Heft 150/151
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Heft 150/151
Mitteilungsblatt der Bibliotheken in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Leseviren, Lesetrojaner Leseförderung durch die Hintertür Konsolenspiele Digitale Spiele in öffentlichen Bibliotheken Neue Arbeitswelten Bibliotheken als Bildungstreffpunkte der vernetzten Wissensgesellschaft? Caroline Mathilde Die Fernleihen der dänischen Königin Ausgabe 150/151 · 10|2012 Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, Leseförderung erfolgt – nach dem Motto „Lies mehr!“ – oft durch die Vordertür. Doch diese frontale Herangehensweise erreicht häufig gerade nicht die leseschwachen und deshalb besonders förderungswürdigen Kinder und Jugendlichen. Andreas Müller skizziert, wie Leseförderung durch die Hintertür gelingen und letztlich auch „Lesemuffel“ zum Lesen bewegen kann – mittels „Leseviren“ und „Lesetrojanern“. Titelfoto: iStockphoto Im Bereich digitaler Medien haben Konsolenspiele (sogenannte Games) eine Art gesellschaftlichen Massentrend ausgelöst – und das generationenübergreifend. Lesen Sie, wie öffentliche Bibliotheken diesen Trend sinnvoll aufgreifen können und welche Möglichkeiten Games den Bibliotheken bieten. Der Einfluss der Digitalisierung im Bereich Information und Kommunikation hat zu einem Wandel der Arbeitswelt geführt, der auch die Rolle von Bibliotheken neu definieren könnte. Möglicherweise entwickeln sich Bibliotheken „als Bildungstreffpunkte zu neuen Drehpunkten der vernetzten Wissensgesellschaft 2.0“, so die These unseres Autors Welf Schröter. Eine Bibliothek – zwei Standorte. Dieser Herausforderung stellen sich die Zweigbibliotheken Medizin der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle. Karin Stukenbrock beleuchtet die dortige Entwicklung und zeigt den Spagat zwischen traditioneller und digitaler Bibliothek auf, der angesichts neuer Anforderungen und im Rahmen gewachsener Strukturen zu leisten ist. Einen spannenden Exkurs in die Geschichte des Bibliothekswesens bietet der Beitrag über die Fernleihen der dänischen Königin Caroline Mathilde während ihrer Zeit im Exil 1772 bis 1775. In diesen Jahren soll sie rund 60 Bücher aus der Königlichen Bibliothek in Hannover entliehen haben. Wir berichten ausführlich über die aktuelle Ausstellung zum Literaturpreis LUCHS in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, das LesescoutProjekt in Niedersachsen, ein Schreibprojekt für Grundschüler in Harzgerode und die groß angelegte Bestandsrevision der Schulbücherei in Bad Pyrmont. Außerdem blicken wir zurück auf den 4. Bilderbuch-Sonntag in Hannover, den Auftritt des dbv auf der diesjährigen didacta sowie die Verstetigung der Akademie für Leseförderung Niedersachsen im September. Das Redaktionsteam dankt allen Autorinnen und Autoren für ihre Beiträge und Berichte in dieser Ausgabe von mbmagazin und wünscht Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Freude bei der Lektüre. Für das Redaktionsteam Sebastian Lemke 1 Antiquariat Fuhrmann am Burgplatz in Braunschweig. Foto: Peter Pohl 2 150/151 Inhalt Beiträge Von Leseviren und Lesetrojanern – Leseförderung durch die Hintertür ............... 4 Fußball, Skaten, Singen – Konsolenspiele in öffentlichen Bibliotheken ............... 8 Der Wandel der industriellen Arbeitswelt fordert das Selbstverständnis der Bibliotheken heraus ......................................................................................... 