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Väterlichkeit
Der unersetzbare Beitrag zur
Entwicklung und Förderung der Kinder
René Weber
Autor:
René Weber
Art:
Abschlussarbeit
Version:
-
Datum Erstellung:
August 2009
Seiten:
87 (inkl. Deckblatt)
Copyright:
IGW International
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Väterlichkeit
Der unersetzbare Beitrag
zur Entwicklung und Förderung der Kinder
Eine Literaturstudie
René Weber
Master of Arts in praktischer Theologie
Fachmentor: Jens Kaldewey
Studienleiter: Mathias Burri
August 2009
IGW International, Zürich
PT 7496
Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
i
INHALTSVERZEICHNIS
1 GRUNDLAGEN.............................................................................................................1
1.1 Wie der Begriff Väterlichkeit zu verstehen ist........................................................1
1.2 Die Sehnsucht der Kinder nach Väterlichkeit will gestillt werden..........................2
1.3 Die Verunsicherung der Väter und ihr Bedürfnis, Spuren zu hinterlassen.............2
1.4 Die Rolle des Vaters im Wandel der Zeit – ein kurzer Überblick.............................3
1.5 Was das Bild von Väterlichkeit beeinflusst (hat).....................................................6
1.5.1 Kirchengeschichte und Bildungsbereich (Unmündigkeit und Delegation)....................6
1.5.2 Wirtschaft (Gewinnmaximierung)..........................................................................................7
1.5.3 Wissenschaft (Bindungstheorie und Ödipuskomplex)........................................................8
1.5.3.1 Bindungstheorie...................................................................................................................................8
1.5.3.2 Ödipuskomplex.....................................................................................................................................8
1.5.4 Frauenbewegung (Geschlechterkampf).................................................................................9
1.5.5 Genderdiskussion (Rollenauflösung).....................................................................................9
1.5.5.1 Der Fachbegriff „Gender“...................................................................................................................9
1.5.5.2 Der sozialisationstheoretische Ansatz – die konstruktivistische Sichtweise.........................10
1.5.5.3 Der biologische Ansatz – die differenztheoretische Sichtweise................................................10
1.5.5.4 Die Auswirkungen der Genderthematik........................................................................................11
1.5.6 Väterforschung (Väter sind fähig und wichtig).................................................................12
1.5.6.1 Die Vater-Mutter-Kind-Beziehung (Triangulierung).................................................................13
1.5.6.2 Die unterschiedlichen Positionen in der Männer- und Väterforschung................................13
1.6 Das Schöpfungsmodell als Ergänzungsmodell wertet Mann und Frau auf.............14
1.6.1 Das Schöpfungsmodell – die Absicht Gottes.......................................................................14
1.6.1.1 Gleich und doch verschieden...........................................................................................................14
1.6.1.2 Gemeinsame Aufgabe – verschiedene Gaben...............................................................................15
1.6.1.3 Einheit in Vielfalt...............................................................................................................................15
1.6.2 Der Sündenfall – die Emanzipation von Gott und ihre Folgen........................................16
1.6.2.1 Der Verlust der Einheit......................................................................................................................16
1.6.2.2 Die Abhängigkeit vom Entstehungselement.................................................................................17
1.6.2.3 Der emanzipierte Weg: der Fokus auf die eigenen Bedürfnisse und das Einfordern von
Rechten.................................................................................................................................................17
1.6.3 Die Wiederherstellung – der neue Weg und seine Möglichkeiten..................................17
1.6.3.1 Die neue Grundlage: die wiederhergestellte Einheit...................................................................17
1.6.3.2 Der neue Weg: der Fokus auf den eigenen Beitrag zur Einheit.................................................18
1.6.4 Mein Ansatz: Das Ergänzungsmodell...................................................................................19
2 VÄTERLICHE KERNKOMPETENZEN......................................................................21
2.1 Väterlichkeit in der sozialwissenschaftlichen Diskussion.....................................21
2.1.1 Einführung................................................................................................................................21
2.1.1.1 Phase vor der Väterforschung: Der entbehrliche Vater.............................................................21
2.1.1.2 Phase 1 der Väterforschung: Die Folgen der Vaterentbehrung................................................22
2.1.1.3 Phase 2 der Väterforschung: Der positive Beitrag der Väterlichkeit......................................22
2.1.2 Die väterlichen Kernkompetenzen aus sozialwissenschaftlicher Sicht.........................23
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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2.1.2.1 Väter erweitern die Handlungs- und Lernmöglichkeiten (Neurobiologie)............................23
2.1.2.2 Väter geben Orientierung und ermöglichen Geschlechtsidentifikation (Psychoanalyse)..25
2.1.2.3 Väter öffnen das Tor zur Welt und zu den anderen (Entwicklungspsychologie).................27
2.1.2.4 Väter fördern die Kompetenzen (Pädagogik)...............................................................................28
2.1.2.5 Zwischenergebnis: Väter sind wichtig und unersetzbar von Anfang an...............................29
2.1.3 Positive Väterlichkeit leben..................................................................................................30
2.1.3.1 Die Vaterpyramide.............................................................................................................................30
2.1.3.1.1
2.1.3.1.2
2.1.3.1.3
2.1.3.1.4
2.1.3.1.5
1. Ebene: Grundhaltung und Beziehung (Fundament)..............................................................31
2. Ebene: Orientierung und Entdeckung.......................................................................................31
3. Ebene: Werte und Modelle............................................................................................................31
4. Ebene: Segen und Freiheit............................................................................................................32
Kernstück positiver Väterlichkeit..................................................................................................32
2.1.3.2 Die vier Persönlichkeitstypen positiver Väterlichkeit................................................................32
2.1.4 Schlussfolgerungen und tabellarischer Überblick............................................................33
2.2 Väterlichkeit in der christlichen und theologischen Literatur..............................34
2.2.1 Einführung................................................................................................................................34
2.2.2 Die Einstellung zum Kind in den verschiedenen Kulturen..............................................36
2.2.3 Die Aufgaben von Vater und Mutter in der Bibel..............................................................39
2.2.4 Gott ist das Urbild und Vorbild jeder Väterlichkeit..........................................................40
2.2.5 Kennzeichen christlicher Väterlichkeit..............................................................................41
2.2.5.1 Väter übernehmen Verantwortung für andere...........................................................................42
2.2.5.1.1
2.2.5.1.2
Ein Gefängnisaufseher wird zum guten Hausvater (Apg 16)...................................................42
Josef, der Verlobte von Maria wird zum sozialen Vater (Mt 1,18 – 2,23)................................43
2.2.5.2 Väter haben ein Erbe weiterzugeben.............................................................................................44
2.2.5.3 Väter leiten zum Glauben und zur Nachfolge an........................................................................45
2.2.5.4 Väter setzen Grenzen zum Wohle des Kindes...............................................................................48
2.2.5.5 Väter führen in die Mündigkeit und Freiheit...............................................................................50
2.2.5.6 Väter beten für ihre Kinder..............................................................................................................51
2.2.6 Schlussfolgerungen und tabellarischer Überblick............................................................52
3 AUSWERTUNG UND AUSBLICK.............................................................................54
3.1 Auswertung............................................................................................................54
3.1.1 Persönliche Auswertung........................................................................................................54
3.1.2 Christliche und sozialwissenschaftliche Ergebnisse ergänzen sich...............................55
3.1.3 Väterlichkeit ist wie Mütterlichkeit unersetzbar..............................................................55
3.1.4 Väter brauchen Anerkennung und Ermutigung................................................................56
3.2 Ausblick.................................................................................................................57
3.2.1 Was Väter tun können............................................................................................................57
3.2.1.1 Sich bewusst Zeit für die Kinder nehmen und ihnen positive Zuwendung schenken.........57
3.2.1.2 Am vorhandenen Positiven anknüpfen.........................................................................................58
3.2.1.3 Sich mit anderen Vätern vernetzen...............................................................................................58
3.2.2 Wie die christliche Gemeinde/Kirche Väter unterstützen kann....................................58
3.2.2.1 Den Wert von Väterlichkeit bewusst machen..............................................................................58
3.2.2.2 Väter in die Glaubenserziehung der Kinder einbeziehen..........................................................59
3.2.2.3 Unterstützung bieten, damit Glaube auch wieder zur Männersache wird...........................59
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ANHANG.....................................................................................................................60
A Dank...................................................................................................................60
B Entstehung und Bedeutung des Titelbildes von meiner Tochter........................61
C Das Variablenmodell: Väter knüpfen am Vorhandenen an................................62
Die Funktionsweise des Variablenmodells..........................................................................62
Das Variablenmodell aus acht gegensätzlichen Paaren von Aspekten..........................63
D Intitiation – Väter führen ihre Kinder ins Mannsein ein...................................63
Begriffsklärung........................................................................................................................63
Wiederentdeckung und Neugestaltung von Initiationsritualen.....................................64
Leitlinien für eine Neugestaltung von Initiationsritualen...............................................64
Die Botschaften der Initiation...............................................................................................65
E Verwendete sozialwissenschaftliche Literatur in Kapitel 2.1.............................66
Primärquellen vor der Väterforschung...............................................................................66
Primärquellen Väterforschung (sozialwissenschaftliche Fachbücher).........................66
Sekundärquellen Väterbewegung (Publikationen von Väterorganisationen).............66
Aktuelle sozialwissenschaftliche Studien und Gutachten................................................67
F Verwendete theologische und christliche Literatur in Kapitel 2.2.....................67
Theologisch-wissenschaftliche Literatur............................................................................67
Christliche Literatur................................................................................................................67
Interdisziplinäre (fächerübergreifende) Literatur christlicher Autoren......................68
G Verwendete Software..........................................................................................69
Quelloffene Software (open source, kostenlos)..................................................................69
Bibel-Software (proprietär)...................................................................................................69
Abbildungsverzeichnis...........................................................................................70
Tabellenverzeichnis...............................................................................................70
LITERATURVERZEICHNIS......................................................................................71
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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1 GRUNDLAGEN
1.1 Wie der Begriff Väterlichkeit zu verstehen ist
Beim Schreiben dieser Arbeit standen mir die beiden Begriffe „Vaterschaft“ und „Väterlichkeit“
zur Verfügung. Beide werden im Zusammenhang mit der Thematik von anderen Autoren ver­
wendet. Ich habe den Begriff Väterlichkeit gewählt, weil sich mit diesem Begriff besser der Kern
der Sache beschreiben lässt, um den es mir in meiner Arbeit geht.
Ein Vater ist der männliche Elternteil eines Kindes. Diese Vaterschaft unterteilt sich in drei Be­
deutungen (Wikipedia 2008):
•
Zeugen des Kindes (biologischer Vater)
•
Zuwendung schenken und langfristige Verantwortung übernehmen (sozialer Vater)
•
Sorgerecht und Unterhaltspflicht ausüben (juristischer Vater)
In einer intakten Kernfamilie, auch Gattenfamilie genannt (Wikipedia 2008d), nimmt der Partner
der Mutter alle drei Funktionen wahr. Bei alleinerziehenden Elternteilen, Geschiedenen,
Patchworkfamilien, Pflege- oder Adoptiveltern werden die drei Funktionen je nach Gegebenhei­
ten von verschiedenen Personen wahrgenommen. In solchen Fällen von Vaterschaft zu sprechen
kann irreführend sein, weil der Begriff im normalen Sprachgebrauch an den biologischen Vater
gebunden ist (Vaterschaftstest, Vaterschaftsklage usw.). Soziale Väter, wie sie z. B. in Pflegefami­
lien vorkommen, können den ihnen anvertrauten Kindern aber ebenso liebevolle und langfristig
zuverlässige Bezugspersonen sein, wie sich im umgekehrten Fall ein biologischer Vater nicht um
das von ihm gezeugte Kind scheren kann. Daher ist es treffender von Väterlichkeit zu sprechen.
Zerlegt man das Wort „Väterlichkeit“ in seine kleinsten bedeutungstragenden Einzelteile, Morpho­
logie genannt (Wikipedia 2008f), erhält man folgende Elemente:
•
Väter–: Wortstamm in der Mehrzahlform
•
-lich-: Nachsilbe, welche eine Eigenschaft anzeigt
•
-keit: Nachsilbe, welche aus dem Wort ein Substantiv macht. Diese dient unter anderem dazu,
eine Eigenschaft zu verallgemeinern (Wikipedia 2008)
Väterlichkeit beschreibt also die Eigenschaft von Vätern, die sich väterlich, das heisst „fürsorg­
lich und voller Zuneigung“ (Drosdowski 1989:776) verhalten. Die Mehrzahlform „Väter“ und die
Substantivierung „-keit“ zeigen, dass Väterlichkeit nicht individuell verstanden wird, sondern als
eine Eigenschaft, welche den Vätern gemeinsam ist bzw. sein sollte. Da es eine Eigenschaft ist, ist sie
nicht an den biologischen Vater gebunden. Sie kann, mit grösseren Herausforderungen verbun­
den (Hart 2003:43) , auch von „nur“ sozialen Vätern gelebt werden.
Gegenstand dieser Arbeit ist es, anhand einer sozialwissenschaftlichen und theologischen Litera­
turstudie, Kennzeichen von (christlicher) Väterlichkeit zu erarbeiten und aufzuzeigen, weshalb
gelebte Väterlichkeit unersetzbar für die Entwicklung und Förderung der Kinder ist.
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1.2 Die Sehnsucht der Kinder nach Väterlichkeit will gestillt werden
Aitrach (AZ) - Aus Sehnsucht nach seinem von der Mutter getrennt lebenden Vater hat ein
neunjähriger Junge aus Aitrach (Baden-Württemberg) eine gefährliche Reise unternommen.
Mit seinem Fahrrad war er auf der Autobahn 96 in Richtung Lindau unterwegs, wie die Polizei
am Mittwoch mitteilte. Ziel war eine mehr als 100 Kilometer entfernte Gemeinde im Land­
kreis Konstanz. [...] In welche Gefahr er sich begeben hatte, war dem Neunjährigen nicht be­
wusst. Den Heimweg durfte er im Polizeiauto zurücklegen. (Augsburger Allgemeine 2008)
Ich kann dem Wusch des neunjährigen Jungen aus eigener Erfahrung gut nachfühlen. Als Schei­
dungskind bin ich selber mit einer ungestillten Sehnsucht nach Väterlichkeit aufgewachsen (vgl.
Amendt 1999a), da mein leiblicher Vater den Kontakt zu uns Kindern nach der Scheidung abge­
brochen hat. Meine beiden nachfolgenden Stiefväter konnten diese Sehnsucht nach Väterlichkeit
in mir nur begrenzt verkleinern. Sie mussten als „nur“ soziale Väter gegen einen leiblichen,
wenn auch abwesenden Vater „antreten“. Sie standen sozusagen in Konkurrenz zu ihm. Für
einen sozialen Vater ist es in einer solchen Situation bedeutend schwerer, das Bedürfnis des Kin­
des nach Väterlichkeit zu stillen, als für einen leiblichen Vater. Insbesondere dann, wenn der so­
ziale Vater – so wie bei mir – während der Pubertät des Kindes eine solche Aufgabe übernimmt.
Heute bin ich selbst 3-facher Vater und schätze mich glücklich, meine Väterlichkeit in einer in­
takten Kernfamilie leben zu können. Auch bei meinen Kindern erlebe ich eine Sehnsucht nach
Väterlichkeit, jedoch mit dem entscheidenden Unterschied, dass ich als leiblicher Vater bestrebt
bin, ihnen zu geben, was sie bedürfen.
Zusätzlich zu unseren eigenen Kindern betreuen meine Frau und ich ein 7-jähriges Tageskind,
welches jeweils die Hälfte der Woche bei uns lebt und auch übernachtet. Es ist das Kind einer al­
leinerziehenden Mutter. Dieses Kind sucht ausgesprochen stark den Kontakt zu mir, anfangs zö­
gerlich und unsicher, heute aber immer mutiger und zuversichtlicher. Im Herumtollen, Spielen,
aber auch beim Anlehnen oder auf den Schoss sitzen, stillt es die Sehnsucht, die jedes Kind in sich
trägt, die Sehnsucht nach Väterlichkeit, die es Zuhause nicht stillen kann, weil kein Vater da ist.
Es erlebt diese Beziehung jedoch nicht in der gleichen Art wie meine eigenen Kinder. Ich kann als
sozialer Vater oder „Vater auf Zeit“, den biologischen Vater nicht ersetzen, auch dann nicht,
wenn er diesen nur dem Namen nach kennt. Es wird dieselbe Grenze sein, die ich auch bei mei­
nen Stiefvätern erlebt habe. Das hat nichts mit der Persönlichkeit eines sozialen Vaters zu tun,
sondern damit, dass die Voraussetzungen für leibliche und soziale Väter unterschiedlich sind. Va­
terschaft lässt sich nicht verlustfrei ersetzen. „Ohne meinen Vater könnte ich nicht gut leben,
denn ich bin ein Teil von ihm“, schreibt ein 14-jähriges Mädchen (Hofer 2001:20). Dennoch kann
auch ein sozialer Vater eine liebevolle, väterliche und langfristig zuverlässige Bezugsperson sein. Diese
Chance gilt es zu ergreifen, um die vorhandene Sehnsucht nach Väterlichkeit zu stillen.
1.3 Die Verunsicherung der Väter und ihr Bedürfnis, Spuren zu
hinterlassen
Im Kapitel 1.4 Die Rolle des Vaters im Wandel der Zeit – ein kurzer Überblick auf Seite 3, stelle ich dar,
dass Vaterbilder und Vaterfunktionen immer von der jeweiligen Kultur und Zeit mitgeprägt wer­
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den (Matzner 2004b:134-141). Was früher üblich war, geht heute nicht mehr. Väter (und Mütter)
können und wollen meistens nicht mehr gleich leben und erziehen, wie es Generationen vor ih­
nen getan haben. Die Lebensumstände und die Ansichten haben sich geändert.
Unsere gegenwärtige Zeit, die Postmoderne, ist geprägt von der Infragestellung und Auflösung all­
gemeiner Grundwerte und Traditionen (Wikipedia 2008). So fragt die Zeitschrift Psychotherapeut
z. B.: „Sind Väter notwendig, überflüssig oder sogar schädlich für die Entwicklung ihrer Kinder?“
(Seiffge-Krenke 2001:391). Die Frauenbewegung, der Feminismus, doppelt nach, in dem er nicht
nur die gleichen Rechte und Pflichten für Frauen einfordert (Wikipedia 2008d), sondern die Ge­
schlechter tendenziell auch noch in „gute Frauen und gute Mütter und böse Männer und schlech­
te Väter“ einteilt (Amendt 1999b:73). Deshalb sind „Neue Väter“ (Werneck 2004) gefragt. Bisher
gibt es jedoch keine übereinstimmenden Aussagen dazu, was diese auszeichnet. Viele Väter sind
deshalb verunsichert. Eine Studie hält fest:
Ein beträchtlicher Anteil der Männer, nämlich 37 Prozent, zeichnet sich durch eine grosse
Verunsicherung mit Blick auf ihre Rolle aus. Sie lehnen sowohl die traditionelle Männerrolle
als auch die Rolle des „neuen Mannes“ ab. (BMFSFJ 2006:35)
Was heisst Vatersein und Väterlichkeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts angesichts der Infragestel­
lung der Väter im 20. Jahrhundert? „Zur Zeit scheint es kein normativ verbindliches einheitliches Va­
terbild zu geben, an welchem sich Väter und auch Mütter orientieren könnten“ (Matzner 2004a,
Hervorhebung R. W.). Dies gilt in weiten Teilen auch für den christlichen Vater.
Dieser allgemeinen Verunsicherung steht der tiefverwurzelte Wunsch des Menschen (und damit
auch der Väter) gegenüber, Spuren zu hinterlassen. 1950 gab der Psychoanalytiker Erik H. Erik­
son diesem menschlichen Bedürfnis einen Namen und nannte es Generativität (Rothhaupt 2005).
Es ist der Wunsch, „die Liebe in die Zukunft zu tragen und sich um zukünftige Generationen zu
kümmern, zum Beispiel eigene Kinder grosszuziehen oder sich als Grosseltern zu engagieren“
(Wikipedia 2008g). Väter (und Mütter) prägen ihre Kinder. In ihnen leben nicht nur 50 % der
Gene fort, sondern auch Gedanken, Werte, Traditionen (Rothhaupt 2005).
Es ist mein Wunsch, dass die vorliegende Arbeit hilft, mehr Klarheit in die (christliche) Vater­
funktion zu bringen, indem ich die väterlichen Kernkompetenzen herausarbeite. Sie soll Väter
auch ermutigen, gute Spuren zu hinterlassen, in dem sie ihre Väterlichkeit leben, denn Kinder
brauchen Väter (Hofer 2001).
1.4 Die Rolle des Vaters im Wandel der Zeit – ein kurzer Überblick
Vaterbilder und Vaterfunktionen sind nicht einfach unveränderbar gegeben. Sie werden durch
vielfältige Einflüsse geprägt. Da sind die Prägungen durch die Eltern, sich verändernde Lebensund Wirtschaftsformen, die Religion, Leitbilder, Normen, Bräuche, Weltanschauungen und Geset­
ze (Matzner 2004b:133). Hinzu kommt, dass ein gängiges Idealbild von einem Vater nicht unbe­
dingt auch mit der gelebten Praxis übereinstimmt. Einerseits weil ein Ideal ein überhöhtes und
deshalb kaum lebbares Bild ist, andererseits weil es persönliche Unterschiede unter den Vätern
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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gibt. Trotzdem hilft ein Blick auf die verallgemeinernd dargestellten Entwicklungsschwerpunkte
in der Rolle des Vaters, die heutige Situation besser zu verstehen.
Zeitabschnitt
Vaterbild
Vaterfunktionen und anderes
Altes Testament
Gehorsamer
Patriarch
Oberhaupt der Sippe, handelt und entscheidet im Auftrag Gottes
und trägt vor Gott Verantwortung für die ihm anvertrauten
Menschen und Tiere (Dtn 5,14). Leitgedanken: Gehorsam. Vor­
bild, das die anderen anhält, selbst nach Gottes Geboten zu le­
ben (Dtn 6,20-25; Jos 24,15). Versorger der Nachgeborenen und
der alten Eltern (Ex 20,12). Träger des göttlichen Segens, welchen
er an den Ältesten weitergibt (Gen 27,4).
(Burkhardt u. a. 1989:1625)
Neues Testament
Liebender
Patriarch
Leitende Stellung innerhalb der Hausgemeinschaft (Oikos: Apg
16,31). Kinder- und Glaubenserziehung „in der Erziehung und Zu­
rechtweisung des Herrn (Eph 6,4; ZB). Als ein von der Liebe Chris­
ti geprägter Leiter steht er der Hausgemeinschaft vor (Eph 5,22ff)
und nicht als Tyrann (Eph 6,4). Leitgedanken: Liebe.
(Burkhardt u. a. 1989:1625)
Römische Antike
Eigenmächtiger
Patriarch
(pater familias:
Hausvater)
Hausvater. Oberste Autorität der Familie und des Hauses. Vertre­
tung gegen aussen. Rechtliche, wirtschaftliche, politische und so­
ziale Vorrechte. Heilige Verehrung aufgrund der Priesterfunktion.
Symbolisch: König, Richter und Priester der Familie. Leitgedan­
ken: Pflichtgefühl (pietas), Milde (clementia), Fürsorge (diligen­
tia), väterliche Macht (potestas), die sich in Strenge (severitas)
und Zucht (disciplina) zeigt. Zentrale Vaterfunktionen: Nähren
(nutritio), Schützen von Leben, Leib und Wohlergehen (protec­
tion) und das Einführen in die Gesellschaft/Welt (deixis).
(Matzner 2004:134-135)
Tabelle 1: Vaterbilder und Vaterfunktionen in biblischer und antiker Zeit
Der Patriarchismus römischer Prägung diente als Basisideologie bis ins frühneuzeitliche 18. Jahr­
hundert, auch wenn es Korrekturen und Widersprüche hinsichtlich dieses Bildes gab (Matzner
2004b:137). Ohne sich einer höheren (moralischen) Autorität als sich selbst verpflichtet zu wis­
sen, tendiert dieses Modell in Richtung Eigennutz und Selbstverherrlichung. Im christlichen Va­
terbild sind dem Grenzen gesetzt, im Gehorsam gegenüber Gottes Geboten und in der Haltung
der selbstlosen, dienenden Liebe: „Ihr Männer, liebt eure Frauen so, wie Christus die Gemeinde
geliebt hat! Er hat sein Leben für sie gegeben“ (GNB 2000:Eph 5,25). Offen bleibt, wie weit Eph
5,21 (GNB 2000) „Ordnet euch einander unter, wie es die Ehrfurcht vor Christus verlangt“, einen
in der Rolle unterschiedlichen, aber partnerschaftlichen Ansatz ermöglicht hätte.
Zeitabschnitt
Vaterbild
Vaterfunktionen und anderes
- 1800
Leiter
Erzieher
Lehrer
Die Familie ist eine wirtschaftliche Produktionseinheit. Der Va­
ter ist ihr Leiter (hierarchische Ordnung). Die Kernfamilie
lebt innerhalb von grossen Haushaltsgemeinschaften. Die
Ehe ist eine sachliche Beziehung. Die Vater-Sohn-Beziehung
hat einen grösseren symbolischen Stellenwert, als die eheli­
che- oder die Mutter-Kind-Beziehung. Die Mutter ist die
Amme, der Vater der Erzieher und Lehrer.
(Matzner 2004:138; Fthenakis 1999:17; Schirrmacher 2007:20)
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Zeitabschnitt
Vaterbild
Vaterfunktionen und anderes
1800 – 1850
Ratgeber
Planer
Die Produktionseinheit Familie beginnt sich aufzulösen. Das
Einkommen wird zunehmend ausserhalb erwirtschaftet. Die
Ehe wird zur vernünftigen Beziehung. Der Vater ist morali­
scher Ratgeber. Er plant die berufliche und familiäre Zukunft
der Kinder. Bei einer Scheidung erhält der Vater automatisch
die Kinder.
(Matzner 2004:138; Fthenakis 1999:19; Schirrmacher 2007:20)
1850 – 1900
Versorger
Industrialisierung: Trennung zwischen Wohnung und Ar­
beitsplatz. Der Vater wird zum Versorger, der 18 Stunden pro
Tag ausser Haus arbeitet (zunehmender Alkoholismus). Da­
durch ergibt sich eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Fa­
milie als Oase. Die Ehe wird zur romantischen Beziehung. Die
Frau übernimmt den Namen des Mannes. In Abgrenzung zur
Unterschicht arbeiten bürgerliche Frauen nicht (bürgerli­
ches Ideal und Statussymbol). Kinder verlassen früh das El­
ternhaus.
(Matzner 2004:138; Fthenakis 1999:20; Schirrmacher 2007:20)
1900 – 1960
Familienversorger
Befürchtung, dass Söhne, welche ausschliesslich von Frauen
Geschlechtsrollenmo­ betreut werden, verweichlichen könnten. Konsequenz: Der
dell
Vater wird zu Freizeitaktivitäten (z. B. Sport und Spiel) aufge­
fordert und soll als männliches Rollenmodell dienen. Grundbe­
treuung und Pflege der Kinder bleibt Frauensache, ebenso
der Haushalt. In keiner Zeit davor oder danach war die Tren­
nung der Ernährer- und Pflegerolle in männliche und weibli­
che Aufgaben so stark. Mit dem zweiten Weltkrieg beginnt
die Rückkehr zum Idealbild des Vaters als Beschützer, Ernäh­
rer und Disziplinierungsperson.
(Matzner 2004:144; Fthenakis 1999:22; Schirrmacher 2007:20)
1960 –
Entbehrlicher Vater
Abwesender Vater
Neuer Vater
Durch wirtschaftlichen Druck (flexible Verfügbarkeit, Jobun­
sicherheit) nimmt die Zeit, die ein Vater in seiner Familie ver­
bringt ab. Persönliches, statt Familieneinkommen schwächt
den Vater als Versorger und macht eine Frau finanziell unab­
hängiger. Scheidungen steigen markant. Die Auflösung von
allgemeinen Grundwerten und die sexuelle Befreiung führen
zu alleinerziehenden Müttern. Die Frauenbewegung und die
Bindungstheorie (Seite 8) machen die Mutter für die emotio­
nale, psychologische und soziale Entwicklung der Kinder zu­
ständig. Der Vater wird vor allem im Zusammenhang mit
Missbrauch thematisiert. Scheidungskinder werden norma­
lerweise der Mutter zugesprochen. In der aktuellen Diskussi­
on wird nach „neuen Vätern“ verlangt. Diese sollen als enga­
gierte, gefühlvolle, partnerschaftliche und kompetente Män­
ner für die Entwicklung und das Wohlergehen aller Familien­
angehörigen sorgen.
(Matzner 2004:147.150; Fthenakis 1999:24-27)
Tabelle 2: Vaterbilder und Vaterfunktionen ab 1800 bis heute
Die Geschichte bestätigt die eingangs gemachte Aussage. Es gibt kein unveränderbares Vaterbild,
noch eine gradlinige Entwicklung desselben. Väter sind gefordert, sich dauernd neuen Anforderungen
zu stellen. Werden diese jedoch zu gross, weichen viele Männer aus, in dem sie ihre Beteiligung einschrän­
ken oder familiäre Bindungen meiden und verlassen (Fthenakis 1999:28). Die gegenwärtige Väter-Krise
orte ich in den sich immer schneller verändernden Lebensbedingungen. Der Verlust gemeinsa­
mer Werte, das Bewusstsein unserer Verantwortlichkeit vor Gott, wie der Umstand, dass Väter
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lange Zeit verpasst haben, sich aktiv über ihre Rolle Gedanken zu machen, tragen auch dazu bei.
Zumindest im letzten Punkt ist Änderung in Sicht, wie der Titel „Vaterschaft aus der Sicht von
Vätern“ (Matzner 2004b) zeigt.
1.5 Was das Bild von Väterlichkeit beeinflusst (hat)
Im Buch „Vatertheorien“ geht Barbara Drinck davon aus, dass es die in der Fachliteratur be­
schriebene „Geschichte des Vaters“ historisch so nie gegeben habe. Die Vaterbilder seien später
im Meinungsaustausch über die historischen Aufzeichnungen entstandene „Vatertheorien“
(Drinck 2005:7). Je nach Grundannahme und Deutung des Autors ergäben sich unterschiedliche
Ergebnisse. Deshalb lege ich meine Grundannahmen auch im Kapitel 1.6 Das Schöpfungsmodell als
Ergänzungsmodell wertet Mann und Frau auf, auf Seite 14, dar. Andererseits lässt sich aber durchaus
aufzeigen, welche gesellschaftlichen Entwicklungen und Theorien das Vaterbild und das Denken
über Väterlichkeit beeinflussen.
1.5.1 Kirchengeschichte und Bildungsbereich (Unmündigkeit und Delegation)
Der Diplom-Pädagoge Stephan Barth sieht, gestützt auf Aussagen von Dieter Lenzen (Lenzen
2002), im frühen Christentum „eine Tendenz zur Vergeistlichung der Vater-Kind-Beziehung“
(Barth 1997). Im Alten Testament rief Israel Gott in den kultischen Handlungen nicht als Vater an.
Dies geschah in Abgrenzung zu den vorderasiatischen Kulturen, welche „mit ihren Zeugungsmy­
then [...] eine unmittelbare verwandtschaftliche Beziehung zwischen Göttern und Menschen be­
schrieben“ (Burkhardt u. a. 1989:1625). Im Neuen Testament spielt der Begriff „Vater“ in Bezug
auf Gott eine zentrale Rolle. Jesus handelte im Namen und Auftrag seines Vaters im Himmel, um
die Menschen von ihrer Sünde zu erlösen und ihnen ewiges Leben zu ermöglichen (Joh 3,16).
„Wie viele ihn [Jesus] aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die
an seinen Namen glauben“ (Lu 1999:Joh 1,12). In der Gebetsanrede „Unser Vater im Himmel“ (Mt
6,9; Lk 11,2) wird dies zum Ausdruck gebracht. Das Erlösungswerk von Jesus Christus und die da­
mit ermöglichte Beziehung zu Gott als Vater im Himmel, sind das zentrale und Prioritäten be­
stimmende Fundament des christlichen Glaubens. „Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater,
von dem jede Vaterschaft in den Himmeln und auf Erden benannt wird“ (ELB 2006:Eph 3,14-15).
Daraus schliesse ich jedoch keine Vergeistlichung der leiblichen Vater-Kind-Beziehung.
