Inhaltsprotokoll - Abgeordnetenhaus von Berlin

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Inhaltsprotokoll - Abgeordnetenhaus von Berlin
17. Wahlperiode
Plenar- und Ausschussdienst
Öffentliche Sitzung
Inhaltsprotokoll
Ausschuss für
Bürgerschaftliches Engagement
17. Sitzung
18. Mai 2015
Beginn:
Schluss:
Vorsitz:
Ort:
16.32 Uhr
18.06 Uhr
Dr. Susanna Kahlefeld (GRÜNE)
Sportverein Pfefferwerk e. V.
Paul-Heyse-Straße 25
10407 Berlin
Punkt 1 der Tagesordnung
Aktuelle Viertelstunde
Keine Wortmeldungen.
Punkt 2 der Tagesordnung
Aktuelle Berichte aus den Senatsverwaltungen
Staatssekretärin Hella Dunger-Löper (SKzl) kündigt die Abschlussveranstaltung des Projekts „Engagiert in Berlin – Bezirkliche Engagementförderung und Online-Beteiligung“ am
20. April 2015 an. Der Ausschuss erhalte in Kürze eine schriftliche Ausarbeitung der Handlungsempfehlungen zur Engagementförderung.
Bei der 8. Berliner Freiwilligenbörse am 25. April 2015 seien ca. 2 200 Besucherinnen und
Besucher zu verzeichnen gewesen. Presse, Rundfunk und Fernsehen hätten dazu beigetragen,
dass noch sehr viel mehr Menschen über die Veranstaltung informiert worden seien.
Die Senatskanzlei habe die Mitglieder des Ausschusses kürzlich zur Ehrenamtskarte angeschrieben und um Vorschläge gebeten. Sobald diese eingegangen seien, erfolge, noch möglichst vor der Sommerpause, eine entsprechende Einladung. Der zu bildende Beirat sollte sich
Redaktion: Sandra Pohl, Tel. 2325-1465 bzw. quer 99407-1465
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nach Vorstellung der Senatskanzlei selbst eine Geschäftsordnung geben, die die Verfahrensweisen dieses Gremiums regle. Die Beiratsmitglieder müssten ehrenamtlich tätig sein, eine
Aufwandsentschädigung sei nicht vorgesehen.
Vorsitzende Dr. Susanna Kahlefeld erklärt den ständigen Tagesordnungspunkt für vertagt.
Punkt 3 der Tagesordnung
Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs
Ehrenamtliches Engagement im Sportverein
(auf Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion der
CDU)
0030
BuergEn
Vorsitzende Dr. Susanna Kahlefeld begrüßt die Anzuhörenden und bedankt sich beim
SV Pfefferwerk e. V. für die Gastfreundschaft.
Joachim Krüger (CDU) begründet den Besprechungspunkt für die Koalitionsfraktionen. Er
bedanke sich, dass der Ausschuss beim Verein Pfefferwerk zu Gast sein dürfe, um zu erfahren, wie die einzelnen Sportvereine in den Bezirken aufgestellt seien, über welche Nutzungsmöglichkeiten sie verfügten, wie die Verteilung der Hallen und Freiflächen vonstattengehe
und welche Probleme die Vereine ggf. beschäftigten.
Marc Schmid (SV Pfefferwerk e. V., Fundraising, ÖA) kündigt einen kurzen Filmausschnitt
an, der einen Einblick in die Arbeit des Vereins gewähre. – [Es folgt der Filmausschnitt.] –
Jörg Zwirn (SV Pfefferwerk e. V., Geschäftsführer) berichtet, die Vereinsarbeit werde sowohl von ehrenamtlich wie hauptamtlich Tätigen geleistet. Die Vorstände des Vereins arbeiteten ehrenamtlich. Sie wendeten ca. 15 bis 20 Stunden pro Monat für die Vorstandsarbeit
auf. Da sie nur schwerlich die Möglichkeit hätten, die Arbeit der Hauptamtlichen im Detail
nachzuvollziehen und zu kontrollieren, bestehe eine seiner Aufgaben darin, den Vorstand soweit zu informieren, dass er die Möglichkeit habe zu entscheiden, in welche Richtung sich der
Verein weiterentwickeln solle.
Der Verein kooperiere mit mehreren Hochschulen, um Studierende der Sportwissenschaft, der
Sonderpädagogik oder Rehabilitationswissenschaft für die Vereinsarbeit, insbesondere für die
Tätigkeit als Übungsleiter/-innen zu interessieren, auszubilden und zu beschäftigen. In diesem
Bereich sei eine Tendenz in Richtung Professionalisierung zu verzeichnen.
Daneben bemühe sich der Verein um die Gewinnung von Ehrenamtlichen für die Durchführung von Projekten. Ein Vereinsmitglied, das zugleich Vorstandsmitglied in jener Bank sei,
über die der Verein seine Finanzen regle, stelle sein Fachwissen beispielsweise dem vereinseigenen Wirtschaftsausschuss zur Verfügung. Der Begriff des ehrenamtlichen Engagements
löse bei ihm – dem Redner – teilweise zwiespältige Gefühle aus, da zu befürchten stehe, dass
dies bedeute, der Verein sollte seine Leistungen umsonst anbieten. Da die Übungsleiter/-innen
gut ausgebildet seien, entlohne der Verein sie für ihre Tätigkeiten auch gerne.
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Anke Nöcker (Landessportbund Berlin e. V., Abteilungsleiterin Sportentwicklung) erläutert,
ihr Ressort umfasse alle Themen des Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssports, aber auch
Querschnittsthemen wie das bürgerschaftliche Engagement, Frauen im Sport oder die Zielgruppenprogramme wie Sport der Älteren. Der Landessportbund – LSB – sei der Dachverband für mehr als 2 000 Sportvereine und Sportverbände in Berlin sowie, seit Anfang des
Jahres, von 620 000 Mitgliedern, die sich sportlich betätigten. Im letzten Jahr sei ein Zuwachs
von 12 000 neuen Mitgliedern zu verzeichnen gewesen, die ebenfalls ein Recht darauf hätten,
jede Woche so gute Sportangebote in der Stadt vorzufinden, wie es beim SV Pfefferwerk e. V. der Fall sei. Dies stelle eine große Herausforderung dar.
Die Leistung, Sportangebote für 620 000 Sportler/-innen vorzuhalten, sei ohne das bürgerschaftliche Engagement der Mitglieder nicht zu meistern. Anders als beim SV Pfefferwerk e. V., der mit über 4 000 Mitgliedern auch auf hauptamtliche Kräfte zurückgreifen müsse, seien die meisten der über 2 000 Sportvereine rein ehrenamtlich organisiert. Die ehrenamtlich tätigen Vorstände kümmerten sich in der Regel um alle Belange des jeweiligen Vereins,
vom Einzug der Mitgliedbeiträge bis hin zur Organisation des Sportunterrichts. Sie engagierten sich an Schulen und böten dem Ganztagsbetrieb Unterstützung durch Arbeitsgemeinschaften. In letzter Zeit hätten sie, auch über den Sport hinaus, sehr viele gemeinnützige Aufgaben
übernommen, beispielsweise für die in Berlin lebenden Flüchtlinge. Ohne dass man die Vereine darum habe bitten müssen, hätten sie sich darum gekümmert, dass insbesondere die Kinder und Jugendlichen Sport treiben und dadurch Abwechslung in ihrem Alltag erfahren könnten. Dies sei insofern nicht selbstverständlich, da die Flüchtlingskinder wie auch die Erwachsenen keine Mitgliedschaft in einem Sportverein eingehen könnten.
