss er
auch sein. In Ełk werden nur wenige Träume wahr.
Ełk ist eine Stadt mit 60.000 Einwohnern in Nordostpolen. Nur 250 Kilometer von Warschau entfernt.
Doch für die Bewohner ist die Hauptstadt ein ferner
Star. Eine schlechte Infrastruktur, Armut, Arbeitslosigkeit von 26 Prozent. Hier verdient man ein Drittel von
dem, was in Warschau verdient wird – oder gar nichts.
„Ach, in Warschau haben die Leute ganz andere
Chancen“, sagt Małgorzata, die Mutter von Kacper.
Die 35-jährige gepflegte Frau ist in Eile. Sie muss in
den nächsten Tagen viel machen. Vor allem so viel
Zeit wie möglich haben, um sie mit ihren zwei Söhnen
und ihrem Mann zu verbringen. Denn am nächsten
Dienstag fährt sie los: nach Deutschland, zur Arbeit
bei der Caritas.
Seit zwei Jahren schickt die Caritas in Ełk arbeitslose Frauen aus der Region nach Deutschland als
Haushaltshilfen. „30 sind es bisher insgesamt“, berichtet Renata Stanczyk von der Caritas in Ełk. ­Das
sind „Frauen, die hier sonst keine Chance hätten. Und
die arbeiten müssen, weil ihre Familien sonst nicht
über die Runden kommen würden.“ Männer finden in
der Gegend auch keinen Job. Das Ausland ist die
­einzige Perspektive für viele Familien.
Auch Małgorzata war lange arbeitslos. Ihr Mann
ist Arbeiter, aber von einem Gehalt kann man auch
in Ełk nicht leben. Sie hatten sich ein kleines Haus
­gekauft, den Kredit müssen sie nun 30 Jahre lang
­zurückzahlen. Małgorzata ist ausgebildete Schneiderin, ließ sich später zur Krankenpflegehelferin umschulen. Sie erhoffte sich eine Stelle im Krankenhaus
in Ełk. Doch das Krankenhaus muss sparen, es
wurde eine Einstellungssperre verhängt. Zufällig fand
Małgorzata im Internet eine Information über einen
kostenlosen Sprachkurs bei der Caritas. Sie meldete
sich an. Nach dem Abschluss bekam sie über die
­Caritas auch ein Jobangebot in Nordrhein-Westfalen.
„Mein Gott, da braucht man eine Menge Mut, um
sich zu entscheiden“, sagt Małgorzata mit einer etwas
brüchigen Stimme. Sie dreht den Kopf weg, in ihren
Augen stehen Tränen. Das erste Mal fuhr sie zur Arbeit
im Mai 2011. „Den ganzen Weg weinte ich. Ich hatte
Angst, ich würde es nicht schaffen, mein Mann würde
es nicht schaffen, alleine mit den Kindern. Ich sah
schon, wie sie nicht zur Schule gehen, wie sie sich
hungrig herumtreiben, in dreckiger Kleidung. Ich habe
mich immer um die Kinder gekümmert“, erzählt sie.
„Rabenmutter – davor hatte ich Angst. Dass ich es von
jemandem hören würde“, fügt Małgorzata hinzu.
„Aber wir hatten einfach keine Wahl. Das gibt
Mut.“ Von ihrer Kollegin, die auch nach Deutschland
fährt, wendeten sich Verwandte ab. Die Familie hatte
Schulden, der Ehemann war arbeitslos, es fehlte an
Geld zum Leben. Der Job in Deutschland war die einzige Chance für die Familie. Es war eine gemeinsame
Entscheidung. Die Verwandten ihres Mannes beschimpften sie trotzdem als „schlechte Frau und Mutter“. Merkwürdig, weil der Ehemann nichts dagegen
hatte. Und der Schwager, der am meisten lästerte,
Ins Freizeitzentrum
der Salesianer
­kommen Kinder,
­deren Eltern zu arm
sind, um für so etwas zu bezahlen,
aber auch solche
Kinder, deren Eltern
einfach nur zu
­wenig Zeit haben.
Pater Paweł freut sich
mit jedem Fußballpokal,
den er überreichen darf,
über Einsatz und Leistung „seiner“ Fußballmannschaft: „Sport ist
­eine gute Alternative
zum sinnlosen Herumtreiben, wenn schlechte
Gedanken in den Kopf
kommen.“
jobbte jahrelang im Ausland. Sie erlebte es als Last;
von ­Frauen verlangt man mehr.
In Deutschland ließ Małgorzata einen eigenen Telefonanschluss einrichten. „Vor dem Frühstück, nach
der Schule, vor dem Schlafen – mehrmals am Tag rief
ich an, um zu wissen, ob alles in Ordnung war.“ Doch
es ist nichts passiert. Die Kinder gingen zur Schule,
der Vater bereitete ihnen das Essen zu. „Es klappt.
Mein Mann und meine Kinder sind verantwortungsbewusst.“ Kacper vermisst Mama, aber er ist auch
stolz auf sie. „Sie wagte es wegzufahren, damit es
uns besser geht.“ In seiner Klasse gibt es viele Kameraden, deren Mütter und Väter im Ausland arbeiten.
Es ist keine besondere Sache, erzählt er. Dadurch
fühlt er sich besser. Er ist nicht der Einzige.
Pater Paweł: „Wir sind eine Haltestelle“
Euro-Waisen gibt es immer mehr in der Region, sagt
Pater Paweł Sufleta. Kinder wie Kacper, deren Eltern
ins Ausland auswandern mussten auf der Suche nach
einem Job. Der Salesianer leitet in Ełk ein Oratorium,
ein Werk für Kinder und Jugendliche. „Wir sind wie
eine Haltestelle“, lacht er. „Jeder kann vorbeikommen.“ Aus Spenden bauen die Salesianer einen Fußballplatz. Ein eigenes Team haben sie schon. „Sport
ist eine gute Alternative zum sinnlosen Herumtreiben,
wenn schlechte Gedanken in den Kopf kommen“,
sagt Pater Paweł. Es kommen Kinder, deren Eltern zu
arm sind, um für eine Freizeitbeschäftigung zu bezahlen. Aber auch solche Kinder, für die ihre Eltern nur
wenig Zeit haben. „Das Problem in unserer Region ist
Armut, Arbeitslosigkeit und eine immer stärkere Migration.“ Es ist nicht so akut, wie es die Medien oft
zeigen, dass viele Kinder ganz allein bleiben. Doch
das Problem sei trotzdem groß, findet Pater Sufleta.
„Wenn ich zu Weihnachten die Mitglieder unserer
Salesianerpater Paweł Sufleta hat
mit der Caritas einen Club für Kinder
und Jugendliche aufgebaut. Dort
gibt es eine warme Mahlzeit,
Hausaufgabenhilfe und – sehr
begehrt – Fußballtraining.
­ emeinschaft besuche, ist in jeder zweiten Familie
G
ein Elternteil im Ausland – der Vater oder immer öfter
die Mutter. Euro-Halbwaisen, kann man sagen.“ Es ist
für die Kinder nicht gut, glaubt Sufleta. „Wenn ein Elternteil fehlt, wird das Kind weniger umsorgt. Es ist
immer eine Gefahr“, sagt er. Aber er versteht auch,
dass es meistens die einzige Lösung für die Familie
ist. Es ist ein Zeichen, dass sie überhaupt um die Zukunft ihrer Familie kämpfen wollen.
„Wir haben uns schon Gedanken gemacht, ob die
Familien die Trennung überhaupt aushalten würden“,
gibt Renata Stanczyk von der Caritas in Ełk zu. Für
eine christliche Organisation war es keine einfache
Entscheidung, arbeitslose Frauen ins Ausland zu
­schicken. „Es gibt in Polen immer noch Frauen, die
sich um ihre Kinder und Ehemänner kümmern, die
die Schulleistungen kontrollieren, putzen und kochen.
Sie halten die Familie zusammen.“ Aber die Caritas
kann Jobs in Deutschland nur im Bereich Haushaltshilfe anbieten. Frauenjobs. Es meldete sich nur ein
Mann, berichtet Stanczyk. „Nach einem Monat kam
er zurück. Er schaffte es einfach nicht.“ Wenn die
Frauen nicht in Deutschland arbeiten, geraten ihre
Familien in finanzielle Probleme. „Wir bieten also eine
Möglichkeit, die es den Frauen erlaubt, Geld zu verdienen, aber auch länger zu Hause zu bleiben. Zwei
Monate im Ausland, zwei zu Hause, abwechselnd.“
Die Caritas vermittelt nicht nur bei der Jobsuche wie
eine Arbeitsagentur, sondern betreut auch die Fami­
lien der Frauen, die im Ausland arbeiten. „Wir haben
hier einen Club für Kinder und Jugendliche. Sie können hier ihre Freizeit verbringen, essen, sie erhalten
auch Hilfe bei Schulaufgaben. Damit entlasten wir die
Väter und beschäftigen die Kinder.“ Es wird auch eine
Mitarbeiterin angestellt, die ausschließlich für Kon-
takte mit den ­Familien zuständig sein wird. Die Arbeit
der Caritas in Ełk wird von Renovabis unterstützt.
Es gibt immer ein Risiko, dass die Kinder mit der
neuen Situation nicht zurechtkommen. Doch bisher ist
es nie passiert, versichert Stanczyk. „Wir haben einen
Überblick, was in den Familien passiert: ob die Kinder
Probleme in der Schule haben, ob die Noten schlechter
werden, ob sie richtig versorgt sind. Es funktioniert
aber einwandfrei.“ Es liegt allerdings ­daran, dass es
sich nur um arme, aber dafür funktionsfähige Familien
handelt. Ein Job im Ausland ist nur ein Mittel, um etwas
für die Familie zu tun. „Dramatische Fälle von EuroWaisen kommen häufiger in Problemfamilien vor, wo
die Auslandsmigration eigentlich nur eine Ausrede ist,
um sich nicht um die Familie kümmern zu müssen. Es
ist ein Argument für ein Elternteil, oder beide Eltern,
um sich von der Verantwortung zu entledigen.“ Doch
auch bei stabilen Familien ist die Trennung eine starke
Belastung. „Wenn es eine bessere Lösung gäbe, wäre
das natürlich einfacher.“
Für die Zukunft ihrer Kinder sieht Małgorzata
schwarz. „Wenn sie eine gute Schule abgeschlossen
hätten, eine gute Ausbildung hätten, in Warschau leben
würden. Aber hier, bei uns, gibt es keine Perspektive.“
Vielleicht, denkt Małgorzata, wäre es gar nicht so
schlecht, wenn Kacper Talent für Fußball hätte? „Gute
Fußballspieler sind ja nicht arbeitslos.“ Was kann Kacper in Ełk sonst tun? Sein Lieblingsplatz ist ein riesiger
Parkplatz bei Kaufland. Die Jungs üben dort C-walk, einen amerikanischen Tanzstil, eine andere Leidenschaft
von Kacper. Die Barcelona-Fußballschule hat ­Kacper im
Fernsehen gesehen. Messie ist sein Idol. Klar, er möchte auch gerne hin, sagt er sofort. „Aber es ist bestimmt
sehr teuer“, gibt er nüchtern zu. „Wir könnten uns das
nicht leisten. Und Warschau ist zu weit weg.“
Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten 29
Kinderporträt
Kinderporträt
Khoren mag Sport und lebt
im Container
Alla, 10 Jahre, aus Gjumri in
Armenien will Ärztin werden
„Ich bin Khoren, elf
Jahre alt, und ich
komme aus der Nähe
von Gjumri in Arme­
nien. Ich habe keine
Eltern mehr, nur einen größeren Bruder,
und wir leben mit unserer Großmutter zusammen – nicht in einem richtigen Haus, sondern
in einem Fracht-Container. Also haben wir nur ein
Zimmer. Meine Großmutter kümmert sich gut um
uns, aber man merkt, dass sie alt ist.
„Hallo, ich bin Alla aus Armenien. Die
Stadt, in der ich wohne, heißt Gjumri
– das ist im Nordwesten von Armenien, nicht weit von der Türkei. Ich wohne zusammen mit meiner Mutter und
meinem Bruder, aber mein Bruder
leistet gerade seinen Militärdienst, ist
also eigentlich nicht da. Wir leben in einer Wohnung in der vierten Etage. Ich
schlafe bei meiner Mutter im Zimmer
und wir essen in der Küche. Mein Lieblingsgericht sind Boraki, das ist etwas
­typisch Armenisches: mit Hackfleisch
gefüllte Teigtaschen, die man mit Joghurt und Knoblauch isst.
Was kann ich euch über mich erzählen? Ich bin in
der 5. Klasse und mag besonders Sport. Mir ist es
wichtig, fit und gesund zu sein. Ich könnte mir vorstellen, später
was mit Autos zu
machen. Ich hätte gerne einen eigenen Computer,
aber dazu fehlt
das Geld. Ich esse gerne Bratkartoffeln und Steak,
aber das gibt es
fast nie.
Nach der Schule
besuche ich das
Kindertageszentrum, dort esse ich
zu Mittag, kann
­meine Hausauf­
gaben erledigen und
danach verschiedene Sachen machen, wie Werken,
Computer-Unterricht, Kochen oder Kunst. Um halb 6
gehe ich dann nach Hause.
Bei der WeihWussten Sie schon?
nachtsfeier im
Renovabis unterstützt im Norden
Zentrum habe
Armeniens ein Programm zur
ich den Nikolaus
Wasserversorgung in den Dörfern
gespielt. Zum
des Hochlandes. Lesen Sie dazu mehr
ersten Mal in
auf der Internetseite von Renovabis,
meinem Leben
Suchbegriff „Shirak “.
stand ich total im
Mittelpunkt –
das war aufregend und ziemlich klasse! Von Kindern
aus Deutschland würde ich gerne wissen, ob euer
Land schön ist. Und wenn ich ein Kind aus Deutschland treffen würde, dann würde ich vorschlagen,
dass wir zusammen Fußball spielen.“