Als prägender empfinde ich den Beschluss der röm.-kath. Kirche, welcher 1139 den Priestern die
Ehe verbietet (Zölibat). Priester können nach „Canon 6“ keine Väter mehr werden, da es „unwür­
dig [ist], dass sie dem Ehebett und der Unreinheit dienen“ (PoA 2008). Damit kommt es unausge­
sprochen zu einer „Abwertung der Vaterschaft als männlicher Existenzweise“ (Barth 1997). Hin­
zu kommt, dass sich männliche Ordensmitglieder, also Mönche, nicht nur mit Bruder (Frater),
sondern auch mit Vater (Pater) anreden lassen (Wikipedia 2008i). Hier ist eher eine Vergeistli­
chung der Vater-Kind-Beziehung auszumachen. Insbesondere dadurch, dass Mönche als geistli­
che Väter zum Teil auch für die Glaubenserziehung zuständig sind und der leibliche Vater so von
seiner geistlichen Aufgabe (vgl. Dtn 6,4ff; Ps 78,3-7; Eph 6,4; Kol 3,21) enthoben und auf seine
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Funktion als Ernährer und Beschützer reduziert wird. Entmündigung und Delegation von väterli­
chen Aufgaben und Zuständigkeiten nehmen ihren Anfang. An diesem Zustand hat sich bis heute
nicht viel geändert. Auch heute noch wird die Glaubenserziehung der Kinder überwiegend an die
Katecheten und Pfarrer übertragen, anstatt dass diese die Eltern so fördern, dass sie ihre Aufgabe
wahrnehmen können. Im säkularen Bereich geschieht mit der angestrebten obligatorischen
Früheinschulung im 5. Altersjahr (EDK 2008) etwas Ähnliches. (Staatliche) Bildung wird vor (fa­
miliäre) Bindung gestellt. Väter und Mütter werden entmündigt und in ihren elterlichen Aufga­
ben beschnitten. Bildung und Wertevermittlung werden professionalisiert und an die Lehrer­
schaft delegiert. Trillhaas (1970:339) spricht von der „Ablösung der Familie durch den Staat“.
1.5.2 Wirtschaft (Gewinnmaximierung)
In Europa gab es bis ins 11. Jahrhundert eine feste Trennung zwischen Arbeitenden und nichtar­
beitendem Adel (Giudici und Simson 2005:30). Im Hochmittelalter fand die Arbeit eine Aufwer­
tung, weil sie es ermöglichte, den gesellschaftlichen Stand, in den man geboren wurde zu verlas­
sen und durch einen „ehrenhaften“ Beruf gesellschaftlich aufzusteigen. Identität und gesell­
schaftliche Positionen wurden zunehmend mit der Arbeit verbunden. Wenn wir mit jemandem
ins Gespräch kommen wollen, fragen wir heute nicht mehr „Wer bist du?“ (z. B. Vater) sondern,
„Was machst du?“ (Beruf). Mit der industriellen Revolution vor 150 Jahren wurde für die meisten
Väter die Arbeit vom Wohnort getrennt. Erlebten die Kinder den Vater früher in seiner berufli­
chen Tätigkeit und hatten einen Bezug dazu, geht ihnen dies heute verloren (Hofer 2001:115) Das
Umgekehrte gilt auch für den Vater. Er kommt abends müde heim, sein Bezug zur Familie und
zum Alltag der Kinder wird kleiner. Damit schwinden auch sein Einfluss und seine Möglichkeiten.
Sein Engagement als Vater kann er nur noch in der Freizeit wahrnehmen.
Die Lohnarbeit macht den Vater von seinem Arbeitgeber und seiner Arbeit abhängig. Ohne geld­
bringende Arbeit ist sein Bestehen und das seiner Familie gefährdet (Giudici und Simson 2005:33).
In der freien Marktwirtschaft unterliegen nicht nur die Waren den Gesetzen des Marktes, son­
dern auch die Arbeitskräfte selbst. Der Mensch wird zum Produktionsmittel (2005:31). Sein Wert
richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Die Globalisierung der Wirtschaft stellt ihn zusätzlich
in einen weltweiten Konkurrenzkampf. Der wichtigste Wert der freien Marktwirtschaft ist Ge­
winnmaximierung und Wachstum (2005:65). Der Arbeiter hat diesen Zielen zu dienen. Dies führt
dazu, dass Väter immer mehr in kürzerer Zeit leisten und jederzeit und flexibel verfügbar sein
müssen (Jahresarbeitszeit). Eine ständige Weiterbildung wird erwartet und eine Aufgeschlossen­
heit für Neues oder Umschulungen. Für Viele ist es schwierig zu Gunsten der Familie ihre Ar­
beitszeit zu reduzieren, entweder weil der Arbeitgeber keine Teilzeitarbeiter einstellen will oder
weil das Geld dann für die Familie nicht reicht: „Kinder aufzuziehen, ist heute für Menschen, die
Elternverantwortung übernehmen wollen, ein Armutsfaktor ersten Ranges“ (Leipert 2000).
Rufe nach „neuen Vätern“ (Werneck 2004) verstärken die ohnehin schon vorhandene Spannung
zwischen familiären und beruflichen Anforderungen. Eine allgemeine Verbesserung lässt sich
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vermutlich nur erreichen, in dem man den Wert des Engagements in der Familie durch Väter­
rechte anerkennt und unterstützt (Borter 2004).
1.5.3 Wissenschaft (Bindungstheorie und Ödipuskomplex)
1.5.3.1 Bindungstheorie
John Bowlby (1907-1990) war ein englischer Arzt, Kinderpsychiater und Psychoanalytiker. Er er­
stellte im Jahre 1951 im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Studie über hei­
matlose Nachkriegskinder (Wikipedia 2008b). Er kam zum Schluss, dass ein Kind während seiner
ersten Lebensjahre nur zu einer Person eine Bindung aufbauen könne. Dabei erachtete er die Mutter
„als die von der Natur dafür bestimmte primäre Bezugsperson“ (Werneck 2004). Als wesentliche
Voraussetzung für die Bindung zum Kind sah er die hormonellen Veränderungen bei der Frau
während der Schwangerschaft und der Entbindung, welche die Mutter empfänglicher für die Si­
gnale des Kindes machen würden (BMFSFJ 2006:30). Dem Vater hingegen würden die grundlegen­
den biologischen Voraussetzungen fehlen, um eine stabile emotionale Bindung zum Kind aufzu­
bauen. Seine Aufgabe bestünde in der wirtschaftlichen Absicherung und emotionalen Unterstüt­
zung seiner Partnerin (Werneck 2004).
Diese „Bindungstheorie“ prägte bis in die jüngste Zeit hinein die Ansichten über die Vater-KindBeziehung. Bowlbys Buch „Frühe Bindung und kindliche Entwicklung“ wurde sogar in die Liste
der „Einhundert Meisterwerke der Psychotherapie“ aufgenommen (Pritz 2007:33).
Erst in der neueren Forschung wurde Bowlbys Annahme der ausschliesslichen Mutter-Kind-Be­
ziehung widerlegt. Kinder können zu mehreren Personen eine eigenständige Bindung aufbauen (Wikipe­
dia 2008a). Entscheidend ist ein einfühlsamer Umgang mit dem Säugling und Kleinkind und nicht
das biologische Geschlecht (BMFSFJ 2006:31). In einer guten emotionalen Bindung erlebt das Kind
das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen. Es wird ermutigt seine Umwelt zu entdecken und zu er­
kunden (Walter 2002:689). Diesen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Kinder können Mütter
und Väter leisten.
1.5.3.2 Ödipuskomplex
Sigmund Freud (1856-1939), österreichischer Arzt, Begründer der Psychoanalyse und Religionskri­
tiker (Wikipedia 2009c) stellte die These vom Ödipuskonflikt bzw. -komplex auf (Wikipedia
2008h). König Ödipus ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie. Er wurde bekannt für den
Mord an seinem Vater und den Inzest mit seiner Mutter (Wikipedia 2008g). Nach Freud brauche
und wolle (durch unbewusstes sexuelles Begehren) das Kind anfänglich nur seine Mutter. Vom
3. - 5. Lebensjahr lebe das Kind in der „ödipalen Phase“, in welcher der Sohn mit dem Vater um
die Gunst der Mutter streitet (Wikipedia 2008h). Dies führt beim Knaben zur Kastrationsangst.
„Der kleine Junge wolle die Mutter heiraten und dafür den Vater töten“ (Schirrmacher 2007:31).
Die Psychoanalyse hat damit jahrzehntelang den lehrmässigen Rahmen für die ausschliessliche Mut­
ter-Kind-Beziehung (2007:31) geliefert. Es wurde dabei übergangen, „dass verschiedene Annahmen
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der Psychoanalyse empirisch [auf Erfahrung beruhend] nicht bestätigt werden konnten, wie bei­
spielsweise der Ödipuskomplex“ (Wikipedia 2009c).
Diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse haben aber noch kaum Eingang in der öffentlichen
Meinung gefunden. Erst mit dem Bekannterwerden der Ergebnisse aus der neuen Vaterforschung
(Seite 12) kann es zu dem dringend notwendigen Umdenken kommen.
1.5.4 Frauenbewegung (Geschlechterkampf)
Wie auf Seite 4 beschrieben und kritisiert, diente der (unbiblische) Patriarchismus römischer Prä­
gung bis ins 18. Jahrhundert hinein der Basisideologie für das Männer- und Vaterbild. Wurde im
römischen Patriarchat ein erwachsener Sohn oder ein Sklave aus der väterlichen Gewalt in die
Selbständigkeit entlassen, sprach man auf lateinisch von „emancipare“ (Drosdowski 1989:153).
Dieser Begriff setzt sich aus den Worten „ex-manus-capere“ zusammen (1989:154; Latein Wiki
2007). Sinngemäss übersetzt bedeutet dies entweder „etwas aus der Hand heraus ergreifen“ oder
„sich aus der Hand [der Verfügungsgewalt des Mannes oder Vaters] herauslösen“. Letzteres begannen
Frauen im Zeitalter der Aufklärung zu fordern. Die „Gleichheit aller Menschen“ sollte auch für
Frauen gelten (Wikipedia 2008d). Der Geschlechterkampf der Frauenbewegung begann. Er hat
nachhaltigen Einfluss auf das Bild von Väterlichkeit.
•
Gleichheitsfeminismus (Wikipedia 2008c): Grundsätzliche Gleichheit der Geschlechter. Unterschiede
zwischen Mann und Frau sind das Resultat von Machtstrukturen und Wertevermittlung (Sozia­
lisation). Kämpft seit 1970 um die Aufhebung gesellschaftlich vorgegebener Geschlechterrollen
(Gender). Alle sollen unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht (Sex) nach ihren eigenen
Fähigkeiten und Vorlieben leben (vgl. 1.5.5, Seite 9). Kritik: Aufhebung der Geschlechter. Gleich­
heit statt Gleichwertigkeit. Väter und Väterlichkeit werden ersetzbar.
•
Die Frau in den Mittelpunkt stellender (gynozentrischer) Feminismus (Wikipedia 2008c): Die Weiblich­
keit ist der Männlichkeit überlegen. Workshops zu Themen wie Menstruations- und Mondzyklus,
Tanz und Körper, Göttinnenkult (Selbstvergottung), Matriarchatsforschung. Kritik: Es findet
eine Umkehrung der Vorzeichen statt: Frauenherrschaft statt Männerherrschaft. Die Ge­
schlechter stehen weiterhin in Konkurrenz zueinander. „Mütter sind die besseren Väter“ (Streu­
bel 2006) lautet die gängige Praxis beim Regeln von Sorge- und Besuchsrecht in Scheidungsfäl­
len. Väter und Väterlichkeit werden abgewertet.
1.5.5 Genderdiskussion (Rollenauflösung)
1.5.5.1 Der Fachbegriff „Gender“
„Gender“ ist ein Fachbegriff, der 1955 vom Psycho- und Sexologen John Money eingeführt wurde,
um sprachlich zwischen verschiedenen Ebenen des Menschen als geschlechtliches Wesen zu un­
terscheiden (Wikipedia 2008e):
•
Biologisches Geschlecht (sex): Ich gehöre einem Geschlecht an, in meinem Fall dem männlichen.
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•
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Geschlechtsidentität (gender identity): Ich fühle mich auch innerlich als Mann. Fühlte ich mich
trotz männlichen Sexualorganen als Frau, würde von einer andersgeschlechtlichen Identität
(transgender) gesprochen. Möchte ich durch eine geschlechtsangleichende Operation mein
äusseres, biologisches Geschlecht an meine innere, andersgeschlechtliche Identität anpassen,
spräche man von einer „transsexuellen“ Identität.
•
Geschlechtsrolle (gender role): Ich verhalte mich auch äusserlich wie ein Mann. Dies kann ein welt­
weit für Männer typisches oder auch von unserer Kultur geprägtes männliches Verhalten sein.
Woher kommt diese ausführliche Begriffsdifferenzierung und wozu soll sie gut sein?
1.5.5.2 Der sozialisationstheoretische Ansatz – die konstruktivistische Sichtweise
Die Geschlechterrollen wurden vor der Frauenemanzipationsbewegung hierarchisch verstanden
und gelebt (Seite 4). Deshalb rief die Frauenbewegung (Seite 9) zur Emanzipation und damit zum
Ausbruch aus der schlechtergestellten Frauenrolle auf. Die Einführung des Begriffs ermöglichte
es, zwischen dem angeborenen, biologischen Geschlecht (sex) und der Geschlechtsrolle (gender),
die eine Person einnimmt zu unterscheiden. Dies bewog Simone de Beauvoir zu sagen: „Man wird
nicht als Frau geboren, zur Frau wird man gemacht“ (Trillhaas 1970:311; Heinzel, Henze, und
Klomfass 2007:17). Die Geschlechtsrolle wird, nach dieser Auffassung, also jemandem durch die Er­
ziehung und die Gesellschaft zugewiesen (Sozialisation, doing gender) und nicht durch das biologische
Geschlecht bestimmt oder beeinflusst. Dieser Ansatz nennt sich „Konstruktivismus“ (2007:17).
Der bereits oben erwähnte John Money war der erste, der diese Aussage wissenschaftlich zu be­
weisen versuchte (Wikipedia 2008c). Dazu unterzog er 1966 einen zwei Jahre alten Jungen, Bruce
Reimer, (dessen Penis bei einer missglückten Beschneidung verstümmelt worden war), einer Ge­
schlechtsumwandlung (Kastration, operative Angleichung, Hormonbehandlung). Bruce wurde in
Brenda umbenannt und im Gegensatz zu seinem Zwillingsbruder, Brian, als Mädchen aufgezogen.
Trotzdem liess Brenda ihr Mädchenspielzeug liegen. Mit 14 Jahren erfuhr Brenda, dass sie als Jun­
ge zur Welt gekommen war. Daraufhin liess Brenda die Geschlechtsumwandlung so gut wie mög­
lich rückgängig machen und nannte sich fortan David. David heiratete und adoptierte die Kinder
seiner Frau. Im Frühjahr 2004 nahm sich David Reimer, im Alter von 38 Jahren, das Leben. Seine
Mutter meinte, dass David wohl noch am Leben wäre, „wenn er nicht das Opfer jenes unglückli­
chen Experiments geworden wäre, das bei ihm soviel Leid verursachte“ (Wikipedia 2008b).
Trotz des Fehlschlags diente der „John/Joan-Fall“ einem Teil der Frauenbewegung als wissen­
schaftlicher Beleg für die Thesen des Gleichheitsfeminismus [siehe Seite 9]. So schrieb Alice
Schwarzer 1975, dass „die Gebärfähigkeit auch der einzige Unterschied ist, der zwischen
Mann und Frau bleibt. Alles andere ist künstlich aufgesetzt.“ Das Experiment Money würdigt
sie als eine der „wenigen Ausnahmen, die nicht manipulieren, sondern dem aufklärenden
Auftrag der Forschung gerecht werden“. (Wikipedia 2008b)
1.5.5.3 Der biologische Ansatz – die differenztheoretische Sichtweise
Auf der anderen Seite des Spektrums steht der biologische Ansatz. Anhand von Erkenntnissen
aus der Evolutions-, Verhaltens- und Hirnforschung werden die Unterschiede im Verhalten von
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Mann und Frau erklärt (Allan Pease und Barbara Pease 2003:Klappentext). So werden Antworten
gefunden „Warum Männer Lügen und Frauen immer Schuhe kaufen“ (2003:15) oder es wird fest­
gestellt „Männer sind anders, Frauen auch“ (Gray 1998). In der Praxis führt diese Sichtweise häu­
fig zu ausgleichenden Erziehungsbestrebungen. Für die schüchternen Mädchen gibt es Selbstbehaup­
tungskurse und für die unruhigen Jungen Konzentrationsübungen (Heinzel u. a. 2007:16).
Die Frauenbewegung lehnt diese Sichtweise als klischeehafte Engführung und Festlegung ab.
Prof. Dr. Annedore Prengel setzt ihr deshalb eine „egalitäre Differenz“ (Gleichheit bewirkende Ver­
schiedenheit) entgegen (Lutz und Wenning 2001:93). Jede Person sei unabhängig von ihrem Ge­
schlecht verschieden. Jede Person soll auf „vielfältige Weise leben [...] können“ (2001:93) und soll
in ihren Lebensmöglichkeiten nicht eingeschränkt werden, schon gar nicht durch „Unter­
drückung und Hierarchisierung“ (2001:93). Durch die Vervielfältigung der Unterschiede (jeder
ein Sonderfall), verliert der Geschlechtsunterschied an Bedeutung. Er ist nur noch ein Unter­
schied unter vielen (Heinzel u. a. 2007:16) , laut differenzfeministischer Sichtweise.
1.5.5.4 Die Auswirkungen der Genderthematik
•
Aufhebung (Dekonstruktion) der Geschlechterrollen: Allan Guggenbühl,
Kinder- und Jugendpsychotherapeut, Leiter der Erziehungsbera­
tung des Kantons Bern, hielt 2004 an der 1. Europäischen Väter­
konferenz fest: „[...] Forschung, die die Geschlechterdifferenzen
eigentlich [als] akzeptiert betrachtet, ist im Moment sehr schwie­
rig. Es gibt diverse Gremien, wo man nicht einmal Gehör bekommt
für solche Forschungsaufgaben“ (bmsk 2004:90). Die Folge davon
ist eine tiefe Verunsicherung, insbesondere der Männer in Bezug
auf ihre Rolle (siehe Postmoderne auf Seite 3). Nicht ohne Grund
sang sich 1984 Herbert Grönemeyer mit dem Lied „Männer“ in die
Hitparade (swisscharts.com 2008). Im Refrain stellt er immer wie­
der die Frage: „Wann ist Mann ein Mann?“ Wie kann ein Mann Vä­
terlichkeit leben, wenn er selbst nicht mehr weiss, was ein Mann
Abbildung 1: Street Art in Ber­
lin: ein Aufruf zum Ausbruch
aus den traditionellen Ge­
schlechterrollen
(Tabea Huth 2006)
zum Mann macht und ob er überhaupt noch Mannsein leben darf oder kann?
•
Durchgängige Gleichstellung der Geschlechter (gender mainstreaming): ist seit dem Amsterdamer
Vertrag 1997/1999 erklärtes Ziel der europäischen Union (Wikipedia 2008f). Auch in der
Schweiz gibt es im Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) Leit­
fäden zum Thema „Gender Mainstreaming“ (Arbeitsgruppe «Folgearbeiten zur 4. UNO-Welt­
frauenkonferenz» 2008). Damit soll für Geschlechtergerechtigkeit gesorgt werden. „Gleiche
Rechte für Mann und Frau“ (admin.ch 2006) einzufordern hört sich gut an, zeigt aber auch
deutlich auf, dass die Geschlechter immer noch in Konkurrenz zueinander stehen und ein ge­
genseitiges Misstrauen, sowie Machtkämpfe (Geschlechterhierarchien, Sonderrechte) vorhan­
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den sind. Von der Frauenbewegung her wird befürchtet, dass durch die Gleichstellung der Ge­
schlechter ihre feministischen Anliegen und Forderungen verschwinden (Leitner 2005:1):
Wenn Geschlecht sozial und gesellschaftlich konstruiert ist, wie können dann Frauen als Ziel­
gruppe der Politik behandelt werden? Die Frauen gehen als politisches Subjekt verloren,
wenn nicht mehr davon ausgegangen werden kann, dass Frauen per se gleiche Interessen ha­
ben (2005:11).
•
Männliche Kritiker werfen der Umsetzung vor, „Gender“ zu sagen und „Frauen“ zu meinen.
Die „AKTION Männer und Gleichberechtigung“ zählt eine ganze Liste auf, in der Männer Frauen
gegenüber benachteiligt sind (AKTION Männer und Gleichberechtigung 2008). Die Spanne reicht
vom unterschiedlichen Pensionsalter (Frauen 62, Männer 65), Mutterschaftsurlaub statt El­
ternschaftsurlaub, Fristenlösung (werdende Väter können eine Abtreibung nicht verhindern),
bis hin zu sprachlichen Ungerechtigkeiten (in gesetzlichen Texten wird ausnahmslos die weib­
liche Personenbezeichnung vor die männliche gesetzt).
Schlussfolgerung: So differenziert die Begriffe für das Geschlecht gewählt werden, so undifferen­
ziert läuft es in der Regel auf eine Gleichmacherei von Mann und Frau heraus. Väterlichkeit ist
soziales Konstrukt und als dieses unerwünscht. Alles was ein Kind braucht, kann geschlechtsun­
abhängig gelebt und weitergegeben werden. Folglich ist es für viele Gender-Fachpersonen unbe­
deutend für die gesunde Entwicklung der Kinder, ob sie in biologischen Kernfamilien (Seite 1),
Patchworkfamilien, homosexuellen Elternschaften, sogenannten Regenbogenfamilien1 (Jansen
und Steffens 2006:644) oder bei alleinerziehenden Elternteilen aufwachsen.
1.5.6 Väterforschung (Väter sind fähig und wichtig)
Die Psychologieprofessorin Inge Seiffge-Krenke (2001:391) teilt die Väterforschung in drei Zeitab­
schnitte ein. Zeitabschnitt 1 und 2 förderten und begründeten das „Verschwinden“ der Väter,
Zeitabschnitt 3 lässt die Väter „wiederauftauchen“ (Walter 2002:81).
1. Zeitabschnitt: Der distanzierte und überflüssige Vater (z. B. Bindungstheorie, Seite 8).
2. Zeitabschnitt: Der Vater wird an der Mutter gemessen und schneidet schlecht ab (z. B. „Mütter
sind die besseren Väter“, Seite 9)
3. Zeitabschnitt: Väter sind fähig und wichtig, sie gehen mit den Kindern anders um. Diese Neube­
stimmung der Vaterrolle begann in den USA ab 1975 durch Michael E. Lamb (Schirrma­
cher 2007:29), im deutschsprachigen Raum begann diese Entwicklung in den 80er und
90er Jahren (2007:29; Walter 2002:105; Fthenakis 1999:32).
1 Der Name leitet sich von der Regenbogenflagge ab (Wikipedia 2009b), welche seit 1978 ein Symbol für
die Schwulen- und Lesbenbewegung ist. Die Vielfalt der Farben steht für die Vielfalt dieser Lebensweise.
Im Gegensatz zu der Regenbogenfahne der Friedensbewegung sind die Farbtöne in umgekehrter Rich­
tung angeordnet, mit den Rottönen oben und den Blautönen unten (Wikipedia 2009a).
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1.5.6.1 Die Vater-Mutter-Kind-Beziehung (Triangulierung)
Ein wichtiges Ergebnis der Väterforschung aus dem 3. Zeitabschnitt ist die Entdeckung, wie wich­
tig für das Kind die Vater-Mutter-Kind-Beziehung (Triangulierung) ist.
Mutter und Kind sind durch Schwangerschaft und Geburt miteinander verbunden. Sie bilden zu
Beginn eine unauflösliche Zweierbeziehung, „Diade“ genannt (Popp 2008:82). Es ist eine fast ver­
schmelzende (symbiotische) Beziehung, welche geprägt ist durch „totale Fürsorglichkeit auf der
einen Seite – totale Abhängigkeit auf der anderen Seite“ (2008:81). Diese enge Verbindung sichert
das Überleben des Säuglings. Als andauerndes Beziehungsverhältnis wäre es jedoch verheerend.
Hier kommt der Vater ins Spiel:
Der Vater hat als erster „Aussenstehender“ die Aufgabe, die Mutter-Kind-Symbiose aufzubre­
chen bzw. zu erweitern. Er sorgt dafür, dass auch die Dreiecks-Schenkel „Vater-Kind“ bzw.
„Vater-Mutter“ gleichwertig ins Spiel kommen. Die Tiefenpsychologie spricht diesbezüglich
von der „Triangulierung“ - der Dreieck-Bildung (2008:83).
Durch den Vater als weitere Bezugsperson (Triade) erfährt das Kind, dass es noch etwas anderes
gibt als die Mutter. Es erlebt, dass Verschiedenartigkeit und Vielfalt möglich sind. Das ist die
grundlegende Voraussetzung dafür, „dass sich das Kind erlauben darf, anders zu werden als die
Mutter ohne gleich Liebesentzug fürchten zu müssen“ (2008:81). Die nötige und gesunde Selbstän­
digkeitsentwicklung des Kindes wird dabei unterstützt (Walter 2002:497). Eine gute „Vater-Mutter“
Beziehung (Paarbeziehung) hilft der Mutter auch bei diesem Prozess des Loslassens (Popp
2008:83).
Das Kind hat jedoch nicht nur zwei unabhängige „Liebesobjekte“ zur Verfügung. Es findet in Va­
ter und Mutter auch eine weibliche und eine männliche Identifizierungsmöglichkeit, was dazu beiträgt
den Reifungsprozess des Kindes voranzutreiben (Schirrmacher 2007:43).
Abbildung 2: Diade
Abbildung 3: Triade
Kinder brauchen also Mütter und Väter. Aber „sie brauchen ihren Vater nicht als zweite Mutter
und auch nicht einfach nur als zweite Bezugsperson, sondern gerade in seinem Anderssein“
(2007:44). Der führende deutsche Vaterforscher Fthenakis (1999:38) kommt daher zum Schluss:
„Mit ihren jeweiligen Ressourcen leisten Vater und Mutter einen unterschiedlichen, doch glei­
chermassen wichtigen Beitrag für die Entwicklung ihrer Kinder“.
1.5.6.2 Die unterschiedlichen Positionen in der Männer- und Väterforschung
Es passt zum Geist unserer Zeit, dass die Männer- und Väterforschung mit ganz unterschiedli­
chen Vorzeichen an ihre Arbeit herangeht. Vollständigkeitshalber stelle ich sie tabellarisch dar.
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Profeministisch,
antisexistisch
Kritisch
Idealisierend,
mythopoetisch2
Väterrechtler
(Maskulisten)
Gründe
Reagiert auf die Kritik
der Frauenbewegung
über das Patriarchat.
Ausgangslage ist ein
mangelhaftes, selbst­
süchtiges Männerbild.
Unzufriedenheit mit
der Männerrolle. Ge­
sellschaftliche Verän­
derungen und eine
Emanzipation des
Mannes werden ange­
strebt.
Leidet unter einer „va­
terlosen Kultur“.
(Wieder-)Entdeckung
von Männlichkeit und
Förderung von
Männergruppen.
Ablehnung der einsei­
tigen Anliegen und
Theorien der Frauen­
bewegung. Der Mann
befindet sich gegen­
über den Frauen im
Nachteil.
Ziele
Gleichheit
der Geschlechter:
Orientierung an Zielen
der Frauenbewegung.
Abschaffung des Patri­
archats, da es Frauen
und Männer unter­
drückt.
Gleichstellung
der Geschlechter:
Neues (egalitäres) Ge­
schlechterverhältnis
mit gleicher Vertei­
lung von Erwerbs-,
Haus- und Erziehungs­
arbeit.
Gleichwertigkeit
der Geschlechter:
Fordern von Bedin­
gungen, welche das
männliche Selbstbe­
wusstsein aufbauen,
Mann- und Vatersein
aktiv und positiv erle­
ben lassen.
Gleiche Rechte
der Geschlechter:
Kampf um eine Über­
arbeitung des Sorge­
rechts, welches Väter
bisher benachteiligt.
Tabelle 3: Positionen in der Männerforschung (nach Drinck 2005:200)
1.6 Das Schöpfungsmodell als Ergänzungsmodell wertet Mann und
Frau auf
In diesem Abschnitt lege ich meine Sicht von Mann und Frau dar, wie ich sie auf der Grundlage
von Gottes Wort verstehe. Dadurch wird nachvollziehbar, wie ich Väterlichkeit im Verhältnis der
Geschlechter verstehe und warum ich Väterlichkeit als unersetzbar halte.
1.6.1 Das Schöpfungsmodell – die Absicht Gottes
1.6.1.1 Gleich und doch verschieden
Mann und Frau sind von Gott gleich geschaffen in Bezug auf ihre Würde und Stellung. Sie haben
die gleiche Würde, denn sie wurden Beide „zum Bilde Gottes“ geschaffen (Lu 1999:Gen 1,27) und
tragen gleichermassen Anteil daran (Burkhardt u. a. 1987:385). Beide sind zur „Du-Ich-Be­
ziehung“ mit Gott geschaffen (1987:385). Sie haben die gleiche Stellung. Es gibt keine Unter- oder
Überordnung, Hierarchie genannt, zwischen Mann und Frau. „Im Schöpfungsbericht werden nur
zwei Autoritätslinien erwähnt“ (Bilezikian 1999:22). Die eine führt von Gott, welcher als Schöpfer
über seinem Geschöpf steht, zu den Menschen. Die andere führt vom Menschen, welchem Gott
die Fürsorge über die Erde und die Tiere anvertraut, zur Schöpfung (1999:22, z. St. Gen 1,28).
Andererseits wurden die Menschen von Gott auch verschieden, das heisst, entweder als Mann oder
als Frau geschaffen (Gen 1,27). So werden wir auch heute noch als Mann oder als Frau geboren und
nicht, wie von Simone de Beauvoir (Seite 10) behauptet, durch Rollenzuweisung und Erziehung
(Sozialisation) erst dazu gemacht (Burkhardt u. a. 1987:385).
2 Die mythopoetische Männerbewegung orientiert sich nicht am gängigen Männerbild der jeweiligen Ge­
sellschaft, sondern meist an den archetypischen Männerbildern des Königs, des Kriegers, des Magiers
und des Liebhabers wie sie von C. G. Jung beschrieben wurden. Von da stammt auch ihre Bezeichnung
„mythopoetisch“. (Wikipedia 2009b)
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Der Mensch existiert nicht als geschlechtsneutrales Wesen, das sich seine „Rolle“ selbst wäh­
len müsste […]. Die Idee, abgesehen von seiner biologischen Ausstattung könne der Mensch
sein „Gender“ selbst bestimmen, ist eine fatale, folgenschwere Illusion. Den Menschen in die­
ses ideologische Prokrustes-Bett3 spannen zu wollen, führt notwendig zu schwerem Leid4
(Laun 2007a).
Die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau ist von Gott geschaffen und uns zum Segen gedacht.
Nach dem Schöpfungsmodell gibt es keine Bevorzugung oder Benachteiligung, in dem einen oder
anderen Geschlecht geboren zu werden und darin zu leben.
1.6.1.2 Gemeinsame Aufgabe – verschiedene Gaben
Mann und Frau haben viel gemeinsam. Sie sind von der gleichen Art, das kommt in der Namens­
gebung „’isch“ (hebr.: ‫ )ִאיש‬für Mann und „’ischah“ (hebr.: ‫ )ִאָשה‬für Männin/Frau zum Ausdruck
(Guthrie und Motyer 1980:96, z. St. Gen 2,23). So erhalten sie auch gemeinsam (Burkhardt u. a.
1987:385; Bilezikian 1999:25, z. St. Gen 1,28) die Aufgabe, die Schöpfung zu verwalten (Herr­
schaftsauftrag) und den Segen, sich zu vermehren (häuslicher Auftrag). Dabei wird nicht von ei­
nem zuvor festgelegten Rollenverständnis ausgegangen. Zur Erfüllung der von Gott anvertrauten
Aufgabe ist die ganze weibliche und männliche Beteiligung nötig (Bilezikian 1999:25).
Andererseits ist es eine Tatsache, dass Männer und Frauen unterschiedliche Gaben in ihre gemein­
same Aufgabe einbringen (1999:25). Die biologischen Unterschiede, welche sich unter anderem
beim Mann im Zeugen und bei der Frau im Empfangen, Gebären und Stillen ausdrücken, sind nur
die offensichtlichsten. Mann und Frau stellen vom Schöpfungsmodell her „die sich gegenseitig
ergänzende männlich-weibliche Erscheinungsform der einen Art dar“ (Guthrie und Motyer
1980:96, z. St. Gen 2,18.20.24). Mit anderen Worten, das Ergänzungsprinzip (Gen 2,18) macht Mann
und Frau für einander wertvoll. Beide können ihren je eigenen und notwendigen Beitrag einbrin­
gen und den des Partners empfangen. Dadurch finden sie Erfüllung und befähigen sich gegensei­
tig, gemeinsam den häuslichen und den Herrschaftsauftrag Gottes wahrzunehmen.
1.6.1.3 Einheit in Vielfalt
In Gen 1,1-3 wird „Gott als Dreieinigkeit göttlicher Wesen“ beschrieben (Bilezikian 1999:17). Gen
1,1 beschreibt Gott als den Vater (vgl. Jak 1,17) der ganzen Schöpfung. In Gen 1,2 ist vom Geist
Gottes die Rede und in Gen 1,3 von Gottes Wort, welches alles ins Leben ruft. Joh 1 nimmt darauf
Bezug und bezeichnet Gottes Sohn, Jesus Christus, als Wort Gottes.
