Endorelectro (18618)

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Endorelectro (18618)
Es war ein grauer Dezembertag als Illyasviel von Einzbern und Waver Velvet von ihrer
Einkaufstour nach Hause kamen.
Die Beiden waren in der Stadt gewesen und hatten Klamotten für den kommenden Winterurlaub
gekauft, den sie gemeinsam im Schloss der Einzberns in den bayerischen Alpen verbringen wollten.
Während Illya fröhlich durch den Schnee gehüpft war und sich eine sadistische Freude daraus
machte, Katzen mit Schneebällen abzuwerfen, war Waver eher schlecht als recht durch die weiße
Masse gestapft und zitterte am ganzen Körper, während sie sich in das alte, japanische Haus
schleppten, in dem Illya zusammen mit Waver wohnte.
gIhre Eltern waren währenddessen in Deutschland, da sie dort nach dem Ende des Gralskriegs noch
wichtige Geschäfte mit dem Oberhaupt der Einzberns zu erledigen hatten.
Seine gefrorene Haut brannte, als er durch die Eingangstür schritt und ihm die warme Luft im
Inneren entgegenschlug. Illya war schon aus ihren Schuhen geschlüft und ging munter summend in
ihr Zimmer, während Waver ihr mit leicht genervter Miene folgte.
„Ich verstehe echt nicht, was du an Schnee so toll findest.“ fragte Waver, während Illya damit
beschäftigt war, ihre neuen Kleider im Kleiderschrank zu verstauen.
„Ich meine, das Zeug ist kalt und gerade wenn es dir in die Schuhe fällt, schmilzt es und du
bekommst nasse Socken.“.
„Nun ...“ begann Illya, als sie sich lächelnd zu ihrem Geliebten umdrehte. „das stimmt zwar, aber
gleichzeitig hat Schnee auch etwas unheimlich tolles an sich. Wenn ich nämlich unterwegs bin und
es schneit, wird mir immer total kalt“.
„Wirklich?“ fragte Waver erstaunt, „du wirst immer so, als würde dir die Kälte gar nichts
ausmachen!“.
„Doch, mir wird immer unfassbar kalt!“ sagte sie, bevor sie lächelnd auf ihm zuging, ihn umarmte
und einen innigen Kuss gab.
„Aber das schöne ist, dass du immer da bist, um mich aufzuwärmen.“.
Zunächst war Waver verwirrt, aber schnell begriff er, drückte sie sanft an sich und strich ihr über
ihre seidenen, weichen Haare.
„Ja.“ sagte er.
„Und ich werde auch für immer da sein.“
Am nächsten Tag stand Illya früh auf, um ein paar Besorgungen zu erledigen.
Sie musste noch verschiedene Lebensmittel einkaufen, bevor die Läden über die
Weihnachtsfeiertage schlossen, weswegen sie schon früh auf den Beinen war, um in die Stadt zu
gehen.
Waver hatte sich nur mit einem Brummen im Bett umgedreht, als sie sich verabschiedete und so
machte sie sich nun allein auf den Weg.
Die Stadt war voll, es waren viele Leute, die noch ein spätes Geschenk kaufen wollten, einfach nur
das gute Wetter genossen oder langsam durch die Ladenstraße flanierten.
Plötzlich wurde Illya unsanft gepackt und in eine Seitengasse gezogen.
Vor ihr stand ein großer Mann, blonde Haare und rote Augen.
Ohne Zweifel, es handelte sich hierbei um Gilgamesh.
Der ehemaliger König der Helden hatte in der Zeit nach dem Gralskrieg einiges von seinem Glanz
verloren.
Sein Master hatte ihn ausgestoßen, nachdem er sich monatelang bei ihm durchgeschnorrt hatte und
nun lebte er von Sozialhilfe in einer winzigen Wohnung im schäbigsten Viertel von Fuyuki.
