«Erich Balmer, wie bist du zum Backpacker

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«Erich Balmer, wie bist du zum Backpacker
Unkonventioneller Pionier im Jugendtourismus und kreativer Hotelier
«Erich Balmer, wie bist du
zum Backpacker-König
der Schweiz geworden?
und ich musste nach Hause. Im folgenden
Jahr bin ich aber schon wieder nach Nordamerika zurückgekehrt.
Wieder nach New Glarus?
Nein. Ein Schweizer Unternehmen hatte
über Umwege von mir und meinen Auslandplänen gehört und bot mir einen Job in Toronto an. Das Geschäft war eine Kombination aus Reisebüro und Sportartikelgeschäft.
Er gehört zu den innovativsten Touristikern in der Schweiz, und sein BackpackerIch verkaufte Ski und Sportkleider und organisierte Curlingreisen und Skitouren
Hostel «Balmer’s» ist im Berner Oberland eine Institution. Erich Balmer hat es
nach Österreich und in die Schweiz. Hier,
im Kontakt mit den nordamerikanischen
geschafft, aus einer kleinen Pension in Interlaken einen In-Treff für junge ReisenTouristen, entwickelte ich immer mehr die
de aus der ganzen Welt zu machen.
Idee, Interlaken zu einem wichtigen Ort für
den Rucksacktourismus zu machen und das
Touristenheim meines Vaters in diese RichWie lange bliebst du in England?
Das Gespräch führte Andy Keller
tung zu entwickeln. Ich begann zu realisieNach einem Jahr Manchester wollte ich mit
Wann hat die Geschichte der Balmer’s Her22 Jahren endlich meinen Bubentraum in die
ren, wie vorteilhaft der Standort von InterTat umsetzen. Ich wollte
laken war. In Kanada
berge begonnen?
Meine Grosseltern führten ab 1907 eine
unbedingt nach Amerika.
musst du einen halben
Das Haus sollte
kleine Pension in Interlaken. Mein GrossvaSo bestieg ich in SouthTag Auto fahren, bis du im
ter arbeitete daneben als Bauer und HufSkigebiet bist. In Interlahampton – ohne meiner
zum Treffpunkt
schmied. Die Pension war die erste UnterFamilie ein Sterbenswörtken gibt es mindestens
für junge Leute
chen zu sagen – die Queen
kunft dieser Art in Interlaken. Es waren vor
fünf Skigebiete, die in
Elisabeth II. Das war dakürzester Zeit erreichbar
allem englische und deutsche Touristen, die
aus der ganzen
damals ins Berner Oberland kamen. Als
mals das modernste und
sind. In jener Zeit kreierte
grösste Passagierschiff der
ich den Begriff «Winterlamein Vater 1945 die Pension übernahm,
Welt werden.
nannte er das Haus «Balmer’s Touristenheim
Welt. Bei der Abfahrt in
ken». Interlaken sollte
und Kostgeberei». Im Matratzenlager überSouthhampton wunderte
sich vom reinen Sommerich mich, warum eine Musikkapelle am Haferienort zu einer Vier-Jahreszeiten-Destinachteten zu jener Zeit vor allem englische
Schüler. Allen voran diejenigen der «Bury
nation entwickeln.
fen spielte und ein riesiger Trubel herrschte.
Grammar School» aus Manchester. Diese
Wie ging es mit der Herberge weiter?
Da erfuhr ich erst, dass es die Jungfernfahrt
Schulklassen blieben immer für fünf Nächte.
Als ich 1970, nach zwei Jahren Toronto, zudes Schiffs war.
Und wann stiegst du ins Geschäft ein?
rück ins Berner Oberland kam, übernahm
Und dann bist du durch Nordamerika geich von meinen Eltern das Geschäft. Ich
Ich wollte zuerst unbedingt im Ausland arreist?
beiten. Da kam mir der Kontakt zu dieser
wollte voll auf den aufkommenden JugendNur kurz, denn ich wollte arbeiten. In New
Schule in Manchester sehr zustatten. Der
York bestieg ich den Greyhoundbus nach
tourismus setzen und machte aus dem TouRektor, den mein Vater schon lange kannte,
Chicago und weiter nach New Glarus. Dort
ristenheim und der Kostgeberei die erste prihatte ich eine Kontaktadresse von einem
vate Jugendherberge der Schweiz.
vermittelte mir eine Stelle in der AdministSchweizer Hotelier, ein Bekannter meines
ration einer Firma, die Maschinen für die
Jugendherberge – das tönt nach verstaubten
Papierproduktion herstellte. Abends und am
Vaters. Ich durfte einige Monate bei ihm im
Strukturen und Wolldecken.
