Zur Elternarbeit
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Zur Elternarbeit
Zur Elternarbeit im Bereich Medienerziehung Rainer Strick "Da kommt ja doch keiner, oder ...? Zur Elternarbeit im Bereich Medienerziehung Über Elternarbeit im Bereich Medienerziehung zu schreiben, heißt auch immer, sich gegen verbreitete Vorurteile zu wehren: "Da kommt ja doch keiner .... die, die es angeht, sind nicht ansprechbar ..." usw. Diese Vorurteile haben ihre Ursache sicher auch darin, daß der jährliche Elternabend zum Thema Fernsehen im Kindergarten oder in der Grundschule häufig die einzige Form war, in der Medienerziehung in diesem Bereich stattfand. Dies ist natürlich eine einfache Lösung für viele Erziehungseinrichtungen: Man braucht sich nicht weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen, hat mal wieder deutlich gemacht, daß die Verantwortung für den Medienkonsum der Kinder nur bei den Eltern liegt (denn im Kindergarten wird ja schließlich nicht ferngesehen!) und mögliche Probleme auch im Elternhaus zu lösen sind. Einen "erfolgreichen" Elternabend zu machen ist ja schließlich auch nicht so schwer: Man besorgt sich einen Referenten und ein paar Horrorvideos aus der Videothek nebenan, die dann Kita Debatte 02/1994 57 Zur Elternarbeit im Bereich Medienerziehung am Anfang gezeigt werden. Wenn es dann den ersten Eltern schlecht wird, hat man den nötigen Betroffenheitspegel erreicht und damit eine gute Grundlage für ein allgemeines Katastrophengemälde mit dem Titel "Medienkonsum". Ein mit vielen Fremdworten gespickter Vortrag des Referenten trägt dann noch dazu bei, selbigen als erfahrene Kapazität auf dem Gebiet der Medienerziehung auszuweisen. Die Eltern gehen dann geschockt wie nach einem Horrorfilm nach Hause und sind genauso alleingelassen und hilflos wie vorher. Das oben gesagte mag überspitzt formuliert sein, kennzeichnet aber leider immer noch einen Teil der Erwartungen, die bei Anfragen in Sachen Elternabende herauszuhören sind. Dies soll nicht heißen, daß Elternabende unsinnig sind, nur sollten genaue Überlegungen angestellt werden, in welchem Kontext und mit welchen Methoden Elternarbeit sinnvoll sein kann. Dazu können vielleicht die Erfahrungen in der Elternarbeit nützlich sein, die seit vielen Jahren in der Planstelle für Jugendschutz beim Kreisjugendamt Weilheim-Schongau gesammelt wurden. Seit 1985 wird im Rahmen dieser Stelle regelmäßig in verschiedenen Bereichen der Medienerziehung intensiv gearbeitet: Projektarbeit in Kindergärten und Schulen, Elternarbeit in verschiedenen Formen, Fortbildungsangebote für Erzieherinnen und Lehrerinnen, rezeptive Angebote (Kinderkino), aktive Videoarbeit. Im folgenden soll es vor allem um die praktischen Aspekte dieser Arbeit gehen. 58 Grundsätzliche Überlegungen Elternarbeit zum Thema Medien macht nur dann einen Sinn, wenn sie in ein Konzept verschiedener präventiver Angebote eingebettet ist, die nicht nur die Eltern, sondern auch Kinder und Erziehungspersonal als Zielgruppe haben. Denn sich nur auf die Eltern zu konzentrieren hieße ja, daß man diesen die alleinige Verantwortung dafür aufbürdet, daß sich bestimmte Entwicklungen in unserer Gesellschaft und in den Medien nicht gerade durch Rücksichtnahme auf Kinder auszeichnen. Weiterhin setzt es voraus, daß alle Eltern grundsätzlich in der Lage sind, in allen Bereichen der Erziehung Kompetenz zu zeigen. Unsere Erfahrung zeigt aber, daß mit der zunehmenden Komplexität von kindlichen Lebenswelten sich auch immer mehr Eltern in der Auseinandersetzung mit diesen überfordert fühlen. Die fatale Konsequenz besteht dann scheinbar zunehmend darin, daß immer häufiger Eltern vor den Schwierigkeiten des Erziehungsprozesses kapitulieren und "gar nicht mehr" erziehen, bzw. sich nicht in der Lage sehen, für ihre Kinder klare und verständliche Grenzen zu setzen. Hier besteht eine wichtige Aufgabe der Erziehungseinrichtung darin, sich mit den