[Gott] ist zwar ein Wesen, aber er ist ewig drei Personen in einer Einheit. Für ihn hat Einheit
einen so hohen Stellenwert, weil er Dynamik und die Synergie von drei Personen in einer er­
fährt. Wenn er also nach seinem Bild erschafft [Gen 126], dann schafft er Gemeinschaft.
(1999:17)
Dies gilt nicht nur für die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Auch der Mensch sollte ein ihm
gleichgeartetes Gegenüber bekommen (Gen 2,20) um dem Ebenbild Gottes entsprechend eine Ge­
3 Das Prokrustesbett bezeichnet, nach einer altgriechischen Sage, eine Zwangslage oder ein gewaltsames
hineinpressen in ein Schema, in das man eigentlich gar nicht hineinpasst (Hellwig 1984:512)
4 Vgl. den Fall Bruce Reimer,Seite 10)
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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meinschaft zu bilden. Deshalb erschuf Gott die Frau aus der Seite des Mannes (Gen 2,22). Die Frau
war die Hilfe/Rettung ( ̕ezer, hebr.: ‫ )ֵע ֶזר‬für den Mann aus der Notsituation seines menschlichen
Alleinseins (Gen 2,18)5. Dies macht seine Aussage deutlich: „Endlich! Sie istʼs! Eine wie ich!“ (GNB
2000:Gen 2,23). Mit anderen Worten: „Mann und Frau sind füreinander geschaffen“ (Laun 2007b).
Als Gottes Bild sind beide in ihrer Verschiedenheit ebenbürtig und gleichwertig. […] Beide
finden ihre Erfüllung aber nur im Zueinander und Miteinander. (Deutsche Bischofskonferenz
1985:117)
„Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann
eins, mit Leib und Seele“ (GNB 2000:Gen 2,24). In ihrer Unterschiedlichkeit ergänzen sich Mann
und Frau und bilden, in der von Gott gestifteten Ehe (vgl. Mt 19,3ff), eine dem Bild Gottes ent­
sprechende Einheit, eine Einheit in Vielfalt. So wie in Gottes Einheit 1 + 1 + 1 = 1 ergibt, so ergibt
sich auch in der menschlichen Einheit 1 + 1 = 1 (Bilezikian 1999:22).
1.6.2 Der Sündenfall – die Emanzipation von Gott und ihre Folgen
Der sogenannte Sündenfall (Gen 3) ist die erste Emanzipation (Seite 9) in der Geschichte des Men­
schen. Das Ich lehnt sich gegen Gott auf und greift nach einer angeblich vorenthaltenen Freiheit
(Burkhardt u. a. 1989:1501). Der Mensch wendet sich von Gott ab, entzieht ihm sein Vertrauen
und setzt sein Ich auf den Thron seines Lebens (1989:1501). Dadurch verliert er die Gemeinschaft
mit Gott und das Recht im Paradies zu leben (Gen 3,23f). Die ganze Menschheit wird davon be­
troffen (Röm 5,12ff). Seither leben alle Menschen als Sklaven der Sünde (Joh 8,34; 2 Petr 2,19).
Dies hat unter anderem bis heute folgende Auswirkungen auf das Verhältnis von Mann und Frau:
1.6.2.1 Der Verlust der Einheit
Von der direkten Gemeinschaft mit Gott abgeschnitten, wird den Menschen das, was Gott ihnen
als Segen gegeben hat, zum Konfliktherd. An die Stelle von „Einheit in Vielfalt“ tritt die Entfrem­
dung. „Da gingen den beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Und sie
flochten Feigenblätter und machten sich Schurze“ (ZB 2007:Gen 3,7) . Ihre Augen werden für das
geöffnet, was sie unterscheidet. Was sie vorher verband, führt nun zum Bruch. Sie bedecken ihre
äussere Unterschiedlichkeit. So wird jeder von ihnen, bildlich gesprochen, eine Insel für sich (Bi­
lezikian 1999:27). Die Entfremdung geschieht aber auch auf der Beziehungsebene. Sie nehmen
sich nicht mehr als Einheit wahr, sondern als Einzelne, die durch den andern sogar einen Nachteil
erleiden können. Die nicht haltbare Schuldzuweisung „Die Frau, die du mir an die Seite gestellt
hast, …“ (GNB 2000:Gen 3,12) zeugt davon. Aus 1 + 1 werden nun 2.
5 Gen 2,18 wird übersetzt mit: „Ich will ein Wesen schaffen, das ihm hilft und das zu ihm passt“ (GNB
2000) oder mit „ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei“ (Lu 1999). Dies könnte dazu verleiten
hierarschisch zu denken, im Sinne vom bestimmenden Herr und seiner untergeordneten Gehilfin, oder
einer Hilfe auf die man(n) zurückgreift um es bequem und angenehm zu haben. Beides verkennt die Be­
deutung des hebräischen Wortes ̕ezer, welches „helfen“ im Sinne von „retten“ versteht. So wird auch
Gott als Helfer (ezer)
̕
bezeichnet um aus einer menschlichen Notsituation zu retten (vgl. Ex 18,4; Ps
33,20; 70,5; 115,9-11 usw.) (Bilezikian 1999:20) Als es nur ein menschliches Wesen gab, war keine
menschliche Gemeinschaft möglich. Die Frau hilft dem Mann in Gen 2,18, in dem sie Gemeinschaft er­
möglicht und ihn als ein Gegenüber ergänzt.
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1.6.2.2 Die Abhängigkeit vom Entstehungselement
Eine weitere Folge der Auflehnung gegen Gott und der Trennung von ihm als ihrer Quelle, ist
nun, dass jeder von ihnen von dem Element abhängig wird, von dem er oder sie entstanden ist (Bilezikian
1999:27). Der Mann wurde „aus Erde vom Acker“ (Lu 1999:Gen 2,7) gemacht. Nun wird er zum
Sklaven des Ackers: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm
nähren dein Leben lang“ (Lu 1999:Gen 3,17b). Er wird vom Acker abhängig bleiben, „bis du wieder
zu Erde werdest, davon du genommen bist“ (Lu 1999:Gen 3,19). Die Frau wurde aus der Seite des
Mannes gemacht (Gen 2,22) und wird nun zu seiner Sklavin: „Es wird dich zu deinem Mann hin­
ziehen, aber er wird über dich herrschen“ (GNB 2000:Gen 3,16b). Die gegenseitige, freie Hingabe
wird vom Kampf um die Vorherrschaft abgelöst. Das ist nicht mehr die von Gott geschaffene Schöp­
fungsordnung, sondern „Schöpfungsstörung“ (Burkhardt u. a. 1987:386).
1.6.2.3 Der emanzipierte Weg: der Fokus auf die eigenen Bedürfnisse und das Einfordern von
Rechten
Die Loslösung von Gott zieht eine „Härte des Herzens“ (σκληροκαρδίαν, Mk 10,5) nach sich (Bilezi­
kian 1999:29). Jeder und jede wird sich selbst der Nächste. Wo die Einheit 1 + 1 = 1 in 1 + 1 = 2 zer­
fallen ist, steht das Einzelinteresse über dem Gemeinsamen. Die im Sündenfall antreibende
Furcht, in der Gemeinschaft könne mir der andere etwas vorenthalten (vgl. Gen 3,1.4-5), prägt
nun auch die zwischenmenschliche Beziehung. Die Versklavung an die Sünde/Zielverfehlung
(Joh 8.34; 2 Petr 2,19) und die sich daraus ergebende „Härte des Herzens“ (Mk 10,5) führen zu ei­
gennützigem Missbrauch und eigennütziger Verweigerung. Der einzig gangbare Weg scheint der
emanzipierte Weg zu sein. Dieser legt den Blickpunkt auf die eigenen Bedürfnisse und das Einfordern
der einem zustehenden Rechte. Mann und Frau begegnen sich hier jedoch nicht als Quelle der Freu­
de (Laun 2007b), sondern stehen in Konkurrenz zueinander. Welche Auswirkungen dies hat, ist in
den Kapiteln 1.4 bis 1.5 dargestellt.
1.6.3 Die Wiederherstellung – der neue Weg und seine Möglichkeiten
1.6.3.1 Die neue Grundlage: die wiederhergestellte Einheit
Jesus Christus beruft sich in Bezug auf das Verhältnis von Mann und Frau auf die „Grundordnung
der Schöpfung“ (ἀρχῆς κτίσεως) und führt zu ihr zurück, da Gottes eigentlicher Wille in ihr zu
finden ist (Burkhardt und Swarat 1992:17, z. St. Mk 10,6). Das Moses-Gesetz mit dem Scheidungs­
brief hat nur Vorläufigkeitscharakter. Es weist auf ein viel höheres Ziel hin, „das aber erst mit der
Überwindung der Herzenshärtigkeit, d. h. mit dem durch Christus erworbenen und vermittelten
neuen Leben beginnen kann“ (Guthrie und Motyer 1985:81, z. St. Mk 10,5). Sichtbares Zeichen
dieses neuen Bundes (1Kor 11,25) ist das Kreuz (Kol 1,20). Es ist das alles überragende Symbol,
welches auf den Trümmern der gescheiterten menschlichen Gemeinschaft steht. Bildlich gespro­
chen weist seine Form „auf die beiden Transaktionen hin, die es besiegelte“ (Bilezikian 1999:33).
Der senkrecht stehende Balken steht für die Wiederherstellung unserer Beziehung zu Gott. „Al­
len, die ihn [Christus] aufnahmen und ihm Glauben schenkten, verlieh er das Recht, Kinder Got­
tes zu werden“ (GNB 2000:Joh 1,12). Dadurch sind wir, die wir einst fern waren, „durch das Blut
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des Christus nahe geworden“ (ELB 2006:Eph 2,13). Diese Versöhnung überträgt sich durch den
waagrechten Balken des Kreuzes auch auf die menschliche Gemeinschaft. „Denn er ist unser Frie­
de, er hat aus den beiden eins gemacht und die Wand der Feindschaft, die uns trennte, niederge­
rissen durch sein Leben und Sterben“ (ZB 2007:Eph 2,14). Was hier im Blick auf Juden und Heiden
geschrieben ist, gilt sinngemäss auch für die Beziehung von Mann und Frau (Gal 3,28).
In Christus wird eine neue Einheit möglich, weil die Herzenshärtigkeit überwunden wird: „[...] ich entferne
das steinerne Herz aus eurem Leib und gebe euch ein Herz aus Fleisch“ (ZB 2007:Hes 36,26). Zu­
sätzlich wird es befähigt auf eine neue Art zu lieben (Joh 13,34f), weil es Anteil an Gottes selbstloser
Liebe (ἀγάπη) erhält (Röm 5,5).
Es gilt dabei zwei Dinge zu beachten.
•
Die hier beschriebene Gemeinschaft und Einheit gibt es nur in und nicht ohne Christus. Sämtli­
che menschlich-humanistischen Versuche, welche nicht ihre Abhängigkeit von Gott akzeptie­
ren, werden in den beschriebenen Folgen des Sündenfalls gefangen bleiben.
•
Die Befreiung von der Herrschaft der Sünde bedeutet nicht Sündlosigkeit (Burkhardt u. a.
1989:1502). Wir leben in der Zeit der unverdienten Zuwendung (Gnade) und noch nicht in der
Vollendung. Der im Sündenfall ausgesprochene Fluch (Gen 3,16-19) ist noch wirksam (Röm
8,18-25), auch wenn etwas Neues angefangen hat (2Kor 5,17). So lange gilt es auch in unseren
Beziehungen, wo nötig, Gott und den Partner um Vergebung zu bitten (1Joh 1,7-10), Vergebung
anzunehmen oder zu gewähren (Eph 4,23) und unser Denken und Handeln neu nach Gottes
Weisung zum Leben auszurichten (Röm 12,1-2).
1.6.3.2 Der neue Weg: der Fokus auf den eigenen Beitrag zur Einheit
Die oben beschriebene Grundlage eröffnet eine neue Blickrichtung: „Habt nicht das eigene Wohl
im Auge, sondern jeder das des andern“ (ZB 2007:Phil 2,3-4). In Bezug auf die Beziehung von
Mann und Frau in der Ehe heisst das: „Wir wollen uns einander unterordnen, in der Ehrfurcht vor
Christus“ (ZB 2007:Eph 5,21). Der Unterschied im Zusammenleben ist offensichtlich.
Im vom Sündenfall bestimmten Verhalten, ist der Blick auf die eigenen Bedürfnisse und den eige­
nen Vorteil gerichtet. So wurde von Männerseite gerne in Erinnerung gerufen: „Ihr Frauen, ord­
net euch euren Männern unter wie unserem Herrn, denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie
auch Christus das Haupt der Kirche ist“ (ZB 2007:Eph 5,22). Dabei gehen diese Verse die Männer
gar nichts an. Adressaten sind die Frauen. Sie haben über die Bedeutung nachzudenken.
Der neue Weg hingegen richtet den Fokus auf den eigenen Beitrag zur Einheit. Männer, die den Adres­
saten ernst nehmen, denken darüber nach, was ihre Aufgabe bedeutet: „Ihr Männer, liebt eure
Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat“ (ZB 2007:Eph 5,25).
Im umgekehrten Sinn gilt für die Frauen, dass sie nicht darüber nachdenken, wie ihre Männer sie
zu lieben hätten (Eph 5,25-33a), sondern darüber, welches ihr Beitrag ist (Eph 5,22.33b).
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Zusammenfassend lässt sich sagen, das Neue Testament kennt das sich gegenseitige Unterordnen
und Dienen zu Gunsten des Gemeinsamen (Bilezikian 1999:60). Es ist Ausdruck der neuen Einheit
in Christus. Das Wort „Überordnung“ ist kein neutestamentliches Wort (Burkhardt u. a.
1987:386). Mann und Frau sind absolut gleichwertig, aber es gibt geschöpfliche Unterschiede und
daraus unterschiedliche Gaben und Aufgaben in Ehe und Familie wie z. B. Väterlichkeit oder Müt­
terlichkeit (Burkhardt u. a. 1988:922). Damit ist jede Gleichheitsideologie (Punkt 1.5.5.2, Seite 10)
und jede ein Geschlecht abwertende Differenzideologie (Punkt 1.5.5.3, Seite 10) gebannt (Laun
2007b). Das Verhältnis von Mann und Frau ist von gegenseitiger Ergänzung geprägt, das wertet die Partner
auf. Sie sind einander als Quelle der Freude und der Hilfe gegeben.
1.6.4 Mein Ansatz: Das Ergänzungsmodell
Die Zahl der Einelternfamilien hat in der Schweiz „zwischen 1970 und 2000 von rund 36'000 auf
90'000 mehr als das Zweieinhalbfache zugenommen“ (Bundesamt für Statistik 2009). „85 % aller
Einelternfamilien sind Mutterfamilien. Bei den Einelternfamilien mit minderjährigen Kindern
sind es 87 % und bei denjenigen mit Kindern unter 7 Jahren 93 % (Volkszählungen 2000, 1990)“
(SVAMV 2009). Die Zahl der vaterlosen oder vaterabwesenden Familien ist nicht nur enorm ge­
stiegen, sondern man hielt und hält den Vater und seinen besonderen Beitrag entweder für nicht
notwendig (Seite 8) oder ersetzbar (Seite 9). Von der Genderideologie hingegen wird gefordert,
der Mann solle ein geschlechtsneutrales Verhalten lernen. Beides führt zu einem Mangel an erleb­
ter Väterlichkeit bei den Kindern (Hofer 2001:114ff), wie nachfolgend dargestellt.
Gleichheitsideologie
Differenzideologie
Das Geschlecht ist anerzogen
Totale Unterschiedlichkeit
Geschlechtsneutrale Erziehung
Ausgleichende Erziehung
Rollenauflösung
Festgelegte Rollen
Bemutternde Väter
Entbehrliche Väter
Tabelle 4: Gleichheitsideologie und Differenzideologie
Es ist also „dringend nötig, den Vater neu zu entdecken und seine Bedeutung zu anerkennen“
(Laun 2007a). Aufgrund der biblischen Betrachtung lässt sich das Verhältnis von Frau und Mann
in einer Ehe mit einem Mengendiagramm (Wikipedia 2008e) skizzieren:
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Biblisches Ergänzungsmodell
Vereinigungsmenge
Schnittmenge
Differenzmenge
Ein Fleisch
(Genesis 2,24)
Fleisch von meinem Fleisch
(Genesis 2,23)
Ein Gegenüber
(Genesis 2,18)
Ganzes
Gemeinsames
Ergänzendes
Paarpotential
Geschlechtsunabhängiges
Geschlechtsspezifisches
Elternschaft
Allgemeine Fähigkeiten
Väterlichkeit / Mütterlichkeit
Tabelle 5: Biblisches Ergänzungsmodell
Die Grafik zeigt, dass die Differenzmenge nicht Konkurrenz bedeutet, sondern das Paarpotenzial erhöht.
Weiter wird sichtbar, dass sowohl Mütterlichkeit wie auch Väterlichkeit unersetzbar sind. Fällt einer der
Teile durch Vernachlässigung oder Scheidung weg, fehlt eine notwendige Ressource zur Förde­
rung und Entwicklung der Kinder. Die nachfolgenden Kapitel werden deshalb der Entdeckung
von Kernkompetenzen der Väterlichkeit gewidmet sein.
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2 VÄTERLICHE KERNKOMPETENZEN
2.1 Väterlichkeit in der sozialwissenschaftlichen Diskussion
2.1.1 Einführung
Da ich als Theologe an das Thema Väterlichkeit herangehe, ist es notwendig zu klären, warum
und wie ich sozialwissenschaftliche Literatur und Erkenntnisse in meine Arbeit einbeziehe. Sozi­
alwissenschaft definiert sich laut Wikipedia (2009d) folgendermassen:
Die Sozialwissenschaften (oft auch als Gesellschaftswissenschaften bezeichnet) umfassen jene
Wissenschaften, die Phänomene des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen theo­
riegeleitet untersuchen und empirisch [d. h. auf gezielter Beobachtung beruhend] ermitteln.
Damit erschliesst sie die in der Schöpfung liegenden Ordnungen und Gesetzmässigkeiten, welche durch
die Gabe der Vernunft (im Gegensatz zur von Gott geschenkten Offenbarung) entdeckt werden
können (Dieterich 1995:28). In der Weisheitsliteratur des Alten Testaments, z. B. den Sprüchen,
sind solche auf gezielter Beobachtung beruhende Erkenntnisse aufgezeichnet. Obwohl die Bibel die
ganze Wirklichkeit der sichtbaren und unsichtbaren Welt bezeugt, ist ihr erstrangiges Anliegen,
„die Beschreibung des Verhältnisses von Gott und Mensch, von Schöpfer und Schöpfung, von
Schuld und Vergebung, von der Liebe Gottes zu seinen in die Irre gehenden Menschen“ (1995:28).
Dadurch sind Erkenntnisse aus der Sozialwissenschaft wertvolle zusätzliche Informationen.
Andererseits ist die Sozialwissenschaft theoriegeleitet. Es gibt eine Grundannahme (Theorie), wel­
che sowohl erkenntnisleitend ist und auf der die gewonnenen Erkenntnisse gedeutet werden.
Diese Grundannahmen sind in den verschiedenen Schulen der Sozialwissenschaften unterschied­
lich (Bindungstheorie, Enwicklungspsychologie, Psychoanalyse), zum Teil widersprechen sie sich
sogar (Le Camus 2001:28) Zudem sind sie als „naturwissenschafltiche“ Disziplinen losgelöst von
Gott und seiner biblischen Offenbarung. Sie bauen auf unterschiedlichen Weltanschauungen
(z. B. dem Humanismus) und philosophisch geprägten Ideen auf (Dieterich 1995:30) und deuten
daher vieles anders als die Theologie. Dies berücksichtige ich in meiner Arbeit.
Ich teile in der Einführung die sozialwissenschaftliche Forschung in drei Phasen ein. Diese Eintei­
lung stellt die Bedeutung des Vaters für die Kinder in der jeweiligen Phase dar.
2.1.1.1 Phase vor der Väterforschung: Der entbehrliche Vater
Im Buch „Entwicklungspsychologie“ (Schenk-Danzinger 1988), einem 462 Seiten umfassenden
Standardwerk für die „Lehrerbildung und Lehrerfortbildung“, werden dem Vater und seiner Rol­
le gerade mal 2 Seiten gewidmet. Eine Seite bezieht sich auf die vorgeburtliche Rolle, in der die
Wichtigkeit einer glücklichen Partnerbeziehung für die Entwicklung der Schwangerschaft be­
schrieben wird (1988:62). Auf der zweiten Seite wird festgehalten, dass der Vater ab dem 2. Le­
bensjahr, ebenso wie die Mutter, zum „Zufluchtsort“ des Kindes wird (1988:220). Auch als „bevor­
zugter Spielpartner“ kann er Bedeutung erlangen (1988:221). Aber erst „mit der emotionalen Los­
lösung von der Mutter“ trete eine „stärkere Zuwendung zum Vater in Erscheinung“.
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(1988:292) Von nun an spielt der Vater für die Knaben eine immer grössere Rolle im Prozess der
„Identifikation mit der eigenen Geschlechtsrolle“ (1988:292). Lotte Schenk-Danzinger zitiert Gsell
(1954) und sagt: „9 Jahre, das ist das Alter der Väter“ (1988:292). Folgerichtig wird, ausgehend von
der Bindungsforschung (Seite 8), auch der „Interaktion von Mutter und Kind im 1. Lebensjahr“
(1988:101ff) und der Rolle der Mutter im „Kleinkindalter“ (1988:123ff) viel Raum gegeben.
Unsere Gesellschaft ist ein Abbild dieser (durch die Väterforschung inzwischen überholten) Er­
kenntnis der Wissenschaft. Erziehung, Kinderkrippen, Kindergarten, Primarschule und zuneh­
mend auch die Oberstufe liegen in den Händen von Frauen. Dadurch verweiblicht die Welt der Kin­
der und der männliche oder väterliche Beitrag fehlt immer mehr.
2.1.1.2 Phase 1 der Väterforschung: Die Folgen der Vaterentbehrung
Die erste Phase der Väterforschung rückte vor allem die Folgen der Vaterentbehrung (Petri 2006;
Erhard und Janig 2003) in den Blickpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Ich halte es für un­
günstig, von einer „vaterlosen Gesellschaft“ (Matussek 1998) zu sprechen. Es gibt niemanden, der
keinen Vater hat. Allerdings haben viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihren Vater nie
kennen gelernt, sie haben oder hatten (wie ich) wenig Kontakt mit ihm oder er kümmerte sich –
aus welchen Gründen auch immer – nicht um seine Kinder (Erhard und Janig 2003:8). Dies hat
Folgen. Matthias Franz, Professor für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, hält in
„Wenn der Vater fehlt – Spätfolgen einer vaterlosen Gesellschaft“ fest:
Während an der Bedeutung der liebevoll präsenten Mutter für die Entwicklung eines Klein­
kindes heute kein vernünftiger Zweifel mehr möglich ist, scheint die Wichtigkeit des Vaters
aber noch immer nicht im selben Mass erkannt zu sein. Dabei ist bei vaterlos aufwachsenden
Scheidungskindern das Risiko für Armut, psychische Störungen, Schulabbruch, spätere Ar­
beitslosigkeit, Delinquenz und Frühschwangerschaften erhöht. Als Erwachsene haben sie ein
erhöhtes Risiko beispielsweise an psychischen Störungen oder psychosomatischen Erkran­
kungen zu leiden. Insbesondere bei depressiv erkrankten Personen, Angsterkrankungen oder
bei aggressiv-impulsnah [dt.: jähzornig] agierenden männlichen Jugendlichen und Erwachse­
nen wurde von verschiedenen Untersuchern ein in den kindlichen Entwicklungsjahren abwe­
sender Vater beschrieben. (Franz 2001:27)
Zusammengefasst lässt sich sagen, Vaterentbehrung beeinträchtigt die seelische, körperliche und geisti­
ge Entwicklung der Kinder in erheblichem Mass (Schirrmacher 2007:33) und hat eine grosse „biographi­
sche Reichweite“ (Franz 2001:28).
In der Literaturstudie „Folgen der Vaterentbehrung“ (Erhard und Janig 2003:8) wurde zudem bei
einer Untersuchung von Vätern und Söhnen in bäuerlichen Familien festgestellt, „dass die rein
physische Anwesenheit des Vaters nicht der entscheidende Gesichtspunkt“ für die Persönlich­
keitsentwicklung der Kinder ist, „sondern die psychische An- oder Abwesenheit des Vaters“. Es
geht also nicht nur ums Da-sein der Väter, sondern auch um ihr Beteiligt-sein. Diesen Punkt greift
die zweite Phase der Väterforschung auf.
2.1.1.3 Phase 2 der Väterforschung: Der positive Beitrag der Väterlichkeit
Die Literaturstudie „Folgen der Vaterentbehrung“ (Erhard und Janig 2003) zeigt eindrücklich auf,
dass es eine unüberschaubare Fülle von Untersuchungen gibt über die Situation von Kindern,
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welche ihren Vater entbehren. „Dies steht im krassen Gegensatz zu dem eklatanten Mangel an
Forschung über den anwesenden Vater“ (Walter 2002:512). Die Problematik besteht darin, dass
Untersuchungen, welche auf Vaterentbehrungen ausgerichtet sind, nicht in der Lage sind, „Rolle
und Funktion des Vaters in intakten Familien zu erfassen und zu beschreiben“ (bmsk 2005:125).
Für das Gelingen der Vater-Kind-Beziehung – welches in Ergänzung zum mütterlichen Beitrag
steht – braucht es die Erforschung von „positive[r] Väterlichkeit und männliche[r] Identität“ (Peter Ball­
nik u. a. 2005, Hervorhebung R. W.). Ich werde deshalb in diesem Teil der Arbeit die Kernkompe­
tenzen positiver Väterlichkeit aus der sozialwissenschaftlichen Literatur herausarbeiten. Ich hof­
fe, damit einen Teil zum Anliegen von Fthenakis (1999:111) beizutragen:
Wenn der Vater sich in der Interaktion mit seinen Kindern kompetent fühlt und überzeugt
ist, dass Männer generell dazu fähig sind, einen engen Kontakt mit ihren Kindern zu pflegen,
wird sich dies mit grosser Wahrscheinlichkeit auf den Umfang seines Engagements auswir­
ken.
2.1.2 Die väterlichen Kernkompetenzen aus sozialwissenschaftlicher Sicht
2.1.2.1 Väter erweitern die Handlungs- und Lernmöglichkeiten (Neurobiologie)
Die Forschungsergebnisse der Neurobiologie zeigen auf, dass Väter schon von Geburt auf wichtig für
ihre Kinder sind. Eine kurze Einführung in die Neurobiologie des Lernens zeigt auf weshalb. Ich
halte mich dabei weitgehend an den Fachbeitrag im Familienhandbuch des Staatsinstituts für
Frühpädagogik (IFP) mit dem Titel „Auf das Vorbild kommt es an – Wie Kinder von Vorbildern
lernen“ (Biegert 2005).
Unser Gehirn besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen, Neuronen genannt. „Seine Funkti­
onsweise ist dadurch festgelegt, dass diese Neuronen im Gehirn bioelektrische Impulse empfan­
gen, selbst abfeuern und untereinander austauschen“ (Biegert 2005). Impulse werden beispiels­
weise sensorisch aufgenommen über die Tastzellen an den Fingerkuppen, visuell über die Ner­
venzellen in der Netzhaut des Auges oder auditiv über Haarzellen im Innenohr. Diese eingehen­
den Impulse werden in elektrochemische Signale umgesetzt und im Hirn ausgewertet.
Bei einem Neugeborenen weisen die 100 Milliarden Neuronen noch sehr wenige Verbindungen
untereinander auf. Einige Monate später haben sich im selben Hirn in vielen Bereichen zahlrei­
che Verbindungen, stellenweise sogar richtige Netzwerke gebildet. Was hat diese Verkabelung
der Neuronen untereinander ausgelöst und was bewirkt diese Netzwerkbildung? Bei Tierversu­
chen hat man neugeborene Katzen in völliger Dunkelheit aufwachsen lassen. Das Ergebnis war,
dass jene Bereiche, welche im Hirn für das Sehen zuständig waren, unentwickelt im Anfangszu­
stand verblieben. Es gab kaum eine Verkabelung der Neuronen in diesem Bereich. Die Katzen hat­
ten nicht gelernt zu sehen, da sie keine entsprechenden Impulse von aussen erhielten.
Daraus lässt sich ableiten, dass Impulse von aussen die Neuronen im Hirn stimulieren und zu ei­
ner neuronalen Netzwerkbildung anregen und damit neue Fähigkeiten ermöglichen. Neurobiolo­
gisch gesehen lernen wir auf diese Weise. Erhalten Bereiche des Gehirns keine oder eine ungenü­
gende Stimulation, erfolgt keine oder nur eine geringe Netzwerkbildung und das Erwerben von
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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spezifischen Fähigkeiten bleibt aus. Das Ganze bleibt jedoch veränderbar. Netzwerke können sich
zurückbilden, wenn sie über längere Zeit keine Impulse mehr erhalten. Andererseits können Fä­
higkeiten auch später noch durch Netzwerkbildung nachgeholt werden. Allerdings gibt es ent­
wicklungsmässig besonders günstige Phasen, „in denen [ein] neuronaler Input im Hinblick auf
ganz bestimmte Hirnbereiche besonders schnell und intensiv wirkt“ (Biegert 2005). Ein Baby ist
neuronal bis zum 8. Monat für alle Sprachlaute offen. Es kann praktisch im Nebenbei zweispra­
chig aufwachsen. Wer sich hingegen erst im Erwachsenenalter daran macht eine Fremdsprache
zu lernen, wird wesentlich mehr Energie und Zeit investieren müssen. Ein früher neuronaler In­
put beinhaltet eine schnellere, grössere und nachhaltigere Wirksamkeit. Die Bildung von Netz­
werken und damit der Erwerb von spezifischen Fähigkeiten, beginnt nach der Geburt und erreicht ihren
Höhepunkt im Alter von 12 bis 18 Jahren.
Bis 1991 gingen die Neurologen davon aus, dass nur die eigene Aktivierung (z. B. das ständige
Üben am Klavier) die Bildung von neuronalen Netzwerken anrege und damit neue Fähigkeiten
(wie das Klavierspiel) ermögliche. In einem Versuch mit einem Affen stellte der Neurologe Vitto­
rio Gallese überraschenderweise fest, dass die Neuronen-Aktivität im Hirn des Affen beim Zu­
schauen, wie der Versuchsleiter eine Nuss öffnete, fast gleich stark war, wie wenn der Affe die
Nuss selber öffnete. Gallese nannte diese Nervenzellen Spiegelneuronen, weil sie sowohl bei Eigen­
aktivität wie auch beim Wahrnehmen von gleichen Vorgängen, welche andere Personen ausfüh­
ren, aktiv werden. Mit anderen Worten: „Vor-Bilder sind ebenso hirnwirksam wie autonomes Lernen“
(Biegert 2005). Zusätzlich regen sie an, das am Vorbild Gelernte nachzuahmen.
Das ist auch der Grund, warum Väter oder Mütter so häufig unbewusst den eigenen Mund auf­
sperren, wenn sie ihrem Kleinkind das Essen eingeben. Das Kind lernt dank der Spiegelneuronen am
Vorbild und sperrt ebenfalls den Mund auf. Das Essen lässt sich dadurch eingeben. Vertraut dürfte
uns diese Nachahmungstendenz und -fähigkeit des Babys auch beim Anlächeln oder beim Zunge her­
ausstrecken sein.
Das Lernen des Kleinkindes ist ein 1:1-Lernen und ein Lernen am Vorbild bzw. Modell. Des­
halb ist es von entscheidender Bedeutung, dass in dieser Lebensphase eine 1:1-Betreuung
bzw. eine intensive Interaktion möglich ist (Popp 2008:77).
Eine 1:1-Betreuung kann kein Angebot ausserhalb der Familie, wie z. B. eine Kinderkrippe, anbie­
ten. Mütter und Väter können das jedoch, wenn sie sich Zeit dafür nehmen. Die Beteiligung der
Väter ist dabei ein unersetzbarer und wichtiger Beitrag zur Förderung und Entwicklung der Kin­
der. Die Väter stehen aber nicht in Konkurrenz zu den Müttern, sondern in Ergänzung. Sie betreu­
en ihre Kinder weder besser noch schlechter, aber sie machen das Gleiche anders und sie verhalten
sich anders als die Mütter und das ist das Entscheidende. Dadurch erweitern sie die Handlungs- und
Lernmöglichkeiten ihrer Kinder. Denn „neuronale Netzwerke bauen auf Vielfalt. In der Vielfalt und
Andersartigkeit liegt eine besondere Lernherausforderung“ (2008:80).
