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Zusammenfassung
DSM-IV
Diagnostisches und Statistisches
Manual Psychischer Störungen
Sass, H., Wittchen, H.U., Zaudig, M. (2001). Diagnostisches und Statistisches Manual
psychischer Störungen DSM-IV. Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe Verlag für
Psychologie
Zusammengefasst von:
Barbara Stauder
Haula
3212 Gurmels
Tel: 026/674 30 41
[email protected]
DSM-IV. Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen
[email protected]
März 03
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DSM-IV
Einführung zur deutschen Ausgabe: zur Situation der
operationalisierten Diagnostik in der deutschsprachigen
Psychiatrie (p. IX - XXII)
Bemerkung: Mit einer Schriftgrösse < 12 habe ich jene Stellen gekennzeichnet, die meiner Ansicht nach für die
Prüfung nicht so wichtig sind.
1. Historische Entwicklung & Entstehungsgang von DSM-IV (S: IX f)
Die Entwicklung des DSM geht zurück auf die Erhebung einer Kategorie für Schwachsinn/Wahnsinn
1840 in der Volkszählung von 1840.
1880 Bei der Volkszählung wurden 7 Kategorien für schwere Geisteskrankheiten erhoben
Erste Veröffentlichung eines Klassifikationssystems durch die American Psychiatric Association (ab
1917 1921: APA) mit 22 Kategorien
APA übernahm auf Grundlage der Vorläufer die Ausarbeitung eines diagnostischen und statistischen
1952 Manuals (DSM); erste Versuche der Abstimmung mit ICD-6 der WHO
1968 DSM-II erscheint
1980 DSM-III erscheint;
wichtige Erneuerungen:
• Einführung expliziter und operational definierter diagnostische Kriterien
• multiaxiales Beschreibungssystem
• deskriptiver Ansatz mit Bemühen um weitgehende Neutralität hinsichtlich ätiologischer
Vorannahmen
1987 DSM-III-R erscheint
1994 DSM-IV erscheint (auf Deutsch: 1996)
Übersetzungen in viele Sprachen
Vorteil des DSM gegenüber dem ICD:
explizitere operationalisierte diagnostische Klassifikation (d.h. Zuordnungsregeln sind immer explizit; Betonung einer
Beeinträchtigung basiert auf Forschung und nicht auf Konventionen)
(wäre im ICD nicht so möglich, da dieses konsensfähig sein muss)
2. Verbreitung und Anwendung von DSM-III / DSM-III-R (S. Xf)
auch im deutschsprachigen Bereich wachsende Zustimmung, überraschend grosse Akzeptanz von DSM in vielen
Bereichen der klinischen Praxis und Forschung (Universitäten, Weiterbildung).
3. DSM-IV und ICD-10 (S: XIff)
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Bemühung um enge Abstimmung (beidseitig)
Ziel der Bemühungen: Kompatibilität der Systeme verbessern und bedeutungslose
Formulierungsunterschiede verringern.
DSM-IV
Wichtiger
ist:
forschungsorientierte Gesichtspunkte
Vorschriftencharakter
Eingangskriterium:
= klinisch bedeutsame Beeinträchtigung in sozialen,
beruflichen oder anderen Funktionsbereichen.
>fast bei jeder Störung aufgeführt
Deutsche Version: ICD-10-Codierung
angegeben (ICD-9-CM ≅ DSM-IV-Codierung)
ICD-10
Interkulturelle Perspektive und Anwendbarkeit
vor allem in Ländern der 3. Welt
Richtliniencharakter
Versucht psychosoziale Kriterien bei der
Entstehung einer Diagnose zu vermeiden
(Grund: international, kulturelle Unterschiede)
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4. Bedeutsame Veränderungen von DSM-III-R zu DSM-IV (S: XIIIf)
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Inhaltlich keine sehr dramatischen Umbrüche
Umfang: doppelt so gross, da beschreibende Texte ausführlicher
DSM-IV enthält ~1000 Kriterien für die Erfassung von 395 Störungen
DSM-IV enthält mehr Zusatzcodierungen und Subtypen
DSM-IV: mehr Gewicht auf interkulturelle Anwendbarkeit
Änderung: Achse I: Entwicklungsstörungen sind nur auf dieser Achse enthalten
Änderung: Achse II: nur noch geistige Behinderung und Persönlichkeitsstörungen
Änderung: Achse III: enthält medizinische Krankheiten aus anderen Kapiteln der ICD-10
Änderung: Achse IV: keine allgemeine Beurteilung mehr des Schweregrades von Belastungsfaktoren,
sondern es werden psychosoziale und Umgebungsprobleme verzeichnet
Änderung: Achse V: GAF-Skala (Gesamtbeurteil’g des psychosoz. Funktionsniveaus) reicht jetzt bis 100
Kapitel im DSM-III-R „Organisch bedingte psychische Störungen“: Aufteilung in 3 Kapitel: „Delier,
Demenz, Amnestische und andere kongitive Störungen“, psychische Störungen aufgrund eines
medizinischen Krankeitsfaktors“ und „Störungen im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen“.