Der Sport in Berlin sei die größte gemeinnützige Personenvereinigung. Insgesamt stütze man
sich auf über 15 000 Vorstandsämter. Auf der Ausführungsebene kämen noch ca. 20 000 Personen hinzu – die Übungsleiter/-innen sowie deren Helfer/-innen, Trainer/-innen, Teamsportler/-innen etc., die sich um die Sporttreibenden der Stadt kümmerten. Die Übungsleiter/-innen
seien zum Teil qualifizierte Kräfte. Zur Vereinsarbeit gehörten des Weiteren die Organisation
von Sportveranstaltungen, diverse Arbeitseinsätze wie die Pflege von Hallen und Sportgrundstücken wie auch die Begleitung der Kinder zum Training und zu Wettkämpfen oder das Waschen der Trikots etc. Der Sportentwicklungsbericht der Deutschen Sporthochschule Köln
und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft habe ermittelt, dass das bürgerschaftliche Engagement im Sport in Berlin jährlich von 192 000 Personen geleistet werde.
Der LSB sei bemüht, dieses Ehrenamt zu unterstützen, auch wenn er nicht immer in der Lage
sei, allen Engagierten die Würdigung und Ehrung zukommen zu lassen, die ihnen für ihre
Arbeit gebührten. Am 2. Juni 2015 veranstalte der LSB das erste Sportforum „Modelle ehrenamtlichen Engagements – Wege zur Überwindung einer Krise“, das in der Gerhard-SchlegelSportschule in Schöneberg stattfinden werde. Prof. Dr. Braun von der Humboldt-Universität
werde ein Impulsreferat zum Thema Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement im Sport
geben. Vereine in einer vergleichbaren Größe wie Pfefferwerk e. V., aber auch kleinere, rein
ehrenamtlich geführte Vereine und Verbände würden darüber berichten, wie sie die Entwicklung des ehrenamtlichen Engagements wahrnähmen und was sie unternähmen, um all die Aktivitäten zu ermöglichen, die den Sport in Berlin ausmachten.
Weitere Unterstützung leiste der LSB durch Angebote seiner Sportschule. Zudem bilde er
Vereinsmanager/-innen, Übungsleiter/-innen, Kampfrichter/-innen etc. aus. Der Sportentwick- pl -
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lungsbericht habe bei der Problemlage des Berliner Sports unter TOP 6 festgestellt, dass vier
der sechs erstgenannten großen Probleme das Thema Ehrenamt beträfen, also die Bindung
und Gewinnung von Ehrenamtlichen, von Übungsleiter/-innen sowie von Kampf- und
Schiedsrichter/-innen. Problematisch wirkten sich zudem die Anzahl der Gesetze, Verordnungen und Vorschriften aus.
In ihrer Abteilung sei auch die Vereinsberatung angesiedelt, die von den Vereinen stark frequentiert werde. Sie erbäten Unterstützung zu Themen wie Übungsleiterfreibetrag, Mindestlohn, Scheinselbstständigkeit und Ehrenamtspauschale etc.
Carsten Maaß (Bezirkssportbund Berlin Pankow e. V., Vizepräsident) merkt an, neben seiner Tätigkeit beim Bezirkssportbund Pankow – BSB Pankow – sei er auch im Vorstand des
Sportvereins Empor Berlin e. V. aktiv. Der BSB Pankow fungiere als Interessenvertretung der
Pankower Sportvereine gegenüber dem Bezirksamt und dem Senat wie auch gegenüber dem
LSB, wobei nicht alle Sportvereine Mitglied beim BSB Pankow seien, da die Mitgliedschaft
dort, anders als beim LSB, nicht verpflichtend sei. Im Moment seien 123 Vereine Mitglied im
BSB Pankow, darunter 78 Vereine, die sich um den Kinder- und Jugendsport kümmerten.
Insgesamt umfasse der BSB Pankow ca. 32 500 Sportler/-innen, darunter ca. 15 500 Kinder
und Jugendliche. Die Arbeit des BSB Pankow beziehe sich zum überwiegenden Teil auf den
Breiten- und Freizeitsport. Nur wenige Vereine wie beispielsweise der Berliner TSC reichten
mit ihrer Arbeit in den Leistungssportbereich hinein.
Das Verhältnis der im Sportbereich ehrenamtlich Tätigen zu den in den Pankower Vereinen
aktiven Sportler/-innen liege bei etwa 1 : 8 oder 1 : 10. Geschätzt würden sich ca. 3 500 bis
5 000 Ehrenamtliche regelmäßig engagieren. Viele Eltern oder Vereinsmitglieder engagierten
sich zudem temporär und übernähmen Aufgaben im Rahmen von Projekten oder Veranstaltungen.
Die Arbeit in den Vereinen sei sehr vielschichtig und umfasse u. a. die Vorstandsarbeit, die
Übungsleiter- und Betreuertätigkeiten, die Arbeit als Kassierer, Platzwart oder Zeugwart sowie viele verschiedene Helfertätigkeiten. Die Bezahlung der Kräfte sei unterschiedlich geregelt. Gerade in kleinen Vereinen werde die Arbeit allein von ehrenamtlichen Kräften geleistet;
diese erhielten in der Regel keine Entlohnung. In manchen Vereinen werde den Engagierten
ein Ersatz ihrer Auslagen gewährt; manche Kräfte erhielten eine Aufwandsentschädigung
oder eine geringfügige Bezahlung für ihren Einsatz. Die Vorstände arbeiteten überwiegend
ohne Aufwandsentschädigung Das Thema geringfügig Beschäftigte und die Frage, wo das
Ehrenamt aufhöre, wo ein regulärer Job anfange, seien für die Vereine und die ehrenamtlich
tätigen Vorstände trotz der Ausführungsbestimmungen zum Mindestlohngesetz noch immer
mit Unklarheiten verbunden.
Ähnlich verhalte es sich mit der steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Handhabe
der für den Verein Aktiven. Auch hier bestünden für viele Vereine Unsicherheiten bei der
Einstufung der Mitarbeiter, was wiederum mit der Abgrenzung zwischen Ehrenamt und geringfügiger Beschäftigung etc. zusammenhänge. Hierzu wünschten sich die Vereine mehr
Information und Klarheit.
Während es kein Problem sei, Eltern oder Mitglieder dafür zu gewinnen, sich für eine bestimmte Aufgabe temporär zu engagieren, sei es schwierig, Ehrenamtliche für langfristige
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Aufgaben wie die Übernahme einer Gruppe oder eines Vorstandspostens zu finden. Dieses
Problem tangiere das Thema der Bezahlung von qualifizierten und ausgebildeten Kräften, die
mit ihrem Einsatz die Beständigkeit der Sportangebote sicherten. Um den Standard der Angebote sicherzustellen und zu halten, finde gerade in größeren Vereinen eine Verschiebung dieser Tätigkeiten aus dem ehrenamtlichen Bereich heraus in die Anstellung in Minijobs oder in
reguläre Beschäftigungsverhältnisse statt. Wolle man eine Arbeit auf dem Niveau des
SV Pfefferwerk e. V. oder des Berliner TSC etc. anbieten, bedürfe es des Einsatzes von
hauptamtlichen Kräften bzw. der Anstellungsverhältnisse in verschiedenen Ebenen.
