Praktikumsbericht für das Zertifikat

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Praktikumsbericht für das Zertifikat
Praktikumsbericht für das Zertifikat
„Europäische Sportstudien“
Susanne Ochel
WS 02/03
London, England
01.11.02 - 31.04.03
Ansprechpartner: David Fritz
Kontakt: [email protected]
1. Beschreibung des Unternehmens
Mein sechsmonatiges Praktikum im Rahmen der Europäischen Sportstudien an der
Sporthochschule Köln habe ich bei Kieser Training London in England absolviert. Kieser
Training ist ein gesundheitsorientierter Krafttrainingsbetrieb, der präventives sowie therapeutisches Krafttraining nach wissenschaftlichen Kriterien bietet. Der Schweizer Werner Kieser gründete 1967 den ersten Betrieb in Zürich und seit 1981 expandiert das Unternehmen in der Schweiz, Deutschland, Luxemburg und England via Franchising, so
dass insgesamt mittlerweile ca. 120 Kieser Trainingsbetriebe existieren. Der Betrieb in
London besteht seit Anfang des Jahres 2000. Da Kieser Training London bislang der
einzige Betrieb in England ist, ist die Popularität und Marktsituation längst nicht so stark
wie in der Schweiz oder Deutschland. Durch diese bislang geringe Präsenz in London
bei gleichzeitiger Konkurrenz durch andere konventionelle Fitnessstudios ist die Verbreitung des Kieser Trainings in England noch im Aufbau begriffen.
Das standardisierte Unternehmenskonzept unterscheidet sich erheblich von dem konventioneller Fitnessstudios. Der Kieser eigene Werbeslogan „Ein starker Rücken kennt
keinen Schmerz“ macht deutlich, dass vor allem Personen mit der Zivilisationskrankheit
Rückenschmerz angesprochen werden. Natürlich gehören auch Personen ohne jegliche
Beschwerden, die sich fit halten oder sich auf sportliche Aktivitäten vorbereiten wollen,
zum Kundenkreis. Allerdings ist dies nicht das übliche Fitness-Publikum, sondern vielmehr Menschen, eher über dreissig, die in effizienter Weise etwas für ihr Wohlbefinden
und ihre Gesundheit tun wollen. Dieses Wohlbefinden hängt im wesentlichen vom Zustand der Muskeln ab und chronischer Mangel an körperlicher Belastung ist die Ursache
zahlreicher Beschwerden. Muskelgewebe, das nicht gebraucht wird, bildet sich zurück.
Mit richtig dosiertem Krafttraining können die Abbauprozesse verhindert werden.
Das Training konzentriert sich ausschließlich auf das Krafttraining, dass an spezifischen
Maschinen durchgeführt wird. Zum Einsatz kommen MedX-Trainingsmaschinen, mechanische und zum Teil computergesteurte Krafttrainingsmaschinen, in denen bestimmte Muskelgruppen isoliert und akkurat trainiert werden können, so dass sie ein hochwirksames, progressives und sicheres Krafttraining liefern.
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Jeder Kieser-Trainings-Betrieb teilt sich in zwei Bereiche auf. Zum einen gibt es den
präventiven Trainingsbereich, das eigentliche Kieser Training, in dem die Kunden zum
größten Teil selbstständig an den Maschinen trainieren. Zum anderen arbeitet jeder Kieser-Trainings-Betrieb mit einer Praxis für Medizinische Kräftigungstherapie (MKT) zusammen, in der Patienten mit chronischen Rücken- oder Nackenbeschwerden in einer
eins-zu-eins-Betreuung therapiert werden. Beide Abteilungen werden im folgenden näher erlautert.
1.1 Kieser Training
Der Trainingsbereich beinhaltet über 50 MedX-Trainingsmaschinen, an denen 41 verschiedene Übungen durchgeführt werden können. Das Training konzentriert sich ausschliesslich auf den orthopädischen Bereich der Prävention durch Krafttraining, es gibt
daher keine Ausdauertrainingsgeräte wie Laufbänder oder Fahrräder. Denn für das
Herz-Kreislauf-Training sind keine technischen Anlagen notwendig. Es ist im Schwimmbad, auf dem Fahrrad, beim Joggen in der freien Natur fast überall möglich.