Ich gehe in die vierte Klasse. Mein Lieblingsfach ist Mathe­
matik. Wenn ich rechnen kann, kann man mich in den Geschäften nicht betrügen. Außerdem mag ich Armenisch, weil
das meine Muttersprache ist, und Englisch, weil ich dann mal
nach England reisen kann. Ich möchte Ärztin werden. Meine
Lieblingsbeschäftigung ist mit anderen Kindern spielen und
Zeichentrickfilme gucken. Ich singe und tanze auch gern! Von
einem Kind in Deutschland würde ich gerne wissen, was es
für Spiele spielt.“
Alla und Khoren besuchen ein
Religion in Armenien
Tageszentrum für Kinder aus
Das Christentum ist tief verwurzelt in
sozial schwierigen Situationen.
Armenien. Als erstes Land der Welt erDie meisten Kinder sind Sozialhob Armenien im Jahre 301 das Chriswaisen, also Kinder, die zuhautentum zur Staatsreligion. Das Oberse nicht richtig betreut werden
haupt der Armenischen Apostolischen
können, weil die Eltern ­arbeiten
Kirche ist der Katholikos. Die Armeoder die Großeltern mit der Benisch-katholische Kirche (AKK) gehört
zu den katholischen Ostkirchen, die
treuung überfordert sind. Aber
mit Rom verbunden sind. Sie zählt undorthin kommen auch Kinder
gefähr 150.000 Gläubige, viele davon
von Drogenabhängigen und
leben außerhalb des Landes.
Kinder, die zu Hause Gewalt erleben. Diese Kinder ­haben oft
Probleme, Vertrauen aufzubauen – darum fällt
es ­ihnen schwer, Freunde zu finden und selber ein
Freund/eine Freundin zu sein.
In dem Tageszentrum lernen die Kinder viele Dinge, die sie
in ihrem Zuhause nicht mitbekommen. Ganz wichtig ist,
dass sie selbstbewusst werden und erfahren, dass sie ein
Recht auf eine eigene Meinung haben, genau wie jedes andere Kind auch. Außerdem gibt es auch Nachhilfeunterricht
und Hilfe bei den Hausaufgaben. Das Tageszentrum wird von
der örtlichen Caritas betrieben, die seit vielen Jahren ein
Projektpartner von Renovabis ist. Das Gebäude, in dem das
Tageszentrum in Tashir unter­gebracht ist, wurde 2009/10
mit Unterstützung von Renovabis in Stand gesetzt und
modernisiert.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten
3, 5, 11, 17, 23, 25, 33 und 45; ebenso
auf der CD-ROM zur Pfingstaktion.
30 Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten
Grafische
Elemente 2012
Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken
mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa
und Textbausteine
Wenn Sie einzelne grafische Elemente für Ihre Druck­sachen
­nutzen wollen, dann bestellen Sie Ihre persönliche Auswahl
­einfach per E-Mail unter [email protected] oder telefonisch
(0 81 61/53 09-49). Bitte ­teilen Sie uns Ihre E-Mail-Adresse mit.
Wir übermitteln Ihnen dann Ihre ausgewählten Motive auf
­digitalem Weg. Dann können Sie auch die Abdruck­größe der
­grafischen Elemente selbst bestimmen. Sie können sich alle
Signets aber auch einfach selbst aus dem Internet herunter­laden;
gehen Sie dazu in den Renovabis-DownloadBereich: www.renovabis.de/service/
grafikdateien-zur-pfingstaktion oder
scannen Sie den linksstehenden neuen
Renovabis-QR-Code mit Ihrem
Mobiltelefon.
Foto: Hendrik Soster
Sie können
• Ihren Pfarrbrief / Gottesdienstordnung
• Ihre Verbandsmitteilung
mit diesen Renovabis-Druck- und
Kopiervorlagen selber gestalten.
Best.-Nr. 17 | Aktionsplakat 2012 »Und er stellte ein Kind in ihre Mitte«
auch in Farbe: Best.-Nr. 1
„Hilfe für Kinder im Osten Europas“
Leitwort der 20. Renovabis-Pfingstaktion: „Und er stellte ein Kind in ihre Mitte“
Die diesjährige 20. Renovabis-Pfingstaktion will unter dem Leitwort „Und er stellte ein Kind in ihre Mitte“ (Mk 9,36) notleidende
und benachteiligte Kinder im Osten Europas vom Rand ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rücken.
A
uf die häufig schwierige Lage
von Kindern in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas weist die
Renovabis-Pfingstaktion 2012 hin.
Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pater
Stefan Dartmann SJ wirbt um Solidarität mit ihnen: „Die Kinder und ihre Familien sollen spüren, dass sie sich auf
Renovabis verlassen können.“
In der Projektförderung von Renovabis
spielt die Hilfe für Kinder schon seit
Best.-Nr. 42 | Text »Renovabis-Leitwort 2012«
vielen Jahren eine besondere Rolle. Jedes Jahr wird dafür ein erheblicher Teil
der Projektmittel eingesetzt. Dabei
geht es um ein breites Spektrum pastoraler, sozialer und Bildungsprojekte.
Konkret gefördert werden Heime und
Tagesstätten für Waisen und Straßenkinder, ebenso für Kinder, die unter
den Folgen von Arbeitsmigration leiden, den so genannten „Euro-Waisen“.
Es geht um Integrationsprojekte für
Kinder aus gesellschaftlichen Randgruppen und von diskriminierten Minderheiten wie den Roma. Unterstützt
werden auch Sozialeinrichtungen und
Heime für behinderte Kinder oder der
Bau und die Ausstattung von pastoralen Kinder- und Jugendzentren.
Religiöse Erfahrungen vermitteln die
Projektpartner von Renovabis durch
besonders geprägte Freizeiten, die
„Ferien mit Gott“. Ebenso werden
Schulen und Bildungseinrichtungen
mit besonderem Profil gefördert wie
auch Beratungsangebote für Eltern in
Familienzentren.
www.renovabis.de
Best.-Nr. 30 | Text »Renovabis-Leitwort 2011«
Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten 31
Ost
europa
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hk
ad
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Kollekt 2012
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Pfingst sch
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können Kids im RenovabisKinderaktionsheft „Entdeck’ mit
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20. RenovabisPfingstaktion
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Pfingstaktion für Osteuropa
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Farbe: Best.-Nr. 9
Mar
Rund 18.500 Renovabis-Projekte
in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
Renovabis unterstützt seine
Partner in 29 Ländern des
früheren kommunistischen
Machtbe­reichs im östlichen
Teil Europas bei der kirchlich-pastoralen, sozial-karitativen und zivilgesell­
ku s
a
bi
Best.-Nr. 23 | Logo »Pfingstaktion«
9,36
en
w w w.r
ov
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auch in Farbe: Best.-Nr. 14
schaftlichen Erneuerung. In
den 19 Jahren seines Bestehens half Renovabis bei der
Verwirk­
lichung von mehr
als 18.500 Projekten mit einem Gesamtvolumen von
rund 540 Millionen Euro.
Best.-Nr. 44 | Text »19 Jahre – 19.500 Projekte«
Markus 9,36
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Renovabis-Pfingstaktion 2012 startet
in Osnabrück – Abschluss in Aachen
Best.-Nr. 18 | »Kind mit Leitwort«
Eröffnet wird die Renovabis-Pfingstaktion in diesem Jahr im
Bistum Osnabrück. Den Eröffnungsgottesdienst zelebriert Bischof Dr. Franz-Josef Bode am Sonntag, 6. Mai 2012, 10 Uhr,
im Dom zu Osnabrück mit Gästen aus Mittel- und Osteuropa.
Der Abschluss der Renovabis-Aktion findet in Aachen am
Pfingstsonntag, 27. Mai 2012, statt. In ganz Deutschland wird
am Pfingstfest in allen katholischen Kirchen die RenovabisKollekte gehalten.
Best.-Nr. 43 | Text »Renovabis-Programm 2012«
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32 Kolumnentitel
Litauens Leidenschaft
und lange Lieblinge
Von Judith Lewonig
„Ich möchte ein positives Beispiel für Kinder sein“, sagt Jonas
Valančiu-nas, Litauens Junior-Basketballstar, beim Besuch der
.
­Sostine Basketballschule in Vilnius vor ein paar Wochen.
© www.sportoakimirka.lt
Jonas Valančiu-nas, umzingelt von deutschen Spielern – darunter vorne
links Dirk Nowitzki – bei der Europameisterschaft 2011 in ­Litauen.
Valančiu-nas war gerade gegen Deutschland einer der Besten.
© FIBA Europe/Castoria/Metlas
Wie Fernsehstationen in rund 200 Ländern zeigt auch das litauische
Fernsehen die Spiele der Fußball-EM live. Doch für leere Straßen
­werden die Übertragungen nicht sorgen. Auch wenn der traditionell
schwarz-weiße Ball in diesem Jahr im Nachbarland Polen und in der
­Ukraine rollt, war und bleibt in Litauen Basketball – aktiv und passiv –
mehr als nur der Sport Nummer eins: Basketball als Ausdruck von Herz,
Seele und Identität der Nation, ja, sogar von so etwas wie Spiri­tualität.
Das ist der orange „Ball-Virus der Leidenschaft“ vom Hinterhof bis zur
­Kirchenmauer, vom Kinder­gartenteam bis zur Nationalmannschaft, von
der ­Landeshauptstadt ­Vilnius bis zur Basketballmetropole Kaunas.
K
onzentriert und wieselflink dribbeln die elf
Knirpse den Ball Richtung Korb, werfen, dribbeln erneut. Im Sportsaal des Vilniusser Kin.
dergartens Peleda (Eule) sind die Vier- und Fünfjährigen mit Feuereifer bei der Basketballsache. Zweimal
pro Woche kommt Coach Paulius Šermukšnis zu
den „Eulen“. Er gehört zur Trainertruppe der 2007
von drei jungen Enthusiasten gegründeten privaten
.
­Sostine (Hauptstadt) Basketballschule, die den organisierten Kindergarten-Basketball in Litauen initiierte. Mehr als 40 Kindergärten in Vilnius offerieren derzeit Basketball als Zusatzprogramm, an dem 800
Kinder teilnehmen. Die erste Vilniusser BasketballKindergarten-Meisterschaft 2011 fand bei Sprösslingen und Eltern begeisterten Anklang.
Enthusiasmus und unbändiger Einsatz im Training wie im Meisterschaftsspiel sind auch in der vor
mehr als 50 Jahren errichteten Vilniusser Basketballschule – der einzigen öffentlichen in Litauens
Hauptstadt – zu sehen und zu spüren. „Rund 800
Jugendliche im Schulalter kommen wöchentlich
drei- bis fünfmal zum Training. Zudem absolvieren
die ab Zehnjährigen in 34 Jungen- und 13 MädchenTeams ein bis drei Spiele pro Woche in Meisterschaften und Turnieren“, erörtert Direktor Antanas
Naruševičius. „Doch die Kinderzahl ist bedingt
durch geburtenschwache Jahrgänge und Wirtschaftskrise deutlich zurückgegangen, obwohl wir
sozialschwachen Familien mit Gebührenermäßigung entgegenkommen.“
Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten 33
Kinderporträt
Leandro aus Albanien kennt die
­Berge und die Stadt
In Dobraç, einer Siedlung bei
­Shkodra in Albanien, lebt der
7-jährige Leandro mit seinen
zwei älteren Schwestern und seinen ­Eltern. Als Leandro geboren
wurde, war seine Mutter sehr froh:
Jungen gelten in der albanischen
Tra­dition mehr als Mädchen und
­repräsentierten die Ehre der Familie.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in der 130 Kilometer
.
entfernten öffentlichen Kreis-Sportschule Kedainiai,
wo 200 der insgesamt 500 angemeldeten Jugend­
lichen Basketball trainieren. Direktor Algimantas
Šulcas: „Hier ist vor allem die Anfahrt aus den Dörfern
kostenintensiv.“ Geld, das bei einem offiziellen Durchschnittsverdienst von 480 Euro netto im Monat nicht
von allen Eltern aufzubringen ist. Die Finanzierung
der rund 60 öffentlichen Basketballschulen – die
­etwa zehn privaten finanzieren sich selbst – erfolgt
auf Kommunalebene. Insbesondere in ländlichen Gebieten ist materielle Unterstützung hochwillkommen.
Spielen Teams regulärer Schulen in Regionalturnieren, so wurde für Basketballschulen im Jahr 2000
vom Litauischen Basketball-Verband und Bildungs­
ministerium die überregionale Basketball-Schülerliga
gegründet. „In drei Divisionen spielen in Altersklassen 420 Mannschaften mit rund 7.500 Jugendlichen
von insgesamt 17.000 in Basketballschulen Trainierenden. Basketball ist die absolut populärste Sportart