Gemeinsam mit dem Bezirk führe der BSB Pankow jährlich Veranstaltungen zur Ehrung der
von den Vereinen vorgeschlagenen Ehrenamtlichen durch. Auch die Sportverbände, der LSB
oder die Vereine selbst würdigten das Engagement derjenigen, die sich durch besondere Leistung im Ehrenamt auszeichneten. Weitere Unterstützung durch den Senat sei hier sehr willkommen.
Das Thema wachsende Stadt betreffe auch die Sportvereine. Pankow sei einer der geburtenreichsten Bezirke in Berlin. Immer mehr Kinder und Familien träten in die Vereine ein. Daraus resultierten große Probleme bei der Nutzung der Sportflächen. Gerade im Innenstadtbereich könnten kaum noch neue Flächen erstellt werden. Auch die Sanierung der Sportflächen
bereite dem Bezirk große Probleme. Hier wäre eine finanzielle Unterstützung vonnöten, die
letztlich auch eine Unterstützung der Arbeit der Ehrenamtlichen darstellte.
Der BSB Pankow engagiere sich gemeinsam mit den Vereinen auch für die nach Berlin
kommenden Flüchtlinge und habe mit diesen bereits eine große Veranstaltung durchgeführt.
Derzeit würden einzelne Projekte umgesetzt. Gemeinsam mit dem LSB fungiere der BSB
Pankow als Dachverband oder Fonds, leite die Vereine an bzw. leiste ihnen Unterstützung
darin, die Flüchtlinge so gut wie möglich in die sportlichen Aktivitäten zu integrieren.
Thomas Müller (SV Buchholz e. V., 1. Vorsitzender) führt aus, der SV Buchholz e. V. zähle
mit ca. 800 Mitgliedern zu den kleineren Vereinen in Pankow. Alle Mitglieder seien ehrenamtlich tätig. Die Trainer erhielten je nach Ausbildungsstandard eine Aufwandsentschädigung
von ca. 50 Euro im Monat. Der Verein habe 90 Prozent der Eltern verpflichten können, die als
Jugendtrainer/-innen tätig seien. Dank des Schulungsprogramms des DFB seien 80 bis
85 Prozent der Trainer/-innen geschult. Der Verein strebe an, dass auch die restlichen 15 Prozent eine Trainerlizenz erwürben, damit, was die Qualität der Arbeit mit den Kindern angehe,
ein bestimmtes Niveau eingehalten werde.
Der Vorstand des Vereins bestehe aus sechs Personen; vier seien im Vereinsregister als unterschriftsberechtigt eingetragen. Auf diesen Personen ruhe die ganze Last des Vereins. Beschäftige sich beispielsweise der Schatzmeister beim Einzug der Mitgliedsbeiträge auch nur
10 Minuten mit jedem der 800 Mitglieder, werde deutlich, wie viele Stunden pro Jahr er allein
für diese Aufgabe aufwende. Beim Einzug der Beiträge komme es bei ca. 30 Prozent der Fälle
zu Problemen; hier müsse eine Mahnung erfolgen. Es sei also bereits ein enormer Aufwand
vonnöten, um allein das Tagesgeschäft zu bewerkstelligen. Die von Jörg Zwirn erwähnten
20 Stunden pro Monat für die Vorstandsarbeit reichten bei seinem Verein nicht aus. Der Umfang dieser Arbeit reiche an eine – unbezahlte – Nebentätigkeit heran.
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Bereits im Jahr 2013 habe der Verein festgestellt, dass auch ihn die steigende Zahl der nach
Berlin kommenden Flüchtlinge tangieren werde. Der Verein habe früh damit begonnen, seine
Mitglieder für das Thema zu sensibilisieren, was nicht immer einfach gewesen sei; häufig sei
Überzeugungsarbeit zu leisten gewesen. Mit Unterstützung des SV Pfefferwerk e. V. – allein
hätte der SV Buchholz e. V. es nicht geschafft – habe man umgehend Kontakt zu der in Pankow eröffneten Asylbewerberunterkunft gesucht, eine Spendenaktion über Jugendturniere
durchgeführt und Winterkleidung, Spielsachen und persönliche Dinge für die Flüchtlinge organisiert. Es sei eine Liste der Kinder erstellt worden, die Sport hätten treiben wollen. Der
SV Pfefferwerk e. V. habe alle kleineren Kinder aufgenommen; sie würden von arabischsprechenden Trainern betreut. Dafür gebühre dem Verein großes Lob. Der SV Buchholz e. V.
habe sich auf die älteren Flüchtlingskinder konzentriert, was dem weiten Weg von der Unterkunft in der Mühlenstraße bis nach Buchholz geschuldet sei. Darüber hinaus habe der Verein
ein großes Event veranstaltet, um auf die Präsenz der Flüchtlinge im Bezirk aufmerksam zu
machen und ihnen zu vermitteln, dass sie hier willkommen seien. Es sei ein „Integrationscup“
veranstaltet worden, bei dem 24 Sponsoren aus der Pankower Wirtschaft als Teampaten hätten gewonnen werden können. Weitere Sponsoren, Vereine wie auch der BSB Pankow sowie
Politiker, beispielsweise Herr Lehmann, hätten sich vor Ort mit engagiert. Bei einem Jugendturnier seien 22 Teams aufeinander getroffen. Auf einer Bühne hätten sich viele Kulturkreise
präsentiert; zudem sei ein Kulturprogramm organisiert worden. Gemeinsam mit den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft sei ein Buffet mit internationalen Speisen erstellt worden, zugleich habe eine kleine „Grüne Woche“ stattgefunden. Der Homepage www.integrationscupsvb.de seien weitere Informationen zu entnehmen.
Im Alltag sei mittlerweile deutlich geworden, wie schwierig es sei, die Flüchtlinge aus der
Erstaufnahmeeinrichtung in die Vereine zu integrieren. Ehe die für die Anmeldung im Verein
erforderlichen Formalitäten hätten erledigt werden können, würden die Familien schon wieder
in einem anderen Stadtbezirk untergebracht. Eine wirkliche Integration gelinge erst dann,
wenn die Asylbewerberverfahren abgeschlossen seien. Der SV Buchholz e. V. konzentriere
sich nunmehr auf einzelne Events und Veranstaltungen und arbeite mit Champions ohne
Grenzen e. V. und Vereinen wie dem SC Borsigwalde 1910 e. V. zusammen, um den Alltag
der Kinder mit Einzelaktionen zu bereichern. So habe man sie beispielsweise zum Training
der Eisbären Berlin begleitet, bzw. der SC Borsigwalde habe kürzlich erneut ein Jugendturnier veranstaltet. Derlei sollte künftig regelmäßig stattfinden.
