FP Programmheft 2008 02

Transcription

FP Programmheft 2008 02
2008
Herzlich Willkommen zum Deutschen Filmpreis 2008
im palais am funkturm
25. APRIL 2008
1
GruSSwort
2
Mein Dank gilt allen Mitarbeitern der Deutschen
Filmakademie und dem Präsidium mit Senta
Berger und Günter Rohrbach für ihr großes Engagement bei der Organisation der Verleihung.
Allen Gästen und ganz besonders den Nominierten des Deutschen Filmpreises 2008 wünsche ich einen spannenden Abend.
Bernd Neumann, MdB
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur
und Medien
Foto: © Seekamp, Bremen
Zur Verleihung des Deutschen Filmpreises 2008,
des höchst dotierten Kulturpreises der Bundesrepublik Deutschland, heiße ich Sie im Palais
am Funkturm in Berlin herzlich willkommen.
Der deutsche Film ist vielfältig wie nie zuvor.
Anspruchsvolle Inhalte, künstlerische Originalität und Unterhaltung gehen in der deutschen
Filmproduktion eine Verbindung ein, die unverwechselbar ist und auch international höchstes
Ansehen genießt.
Zehn Filme wurden für den Deutschen Filmpreis
2008 nominiert – allesamt Höhepunkte des zurückliegenden Filmjahres. Wir erwarten heute
Abend mit Spannung, welche Filme und Einzelleistungen in diesem Jahr mit der begehrten
LOLA ausgezeichnet werden.
Deutscher Filmpreis 2008
Wieder einmal war die Aufregung groß, hagelte es Proteste, gab es Austritte, Drohungen von
Austritten, Wiedereintritte. Auslöser dieser Turbulenzen waren, wie schon in den Jahren zuvor,
die Entscheidungen der Vorauswahljury. Über
100 Filme waren angemeldet. Niemand kann erwarten, dass das Plenum der Mitglieder alle diese Filme sichtet. Würde man es tatsächlich darauf ankommen lassen, dann hätten nur die Filme
eine Chance, die zuvor besonders auffällig waren. Es muss also, um die Seriosität des Verfahrens zu sichern, eine Vorauswahl geben. Das war
von Anfang an auch eine Bedingung des BKM.
Als die Filmakademie gegründet wurde, waren
sich die Auguren in einem Punkt geschlossen einig: Eine so große Zahl von Juroren werde das
Gefällige begünstigen und das Besondere vernachlässigen. Das Gegenteil ist eingetreten. Das
Urteil der Mitglieder ist streng und in keiner
Weise bestechlich, nicht einmal durch die Sympathie des Publikums. Die Vorauswahljury, deren
mühevolle Arbeit unseren Respekt verdient, ist
ein repräsentativer Querschnitt durch die Gesamtheit der Mitglieder. Gerade die kleinen Filme
haben in ihr die größte Lobby. So ist der deutsche Film. Die Akademie spiegelt seine Realität.
Freilich ist es für die Betroffenen schmerzlich,
dem eigentlichen Nominierungsprozess im Vorhinein entzogen zu werden. Das Unverständnis
wächst naturgemäß in dem Maße, in dem der
Film beim Publikum erfolgreich war. Und gerade sie, die Erfolgreichen, wurden in diesem Jahr
besonders gebeutelt.
Freilich, die Welt ist in Bewegung und mit ihr
auch der deutsche Film. Was gut ist an ihm und
was nicht, darüber werden wir uns weiter streiten. Wie nahe wir dabei dem Publikum sind oder Senta Berger
Günter Rohrbach
wie fern, das wird die ewige Frage bleiben.
PräsidentinPräsident
Foto: © Mathias Bothor
GruSSwort
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Die Deutsche Filmakademie in Zahlen
Zwar sagen Zahlen nicht mehr als die viel beschworenen tausend Worte, aber sie können nicht
lügen, beschreiben Dimensionen und regen manchmal sogar die Fantasie an. Damit lässt sich die
Deutsche Filmakademie möglicherweise auch fassen. Es ist einen Versuch wert.
Gegründet wurde die Deutsche Filmakademie im
Herbst 2003. Gegen Ende des Jahres konnte sie
ihr operatives Geschäft aufnehmen, das zum Ziel
Mitglieder
1018
Weibliche/männliche
304 Frauen 714 Männer
Mitglieder nach Sektionen
Produzenten: 160
Regisseure: 156
Schauspieler: 316
Drehbuchautoren: 64
Dokumentarfilmsektion: 38
Szenenbild/Kostümbild/Maske: 80
Musik/Schnitt/Ton: 143
Spezialeffekte/Technik: 4
Kamera/Bildgestaltung: 55
4
hatte, die satzungsgemäßen Ziele der Akademie
in konkreten Maßnahmen, Projekten und Veranstaltungen umzusetzen und sowohl die Wahl
zum Deutschen Filmpreis als auch die Verleihung des Deutschen Filmpreises eigenständig
zu organisieren.
Mit der Berlinale 2004 begannen die unterschiedlichsten Projekte, mit denen die Deutsche
Filmakademie sowohl den Dialog mit der Öffent-
lichkeit als auch den internen Austausch zwischen
den Mitgliedern aus den diversen Berufsgruppen
des Filmemachens sucht und findet.
Seit 2005 führt die Akademie die Wahl zum
Deutschen Filmpreis durch und organisiert die
Verleihung in künstlerischer Eigenverantwortung.
Diese Fakten sollte man kennen, um die folgenden
Zahlen lesen zu können.
10/
10/
Austritte
19
Mitgliederversammlungen
10
Vorstandssitzungen
30
Wiedereintritte
2
Anwesende Mitglieder
1737
Vorstandsmitglieder
26 (ohne Stellvertreter)
Austritt – Eintritt – Austritt
1
Deutscher Filmpreis 2008
Redaktionelle Beiträge,
Pressemitteilungen und
offene Briefe auf der Website
141
Umfang der Filmothek
„Alles auf Anfang“
623
Öffentliche Veranstaltungen –
ohne Filmpreis-Verleihungen
und LOLA Festivals
40
Filme auf LOLA Festivals
2005-2008
87
Vorstellungen insgesamt
1098
Zur LOLA angemeldete Filme
seit 2005
379
Vergebene LOLA Statuen
106 1/
Foto: © Mathias Bothor
EXTRABLATT-Ausgaben
39
Vorstand der Deutschen Filmakademie 2008
5
THAT‘S ENTERTAINMENT
?? Das winning team hat sich geändert.
Michael Bully Herbig moderiert nicht mehr.
Nico Hofmann und Thomas Peter Friedl verantworten die Gala weiterhin als Künstlerische
Leiter. Was überwiegt bei Ihnen: Die Nervosität, dass es schief gehen könnte, oder die Freude auf die neue Herausforderung?
Thomas Peter Friedl: Das hält sich die Waage.
Dabei geht es nicht um die Angst, dass es
schlechter werden könnte. Denn die Filmpreisverleihung ist auf einem Niveau angekommen,
wo sie ein exzellentes Standing und ein großes
Selbstvertrauen hat. Das ist natürlich ganz
besonders das Verdienst von Bully Herbig aus
diesen drei Jahren. Der Reiz des Neuen treibt
mich ja sowie immer um. Und jetzt war es natürlich besonders herausfordernd, etwas Neues
und Besonderes zu schaffen nach Bully, der
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den Preis durch seine einzigartige Begabung so
sehr geprägt hat. Deshalb waren wir uns sehr
schnell einig, dass ein Prinzip, das sich als richtig erwiesen hat, auf jeden Fall fortgesetzt werden musste: Die Verleihung muss auf eine Person, einen Gastgeber zugeschnitten sein. Und
wir mussten eine Person finden, die in der Lage
ist, zwei Stunden lang das Publikum sowohl
im Saal als auch zuhause – das ist die große
Herausforderung! – zu fesseln. Und in der Lage
ist, auf Überraschungen, hier natürlich speziell auf emotionale Überraschungen, zu reagieren. Da gibt es nur sehr wenige und Barbara
Schöneberger war von Anfang an unsere
Wunschbesetzung. In der konkreten Zusammenarbeit der letzten Monate mit ihr sahen
wir uns schnell bestätigt, dass sie die perfekte
Wahl war.
Foto: © Michael Tinnefeld
Ein Gespräch mit Nico Hofmann und Thomas
Peter Friedl, den künstlerischen Leitern der
Filmpreis-Verleihung, über die Kunst der Unterhaltung mit Kultur – und die neue Gastgeberin
Barbara Schöneberger.
Nico Hofmann: Wir waren ja ursprünglich entschlossen, die künstlerische Leitung abzugeben und hätten es nach drei Jahren spannend
gefunden, eine andere produzentische Kraft an
der Veranstaltung arbeiten zu lassen. Thomas
Peter Friedl und ich haben unser erneutes
Deutscher Filmpreis 2008
?? Michael Bully Herbig war ein Kinostar, als
er die Moderation der Gala übernahm. Barbara
Schöneberger ist ein Moderatoren-Star und eine
Entertainerin. Das muss doch konkrete Auswirkung auf die konzeptionelle Arbeit haben und
vielleicht auch auf die konkrete Zusammenarbeit.
Friedl: Das ist der Punkt. Mit Bully hatten wir
den bekanntesten deutschen Kinostar, der auch
noch ein Allround-Talent als Regisseur, Autor,
Produzent und Darsteller ist. Daran konnten
und wollten wir jetzt nicht einfach mit einem
anderen Kinostar anschließen. Wir brauchten
und wollten etwas grundsätzlich anderes. Nico
und ich wollten einen Entertainer oder eine
Entertainerin. Und das ist die Barbara aus unserer Sicht zu 1000 Prozent.
?? Das ist aber auch ein Risiko. Barbara
Schöneberger steht für Spontanität. Bully
stand für Perfektion.
Friedl: Das ist der große Unterschied in der
Arbeit. Nico Hofmann, Bully Herbig und ich
hatten über die drei Jahre eine identische Vision von der Form der Gala. Und wir haben
sehr akribisch daran gearbeitet. Jetzt war uns
klar, dass wir ein Konzept finden mussten, mit
dem Faktor Spontaneität konkret zu arbeiten,
ohne konzeptionslos zu werden. Wir haben
einen neuen Autor gewonnen. Ralf Husmann,
den man vor allem als Autor von „Stromberg“
und „Dr. Psycho“ kennt, steht für einen roten
Faden in den Texten, die durch die Entscheidung für ihn deutlich komödiantischer werden.
Durch die unterschiedlichen Temperamente
von Barbara Schöneberger, Ralf Husmann,
Nico Hofmann und mir ist eine neue, eine andere Energie entstanden, die ein offeneres
Konzept nicht nur zulässt, sondern erfordert.
Foto: © POOL POSITION Management GmbH / Stephan Pick
Engagement ganz klar an die Verpflichtung von
Barbara Schöneberger gekoppelt. Weil es unserer Meinung nach nur mit ihr möglich ist,
der Gala die gleiche Qualität zu geben wie mit
Bully. Es muss ein Star im Mittelpunkt der
Show stehen. Die Show muss sich um Barbara
drehen. Nur so bleibt auch das Publikum, bei
dem wir Lust und Neugierde auf den deutschen
Film wecken wollen, interessiert.
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Hofmann: Für mich ist Barbara Schöneberger
die kombinierte Reinkarnation von Harald
Juhnke und Frank Sinatra. Sie ist eine perfekte
Entertainerin, eine großartige Sängerin – und
hat sich bei all dem eine kreative Anarchie und
spontane Energie bewahrt. Das schafft Glamour, den diese Person nicht nur ausstrahlt,
sondern auch mit Witz schmückt. Alles, was auf
der Bühne an Entertainment entsteht, kommt
von Barbara und ist auf sie zugeschnitten.
?? Und durch den neuen Autor Ralf Husmann,
der ja auch satirisch arbeitet, könnte auch eine
neue Form von Selbstironie in die Veranstaltung kommen.
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Hofmann: Da haben wir durchaus mit Bully
schon ein paar Meilensteine gesetzt. Aber das ist
für uns ein sehr wichtiger Punkt. Denn daran
mangelt es der ganzen Branche: über sich selbst
auch mal lachen zu können. Und die Kombination von Husmann und Schöneberger könnte
die Gäste beim wichtigsten Branchenevent des
Jahres noch etwas aus der Reserve locken.
?? Apropos Insider. Das Publikum im Saal
ist nun – bei aller Unterschiedlichkeit in den
Geschmäckern – ein sehr homogenes bei einer
solchen Gala. In wie weit könnte das zum
Problem werden?
Friedl: Gar nicht. Denn Barbara Schöneberger
ist nicht nur souverän im Umgang mit ihrem –
wie auch immer gearteten – Publikum. Sie ist
auch sehr kinoaffin, kennt den deutschen Film
nicht erst, seit wir sie engagiert haben und
muss hier niemandem etwas vormachen. Sie
weiß, dass wir an diesem Abend den deutschen
Film und die Leistungen des deutschen Films
feiern wollen und werden.
Foto: © Florian Liedel
Aber die Stärke von Barbara Schöneberger ist
es, auf der Bühne zu spüren, was geht, was nicht
geht, was man zulassen kann und wo man eingreifen muss. Das passt zu einer Gala, die eben
auch mit Emotionen und spontanen Reaktionen
seitens der Preisträger oder gar des Publikums
zu tun hat.
Deutscher Filmpreis 2008
Foto: © Roman Babirad
Hofmann: Und das Publikum zuhause kann genau mit dieser Art von Show gewonnen werden.
Die Gala dient ja vor allem dazu, die Branche,
also den deutschen Film, für das große Publikum zu öffnen. Nur dadurch macht eine Veranstaltung mit einem solchen Aufwand Sinn.
Wenn wir daran denken, wie die Oscar-Gala
Booms für Filme beim Publikum auslösen kann,
dann ist dieser Effekt auch das Ziel unseres
Engagements. Deshalb muss die Gala erfolgreich im Fernsehen laufen und funktionieren.
?? War es eigentlich grundsätzlich schwierig,
Barbara Schöneberger für dieses Ereignis zu
gewinnen?
Friedl: Barbara Schöneberger ist eine sehr mutige Frau. Als Nico und ich sie gefragt haben,
hatte sie genau fünf freie Tage bis zum Sommer in ihrem Kalender. Sie wollte also von der
Verleihung 2008 nichts wissen und hat mit
uns über 2009 gesprochen. Das war natürlich
weder unser Wunsch noch Ziel. Einen langen
Abend später hat sie schließlich den Sprung
ins kalte Wasser gewagt und die fünf freien
Tage für den Filmpreis reserviert. Sie hat sogar noch einen Talkshowtermin verschieben
können, woran dankenswerterweise auch ARD
und der NDR extrem kooperativ mitgeholfen
haben. Es bleibt aber zu sagen: Die Gala steht
mit der Gastgeberin, aber sie findet statt zu
Ehren der Filme und ihrer Macher. Das steht
nach wie vor im Mittelpunkt. Und daran hat
sich konzeptionell auch jetzt nichts geändert.
Hofmann: Ja, da ist uns das scheinbar Unmögliche gelungen. Wir haben Barbara wirklich
überzeugen können, dass wir sie brauchen.
?? Wenn der deutsche Film und seine Macher
geehrt werden, machen der deutsche Film und
seine Macher da auch gerne mit?
Friedl: Nun, im Vergleich zu anderen, zu internationalen Veranstaltungen dieser Art gibt
es bei vielen unserer Filmschaffenden, auch
bei den Top-Leuten, immer noch eine gewisse
Reserviertheit, zum Beispiel Laudatoren zu
werden. Was beim Oscar eine Frage der Ehre
ist, braucht bei der Lola noch Überzeugungsarbeit. Und das würde ich mir – auch und gerade im Sinne der Deutschen Filmakademie –
für die Zukunft etwas einfacher und selbstverständlicher wünschen. Die Filmpreisgala
ist eine Leistungsschau des deutschen Films,
da sollten sich die Macher verpflichtet und geehrt fühlen, etwas beizutragen.
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?? Es gab naturgemäß auch in diesem Jahr
wieder viele Diskussionen über Auswahl und
Nominierungen im Vorfeld. Finden solche
Phänomene auch einen Niederschlag im Unterhaltungsprogramm des Abends?
se Dinge eingehen. Und ich mache auch keinen
Hehl daraus, dass ich der Meinung bin, dass
wir den kommerziell erfolgreichen deutschen
Film noch nicht richtig abbilden in den Entscheidungen. Und so ist es auch eine Aufgabe
der Gala, auch diese Filme stattfinden zu lassen,
weil sie nun mal ein wichtiger Bestandteil des
deutschen Films sind.
?? Gibt es eigentlich eine klare Arbeitsteilung
zwischen Ihnen beiden?
Hofmann: Die ist nicht nötig. Thomas und ich
haben schon früh festgestellt, dass wir die gleichen Dinge gut und richtig finden. Das macht
es möglich, in kompletter Arbeitsteilung miteinander zu arbeiten. Darüber hinaus haben wir
auch in der Akademie um Claudia Loewe und
Christiane Teichgräber ein fantastisch funktionierendes Team, das kreativ, zuverlässig und
belastungsfähig ist.
?? Klingt nach einer Zusage für das nächste Jahr.
Friedl: Selbstverständlich werden wir mit Texten der Moderation und mit Zuspielern auf die- Hofmann: (Lacht! Vielsagend?)
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Foto: © Florian Liedel
Hofmann: Da kann ich richtig sauer werden,
wenn ich erlebe, wie sich hier persönliche
Eitelkeiten in den Vordergrund drängen.
Da wünsche ich mir bei uns wirklich ein anderes Bewusstein. Mehr Stolz auf gemeinsame
Leistung, stolz auf die Leistung anderer, die
man selbstverständlich gerne würdigt. Ich
selbst habe nie länger als fünf Minuten nachgedacht, wenn ich gebeten wurde, die echte
Leistung eines anderen zu würdigen, anstatt
mich darüber zu ärgern, dass meine womöglich nicht gewürdigt oder übersehen wurde.
Die gute Nachricht ist aber, dass wir am Ende
viele Talente überzeugen und gewinnen konnten. Es ist auch in diesem Jahr wieder ein beeindruckendes Line-up an Laudatoren.
Deutscher Filmpreis 2008
XYNIAS, WETZEL
Großes Kino
bekommt seinen Preis.
Das Erste wünscht Ihnen viel Vergnügen und gratuliert allen Nominierten.
Wenn 1000 kreative Filmschaffende die Arbeit
ihrer Kollegen betrachten, beurteilen und
schließlich bewerten, kommen nicht nur am Ende
kompetente Entscheidungen heraus, die genauso
umstritten sein können wie jede andere Entscheidung auch. Es kommt vor allem dabei heraus,
dass die Filmschaffenden die Gelegenheit wahrnahmen, das Filmschaffen komplett und mit wachen Augen zur Kenntnis zu nehmen. Das hat die
Filmkultur in Deutschland endlich auf DiskursKurs gebracht, die Wahrnehmung von Themen
und Formen verstärkt – und wird damit auf Dauer noch mehr für die derzeit erfreulich auffällige
Vielfalt des deutschen Films beitragen.
Dies ist das besonders Wichtige an dem Auswahlverfahren der Deutschen Filmakademie,
das darüber hinaus so konzipiert ist, dass das
Know-how der einzelnen Berufsgruppen in der
Akademie ausdrücklich gefragt und eingesetzt
wird. Anfangs wählen Spezialisten die Filme und
Leistungen für die Vorauswahl. Die einzelnen
Sektionen besorgen dann die Nominierungen für
ihre Berufskollegen. Und alle Mitglieder finden
so die kompetente Basis für die endgültige Entscheidung für die Preisträger.