> Diagnosen aus diesen 3 Störungsgruppen müssen erst ausgeschlossen werden, bevor andere Störungen
diagnostiziert werden können.
Generelles „Demenzsyndrom“ wurde im DSM-IV eliminiert; existiert aber als Gliederungsprinzip
Neu im Demenzkapitel: kognitive Störungen als Restkategorie im Rahmen nachvollziehbarer organischer
Grunderkrankungen mit Angabe vorläufiger Kriterien. (Nicht zu verwechseln mit dem alterbedingten
kognitiven Abbau)
Die einzelnen Störungen im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen sind in diesem Kapitel zwar
aufgelistet, werden teilweise in anderen Kapiteln zusammen mit Störungen, mit denen sie die Symptomatik
gemeinsam haben, beschrieben.
Neue Störungsgruppe: Anorexia nervosa und Bulimia Nervosa findet man nun im Kapitel Essstörungen
Das Kapitel Schlafstörungen wurde wesentlich erweitert und nach ätiologischen Gesichtspunkten geordnet.
Kapitel Affektive Störungen: enthält Zusatzcodierungen für den Langzeitverlauf bei rezidivierenden
Episoden
Kapitel Angststörungen: Definitionen für die Panikattacke und das Agoraphobie-Syndrom werden als
konstituierendes diagnostisches Element der Panikstörung vorgestellt.
Die Anwendung des DSM-IV (p. 3-27)
 Warnhinweis: Die richtige Anwendung erfordert ein spezifisches klinisches Training
1. Codierungs- und Aufzeichnungsregeln
1.1. Diagnostische Codes (S. 4)
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offizielles Codierungssystem: ICD-9-CM bzw. ICD-10
Verwendung diagnostischer Codes für die medizinische Dokumentation von grundlegender Bedeutung
Zweck der Diagnostischen Codes: Vereinfachung der Datensammlung, des Wiederauffindens und der
Zusammenstellung von statistischen Informationen
Um höhere Genauigkeit zu erreichen, werden Subtypen und Zusatzcodierungen vorgegeben
• schliessen einander aus
• zusammengenommen
erschöpfende phänomenolog.
Untergruppen innerhalb einer
Diagnose
• müssen sich nicht ausschliessen
• bieten die Möglk. eine homogenere
Gruppe v. Personen m. einer Störung,
die best. Merkmale gemeinsam haben,
zu bezeichnen
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1.2. Zusatzcodierungen für Schweregrad und Verlauf (S. 5)
Die Zusatzcodierungen „leicht“, „mittelschwer“ und „schwer“ sollten nur benutzt werden, wenn die Kriterien
für die Störung zum Untersuchungszeitpunkt vollständig erfüllt sind.
Es können folgende Zusatzcodierungen (für fast alle Störungen) gegeben werden:
• Leicht: Wenn überhaupt sind nur wenig mehr Symptome vorhanden als zur Diagnosestellung nötig, und die
Symptome führen nur zu geringer Funktionsbeeinträchtigung im sozialen oder beruflichen Bereich.
• Mittelschwer: Symptome oder Funktionsbeeinträchtigungen liegen zwischen „leicht“ und „schwer“
• Schwer: es sind viel mehr Symptome vorhanden, als für die Diagnosestellung erforderlich, oder einige
Symptome sind besonders schwer, oder die Symptome führen zu deutlicher Funktionsbeeinträchtigung im
sozialen oder beruflichen Bereich.