litauischer Schüler“, veranschaulicht Liga-Direktor
Dainius Čiuprinskas.
Vilniusser
Basketballschule:
immer mit
vollem Einsatz
Foto:
Judith Lewonig
Leandros Eltern kommen eigentlich
aus den Bergen im Norden
­Albaniens. Sie sind Inlandsflüchtlinge.
Das Leben in den Bergen ist nicht einfach. Autostraßen gibt es nur wenige,
und Vieles kann nur zu Fuß erreicht
werden. Leandros Eltern sind wie viele Menschen in die Stadt gezogen, wo
es besser bezahlte Arbeit gibt und die
Kinder mehr Möglichkeiten haben.
Leandro ist ein fröhliches
Kind. Am liebsten spielt er
mit den Autos im Kinderzentrum. Wenn er groß ist,
möchte er Arzt werden
und seine Eltern im BMW
­herumfahren.
In den Ferien jedoch fährt die Familie
zu ihrem Haus in die Berge, um Obst zu ernten und nach dem
Rechten zu sehen. Die Bergluft ist sehr gut und Leandro ist
gerne dort. Seine ­Eltern lassen ihn jedoch nur unweit vom
Haus entfernt spielen, denn es ist auch gefährlich in den Bergen: Es gibt Wölfe, und weil viele Wege mittlerweile zugewachsen sind, ist es leicht möglich, abzustürzen.
In Dobraç haben seine Eltern ein kleines Haus gebaut und ­eine
Arbeit gefunden. Die Familie lebt sehr bescheiden, aber doch
besser als vorher in den Bergen. Seit September 2011 geht Leandro in die Schule, zuvor war er im Kindergarten, den die Ordensschwestern betreuen. Die Umstellung war für ihn nicht
leicht: er hatte Angst vor den Lehrern, von denen einige die Kinder auch mit Schlägen strafen. Doch zu seiner Lehrerin hat er
einen guten Draht. Einmal in der Woche besuchen er und seine
Schwestern die Kindergruppe im Kinderzentrum. Leandros Mutter besucht eine Müttergruppe, die ebenfalls von Ordensschwestern betreut wird.
Die Frauen und Mädchen
lernen, dass auch sie wertvoll sind und dass Jungen
nicht aufgrund ihres Geschlechts bevorzugt werden
sollten. So muss ­Leandro
wie seine Schwestern auch
daheim helfen: Er füttert
das Schwein und hilft im
Garten.
Weitere Informationen
Dobraç ist ein Vorort von Shkodra in
Nordalbanien. Seit den 90er Jahren
wächst der Ort stark an. Die Menschen,
die zuziehen, kommen fast sämtlich
aus den katholisch geprägten Bergregionen im Nordwesten Albaniens. Mehr
über die Aktivitäten der Schwestern der
„Spirituellen Weggemeinschaft“ in Dobraç lesen Sie auf der Internetseite von
Renovabis, Suchbegriff „Shkodra“.
Renovabis unterstützt seit ­vielen Jahren die Arbeit von Schwester Maria Christina und den Schwestern der Spirituellen Weggemeinschaft in Albanien, die ein Familienzentrum leiten.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten 3, 5,
11, 17, 23, 25, 29 und 45; ebenso auf der
CD-ROM zur Pfingstaktion.
34 Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten
Bereits im
Kindergarten­
alter begeistern
sich die Litauer
für den Basketballsport.
Foto: Judith Lewonig
„Wir wollen nicht, dass Kinder auf der Straße landen“, betont Arvydas Sabonis, seit Herbst 2011 Verbandspräsident – und Litauens personifizierter Basketball-Gott. Der heute 47 Jahre alte beste litauische
Basketballer aller Zeiten und einer der besten weltweit steht aber für weit mehr als „nur“ für Sport. Basketball symbolisierte während der fast 50 Jahre dauernden Sowjetokkupation immer auch die Hoffnung
auf Freiheit. Nach zwei Titelgewinnen (1947, 1951) in
der Sowjetmeisterschaft und einigen dritten Plätzen
in den 1970er Jahren avancierte die beste „litauische“ Klubmannschaft Žalgiris Kaunas mit Arvydas
Sabonis an der Spitze in den 1980ern zum ebenbürtigen „Feind“ von Abonnementmeister ZSKA Moskau.
„Wir kämpften gegen die Armee“, bringt es Arvydas
Match der Achtjährigen
in der Pause des Eurocupspiels „Lietuvos
­rytas Vilnius“ gegen
„Alba Berlin“ im Januar
2012 in Vilnius vor
7.000 Zuschauern
Foto: Daumantas Matonis
Sabonis auf den Punkt. Žalgiris, benannt nach der für
Polen-Litauen siegreichen Schlacht bei Tannenberg
(lit. Žalgiris) 1410 gegen den Deutschen Orden, eroberte 1985, 1986 und 1987 den Meistertitel – jeweils mit Finalerfolgen gegen die Moskauer.
„Nach Siegen gegen ZSKA haben wir einander gratuliert, Freunde angerufen und gefeiert. Jeder fühlte:
Es war wie ein Sieg über die Okkupanten“, erinnert
sich Nerijus Mikoliu-nas, Firmenkunden-Betreuer einer
Bank in Vilnius. Basketball-spielerisch eine Ideologie
besiegen. „Basketball-Erfolge gegen russische Mannschaften waren eine Ausdrucksform von Nationalstolz
und Protest. Jugendliche begleiteten die Spiele immer
wieder mit ,Freiheit für Litauen‘-Kundgebungen, die
von der Sowjetmiliz niedergeschlagen wurden. Die
nun viel zitierte Metapher ,Basketball ist die zweite
Religion in Litauen‘ versucht, Basketball-Bedeutung
und Basketball-Liebe im katholischen Litauen in Vergangenheit und Gegenwart zu charakterisieren“, so
Pfarrer und Generaldirektor der Caritas Litauen Robertas Grigas.
„Als Žalgiris 1986 den Intercontinental Cup in
­Argentinien gewann, da hat für uns Litauen gesiegt,
nicht die Sowjetunion. Die Trophäe steht heute im
­Litauischen Sportmuseum in Kaunas“, blickt der Vilniusser Rechtsanwalt Aru-nas Šarka mit Tränen in den
Augen zurück. „Und als die Sowjetunion 1988 die
Olympia-Goldmedaille in Seoul erkämpfte, haben
die litauischen Superstars Arvydas Sabonis, Rimas
Voll bei der Sache, die
Nachwuchs­basketballer aus
­Litauen im Spiel gegen
eine deutsche Mannschaft.
Foto: Daumantas Matonis
­ urtinaitis, Valdemaras Chomičius und Šaru-nas
K
Marčiulionis im Sowjetteam für Litauen gespielt; im
Herzen sowieso, und sie haben dies auch stets zum
Ausdruck gebracht.“
Vier Jahre später, im Sommer 1992, nur Monate
nach der offiziellen Anerkennung Litauens als wieder
souveräner Staat, schrieb dieses litauische Jahrhundert-Quartett nun mit der litauischen Nationalmannschaft eines der wohl emotionalsten Kapitel der internationalen Basketballgeschichte: Mit dem Triumph
über das von der ehemaligen Sowjetunion übriggebliebene Vereinte Team im Kampf um die olympische
Bronzemedaille in Barcelona spielte sich Litauen zurück ins internationale (Basketball)-Bewusstsein.
20 Jahre nach diesen Momenten für die Ewigkeit
zeichnet der in den USA geborene litauische Regisseur Marius Markevicius mit seinem berührenden
Dokumentarfilm „The Other Dream Team“ den Weg
von Gold zu Bronze vor dem Hintergrund rollender
Panzer nach.
Knapp 20 Jahre nach dem Zerfall des Sowjetreiches spielen 2011/12 zwei litauische Nationalspieler
in den Reihen von ZSKA Moskau unter Litauens Trainer-Koryphäe Jonas Kazlauskas.
Und gerade die 1992 geborenen Korbjäger rund
um Ausnahmetalent Jonas Valančiu-nas sind die litauischen Hoffnungsträger. Die Goldjungs, Welt- und
zweifache Europameister, rangieren in der Juniorenklasse an zweiter Stelle der aktuellen Weltrangliste,
das Männer-Nationalteam nimmt Platz 5 ein. Jonas
Valančiu-nas, „Litauischer Basketballer“ und „Junior
Basketballer Europas“ des Jahres 2011, mit SabonisPotential und einem ihm eigenen Spielstil widmet seit
sieben Jahren sein Leben dem Basketball. Schon als
14-jähriger trainierte der nunmehrige Student
des Internationalen Managements dreimal täglich in
der Vilniusser Basketballschule. Mit 20 Jahren ist der
charismatische 2,11-Meter-Riese ein Idol nicht nur
der Kinder in den Basketballschulen.
Weiterer Stoff für das Basketball-Museum im
nordlitauischen Joniškis ist nicht minder garantiert
wie die Fortsetzung der intensiven Litauen-Basketball-Liebesbeziehung. Eine Liebe, die sich in einem
Denkmal für den Basketball in Vilnius ebenso manifestiert wie in der Architektur des freien Raumes mit
unzähligen Basketballkörben unterschiedlichster
Ausprägung – ob im Hinterhof oder an der Mauer der
Vilniusser Philippus-und-Jakobus-Kirche, wo die Dominikanerbrüder basketballen.
Begonnen hat die Liebesgeschichte in der jungen
litauischen Republik der Zwischenkriegszeit mit dem
Gewinn der Europameisterschaft 1937 im benachbarten Lettland sowie 1939 in Kaunas, der damaligen provisorischen Hauptstadt Litauens, als Vilnius
unter polnischer Herrschaft stand. Ebenfalls in Kaunas hat vor 90 Jahren, am 23. April 1922, mit dem
ersten offiziellen Männerspiel auf litauischem Boden
die Geburtsstunde des litauischen Basketballs geschlagen. Litauen zeigt sein Herz für die BasketballJugend im Jubiläumsjahr 2012 mit der Austragung
der U 17 Weltmeisterschaft sowie – gemeinsam mit
Lettland – der U 16 und U 18 Europameisterschaft.
Des kleinen Landes lange National-Lieblinge vollbringen Großes wie Europameistertitel 2003 und
Weltmeisterschafts-Bronze 2010. Dafür ist ihnen ein
Ačiu--Gloria – litauisch „Danke“ – der treuen Anhängerschar nach Spielende sicher. Basketball als Herzensleidenschaft von Groß und Klein, Alt und Jung.
Er stellte ein Kind
in ihre Mitte
Schulstunden-Sequenz für die 4. Grundschulklasse
bis zur 6. Klasse an weiterführenden Schulen
von Astrid Grave
In der Mitte stehen – Wer von uns möchte das nicht?
Angehört werden, ­beachtet werden – ja auch ein bisschen bewundert?
Manchmal aber möchten wir auch lieber nicht im Mittelpunkt stehen,
wenn die Gefahr besteht, ausgelacht, bloßgestellt oder verletzt zu werden.
Kinder erleben solche Situationen, positive wie negative, täglich im ­Klassenzimmer
und auf dem Pausenhof.
Die vorliegende Stundensequenz von Astrid Grave lädt ein, das spannende Thema „In der
Mitte stehen“ von verschiedenen Seiten zu beleuchten. ­Hierbei handelt es sich um drei
Doppelstunden, die jedoch auch gesplittet als Einzelstunden gehalten werden können.
Erste Stunde: In der Mitte stehen –
Jesus und die Kinder
Zum Einstieg begegnen die Schüler Jesus, der die
Kinder liebte und sie in das Zentrum der Aufmerksamkeit stellte. Gott liebt jeden Menschen so, wie er
ist. Auf dieser Basis entwickeln die Jungen und Mädchen, welche Haltungen und Verhaltensweisen sie
sich für ein positives Miteinander in der Klasse wünschen.
Gemeinsam säen die Schüler als Zeichen für Jesus,
der uns liebt, ein Herz aus Kressesamen an.
Zweite Stunde: Wir brauchen ­Menschen,
die uns sehen: Kinder im Osten Europas
und in Deutschland
Die zweite Stunde thematisiert Situationen, in denen sich Kinder einsam fühlen. In Auseinandersetzung mit der Kinderrechtskonvention der Vereinten
Julius Schnorr von
Carolsfeld, „Jesus
segnet die Kinder“,
Farblithographie/
Holzschnitt,
1853–1860
Foto: akg-images
Nationen erarbeiten die Schüler grundlegende
Rechte, die Kindern zustehen. Dabei lernen sie anhand einiger Porträts die Situation benachteiligter
Kinder in Osteuropa sowie das Engagement von
­Renovabis kennen.
Dritte Stunde: Sie stellten sich in die
­Mitte – Das Pfingstereignis
Die dritte Stunde schließlich wendet sich der Pfingstgeschichte zu. Die Schüler erfahren, wie die zuerst
ängstlichen Jünger die Türen ihres Versteckes weit
aufreißen und sich mutig in die Mitte der Pilger in
Jerusalem stellen. Gott, so die Botschaft, möchte
auch uns Menschen von heute, Kinder wie Erwachsene, aus dem Schneckenhaus in die Mitte des Lebens
führen.
Zum Abschluss der Stunde zeigt die Lehrkraft den
Schülern das grün aufgegangene Kresseherz.
Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten 37
Erste Doppelstunde
In der Mitte stehen –
Jesus und die Kinder
Stundenziel: Die Schüler entwickeln, wie sie
sich ein gelingendes Miteinander nach der
­Botschaft Jesu vorstellen.
Benötigte Materialien
von der Renovabis-CD-ROM:
M 1 Bildfolie, auf der eine Person