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Fotos: © Florian Liedel
DIE Jurys – vorauswahl und ehrenpreis
Spielfilm
Alexander BernerMusik/Schnitt/
Tongestaltung
Lothar HollerSzenenbild/Kostümbild/
Maske
Annette PisacaneProduktion
Xaõ Seffcheque
Drehbuch
Annett RennebergSchauspiel
Lars KraumeRegie
Monika HansenSchauspiel
Monika GriefahnKulturausschuss
Deutscher Bundestag
Hans W. GeißendörferProduktion
Chris HeyneMusik/Schnitt/
Tongestaltung
Wolfgang TreuKamera/Bildgestaltung
Dagmar KnöpfelRegie
Kinder- und Jugendfilm
Natja Brunckhorst
Drehbuch
Volker SchlöndorffRegie
Anna LoosSchauspiel
Sven BurgemeisterProduktion
Dorothee BärKulturausschuss
Deutscher Bundestag
Egon WerdinKamera/Bildgestaltung
Dokumentarfilm
Hubertus Siegert
Angelika Krüger-Leißner
(Kulturausschuss Deutscher Bundestag)
Bernd Euscher
Heidi Specogna
Peter Schamoni
Bertram Verhaag
Deutscher Filmpreis 2008
Fotos: © Florian Liedel
Regie
Stephan Wagner
Didi Danquart
Peter Lichtefeld
Matthias Glasner
Peter Fleischmann
Schauspiel
Petra Zieser
Harry Baer
Carmen-Maja
Antoni
Sunnyi Melles
Drehbuch
Peter Zingler
Stefan Dähnert
Holger Franke
Jens Urban
Mario Giordano
Szenenbild/
Kostümbild/Maske
Ingrid Zoré
Andreas Janczyk
Anette Keiser
Thomas Freudenthal
Natascha Tagwerk
Musik/Schnitt/
Tongestaltung
Enjott Schneider
Rainer Kühn
Juliane Lorenz
Wolfgang Schukrafft
Frank Heidbrink
Kamera/
Bildgestaltung
Tomas Erhart
Hagen Bogdanski
Andreas Köfer
Charly Steinberger
Jury Ehrenpreis
(ohne Foto)
Regine Baschny
Jakob Claussen
Hans W. Geißendörfer
Reinhard Hauff
Juliane Köhler
Franz Kraus
Martin Moszkowicz
Sigrid Narjes
Roland Suso Richter
Günter Rohrbach
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Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises – freunde und kollegen gratulieren alexander kluge
Wenn ich mal sterben sollte und einen Film
mitnehmen dürfte, dann würde ich ABSCHIED
VON GESTERN mitnehmen. Kamerad Kluge
(so nennen wir uns nun schon seit 1993) hat die
Absurdität des Abschieds, diesen ungeliebten
Schmerz, in eine Zeitbahn gebracht, bei der es
nicht mehr so schmerzhaft ist zu sterben, weil
alles zusammenhängt und zusammengedacht
werden kann und darf. Er hat das Zusammendenken der Gedanken gefördert. Die Lebenden
denken hier und die Toten denken woanders.
Keiner weiß, ob das alles genauso stimmt, wie
es gedacht wurde. Aber genau das lässt einen in
Frieden Abschied nehmen.
Christoph Schlingensief
In meiner Generation kann man sich fragen, ob
es uns ohne Alexander Kluge überhaupt gäbe?
Ich zum Beispiel wäre wohl in Paris geblieben
und ein französischer Regisseur geworden, hätte
da nicht ein findiger Jurist und zukünftiger Regisseur der Adenauer-Republik eine erste Filmförderung abgetrotzt. Derselbe junge Alexander
Kluge brachte mich dann in seinem Ein-ZimmerApartment in einer Schwabinger „Stoßburg“
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unter, wo ich das Drehbuch zu DER JUNGE
TÖRLESS schrieb. Ich war ihm so verbunden und
bewunderte seinen ABSCHIED VON GESTERN
so sehr, dass ich seine Schwester Alexandra für
meinen zweiten Film engagieren wollte. Er war,
ist und bleibt der leidenschaftliche Kopf des
Deutschen Films – nicht nur jener frühen Jahre.
Volker Schlöndorff
München zusammen. Ich erinnere mich gut daran,
wie wir einigermaßen ratlos aus dem Arri-Kino
kamen. Ein philosophischer, poetischer Exkurs
in Form eines Essayfilms über das Phänomen
der Zeit. Sperrig und versponnen, aber so reichhaltig, vielschichtig und faszinierend, dass er zu
meinen eindrücklichsten Kino-Erlebnissen dieser Zeit gehört.
Hans-Christian Schmid
Alexander Kluge hat uns Nachgeborenen gezeigt, wie das Kino träumen kann, ohne dabei
geschichtslos oder unpolitisch zu sein. Sein Kino
ist unverwechselbar ein intellektuelles, seine
Bilder und Montagen legendär, sein Stil solitär
und ureigen. Seit 20 Jahren finden wir ihn nur
noch im Fernsehen mit quer stehenden Formaten, eigensinnigen Themen und Interviews,
die ihresgleichen suchen. Nicht zu vergessen
sind seine Verdienste um die filmpolitische Entwicklung der BRD. Salut, Alexander, der Große!
Christian Wagner
Immer und immer wieder sagte er zu uns Studenten: „Man kann nur Filme machen über
Menschen oder Zustände, die man gut kennt.“
Ort: Hochschule für Gestaltung, Ulm, am Kuhberg.
Mitte der sechziger Jahre. Alexander Kluge war
unser Lehrer. Ich war frisch angekommen aus
Argentinien, konnte noch kaum deutsch. Im ersten Gespräch stellte er trocken fest: „Sie müssen eine Dokumentation über die revolutionäre
Bewegungen Lateinamerikas machen.“ Ich erstarrte in Panik. Und machte erstmal einen Kurzfilm über die Schwierigkeit, Filme zu machen.
DER ANGRIFF DER GEGENWART AUF DIE Jeanine Meerapfel
ÜBRIGE ZEIT fällt mit dem Anfang meines Dokumentarfilm-Studiums an der Filmhochschule in
Deutscher Filmpreis 2008
Foto: © Digne M. Marcovicz | Berlin - Germany
Alexander Kluge als ein Multitalent zu beschreiben, wäre eine schändliche Untertreibung. Nicht nur hat er mit Filmen wie „ABSCHIED
VON GESTERN“ oder „DIE ARTISTEN IN DER
ZIRKUSKUPPEL: RATLOS“ beachtliche Filmwerke geschaffen. Nein, seine flüsternd dringliche
Stimme in seinen Fernsehinterviews (in denen
er persönlich ja nie auftaucht) verrät ihn als einen intimen Kenner der Geheimdienste sowohl
der westlichen als auch der östlichen Hemisphäre. Auch weckt Verdacht, dass ein Mann,
der auf die Frage, welcher General Napoleons
als letzter aus dem verlorenen Russlandfeldzug
zurückkam, ohne auch nur eine Zehntelsekunde
zu zögern Marshall Ney benennt, bisher keine
Geschichtsprofessur angenommen hat. Schließlich sei noch sein untrüglicher Geschäftssinn
bemerkt, der ihm im hart umkämpften Mediengeschäft geräuschlos und elegant – wie es sich
einem Geheimagenten geziemt – die relative
Spitze gesichert hat. Lieber Alexander, ich gratuliere dir sehr herzlich zum Ehrenpreis der
Deutschen Filmakademie.
Bernd Eichinger 15
Die Nominierungen zum Deutschen filmpreis 2008
Programmfüllende Spielfilme
AM ENDE KOMMEN Britta Knöller,
TOURISTEN
Hans-Christian Schmid –
23/5 Filmproduktion
AUF DER Fatih Akin, Klaus Maeck,
ANDEREN SEITEAndreas Thiel – corazón
international
KIRSCHBLÜTENMolly v. Fürstenberg,
Harald Kügler – Olga Film
SHOPPENRalf Westhoff – ralf west
hoff filmproduktion/
Florian Deyle, Martin
Richter – DRIFE Deyle und
Richter Filmproduktion
DIE WELLEChristian Becker – Rat Pack
Filmproduktion
YELLA
Florian Koerner von Gustorf,
Michael Weber – Schramm
Film Koerner & Weber
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Programmfüllende Dokumentarfilme
AM LIMITKirsten Hager – Hager Moss
Film/Erich Lackner – Lotus
Film/Mirjam Quinte –
Quinte Film
PRINZESSINNEN- Peter Schwartzkopff,
BADKatja Siegel – Reverse
Angle Factory
Beste Regie
Fatih AkinAUF DER ANDEREN SEITE
Doris DörrieKIRSCHBLÜTEN
Christian PetzoldYELLA
Beste darstellerische Leistung –
weibliche Hauptrolle
Nina HossYELLA
Carice van Houten BLACK BOOK
Valerie Koch
DIE ANRUFERIN
Programmfüllende Kinder- und Jugendfilme
GEGENÜBER
LEROYOliver Stoltz – Dreamer Joint Victoria
Trauttmansdorff
Venture Filmproduktion
MAX MINSKYMaria Köpf – X Filme
UND ICHCreative Pool
Beste darstellerische Leistung –
männliche Hauptrolle
Matthias Brandt GEGENÜBER
Bestes Drehbuch
Fatih AkinAUF DER ANDEREN SEITE Ulrich NoethenEIN FLIEHENDES PFERD
Elmar WepperKIRSCHBLÜTEN
Doris DörrieKIRSCHBLÜTEN
Ralf WesthoffSHOPPEN
Deutscher Filmpreis 2008
Beste darstellerische Leistung –
weibliche Nebenrolle
Hannelore ElsnerKIRSCHBLÜTEN
Christine Schorn FREI NACH PLAN
Hanna SchygullaAUF DER ANDEREN SEITE
Beste darstellerische Leistung –
männliche Nebenrolle
Justus von BIS ZUM ELLENBOGEN
Dohnányi
Herbert Knaup
DU BIST NICHT ALLEIN
Frederick Lau
DIE WELLE
Beste Kamera/Bildgestaltung
Hans FrommYELLA
Daniel GottschalkTRADE
Benedict NeuenfelsLIEBESLEBEN
Bester Schnitt
Andrew BirdAUF DER ANDEREN SEITE
Ueli Christen
DIE WELLE
Hansjörg WeißbrichTRADE
Bestes Szenenbild
Christian M. LIEBESLEBEN
Goldbeck
Eduard Krajewski DAS WILDE LEBEN
Erwin PribABSURDISTAN
Bestes Kostümbild
Sabine GreunigKIRSCHBLÜTEN
Petra Kray
DAS WILDE LEBEN
Yan Tax
BLACK BOOK
Beste Filmmusik
Ali N. AskinLEROY
Annette FocksEIN FLIEHENDES PFERD
Ralf WengenmayrLISSI UND DER WILDE
KAISER
Beste Tongestaltung
Dirk W. Jacob, TRADE
Dominik Schleier,
Martin Steyer,
Pawel Wdowczak
Joe Knauer, AM LIMIT
Erik Mischijew,
Matz Müller,
Max Rammler
Frank Kruse, DIE DREI RÄUBER
Matthias Lempert,
Carsten Richter,
Fabian Schmidt,
Hanse Warns
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Großes Kino
für Gourmets.
done by WE DO
Französischer Glamour für Liebhaber von Musik und
Ambiente – direkt am Ku´damm im Hôtel Concorde Berlin.
Le Faubourg Brasserie et Lounge
Augsburger Str. 41 . 10789 Berlin . T: (030) 800 999 7700
www.berlin.concorde-hotels.com
Fotos: © Florian Liedel
IMPRESSIONEN VOM NOMINIERTENABEND Im HÔTEL CONCORDE
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ABSURDISTAN
Absurdistan ist ein
kleiner Ort, der auf
keiner Landkarte verzeichnet ist. Die Männer der 14 hier lebenden Familien gehen
jeden Tag in ihren
„philosophischen Club“
im Teehaus und die
Frauen sorgen dafür,
dass das Leben in
ABSURDISTAN weitergehen kann. Es gibt
einen Metzger, einen
Schuster, einen Friseur, einen Bienenzüchter,
einen Tischler, einen Bäcker, einen Schmied,
einen Uhrmacher, einen Arzt, einen Bauern und
noch wenige andere mehr – und jeder von ihnen hat eine Frau dazu, die das Gewerbe besser beherrscht als ihr Mann. Der Szenenbildner
Erwin Prib (Bestes Szenenbild) hatte hier alle
Hände voll zu tun. Es galt, eine fantasievolle
Welt zu schaffen, die irreal und märchenhaft
ist, in der sich aber jeder in seinen Träumen
schon einmal bewegt hat.
Regisseur Veit Helmer hat diesen magischen Ort
in Aserbaidschan hoch in den Bergen des Kaukasus gefunden. Und Erwin Prib hat ihn in eine
mit Einfallsreichtum überbordende optische
Sensation verwandelt. Jedes einzelne Szenenbild ist ein bisschen aus der Realität gefallen:
Beim Tischler hängen Stühle schief von der Decke, beim Metzger im Schlafzimmer sieht es aus
wie in einem orientalischen Freudenhaus und
die schöne Aya wohnt in einem Licht-Türmchen, das in keinem Märchen bezaubernder
beschrieben sein könnte. Als im Dorf das Wasser ausgeht und die Männer sich nicht um die
Reparatur des Rohres kümmern, erklären ihnen
die Frauen den Krieg: „Ohne Wasser gibt’s auch
keinen Sex!“ Die Männer können es nicht glauben und versuchen mit allerlei Schmeicheleien,
ihre Frauen zu verführen.
Hier hat Erwin Prib treffende Szenarien gebaut,
dass die Frauen ihren Männern zeigen können,
wie ernst sie es meinen – die Bäckerin droht
ihrem Mann im Bett mit dem Nudelholz, die
Metzgerin mit dem großen Fleischmesser, die
Tischlerin nagelt Bretter als Trennwand zusammen und die Bäuerin lauert ihrem Mann in
der Scheune mit einem Gewehr auf, als er sich
an einem Schäfchen vergreifen will. So gestaltet
man zeitlose Märchen.
Bestes Szenenbild –
Erwin Prib
– ABSURDISTAN (2008)
Foto: © Anne Bender
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Deutscher Filmpreis 2008
Bei uns
führen Sie Regie!
Sobald Sie in Ihrem Business die Regie führen, wissen Sie zu jedem Zeitpunkt
sehr genau, was passieren soll. Und damit das auch einwandfrei läuft, brauchen
Sie – wie jeder gute Regisseur – verlässliche Mitarbeiter und vor allen Dingen
eine reibungslos funktionierende Logistik. Wenn Sie logistische Kompetenz im
Team benötigen, vertrauen Sie auf die Qualität von TNT Express – dem Gewinner des EFQM Awards 2006, Europas bedeutendster Auszeichnung für
Business Excellence! TNT transportiert als offizieller Logistikpartner des
Deutschen Filmpreises und des LOLA-Festivals viele preiswürdige Filme. Vom ersten Skript bis
zum letzten Schnitt – mit unserer Leistungsstärke sind wir ein wichtiger Partner der zeitsensiblen Filmindustrie. Wöchentlich liefern wir mehr als 3,3 Millionen Pakete, Dokumente und
Frachtstücke in über 220 Länder. Wenn Action gefragt ist, steht TNT Express für Sie bereit.
Anruf genügt: 0 18 05 – 900 900 (14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz)
TNT Express GmbH Deutschland | Niederlassung Berlin | Adam-von-Trott-Str. 1 | 13627 Berlin | www.tnt.de
Am ende kommen touristen
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Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet wurde,
wagte er sich mit seiner Partnerin Britta Knöller
(Bester Spielfilm) an ein ähnlich unbequemes, aber
aufregendes Projekt des Nachwuchsregisseurs
Robert Thalheim. Thalheim sorgte mit seinem Debut NETTO in der Perspektive Deutsches Kino der
Berlinale 2005 für Aufsehen. Er bewies mit diesem
Film ein Bedürfnis nach Authentizität, das vergleichbar dokumentarisch wirkte – und den Produzenten Schmid und Knöller sehr nahe war.
Hans-Christian Schmid, der bis 1992 in der Dokumentarfilmabteilung an der HFF München
studierte und besonderen Wert auf genau recherchierte Stoffe legt, hatte in Thalheim den richtigen Mann für die nächste 23/5-Filmproduktion
gefunden. Gemeinsam arbeiteten Britta Knöller,
Hans-Christian Schmid und der Regisseur an
der Drehbuchvorlage um den jungen Zivildienstleistenden in Auschwitz und realisierten einen
unaufgeregten Film über die Widersprüche des
Erinnerns. Dass der Film als deutscher Beitrag
beim Filmfestival in Cannes 2007 eingeladen war,
spricht nicht zuletzt für das große Talent der beiden Produzenten, neue kreative Persönlichkeiten
zu entdecken und zu fördern.
Bester Spielfilm –
Britta Knöller
– AM ENDE KOMMEN
TOURISTEN (2007)
Bester Spielfilm –
Hans-Christian
Schmid – AM ENDE KOMMEN
TOURISTEN (2007)
– REQUIEM (2006)
Foto: © Gerald von Foris
Auschwitz war bestimmt nicht seine erste
Wahl! Der junge Zivildienstleistende
Sven
(Alexander
Fehling)
hätte lieber in einem alternativen Jugendhilfeprojekt in Westeuropa
seinen Dienst angetreten. Doch während
er den Holocaust-Überlebenden Krzeminski
(Ryszard Ronczewski)
betreut, verändert sich
langsam seine Perspektive. Die Gedenkstätte Auschwitz löst sich für ihn langsam von ihrer Last als
Erinnerungsstätte und fügt sich ein in den polnischen Ort Oswiecim, wo ihn das Leben interessiert und er sich in ein Mädchen verliebt.
Es ist die zweite Produktion der jungen Firma
23/5, und es ist die zweite lange Regiearbeit von
Robert Thalheim. Aber das ist nicht das einzige, was Produktion und Regie gemeinsam
haben. Nachdem Hans-Christian Schmid
(Bester Spielfilm) für seine erste eigene Produktion REQUIEM mit einem Silbernen Bären und fünf
Deutscher Filmpreis 2008
Die Anruferin
mit besagter Stimme Schauergeschichten über
ihre angeblichen Krankheiten oder ihre sterbende Mutter.
Valerie Kochs gesamte Körpersprache wirkt dann
mädchenhaft: In ihrem Gesicht zeichnen sich abwechselnd kindliche Freude, Trotz, Aufregung,
Missmut und Traurigkeit ab. Wie sie dieses Paradox zwischen Anblick, Stimme und Wortwahl
spielt, verbreitet seelisches und körperliches
Unbehagen im Zuschauer und er ahnt vom Unglück einer einsamen Frau. Wenn Irm tagsüber
ihrer Arbeit in der Wäscherei nachgeht, wirkt
eigentlich alles ganz normal. Sie ist manchmal
etwas schroff zu ihren Kolleginnen, aber von
ihrem Doppelleben ist nichts zu merken. Nach
der Arbeit pflegt sie ihre todkranke Mutter, oft
biestig, aber manchmal, wenn es ihr gut geht, ist
sie so liebevoll zu ihr, dass beide selig lächeln.
Wenn sich Valerie Koch – die bereits 2003 in
Stefan Krohmers Kinofilm SIE HABEN KNUT auffiel – als Eleonore für einen ihrer ganz seltenen
Ausgeh-Abende zurecht macht, wenn sie sich
Beste weibliche
Hauptrolle –
VALERIE KOCH
–
–
EIN TOTER BRUDER
(2005/TV)
SIE HABEN KNUT
(2003)
dafür mit einem Flakon Parfüm hinter die Ohrläppchen sprüht, sich die Fingerspitzen parfümiert,
bei Mutter aufs Bett setzt und ihr das Parfüm an
den Hals streicht, schafft sie es, dieser oft auch
für den Zuschauer bedrohlich wirkenden Figur
unsere ganze Sympathie abzugewinnen.
23
Foto: © Vic Polkan
Wir hören eine niedliche
Kinderstimme
telefonieren: „Komm,
erzähl mir eine Geschichte, eine Murkelgeschichte. Bitte.“ Die
Kamera fährt langsam
die Telefonschnur entlang bis zum Hörer,
langsam, wir sehen
einen Hinterkopf mit
langem Haar – und
dann dreht sich das
Gesicht in die Kamera:
Es ist kein Kind! Es ist eine junge Frau von
mindestens 25 Jahren. Das Bild und die Stimme zusammen sind unheimlich! Irm Krischka
(Valerie Koch, Beste darstellerische Leistung –
weibliche Hauptrolle) – manchmal nennt sie
sich auch Pia, Pauline oder Magdalena – spielt
ein perfides Spiel: Sie sucht sich unschuldige
Opfer im Telefonbuch, ruft sie an und erzählt
Auf der anderen Seite
Der Witwer Ali bezahlt
der Prostituierten Yeter
ein monatliches Ausfallhonorar, wenn sie
bei ihm einzieht und
ausschließlich mit ihm
Sex hat. Als sein erwachsener Sohn Nejat
eingeweiht wird, reagiert er verwirrt und
findet erst Zugang zu
Yeter, als sie erzählt,
dass sie ihrer Tochter Ayten für ihr Studium regelmäßig Geld in die Türkei schickt.