Illya hatte bereits gehört, dass anscheinend nach ihm gefahndet wird, denn er soll mit Drogen
gehandelt sowie ein Kind entführt haben, um seinen Vater um Lösegeld zu erpressen.
Der Vater bekam das Geld nicht rechtzeitig zusammen, sodass man die Leiche des Jungen am
nächsten Tag im Fluss fand, der durch die Stadt führt.
Und dieser Mann stand jetzt vor ihr.
„W... Was willst du?“ fragte Illya skeptisch.
Gilgamesh lächelte hämisch, während er ihr unangenehm nahe kam,
„Ach, ich freu mich einfach nur, eine alte Bekanntschaft mal wiederzutreffen. Schließlich haben wir
uns ja ewig nicht mehr gesehen. Ich hab gehört, du hast jetzt einen Freund, schon fast wie ein
richtiger Mensch, Puppe der Einzberns!“
„Das hat dich nichts anzugehen“ erwiderte Illya scharf, „wenn du etwas willst, dann sag es oder ich
schreie, sodass die Leute auf dich aufmerksam werden!“
Plötzlich verwandelte sich das Grinsen auf Gilgameshs Gesicht zu einer eiskalten, bedrohlichen
Fratze.
„Wag es dich, Schlampe, und du wirst es noch bitter bereuen.“
Sie sah aus dem Augenwinkel die Klinge einen langen Springmessers in Gilgameshs Hand.
„Und jetzt hörst du mir mal ganz genau zu, Püppchen. Ich bin diesen Monat ein bisschen knapp bei
Kasse, weil die Weinpreise mal wieder gestiegen sind, und du bist doch bestimmt bereit dazu,
deinen guten Papa Gilgamesh ein bisschen zu unterstützen, oder?“
Er hielt ihr das Messer an die Kehle. Illya war wie in Schockstarre. Sie konnte sich nicht bewegen,
geschweige denn, etwas erwidern.
„Ich brauche 1.000.000 Yen und das bis Freitag. Wenn du mir das Geld bringst kannst du dich gerne
weiterhin von deinem Milchbubi durchnehmen lassen, aber wenn du dich weigerst oder
irgendjemandem von unserem kleinen Handel erzählst, geht ihr beide hops, ist das klar?“
Illya stockte der Atem. Sie konnte es einfach nicht glauben. Gilgamesh lächelt wieder.
Er holte mit dem Messer aus uns schnitt ihr damit in die Wange.
Illya stöhnte vor Schmerzen. Sie rutschte an der Wand zu Boden, während sie ihre verletzte Wange
mit der Hand hielt, durch deren Finger viel warmes Blut strömte.
„Also bis Freitag, um sechs, am Ryuudo-Tempel!“ lachte er, während er mit hämischem Blick
davonschlich.
Als Illya nach Hause kam schloss sie sich gleich in ihrem Zimmer ein und reagierte nicht auf
Wavers Rufe, welcher verzweifelt versuchte, rauszufinden, was passiert war.
Erst beim Abendessen, als sie sich gegenübersaßen sah er das große Pflaster auf Illyas Wange.
„Ist heute in der Stadt irgendwas passiert?“ fragte er, während er mit besorgtem Blick sein
Hühnchen kaute.
Illya schaute kurz auf, nur um ihrem Blick kurz darauf hastig wieder abzuweden.
„Nein … Es ist alles in Ordnung“ sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln, „ich wurde nur in der
Menge angerempelt und bin hingefallen, du weißt doch, wie wackelig ich auf den Beinen bin.“
sagte sie verschmitzt und nahm einen Schluck von ihrem Tee.
„Es war heute wirklich voll in der Stadt, weil alle ihre Weihnachtseinkäufe erledigt haben. Mach dir
nichts draus.“
Als sie mit dem Essen fertig waren, saßen sie noch für einige Minuten da und schwiegen sich an.
„Ich … räum dann mal das Geschirr ab“, sagte Waver und zog sich in die Küche zurück.