Kieser Training bedeutet Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Dies ist nur
durch aktive Betätigung zu erreichen. Von Angeboten, die dem Trainingserfolg nicht förderlich sind, wie z.B. Sauna, Solarium, Whirlpool, Musik etc. wird abgesehen. Somit wird
das Körpertraining nicht als Sport, Freizeitvergnügen oder Selbstdarstellung begriffen,
sondern als regelmässige und notwendige Massnahme, den Bewegungsapparat zu
stärken. Eine Ausweitung des Kieser-Training-Angebots würde Aufmerksamkeit und
Mittel abziehen, die heute darauf verwendet werden, im gewählten Spezialbereich durch
Beschaffung der jeweils besten Maschinen in diesem Markt an vorderster Front zu bleiben.
Kieser Training hat dadurch eine Marktlücke gefunden, in dem es sich durch Reduktion
auf das Wesentliche von anderen Fitnessstudios unterscheidet, um für die Kunden bei
geringst möglichen Zeitaufwand einen sehr großen Nutzen zu bieten. Im Betrieb herrscht
eine ruhige und aufs Training konzentrierte Atmosphäre. Kieser Training hat sich also
auf Krafttraining (Muskelkraft und -ausdauer) spezialisiert und hält sich durch Integration
neuer Forschungsresultate und durch Beschaffung der jeweils besten Maschinen in diesem Markt an der Spitze.
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Beim ersten Gespräch mit einem Kunden entweder per Telefon oder vor Ort wird den
Aussagen der Person bezüglich eventuellen körperlichen Beschwerden zu Folge entweder Kieser Training oder die Medizinische Kräftigungstherapie empfohlen. Personen mit
keinen oder nur leichten Beschwerden machen dann einen Termin für ein kostenloses
erstes Einführungstraining, das ungefähr 45 Minuten dauert. Entscheidet sich der Kunde
nach dem Training einen Vertrag zu unterschreiben, also Mitglied bei Kieser Training zu
werden, bekommt er zwei weitere Einführungstrainings. Dabei wird dem Kunden nicht
nur der Umgang mit den Maschinen vermittelt, sondern auch Basiswissen über die
Funktion seines Bewegungsapparates und Trainingsprinzipien, die zu einem erfolgreichen und effektiven Training führen. Ebenfalls haben die neuen Kieser Trainingskunden
die Möglichkeit, eine ärztliche Trainingsberatung wahrzunehmen, um das Trainingsprogramm mit dem Arzt abzusprechen bzw. bei eventuellen Problemen mit den Maschinen
Alternativen zu finden.
Nach den drei Einführungstrainings trainieren die Kunden selbständig ein- bis zweimal
pro Woche. Das zehnte Training ist ein weiteres Kontrolltraining mit einem Instruktor und
nach jeweils zwanzig Trainings bekommt der Kunde ein neues Trainingsprogramm.
1.2 Medizinische Kräftigungstherapie
Jeder Kieser Trainingsbetrieb arbeitet mit einer Praxis für Medizinische Kräftigungstherapie (MKT) zusammen, die auf die effiziente Lösung des chronischen Rückenproblems
spezialisiert ist. Die MKT steht unter ärztlicher Leitung und die Durchführung der Therapie wird von einem ausgebildeten Therapeuten überwacht. Die Aufgabe der MKT besteht grundsätzlich in Diagnose und Therapie von Rücken- bzw. Nackenbeschwerden.
Das primäre Ziel ist die spezifische Kräftigung derjenigen Muskulatur, die atrophiert ist
und damit die Ursache des Schmerzzustandes darstellt. Beispielsweise ist bei Patienten,
die unter chronischen Lumbalbeschwerden leiden, praktisch immer die tiefe autochthone
Streckmuskulatur der Lendenwirbelsäule zu schwach. Durch Fehlbelastungen, Mangelbelastungen und durch Abnützungsvorgänge treten Verspannungen und Schmerzen
auf. Verunsicherung und Angst sind die Folge. Bewegungen und Belastungen werden
vermieden. Eine Rückbildung der Rückenmuskulatur ist das Resultat und chronische
Schmerzen treten auf.