inmitten einer Menge bloßgestellt o. ä. wird.
M 2 Bildfolie, auf der sich ein Kind, von Jesus in den

­Mittelpunkt gestellt, geborgen fühlt.
M 3 Anleitung zum Ansäen eines Kresse­herzens

M 4 Lied: „Es ist gut so, wie Du bist.“

1. Teilziel: Die Schüler geben wieder, unter
­welchen Umständen sie nicht gerne im
­Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.
Die Lehrkraft legt eine Bildfolie, Material 
M 1 von
der Renovabis-Aktions-CD-ROM auf: Ein Kind wird in
einer Menge bloßgestellt.
Die Schüler beschreiben, was sie auf dem Bild sehen.
Dann versuchen sie, das
Geschehen zu deuten. Sie
erarbeiten im Gespräch,
dass die betroffene Person
sich unwohl fühlt. Die Kinder
sammeln, welche Verhaltensweisen dazu beitragen,
dass sie ungern im Zentrum
der Aufmerksamkeit stehen
(z. B.: ausgelacht werden, bespöttelt werden, gemeine Kommentare). Die
Lehrkraft benennt das (vorläufige) Stunden­thema:
„Heute geht es darum, wann ihr gerne im Mittelpunkt
steht und welche Verhaltensweisen ihr euch dafür
­untereinander wünscht.“
2. Teilziel: Die Schüler erfahren, dass Jesus
Kinder wohlwollend in das Zentrum der
­Aufmerksamkeit gestellt hat.
Nun wird eine zweite Bildfolie 
M 2 aufgelegt. Sie
zeigt Jesus, der ein Kind in die Mitte der Jünger stellt.
Die Schüler beschreiben, was sie auf diesem Bild se-
hen. Sie erarbeiten, dass dieses Kind sich im Gegensatz zur ersten Folie wohlfühlt.
Jetzt erzählt die Lehrkraft den Kindern, wie Jesus
ein Kind in die Mitte seiner Jünger gestellt hat (Mk
9,33-37):
„Einmal hatten die Jünger
Jesu einen Streit. Sie sprachen darüber, wer von ihnen der Größte sei. Jeder
wollte der Klügste sein,
der Wichtigste und der
Beste.
Als Jesus von ihrem
Streit hörte, gefiel ihm
das gar nicht. Er sagte: „Macht euch nicht groß und
wichtig. Wer sich um die Anderen kümmert, ist für
mich der Größte.“
Und er stellte ein Kind in ihre Mitte und nahm es in
seinen Arm. Er sagte: „Wer sich zum Beispiel um ein
Kind kümmert, der ist der Größte für mich.“
Als Zeichen, dass Jesus alle Kinder
liebt, wie sie sind, wird ein Kresseherz
M 3 .
angesät: Anleitung 
Zusammen wird das Lied: „Es ist gut
so, wie du bist“ gesungen 
M 4 .
Kresse-Saatgut von Renovabis
können Sie unter
 0241 / 479 86-200 bestellen.
3. Teilziel: Die Schüler entwickeln, wie sie sich
ihr Miteinander in der Klasse wünschen.
Auf der Basis dieser biblischen Erzählung wenden
sich die Schüler ihrem konkreten Miteinander zu.
Auch im Alltag der Klasse stehen Kinder immer wieder im Mittelpunkt. Unter der Überschrift „Dann stehe
ich gerne in der Mitte – so wünsche ich mir den Umgang in der Klasse“ sammeln die Jungen und Mädchen Regeln für ihr Miteinander. Die Ideen werden
in der Klasse vorgestellt.
Zwischen den Wortmeldungen kann das Lied
als Auflockerung gesungen werden.
38 Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten
Zweite Doppelstunde
Wir brauchen Menschen, die
uns sehen: Kinder im Osten
­Europas und in Deutschland
Stundenziel: Die Schüler werden für ihre
­eigenen Rechte und die Rechte benachteiligter
Kinder in Osteuropa sensibel.
Benötigte Materialien
von der Renovabis-CD-ROM:
M 5 und 
M 6 Bilder von einsamen Kindern