„Du ...“ sagte Illya so sanft sie konnte, „... würde es dir etwas ausmachen, heute im Gästezimmer zu
schlafen?“
„Nein, aber wieso das denn auf einmal? Schnarche ich etwa?“
„Ach was, nein!“ erwiederte Illya mit einem gespielten Lachen, „Es ist nur so, dass Mädchen auch
mal ihre Zeit für sich brauchen, verstehst du?“ lachte sie.
Auf jeden anderen Menschen hätte diese Szene mehr als natürlich gewirkt und ihm wäre nicht
aufgefallen, was für eine Furcht sich zu diesem Zeitpunkt in Illyas Geist eingenistet hatte.
Doch Waver kannte seine Freundin, sie war ein sehr fröhliches, gutherziges und verspieltes
Mädchen, das ihn über alles liebte.
Sie war es, die normalerweise Nachts in seinen Futon gekrochen kam, weil ihr kalt war, oder sie
sich einfach nach seiner Nähe sehnte.
Dieser Wunsch für die folgende Nacht passte einfach nicht zu der Illyasviel von Einzbern, die er
kannte, weswegen ihn der Gedanke, was seiner Geliebten wohl passiert sein könnte, bis zuletzt
nicht losließ.
Als er selbst in den frühen Morgenstunden keinen ruhigen Schlaf fand, stand er auf, um in die
Küche zu gehen und sich ein Glas Wasser zu holen.
Als er an Illyas Zimmer vorbeikam hörte er ein leises Schluchzen.
Er blieb einige Zeit vor ihrer Tür stehen, bevor er sich den Mut fasste, anzuklopfen.
Eine Antwort blieb aus und es bereitet ihm langsam Sorgen, weswegen er die Schiebetür öffnete
und den Raum betrat.
Illya saß in einer Ecke, fest in eine Decke gewickelt und weinte leiste. Panisch rannte Waver zu ihr
und umarmte sie sanft.
„Hey ...“ sagte er, „... alles in Ordnung?“
Doch genau in diesem Moment hatte sich Illya schon in seine Arme geworfen und weinte lautstark
in seine Brust.
Er drückte sie an sich und strich ihr über's Haar. Nun war ihm vollkommen klar, dass mit ihr etwas
nicht stimmte.
Sie saßen noch eine Weile dort, schmusend, während sich Illya langsam beruhigte.
Nach ein paar Stunden schlief sie schließlich ein, Waver legte sie in ihren Futon und schloss leise
die Schiebtür hinter sich.
Er musste unbedingt herausfinden, was es mit ihrer Depression auf sich hatte und warum sie so
bitterlich weinte.
Denn er würde niemandem vergeben, der seine Illya zum weinen brachte.
Nach der grausamen Vergangenheit, die dieses arme Mädchen durchgemacht hatte, in der sie schon
mehr Tränen vergoss als die meisten anderen Menschen in ihrem gesamten Leben, hatte sie genug
geweint.
Das einzige was ihr seiner Meinung nach jetzt noch zustand war pures Glück, und das würde er ihr
bescheren, koste es, was es wolle.
Doch Illya wollte nicht über ihr Problem reden, egal wie oft er sie fragte, sie lenke das Gespräch
stets auf ein anderes Thema und war nicht bereit, sich ihm zu öffnen.
Und so vergingen 3 Tage, bis das Wochenende schließlich gekommen war …
Als sie am Freitagabend aßen bekam Illya kein Wort heraus.
Sie hatte das Geld für Gilgamesh nicht auftreiben können und was, wenn er seine Drohungen
wirklich wahr machen sollte?
Zwar versuchte Waver ein paar Mal, das Gespräch anzuregen, doch seine Versuche blieben
erfolglos, da seine Geliebte das oftmals mit einem bloßen „Mhm-hm“ abtat.
Nachdem sie sich entschieden, zu Bett zu gehen, lag Illya wie jeden Abend fest in Wavers Armen.