• Teilremittiert: die Kriterien der Störung waren vormals vollständig erfüllt, zur Zeit sind aber nur noch
einige Symptome oder Zeichen übrig.
• Vollremittiert: es gibt keine Zeichen oder Symptome der Störung mehr, aber immer noch wichtig sie
aufzuführen.
• In der Vorgeschichte: Störungsbild, das in der Vorgeschichte die Kriterien für eine Diagnose erfüllt hat;
auch wenn die Person inzwischen gesund ist.
1.3. Rezidive (S. 6)
können noch unterhalb der für die Störung vergebenen Schwelle liegen. Muss je nach Ermessen bezeichnet
werden als
• aktuelle Diagnose (neue Episode),
• nicht näher bezeichnete (nnb) Kategorie (Symptome sind klinisch bedeutsam, noch nicht klar, ob
Rezidiv)
oder
• „in der Vorgeschichte“ (wenn nicht klinisch bedeutsam).
1.4. Hauptdiagnose / Konsultationsgrund (S. 6f)
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Hauptdiagnose: Konsultationsgrund ausschlaggebend
Häufig ist es schwierig zu entscheiden, welches Diagnose die Hauptdiagnose bzw. der Konsultationsgrund
ist (besonders bei Doppeldiagnosen)
Mehrere Diagnosen können entweder in einem multiaxialen Format oder in einem nichtaxialen Format
aufgezeichnet werden.
Wenn Hauptdiagnose = Achse-I-Störung, dann als erste aufgeführt. Die verbleibenden Störungen werden je
nach Schwerpunkt der Aufmerksamkeit und Behandlung geordnet.
Wenn Achse-I- und Achse-II-Störung vorhanden: Hauptdiagnose bzw. Konsultationsgrund wird im allg. auf
Achse I erwartet, es sei denn der Achse-II-Diagnose folgt der Zusatz „Hauptdiagnose“ bzw.
„Konsultationsgrund“
1.5. Vorläufige Diagnosen (S. 7)
kann gegeben werden, wenn anzunehmen ist, dass die Kriterien für die Störung letztlich erfüllt werden, jedoch
noch nicht genügend Informationen für eine sichere Diagnose vorhanden sind.
2. Anwendung der Kategorie Nicht Näher Bezeichnet (NNB) (S. 7)
Es gibt 4 Situationen, in denen eine NNB-Diagnose angemessen ist:
• Klinisches Bild passt zu den generellen Leitlinien einer psychischen Störung in der jeweiligen
diagnostischen Klasse, das Symptombild erfüllt jedoch nicht die Kriterien einer bestimmten Störung
(unterhalb der diagnostischen Schwelle oder bei atypischem oder gemischtem Bild)
• Klinisches Bild passt zu einem Symptommuster, das nicht in DSM-IV-Klassifikation enthalten ist, das
jedoch in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen verursacht.
• Es besteht Unsicherheit über die Ätiologie
• Die Möglichkeit zur vollständigen Datenerhebung ist eingeschränkt oder die Informationen sind
inkonsistent oder widersprüchlich, reichen aber aus, um die Symptome einer bestimmten diagnostischen
Klasse zuzuordnen
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3. Möglichkeiten, auf diagnostische Unsicherheit hinzuweisen (S. 7f)
Bezeichnung
V-Codierung (für andere klinisch
relevante Probleme)
Bsp. Für klinische Situationen
Zuwenig Informationen, z.B. Schulproblem, antisoziales Verhalten
im Erwachsenenalter)
799.9 Diagnose oder Zustand auf Achse
I zurückgestellt
Zuwenig Informationen
799.9 Diagnose auf Achse II
zurückgestellt
Zuwenig Informationen
300.9 unspezifische Psychische Störung
(nicht psychotisch)
298.9 NNB psychotische Störung
NNB [Störungsklasse], z.B. NNB
depressive Störung
[spezifische Diagnose] (vorläufig) z.B.
schizophreniforme Störung (vorläufig)
Ausreichend Informationen sind vorhanden, um eine psychotische
Störung auszuschliessen, eine weitere Spezifizierung ist jedoch
nicht möglich
Ausreichend Informationen sind vorhanden, die Störung kann
jedoch nicht weiter spezifiziert werden
Ausreichend Informationen sind vorhanden, die Störung kann
jedoch nicht weiter spezifiziert werden
Es ist ausreichend Information für eine „Arbeits“-Diagnose
vorhanden, der Untersucher möchte aber auf ein bedeutsames
ausmass an diagnostischer Unsicherheit hinweisen.