Staatssekretär Andreas Statzkowski (SenInnSport) berichtet, deutschlandweit würden sich
rund 8 Millionen Menschen in Sportvereinen engagieren. Gemessen an der bundesdeutschen
Einwohnerzahl seien dies 10 Prozent. Die Zahl mache das große Engagement der Bürgerinnen und Bürger in diesem Bereich deutlich und zeige, dass Sport die größte Bürgerbewegung
in Deutschland sei. Setze man einen fiktiven Stundenlohn im Mindestlohnbereich dafür an,
werde hier Jahr für Jahr eine Arbeitsleistung im Bereich von mehreren Milliarden Euro erbracht.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – BMFSFJ – habe im
Rahmen einer Erhebung zum Thema bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement in
Deutschland auch eine Untersuchung zum Freiwilligenengagement im Sport vorgenommen.
Der Sportbereich sei demnach nach wie vor der größte Bereich der gemeinschaftlichen Aktivitäten, in dem weiterhin die höchste Engagementquote zu verzeichnen sei. Dennoch sei
deutschlandweit ein Verlust an ehrenamtlich Engagierten zu konstatieren, und zwar schät- pl -
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zungsweise von ungefähr 650 000 Menschen. Die Quote sei im Durchschnitt von 11 Prozent
auf 10 Prozent gesunken. Viele Vereine stellten fest, dass es immer schwieriger sei, Ehrenamtliche für Vorstands- und Leitungsfunktionen zu gewinnen. Zunehmend würden Vereine
deshalb sogenannte Pflichtstunden festlegen. Die Mitglieder dieser Vereine müssten in einem
gewissen Umfang ehrenamtliche Tätigkeiten übernehmen. Dieser Anteil des nicht ganz freiwilligen ehrenamtlichen Engagements nehme zu und biete für manche Vereine eine Möglichkeit, mit dem Defizit an ehrenamtlich Tätigen umzugehen und die Leistungsfähigkeit ihres
Vereins aufrechtzuerhalten.
Von elementarer Wichtigkeit für den Zugang zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit seien die persönliche Ansprache und die Eigeninitiative. Zentrale Triebfeder eines bürgerschaftlichen Engagements seien die Zugehörigkeit zu der Gemeinschaft und das Mitgestalten im Kleinen. Die
Einsatzbereitschaft für Projektarbeit steige, die Bereitschaft zur langfristigen Übernahme von
Verpflichtungen gehe zurück.
Das Durchschnittsalter derjenigen, die sich ehrenamtlich engagierten, habe zugenommen, das
Bildungsniveau der Aktiven ebenfalls. Das Engagement von Mädchen und Frauen sei laut
Erhebung des BMFSFJ rückläufig. Die Aktivitätsquote der Personen mit Migrationshintergrund steige hingegen, was angesichts der insgesamt sinkenden Engagementquote bemerkenswert sei. Den ehrenamtlich Tätigen zufolge sei die materielle und rechtliche Infrastruktur
der Vereine nach wie vor verbesserungsbedürftig.
Stelle man die von Frau Nöcker genannte Zahl der in Berliner Vereinen ehrenamtlich Engagierten – 192 000 – zu der von Herrn Maaß genannten Zahl in Beziehung, ergebe sich ein
Delta, das bedingt sei durch die Definition, ab wann jemand als ehrenamtlich Tätiger bezeichnet werde. Zu den 192 000 Engagierten zähle auch derjenige, der mal an einem Kuchenstand mithelfe, sich darüber hinaus aber nicht engagiere. Die von Herrn Maaß genannte Zahl
umfasse jene, die bereit seien, langfristig Aufgaben im Verein zu übernehmen. Diese falle
naturgemäß etwas überschaubarer aus.
Der Regierende Bürgermeister bedanke sich einmal im Jahr bei den ehrenamtlich Tätigen für
ihre geleistete Arbeit. Zu dieser Veranstaltung würden stets auch viele Sportler/-innen und
Sportfunktionäre eingeladen. Neben den vielschichtigen Aktivitäten des LSB, der sich auf
unterschiedlichen Ebenen für das Ehrenamt einsetze und Personen auszeichne, nehme die
Senatsverwaltung für Inneres und Sport Auszeichnungen insbesondere für herausragende Jugendarbeit vor. Diese Vereine würden im Rahmen einer Feierstunde mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhielten eine Materialspende. Turn- und Sportvereine erhielten Sonder- und
Jubiläumsabgaben sowie Sportplaketten und Ehrenpreise für Sportveranstaltungen. Zudem
werde die Ehrenplakette für Verdienste um die Förderung des Sports in Berlin insbesondere
an ehrenamtlich Aktive vergeben.
Die Änderung der Gesetzesvorlage im Bund – Gesetz zur Stärkung des Ehrenamtes vom
21. März 2013 – habe die Rahmenbedingungen auch für die im Sport engagierten Ehrenamtlichen deutlich verbessert. Die zuvor herrschende Rechtsunsicherheit, die insbesondere den
Verantwortungsbereich der Vereinsvorstände tangiert habe, sei kein Anreiz gewesen, sich im
Sportbereich ehrenamtlich zu engagieren. Heute müsse vorsätzliches Handeln nachgewiesen
werden, um jemanden belangen zu können. Die steuerfreien Ehrenamtspauschalen seien von
500 Euro auf 720 Euro angehoben worden, die Zweckbetriebsgrenze sei ebenfalls deutlich
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angehoben worden. Damit sei noch lange nicht alles im Reinen. Für die Vereine spiele beispielsweise die Bürokratie, gerade auch in steuerlichen Fragen, eine große Rolle. Probleme
mit dem Finanzamt wirkten sich für einen Verein teilweise existenzbedrohend aus, da sie die
Gemeinnützigkeit eines Vereins tangierten. Sei diese bedroht, wirke sich das auf die Förderungswürdigkeit des Vereins aus, die wiederum Voraussetzung für die entgeltfreie Nutzung
der Berliner Sportanlagen sei. Ein Verein, der die Anlagen nicht entgeltfreie nutzen könne, sei
in seiner Existenz bedroht.
Berlin sei eines von zwei Bundesländern, die den Vereinen die entgeltfreie Nutzung der
Sportanlagen ermöglichten. Wie von Herrn Maaß ausgeführt, spielten die Rahmenbedingungen nicht nur eine wesentliche Rolle für die Sportler/-innen, sondern auch für die ehrenamtlich Engagierten. Die entgeltfreie Nutzung der Anlagen sei insofern in vielfältiger Hinsicht
positiv erwähnenswert.
Die zur Verfügung stehenden Sportanlagen seien gerade in Pankow nicht in ausreichender
Anzahl vorhanden. Gemeinsam mit dem Bezirksamt müssten immer wieder Überlegungen
angestellt werden, wie die Situation des Ausbaus und der optimalen Ausnutzung vorhandener
Flächen verbessert werden könne. Die bezirklichen Sportanlagen wiesen einen Sanierungsbedarf von 120 Millionen Euro auf. Im Rahmen der Haushaltsberatungen halte sein Haus es für
notwendig, Überlegungen anzustellen, die Mittel für das Schul- und Sportanlagensanierungsprogramm der Berliner Bezirke anzuheben, um den Bezirken mehr finanzielle Möglichkeiten
einzuräumen.
Gerade in Bezirken wie Pankow gelte zu prüfen, wie es möglich sei, auch in dicht besiedelten
Gegenden zu zusätzlichen Sportanlagen zu gelangen. In erster Linie denke er an den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportplatz, wo der Nutzungsdruck mit am höchsten in Berlin ausfalle. Wer
in Prenzlauer Berg wohne, verfüge aufgrund der dichten Besiedelung über eine nur geringe
Auswahl an Sportanlagen.