Sie hatte bemerkt, dass sie anders nicht mehr einschlafen konnte, weil sie hinter jeden Schatten,
hinter jeder noch so kleinen Regung vor ihrem Fenster Gilgamesh vermutete.
Gerade in dieser Nacht war es schlimm, und so kam es, dass sie schließlich erneut zu weinen
begann. Waver reichte es. Er konnte nicht länger ansehen, wie seine Freundin so sehr litt, sodass er
sie endlich zur Rede stellte.
„Illya.“ begann er.
Das Mädchen schaute fragend zu ihm auf. Sie war blass geworden und ihre Augen strahlten lange
nicht mehr so hell, wie sie es noch vor einer Woche taten und unter ihnen zogen sich aufgrund des
unruhigen Schlafs in den letzten paar Tagen dicke Ringe.
„Du weißt, dass ich dich liebe. Und du kannst dir sicher auch vorstellen, wie weh es mir tut, dich so
zu sehen. Sag mir bitte, was passiert ist. Wenn du es einfach in dich hineinfrisst, wird es dich nur
noch mehr belasten. Ich wette, ich kann dir helfen. Und wenn ich es nicht kann, dann suchen wir
jemanden, der es kann. Aber bitte, rede mit mir!“
Illya begann jämmerlich zu schluchzen, während sie Waver fest an sich drückte.
„Wenn ich es dir erzähle, bist du in Gefahr.“ sagte sie schließlich leise, „Das möchte ich auf keinen
Fall. Da sterbe ich lieb-“
Waver hatte sie unterbrochen, indem er einen Kuss auf ihre Lippen drückte. Sie erwiderte. Sie
wusste nicht, wie lange sie sich küssten oder wie es dazu kam, dass sie eng aufeinanderlagen und
die höchste Form der Zweisamkeit erlebten, die zwei Menschen nur erleben konnten.
Es fühlte sich einfach großartig an, ihr ganzer Körper schien zu glühen und in ihrem Kopf gab es in
diesem Moment nichts außer Waver, der ihr immer wieder sanfte Küsse gab und sie in einen
Zustand der unendlichen Ekstase versetzte.
Auch Waver ging es nicht anders, konnte er doch nicht glauben, wie unglaublich schön Illya war.
Sie war seine Traumfrau und seit ihrem Treffen vor einem Jahr wusste, er, dass sie das Mädchen
war, mit dem er die Ewigkeit teilen wollte.
Er fühlte sich so männlich wie nie zuvor und beschloss in diesem Moment ganz fest, dass er sie mit
allen Mitteln beschützen würde, egal wer sich ihm in den Weg stellt, er würde alles für sie tun.
Sie war seine Liebe, Illyasviel von Einzbern, in seinen Augen das schönste Wesen unter der Sonne.
Nachdem sie beide den absoluten Höhepunkt erreichten lag Illya fest an Waver geklammert in
seinen Armen, noch leicht berieselt von dem Zustand der Erfüllung, der ihren Körper bis gerade
eben noch vollkommen eingenommen hatte.
Waver strich über ihren nackten Rücken. Ihre Haut war unglaublich weich und obwohl sie in den
letzten Tagen ein wenig abgemagert war, strahlte ihr Körper eine unendliche Schönheit aus, welche
Waver in schiere Aufregung versetzte, wenn sie ihn nur mit ihren tief rubinroten Augen ansah.
Nachdem sie sich erneut innig küssten lehnte sie sich sanft an seine Brust und fing leise an zu
erzählen:
„Gilgamesh erpresst mich. Er hat gesagt, dass ich bis heute 1.000.000 Yen zum Ryuudo-Tempel
bringen soll. Wenn ich das nicht tue, würde er uns beide töten ...“
Sie begann wieder zu weinen, wurde allerdings durch einen flinken Kuss von Waver gestoppt.