Lebenswelten der Kinder aktiv zu befassen, zu denen nun auch einmal der Medienkonsum zählt (und nicht, wie häufig im Schulbereich, sich auf einen reinen Bildungsauftrag zurückzuziehen). Viele Eltern sind darauf angewiesen, daß man sie in der Erziehung unterstützt und Kita Debatte 02/1994 Zur Elternarbeit im Bereich Medienerziehung ihnen hilft, Kompetenzen dort zu erwerben, wo sie sich überfordert fühlen. Konkret auf Medienerziehung bezogen heißt das z. B., daß man den Eltern hilft, Kriterien zu entwickeln, nach denen sie beurteilen können, welche Medieninhalte und welche Form des Medienkonsums sie für ihre Kinder akzeptieren bzw. als problematisch ansehen. Mit der pauschalen Vorgabe von "guten" und "schlechten" Fernsehsendungen oder Filmen ist ihnen wenig gedient. Da der Stellenwert von Informationsvermittlung über Bilder im Gegensatz zu der über Schrift stetig zunimmt, wäre es höchste Zeit, daß in Erziehungseinrichtungen, besonders in den Schulen, auch die Bildersprache und deren "Grammatik" gelehrt wird. Die Vermittlung von Schriftsprache wird ja schließlich auch nicht als alleinige Aufgabe der Eltern angesehen. Formen der Elternarbeit Im folgenden sollen drei Möglichkeiten der Elternarbeit zum Thema Medienerziehung in ihren praktischen Aspekten aufgezeigt werden die sich u. a. in der Arbeit der Jugendschutzstelle bzw. im Bereich der politischen Bildung bewährt haben. 1. Elternabende Zurück zu den eingangs erwähnten Elternabenden. Elternabende werden von mir in der Regel im Zusammenhang mit Projekten zur Medienerziehung in Kindergärten oder Schulen durchgeführt, die sich über einige Wochen erstrecken. Kita Debatte 02/1994 Ziel Die Elternabende haben zum einen den Sinn, die Eltern über Verlauf und Zweck der o. g. Projekte zu informieren, finden also meist gegen Ende derselben statt, zum anderen geht es darum, den Eltern Kompetenz und Hilfestellung im Erziehungsprozeß bezüglich der Medien zu vermitteln und sie zu einer aktiven Auseinandersetzung mit diesen anzuregen. Methodisches Für Referenten ist es unerläßlich, über gewisse rhetorische Fertigkeiten zu verfügen; für die Eltern, die oft schon den ganzen Tag gearbeitet haben (und sich in Kindergärten dann auch noch auf viel zu kleinen Kinderstühlen den Rücken verbiegen), ist es schlichtweg eine Zumutung, sich dann auch noch eine unverständliche Wissenschaftsdarbietung anzuhören. Im Laufe der zahlreichen Elternabende der letzten Jahre hat sich immer wieder gezeigt, daß bestimmte Erwartungen von Seiten der Eltern oder der Veranstalter vorhanden sind, die nicht erfüllt werden können und sollen: So gibt es die deutliche Tendenz, die Verantwortung für den kindlichen Medienkonsum auf die Referenten zu übertragen: Sie oder er soll einfach einmal ein paar "gute" Sendungen empfehlen und von ein paar "schlechten" abraten, mit diesem Patentrezept ließen sich dann die anstehenden Probleme lösen. Nur: Die Verantwortung dafür, was die Kinder zu Hause sehen, liegt letztlich bei den Eltern. Überhaupt sind einfache Patentrezepte, zumal von 59 Zur Elternarbeit im Bereich Medienerziehung "wissenschaftlicher" Natur, sehr beliebt, weil sie die Auseinandersetzung mit den Kindern und den Medieninhalten ersparen; als ob es die für alle Kinder "guten" und "schlechten" Kinderserien gäbe! Wichtig ist es also, von vornherein klarzumachen, daß es die einfachen Patentrezepte nicht gibt: daß keine "guten" und "schlechten" Sendungen aufgelistet werden, daß Referenten keine allwissenden Erziehungsproblemlöser sind, die den Eltern endlich mal sagen, wo es langgeht in der Erziehung, daß Kinder schließlich auch nicht so einfach strukturiert sind, daß ihr Leben nach wissenschaftlichen Modellen funktioniert (diese Erkenntnis stellt sich spätestens dann ein, wenn die Kinder das "A-Team" der vielgelobten "Sendung mit der Maus" vorziehen). Häufig muß auch der Erwartung entgegengetreten werden, daß das Fernsehprogramm