Marktcheck „Ticketautomaten“ - Verbraucherzentrale Sachsen
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Marktcheck „Ticketautomaten“ - Verbraucherzentrale Sachsen
Marktcheck „Ticketautomaten“ Wie einfach kommt man zum ÖPNV-Ticket? Januar 2011 Kontakt: Verbraucherzentrale Sachsen e.V. Klimaprojekt Brühl 34-38 04109 Leipzig Tel.: 0341-6962987 E-Mail: [email protected] Marktcheck „Ticketautomaten“ 1. Einleitung Mehr als die Hälfte der Tickets sowohl im Nahverkehr als auch im Stadtverkehr werden am Automaten gekauft. (vgl. VCD-Bahntest 2010, S. 15) Durch den Fahrscheinverkauf an Ticketautomaten erwirtschaften die Verkehrsbetriebe nicht nur ihre höchsten Umsätze. Die Automaten stellen in den meisten Fällen auch den ersten Schritt/ die erste Barriere für die Verbraucher zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs dar. (vgl. Verbrauchermonitoring vzbv/ prognos 2010, S. 58) In Sachsen gibt es fünf Zweckverbände, die als Besteller des öffentlichen Personennahverkehrs fungieren. Die lokale Personenbeförderung liegt in den Händen der jeweiligen städtischen Betreiber der Strecken, die Verbundtarife und Ticketmarketing teilweise in die Verantwortung von fünf Verkehrsverbünden gegeben haben. Diese kleinteilige Gliederung führt dazu, dass bei Reisen oftmals Grenzen von Verkehrsbetrieben und Verbundgrenzen mit teilweise sehr unterschiedlichen Tarifsystemen überschritten werden müssen. Dazu kommt, dass die Verkehrsverbünde ihre je eigene Infrastruktur aufbauen und unterhalten. So finden sich nicht nur unterschiedliche Tarifsysteme und Fahrzeuge in verschiedenen Farben, sondern auch im jeweiligen Stadt- und Verbundgebiet jeweils eigene Automatentypen zum Fahrkartenkauf. Vor diesem Hintergrund hat die Verbraucherzentrale Sachsen mit dem vorliegenden Marktcheck „Ticketautomaten“ die Bedienerfreundlichkeit der Geräte bei unterschiedlichen Anforderungen – sogenannte Ticketkauf-Szenarien – stichprobenartig überprüft. 2. Testdesign & Durchführung Aufgrund der starken Differenzierung des sächsischen Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wurden exemplarisch unterschiedliche Ticketautomaten von drei Verkehrsverbünden und drei städtischen Verkehrsunternehmen sowie die Ticketautomaten der Deutschen Bahn im Rahmen eines qualitativen Marktchecks im Zeitraum von November bis Dezember 2010 überprüft. Der Marktcheck zeigt Tendenzen auf und erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität. 2.1. Was wurde überprüft? Ziel des Markchecks war die Prüfung der Automaten auf ihre Benutzerfreundlichkeit. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie einfach ist es, das richtige Ticket zu kaufen? Bei der Überprüfung wurden daher insbesondere Parameter wie Benutzerführung, benötigte Anzahl der Schritte/ Klicks, Sichtbarkeit, Lesbarkeit, Reaktionszeiten, Eingabe- und Auswahlmöglichkeiten, Zahlungsoptionen sowie die Deklaration der Tarifstruktur (z.B. Hinweise auf Vergünstigungen, Informationen zu Fahrradmitnahmebestimmungen) betrachtet. Außerdem wurden die am bzw. in der Nähe der Automaten angebrachten Informationstafeln auf ihre Übersichtlichkeit und Deutlichkeit geprüft. 