12 Neue Anforderungen an gewachsene Strukturen: Zweigbibliotheken als Lernorte . ............................................................................ 17 Seite 4 Die Fernleihen der dänischen Königin ................................................................. 20 Seite 12 Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 4. Bilderbuch-Sonntag in Hannover ...................................................................... 24 Die Bücher des Literaturpreises LUCHS zum Anfassen und Ausprobieren ...... 27 „Die Bibliothek an Ihrer Seite“ – der Auftritt des dbv auf der didacta 2012 ......... 29 Schreibwerkstatt für Grundschüler in Harzgerode .............................................. 32 Lesescouts in Niedersachsen ................................................................................. 33 Seite 24 Akademie für Leseförderung Niedersachsen ist fest etabliert – von Leseförderung und Lesesucht ...................................................................... 34 Schulbücherei in Bad Pyrmont sortiert rund 6.000 Bücher aus . ........................ 36 Seite 32 Kurzberichte, Termine, Hinweise, Autoren, Impressum 39–41 Termine, Hinweise ....................................................................................... 42–43 Autoren .................................................................................................................... 44 Impressum ............................................................................................................ U3 Kurzberichte .................................................................................................. Foto linke Seite Seite 40 Es gibt sie noch, die kleinen verwunschenen Orte, wo Bücher noch Bücher sein können. Wo die Zeit stillzustehen scheint, wo Twitter, iPad, E-Book-Reader und Co. ihren Einfluss verlieren. So eine kleine bibliophile Oase ist das Antiquariat Fuhrmann im Herzen Braunschweigs, direkt am geschichtsträchtigen Burgplatz gelegen. Einst als Windfang erbaut, schmiegt sich das kleine, nur acht Quadratmeter große Gebäude an die Außenfassade der Burg Dankwarderode. Jürgen Fuhrmann, der sich auf antiquarische Reiseliteratur spezialisiert hat und stolz so manchen echten Bücherschatz präsentieren kann, hat vor 20 Jahren dieses Lädchen von seinem 90 Jahre alten Vorgänger Bernhard Schütte übernommen. Seit 1949 gibt es das wohl kleinste Antiquariat Deutschlands hier an dieser Stelle. Eine ganz eigene Bücherwelt und eine Touristenattraktion der besonderen Art. Herzlich willkommen. 3 Beiträge 4 Von Leseviren und Lesetrojanern – Leseförderung durch die Hintertür Leseförderung fällt oft mit der Tür ins Haus. Aber durch die Vordertür der Aufforderung „Lest mehr!“ werden gerade die leseschwachen und leseunlustigen Problemgruppen im Teenager-Leseloch kaum erreicht. Hier empfehlen sich vielmehr Ansätze der Leseförderung durch die Hintertür. Text: Andreas Müller1 Fotos: Peter Pohl, iStockphoto Leseförderung tut weiterhin not Anfang des Jahrtausends kam der PISASchock, ein Jahrzehnt später jagt man uns den Leo-Level-One-Schreck ein. Durch die internationale Vergleichsuntersuchung PISA trat 2000 zutage, dass viele deutsche Schüler der neunten Klasse Texte nicht verstehen.2 Durch die „leo. – Level-One Studie“ der Universität Hamburg wurde 2010 ermittelt, dass viele