für alle Erziehungsprobleme verantwortlich gemacht werden kann. Der Aufbau des Elternabends sollte möglichst abwechslungsreich sein, d. h. Vortragsteile sollten mit Diskussionen und Filmbeispielen wechseln. Die Erfahrungen mit Gruppenarbeit sind durchaus unterschiedlich; problematisch kann es sein, daß für viele Eltern diese Arbeitsform ungewohnt ist, und, da man als Referentin ja nicht an jeder Gruppe teilnehmen kann, die Gruppen von verbal starken Teilnehmerinnen dominiert werden. Als durchaus sinnvoll hat es sich auch erwiesen, das Thema auf zwei Elternabende aufzuteilen, die nicht zu dicht zusammenliegen sollten. Aus dem Interesse der Eltern haben sich folgende Themenschwerpunkte herauskristallisiert: "Warum ist das Programm so wie es ist?" Vielen Eltern ist es wichtig, grundlegende Informationen zu unserem Rundfunksystem zu bekommen, vor allem, da sie sich bestimmte Formen der Programmgestaltung nicht erklären können. Dabei sind vor allem wichtig: Informationen zum Jugendschutz im Rundfunkstaatsvertrag, Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern (hinsichtlich Finanzierung und rechtlicher Grundlagen und deren Auswirkung auf das Programm), Programmschema und gestaltung usw.. Das Interesse an diesem Themenbereich ist z. Z. aufgrund der Diskussion über Gewalt im Fernsehen in den Printmedien groß. Wichtiger "Nebeneffekt" ist es hierbei, daß den Eltern klar wird, daß es bei der Programmgestaltung kaum noch (bzw. bei den Privatsendern gar nicht) um ein auch für Kinder vertretbares Programm geht, sondern um Einschaltquoten und Gewinnmaximierung; d.h. auch an die Programmveranstalter kann die Verantwortung von den Eltern nicht delegiert werden. "Warum ist Fernsehen für Kinder so faszinierend und warum kann es so starke Gefühle auslösen?" Viele Eltern beschäftigt die Frage, warum ihre Kinder, besonders die jüngeren, sich so stark vom Fernsehen fesseln Inhalte 60 Kita Debatte 02/1994 Zur Elternarbeit im Bereich Medienerziehung lassen, bzw. warum es so starke Gefühle auslöst. Hier ist es wichtig, die Eltern auf bestimmte Wahrnehmungsweisen von Kindern, die sich von denen der Erwachsenen unterscheiden, hinzuweisen. Die meisten Eltern wissen z. B. nicht, daß -besonders kleinere Kinder - noch nicht zwischen Fiktion und Realität trennen können, daß also Arnold Schwarzenegger für Kinder nicht nur in der Bildröhre mit Schießprügeln im Abflussrohr-Format herumfuchtelt, sondern ganz real im gepflegten Wohn- oder Kinderzimmer! (...) "Woran erkenne ich denn, welche Filme ich meinen Kindern zeigen kann und welche nicht?" In diesem Punkt wird von den Eltern am deutlichsten konkrete Hilfestellung eingefordert. Den Eltern nur "gute" und "schlechte" Sendungen auszuweisen, ist wenig hilfreich; es würde voraussetzen, daß man als Referentin ständig über das komplette Programmangebot informiert ist (was bei über 20 Kabel- und noch mehr Satellitenprogrammen kaum möglich ist). Wird die empfohlene Serie dann durch eine neue ersetzt, sind die Eltern so ratlos wie vorher. Außerdem setzen solche Pauschalempfehlungen voraus, daß alle Kinder gleich oder ähnlich auf bestimmte Medienbotschaften reagieren. Aber zum Glück "funktionieren" Kinder ja nicht so einheitlich. Die Eltern sollen Anstöße erhalten, sich mit den Medieninhalten und -formen auseinander zu setzen, ebenso mit den Sehgewohnheiten und Reaktionen ihrer Kinder. Kita Debatte 02/1994 Den Eltern eine Einführung in die Bildersprache der Medien zu geben, ist unerläßlich, wenn man ihnen Kompetenz im Umgang mit denselben vermitteln will. Dieses Thema füllt allerdings problemlos einen kompletten Elternabend, ist aber für die Eltern i.d.R. sehr interessant und spannend. Anhand ausgewählter Filmbeispiele lassen sich exemplarisch Grundbegriffe der Filmsprache wie Schnitt, Kameraführung, Ton, Sprache, Musikeinsatz, Rückblende, Zeitsprünge, Lichteinsatz usw. erklären. Es läßt sich zeigen, mit welchen Mitteln