Die Übungsleiterpauschale sei in den letzten Jahren nur in geringem Umfang – zuletzt im Jahr
2007 – angehoben worden. Die Anzahl der Übungsleiter habe hingegen massiv zugenommen.
Da die Summe bis auf die 70 000 Euro gedeckelt sei, sei der durchschnittliche Anteil, der den
Übungsleiter/-innen derzeit gezahlt werden könne, gesunken. Ein Übungsleiter erhalte für
seinen Einsatz gerade einmal das zurück, was er für ein Hin- und Rückfahrtticket der BVG zu
zahlen habe. – [Anke Nöcker (LSB): Nicht mal!] – Diese Situation sei unbefriedigend; letztlich könne man auch diese Personen als ehrenamtlich tätig bezeichnen.
Positiv zu erwähnen sei das Teilhabeprogramm, mit dem das Land Berlin seit dem letzten
Jahr 200 000 Euro jährlich für die Vereine und Verbände zur Verfügung stelle, um vor allem
soziale Projekte und Anliegen zu unterstützen. Das Engagement der Vereine für die Flüchtlinge in Berlin sei ein klassisches Beispiel für das Programm Integration und Inklusion. Herr
Zwirn sei im Übrigen einer der Ideengeber für dieses Programm gewesen.
Danny Freymark (CDU) bedankt sich für die Ausführungen der Anzuhörenden und erläutert
die Arbeit des Ausschusses für Bürgerschaftliches Engagement. Dieser sei fraktionsübergreifend initiiert worden, weil der Eindruck entstanden sei, dass, obwohl in der Verwaltung sehr
engagierte Staatssekretäre und Staatssekretärinnen tätig seien – und darin schließe er die beiden zur heutigen Sitzung Anwesenden mit ein –, der Bereich bürgerschaftliches Engagement
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und Ehrenamt nicht immer so repräsentiert werde, wie es wünschenswert sei. Die Freiwilligenagentur beispielsweise habe zu Recht darauf gedrungen, dass das bürgerschaftliche
Engagement in der Gesellschaft noch stärker vertreten werden müsse. Der daraufhin gebildete
Ausschuss habe die Aufgabe, den Engagierten zuzuhören, Anerkennung und Wertschätzung
auszusprechen sowie Probleme finanzieller und anderer Art aufzunehmen, um sie im Parlament zu diskutieren.
Welche Instrumente zur Würdigung des Ehrenamtes nutzten die Vereine? Werde beispielsweise der Freiwilligen-Pass in Anspruch genommen, bzw. werde die Ehrenamtskarte nachgefragt und genutzt, wenn ja, von welcher Altersgruppe?
Der Broschüre zu „Pfeffersport“ zufolge habe sich die Mitgliederzahl des SV Pfefferwerk e. V. in den letzten 10 Jahren fast verzehnfacht. Was sei die Ursache dieses ungewöhnlich hohen Anstiegs?
Hätten die Vereine Finanzierungslücken zu beklagen oder mit größeren Infrastruktur- und
Instandhaltungsproblemen zu kämpfen? Aus seinem Wahlkreis Lichtenberg seien ihm Sporthallen bekannt, die als solche schon kaum noch zu bezeichnen seien. Zum Schutz der Wände
müsse dort mit speziellen Bällen gespielt werden. Derlei Zustände könne man sich im Jahr
2015 eigentlich kaum vorstellen.
Habe der Verein für die beschriebene Flüchtlingsarbeit Unterstützung erfahren beispielsweise
durch finanzielle Zuschüsse oder das Stadtteilzentrum, auch in Bezug darauf, den eigenen
Mitgliedern diese neue Arbeit nahezubringen?
Rainer-Michael Lehmann (SPD) bedankt sich für die Beiträge der Anzuhörenden. Er freue
sich, dass die auswärtige Sitzung des Ausschusses in seinem Wahlkreis stattfinde. – Wie gelinge den Vereinen die Gewinnung von Mitgliedern für eine ehrenamtliche Tätigkeit? Viele
träten einem Verein bei, weil sie Sport treiben wollten, weniger, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Wie schafften es die Vereine, die Mitglieder langfristig für ein Ehrenamt zu binden?
Joachim Krüger (CDU) bezeugt seinen Respekt für den im Film dargestellten Ansatz des
SV Pfefferwerk e. V., Menschen mit und ohne Behinderung im Sport zusammenzubringen.
Erhalte der Verein finanzielle Mittel beispielsweise über die „Aktion Mensch“, die Deutsche
Fernsehlotterie oder über die Zuschläge auf die aktuelle Briefmarkenserie mit Motiven aus
dem Behindertensport?
Notker Schweikhardt (GRÜNE) erkundigt sich, ob der restliche Anteil der Bevölkerung, der
nicht Mitglied in einem Sportverein sei, keinen Sport treibe oder diesbezüglich unorganisiert
aktiv sei. Sei auch bei denen, die sich individuell sportlich betätigten, die Bildung von Strukturen zu beobachten, sodass auch hier ggf. von einem ehrenamtlichen Engagement gesprochen werden könne – wenn sich beispielsweise eine Kneipenmannschaft bilde und diese
Gruppe gemeinsam Sport treibe?
Sähen die Vereine Bedarf – wenn ja, wo –, brachliegende Potenziale zu wecken? Gehe es
dabei um Sportflächen, um finanzielle Mittel oder um eine andere Form von Unterstützung?
Frau Nöcker möge kundtun, ob es noch Wünsche an die Politik gebe in Bezug auf das ange-
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kündigte Sportforum „Modelle ehrenamtlichen Engagements – Wege zur Überwindung einer
Krise“.
Hätten die Vereine noch Qualifizierungsbedarf bei der Arbeit mit Flüchtlingen? Da deren
Zahl künftig eher noch steige: Benötigten die Vereine noch Unterstützung, oder könnten sie
die Arbeit leisten?
Dass das Alter der Ehrenamtlichen zunehme, korreliere mit dem zunehmenden Alter der Bevölkerung insgesamt. Es wäre bedauerlich, könnte die Jugend nicht für ein Ehrenamt gewonnen werden. Welche Gründe seien dafür bekannt, dass sich weniger Frauen als Männer ehrenamtlich engagierten? Was müsste geschehen, um dies zu ändern?
Alexander Morlang (PIRATEN) nimmt Bezug auf die Berichterstattung der letzten Woche
zum Mädchen- und Frauenfußball und der dabei zu konstatierenden systematischen und strukturellen Benachteiligung. Was unternähmen die Vereine diesbezüglich? Welche Evaluierungsprozesse hätten sie begonnen? Welche Ergebnisse und Konsequenzen ergäben sich daraus?
Marion Platta (LINKE) bedankt sich für die Ausführungen der Anzuhörenden. – Wäre es für
die ehrenamtliche Arbeit von Nutzen, würde auf Landesebene eine Plattform oder ein Pool
von Sponsoren angeboten, worauf die Vereine zugreifen könnten? Wie bewerteten die Vereine das Bildungs- und Teilhabepaket – BuT –? Wie viele Kinder und Jugendliche seien über
Leistungen für Bildung und Teilhabe Mitglied in den Vereinen geworden? – Wie bewerteten
die Vereine die Ehrenamtskarte?