Erwachsene hierzulande funktionale Analphabeten sind: Mehr als 14 Prozent der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter können auch kürzere, zusammenhängende Texte weder lesen noch schreiben.3 Die von der Kanzlerin Merkel ausgerufene „Bildungsrepublik Deutschland“4 droht schon an der niedrigsten Hürde zum Wissen, der Lesekompetenz, zu straucheln. wert von 500 Punkten, während wir in Mathematik (513 Punkte) und Naturwissenschaften (520 Punkte) deutlich besser abschnitten.5 Wie ist das möglich, bei all dem Aufwand, der seit einiger Zeit unter dem Etikett „Leseförderung“ getrieben wird? Seit dem PISA-Schock sind viel Geld, viel Geist und viel Engagement in die Leseförderung geflossen. Dennoch lagen wir Deutschen bei der Folgeuntersuchung PISA 2009 mit unserem Leseergebnis von 497 Punkten zwar höher als 2000 (483 Punkte), aber immer noch knapp unter dem Durchschnitts- Leseförderung durch die Vordertür Sehen wir uns zunächst zwei Beispiele für bekannte Leseförderaktionen an: den „Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels“ und das Lesemotivationsund Bibliotheksprojekt „Julius-Club“. Diese Leseförderaktionen kommen 1 Dieser Text fasst die wesentlichen Gedanken eines Vortrags zusammen, der am 17.4.2012 4 Aus der Rede von Bundeskanzlerin Merkel auf der Festveranstaltung „60 Jahre Soziale an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover gehalten wurde. Marktwirtschaft“ am 12.6.2008 in Berlin, http://archiv.bundesregierung.de/Content/DE/Archiv16/Rede/2008/06/2008-06-12-redemerkel-60-jahre-soziale-marktwirtschaft.html?nn=273438 (zuletzt abgerufen am 24.8.2012). 2 Vgl. Verbeet, M.: Pisa 2000 bis 2009, Bilanz eines Schock-Jahrzehnts. In: Spiegel Online, Schulspiegel, 7.12.2010, http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,733310,00.html (zuletzt abgerufen am 24.8.2012). 3 Vgl. Grotlüschen, A., Riekmann, W.: leo. – Level-One Studie, Presseheft. Hamburg, 2011, http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/files/2011/12/leo-Presseheft_15_12_2011.pdf (zuletzt abgerufen am 24.8.2012). 5 Vgl. OECD: PISA 2009 – Ergebnisse, http://www.oecd.org/document/53/0,3343, de_34968570_39907066_43433717_1_1_1_1,00.html (zuletzt abgerufen am 24.8.2012). Beiträge holen sich dabei das absehbare Misserfolgserlebnis, das ihre Leselust eher weiter senkt als steigert. durch die Vordertür, das heißt: Sie bekennen sich zu ihren guten Absichten und appellieren an den guten Willen der beteiligten Kinder. Der niedersächsische Sommerleseclub Julius-Club der VGH-Stiftung und der Büchereizentrale Niedersachsen tritt nicht mit demselben Ausleseanspruch auf, im Gegenteil: Anerkennung für alle ist angesagt! Die 11- bis 14-jährigen Teilnehmer des Julius-Clubs erhalten Urkunden und kleine Geschenke, wenn sie ein paar Bücher eigener Wahl aus einem vielfältigen Angebot ihrer Bibliothek lesen und dazu ein paar Fragen beantworten. Das Bücherangebot bedient typische Mädchen- und typische Jungeninteressen; es umfasst auch sprachlich und inhaltlich besonders schlichte Titel für die weniger geübten Leserinnen und Leser. Hier gibt es also eigentlich nur Gewinner, und das müsste sich auch in einer breiteren Streuung der Teilnehmer niederschlagen. Aber tatsächlich kommen die allermeisten Anmeldungen zum Julius-Club von Gymnasiasten, während Haupt- und Förderschüler fast gar nicht vertreten sind.7 Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Leseförderung durch die Vordertür ist durchaus erfolgreich, denn die Der Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels zieht die besten Leserinnen und Leser einer sechsten Klasse an und verschafft wiederum den besten von ihnen einen weiteren Auftritt in der Schule, im Erfolgsfall sogar auf der Ebene von Stadt, Region, Land und Bund. Mit jeder Folgeetappe steigt allerdings auch die Zahl der Verlierer. Am Ende gibt es zwei Bundessieger, einen in der Gruppe A, einen in der Gruppe B.6 Alle anderen haben verloren. Die schwachen Leserinnen und Leser machen nur dann mit, wenn sie die Lehrkraft im Klassenverband dazu „verdonnert“, und sie 6 Vgl. Übersicht über alle Bundessiegerinnen und -sieger seit 1959, http://www.vorlesewettbewerb.de/lehrer/allesieger/ (zuletzt abgerufen am 24.8.2012). 7 Vgl. Büchereizentrale Niedersachsen: JULIUS-CLUB: Auswertung 2011 (Auszug), http://80.239.150.30/~bzluene/ cms/downloads/julius.2011.auswertung.handout.pdf (zuletzt abgerufen am 24.8.2012). Bekannte Leseförderaktionen: „Julius-Club“ und „Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels“. Vorlesewettbewerbe und Sommerleseclubs animieren Tausende von Schülerinnen und Schülern zum Lesen, und das ist gut so. Aber die eigentlichen Sorgenkinder werden in der Regel nicht erreicht. Der Grund: Wer durch die Vordertür kommt, fällt mit der Tür ins Haus, sagt „Lesen ist gut“ und „Lies mehr!“ – doch diese Botschaft hören die nicht gern, die mit dem Lesen nicht gut klarkommen und weder häusliche Lesevorbilder noch häusliche Ermunterung haben. Leseförderung durch die Hintertür … Deshalb sollte die Leseförderung verstärkt den Weg durch die Hintertür suchen. Mit Hintertür ist gemeint, dass nicht das Lesen in den Mittelpunkt des jeweiligen Angebots gestellt wird, sondern gezielt Handlungsmotive angesprochen werden, die erfahrungsgemäß alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam haben. Welche Handlungsmotive sind nun bei jungen Leserinnen und Lesern wirk- 5 Beiträge 6 sam? Zwei ragen besonders heraus: der Wunsch, es Vorbildern gleichzutun, und der Wunsch, eigene Ziele zu verfolgen. Jedem dieser beiden Wünsche entspricht eine eigene Leseförder-Strategie. Das Nachmach-Bedürfnis wird durch die virale Leseförderung bedient, und das Bedürfnis, eigene Ziele zu verfolgen, durch die trojanische Leseförderung. … mit Leseviren Das Lesevirus ist kein Krankheitserreger, sondern ein sich schnell verbreitendes Lesefieber, das sich an Vorbildern nährt. Es wird von Erwachsenen, von Gleichaltrigen und von den Medien übertragen. Die erwachsenen Lesevorbilder im bildungsnahen Milieu sind die lesenden Eltern und Geschwister. Aber für Heranwachsende aus bildungsfernen Schich- ten können die Lehrerinnen und Lehrer dieselbe Rolle übernehmen. Lehrer, die gern vorlesen, gern mit Schülern über Gelesenes reden sowie im Unterricht und außerhalb beim Lesen zu sehen sind, senden ein wichtiges Signal, ohne dass sie ein einziges Mal „Lesen ist gut“ oder „Lies mehr!