bestimmte Gefühle beim Zuschauer erzeugt werden (Spannung in Vorabendserien z.B. fast immer durch Parallelmontage, schnelle Schnitte und entsprechenden Musik-Dauereinsatz). Wichtig zur Beurteilung von Kindersendungen und filmen ist es sicherlich, auch zu wissen, daß kleinere Kinder mit Rückblenden, Zeitsprüngen und Parallelmontagen Verständnisprobleme haben können, wie Spannung aufgebrochen werden kann und welche Funktion dabei das Lachen hat. Methodisch habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, den Eltern zunächst gegensätzlich gestaltete Filmausschnitte zu zeigen und sie dann selbst (evtl. in Arbeitsgruppen) die Gestaltungsmerkmale herausfinden zu lassen, auch im Hinblick auf die Mediengewohnheiten der Kinder. Letztlich ist es notwendig (wenn auch nicht immer realisierbar!), daß die Eltern gelegentlich mit ihren Kindern gemeinsam Medienangebote wahrnehmen, um Reaktionen •und Verarbeitungsmöglichkeiten ihrer Kinder einschätzen zu können, und nicht 61 Zur Elternarbeit im Bereich Medienerziehung die irgendwelcher statistischen Durchschnittskinder! "Welche Verarbeitungsmöglichkeiten haben Kinder?" Es gibt bestimmte Fragen, die regelmäßig in den Diskussionen auftauchen, vor allem die nach dem Nachspielen von Fernseherlebnissen, nach dem Austoben nach spannenden Filmen und nach den FernsehTräumen von Kindern. Oft ist den Eltern nicht klar, daß es sich - vor allem beim Nachspielen - um für Kinder wichtige Verarbeitungsformen handelt, die keinesfalls unterbunden werden sollten. Wenn man mit Kindern Projektarbeit zum Thema Medien macht, wird sehr schnell deutlich, wie wichtig den Kindern auch die verbale Wiedergabe von Medienerlebnissen ist. Hierzu sollten Eltern sich Zeit nehmen, auch wenn das bei immer mehr alleinerziehenden bzw. doppelt arbeitenden Eltern schwieriger wird. Einen immer größeren Raum nimmt die Diskussion über die Schwierigkeit (oder Unfähigkeit?) ein, Grenzen in der Erziehung zu setzen. Gerade beim Fernsehkonsum sehen sich Eltern oft nicht in der Lage, Grenzen zu setzen bzw. zu erklären, und benötigen hier Unterstützung und Ermutigung. Leider wird der Konflikt oft dadurch umgangen, daß - auch sehr kleinen Kindern - der eigene Fernseher ans Kinderbett gestellt wird. Daß Erziehung nicht konfliktfrei vor sich gehen kann, ist scheinbar vielen Eltern nicht klar. Zusammenfassend zu diesem Punkt läßt sich sagen, daß die Eltern auf den Elternabenden meist sehr interes 62 siert sind, auch wenn man die vorherigen Erwartungen an Patentrezepte zur Erziehung nicht erfüllt. Sogar wenn zwei Elternabende angesetzt wurden, war die Resonanz meistens erfreulich hoch und die Diskussion sehr angeregt. Für viele Eltern ist es allerdings wichtig, nach Elternabenden eine Möglichkeit zu haben, Beratung nachfragen zu können. Solche Angebote werden in der letzten Zeit in unserem Landkreis zunehmend genutzt. 2. Einzelqespräche mit Eltern Nicht häufig, aber meist sehr erfolgreich, sind Einzelgespräche mit Eltern. Ein Grund dafür, daß sie so selten Zustandekommen, liegt wohl auch darin, daß sie als Eingriff in die Privatsphäre empfunden werden können. Es gibt aber durchaus Situationen, bei denen es wichtig ist, die Eltern direkter als auf einem Elternabend zu erreichen. Bei der Projektarbeit in Kindergärten gibt es gelegentlich Kinder, die offensichtlich große Schwierigkeiten haben, ihre Medienerfahrungen zu verarbeiten. Befaßt man sich dann näher mit diesen Kindern, wird meist klar, daß diese Schwierigkeiten Ausdruck anderer Familienprobleme sind. D. h., die Tatsache, daß es Kinder gibt, die außer dem Fernsehen und dem Game-Boy fast keine Freunde haben, zeigt, daß diesen Kindern von Seiten der Eltern auch kaum Möglichkeiten geschaffen werden, anderen Beschäftigungen nachzugehen. Solche Kinder sehen dann häufig Filme, die ihre Verarbeitungsmöglichkeiten weit übersteigen. In solchen Fällen kann es wichtig sein, daß mit den Eltern