2.2. Wie wurde überprüft? Im Rahmen der qualitativen Studie wurden vier Automatentypen begutachtet. Die nachstehende Übersicht zeigt die einzelnen Automaten: Chemnitz Dresden Leipzig Stationärer Automat (Stadtverkehr) CVAG DVB LVB Mobiler Automat (Stadtverkehr) VerbundAutomat DB-Automat CVAG DVB LVB VMS VVO MDV DB DB DB Betrachtet wurden die Automaten der Verkehrsverbünde Mitteldeutscher Verkehrsverbund (MDV), Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) sowie des Verkehrsverbundes Mittelsachsen 2 Marktcheck „Ticketautomaten“ (VMS). Darüber hinaus waren die Ticketautomaten der Stadtverkehre in Chemnitz (CVAG), Dresden (DVB) und Leipzig (LVB) im Fokus. Dort wurden sowohl die stationären, zumeist an den Haltestellen befindlichen Automaten überprüft als auch die in den Fahrzeugen installierten mobilen Automaten. Die geprüften DB-Automaten waren alle mit der im Oktober 2010 aktualisierten Bedieneroberfläche ausgestattet. Um eine Vergleichbarkeit zu schaffen, wurden verschiedene Ticketkauf-Szenarien ausgearbeitet. Dabei wurde darauf geachtet, einen möglichst großen Bezug zum Alltag herzustellen. Für Stadtverkehr und für verbundinterne Destinationen: Szenario 1: Kauf eines Einzeltickets für Stadtverkehr/ verkehrsverbundsintern. Szenario 2: Kauf eines Einzeltickets für Stadtverkehr/ verkehrsverbundsintern und Fahrradmitnahme. Szenario 3: Familienausflug (Hin- und Rückfahrten) im Stadtverkehr/ verkehrsverbundsintern. Kauf von Fahrkarten für 2 Erwachsene (einer davon > 60) sowie zwei Kinder (Kind 1 = 6 Jahre, Kind 2 = 14 Jahre). Für Fahrten mit Destinationen außerhalb der jeweiligen Verbundgrenzen: Szenario 4: Kauf eines Einzeltickets für eine verbundübergreifende Fahrt. Szenario 5: Kauf eines Einzeltickets für eine verbundübergreifende Fahrt und Fahrradmitnahme. Szenario 6: Familienausflug (Hin- und Rückfahrten) für eine verbundübergreifende Fahrt. Kauf von Fahrkarten für 2 Erwachsene (einer davon > 60) sowie zwei Kinder (Kind 1 = 6 Jahre, Kind 2 = 14 Jahre). Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3 Szenario 4 Szenario 5 Szenario 6 Stationärer Automat (Stadtverkehr) Mobiler Automat (Stadtverkehr) VerbundAutomat DB-Automat x x x - x x x - x x x x x x x x x Da der Kauf von verbundübergreifenden Fahrscheinen an den mobilen und stationären Automaten des Stadtverkehrs nicht möglich ist, konnten die Szenarien 4 bis 6 dort nicht getestet werden. Genauso wenig sind an den Automaten der Deutschen Bahn Fahrscheine für den Stadtverkehr zu erhalten. Dort konnten folglich die Szenarien 1 bis 3 nicht getestet werden. 3 Marktcheck „Ticketautomaten“ 3. Ergebnisse In den untersuchten Gebieten existieren eine Reihe unterschiedlicher Automaten, deren Bedienung zum Teil stark voneinander abweicht. Es gibt Automaten mit Touchscreen, Bezahlfunktion per EC- bzw. Geld-Karte (DB-Automat), Automaten mit Tastenfeldern und Nummerncodes, die nur mit Bargeld bedient werden können sowie mobile Automaten, deren Ticketangebot deutlich reduziert ist. An allen Automaten wurden von den Testpersonen die obenstehenden Szenarien durchgespielt. Die Gesamtbewertung über die Bedienbarkeit ergab sich aus dem generellen Umgang mit dem Automaten (z.B. Bedienfelder, Anzeigengröße, Reaktionszeiten sowie dem Tarifinformationssystem). Des Weiteren wurden Parameter wie zum Beispiel die Anzahl der notwendigen Klicks bis zum Erhalt des Tickets erfasst. Weiterhin stellte sich die Frage, ob denn das gewünschte Ticket überhaupt zu erwerben war. Die Bedienbarkeit der Automaten wurde anhand der Notenskala von 1 bis 6 bewertet: Sehr gut (1), Gut (2), Akzeptabel (3), Umständlich (4), Schwierig (5), Unmöglich (6). 