4. Häufig vorkommende Kriterien
4.1. Kriterien für den Ausschluss anderer Diagnosen und für den Hinweis
auf Differentialdiagnosen (S. 8f)
es gibt verschiedene Wortlaute für Ausschlusskriterien:
• „Die Kriterien für ... waren niemals erfüllt“
• „Die Kriterien für ... sind nicht erfüllt“
• „tritt nicht ausschliesslich im Verlauf von ... auf“
• „geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B. Droge, Medikament) oder eines
medizinischen Krankheitsfaktors zurück“
• „kann nicht besser durch ... erklärt werden“
Bei Störungsbildern, die die Kriterien für mehr als eine DSM-IV-Störung erfüllen, dürfen mehrere Diagnosen
vorgegeben werden. Ausschlusskriterien können helfen, eine diagnostische Hierarchie zu bilden oder
differentialdiagnostische Überlegungen anzustellen.
4.2. Kriterien für substanzinduzierte Störungen (S. 9)
Oft ist es schwierig zu entscheiden, ob das Symptombild substanzinduziert ist oder nicht. Es bestehen aber
entsprechende Kriterien. Die Entscheidung bleibt aber gleichzeitig der klinischen Beurteilung überlassen.
4.3. Kriterien für eine psychische Störung aufgrund eines medizinischen
Krankheitsfaktors (S. 10f)
Es gibt Hinweise aus der Vorgeschichte, der körperlichen Untersuchung oder aus Laborbefunden, dass das
Störungsbild eine direkte körperliche Folge eines medizinischen Krankheitsfaktors ist.
4.4. Kriterien für klinische Bedeutsamkeit (S. 11)
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fast bei allen Störungen existiert das Kriterium der klinischen Bedeutsamkeit
dieses Kriterium soll helfen, den Schwellenwert für eine Diagnose in denjenigen Fällen zu finden, in denen
die Symptomatik an sich nicht unbedingt als pathologisch eingeordnet wird bzw. auf eine Person zutrifft,
auf die die Diagnose einer psychischen Störung nicht passen würde.
Oft ist zur Bewertung des Zutreffens des Kriteriums Information von Angehörigen und andere
Informationsquellen zu berücksichtigen
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5. Arten von Informationen in den DSM-IV-Beschreibungen (S. 11ff)
Systematische Beschreibung jeder Störung nach folgender Gliederung:
• Diagnostische Merkmale
• Subtypen und/oder Zusatzcodierungen
• Codierungsregeln
• Zugehörige Merkmale und Störungen
3 Teile:
- zugehörige Beschreibungsmerkmale und psychische Störungen
- zugehörige Laborbefunde
- zugehörige körperliche Untersuchungsbefunde und medizinische Krankheitsfaktoren
• Besondere kulturelle, Alters- und Geschlechtsmerkmale (Unterschiede im Erscheinungsbild der Störung)
• Prävalenz (Punkt- und Lebenszeitprävalenz, Inzidenz und Lebenszeitrisiko)
• Verlauf (typische Lebenszeitverlaufsmuster des klinischen Bildes)
• Familiäres Verteilungsmuster(Häufigkeit der Störung bei biolog. Verwandten ersten Grades)
• Differentialdiagnose
6. DSM-IV-Organisationsplan (S. 13ff)
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Die Störungen im DSM-IV sind in 16 diagnostische Hauptgruppen und ein zusätzliches Kapitel „andere
klinisch relevante Probleme“ eingeteilt.
Kapitel 1: „Störungen, die gewöhnlich zuerst im Kleinkindalter , in der Kindheit oder der Adoleszenz
diagnostiziert werden“.