Samstag ging ich zur Schule und lernte EngDie «Balmer’s Herberge» respektive das
Hotel arbeiten, später dann auch auf seiner
lisch.
«Balmer’s Hostel», wie ich das Haus den
Farm. Doch dann wurde mein Vater krank,
38 GLOBETROTTER-MAGAZIN sommer 2011
Fotos: «Häsler Foto Video», Interlaken
interview
Amerikanern gegenüber nannte, sollte ganz
anders sein als die damals tatsächlich strengen, beinahe militärisch organisierten Jugendherbergen. Bei mir musste man nicht
Mitglied sein, es gab um 22 Uhr kein
Lichterlöschen, man schlief nicht in Schlafsälen, sondern in gemütlichen Zimmern.
Statt Wolldecken gab es bei Balmer’s Federdecken. Das Haus sollte zum gemütlichen
Treffpunkt für junge Leute aus der ganzen
Welt werden.
Balmer’s Herberge wurde zu einer Erfolgsgeschichte. Was ist das Geheimnis dieses
Erfolgs?
Ein ganz wichtiger Teil ist der Standort. Interlaken liegt im Herzen der Schweiz. Von allen grösseren Schweizer Städten und Flughäfen der Schweiz ist der Ort gut erreichbar. Das
Allerwichtigste ist aber wohl, dass wir die
Gäste und ihre Wünsche sehr ernst nehmen.
Optimistisch. Erich Balmer auf dem Dach seiner
Herberge (oben).
Nostalgie. So sah «Balmer’s Touristenheim und
Kostgeberei» 1945 aus (links unten).
Balmer’s heute. Hostel und Guest House für
Besucher aus der ganzen Welt (Mitte unten).
Neuheit. Erstes Zelt-Motel der Schweiz (r. unten).
Ich sage immer: «If you like us tell others – if
you don’t like us tell us.» Wer uns schriftliches Feedback gibt, erhält immer ein Geschenk. Wir gaben uns nie mit dem Erreichten zufrieden und haben mit dieser
Innovationskraft die Herberge immer weiter
entwickelt. Heute gibt es das Hostel, das Guest
House mit schönen Doppel- und Familienzimmern mit Kochgelegenheit und neu das
Motel-Tent-Village. Wir nennen die Herberge
jetzt übrigens nur noch «Balmer’s». Wenn die
Touristen unterwegs oder z Hause von ihrem
Aufenthalt bei uns erzählen,
sollen sie sagen: «I stayed at
Balmer’s.» Auch mit dieser
Entwicklung haben sich die
Philosophie und der Geist des
Hauses nicht verändert. Es
herrscht eine offene, unkomplizierte Atmosphäre. Die
Gäste fühlen sich wohl und
staunen.
Staunen… worüber?
Viele Backpackers, egal ob aus
Amerika, Asien oder Australien, besuchen auf einer Europareise meist die grossen
Städte: Paris, Rom, London.
Vieles ist in diesen Städten ähnlich wie zu
Hause: die Hektik, der Verkehr, der Lärm, das
Essen. Wenn Sie dann mit dem Zug ins Berner Oberland kommen, staunen sie über die
Berge, die gute Luft, den Wald, die Seen, das
saubere Wasser. Nachher kommen sie zu uns
ins Hostel, das im Chalet-Stil gebaut ist. Für
viele Grossstadtstudenten ist es das erste Mal,
dass sie in einem solchen Holzhaus übernachten. Viele sagen, das verwinkelte Haus
sei für sie wie ein Märchenschloss. Wenn sie
dann noch merken, dass man das Wasser aus
dem Brunnen vor dem Haus trinken kann,
können sie es kaum fassen. Koreaner und Japaner glauben es erst, wenn ich vor ihren Augen einen Schluck nehme.
Gelingt es den jungen Reisenden in Interlaken, vom anstrengenden Städtehüpfen abzuschalten?