„Wir werden ihn kriegen.“ sagte dieser schließlich mit eisernem Blick. „Ich werde dafür sorgen,
dass dieser Penner hinter Gittern landet, das schwöre ich!“
„Aber was willst du denn machen?“ fragte Illya verzweifelt, „der Kerl ist ein Krimineller und total
gefährlich!“
„Ich finde schon eine Lösung.“ sagte Waver selbstsicher.
Illya schloss die Augen und kuschelte sich sanft an ihn.
Nachdem sie noch ein paar Stunden geschmust hatten, begann Illya irgendwann regelmäßig zu
atmen, als sich schon langsam die Morgensonne am Himmel erhob.
Waver deckte seine Freundin vorsichtig zu und machte sich auf dem Weg zur nächsten
Polizeitstation.
Am folgenden Tag war Illya so lebendig wie nie zuvor.
Die Beamten hatten durch das interne Netzwerk der japanischen Polizei erfahren, dass Gilgamesh
ein gesuchter Verbrecher war und der Hinweis, dass er sich in Fuyuki aufhielt, ließ dem
Kommissariatsleiter die Hände reiben.
Nachdem sie gefrühstückt und sich angeregt unterhalten haben, sahen sie ein wenig fern.
Auf einmal hatte Waver eine Idee. Er ließ Illya ihren dicken Mantel anziehen und ging mir ihr zum
Bahnhof Ost-Fuyuki.
Auf seinem Rücken befand sich ein großer Rucksack, doch selbst nach der mehrmaligen Nachfrage,
offenbarte er seiner Freundin nicht, was sich im Inneren befand.
Nachdem sie gut eine halbe Stunde mit dem Zug fuhren, stiegen sie an einem kleinen Bahnhof aus
und gingen durch einen dichten Wald.
Die Bäume hatten keine Blätter mehr und dicke Schneeschichten lagen auf ihren Ästen.
Illya genoss die Stille sehr. Sie liebte die Natur und fühlte sich in der Gesellschaft von Vögeln und
Eichhörnchen deutlich wohler als im Großstadtdschungel.
Als sie bereits eine Weile durch den knirschenden Schnee gegangen waren, lichteten sich die
Bäume und gaben den Blick auf eine weite, weißte Hügellandschaft frei.
Illya staunte, als sie den Schnee in den weiten Tälern glitzern sah, doch als Waver aus seinem
Rucksack einen großen Schlitten hervorholte, kannte das Mädchen kein Halten mehr.
Bis zur Abenddämmerung rutschten sie immer wieder den Hang herunter, irgendwann hatte Illya
keine Lust mehr, hochzulaufen und setzte sich auf den Schlitten, den Waver zog.
Das war auch nicht weiter schlimm, denn schließlich war Illya extrem leicht. Am Abend schließlich
lagen sie nebeneinander und überglücklich im Schnee und schauten in den Sonnenuntergang. „Ich
liebe dich.“ flüsterte Illya leise.
Waver nahm ihre kleine, zierliche Hand. „Ich dich auch.
Als sie nachts eng aneinander geschmiegt im Bett lagen, hörten sie plötzlich ein Geräuscht. Illya
zuckte zusammen, als sie einen Knall irgendwo im Haus vernahm und rüttelte Waver schnell wach.
Dieser versuchte, seine verschreckte Freundin zu beruhigen, nahm sich die Tischlampe und ging
langsam auf die Tür von Illyas Zimmer zu.
Plötzlich öffnete sich die Schiebetür und ein harter Gegenstand erwischte ihm am Kopf.
Er taumelte, seine Sicht verschwomm. Nach einem zweiten Schlag ging er schließlich zu Boden …
Als er aufwachte, schmeckte er Blut.
Er versuchte unter Schmerzen, seine Augen zu öffnen.
Er lag in einer Art Werkstatt, alles war mit altem Wellblech ausgekleidet und es roch extrem nach
Rost. Er musste häufig blinzeln, bis sich seine Augen endlich an das schummrige Licht gewöhnt
hatten.
Als er schließlich zu klarer Sicht kam, lief ihm ein Schauer den Rücken runter.