“ sagen. Zwei Hindernisse stellen sich allerdings dem Lehrer als Lesevorbild in den Weg. Zum einen haben viele Lehrer den Eindruck, selbst gar keine Zeit mehr zum Lesen zu haben, sind deshalb de facto zu Wenig- oder Nichtlesern geworden. Zum anderen betrachten Lehrer das Lesen oft als Gegenteil von Arbeiten und schrecken davor zurück, sich öffentlich zu einem vermeintlichen Freizeitvergnügen zu bekennen. Den ersten Lehrertyp muss man daran erinnern, dass Lesen einen guten Ausgleich für Stress durch Arbeitsverdichtung im Sinne der viel beschworenen Work-Life-Balance bietet. Der zweite Lehrertyp braucht nur auf den segensreichen pädagogischen Effekt seines Lesevorbilds aufmerksam gemacht zu werden. Beiden Lehrertypen möchte man ins rote Lehrer-Notizbuch schreiben: „Kein Schultag ohne Buch in der Tasche – und in der Hand!“ Die Gruppe der Gleichaltrigen spielt mit wachsendem Alter eine immer wichtigere Vorbildrolle.8 Die Schule kann hier entgegenkommen, indem sie Freiräume für Lesetipps von Schülern für Schüler schafft. Das Projekt „Lesescouts“ der Stiftung Lesen geht in diese Richtung, auch wenn es durch seinen Namen eher die Vordertür nimmt: Schülerinnen und Schüler wenden sich mit ihren Leseförder-Angeboten direkt an ihre Mitschüler, teilen also ihre eigene Begeisterung mit der Peergroup.9 In mancher Hinsicht ein Sonderfall des Lesevirus ist die von den Medien angeheizte Lesemode. Hier wird ein Autor, ein Romanheld oder ein Titelmotiv multimedial als „Kult“ beworben, und keiner kann dem Sog widerstehen. Einen Vorläufer gab es schon am Ende des 18. Jahrhunderts in Gestalt des WertherFiebers, das Johann Wolfgang Goethes Briefroman auslöste. In der Kinder- und Jugendliteratur sind neuere Beispiele die Begeisterung für die Harry-PotterBücher von Joanne K. Rowling und für die Titel der Bis(s)-Reihe von Stephenie Meyer. Solche Moden sollte man als Leseförderer nicht (nur) ironisch belächeln, sondern sich für die Leseförderung durch die Hintertür zunutze machen. … und mit Lesetrojanern Troja ist eine legendäre Stadt des Altertums, auf dem Territorium der heuti8 Vgl. zum Beispiel: Philipp, M.: Lesen, wenn anderes und andere wichtiger werden. Empirische Erkundungen zur Leseorientierung in der peer group bei Kindern aus fünften Klassen. Hamburg, 2008. 9 Mehr Informationen zur Aktion „Lesescouts“ unter http://www.lesescouts.de/ (zuletzt abgerufen am 24.8.2012). Beiträge 7 gen Türkei gelegen. Bekannter als die Bewohner der Stadt ist das Trojanische Pferd, ein riesiges Ross aus Holz, in dessen Bauch sich der Legende nach Soldaten versteckten, um die Stadt Troja einzunehmen. Heutzutage wird unter einem Trojanischen Pferd (in der Kurzform „Trojaner“) allgemein eine Strategie verstanden, mit der man sich listig an ein schwer erreichbares Ziel heranarbeitet. In unserem Fall muss die Barriere der Leseunlust überwunden werden: durch sorgfältiges Verstecken des Ziels Lesen hinter einem auch für den Nichtleser attraktiven Vorwand. Das persönliche Interesse ist ein solcher Vorwand. Wer Fußball-Fan ist, der trägt nicht nur den Fanschal seines Vereins, der liest auch den Spielbericht in der Zeitung und womöglich gar den Bildband zur Vereinsgeschichte. Die Lehrkraft kann sich dies zunutze machen. Wenn sie bei dem vielerorts beliebten Projekt „Zeitung in der Schule“ die Schüler Artikel aus der täglich gelieferten Lokalzeitung sammeln und auswerten lässt, kann sie solchen Vorlieben Raum lassen und damit neue Motivation fürs Lesen wecken. Ein ähnlich wirksamer Vorwand kann das Lieblingsfach sein. Die Computerfreaks unter den Schülern gelten gemeinhin nicht als Leseratten. Aber wenn die Schulbibliothek die gängigen Computer-Fachzeitschriften und Handbücher zu aktuellen Programmiersprachen zur Schau stellt, sind