dazu… - Land- und forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg

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dazu… - Land- und forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg
spezial
16. 3. 2012 nr.5 s�dtiroler landwirt
spezial
16. 3. 2012 nr.5 sÜdtiroler landwirt
An die Südtiroler Verhältnisse angepasste Saatgutmischungen werden von den Forschern am Versuchszentrum Laimburg in Freilandversuchen auf
ihre Eignung geprüft. Im Bild ein Versuchsfeld in Pfalzen.
Die Chance liegt in der Nische
Landwirte in Berggebieten arbeiten unter erschwerten Bedingungen. Dies erfordert eine Bewirtschaftung, die
an den Standort angepasst ist. Doch können Höhenlage und Klima auch Möglichkeiten für Nischenproduktion
eröffnen. Das Versuchszentrum Laimburg ist hier am Ball. von oswald bauer, versuchszentrum laimburg
Die Herausforderungen für Landwirte in Berggebieten sind groß: Abschüssige Hänge und
Wiesen sind schwer zu bearbeiten, Höhenlagen
erfordern angepasste und widerstandsfähige
Pflanzen. Doch bietet Landwirtschaft in Berggebieten auch neue Möglichkeiten, beispielsweise durch spätere Erntezeitpunkte und
kühlere Temperaturen. Eine der vier Säulen
des zehnjährigen Forschungsprogramms der
Laimburg widmet sich der Höhenlage Berg
und lotet durch Forschungen und eine Reihe
von Projekten gezielt die Chancen für die
Landwirtschaft in Berggebieten aus. Um konkrete und praxisrelevante Erkenntnisse unter
den unterschiedlichen Südtiroler Bedingungen
ermitteln zu können, arbeiten die Wissenschaftler auf 24 Versuchsflächen an zehn
Standorten in ganz Südtirol.
Sortenprüfungen: Wichtige Hilfe
für Landwirte
Die Sortenprüfungen bilden eine geschätzte Konstante des jährlichen Versuchsprogramms der Laimburg. Die Wissenschaftler
erheben und bündeln darin alle relevanten
Informationen zu den einzelnen Sorten für
die Landwirte. Wichtige Prüfkriterien sind
dabei der Ertrag, die Qualität sowie die Eignung
für den Anbau unter lokalen klimatischen
Bedingungen. Die Palette der geprüften Sorten
reicht von Futterpflanzen, über Winterroggen
für den biologischen Anbau bis hin zum Silomais und Hirse. Allein 40 Maissorten werden
von den Wissenschaftlern der Laimburg jährlich geprüft und Sortenempfehlungen für die
Landwirte erarbeitet (siehe auch S. 60).
Angepasste Saatgutmischungen
Gerade in Berggebieten mit ihrem sensiblen ökologischen Gleichgewicht muss der
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Spagat zwischen effizienter und schonender
Erzeugung hochwertigen Futters gelingen.
Die Forscher des Versuchszentrums Laimburg
berücksichtigen in ihren Versuchen die besonderen Witterungs- und Klimabedingungen
in Berggebieten, prüfen die verschiedenen
Sorten auf ihre Eignung für die Südtiroler
Bedingungen und erarbeiten auf die klimatischen Bedingungen abgestimmte Saatgutmischungen – etwa speziell für Wiesen in trockenen Lagen, wobei besonders angepasste
Gräser wie der Rohrschwingel eingesetzt
werden (siehe auch S. 46).
Nachhaltige Bewirtschaftung
Wiesen und Weiden sind sensible Ökosysteme. Diese benötigen eine angepasste Bewirtschaftung, welche den Pflanzenbestand
nicht überfordert und den Standorteigenschaften Rechnung trägt. Nur so kann das
Grünland langfristig effizient und zugleich
verträglich bewirtschaftet werden. Die Wissenschaftler erheben in Versuchen, wie sich
die botanische Zusammensetzung sowie der
Ertrag und die Futterqualität von Wiesen bei
s�dtiroler landwirt nr.5 16. 3. 2012
unterschiedlich intensiver Bewirtschaftung
entwickeln. Im Acker- und Grünlandbereich
werden Nährstoffbilanzen erstellt und Empfehlungen erarbeitet, damit die Landwirte
ihre Flächen optimal bewirtschaften können,
ohne das ökologische Gleichgewicht zu zerstören.
Da in der Landwirtschaft immer weniger
Arbeitskräfte tätig sind, können gerade auf
Almen notwendige Pflegemaßnahmen nicht
immer vorgenommen werden. Dadurch breiten sich Unkräuter aus, beeinträchtigen die
Futterqualität und gefährden schlimmstenfalls
sogar die Gesundheit der Tiere – bestes Beispiel dafür ist die giftige Herbstzeitlose. Hier
laufen bereits Versuche, mit welchen Verfahren – von der Lenkung des Bestandes bis zu
mechanischen und chemischen Methoden
– die Almen von Unkraut freigehalten werden
können.