Kinder alleinerziehender Elternteile oder homosexueller Elternschaften fehlt der andersge­
schlechtliche Elternteil und damit werden ihre Handlungs- und Lernmöglichkeiten ausgerechnet
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im entwicklungsmässig günstigsten Zeitfenster beschnitten. Nachlernen ist nicht ausgeschlossen,
aber viel mühsamer und wohl selten vom gleichen Erfolg gekrönt.
2.1.2.2 Väter geben Orientierung und ermöglichen Geschlechtsidentifikation (Psychoanalyse)
Die Psychoanalyse liefert für die Entwicklungspsychologen einige grundlegende Erkenntnisse.
„Durch sie können abwegige Vorstellungen wie die Nicht-Differenz zwischen den Geschlechtern
oder die Austauschbarkeit der beiden Eltern vermieden werden“ (Le Camus 2001:10). Der Beitrag
des Vaters ist in folgenden Bereichen unersetzbar:
Der Vater erweitert die Mutter-Kind-Beziehung zur Vater-Mutter-Kind-Beziehung, Triangulie­
rung genannt (beschrieben auf Seite 13). Dadurch spielt er eine wesentliche Rolle bei der Ablöse­
phase von Mutter und Baby (Le Camus 2001:9). Das Kind erfährt dabei, dass es um seiner selbst
willen noch von jemand anderem als der Mutter bedingungslos geliebt und angenommen wird
(Popp 2008:81). Dies ist die Voraussetzung dafür, „dass sich das Kind erlauben darf, anders zu
werden als die Mutter ohne gleich Liebesentzug fürchten zu müssen“ (2008:81) und unterstützt
eine gesunde Selbständigkeitsentwicklung des Kindes (Walter 2002:497). Durch die Triangulierung
verhindert der Vater also einerseits eine einseitige Abhängigkeit des Kindes von einem Elternteil
(2002:488). Andererseits verhindert er damit auch die Überforderung der Mutter, da er als Vater
durch seine Beteiligung das Bedürfnis des Kindes nach Väterlichkeit stillt (2002:491).
An Vater und Mutter erkennt das Kind die Zweigeschlechtlichkeit der Menschen. Beide Eltern
spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der geschlechtlichen Identität. Der Vater übernimmt
„die Rolle der ‚Bestätigung‘ beim Jungen, die der ‚Entdeckung‘ beim Mädchen (Le Camus 2001:10).
Der Sohn baut dabei am Modell des Vaters ein „Ich-Ideal“ auf und die Tochter ein „Ideal vom an­
deren Geschlecht“, so wie ein Mann sein sollte (2001:17). Das sichere Empfinden, einem Ge­
schlecht anzugehören wird schon in den ersten zwei Lebensjahren ausgebildet (Walter 2002:495).
Die heterosexuelle Beziehung der Eltern ist ein entscheidendes Lernmodell für Kinder und
Jugendliche. Sie verhilft dazu, innere Muster zu bilden, auf welche die Kinder dann in ihren
eigenen Beziehungen und Partnerschaften mit dem anderen Geschlecht zurückgreifen kön­
nen. (Fonagy 1998, zitiert nach Peter Ballnik u. a. 2005:74)
Kind
Rolle des Vaters
Bildung
Sohn
Gleichsein
Entdeckung der
Männlichkeit
Modell für
Männlichkeit
Modell für Ehe
und Partnerschaft
Ich-Ideal
Tochter
Anderssein
Bestätigung der
Weiblichkeit
Wertschätzung
der Weiblichkeit
Modell für Ehe
und Partnerschaft
Ideal vom anderen
Geschlecht
Kind
Rolle der Mutter
Tochter
Gleichsein
Entdeckung der
Weiblichkeit
Modell für
Weiblichkeit
Modell für Ehe
und Partnerschaft
Ich-Ideal
Sohn
Anderssein
Bestätigung der
Männlichkeit
Wertschätzung
der Männlichkeit
Modell für Ehe
und Partnerschaft
Ideal vom anderen
Geschlecht
Bildung
Tabelle 6: Die Rolle von Vater und Mutter bei der geschlechtlichen Entwicklung (Le Camus 2001:10.17; Walter 2002:495)
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Kinder stellen bei der Entwicklung ihrer geschlechtlichen Identität die Frage: „Wer bin ich – als
Junge? Wer bin ich – als Tochter?“ Diese Antwort hat nach Eldredge (2005) der Vater zu geben
(vgl. auch: „Väter verstärken die Geschlechterrollen“, Seite 28).
Kind
Anliegen in Bezug auf den Vater
Mittel
Frage an den Vater
Sohn
Den Vater beeindrucken
Mut/Leistung
„Bin ich ein ganzer Kerl?“
Tochter
Vaters Aufmerksamkeit fesseln
Beziehung/Aussehen
„Bin ich schön/attraktiv?“
Tabelle 7: Was Kinder in Bezug auf ihre Identität vom Vater erwarten (nach Eldredge 2005:7-13)
Nach Wallon (1954), dem Begründer der Kinderpsychologie in Frankreich, sind die Aufgaben von
Vater und Mutter im Rahmen der Familie gleichermassen wesentlich, aber nicht austauschbar (Le
Camus 2001:16). Der Mutter schreibt er vor allem liebevolle Fürsorge zu, dies wird beispielsweise
im Stillen des Kindes deutlich. Der Vater hat die Aufgabe dem Kind nötige Grenzen zu setzen, Nor­
men und Werte zu vermitteln und damit auch die Gewissensbildung zu fördern (2001:17).
Es ist gewiss nicht gut, dass der Vater seine Autorität auf willkürliche Weise ausübt, aber es
widerspricht der Struktur der Familie und ihrem notwendigen Gleichgewicht ebenso, wenn
er sie ruhen lässt oder einem anderen überträgt. (Wallon, zitiert nach Le Camus 2001:178).
Der Vater vermittelt dabei unterstützt von der Mutter, die moralischen Normen und Werte für das Ge­
wissen des Kindes. Freud nennt dies das Über-Ich (Le Camus 2001:10). Es wird in der frühen Kind­
heit (bis zum 6. Lebensjahr) gebildet (Wikipedia 2009). „Fehlt der Beitrag des Vaters, so gilt das
als schädlich für das Kind, fehlt der Vater ganz, kann dies schlimmere Folgen haben, als wenn kei­
ne Mutter da ist“ (Wallon, zitiert nach Le Camus 2001:16). Der Mensch ist kein an angeborenes
Verhalten (Instinkt) gebundenes Wesen wie ein Tier (Wikipedia 2009c). Er muss sein Leben aktiv
führen, das heisst, er muss sich entscheiden und damit auch sein Handeln vor sich und anderen
verantworten. Dazu braucht er Werte und Normen, die ihm helfen sein Leben und das Zusam­
menleben mit anderen gelingend zu gestalten. Fehlen diese, kommt es zu „Ich-Schwäche6, Lau­
nenhaftigkeit und einem Gefühl der Unsicherheit“ (2001:16). Kurz gesagt: „Der Vater bildet die Ba­
sis, auf der die soziale und moralische Persönlichkeit errichtet wird“ (2001:16).
6 Das Gegenteil von Ich-Schwäche ist Ich-Stärke. Diese zeigt sich im Selbstvertrauen und in der Selbst­
kontrolle, ebenso in der Fähigkeit, sich an die Wirklichkeit anzupassen und innere und äussere Belas­
tungen zu verarbeiten (Psychologie-Lexikon 2009). Es hat nichts mit Ich-Bezogenheit/Egoismus zu tun.
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Abbildung 4: Das Instanzenmodell nach Freud (Grafik Rainer Zenz, Wikipedia 2006)
2.1.2.3 Väter öffnen das Tor zur Welt und zu den anderen (Entwicklungspsychologie)
Väter öffnen den Kindern durch ihren Beitrag das Tor zur Welt. Im sozialwissenschaftlichen Be­
reich nennt man es die „Sozialisierungsfunktion des Vaters“ (Le Camus 2001:43). Der Vater „als
Vertreter des Gesetzes [Werte, Normen, Über-Ich] und Inbegriff des Bezugs zum sozialen Umfeld
hilft […] dem Kind, sich der Welt der anderen zu öffnen, die Fähigkeit der Selbstbeherrschung zu
erwerben und den Wunsch nach positiver Selbstbestätigung zu entwickeln“ (2001:43).
Camus (2001:48) konnte 1993 nachweisen, dass die günstigste Familienzusammensetzung für die
soziale Entwicklung eines Kindes diejenige ist, „bei der die Erziehungsfunktion des Vaters sowohl
ausreichend vorhanden ist, als sich auch genügend von der Mutter unterscheidet“.
Der Vater nimmt dabei folgende unersetzbare Funktionen war:
Väter fördern die soziale Eingliederung des Kindes. Väter sind wie eine „Abschussrampe“ (2001:44),
Väter trainieren und fördern vor allem beim Spielen schon im ersten bis dritten Lebensjahr „Fä­
higkeiten, die für die Beziehung des Kindes zu anderen Kindern unerlässlich sind“ (2001:46).
Väter fördern die Abenteuerlust und das Durchsetzungsvermögen. Untersuchungen ergaben, dass Väter
auf andere Weise mit ihrem Kind spielen als Mütter (2001:46). Väter versuchen durch Neckereien
das Kind zu verwirren. Dadurch bringt er es dazu, sich an Neues zu gewöhnen und neue Lösungen
zu finden. Väter neigen ebenfalls dazu, ihr Kind zu Erkundungen und Abenteuern anzuregen,
auch wenn dies mit gewissen „Gefahren“ (wie Umfallen, Wasser schlucken im Bassin oder Ande­
res) verbunden ist. Das Kind wird dadurch vorbereitet mit ungewissen Situationen umzugehen
und sich auf Gefahren einzulassen. Väter regen im Spiel ihr Kind an, Probleme ohne Hilfe der Er­
wachsenen zu lösen. Dadurch lehren sie es sich auf die eigenen Kräfte zu verlassen und auf der
Suche nach guten Lösungen durchzuhalten.
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Väter fördern die Anerkennung von Regeln und den Respekt vor dem Gegenüber (2001:47). Dies geschieht
durch körperbetonte Spiele (Wettrennen, Springen, Ballspiele) oder beim Herumtollen und Kräf­
temessen (simulierte Kämpfe). Die Kinder lernen dabei ihre eigenen Gefühle zu beherrschen, auf
andere Rücksicht zu nehmen und Regeln zu beachten.
Väter fördern die Integration und Konfliktlösung (2001:48). Beteiligen sich Väter in der Erziehung mit
ihrem anderen Stil, so ist das Sozialverhalten der Kinder weiter entwickelt, als bei Kindern, deren
Väter abwesend sind. Untersuchungen ergaben: Dreijährige Kinder spielten mehr gemeinsam,
ihre Offenheit anderen gegenüber war grösser, was sich in mehr Kontakt, besserer Eingliederung
und mehr Uneigennützigkeit zeigte. Bei älteren Kindern war die Fähigkeit mit Konflikten umzu­
gehen und sie zu lösen grösser. Die Kinder waren in der Lage den Kameraden ihren Standpunkt
zu erklären, unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren und bei der Lösung von Konflikten auf
die Wirkung der Worte, anstatt des körperlichen Angriffs zu vertrauen (2001:49).
Väter verstärken die Geschlechterrollen (geschlechtsbezogenes Verhalten) (2001:50). Es geht dabei nicht
nur darum, dass ein Kind mit innerer Gewissheit sagen kann „Ich bin ein Mädchen“ oder „Ich bin
ein Knabe“ (Entwicklung der geschlechtlichen Identität, Seite 25), sondern dass es sich auch wie
ein „echtes Mädchen“ oder ein „echter Knabe“ verhält. Dies erleichtert dem betreffenden Kind
die Aufnahme in eine Gruppe oder die Gesellschaft. Väter spielen in diesem Bereich eine aktivere
Rolle, sie machen stärkere geschlechtsbezogene Unterscheidungen. Väter fördern bei Jungen den
„Umgang mit Gegenständen, Problemlösungen und die Beherrschung der Dingwelt“ und bei
Mädchen „Expressivität [dt.: Ausdrucksfähigkeit], Beziehungen untereinander“ (2001:51).
2.1.2.4 Väter fördern die Kompetenzen (Pädagogik)
Väter fördern die Kompetenzen der Kinder in dem sie sie stärker intellektuell herausfordern. „Mutter- und
Vatersprache“ unterscheiden sich stark voneinander. Väter neigen dazu, kleineren Kindern ge­
genüber weniger vertraute und präzisere Worte zu verwenden (Le Camus 2001:59). Mütter hinge­
gen verwenden eher vertraute und allgemeinere Worte, um dem Kind das Verstehen zu erleich­
tern. Väter stellen sich häufiger „schwerhörig“ und schaffen durch Nachfragen Klarheit
(2001:60). Dadurch veranlassen sie die Kinder nachzudenken und sich präzise und verständlich zu
äussern. Auch beim Fragen wird der Unterschied zwischen Vater und Mutter sichtbar. Mütter
wollen sicherstellen und stellen Fragen, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können.
Väter stellen fördernde Fragen vom Typ „Wer?“, „Wann?“ und „Wo?“. Väter regen ihre Kinder
an, in dem sie zum Handeln auffordern (Beispiel: „Jetzt tu dies dahin“) (2001:62). Mütter legen
mehr Wert auf bestätigende Botschaften („Sehr gut!“). Kinder fühlen sich deshalb von ihren Müt­
tern besser verstanden und zeigen ihnen gegenüber auch ihre Gefühle. Das Verhältnis zum Vater
ist mehr von Respekt geprägt (2001:64). Er ist für sie der Experte, den man um Hilfe bittet.
Väter leiten stärker zur Eigenständigkeit an (2001:71) und verlangen mehr danach, dass das Kind
selbst oder in Begleitung an die Lösung eines Problems herangeht. Mütter neigen dazu, das Pro­
blem ihres Kindes selbst zu lösen. In Untersuchungen wurde festgestellt, „dass die Kinder in Ge­
genwart des Vaters zu geschickteren Handlungen neigen als im Beisein der Mutter“ (2001:71).
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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In den übrigen Erziehungsbereichen spielt tendenziell weniger das Geschlecht des Elternteils
eine Rolle, als vielmehr sein „pädagogischer Stil“ (Le Camus 2001:73).
2.1.2.5 Zwischenergebnis: Väter sind wichtig und unersetzbar von Anfang an
Die neuen Forschungsergebnisse zeigen klar auf, dass Väter und ihre Väterlichkeit wichtig sind.
Väter sind weder besser noch schlechter, sie tun die Dinge einfach anders und erweitern damit die Förde­
rung und Entwicklung der Kinder in wesentlichen Bereichen. Deshalb sind sie unersetzbar und zwar von
Anfang an.
Der Vater ist keine Instanz und keine Zutat, die man in der Mutter-Kind-Beziehung bei­
mischt. Nein, für das Leben des Babys, das geboren wird, ist von Anfang an neben der Mutter
auch der Vater da. (Clerget, zitiert nach Le Camus 2001:107).
Die neue Forschung zeigt auf, dass die Vorstellung von einer zweigeteilten Kindheit (Seite 21)
überholt ist. „Es gibt kein ‚Alter für die Mutter‘, in dem das Kind nur Zuwendung braucht und
kein ‚Alter für den Vater‘, in dem es vor allem Autorität nötig hätte“ (Le Camus 2001:143). Vater
und Mutter müssen für eine gesunde Entwicklung von Anfang an und die ganze Kindheit hin­
durch da sein und sich einbringen – auf ihre je eigene Weise, mit ihren je eigenen Möglichkeiten.
Die Differenz zwischen den beiden Geschlechtern lässt sich am besten mit der Beschreibung „be­
stärkende Mutter“und „anregender Vater“ wiedergeben (2001:92). Mütter tendieren eher dazu die
Bedürfnisse der Kinder sicherzustellen und Väter regen die Kinder an ihre Grenzen zu erweitern.
Kinder suchen daher eher bei der Mutter Trost und erhalten Ermutigung zu Neuem eher beim
Vater. Beide Eigenschaften sind für die Förderung der Kinder und ihre Entwicklung wichtig.
Nicht dargestellt habe ich theoriegeleitete Aussagen (vgl. Seite 21) wie: „Der Vater untersagt den
Inzest [mit der Mutter]“ (2001:138). Denn Sigmund Freuds von der griechischen Mythologie abge­
leiteten Ödipuskonflikt (Seite 8) und seine Schlussfolgerungen daraus, teile ich nicht. Als unsere
Kinder 3-5-jährig waren, haben meine Frau und ich von ihnen auch Aussagen gehört wie: „Wenn
ich mal gross bin, möchte ich dich heiraten“. Diese Aussage machte aber nicht nur unser Sohn
meiner Frau gegenüber, sondern – entgegen dem sogenannten ödipalen Konflikt – auch unsere
zwei Töchter mir gegenüber. Ich deute diese Aussagen aufgrund meines theologischen Hinter­
grunds und der gemachten Erfahrungen im Sinne von „Jemanden, so wie dich, möchte ich auch
mal heiraten“. Das Lernen am Modell spielt nicht nur in den biblischen Aussagen eine grosse Rol­
le (Phil 3,17; 2Thess 3,9; 1 Tim 1,16; 4,12; 2Tim 1,13; Tit 2,7), sondern auch in den neurobiologi­
schen Forschungsergebnissen (dargestellt in Tabelle 6 auf Seite 25).
Weitgehend Neuland (2001:75) ist die Kind-Vater-Bindungsbeziehung als solches und ihre Aus­
wirkung auf die spätere Bindungsfähigkeit und das Bindungsverhalten der Kinder. Die Forschung
zu diesem Thema wächst zwar an, dennoch „bleiben viele Fragen noch weit von einer Klärung
entfernt“ (Walter 2002:729). Als gesichert gelten:
•
Kinder bauen eine Bindungsbeziehung zu ihren Vätern auf und die Qualität dieser Bindung
wird nicht beeinflusst durch die Erfahrungen des Kindes mit der Mutter (2002:729).
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•
Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Die grösste soziale Kompetenz liegt bei jenen Kindern vor, die eine sichere Bindung an beide Eltern haben
(Le Camus 2001:86).
Nun ist die Wirkung der Väter aber nicht einfach durch ihre blosse Anwesenheit gegeben:
Es heisst zu Recht, dass die Gegenwart des Vaters beim Kind keine Garantie für eine wirksame
Erziehung ist und dass umgekehrt, wenn der (biologische) Vater nicht vorhanden ist, die Va­
terfunktion erfüllt werden kann, vorausgesetzt, sie wird ausgeübt. (Le Camus 2001:147)
Es geht also darum, das vorhandene und in diesem Kapitel auch aufgezeigte Potential, einzuset­
zen und so positive Väterlichkeit zu leben. In Untersuchungen konnte wiederholt „demonstriert
werden, dass Persönlichkeit und Einstellungen eines Vaters Einfluss nehmen können auf die Art
der Fürsorge, die er seinen Kindern anbietet“ (Walter 2002:724). Entscheidend sind „eine positive
Erwartungshaltung gegenüber der Vaterschaft, sowie eine generelle Offenheit für neue Erfahrun­
gen“ (2002:724). Diesen Ansatz verfolgt die Studie „Lebenswelten Vater-Kind, positive Väterlich­
keit und männliche Identität“ (Peter Ballnik u. a. 2005).
2.1.3 Positive Väterlichkeit leben
Die Studie „Lebenswelten Vater-Kind. Positive Väterlichkeit und männliche Identität“ wurde 2005 vom
Institut für psychosoziale Gesundheit (Ipsy-Salzburg) durchgeführt (Peter Ballnik u. a. 2005).
Ziel: In der Studie wird vom Kind aus gedacht und beschrieben, „welche Art von Väterlichkeit –
aufbauend auf männlicher Identität – für die Entwicklung der Kinder günstig ist“ (2005:10). Im
Zentrum der Untersuchungen steht „das Gelingen der Vater-Kind Beziehung“ (2005:12). Deshalb
„werden die wichtigsten Gründe und Voraussetzungen herausgearbeitet, damit die Vater-KindBeziehung glücken kann“ (2005:12).
Werte: Mann und Frau werden (analog dem Ergänzungsmodell auf Seite 19) als gleichwertig, aber
nicht als gleichartig gesehen. Damit wird deutlich, „dass Kinder sowohl die Mutter als auch den Va­
ter brauchen“ und „dass väterliche Aufgaben andere sind als die mütterlichen“ (2005:10). Ihr Be­
streben ist es, den Unterschied zwischen Mann und Frau, Vater und Mutter nicht einzuebnen,
sondern die Differenz „als einen Teil der Beziehung zwischen den Geschlechtern und als Basis der
familiären Rollenverteilung anzuerkennen“ (2005:11). „Die Geschlechtsidentität bildet […] eine
wesentliche Grundlage für die entstehende, psychisch gesunde Persönlichkeit und für eine ge­
wachsene Identität, sei es nun als Mann oder als Frau. Positive Väterlichkeit kann zu dieser Iden­
titätsentwicklung beitragen“ (2005:11).
2.1.3.1 Die Vaterpyramide
Positive Väterlichkeit zeigt sich in verschiedenen Formen. Damit sie glücken kann, müssen Väter
– vom Kind aus gesehen – gewisse „Mindeststandards“ erfüllen (bmsk 2005:125). Die Zusammen­
stellung der Faktoren wird ihrer Form wegen auch „Vaterpyramide“ genannt. Sie „zielt darauf ab,
die Grundfaktoren positiv erlebter Väterlichkeit in einer klaren, nachvollziehbaren Systematik darzu­
stellen“ (Peter Ballnik u. a. 2005:66). Bei der nachfolgenden Darstellung gehe ich vom Original aus
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(2005:66-75; bmsk 2005:125-134), verfeinere es jedoch, in dem ich einzelne Stufen benenne und
fachsprachliche durch allgemein verständliche Ausdrücke ersetze.
Abbildung 5: Die Vaterpyramide (nach Peter Ballnik u. a. 2005:66-75)
2.1.3.1.1 1. Ebene: Grundhaltung und Beziehung (Fundament)
•
Zuneigung
•
Vertrauen
•
Gemeinsame Zeit
•
Verantwortung und Verlässlichkeit
•
Stolz auf das Kind
„Auf diesem Fundament […] baut sich die positive Väterlichkeit in Form der Vaterpyramide auf“
(2005:66). Der Entwicklung des Kindes angepasst, bauen die anderen Faktoren darauf auf.
2.1.3.1.2 2. Ebene: Orientierung und Entdeckung
•
Mit den Kindern etwas tun, aktiv sein, der Vater als Tor zur Welt
•
Vorbild sein, Orientierung geben, auch Strenge
•
Altersgemässe Beziehung, sich auf die Kinder einlassen, für sie da sein, zuhören
•
Eine Balance zwischen Nähe und Distanz
2.1.3.1.3 3. Ebene: Werte und Modelle
•
Der Vater vermittelt Werte und Normen und trägt so zur Gewissensbildung7 bei
7 In der Studie wird der Vater als „Introjekt“ und „Über-Ich“ bezeichnet (Peter Ballnik, Martinez, und Or­
nella Ballnik 2005:67). Unter „Introjektion“ versteht man nach Sigmund Freud „die Übernahme von Le­
bens- und Moralauffassungen von Personen, mit denen sich der heranwachsende Mensch identifiziert“
(Wikipedia 2008a). Dadurch wird das „Über-Ich“(siehe Grafik, Seite 27) gebildet (Wikipedia 2009). Diese
Werte und Normen werden passiv (automatisch, lernen am Vorbild) aufgenommen, als die eigenen Nor­
men und Werte angesehen und nicht bewusst überprüft. Werden diese verinnerlichten Pflichten ver­
nachlässigt, empfindet der Mensch ein Schuld- oder Schamgefühl und hat ein schlechtes Gewissen. (Wi­
kipedia 2008a).
Werden Normen und Werte hingegen aktiv aufgenommen, spricht man von „Internalisierung“. Diese
sind dann nicht einfach übernommen, sondern an die eigene Persönlichkeit angepasst.
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Innere Bilder von Beziehungen zwischen Mann und Frau entwickeln
2.1.3.1.4 4. Ebene: Segen und Freiheit
•
Der „Segen“ des Vaters beim Aufbruch in die Welt
Das Feiern dieses Übergangs kann ganz einfach erfolgen. Beispiel aus der Studie: Ein Vater gibt sei­
nem Sohn zur Volljährigkeit einen zuvor bestimmten und versprochenen Geldbetrag, weil dieser
nicht zu rauchen angefangen hat (2005:75). Andererseits wird beispielsweise von „Vater und Söh­
ne – gemeinsam unterwegs“ ein Initiationskurs8 angeboten mit der Begründung: „Es gab Zeiten,
da wurden die Buben auch in unserer Kultur durch ihre Väter in den Kreis der Männer aufge­
nommen. Dieser Kurs nimmt dieses Ritual wieder auf“ (Väter und Söhne 2008).
2.1.3.1.5 Kernstück positiver Väterlichkeit
Die Studie kommt zum Schluss, dass letztlich die Beziehung zwischen Vater und Kind das Kern­
stück und das Eigentliche in der positiv erlebten Väterlichkeit ist.
Ist dieses Band zwischen Vater und Kind stark genug (good enough – Winnicot 1992), über­
dauert die Verbindung Vater-Kind vieles: Ungünstige Erziehungsmethoden, die eventuelle
Trennung des Vaters von der Mutter des Kindes, … (Peter Ballnik u. a. 2005:75).
2.1.3.2 Die vier Persönlichkeitstypen positiver Väterlichkeit
In der Studie fiel auf, dass nicht in allen Fällen, in denen Kinder Väterlichkeit positiv erlebt hat­
ten, ihre Väter sich auch mit dem herkömmlichen Bild von Vater deckten (2005:188). Eine Nach­
untersuchung ergab, dass Väterlichkeit und die Art, wie sie sich ausdrückt, von der Persönlichkeit des Va­
ters geprägt wird. Dabei schälten sich vier verschiedene Grundformen heraus. Keine dieser Grund­
formen von Väterlichkeit beschreibt die absolute Wirklichkeit. Jeder Vater ist anders und in der
Regel kommen Mischformen vor. Der Sinn der hier vorgestellten Vätertypologie besteht darin,
den Blickwinkel für gelebte Väterlichkeit zu erweitern und Möglichkeiten von Väterlichkeit beschreibbar
und diskutierbar zu machen (2005:189).
Väter sollen die Möglichkeit haben, bei sich zu sein, Väter sollen die Möglichkeit haben, au­
thentisch zu sein, da ist es eher hinderlich, wenn das „Sollmodell“ zu weit entfernt ist. Gut ist
es, wenn sich ein Vater zu seiner Orientierung in einem oder zwei Typen wieder erkennt und
dann an seine Stärken ausweiten und, wenn möglich, ein Stück weit an seinen Schwächen ar­
beiten kann. (2005:189)
8 „Initiation bezeichnet die Einführung eines Aussenstehenden (eines Anwärters) in eine Gemeinschaft
oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand, z. B. vom Kind zum Mann […] Die In­
itiation folgt einem traditionellen Initiationsritus. […] Im Gegensatz zu den traditionellen Stammeskul­
turen orientiert sich die moderne Männerinitiation nicht am gängigen Männerbild der jeweiligen Ge­
sellschaft, sondern meist an den archetypischen Männerbildern des Königs, des Kriegers, des Magiers
und des Liebhabers, wie sie auch aufgrund psychologischer Studien anhand von zahlreichen Mythen
und Märchen erstmalig am C.G. Jung Institute of Chicago und 1990 in dem Buch King, Warrior, Magician,
Lover. Rediscovering the Archetypes of the Mature Masculine von Robert Moore und Douglas Gillette vorge­
stellt wurden. Diese männlichen Archetypen gelten heute [in der säkularen Forschung] als grundlegen­
de, psychologische Tiefenstrukturen des Mannes und somit als Schlüssel zum Verständnis der männli­
chen Psyche.“ (Wikipedia 2009b).
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Letztlich ist die Beziehungsqualität zwischen Vater und Kind entscheidend und wenn diese
stimmt, steht ein grosser „Spielraum“ zur Verfügung um Väterlichkeit positiv zu leben.
Begeisternder
Vater
Einfühlender
Vater
Bodenständiger Va­
ter
Kreativer
Vater
Merkmale
•
•
•
•
•
•
•
begeisternd
leidenschaftlich
tatkräftig
entdeckend
erlebnishungrig
anregend
durchsetzend
•
•
•
•
•
•
•
einfühlend
empfänglich
tiefgründig
hinterfragend
entgegenkommend
folgend
hingebungsvoll
•
•
•
•
•
•
•
bodenständig
wirklichkeitsnah
klar
absichernd
sachlich
ruhig, geduldig
beständig
•
•
•
•
•
•
•
ideenreich
schöpferisch
anpassungsfähig
vielseitig
neugierig
beweglich
spielerisch
Gefahren
• bestimmend
• rastlos
• nachgiebig
• anhänglich
• unbeweglich
• unpersönlich
• unberechenbar
• unzuverlässig
Tabelle 8: Vier Persönlichkeitstypen positiver Väterlichkeit (nach Peter Ballnik u. a. 2005:188-201; bmsk 2005:135-141)
2.1.4 Schlussfolgerungen und tabellarischer Überblick
Es ist hoffnungsvoll, dass die neue Väterforschung die alte Auffassung vom „entbehrlichen
Vater“ durch Forschungsergebnisse widerlegen kann. Das Aufzeigen von den Folgen der „Vate­
rentbehrung“ ist erschütternd, löst jedoch die Herausforderungen nicht. In der Wiederentde­
ckung und der Ausrichtung auf den positiven Beitrag von Väterlichkeit liegt die Zukunft, sowohl
für die Forschung, wie auch für die betroffenen Väter und Kinder selbst.
Die neue Väterforschung zeigt, Väter sind wichtig und fähig. Die vielen väterlichen Kernkompetenzen
zu erkennen, ermutigt mich als Vater, diese auch bewusst in den Alltag mit den Kindern einzu­
bringen. Das Schöne daran ist, dass ich mich meiner Persönlichkeit entsprechend mit meinen Ga­
ben und Fähigkeiten einbringen kann. Eine grosse Weite und Freiheit tut sich auf. Der Wunsch
von Fthenakis (1999:111) scheint in greifbare Nähe zu rücken:
Wenn der Vater sich in der Interaktion mit seinen Kindern kompetent fühlt und überzeugt
ist, dass Männer generell dazu fähig sind, einen engen Kontakt mit ihren Kindern zu pflegen,
wird sich dies mit grosser Wahrscheinlichkeit auf den Umfang seines Engagements auswir­
ken.
Andererseits hält die Studie „Lebenswelten Vater-Kind – positive Väterlichkeit und männliche
Identität“ (2005:188-189) fest:
Für positive Väterlichkeit gibt es heute kaum Orientierung. Weder die Gesellschaft, noch die
Religion geben eindeutige väterliche Normen vor, die der Mann, der Vater zu seinen indivi­
duellen Werten erklären kann. […] Wer oder was gibt den Vätern Orientierung?
Die Weite der postmodernen Möglichkeiten bringt nicht nur eine Befreiung aus alten Mustern, sondern im
Gleichschritt auch eine Orientierungslosigkeit mit sich. Dies weder zum Wohl der Väter noch der Kin­
der. Rollen in der Familie sind nicht einfach mehr gegeben, sie müssen mit dem Partner ausge­
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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handelt werden. Darin liegen Chancen, gelingt es jedoch nicht, ist heute der Schritt zur Trennung
schnell gemacht. Die Kinder sind die Leidtragenden. Hinzu kommt, dass Kinder am Modell lernen
– auch in Bezug auf eine spätere Ehe und Partnerschaft. Neurobiologisch gesprochen, macht das
Hirn bei solchen Erlebnissen keine Lernpausen, wie ich selber erfahren habe. Es gehörte zu mei­
ner Lebensvorstellung als Kind, dass ich als Erwachsener auch einmal heiraten würde. Nach der
Scheidung meiner Eltern wurde Ehe für mich undenkbar. Erst durch meine Hinwendung zu Gott
als Erwachsener und meiner Neuorientierung an seinem Wort, hat sich mein Denken und mein
Handeln glücklicherweise geändert.
In der mythopoetischen Männerbewegung (Seite 14) wird Orientierung in den archetypischen
Männerbildern und entsprechenden Initiationen (Einführung in die Männerwelt) gesucht und
beworben (Seite 32). Im folgenden Teil geht es darum, ob und welche Orientierung, der an Gottes
Wort ausgerichtete Ansatz in Bezug auf die Rolle der Väter und ihrer Väterlichkeit gibt.
Zum Abschluss folgt jedoch zuerst noch die beeindruckende Zahl väterlicher Kernkompetenzen aus so­
zialwissenschaftlicher Sicht, übersichtlich in einer Tabelle zusammengestellt.