Kapitel 2-4: diese 3 Kapitel sind für die Diagnosestellung vorrangig
DSM-IV umfasst 7 Anhänge:
- A: Entscheidungsbäume für die Differentialdiagnose
- B: Kriterienlisten und Achsen, die für weitere Forschung vorgesehen sind
- C: Glossar der Fachausdrücke
- D: Kommentierte Auflistung der Veränderungen in DSM-IV
- E: Alphabeitsche Liste von DSM-IV-Diagnosen und Codierungen
- F: Leitfaden zur Beurteilung kultureller Einflussfaktoren und Glossar kulturabhängiger Syndrome
- G: ICD-10 und ICD-9-CM-Codierungen für ausgewählte medizinische Krankheitsfaktoren und
medikamenteninduzierte Störungen
7. Die multiaxiale Beurteilung (S. 17)
Beurteilung auf verschiedenen Achsen, von denen sich jede auf einen anderen Bereich von
Information bezieht, die dem Untersucher bei der Behandlungsplanung und Prognose helfen
können.
Achse I : Klinische Störungen und andere klinisch relevante Probleme
Achse II : Persönlichkeitsstörungen und geistige Behinderung
Achse III : medizinische Krankheitsfaktoren
Achse IV : psychosoziale und umgebungsbedingte Probleme
Achse V : globale Erfassung des Funktionsniveaus
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Achse I: Klinische Störungen und andere klinisch relevante Probleme(S. 17f)
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Störungen, die gewöhnlich zuerst im Kleinkindalter, in der Kindheit oder Adoleszenz
diagnostiziert werden (ausser geistiger Behinderung = Achse II)
Delir, Demenz, Amnestische und andere kognitive Störungen
Psychische Störungen aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors
Störungen im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen
Schizophrenie und andere psychotische Störungen
Affektive Störungen
Angststörungen
Somatoforme Störungen
Vorgetäuschte Störungen
Dissoziative Störungen
Sexuelle und Geschlechtsidentitätsstörungen
Essstörungen
Schlafstörungen
Störungen der Impulskontrolle, nicht andernorts klassifiziert
Anpassungsstörungen
Andere klinisch relevante Probleme
Achse II: Persönlichkeitsstörungen und geistige Behinderung (S. 18f)
Auch zur Beschreibung auffallender unangepasster Persönlichkeitszüge du Abwehrmechanismen
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Paranoide Persönlichkeitsstörung
Schizoide Persönlichkeitsstörung
Schizotypische Persönlichkeitsstörung
Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Borderline Persönlichkeitsstörung
Histrionische Persönlichkeitsstörung
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Vermeidende-selbstunsichere Persönlichkeitsstörung
Dependente Persönlichkeitsstörung
Zwanghafte Persönlichkeitsstörung
Nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörung
Geistige Behinderung
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Achse III: medizinische Krankheitsfaktoren (mit ICD-9-CM-Codes) (S. 19ff)
Aktuelle medizinische Krankheitsfaktoren, die möglicherweise für den Umgang mit der
psychischen Störung des Betroffenen oder für deren Verständnis relevant sind
• Infektiöse und parasitäre Erkrankungen (001-139)
• Neoplasmen (140-239)
• Endokrine, alimentäre, metabolische Erkrankungen und Immunstörungen (240-279)
• Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe (280-289)
• Erkrankungen des Nervensystems und der Sinnesorgane (320-389)
• Erkrankungen des Kreislaufsystems (390-459)
• Atemwegserkrankungen (460-519)
• Erkrankungen des Verdauungssystems (520-579)
• Urogenitale Erkrankungen (580-629)
• Komplikationen in der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett (630-676)
• Erkrankungen der Haut und des Subkutangewebes (680-709)
• Erkrankungen des Bewegungsapparates und Bindegewebes (710-739)
• Angeborene Störungen (740-759)
• Bestimmte Zustände, die in der perinatalen Phase ihren Ursprung haben (760-779)
• Symptome, Zeichen und unklar definierte Zustände (780-799)
• Verletzungen und Vergiftungen (800-999)
Achse IV: Psychosoziale und umgebungsbedingte Probleme (S. 21f)
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Erfassung psychosozialer und umgebungsbedingter Probleme, die Diagnose, Therapie
und Prognose einer psychischen Störung beeinflussen können.