„Illya!“ rief er, als er sie an eine Säule gefesselt in der Mitte des Raumes sah.
Er versuchte aufzustehen und zu ihr zu rennen, doch seine eigenen Fesseln hinderten ihn daran.
Seine Hände waren mit dicken Leinenschnüren auf seinem Rücken zusammengebunden.
Plötzlich hörte er ein hämisches Lachen. Gilgamesh stand vor ihm, in einem abgetragenen
Jogginganzug. Mit arrogantem Blick schaute er auf Waver runter.
„So, du bist also nun auch endlich aufgewacht, Märchenprinz. Tja, dass passiert eben, wenn man
sich auf die falschen Weiber einlässt.“
Mit einem Grinsen trat er Illya ins Gesicht.
„Wach auf, Schlampe. Es wird Zeit für eine kleine Show.“
Illya öffnete unter Schmerzlauten vorsichtig die Augen, bevor ihr Gesicht einen Ausdruck des puren
Schreckens annahm, als sie sich ihrer Lage bewusst wurde.
„Also!“ rief Gilgamesh und breitete feierlich die Hände aus, „da die kleine Puppe der Einzberns es
nicht rechtzeitig geschafft hat, ihrem guten Onkel Gil einen kleinen Gefallen zu erweisern darf sie
nun zugehen, wie ihr goldener Prinz in der strahlenden Rüstung elendig verreckt“ und leckte dabei
über die Klinge des Springmessers, welches er schon die ganze Zeit in der Hand hielt.
„Die Bullerei war in meiner Wohnung. Haben alles durchsucht, bis auf das letzte Staubkorn. Nur
leider war das Vögelchen schon längst ausgeflogen, weil mir ein alter Kollege, der bei der Polizei
arbeitet, 'nen Tipp gegeben hat“.
Er hob Waver mit beiden Händen hoch und schmetterte ihn auf den Boden. Anschließend nahm er
das Messer und schnitt damit langsam und bedächtig Wavers Arm entlang, was dieser nur unter
Schmerzschreien zu ertragen vermochte.
„Aufhören!“ rief Illya entsetzt, doch das schien Gilgamesh nur noch mehr anzustacheln.
„So ist es gut! Schrei ruhig, kleines Püppchen! Schrei so laut du kannst, hier ist zwar weit und breit
keine Menschenseele, aber vielleicht erscheint ja noch ein Ritter, der dich und deinen armseeligen
Freund hier rettet!“
Er stieß das Messer durch Riders Handfläche, woraufhin diesem ein spitzer Schrei entfuhr. Ich muss
etwas tun! Dachte Illya, als sie angestrengt nachdachte, wie sie Waver retten könnte.
Gilgamesh hatte beide bis auf die Unterwäsche ausgezogen, sodass ihr keine Waffe zur Verfügung
stand.
Als Gilgamesh begann, Waver zu würgen, wurde Illya schlecht bei seinem verzweifeltem Gurgeln.
Plötzlich hielt der König der Helden inne.
In seinem Gesicht machte sich unmittelbar eine grausame, hämische Fratze breit, die nichts Gutes
verlauten ließ.
„Wartet mal ...“ sagte er grinsend, während er ihnen den Rücken zudrehte und sich an einer
Gerätschaft an der Decke zu schaffen machte.
Waver lag bewegungsunfähig am Boden. Doch plötzlich kam Illya eine Idee.
Sie presste ihren Kopf gegen die Säule hinter sich und drückte ihn nach oben, sodass sie mit ihren
Haaren an ihr hängen blieb.
Währenddessen nahm Gilgamesh einen Haken mit einem daran befestigtem Seil von der Decke und
legte Waver dieses Seil um den Hals.
„Pass mal auf, kleines Püppchen.“ wandte er sich grinsend an Illya,
„Für jeden Zahn, den ich diese Kurbel hier weiterdrehe, geht der Haken ein kleines Stückchen nach
oben.“
Er deutete auf eine verrostete, alte Kurbel an der Wand des Raumes.