3.1. Bedienbarkeit Chemnitz Szenario 6 Szenario 5 DB-Automat Szenario 4 Verbund-Automat VMS Szenario 3 Mobiler Automat CVAG Szenario 2 Stationärer Automat CVAG Szenario 1 0 1 2 3 4 5 6 Je niedriger der Wert, desto besser das Ergebnis Abb. 1: Bedienbarkeit der Ticketautomaten in Chemnitz (Die Szenarien 4 bis 6 wurden nicht an mobilen und stationären Automaten und die Szenarien 1 bis 3 nicht an DB-Automaten getestet) In Chemnitz zeigt sich, dass die Automaten (stationär und mobil) des lokalen Verkehrsunternehmens durchweg sehr gut zu bedienen sind. Umständlich ist hingegen die Bedienung der Verbund-Automaten. Dort gestaltet sich besonders der Kauf von Fahrradkarten als schwierig. Gänzlich unmöglich ist es, am Verbund-Automaten Fahrscheine für Ziele außerhalb des Verbunds zu erhalten. Auch die Bedienung der DB-Automaten wird in zwei von drei Test-Szenarien als umständlich beschrieben. 4 Marktcheck „Ticketautomaten“ 3.2. Bedienbarkeit Dresden Szenario 6 Szenario 5 Szenario 4 DB-Automat Verbund-Automat VVO Szenario 3 Mobiler Automat DVB Stationärer Automat DVB Szenario 2 Szenario 1 0 1 2 3 4 5 6 Je niedriger der Wert, desto besser das Ergebnis Abb. 2: Bedienbarkeit der Ticketautomaten in Dresden (Die Szenarien 4 bis 6 wurden nicht an mobilen und stationären Automaten und die Szenarien 1 bis 3 nicht an DB-Automaten getestet) In Dresden zeigt sich, dass die Bedienbarkeit von mobilen Automaten im Vergleich zu anderen Dresdener Automatentypen am einfachsten ist, allerdings nicht mit den in Chemnitz erzielten Bestnoten. Die Bedienbarkeit von mobilen wie stationären Automaten gestaltet sich als gut. Die Nutzerfreundlichkeit der Verbund-Automaten wird als akzeptabel eingestuft. Umständlich wird es, wenn am Verbundautomaten ein Ziel außerhalb des Verbunds gewählt wird und dorthin ein Fahrrad mitgenommen werden soll. 5 Marktcheck „Ticketautomaten“ 3.3. Bedienbarkeit Leipzig Szenario 6 Szenario 5 DB-Automat Szenario 4 Verbund-Automat MDV Mobiler Automat LVB Szenario 3 Stationärer Automat LVB Szenario 2 Szenario 1 0 1 2 3 4 5 6 Je niedriger der Wert, desto besser das Ergebnis Abb. 3: Bedienbarkeit der Ticketautomaten in Leipzig (Die Szenarien 4 bis 6 wurden nicht an mobilen und stationären Automaten und die Szenarien 1 bis 3 nicht an DB-Automaten getestet) In Leipzig bereiten insbesondere die stationären Automaten den Testern Schwierigkeiten. Der Kauf von Einzelfahrkarten wie auch von Mehrfachfahrkarten gestaltet sich als weniger nutzerfreundlich. Die Ergebnisse reichen hier von akzeptabel bis umständlich. Besonders deutlich wird dies im Rahmen der Betrachtung der Anzahl der notwendigen Klicks, welche bis zum Erhalt des gewünschten Tickets notwendig sind. Im Vergleich zu Automaten anderer getesteter Anbieter war das Klickvolumen höher. Darüber hinaus war das nicht ganz so gute Abschneiden dem Umstand geschuldet, dass beispielsweise aus dem Tarifinformationssystem nicht klar hervorging, ob ein und welches Ticket für die Fahrradmitnahme nötig ist. Die mobilen Automaten schneiden hingegen im Mittel gut ab. Die Bedienbarkeit der Verbundautomaten des MDV wird ebenfalls mit gut bewertet. Insbesondere beim Kauf eines Einzeltickets für eine verbundübergreifende Fahrt und Fahrradmitnahme zeigt der DB-Automat Schwächen. 