Positive Stressoren werden nur aufgeführt, wenn sie zu einem Problem führen oder ein
Problem darstellen.
So viele Probleme wie nötig aufführbar (Zeitraum: je nachdem ≈ 1 Jahr)
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Probleme mit der Hauptbezugsgruppe
Probleme im sozialen Umfeld
Ausbildungsprobleme
Berufliche Probleme
Wohnungsprobleme
Wirtschaftliche Probleme
Probleme beim Zugang zu Einrichtungen der Krankenversorgung
Probleme beim Umgang mit dem Rechtssystem / Delinquenz
Andere psychosoziale oder umgebungsbedingte Probleme
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Achse V: Globale Erfassung der Funktionsniveaus (S. 23f)
Erfolgt anhand der Global Assessment of Functioning Scale (GAF)
Erfasst psychische, soziale und berufliche Funktionsbereiche
Sollte sich auf den aktuellen Zeitraum beziehen; in jedem Fall jedoch Angabe des
Zeitraumes angeben
Skala zwischen 1 und 100
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Code
100-91
90-81
80-71
70-61
60-51
50-41
40-31
Hervorragende Leistungsfähigkeit in einem breiten Spektrum von Aktivitäten,
Schwierigkeiten im Leben scheinen nie ausser Kontrolle zu geraten, wird von
anderen wegen einer Vielzahl positiver Qualitäten geschätzt, keine Symptome.
Keine oder nur minimale Symptome, gute Leistungsfähigkeit, interessiert und
eingebunden in breites Aktivitätsspektrum, sozial effektives Verhalten, imm
allgemeinen zufrieden mit dem Leben, übliche Alltagsprobleme oder -sorgen
Wenn Symptome vorliegen, sind diese vorübergehende oder tu erwartende
Reaktionen auf psychosoziale Belastungsfaktoren; höchstens leichte
Beeinträchtigungen der sozialen, beruflichen und schulischen Leistungsfähigkeit
Einige leichte Symptome
ODER einige leichte Schwierigkeiten hinsichtlich der sozialen, beruflichen und
schulischen Leistungsfähigkeit, aber im allgemeinen relativ gute
Leistungsfähigkeit, hat einige wichtige zwischenmenschliche Beziehungen
Mässig ausgeprägte Symptome
ODER mässig ausgeprägte Schwierigkeiten hinsichtlich der sozialen, beruflichen
und schulischen Leistungsfähigkeit
Ernste Symptome
ODER eine ernste Beeinträchtigung der sozialen, beruflichen und schulischen
Leistungsfähigkeit
Einige Beeinträchtigungen in der Realitätskontrolle oder der Kommunikation
ODER starke Beeinträchtigungen in mehreren Bereichen, z.B. Arbeit oder Schule,
familiäre Beziehungen, Urteilsvermögen, Denken oder Stimmung
30-21
20-11
10-1
0
Das Verhalten ist ernsthaft durch Wahnphänomene oder Halluzinationen
beeinflusst
ODER ernsthafte Beeinträchtigung der Kommunikation und des
Urteilsvermögens
ODER Leistungsunfähigkeit in fast allen Bereichen
Selbst- und Fremdgefährdung
ODER ist gelegentlich nicht in der Lage, die geringste persönliche Hygiene
aufrechtzuerhalten
ODER grobe Beeinträchtigung der Kommunikation
Ständige Gefahr sich oder andere schwer zu verletzen
ODER anhaltende Unfähigkeit, die minimale persönliche Hygiene
aufrechtzuerhalten
ODER ernsthafter Selbstmordversuch mit eindeutiger Todesabsicht
Unzureichende Informationen
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Störung mit Trennungsangst nach DSM-IV
(Code DSM-IV: 309.21; Code ICD-10: F93.0) (S. 150f)
1. Diagnostische Merkmale (S. 150f und S. 153)
A: Eine entwicklungsmässig und übermässige Angst vor der Trennung des Kindes von zu
Hause oder von den Bezugspersonen, wobei mindestens 3 der folgenden Kriterien erfüllt
sein müssen:
(1) wiederholter übermässiger Kummer bei einer möglichen oder tatsächlichen
Trennung von zu Hause oder von wichtigen Bezugspersonen
(2) andauernde und übermässige Besorgnis, dass er/sie wichtige Bezugspersonen
verlieren könnte oder dass diesen etwas zustossen könnte
(3) andauernde und übermässige Besorgnis, dass ein Unglück ihn/sie von einer
wichtigen Bezugsperson trennen könnte (z.B. verlorengehen oder entführt zu
werden)
(4) andauernder Widerwillen oder Weigerung, aus Angst vor der Trennung zur Schule
oder and einen anderen Ort zu gehen
(5) ständige und übermässige Furcht oder Abneigung, allein oder ohne wichtige
Bezugspersonen zu Hause oder ohne wichtige Erwachsene in einem anderen Umfeld
zu bleiben.