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Passive Therapien wie Wärmebehandlungen, Elektrotherapie oder Massagen können
zwar Muskelverspannungen vermindern und vorübergehend eine Beschwerdelinderung
ereichen, aber das ursächliche Problem, nämlich die zu schwache Stützmuskulatur der
Lendenwirbelsäule, wird nicht angegangen. Mit Krankengymnastik und mit der Rückenschule wird zwar versucht, die Rückenmuskulatur zu stärken, aber auch damit kann die
tiefe autochthone Muskulatur der Wirbelsäule nicht erreicht werden und somit bleiben
auch diese Massnahmen auf lange Sicht wirkungslos.
Nur die vollständige Isolation des Erector-Spinae-Systems durch Ausschaltung der synergetisch arbeitenden Muskeln (Glutealmuskulatur, Hamstrings) macht es möglich, die
wichtigen zur Stabilisierung der Wirbelsäule beitragenden Muskelzüge zu kräftigen. Zur
Anwendung kommt die Technologie der computergesteuerten MedX-Test-und Therapiegeräte, die alle Bedingungen für eine akkurate Messung und Kräftigung der betreffenden
Muskeln erfüllen.
Das sekundäre Ziel der MKT ist die Kräftigung der Oberkörper-, Bauch- und Beinmuskulatur. Die Kräftigung dieser Muskelgruppen wird an den MedX-Trainingsgeräten unter
therapeutischer Anleitung durchgeführt.
Die Patienten werden zunächst vom Arzt klinisch untersucht und diagnostiziert. Wenn
eine Indikation für die MKT besteht, wird ein Therapieprogramm erstellt: Normalerweise
erfolgen 12 Therapiesitzungen ein- bis zweimal die Woche. Eine Funktionsdiagnostik
mittels eines isometrischen Maximalkrafttests wird zu Beginn, im Laufe der Therapie und
am Therapieende durchgeführt. Für die Erhaltung des Therapieresultates wird in den
meisten Fällen ein anschliessendes Krafttraining empfohlen. Das Trainingsprogramm
erstellt der Arzt individuell für den Patienten. Eine Nachkontrolle wird nach 6 und 12
Monaten nach Therapieende vorgenommen.
Im Gegensatz zu den meisten Betrieben in Deutschland, wo die präventive und medizinische Abteilung eher unabhängig voneinander und in abgetrennten Räumlichkeiten
stattfinden, gibt es im Betrieb in London keine so klare Trennung. Beide Abteilungen
arbeiten eng zusammen, so dass ich ebenfalls einen guten Einblick in die medizinische
Therapie erhalten habe.
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2. Ausbildung in der ADOK (Ausbildungs- und Dokumentationsstelle)
Alle Mitarbeiter der Kieser Trainings-Betriebe (KT) sowie der angeschlossenen Praxen
für die Medizinische Kräftigungstherapie (MKT) werden in der Kieser eigenen Ausbildungsstätte ADOK in Köln ausgebildet. Dozenten sind Ärzte, Therapeuten, Betriebspsychologen und Sportwissenschaftler. Jeder Mitarbeiter absolviert im Rahmen einer gestuften Grundausbildung die unten aufgeführten Lehrgänge und Praktika mit Abschlussprüfungen. Ergänzend sind in den Intervallen zwischen den Kursen mehrwöchige Praktika im jeweiligen Betrieb durchzuführen.
Das praxisrelevante Wissen wird abhängig von der jeweiligen Funktion in verschiedenen
zu Blöcken zusammengefassten Kursen vermittelt. Die Ausbildung zum Instruktor dauert
ca. einen Monat.