die Nerds zur Stelle – und kommen wieder. Schließlich ist sogar die Nützlichkeit ein Vorwand, mit dem man Lesemuffeln den Sprung über die Lesehürde schmackhaft machen kann. Wer Angst vor dem Durchfallen bei der Prüfung in seinem persönlichen Angstfach hat, der steckt den Kopf aus Not doch in ein Buch hinein, das ihm auf die Sprünge zu helfen verspricht. Von dieser extrinsischen Motivation lebt ein ganzer Markt von Lernhilfen, besonders im Mathematikund Fremdsprachenunterricht. Die Zukunft des Lesens Das Lesen wird auch in Zukunft eine Schlüsselkompetenz bleiben. Aber die Printmedien bekommen immer mehr elektronische Konkurrenz; seit Längerem vom Computer, inzwischen zunehmend von handlichen Endgeräten wie Smartphone, Tablet-PC und E-BookReader. Diese Entwicklung mag manchen Bildungsbürger schrecken, dem ja niemand seine Insel-Dünndruckausgabe von Goethes Werken wegnehmen will. Aber die neuen Medien schaffen neue Ansatzpunkte für die Leseförderung durch die Hintertür, mit der sich leseferne Personengruppen zum Lesen verführen lassen. Insbesondere Jugendliche begeistern sich schnell für neue Geräte und eignen sich ihre Bedienung in Windeseile an. So sorgt der Coolnessfaktor zum Beispiel dafür, dass E-Books gerade von männlichen Lesemuffeln auf Lesegeräten wie dem Kindle bereitwillig gelesen werden. Das haben Untersuchungen in Deutschland10 und den USA11 bereits nachweisen können. Ob die kurzfristig angelockten jugendlichen Kindle-Leser nachhaltig zum Lesen bekehrt werden, ist eine andere Frage. Aber die Leseförderung durch die Hintertür hat ja – wie wir gesehen haben – noch ein paar andere Tricks in petto. ä 10 Ehmig, S. C., Reuter, T., Menke, M.: Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung. Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, Mainz, August 2011, http://www.stiftunglesen.de/ereaderstudie (Chartbericht_ EReader-Studie) (zuletzt abgerufen am 24.8.2012). 11 „Elf- bis Fünfzehnjährige, die Bücher meiden, bekommen durch E-Book-Reader mehr Lust aufs Lesen. Allerdings gilt die Initialzündung eher für Jungen als Mädchen, wie US-Forscher aus Texas bei einer Studie mit knapp 200 Schulkindern herausgefunden haben.“ In: Der Spiegel 15/2012 (vom 7.4.2012), Starthilfe für Lesemuffel, S. 118. Beiträge 8 Fußball, Skaten, Singen – Konsolenspiele in öffentlichen Bibliotheken Digitale Spiele fristen längst kein Nischendasein mehr, sondern haben sich mit einem vielfältigen Programm zu einem Massenphänomen entwickelt. Öffentliche Bibliotheken folgen diesem Trend und nehmen zunehmend auch Konsolenspiele in ihr Medienangebot auf. Text: Sylvia Chudasch Fotos: Büchereizentrale Niedersachsen, Fotolia, iStockphoto Konsolenbegeisterung kennt kein Alter Es ist ein bislang eher seltenes Bild in den meisten Stadt- oder Gemeindebibliotheken: Ein älterer Mann steht vor einem Bildschirm und bewegt sich wie ein Fußballer auf dem Rasen; er schießt einen Elfmeter und … „Tor!