(6) Andauernder Widerwillen oder Weigerung, ohne die Nähe einer wichtigen
Bezugsperson schlafen zu gehen oder auswärts zu übernachten
(7) Wiederholt auftretende Alpträume von Trennungen
(8) Wiederholte Klagen über körperliche Beschwerden (wie z.B. Kopfschmerzen,
Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen), wenn die Trennung von einer wichtigen
Bezugsperson bevorsteht oder stattfindet
B: Die Dauer der Störung beträgt mindestens 4 Wochen
C: Der Beginn liegt vor dem Alter von 18 Jahren
D: Die Störung verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen
in sozialen, schulischen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen
E: Die Störung tritt nicht ausschliesslich im Verlauf einer tiefgreifenden
Entwicklungsstörung, einer Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung auf.
Und kann bei Jugendlichen und Erwachsenen nicht durch die Panikstörung mit
Agoraphobie besser erklärt werden.
Bestimme, ob:
Früher Beginn: Die Störung beginnt vor dem Alter von 6 Jahren. (= Zusatzcodierung (2.))
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3. Zugehörige Merkmale und Störungen (S. 151)
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häufig aus einem sehr behüteten Elternhaus
Bei Trennung kann wiederholt sozialer Rückzug, Apathie, Trauer und
Konzentrationsschwierigkeiten bei Arbeiten oder Spielen auftreten.
Je nach Alter fürchten sich die Betroffenen vor Tieren, Monstern, der Dunkelheit,
Räubern, Einbrechern, Kidnappern, Autounfällen, Flugreisen, oder anderen Situationen,
die sie für die eigene oder für die Integrität der Familie als bedrohlich ansehen.
Häufig: angst vor dem Sterben oder dem Tod
Ihre Weigerung zur Schule zu gehen, kann zu Schulschwierigkeiten und sozialem
Rückzug führen
Die Betroffenen können ich beklagen, dass keiner sie liebe und sich keiner um sie
kümmere
Sie können äussern, sie wünschten, sie wären tot
Ist die Aufregung über eine mögliche Trennung übermässig gross, können sie wütend
werden und denjenigen schlagen, der die Trennung mit Gewalt herbeiführt.
Besonders, wenn sie abends alleine sind, können kleine Kinder von sehr ungewöhnlichen
Wahrnehmungserlebnissen berichten.
Diese Kinder sind häufig fordernd, aufdringlich und sehr aufmerksamkeitsbedürftig
Manchmal sind sie aber auch als ungewöhnlich gewissenhaft und nachgiebig und als
gierig, anderen zu gefallen beschrieben worden
Depressive Verstimmung als Begleitsymptom, die mit der Zeit hartnäckiger wird und die
zusätzliche Diagnose einer dysthymen Störung oder einer Major Depression rechtfertigen
kann.
Die Störung kann der Entwicklung einer Panikstörung mit Agoraphobie vorausgehen
4. besondere kulturelle. Alters- und Geschlechtsunterschiede (S. 151f)
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Es gibt kulturelle Unterschiede, bis zu welchem Grad es wünschenswert ist, einer
Trennung zu tolerieren. Wichtig ist, die Störung mit Trennungsangst von den kulturell
bedingten starken Bindungen der Familie in einigen Gesellschaften zu unterscheiden.