Tabelle1: Übersicht der Grundausbildung zum Instruktor
Ausbildungsstufe
Zeit/Ort
Lehrinhalt
1. Organisation
20 Std./Betrieb
Kieser-Training-Konzept
Funktionelle Anatomie, Trainings-
2. Instruktionskurs 1
3,5 Tage/ADOK
prinzipien, Instruktion an allen Maschinen
Praktische Instruktionstätigkeit im
3. Praktikum 1
40 Std./Betrieb
4. Rezeptionskurs
1,5 Tage/ADOK
Administrative Ablaufe
5. Praktikum 2
40 Std./Betrieb
Dienstleistung am Kunden
6. Instruktionskurs 2
1,5 Tage/ADOK
Betrieb
Physiologie, Trainingsmethodik und
Programmgestaltung
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7. Erste Hilfe am
Arbeitsplatz
2 Tage/ADOK o. lokal
zeitlich frei wählbar
Sicheres Handeln in Notfallen
Die Ausbildungskonzept ist so aufgebaut, dass sich die Teilnehmer die für die Kurse
erforderliche Theorie im Vorfeld im Selbststudium erarbeiten. Dies geschieht anhand von
Ausbildungschecklisten (ACL) und Lehrmitteln, die vom Geschäftsleiter zur Verfügung
gestellt werden. Um die sichere Kenntnis der Theorie zu überprüfen, findet jeweils zu
Kursbeginn ein Multiple-Choice-Test statt. Dieser Eingangstest muss von den Teilnehmern bestanden werden, als Voraussetzung für die Teilnahme am Kurs.
Meine Ausbildung absolvierte ich ca. zwei Monate vor Beginn des Praktikums. Alle Kurse in der ADOK fanden auf Englisch statt, so dass ich meine Englischkenntnisse schon
vor meinem Englandaufenthalt auffrischen bzw. mir die fachspezifischen Ausdrücke aneignen konnte. Mit mir zusammen nahmen zwei zukünftige Kollegen aus London teil, mit
denen ich im Betrieb in London zusammenarbeiten sollte. Dies war für mich eine gute
Möglichkeit schon die ersten Kontakte zu knüpfen. Neben den theoretischen Stundeninhalten wurde auch viel in praktischen Übungen und Rollenspielen gemeinsam erarbeitet,
was fur den späteren Arbeitsbereich besonders hilfreich war.
Um das in den Kursen erlernte Wissen direkt in den beruflichen Alltag übertragen zu
können, schliessen sich an die Kurse Instruktion 1, Rezeption sowie den Handbuchkurs
jeweils 40-stündige Betriebspraktika an. Den Praktikanten steht in dieser Zeit ein Mentor
gegenüber. Das erste zur Ausbildung gehörende Praktikum habe ich im Stammbetrieb in
Bonn absolviert, da die Betriebe in Köln zu der Zeit ausgelastet waren und keine Kapazität hatten, mich als Praktikantin anzulernen. Im Betrieb in Bonn habe ich zunächst bei
einigen begleiteten Trainings hospitiert, um dann bald meine ersten eigenen Erfahrungen als Instruktor zu sammeln. Ziel des Praktikums war es, mich mit dem Tagesablauf
vertraut zu machen und die Maschinen anzuleiten. Mein Hauptaufgabengebiet während
des ersten Praktikums war es, zweite und dritte Einführungstrainings sowie Kontrolltrainings zu übernehmen. Das erste Einführungstraining durfte ich noch nicht übernehmen,
da das Verekaufsgespräch im Anschluss an das Einführungstraining später im Rezeptionskurs erarbeitet wurde.
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3. Beschreibung des Praktikums in London
3.1 Arbeitszeiten:
Während meines Praktikums habe ich bei Kieser Training als Vollzeit-Kraft gearbeitet.
Die 40 ½ Stundenwoche teilt sich unterschiedlich auf. Normalerweise hat man einen
9-Stunden-Tag, mit einer Stunde Pause zwischendurch inbegriffen. Ausnahmen sind die
Früh- und Spätschicht mit 7 Stunden.