Ich versuche immer wieder, den Besuchern
nahezulegen, dass sie sich Zeit lassen und
nicht von einer Stadt in die nächste rennen
sollen. Ich ermuntere sie, etwas runterzufahren und die wunderschöne Natur des Berner
Oberlands zu geniessen. Natürlich gibt es
auch hier Attraktionen, die besucht werden
wollen. Es müssen aber nicht immer die
Highlights wie das Jungfraujoch oder die
Schynige Platte sein. Ich sage ihnen: «Do it
a different way!» Die Leute sind sehr dankbar für Wandertipps zu unbekannten Ecken,
zum Beispiel nach Saxeten oder zu den
Trümmelbachfällen. Wenn sie dann unter
dem Wasserfall eine Naturdusche geniessen
oder am Lagerfeuer eine Wurst braten, werden sie das nie mehr vergessen.
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Du praktizierst seit Jahren ganz eigenwillige Methoden, um Balmer’s
im Ausland bekannt zu machen.
Ich war schon in den Siebzigerjahren sehr aktiv mit dem Besuchen
von Universitäten in Nordamerika,
um Werbung für die Herberge und
das Berner Oberland zu machen.
Der Schlüssel sind die grossen Campus mit Zehntausenden von Studenten. Auf diesen Unigeländen gibt es
eigene Travel Departments, zu denen ich immer wieder den Kontakt
suchte. Früher habe ich Diashows
an den Universitäten gezeigt. Ich erinnere mich gut an gefüllte Hörsäle
an der «Harvard University», wo 500 Studenten gebannt zuhörten, wenn ich über die
Schweiz erzählte und Dias zeigte.
Zu der Zeit brachte die Harvard-Uni das Reisehandbuch «Let’s go Europe» heraus. Dieses Buch wurde schnell zum Standardwerk
für Backpacker, und die Balmer’s Herberge
hatte einen festen Platz darin. Dies brachte
uns bis zum heutigen Tag – das Buch wird
immer noch jedes Jahr neu aufgelegt – sehr
viel.
Hattest du Vorbilder für diese Art von Marketing?
Ich hatte während der Rekrutenschule im
Jahre 1965 eine Art Schlüsselerlebnis. Auf einem Marsch mussten wir durch Losone im
Tessin laufen. Als wir bei der Albergo Losone vorbeikamen, lud uns ein gewisser Herr
Glaus zu einer Stärkung ins Haus ein und
erzählte, dass er der Gründer des ersten Motels in der Schweiz sei. Dann berichtete er,
wie er in den Fünfzigerjahren dafür Werbung gemacht hatte: Er fuhr mit dem Auto
auf die Alpenübergänge Susten, Grimsel und
Furka und steckte den Autos auf der Passhöhe Zettel in verschiedenen Sprachen unter die Scheibenwischer: «Neues Motel auf
40
kommen. Bei solchen Besuchen bringe ich
immer etwas typisch Schweizerisches mit,
zum Beispiel Schokolade oder Armeemesser,
und dazu verteile ich Gutscheine für Gratisübernachtungen im Balmer’s.
Hast du bei diesen vielen Geschäftsreisen
auch einmal Zeit für eine private Reise?
Früher war ich sehr viel mit dem Velo unterwegs. Durch ganz Europa, über alle Pässe.
Die grösste Veloreise war eine Tour anlässlich meines 50. Geburtstags. Ich fuhr von
San Diego die längste Halbinsel der Welt, die
mexikanische Baja California, hinunter bis
nach San Lucas. Heute kann ich wegen meines Rückens und den Knien keine grossen
Touren mehr machen.
Du hast immer wieder mit kreativen, aussergewöhnlichen Aktionen auf dich und
Balmer’s aufmerksam gemacht. Was war
deine spektakulärste?
Als 1985 in Genf Abrüstungsverhandlungen
zwischen Michail Gorbatschow und Ronald
Reagan stattfanden, lud ich je 50
junge Leute aus den beiden Ländern ins Balmer’s ein, um ein Zeichen für die Versöhnung zu setzen.
Was bedeutet dir die Tatsache,
dass du die «ganze Welt» bei
Balmer’s beherbergst?
Das ist für mich eine grosse Freude.
Es gibt nichts Schöneres, als jeden
Tag mit jungen Menschen aus verschiedenen Kontinenten zu tun zu
haben, die hier gut drauf sind,
denn sie haben ja Ferien.