6 Marktcheck „Ticketautomaten“ 3.4. Automatentypen 3.4.1. Automaten des Stadtverkehrs Bei der Betrachtung der Ergebnisse für die Automaten des Stadtverkehrs wird rasch sichtbar, dass insgesamt überwiegend gute bis sehr gute Resultate erzielt worden sind. Besonders gute Noten wurden für die mobilen Automaten vergeben. Dies ist jedoch auch der zum Teil deutlich eingeschränkten Anzahl an angebotenen Tickettypen geschuldet. Das heißt zum Beispiel, es können an diesen Automaten keine Tickets über Verbundgrenzen hinaus erworben werden. Die Ausreißer (Bewertungen akzeptabel bzw. umständlich) sind auf fehlende oder die nicht eindeutigen Tarifbestimmung zur Mitnahme von Fahrrädern zurückzuführen. Zudem ist nicht bei allen mobilen Automaten die Barzahlung mit Geldscheinen möglich. 3.4.2. Verbund-Automaten Die Prüfung der Bedienbarkeit der Verbund-Automaten zeigt ein heterogenes Ergebnis. Der Erwerb des Einzelfahrscheins (Szenario 1) bereitet den Testern kaum Schwierigkeiten. Beim Fahrscheinkauf für die Szenarien zwei und drei wurden mitunter Probleme deutlich. Insbesondere der Kauf von Familientickets war an allen Verbund-Automaten nur akzeptabel bis umständlich möglich. Beim Ticketkauf für eine Fahrradmitnahme zeigt sich ein sehr uneinheitliches Bewertungsbild. Einerseits gibt es positive Benotungen, andererseits werden jedoch auch deutliche Verbesserungspotentiale sichtbar. Die Schwierigkeiten beim Kauf geeigneter Fahrscheine können auf die fehlende bzw. nicht eindeutige Deklaration der Beförderungsbedingungen und -konditionen zurückgeführt werden. Während Tickets für Ziele innerhalb des Stadt- bzw. Verbundgebietes relativ problemlos zu erhalten sind, gestaltet sich die Bedienung der Automaten für Ziele außerhalb des Verbundbereichs komplizierter. Vor allem mangelnde Informationen über die Tarifbestimmungen (z.B. Tarifzonen, kostenpflichtige Fahrradmitnahme) erschweren den Fahrscheinerwerb. 3.4.3. DB-Automaten Während sich der Kauf eines Einzeltickets (Szenario 4) als akzeptabel gestaltet, hatten die Probanden Schwierigkeiten beim Erwerb der den Szenarien 5 und 6 entsprechenden Tickets. So wurde nicht ausreichend darauf hingewiesen, ob beispielsweise ein Fahrschein für die Mitnahme des Fahrrads erforderlich ist. Darüber hinaus wird beim Kauf der Einzeltickets für das Szenario 6 nicht auf die Verfügbarkeit von Mehrpersonentickets, exemplarisch das DB-Sachsenticket, aufmerksam gemacht. Weiterhin wurde bemängelt, dass die Touchscreen-Bedienoberfläche in Abhängigkeit vom Lichteinfallswinkel mitunter schlecht lesbar ist. Ein anderer Kritikpunkt ist die hohe Verzögerungszeit zwischen dem „Umblättern“ der Seiten. Diese Lags betragen bis zu 5 Sekunden. Dies führt zu einer Verzögerung des Gesamtprozesses des Ticketkaufs und ist der Software geschuldet. Zusätzlich gilt es auf den Sicherheitsaspekt bei der Zahlung mit ecKarte hinzuweisen. Während bei einigen Automaten das Eingabefeld für den PIN-Code tief in das Gerät eingelassen ist, ist dies bei anderen Automaten (z.B. in Leipzig) nicht der Fall. Hierdurch kann das Ausspionieren der Geheimnummer vereinfacht werden. 7 Marktcheck „Ticketautomaten“ 4. Zusammenfassung und Fazit Der Marktcheck zeigt Tendenzen und Benutzerhemmnisse auf, bietet aber auch Chancen, wie die Bedienung von Ticketautomaten noch verbraucherfreundlicher gestaltet werden könnte. In der Gesamtschau zeigen sich drei Resultate: 1. Am umständlichsten zu bedienen sind für die Verbraucher die Verbundautomaten, welche das breiteste Angebotsspektrum bereit halten. 2. Je komplexer das gewünschte Ticket ist, desto umständlicher gestaltet sich die Bedienbarkeit aller Automaten (v.a. bei Fahrradmitnahme). 