Frühschicht (7.00-14.00 Uhr)
Mittelschicht (z.B. 8.00-17.00 oder 10.00-19.00 Uhr)
Mittel-/Spätschicht (12.00-21.00 Uhr)
Spätschicht (14.00-22.00 Uhr)
Zusätzlich zu den Arbeitszeiten in der Woche von Montag bis Freitag muss einmal im
Monat an einem Tag am Wochenende gearbeitet werden, von morgens 9.00 Uhr bis
abends 18.00 Uhr. Während eines Jahres hat man zwanzig Urlaubstage, d.h. bei sechs
Monaten entsprechend 10 Urlaubstage. Da Kieser Training 365 Tage im Jahr geöffnet
hat, muss auch an allen Feiertagen gearbeitet werden, was aber meistens die Teilzeitkräfte übernehmen, so dass man als Praktikant an diesen Tagen frei hat.
Obwohl man als Praktikant Vollzeit arbeitet, hat man meiner Meinung nach genügend
Zeit, an den Wochenenden und Feiertagen London und Umgebung kennenzulernen
bzw. Ausflüge zu machen.
3.2 Aufgaben und Tätigkeiten:
Die Aufgaben und Tätigkeiten eines Instruktors bei Kieser Training lassen sich in unterschiedliche Bereiche einteilen, die jedoch während des Arbeitstages fliessend ineinander übergehen. Die Hauptaufgaben sind die Instruktion an den Krafttrainingsmaschinen
und administrative Aufgaben an der Rezeption. Ebenfalls ist ein regelmässiger Hygienecheck in den Umkleiden sowie Säuberung der Maschinen Teil des Arbeitstages.
Um einen guten Eindruck von meinen täglichen Aufgaben zu beschreiben, stelle ich im
folgenden einen typischen Arbeitstag vom Öffnen des Betriebes am Morgen bis zum
Schliessen am Abend dar.
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Bevor der Kieser Training Betrieb am morgen um 7.00 Uhr öffnet und die ersten Kunden
kommen, müssen von dem Instruktor, der an dem Morgen Frühschicht hat und den Betrieb aufschliesst, verschiedene Dinge erledigt werden. Dazu gehören das Einschalten
aller Computer an der Rezeption, das Auslegen der Zeitungen, das Überprüfen der Umkleiden nach Sauberkeit und Ordnung etc. Ausserdem müssen die Trainingskarten und
Kundenstammkarten derjenigen Kunden herausgesucht werden, die für den Tag einen
Termin mit einem Instruktor gebucht haben, dies können zweite oder dritte Einführungstrainings oder Kontrolltrainings sein. Die Karten werden dann entsprechend nach Terminen geordnet in den dafür vorgesehen Tagesordner einsortiert.
Wenn ein Kunde zum ersten mal zu einem kostenlosen Einführungstraining kommt, bespricht der Instruktor zunächst mit ihm, welche Beweggründe ihn zu Kieser Training
geführt haben, welche Ziele angestrebt werden und ob körperliche Beschwerden bestehen. Dann wird dem Kunden etwas über Trainingsfrequenz vermittelt, d.h. erklärt wie
häufig trainiert werden sollte und warum. Dazu gibt es Instruktionstafeln, die das Prinzip
visuell veranschaulichen. Anschliessend beginnt das erste Training an den Maschinen.
Entsprechend den zuvor erarbeiteten Trainingszielen werden von dem Instruktor sechs
Uebungen ausgewählt, an denen der Kunde nacheinander unter Anleitung trainiert, um
einen ersten Eindruck von den Maschinen zu erhalten. Am Ende des ca. 20-30 Minuten
daurnden Trainings findet das Verkaufsgespräch statt. Hier beschreibt der Instruktor
dem Kunden das weitere Vorgehen, die Arten von Verträgen sowie die Preise. Wenn
sich der Kunde entschliesst, Mitglied zu werden, wird der Vertrag vorbereitet und von
beiden Seiten unterschrieben, der Beitrag muss spätestens beim zweiten Training gezahlt werden.
Nach dem Einführungstraining ist es Aufgabe des Instruktors ein individuell angepasstes
Trainingsprogramm für den Kunden zu erstellen, d.h. es werden entsprechend zehn
verschiedene Uebungen auf der Trainingskarte und der Kundenstammkarte eingetragen, sowie die Maschineneinstellungen und Gewichte.