Überblick über die väterlichen Kernkompetenzen aus sozialwissenschaftlicher Sicht
Bindungsforschung
• Väter sind von
Anfang an wich­
tig
• Ihr Beteiligt-sein
zählt, nicht das
blosse Da-sein
• Der Vater als
Dritter im Bunde
(Triangulierung)
verhindert eine
beide Seiten
überfordernde
Abhängigkeit von
einer Bindungs­
person und er­
möglicht eine ge­
sunde Selbstän­
digkeitsentwick­
lung
Neurobiologie
• Lernen am Mo­
dell, durch zur
Nachahmung an­
regende Spiegel­
neuronen
• Väter machen
das Gleiche an­
ders und sie ver­
halten sich an­
ders, dadurch er­
weitern sie die
Handlungs- und
Lernmöglichkei­
ten ihrer Kinder.
Psychoanalyse
• Entwicklung der
geschlechtlichen
Identität
• Bildung des IchIdeals
• Bildung des
Ideals vom ande­
ren Geschlecht
• Modell für Part­
nerschaft und
Ehe
• Orientierung ge­
ben und nötige
Grenzen setzen
• Moralische Nor­
men und Werte
für die Gewis­
sensbildung
• Ich-Stärke för­
dern
Entwicklungspsychologie
• Fördern der so­
zialen Eingliede­
rung (Tor zur
Welt)
• Fördern der
Abenteuerlust
und des Durch­
setzungsvermö­
gens
• Fördern der An­
erkennung von
Regeln und dem
Respekt vor dem
Gegenüber
• Fördern der Inte­
gration und Kon­
fliktlösung
• (Ver-)Stärken der
Geschlechterrol­
len
Pädagogik
• Fördern der
Kompetenzen
durch intellektu­
elle Herausforde­
rung
• Experte, den man
um Hilfe bittet
• Anregender
Erziehungsstil
• Anleiten zur Ei­
genständigkeit
Tabelle 9: Überblick über die väterlichen Kernkompetenzen aus sozialwissenschaftlicher Sicht
2.2 Väterlichkeit in der christlichen und theologischen Literatur
2.2.1 Einführung
Wie in Kapitel 1 festgestellt, sind Männer und insbesondere Väter in der Wissenschaft ein ver­
hältnismässig junges Themenfeld der Forschung. In Nordamerika setzten die ersten Forschungen
1975 ein (Schirrmacher 2007:29), in Europa erst 20 Jahre später (Zulehner 1998:11).
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
35
In der Theologie erwartete ich vor meiner Untersuchung etwas anderes, denn in der Bibel ist
sehr viel von Vätern die Rede. Die Wortstatistik liefert sehr beeindruckende Zahlen:
Mehr als 1200mal kommt „Vater“ vor, „Mutter“ nur knapp 220mal. Das häufigste Wort ist
„Sohn“; es begegnet mehr als 5000mal, vor allem deswegen, weil Männer immer wieder als
Söhne von Vätern vorgestellt werden. (Ohler 1996:11)
Meine Literaturrecherche in der deutschsprachigen, theologischen und christlichen Literatur
zeigt jedoch ein der biblischen Worthäufigkeit entgegengesetztes Bild. Das Thema kommt spärlich
vor. Es gibt einige neuere Bücher, die sich dem Thema „Gott Vater“ (z. B.: Keller 2002) und dem
„Vaterherzen Gottes“ (z. B.: McClung 1987; Hoffmann 2005) widmen. Die christliche Glaubensleh­
re kennt jedoch keinen Begriff dafür. Es gibt eine Christologie (Lehre über Jesus Christus), eine
Soteriologie (Lehre über die Erlösung), eine Pneumatologie (Lehre über den Heiligen Geist), aber
keine „Patriologie“9 (Lehre über Gott als Vater) (Hoffmann 2005:13f). Ein noch kleinerer Teil der
Bücher geht auf das Thema „Geistliche Väter“ ein (z. B.: Ulla Schaible und Günther Schaible
2006). Verschwindend gering ist jedoch der Anteil der Bücher, welche dem Thema „Väter – Wie
die Bibel sie sieht“ (Ohler 1996) gewidmet sind. Wenn das Thema dann noch auf die Väter und ih­
ren Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder eingegrenzt wird, bleibt kaum noch etwas
übrig. Zumal christliche Autoren von Titeln wie „Ein klasse Vater“ (Ruthe 2000), „Mach mich
stark fürs Leben – Was nur Väter ihren Kindern geben können“ (Eldredge 2005) oder „Familien
brauchen Väter – Ermutigungen und Rituale“ (Rohner-Dobler 2006), ihre Erkenntnisse und Aussa­
gen vorwiegend aus der modernen Sozialwissenschaft und nicht aus der Bibel gewinnen. Hier liegt ein
grosses theologisches Potenzial noch brach. Das ist schade.
Einer Frau geben Schwangerschaft, Geburt und das Stillen eines Säuglings konkrete Anleitungen
dafür, was es heisst Mutter zu sein. Beim Mann verhält es sich jedoch anders:
Leibhaftige Erfahrung von Vaterschaft ist […] nie unmittelbar gegeben. Sie drängt sich einem
Mann nur dann wie von selbst auf, wenn ihm Mutter und Kind etwas bedeuten. Konkret erle­
ben, dass er das Kind gezeugt hat, kann er erst, wenn er etwas von sich selbst verwandelt an
ihm entdeckt. Vaterschaft gibt es nur so, wie Menschen sie einander sichtbar machen und
das heisst: sie gestalten. (Ohler 1996:11)
In dieser Hinsicht lässt die moderne Gesellschaft den Vätern grosse Freiheit. Sie teilt ihnen kaum
noch spezifische Aufgaben zu. Diese Freiheit ermöglicht einerseits Väterlichkeit auf die eigene
Persönlichkeit (Seite 32) und die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt zu gestalten. Andererseits
führt gerade auch diese Freiheit zu Verunsicherung (Punkt 1.3, Seite 2). Zusätzlich werden famili­
äre Beziehungen schutzloser gegenüber auflösenden Kräften (1996:14). Dies sind Gründe genug,
um Gott, den Schöpfer des Lebens, in seinem Wort um hilfreiche Wegweisung und Orientierung
für eine positiv gelebte Väterlichkeit zu befragen. Dazu einige wichtige Vorbemerkungen:
•
Die Bibel kennt kein in sich abgeschlossenes Vaterbild (1996:15). Zu unterschiedlichen Zeiten, Bedin­
gungen und in unterschiedlichen Strukturen wie z. B. dem Nomadentum der Urväter, der Sess­
haftigkeit mit Landbesitz im gelobten Land, der Sklaverei in Ägypten, der Verbannung in Baby­
9 Es gibt zwar den Begriff „Patrologie“, der beinhaltet jedoch „das Studium des Lebens, der Schriften und
der Lehren der Kirchenväter“. (Wikipedia 2009)
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lon oder unter römischer Herrschaft zur Zeit Jesu, musste Vaterschaft verschieden gestaltet
und gelebt werden. Das ermöglicht die nötige Anpassung auch an unsere Situation.
•
Die Bibel kennt keine ausformulierte Lehre über den Vater oder zum Vatersein. Sie gibt Vätern zwar ei­
nige konkrete Anweisungen (z. B.: Ex 13,14; Ps 78,3-6; Jes 38,19; Jos 4,21f; Eph 6,4; Kol 3,21), da­
neben enthält sie vor allem Beschreibungen von Vätern und Vater-Kind-Beziehungen. Dabei
werden keine Vorzeigeväter oder geschönte Beziehungen beschrieben. Gelingen wie Versagen
– manchmal auch anhand des gleichen Vaters – werden dargestellt. Wir haben Anschauungs­
unterricht, können aus Positivem und Negativem lernen. Das bewahrt davor, Vaterbilder im
Sinne des perfekten Vaters zu überhöhen. Väter bleiben auf Gottes Hilfe und Vergebung ange­
wiesen. Dennoch können aus den Anweisungen und dem Anschauungsunterricht Grundlinien
für gelingende Väterlichkeit (McClung 1995:12) gezogen werden.
•
Alltagswelt und Glaubenswelt gehören in der Bibel untrennbar zusammen (Ohler 1996:19). Die bibli­
schen Berichte über die Väter und Anweisungen an die Väter, trennen die Aufgaben der Väter
nicht in alltägliche, innerweltliche Aufgaben und besondere, religiöse Aufgaben auf. Das ge­
samte private und öffentliche Leben wird vom Glauben her verstanden, beurteilt und gestaltet.
Das gilt auch im Umgang der Väter mit ihren Kindern. Glaubenserziehung ist deshalb genauso
wichtig, wie die übrige Erziehung (Eph 6,4). Ohler (1996:19, Hinzufügung R. W.) hält fest: „Viel­
fältig stellen biblische Texte dar, dass der Glaube das unverfügbare Geschenk Gottes ist; Sache
des Menschen [und insbesondere der Väter] ist es, seinen Wurzelboden zu pflegen“.
2.2.2 Die Einstellung zum Kind in den verschiedenen Kulturen
Jede Zeit und jede Kultur hat eine die väterlichen Kernaufgaben beeinflussende Einstellung zum
Kind. In der nachfolgenden Tabelle gebe ich in geraffter und gegenüberstellender Form einen
Überblick. Ich beschränke mich dabei auf die vier für diese Arbeit wesentlichen Kulturen.
hellenistisch
römisch
alttestamentlich
jüdisch
neutestamentlich
christlich
zeitgenössisch
schweizerisch
Einstellung zum Kind
• Kinder gelten als kraftund bedeutungslos.
• Kinder sind erwünscht
zur Steigerung der Ar­
beits- und Wehrkraft
und der Ehre des Hau­
ses.
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• Kinder sind Gottes Ge­
schenk und Glück (Ps
127,3-5; 128,3).
• Starke Lebensbejahung
und eine Hochwertung
der Kinder, welche im
Glauben an Gott veran­
kert ist (Jes 45,9-10).
• Jesus gibt dem Kind
eine neue Würde. Er
verschafft ihm den
gleichen Zugang wie ei­
nem Erwachsenen, er
segnet es (Mk 10,13-16)
und stellt es unter be­
sonderen Schutz (Mt
18,2-6).
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• Kinder gelten als Ar­
mutsfaktor ersten Ran­
ges.
• Kinder werden der be­
ruflichen Karriere oder
persönlichen Selbstver­
wirklichung zeitlich
hinten an gestellt.
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
hellenistisch
römisch
alttestamentlich
jüdisch
neutestamentlich
christlich
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zeitgenössisch
schweizerisch
• Freie Liebe, Empfäng­
nisverhütung und Ab­
treibung.
• Zwei- und Einkinder­
system führen zur Ver­
ödung. Gegenmassnah­
men durch Vergünsti­
gungen für Kinderrei­
che und (erfolglosen)
gesetzlichen Zwang.
• Der Vater entscheidet
nach der Geburt über
das Ergehen des Kin­
des. Hob er es nicht
vom Boden auf, durfte
es nicht aufgezogen
werden. Es wurde dann
verkauft, ausgesetzt
oder getötet (Ausmer­
zung von Verkrüp­
pelten und Lebens­
unwerten).
• Sklavenmärkte für Kin­
der: Reiche erwerben
sich Sklavenkinder zur
Unterhaltung/Ergöt­
zung (deliciae).
• Ehe und Vermehrung
ist gottgewollte Schöp­
fungsordnung (Gen
1,28; 2,24). Kinderlosig­
keit ist Leid und An­
fechtung (Gen 15,2;
1Sam 1,2).
• Die Abtreibung oder
Aussetzung (Hes 16,5)
von Kindern ist verbo­
ten.
• In wirtschaftlichen
Notsituationen kommt
es vor, dass jüdische
Kinder in die Schuld­
knechtschaft verkauft
werden (vgl. Mt 18,25).
• Die Ehe ist von ihrer
Absicht her unauflös­
lich (Mk 10,9).
• Die Abtreibung oder
Aussetzung (Hes 16,5)
von Kindern ist verbo­
ten.
• Freie Liebe, Empfäng­
nisverhütung, Abtrei­
bung, späte Heirat,
50 % Scheidungen10,
Patchworkfamilien, Al­
leinerziehende.
• Zwei- und Einkinder­
system führt zur Über­
alterung. Politik sucht
Anreize zur Steigerung
der Geburtenrate.
• Die Mutter entscheidet
über Abtreibung, Aus­
tragung oder anonyme
Aussetzung, Babyklap­
pe oder -fenster ge­
nannt (Regionalspital
Einsiedeln).
• In wirtschaftlichen
Notsituationen wurden
die Kinder zwischen
1800-1950 auf einem
Verdingmarkt verstei­
gert. Heute gibt es die
Sozialfürsorge und Ta­
geselternvereine.
• Die Römer kennen
etwa 18 männliche
Vornamen. Daher wird
vom dritten (Tertius)
oder fünften (Quintus)
Kind an nur noch num­
meriert.
• Am 8. Tag nach der Ge­
burt finden Beschnei­
dung und Namensge­
bung statt (Gen 17,12;
Lk 1,59; 2,21). Die Na­
mensgebung gehört
zum Grundauftrag (Gen
2,19). Name und Person
gehören eng zusam­
men und werden beide
hoch geschätzt (z. B.
Jes 43,1).
• Keine Beschneidung
der männlichen Vor­
haut nötig (Apg 15,28f).
Die Namensgebung ge­
hört zum Grundauftrag
(Gen 2,19). Name und
Person gehören eng zu­
sammen und werden
beide hoch geschätzt
(z. B. Jes 43,1).
• Die Namensgebung ist
gesetzlich vorgeschrie­
ben. Die Namenswahl
folgt modischen
Trends.
• Vater und Mutter ha­
ben die von Gott über­
tragene Aufgabe die
Kinder zu erziehen. Sie
sind damit nicht obers­
te Instanz, sondern
ebenso wie die Kinder
Gott unterstellt (Hes
18,4; 20,18).
• Kinder haben die El­
tern zu ehren (Ex 20,2:
zweifache Verheissung)
und ihnen gehorsam zu
sein (Sp 30,17), so lange
es nicht gegen Gott
verstösst (Dtn 24,16:
Hes 18,19-20).
• Der Vater soll den ihm
anvertrauten Kindern
als ein von der Liebe
Christi geprägter Mann
vorstehen (Eph 6,4;
nicht reizen; Kol 3,21
nicht entmutigen/ver­
bittern).
• Der Vater hat die
Pflicht, die Kinder „in
der Erziehung und Zu­
rechtweisung des
Herrn“ aufzuziehen
(Eph. 6,4).
• Gehorsam den Eltern
gegenüber (Eph 6,1-3)
hat dort ihre Grenzen,
• Der Freizeitvater betei­
ligt sich in bescheide­
nem Mass an der Erzie­
hung und zeichnet sich
eher durch Nachgiebig­
keit aus, als durch klare
Erziehungsregeln.
• Doppelverdiener Paare
und Alleinerziehende
führen zu hoher
Fremdbetreuung oder
sich selbst und der Un­
terhaltungselektronik
überlassenen Kindern.
• Freiheit und Eigenver­
antwortlichkeit werden
höher gewichtet als Ge­
Erziehung der Kinder
• Der Familienvater (pa­
ter familias) übt über
seine Kinder uneinge­
schränkte Macht aus.
• Geringschätzung des
Kindes als ein „Roh­
stoff“, aus dem durch
Erziehung etwas ge­
macht werden muss.
10 „Durch die hohe Scheidungsrate und andere Formen der Vaterentbehrung, muss von den Kindern und
Jugendlichen ein grosser Verzicht geleistet werden. Hier besteht die Gefahr, dass sich dieses Vakuum
der Vaterentbehrung negativ auf die nächste Generation der Väter auswirkt“ (bmsk 2005:154).
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
hellenistisch
römisch
alttestamentlich
jüdisch
neutestamentlich
christlich
38
zeitgenössisch
schweizerisch
• Der Vater unterweist
die Kinder im Glauben/
Gesetz (Dtn 4,9; 6,6-7;
Ps 78,5-6) und lehrt die
Söhne ein Handwerk
(Mt 13,55; Mk 6,3).
wo sie die Nachfolge
Jesu behindert (Apg
4,19; 5,29; Mt 10,37).
horsam.
• Glaubenserziehung
wird, falls überhaupt
erwünscht, an Fachper­
sonen (Katecheten,
Pfarrer) delegiert.
• Der Beruf wird ausser
Haus an einer Lehrstel­
le oder Ausbildungs­
stätte erlernt.
• David, König und Psal­
mist, hört aus dem
Munde der Säuglinge
ein Lob Gottes (Ps 8,3).
• Aber es gibt keine Un­
schuld der Kinder: „Das
Trachten des Men­
schenherzens ist böse
von Jugend an“
(ZB 2007: Gen8,21; Ps
58,4). Kinder sind un­
reif und willkürlich (Jes
3,4). Sie neigen zur Un­
art (2Kön 2,23) und be­
dürfen der Erziehung
(Spr 13,24). Von Geburt
an lastet Sünde auf
dem Menschen (Ps
51,7; Gen 3; Hiob 25,4),
welche nur Gott durch­
brechen kann.
• Das Kind nimmt an den
kultischen Handlungen
teil und feiert mit 1213 Jahren das Mündig­
keitsfest (Lk 2,41ff Bar
Mizwa, dt.: Sohn/Toch­
ter der Verpflichtung).
• Kinder haben den glei­
chen Zutritt zu Gott
wie Erwachsene: „Lasst
die Kinder doch zu mir
kommen und hindert
sie nicht daran“
(GNB:Mk 10,14), lautet
die Aufforderung von
Jesus.
• Er stellt die Abhängig­
keit des Kindes und
sein kindliches Ver­
trauen als Vorbild für
den Glauben hin: „Wer
sich Gottes neue Welt
nicht schenken lässt
wie ein Kind, wird nie­
mals hineinkommen“
(GNB:Mk 10,15).
• Wer Jesus im Glauben
annimmt, wird selbst
ein „Kind“, ein Gottes­
kind (Joh 1,12) und
kann fortan Gott sei­
nen Vater im Himmel
(Mt 6,9) nennen.
• Kirche: Kinder haben
den gleichen Zutritt zu
Gott wie Erwachsene.
Kindersegnung oder
-taufe.
• Das humanistische
Menschenbild geht
(entgegen dem bibli­
schen Menschenbild)
von der Unschuld und
dem Guten des Kindes/
Menschen aus. Daraus
entstand auch die Idee
der antiautoritären Er­
ziehung, dass Kinder
nicht durch Einschrän­
kungen gelenkt werden
sollten.
• Das Kind kann an Got­
tesdienst, Abendmahl
und speziellen Kinder­
programmen teilneh­
men. Mit 15-16 Jahren
feiern die reformierten
Kinder die Konfirmati­
on, welche zugleich
auch kirchlich mündig
macht.
• In Kol 3,20f sieht das
NT in Christus die Mög­
lichkeit, Generationen­
konflikte zu überwin­
den. Ein erneuertes
Herz und ein erneuer­
tes Denken machen ge­
meinschaftsfähig (vgl.
Kapitel 1.6.3.1, Seite17).
Die Grundlagen für die
Erfüllung der Verheis­
sung aus Mal 3,24 sind
gelegt.
• Kinder werden part­
nerschaftlich oder
symbiotisch (Vergesell­
schaftung von Perso­
nen unterschiedlicher
Art) vereinnahmt. Teil­
weise dienen sie auch
als Partnerersatz.
• (Einzel-)Kinder sind die
(heimlichen) Könige in
der Familie und neigen
dazu, fordernd oder ty­
rannisch zu werden.
Kinder und Kult
• Kinder gelten als ge­
schlechtlich unbelastet
und deshalb finden sie
Verwendung in Kult
und Magie.
• Um die Keuschheit der
Diener von Gottheiten
sicherzustellen, über­
nehmen in griechi­
schen Kulturen Kinder
Priesterdienste.
Verhältnis zwischen Eltern und Kindern
• „Es fehlt das Wissen
um die Schranke des
Erziehers, die Achtung
vor der werdenden
Persönlichkeit, die
tiefste Liebe zum Kinde
- auch in der Spätzeit“
(Kittel 1990:641).
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• Das AT enthält Beispie­
le von Vaterliebe (Gen
22,2;37,35; 2Sam
12,15ff, übertragen Ps
103,13; Jer 31,20) und
Mutterliebe (1Kön 3,26;
2 Kön 4,18ff; übertra­
gen Jes 49,15; 66,13),
aber auch von misslun­
gener Erziehung (1Sam
2,12f; 8,1f; 2Sam 13,21;
1Kön 1,6).
• Vater, Mutter und Kin­
der können in einem
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hellenistisch
römisch
alttestamentlich
jüdisch
neutestamentlich
christlich
39
zeitgenössisch
schweizerisch
Feld grosser Spannun­
gen zueinander stehen
(Spr 10,1; 15,20; 17,25;
19,13). Das AT erhofft
von der Wiederkunft
des Propheten Elia die
Überwindung der Ge­
gensätze zwischen den
Generationen, in dem
diese einander ihre
Herzen zuwenden (Mal.
3,24).
Tabelle 10: Die Einstellung zum Kind in den verschiedenen Kulturen
Quellen für die Zusammenstellung: „Brockhaus Biblisches Wörterbuch“ (Grünzweig u. a.
1986:217f, 363ff), „Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde“ (Burkhardt und Swa­
rat 1994:2071f), „Grosses Bibellexikon 2“ (Burkhardt u. a. 1988:778f), „Grosses Bibellexikon 3“
(Burkhardt u. a. 1989:1625), „Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament 2“ (Coe­
nen, Beyreuther, und Bietenhard 1990:776ff, 1242ff), „Theologisches Wörterbuch zum Neuen
Testament 5“ (Kittel 1990:638ff), „Antiautoritäre Erziehung“ (Wikipedia 2009), „Handbuch
Medienerziehung im Kindergarten“ (Feil, Lehnig, und Beisenherz 1994:574), „Humanismus“
(Wikipedia 2009a), „Warum unsere Kinder Tyrannen werden. Oder: Die Abschaffung der
Kindheit“ (Winterhoff 2009), „Verdingung“ (Wikipedia 2009).
Ein Vergleich zeigt auf, dass in der Gegenwart erstaunlich viele Parallelen zur hellenistisch-römischen
Kultur bestehen. Freie Liebe, rückläufige Geburtenrate, Abtreibung und Aussetzung von Kindern.
Anderes hat sich auch ins Gegenteil verkehrt. Heute bestimmt nicht mehr der Vater über Tod und
Leben des Kindes, sondern die Mutter (Schwangerschaftsabbruch). In den Zeiten von Multikulti,
gemischt religiösen Partnerschaften (Bovay 2004:65), humanistischer Aufgeklärtheit, New Age
und Neuheidentum verliert der christliche Glaube in der Bevölkerung immer mehr an Bedeutung und
Verankerung. Laut Volkszählung 2000 ist „der Anteil Personen, die keiner Glaubensgemeinschaft
angehören, […] markant gestiegen“ (2004:93). Glaubenserziehung wird, falls überhaupt noch er­
wünscht, an Fachpersonen delegiert. Damit wird eine der zentralen väterlichen Kernaufgaben, die
Glaubenserziehung (Eph 6,4), vernachlässigt oder gar aufgegeben.
2.2.3 Die Aufgaben von Vater und Mutter in der Bibel
Der „evangelische Gemeindekatechismus“ hält fest: „Kinder sind Geschenke Gottes auf Zeit [Ps
127,3], Erziehung ist Treuhandschaft für Gott“ (Reller, Müller, und Voigt 1980:255). Diese Erzie­
hungsverantwortung ist Vater und Mutter gleichermassen anvertraut. Sie tragen gemeinsam vor Gott
dafür Verantwortung und teilen sich die damit verbundene Arbeit (Schirrmacher 2007:64). „Es
werden fast ausnahmslos Vater und Mutter als Vorbild, Autorität oder Segen hingestellt, seltener
einmal nur der Vater oder nur die Mutter“ (2007:64). Ein Beispiel aus den Sprüchen:
Höre, mein Sohn, auf die Unterweisung durch deinen Vater, und verwirf nicht die Weisung
deiner Mutter. (ZB 2007:Spr 1,8).
Gelegentlich wird aber auch die Erziehungsverantwortung des Vaters allein erwähnt:
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
40
Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern lasst sie aufwachsen in der Erzie­
hung und Zurechtweisung des Herrn. (ZB 2007:Eph 6,4).
Ein Vater lässt die Kinder von deiner Treue wissen. (ZB 2007:Jes 38,19).
Wenn künftig eure Kinder ihre Väter fragen: Was bedeuten diese Steine?, dann sollt ihr es eu­
ren Kindern erklären. (ZB 2007:Jos 4,21f).
Es lässt sich festhalten:
•
Vaterschaft bedeutet nicht nur etwas (mit) ins Leben zu rufen, sondern dafür auch die volle
Verantwortung nach aussen und innen zu tragen (Schirrmacher 2007:66).
•
Das in der Schöpfungsordnung angelegte Prinzip der Ergänzung (Seite 19) kommt auch in der Er­
ziehung der Kinder zum Tragen.
•
Die Kernkompetenzen christlicher Väterlichkeit zeigen sich vorwiegend in jenen Bereichen, in de­
nen die Väter alleine angesprochen werden.
•
Um Kinder „in der Erziehung und Zurechtweisung des Herrn“ aufwachsen zu lassen (Eph 6,4),
spielt der (vor)gelebte Glaube eine entscheidende Rolle: „Und diese Worte, die ich dir heute ge­
biete, sollen in deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst
davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich
hinlegst und wenn du aufstehst“ (ELB 2006:Dtn 6,6-7). Reller (1980:257) betont: „Erziehung
heisst, dem Kind seinen Weg zu zeigen und auf ihm voranzugehen“.
2.2.4 Gott ist das Urbild und Vorbild jeder Väterlichkeit
„Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft in den Himmeln und auf
Erden benannt wird“ (ELB 2006:Eph 3,14-15). „Gleichzeitig dienen (gute) Väter als Beispiel für
Gott“ (Schirrmacher 2007:69). Bekannte Beispiele sind der Vater, welcher seinem Sohn auf seine
Bitte hin etwas Gutes gibt (Lk 11,11-13) oder das Gleichnis vom Vater mit seinen beiden Söhnen
(Lk 15,11-32).
Zu beachten gilt es, dass Väterlichkeit nicht vor Mütterlichkeit gestellt wird. Wie in Punkt 1.6.1.1
(Seite 14) beschrieben, sind Mann und Frau Ebenbilder Gottes. Gott vereinigt beide Aspekte in
sich. In Jesaja 66,13 wird auch Mütterlichkeit als ein Teil von Gottes Wesen dargestellt: „Ich werde
euch trösten, wie eine Mutter tröstet“ (GNB 2000:Jes 66,13).
Entscheidend für diese Arbeit ist, dass Gottes Vaterschaft Vätern als Vorbild für ihre eigene Väterlich­
keit gilt (Schirrmacher 2007:69). Beste Voraussetzung für gelingende menschliche Väterlichkeit ist
es, sich als Vater selber der Vaterschaft Gottes anzuvertrauen. „In der Furcht des HERRN <liegt>
ein starkes Vertrauen, auch seine Kinder haben eine Zuflucht“ (ELB 2006:Spr 14,26). Für die Grafik
habe ich einige wesentliche Punkte aus dem Alten und Neuen Testament zusammengetragen. Ich
habe den gleichen Aufbau gewählt wie bei der Darstellung der „positiven Väterlichkeit“ (Seite
31), schliesslich ist Gott auch deren Urheber (Eph 3,14-15).
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Abbildung 6: Was es bedeutet, dass Gott unser Vater ist (nach Härry2009:90-94 und eigenen Ergänzungen)
2.2.5 Kennzeichen christlicher Väterlichkeit
Um keine Ausführungen doppelt zu machen, beschränke ich mich im theologischen Teil auf die
Darstellung von 6 wichtigen Kennzeichen, welche die christliche Väterlichkeit von der sozialwissenschaft­
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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lichen unterscheidet oder sie ergänzt. Die ganze Bandbreite an christlicher Väterlichkeit lässt sich an
der vorhergehenden Darstellung von Gottes Vaterschaft ablesen, welche uns Vätern auch als Vor­
bild für unsere eigene Väterlichkeit dient.
Die Bibel enthält wenig direkte „Lehrsätze“ zur Väterlichkeit, sondern mehr Anschauungsunter­
richt anhand von geschilderten Personen und Ereignissen. Daher ist es von der Verständlichkeit
her notwendig, Kennzeichen auch nacherzählend herauszuschälen.
2.2.5.1 Väter übernehmen Verantwortung für andere
Es ist möglich Vater zu sein ohne väterlich zu handeln. All die Kinder, welche zwar ausnahmslos
einen Erzeuger, aber keinen Vater haben, welcher sie anerkennt oder sich um sie kümmert, sind
der traurige Beweis dafür. Dabei hiesse Vater sein etwas ganz anderes. Väterliche Männer zeich­
nen sich dadurch aus, dass sie Verantwortung für andere übernehmen.
Die Bibel vermeidet das Aufstellen von allgemeinen „Vaterideologien“, sie prüft jedoch den ein­
zelnen Vater und fragt: „Ist [dieser] ‚Vater‘ väterlich?“ (Ohler 1996:111). Das Ansehen eines Man­
nes wird nach Jesaja 22,21 nicht daran gemessen, dass er ein „Sohn von …“ ist (Herkunft aus einer
berühmten oder angesehenen Familie), sondern daran, dass er sich als „Vater für“ andere bewährt
(1996:111). Ich zeige dies beispielhaft an zwei unterschiedlichen Männern der Bibel auf.
2.2.5.1.1 Ein Gefängnisaufseher wird zum guten Hausvater (Apg 16)
Einem mazedonischen Gefängnisaufseher werden eines Abends zwei übel zugerichtete Gefange­
ne, Paulus und Silas, übergeben. Der Befehl lautet, sie sicher bis zum nächsten Morgen zu ver­
wahren. Er schliesst ihre Füsse in den Block und geht schlafen. In der Nacht erschüttert jedoch
ein Erdbeben das Gefängnis. Die Fesseln fallen ab und die Türen springen auf. Der Aufseher merkt
es, meint die Gefangenen seien geflohen und will sich umbringen. Doch Paulus und Silas verste­
hen das Beben als Zeichen, dass Gott am Gefängnisaufseher ein Wunder tun will (vgl. Apg 16,9)
und verzichten auf die eigene Freiheit. Deshalb ruft Paulus: „Tu dir nichts an, wir sind alle da!“
(ZB 2007:Apg 16,28). Jetzt ist nicht nur das Gefängnis, sondern auch der Gefängnisaufseher selbst
erschüttert: „Was sind das für Menschen, die freiwillig auf Freiheit verzichten? Sie müssen etwas
unvergleichlich Besseres kennen“ (Ohler 1996:24). Der Aufseher hofft, dass sie ihn daran Anteil
haben lassen und fragt: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“ (ZB 2007:Agp 16,30). Paulus
und Silas erinnern ihn unerwartet an das, was er ist, nämlich Vater. Was würde aus seiner Familie wer­
den, wenn er sich jetzt umbringen würde? Was würde aus ihr werden, wenn er bei seinem bishe­
rigen Leben bliebe, dem er doch sogar den Tod vorgezogen hätte? Paulus Antwort lautet: „Glaube
an Jesus, den Herrn, und du wirst gerettet werden, du und dein Haus“ (ZB 2007:Apg 16,31). Der
Aufseher versteht und übernimmt Verantwortung – für die Gefangenen als Gastgeber und für sei­
ne Familie als „Hausherr“. Durch seine Hinwendung zu Gott wird er zum guten Hausvater, in dem er sich
den ihm anvertrauten Personen zuwendet: „Und er nahm sie noch zur gleichen Nachtstunde bei sich
auf und wusch ihre Wunden und liess sich und alle seine Angehörigen unverzüglich taufen“ (ZB
2007:Apg 16,33).
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Das alte Leben endet für ihn damit, dass er sich umbringen will. Den ersten Schritt zum neu­
en Leben tut er, als er sich erinnern lässt, dass er nicht nur ein Römerknecht, sondern für
eine Familie verantwortlich ist. (Ohler 1996:27)
In der alten patriarchalen Struktur übernahm der Hausvater nicht bloss Verantwortung für die
Kernfamilie, sondern für alle im Haus lebenden Angehörigen, mitsamt dem Gesinde. Mit der Um­
kehr des Gefängnisaufsehers wird am Anfang der Kirchengeschichte in Europa der Traum wahr
„vom Haus des guten Vaters, in dem eine Familie ihr Leben findet“ (1996:27).
2.2.5.1.2 Josef, der Verlobte von Maria wird zum sozialen Vater (Mt 1,18 – 2,23)
„Gott sucht immer wieder Menschen, die daran mitwirken, dass Gottes Wort wahr wird“
(1996:122). Einer dieser Menschen ist Josef, der Verlobte von Maria. Von ihm heisst es, dass er
„gerecht“ (δίκαιος) war (Mt 1,19). Das bedeutet, dem Willen Gottes entsprechend; aufrichtig, ehrlich;
gut; recht; zutreffend; unschuldig (Kassühlke und Newman 1997). Das ist insofern von grosser Bedeu­
tung, da Jesus von seinen Jüngern eine Gerechtigkeit (δικαιοσύνη) fordert, welche grösser ist als
die der Schriftgelehrten und Pharisäer (Mt 5,20).