Nach Yeters plötzlichem Tod fährt Nejat in
die Türkei, um der Tochter zu helfen, ihr Studium weiterzufinanzieren. Er weiß nicht, dass
er Ayten nicht finden kann, da sie vor der türkischen Polizei nach Deutschland geflüchtet
und bei der jungen Studentin Lotte untergetaucht ist. Lottes Mutter (Hanna Schygulla,
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) ist nicht sonderlich begeistert von den
Ansichten und dem Lebensstil der politisch
aktiven Türkin und weist ihr irgendwann die
Tür. Als Ayten von der deutschen Polizei aufgegriffen und zurück in die Türkei geschickt wird,
nimmt Lotte das nächste Flugzeug, um Ayten
helfen zu können.
In Istanbul trifft Lotte auf Nejat und mietet ein
Zimmer bei ihm, nicht wissend, dass er auch
nach Ayten sucht. Als Lotte von einer kleinen
Kinderbande eher versehentlich erschossen
Bester Spielfilm/
Bestes Drehbuch/
Beste Regie –
FATIH AKIN
Bester Spielfilm –
KLAUS MAECK
– AUF DER ANDEREN
SEITE (2007)
– CROSSING THE
BRIDGE (2005)
– GEGEN DIE WAND
(2004)
– DECODER (1984)
– AUF DER ANDEREN
SEITE (2007)
– CROSSING THE
BRIDGE (2005)
– GEGEN DIE WAND
(2004)
– SOLINO (2002)
Foto: © Achim Kroepsch
24
wird, kommt ihre Mutter in die Türkei, um ihr
Möglichstes zu tun, Ayten aus dem Gefängnis
zu holen. Sie will Lottes Zimmer sehen und
zieht dann auch für ein paar Tage bei Nejat
ein. Ein Reigen ganz anderer Art! Man folgt
im ersten Teil des Films einer herkömmlichen
Dramaturgie. Als die Erzählung so weit fortgeschritten ist, dass Yeter tot ist und Nejat
in die Türkei fährt, um Yeters Tochter Ayten
zu suchen, und Ayten aus der Türkei nach
Foto: © Achim Kroepsch
Deutscher Filmpreis 2008
Deutschland flüchtet, denkt man: Oh nein, jetzt
verlassen beide ihr Land in die Richtung des
anderen und verpassen sich dadurch klassisch.
Erst als zwei Bilder aufeinanderfolgen, die eindeutig suggerieren, dass Ayten in Lottes Auto
und ihre Mutter mit Nejat in der Bahn gerade
aneinander vorbeifahren, registriert man vollends, dass Aytens Mutter noch lebte, als ihre
Tochter in Deutschland angekommen ist. Der
Zuschauer weiß schon um Yeters baldigen Tod,
die Filmdramaturgie ist aber auf der Zeitachse noch einmal ein Stück zurückgesprungen.
Das ist eindeutig konstruiert, aber vom Cutter
Andrew Bird (Bester Schnitt) so klug miteinander verknüpft, dass das Zuschauen und
Entschlüsseln große Freude macht.
Fatih Akin (Bester Spielfilm, Bestes Drehbuch,
Beste Regie) entwarf mit dem Drehbuch eine
Architektur, die für unser Denken äußerst ungewöhnlich ist: Man kann sich in zwei oder
drei Räumen gleichzeitig aufhalten und es
kann Zeitverschiebungen geben, wenn man
von einem Raum in einen anderen wechselt.
Das Buch umfasst eine Geschichte um sechs
Bester Spielfilm –
ANDREAS THIEL †
Beste weibliche
Nebenrolle –
HANNA SCHYGULLA
– AUF DER ANDEREN
SEITE (2007)
– CROSSING THE
BRIDGE (2005)
– GEGEN DIE WAND
(2004)
– KISMET (1999)
Foto: © Hervé Dieu
Personen: eine türkische Mutter und ihre Tochter, eine deutsche Mutter und ihre Tochter und
ein türkischer Vater und sein Sohn. Alle sechs
sind schicksalhaft miteinander verwoben, ohne
dass jeder jedem dabei begegnen muss. Sehr raffiniert baut Akin nach dem Dominoprinzip den
Fortlauf der Handlung, folgt dabei aber nicht
chronologisch jedem Stein, der fällt, sondern
nimmt spiegelbildlich den Erzählstrang an ei-
– ICH VERLEIHE MICH
ZUM TRÄUMEN
(1992/TV)
– EINE LIEBE IN
DEUTSCHLAND (1983)
– DIE GESCHICHTE
DER PIERA (1983)
– DIE EHE DER
MARIA BRAUN (1979)
Foto: © Lilian Birnbaum
ner anderen Stelle wieder neu auf. Für Andrew
Bird, der schon seit KURZ UND SCHMERZLOS
(1998) als Cutter mit Fatih Akin zusammenarbeitet, war das Buch zu AUF DER ANDEREN
SEITE wieder eine ganz besondere Herausforderung. Rhythmus, Geschwindigkeit und
Glaubwürdigkeit einer Geschichte sind Birds
Spezialität, und Akin weiß genau, dass er sich
auf die Intuition und Kreativität seines Cutters
25
Bester Schnitt –
ANDREW BIRD
–
–
–
–
26
COMRADES IN
DREAMS (2007)
CROSSING THE
BRIDGE (2005)
GEGEN DIE WAND
(2004)
ABSOLUTE
GIGANTEN (1999)
verlassen kann, sollte er sich mal kurzfristig
von der Überzeugung seiner geschriebenen
Idee verlassen sehen. Folgerichtig bedankte
sich Fatih Akin bei der Verleihung des Europäischen Drehbuchpreises auch ganz besonders
herzlich bei Andrew Bird für sein großartiges
Gespür. Dass der Zuschauer die offensichtlich
betonte Struktur des Films nicht als ein Korsett empfindet, ist vor allem dem Regisseur Fatih Akin geschuldet, der bei der Auswahl und
Führung seiner Schauspieler wiederholt gutes
Gefühl und großes Talent bewies. Er gibt seinen Schauspielern ausreichend Raum sich zu
entfalten, fordert sie heraus, treibt sie an und
gibt ihnen trotzdem genug Zeit, ihre Figur richtig kennen zu lernen. Hanna Schygulla ist für
diesen Film als beste weibliche Nebenrolle nominiert. Mit der Gelassenheit einer erfahrenen
Alt-68erin kümmert sie sich in ihrer Rolle als
Susanne Staub berührend um ihre Tochter Lotte.
Als Lotte stirbt, hat sie im Film einen Schmerz
zu überwinden, der an menschliche Grenzen
geht und kaum nachvollziehbarer gespielt
werden kann. „Trinken wir auf den Tod!“, sagt
Susanne Staub beinahe feierlich zu Nejat, als
sie das erste Mal wieder Hunger hat und mit
ihm essen geht.
2003 gründete Fatih Akin zusammen mit
Klaus Maeck und Andreas Thiel die Filmproduktionsfirma Corazón International (Bester
Spielfilm), die als erstes den Spielfilm GEGEN
DIE WAND von Akin (2004) co-produzierte.
Kurz vor Ende der Dreharbeiten zu AUF DER
ANDEREN SEITE verstarb Freund und Firmenpartner Andreas Thiel im Alter von 48 Jahren.
Der Film war als ein Film über den Tod geplant
und es ist ein Film über das plötzliche, unvorhersehbare Sterben geworden. Fatih Akin und
Klaus Maeck widmeten ihn Andreas Thiel.
Deutscher Filmpreis 2008
bis zum ellenbogen
So kann es kommen.
Da denkt man sich
eine verrückte KinoGeschichte aus, fragt
zuerst einmal zwei
befreundete Kollegen
zum Beispiel aus der
Zeit am Hamburger
Thalia Theater, ob sie
sich vorstellen könnten,
unter seiner Regie ihren Affen so viel Zucker zu geben, wie sie
können und man es
zulässt. Man schreibt sich schließlich selbst
noch eine kleine Rolle, sozusagen als Katalysator jener verrückten Kinogeschichte –
und wird am Ende für jenen kleinen Auftritt,
der natürlich äußerst fein geriet, auch noch
für einen Preis nominiert. Justus von Dohnanyi
(Bester darstellerische Leistung – männliche
Nebenrolle) ist Sven, der treue Bankangestellte
aus Sylt – und der ist nach zwanzig Minuten tot.
Zwanzig Minuten, in denen sich drei Männer fin-
den, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Da ist der Angeber Achim (Jan Josef Liefers), der
beim Mountainbiking in den Schweizer Alpen
der Illusion hinterherradelt, in der Firma seines
Schwiegervaters noch irgendetwas zu sagen zu
haben, auf der einen und Willi (Stefan Kurt), der
maulige Hartz-IV-Empfänger aus dem Schwäbischen, auf der anderen Seite, in dessen Heimwerker-Welt die beiden anderen schon deshalb
nicht passen, weil sie zumindest den Eindruck
machen, mit Geld etwas zu tun zu haben, das ihnen nicht zusteht.
Man trifft sich per Un- und Zufall vor dem
Schweizer Refugium des Sylter Gutmenschen,
dessen penetrante Liebenswürdigkeit Justus von
Dohnanyi mit einer so hinreißenden Fähigkeit
zur Selbstironie spielt, dass die Zuschauer seinen unverhofften Tod billigend in Kauf nehmen.
Er bleibt ihnen den Rest des Filmes einerseits
als Leiche, andererseits als Regisseur erhalten,
in dessen schwarzer Komödie die Überlebenden diese Leiche unbehelligt durch Deutschland
chauffieren können, weil dieses sich gerade in
einem bekannten Sommermärchen befindet.
Beste männliche
Nebenrolle –
JUSTUS VON DONÁNYI
–
–
–
–
DIE BUDDENBROOKS
(2008)
BIS ZUM ELLENBOGEN (2007)
DAS EXPERIMENT
(2001)
JAKOB DER LÜGNER
(1975)
Foto: © Christian Schoppe
27
BLACK book
Nachdem Rachel Stein
(Carice van Houten,
Beste darstellerische
Leistung – weibliche
Hauptrolle) auf der
Flucht vor den Nazis
in die schon befreiten
südlichen Niederlande ihren Bruder und
ihre Eltern durch einen Hinterhalt verloren hat, schließt sie
sich dem Widerstand
an. Aus der Jüdin
Rachel Stein wird die Agentin Ellis de Vries,
aus einer kessen Dunkelhaarigen wird eine
scharfsinnige und aufreizende Blonde. Durch
einen Zufall gerät sie an den deutschen Offizier des Sicherheitsdienstes Müntze (Sebastian
Koch) und nutzt die Verbindung zu ihm, einen
Job als Schreibkraft bei der Besatzungsmacht
zu bekommen. Es ist, als hätte sie ein neues
Gesicht, das unschuldige, verführerische Gesicht der Ellis, über das von Schmerz und Rache gezeichnete Gesicht von Rachel gezogen.
Carice van Houten spielt beide Gesichter in
einem – und der Zuschauer kann beide sehen.
Es gibt kurze Momente, in denen Ellis unbeherrscht ist, weil der Schmerz und die Erduldung so groß sind, da fällt das erste Gesicht –
die freundliche Maske – und zum Vorschein
kommt ein Gesicht, das all die Schrecken des
Krieges zeigt. Da Müntze sie als Jüdin erkennt,
obwohl sie sich sogar die Schamhaare blond gefärbt hatte, gesteht sie ihm aus Liebe ihre Absichten und verstrickt ihn und vor allem sich
selbst so weit, dass sie am Ende sowohl die
niederländischen Widerständler als auch die
Nazis für eine Verräterin halten.
Carice van Houten entlässt die Zuschauer in
keiner Minute aus ihrem Bann: Man ist so angezogen von ihren Augen, von ihren Bewegungen,
von ihrer Stimme, die sie der Figur Rachel/Ellis
leiht, dass einem der eigene Körper vormacht,
den Wahnsinn der Geschichte gerade selbst
durchlebt zu haben. Ellis de Vries sieht nicht
nur unheimlich gut aus, sie trägt in diesen 145
Filmminuten auch unheimlich schöne Kleider.
Im israelischen Kibbuz trägt sie ein leichtes
Sommerkleid mit Kopftuch, zur ersten Verabredung mit Müntze trägt sie ein knielanges hautfarbenes Unterkleidchen mit einem schwarz-
Beste weibliche
Hauptrolle –
CARICE VAN HOUTEN
–
–
–
–
VALKYRIE (2008)
DOROTHY MILLS
(2008)
BLACK BOOK (2006)
MINOES (2001)
Foto: © Frans Jansen
28
Deutscher Filmpreis 2008
durchsichtigen Nylon-Überkleid, dessen Verschlüsse leicht aufzureißen sind. Und zum
Höhepunkt ihres Ablenkungsmanövers zur Befreiung der gefangen gehaltenen Widerständler
trägt sie ein langes rotes, seidig schimmerndes
Abendkleid.
Der niederländische Kostümbildner Yan Tax
(Bestes Kostümbild) weiß, wie man eine Frau
so anzieht, dass sie zu etwas Einzigartigem
wird. Yan Tax, vor allem bekannt durch seine schrillen und opulenten Designs, war unter anderem in der Berliner Inszenierung von
„3 Musketiere – Das Musical“ für das Kostümdesign verantwortlich. Darüber hinaus entwarf
er die Kostüme für Produktionen der Theatergruppe Amsterdam und für zahlreiche Opern in
Berlin, Dresden, Florenz, Syndey, San Francisco
und Helsinki. Er betreute auch die Kostüme in
vielen niederländischen TV-Serien und einigen
Kinospielfilmen. In BLACK BOOK stellte sich
Tax einer anderen Herausforderung als sonst:
Er bewegte sich weg von der fantasievollen
Kostümwelt der Opern und Musicals in die düstere Zeit des Zweiten Weltkriegs. In BLACK
BOOK prallt die deutsche Militärmacht auf
den niederländischen Widerstand, die Welt der
Uniformierten wird abgehoben von der Welt
der Schal- und Käppi-, Wollpullover-, Lederjacken- und Stoffhosen-Träger. In der Szene, in
der die auf der Flucht erschossenen Juden von
den Nazis gefleddert werden, finden sie Geld
und Schmuck in den Strumpfbändern, im BH,
unter dem Pelzkragen, am Gürtel um die Brust
oder um den Bauch geschnürt und in allen
Taschen und Täschchen. Die Kleidung musste
so angelegt sein, dass an den verschiedensten
Körperteilen möglichst viel Geld und Schmuck
unauffällig versteckt werden konnte. Das forderte den Einfallsreichtum des Kostümbildners
Yan Tax sicher besonders heraus.
Bestes Kostümbild –
YAN TAX
–
–
–
–
LEFT LUGGAGE
(1998)
AM ACHTEN TAG
(1996)
MINA TANNENBAUM (1994)
DAENS (1993)
29
die drei räuber
Als
Tiffany
(Elena
Kreil) mit ihrer Püppi
Pimpanella am Grab
ihrer Eltern Abschied
nimmt, steht die Kutsche, die sie ins Waisenhaus bringen soll,
schon im Hintergrund –
und es regnet schauerlich. Auf dem Weg
durch die Nacht wird
die Kutsche von den
berüchtigten drei Räubern aufgehalten, die
auf Gold und Edelsteine hoffen. Tiffany sieht
ihre Chance, sich vor der gefürchteten Tante
(Katharina Thalbach) im Waisenhaus zu drücken.
Sie redet den Räubern ein, dass sie die Tochter
eines Maharadschas ist, der viel „Lösegold“
für sie zahlen würde. Malente (Joachim Król),
Flinn (Bela B. Felsenheimer) und Donnerjakob
(Charly Hübner) sind begeistert und nehmen
Tiffany mit. Als Tiffany sich schon richtig schön
30
in der Räuberhöhle eingelebt hat, fliegt der Betrug
auf, und sie geht freiwillig – zum großen Bedauern der Räuber – ins Waisenhaus. Aber ein Märchen muss wie ein Märchen enden. Also befreit
sich Tiffany und alle anderen Kinder mit Hilfe der
Räuber aus den Fängen der bösen Tante. Den Ton
eines erfolgreichen Bilderbuch-Klassikers richtig
zu treffen, ist sicher nicht einfach. Hayo Freitag
(KÄPT‘N BLAUBÄR – DER FILM, 1999) ist das mit
seiner Zeichentrick-Adaption von Tomy Ungerers
1961 erschienenem Kinderbuch wunderbar
gelungen. Um die richtige Atmosphäre für diese
Geschichte zu erzeugen, braucht man vor allem
ausgezeichnete Zeichner und Animatoren, die
stimmlich passenden Sprecher für die Figuren
und ein raffiniertes Sound-Design (Frank Kruse,
Matthias Lempert, Carsten Richter, Fabian
Schmidt, Hanse Warns – Beste Tongestaltung),
das alles zum Leben erweckt.
Alle beteiligten Schauspieler sagten hinterher,
dass es für sie eine völlig neue Erfahrung war,
allein mit einem Drehbuch im Tonstudio ein
„Hörspiel“ einzuspielen. Katharina Thalbach
Beste Tongestaltung –
FRANK KRUSE
Beste Tongestaltung –
MATTHIAS LEMPERT
– THE INTERNATIONAL (2008)
– DAS PARFUM (2006)
– EIN FREUND VON
MIR (2006)
– SHOOTING DOGS
(2005)
– EIN FREUND VON
MIR (2006)
– DAS PARFUM (2006)
– BRINKMANNS
ZORN (2006)
– SHOOTING DOGS
(2005)
Deutscher Filmpreis 2008
hat es riesigen Spaß gemacht, in der ersten
Zeit nur Geräusche wie Schmatzen und Spucken oder Wonne- und Ekelgefühl aufzunehmen. Denn beim Animationsfilm stehen die
Sprachaufnahmen naturgemäß am Anfang der
Produktion. Der Ton ist das Wichtigste, um
Angst- und Gruselgefühle in eine märchenhaft
verspielte Kulisse einzubetten. Da schreien die
Eulen und quaken die Frösche, da ertönt bedrohliche Marschmusik, als die drei Räuber das
erste Mal im Wald auftauchen, da quietschen
die Räder der Kutsche und es gibt Türenknarren
im Versteck der Räuber, da hört man das bedrohliche Hackenschuhgeklapper der Tante und
die Rübenmatsche-Maschine im Waisenhaus
saugt, schlurft, spuckt, tropft und schmatzt.
Aber wenn Tiffany von Indien träumt, gibt es
tröstende fernöstliche Klänge zu hören und ein
liebliches Sterntaler-Geklimper, wenn sie das
Gold der Räuber in einem Bogen nach oben
wirft. Am wohligsten jedoch klingt Tiffanys Lachen – es „kitzelt so schön in den Räuberohren“.
Beste Tongestaltung –
CARSTEN RICHTER
Beste Tongestaltung –
FABIAN SCHMIDT
Beste Tongestaltung –
HANSE WARNS
– DAS PARFUM (2006)
– DER LETZTE KÖNIG
VON SCHOTTLAND
(2006)
– SOMMER VORM
BALKON (2005)
– DON‘T COME
KNOCKING (2005)
– DER LETZTE KÖNIG
VON SCHOTTLAND
(2006)
– EIN FREUND VON
MIR (2006)
– DER UNTERGANG
(2004)
– RESIDENT EVIL
(2002)
– KRABAT (2008)
– THE INTERNATIONAL (2008)
– YELLA (2007)
– DAS PARFUM (2006)
31
DU BIST NICHT ALLEIN
32
im selben Aufgang. Herbert Knaup ist eher der
Typ des Unternehmers oder Anwalts: Immer
gut angezogen, immer sehr korrekt, dabei aber
auch gern ein wenig fies, immer ein bisschen
arrogant. In DU BIST NICHT ALLEIN besetzt
Bernd Böhlich ihn als ehemals erfolgreichen
Physiker, der seine Arbeit verloren hat, seine
Ehe in Scherben sieht und gerade aus dem gemeinsamen Haus ausziehen musste.