Die Anzeichen der Störung können mit dem Alter variieren: Kleine Kinder haben häufig
keine spezifischen Ängste darüber, ws genau die Eltern, ihr Zuhause oder sie selbst
bedroht. Mit zunehmendem Alter beziehen sich die Sorgen ooder Ängste häufig auf
bestimmte Gefahren.
Trennungsangst und angstvolle Erwartung einer Trennung zeigen sich im mittleren
Kindesalter. Jugendliche mit dieser Störung, v.a. Jungen, können die Trennungsangst
leugnen. Dies kann sich in einer eingeschränkten Unabhängigkeit der Jugendlichen
ausdrücken und ihren Widerwillen, aus dem Haus zu gehen.
Bei älteren Personen kann diese Störung die Fähigkeit behindern, Veränderungen der
Lebensumstände zu bewältigen.
Erwachsene mit dieser Störung machen sich typischerweise übermässig Sorgen um ihre
Kinder und ihren Ehegatten und empfinden deutliches Unbehagen bei einer Trennung von
ihnen.
in klinischen Stichproben: Gleiche Häufigkeit bei Jungen wie bei Mädchen
Bei epidemiologischen Stichproben: häufiger bei Mädchen / Frauen
5. Prävalenz (S. 152)
Die Störung mit Trennungsangst ist recht verbreitet. Sie Prävalenz liegt durchschnittlich bei
ca. 4%.
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6. Verlauf (S. 152)
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die Störung kann sich nach schwerwiegenden Ereignissen entwickeln.
Die Störung kann bereits im Vorschulalter beginnen und jederzeit bis zum Alter von 18
Jahren auftreten
Selten beginnt die Störung erst in der Adoleszenz
Phasen der Verschlimmerung und der Remission sind charakteristisch
Sowohl die Angst vor einer möglichen Trennung als auch das Vermeiden von
Trennungssituationen kann jahrelang anhalten
7. Familiäres Verteilungsmuster (S. 152)
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Bei Verwandten 1. Grades verbreiteter als in der Allgemeinbevölkerung
Häufiger bei Kindern von Müttern mit einer Panikstörung
8. Differentialdiagnose (S. 152f)
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Die Störung kann Begleitmerkmal der tiefgreifenden Entwicklungsstörung,
Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung sein
Die Störung mit Trennungsangst wird von der Generalisierten Angststörung dadurch
unterschieden, dass sich die Angst vorwiegend auf die Trennung von zu Hause und von
den Bezugspersonen bezieht.
Von der Panikstörung wird sie dadurch abgegrenzt, dass sich die Angst eher auf die
Trennung von Bezugspersonen oder von zu Hause als darauf, von einer unerwarteten
Panikattacke „gelähmt“ zu werden.
Bei Erwachsenen tritt die Störung mit Trennungsangst nur selten auf
Trennungsangst sollte dann nicht als zusätzliche Diagnose gegeben werden, wenn die
Trennungsängste durch eine Agoraphobie bei der Panikstörung mit Agoraphobie oder
der Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte besser erklärt werden
können.
Abgrenzung von der Störung des Sozialverhaltens: Bei der Störung des Sozialverhaltens
kömmt es häufig zu Schuleschwänzen, der Grund dafür ist jedoch nicht Trennungsangst.
Das Kind bleibt üblicherweise auch eher von zu Hause fort, als dass es dorthin
zurückkehrt.
Einige Fälle von Schulverweigerung v. a. in der Adoleszenz sind eher durch eine soziale
Phobie oder durch affektive Störungen als durch Trennungsängste bedingt.
Im Unterschied zu den Halluzinationen bei Psychotischen Störungen basieren die
ungewöhnlichen Sinneswahrnehmungen bei der Störung mit Trennungsangst gewöhnlich
auf einer Fehlinterpretation tatsächlicher vorhandener Reize. Die Wahrnehmungen treten
nur in bestimmten Situationen auf (z.B. nachts) und werden durch die Gegenwart einer
Bezugsperson ausgelöst.
Zur Unterscheidung von entwicklungsmässig angemessenen Graden von
Trennungsangst und den klinisch bedeutsamen Trennungsängsten beider Störung mit
Trennungsangst muss die klinische Beurteilung herangezogen werden.

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