“. Ein paar jugendliche Besucher stehen um ihn herum, jubeln, und einer von ihnen hebt anerkennend den rechten Daumen. Dann tauscht dieser mit dem Mann vor dem Bildschirm den Platz und bringt sich in Schussposition. Sport per Spielkonsole. Spiele im klassischen Sinn von Gesellschaftsspiel waren schon immer ein Bestandteil unserer Alltagskultur, und in vielen öffentlichen Bibliotheken fin- det man sie seit langem zum Ausleihen und auch zum Ausprobieren vor Ort. Aber neben den bekannten Karten- und Brettspielen und der neueren digitalen Generation für PC und Handy begeistert seit einigen Jahren vor allem die leistungsfähige und extrem realitätsnahe Software für die Spielkonsolen von Nintendo, Microsoft oder Sony. Sie sind die Attraktion für viele Jugendliche, Familien und neuerdings – sogar mit ausdrücklicher Empfehlung des zuständigen Bundesministeriums – selbst für Senioren: die sogenannten Games. Ihr Einzug in Stadt- und Gemeindebibliotheken hat hier und da langsam begonnen, aber noch längst nicht alle erreicht. Öffentliche Bibliotheken haben sich immer als zentrale Orte für Kultur und Bildung verstanden und in ihrem Angebot die Vielfalt der Medienlandschaft für jeden zugänglich gemacht. Sie sollten deshalb auch die enormen Möglichkeiten der digitalen Spiele für ihre Kunden anbieten. Selbst die Online-Ausgabe der altehrwürdigen ZEIT titelte: „Games gehören in die Bibliotheken“, um dann kritisch festzustellen, dass die seit 2008 offiziell zum Kulturgut zählenden digitalen Spiele bisher in Bibliotheken viel zu wenig vertreten sind. Dabei kann durch ein um Konsolenspiele erweitertes Angebot eine deutlich Beiträge erhöhte Ausleihe erzielt werden – ein klarer Beweis für die Nachfrage. Ein weiterer positiver Nebenaspekt ist, dass besonders die oft schwer erreichbaren jugendlichen Nutzer ihre Bibliothek einmal von einer ganz anderen Seite wahrnehmen. So können Konsolenspiele als „Türöffner“ dienen, die Bibliothek zu nutzen und dabei auf ihr vielfältiges Angebot aufmerksam zu werden. Erstaunte Kommentare wie „Cool, das gibt’s bei euch auch?!“ sind oft die Folge. Auf diese Weise lässt sich das häufig vorurteilsgeladene Image der öffentlichen Bibliotheken bei dieser Zielgruppe wirkungsvoll verbessern. Die richtige Auswahl ist entscheidend: Spielkonsolen im Vergleich Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging), Simulationsspiele (World of Zoo), Rollenspiele (The Legend of Zelda), Rennspiele (TrackMania) und Sportspiele jeglicher Art. Die Anschaffungskosten für den Nintendo DS belaufen sich auf rund 130 Euro für die Konsole und auf etwa 15 bis 40 Euro pro Spiel. Im Jahr 2011 erweiterte Nintendo den DS um eine 3D-Variante. Mit dieser Konsole können 3D-Spiele ohne 3DBrille gespielt werden. So wird ein ganz neues Spielerlebnis ermöglicht. Die herkömmlichen Nintendo-DS-Spiele sind auf dem neuen Gerät trotzdem spielbar. Mit dem Nintendo 3DS erhofft sich das Unternehmen die Ausweitung seiner bisherigen Zielgruppe. Für den Einsatz in Bibliotheken eignen sich Spiele für verschiedene Konsolen. Bei ihrer Anschaffung ist in erster Linie – wie generell bei allen Kaufentscheidungen – auf die Zielgruppe zu achten, denn nicht jede Konsole ist für jeden Nutzer die richtige. Die folgende Übersicht soll Bibliotheken bei der Auswahl helfen. Nintendo DS Das Unternehmen Nintendo bestimmt nach wie vor den deutschen Spielkonsolen-Markt.1 Der Nintendo DS zählt zu den beliebtesten mobilen Spielekonsolen; er bietet eine Vielfalt an Spielmöglichkeiten und ist für alle Generationen geeignet. Die ursprüngliche Zielgruppe waren Mädchen (als Pendant zum Game Boy für Jungen), doch bald wurden auch die Familien und Senioren als Nutzer erkannt. Die verschiedenen Genres bedienen alle Spielertypen: Es gibt Denkspiele (z. B. 1 Vgl. Hardware-Marktführer im Jahr 2011. Beitrag vom 26.1.2012, http://www.gamers.de/news/15947/nintendo/ hardware-marktfuehrer-im-jahr-2011.html (zuletzt abgerufen am 28.8.2012). 