zwar über die Kita Debatte 02/1994 Zur Elternarbeit im Bereich Medienerziehung Medienkonsumgewohnheiten der Kinder geredet wird, aber auch über mögliche Auswirkungen und Auffälligkeiten in Kindergarten bzw. Schule. Allerdings zeigt sich hier auch die Grenze von Elternarbeit zum Thema Medien. Da diese andere vorhandene Defizite kaum aufgreifen kann, wäre hier sicher ein Verweis an Erziehungsberatung o. ä. sinnvoll. Eine andere Form von Einzelgesprächen ergibt sich öfters nach Elternabenden, d. h., daß Eltern das Angebot zu Einzelgesprächen, oft auch telefonisch, nutzen. Hierbei geht es meist um Reaktionen auf einzelne Filme, bzw. darum, wie Eltern Anregungen bzw. Verarbeitungsmöglichkeiten für ihre Kinder schaffen können. 3. Familienseminare Als eine sehr erfolgreiche Möglichkeit mit Eltern und Kindern das Thema Medien zu "bearbeiten", haben sich die Familienseminare bei der Georg-von-Vollmar Akademie in Kochel erwiesen. Hier verbringen Eltern und Kinder gemeinsam eine Seminarwoche, die unter dem Thema "Kinder und Medien" steht. In diesen - sehr aufwendigen -Seminaren (5 Teamer) im Rahmen der politischen Bildung bildet die aktive Videoarbeit vor allem bei der Kindergruppe, aber auch bei den Erwachsenen einen Schwerpunkt. Mechanismen der Medienwirkung sowie Methoden und Formen der Bildersprache lassen sich durch die aktive Videoarbeit in diesem Kita Debatte 02/1994 Zeitraum sicher sehr deutlich und effektiv vermitteln. Durchführung der Seminare Die Teilnehmer sind während der ganzen Woche in der Akademie untergebracht, Seminarzeiten sind am Vor-und Nachmittag. In dieser Zeit wird ausgehend von den Rezeptionsgewohnheiten der Teilnehmer - sowohl mit der Kinder-, als auch mit der Erwachsenengruppe - ein Film produziert; es gibt Filmvorführungen von Kinderfilmen und einen Besuch im BavariaFilmstudio. Die Kindergruppe ist bezüglich des Alters begrenzt (entweder 6-10 oder 8-12 Jahre). In der Erwachsenengruppe geht es sowohl um die Vermittlung von Hintergrundwissen (zu den Inhalten: s. Punkt Elternabend; deutlicher Schwerpunkt ist dabei auch die politische Dimension des Mediengeschehens), als auch um den Austausch von Medienerfahrungen und Wahrnehmungen. Äußerst aufschlußreich ist es z. B., die Eltern mit den Aussagen der Kinder zu diesem Thema zu konfrontieren: Meist ist es erstaunlich, wie wenig die Eltern über Mediengewohnheiten und -bedürfnisse ihrer Kinder wissen. Der Teilnehmerkreis der Seminare geht quer durch alle soziale Schichten, es sind also keinesfalls nur hochinformierte Bildungsbürger dort anzutreffen. Entscheidend für Erfolg und Effekt dieser Form von "Elternarbeit" ist, daß in der Gegenüberstellung von Mediengewohnheiten der Kinder und der Eltern eine sehr viel differenziertere Auseinandersetzung mit Inhalten, Hintergründen, Formen und Auswirkungen der Medienrezeption möglich ist. (...) 63 Erzieherqualifikation und stabile Betreu u n gsver ha Itn i sse Resümee Elternarbeit zum Thema Medien, im Zusammenhang mit anderen Formen der Medienarbeit durchgeführt, kann ein wichtiger Beitrag dazu sein, Kompetenz im Umgang mit den Medien bzw. in der Medienerziehung zu erlangen, da die Eltern nicht als alleinige Zielgruppe angesehen werden. (...) Diesen Aufsatz von Herrn Rainer Strick haben wir (leicht gekürzt) proJugend - Ausgabe Bayern 2/93 mit freundlicher Genehmigung des Autoren und des Verlages übernommen. Weiterführende erhältlich bei: Informationen sind - Jugendschutz-Fachkraft in den einzelnen Jugendämtern - Medienpädagogisches Zentrum (MPZ) Yorckstr. 2 14467 Potsdam Tel.: 0331/28998-0 - Aktion Kinder- und Jugendschutz, Landesarbeitsgemeinschaft Brandenburg (AKJS) Ulrich-von-Hutten-Str. 1 14473 Potsdam Tel.:0331/295565 - Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationsstruktur Körnerstraße 33602 Bielefeld Tel.: 0521/67788 - Rainer Strick Kreisjugendamt Weilheim Pütrichstr. 10, 82362 Weilheim. - 64 Kita Debatte 02/1994