M 7
bis
M 10 Bilder von umsorgten Kindern
 
M 11 Textfolie mit Informationen zur Kinderrechts
konvention der Vereinten Nationen
M 12 Textfolie mit Liste von Kinderrechten

M 13 Lied: „Bist du manchmal einsam?“

1. Teilziel: Die Schüler werden auf verschiedene Situationen aufmerksam, in denen Kinder
Aufmerksamkeit bekommen oder vermissen.
Die Lehrkraft legt nacheinander
verschiedene Bild­folien 
M 5 bis
M 10
M 10 auf. Die Schüler beschrei

ben jeweils, was sie sehen. Sie versuchen, die Bilder in zwei Gruppen
einzuteilen und ein Entscheidungskriterium dafür zu finden. Auf einigen Bildern sind Kinder einsam, sie erhalten keine
Unterstützung oder Gemeinschaft. Auf den anderen Bildern bekommen
sie Beachtung geschenkt.
2. Teilziel: Die Schüler entwickeln Kinder­
rechte, die allen Kindern für ein gelingendes
Leben zustehen sollten.
Nun erläutert die Lehrkraft, dass es eine Reihe von
international festgelegten Rechten gibt, die Kindern
gewährt werden müssen (dazu Hintergrundinforma­
tionen zur Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen) 
M 11 . Die Schüler sammeln miteinander,
um welche Rechte es sich handeln könnte.
Jetzt wird eine Folie mit Kinderrechten aufgelegt
M 12/13
M 12/13 . Gemeinsam wird die Liste gelesen und


anhand von Beispielen besprochen. Es geht um das
Recht der Kinder in aller Welt auf Bildung, Gesundheit, elterliche Fürsorge, gewaltfreie Erziehung,
Spiel und Freizeit, Betreuung bei Behinderung, freie Meinungsäußerung, Informa­
tion und Gehör sowie
das Recht auf Schutz
vor wirtschaftlicher
und ­sexueller Ausbeutung.
Als Überschrift für einen Hefteintrag notiert die Lehrkraft auf die Tafel: Kinder haben Rechte!
Darunter schreiben die Schüler jeweils drei Kinderrechte, die sie besonders wichtig finden.
Die Ergebnisse werden vorgestellt und diskutiert.
Zusammen wird das Lied gesungen: „Bist du manchM 14 .
mal einsam?“ 
3. Teilziel: Die Schüler lernen die schwierigen
Lebensumstände benachteiligter Kinder in
Osteuropa kennen.
Nun erfahren die Schüler, dass viele Kinder in Ost­
europa schwere Lebensbedingungen haben: Ihre Kinderrechte sind eingeschränkt. Dazu liest ihnen die
Lehrkraft ausgewählte Porträts vor (Seiten 3, 5, 11,
17, 23, 25, 29, 33 und 45 in diesem Aktionsheft;
ebenso auf der CD-ROM zur ­Renovabis-Aktion).
Der Name des jeweiligen Kindes
M 15 bis
M 22
und seines Herkunftslandes wird an die Tafel/ins
Heft geschrieben. Dazu wird nach der Lektüre auf­
notiert, welche Rechte jeweils eingeschränkt sind.
Gemeinsam wird überlegt, wie den Kindern geholfen
werden kann, und erläutert, wie Renovabis sich vor
Ort einsetzt. Zum Abschluss der Stunde wird noch
einmal das Lied gesungen.
Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten 39
Dritte Doppelstunde
Sie stellten sich in die Mitte –
Das Pfingstereignis
Stundenziel: Die Schüler öffnen sich dafür,
dass Gott uns Menschen ermutigen möchte.
Benötigte Materialien
von der Renovabis-CD-ROM:
M 23 bis
M 25 Szenenbeschreibung

M 26
Folienbild:
„Die Jünger verstecken sich voll Angst“

M 28 Folienbild: „Die Jünger predigen inmitten der Leute“

M 27 Textblatt zur Pfingstgeschichte (Teil I)

M 29 Textblatt zur Pfingstgeschichte (Teil II)

M 30 Arbeitsblatt zur Pfingstgeschichte

M 31 Lösungsblatt zur Pfingstgeschichte

M 32 Lied: „Du bist die Tür zu meinem Herzen, Jesus“.

1. Teilziel: Die Schüler beurteilen,
wie schwierig es sein kann, sich für wichtige
Anliegen einzusetzen.
Fünf Schüler bekommen Zettel, auf denen eine Spielszene beschrieben ist. Sie stellen nach dieser Beschreibung ein Standbild auf.
Die Szenenbeschreibung 
M 23 bis
M 25 llautet:
„Ein Kind steht in der Ecke und hat die Hände vor das
Gesicht geschlagen. Drei andere Schüler zeigen mit
den Händen auf das Kind und lachen es aus. Ein viertes Kind steht neben dem Geschehen und überlegt,
ob es dem Ersten helfen soll.“ 
M 24 l
Die Schüler der Klasse beschreiben, was sie sehen,
und versuchen, das Geschehen zu deuten.
Gemeinsam werden Sätze gefunden, welche den Kindern der Szene durch den Kopf gehen könnten (Wann
hören die endlich auf? Gleich weint er! usw.) Besonderes Augenmerk gilt hierbei dem unschlüssigen Kind
neben dem Geschehen (Soll ich eingreifen? Was kann
ich tun? Werde ich als Nächstes ausgelacht?) 
M 25
Eventuell spricht das vierte Kind den Satz von seinem
Textzettel: „Ich traue mich nicht, zu helfen.“
Die Mitschüler überlegen, weshalb das Kind Angst
haben könnte, sich für den ausgelachten Mitschüler
einzusetzen.
Die Lehrkraft erklärt: „Manchmal ist es schwierig,
sich in die Mitte zu stellen. Wenn es vielleicht darum
geht, sich für jemanden einzusetzen, oder etwas Unangenehmes auszusprechen.“
Eventuell beschreiben Schüler nun Situationen, in de-
nen sie sich etwas, das ihnen wichtig gewesen wäre,
nicht getraut haben.
2. Teilziel: Die Schüler erfahren, dass die
­Jünger, gestärkt durch den Heiligen Geist, die
Botschaft Jesu den Menschen verkündeten.
Nun wird ein Folienbild 
M 26 aufgelegt, auf welchem zu sehen ist, wie die
Jünger sich vor dem Pfingst­ereignis
ängstlich verstecken. Die Schüler schildern, was sie sehen, und versuchen,
das Bild zu deuten. ­Danach erst erläutert die Lehrkraft den Beginn der
Pfingstgeschichte 
M 27 .
Dann wird eine zweite Bildfolie aufgelegt, auf der
M 28 . Die
die Jünger inmitten der Leute predigen 
Schüler beschreiben, was sie auf dem Bild sehen. Sie
benennen die Veränderung, die sich an den Jüngern
vollzogen hat: Anstatt sich voll Angst im Haus zu verstecken, haben sie sich in die Mitte der Leute gestellt.
Die Schüler mutmaßen, wodurch diese Veränderung eingetreten sein könnte.
Nachdem die Kinder sich geäußert haben, erzählt ­ihnen die
Lehrkraft den weiteren Verlauf
der Pfingst­geschichte
M 29 .
Auf einem Arbeitsblatt sichern
die Schüler ihre Kenntnisse
über das Pfingstereignis
M 30 und 
M 31