3. Fahrscheine für Ziele außerhalb des eigenen Verbundnetzes sind an allen getesteten Automaten am schwierigsten zu erhalten. Verbund-Automat DB Szenario 6 Szenario 5 Stationärer Automat Szenario 4 Szenario 3 Szenario 2 Mobiler Automat Szenario 1 sehr gut umständlich Abb. 4: Bedienbarkeit der Ticketautomaten in Sachsen (Die Szenarien 4 bis 6 wurden nicht an mobilen und stationären Automaten und die Szenarien 1 bis 3 nicht an DB-Automaten getestet). Die Werte in dieser Darstellung wurden gemittelt, wie die eingeschobene Grafik oben rechts zeigt. Solange es sich um den Kauf eines lokalen Einzeltickets handelt, schneiden alle getesteten Automatentypen recht gut ab. Die Ergebnisse bewegen sich zwischen sehr gut und akzeptabel. Alle Testkäufer waren im Stande, an den entsprechenden Automaten das geforderte Ticket zu erwerben. An den Automaten der lokalen Verkehrsunternehmen lassen sich allerdings keine Tickets über die Verbundgrenze hinaus (z. B. Oschatz-Riesa oder Chemnitz-Tharandt) erwerben. Beabsichtigt man hingegen eine Fahrradmitnahme, gestaltet sich der Ticketkauf häufig komplizierter. Allzu oft wird nicht deutlich dargestellt, ob und welches Ticket für die Fahrradmitnahme erforderlich ist. Auffällig ist dieses Problem insbesondere an den Automaten der Verkehrsverbünde. Auch an den DB-Automaten zeigt sich diesbezüglich Verbesserungsbedarf. Dasselbe Problem zeigt sich beim Kauf von Mehrfachfahrkarten. Der 8 Marktcheck „Ticketautomaten“ Versuch, Tickets für mehrere Reisende unterschiedlicher Altersgruppen zu kaufen, erweist sich als ebenso umständlich. Auch dort fehlen übersichtliche Informationen über die Tarifbestimmungen. Die meisten Automaten weisen zudem nicht beim Kauf mehrerer Fahrscheine für Hin- und Rückfahrt auf vergünstigte Gruppentickets hin. Während Fahrscheine für Ziele innerhalb des Stadt- bzw. Verbundgebietes relativ problemlos zu erhalten sind, gestaltet sich die Bedienung der Automaten für Ziele außerhalb des Verbundbereichs äußerst kompliziert. Vor allem mangelnde Informationen über die Tarifbestimmungen (z.B. Tarifzonen, kostenpflichtige Fahrradmitnahme) erschweren den Fahrscheinerwerb. Das auffallend schlechte Ergebnis der Verbundautomaten im Hinblick auf die Szenarien 4, 5 und 6 in Abbildung 4 ist auf den Umstand zurückzuführen, dass an nicht allen Verbundautomaten Tickets für eine Destination außerhalb des Verbundbereiches erwerbbar waren. Dies hatte demnach die Vergabe der Note 6 zur Folge und wirkt sich negativ auf die Verbund-Automaten-Gesamtbetrachtung aus. Ein detaillierteres und differenzierteres Bild liefert die beigestellte Abbildung (Verbund-Automaten Szenarien 4 - 6). Probleme bereiten den Testern die vielen unterschiedlichen Automatentypen als auch die Komplexität der verschiedenen Verbund- und Tarifsysteme. Diese Komplexität schlägt sich letztlich auch in der Bedienbarkeit nieder. Fazit Um eine bessere Bedienbarkeit der Ticketautomaten des ÖPNV in Sachsen zu erreichen, Reisenden den Fahrscheinerwerb zu erleichtern und Hürden zum Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel abzubauen, könnten folgende Ansätze dienen: 1. Verbraucher nicht immer neu herausfordern: So könnte in Erwägung gezogen werden, die in Sachsen vorhandenen Ticketautomaten mit einer einheitlichen Bedienoberfläche zu versehen. Ebenfalls könnten die Automaten in gleicher Form und Farbe gestaltet werden, um bereits die Erkennbarkeit im Stadtbild zu vereinfachen. 