Geeignete Standorte für Gemüseanbau
Weitere Projekte der Laimburg entwickeln
zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten für die
Lochmann Erich
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» Nur bei einer standortangepassten Bewirtschaftung kann das
Grünland nachhaltig
bewirtschaftet werden. «
Landwirtschaft. Ein konkretes Beispiel dafür
ist der Erdbeeranbau im Martelltal, der die
spätere Reife der Früchte in der Höhenlage
ausnutzt und dadurch erfolgreich eine Nische
besetzt hat. Diesen Ansatz setzt das Versuchszentrum Laimburg mit weiteren Projekten
systematisch fort. So soll etwa im EU-Projekt
Vegemont ein mathematisches Modell für
den Gemüseanbau entwickelt werden, das
umfassende Klima- und Geländedaten miteinander verknüpft. Aus der Fülle dieser Daten
wollen die Forscher anschließend berechnen,
welche Flächen sich in Südtirol für Gemüseanbau eignen und wann dort angebaute Gemüsesorten geerntet werden könnten.
spezial
16. 3. 2012 nr.5 s�dtiroler landwirt
Schmackhaftes Brot aus heimischem
Korn
Zusammen mit dem TIS innovation park
als Projektkoordinator und dem Südtiroler
Bauernbund arbeitet das Versuchszentrum
Laimburg am Projekt Regiokorn. Das Projekt
will den regionalen Kornanbau (Roggen und
Dinkel) wiederbeleben und schafft eine regionale Wertschöpfungskette: Die Bauern bauen Roggen und Dinkel an, die von einer heimischen Mühle gemahlen und von den
Bäckern zu regionalen Brotspezialitäten verarbeitet werden. Das Versuchszentrum Laimburg bringt sein wissenschaftliches Know-how
ein und unterstützt die 28 beteiligten Landwirte mit einer Anbaufläche von 53 Hektar
in allen Fragen, von der Sortenwahl über den
Anbau bis zur Ernte des Getreides.
Genbank zu Südtiroler Landsorten
Die innovative Kraft der Landwirte und
die klimatische Vielfalt des Berggebietes haben
über die Jahrhunderte eine große Vielfalt von
verschiedenen, lokal angebauten Getreide-
Der Getreideanbau ist ein zukunftsträchtiger Sektor für Südtirols Bergbauern. Im Bild
ein Winterroggen-Feld in Allitz im Vinschgau.
Eine große Vielfalt von verschiedenen, lokal
angebauten Getreide-Landsorten wird in einer
Genbank festgehalten. Im Bild ein BuchweizenFeld in Dietenheim.
Landsorten von Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Buchweizen hervorgebracht. Seit rund
20 Jahren sammeln die Wissenschaftler am
Versuchszentrum Laimburg im ganzen Land
die noch vorhandenen Landsorten. Mittlerweile konnten 144 Landsorten in einer Genbank fachgerecht gesichert werden. Damit
steht ein großer Schatz an angepassten und
speziell gezüchteten Sorten für weitere Forschungen zur Verfügung.
Die Forschung am Versuchszentrum Laimburg setzt langfristige Schwerpunkte, welche
von europäischer Bedeutung sind, aber zugleich den besonderen Bedingungen in Südtirol Rechnung tragen. Das Ziel der Forschung
an der Laimburg ist klar: Südtirols Äcker,
Wiesen und Weiden sollen langfristig schonend und doch effizient bewirtschaftet werden,
aber auch systematisch nach Chancen für
Zuerwerb durchforstet werden.
in eigener sache
Dankeschön an
bewährte Partner
Spezials im „Südtiroler Landwirt“ wie das
hier vorliegende zum Thema Futterbau und
Grünlandpflege, benötigen immer eine längere Vorlaufzeit. Artikel müssen geplant, mit
den Autoren besprochen und Details geklärt
werden, damit es keine Überschneidungen
gibt. Selten läuft die Planung eines solchen
Spezials jedes Jahr aufs Neue so mühelos ab
wie bei diesem Thema.
Der Grund dafür liegt auch darin, dass wir
als Redaktion bei diesem Thema seit Jahren
auf verlässliche Partner zählen können, die
uns mit informativen und praxisbezogenen
Beiträgen rund um die Arbeit im Grünland
zum Beginn der Vegetationsperiode beliefern:
Auch in diesem Jahr hat die Zusammenarbeit
mit dem Versuchszentrum Laimburg und der
Dienststelle Bergbauernberatung bei der Vorbereitung des Spezials Futterbau und Grünlandpflege wieder vorbildhaft funktioniert.
Für diese jahrelange treue und verlässliche
Mitarbeit möchten wir uns an dieser Stelle
bei allen Autoren und Kontaktpersonen, die
zum Gelingen dieses Spezials beigetragen
haben, herzlich bedanken. die redaktion
pr-information
Geprüfte Qualität
Zertifizierte Saatgutmischungen der ÖAG bei Biasion erhältlich.
Seit einem Jahr arbeitet Biasion mit der
Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für
Grünland und Futterbau (ÖAG) zusammen.
Diese zertifiziert Mischungen nach weitaus strengeren Richtlinien, als sie die EU
vorgibt. Die Regeln stellen besonders
restriktive Anforderungen an Keimkraft,
Reinheit und Ampferfreiheit für die einzelnen Samensorten. Die den örtlichen
Gegebenheiten entsprechenden Qualitätssamen werden von der ÖAG gemeinsam mit dem Versuchszentrum Laimburg
und der Dienststelle Bergbauernberatung
vorgegeben. Diese Zielvorgaben wurden
von Biasion aufgegriffen und mit Überzeugung umgesetzt. Biasion ist das einzige Unternehmen in Südtirol, das seit
Jahrzehnten eigene Samenmischungen
herstellt. Durch den Beitritt zur ÖAG kann
Biasion nun auch einen wesentlichen
Beitrag zu einer möglichst naturnahen
Begrünung unserer Nutzflächen leisten.
Im ersten Jahr des Vertriebs der ÖAGMischungen in Südtirol konnte man nur
positive Reaktionen aller Beteiligten hören. Die durch höchste Qualität bedingten
höheren Anschaffungskosten werden
durch niedere Aufwandmenge und höhere Erträge ausgeglichen.
Kontakt: J. Biasion OHG, 39100 Bozen,
Tel. 0471 931296, E-Mail: info@biasion.
it, Internet: www.biasion.it 43

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