Herbert Knaup zeigt uns vor allem durch seine
Sprachlosigkeit, was von diesem gut situierten Typ nach all den Niederlagen übrig bleibt:
Er zieht sich immer noch gut an, ist sehr allein
und sein Stolz verbietet es ihm, zum Arbeitsamt zu gehen. Noch immer liebt er seine Frau
und zieht in eine Wohnung, von deren Balkon
aus er auf das gemeinsame Häuschen blicken
kann. Herbert Knaup braucht nicht viel zu tun,
um uns zu rühren und für sich einzunehmen. Er
steht in seinem weißen Hemd auf dem Balkon
und schaut auf das entfernte Haus. Die winzigen Gesten sind es, die seine Verzweiflung
Beste männliche
Nebenrolle –
HERBERT KNAUP
– DAS LEBEN DER
ANDEREN (2006)
– AGNES UND SEINE
BRÜDER (2004)
– ANATOMIE 2 (2003)
– LOLA RENNT (1998)
Foto: © Joachim Gern
Herr und Frau Moll
(Axel
Prahl
und
Katharina Thalbach)
leben seit vielen Jahren in einem Neubaublock in Marzahn und
haben einen routinierten Umgang miteinander entwickelt, der
sich für Außenstehende vor allem in ihrer
kindlichen Terminologie äußert. „Bärchen“
(Herr Moll) lässt sich
das gern gefallen – bis die Russin Jewgenia
(Yekaterina Medvedeva) die Nachbarwohnung
bezieht und Hilfe braucht. Bärchen verliebt
sich gnadenlos in die schöne Nachbarin und
will ab sofort von seiner Frau nur noch beim
Vornamen genannt werden. Herr Wellinek
(Herbert Knaup, Beste darstellerische Leistung –
männliche Nebenrolle) wohnt seit kurzem auch
erzählen: wie er seiner Frau hinterherläuft und
auf ganz zufällig macht oder wie er ihr übers
Haar streicht, als sie ihn einmal besucht. Eine
kleine Rolle, die von Herbert Knaup mit so viel
Wärme und Identifikationspotenzial ausgefüllt
wird, dass jeder glaubt, ihn zu kennen.
Deutscher Filmpreis 2008
Ein fliehendes Pferd
Beste männliche
Hauptrolle –
ULRICH NOETHEN
– DAS WAHRE LEBEN
(2006)
– DER BOXER UND DIE
FRISEUSE (2004/TV)
– DAS SAMS (2001)
– COMEDIAN HARMONISTS (1997)
Foto: © Joachim Gern
Klaus provoziert seinen introvertierten Schulkameraden Helmut nicht nur mit seiner penetranten Art, sondern auch noch mit seiner
attraktiven Partnerin. Da kommt der Reiz für
Sabine gleich doppelt. Rainer Kaufmann inszeniert dieses gemischte Doppel als boulevardesken Parforceritt für alle vier Akteure, deren Spiel
jeweils durch die Auftritte der anderen inspiriert und getrieben wird. In diesem Feuerwerk
der schauspielerischen Interaktion läuft Ulrich
Noethen, ein Meister der leisen Mimik, der auch
mal gekonnt aus der Haut fahren kann, zu besonderer Form auf.
Im vergangenen Jahr hatte es die Komponistin
Annette Focks (Beste Filmmusik) geschafft, mit
exakt und buchstäblich VIER MINUTEN Musik
einen Film auf den Punkt zu bringen. Für EIN
FLIEHENDES PFERD braucht sie auch nicht viel
mehr. Ihre Musik wird zwar sparsam verwendet,
geizt aber nicht mit Spielfreude, Witz und Ironie
– und harmoniert dadurch ganz nebenbei auch
noch mit Ulrich Noethens Interpretation seines
tragikomischen Helden.
Beste Filmmusik –
ANNETTE FOCKS
Foto: © Kristina Magdalena Henn
EIN
FLIEHENDES
PFERD ist nicht nur die
bekannteste Liebesgeschichte von Martin
Walser, sondern auch
eine seiner spannendsten und filmischsten.
Nicht zuletzt durch
die Figurenkonstellation. Deshalb wurde
sie bald nach ihrem Erscheinen in den späten
siebziger Jahren für
das Fernsehen adaptiert. Und weil sie auch eine der zeitlosesten
Geschichten ist, konnte sie Rainer Kaufmann
souverän noch einmal ins Kino von heute übersetzen. Es geht um die Macht der Gewohnheit
gegen die Macht der Gefühle, wenn das Lehrerehepaar Sabine (Katja Riemann) und Helmut
(Ulrich Noethen, Beste darstellerische Leistung –
männliche Hauptrolle) in ihrer eingefahrenen
Ferienidylle auf das ungleiche Pärchen Klaus
(Ulrich Tukur) und die deutlich jüngere Helene
(Petra Schmidt-Schaller) treffen. Der Angeber
– KRABAT (2008)
– DIE DREI FRAGEZEICHEN (2007)
– VIER MINUTEN
(2006)
– MALUNDE (2001)
33
frei nach plan
34
Nur Iris (Corinna Harfouch), die Älteste, hat ihr
eigenes Glück noch nicht gefunden, kümmert
sich aber im gemeinsamen Haus um Mutter
Silvia.
Christine Schorn spielt die alkoholkranke Mutter dieser drei sehr unterschiedlichen Töchter
mit einer Liebe und einem Stolz, der aber regelmäßig zerfällt, wenn sie wieder mehr getrunken hat als ihr gut tut. Wie sie sich in diese am
Boden kauernde Frau hineinversetzt, ist anrührend, realitätsnah und von geradezu selbstvergessener schauspielerischer Courage. Iris
organisiert für ihre Mutter eine große Geburtstagsüberraschungsparty, zu der sie alle
Schwestern und die Dorfgemeinschaft einlädt.
Im Vorfeld kommt es zu vielen Konflikten, die das
Verhältnis aller drei Schwestern untereinander
und zu ihrer Mutter auf eine harte Probe oder
gar ganz in Frage stellen. Aber auf der Party soll
es Mutter Silvia gut gehen. Sie tanzt beinahe
majestätisch durch den Saal und ist glücklich.
Silvia weiß nicht, dass das ihr letzter Auftritt
sein wird, aber Christine Schorn legt dieses
Wissen um ihre Figur in diesen einen Tanz.
Beste weibliche
Nebenrolle –
CHRISTINE SCHORN
– GOOD BYE, LENIN!
(2003)
– DER GRÜNE
HEINRICH (1994)
– EINE SONDERBARE
LIEBE (1984)
– DIE BEUNRUHI GUNG (1982)
Foto: © Christian Dietrich
„Gestern trat ein Fräulein an mein Bette
und behauptete, die
Glücksfee zu sein. Und
sie fragte mich, ob ich
drei Wünsche hätte,
und ich sagte, um sie
reinzulegen:
Nein!“
Wer glaubt schon an
die Glücksfee? Mutter Silvia (Christine
Schorn, Beste darstellerische Leistung –
weibliche Nebenrolle)
hat ihre Wünsche schon lange abgegeben. Vielleicht könnte jede ihrer drei erwachsenen Töchter die Realisation eines Wunsches von Silvia
sein. Anne (Kirsten Bock) hat Familie, und Marianne (Dagmar Manzel) nimmt sich die Freiheit, tun und lassen zu können, was sie will.
Deutscher Filmpreis 2008
gegenüber
In dieser Ehe herrscht die heimliche Gewalt
des gehobenen Kleinbürgertums. Nur mit anderen Vorzeichen als in vergleichbaren familiären Konstellationen. Anne ist unberechenbar,
jähzornig, cholerisch – und schlägt den Held in
Uniform manchmal grün und blau, mit allem,
was ihr in die Finger kommt. Es sind die gleichen Mechanismen wie bei schlagenden Männern: Affektive Reaktionen auf Kleinigkeiten
steigern sich in unkontrollierte und offenbar
unkontrollierbare Wut. Es kommt zum Ausbruch, schließlich zur Reue, meistens zur mittelfristigen Versöhnung. Es kommt zum Wunsch
und zur Hoffnung, dass dies das letzte Mal war.
Und es geht immer weiter.
Der junge Regisseur Jan Bonny, Absolvent der
Kölner Kunsthochschule für Medien, hat mit dieser dichten und überraschenden Geschichte nach
Kurz- und Werbefilmen sein Spielfilmdebüt hingelegt. Und wurde prompt in die Quinzaine des
Beste weibliche
Hauptrolle –
VICTORIA TRAUTTMANSDORFF
– EINSATZ IN
HAMBURG
(2004–2008/TV)
– WIE KRIEG ICH MEINE MUTTER GROSS?
(2003 und 2006)
– FALSCHER BEKENNER (2005)
– GESPENSTER (2005)
35
Foto: © Christian Schoppe
Der Film beginnt furios. Streng nach den
Gesetzen eines klassischen Polizeifilms befreit Matthias Brandt
(Beste darstellerische
Leistung – männliche
Hauptrolle) als Polizist
Georg seinen Kollegen
Michael (Wotan Wilke
Möhring) unter Einsatz
seines eigenen Lebens
aus den Händen eines
psychopathischen Gangsters und wird zum
Helden des Polizeireviers – einer der letzten Bastionen machistischer Lebens- und Denkungsart. Der Alltag von Georg und seiner Frau, der
Lehrerin Anne (Victoria Trauttmansdorff – Beste
darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle)
sieht allerdings weit weniger spektakulär aus.
Beste männliche
Hauptrolle –
MATTHIAS BRANDT
– EIN SOMMER MIT
PAUL (2007/TV)
– DER ZIERFISCH (AT)
(2007/TV)
– IN SACHEN
KAMINSKI (2005/TV)
– IM SCHATTEN DER
MACHT (2003/TV)
Foto: © Joachim Gern
36
Realisateurs nach Cannes eingeladen. Die
Schauspieler Victoria Trauttmansdorff und
Matthias Brandt haben ihm für diesen schweren
wie reizvollen Stoff nicht nur ihr Vertrauen
geschenkt, sondern offenbar auch ihre volle
künstlerische Unterstützung. Die international
sozialisierte Victoria Trauttmansdorff galt in
Deutschland lange als gefeierte Theater-Mimin
mit einem Stammplatz am Hamburger Thalia,
bis Christoph Hochhäusler sie für sein psychologisches Außenseiter-Drama FALSCHER
BEKENNER besetzte.
In GEGENÜBER, einem Kammerspiel mit kinematografischer Wucht, kommt ihr die physisch
betonte Bühnenspielweise sehr zugute. Sie
muss sich deutlich verausgaben und sichtlich
zusammensinken, laut und leise zugleich spielen, aggressiv und verletzt. Ihr Kollege Matthi-
as Brandt ist ohnehin ein Meister der leiseren
Töne, eher introvertiert und deshalb besonders
überraschend und nachhaltig, wenn es aus ihm
herausbricht In diesem Film bricht es lange
über ihn herein. Auch für Brandt ist das Kino
noch kein selbstverständliches Terrain. Doch
er hat schon Fernsehgeschichte geschrieben.
Nicht nur, weil er sich in Oliver Storz‘ Zweiteiler SCHATTEN DER MACHT ausgerechnet in
die Psyche von Günther Guillaume versetzte.
Oder in Adolf Winkelmanns viel beachtetem
Contergan-Film in die Rolle eines skrupulösen
Industrieforschers. Beide Schauspieler schlagen sich in diesem Film und werden geschlagen,
obwohl sie doch in ihrem Metier unschlagbar
zu sein scheinen.
Deutscher Filmpreis 2008
KIRSCHBLÜTEN
An apple a day keeps
the doctor away. Dieser Satz scheint sogar
zu gelten, wenn der
Apfel gar nicht gegessen wird. Der genügsame bayerische Beamte Rudi, dem Elmar
Wepper (Beste darstellerische Leistung –
männliche Hauptrolle)
von der ersten Minute des Films an eine
bewegende
melancholische Tiefe verleiht, jedenfalls nimmt besagtes Obst nur mit, um es an Kollegen weiterzugeben. So überrascht die Diagnose seines
Arztes nicht, er sei unheilbar krank. Seine
Frau Trudi, in deren Figur Hannelore Elsner
(Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) die richtige Mischung aus fürsorglicher Mutter und Landfrau mit Sehnsucht
nach exotischer Schönheit legt, fährt mit ihm
zu den Kindern nach Berlin und dann an die
Ostsee. Dass sie es ist, die dort stirbt, ist die
erste große Überraschung in einem Film, der
von Überraschungen, Versuchungen, Verletzungen und vor allem Versöhnungen erzählt.
Doris Dörrie (Bestes Drehbuch, Beste Regie)
reist mit ihren Filmen und Protagonisten schon
lange nach Asien, besonders nach Japan. Doch
KIRSCHBLÜTEN – HANAMI ist kein Ausflug,
sondern ein emotionaler und philosophischer
Brückenschlag zwischen den Kulturen, zwischen Eltern und Kindern und sogar zwischen
Leben und Tod. Rudi wird nämlich seiner toten
Frau erst posthum ihren sehnlichsten Wunsch
erfüllen – eine Reise nach Japan, wo ihr Sohn
Karl (Maximilian Brückner) übrigens lebt und
Bester Spielfilm –
MOLLY VON
FÜRSTENBERG
Bester Spielfilm –
HARALD KÜGLER
– BANDITS (1997)
– DER BEWEGTE
MANN (1994)
– KLEINE HAIE (1992)
– MÄNNER (1985)
– BANDITS (1997)
– DER BEWEGTE
MANN (1994)
– KLEINE HAIE (1992)
– MÄNNER (1985)
Foto: © Jürgen Olczyk
Foto: © Jürgen Olczyk
37
noch nie von seinen Eltern besucht wurde.
Dort soll Rudi seine Frau wirklich begreifen lernen, ihren Tod verarbeiten und zu sich
und seinen Kindern finden. Dabei hilft ihm die
Begegnung mit der obdachlosen Yu (von der
Butoh-Tänzerin Aya Irikuzi mit traumwandlerischer Leichtigkeit und leisem Humor gespielt).
Sie lehrt Rudi, sich auch dort zu bewegen,
wo er weder sprechen noch lesen kann. Doris
Dörrie findet hierfür Szenen und Bilder, die
Foto: © Mathias Bothor
38
einfach und eindringlich zugleich sind. Ob es
der geradezu somnambule nächtliche Streifzug durch die Freudenhäuser Tokios ist, das
kauernde Warten vor der Haustür des Sohnes
oder der tägliche Blick auf den Nebel verhangenen Mount Fuji. Dabei ist Elmar Weppers
bescheiden angelegte, aber nachhaltig spürbare Präsenz die richtige Inkarnation dieser
Ideen. Es wird traurig, wenn er auftaucht. Und
er bringt einen doch zum Lächeln. Man möch-
Bestes Drehbuch/
Beste Regie –
DORIS DÖRRIE
Beste Männliche
Hauptrolle –
Elmar Wepper
–
–
–
–
– LEO (2006/TV)
– DER FISCHER UND
SEINE FRAU (2005)
– LAMMBOCK (2001)
– BITTERE UNSCHULD
(1999/TV)
ERLEUCHTUNG
GARANTIERT (2000)
BIN ICH SCHÖN?
(1998)
KEINER LIEBT MICH
(1994)
MITTEN INS HERZ
(1983/TV)
te ihn manchmal schieben, stoßen, anschreien – und gewinnt doch mit jedem Augenblick
mehr Respekt vor einer Figur, die genau aus
jener Lage Energie bezieht, die andere (auch
und gerade in diesem Alter) zu hilf- und damit
tatenloser Verzweiflung führen würde. Bereits
ihren ersten Kinofilm, das Melodram MITTEN
INS HERZ aus dem Jahr 1983, realisierte Dörrie mit der Firma Olga Film von Molly von
Fürstenberg und Harry Kügler (Bester Spielfilm).
Zwei Jahre später entstand in dieser Konstellation die Komödie MÄNNER, mit der Dörrie
und auch die Firma Olga Film einem großen
Publikum bekannt wurden. Olga produzierte
auch die ersten Erfolge von Sönke Wortmann (KLEINE HAIE, DER BEWEGTE MANN)
oder Dennis Gansel (MÄDCHEN MÄDCHEN,
NAPOLA) und gehört seit nunmehr dreißig Jahren zu den auffälligsten und beständigsten
Foto: © Kurt Krieger / Wolfram
Deutscher Filmpreis 2008
Kino- und TV-Produktionsfirmen des Landes.
So zeichnen Molly von Fürstenberg und Harry
Kügler auch für Fernsehklassiker wie Rainer
Kaufmanns „Denn eben mit Gewalt“ oder „Mathilde liebt“ von Wolfram Paulus verantwortlich.
KISCHBLÜTEN ist die erste Zusammenarbeit
mit Doris Dörrie nach 18 Jahren. Für die Potsdamer Kostümbildnerin Sabine Greunig (Bestes
Kostümbild) war es die erste Zusammenarbeit
mit der Regisseurin überhaupt. Greunig hatte
Beste weibliche
Nebenrolle –
HANNELORE ELSNER
–
–
–
–
KIRSCHBLÜTEN
(2008)
ALLES AUF ZUCKER
(2004)
MEIN LETZTER
FILM (2002)
DIE UNBERÜHRBARE (2000)
unter anderem für Andreas Dresen gearbeitet (NACHTGESTALTEN, HALBE TREPPE)
und sich mit KIRSCHBLÜTEN einer ganz besonderen Herausforderung gestellt. Von der bayerischen Tracht über hippe Berliner-Mitte-Mode
bis zur Farbenpracht japanischer Textilien hätte sich bei diesem Stoff auf den ersten Blick so
einiges angeboten. Es spricht für das Verständnis von Sabine Greunig für Dörries Geschichte
und Figuren und für ihre künstlerische Integri-
tät, dass die einfachen Farben, Stoffe und Modelle das Kostümbild dieses Films nicht nur bestimmen. Sie sind wesentlicher Teil der Erzählung. Und eine türkisfarbende, grob gearbeitete
Strickjacke steht dabei im Zentrum, ist emotionaler Katalysator für einige der berührendsten
Momente des Films: Sie verbindet im wörtlichsten Sinne das Paar bei ihrem Ausflug an
die Ostsee. Und Rudi trägt sie in Japan, um ihr
das zu geben, was er seiner Frau verweigert hat.
Bestes Kostümbild –
SABINE GREUNIG
–
–
–
–
SOMMER VORM
BALKON (2005)
DIE BLINDGÄNGER
(2004)
HALBE TREPPE
(2002)
NACHTGESTALTEN
(1999)
Foto: © Mathias Bothor
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Deutscher Filmpreis 2008
Wir gratulieren allen Nominierten!
1
Kirschblüten – Hanami
Yella
Die Welle
Am Ende kommen Touristen
Leroy
Max Minsky und ich
Prinzessinnenbad
Medienboard geförderte Filme:
1 KIRSCHBLÜTEN – HANAMI Nominierungen: Bester Spielfilm, Bestes Drehbuch, Beste Regie, Beste männliche Hauptrolle, Beste weibliche
Nebenrolle und Bestes Kostümbild 2 YELLA Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste Regie, Beste weibliche Hauptrolle, Beste Kamera/Bildgestaltung 3 DIE WELLE Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste männliche Nebenrolle, Bester Schnitt 4 BLACK BOOK Nominierungen: Beste
weibliche Hauptrolle, Bestes Kostümbild 5 DAS WILDE LEBEN Nominierungen: Bestes Szenenbild, Bestes Kostümbild 6 LEROY Nominierungen:
Bester Kinder- und Jugendfilm, Beste Filmmusik 7 LIEBESLEBEN Nominierungen: Beste Kamera/Bildgestaltung, Bestes Szenenbild 8 AM ENDE
KOMMEN TOURISTEN Nominierung: Bester Spielfilm 9 ABSURDISTAN Nominierung: Bestes Szenenbild 10 BIS ZUM ELLENBOGEN Nominierung:
Beste männliche Nebenrolle 11 DIE DREI RÄUBER Nominierung: Beste Tongestaltung 12 DU BIST NICHT ALLEIN Nominierung: Beste männliche
Nebenrolle 13 FREI NACH PLAN Nominierung: Beste weibliche Nebenrolle 14 MAX MINSKY UND ICH Nominierung: Bester Kinder- und Jugendfilm 15 PRINZESSINNENBAD Nominierung: Bester Dokumentarfilm
LIebesleben
Als ein alter Freund
ihrer Eltern, Arie (Rade
Sherbedgia), zu Besuch
kommt, spürt Jara
(Netta Garti) sofort,
dass etwas anders ist
als sonst. Ihre Mutter stellt sich krank
und verlässt nicht das
Zimmer und sie selbst
reagiert verwirrt auf
den viel älteren Mann,
der sich geheimnisvoll
und arrogant gibt. Sie
wird von nun an von einer Obsession getrieben, von der sie nicht ahnt, dass ihr Ursprung
tief verwurzelt in ihrer Familie liegt. Sie verfolgt diesen Mann, spürt seinen Gewohnheiten
nach, verabredet sich mit ihm und lässt sich
nach dem ersten teuflischen Liebesakt wieder
von ihm wegstoßen. Der Kameramann Benedict
Neuenfels (Beste Kamera/Bildgestaltung) findet
für Jaras abgründige Fantasien und ihr widersprüchliches, aufgeregtes Gefühlsleben überzeugende Bilder und hat ihre Zerrissenheit zum
visuellen Prinzip gemacht. Gnadenlos folgt ihr
die Kamera auf dem Weg in die Erniedrigung,
auf der Suche nach Erfüllung.