Ülker Radziwill (SPD) bedankt sich für das Engagement der Anzuhörenden. Ohne ihren Einsatz für den Sport wäre die Berliner Engagementlandschaft um einiges ärmer. – Eine konkrete, insbesondere finanzielle Unterstützung könnten die Ausschussmitglieder heute zwar nicht
zusagen, hingegen nähmen sie die Themenschwerpunkte, insbesondere mit Blick auf die anstehenden Haushaltsberatungen, mit in ihre Arbeit. Der Ausschuss habe schon einige Versuche unternommen, mehr Unterstützung beispielsweise bezüglich der Aufwandsentschädigungen zu erreichen, was sich als schwierig erwiesen habe. Dennoch müssten derlei Themen immer wieder aufgebracht werden. Wesentlich sei dabei die Abgrenzung einer ehrenamtlichen
Tätigkeit zu einer Arbeit, für die die Menschen Unterstützung benötigten, um sie überhaupt
leisten zu können.
Ihr sei zugetragen worden, dass immer mehr Sportvereine als Ort der Übergabe der Kinder
getrennt lebender Eltern genutzt würden. Stelle dies ein Problem dar, insbesondere für die
ehrenamtlich Aktiven?
Carsten Maaß (Bezirkssportbund Berlin Pankow e. V., Vizepräsident) führt aus, die derzeitig ehrenamtlich Tätigen würden immer älter. Es sei insofern wesentlich, die Jugendlichen für
ein Ehrenamt zu begeistern, indem die Vereine sie schon früh an entsprechende Aufgaben
heranführten. Der Berliner Fußballverband habe dazu beispielsweise ein Programm initiiert,
mit dem Angebote eingerichtet würden, die auch seitens des Schulamtes mit Freistellungen
der Jugendlichen unterstützt würden. In diese Richtung sollte verstärkt gearbeitet werden.
Sein Verein habe gute Erfahrungen damit gemacht, junge Sportler/-innen an Vereinsaufgaben
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heranzuführen und sie für ein Ehrenamt zu gewinnen. Viele würden auch dauerhaft dabeibleiben.
Die Bindung der Ehrenamtlichen gelinge über die Identifizierung mit ihrem Verein. Die Vereine seien insofern gefordert, ein eigenes Profil zu entwickeln und mit ihrer Arbeit bestimmte
Ziele zu verfolgen, wie dies bei Pfefferwerk e. V. wie auch beim SV Buchholz e. V. der Fall
sei. Wenn die Ehrenamtlichen ihre Arbeit als sinnerfüllt erführen und sie ihnen Spaß bereite,
seien sie, je nach ihren beruflichen Möglichkeiten, auch längerfristig engagiert.
Das ehrenamtliche Engagement von Frauen scheine von deren veränderten Rolle innerhalb
der Gesellschaft tangiert zu sein. Viele Frauen gingen einer Berufstätigkeit nach und hätten
insofern nicht mehr so viel Zeit für die Übernahme eines Ehrenamtes. Betrachte man die Besetzung der Vorstandspositionen, so scheine hingegen auch die traditionelle Rolle der Frau als
diejenige, die sich offenbar auch heute noch mehr als der Mann um die Kinder kümmere, relevant zu sein. Den Vereinen falle hier die Aufgabe zu, Frauen gezielter anzusprechen und sie
für die Übernahme ehrenamtlicher Tätigkeiten zu animieren.
Der unorganisierte, informelle Sport sei in starkem Maße vertreten, er sei aber nicht so gut
messbar wie der organisierte Sport. Er finde in kommerziellen Einrichtungen und den öffentlichen Anlagen statt. Die AG Sportentwicklung in Pankow suche nach Möglichkeiten, diesen
Sport mit zu fördern und zu unterstützen. Von einem ehrenamtlichen Engagement sei in dem
Zusammenhang weniger die Rede, da es sich tendenziell um individuell gestaltetes Sporttreiben handele, das für die Gesunderhaltung des Einzelnen natürlich ebenfalls wichtig sei.
Viele Sportflächen, Sporthallen und Kunstrasenplätze in Pankow bedürften einer Sanierung.
Früher hätten sich Hallenwarte um deren Instandhaltung gekümmert, was heute kaum noch
der Fall sei. Einsparungen der letzten Jahre hätten zu einem Verfall vieler Hallen geführt.
Jörg Zwirn (SV Pfefferwerk e. V., Geschäftsführer) erläutert, der SV Pfefferwerk e. V. sei
schwerpunktmäßig im Kinder- und Jugendsport aktiv. Die enorme demografische Entwicklung in Prenzlauer Berg und Pankow insgesamt sei ein Grund, warum der Verein einen großen Zuwachs an Mitgliedern erfahre. Momentan stünden fast 1 000 Kinder auf der Warteliste.
Ein weiterer Grund für den Zuwachs an Mitgliedern liege darin, dass der Verein den Versuch
gestartet habe, alle Gruppen zu öffnen, und zwar für Kinder mit Handicap oder für Menschen,
die einem Sportverein normalerweise nicht beiträten, beispielsweise Kinder aus sozial
schwierigen Verhältnissen. Der Verein sei agil und beweglich und passe seine Sportangebote
den Bedürfnissen der Menschen vor Ort an, so beispielsweise auch in der Sporthalle am Mariannenplatz, die dem Verein allerdings erst seit Kurzem wieder zur Verfügung stehe, nachdem sie in den letzten Monaten als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden sei.
Ca. 25 Prozent des Umsatzes beziehe der Verein über Fördergelder. Ohne Förderung könnte
die Vereinsarbeit nicht geleistet werden. Viele Förderungen stammten vom LSB und der
Deutschen Sportjugend, weitere von der Senatsverwaltung. Der Verein nehme aber auch Fördermöglichkeiten wie die der Aktion Mensch in Anspruch. Man sei darum bemüht, sich nicht
vollständig von externer Förderung abhängig zu machen. Dreiviertel des Umsatzes stamme
aus den Mitgliedsbeiträgen.
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Der Verein erhalte auch Unterstützung für die Flüchtlingsarbeit. Das erste Angebot für die
geflüchteten Menschen aus der Einrichtung in der Mühlenstraße sei beispielsweise mit Hilfe
eines Förderpakets der Deutschen Sportjugend finanziert worden. Darüber sei ein Shuttle für
die Geflüchteten organisiert worden, um sie von ihrer Unterkunft in die Max-Schmeling-Halle
zu befördern. Eine Beförderung per BVG wäre zu aufwendig gewesen.
Der Bezirkssportbund, bei dem er ebenfalls tätig sei, habe bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft einen Förderantrag für das Teilhabepaket gestellt. Er hoffe,
dass dieser positiv beschieden werde. In den nächsten Wochen würden Ausbildungslehrgänge
für Übungsleiter/-innen und Vereinsmanager/-innen angeboten, um diese Personen auf die
Arbeit mit den Flüchtlingen vorzubereiten. In allen Pankower Unterkünften würden sodann
Sportangebote für geflüchtete Menschen unterbreitet.
