Das Reichenbach-Herbar - Universität Heidelberg

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Das Reichenbach-Herbar - Universität Heidelberg
Das Reichenbach-Herbar
Im Herbarium des Heidelberger Botanischen Gartens (HEID)
Der Grundstein für das Herbarium des Botanischen Gartens Heidelberg
im Heidelberger Institut für Pflanzenwissenschaften (HIP) wurde wohl
schon zu Beginn des 19. Jh. auf privater Basis gelegt. So trug z.B. Prof.
Bischoff – ab 1839 erster Ordinarius für Botanik in Heidelberg – 7000
Pflanzen aus aller Welt zusammen. Sein berühmter Nachfolger Wilhelm
Hofmeister setzte diese Sammeltätigkeit fort. Hofmeisters Vater
Friedrich stand in freundschaftlicher Beziehung zu Heinrich Ludwig
Gustav Reichenbach (Rchb., siehe Bild), der 1793 in Leipzig geboren
wurde. H.L.G. Reichenbach studierte in seiner Geburtsstadt Medizin
und Naturwissenschaften. Ab 1820 war er Ordinarius für
Naturgeschichte an der Chirurgisch-medizinischen Akademie zu
Dresden. Zugleich leitete er als Direktor das Zoologische Museum und
den durch ihn gegründeten Botanischen Garten. Bekannt wurde er unter anderem durch
sein großes Werk „Flora germanicae exsiccatae“ das im Verlag von Friedrich Hofmeister
erschien. Viele der bei der Arbeit an der „Flora germanicae exsiccatae“ angefallenen
Dubletten gelangten zu jener Zeit in das Heidelberger Herbarium. H.L.G. Reichenbachs Sohn
Heinrich Gustav (Rchb.f.) setzte die Sammeltätigkeit seines Vater fort, wobei er sich gezielt
der Pflanzenfamilie der Orchideen widmete. Trotz einer langwierigen Auseinandersetzung
mit Wilhelm Hofmeister gelangten viele seiner Belege in das Herbarium HEID.
Die Chronik der Universität Heidelberg, sowie die Chronik der Stadt Heidelberg berichten
aus dem Jahre 1905 von einer Schenkung eines umfangreichen Herbars durch einen Dr.
Reichenbach, der es von seinem Vater Ludwig Reichenbach, einem praktischen Arzt in Tiflis,
geerbt hatte. Aufgrund der weit verzweigten Familienverhältnisse der Familie Reichenbach
lässt sich die verwandtschaftliche Beziehung dieser Personen zu dem oben genannten
H.L.G. Reichenbach zur Zeit leider nicht einwandfrei feststellen.
Heute beinhaltet das Heidelberg Herbarium etwa 300.000 Pflanzenbelege. Neben den
umfangreichen Aufsammlungen aus dem 19. Jh. liegt ein Schwerpunkt der Sammlungen
auf den Forschungsreisen der Professoren Rauh und Hagemann sowie Dr. Senghas aus den
Jahren 1950 bis 1980. Aus dieser Zeit stammen ca. 50.000 Belege vorwiegend aus den
Gruppen der Orchideen, Ananasgewächsen und Kakteen.
Mit der Berufung von Prof. Marcus Koch als Direktor des Botanischen Gartens im Jahre 2003
begann der Aufbau eines Forschungsherbariums, das sich im Wesentlichen auf die Familie
der Kreuzblütler (Kohl, Kresse, Senf und verwandte Arten) konzentriert. Im Sinne einer
modernen Ausrichtung dieser Institution und im Zuge einer weit fortgeschrittenen Biologie
können viele Belege heute molekularbiologisch/genetisch untersucht werden. Diese
molekularen Arbeiten an den Herbarbelegen haben eine Reihe wichtiger Herbarien nach
einem jahrzehntelangen „Dahindämmern“ wieder zu einer neuen „Blüte“ geführt.
Zum vereinfachten Austausch von Informationen und Daten mit nationalen und
internationalen Kooperationspartnern werden die Bestände systematisch in einer
Datenbank erfasst und digital photographiert. Im Zuge dieser Arbeiten ist eine Bereitstellung
der Daten im World Wide Web geplant.
Informationen zum Botanischen Garten und zum Herbarium der Universität Heidelberg
erhalten Sie im Internet unter:
www.botgart.uni-hd.de
© Botanischer Garten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Text: Prof. Marcus Koch, Dr. Peter Sack