LIEBESLEBEN ist Maria Schraders erste Regiearbeit und sie setzt ihre Sicht auf dem von
Zeruya Shalev geschriebenen Roman um. Sehr
viele Frauen haben dieses Buch gelesen, das in
ihnen Bilder hervorgerufen hat, von denen sie
gar nicht wussten, dass sie in ihrem Innenleben existieren. Benedict Neuenfels’ Kamera
schafft es, uns diese tief verborgenen Bilder
an die Oberfläche zu holen und sichtbar zu machen. Wenn Jara sich völlig aufgebracht nach
dem ersten Liebesakt wieder vor Aries Haustür
findet, ihn anschreit, dass es nicht gut für sie
war, und zur Unterstreichung Steinchen in die
Richtung seines Hauses wirft, umkreist die Kamera Jara, ebenfalls aufgeregt, nähert sich ihr,
um sich gleich wieder zu entfernen und übersetzt das Spiel von Nähe und Distanz, von absoluter Anziehung und plötzlichem Ekel in eine
Emotion, die den Zuschauer mitreißt. Die ganze
Geschichte ist in das heutige Israel eingebettet,
dessen einprägsame Architektur Neuenfels
mit einem unvergleichlichen Licht einfängt.
Beste Kamera/
Bildgestaltung –
BENEDICT NEUENFELS
– DIE FÄLSCHER
(2007)
– DER FELSEN (2002)
– LOST KILLERS (1999)
– BILDER VON
ANDERSWO (1994)
Foto: © Greta Hoch
41
Da Jara durch einen Terroranschlag auf einen
Bus traumatisiert ist, kann sie keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen. Als sie
wieder einmal versucht, einen Bus zu nehmen,
bleibt sie jäh vor der Tür stehen, ihre Erinnerungsbilder gehen ineinander über und die
Kamera zeigt dem Zuschauer Jaras Gesicht
unscharf verschwommen. Allein mit dieser
Einstellung schafft Neuenfels es, gleichnishaft
vom Trauma Israels zu erzählen. Mit der stim-
Bestes Szenenbild –
CHRISTIAN M.
GOLDBECK
– KRABAT (2008)
– REQUIEM (2006)
– ALLES AUF ZUCKER
(2004)
– DIE FETTEN JAHRE
SIND VORBEI (2004)
migen Inszenierung jüdischer Alltagskultur
macht der Szenenbildner Christian M. Goldbeck
(Bestes Szenenbild) dem Zuschauer die Familienzusammenhänge schnell vertraut. Er findet
die richtigen Orte, um Jara als eine in Jerusalem tief Verwurzelte zu kennzeichnen und Arie
als den, der sich nirgendwo lange aufhält, als
einen Don Juan auf der Durchreise. Stolz ist
Goldbeck, wenn sein Szenenbild so realistisch
wirkt, dass der Zuschauer die Dinge wiedererkennt und nicht an ihnen zweifelt. Durch seine
räumlichen Arrangements sollen Empfindungen
aufkommen, die man in ähnlichen Zusammenhängen schon einmal hatte, die einem vertraut
sind als wäre man schon einmal da gewesen. So
berichtet Goldbeck in einem Radio-Interview
von einer Frau Mitte sechzig, die mit Tränen in
den Augen vor einer von ihm entworfenen 50erJahre-Boutique in der Jerusalemer Fußgängerzone stand und es nicht fassen konnte, dass sie
sich einer Jugenderinnerung gegenüber sah.
Solche Momente machen Goldbeck glücklich!
Foto: © Christine Halina Schramm
42
Deutscher Filmpreis 2008
Lissi und der wilde Kaiser
Herpes geht es gut.
Er spielt mit Akne im
Garten, während sich
der Kaiser Franz auf
dem Rückweg vom
Geldautomaten noch
mal kurz tätowieren
lässt. Und obwohl sich
die Freischwimmer im
Wald als Nudisten mit
den Partisanen verbünden, ist das Leben
bei Hofe weitaus idyllischer und weniger
gefährlich als das des Yeti in der Gletscherlandschaft. Der mag zwar Igel werfen und Eichhörnchen erschrecken können, den Teufel und sein
Echo muss er aber mehr fürchten als Franz den
Aufstand der Hämorriden, die möglicherweise
mit den Preußen den Krieg gegen Österreich
erklären – per Einschreiben, aber ohne Rückschein. Deshalb tut der Yeti, was der Teufel will.
Dieser wünscht sich Lissi zu sich und bringt
den Mythos des Himalaja gleich doppelt in Not.
Der muss nicht nur angestammtes Terrain verlassen, sondern hat auch noch eine Dame an
der Hacke, die weit weniger mit der süßen Teenager-Prinzessin von Romy Schneider gemein
hat als mit der rustikalen Millionärsgattin Bette Midler in RUTHLESS PEOPLE.
Auch im letzten Teil seiner Trilogie mit gelungenen Parodien scheinbar nicht zu parodierender Filme holt sich das Multitalent Michael Bully
Herbig einen Mann an seine Seite, der offenbar
die eine der wenigen Begabungen hat, über die
der Komödiant, Autor, Schauspieler, Produzent
und Regisseur nicht verfügt. Und doch haben
Herbig und Ralf Wengenmayr (Beste Filmmusik)
schon wieder was gemeinsam: Jede Situation erfordert und erhält eine neue und überraschende
Idee. Der musikalische Reigen in LISSI UND DER
WILDE KAISER geht mühelos vom Kaiser-Walzer zum King-Of-The-Road-Song, vom StreichQuartett zum Gassenhauer. Und Komponist Ralf
Wengenmayr, der auch gerne mal ein Commercial zum Klingen bringt, weiß dabei nicht nur
immer, was er kann, sondern auch, was er tut.
Beste Filmmusik –
RALF WENGENMAYR
– LISSI UND DER WIL DE KAISER (2007)
– PAPA UND MAMA
(2006/TV)
– (T)RAUMSCHIFF
SURPRISE PERIODE 1
(2004)
– DER SCHUH DES
MANITU (2001)
43
Eine Marke der Daimler AG
Nominiert in der Kategorie: Bester Sound.
Mercedes-Benz. Exklusiver Fahrservice beim Deutschen Filmpreis 2008.
Shoppen
„Hallo, ich bin Falk.
Und ich suche die
Liebe.“ Ralf Westhoff
(Bestes Drehbuch/Bester Spielfilm) kommt
gleich zu Sache. Und
er bleibt bis zum Ende
dabei. Ob es um die umweltgerechte Nutzung
des
Personennahverkehrs geht oder um das
merkwürdige Verhalten
geschlechtsreifer
Großstädter nach dem
Paarungsakt, Kuscheln oder die Kurve kratzen.
Ob man seine Zeit effektiv nutzt, indem man für
das unbekannte Gegenüber einen Fragebogen
vorbereitet oder die Tatsache, dass man sich
eigentlich für unwiderstehlich hält, auch noch
offen aus- bevor die andere einen anspricht. Die
Dialoge in Ralf Westhoffs Überraschungserfolg
SHOPPEN sind so originell wie wahrhaftig. Und
sein Personal verkörpert diese Originalität in
einem immer leicht am Rande der Ironie entlang
gleitenden Realismus, bei dem offenbar der Regisseur Westhoff auch noch ein Wörtchen mitzureden hatte.
Vom Suchen und manchmal auch Finden der
Liebe oder dessen, was man dafür hält, wenn
man schon länger gesucht und noch länger nicht
gefunden hat, handelt dieser Metropolen-Film,
der thematisch auffällig oft aufs Land fährt. Unheimliche und am Ende auch heimliche Begegnungen der dritten Art nach einem festgelegten,
brutalen, eigentlich lust- und kommunikationsfeindlichen Ritual stehen im Zentrum eines
Films, der seine zahlreichen und deutlich voneinander verschiedenen Figuren niemals verliert
und sie – im Gegensatz zu dem Projekt, dem sie
sich aussetzen – auch niemals verrät. Speed Dating als letzte oder auch einzige Möglichkeit, das
Leben mit Anderen zu ändern. Ein kleiner, konzentrierter, unverkrampfter und tragikomischer
Film über das Leben der Generation, von der
nicht weniger als die Zukunft abhängt, entsteht
nicht als soziologisches Projekt. Ein solcher Film
entsteht, weil er entstehen muss.
Der filmische Autodidakt Ralf Westhoff, der bislang als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent in Personalunion eher als Einzelkämpfer in
der Branche aufgefallen ist, hat sich für dieses
45
Projekt Partner gesucht, die durchaus auch zur
Zielgruppe des Films hätten gehören können.
Die Thirtysomethings Florian Deyle und Martin
Richter (Bester Spielfilm) haben nach Abschluss
ihres Studiums an der Münchner Hochschule für
Fernsehen und Film die Produktionsfirma Drife
Productions gegründet, mit der sie sowohl kurze Spielfilme als auch viel beachtete Werbespots
produzierten. SHOPPEN ist der erste abend-
Bester Spielfilm/
Bestes Drehbuch –
RALF WESTHOFF
– SHOPPEN (2007)
– DER BANANENKAKTUS (2004)
– DER PLAN DES
HERRN THOMASCHEK (2003)
– EIN SONNTAG IM
SEPTEMBER (2000)
46
füllende Spielfilm eines Teams, das zunächst
einmal nicht mehr, aber auch nicht weniger
von sich selbst erwartet als „die sehr intensive
persönliche Zusammenarbeit mit den kreativen
Partnern wie Autor und Regisseur“. Diesen bescheidenen, aber essenziellen Anspruch haben
sie offensichtlich eingelöst.
Bester Spielfilm –
FLORIAN DEYLE
Bester Spielfilm –
MARTIN RICHTER
–
–
–
–
–
–
–
–
SHOPPEN (2007)
LEBENSLINIE
(2006/TV)
DIE ÜBERRASCHUNG
(2004/KURZFILM)
DER FENSTERSTURZ
(2001/KURZFILM)
SHOPPEN (2007)
LEBENSLINIE
(2006/TV)
DIE ÜBERRASCHUNG
(2004/KURZFILM)
DER FENSTERSTURZ
(2001/KURZFILM)
Deutscher Filmpreis 2008
TRADE
Nach Schätzungen der
CIA werden jedes Jahr
zwischen fünfzig- und
hunderttausend Menschen illegal in die
USA verschleppt. Die
Grenze zwischen Zentral- und Nordamerika,
zwischen Mexiko und
Texas ist dabei längst
zu einem Symbol für
schwere
Verbrechen
geworden: Entführung,
Vergewaltigung, Mord, Kinderpornografie und
Päderastie. Für seine erste Arbeit in den Vereinigten Staaten hat sich Marco Kreuzpaintner kein
gefälliges Thema ausgesucht. Roland Emmerich
machte das Projekt möglich und arbeitete nicht
zum ersten Mal mit seinen deutschen Kollegen
Thomas Wöbke, Jakob Claussen und Uli Putz zusammen. TRADE – WILLKOMMEN IN AMERIKA
erzählt eine so anrührende wie spannende
Heldengeschichte – ohne Säbelrasseln und
abenteuerliche Gesten. Der Film führt zwei
Menschen zusammen, die sich eigentlich nie
begegnen würden, hätten sie nicht das gleiche
Ziel: Ein mexikanischer Junge mit krimineller
Energie (Cesar Ramos) und ein US-amerikanischer Polizist (Kevin Kline) suchen ihre verschleppte Schwester oder Tochter. Die Jagd
nach den Schleppern, die die Kinder im Internet
per Auktion anpreisen, wird für den Zuschauer
zur Entdeckungsreise durch gesellschaftliche
Missstände, unvorstellbare verbrecherische
Phänomene, aber auch mythische Landschaften
und zu einer Hoffnung, die nicht stirbt, weil sie
zum Überleben beigetragen hat.
Auf dieser Reise ist das Publikum bei Daniel
Gottschalk (Beste Kamera/Bildgestaltung) und
Hansjörg Weißbrich (Bester Schnitt) besonders
gut aufgehoben. Gottschalks Bilder lassen die
Geschichte, ihre Protagonisten und deren Verfassungen nie aus den Augen, sind subjektiv,
wenn es um Gefühl und Spannung geht oder
Beste Kamera/
Bester Schnitt –
Bildgestaltung –
HANSJÖRG
DANIEL GOTTSCHALK WEISSBRICH
–
–
–
–
KRABAT (2008)
TRADE (2007)
VINCENT (2004)
SOMMERSTURM
(2004)
–
–
–
–
JOHN RABE (2008)
KRABAT (2008)
REQUIEM (2006)
LICHTER (2003)
Foto: © Marco Nagel
47
weit, wenn man den Überblick nicht verlieren
darf. Manchmal funktioniert das aber auch genau umgekehrt. Genau das entscheidet nicht
zuletzt der raffinierte, aber auch souveräne
Schnitt von Hansjörg Weißbrich, dessen kluge
Parallelmontagen immer mehr zu einem seiner
Markenzeichen zu werden scheinen. Und wenn
schließlich noch das außergewöhnlich packende
Sound-Design (Dirk W. Jacob, Dominik Schleier,
Martin Steyer, Pawel Wdowczak – Beste Tongestaltung) sowohl dazu beiträgt, die Spannung zu
erhöhen als auch die Orte und Emotionen sozusagen hörbar zu lokalisieren, bekommt der Film
eine sinnliche Ebene, die ihn zu einer Rarität
werden lässt, zu einem gelungenen politischen
Melodram.
In der schockierendsten Szene des Films wird
die entführte Schwester des Jungen durch ein
vertrocknetes Getreidefeld geführt, in dem Kinder wie in Vogelnestern geschändet werden. Wir
sehen nichts als die Pflanzen und hören ihr Rascheln, Stimmen, Weinen, Schritte. Der Dreiklang
von Bild, Schnitt und Ton wird hier zu einem
Schrei der Anklage und einem Schrei um Hilfe.
Beste Tongestaltung –
DIRK W. JACOB
Beste Tongestaltung –
DOMINIK SCHLEIER
Beste Tongestaltung –
MARTIN STEYER
Beste Tongestaltung –
PAWEL WDOWCZAK
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
– ABGEDREHT (2008)
– DIE TIEFSEETAUCHER (2004)
– RUSHMORE (1998)
– LEAVING LAS
VEGAS (1995)
KNALLHART (2006)
GOOD BYE, LENIN!
(2003)
LOLA RENNT (1998)
23 (1998)
WAZ (2007)
DER LETZTE KÖNIG
VON SCHOTTLAND
(2006)
ALMOST HEAVEN
(2005)
DIE LUFTBRÜCKE
(2005/TV)
YELLA (2007)
DER LETZTE KÖNIG
VON SCHOTTLAND
(2006)
KNALLHART (2006)
LICHTER (2003)
Foto: © Timo Nasseri
48
Deutscher Filmpreis 2008
Die welle
„Bericht über einen Unterrichtsversuch, der zu
weit ging“, nannte sich
die deutsche Ausgabe
des Tatsachenromans
DIE WELLE von Morton
Rhue, der vor über
zwanzig Jahren erschien und seitdem
zur festen Schullektüre gehört. Das riskante
pädagogische Experiment, auf dem der
Roman basiert, fand bereits 1967 in den USA statt. Für den Produzenten
Christan Becker (Bester Spielfilm) und seine
regelmäßigen kreativen Partner Dennis Gansel
(Regie, Buch) und Peter Thorwarth (diesmal nur
Buch) war das kein Problem: Diesen Stoff darf
man nicht nur ins Deutschland von heute verlegen, man muss es sogar. Und Ron Jones, der
Lehrer, der dieses Experiment verantwortete,
fühlt sich dabei noch mehr verstanden denn je.
„Er hat immer gesagt, dass er das Buch von Morton Rhue gehasst hat, aber bei Dennis‘ und Peters
Drehbuch war er ganz sprachlos“, erzählt Becker.
„Laut Jones haben sie, von ihrem heutigen Wissen
ausgehend, viel dazuerfunden, über das er selbst
nie geredet hat. Für ihn ist dieser Film näher an
dem dran, was damals passiert ist, als alles, was
bislang dazu geschrieben wurde.“
Jürgen Vogel spielt diesen Lehrer als sympathischen Maverick, der schon allein deshalb im
Kollegium schief angesehen wird, weil er trotz
seines schlechten Examens die schönste und
klügste Lehrerin (Christiane Paul) abgekriegt
hat. Mit Unterstützung der Schuldirektorin mit
einem gewissen Faible für das Unkonventionelle
(Maren Kroymann) darf er in einer Projektwoche das Thema „Autokratie“ durchnehmen und
kommt auf einen so ungewöhnlichen wie gefährlichen Gedanken. Schleichend verführt er seine
Bester Spielfilm –
CHRISTIAN BECKER
– DIE WELLE (2008)
– HUI BUH DAS
SCHLOSSGESPENST
(2006)
– DER WIXXER
NEUES VOM
WIXXER (2004/2007)
– BANG BOOM BANG
(1999)
Schüler, den Regeln der Massenpsychose und der
Manipulation durch verordnete, aber scheinbar
ordnende Gemeinschaftlichkeit auf den Leim zu
gehen. Ein Schuft, wer Schlechtes dabei denkt,
dass Zusammengehörigkeit um jeden Preis auch
bedeutet, andere gnadenlos auszugrenzen. Gemeinsame Stärke kann dazu führen, die Schwäche
49
anderer nicht mehr zu tolerieren. Und auch unschuldig aussehende weiße Hemden können
plötzlich zu einer bedrohlich wirkenden Uniform
werden. Der Lehrer lässt es darauf ankommen
und selbst die klügsten Schüler merken erst, was
gespielt wird, als es schon zu spät ist. Zumindest für Tim, den Einzelgänger im Kurs, der sich
nun so stark, so aufgehoben, so sehr respektiert
fühlt wie noch nie in seinem Leben. Der junge
Berliner Schauspieler Frederik Lau (Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle)
spielt diesen Prototypen des Verführten nuancenreich, liebenswert und unglaublich erschreckend zugleich. Bereits als Elfjähriger feierte er
in Andreas Dresens DIE POLIZISTIN sein Kinodebüt. Seitdem ist das variantenreiche Spiel des
Naturtalents, der eigentlich mal Eishockeyprofi
werden wollte, aus kaum einer Produktion mit
starken jungen Darstellern wegzudenken. Für
dieses wichtige Segment des deutschen Films
steht auch der Schnittmeister Ueli Christen
(Bester Schnitt), der von den KNALLHARTEN
50
Beste männliche
Nebenrolle –
FREDERICK LAU
– DIE WELLE (2008)
– FREISCHWIMMER
(2007)
– DIE MAUER –
BERLIN 61 (2006/TV)
– WER KÜSST SCHON
EINEN LEGUAN?
(2003)
Foto: © Joachim Gern
Bester Schnitt –
UELI CHRISTEN
– DAS WUNDER VON
BERN (2003)
– ANATOMIE (2000)
– DIE APOTHEKERIN
(1997)
– DER BEWEGTE
MANN (1994)
Foto: © Christiane Brunner – Schwer
JUNGS über DEN SCHATZ DER WEISSEN
FALKEN bis zu den DREI ??? für den Rhythmus zuständig war, den auch das Zielpublikum
versteht. Dabei hat der Mann, dem wir auch
die furiose Montage vom WUNDER VON BERN
verdanken, nicht nur auf Tempo geschnitten.
Christen schneidet nicht auf Effekt, aber mit
und fürs Gefühl.
Deutscher Filmpreis 2008
DAS wilde leben
Für Uschi Obermaier
war DAS WILDE LEBEN
eindeutig und uneingeschränkt Programm. Bereits ihre 1994 erschienene Autobiografie (die
mit einer ausführlichen
Widmung von Keith
Richards beginnt) trug
diesen Titel. Die Produzenten Eberhard Junkersdorf und Dietmar
Güntsche haben den
Regisseur Achim Bornhak gewinnen können,
eben dieses wilde Leben in Szene zu setzen. Deshalb ist der Film auch nicht in erster Linie ein
Film über die 68er-Bewegung und die Berliner
Kommune 1 als eines ihrer umstrittenen, wenn
auch faszinierenden Zentren. Es ist auch kein
Film über das Liebesleben der Rolling Stones.