Vor dem zweiten Einführungstraining informiert sich der Instruktor über den Kunden anhand der Kundenstammkarte. Bei dem zweiten Einführungstraining wird zu Beginn die
zweite Instruktionstafel zum Thema muskuläre Dysbalance erläutert. Vor der ersten Übung werden dem Kunden ausserdem alle Inhalte auf der Trainingskarte erklärt, sowie
weitere Trainingsprinzipien, wie z.B. Übungsdauer und -intensität. Der Kunde sollte im
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zweiten Training bereits versuchen, die bekannten Maschinen unter Hilfe des Instruktors
einzustellen und die Trainingskarte von Anfang an selbst zu führen. Es werden neben
den sechs aus dem ersten Training bekannten Maschinen zwei weitere eingeführt.
Unmittelbar vor dem dritten Einführungstraining orientiert sich der Instruktor anhand der
Kundenstammkarte über den Kunden. Nachdem die dritte Instruktionstafel über Muskelfaserrekrutierung erläutert wurde, werden dem Kunden zunächst die zwei neu dazu
kommenden Übungen erklärt. Danach lässt der Instruktor den Kunden das Programm
von Anfang an durcharbeiten. Der Kunde sollte möglich selbständig alle Einstellungen
der Maschine vornehmen und die Trainingskarte eigenständig führen. Nach dem dritten
Einführungstraining kann der Kunde eigenständig trainieren. Für das zehnte Training
macht der Kunde dann einen weiteren Termin mit einem Instruktor um ein Kontrolltraining durchzuführen. Sein Zweck besteht darin, die Übungsausführung zu kontrollieren
und sie – im Falle von Abweichungen – auf den geforderten Standard zurückzubringen.
Das zehnte Training bietet auch die Möglichkeit herauszufinden wie sich der Kunde bei
Kieser Training eingelebt hat. Zu Beginn des Kontrolltrainings vermittelt der Instruktor die
Kenntnisse der vierten und letzten Instruktionstafel (Prinzip der Kraftkurve) und lässt den
Kunden danach selbständig trainieren, kontrolliert aber jede Übung und gibt dem Kunden Rückmeldung.
Nach je zwanzig Trainingseinheiten sollte der Kunde einen weiteren Termin mit einem
Instruktor vereinbaren, um evtl. Änderungen am Trainingsprogramm vorzunehmen, d.h.
ein bis maximal vier Maschinen gegen andere auszutauschen. Es wird auch bei diesen
Trainingseinheiten von den Instruktoren jede Übung im Sinne der Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Trainingsqualität überprüft.
Zu welchen Zeiten man als Instruktor für ein Training mit einem Kunden eingeteilt ist,
kann man dem Kalender in der Rezeption entnehmen. An einem arbeitsreichen Tag
kann es vorkommen, dass man an einem Tag 5-6 Trainings durchführen muss, an anderen Tagen, an denen wenig Termine gebucht wurden, vielleicht nur ein oder zwei. Zu
den Zeiten, an denen für den Instruktor kein Training vorgesehen ist, gibt es verschieden
andere Tätigkeiten, die erledigt werden müssen. So sollte auch ständig die Bewegungstechnik derjenigen Kunden beobachtet und verbessert werden, die für sich trainieren. Oft
schleichen sich Fehler in der Übung ein, die den Kunden meistens gar nicht bewusst
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sind und viele sind froh, wenn ihnen nochmals gezeigt wird, wie die Übung korrekt ausgeführt werden sollte.
Neben den Aufgaben und Tätigkeiten im Trainingsbereich müssen auch verschiedene
Dinge in der Rezeption bearbeitet werden. Einige dieser werden im folgenden kurz beschrieben. Wenn Kunden zum Training kommen, müssen sie ihren Kieser Training Ausweis an der Rezeption vorlegen, damit der Mitarbeiter an der Rezeption sehen kann, ob
ein gültiger Vretrag besteht. Nachdem ein Kunde zum Einführungstraining gekommen
ist, müssen seine Daten aus dem Kundenblatt sowie ein evtl. unterschriebener Vertrag
in den Computer eingetragen werden. Wenn der Vertrag eines Kunden ausläuft, muss
man ihn darauf aufmerksam machen und möglichst einen Erneuerungsvertrag abschliessen, d.h. es werden die Modalitäten besprochen, ein neues Vertragsformular
ausgefüllt, von beiden Seiten unterzeichnet und die Daten anschliessend im Computer
festgehalten. Oft kommt es vor, dass Kunden aufgrund von Urlaub die Laufzeit ihrer Mitgliedschaft „einfrieren“ möchten, d.h. die Zeit, in der sie weg sind, später gutgeschrieben
bekommen. Auch dies muss schriftlich auf einem Formular sowie im Computer regristiert
werden.