2. Übersichtliche Tarife: Die momentan ersichtlichen Aushänge sind teilweise sehr kleinteilig und unübersichtlich, bergen viele Hürden und stiften Verwirrung beim Verbraucher. Darüber hinaus sind die Tarifinformationen oftmals zu klein dargestellt. Besonders ältere Verbraucher haben dadurch Nachteile und Sehbehinderte haben geringere Chancen, die Automaten eigenständig zu bedienen. Die Definition einzelner Begriffe (z. B. Kind) und Bedingungen (z. B. Fahrradmitnahme) weichen von Verkehrsverbund zu Verkehrsverbund, insbesondere beim Überschreiten von Verbundgrenzen, voneinander ab. Hier ist es für Verbraucher nicht einfach, den Überblick zu behalten und ihr Wissen von einem Verbundgebiet auf ein anderes Gebiet zu übertragen. 3. Fahrradmitnahme vereinfachen: Wünschenswert ist eine sachsenweite Vereinheitlichung der Fahrradmitnahmeregelungen. Zudem könnte eine kostenlose Mitnahme des Fahrrades – zumindest außerhalb der Stoßzeiten – einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der intermodalen Mobilität darstellen und dem Selbstanspruch des Umweltverbundes gerecht werden. 4. Kundenfreundlichkeit verbessern: Automaten können keine Fragen beantworten. Daher könnte ein kompetenter und höflicher Ansprechpartner für den automatisierten Ticketkauf (z.B. über eine Gegensprechanlage am Automaten) für Verbraucher eine wichtige Hilfe darstellen. 9 Marktcheck „Ticketautomaten“ 6. Anhang 6.1. Definition Bedienungsfreundlichkeit: Parameter Die Gesamtbewertung über die Bedienungsfreundlichkeit ergab sich aus dem wahrgenommenen generellen Umgang mit dem Automaten in Bezug auf Bedienfelder, Anzeigengröße, benötigte Anzahl der Klicks/ Schritte, Sichtbarkeit, Lesbarkeit, Reaktionszeiten, Zahlungsmöglichkeiten, Hinweise auf Vergünstigungen sowie dem Tarifinformationssystem, z.B. Informationen zur Fahrradmitnahme. Die Bewertung erfolgte mittels des nachstehenden Schulnotensystems: 1= sehr gut, 2 = gut, 3 = akzeptabel, 4 = umständlich, 5 = schwierig, 6 = unmöglich. 6.2. Gewählte Destinationen/Reiseziele Stadtverkehr: Chemnitz CVAG: Einzelfahrschein Tarifzone 13 Dresden DVB: Einzelfahrschein Tarifzone 10 Leipzig LVB: Einzelfahrschein Tarifzone 110 Verbundinterne Verbindung: VMS: Chemnitz - Zwickau VVO: Dresden – Hoyerswerda MDV: Leipzig – Halle Verbundübergreifende Verbindung: VMS: Chemnitz - Döbeln VVO: Dresden – Freiberg MDV: Leipzig – Riesa 10 Marktcheck „Ticketautomaten“ 6.3. Übersicht Gesamtergebnis Bedienbarkeit Chemnitz Stationärer Automat CVAG Mobiler Automat CVAG VerbundAutomat VMS DB-Automat Szenario 1 1 1 2 - Szenario 2 1 1 5 - Szenario 3 1 1 3 - Szenario 4 - - 6* 1 Szenario 5 - - 6* 4 Szenario 6 - - 6* 4 * Die im Rahmen des Tests festgelegte verbundexterne Destination Döbeln ließ sich am Automat nicht auswählen. Bedienbarkeit Dresden Stationärer Automat DVB Mobiler Automat DVB VerbundAutomat VVO DB-Automat Szenario 1 2 1 3 - Szenario 2 2 3 3 - Szenario 3 2 2 3 - Szenario 4 - - 3 1 Szenario 5 - - 4 1 Szenario 6 - - 3 4 Stationärer Automat LVB Mobiler Automat LVB VerbundAutomat MDV DB-Automat Szenario 1 3 1 1 - Szenario 2 4 2 1 - Szenario 3 4 3 4 - Szenario 4 - - 1 1 Szenario 5 - - 2 4 Szenario 6 - - 2 2 Bedienbarkeit Leipzig Hinweis: Die Szenarien 4 bis 6 wurden nicht an mobilen und stationären Automaten und Szenarien 1 bis 3 nicht an DB-Automaten getestet. (Bearbeitungsstand: Januar 2011) 11