Auch wenn Uschi Obermaier in demselben eine
nicht unwesentliche Rolle gespielt hat. Und
schließlich ist es auch kein Film über Riten und
Regeln im Hamburger Kiez-Milieu, obwohl Uschi
Obermaier auf ihre Art mit einem besonders exzentrischen Vertreter desselben eine Weile sehr
Bestes Szenenbild –
EDUARD KRAJEWSKI
Bestes Kostümbild –
PETRA KRAY
– LULU UND JIMI (2008)
– DIE MAUER –
BERLIN 61 (2006/TV)
– ENIGMA – EINE
UNEINGESTANDENE
LIEBE (2005/TV)
– IM SCHATTEN DER
MACHT (2003/TV)
–
–
–
–
glücklich zu sein schien. DAS WILDE LEBEN
ist ein Film über eine junge Frau (gespielt von
Natalia Avelon), die zu einer bestimmten Zeit an
bestimmten Orten war, welche ihrerseits eine
Epoche bestimmten.
Für Eduard Krajewski (Bestes Szenenbild), dessen Faible gerade für die jüngere Historie des
Landes sich wie ein roter Faden durch seine Arbeit zieht (demnächst wieder in Oskar Roehlers
buntem Fifties-Melodram LULU UND JIMI im
Kino zu sehen), musste es darauf ankommen, den
äußerst unterschiedlichen Schauplätzen dieser
Geschichte einer Frau, die buchstäblich zwischen
KOMM NÄHER (2006)
VERGISS AMERIKA
(2000)
DAS VERSPRECHEN
(1995)
ROSA LUXEMBURG
(1986)
vielen Welten wanderte, in ihrem Realismus gerecht zu werden, ohne die wahre Bandbreite
zwischen Tristesse und Glamour zu verleugnen.
Diese Gratwanderung besteht Krajewski, weil
er ganz offensichtlich keine Angst vor ihr hat.
Petra Kray (Bestes Kostümbild) hatte das gleiche
Problem – und eine ähnliche Lösung. In einer
Welt, in der sich Personen sehr stark durch ihre
Kleidung oder dadurch, dass sie nicht bekleidet
waren, definierten, kommt es auf die Details an.
Die Details zwischen einer miefigen Disco in
Schwabing und den wallenden Gewändern einer
indischen Hochzeit. Sie sind getroffen.
51
YElla
YELLA ist eine Herausforderung! Irgendwas
ist anders an dieser
Frau, die dem Film ihren Namen gibt, und
man möchte es ihr unbedingt entlocken. Man
lässt sich von Yella
in ihren kühlen Bann
ziehen und verfällt einer Märchengestalt im
Hier und Jetzt. Von der
ersten Begegnung an
gibt sie dem Zuschauer Rätsel auf, deren Lösungen zur Obsession werden können. Warum
läuft sie so komisch? Warum trägt sie immer
dieselbe Kleidung? Und warum hört sie regelmäßig die Vögel schreien? Auf allen Ebenen
arbeitet der Film mit der Intelligenz und Neu-
52
gierde des Zuschauers. Nina Hoss (Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle)
spielt das Loslösen einer Frau aus ihrer arbeits- und trostlosen Heimatstadt Wittenberge,
die nach Einengung in der Ehe und nach Selbstbeschränkung und Provinz mieft. Ihre Gesten,
ihr Schritt, allein wie sie die Handtasche an ihren Körper presst, lassen einen Einblick in ihre
Vergangenheit erahnen. Jetzt will sie sich frei
machen: nach Hannover gehen, Arbeit suchen
und ein neues Leben beginnen.
Wer Nina Hoss als Medea am Deutschen Theater
gesehen hat, weiß, welch konsequente Züge sie
ihren Figuren verleihen kann. In YELLA paart
sie die Entschlossenheit, ihr Leben zu ändern
mit der verunsicherten Körpersprache einer
Frau, die sich zum ersten Mal aus der Enge ihrer ostdeutschen Heimatstadt in den vermeintlich goldenen Westen bewegt. Atemberaubend
kontrolliert, mit einer gespenstischen Klarheit
spielte Nina Hoss diese Rolle, mit der sie bereits
zum dritten Mal im Zentrum einer Geschichte
von Christian Petzold steht. Hans Fromm (Beste
Kamera/Bildgestaltung), der seit PILOTINNEN
Bester Spielfilm –
FLORIAN KOERNER
VON GUSTORF
Deutscher Filmpreis 2008
(1995) in allen Filmen von Christian Petzold
die Kamera führte, unterstützt mit der Art seiner Bilder die Motivation der jeweiligen Figur.
Die Klarheit seiner Aufnahmen umschließt das
Geheimnis von Yella und macht aus Nina Hoss
eine Frau, die man so gern in Großaufnahme
sieht. Bei den Dreharbeiten genügten Fromm
meist ein oder zwei Takes, um das Bild perfekt
zu machen. Es sind ruhige, sehr tiefenscharfe
Bilder, die das Innenleben der Figur spiegeln,
Bester Spielfilm –
MICHAEL WEBER
Beste Regie –
CHRISTIAN PETZOLD
– GESPENSTER (2005)
– WOLFSBURG (2003)
– TOTER MANN
(2002/TV)
– DIE INNERE
SICHERHEIT (2000)
Foto: © Christian Schulz
das Verlorensein, ihre Einsamkeit, ihr Wunschdenken. Petzold sagt über seinen Kameramann,
dass er es sehr schätzt, dass sich Hans nicht
in den Vordergrund filmt, dass er nur für die
Geschichte denkt. Für Christian Petzold (Beste
Regie) ist so eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von großer Bedeutung. Am liebsten mag er,
wenn alle Beteiligten sich vor einem ähnlichen,
filmisch gebildeten Hintergrund bewegen, der
die gemeinsame Basis für das kommende Projekt ausmacht. Petzold ist ein kluger, stark politisch und filmhistorisch geprägter Regisseur,
der sich an Themen der deutschen Vergangenheit und Gegenwart reibt. Von DIE INNERE
SICHERHEIT (2000) über TOTER MANN (2002),
WOLFSBURG (2003) und GESPENSTER (2005)
bis hin zu seinem letzten Film YELLA begnügen
sich alle Petzold-Filme nicht mit der Bebilderung von Vorurteilen. Petzold zeigt keine Offen-
53
sichtlichkeiten, er will an die Substanz. Ihn interessiert, wie unsere Gesellschaft funktioniert
und wie sie sich in das Leben der Menschen
einschreibt. Weil Deutschland viel zu klein ist,
um sich darin zu verlieren, sich seine eigene
Robinson-Crusoe-Insel zu erschaffen, entwirft
er immer wieder Zwischenwelten, in denen seine Figuren traumwandlerisch zu sich selber
finden mögen. YELLA ist das Porträt so einer
Träumenden, die ihrer inneren Bilderwelt folgt
und dabei auf ihren Bauch hört – sie spiegelt
einen Teil Deutschlands.
Der Film ist die sechste Zusammenarbeit
Petzolds mit der Berliner Produktionsfirma Schramm Film Koerner & Weber. Florian
Koerner von Gustorf und Michael Weber
(Bester Spielfilm) sind alte Freunde, die nun seit
über 15 Jahren Filme produzieren, die sie mögen – und zwar mit Leuten, die sie mögen. Da-
54
bei nimmt der wortgewandte, immer nach einer
Struktur suchende Florian Koerner von Gustorf
die nach Außen gewandte Position ein, während
Michael Weber lieber im Hintergrund agiert.
Foto: © Hans Fromm
Sie haben sich in dieser Kombination zusammengefunden, um Filme machen zu können, die
mit einem kleinen Budget großes Kino hervorbringen.
Beste weibliche
Hauptrolle –
NINA HOSS
Beste Kamera/
Bildgestaltung –
HANS FROMM
– DAS HERZ IST EIN
DUNKLER WALD
(2007)
– YELLA (2007)
– DIE WEISSE MASSAI
(2005)
– DAS MÄDCHEN ROSEMARIE (1996/TV)
– GESPENSTER (2005)
– WOLFSBURG (2003)
– TOTER MANN
(2002/TV)
– DIE INNERE
SICHERHEIT (2000)
Foto: © Katja Fedulova
Deutscher Filmpreis 2008
LEROY
Es geht los wie in einem
Klassiker des Blaxploitation-Genres
im
Amerika der siebziger
Jahre. Afro-Look und
fette Soul-Grooves in
den Straßen von BerlinSchöneberg. Das führt
die Zuschauer vermeintlich in die Irre. Doch
genau da will der erste
abendfüllende Spielfilm
des Bildenden Künstlers
und Kino-Autodidakten
Armin Völckers hin. Denn da ist auch die Seele
seines Titelhelden LEROY. Leroy (Alain Morel) ist
nämlich nicht nur in einem Alter, da man sich zum
ersten Mal richtig verliebt. Er sieht als Sohn eines
Schwarzen und einer Weißen anders aus als seine
Mitschüler, interessiert sich für andere Dinge (zum
Beispiel Cello-Spielen) und verliert sein Herz zu
guter Letzt auch noch an ein Mädchen, deren Brüder allesamt rechtstickende Skinheads sind.
Da ist es schon gut, sich hin und wieder mit einem
Sprüche klopfenden Halbgriechen auszutauschen
und auf den Rat des Rappers Afrob zu hören, dass
Bester Kinder- und
Jugendfilm –
OLIVER STOLTZ
– LEROY (2007)
– LOST CHILDREN
(2005)
– SCHLUSS MIT
LUSTIG (2001/TV)
– KAI RABE GEGEN
DIE VATIKANKILLER
(1998)
nur Soul der Seele helfen kann. Afrob ist einer der
bekannten Musiker, die der Produzent Oliver Stoltz
(Bester Kinder- und Jugendfilm) für den hippen
Soundtrack des Films gewinnen konnte. Doch die
Songs wären in diesem Film nur die Hälfte wert,
ohne die originelle Filmmusik des vielseitigen
Komponisten Ali N. Askin (Beste Filmmusik), mit
dem Stoltz und seine Firma Dreamer Joint Venture
schon lange zusammenarbeitet. Zum Beispiel auch
bei seinem 2006 mit der LOLA prämierten Dokumentarfilm LOST CHILDREN. Askin ist ein Multitalent, dessen Karriere unter anderem die Fuß-
Beste Filmmusik –
ALI N. ASKIN
– LEROY (2007)
– LOST CHILDREN
(2005)
– LES MURS
PORTEURS (2005)
– DIENSTREISE – WAS
FÜR EINE NACHT
(2002/TV)
note trägt, dass er in den frühen Neunzigern zwei
Jahre Assistent des Rock-Genies Frank Zappa gewesen ist. Er kann Dokumentarfilm und TV-Serie,
Spiel- und Fernsehfilm. Seine Musik steht immer
im Dienst einer Geschichte, aber dabei macht sie
wahrhaft Stimmung. Das gelingt bei LEROY besonders gut, weil er sich so konsequent für einen
Stil entscheidet, dass die Musik nicht selten einen
komischen Kontrapunkt setzt, aber dabei auch die
Emotionalität nicht vernachlässigt.
55
MAX MINSKY UND ICH
Nelly Sue (Zoe Moore)
heißt
nicht
zufällig mit Nachnamen
Edelmeister. Sie hat
in allen Fächern eine
Eins – außer in Sport,
da hat sie eine Vier.
Nelly interessiert sich
wahnsinnig für Astronomie; sie ist von den
Zusammenhängen im
Universum begeistert
und liest ständig dicke Wälzer, um mehr
über die Welt erfahren zu können und sie zu
entschlüsseln. Darum himmelt sie auch den jugendlichen Prinzen Edouard von Luxemburg so
an, obwohl sie sich nicht für Jungs interessiert.
Aber Edouard weiß alles über die Sterne – und
trägt wie Nelly immer ein Buch über die Galaxie
mit sich herum. Als Nelly erfährt, dass Edouard
der Schirmherr über eine Basketballmeisterschaft in Luxembourg werden soll, an der ihre
Schulmannschaft teilnimmt, steht für sie fest:
56
Sie muss Basketball lernen – und sie muss so
gut werden, dass sie in die Mannschaft aufgenommen wird. Dabei hat sie nur eine Chance:
Max Minsky (Emil Reinke), der Neue an der Schule, muss es ihr beibringen. Alle anderen können
die Streberin nicht richtig leiden.
Die Vorlage zu der Geschichte ist der 2003 mit
dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Roman „Prinz William, Maximilian
Minsky und ich“ von Holly-Jane Rahlens. Das
Buch hat nicht nur vielen Kindern und Jugendlichen sehr gefallen, sondern auch der Produzentin Maria Köpf (Bester Kinder- und Jugendfilm),
zu dem Zeitpunkt noch Co-Geschäftsführerin bei
X Filme Creative Pool und heute mit ihrer eigenen Firma „day for night“ selbstständig. Maria
Köpf gab bei der Autorin Rahlens ein Drehbuch
in Auftrag und konnte Anna Justice als Regisseurin gewinnen. Bei der Arbeit am Drehbuch
haben sich alle dann entschieden, den echten
englischen Prinzen besser durch einen fiktiven
zu ersetzen. Das erlaubte ihnen mehr Freiheiten
in dieser im doppelten Wortsinn verspielten Geschichte vom Erwachsenwerden.
Bester Kinder- und
Jugendfilm –
MARIA KÖPF
– EIN FREUND VON
MIR (2006)
– LIEGEN LERNEN
(2003)
– HEAVEN (2002)
– DER KRIEGER UND
DIE KAISERIN (2000)
Foto: © Christine Fenzl
Deutscher Filmpreis 2008
AM LIMIT
Die Huberbuam, wie
sich die bayerischen
Extremkletterer Alexander und Thomas
Huber selbst nennen,
gehen seit ihrer Kindheit in die Berge. Ein
normaler Gipfel reicht
ihnen vielleicht auch
darum schon lange
nicht mehr. Sie steigen
seit Jahren – konzentriert, optimal vorbereitet und technisch
beeindruckend ausgestattet und versiert – gerade Wände in der ganzen Welt nach oben. Und
zwar so schnell es geht. Bei ihrem Versuch, die
Wand „El Capitan“ in den USA in Rekordzeit
zu erklimmen, haben sie sich von einem anderen „Extremsportler“, wie sie selbst sagen,
beobachten lassen: Pepe Danquart hat mit AM
LIMIT seine Sporttrilogie (nach HEIMSPIEL
und HÖLLENTOUR) beendet. Und ist seinem
Stil treu geblieben. Der
Film, aufwändig aufgelöst, enthält spektakuläre Bilder und spielt
virtuos mit dem Wechsel von Information und
Emotion. Schon in den
anderen Arbeiten der
Trilogie kam in diesem
Zusammenhang
der
Musik und besonders
dem Sounddesign eine
ganz spezielle Bedeutung zu. Mit Joe Knauer,
Max Rammler, Erik
Mischijew und Matz
Müller (Beste Tongestaltung) arbeitete er zum
Teil wieder mit SoundLeuten zusammen, die
seine Arbeitsweise kennen – und alle wissen,
welche Mischung es
Bester
Dokumentarfilm –
KIRSTEN HAGER
Bester
Dokumentarfilm –
ERICH LACKNER
Bester
Dokumentarfilm –
MIRJAM QUINTE
– MÄNNER WIE WIR
(2004)
– MONDSCHEINTARIF (2001)
– ST. PAULI NACHT
(1999)
– IRREN IST MÄNNLICH (1996)
–
–
–
–
–
–
–
–
SLUMMING (2007)
WORKINGMAN‘S
DEATH (2005)
NORDRAND (1999)
MEGACITIES
(1998)
DAS FRÄULEIN
(2006)
WORKINGMAN´S
DEATH (2005)
HÖLLENTOUR
(2004)
HEIMSPIEL (2000)
57
58
Foto: © Colorfoto Augustine München
bei dieser Art Film macht.Mit Mirjam Quinte (Bester Dokumentarfilm) arbeitet Danquart
bekanntlich schon lange zusammen, auch als
Produktionspartner bei Quinte Film. Mit dem
österreichischen Produzenten Erich Lackner
(Bester Dokumentarfilm) und dessen Lotus
Film kooperierten Quinte und Danquart zum
Beispiel bei Michael Glawoggers Dokumentarfilm WORKINGMEN‘S DEATH und erhielten
im letzten Jahr den Deutschen Filmpreis. Für
die Münchner Spielfilm und TV-Produzentin Kirsten Hager (Bester Dokumentarfilm)
und ihre Firma Hager-Moss ist es der erste Ausflug in das Dokumentarfilmgenre. Die Macherin
von Filmen wie IRREN IST MÄNNLICH oder
MONDSCHEINTARIF konnte und wollte, wie
alle Beteiligten vor und hinter den Kameras, der
Herausforderung nicht widerstehen.
Beste Tongestaltung –
JOE KNAUER
Beste Tongestaltung –
ERIK MISCHIJEW
Beste Tongestaltung –
MATZ MÜLLER
Beste Tongestaltung –
MAX RAMMLER
– BEYOND BOUNDARIES (2005)
– BEETHOVEN‘S
HAIR (2005)
– BELLARIA SO
LANGE WIR
LEBEN (2002)
– THE VIRGIN
SUICIDES (1999)
– HÄNDE WEG VON
MISSISSIPPI (2007)
– HERR LEHMANN
(2003)
– THE CAT‘S MEOW
(2001)
– DIE UNBERÜHR BARE (2000)
– IMPORT/EXPORT
(2007)
– HÄNDE WEG VON
MISSISSIPPI (2007)
– WORKING MAN‘S
DEATH (2005)
– FROZEN ANGELS
(2005)
– WER FRÜHER
STIRBT IST LÄN GER TOT (2006)
– HEIMAT 3 (2004)
– DAS EXPERIMENT
(2001)
– ROSSINI – ODER
DIE MÖRDERISCHE
FRAGE, WER MIT
WEM SCHLIEF (1997)
Deutscher Filmpreis 2008
PrinzESSINENBAD
„Ja Mama, nicht therapieren bitte!“, wehrt
sich Tanutscha gegen
die gut gemeinten Ratschläge und kleinen
Maßregelungen ihrer
Mutter. Tanutscha ist
15 und lebt, genau wie
ihre beiden Freundinnen Klara und Mina,
in
Berlin-Kreuzberg.
Frei von pädagogischen
Bevormundungen nähert sich die Regisseurin Bettina Blümner ihren
drei Protagonistinnen und bekommt das Beste,
was die drei jungen Frauen geben können: ihre
Offenheit, ihre Geradlinigkeit – und ihre Verletzlichkeit. Alle drei leben mit ihren Müttern allein.
Die eine hat seit zehn Monaten einen Freund
und ist sehr glücklich mit ihm, die andere hatte
schon viele Beziehungen und ist gerade wieder
neu verliebt, und die dritte begnügt sich vorerst
mit langen Telefonverhören bei einer Flirtline.
In der Inszenierung ihrer Egos legen die Mädchen
eine Ehrlichkeit an den Tag, die sie liebenswürdig macht – auch wenn die Sprache drastisch
sein kann. Manches hätten die Mädchen vielleicht besser so nicht gesagt. Aber sie haben es
so gesagt. Das setzt großes Vertrauen und eine
sensible Herangehensweise des gesamten Filmteams voraus.
Die Regisseurin und ihre Produzentin Katja Siegel
(Bester Dokumentarfilm) kannten sich schon vom
Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg. Als Bettina Blümner die Idee zu diesem
Projekt hatte, erinnerte sie sich an ihre Freundin, die mittlerweile als Produzentin bei Peter
Schwartzkopff (Bester Dokumentarfilm), Reverse
Angle Factory, arbeitete. Katja Siegel war sofort
angetan und konnte Schwartzkopff für das Projekt begeistern. Von da ab ebnete Reverse Angle
den Weg zur Finanzierung und produzierte einen
Film, den man als Prototyp des neuen Dokumentarfilms bezeichnen könnte, der sich stark den
Erzählformen des Spielfilms annähert und durch
eine starke emotionale Bindung des Zuschauers
an die Protagonisten gekennzeichnet ist.