„Spätestens bei der fünften Stufe wird die Kehle deines Freundes hier völlig zugeschnürt sein. Dann
wird es mit dem Atmen schwer.“
Grinsend drehte er die Kurbel eine Stufe weiter, woraufhin der am Boden liegende Waver begann
zu röcheln und zu stöhnen.
„Hör auf!“ schrie Illya, „ich tu alles was du willst, versprochen!“
Gilgamesh grinste. „Glaubst du wirklich, dass ich am Körper einer dreckigen Homunculus wie dir
interessiert wäre? Sorry, aber anders als dein Stecher hier stehe ich auf echte Frauen und nicht auf
kleine Püppchen, die schon längt hätten verrecken sollen!“
Er drehte die Kurbel einen weiteren Zahn weiter.
Waver versuchte immer verzweifelter, das Seil um seinen Hals abzulegen, doch brachte einfach
nicht die nötige Kraft dazu auf.
Illya rieb ihren Kopf immer stärker an der Säule, bis sie schließlich Glück hatte – Ein Haar löste
sich, über das sie sogleich mit ihrer Magie die Kontrolle übernahm und es um ihre Fesseln wickeln
ließ.
Sie schärfte es mit allen Zaubern nach, die sie kannte, so lange, bis es die Schärfe einer
Schwertklinge erreicht hatte.
Das Haar rieb und drehte sich um die Leinen, während Gilgamesh die Kurbel weiterdrehte und den
Anblick der verzweifelten Illya sichtlich genoss.
Doch dann lösten sich Illyas Fesseln.
Sofort sprang sie mit aller Kraft auf und stürmte auf Gilgamesh zu, dieser jedoch schlug seine Faust
mitten in ihr Gesicht und sie damit nieder.
Als sie unter Schmerzlauten aufstehen wollte, spürte sie einen Stich in ihrer Seite und gleich darauf,
wie warmes Blut aus der Wunde quoll, die Gilgameshs Messer ihr soeben zugefügt hat.
Sie schrie laut auf, doch eine heftige Ohrfeige ließ sie sogleich schweigen.
„So, Schlampe, du willst es wohl nicht anders. Eigentlich wollt ich mir dich für den Schluss
aufsparen, doch jetzt bist du als erstes dran!“.
Immer wieder schwang er das Messer über ihren Körper, schnitt ihr in den Bauch und in die Brust,
bist er es schließlich in ihren Oberarm rammte und dabei einen wahnsinnigen Ausdruck auf seinem
Gesicht hatte.
„Siehst du das? Das ist die Macht des Königs der Helden! Huldige mir, dem allmächtigen Halbgott
Gilgamesh, dreckiger Homunculi! Huldige mi-“
Blut spritze auf Illyas Gesicht. Gilgamesh, der vor ihr kniete, erstarrte.
Vor ihrer Nase befand sich die lange Klinge einer Machete, die direkt durch Gilgameshs Brustkorb
gestochen wurde.
Wie in Zeitlupe fiel er zur Seite und machte den Blick frei auf Waver, der sich in der Zwischenzeit
wieder aufgerappelt hatte und den König der Helden mit einer herumliegenden Machete bezwungen
hatte.
Für einen Moment schien auch er neben der Spur, doch sogleich sammelte er sich wieder und
versuchte Illyas Armwunde mit Gilgameshs Jacke, die er ihm auszog, zu verbinden.
„Alles in Ordnung, Illya, ich hol dich hier raus, ich versprech's!“
„Ich liebe dich.“ Illya lächelte sanft, was Waver kurz erwiederte, bevor er sie hochhievte und
langsam durch eine dicke Stahltür eine Art Kellertreppe hochtrug.
Oben angekommen fanden sie endlich den Ausgang, sie waren offensichtlich in einer alten Fabrik
im Industriegebiet an der Stadtgrenze von Fuyuki.