Es ist sehr spannend, zu verfolgen,
wie aufgrund der weltwirtschaftlichen Entwicklung neue Nationalitäten zu uns kommen. Zu Beginn
Partytime. Die Nationalfeiertage der Schweiz, der
USA und Kanadas werden immer gefeiert (oben).
waren es vor allem Amerikaner und KanaNächste Generation. Vor zwei Jahren hat Erich
dier, dann Australier und Neuseeländer, späBalmer die Leitung seinen Töchtern Fabienne und
ter kamen Japaner, Koreaner, Inder und ChiCarmen übergeben (unten).
nesen. Seit Kurzem kommen auch Touristen
aus Vietnam, Brasilien und Mexiko.
dem Weg in den Süden!» Aus dem kleinen
Ein wohl nicht immer ganz einfacher KulMotel – dem ersten in Europa – wurde späturmix?
ter ein Hotel, und heute ist es ein bekanntes
Es gibt brisante Konstellationen. So wissen
Fünfsternhaus. Dieser Pionier hat mich bewir, dass die Chinesen und die Südkoreaner
eindruckt. An seine Art des Direktmarkedas Heu nicht auf der gleichen Bühne haben.
tings habe ich immer wieder gedacht.
Oder die Australier und die Amerikaner. Ich
versuche dann jeweils, völkerverbindend zu
Besuchst du auch heute noch Unis?
wirken und schlage vor, dass jetzt in InterIch mache seit 40 Jahren immer wieder solche Besuche, denn ich bin sicher, dass sie ein
laken, in der neutralen Schweiz, der Moment
wichtiger Teil des Erfolgs
gekommen sei, mal etwas
zusammen zu unternehvon Balmer’s sind. Im letzSeit 40 Jahren
ten Dezember war ich in
men. Humor ist dabei nabesuche ich Unis, türlich sehr wichtig.
Indien, Vietnam, Neuseeland und Australien. In
Du hast bei Balmer’s
um Werbung
Mumbai besuchte ich eine
auch viel dafür gemacht,
für Balmer’s zu
Universität, wo 75000 Studass die Backpacker Pardenten ein- und ausgehen.
tytime machen können.
machen.
Es ist wichtig, dass man
Ich wusste, dass viele Stusich am Abend im Haus
denten aus dieser Uni bei
treffen und sich die Erlebnisse des Tages erBalmer’s übernachten. Also schrieb ich der
Unileitung, dass ich aus der Schweiz komme,
zählen kann. Der Biergarten bringt die Leute
um Danke zu sagen. Da war ich sehr willzusammen, und in die Metro Bar und Disco
im Untergeschoss kommen nicht nur die
jungen Traveller, sondern auch die Einheimischen, um beim Tanzen und an der Bar
eine «good time» zu haben.
Friede, Freude, Eierkuchen im globalen
Balmer’s?
Natürlich nicht nur. Manchmal ist ein Gast
gerade in einer schwierigen persönlichen
Phase oder hat vielleicht Liebeskummer. Es
kommt immer wieder vor, dass sich jemand
bei mir ausweint. Da hilft ein aufmunterndes Gespräch. Wahrscheinlich haben mir
solche Episoden den Spitznamen «Uncle
Eric» eingebracht.
Diese Begegnungen mit den Jungen sind mir
sehr wichtig. Überhaupt sind Begegnungen
mit Menschen das Wichtigste im Leben.
Manchmal trifft man sich nur für wenige
Stunden, aber das Treffen hinterlässt Spuren und bereichert.
Hat die digitale Revolution das
Reiseverhalten deiner Kunden
verändert?
Ganz extrem. Heute können
sich alle sehr gut im Netz orientieren und Angebote vergleichen. Das Internet ist enorm
wichtig, alle Buchungen kommen nur auf diese Art herein.
Aber nicht nur die Buchungswege und Informationsquellen
haben sich verändert. Augenfällig ist besonders das neue
Reisegepäck. Heute kann man
die Reisenden eigentlich nicht
mehr als «Backpacker» bezeichnen. Viele,
vor allem Asiaten, reisen mit Rollkoffern.
Was sagst du zur riesigen Outdoor-Industrie in Interlaken?
Die ganze Bewegung der neuen OutdoorSportarten wie Rafting, Canyoning, Skydiving, Paragliding oder Bungee Jumping kam
in den Achtzigerjahren von Neuseeland nach
Europa. Ich erinnere mich gut, als 1971 ein
junger Neuseeländer mich fragte, ob ich ihm
grosse Traktorschläuche besorgen könne, er
wolle sich auf der Lütschine von Wilderswil
in den Brienzersee treiben lassen. Ich half
ihm, und dies war so etwas wie der erste Riverrafting-Trip in der Region. Ich besorgte
dann auch einige Schläuche fürs Balmer’s
und gab sie interessierten Besuchern ab. Bis
eines Tages die Seepolizei zu mir kam und
meinte, dass es zu gefährlich sei, denn bei
der Mündung in den See könne es zu Kollisionen mit Kursschiffen kommen.