Bester Dokumentarfilm –
PETER SCHWARTZKOPFF
– THE HOUSE IS
BURNING (2006)
– DON‘T COME
KNOCKING (2005)
– BYE BYE BLACK
BIRD (2005)
– LAND OF PLENTY
(2004)
Bester Dokumentarfilm –
KATJA SIEGEL
–
–
PRINZESSINNENBAD
(2007)
THE HOUSE IS
BURNING (2006)
59
Fördermitglieder
f i l m p r o d u k t i o n
3L Filmproduktion
GmbH & Co. KG
Concorde Filmverleih
Highlight
Communications AG
Apeiron Entertainment AG
Constantin Film AG
HKR – Wirtschaftsprüfer
und Steuerberater
Arnold & Richter
Delphi Filmverleih GmbH
Kanzlei PIOREK THUM
STENGER BEIER
Askania Media
Filmproduktion GmbH
Deutsche Filmversicherungs Gemeinschaft
Kanzlei Schwarz, Kelwing,
Wicke, Westphal
Avid Technology
d.i.e.film.gmbh
Kinowelt GmbH
Band Pro Munich
drei d medien service GmbH
Kodak Entertainment
Imaging
e27 gbr
LimeLight PR
CIC Group
Filmpark Babelsberg
Monaco Film
CineMedia Film AG
fpm factor product münchen
REVERSE ANGLE
Bavaria Film GmbH
60
e27
Deutscher Filmpreis 2008
Rialto Film GmbH
Saxonia Media
Senator Film AG
Einbildung basiert, sondern durch eine beeindruckende Kontinuität in der Publikumsgunst gestärkt wurde, durch Qualität und zunehmende
Walt Disney Studios Motion internationale Anerkennung. Seit 2005 entscheiPictures Germany GmbH
den die Mitglieder der Deutschen Filmakademie
auch über die Vergabe des Deutschen Filmpreises, der vom BKM gestiftet wird.
Warner Bros.
Universumfilm GmbH &
Co. KG
Entertainment GmbH
Studio Babelsberg
GmbH
Studio Hamburg GmbH
Thinking Networks AG
UFA Film & TV
Produktion GmbH
UIP United
International Pictures
X Verleih AG
Die Deutsche Filmakademie ist ein eingetragener
Verein mit einem klaren Ziel: die Kreativen des
deutschen Kinos unter ein Dach zu bringen. Das
bringt nicht nur Bewegung und Leben in die
Kommunikation untereinander, es schafft auch
eine größere Wirkung nach außen. In dieser Konstellation können die Kreativen ihre Interessen
besser austauschen und vertreten. Sie können
dem Publikum noch einmal anders nahe kommen. Und sie geben dem neuen Selbstbewusstsein
der Filmschaffenden in Deutschland nachhaltig
Ausdruck. Ein Selbstbewusstsein, das nicht auf
Doch die Kreativen des Kinos wissen, dass sie zu
einer Branche gehören, die noch viel größer ist als
ihr mittlerweile ziemlich großer, aber dennoch
exklusiver Kreis. Filmverleiher, filmtechnische Betriebe, PR-Agenturen, Caterer, Anwaltskanzleien,
Grafiker, aber auch Produktionsfirmen vervollständigen diesen Kreis und fühlen sich darum
der Filmakademie sehr verbunden. Viele von ihnen drücken diese Verbundenheit dadurch aus,
dass sie die Filmakademie aktiv materiell unterstützen. Sie sind Fördermitglieder und machen
damit die Akademie lebens- und handlungsfähig. Das gilt auch für den noch größeren Kreis
der Freunde der Deutschen Filmakademie, nur
in kleinerem finanziellem Rahmen. Aber aus den
Mitgliedsbeiträgen allein könnte die Akademie
nicht so aktiv sein wie sie ist, wie sie sein will und
61
Freundeskreis
es auch soll. Durch die jährlichen Zuwendungen
der Fördermitglieder und der Freunde kann
die Akademie lebendig arbeiten, also Personal
bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltungen
organisieren, ihre Außenwirkung verstärken.
Und dabei werden Freunde und Fördermitglieder nicht nur zu Spendern reduziert. Sie werden
in das aktive Leben der Akademie miteinbezogen. Sie besuchen die Veranstaltungen kostenlos, erhalten interne Informationen wie den
Akademie-Newsletter „Extrablatt“, können die
nominierten Filme kostenlos im Kino sehen, nehmen immer wieder und immer wieder gerne an
internen Treffen der Akademie-Mitglieder teil
(wie den beliebten Warming-Ups vor den Mitgliederversammlungen). Und sie sind natürlich
auch dabei, wenn die Akademie gemeinsam
mit dem BKM einmal im Jahr den Deutschen
Filmpreis verleiht.
Freunde und Fördermitglieder tun das, was ihre
Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der Deutschen
Filmakademie und leisten damit dem deutschen
Film und seinen Kreativen einen großen Freundschaftsdienst.
62
Ahrweiler Wally Agentin | Albrecht Delia Schauspieler-Agentin | Alexander Georg Journalist |
Bähr Rolf Ex-FFA-Vorstand | Balzer Anke Agentin für Schauspieler | Barner Frank Steuerberater, Rechtsanwalt | Bartelt Julia PR-Agentin |
Baschny Regine PR Beraterin | Baumüller-Michel Iris Casting Director | Becker Wolfgang
Wissenschaftler | Bergauer Astride Agentin |
Bischof Evi Agentin | Bothor Mathias Fotograf |
Boy Oliver Produzent | Brand Elke Medienagentin | Brandner Karin Agentin | Brauner Frank
Rechtsanwalt | Brehm Wolfgang Filmanwalt |
Breitbach Sibylle Schauspiel-/Presseagentin |
Brücker Wolf Dietrich Redakteur | Bürgi Stephan
Agent/Schauspieler | Buschkötter Uwe Musikproduzent | Capitain Bernd Schauspieler | Capitain Christina Schauspielerin | Chotard Xavier
Marketingberater | Chuchra Margit Produzentin |
Damiani Sandra Schauspielerin | Danckwerts
Corina producer, consultant | Dehmel Max Ministerialrat a.D. | Dobberstein Ulf Rechtsanwalt |
Döring Marion Geschäftsführerin EFA | Dotzert
Dirk Berater | Dülmen Alexander van CEO ACompany Consulting & Licensing AG | Eickmeier
Frank Rechtsanwalt/Filmrecht | Elias Kathari-
na TV-Redakteurin | Elwardt Matthias Abaton |
Fabritius Jürgen | Fassbender Cordula Wissenschaftlerin | Fassbender Lutz CEO i2i Musikverlag | Fehrecke Dirk Agent für Film, TV und
Theater | Fehrenbach Fitz Claudia Schauspielagentin | Fessmann Milena CINESONG | Fischer
Nicole Casting Director | Fleischmann Philipp
Trailer-Produzent, Regisseur | Franke Susanne
Theaterkunst | Freiheit Egon F. Drehbuchautor/
TV-Consultant | Fuhrmann Silke Agentur Fuhrmann – Künstleragentur | Gärtner Stefan Leiter
Koproduktion und Kofinanzierung | Gandert
Gero Filmhistoriker | Gattys Christina Agentin |
Georgi Georg Schauspielagent | Ghafouri Norbert Schauspieler | Gilzer Maren Schauspielerin |
Gross Lara Redakteurin/Dramaturgin | Groß
Gerhard Filmtheaterbetreiber | Hammacher
Winfried Produzent | Hass Birgit Geschäftsführerin | Have Harro von Rechtsanwalt | Hemstedt
Sabine Schauspielerin | Henschke Frank Filmproduzent | Heppeler Marlis Agentin | Hielscher Wolfgang Jurist | Höhn Max Hair & Make
Up Artist | Hoestermann Bernhard Agent für
Schauspieler | Holter Mechthild Inhaber/Geschäftsführerin Players | Hubert Eva GeschäftsDeutscher Filmpreis 2008
führerin FFHH | Hüttersen Ilona Presseagentin |
Imdahl Britta Schauspielagentin | Jacobshagen
Patrick Rechtsanwalt | Junker Bianca Presseagentin | Kabisch Christine Regisseurin | Keil
Klaus Direktor Erich Pommer Institut | Keil Uschi
Agentin | Keller Rainer Lobbyist, Strategisches
Management | Kirschner Senta Dorothea Schauspielerin | Kloster Georg Yorck Gruppe | Kluge
Thomas Fotograf | Konstabel Michael Archivrechercheur | Kortwich Heide Maskenbildnerin |
Krüger Detlev Sprecher der GF Martin-BraunGruppe | Krüger Hildburg Fachbereichsleiterin
Kunst & Kultur | Kusche Dagmar Filmkauffrau |
Lampugnani Sandra Agentin | Landkammer
Renate Agentin | Lay René Stuntkoordinator/
Stuntman | Lehmann Claudia TV-Produzentin |
Letocha Thomas Autor | Liebich Silvana Agentin für Schauspieler | Loewe Claudia GF DFA
Produktion GmbH | Lorenz Yutah Schauspielerin und Artistin | Manuel Stephen Regisseur |
Meier Lars Künstlermanager | Meinhard Ulrich |
Mettenheim Philipp von Rechtsanwalt | MeyerGrohbrügge Carsten Regisseur | Mirnik Benjamina Produzentin | Mirow Benedict Regisseur,
Produzent | Mittermüller Angelika Kommunika-
tionstrainerin/Autorin | Modra Marketa Agentin | Moers Stefan von Rechtsanwalt | Müller
Petra Maria Medienboard Berlin-Brandenburg |
Näher Katrin Agentin | Narjes Sigrid Agentin |
Niemeyer Michaela | Ott Christoph Verleiher |
Paulsen Erik Dialogautor & Synchronregisseur |
Pense Andreas Rechtsanwalt | Pfennigsdorf Gabriele FilmFernsehFonds Bayern | Pöpsel Claudia Produzentin | Pokorny Michal Produzent |
Posner Astrid Schauspielerin | Preiss Margit PRAgentin | Prinzler Hans Helmut Filmhistoriker |
Proxauf Katja Agentin | Pudenz Inga Manager/
Agentur | Reed Wiebke Agentin | Reglin Torsten
Dramaturg | Reinker Susanne Autorin | Rissenbeek Mariette PR-Managerin | Rohnke Cathy
Dramaturgin, Dozentin | Rose Renate European Film Promotion | Rüll Stefan Rechtsanwalt |
Runge Nadja Publicist | Sauerland Frauke-Ellen
Agentin für Schauspieler, Autoren & Regisseure |
Schaefer Klaus FilmFernsehFonds Bayern |
Schaumann Thorsten Filmkaufmann | Scheuble Thomas Bankkaufmann (Prokurist) | Schlag
Antje Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten | Schmid-Ospach Michael Filmstiftung
NRW | Schmidt Marie-Luise Agentin | Schmitt
Sonja Delphi Filmverleih | Schmökel Lutz Agent |
Schnell Norbert Agent | Schötteldreier Marc
Casting Director | Schulze Peter PR-Manager |
Schwarz Maria Agentin | Seidel-Gieth Sibylle
Agentin | Serra-Roll Rita Geschäftsführerin |
Sieglerschmidt Hellmut Notar | Sieglerschmidt
Sebastian | Skoglund Ulla (Schauspieler)agentin | Steinberger Josef Filmproduzent | Stelljes
Inka Agentin für Schauspieler | Stewens Simone Geschäftsführerin ifs | Störzel Volker Agent
Theater, Film und Fernsehen | Stützle Christiane Rechtsanwältin für Film- und Medienrecht |
Suhr Conny PR-Agentin | Sutter Judith Schauspielagentin | Tatsch-Daust Gisela Schauspielagentin | Trott zu Solz Bettina | von Uken Sybille
Personalberaterin und Business Coach | Unger
Michaela von Filmproduzentin | Vortmeyer Magnus Marketingleiter Tobis Film | Waldbauer
Christiane Schauspieleragentin | Wans Katrin
Agentin | Weihe Steffen Agent | Weymar Thomas
Telepool München | Wiederspiel Albert Filmfestleiter | Wilde Rafaela Rechtsanwältin | Wolgast
Beate Agentin | Zimmermann Martin Produzent
63
SEHNSUCHT NACH GLAUBWÜRDIGKEIT
Während es für die Filmpreise noch klar getrennte
Kategorien gibt, haben sich in der Praxis des Filmemachens in den letzten Jahren die Grenzen
zwischen den Genres immer mehr verschoben. Ob
diese Grenzen dennoch gelten oder nicht, diskutieren Filmschaffende, für die das im vergangenen
Kinojahr mal mehr, mal weniger ein Thema war:
die Produzentinnen Uschi Reich (DIE WILDEN
HÜHNER) und Maria Köpf (MAX MINSKY UND
ICH), ihre Kollegen Helge Albers (COMRADES IN
DREAMS) und Florian Koerner von Gustorf (YELLA)
und die Regisseure Pepe Danquart (AM LIMIT)
und Robert Thalheim (AM ENDE KOMMEN TOURISTEN).
Moderation: Alfred Holighaus
Fotos: Florian Liedel
Alfred Holighaus: Man kann sagen, dass es eine
Tendenz gibt in den letzten Jahren, die Grenzen
zwischen den Filmgattungen fließen zu lassen.
Die Spielfilme haben stärkere dokumentarische
Elemente, die Dokumentarfilme gehen viel stärker
auf klassische Dramaturgie, auf Emotionen. Und
es stellt sich auch – obwohl das ein bisschen an64
ders gelagert ist – die
Frage: Wie verhält es
sich mit den Grenzen
zwischen Kinder- und
Jugendfilm und Erwachsenenfilm? Müssen die eigentlich auch
fließend werden? Sind
die schon fließend?
Oder muss gerade dort
noch klarer abgegrenzt
werden?
Maria Köpf: Ich finde
es eine ganz tolle Entwicklung, dass Dokumentarfilme in den letzten Jahren so erfolg- Maria Köpf, Robert Thalheim, Pepe Danquart, Florian Koerner von Gustorf
reich im Kino sind.
Dass Pepe Danquart mit seinem Film über ich aber nicht zu behaupten und hoffe es natür200.000 Zuschauer gemacht hat, ist doch fantas- lich auch nicht. Interessant ist es trotzdem, das
tisch! Ich weiß nicht, ob das mit einem immer festzustellen. Das geht ja bis ins Fernsehen higrößeren Bedürfnis nach Realitätsnähe zu tun nein, dass Doku-Fiction, alles was mit Realität in
hat und sogar etwas mit einer Übersättigung an diesem Medium auf irgendeine spezielle Art und
Fiktion. Das kann man in den Raum stellen, wage Weise umgeht, sich immer mehr auch als eigenes
Deutscher Filmpreis 2008
Genre profiliert. Das ist eine allgemeine Entwick- Holighaus: Jetzt kommt das gut an, aber es gab
lung der letzten Jahre: Dokumentarische Formate eine Zeit, wo man gesagt hat: Das ist dilettantisch.
Das Stilmittel wurde nicht akzeptiert. Und nun ist
sind im Aufwind.
es plötzlich ein Gütesiegel. Beim Dokumentarfilm
Robert Thalheim: Ich kann da nur über meine ist es fast umgekehrt. Da ist das Gestaltete wichFilme konkret sprechen: Ich merke bei den Zu- tig geworden, greifbarer für den Zuschauer und
schauern, dass sie dieses Authentische, die Reali- auch ein großes Thema für die Macher.
tät, immer stärker suchen. Ich hatte gerade letzte
Woche eine Vorführung von AM ENDE KOMMEN Pepe Danquart: Na ja, aber die Tränen sind halt
TOURISTEN in Frankreich. Da wurden am Ende echt, die dort fließen Und das merkt man auch. Ich
Fragen aus dem Publikum gestellt, und als ich bin ja, glaube ich, der einzige hier, der in beiden
irgendwann sagte: „Ich war auch selbst Zivi in Genres arbeitet. Ich mache Spielfilme fürs Kino,
Auschwitz!“, ging ein Raunen durch das Publikum. Thriller, Komödien, Gangsterfilme und dann eben
Sofort hatte der Film eine andere Bedeutung für die dokumentarischen Sachen immer dazwischen.
sie, weil er so ein Hauch von Realistischem oder Klaus Wildenhahn nannte mich ja schon vor JahAuthentischem bekam. Warum das für das Publi- ren den Opernregisseur des Dokumentarfilms. Ich
kum so wichtig ist, weiß ich nicht, aber es ist so. bin der, der immer schon im Dokumentarfilm alles
Dieses Authentische im Film oder diese dokumen- erlaubt hat. So hat aber auch, über diese doppelte
tarischen Elemente sind ja dabei auch nur ein Stil- Arbeit, die ich mache, eine Befruchtung stattgemittel. Das Dokumentarische bei NETTO oder das funden, dass du Teile davon mitnehmen kannst in
Dokumentarische, das AM ENDE KOMMEN die dokumentarische Erzählung und umgekehrt:
TOURISTEN auch unterstellt wird, ist ja eigent- die dokumentarische Erzählung mit in den Spiellich auch nur gemacht, ein Stilmittel eben. Diese film. Und zwar auch als Regieleistung, wenn du
Mittel kommen aber gut an und geben so einer mit Schauspielern arbeitest oder umgekehrt mit
Geschichte einen Bonus beim Publikum.
realen Menschen. Wobei das eine natürlich der Uschi Reich
65
Robert Thalheim
Gott ist – der Spielfilm, der meine Welt – schafft,
während ich bei dem anderen die Demut habe,
dass die Wirklichkeit wichtiger ist als ich.
Aber dass meine Sportfilmtrilogie im Kino plötzlich funktionierte, liegt an der fiktionalen Form.
Das ist ganz klar. Die Dramaturgie, die ich benutze, hält sich an die klassischen Gesetze des Erzählkinos, nur dass die Schauspieler echte Menschen sind. Die Genres vermischen sich in dieser
Art von Erzählung zu etwas Neuem.
66
Holighaus: Mit einem wesentlichen Unterschied: Zwischen fiktionalen Erzählungen und dokumenEs gibt kein komplett ausgestaltetes Drehbuch, tarischem Erzählen gibt es – wenn er auf der Ebene gemacht wird – eigentlich nur einen einzigen
das all das schon beinhaltet.
Unterschied: dass es keine Schauspieler gibt, sonDanquart: Aber es gibt eine Struktur. Und das ist dern richtige Menschen.
die Kunst, wie ich glaube, dass du während des
Machens deinen Film bereits – wie im Schnitt – Florian Koerner von Gustorf: Du dramatisierst in
modifizieren musst. Ich muss, während ich diese einem Bereich, wo das Dramatisieren eigentlich
Art von Film mache, auch immer eine Alternative verboten ist.
haben, also die Schnittalternative beim Drehen
schon mitliefern. Auf jeden Fall hat es sich auch Danquart: Nein, das ist eben nicht mehr so.
bei den Kinobesitzern und in der Branche herumgesprochen, dass die einzigen Überraschungen Koerner von Gustorf: Durch die Kamera, die Mondes deutschen Films in den letzten Jahren immer tage und die Tonbearbeitung bewertest du die reiDokumentarfilme waren. Wenn wir zum Beispiel ne Beobachtung. Du verstärkst bewusst die Empso einen Film nehmen wie PRINZESSINNENBAD, findung, die das Material auf dich ausübt.
der im kleinen, bescheideneren Maße startet und
auch erzählt, ist das aber ein Riesen-Erfolg, wenn Uschi Reich: Ich denke insgesamt, dass im Kino
er plötzlich 60.000 Zuschauer macht mit 20 Kopien. eine Vermischung von Formen stattgefunden hat,
Eine große Kinoerzählung mit dokumentarischen so dass es die pure Genreform so gar nicht mehr
Mitteln ist einer großen Kinoerzählung mit fiktio- gibt. Und gerade, wenn Florian sagt, Pepe dramanalen Mitteln gleichzusetzen. Das ist vielleicht eine tisiert seine Sachen. Mich hat Pepes letzter Film
andere Ausgangsstellung, aber wir erzählen fürs total fasziniert, weil er eben eigentlich eine HelPublikum. Das hat sich verändert in den Jahren – dengeschichte erzählt als Geschichte eines Scheiund insofern sind die Genres ineinander gerutscht. terns. Also zwei Helden, die am Ende ...
Deutscher Filmpreis 2008
wenden. So haben wir
beispielsweise in unseren Spielfilmen heute Videoclips drin. Die
filmischen Formen mischen sich total. Daher
findet das Dokumentarische auch gleichzeitig
wieder mehr Beachtung. Wir dürfen aber
nicht vergessen, dass
die dokumentarischen
Filme, die Beachtung
finden, auch spektakuläre Filme sind.
Holighaus: Trotzdem kann man jetzt sagen, es
gibt eine deutlichere Kontinuität. Diese Filme
sind da, sie gehören zum Kinoalltag. Wir haben
es auch mit kleineren Kinofilmen zu tun, die vielleicht nicht so universell und spektakulär daher
kommen und trotzdem plötzlich im Kino funktionieren. Da hat ja Helge Albers als Produzent im
letzten Jahr mit FULL METAL VILLAGE ein gutes
Beispiel geliefert: fast 200.000 Besucher für einen
kleinen Film über ein Heavy-Metal-Festival in der
Provinz in Schleswig Holstein. Und die Kinobesitzer erzählen, dass das Publikum nach dem Film
sogar applaudiert. Die Akzeptanz findet also deutlich auf der emotionalen Ebene statt.