(Lösungsblatt).
3. Teilziel: Die Schüler entwickeln ansatzweise,
dass Gott auch sie ermutigen möchte.
Die Lehrkraft erklärt den Schülern, dass der Heilige
Geist den Jüngerinnen und Jüngern Mut und Zuversicht ins Herz gegeben hat. Auch uns möchte Gott
ermutigen, aus unserem Schneckenhaus, in das wir
uns manchmal ängstlich zurückziehen, hinauszugehen. Dann wird Leben für uns Menschen möglich.
Die Schüler singen gemeinsam das Lied: „Du bist die
Tür zu meinem Leben, Jesus“ 
M 32 .
Als Zeichen dafür, dass Gott uns Leben und Zuversicht schenken möchte, zeigt die Lehrkraft nun das
grün aufgegangene Kresseherz, das in der ersten
Stunde angesät wurde, her.
Zum Abschluss der Sequenz können alle drei Lieder
noch einmal gesungen werden.
Ein Angebot für den Kindergarten von Annette Littger
Vier Projekttage für Kinder zwischen 4 und 6 Jahren
… Jesus stellte ein Kind in ihre Mitte (vgl. Mk 9,36): Kinder sind die Mitte,
aus der unsere Zukunft entwächst – deshalb lohnt es sich, die Kinder heute
„in die Mitte zu stellen“, damit sie für morgen gerüstet sind. Nicht alle Kinder haben die Möglichkeit, ein gutes „Rüstzeug“ für die Zukunft mitzubekommen, was sich nachteilig auf die Gesellschaft auswirken kann. Kinder zu
stärken, zu fördern und die Kraft, die in ihnen steckt, hier und heute in die
Mitte zu stellen, zeigt, zu was sie heranwachsen wollen und könn(t)en.
Mit dem Angebot auf den folgenden Seiten will Renovabis Anregungen für
ErzieherInnen geben, wie Kinder im Kindergartenalter gefördert werden
können, um ihre Gaben und Kräfte zu entdecken.
Anhand der Pfingstgeschichte (Apostelgeschichte 2,1–
13) erfahren die Kinder, mit wieviel Kraft der Geist Gottes etwas bewegen kann, und dürfen auf Entdeckungsreise gehen, was sie mit ihren Kräften bewegen können.
Erster Tag: Keine Kraft mehr – was nun?
Zweiter Tag: Die Kraft des Feuers
Dritter Tag: Die Kraft des Windes
Vierter Tag: Die Kraft der Kinder von heute als
Hoffnungszeichen
Ziele
Die Kinder können die bildliche Kraft des Heiligen
Geistes in Feuer und Wind erfahren, in dem sie mit
den Elementarkräften experimentieren.
Die Kinder entdecken ihre eigenen Kräfte, die in
ihnen stecken. Das Selbstwertgefühl und -bewusstsein der eigenen Ressourcen wird so gestärkt.
aus „Jesus segnet die Kinder“
© Don Bosco Verlag, München
Illustration: Petra Lefin
Klein, aber oho!
Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten 41
Erster Tag: Keine Kraft mehr – was nun?
Zu Beginn der Projekttage lernen die Kinder einen Teil
der Pfingstgeschichte kennen. (Apostelgeschichte
2,1–13)
Gestaltete Mitte: über einem gelb – orange – roten
Tuch liegt ein schwarzes Tuch, das das bunte Tuch
vollkommen bedeckt. Auf dem schwarzen Tuch sitzen
eng aneinander biblische Erzählfiguren (Puppen), die
Freunde Jesu: Sie sind verzweifelt, gebeugt, mutlos,
kraftlos.
Erzählung zum Bodenbild Teil 1:
Hier sitzen die Freunde von Jesus. Seit dem Tod von
Jesus sind bald schon sieben Wochen vergangen. Sie
sitzen zusammen, weil sie nicht alleine sein wollen.
Hört einmal zu, was die Freunde Jesu denken.
Eine Figur „sprechen“ lassen: Ich habe Angst, dass
ich auch wie Jesus verhaftet werde.
Eine weitere Figur: Ich bin so traurig, weil Jesus
nicht mehr bei uns ist.
Eine andere Figur: Was sollen wir denn jetzt machen? Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll!
Die nächste Figur: Ich habe keine Freude und keinen Mut mehr…
Die Kinder dürfen sich wie die Jünger auf den
Boden neben das Bodenbild setzen. Sie sollen
sich vorstellen, wie die Jünger wohl da gesessen sind, als sie so verzweifelt waren.
Nun können die Kinder gemeinsam überlegen,
was ihnen / den Jüngern in einer solchen Situation helfen würde, wieder Freude, Mut und Kraft
zu bekommen.
Erzählung zum Bodenbild Teil 2:
Bei den Jüngern ist etwas ganz Unvorstellbares passiert. Als sie so da saßen, schickte Gott ihnen Kraft,
Mut, Freude, Begeisterung … Der Geist Gottes, der
Heilige Geist, begeisterte die Freunde. So etwas haben die Freunde noch nie erlebt. Wie Feuer und Wind
kam der Heilige Geist. Er nahm den Freunden die
Angst und schenkte ihnen Mut, Kraft, Freude… Der
Geist Gottes hatte die Kraft wie Feuer und wie Wind.
Mögt ihr einmal ausprobieren, welche Kraft so ein
Wind haben kann, welche Kraft der Geist Gottes hat?
Die Kinder dürfen, so fest sie können, das schwarze
Tuch über den Boden wegblasen, das bunte Tuch in
Feuerfarben kommt zum Vorschein.
So sehen die Kinder: Der Geist Gottes hat die Traurigkeit und Mutlosigkeit vertrieben wie ein starker Wind.
Zweiter Tag: Die Kraft des Feuers
Benötigte Materialien:
ein Teller, eine Serviette oder ein leerer Teebeutel, Feuerzeug
Das Bodenbild vom ersten Tag wird noch einmal
betrachtet und die Kinder erzählen, was ihnen
dazu einfällt.
Auf das feuerfarbene Tuch in der Mitte wird eine
Kerze gestellt und angezündet. Mit den Kindern
zusammen überlegen, was Feuer alles kann.
Ein kleines Experiment soll die Kraft des Feuers
zeigen
Fliegender Teebeutel
Entweder die Serviette in Einzelschichten zerlegen
und lose zu einer Rolle wickeln oder einen leeren Teebeutel als Rolle auffalten. Die Serviettenrolle/den
Teebeutel auf den Teller stellen und mit dem Feuer-
zeug anzünden. Die Serviette / der Teebeutel fliegt
wie eine Rakete ein Stück in die Luft und auf den Teller fallen die Ascheflocken zurück.
Der obere Teil des Teebeutels wird gerade abgeschnitten und der Inhalt des Beutels ausgeleert. Beim Auseinanderfalten entsteht eine längliche feine Röhre,
die aufrecht auf eine feuerfeste Unterlage gestellt
wird, so geht es auch mit der Serviettenrolle.
In geschlossenen Räumen ist dafür zu sorgen, dass
kein zu starker Durchzug herrscht. Das Gebilde wird
an der oberen Kante angezündet. Bitte auf einem großen Tisch experimentieren und auf einen ausreichenden Sicherheits­abstand für die Kinder achten.
42 Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten
Beobachtung
Die Röhre brennt von oben herunter. Erreicht die
Flamme den unteren Teil, beginnt der Ascherest der
Röhre ca. 1 bis 1,5 Meter nach oben zu steigen.
Erklärung
Die Moleküle erwärmter Luft werden beweglicher und
bekommen einen größeren Abstand zueinander. Deshalb nimmt warme Luft einen größeren Raum ein als
kalte Luft. Durch das Verbrennen der Röhre verliert
diese an Gewicht und die Luft erhitzt sich im Innern.
Die gestaute Wärme ist leichter als die sie umgebende Luft, steigt nach oben und hebt deshalb die Asche
wie einen Heißluftballon in die Höhe.
Mit den Kindern überlegen, was das Feuer alles
gemacht hat. (in Asche verwandelt, hochgehoben, verbrannt, eine große Flamme)
Die Redewendung „Ich brenne für etwas“ oder
„ich bin entflammt für…“ mit den Kindern besprechen.
In der Gruppe sammeln, wofür die Kinder „brennen“. Ergebnisse auf kleine Feuer flammen
schreiben und um das Bodenbild zu den Jüngern legen.
Dritter Tag: Die Kraft des Windes
Benötigte Materialien:
je Korkenschiffchen: ein längs halbierter Korken – beide Hälften,
ein Schaschlikstäbchen, ein Papier ca. 6 x 10 Zentimeter
Das Bodenbild mit den Kindern betrachten. Nicht
nur wie Feuer hat der Geist Gottes gewirkt, sondern auch wie ein Wind
Eine oder mehrere Babybadewannen mit Wasser
füllen. Jedes Kind bekommt ein Korkenschiffchen
und muss es mit Wind = Puste von einem Ende
der Wanne bis zum anderen Ende der Wanne blasen.
Gemeinsam besprechen, wie viel Windkraft die
Kinder für die Schiffchen brauchten. War es leicht
oder anstrengend? ...
Mit den Kindern überlegen, was ihnen Kraft gibt
oder wo sie Kraft haben. Ergebnisse auf die Segel
der Schiffchen schreiben und um das Bodenbild
legen.
Aktiv in Pfarrei und Verband, Schule und Kindergarten 43
Vierter Tag: Die Kraft der Kinder von heute als Hoffnungszeichen
Benötigte Materialien für 25 Handabdrücke:
Kresse-Saatgut von
Renovabis
können
Sie unter
 0241 /
479 86-200
bestellen.
Salzteig (Schüssel, Mehl, Salz, Wasser, Öl), Folie, wasserfester
Stift, Schere, Watte, Wasser, Kresse-Samen, Kleiderschutz, abwaschbare Unterlage. Rezept: 20 Tassen Mehl, 10 Tassen Salz,
10 Tassen Wasser, 10 Teelöffel Öl
Bodenbild betrachten und mit den Kindern noch
einmal überlegen, was ihnen Kraft gibt und wofür sie brennen.
Mit den Kindern überlegen, wo sie mit ihrer
Kraft Gutes tun können – heute oder wenn sie
groß sind: Mit der Kraft von Gott können wir viel
bewegen und in jedem von uns ist die Kraft des
Heiligen Geistes.
Zusammen überlegen, was Kinder mit ihren
Händen alles bewirken / helfen / bewegen können. Auf einem Plakat sammeln. Auf das Plakat
dürfen die Kinder im Kreis farbig ihre Hände
drucken.
Lied
Viele kleine Menschen,
die an vielen kleinen Orten
viele kleine Dinge tun,
können das Gesicht der Welt verändern.
Dom Helder Camara
oder
1. Viele kleine Leute, viele kleine Schritte;
Du und ich gemeinsam, gehen Hand in Hand.
Viele kleine Leute, viele kleine Schritte;
Auf der großen Reise ins gelobte Land.
Refrain: Eine Hand voll Sonnenschein; wer mag mit
uns sein? Öffnet Eure Herzen weit: Gott lädt alle ein.
2. Viele kleine Leute, viele kleine Schritte;
gehen immer weiter, gleich, was auch geschieht.
Viele kleine Leute, viele kleine Schritte
sagen heute Danke in Gebet und Lied.
Refrain
3. Viele kleine Leute, viele kleine Schritte;
Und in unsrer Mitte: Gottes Wunder sehn.
Viele kleine Leute, viele kleine Schritte;
Kommt, wir werden Freunde, die gemeinsam gehn!
Refrain
Spielanregung
Zu den Strophen trippeln oder gehen wir rhythmisch
auf der Stelle. Beim Refrain können wir folgende Bewegungen machen:
–Eine Handvoll Sonnenschein: Eine Hand (oder auch
beide) geöffnet nach vorn strecken (Handinnen­
fläche oben)
–Wer mag mit uns sein: Mit der anderen Hand (oder
beiden) herwinken
–Öffnet Eure Herzen weit: Mit den Fäusten 2 mal an die
Brust schlagen, danach Hände und Arme weit öffnen
–Gott lädt alle ein: 3 mal in die Hände klatschen
www.kinderlieder-und-mehr.de
Verlag © Editin SEEBÄR-Musik Stephen Janetzko
Als Zeichen der Kraft und der Hoffnung, die in
den Kindern steckt, wird in Handabdrücken der
Kinder Kresse gesät, die nach einigen Tagen
grün und kräftig wächst.
Etwa mandarinengroße Salzteigklumpen an die
Kinder verteilen. Die Kinder dürfen eine Kugel
formen und sie vorsichtig flach zu einem Fladen
drücken. Wenn der Fladen die Größe der Kinderhand erreicht hat, dann die Hand fest in den Teig
drücken, so dass ein Handabdruck entsteht.
Auf einer Folie die Kinderhand mit einem wasser festen Stift umfahren und ausschneiden.
Die Folienhand in den Salzteighandabdruck legen. (So können die Kinder ihre Handabdrücke
schon vor dem Austrocknen des Salzteiges mit
Kresse-Samen füllen.)
Watte auf die Folie in den Salzteig-Handabdruck
legen, etwas mit Wasser befeuchten und Samen verteilen.