Nach einer rasanten Entwicklung wird Interlaken heute auch als die «AdrenalinHauptstadt» Europas bezeichnet.
Wie stellst du dich zu diesen Sportarten?
Ich kann den Drang nach Abenteuer und Naturerlebnissen verstehen. Die heutigen Jungen sind eine Computergeneration, viele
sind vor dem Bildschirm aufgewachsen. In
den grossen Städten haben sie kaum einen
Bezug zur Natur. Wenn sie hier in Interla-
Interlaken. Zentrale Lage und Ausgangspunkt
fürs ganze Berner Oberland (oben).
Chillen. Ein Drink an der Metro Bar nach einem
Outdoortag (Mitte).
Rustikal. Für viele Grossstadtstudenten wie ein
Märchenschloss (unten).
ken sind, geben sie viel Geld für einen Fallschirmsprung über den Bergen oder ein
Canyoning-Schluchtabenteuer aus. Für sie
sind es einmalige Kicks und Erlebnisse.
Du strotzt mit bald 66 Jahren vor Optimismus und Kreativität. Was ist deine Lebensphilosophie?
Wahrscheinlich hat mich stark geprägt, dass
ich schon als Kind immer viel um Gäste herum war. Ich bin wohl deswegen sehr kommunikationsfreudig und offen für Neues.
Ausserdem mache ich den Menschen gerne
Freude. Mein Lebensmotto ist: «Wenn du jemanden ohne Lächeln siehst, schenk ihm
deines!»
Seit drei Jahren führen deine beiden Töchter Fabienne und Carmen das operative Geschäft. War es schwierig, loszulassen?
Nein, im Gegenteil. Es freut mich, dass
die beiden die Aufgabe mit viel Enthusiasmus anpacken. Sie haben die Freiheit,
Balmer’s nach ihrem eigenen Stil weiterzuführen. Der Vorteil ist, dass sie damit
aufgewachsen sind und die Kultur bestens kennen.
Gibt es dadurch Veränderungen oder
bleibt Balmer’s wie es ist?
Bei der Herberge und dem Guesthouse
ändert sich nichts. Neu ist, dass wir Übernachtungen im Zelt-Motel anbieten. Das
sind grosse Hauszelte mit einem bequemen Doppelbett. Das kleine Zeltdorf liegt
am Rand von Interlaken. Am Abend
brennt ein Campfire, und vom OpenairWhirlpool hast du einen direkten Blick
auf den schönsten Berg der Welt – die Jungfrau.
Du bist letztes Jahr für die Förderung des
Jugendtourismus mit dem «Milestone» ausgezeichnet worden. Eine Auszeichnung, die
jedes Jahr von Schweiz Tourismus und dem
Seco an Touristiker für wegweisende
Leistungen verliehen wird.
Es hat mich sehr gefreut, dass damit der LowBudget-Tourismus eine gewisse Anerkennung erfahren hat, denn jahrelang interessierte sich die Tourismusbranche kaum
dafür. In einem gewissen Sinn waren wir immer Aussenseiter. Dabei sind wir ja auch
Wegbereiter für den konventionelleren Tourismus. Viele der jungen Gäste, die bei uns
übernachteten, kommen Jahre später wieder
und übernachten dann vielleicht im Hotel
Victoria-Jungfrau.
Welches sind deine weiteren Pläne?
Zu meinem baldigen 66. Geburtstag will ich
mit meiner Harley Davidson auf der «Route
66» durch die USA fahren. Daneben bin ich
immer noch stark bei Balmer’s involviert
und hoffe, dass ich gesund bleibe, damit ich
noch möglichst lange mitmachen kann. Ich
möchte erst mit 99 Jahren auf dem Friedhof
landen, weiss aber jetzt schon, wie die Inschrift auf meinem Grabstein lautet: Erich
Bruno Balmer, 1945 – … «Betriebsferien».
www.balmers.com
© Globetrotter Club, Bern
interview
sommer 2011 GLOBETROTTER-MAGAZIN 41

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