Ein weiteres Aufgabengebiet des Rezeptionisten ist es, Telefonate anzunehmen und zu
beantworten. Damit verbunden sind häufig Änderung von Terminen, Informations- gespräche an Interessenten, Entgegennehmen von Beschwerden, Weiterleitung der Gespräche an den Manager usw. Wenn ein Interessent persönlich durch die Türe kommt
um sich zu informieren und einen ersten Eindruck von dem Betrieb zu bekommen, ist es
die Aufgabe des Rezeptionisten auf die Person zuzugehen und ihn mit den wichtigsten
Informationen zu versorgen und mit ihm einen Rundgang durch den Trainingsbereich zu
machen, ihm evtl. die Umkleiden und Duschen zu zeigen und möglichst ein kostenloses
erstes Einführungstraining mit ihm zu vereinbaren.
Ist weder im Trainingsbereich, noch an der Rezeption etwas zu tun, ist es ebenfalls
Pflicht der Instruktoren, die Maschinen zu säubern und instandzuhalten sowie regelmässig einen Hygienecheck in den Umkleiden vorzunehmen.
Am Ende des Arbeitstages nach 21.30 Uhr, wenn die letzten Kunden gegangen sind,
muss der Instruktor, der Spätdienst hat, den Betrieb ordnungsgemäss verlassen und
abschliessen. Es muss der „daily report“ ausgedruckt werden, d.h. im Computer werden
alle neuen Verträge und Zahlungen registriert und in einem file gespeichert; dieses muss
ausgedruckt und überprüft werden. Das Bargeld wird gezählt und aufgeschrieben. Aus11
serdem muessen alle Fenster geschlossen werden, die Zeitungen weggelegt werden,
die Rezeption aufgeräumt werden und die Umkleiden gecheckt werden. Bevor man die
Haupteingangstür abschliesst wird, der Alarm aktiviert.
4. Persönliche Stellungnahme:
Das 6-monatige Praktikum bei Kieser Training in London war eine grossartige Erfahrung
für mich und ich bin sehr froh, dass ich diese Möglichkeit wahrgenommen habe. Es bedeutet für mich einen Gewinn an Berufserfahrung, Verbesserung meiner englischen
Sprachkenntnisse und fachspezifischen praktischen Kenntnissen. Meine Beschäftigungs
-aussichten für die Zukunft haben sich durch das Praktikum sicherlich stark verbessert,
da Berufserfahrung im Ausland mit Selbständigkeit, Mobilität und guten Sprach- kenntnissen in Verbindung gesetzt wird und von Arbeitgebern gerne gesehen wird. Im folgenden möchte ich abschliessend meine positiven und negativen Erfahrungen darstellen.
4.1 Positive Erfahrungen:
Der ganze Ablauf des Praktikums von meiner Bewerbung über die Kieser-Traininginterne Trainingsmassnahme bis zum Arbeiten bei Kieser Training verlief problemlos und
reibungsfrei. Die Arbeit bei Kieser Training hat mir im Grossen und Ganzen Spass gemacht, sowie das Leben in London allgemein. Einen grossen Teil dazu beigetragen hat,
dass ich mich hervorragend mit meinen Kollegen verstanden habe und ein gutes Arbeitsklima herrschte. Jeder im Betrieb war mir gegenüber sehr hilfreich und alle haben
mich als volles Mitglied gesehen, d.h. als neue Arbeitskraft nicht nur als Praktikantin. Ich
habe die Tätigkeiten ausführen müssen, die auch alle anderen Vollzeitkräfte tun. Dies
hab ich als positiv und herausvordernd empfunden.