„Samen-Hände“ an einen sonnigen Ort stellen.
44 Service
Literaturhinweise
Antonia Barber, Paul Hess
Die schönste aller Blumen. Vergessene Märchen aus Europas Osten
Vom Verlag empfohlenes Alter:
5–7 Jahre
gebunden, 46 Seiten
Urachhaus-Verlag, 2002
ISBN-10: 3825174093 /
ISBN-13: 978-3825174095
Sieben wenig bekannte Märchen aus
Russland, Slowakei, Polen, Slowenien,
Kroatien, Serbien und Rumänien
­erzählen von armen Königen, klugen
Bauern und dummen Drachen. Die
kunstvollen Illustrationen unterstreichen den typischen
­Humor der osteuropäischen Region.
Jana Gust
Der Feuervogel:
Russische Volksmärchen
Taschenbuch, 88 Seiten
Books on Demand, 2010
ISBN-10: 3839193184 /
ISBN-13: 978-3839193181
Sammlung
Russische Märchen – die
bekanntesten Geschichten:
Die schönsten Geschichten
Vom Verlag empfohlenes
­Alter: 6–8 Jahre
gebunden, 96 Seiten
Otus Verlag, 2010
ISBN-10: 3905851652 /
ISBN-13: 978-3905851656
Norbert Raabe
Märchen und Sagen:
auf Deutsch und­
Russisch mit vielen ­bunten
Kinderbildern
Vom Verlag empfohlenes
Alter: 4–5 Jahre
gebunden, 151 Seiten
Niemeyer, Hameln, 2008
ISBN-10: 3827192579 /
ISBN-13: 978-3827192578
Weblinks für und über Kinder im Westen und Osten Europas
Downloads für Lehrer und Kinder von der Vertretung der Europäischen Kommission:
www.ec.europa.eu/deutschland/service/youth_downloads_de.htm
Broschüre „Europa kinderleicht“:
www.ec.europa.eu/deutschland/pdf/das_spiel_de.pdf
Der Straßenkinderreport – zur Lage der Kinder in der Welt ­
(Hg.: Kompetenzzentrum Patio13 Straßenkinderpädagogik
an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg)
Bericht über Roma- und Sinti-Kinder:
www.strassenkinderreport.de/index.php?goto=304&user_name=
Bericht über die Situation in Bulgarien:
www.strassenkinderreport.de/index.php?goto=453&user_name=
Bericht über die Situation in Polen:
www.strassenkinderreport.de/index.php?goto=336&user_name=
Bericht über die Situation in Rumänien:
www.strassenkinderreport.de/index.php?goto=451&user_name=
BR-online – Kinder-Wissenslexikon. „Europa – Eine Prinzessin
und ein Kontinent“ mit Hörbeispielen von Kindern
www.br-online.de/kinder/fragen-verstehen/wissen/2004/00528/
Helles-Köpfchen.de – Wissensportal, Suchmaschine & Community,
Länderinformationen:
www.helles-koepfchen.de/artikel/632.html
Die besten Kinderseiten zum Thema „Osteuropa“:
www.helles-koepfchen.de/?suche=osteuropa&abschicken=1
Infoportal Östliches Europa der Landeszentrale für politische
Bildung Baden-Württemberg: www.osteuropa.lpb-bw.de/
Europäisches Informations-Zentrum Niedersachsen:
Europa-Onlinespiele:
www.eiz-niedersachsen.de/europa-spiele.html
Europa für Kinder: Entdecke Europa!:
www.eiz-niedersachsen.de/eu-kinder.html
Buntes EUropa: Interessantes über EUropa entdecken:
www.eiz-niedersachsen.de/bunteseuropa.html
Von Paprikás, Pirogi und Marillenknedl:
www.eiz-niedersachsen.de/704.html
Mitgliedsländer der Europäischen Union:
www.eiz-niedersachsen.de/750.html
Service 45
Kinderporträt
Michail Oscharow
Sibirische Märchen, Mythen
und Legenden
gebunden, 264 Seiten
Edition Liaunigg, 2011
ISBN-10: 3902712090 /
ISBN-13: 978-3902712097
Fünf sibirische Völker erzählen
ihre Märchen, Mythen und Legenden, erzählen, wie aus ihrer
Sicht die Erde, wie Sonne und
Mond entstanden sind, erzählen, wie der Specht zu seinem
roten Kopf gekommen ist oder warum das Hermelin eine
schwarze Schwanzspitze hat. Sie erzählen, wie der schlaue
­Itschekotschko den Teufel überlistet hat und sie erzählen von
Räubern, Riesenschlangen und Mammuts. Und natürlich auch
von falschen und echten Schamanen, den Zauberern, Wahrsagern und Heilern der sibirischen Tundra und Taiga.
Karel Jaromír Erben,
Bozena Nemcova, Lucie Müllerová,
­Alfred von Waldau
Tschechische Märchen
Vom Verlag empfohlenes
Alter: 6–8 Jahre
gebunden, 115 Seiten
Vitalis-Verlag, 2009)
ISBN-10: 3899190629 /
ISBN-13: 978-3899190625
Fortsetzung auf Seite 46
Landesportal Sachsen-Anhalt präsentiert eine Tour
durch Osteuropa:
www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=18276
kindernetz.de – Internet-Angebot der SWR Hörfunk- und
Fernseh-­Kinderprogramme:
Europa Entdecken: Pizza, Plattensee und Pippi Langstrumpf –
Entdecke Gemeinsamkeiten und Unterschiede der
Länder Europas!:
www.kindernetz.de/infonetz/thema/europa/index.html
youthREPORTER – Geschichten aus 1000 und einem Europa:
www.youthreporter.eu/suchen/?submitted-form=suchen_
form&suchwort=osteuropa&suchen=Suchen
JuBoMiO – Junge Botschafter für Mittel- und Osteuropa:
Startseite: www.jubomio.de
Kinderecke des Internet-Portals der Europäischen Union:
www.europa.eu/kids-corner/countries/flash/index_de.htm
Balasz spielt gerne
Fußball und isst
am liebsten
Aranygaluska
„Ich heiße Balasz, bin 11 Jahre alt
und lebe in Gilvánfa, in Ungarn. Wir
sind aber keine Ungarn, sondern
Roma; das ist eine eigene Volksgruppe. Ich wohne bei meinen Eltern und habe sieben Geschwister.
Unser Haus hat drei Zimmer, eine
Küche und eine Speisekammer. Wasser und Strom sind im Haus. Ich schlafe mit einem meiner Brüder in einem Bett. Meine Eltern sind arbeitslos.
Ich gehe in die vierte Klasse. Meine Lieblingsfächer sind Kunst
und Sport, weil ich darin gut bin: Ich mag laufen und Liegestütze
– ich kann 20. Ich ärgere mich, wenn die Größeren uns foppen
und ich schlechte Noten bekomme. Später möchte ich Elektriker
werden. Mein Vater hat erzählt, dass man damit gut verdienen
kann. Als Erwachsener möchte ich ein Auto haben, einen Opel.
An Schultagen stehe ich um sechs Uhr auf, ich wasche mich,
frühstücke und fahre mit dem Bus zur Schule. Ich bin dort bis
halb vier, dann gehe ich
Kirche und Gesellschaft in Ungarn
in die Nachmittagsbetreuung ,Tanoda‘. Dort
Ein Interview mit Dr. Asztrik Várszegi, Erzabt
spiele ich Tischfußball
der Benediktinerabtei Pannonhalma zur gesellschaftlichen und geistigen Situation Unund Gitarre, manchmal
garns können Sie unter www.owep.de im
lerne ich. Am Abend baVolltext lesen, Suchbegriff: „Várszegi“.
de ich und gehe gegen
23 Uhr ins Bett. Am
liebsten spiele ich Fußball. Ich höre allerlei Musik, am besten gefällt mir aber Roma-Volksmusik. Mein Lieblingsgericht sind Aranygaluska – Ofen­nudeln.“
So hilft Renovabis
Balasz besucht das Spiel- und Lernhaus „Tanoda“ in Gilvánfa.
Regelmäßig kommen etwa 40 Kinder und Jugendliche in die
Einrichtung. Sie alle sind Roma. Viele Eltern sind arbeitslos, die
Kinder wachsen in großer Armut auf. In der „Tanoda“ werden die
Kinder und Jugendlichen durch Lernhilfen und Freizeitaktivitäten unterstützt. Als katholische Einrichtung bietet das Haus
­regelmäßig Gottesdienste an. Roma, „Zigeuner“, werden in Ungarn ausgegrenzt. Viele Kinder gehen gar nicht zur Schule oder
sind in Schulen, die nur von „Zigeunern“ besucht werden. Die
Chancen auf eine Ausbildungsstelle oder einen Arbeitsplatz
sind gering. Oft leben die „Zigeuner“ in Ghettos. Seit vielen Jahren setzen sich katholische Priester, Pfarrcaritas-Stiftungen und
Ordensgemeinschaften für eine Verbesserung der Sozialsitua­
tion und mehr Chancengleichheit ein. Zur Qualifizierung der pädagogischen Arbeit von sieben „Tanodas“ und zur Intensivierung
einer gemeinsamen Bildungs-, Öffentlichkeits- und Lobby­arbeit
wurde das „Kirchliche sozialpädagogische Netzwerk der Zigeunerpastoral“ gegründet, das Renovabis 2011/12 mit 250.000
Euro unterstützt.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten 3, 5, 11,
17, 23, 25, 29 und 33; ebenso auf der CD-ROM
zur Pfingstaktion.
46 Service
Rolf Zuckowski
Europa Kinderland/Europa kraina
dzieci: Lieder, die wie Brücken sind/
Piosenki, które sa jak mosty
Broschiert, 48 Seiten
Sikorski, 2007
Polnisch, Deutsch
ISBN-10: 3940982040 /
ISBN-13: 978-3940982049
und Audio-CD:
Europa Kinderland: Lieder, die wie Brücken sind
Sikorski, 2007
ISBN-10: 3935196938 / ISBN-13: 978-3935196932
Wolfgang Hering
CD: Bewegungshits von
Moskau bis Marokko
Eine musikalische Länder­
reise zum Mitsingen und Mitmachen – in Deutsch und
Originalsprachen gesungen
Ökotopia, 2006
ISBN-10: 3936286825 /
ISBN-13: 978-3936286823
Für Kindergarten, Tagesstätte, Hort und Grundschule. Zur
­Vorbereitung von internationalen Begegnungen und präven­
tiver Arbeit für ein friedliches Zusammenleben der Kulturen.
Mit Hilfe der Playback-CD können weitere Strophen in den
­Originalsprachen aus dem gleichnamigen Buch angestimmt
werden. Rund 30 Lieder aus 13 Ländern sind auf dieser randvollen CD mit ungewöhnlichen Rhythmen und spannenden
Melodien zu finden. Zum Auftakt heißt es: Viele Sprachen
kennt die Welt, und das Obst aus aller Welt lädt zum Tanzspiel
ein. Auf der musikalischen Länderreise tritt die spanische
Puppe Bonita auf, es tanzen die Spatzen aus Polen und wir
halten den Takt zu indischen Klängen. Auch Ungarn, die
­Ukraine und die Slowakei sind Stationen dieser ungewöhn­
lichen musikalischen Spritztour. Alle Lieder werden auf
Deutsch gesungen; einige bewährte Spiellieder sind zusätzlich in die jeweilige Landessprache übertragen.
Peter Härtling, Eva Muggenthaler
Ben liebt Anna: Roman für Kinder
Vom Verlag empfohlenes Alter: 8–10 Jahre
Broschiert, 96 Seiten
Beltz, 2011
ISBN-10: 3407740999 /
ISBN-13: 978-3407740991
Bernadette
Varenka
Vom Verlag empfohlenes Alter:
4–5 Jahre
gebunden, 32 Seiten
Nord-Süd-Verlag, 2008
ISBN-10: 3314016727 /
ISBN-13: 978-3314016721
Angela Weinhold
Mein erstes RussischBildwörterbuch
Vom Verlag empfohlenes Alter:
4–6 Jahre
gebunden, 47 Seiten
Gondolino, 2008
Deutsch, Russisch
ISBN-10: 3811231960 /
ISBN-13: 978-3811231962
Kindern im Vor- und Grundschulalter fällt das Erlernen einer Fremdsprache besonders leicht. Mit diesen Bild­wörter­büchern können schon Kinder ab drei Jahren die wichtigsten Wörter aus
ihrer unmittelbaren Umgebung kennen lernen. Die bildliche
Darstellung und eine klare Zuordnung von Text und Bild helfen ihnen dabei, sich die Begriffe schnell einzuprägen und
richtig anzuwenden.
Ansgar Drücker
Traveleast: Mittel- und
Osteuropa - Ein Praxisleit­
faden für Kinder- und Jugendreisen und Internationale Jugendbegegnungen
ISBN 3921381452 /
ISBN-13: 9783921381458
64 Seiten
Zu bestellen unter:
www.naturfreundejugendrlp.de
Renovabis-Kinderaktionsheft
„Entdeck’ mit mir…“ –
Mischka wieder auf Ost-Reisen
Die zum vierten Mal überarbeitet neu aufgelegten „Ideen und
Materialien für Kinder, Gruppenleiter, Eltern und Lehrer“ von Renovabis bieten Anregungen, damit Kids in ihren Familien, der
Pfarrei, in ihrer Schulklasse, ihrem Verein oder Verband die Lebenssituation ihrer Altersgenossen „im Osten“ besser kennenlernen. Das Kinderaktionsheft
ist für Grundschüler und Schüler
in den unteren Jahrgängen der Sekundarstufe I konzipiert.
Das Heft ­enthält auch Elemente für einen Projekttag und
Gottesdienstbausteine. Ein Renovabis-MEMO (Memory)
mit zusätzlichen Kärtchen gehört zum umfangreichen