Dem Verein sei bekannt, dass Mädchen und Frauen in manchen Sportarten ausgesprochen
unterrepräsentiert seien, beispielsweise beim Basketball. Aus diesem Grund sei der SV Pfefferwerk e. V. schon vor mehreren Jahren mit Alba Berlin eine Kooperation eingegangen und
habe eine Basketballaktion für Mädchen gestartet, mit der vereinsübergreifend niedrigschwellige Angebote, also solche ohne Spielbetrieb, gemacht würden. Um die Sportart für Mädchen
attraktiver werden zu lassen, habe der Verein zusätzlich zum Basketball Streetdance- und
Hip-Hop-Angebote kreiert, gerade in Kreuzberg und Neukölln. Damit sei es innerhalb von
vier, fünf Jahren gelungen, 300 bis 400 Mädchen zum Basketball zu bringen. Vor zwei Wochen habe man sich mit Carsten Maaß vom SV Empor Berlin e. V. zusammengesetzt, um mit
ähnlich attraktiven Angeboten in Pankow mehr Mädchen für die Sportart Fußball zu begeistern. Er sei zuversichtlich, dass dies gelingen werde, wenngleich die geringe Anzahl der zur
Verfügung stehenden Sportflächen ein großes Problem darstelle. Der Verein hoffe auch hier
auf Unterstützung.
Genaue Angaben, in welchem Umfang das Teilhabepaket in Anspruch genommen werde,
könne er nicht geben, er vermute, dass der Anteil ca. 10 Prozent ausmache. Die jeweiligen
Bezirke hätten unterschiedliche Regelungen aufgestellt, in welchen Abständen Anträge auf
Leistungen nach dem BuT gestellt werden müssten. Es sei ein mühsames Unterfangen zu kontrollieren, ob bzw. wann die Gelder eingingen. Für diese Kontrolle sei extra ein Minijobber
eingestellt worden. Es wäre wünschenswert, könnte hier ein weniger aufwendiges System
gefunden werden.
Marc Schmid (SV Pfefferwerk e. V., Fundraising, ÖA) hebt hervor, dass die Übernahme
einer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Regel einhergehe mit einer langjährigen Mitgliedschaft
im Verein. Unter den Mitgliedern des Vereins Pfefferwerk e. V. seien viele Menschen mit
Handicap, Frauen oder sozial Benachteiligte. Hier stecke noch sehr viel Potenzial für die
Übernahme eines Ehrenamtes. Der zu Beginn gezeigte Film habe dies am Beispiel dreier
Menschen verdeutlicht. Alle drei hätten zunächst als normale Mitglieder und Teilnehmer
beim SV Pfefferwerk e. V. begonnen und im Laufe der Zeit eine andere Rolle, die des
Übungsleiters, übernommen.
Er selbst sei im Verein unter anderem hauptamtlich mit dem Thema Fördermittel beschäftigt.
Es sei nicht einfach, sich einen Überblick über die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten
selbst beim Senat von Berlin zu verschaffen, vor allem dann nicht, wenn die Vereine, was bei
den meisten der Fall sei, ehrenamtlich tätig seien. Ein Auftrag an die Politik läge darin, den
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Überblick über die Fördermöglichkeiten des Landes, u. a. auch zum bürgerschaftlichen Engagement, zu vereinfachen.
Thomas Müller (SV Buchholz e. V., 1. Vorsitzender) teilt mit, die Ehrenamtskarte sei ihm
nicht geläufig. Kleine Vereine hätten im Tagesgeschäft weder die Zeit noch die Energie, sich
mit der Vielzahl der Förderprogramme der diversen Organisationen zu beschäftigen. Der damit verbundene Aufwand sei häufig so groß, dass sie versuchten, finanzielle Mittel aus anderen Quellen zu erschließen. Carsten Maaß habe in der Vergangenheit den Vorschlag unterbreitet, dass der BSB Pankow eine Übersicht der Fördermöglichkeiten erstelle. Für die kleinen Vereine sei dies dringend erforderlich. Viele Gelder, die sie dringend benötigten, würden
nicht abgerufen und gingen verloren, weil es für sie zu kompliziert sei, sich mit der Materie
zu befassen, oder weil sie von den Möglichkeiten keine Kenntnis hätten. Die Systematik für
Anträge auf Leistungen aus dem BuT müsste ebenfalls einfacher gestaltet werden. Viele Kinder, für die die Leistungen bereits beantragt worden seien, gingen den Vereinen zwischenzeitlich wieder verloren.
Zum Thema Frauen in Sportvereinen habe er eine andere als die bereits geschilderte Erfahrung gemacht: Unter den 800 Mitgliedern des SV Buchholz e. V. fänden sich 200 Frauen.
150 von ihnen seien im Frauen- und Mädchenfußball aktiv. Für Frauen mit Kindern sei eine
Freizeitfußballgruppe im Angebot, die sich freitagabends zum Spielen ohne Verpflichtungen
treffe. Im engeren Vorstand, der aus sechs Personen bestehe, seien zwei Frauen aktiv; die
Quote von 30 Prozent sei hier also erfüllt. Im Verein seien fünf Jugendtrainerinnen tätig, von
denen zwei auch Jungenmannschaften trainierten. Letztlich sei es in seinem Verein nichts
Besonderes, wenn Frauen als Trainerin oder Vizepräsidentin tätig seien; sie nähmen keine
geschlechtsspezifische Sonderstellung ein. Bei der letzten Neuwahl des Vorstands vor einem
halben Jahr sei eine Frau als zweite Vorsitzende gewählt worden. Diese sei schon lange zuvor
im Verein engagiert gewesen und sei auch von 80 Prozent der älteren Generation – jene ab
40 Jahren aufwärts – gewählt worden.
Während der SV Pfefferwerk e. V. über 36 Standorte in der Stadt verfüge, könne sein Verein
nur auf seinem eigenen Sportplatz und in einer einzigen Halle in Buchholz aktiv sein. Kapazitätserweiterungen seien problematisch. So sei dem SV Buchholz e. V. beispielsweise das Angebot von Rehasport in einer kleinen Halle verwehrt worden. Der Verein könne insofern gar
nicht wachsen, da ihm nur eine bestimmte Sportplatzkapazität zur Verfügung stehe. Momentan müssten 20 bis 25 Kinder im Monat, die Aufnahme in den Verein begehrten, abgewiesen
werden. Der Kunstrasenplatz werde in Trainingszeiten geviertelt. Bis zu 20 Kinder trainierten
auf einer Viertelhälfte des Platzes. Die Trainingszeiten seien absolut knapp bemessen. Wenn
27 Mannschaften an einem Wochenende auf dem Kunstrasenplatz spielten, stünden nur vier
Kabinen zur Verfügung. Bedenke man, dass Jungen und Mädchen natürlich getrennt untergebracht werden müssten, sei ein solches Wochenende als logistische Meisterleistung zu betrachten.
Anke Nöcker (Landessportbund Berlin e. V., Abteilungsleiterin Sportentwicklung) bestätigt,
dass viele Vereine keine Kenntnis von der Ehrenamtskarte oder dem Freiwilligen-Pass hätten.
Der LSB setze das Thema in seinen Ausschüssen immer wieder auf die Tagesordnung, um
das zu ändern. Viele Sportvereine hätten eigene Formen der Würdigung des ehrenamtlichen
Engagements ihrer Mitglieder entwickelt und beispielsweise Ehrungsordnungen aufgestellt.