Als Josef entdeckt, dass seine Verlobte schwanger ist, doch nicht von ihm, übt er diese „grös­
sere Gerechtigkeit“. Das Gesetz gibt ihm das Recht, sich von Maria zu trennen; er ist gerech­
ter als das Gesetz und will es ohne ein Gerichtsverfahren tun. Denn dann wird das Gerede der
Leute nicht ihr, sondern nur ihm selber schaden. Doch Gott verlangt von ihm, darauf zu ver­
zichten und furchtlos die „grössere Gerechtigkeit“, den Willen Gottes, zu tun. (Ohler 1996:122, Her­
vorhebung R. W.)
Josef hört auf den Engel des Herrn, welcher im Traum zu ihm spricht, ihm den Sachverhalt er­
klärt und ihn auffordert Maria zu sich zu nehmen und sich um das heranwachsende Kind zu
kümmern (Mt 1,20-25). Eine väterliche Aufgabe wird ihm anvertraut: Er soll Verantwortung für
andere übernehmen, in dem er sich um Maria und ihr Kind kümmert. Mehr noch, er soll den
Sohn adoptieren und seine Davidssohnschaft (Mt 1,20) an das Kind weitergeben (1996:122). Josef
tut mit ganzem Einsatz, was Gott ihm durch den Engel sagt, obwohl seine Aufgabe nicht leicht ist.
Er verzichtet auf sein Mannesrecht, das Gerichtsverfahren und auch auf sein Vaterrecht
(1996:123). Er erweist sich als der Väterliche, auch wenn es nicht leicht fällt (Runge 2005:4). Um
das Leben seines adoptierten Sohnes, Jesus, zu schützen, muss er mit der Familie nach Ägypten
flüchten (Mt 2,14) und später wieder nach Israel zurückkehren (Mt 2,21). Er hält zu „seinem“
Sohn und tritt für ihn ein, selbst dann, als er das Gefühl hat, er sei von Sinnen (Mk 3,21).
Josef lebt echte Väterlichkeit, in der er als sozialer Vater für andere Verantwortung übernimmt. Dadurch
ist er ein ermutigendes Vorbild für gelingende soziale Vaterschaft. Ein solches Engagement kann
auch im kleinen Rahmen beginnen. So gibt es z. B. viele alleinerziehende Mütter, welche in Fami­
lien nach Tages oder Wochenplätzen für ihre „vaterlosen“ Kinder suchen. Soziale Väterlichkeit
hat gerade auch ihnen etwas Unersetzbares zu bieten (vgl 1.2. Die Sehnsucht der Kinder nach Vä­
terlichkeit will gestillt werden, Seite 2).
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Das Beispiel des Gefängnisaufsehers, wie auch das von Josef, zeigen auf, woraus echte väterliche
Autorität entsteht. Sie „beruht darauf, dass Familien erleben, wie klug und kraftvoll ein Mann
Verantwortung für das Leben, die Würde, die Zukunft der Seinen übernimmt“ (Ohler 1996:167).
2.2.5.2 Väter haben ein Erbe weiterzugeben
Hiskia (dt.: „Gott ist [meine] Stärke“) war der 14. König von Juda und regierte 29 Jahre lang (2Kön
18,2; 2Chr 29,1) (Burkhardt u. a. 1988:582). Er vertraute auf Gott den Herrn (2Kön 18,5) und sorgte
dafür, dass die überlieferten Lehren (Spr 25,1) aufgezeichnet und aufbewahrt wurden. Sein gröss­
tes und wichtigstes Werk bestand darin, dass er eine Kulturreform einführte (2Chr 29,3ff). Er lässt
den Tempel renovieren, führt wieder die alleinige Anbetung Gottes ein, bekräftigt den Bund zwi­
schen Gott und seinem Volk Israel, lässt das Passafest wieder feiern (2Chr 30) und zerstört alle
heidnischen Götzenbilder in Israel (2Kön 18,4; 2Chr 30,5ff). Ein gewaltiges, geistliches Lebens­
werk. Doch nach seinem Tod kommt sein Sohn Manasse mit 12 Jahren an die Macht (2Kön 21,1;
2Chr 33,1). Dieser „Teenager-König“ baut die Götzenbilder, die sein Vater vernichtet hatte, wie­
der auf (2Kö 21,3) und tut all das, was in Gottes Augen nicht gut ist (2Kön 21,2).
Woher kommt dieser krasse Wechsel? Wir kennen die Familien-Situation von Hiskia nicht im De­
tail. Eine Bitte Hiskias lässt jedoch aufhorchen. Nachdem Hiskia dem Gesandten des Königs von
Babel all seine Schätze gezeigt hat (2Kön 20,12f), droht ihm Gott durch den Propheten Jesaja mit
Vergeltung (2Kön 20,16-18). Worauf Hiskia denkt: „Wenn doch nur Friede und Sicherheit herr­
schen, solange ich lebe!“ (ZB 2007:2Kön 20,19b). Mit anderen Worten: Was nach meinem Tod
kommt ist zweitrangig. Hauptsache, ich muss das nicht miterleben! „Dieses Ein-GenerationenDenken war offensichtlich Teil von Hiskias Lebensstil“ (Kuhn 2008:6).
Manasse (dt.: „Vergessling“) macht seinem Namen alle Ehre, jedoch nicht wie bei Josef, einem Ur­
vater Israels, der als erster sein Kind Manasse nannte. Josef tat dies mit der Begründung: „Gott
hat mich all meine Mühsal und das ganze Haus meines Vaters vergessen lassen“ (ZB 2007:Gen
40,50). Bei Hiskia liegt der Fall anders. Sein Sohn Manasse ist ein „Vergessling“, weil der Vater
vergessen hat ihm sein (geistliches) Erbe weiterzugeben.
Hiskia hätte es wissen müssen: „In Altisrael war ‚Vater‘ im vollen Sinn ja nur, wer seinem Sohn ein
Erbe hinterlassen konnte“ (Ohler 1996:183, Hervorhebung R. W.). Es gehört zu den besten Freu­
den, wenn man an geliebte Nachkommen weitergeben kann, was man erarbeitet hat (Spr 13,22).
Mit Erbe war damals vorwiegend Landbesitz gemeint und der durfte nicht verloren gehen: „Der
Herr bewahre mich davor, dass ich dir das Erbe meiner Väter überlasse“ (EÜ 2001:1Kön 21,3 Na­
bot zum König Ahab). Doch was nützen Landbesitz und Reichtum, wenn sie durch einen falschen
Lebensstil „Raub und Beute in der Hände der Feinde“ werden (2Kön 21,14)? Oder wie es Jesus
noch radikaler auf den Punkt bringt: „Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt ge­
winnt, aber zuletzt sein Leben verliert?“ (GNB 2000:Mk 8,36) oder „an seiner Seele schaden näh­
me“ (Lu 1999:Mk 8,36)? „In Israel war ein Mann stolz darauf, als Vater über seinen Tod hinaus Le­
ben weiterzugeben“ (Ohler 1996:124). Im Alten Testament war diese Möglichkeit beschränkt auf
das Zeugen von Kindern, einer guten, gottesfürchtigen Erziehung und der Weitergabe eines lebe­
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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nermöglichenden Erbes. Seit dem Neuen Testament kommt die Möglichkeit hinzu, den Kindern
„ewiges Leben“ (Joh 3,16) als Erbe mitzugeben.
Ein guter Vater zeichnet sich durch ein „Mehr-Generationen-Denken und -Handeln“ aus. Land wurde
in der Zeit des Alten Testaments nicht einfach auf dem Sterbebett vermacht, nein, es wurde
schon zu Lebzeiten gepflegt und zwar von Vater und Sohn gemeinsam (1996:125 z. St. 1Kön 19,1921). Ähnlich verhält es sich auch mit dem geistlichen Erbe. Der Glaube an Jesus Christus und das
damit verbundene ewige Leben (Joh 3,36; 1Joh 5,12a) sind das Kostbarste, was ein Vater seinen
Kindern „vererben“ kann. Dies geschieht dann, wenn ein Vater seinen Glauben seinen Kindern
mitteilt, den Glauben (vor)lebt, die Kinder aktiv zum Glauben einlädt und mit ihnen Schritte der
Nachfolge einübt (siehe nachfolgender Punkt 2.2.5.3). Diese Form des Erbe Weitergebens ist nicht
eine Sache des Vermögens, sondern eine Angelegenheit des Herzens (Willis 2002:149, vgl. Mal 3,24).
Aus christlicher Sicht erweist sich also ein „Vater im vollen Sinn“ (Ohler 1996:183) in dem, dass er
sein Herz seinen Kindern zuwendet (Mal 3,24), sich die Zeit nimmt, seinen Glauben an Jesus
Christus mit seinen Kindern zu teilen und ihnen dadurch das beste Erbe ermöglicht – ewiges Leben!
Weder bei einem materiellen noch bei einem geistlichen Erbe gibt es einen Automatismus. An­
nahme oder Ablehnung des Erbes liegen beim Erbberechtigten. Allerdings kann er auch nur dann
eine Entscheidung treffen, wenn ihm ein Erbe angeboten oder hinterlassen wird.
2.2.5.3 Väter leiten zum Glauben und zur Nachfolge an
Ein geistliches Erbe kann nur derjenige Vater weitergeben, welcher seine Kinder auch zum Glau­
ben und zur Nachfolge anleitet. Anleitung zum Glauben und zur Nachfolge ist nicht ausschliess­
lich, aber im besonderen Masse Vätersache:
Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit
ganzer Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen bleiben,
und du sollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du in deinem
Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du dich er­
hebst. (ZB 2007:Dtn 6,5-7)
Was wir hörten und erfuhren, was uns die Väter erzählten, das wollen wir unseren Kindern
nicht verbergen, sondern dem kommenden Geschlecht erzählen: die ruhmreichen Taten und
die Stärke des Herrn, die Wunder, die er getan hat. Er stellte sein Gesetz auf in Jakob, gab in
Israel Weisung und gebot unseren Vätern, ihre Kinder das alles zu lehren, damit das kom­
mende Geschlecht davon erfahre, die Kinder späterer Zeiten; sie sollten aufstehen und es
weitergeben an ihre Kinder, damit sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, die Taten Gottes nicht
vergessen und seine Gebote bewahren. (EÜ 2001:Ps 78,3-7)
Ein Vater lässt die Kinder von deiner Treue wissen. (ZB 2007:Jes 38,19)
Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern lasst sie aufwachsen in der Erzie­
hung und Zurechtweisung des Herrn. (ZB 2007:Eph 6,4)
Der Vater nimmt einen Priesterdienst in der Familie wahr (Ruthe 2000:86). Er muss selbst ein
Glaubender sein, um Glauben zu wecken. Bei seiner Aufgabe geht es nicht nur um ein kurzes, ver­
standesmässiges Informieren, sondern um ein lebensbegleitendes Formen und Anleiten (Willis
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2002:34). Am besten gelingt das, wenn der Vater vorbildhaft vorlebt, wie Gott in der Geschichte ge­
handelt und auch heute noch in konkreten Situationen handelt (Ruthe 2000:86). Kinder lernen
über weite Teile am Modell (Seite 24). Dazu braucht der Vater kein fehlerfreies Vorbild zu sein.
Das Kind kann an ihm auch lernen, wie mit Versagen und Schuld umzugehen ist (Ps 32,1-5) und
was es heisst, dass Gott einen Neuanfang ermöglicht (1Joh 1,9).
Nebst dem Anliegen, dass Kinder in Jesus Christus (Joh 14,6; Apg 4,12) ein ewiges Erbe finden (Joh
1,12; 1Petr 1,3-4), geht es auch darum, die Kinder anzuleiten, selber nach Gottes Grundlinien zu denken
und zu handeln (McClung 1995:164, vgl. auch Röm 12,1-2). Willis (2002:54) unterteilt diesen Prozess
in verschiedene Phasen und Stufen.
Phase 1
Kindheit
Phase 2
Sohnschaft
„Liebe Kinder,
ich schreibe euch ...“
(1Joh 2,12)
„Du bist mein lieber Sohn,
an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Lu: Mk 1,11)
Stufe 1
Verantwortung
„Solltet ihr auch tausend
Erzieher haben in Christus,
so habt ihr doch nicht viele
„Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die Väter; denn in Christus Je­
sind Söhne Gottes. Denn […] einen Geist der Sohnschaft
sus habe ich euch gezeugt
habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater.“
durch das Evangelium.
(ELB: Röm 8,14,15b)
(ZB: 1Kor 4,15-16)
Stufe 2
Lehrzeit
„Wenn ihr nicht umkehrt „Was ich dir vor vielen Zeu­
und werdet wie die Kinder,
gen als die Lehre unseres
so werdet ihr nicht ins Him­ Glaubens übergeben habe,
melreich kommen.“ (Lu: Mt das gib in derselben Weise
18,3)
an zuverlässige Menschen
weiter, die imstande sind, es
anderen zu vermitteln.“
(GNB: 2Tim 2,2)
Ich mache es,
du schaust zu.
Phase 3
Vaterschaft
Wir machen es
zusammen.
Stufe 3
Verwalteramt
Stufe 4
Reproduktion
„Wenn ihr mit dem nicht
umgehen könnt, was euch
gar nicht gehört, wie soll
Gott euch dann schenken,
was er euch als Eigentum
zugedacht hat?“
(GNB: Lk 16,12)
„Folgt meinem Beispiel!“
(ZB: 1Kor 4,16)
Du machst es,
ich schaue zu.
Du machst es für
jemand anderen.
Tabelle 11: Die Phasen der Anleitung in der Nachfolge (nach Willis 2002:54)
Der biblische Auftrag an die Väter ist klar. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Paul M. Zulehner
befragte im Auftrag der Katholischen Männerbewegung Österreichs und des Bundesministeriums
für Umwelt, Jugend und Familien 1993 1‘500 Männer und 500 Frauen als Kontrollgruppe unter an­
derem zu dieser Thematik (Zulehner 1998:11). Dabei kam Erstaunliches zu Tage. Erstens konnte
die Aufgabenverteilung bei der Kinderbetreuung zwischen Mann und Frau in zwei Aufgabenbün­
del eingeteilt werden: „aktiv-saubere“ Tätigkeiten, welche vorwiegend die Männer wahrnehmen
und „pflegerisch-schmutzige“, welche den Frauen überlassen werden. Das zweite Bemerkenswer­
te ist, „dass ‚mit den Kindern beten‘ zu den pflegerisch-schmutzigen Frauenaufgaben gehört“
(1998:18). Der Grund: Religion sei nicht männlich, beziehungsweise werde nicht als männlich
wahrgenommen (1998:18). Das Ergebnis der Umfrage sieht wie folgt aus:
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Tätigkeitstyp
Tätigkeiten der Väter mit ihren Kindern
Beteiligung
aktiv-sauber
spielen
82 %
gilt als Männeraufgabe
spazieren gehen
78 %
ins Bett bringen
56 %
Sport treiben
46 %
pflegerisch-schmutzig
pflegen bei Krankheit
50 %
gilt als Frauenaufgabe
Aufgabenhilfe
42 %
aufs WC setzen, pflegen, baden
36 %
beten
27 %
Tabelle 12: Die Tätigkeiten der Väter mit ihren Kindern (nach Zulehner 1998:18)
Zulehner erklärt dies damit, dass viele traditionelle Männer nur schwer den Zugang zu ihrer ei­
genen Innenwelt finden, deshalb täten sie sich auch mit der Religion schwer (1998:19). Ein ande­
rer Punkt ist der, dass in unserer Gesellschaft Glaube zur Privatsache erklärt oder herabgestuft
wurde. Das Private gehört ins Haus und für das Haus ist in unserer kleinbürgerlichen Tradition
die Frau zuständig (Seite 5). Nach Willis (2002:108) versucht Satan die Männer vergessen zu ma­
chen, dass sie geistliche Leitungsverantwortung haben – Glaube wird so zur „Frauensache“ - und
er versucht die Männer in geistlichen Dingen stumm zu machen.
Es ist nicht schlüssig zu beantworten, welcher Sachverhalt zu welchen Teilen zutrifft. Offensicht­
lich ist, dass viele Kinder in diesem Bereich nicht jene Unterstützung und Förderung erfahren,
die sie dringend bräuchten, obwohl ihre Väter die Kompetenz und Fähigkeit dazu hätten. Viele
Väter arbeiten lieber für das Wohl der Kinder (Versorgung), als sich Zeit für das Wohl der Kinder
zu nehmen (Verfügbarkeit, Zuwendung, Anleitung). Der König Hiskia (Seite 44) ist ein namhaftes
Beispiel dafür. Hiskia hat seinem Sohn Manasse ein ganzes Königreich vermacht und dennoch das
Wichtigste dabei verpasst. Das wäre einerseits das „ewige Leben“ (Joh 3,16) als wichtigstes Erbe
und andererseits das Aufzeigen des weiten Raumes zum Leben (Ps 119,45), den Gott dem anbietet,
welcher sich auf ihn verlässt und nach seinen Weisungen lebt.
Der Beitrag der Väter wäre gerade in diesem Bereich überaus erfolgversprechend, wie eine Un­
tersuchung des Bundesamtes für Statistik von 1994 zeigt. Der sinngemäss auf deutsch übersetzte
Titel lautet: „Die demografischen Merkmale der sprachlichen und religiösen Gruppen der
Schweiz“ (Originaltitel siehe: Haug und Compton 2000). Unter anderem wird dort auch die Wei­
tergabe der Religionszugehörigkeit an die Kinder befragt. Der englische Pastor Robbie Low (Low
2003) hat diese Studie untersucht und kommt auf Grund der Daten zum Schluss, dass vor allem die
religiöse Praxis des Vaters ausschlaggebend ist für die Teilnahme oder Nichtteilnahme am kirchlichen Le­
ben. In Zahlen ausgedrückt sieht das so aus:
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
Kirchenbesuch
Vater
Kirchenbesuch
Mutter
Regelmässig
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Kirchenbesuch Kinder
Regelmässig
Unregelmässig
Keine Teilnahme
Regelmässig
33 %
41 %
25 %
Unregelmässig
Regelmässig
3%
59 %
38 %
Keine Teilnahme
Regelmässig
2%
37 %
60 %
Regelmässig
Unregelmässig
Regelmässig
Keine Teilnahme
44 %
Keine Teilnahme
Keine Teilnahme
4%
15 %
80 %
33 - 38 %
Tabelle 13: Kirchenbesuch der Kinder aufgrund des Verhaltens von Vater und Mutter (Low 2003)
Wenn die Mutter unregelmässig oder nicht am kirchlichen Leben teilnimmt, steigt die Loyalität
zum Vater sogar und damit auch die Teilnahme der Kinder am kirchlichen Leben. Die statistisch
höhere Teilnahme der Kinder in diesem Fall soll aber keineswegs heissen, dass dies der bessere
oder nachhaltigere Weg sei. Letztlich ist es nur eine Statistik über den Kirchenbesuch und nicht
über die entscheidende Glaubensbeziehung zu Gott. Dennoch verdeutlicht die Statistik stark,
„dass Kinder Ausschau halten nach väterlichen Vorbildern“ (Bärtsch 2007:2), insbesondere auch im Be­
reich von Glauben und Nachfolge. Kaum ein Mann würde im geschäftlichen Bereich eine solch er­
folgversprechende Chance aussen vor lassen. Um wie viel weniger sollte diese Chance in diesem
noch wichtigeren, ja lebensentscheidenden Bereich unterlassen werden! Der Beitrag der Väter in
diesem Bereich ist nicht ersetz- oder delegierbar, sonst würde Gott in seinem Wort die Väter
nicht so nachdrücklich dazu auffordern.
2.2.5.4 Väter setzen Grenzen zum Wohle des Kindes
Das biblische Menschenbild unterscheidet sich vom humanistischen (siehe Tabelle 10 unter Kin­
der und Kult, Seite 38) unter anderem in dem, dass es von der Notwendigkeit einer Erziehung der
Kinder ausgeht. Die jüdisch-christliche Anthropologie (Lehre vom Menschen) lebt von einer
Spannung der Gegensätzlichkeit.
Einerseits ist der Mensch als „Ebenbild Gottes“ geschaffen und von Gott mit unglaublichen
Fähigkeiten und Möglichkeiten ausgestattet. Anderseits hat sich der Mensch als „Sünder“
von Gott abgewandt und ist zu unglaublich bösen Gedanken und Taten fähig. (Schirrmacher
2007:23)
Auf die Erziehung der Kinder hat dies folgenden Einfluss:
•
Als Ebenbilder Gottes brauchen die Kinder Anleitung und Ermutigung, um die ihnen von Gott gege­
benen Fähigkeiten zu entfalten. Sie sollen zu selbständigen Persönlichkeiten erzogen werden, da­
mit sie als Erwachsene selber die volle Verantwortung für ihr Leben vor Gott und ihren Mit­
menschen übernehmen können. (2007:23)
•
Aufgrund der Sünde (Seite 16) leben auch Kinder nicht mehr ihrer ursprünglichen Bestim­
mung entsprechend und brauchen deshalb Erziehung vom Unguten weg. Dies schliesst Grenzen
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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setzen, strafen11 (z. B. mit natürlichen Konsequenzen), wie auch vergebende Zuwendung ein
(2007:23).
Väter sind von Gottes Wort her besonders dazu beauftragt, zum Wohl der Kinder Erziehungsverantwortung
zu übernehmen, in dem sie ermutigen (Kol 3,21) und Grenzen setzen (Eph 6,4). Diese Autorität nehmen
sich die Väter nicht selbst, sie wird ihnen von Gott verliehen (Gehorsamspflicht der Kinder, Eph
6,1; Kol 3,20). Andererseits sind Väter auch vor Gott für ihr Handeln verantwortlich. Dies ist ein
Schutz vor eigennützigem Missbrauch väterlicher Autorität.
Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern lasst sie aufwachsen in der Erzie­
hung [παιδείᾳ]und Zurechtweisung [νουθεσίᾳ] des Herrn. (ZB 2007:Eph 6,4)
•
Erziehung (παιδείᾳ): Erziehung, Unterricht, Anleitung, Lehre, Unterweisung, Übung (Menge
1987:511). Das Ziel ist Einsicht, Fähigkeit und Bildung und damit die Entfaltung, der von Gott
gegebenen und vor ihm verantworteten Möglichkeiten.
•
Zurechtweisung (νουθεσίᾳ): Gesetzgebung, gegebene Gesetze (Menge 1987:473). Der Schwer­
punkt liegt hier auf dem Beachten und Einhalten von Grenzen (z. B den Zehn Geboten, Ex. 20,117), welche dem Kind selbst und der Gemeinschaft dienen, in dem sie der Willkür und dem Ei­
gennutz einen Riegel schieben und gleichzeitig Schutz und Lebensraum gewährleisten.
Grenzen setzen und Entfaltungsfreiheit gewähren, muss zusammen gesehen und gewährleistet
werden. Wird nur das eine oder das andere betont, führt dies nach Floyd McClung zu folgenden
falschen Haltungen: „[...] ,Frankenstein‘-Einstellung und […] ‚Weihnachtsmann‘-Verhalten. Fran­
kenstein stellt Regeln auf und droht, während der Weihnachtsmann sich auf ‚Bestechung‘ ein­
lässt“ (McClung 1995:62). Beide Verhaltensweisen sind in der Bibel zu finden. Selbst der grosse
König David, welcher ein ganzes Volk regierte, vernachlässigte das Setzen von Grenzen bei seinen
machthungrigen Söhnen (Ohler 1996:117).
Adonija aber, der Sohn der Chaggit, erhob sich und sagte: Ich will König werden! Und er ver­
schaffte sich Wagen und Pferde und fünfzig Mann, die vor ihm her liefen. Und solange sein
Vater lebte, hatte dieser ihn nie getadelt und gesagt: Warum tust du so etwas? (ZB 2007:1Kön
1,5-6)
Diese Unterlassung diente weder dem Wohl seiner Kinder noch dem des Volkes Israel. „Liebe
ohne Disziplin ist Verwöhnung, Disziplin ohne Liebe ist Tyrannei“ (McClung 1995:67).
Welche Art von Autorität das Wohl des Kindes wirklich fördert, stellt das Schaubild dar.
11 „Wenn Kinder als ethisch und moralisch neutrale Personen auf die Welt kämen, bräuchten sie keine
Korrektur, sondern nur Orientierung. Sie bräuchten kein Disziplinieren, sondern müssten nur unter­
wiesen werden“ (Tripp 2003:131). Wer sich mit dem Prinzip der in der Bibel beschriebenen Züchtigung
auseinandersetzen will, empfehle ich das Buch „Eltern – Hirten der Herzen“ (Tripp 2003) zu lesen, ins­
besondere Kapitel 11 über den Einsatz der Rute (Spr 13,24; 22,15; 23,13f; 29,15).
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Abbildung 7: Die drei Arten der Autorität (nach Schirrmacher 2007:21-26)
Auf zwei wichtige Punkte im Zusammenhang mit der Erziehung sei hier noch hingewiesen:
•
In der Erziehung der Kinder geht es darum, die innere Einstellung, das „Herz“ zu korrigieren (von
Gen 8,21 zu Röm 12,2) und nicht bloss das äussere Verhalten (Tripp 2003:52). Wenn ein Kind
einsichtig ist, wird es auch sein äusseres Verhalten nachhaltig verändern. In diesem Sinne sind
Väter (und Mütter) in ihrer Erziehungsaufgabe Hirten der Herzen ihrer Kinder.
•
Kinder lernen am Vorbild (Seite 24). Ich kann von einem Kind nicht erwarten, was ich selber
nicht (vor)lebe. Erziehung heisst, „dem Kind seinen Weg zu zeigen und […] ihm [auf diesem Weg] vor­
anzugehen“ (Reller u. a. 1980:257).
2.2.5.5 Väter führen in die Mündigkeit und Freiheit
„Kinder sind Geschenke Gottes auf Zeit“ (1980:255). Es kommt die Zeit, in der ein Kind „Vater und
Mutter verlassen“ wird (Gen 2,24) um selbständig zu leben oder um zu heiraten. Dazu braucht es
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zweierlei Voraussetzungen: Mündigkeit und Freiheit. In die Mündigkeit wird geführt und in die
Freiheit wird entlassen – am besten mit dem Segen des Vaters. Dies sind väterliche Aufgaben.
In Epheser 4,13-14 sagt Paulus, Gottes Ziel ist es, dass Christen im Glauben „nicht Unmündige“
bleiben, sondern zur „vollen Mannesreife“ heranwachsen. Das Gleiche gilt auch für Kinder, sie sol­
len durch ihre Väter zur vollen Erwachsenenreife geführt werden, sowohl im gesellschaftlichen Leben
(Seite 48), wie auch im Glaubensleben (Seite 45).
Zum Mannwerden gehört das Vatersein, ganz gleich ob der Mann nun auch biologisch Vater
von Söhnen oder Töchtern ist oder nur geistig. Vater sein heisst, anderen den Rücken stär­
ken, ihnen Lust am Leben vermitteln, ihnen Halt geben, so dass sie es wagen, ihr Leben selber
in die Hand zu nehmen. (Grün 2004:49)
Ohler (1996:137) schreibt in ihrem Buch „Väter – wie die Bibel sie sieht“: „Aus heutiger Sicht fällt
auf, dass Söhne sich nie gegen allzu mächtige Väter wehren müssen“, die sie behindern oder ver­
hindern. Im Gegenteil, Väter lassen ihre Söhne aufkommen und fördern sie. Sie hält fest: „Gene­
rationenkonflikte sind nicht notwendig“ (1996:138). Auch kein sogenannter Ödipuskonflikt (Seite
8) ist zu finden. Vater und Sohn können unterschiedliche Meinungen haben, doch zum Bruch
zwischen ihnen kommt es dadurch nicht. Elisa verlässt seine Familie und sein Erbe für immer –
was für einen Vater damals ein schwerer Schlag war – und geht doch in Frieden (1Kön 19-21). Gi­
deon reisst den Götzenaltar seines Vater nieder und wird doch von seinem Vater gegen die übrige
Verwandtschaft verteidigt (Ri 6,25-31). Jakob gönnt dem Sohn sein eigenes fremdes Leben
(1996:187): sein Sohn Josef wird zum Verwalter Ägyptens (Gen 41,41-44), der Vater bleibt Hirte
(Gen 30,43). Dabei hätte Jakob enttäuscht sein können, wie fremd Josef ihm geworden war. Josef
selber beschreibt diese Fremdheit, in dem er sagt, in der Kultur, in der er lebe seien: „alle Schaf­
hirten […] den Ägyptern ein Gräuel“ (ELB 2006:Gen 46,34). Anselm Grün ortet (2004:49) eine be­
sondere väterliche Eigenschaft: „Der Vater klammert nicht. Er lässt die Kinder los. Aber er steht
zu ihnen.“ Besonders gut lässt sich diese Eigenschaft auch am Vater im Gleichnis vom verlorenen
Sohn erkennen (Lk 15,11-32). Er gibt seinen Sohn frei (Lk 15,12), aber nicht auf und steht weiter­
hin zu ihm (Lk 15,20-24).
Loslassen ist immer auch eine Sache des Vertrauens. „Es ist leichter, unsere Kinder in die Welt zu
entlassen, wenn wir glauben, dass Gott zu ihnen schaut und ihr Bestes ihm am Herzen liegt“ (Mc­
Clung 1995:105). Was liegt also näher, als dass Väter ihre Kinder mit Gottes Segen in die Welt entlassen?
Gott selbst hat es in seiner Funktion als Vater als erster getan, in dem er das erste Menschenpaar
segnete, sobald er es erschaffen und ihnen ihre Aufgabe in der Welt zugewiesen hatte (Gen 1,2728). Bekannte (Gen 27,4; 28,1; 32,1; 48,9.28; Hebr 11,22) und unbekannte Väter sind diesem Bei­
spiel gefolgt und folgen ihm bis heute.
2.2.5.6 Väter beten für ihre Kinder
Auf diesen Punkt wurde ich durch Jens Kaldewey, meinen Fachmentor, aufmerksam gemacht. Ein
Vater, der für seine Kinder im Gebet eintritt, ist in der Bibel zu finden (Hiob 1,4-5), nicht jedoch in
den von mir für diese Arbeit verwendeten Büchern. Ich gehe trotzdem kurz darauf ein, obwohl es
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in diesem einen Punkt zwar den Rahmen einer Literaturstudie sprengt, andererseits finde ich den
Punkt zu wesentlich, um ihn unberücksichtigt zu lassen. Um beidem Rechnung zu tragen, stelle
ich ihn an den Schluss der Darstellungen von christlicher Väterlichkeit.
Ruthe (2000:85) kommt dem Kennzeichen am nächsten, in dem er den Vater als „Priester der Fa­
milie“ bezeichnet. Allerdings beschreibt er dabei nur, dass der Vater als Glaubender, den Kindern
den Glauben lebendig macht, in dem er sie zur Nachfolge anleitet. Ein Priester hat jedoch nicht
nur die Aufgabe „Hüter des Kultes“ zu sein, er ist auch der „Mittler zwischen Gott und den Men­
schen“, in dem er für sie mit Opfer oder Gebet vor Gott eintritt (Hanselmann, Rothenberg, und
Swarat 1987:138). Genau dies tut Hiob als Vater, wenn er für seine Kinder vor Gott eintritt:
Seine Söhne hatten die Gewohnheit, reihum in ihren Häusern Festessen zu veranstalten, an
denen alle Brüder teilnahmen. Auch ihre drei Schwestern luden sie dazu ein und alle assen
und tranken miteinander. Immer wenn eine solche Reihe von Festmählern vorüber war, stand
Ijob frühmorgens auf und liess seine Kinder holen. Für jedes von ihnen brachte er ein Bran­
dopfer dar, um sie von Sünde zu reinigen. Denn er sagte sich: »Vielleicht hat eines von ihnen
in Gedanken Gott beleidigt und ist dadurch schuldig geworden.« (GNB 2000:Hiob 1,4-5)
Wenn „Väter Verantwortung für andere übernehmen“ (Seite 42) und wenn „Väter für ihre Kin­
der beten“, sind das wie die zwei Seiten einer Münze. Als Vater übernehme ich Verantwortung
und wünsche mir gleichzeitig das Beste für die mir anvertrauten Kinder. Da ich um meine eigene
Begrenztheit als Vater weiss, vertraue ich meine Kinder immer wieder der Fürsorge und dem Schutz des all­
mächtigen Vaters im Himmel an. Das erinnert mich an Corrie ten Boom (Christliche-Zitate.net 2009),
welche sagt: „Du kannst mehr tun als beten, nachdem du gebetet hast. Aber du kannst niemals
mehr tun als beten, bevor du gebetet hast.“ Beides gehört zusammen und beides ist etwas zu­
tiefst Väterliches.