­Kreativangebot des Heftes.
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13. Jahrgang
2012, Heft
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Friedrich Pustet
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Bitte mit
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Novene 2006 mit
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ngress: Sozialer
Seite 7
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Seite 3
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Seite 5
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Der Chor des Eichstätter „Collegium
Orientale“ hat den
Abschluss der Pfingstaktion in Schwabach,
Eichstätt und Ingoltraten zusammen
stadt geprägt. Die Studenten
auf. Seite 4
mit den „Schanzer Kosaken“
Rundbrief der Solidaritätsaktion
der deutschen Katholiken und Osteuropa
Mittelmit den Menschen in
Sie lesen in dieser Ausgabe:
Freising Weltruhm verschafft:
14. Internationaler Kongress
Pater Demuth verabschiedet
Renovabis
Erinnerungen an die Pfingstaktion
Sind Medien die Diener
2010
der Mächtigen?
Seite 2
Seite 3
Seite 4
Seite 4
Sie teilen unsere Anliegen
Seite 7
Rückblick auf das 18.
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der
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sich immer bewusst, dass Europa
nicht auf die Europäische Union einschränkbar ist. Und
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auf dem
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mit den
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und mit Hilfe
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Dank versind Renovabis zu großem
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in der wir als
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den Seelpas führen können. Außer
bei uns auch
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nigungen.
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Beitrag
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Partnerländern darüber,
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die Teilnehmerinnen
der
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Foto: Irma Biebl
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anstaltung ein. Er machte
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heute schen Natur
in gemeinsamer Verseien gement der
lich, dass Umweltethik
und des und West
werden. Vor allen Dingen
umgesetzt
Landvolkbewegung)
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auch zu einem theologischen
mit größtem Respekt
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anderem
ist. Dabei diejenigen
werden könnte. Unter
Kernthema geworden
die sich in ihren Vereins
Meinung zu unterstützen,
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wurden
herrschte einhellig die
die Bewahrung der
wurden.
zerstörte Ländern
der Wiederverin Europa – vorgestellt
vor, dass nicht nur die
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zum Anliegen gezu rücken Schöpfung
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sowie die Entdeckung
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sei. Es dürften –
für die Anlie- von Klöstern
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und auch
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von Treffens spiegelte
Renovabis
„Schöpfung
Gesprächen gen von
die Vermittlung von
seits bekannten Müllbergen
einer Gesprächsgruppe
verheeren- den abendlichen
vorgeschlagen.
„Auf Au- gen. In
Albanien oder dem
das mit allen Sinnen“
in unter der Überschrift
Ideen erarbeitet, wie
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Lesen Sie weiter auf Seite
den chemischen Goldabbau – genhöhe“ wieder, wo neben der wurden
die Pfingstaktion
Kemp- Leitwort für
Rossja Montana in Rumänien
osteuropäi- Gemeindepartnerschaft
die Schönheiten der
V
Pater Stefan Dartmann
als Hauptgeschäftsführer
und
Durch viele Begegnungen
mutiges Handeln voranschreiten
Komunter der Herrschaft des
Gesellnismus hatten sich die
Westeuropa
Erzbischaften in Ost- und
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Die InFortschritts-Perspektive“
Renovabis
weit auseinander entwickelt.
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und dessen Handeln
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in Mittel- und Osteuropa.
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Freiheit zugestehen“.
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– Ver- und das Jahr
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mehrfach
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An vielen Stellen,
Dr. Ludwig
Da- prinzip griff Pöttering
treter der nationalen
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nur noch
„Habt keine Angst!“
der
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von Bamberg namens
später für auf und
schofskonferenzen,
im Untergrund
an die Solidari- Schick
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der
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Kommission Weltkirche
ner und für die weltkirchliche
konnten.
möglich geworden,
und ihren neuen
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gratulierten Europa
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–
Bischofskonferenz
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LungenflüDeutschen
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Bei der friedlichen Revolution
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Renovabis Hauptgeschäftsführer
den Pater Dartmann
und nutzten die Veranstaltung
Christen, die
geln atmen“ nannte.
Europa waren es wieder
von Martin Buber. Dieser
Aufgabe für RenoAuf
der gesell- danken
als Forum für Gedankenaus„Alles wirk- der neuen
habe als Konsequenz
die Zeichen der Zeit erkannten.
habe einmal gesagt:
tausch und Netzwerk-Bildung.
Westen wollund vabis betraut.
und kirchlichen EntDietger
dem steinigen Weg nach
Pöttering schaftlichen
liche Leben ist Begegnung“,
Schick würdigte Pater
Professor Hans-Gert
dann als Solidaritätsak„Möge es
2
Lesen Sie weiter auf Seite
2009 Präsi- wicklung
Pöttering ergänzte:
dieser habe Renoaufgenommen.
(MdEP), von 2007 bis
gelingen Demuth CSsR;
2
Parla- tion seine Arbeit
den Renovabis weiterhin
Lesen Sie weiter auf Seite
dent des Europäischen
das
Solidarität heiße, „jedem
Festdurch viele Begegnungen,
ments, erinnerte in seinem
Böhm & Partner
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Paul II. Raum der
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Hillengass
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Kardinal Marx feierte
Bischof Gerhard
SJ (links), dem Aktionsausschussvorsitzenden
SJ
CSsR und P. Stefan Dartmann
Feige, P. Dietger Demuth
U
M
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Herausgeber: Renovabis
08.12.2005
2010
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wird von Renovabis, der Solidaritätsaktion der
deutschen Katholiken mit den ­Menschen in
­Mittel- und Ost­europa, ­herausgegeben.
© Renovabis, März 2012;
Auflage: 60.000 Exemplare
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Daniela Schulz, Thomas Schumann (verantwortlich)
Gestaltung: Margret Russer (Titel), Thomas Schumann
Satz: Vollnhals Fotosatz, Neustadt/Donau
Herstellung und Vertrieb: MVG Medienproduktion,
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Das ­Aktionsheft liegt auch auf der Renovabis-Aktions-CD vor. Dort sind ­außerdem
zusätzliche Bonus-Dateien mit weiteren ­interessanten Texten abrufbar. Die CD beinhaltet auch die Renovabis-Pfingstnovene mit Meditationsbildern, das RenovabisLied „Dass erneuert werde das ­Antlitz der Erde“, Impulse für Pfarrgemeinde,
­Schule, Kindergarten und Bildungs­arbeit sowie Länderprofile von 29 Staaten
­Mittel-, Ost- und Südosteuropas und die Renovabis-Osteuropa-Landkarte.
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Kinderporträt
Biljana ist traurig, weil ihre Mama
im Ausland arbeitet
„Mein Name ist Biljana, ich bin elf Jahre alt und wohne in der
Stadt Ignatievo in Bulgarien. Ich wohne mit meiner Mama,
meinem Bruder und meiner Schwester zusammen. Mein
­Papa lebt nicht mehr. Und meine Mama ist oft nicht da. Sie
arbeitet in Griechenland, ich weiß aber nicht genau, was sie
macht. Ich bin immer traurig, wenn Mama so weit weg ist
und ich sie lange Zeit nicht sehe.
Wir leben in einem Haus mit zwei Stockwerken. Im ersten
Stock kann man nicht wohnen, es gibt keine Fenster und
­Türen. Im Erdgeschoss gibt es drei Zimmer. In einem Zimmer
wohnen meine Tante, mein Onkel und ihre zwei Kinder, im
zweiten Zimmer mein anderer Onkel und im dritten Zimmer
wir. In ­unserem Zimmer schlafen,
­kochen, essen und spielen wir. Ein Bad
haben wir nicht, die Toilette ist draußen. Mein schönstes ­Erlebnis war ein
Sommerlager des Kinderhauses. An
einem Montagmorgen standen wir
sehr früh auf und der Bus fuhr uns
zum Bahnhof. Ich war sehr aufgeregt,
weil ich zum ersten Mal mit dem Zug
in die Ferne reiste. Ich sah ­einen
Wasserfall, Wälder, Wiesen. Zum
ersten Mal war ich in den Bergen.
Ich sah eine Drahtseilbahn, einen
Öko-Pfad, eine Straußenfarm. Es
gab viele Kinder, und ich habe eine Freundin gefunden: Eli. Wir machten ein Lagerfeuer. Ich war dort
glücklich und möchte immer ins Lager fahren.“
So hilft Renovabis
Biljana kommt aus einer Familie der Roma-Volksgruppe. Da
ihre Mutter nicht in der Lage ist, sich um die Kinder zu kümmern, besucht das Mädchen seit Juli 2011 regelmäßig das
Kinderhaus in Kichevo. Das Kinderhaus ist ein Projekt des
Bulgarisch-Deutschen Sozialwerks Sankt Andreas und umfasst eine Tagesbetreuung und ein Internat. Dorthin kommen
­Kinder aus Varna und
Thema „Migration“
den umliegenden,
hauptsächlich von RoWarum verlassen Menschen ihre Fami­
lien und arbeiten im Ausland? Welche
ma bewohnten Dörfern.
Folgen hat das? Mit diesen Fragen beRoma-Kinder und bulfasste sich das Exposure- und Dialoggarische Kinder leben
programm, das im Jahr 2010 in der Ukund lernen hier zusamraine stattfand. Mehr über dieses Promen. Das ist angesichts
gramm erfahren Sie auf der Renovabisder großen Armut vieler
Webseite, Suchbegriff „Chavarovsk“.
Roma und ihrer oft isolierten Lebens­situation nicht selbstverständlich. Im Haus
werden Verpflegung, Hausaufgabenbetreuung, Freizeitmöglichkeiten, logopädische Übungen und psychologische Betreuung angeboten. Auch die Eltern werden in die Arbeit einbezogen. Reno­vabis hat die Arbeit des Deutsch-Bulgarischen
Sozialwerkes in den vergangenen ­Jahren mit mehr
als 60.000 Euro gefördert.
Weitere Kinderporträts auf den Seiten 3, 5,
11, 17, 23, 25, 29, 33 und 45; ebenso auf
der CD-ROM zur ­Renovabis-Aktion.
Markus 9,36
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