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Für manche Vereine, so die Rückmeldung an den LSB, sei es ein zu großer bürokratischer
Aufwand, Anträge für Ehrungen etc. zu stellen.
Die mit der Flüchtlingsthematik verknüpften rechtlichen Problemlagen seien für die Vereine
völlig neu. Sie wüssten zu Anfang nicht, worauf sie sich dabei einließen. Der LSB habe versucht, schnell und unbürokratisch zu helfen und 10 000 Euro zur Verfügung gestellt, von denen ein Verein formlos 400 Euro Unterstützung für die Anschaffung von Sportgeräten, die
Anmietung von Räumen oder die Unterstützung der Übungsleiter erhalten könne. Über den
LSB sei eine Versicherung abgeschlossen worden, um Versicherungsschutz zu gewährleisten,
da die Flüchtlinge nicht Mitglied im Verein seien. Mit diesen Basics solle den Vereinen eine
gewisse Rechtssicherheit eingeräumt werden, um mit den Flüchtlingen adäquat arbeiten zu
können.
Die Vereine seien froh darüber, dass sie wenigstens über ein Potenzial an Ehrenamtlichen
verfügten, die Unterstützung bei einem Sportfest oder einem Wettkampf leisteten. Die Überführung der in Projekten Tätigen in Vorstandsämter o. Ä. gelinge häufig nicht. Viele Vorstandspositionen blieben teilweise über die gesamte Amtszeit unbesetzt. Die Arbeit der Vorstände verteile sich dadurch auf eine geringere Anzahl von Verantwortlichen.
Der LSB habe diesbezüglich verschiedene Projekte durchgeführt, die derzeit noch liefen, beispielsweise ein Mentoringprojekt mit anfänglich 20, heute 16 Tandems, bestehend aus ehrenamtlichen Newcomern und erfahrenen Ehrenamtlern. Die Newcomer würden über ein Jahr
hinweg in verschiedene Ämter eingeführt. Der LSB begleite diesen Prozess mit vier Weiterbildungen für alle, die in den Tandems aktiv seien, also auch für die bereits seit Längerem
ehrenamtlich Aktiven. Das Projekt werde durch den Besuch von Geschäftsstellen und der
Möglichkeit unterstützt, beispielsweise beim ISTAF als Helfer im Olympia-Stadion tätig zu
sein, um einen Eindruck von den unterschiedlichen Funktionen zu erhalten, in denen man sich
engagieren könne. Diese Angebote würden sehr gut angenommen; das Projekt werde im
nächsten Jahr fortgeführt. Ursprünglich sei es auf Frauen und Mädchen ausgerichtet gewesen.
Die Jugend im Frauenausschuss des LSB habe allerdings gefordert, dass das Angebot für junge Männer geöffnet werde. An den Universitäten sei spürbar, dass die Frauen stark im Kommen seien und die Männer ins Hintertreffen gerieten. Das Mentoringprojekt sei daraufhin für
alle Newcomer in Sachen Ehrenamt geöffnet worden. Dabei habe man sich aber eine Quote
vorbehalten: Mindestens 50 Prozent der Teilnehmenden sollten Frauen oder Mädchen sein. Es
sei allerdings nicht notwendig gewesen, quotierend einzugreifen.
Die angesprochene Plattform – Sponsoring für Vereine oder Engagierte – halte sie für eine
sehr gute Idee. Häufig könnten die Vereine auch schon von geringen Mitteln profitieren. Vergleichbar zum Teilhabeprogramm der Senatsverwaltung verfüge der LSB über das Vereinsentwicklungsprogramm, das jährlich mit 100 000 Euro ausgestattet sei. Damit würden kleine
Projekte – Anschaffung von Sportgeräten, Einrichtung neuer Kurse und Gruppen etc. – unterstützt. Dieses Programm werde sehr gut angenommen, allerdings seien die Mittel jetzt im Mai
bereits verausgabt. Derlei sei also keinesfalls ausreichend, und nicht jeder Verein profitiere
davon.
Der demografische Wandel habe sich in den Vereinen anders entwickelt als angekündigt.
Nicht nur der SV Pfefferwerk e. V. führe eine lange Warteliste für Kinder und Jugendliche,
insbesondere für Kinder im Vorschulalter. Der Bedarf an Schwimmlernkursen könne bei Wei- pl -
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tem nicht bedient werden – die Situation der Wasserflächen in Berlin dürfte jedem bekannt
sein. Durch den Ganztagsbetrieb der Schulen seien die Schul- und Sporthallen wie auch die
Sportplätze stark von diesen frequentiert. Die Vereine versuchten, mit den Schulen zu kooperieren, was recht gut gelinge. Allerdings verzeichneten die Vereine immer mehr ältere Mitglieder, für die diese Flächen wegfielen.
Über zweieinhalb Jahre hinweg habe der LSB ein vom BMFSFJ gefördertes Projekt durchgeführt, bei dem die Vereine Angebote der Gesundheitsförderung und des Sports für in den Betrieben beschäftigte ältere Mitarbeiter/-innen unterbreitet hätten. Dieser Klientel sei zugleich
das Thema Ehrenamt und Engagement im Alter nahegebracht worden. Gerade beim Übergang
in die dritte Lebensphase seien viele durchaus angetan davon, neue Betätigungsfelder zu finden. Das Angebot habe bei den Teilnehmenden eine gute Resonanz erfahren, hingegen hätten
viele Betriebe Befürchtungen geäußert, denen zu entnehmen gewesen sei, dass das bürgerschaftliche Engagement als Konkurrenz und tendenziell wie eine Nebenbeschäftigung zur
hauptberuflichen Tätigkeit betrachtet werde.
Sie nehme Vereine weniger als Übergabeorte denn verstärkt als Aufbewahrungsorte der Kinder wahr. Die Eltern benötigten Service: Sie gäben ihr Kind im Verein ab, wüssten, es sei in
guten Händen und hätten sodann anderthalb Stunden Zeit für Erledigungen, bevor sie es wieder abholten. Viele sähen in dem Angebot der Sportvereine eine Art Dienstleistung. Welches
Elternteil das Kind zum Verein bringe oder es von dort wieder abhole, sei dabei zweitrangig.
Der Verein werde als Fürsorgeort für die Kinder wahrgenommen, was einerseits natürlich
sehr gut sei, andererseits aber auch mit einer gewissen Dienstleistungsmentalität einhergehe
und eine Herausforderung für die Vereine darstelle.
Vorsitzende Dr. Susanna Kahlefeld bedankt sich für die Beiträge der Anzuhörenden und
erklärt die Besprechung für abgeschlossen.
Punkt 4 der Tagesordnung
Verschiedenes
Staatssekretärin Hella Dunger-Löper (SKzl) verweist auf die schriftliche Zusammenfassung der Fachtagung „Rechtliche Fragen rund um die Berliner Flüchtlingspolitik“ vom
15. April 2015, die sie den Ausschussmitgliedern zur Verfügung stelle. Die Unterlage sei
auch auf der Homepage des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes veröffentlicht.
Vorsitzende Dr. Susanna Kahlefeld kündigt an, die nächste – wiederum auswärtige – Sitzung finde am 15. Juni 2015 statt.
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