Hiob betet für seine Kinder, er bringt ihre Schuld vor Gott, denn er weiss, wie wichtig ein reines
Herz ist (Ps 51,12), er segnet sie und vertraut sie Gottes Obhut und Fürsorge an. Für diesen väter­
lichen Priesterdienst ist Gottes Ohr offen und Gott wirkt. Wie ein schützender Zaun breitet sich
Gottes Fürsorge um Hiob und seine Familie aus. Satan klagt deswegen vor Gott:
Hast du selbst nicht ihn und sein Haus und alles, was er hat, rings umhegt? Das Werk seiner
Hände hast du gesegnet, und sein Besitz hat sich im Land ausgebreitet. (ELB 2006:Hiob 1,10)
Väter leiten gleichzeitig auch zum Glauben und zur Nachfolge an (Seite 45), wenn dieses Gebet,
wie bei Hiob (Hiob 1,4), vor den Kindern oder mit ihnen zusammen stattfindet. Damit nehmen sie
gleich noch eine weitere väterliche Kernkompetenz wahr.
2.2.6 Schlussfolgerungen und tabellarischer Überblick
Wer oder was gibt den Vätern Orientierung? Wie wollen und können die Väter ihre Väter­
lichkeit in dieser Zeit leben? Vieles ist ungewiss. Gewiss jedoch ist, dass die Zeit der Patriar­
chen vorbei ist. (Peter Ballnik u. a. 2005:189)
Dies wurde in der Studie „Lebenswelten Vater-Kind, positive Väterlichkeit und männliche Identi­
tät“ gefragt und festgestellt. Meine Antwort nach dem Erarbeiten der christlich-theologischen
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Sicht lautet: Wer die Bibel als Gottes Botschaft an uns und seine Worte als Wegweisung zum Le­
ben anerkennt, findet Antworten und Orientierung zu den oben gestellten Fragen.
Sechs Kennzeichen christlicher Väterlichkeit habe ich zusammengetragen. Weitere Kennzeichen
liessen sich bei weitergehender Forschung sicher noch finden. Die Herausforderung besteht dar­
in, dass es in der Bibel „kein[en] Einzeltext [über] den Alltag in der Familie als solchen hat, [den­
noch] enthalten […] die biblischen Überlieferungen zahlreiche eindrucksvolle Bilder und Szenen
daraus“ (Ohler 1996:21). Es werden keine Überväter dargestellt. Biblische Gestalten sind mensch­
liche Väter mit Stärken und Schwächen. „Ihre einigende Mitte [ist] nicht irgendein bestimmtes
Vaterbild […], sondern der Glaube an den menschenfreundlichen Gott, der auch an Vätern und durch Vä­
ter wirkt.“ (1996:21, Hervorhebung R. W.). Das ermutigt, den von Gott gegebenen Auftrag als Vater
an den Kindern wahrzunehmen.
Zu denken gibt mir, dass der Glaube heute als weiblich gilt (Seite 46). Belegt wird es dadurch, dass
¾ der Männer das Beten mit den Kindern den Müttern überlassen. Ein Blick in den Kirchenalltag
kann dies bestätigen. Rohr (Rohr und Fthenakis 2008:105) spricht davon, „dass 80 Prozent der ak­
tiven Kirchenmitglieder Frauen sind“. Hier gilt es neu zu entdecken, dass der Glaube ebenso etwas für
ganze Kerle ist. Das ist insbesondere für die nachwachsende Generation von Söhnen von zentraler
Bedeutung für ihre Glaubensentwicklung. Hier muss falsches Denken und das Schweigen der
Männer in Glaubensdingen überwunden werden. Unsere Kinder brauchen Väter, an denen sie
sich orientieren können – gerade auch in einer lebendigen Jüngerschaft/Nachfolge.
Die Zeit der biblischen Patriarchen ist zweifellos vorbei. Die wirtschaftlichen und gesellschaftli­
chen Umstände haben sich zu stark verändert. Das Zusammenleben hat sich immer stärker part­
nerschaftlich entwickelt und das ist gut so. Der Rahmen des Familienlebens ist kleiner geworden,
von der Sippe zur Kleinfamilie, zu Patchworkfamilien bis hin zu alleinerziehenden Elternteilen.
Trotzdem könnten wir auch heute wieder neu von den alten Patriarchen lernen. Dabei geht es
nicht um eine Wiederherstellung der Vorherrschaft von Männern, sondern um das, was einen
Vater zum Patriarchen macht: Verantwortung für die ihm anvertrauten Menschen übernehmen (Seite
42). Diese väterliche Fürsorge kann auch heute noch als sozialer Vater (Seite 43) über die Grenzen
einer Kernfamilie (Seite 1) hinaus gehen, z. B. in der zusätzlichen Betreuung von „vaterlosen“ Ta­
ges- oder Pflegekindern.
Überblick über die väterlichen Kernkompetenzen aus christlich-theologischer Sicht
• Väter übernehmen Verantwortung für andere (Seite 42)
• Väter haben ein Erbe weiterzugeben (Seite 44)
• Väter leiten zum Glauben und zur Nachfolge an (Seite 45)
• Väter setzen Grenzen zum Wohle des Kindes (Seite 48)
• Väter führen in die Mündigkeit und Freiheit (Seite 50)
• Väter beten für ihre Kinder (Seite 51)
Tabelle 14: Überblick über die väterlichen Kernkompetenzen aus christlich-theologischer Sicht
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3 AUSWERTUNG UND AUSBLICK
3.1 Auswertung
3.1.1 Persönliche Auswertung
Die Erarbeitung des Themas Väterlichkeit war von mir her geprägt:
•
durch eine Unvoreingenommenheit dem Thema gegenüber, da ich kaum ein Vorwissen besass
•
von der Betroffenheit, selber über grosse Teile „vaterabwesend“ aufgewachsen zu sein
•
durch das Interesse, Impulse für mein eigenes Vatersein zu bekommen
•
von dem Wunsch, die Erkenntnisse dieser Arbeit auch in meine Gemeindearbeit einzubringen,
da ich hier Handlungsbedarf, wie auch brach liegendes Potential sehe und nach Verbesse­
rungsmöglichkeiten suche
Auf Grund der Auseinandersetzung mit dem Thema hat sich mein Horizont und Wissen enorm er­
weitert. Durch die Beschäftigung mit „der Entwicklung der Vaterrolle im Wandel der Zeit“ (Seite
3) und der Frage „Was das Bild von Väterlichkeit beeinflusst (hat)“ (Seite 6), ist für mich Vieles an
der heutigen Situation der Väter klarer geworden. Selbst als ein Kind meiner Zeit aufgewachsen,
habe ich Werte und Verhalten meiner Generation teilweise unreflektiert übernommen. Die Arbeit
hat dies geändert. Ich werde nicht mehr im gleichen Mass vom Sog der Gesellschaft getrieben
werden, sondern kann unterscheiden und mich für das entscheiden, was ich auf Grund der theo­
logischen und sozialwissenschaftlichen Forschung als positive Väterlichkeit erkannt habe und
meinen Kindern weitergeben will.
Das Widersprüchliche am Erarbeiten der vorliegenden Arbeit war, dass ich zwar als Thema „Väter­
lichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder“ gewählt habe,
weil es mir wichtig erschien, aber genau diese Arbeit war es, die mich mit ihrer zeitlichen Zusatz­
belastung von meinen Kindern fernhielt. Meine Frau übernahm in dieser Zeit auch einen Teil
meiner Aufgaben in der Hausarbeit und die Kinder mussten Verständnis für einen „abwesenden“
Vater haben, weil dieser eine Arbeit über die Bedeutung und Unersetzbarkeit des Vaters schrieb.
Ist die Arbeit nun verlorene Zeit für meine Frau, unsere 3 Kinder und unser Tageskind? In gewis­
ser weise ja, ich kann die verpasste Zeit nicht nachholen. Andererseits muss derjenige, welcher
ein Hindernis überwinden will, zumeist Anlauf holen. Um Anlauf zu gewinnen, muss man sich zu­
erst in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Dies ist jedoch nur auf den ersten Blick verlorene
Zeit und Kraft. Der Anlauf dient letztlich zur Überwindung des Hindernisses. Mit der vorliegen­
den Arbeit sehe ich es ähnlich. Wenn die Diplomarbeit der Anlauf war, um in Zukunft bewusster
und daher auch entschiedener Väterlichkeit zu leben, dann hat sich der „Umweg“ gelohnt. Die Pra­
xis und die Nagelprobe der Vereinbarkeit zwischen Gemeindearbeit und Familie werden zeigen,
ob es mir gelingt, das Erkannte auch für mein Vatersein fruchtbar zu machen. Es ist mein Wunsch
und Gebet.
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3.1.2 Christliche und sozialwissenschaftliche Ergebnisse ergänzen sich
Da ich ohne grosses Vorwissen an die Erarbeitung des Themas „Väterlichkeit“ herangegangen
war, bin ich erstaunt über die Fülle väterlicher Kernkompetenzen. Insbesondere auch dadurch, dass
dies weder in meinem Lebensumfeld, noch während meiner theologischen Grundausbildung und
den damit verbundenen Fächern, wie der Entwicklungspsychologie (Seite 21), ein Thema war. In
meiner Biografie spiegelt sich also auch der gesellschaftliche und wissenschaftliche Werdegang
wider.
Ursprünglich wollte ich die Erkenntnisse der Sozialwissenschaft und der Theologie einander ge­
genüber stellen, sie miteinander vergleichen und Schlussfolgerungen daraus ziehen. Während
dem Herausarbeiten der väterlichen Kernkompetenzen aus der entsprechenden Fachliteratur,
habe ich jedoch festgestellt, dass Sozialwissenschaft und Theologie zwar unterschiedliche Zugänge zum
Thema haben und andere Schwergewichte legen, dass sie sich dadurch aber auch ergänzen. Unterschiede
und Grenzen gibt es (Seite 21), die dürfen nicht einfach übergangen oder wegdiskutiert werden.
Eine von Gott losgelöste (emanzipierte) Wissenschaft wird Fakten anders deuten. Wo dies ge­
schieht, habe ich es erwähnt oder bin z. B. wie im Fall des Ödipuskonflikts (Seite 8) nicht darauf
eingegangen (Seite 29), weil dieses Thema in der Bibel nicht vorkommt (Seite 51) und ich Freuds
Meinung dazu nicht teile. Ebenso wird eine von Gott losgelöste Wissenschaft nie geistliche Dimensionen
und Anliegen fassen können. Es gilt nach wie vor: „Den HERRN stets ernst zu nehmen, damit fängt
alle Weisheit an. Wer es tut, beweist Verstand“ (GNB 2000:Ps 11,10; vgl. auch Spr 1,7).
Für mich sind die Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen und der theologischen Untersuchung
das Resultat zweier unterschiedlicher Herangehens- und Betrachtungsweisen derselben Schöp­
fung Gottes. Wissenschaft kann letztlich nur entdecken und beschreiben, was Gott in seiner
Schöpfung angelegt hat. Wo eine solche Schöpfungsordnung entdeckt wird, können wir daraus
auch Nutzen ziehen für positiv gelebte Väterlichkeit.
Demzufolge ist in den von mir zusammengetragenen väterlichen Kernkompetenzen weniger eine
Gegenüberstellung nötig, als vielmehr eine sich gegenseitig befruchtende Zusammenschau.
3.1.3 Väterlichkeit ist wie Mütterlichkeit unersetzbar
Die Literaturstudie zeigt auf, dass Väterlichkeit unersetzbar ist, sowohl aus sozialwissenschaftli­
cher, wie auch aus theologischer Sicht. Sie ist für eine gesunde Entwicklung und Förderung der
Kinder unerlässlich.
Leider stehen dieser Erkenntnis grosse Teile der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen ent­
gegen. Die Stichworte dazu sind „anerzogenes Geschlecht“ (Seite 10) und „eine Gleichheit bewir­
kende Verschiedenheit“ (egalitäre Differenz, Seite 10), welche zu einer Aufhebung der Geschlech­
terrollen führen (Seite 11). Das ermöglicht zwar jedem das zu leben, was ihn richtig (oder auch
bequemer?) dünkt, doch den Preis dafür werden die Kinder zahlen, welchen Väterlichkeit und
Orientierung, sowie Vorbilder fehlen werden.
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Entwicklungen geschehen jedoch nicht einfach von alleine. Hinter jeder Entwicklung stehen Per­
sonen, welche ihr eine Richtung geben und sie vorantreiben. Es liegt an uns Männern/Vätern, die
Verantwortung für unseren unersetzbaren Beitrag wahrzunehmen und die Entwicklung in die richtige Rich­
tung zu lenken. Das fängt zuhause in der Familie an, setzt sich am Arbeitsplatz, in der christlichen
Gemeinde und in der Gesellschaft fort. Wir Väter dürfen nicht länger schweigen, weder zuhause,
wenn es um die Anleitung zu Glaube und Nachfolge geht, noch in gesellschaftlichen Fragen.
Wichtig erscheint mir dabei, dass wir unseren Beitrag in Ergänzung zur Mütterlichkeit suchen, nie ge­
gen oder ohne sie. Väterlichkeit ist zwar unersetzbar, aber sie ist weder besser noch schlechter
als Mütterlichkeit, sie ist einfach anders. Ein Kind braucht Väterlichkeit und Mütterlichkeit um
gesund aufzuwachsen. Beides ist unersetzbar wichtig.
3.1.4 Väter brauchen Anerkennung und Ermutigung
„Auf Vätern lasten heute grössere Erwartungen als je zuvor, sie haben weniger Zeit als je zu­
vor, ihnen zu entsprechen“ (McClung 1995:23).
Die Erwartungen und Ansprüche am Arbeitsplatz (Seite 7), in der Partnerschaft (Seite 5) und in
der Kinderbetreuung (Seite 3, 9) sind gestiegen. Die väterliche Beteiligung an der Hausarbeit hat
in den letzten dreissig Jahren eine deutliche Steigerung erfahren. 1965 verrichteten Väter 20 %
der Hausarbeit, 1981 30 % und 1985 schon 35 % (Rohr und Fthenakis 2008:66). Im Schnitt sind das
knapp zwei Stunden pro Tag für Hausarbeit und Kinderbetreuung (2008:66). 100 % Beruf und
100 % Familie sind eine überzogene Erwartung, welcher kein Vater entsprechen kann und muss.
(Dasselbe gilt im umgekehrten Fall natürlich auch für berufstätige Mütter.)
In unserer Gesellschaft, vor allem unter Christen, wird der Muttertag besonders gefeiert. Wir
ehren die Mütter und schenken ihnen Blumen, und das ist gut so. Doch […] meiner Meinung
nach brauchen Männer ebenso Wertschätzung und Ermutigung wie die Frauen. (McClung 1995:17,
Hervorhebung R. W.)
Ich hoffe, dass Väter durch das Lesen dieser Arbeit ermutigt werden, ihre Väterlichkeit der eige­
nen Persönlichkeit entsprechend (Seite 32) in die Kindererziehung einzubringen. Ich bin mir be­
wusst, dass ich mit dieser Grundlagenarbeit zwar väterliche Kernkompetenzen aufzeigen konnte,
jedoch nicht, wie diese im Alltag praktisch gelebt werden können. Dazu wäre eine weiterführende
Arbeit notwendig.
Zur Vervollständigung und um zu ermutigen, gebe ich in den folgenden Punkten dennoch einen
Ausblick auf das, was Väter tun können und wo die christliche Gemeinde/Kirche sie darin unter­
stützen kann.
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3.2 Ausblick
3.2.1 Was Väter tun können
3.2.1.1 Sich bewusst Zeit für die Kinder nehmen und ihnen positive Zuwendung schenken
Kinder brauchen Zuwendung; wenn sie keine positive Zuwendung erhalten, werden sie verhaltens­
auffällig und erzwingen so Zuwendung. In der Not nimmt ein Kind lieber negative Zuwendung in
Kauf, als gar keine (Dreikurs und Soltz 1997:69). Nebst Spiel und Spass, gemeinsamen Aktivitäten
oder Ausflügen, welche sich einfach so ergeben, nehme ich mir daher bewusst für folgende Dinge
Zeit:
•
Ich bringe meine Kinder, wann immer möglich, ins Bett. Ich nehme bei der Planung meiner be­
ruflichen Abendtermine Rücksicht darauf. Meine Kinder wären alt genug, um selbständig ins
Bett gehen zu können. Auch das Erzählen der Gute-Nacht-Geschichte wäre kein Muss. Sie kön­
nen, bis auf unser Tageskind, selber lesen. Aber – und das ist für mich der entscheidende Punkt
– nie sind Kinder so offen und empfänglich wie beim Ins-Bett-gehen. Die besten Gespräche mit
meinen Kindern zu Erlebtem und Sachen, die sie beschäftigen, erfahre ich in diesen Momen­
ten. Diese von Gott geschenkten Augenblicke sind ideal, um nebst Zuwendung auch Orientie­
rung zu geben und Werte zu vermitteln.
•
Jedes Kind hat einmal im Jahr einen „Daddy-Tag“. An diesem Tag kann es mit mir unterneh­
men, was ihm am Besten gefällt. Es ist sind keine Geschwister dabei und es erhält ungeteilte
Zuwendung von mir.
•
Ich nehme mir jede Woche mit jedem Kind einmal die Zeit, um 6.00 Uhr zu frühstücken und
mit ihm gemeinsam in der Bibel zu lesen und zu beten. Morgenessen und Bibellesen sind Din­
ge, die ich auch für mich tun würde. Durch die gemeinsame Zeit, leite ich jedoch meine Kinder
in diesem Bereich zu Glaube und Nachfolge an.
Das alles bedeutet Aufwand, es braucht Wille und Disziplin, sich die Zeit dafür zu nehmen und
auch die Termine meiner Gemeindearbeit entsprechend anzupassen. Doch die gemeinsame Zeit
mit den Kindern macht Freude und entschädigt für Manches. Gleichzeitig ist es auch „eingesparte“
Zeit. Da die Kinder regelmässig positive Zuwendung erhalten, machen sie viel weniger Schwierig­
keiten, welche meine Aufmerksamkeit und Zeit binden würden. Wenn sie dann auch noch von
sich aus sagen, dass sie Väterlichkeit mit Positivem verbinden, ist das für mich das grösste Ge­
schenk, welches mir meine Kinder machen können.
Es geht nicht darum, die oben erwähnten Formen zu kopieren. Die Aufzählung ist beispielgebend
und nicht massgebend zu verstehen. Andere Väter haben eine andere Persönlichkeit und andere
Zugänge zu ihren Kindern. Entscheidend wird sein, dass sich Väter bewusst Zeit nehmen um ih­
ren Kindern positive Zuwendung zu schenken. Es ist nie zu spät dafür (Eldredge 2005:43).
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3.2.1.2 Am vorhandenen Positiven anknüpfen
Wir stehen, bildlich gesprochen, in der Versuchung uns am halbleeren Glas zu messen und nicht
am halbvollen. Männer, die sich nur an dem orientieren, was nicht oder noch nicht ist, verlieren
die Freude am Vatersein - ein freudloser Vater ist jedoch nicht die beste Voraussetzung um posi­
tive Väterlichkeit zu leben. Besser ist es daher, am vorhandenen Positiven anzuknüpfen, persön­
liches Engagement wahrzunehmen und die eigenen Fähigkeiten und Stärken auch bewusst einzusetzen.
Dies macht Freude und ermutigt. Ja, es ermutigt sogar auch in Bereiche zu investieren, in denen
noch Potenzial herauszuholen wäre.
Vatersein ist nichts statisches, die Voraussetzungen und Möglichkeiten sind in unterschiedlichen
Lebens- und Arbeitssituationen anders. Das Alter und die Anzahl der Kinder haben ebenfalls Ein­
fluss, wie Väterlichkeit konkret ausgestaltet werden kann.
Das Variablenmodell (Winter 2008) berücksichtigt die Fülle des Vaterseins und hilft, in den vielfäl­
tigen Anforderungen Variationsreichtum und Ausgleich zu finden. Es ist im Anhang C auf Seite 62
dargestellt.
3.2.1.3 Sich mit anderen Vätern vernetzen
Väter können einen ermutigenden Erfahrungsaustausch erleben, wenn sie mit anderen Vätern ihr
Vatersein zum Gesprächsthema machen. Dabei ist es nötig, nicht einfach stammtischmässig über
Herausforderungen oder Ungerechtigkeiten herzuziehen, sondern auf einen nach Lösungen su­
chenden, anteilnehmenden und anteilgebenden Gesprächsstil zu achten.
In christlichen Kreisen sind sogenannte Männerapéros oder auch Kleingruppen, in denen man
sich auch mal nach Geschlechtern getrennt austauscht, eine gute Möglichkeit.
•
Weiterführende Informationen unter: http://www.maennerforum.ch
Im säkularen (weltlichen) Bereich gibt es Väterorganisationen, welche aktives Vatersein fördern
und mit einem vielfältigen Angebot unterstützen.
•
Weiterführende Informationen unter: http://www.vaeternetz.ch
3.2.2 Wie die christliche Gemeinde/Kirche Väter unterstützen kann
3.2.2.1 Den Wert von Väterlichkeit bewusst machen
Am Muttertag gibt es Predigten und zum Teil spezielle Aktionen in den christlichen Gemeinden
und Kirchen. Der in der Schweiz neu eingeführte Vätertag (http://www.vaetertag.ch) ist eine
gute Gelegenheit, dasselbe auch für Väter zu tun. Dabei ginge es nicht darum, den Vätern ins Ge­
wissen zu reden, sondern ihnen und den Müttern den Wert und die Chancen von gelebter Väterlich­
keit aufzuzeigen. Gefragt ist Ermutigung, die den Wunsch weckt ein väterlicher Vater zu werden
oder zu bleiben.
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Eine über den einzelnen Tag hinausgehende ständige Väterarbeit wäre wirkungsvoller und nachhalti­
ger, eine solche wäre darum unbedingt zu fördern. In diesem Bereich gibt es von christlicher Seite je­
doch kaum Angebote oder Materialien. Es ist (noch) eine Pionierarbeit.
3.2.2.2 Väter in die Glaubenserziehung der Kinder einbeziehen
Die in Kapitel 1.5.1 (Seite 6) beschriebene Unmündigkeit der Väter in geistlichen Dingen und ihr
Wunsch nach Delegation an Profis, hat nicht selten ihren Ursprung in der eigenen Bequemlich­
keit und im vermeintlichen Unvermögen. Heutigen Vätern fehlt vielfach das Vorbild aus der ei­
genen Kindheit. Wenn schon ihr Vater die Weitergabe des Glaubens der Mutter überlassen hat,
tun sie das mit ebenso grosser Selbstverständlichkeit auch. Hier ist dringend ein Umdenken an­
gesagt.
Die reformierte Kirche in Jegenstorf bietet beispielsweise „Jegenstorfer Elternkurse“ an, in denen
Müttern und Vätern sowohl Erziehungshilfe angeboten wird, wie auch aufgezeigt wird, wie
christliche Werte und der Glaube an Kinder vermittelt werden können (Kunz 2001:84-112). Ein
ähnliches Ziel hat auch Preteens (http://www.preteens.ch). Es ist ein Programm für 11- bis 13-jäh­
rige Kinder, in denen die Eltern mit einbezogen werden (BESJ und King's Kids Schweiz 2007).
3.2.2.3 Unterstützung bieten, damit Glaube auch wieder zur Männersache wird
Väter scheinen im Glauben, so wie wir ihn in den westlichen Kirchen finden, nicht so zu Hause zu
sein. Männer, die in die Kirche gehen, gelten bei andern entweder „als Softies, als schuldgeplagt,
nicht so cool oder an Mutters Rockzipfel hängend“ (Rohr und Fthenakis 2008:105). Das scheint
kein anziehender, bedeutungsvoller oder lebensverändernder Weg zu sein.
Doch der engagierte Gott, der Männer wie Moses, Paulus und Martin Luther King verändert
hat, muss grösser sein, als das, wofür man ihn hält. Initiation führt die jungen Männer hin zu
einem grösseren Gott, der die Männer herausfordert. (Rohr und Fthenakis 2008:106)
Eine neue Form von christlicher Initiation (Begriffsklärung: Seite 63) könnte Unterstützung bieten, damit
Glaube auch wieder zur Sache von „echten“ Männern und Vätern wird. Die ursprüngliche christliche In­
itiation, die Taufe (Röm 6) bietet dies, wie sie derzeit gehandhabt wird, nicht. Die magere aktive
Beteiligung von Männern in der Kirche zeigt (Seite 46), dass sowohl die Kindertaufe, wie auch die
darauf folgende Konfirmation dieses Ziel nicht erreichen.
Diese neue Form von christlicher Initiation muss zuerst gefunden oder entwickelt werden. Der
amerikanische Franziskanerpater, Richard Rohr, hat Leitlinien für eine christliche Initiation erar­
beitet. Eine Zusammenfassung findet sich im Anhang D auf Seite 63. Ideal ist es, wenn eine solche In­
itiation von den Jungen erwartet und herbeigesehnt wird (2008:111).
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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ANHANG
A Dank
Mein herzlicher Dank geht an:
•
Jens Kaldewey, Lehr-und Beratungsdienste, welcher als Fachmentor meine Arbeit begleitet,
durchgelesen und mir mit Rückmeldungen geholfen hat, die Arbeit in dieser Form und Qualität
zu schreiben.
•
Andreas Borter, Theologe und Genderfachmann, er hat mich durch ein Gespräch zur vertieften
Auseinandersetzung mit dem Thema, jenseits der mir bekannten Gedanken geführt. Mit den
Büchern, die er mir für diese Arbeit zur Verfügung gestellt hat, hat er die Literaturstudie in
diesem Umfang erst ermöglicht.
•
Hélène Fiechter, Bezirkspräsidentin, sie hat die – mir damals noch verborgenen Anzeichen –
der Überlastung durch Gemeinde- und Diplomarbeit erkannt und mit dem Bezirksrat zusam­
men, mir eine Freistellung für die Dauer der Diplomarbeit ermöglicht. Ohne diese Aufmerk­
samkeit und geschwisterliche Fürsorge hätte ich an der Gesundheit Schaden genommen und
diese Arbeit wäre auf halber Strecke liegen geblieben.
•
Alle Gemeindeglieder, welche während meiner Freistellung mit ihren Gaben in ihrer Freizeit für
mich eingesprungen sind und/oder an meinem Ergehen und an meiner Arbeit Anteil genom­
men haben.
•
Sandra, Micha, Tina, meine drei Kindern, welche nicht nur auf Gute-Nacht-Geschichten und
väterliche Präsenz verzichtet haben, sondern mich auch mit vielfältigen Liebeszeichen zu der
Arbeit ermutigt haben. Tina verdanke ich auch das Titelbild. Es freute mich, im Gespräch mit
den Kindern zu erfahren, dass sie mit Väterlichkeit positive Gefühle und Erfahrungen ver­
knüpfen. Das ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiss, nicht selbstverständlich und daher bin
ich sehr dankbar dafür.
•
Hanna, meine liebe Frau, die mir den Rücken freigehalten und viele meiner Aufgaben in der
Hausarbeit übernommen hat. In ihr fand ich immer wieder ein offenes Ohr, Ermutigung und
konstruktive Anregungen für meine Arbeit. Sie hat auch unermüdlich meine Arbeit durchgele­
sen und die Rechtschreibung in die richtige Form gebracht. Sie ist im wahrsten Sinne eine Hilfe
und ein Geschenk Gottes an mich.
•
Gott, welcher mir als „Vaterlosem“ Väterlichkeit anvertraut hat und auch zutraut. Er hat mir
die Augen für den Wert der Väterlichkeit neu geöffnet und mich ermutigt, ihr auch die Priori­
tät einzuräumen, welche ihr und den Kindern zusteht. Von meinem Vater im Himmel habe ich
auch immer wieder Durchhilfe beim Schreiben der Diplomarbeit erfahren – insbesondere bei
Durchhängern, wenn mir mal der Durchblick und damit die Motivation abhanden kamen.
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61
B Entstehung und Bedeutung des Titelbildes von meiner Tochter
Das Titelbild stammt von Tina, sie ist das jüngste unserer drei Kinder. Sie hat mir das Herz ge­
zeichnet, nachdem ich unsere Kinder gefragt habe, wie man Väterlichkeit auf der Titelseite dar­
stellen könnte. Idee, Ausführung und Texte stammen vollständig von ihr. Sie drücken die Gedan­
kenverbindungen, Erfahrungen und Bedürfnisse unserer 9-jährigen Tochter zum Thema aus.
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C Das Variablenmodell: Väter knüpfen am Vorhandenen an
Die Funktionsweise des Variablenmodells
Die auf Seite 30 dargestellte Vaterpyramide baut auf klaren Werten und Qualitäten auf, welche zu
„erfüllen“ sind, damit Kinder Väterlichkeit positiv erleben. Das Variablenmodell von Winter
(2008) folgt einem soziologisch „nüchternen“ und ideologisch offeneren Ansatz (Popp 2008:92).
Das Vatersein bewegt sich in den vier Grund- und Beziehungsebenen (Winter 2008:4):
•
Kind - Partnerin/Mutter - Arbeit - Vaterrolle
In jeder dieser Grund- und Beziehungsebenen sind Väter gefordert. Daher hat Winter das Varia­
blenmodell entworfen, er schreibt dazu:
Mit dem Variablenmodell sollen Väter nicht mit noch höheren Ansprüchen und noch umfas­
senderen Erwartungen bedrängt und überhäuft werden. Es geht vielmehr darum, sich positiv
anregen zu lassen, einen erweiterten Blick aufs Vatersein und vielleicht auch Distanz zu den
äusseren Anforderungen zu gewinnen und stärker das eigene Gestalten des Vaterseins in den
Blick zu bekommen, verbunden mit der aktiven Übernahme der Verantwortung, die Väter
tragen. (2008:6)
Winter sagt, Väter sollen am Vorhandenen anknüpfen. Sein Modell arbeitet deshalb mit Kompe­
tenzen, „bildlich gesprochen mit dem Käse, nicht mit den Löchern“ (2008:7). Das Variablenmodell
besteht aus 8 Paaren von Aspekten, das sind mögliche männliche Kompetenzen und Potenziale.
Ein „guter Mann“ oder „gelingendes Mannsein“ ist dadurch charakterisiert, dass jeweils auf
beiden Seiten Potenzialen ausgefüllt sind. Das Potenzial auf einen bestimmten Lebensbereich
hin – in unserem Fall auf das Vatersein – liegt in der möglichst ausgewogenen Entwicklung
innerhalb der Aspektpaare, aber auch zwischen den Aspekten insgesamt. (2008:7)
Das Modell ist beweglich ausgelegt. Unser gelebtes Potenzial wird von unserem eigenen Ergehen
und den Lebensumständen beeinflusst. Im Variablenmodell geht es darum, in der jeweiligen Lebenssi­
tuation die vorhandenen Potenziale zu erkennen und sie auszuschöpfen. Einseitigkeit kann am Varia­
blenmodell ebenfalls erkannt werden. Bei Bedarf können Potenziale, welche nicht gelebt werden,
bewusst belebt oder sich angeeignet werden (2008:8).
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Das Variablenmodell aus acht gegensätzlichen Paaren von Aspekten
Mögliche Kompetenzen und Potenziale
Konzentration
Gedanken bündeln •
Achtsamkeit, ganz da sein •
Dran bleiben •
Integration
• Überblicken und managen der Lebensfülle
• Beziehung und Arbeit, Vaterrolle und Kind
• Das Kind in die Welt einführen
Aktivität
Etwas in Angriff nehmen •
Einsatz und Wollen •
Aktivitätshunger der Kinder stillen •
Reflexion
• Nachdenken, verarbeiten
• Spannungen lösen, Schieflagen vermeiden
• Fehler erkennen, bekennen, ausgleichen
Präsentation
Mit Stolz zeigen, dass man(n) Vater ist •
Privat: Einsatz als Vater nicht demonstrieren •
Beruflich: Vaterrechte einfordern •
Selbstbezug
• Selbstwahrnehmung: Was löst es in mir aus?