Helge Albers: Aber mir ist es nicht so wichtig, ob
Spiel- oder Dokumentarfilm. Wir machen beides.
Mir ist wichtig, dass wir Stoffe bieten, die Spaß
machen, die reizvoll sind, die eine Metaebene liePepe Danquart, Helge Albers
fern. FULL METAL VILLAGE lief wahrscheinlich
Danquart: ... Menschen werden.
so gut, weil der Film sehr einfach ist. Man versteht
sehr gut, was der erzählt. Ich glaube, dass immer
Reich: Ja. Und umgekehrt haben wir natürlich unwieder die Dokumentarfilme gut funktionieren
endlich viele Spielfilme, nicht erst seit neuestem, Reich: KOYAANISQATSI war damals auch schon werden, die Erzählstrukturen finden, die gut verdie dokumentarische und andere Stilmittel ver- sehr erfolgreich.
ständlich sind und von Anfang an Lust machen.
Danquart: Das ist sicher richtig, aber früher haben auch Filme
mit spektakulären Themen kein Publikum erreicht, weil einfach keine
Akzeptanz da war.
67
Danquart: Alles ist aus der Sicht der fiktionalen
Arbeit richtig, aber auch wir, die wir dokumentarisch arbeiten, casten. Wir casten keine Schauspieler, aber ich möchte mit niemandem arbeiten,
den ich nicht selbst achte und liebe. Die drei Mädchen aus PRINZESSINNENBAD zum Beispiel sind
auf ihre Art und Weise besonders gut „gecastet“.
Sie sind die Basis des Vertrauens. Und was die
Dramatisierung angeht, da liegt mir schon was
am Herzen: Den wahrhaftigen dokumentarischen
Moment lasse ich immer unangetastet, weil das
spürt man ja auch als Zuschauer, ob das eine Inszenierung ist, wenn jemand fällt, wenn jemand
erschöpft ist, verzweifelt, wenn jemand fröhlich
ist. Die Rahmenbedingungen drum herum, die
bestimme ich, und das ist eine Dramatisierung,
finde ich, die erlaubt ist. Das ist kein Widerspruch
zum Dokumentarischen.
Reich: Es gibt da auch in der Geschichte des Dokumentarfilms einige Beispiele, dass nicht immer
alles so authentisch war, wie man es sich in seiner puristischen Form wünscht. Am Ende zählt
der gute, glaubwürdige Film. Am Ende zählt die
Glaubwürdigkeit.
68
Koerner von Gustorf:
Aber dokumentarische
Erzählformen, die dann
eigentlich doch wie ein
Spielfilm wirken sollen, sind oft unerträglich. Wenn alles mit
Musik zugekleistert
wird, gruselig. Alles
was du siehst, wird
noch einmal überhöht
durch das, was du sowieso schon glaubst zu
empfinden.
Holighaus:
Florian
Koerner von Gustorf
ist derjenige in der
Runde, der keine Do- Florian Koerner von Gustorf
kumentarfilme macht,
aber Spielfilme, die in der Wahrnehmung man- seinen Regisseuren da führt: Weshalb nähert
cher Leute durchaus etwas Dokumentarisches ha- man sich dem Thema? Wie nähert man sich dem
ben – wenn ich zum Beispiel an Henner Winckler Thema? Wer oder was spielt in der Diskussion um
denke. Und da ist es ja auch interessant, wie das Wahrhaftige eine Rolle?
dieser Produzent die Auseinandersetzung mit
Deutscher Filmpreis 2008
Koerner von Gustorf: Wie in seinem ersten Film
KLASSENFAHRT war es Henner Winckler auch
in LUCY sehr wichtig, jemanden in der Hauptrolle zu haben, der kein Problem damit hat, natürlich zu sein. Das ist aber eine Frage der Prioritäten und keine Entscheidung für einen „dokumentarischen Spielfilmstil“. Steven Sperling
in KLASSENFAHRT oder Kim Schnitzer in LUCY:
Beide haben eine unaufdringliche Art, die das
Zuschauen sehr angenehm macht. Ähnlich ist es
vielleicht auch in NETTO von Robert Thalheim.
Die Zuschauer haben das Gefühl, es wird nicht
gespielt. Das ist dann das, was dazu verleitet zu
sagen, dass der Film einen „dokumentarischen
Touch“ hat. Henner Winckler geht es bestimmt
darum, eine Dramatisierung der Situation zu
vermeiden. Die Ehrlichkeit der Figuren soll eine
emotionale Bindung zum Zuschauer herstellen.
Der „normale“ Kinozuschauer ist mit der Dramatisierung sehr viel mehr vertraut als mit der
Reduktion. Die Dramatisierung kennt er aus
dem Fernsehen. Das ist dann auch ein Grund,
warum Dokumentarfilme so gut ankommen,
wenn sie quasi inszeniert sind. Man empfindet
es als spannend, eine Emotion zu erleben, von
der man merkt, dass sie in irgendeiner Weise Tendenz wahrnimmt und ob das seine Regiearbeit
verpackt ist, aber trotzdem der Realität ent- beeinflusst. Füllt sich Authentizität jetzt anders?
spricht.
Thalheim: Ich glaube, am Anfang steht da immer
so eine Sehnsucht nach Ehrlichkeit. Beim FilmeDanquart: Empfindest du das als Lüge?
macher wie beim Publikum. Und dann muss man
aber zugeben, dass alle, sowohl Dokumentar- als
Koerner von Gustorf: Nein.
auch Spielfilmer das zu erzeugen versuchen. Wie
bekommt man diese Momente? Bekommt man sie,
Danquart: Das ist super!
indem man maximal inszeniert, oder bekommt
Koerner von Gustorf: Trotzdem bezweifle ich, dass man sie gerade, wenn die Spannung nachlässt,
wir hier eine neue Bewegung ausmachen können. wenn die Kamera weiter läuft. Da muss halt jeder
seinen eigenen Stil finden. Für mich persönlich ist
Danquart: Ja, aber ich finde, dass sich tatsächlich das jetzt nicht so ein neues Phänomen, ich bin da
was verändert hat: sowohl im Rezeptionsverhal- schon auch beeinflusst von Andreas Dresens HALten als auch zum Beispiel in der Finanzierung, als BE TREPPE oder von den frühen Filmen von Jiri
auch in der Herangehensweise, als auch in den Menzel und Milos Forman zum Beispiel, da hat
Diskussionen. Auch dass wir jetzt hier sitzen und man überall diese Elemente. Deswegen sehe ich
dieses Thema haben in der Filmakademie, das das nicht als so was revolutionär Neues. Ich glaub
sind doch alles Anzeichen, Dinge, die man wahr- nicht so richtig an einen Paradigmenwechsel, weil
nehmen muss. Ich glaube tatsächlich, es ändert ich das für keine neue Erfindung halte.
sich was. Es gibt einen Paradigmenwechsel.
Reich: Ja, aber es kommt doch darauf an – heuHolighaus: Ich würde da jetzt gern noch mal bei te mehr denn je – dass man die Menschen, die
Robert Thalheim konkret nachhaken, ob er diese ins Kino gehen, bewegt. Und die Zuschauer sind
69
offener geworden, auch dokumentarischen Formen gegenüber. Das liegt sicher auch daran – es
ist ja kein Geheimnis, dass sich die jüngeren Zuschauer komplett aus dem Kino zurückgezogen
haben –, dass es jetzt einfach eine andere Publikumsstruktur gibt. Bei den Älteren gibt es eher
eine Offenheit gegenüber Themen, die uns alle angehen – ökologische Themen beispielsweise.
Albers: Ja, es gibt jetzt eine neue Publikumsschicht, die Kino entdeckt hat, um was zu sehen,
was sie vorher nicht unbedingt mit Kino zusammengebracht hat: UNSER TÄGLICH BROT, DER
GROSSE AUSVERKAUF, DARWIN‘S NIGHTMARE
sind Filme, die ein Thema auf den Tisch bringen
und sich wirklich auch nur sehr eng mit diesem
Thema beschäftigen, also sich weniger an Figuren
orientieren, sondern sich mehr am Thema entlangarbeiten.
Danquart: Und trotzdem war es früher so, dass
mich die Leute nach über zehn Dokumentarfilmen
fragten: Wann machst du denn deinen ersten richtigen Film? Und meinten: deinen ersten Spielfilm.
Das genau meine ich mit Paradigmenwechsel:
70
Die Achtung, die Wahrnehmung, auch öffentlich Reich: Grundsätzlich muss man erst einmal
festhalten, dass man ein Familienpublikum hat,
und auch in der Branche, hat sich verändert.
Kinder mit Familie. Andere Leute gehen nicht
Reich: Wenn ich das so höre, dann denke ich daran, in diese Filme. Family Entertainment ist ja nun
was der Kinderfilm vor sechs oder sieben Jahren er- ein etabliertes Genre. Ich finde Zielgruppendenlebt hat. Als PÜNKTCHEN UND ANTON lief, wurde ken vollkommen richtig. Ich mag nicht MonCaroline Link auch pausenlos gefragt: Warum hast tagfrüh aufwachen und hatte am Wochenende
du als zweiten Film einen Kinderfilm gemacht? Eine nur 20.000 Zuschauer. Da hätte ich das Gefühl,
Frage, die heute nicht mehr gestellt würde. Weil ein Jahr meines Lebens umsonst gearbeitet
der Kinderfilm gesellschaftsfähig geworden ist. zu haben. Sage ich ganz klar. Man wird ja mit
einem Kinderfilm nicht so beachtet, nicht von
Holighaus: Bleiben wir beim Kinderfilm. Wir der Kritik, auch nicht mit den Preisen. Regiewissen, dass der Kinder- und Jugendfilm für die und Produzentenpreise schon, aber die anderen
Branche eine unglaubliche Bedeutung hat. Das Team-Mitglieder, die ich mindestens so großarist ja seit Jahren die „cash cow“ der Branche, weil tig finde wie aus vielen deutschen Erwachseda durchgängig die Filme Publikum machen und nenfilmen, also die Ausstatter, die Kameraleudadurch auch Geld bringen. Auf der anderen Sei- te. Nie – bis auf eine einzige Ausnahme mal –,
te ist aber die Wahrnehmung, die künstlerische, nie hat einer unserer Mitarbeiter mal irgendwo
doch eine reduziertere. Das Besondere ist: Der eine Nominierung bekommen. Und das finde ich
Kinder- und Jugendfilm hat als einziger in seiner wirklich schade, für diesen Aufwand, der für dieGenrebezeichnung das Zielpublikum schon drin. se teuren Filme betrieben wird.
Und daraus erwächst die Frage: Ist das eigentlich
eine Selbstbeschränkung? Muss diese Selbstbe- Holighaus: Apropos Kritik. Wieweit spielt Krischränkung sein? Oder ist es da nicht auch an der tik beim Kinderfilm eine Rolle? Ist es wichtig, dass die Eltern eine gute Kritik lesen oder
Zeit, dass man Grenzen überschreitet?
Deutscher Filmpreis 2008
dass die Kinder von dem Film wissen und sagen: alles, was du an Werbung machst, dir mehr oder
weniger erkaufen musst.
Mama, ich will da rein?
Reich: Beides. Ich behaupte zum Beispiel, dass der
Erfolg von DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER
mit fast zwei Millionen Besuchern zu zwei Dritteln über die Erwachsenen gelaufen ist. Weil die
Erwachsenen diesen Film unglaublich geliebt haben. Die Kinder wussten ja letztendlich gar nicht,
was das ist. Sie fanden das dann schon cool mit
den fünf Jungs oder so, aber der große Erfolg
gründet auf den Erwachsenen. Und dieser Film
hatte sensationelle Kritiken! Für den Film war das
wahnsinnig wichtig. Bei DIE WILDEN HÜHNER
ist das anders, weil die Marke an sich eine andere Bedeutung hat, sie steht nicht in diesem kulturellen deutschen Kontext wie Erich Kästner. Da
ist die Kritik nicht ganz so wichtig. In diesen Film
gehen eh fast nur Mädels, da spielt das Internet
vielleicht eine größere Rolle. Aber bei einem Kinderfilm hat man ja grundsätzlich weniger Presse
als bei einem großen deutschen gleichwertigen
Erwachsenenfilm. Man kommt ja immer nur am
Rande vor. Das macht natürlich auch die Herausbringung der Filme relativ teuer, weil du einfach
Holighaus: Maria Köpf hat ja nun – nach dem
Start von MAX MINSKY UND ICH diesen Montagmorgen erlebt, den Uschi Reich niemals erleben
möchte.
Köpf: Ja. Und aber natürlich haben wir mit dem
Film auf ein Zielpublikum hingearbeitet und hatten auch einen Fokus. Außerdem hat der Film eine
zauberhafte Geschichte und ist ganz wunderbar
umgesetzt. Aber das reicht heute eben nicht mehr.
Man muss diesen Film auch entsprechend vermarkten, um das Zielpublikum zu erreichen, und
das ist bei Kinder- und Jugendfilm eine große Herausforderung, da man sich zum Beispiel nicht auf
eine gute Pressearbeit verlassen kann. Wenn die
Kinder in unserem Film MAX MINSKY UND ICH
drin waren, ist die Begeisterung groß. Das zeigen
auch die vielen Publikumspreise, die er schon gewonnen hat. Das Problem ist wirklich, bei Filmen,
die auf einer relativ kleinen Marke aufbauen können – obwohl der Film auf einem bekannten Kinderbuch basiert – ist es einfach extrem schwierig, Alfred Holighaus
71
hat bis heute über 25.000 Euro eingenommen.
„Mehr Zuschauer“ bedeutet nicht gleichzeitig
„mehr Gewinn“. Aber ist bei 80.000 wirklich das
Ende der Fahnenstange erreicht? Ich würde für
unsere Filme so gern mal die Zielgruppe definieren, einfach um zu wissen, wieviele Leute bereit
Reich: Kinderfilm ist wirklich reines Zielgruppen- wären, sich YELLA im Kino anzuschauen.
geschäft!
Reich: Schwer zu sagen. Ich würde jetzt mal sponDanquart: Ich würde total gern Kinderfilme ma- tan sagen, man müsste mit Christian Petzold und
chen! Weil Kinder das ehrlichste Publikum sind. mit der Presse 200.000 Besucher schaffen.
Aber das Problem ist, du erreichst die Kinder ja
Holighaus: Würde ich auch so sehen!
nur über die Eltern.
wenn man nicht das entsprechende Werbebudget
hat. Ich glaube, dass wir für deutsche Kinder- und
Jugendfilme in Zukunft auch andere Strategien
brauchen, wie intensivere Zusammenarbeit mit
den Schulen im Rahmen der Medienerziehung.
Reich: Unterschätze den Pausenhof nicht! Der Koerner von Gustorf: Und ich würde das erst recht
Pausenhof ist extrem wichtig. Zum Beispiel DIE gern mal so sehen!
WILDEN KERLE, den alle Eltern total ablehnen,
der ist irrsinnig erfolgreich – das geht nur über
die Kinder.
Koerner von Gustorf: Der Verleih von YELLA hat
eine hervorragende Arbeit geleistet. Wir waren
in allen Kinos, in denen wir sein wollten. Wir
waren in den Medien omnipräsent. Die Verleihförderung ist zurückgezahlt, und Schramm Film
Maria Köpf
72
Deutscher Filmpreis 2008
DAS TEAM
VERANSTALTER
Der Deutsche Filmpreis ist eine Veranstaltung
der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung
für Kultur und Medien, produziert von der
DFA Produktion GmbH.
Deutsche Filmakademie e.V.
Präsidium: Senta Berger, Günter Rohrbach
Vorstandsvorsitz: Stefan Arndt
Geschäftsführung: Christiane Teichgräber
Team: Nora Ackermann, Friederike Fröhner,
Stephan Pless, Tanja Riehn
BKM/Filmreferat K35,
Erich Liebert, Ulrike Schauz
MODERATION
Barbara Schöneberger
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Nico Hofmann (teamWorX/UFA Cinema)
Thomas Peter Friedl (UFA Cinema)
PRODUZENTIN
Claudia Loewe (DFA Produktion GmbH)
74
PRODUCERIN
Marion Gaedicke
REGIEASISTENZ
Stefanie Herrmannsdörfer
PRODUKTIONSLEITUNG
Matthias Börner, Carsten Lehmann (MBTV)
REDAKTION
Claudia Voelker, Jenny Fiedler, Andrea Poulios
PRODUKTIONSKOORDINATION
Dorothee Hufschmidt
ZUSPIELER
Carlos Gerstenhauer, Natalie Kurz und
Brainpool TV
PRODUKTIONSASSISTENZ
Sarika Hemi Lakhani, Cora Thielen
AUFNAHMELEITUNG
Martin Hoffmann, Roxana Hoh, Nuschi Kelm,
Burkhard Krone, Julia Vetterl
NOMINIERTEN - UND GÄSTEBETREUUNG
Sigrun Hauer GmbH
AUTOREN
Ralf Husmann (Moderation)
Hans-Christoph Blumenberg (Paten)
BÜHNENBILD
Hassler Entertainment Architecture
KOSTÜMBILD
Heike Stemmler Collection
Talbot Runhof (Ausstattung B. Schöneberger)
MASKE
Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger)
Hair & Beauty Udo Walz,Schwarzkopf Professional
LICHTSETZENDER KAMERAMANN
Didi Garsoffky
REGIE
Utz Weber
Deutscher Filmpreis 2008
IMPRESSUM
TITELMUSIK
Loy Wesselburg, Bernhard Eichner
EINSPIELUNG TITELMUSIK
Berliner Philharmoniker unter der Leitung von
Sir Simon Rattle
MUSIKALISCHE BEGLEITUNG GALA
Berlin Pops Orchestra unter der Leitung von
Joris Bartsch Buhle
BALLETT
Break a leg Productions
James De Groot
PR
LimeLight PR
Petra Schwuchow, Carolin Bitzer
BETREUUNG PARTNER/DRUCKERZEUGNISSE
Verena Herfurth
ON-AIR-DESIGN/DRUCKERZEUGNISSE/
INTERNET
e27 Berlin, www.e27.com
RECHTSBERATUNG
Dr. Frank Brauner
Prof. Dr. Mathias Schwarz
NOTAR
Hellmut Sieglerschmidt
SENDEPARTNER
Das Erste
Rundfunk Berlin Brandenburg rbb
Redaktion: Rosemarie Wintgen, Katrin Mandel
Herstellungsleitung: Torsten Klein
Produktionsleitung: Jörgen Radach
HERAUSGEBER
Deutsche Filmakademie e.V.
Köthener Straße 44
10963 Berlin
(V.i.S.d.P. Christiane Teichgräber)
CHEFREDAKTION & TEXTE
Alfred Holighaus, Linda Söffker
PRODUKTION
Verena Herfurth
SCHLUSSREDAKTION
Ingrid Arnold
LOLA PARTY
Fast Forward Communications GmbH
Daniel Kloß, Anke Brandt
LAYOUT/GESTALTUNG
e27 Berlin, Robert Neumann
LOLA FESTIVAL
Deutsche Filmakademie e.V.
Gisela Liesenfeld (DFA Produktion GmbH)
Saskia Vömel, Eduard Barnsteiner
(Entertainment Kombinat)
Abdruck der Texte nur nach vorheriger
Genehmigung und mit Quellenhinweis
„Deutsche Filmakademie/
Deutscher Filmpreis 2008“
75
WIR DAnken Von Herzen unseren Freunden und treuen Unterstützern
Allen beteiligten Produzenten für die
Bereitstellung des Filmmaterials und die
enge Zusammenarbeit,
allen Kinobesitzern, Verleihern und beteiligten
Filmschaffenden für die intensive und liebevolle Mitwirkung beim LOLA FESTIVAL 08,
allen Paten für ihr individuelles und großartiges Engagement für die nominierten Kollegen,
Milena Fessmann für die musikalische Untermalung bei den Veranstaltungen rund um die
Verleihung,
allen Akademiemitgliedern für ihre Kreativität
und ihren unermüdlichen Einsatz rund um den
deutschen Film,
76
Mathias Bothor für seinen Dauereinsatz und
seine beeindruckenden Fotos,
Thomas Schreiber für seine rettende Flexibilität,
Senta Berger, Günter Rohrbach und Stefan
Arndt einfach für ALLES,
unserem wunderbaren Team für ihre beständige Motivation und Leidenschaft
und allen anderen, die auf ihre einmalige Art
und Weise zum Gelingen dieses Abends
beigetragen haben...
Deutscher Filmpreis 2008
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