Bezüglich der erlernten theoretischen und praktischen Kenntnisse war die Arbeit bei
Kieser Training eine Bereicherung für mich. Zwar hab ich während meines Studiums an
der Sporthochschule Köln in verschiedenen Seminaren etwas über die Theorie des
Krafttrainings gehört, jedoch das Arbeiten in der Praxis mit wissenschaftlich erprobten
und erfolgreichen Methoden wie Kieser Training es praktiziert, bedeutet für mich ein
Gewinn an relevantem Wissen. Denn in meinem Berufsfeld des Sporttherapeuten wird
das Krafttraining vermutlich noch häufig eine Rolle spielen, denn das gesundheitsorien-
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tierte und fokussierte Kraftraining an Krafttrainingsmaschinen ist in jeder präventiven
sowie rehabilitativen Massnahme ein essentieller Bestandteil.
Als weiterer nicht unbedingt mit der Arbeit verbundener positve Aspekt muss natürlich
genannt werden, dass das Leben in London eine für die Freizeit einmaliges und umfangreiches Programm liefert. Das kulturelle Angebot ist einfach unerschöpflich und da die
Arbeitszeiten relativ flexibel sind bzw. man nachmittags oder am Wochenende keine
Schicht hat, ist zeitlich gesehen einiges möglich. Der limitierende Faktor ist eher das
Finanzielle, da London in jeder Hinsicht überdurchnittlich teür ist. Besonders Ausgaben
wie Wohnung, Verkehrsmittel, Lebensmittel und touristische Attraktionen sind sehr teür.
Aber es lohnt sich auf jeden Fall soviele Freizeitangebote wie möglich zu nutzen.
4.2 Negative Erfahrungen:
Die Arbeit bei Kieser Training war nicht immer spannend und interessant. Die ersten
zwei Monate gab es viele Dinge neu zu lernen und ich war damit beschäftigt mich zurecht zu finden. Man arbeitet sich aber sehr schnell ein, so dass schnell vieles zur Routinearbeit wurde. Jedoch bringen die vielen verschiedenen Kunden, mit denen man zusammenarbeitet, eine Abwechslung in den Tagesablauf.
Eine eher unangenehme bzw. langweilige Aufgabe war es die Krafttrainingsmaschinen
zu putzen, wenn es wenig zu tun gab. Es kam manchmal vor, dass ich an einem Tag nur
einen Trainingstermin mit einem Kunden hatte, so dass bei dem 7-9 Stunden Tag häufig
Langeweile aufkam. Dann war es an der Tagesordnung Papierkram an der Rezeption zu
erledigen, Kunden anzurufen, wenn sie z.B. Termine vergessen hatten oder ihr Vertrag
auslief oder eben die Maschinen zu putzen, was alles auch eine eher unangenehme
Aufgabe des Instruktors ist. Diese ruhigen Zeiten wurden aber auch abgelöst von arbeitsreichen und stressigen Arbeitssituationen.
Zu Beginn meiner Arbeitszeit als neuer Instruktor des Betriebes ist es das ein oder andere mal vorgekommen, dass ich von einigen Kunden eher skeptisch betrachtet wurde und
meine Kompetenz nicht richtig eingeschätzt wurde. Doch je öfter ich an Kunden herangetreten bin bzw. je mehr Trainingssitzungen ich durchgeführt habe, um so mehr konnte
ich meine Kompetenz beweisen und selbstbewusster auftreten. Ich denke dies ist für
jeden Neuanfänger eine Herausforderung, sich zu etablieren.
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Abschliessend an dieser Stelle ein Lob an die Organisation des Praktikums des Europabüros der Sporthochschule Köln sowie des Leonardo Da Vinci Programms. Das Praktikum war wirklich eine lohnenswerte und interessante Erfahrung für mich und hat nebenher auch viel Spass gemacht. Ich kann nur jedem empfehlen, noch während des Studiums so viel Praxiserfahrung wie möglich zu sammeln, am besten natürlich im Ausland.
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