• Selbstverantwortung: Ich, nicht die Umstände
• Zeit für sich ermöglicht „echtes“ Vatersein
Kulturelle Lösung/Prozess (Freiheit)
Mut, Neues zu wagen und Bisheriges zu verändern •
Arbeitszeiten, Leistungserwartungen anpassen •
Kinder begleiten in Trotzalter und Pubertät •
Kulturelle Bindung/Struktur (Sicherheit)
• Strukturen vermitteln, deren Gewinn aufzeigen
• Als Vorbild Regeln und Abmachungen einhalten
• Glauben (vor)leben, Beteiligung am Kult
Leistung
Aktives Vatersein kostet Kraft und Energie •
Verausgabung im Beruf verhindert gutes Vatersein •
Balance Berufsarbeit (Versorgung) und Hausarbeit •
Entspannung
• Entspannung, ausruhen, ermöglicht erst Leistung
• Kultur der Entspannung entwickeln, leben
• Vorbild für die Söhne für ausgewogenes Mannsein
Beziehungen zum gleichen Geschlecht
Kontakt zu andern Vätern (Erfahrungsaustausch) •
Vorbild für Männerfreundschaft, -kommunikation •
Vater-Sohn-Tage und -freizeiten, Initiation •
Beziehungen zum anderen Geschlecht
• Seine Frau und Mutter des Kindes lieben
• Vorbild für den Umgang mit Frauen
• Vater-Tochter-Tage und -freizeiten
Konflikt
Konflikte wahrnehmen, aushalten, angehen •
Vereinbarkeitsproblem: Arbeit – präsenter Vater •
Kinder konstruktive Selbstbehauptung lernen •
Schutz
• Grenzen wahrnehmen, nicht überschreiten
• Erwerbsarbeit: Schutz vor Mangel, soz.Abstieg
• Kinder lernen für andere einzutreten
Stärke
Können, stabiles Selbst, sicheres Selbstwertgefühl •
Väterliche Stärke strahlt gesunde Autorität aus •
Den Kindern etwas zutrauen, ihre Stärke zulassen •
Begrenztheit
• Vieles ist nicht beeinfluss- , form- oder richtbar
• Stärke begrenzen: Kindern eine Chance lassen
• Kinder werden selbständiger, Väter sterben
Tabelle 15: Variablenmodell aus acht gegensätzlichen Paaren von Aspekten (nach Winter 2008:7-32)
D Intitiation – Väter führen ihre Kinder ins Mannsein ein
Begriffsklärung
Initiation bezeichnet die Einführung eines Aussenstehenden (eines Anwärters) in eine Ge­
meinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand, z. B. vom Kind
zum Mann, [oder] vom Novizen zum Priester […]. Die Initiation folgt einem traditionellen In­
itiationsritus. (Wikipedia 2009b)
Christentum: Die christliche Taufe, die Konfirmation der evangelischen und die Kommuni­
on, Firmung der katholischen Kirchen haben aufgrund ihres Symbolcharakters initiierenden
Charakter. Hierbei tritt der spirituelle Charakter in den Mittelpunkt der Zeremonie. (Wikipe­
dia 2009b) [Die Bezeugung der rettenden Heilstat von Jesus Christus und die Aufnahme in
den Kreis der Glaubenden ist das zentrale Element der Initiation] (Hinzufügung R.W.).
Judentum: Im Judentum ist es die Bar Mizwa für 13-jährige Jungen, beziehungsweise die Bat
Mizwa für Mädchen. Sie müssen öffentlich aus der Tora vorsingen. (Wikipedia 2009b)
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Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Wiederentdeckung und Neugestaltung von Initiationsritualen
Der amerikanische Franziskanerpater, Richard Rohr, regt zu einer Wiederentdeckung von Initiationsri­
tualen in unserer Zeit an (Rohr und Fthenakis 2008:105) weil die bisherigen Rituale die Männer nicht
oder nur ungenügend erreichen. Initiation funktioniert nach ihm nur, wenn es eine gemeinsame,
geistliche Weisheit gibt, in die ein Junge eingegliedert werden kann und die bei der grossen
Mehrheit akzeptiert ist und als wertvoll gilt (2008:106). In der heutigen Gesellschaft seien die
letzten verbindenden Gemeinsamkeiten Sport, Bildung, Arbeit und Krieg.
Trainer und Ausbildungsoffiziere, Rauchen und Autofahren, Geld und Auszeichnungen, Titel
und Freundinnen sind heute unsere einzigen Mentoren und Initiationsriten. Das alles kann
uns etwas lehren, aber es ist niemand da, der uns sagt: „Du musst [auf] Gott […] hören“ oder
„Deine Seele steht auf dem Spiel“. Das wäre die Macht des transformierenden [dt.: verän­
dernden] Schwellenraumes, den wir Initiation nennen. (2008:106)
Letztlich geht es bei der Initiation darum, eine Erfahrung zu machen, dass sich mein Leben nicht um mich
selbst dreht, sondern dass ich zu etwas Grösserem gehöre als ich es selbst bin (2008:108). Dieses „zu Gott
gehören“ gibt uns das, was Jesus beschrieben hat als „Frieden, den die Welt nicht geben kann“
(Joh 14,27) und als „die Freude, die euch niemand mehr nehmen kann“ (Joh 16,22) (2008:116).
Leitlinien für eine Neugestaltung von Initiationsritualen
Die Zusammenstellung der Leitlinien (2008:109-113) habe ich in der Wortwahl, aber auch teilwei­
se inhaltlich angepasst, ohne sie jedoch in den Grundzügen zu verändern. Die Leitlinien können
sinngemäss auch für Mütter und Frauen gelten, wenn sie Mädchen ins Frausein einführen wollen.
1. Die persönliche Entdeckung von Sinn reicht nicht aus. Es muss eine gemeinsame Übereinstim­
mung geben in Bezug auf Gott und die Glaubensinhalte.
2. Es muss eine Gemeinschaft geben, die den Glauben teilt und mit Überzeugung weiterlebt. Es soll
nicht nur ein einmaliger Wochenend-Höhepunkt im Leben sein.
3. Initiation muss in etwas Gutes und Positives führen. Sie soll in einen (Lebens-)Raum führen, in
dem ich mich nicht ständig neu bestimmen und beweisen muss.
4. Eine längere Vorbereitung und eine freudige Erwartung auf die Initiation ist für den jungen Mann
wichtig. Idealerweise wird er mindestens ein Jahr lang vom Vater und anderen Männern
darauf vorbereitet.
5. Die Rituale werden durch christliche Symbole in ihrer Kraft und Wirkungsweise unterstützt.
6. Das ideale Alter liegt zwischen 13 und 16 Jahren.
7. Während der rituellen Tage ist es wichtig, dass eine enge und persönliche Verbindung zwischen
den Jungen und den älteren Männern entsteht, aus der gegenseitige Liebe und Respekt entstehen
kann, ebenso wie ein neuer Stand und Verantwortung in der Gemeinschaft. Rechte folgen nur
aus dieser Beziehung und Verantwortung heraus. (Dieser Punkt erinnert mich an den Rit­
terschlag, welcher aus einem Knappen einen Ritter macht, der sich dabei im Gegenzug
verpflichtet für das Recht und den Schutz der Schwachen einzutreten.)
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8. Weder Vater noch Mutter, noch sonst einer der Intitiatoren fragt den Jungen, ob er das tun „möch­
te“. Ideal ist es wenn die Initiation erwartet und herbeigesehnt wird.
9. Alle Initiationsriten haben den Charakter des Geheimnisvollen, einerseits um vorher die not­
wendige Neugierde und das Interesse zu schaffen und andererseits um sich von der Un­
möglichkeit zu befreien, alles nachträglich erklären zu wollen.
10. Schlussendlich können wir nur weitergeben, was wir haben. Das setzt voraus, dass die daran be­
teiligten Väter und Männer schon selbst wesentliche Glaubenserfahrungen gemacht ha­
ben.
Die Botschaften der Initiation
Botschaft
Voraussetzung
1. Das Leben ist hart.
Zulassen von berechtigtem Schmerz schützt
eher vor nutzlosem Leiden.
• Mt 11,28-30: „Mein Joch drückt nicht, und meine Last
2. Ich werde sterben.
Den „ersten Tod“ gestorben sein; vgl. Röm 6,3:
„Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf
Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod
getauft worden sind?“ (symbolisch ertrinken)
• Röm 8,31-39: „Weder Tod noch Leben,noch irgend
3. Ich bin nicht so wichtig.
Persönliche Bescheidenheit (kein Zwang zur
Besonderheit, keine dauernde Selbstbestäti­
gung nötig), Basis für Gemeinschaft, Familie
und Dienst.
• Lk 10,20: „Euer Name ist im Himmel verzeichnet.“
4. Ich habe nicht die Kontrolle.
Erfahrung der eigenen Machtlosigkeit, nur
Gott hat die Kontrolle.
• Mt 28,20: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt
5. Mein Leben dreht sich nicht um mich.
Das Wissen, dass ich Teil von etwas Grösserem
als ich selber bin. Mein Leben dreht sich um
Gott.
• Kol 3,3-4: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben
ist leicht.“ (Joh 14,27: Frieden; Joh 16,21-22: Freude;
Joh 16,33: innere Stärke)
etwas können uns scheiden von der Liebe Gottes.“
(1Kor 15,54-58: „Tod, wo ist dein Stachel?“)
(Ps 8,3-6: Gott denkt an uns; Lk 12,7: Haare sind ge­
zählt; Jes 49,14-16: in die Handfläche gezeichnet)
Ende.“ (Hiob 38: alle Aussagen mit „Fürchte dich
nicht“)
ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus,
euer Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit
ihm offenbar werden in Herrlichkeit.“ (1Kor 12,1-30:
Bild vom Leib; Joh 15,5-9: Weinstock und Rebe)
Tabelle 16: Initiation - Botschaft und Voraussetzung (nach Rohr und Fthenakis 2008:113-117)
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E Verwendete sozialwissenschaftliche Literatur in Kapitel 2.1
Primärquellen vor der Väterforschung
•
Entwicklungspsychologie (Schenk-Danzinger 1988). 462 Seiten. War in Österreich Band 1 der
„Schriften zur Lehrerbildung und Lehrerfortbildung“. „Dieses Buch zeigt die Entwicklung als
einen vom Reifungsgeschehen zwar gesteuerten, aber doch in wesentlichen Bereichen von der
Umwelt determinierten [dt.: bestimmten] Lernprozess“ (1988:Klappentext).
Primärquellen Väterforschung (sozialwissenschaftliche Fachbücher)
•
Engagierte Vaterschaft. Die sanfte Revolution in der Familie (Fthenakis 1999). 352 Seiten. Ft­
henakis ist einer der Pioniere der deutschsprachigen Väterforschung. Er schildert, „wie Väter
ihre Rolle heute in verschiedenen Lebensphasen und Familienformen […] wahrnehmen und
zeigt Wege auf, wie Männer mehr Väterverantwortung in unserer berufs- und leistungsorien­
tierten Welt übernehmen können“ (1999:Klappentext).
•
Väter. Die Bedeutung des Vaters für die psychische Entwicklung des Kindes (Le Camus 2001).
199 Seiten. Der Kinderpsychologe, Le Camus, hat sich in diesem Buch mit drei Zugangswegen
zur Vaterschaft auseinandergesetzt: der Bindungstheorie, der Entwicklungspsychologie und
der Psychoanalyse (2001:12).
•
Männer als Väter. Sozialwissenschaftliche Theorie und Empirie (Walter 2002). 861 Seiten.
„Deutschsprachige sozialwissenschaftliche Väterforschung ist nicht viel mehr als 20 Jahre alt.
Der vorliegende Band gibt einen repräsentativen Einblick in ihre aktuellen Fragen und die über
Theoriebildung und verschiedene Untersuchungsmethoden gesuchten Antworten. Es geht um
den Mann, der Vater ist, die Vater-Kind- und die Vater-Mutter-Dyade, die Vater-Mutter-KindTriade. Der Leser erfährt, welchen Blick die Psychologie und Soziologie, Psychoanalyse, Säug­
lings- und Bindungsforschung, sowie Evolutionstheorie und Rechtswissenschaft auf sie haben“
(2002:Klappentext).
•
Auf das Vorbild kommt es an – Wie Kinder von Vorbildern lernen. Eine Einführung in die Neuro­
biologie des Lernens. (Biegert 2005). Ein Fachbeitrag, herausgegeben vom Staatsinstitut für
Frühpädagogik (IFP). Der Beitrag zeigt auf, dass das Vorbild erwachsener Bezugspersonen für
die Kinder und Jugendlichen genau so wirksam und nötig ist, wie das Selbsterleben und Selbst­
erlernen. Erst wo dies erfasst und gelebt wird, ist der Boden für eine fruchtbare Erziehung und
Pädagogik gelegt.
Sekundärquellen Väterbewegung (Publikationen von Väterorganisationen)
•
Zeit zum Vatersein. Chancen einer befreienden Lebensrolle (Popp 2008). 190 Seiten. Das Buch
versucht einen aufbauenden Weg zu finden, jenseits der Idealisierung und der Dämonisierung
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des Vaterseins. Es will zum selbstbewussten und überdachten Vatersein anregen, wie auch die
Freude an der gelebten Vaterrolle wecken (2008:8).
Aktuelle sozialwissenschaftliche Studien und Gutachten
•
Lebenswelten Vater-Kind. Positive Väterlichkeit und männliche Identität (Peter Ballnik u. a.
2005). 216 Seiten. Diese Studie wurde vom Institut für psychosoziale Gesundheit (Ipsy-Salzburg)
durchgeführt. Vom Kind aus gedacht wird beschrieben, „welche Art von Väterlichkeit – auf­
bauend auf männlicher Identität – für die Entwicklung der Kinder günstig ist“. Mann und Frau
werden gleichwertig aber nicht als gleichartig gesehen. „Die AutorInnen gehen davon aus, dass
Kinder sowohl die Mutter als auch den Vater brauchen, dass väterliche Aufgaben andere sind
als die mütterlichen, sie gehen von einer Komplementarität der Erziehungsaufgaben aus“
(2005:10).
•
1. Österreichischer Männerbericht (bmsk 2005). 305 Seiten. Diese Studie wurde im Rahmen ei­
ner ganzheitlichen Geschlechterpolitik (Gendermainstreaming) dem Österreichischen Natio­
nalrat vorgelegt. Österreich hat auf dem Gebiet der Männerpolitik mit der „Männerpolitischen
Grundsatzabteilung“ eine Vorreiterrolle in Europa (2005:7). Die Studie schildert die männliche
Entwicklung, welche in drei Phasen geschieht: „ Buben und Burschen, Männer, Väter“
(2005:10). Jede Beschreibung der Phasen schliesst mit Handlungs- oder Forschungsempfehlun­
gen.
•
Facetten der Vaterschaft – Perspektiven einer innovativen Väterpolitik (BMFSFJ 2006). 249 Sei­
ten. Dieses Gutachten wurde vom deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend in Auftrag gegeben. Es hält die Entwicklung und die gegenwärtige Situation der
Vaterforschung fest und stellt Modelle vor, welche helfen sollen den Erkenntnisstand in kon­
krete Politik umzusetzen (BMFSFJ 2006:3).
F Verwendete theologische und christliche Literatur in Kapitel 2.2
Theologisch-wissenschaftliche Literatur
•
Väter – wie die Bibel sie sieht (Ohler 1996). 285 Seiten. Das einzige von mir gefundene deutsch­
sprachige theologisch-wissenschaftliche Buch zum Thema leibliche Vaterschaft. „Ziel des Bu­
ches ist es, die biblischen Texte mit dem, was sie zum Thema ‚Vaterschaft‘ sagen, zum Spre­
chen zu bringen“ (1996:11).3
Christliche Literatur
•
Pascha oder Papa – Vater sein nach dem Herzen Gottes (McClung 1995). 196 Seiten. „Dieses Buch
ist für Männer, die ihre Rolle als Vater und Ehemann so gut wie nur möglich erfüllen wollen
und sich dabei mit Entschiedenheit um biblische Prinzipien bemühen“ (1995:Klappentext). Ge­
hört vom Aufbau und Inhalt her zur christlichen Ratgeberliteratur.
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•
Väterlichkeit – der unersetzbare Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Kinder
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Eltern – Hirten der Herzen (2003). 248 Seiten. Der Untertitel „Biblisch orientierte Erziehung“ ist
Programm. Das Buch macht Mut zur christlichen Erziehung, welche tiefer geht als nur Werte
zu vermitteln oder Grenzen zu ziehen (2003:Klappentext). Fundierte Auseinandersetzung mit
dem Thema. Kein vom Humanismus durchtränktes Erziehungsbuch. Allerdings spricht der Au­
tor immer beide Eltern an, auch dort, wo im biblischen Urtext von Vätern die Rede ist. Daher
ist es zum Erforschen der väterlichen Kernkompetenzen nur bedingt eine Hilfe.
•
Versöhnung und Freisetzung der Generationen – Wie geistliche Schätze von einer Generation zur
anderen übertragen werden (Willis 2002). 184 Seiten. Generationentransfer ist eine Sache des
Herzens und der Väter (2002:18). Sie haben ein geistliches Erbe weiterzugeben.
•
Das Geheimnis deiner Stärke – Wie Gott deine Lebensgeschichte gebrauchen will (Härry 2007).
177 Seiten. In diesem Buch habe ich den Exkurs über die Bedeutung von Gott als Vater verwen­
det. „Die Bibel beschreibt Gott unzählige Male als Vater der Menschen, die zu ihm gehören.
Was ist damit gemeint? Wie drückt sich das konkret aus?“ (Härry 2007:90)
Interdisziplinäre (fächerübergreifende) Literatur christlicher Autoren
•
Moderne Väter – Weder Waschlappen noch Despot (Schirrmacher 2007). 92 Seiten. Der Theologe
und Völkerkundler gibt in diesem Buch aus christlicher Sicht einen kurzen und bündigen
Überblick über die ganze Väterforschung und Väterthematik.
•
Ein klasse Vater (Ruthe 2000). 124 Seiten. Ruthe verbindet Individualpsychologische Erkennt­
nisse mit biblischen Aussagen. Entscheidendes Vorbild für Väter ist Gott als Vater.
•
Müssen Männer Helden sein? Neue Wege der Selbstentwicklung (Zulehner 1998). 195 Seiten. Bei­
träge verschiedener Fachautoren. Das Buch enthält unter anderem eine Studie, in der das Ver­
hältnis von Mann und Religion untersucht wird und belegt, dass Religion als weiblich und Poli­
tik als männlich gilt (1998:11).
•
Kämpfen und Lieben – Wie Männer zu sich selbst finden (Grün 2004). 188 Seiten. Grün ist Bene­
diktinerpater und hat Philosophie und Theologie studiert. In diesem Buch ordnet er die vom
Psychoanalytiker Jung definierten Archetypen biblischen Personen zu. In diesen Bildern soll
der Leser sich wiedererkennen und zu sich selbst und zu wahrer Männlichkeit finden.
•
Vater, Sohn und Männlichkeit – Wie der Mann zum Mann wird (Rohr und Fthenakis 2008). 126
Seiten. Beiträge verschiedener Fachautoren. Richard Rohr ist amerikanischer Franziskanerpa­
ter und engagiert sich unter anderem für ein neues Männerbild. In diesem Buch interessiert
mich sein Beitrag „Vom Jungen zum Mann – Die Wiederentdeckung von Initiationsritualen in
unserer Zeit“ (2008:105).
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G Verwendete Software
Quelloffene Software (open source, kostenlos)
Linux Betriebssystem
http://www.ubuntu.com/
Textverarbeitung
http://de.openoffice.org/
Schriftenfamilie „Gentium“
http://www.sil.org/~gaultney/Gentium/
Webbrowser
http://www.mozilla-europe.org/de/firefox/
Literaturverwaltung
http://www.zotero.org/
Mind Map
http://www.xmind.net/
Vektorgrafik
http://www.inkscape.org/?lang=de
Bildbearbeitung
http://www.gimp.org/
Wine (Windows Software unter Linux)
http://www.winehq.org/
Bibel-Software (proprietär)
Stuttgarter Elektronische Studienbibel
http://www.sesb-online.de/
(nur unter Windows einsetzbar)
Quadro-Bibel
http://www.quadro-bibel.de/
(unter Wine einsetzbar)
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Street Art in Berlin: ein Aufruf zum Ausbruch aus den traditionellen
Geschlechterrollen
(Tabea Huth 2006)..................................................................................................................11
Abbildung 2: Diade.........................................................................................................................................13
Abbildung 3: Triade........................................................................................................................................13
Abbildung 4: Das Instanzenmodell nach Freud (Grafik Rainer Zenz, Wikipedia 2006)......................27
Abbildung 5: Die Vaterpyramide (nach Peter Ballnik u. a. 2005:66-75)................................................31
Abbildung 6: Was es bedeutet, dass Gott unser Vater ist (nach Härry2009:90-94 und eigenen
Ergänzungen)..........................................................................................................................41
Abbildung 7: Die drei Arten der Autorität (nach Schirrmacher 2007:21-26).......................................50
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Vaterbilder und Vaterfunktionen in biblischer und antiker Zeit.........................................4
Tabelle 2: Vaterbilder und Vaterfunktionen ab 1800 bis heute...............................................................5
Tabelle 3: Positionen in der Männerforschung (nach Drinck 2005:200)...............................................14
Tabelle 4: Gleichheitsideologie und Differenzideologie..........................................................................19
Tabelle 5: Biblisches Ergänzungsmodell.....................................................................................................20
Tabelle 6: Die Rolle von Vater und Mutter bei der geschlechtlichen Entwicklung (Le Camus
2001:10.17; Walter 2002:495)....................................................................................................25
Tabelle 7: Was Kinder in Bezug auf ihre Identität vom Vater erwarten (nach Eldredge 2005:7-13)
.......................................................................................................................................................26
Tabelle 8: Vier Persönlichkeitstypen positiver Väterlichkeit (nach Peter Ballnik u. a. 2005:188201; bmsk 2005:135-141)...........................................................................................................33
Tabelle 9: Überblick über die väterlichen Kernkompetenzen aus sozialwissenschaftlicher Sicht..34
Tabelle 10: Die Einstellung zum Kind in den verschiedenen Kulturen.................................................39
Tabelle 11: Die Phasen der Anleitung in der Nachfolge (nach Willis 2002:54)....................................46
Tabelle 12: Die Tätigkeiten der Väter mit ihren Kindern (nach Zulehner 1998:18)...........................47
Tabelle 13: Kirchenbesuch der Kinder aufgrund des Verhaltens von Vater und Mutter (Low 2003)
.......................................................................................................................................................48
Tabelle 14: Überblick über die väterlichen Kernkompetenzen aus christlich-theologischer Sicht53
Tabelle 15: Variablenmodell aus acht gegensätzlichen Paaren von Aspekten (nach Winter 2008:732).................................................................................................................................................63
Tabelle 16: Initiation - Botschaft und Voraussetzung (nach Rohr und Fthenakis 2008:113-117)....65
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71
LITERATURVERZEICHNIS
admin.ch. 2006. „Eidgenössische Volksinitiative ‚Gleiche Rechte für Mann und Frau‘.“ Die Bundes­
behörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
http://www.admin.ch/ch/d/pore/vi/vi127.html (Zugegriffen 30. Dezember 2008).
AKTION Männer und Gleichberechtigung. 2008. „Gleichberechtigung - Vergleich 1981 und 2003.“
AKTION Männer und Gleichberechtigung, ... denn Gleichberechtigung ist auch Männersache! http://
www.gleichberechtigung.ch/tabelle.htm (Zugegriffen 30. Dezember 2008).
Amendt, Gerhard. 1999a. Vatersehnsucht Annäherung in Elf Essays. Bremen: Universität Bremen, In­
stitut für Geschlechter- und Generationenforschung.
Amendt, Gerhard. 1999b. „Wider die Verteufelung und die Verherrlichung des Männlichen.“ Der
Standard, November 3 http://www.pappa.com/emanzi/amendt.htm (Zugegriffen 12. No­
vember 2008).
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PUBLIREPORTAGE
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ideaSchweiz l 13/2009
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Warum?
Zielgruppe
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vollzeitlichen Dienst in Gemeinde oder Mission absolvieren wollen und bereits in einer
verbindlichen Mitarbeit in einer Gemeinde oder einem Missionswerk stehen: angehende
Jugendarbeiter, Gemeindeleiter,
Pastoren, sozialdiakonische Mitarbeiter, Missionare u. ä.
Zielsetzung
Die
Studierenden
erwerben
in diesen 4- bis
6-jährigen theologischen Ausbildungen berufsMichael
qualifizierende
Girgis
Kompetenzen in
den grundlegenden theologischen Fächern sowie wertvolle
praktische Erfahrungen.
(Eine Ausnahme bildet der
1-jährige
Studiengang
igw.
network, der als Ausbildung für
eine ehrenamtliche Tätigkeit
angelegt ist.)
Tätigkeiten unserer Absolventen
75 % unserer bisher insgesamt
173 Absolventen (Bachelor-Programm seit 1996) arbeiten heute
in einem solchen vollzeitlichen
leitenden Dienst, und zwar v. a.
in folgenden Berufen:
•Gemeindeleiter
•Pastor
•Jugendpastor
•Mitarbeiter in Missionswerk
•sozialdiakonischer Mitarbeiter
•Jugendarbeiter
Die 7 Pluspunkte von IGW
1. fundierte theologische Ausbildung
2. innovatives Ausbildungskonzept – studienbegleitende
Praxis
3. einzigartige Kombination von
Theorie, Praxis und Persönlichkeitsentwicklung
4. ganzheitliche Ausbildung
5. mitten im Leben
6. modular und massgeschneidert
7. anerkannte Abschlüsse
Auf www.igw.edu kann die
ausformulierte Version dieser
7 Punkte heruntergeladen oder
per E-Mail an [email protected]
bestellt werden.
IGW ist eduQua-zertifiziert!
Mit dem eduQua-Zertifikat erhält IGW das wichtigste und
bedeutendste
schweizerische
Qualitätszertifikat für Aus- und
Weiterbildungsinstitutionen. Das
eduQua-Zertifikat bescheinigt IGW
ein zeitgemässes, hochstehendes
sowie praxisrelevantes Angebot.
Die Zertifizierung erfolgt durch
die Schweizerische Vereinigung
für Qualität und ManagementSysteme (SQS).
Studiengänge und Angebote
Ausgezeichnete Qualität
Unsere über 150 Studierenden
im Bachelor-Programm, die uns
zur grössten theologischen Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Europa machen, irren
sich nicht. Unsere Ausbildung
hält, was sie verspricht. Das
kürzlich erhaltene eduQuaZertifikat bescheinigt IGW ein
zeitgemässes, hochstehendes
und praxisrelevantes Angebot
(siehe Kasten).
Überzeugen Sie sich vor Ort
an einem Schnuppertag. Wir
freuen uns auf Sie und/oder
Ihren Leiternachwuchs!
Michael Girgis, Co-Rektor IGW
Weiterbildung (MA)
Gerade in Zeiten der Veränderung
ist lebenslange Weiterbildung wichtig: praxisrelevantes, theologisches
Forschen, spannende Kurse, aktuelle
Literatur und Einbezug der eigenen
Praxis bilden die Grundlage unserer
berufsbegleitenden Weiterbildung.
Fernstudium
fundierte biblische Ausbildung für
ehrenamtliche Mitarbeitende mit
massgeschneidertem,
individuellem Studienprogramm aus Präsenz- und Fernkursen.
Kursbesuch als Gasthörer
IGW bietet eine grosse Vielfalt von
Kursen und Seminaren an, die auch
Hörerinnen und Hörer besuchen
können. Eine ideale Gelegenheit,
um IGW-Luft zu schnuppern oder
zu interessanten Konditionen von
kompetenten Referenten zu profitieren. Die Kursliste ist online einsehbar, unter «Kurse».
Downloads (NEU!)
Die Studienangebote im Bereich Ausbildung (Bachelor)
Studiengang Bachelor of Arts
(BA)
Studiengang Master of Theology (BTh-MTh)
Dauer: 4 Jahre
Voraussetzung: abgeschlossene
Berufslehre
Credits: 180 C. (ECTS)
Abschluss: Bachelor of Arts (BA)
Nach Abschluss kann im MAStudiengang weiter studiert
werden.
Dauer: 6 Jahre
Voraussetzung: Matura/Abitur
oder Berufsmatur plus «Passerelle»
Credits: 300 C. (ECTS)
Abschluss: Bachelor of Theology
(BTh) und anschliessend Master
of Theology (MTh)
Studiengang igw.network
Dauer: 1 Jahr
Voraussetzung: abgeschlossene
Berufslehre
Credits: 30 C. (ECTS)
Abschluss: igw.network-Zertifikat
Nach Abschluss kann in das
zweite Jahr des BA-Studienganges eingestiegen werden.
Abschlussarbeiten, Handouts, Magazine und Artikel stehen in unserem Downloadbereich kostenlos
zur Verfügung.
1991 gegründet, über 340 immatrikulierte Studierende.
www.igw.edu (CH) oder
www.de.igw.edu (DE).
PUBLIREPORTAGE
10
ideaSchweiz l 09/2008
Umsetzung der grossen Studienreform
Neue Lernfelder bei IGW
Mit grundlegenden Neuerungen richtet IGW sich noch
stärker auf sein Hauptziel
aus, Menschen umfassend
für ihren Dienst auszubilden.
IGW hat die grosse europäische Bildungsreform zum
Anlass genommen, sein Ausbildungskonzept grundsätzlich zu überarbeiten und sich,
so Co-Rektor Michael Girgis,
«noch einmal neu zu erfinden.»
Zum Start des Studienjahres
im September 07 wurden daher
teilweise tiefgreifende Neuerungen lanciert. So orientiert
sich das Bachelor-Programm
(BA), das Männer und Frauen
in 4 Jahren für ihren Dienst in
Gemeinden oder christlichen
Werken ausbildet, neu an drei
«Lernfeldern»: Theorie, Praxis
und Praxisbegleitung.
Theorie deckt ab, was man gemeinhin unter schulischer Aus-
bildung versteht:
Hier wird auf allen Gebieten der
Theologie das für
den Dienst notwendige Fachwissen vermittelt. Die
Michael
Praxis, bei IGW
Girgis
immer schon ein
wichtiges Ausbildungselement,
wird noch stärker in den Studiengang eingebunden, so dass
im praktischen Dienst erworbene Kompetenzen dem Studium nun angerechnet werden
können. Im Bereich Praxisbegleitung schliesslich werden in
neu entwickelten Kursmodulen
die grossen Ausbildungsthemen
Persönlichkeitsentwicklung und
Jüngerschaft über die gesamten
4 Jahre des Studiums vertieft.
Ausführliche Informationen zur
grossen Studienreform finden
Sie auf www.igw.edu ➝ Ausbildung ➝ Studienreform 2010.
Cla Gleiser, Studienleiter IGW
Neue Fachrichtung bei IGW
Studiengang Missionale Theologie
Der Ruf nach qualifizierten
und missionarischen Fachkräften in Werken, Gemeindeverbänden und Missionsgesellschaften wird immer
lauter. Spürbar ist vor allem
der Mangel an klassischen
Evangelisten. Für den Dienst
an Bevölkerungsgruppen aus
orientalischen bzw. überseeischen Ländern werden auch
Inlandmissionare
gesucht.
Gerade die Ausbildung zum
Missionsdienst unter Moslems wird zunehmend an
Wichtigkeit gewinnen.
IGW stellt sich diesen neuen
Herausforderungen und rüstet
Menschen zum Dienst aus –
nicht nur für die bisherigen
klassischen Missionsländern,
sondern gerade auch für das
europäische Umfeld. Aus diesem Grund erweitert IGW sein
Angebot an Fachrichtungen auf
BA-Niveau: Neben Theologie
(Schwerpunkt
systematische
Illustration: www.gleiser.ch
und biblische Fächer), praktischer Theologie, Missiologie
und Sozialdiakonie steht IGWStudenten ab September 2008
ein Studiengang in missionaler
Theologie offen. Die neue Fachrichtung hat folgende Schwerpunkte:
1. Evangelisation im
nachchristlichen Europa
Seit einigen Jahren fehlen zunehmend Evangelisten für Gemeinden und spezielle übergemeindliche Anlässe. Wir sind
überzeugt, dass dieser Dienst
für die Zukunft wieder verstärkt
gefragt sein wird. IGW wird sich
vermehrt für die Gewinnung
und Ausbildung von Menschen
einsetzen, die in diesem Dienst
ihre Zukunft sehen.
2. Gemeindegründung und
Gemeindebau
Europa ist zum klassischen Missionskontinent geworden. Damit
gewinnt die Thematik «Mission»
Relevanz für Gemeindebau und
Evangelisation in
unserer
Gesellschaft. Die Ausbildung bei IGW
vermittelt
zuHelmut
künftigen PionieKuhn
ren und Gemeindegründern in diesen Bereichen
Fachkompetenz und Perspektive.
3. Transkulturelle Mission
Mission findet vor unserer eigenen Haustüre statt. Religionen
und Weltanschauungen aus
verschiedenen Kulturen prägen
unsere Gesellschaft. Gerade der
Dienst unter Moslems wird an
Wichtigkeit zunehmen. IGW
wird Studierende befähigen, das
Evangelium in einer multikulturellen Gesellschaft weiterzugeben. Dabei sucht das Institut
bewusst die Zusammenarbeit
mit evangelistisch und missionarisch tätigen Partnern.
Helmut Kuhn, Direktor EE
Studiengang
Bachelor of Arts (BA)
Ziel: vollzeitlicher Dienst in
Gemeinde oder Mission
Voraussetzung: abgeschlossene
Berufslehre
Dauer: 4 Jahre (180 Credits)
Studiengang Master
of Theology (BTh-MTh)
Ziel: vollzeitlicher Dienst in
Gemeinde oder Mission
Voraussetzung: Matura/Abitur
Dauer: 5 Jahre (300 Credits)
Studiengang igw.network
Ziel: ehrenamtliche Mitarbeit in
der Gemeinde
Voraussetzung: abgeschlossene
Berufslehre
Dauer: 1 Jahr (30 Credits) mit
Anschlussmöglichkeit an BA
oder BTh-MTh
www.igw.edu