„Verdammt ...“ zischte Waver leise vor sich hin, „Wir müssen einen Krankenwagen rufen.“
Er merkte sich die Straße und ging über die spärlich beleuchteten Bürgersteige drauflos.
Immer wider hustete Illya Blut und der Blick in ihren Augen schien sich immer weiter zu verklären.
Waver bekam allmählich Panik, musste aber unbedingt einen kühlen Kopf bewahren.
Irgenwann fand er am Rand eines kleinen Parks eine Telefonzelle und rief sofort die
Notrufnummern an …
Waver lief ungeduldig den Flur des Krankenhauses auf und ab.
In seiner Hand eine Packung der Lieblingsschokolade seiner Geliebten, konnte er es kaum erwarten,
sie endlich wiederzusehen.
Nach dem, was im Industriegebiet passiert war, hatte ein Krankenwagen Illya abgeholt und
Gilgamesh war auf Wavers Hinweise hin in Gewahrsam genommen und nach einem relativ kurzen
Prozess zu lebenslanger Haftstrafe in einem Hochsicherheitsgefängnis irgendwo in Tokyo verurteilt
worden.
Plötzlich kam eine Krankenschwester aus dem Zimmer mit der Aufschrift 'von Einzbern, Illyasviel'
und lächelte ihn freundlich an.
„Du kannst jetzt reinkommen.“ sagte sie, während sie einen Wagen mit verschiedenen
Tablettendosen und Utensilien vor sich her schob.
Waver stürmte in das Zimmer.
Das Fenster war offen und die weißen Vorhänge wehten im Wind.
Illya saß aufrecht in ihrem Bett, bis auf den Kopf fast komplett in Bandagen gewickelt und lächelte
ihn sanft an.
Waver stockte der Atem bei dem Anblick dieser atemberaubenden Schönheit, deren Haare sanft
vom Wind getragen wurden.
Er lief auf sie zu und umarmte sie. Sie konnte hören, wie ihm ein Schluchzen entfuhrt, bevor er
leise stammelte: „Ich bin ja so froh ...“
Sie streichte ihm in der Umarmung über's Haar, bevor die Beiden sich so innig küssten wie nie
zuvor.
„Ich war drei Wochen lang auf der Intensivstation.“ begann Illya,
„Ich habe sehr viel Blut verloren. Aber Gott sei Dank gab es noch Spenden mit meiner Blutgruppe,
weswegen die Transfusion ohne Probleme gemacht werden konnte.“
Sie lächelte. „Ich bin so froh, dass ich bei dir bleiben kann.“
Sie brach in Freudentränen aus und kuschelte sich an Waver, der sich inzwischen neben sie gelegt
hatte.
Ihr waren die Schmerzen im Bauch egal und dass sie sich eigentlich noch nicht bewegen durfte.
Das Wichtigste war, dass sie wieder vereint sind. Sie erzählten sich so viel.
Über Gilgameshs Prozess, über Shirou, der beinahe hinten übergekippt wäre, als er die Geschichte
gehört hatte, über Kiritsugu und Irisviel, die sofort nach Japan zurückkehren wollten und nicht
zuletzt über all die Dinge, die sie noch vorhatten, sobald Illya aus dem Krankehaus entlassen wurde.
Schließlich schlief Waver, der die letzten drei Wochen kaum zur Ruhe gekommen war ein.
Illya ließ ihn gewähren. Als er am nächsten Morgen unsanft von der Oberschwester gepackt und aus
dem Krankenhaus geworfen wurde holte er sich zwar ein paar blaue Flecken, doch konnte er sich
einer Sache ganz sicher sein – Illya würde stets an seiner Seite sein.
Und genau so war er immer für sie da.
Es ist egal, welche Schwierigkeiten eine Beziehung durchlebt und welche Hürden man nehmen
muss – solange man zusammenhält und sich in voller Liebe gegenseitig unterstützt, kann man
Berge versetzen.
Und so ging er mit einem Lächeln auf den Lippen in den Morgen.
Ende

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