2 Vgl. Stuchlik, T.: Welche Konsole soll ich mir kaufen? Beitrag vom 10.12.2011, http://www.spieletipps.de/artikel/3689/1/ (zuletzt abgerufen am 28.8.2012). Wii-Spielstation in Aarhus, Dänemark Bestand diese bis dahin vor allem aus Kindern und Familien, soll der Nintendo 3DS nun auch die leidenschaftlichen „Zocker“ anlocken. Nintendo Wii Die Nintendo Wii war 2011 mit weltweit 89 Millionen verkauften Konsolen Marktführer bei den Spielkonsolen; sie lag deutlich vor der Xbox 360 (57 Millionen) und der Playstation 3 (54 Millionen).2 Die wichtigste Zielgruppe der Nintendo Wii ist die Familie. Für die Konsole bietet Nintendo Spiele generationsübergreifend an. Durch die innovative Steuerung mit der Wii-Fernbedienung (englisch Wii Remote) kann sofort mit dem 9 Beiträge 10 Spiel begonnen werden, ohne vorher eine komplizierte Spielanleitung durchlesen zu müssen (bis auf einige Sicherheitshinweise). Somit ist sie auch für Nutzer ohne Computer- oder Videospielerfahrung ein interessantes Medium. Revolutionär an diesem Steuergerät ist, dass es auf Bewegung reagiert. Die Fernbedienung ist kabellos, weitgehend von Spielknöpfen befreit und über sensible Sensoren mit der Konsole verbunden. So wird neuer Spielspaß geschaffen: Bei einem Tennisspiel wird die Fernbedienung beispielsweise wie ein Tennisschläger geschwungen. Durch die Ergänzung mit dem Wii Balance Board werden die Fitness gestärkt oder verschiedene Sportarten (z. B. Bobfahren, Skifliegen) zum besonderen Erlebnis. Das Wii Wheel macht Autorennen zum Actionspaß. Neben dem Partyspaß, den die Konsole bietet, ist vor allem das Verbindende ein starkes Argument für die Nintendo Wii. Altersgrenzen werden mithilfe der revolutionären Spielsteuerung überwunden; Großeltern, Eltern und Kinder haben durch die selbsterklärende Handhabung gemeinsam Spaß am Spiel. Es verwundert nicht, dass die klassischen Familien- und Party-Brettspiele (u. a. Monopoly, Trivial Pursuit, Mensch ärgere dich nicht) auch als Konsolenspiele aufgelegt werden. Ein weiterer Trend ist, die Nintento Wii therapeutisch zum Beispiel in Senioren- und Pflegeheimen einzusetzen, um die Mobilität der Senioren zu erhöhen. Selbst Demenzkranke werden durch das Spielen zu mehr Aktivität motiviert. Den Hauptanteil der Spiele bilden Sportspiele (Wii Sports), Partyspiele (z. B. Kirmes Party), Rennspiele (Need for Speed) und Rollenspiele (The Legend of Zelda). Die Nintendo Wii ist ab ca. 150 Euro zu haben. Zum gemeinsamen Spiel wird zudem für jeden Spieler eine Fernbedienung (Wii Remote) benötigt, die mit etwa 35 bis 40 Euro zu Buche schlägt. Optional sind das Wii Balance Board für ca. 30 bis 50 Euro und das Wii Wheel für ca. 5 bis 10 Euro zu erwerben. Die Spiele belaufen sich auf jeweils rund 20 bis 40 Euro. Playstation 3 Die Playstation 3 ist auf Gamer zugeschnitten und besticht durch die ausgezeichnete Grafik in HD-Qualität. Die Playstation 3 bietet einen integrierten Blu-ray Player (inkl. Plug-and-play) und teilweise 3D-Funktion an. Die Spiele werden mit einem Controller gespielt, Jugendliche begeistern sich für Konsolenspiele Beiträge lich sein, denn Konsolenspiele sind schließlich – wie oben skizziert – nicht nur für Jugendliche interessant. Wii Fit Set von Nintendo für den man Vorwissen in Bezug auf die Steuerung benötigt (dieses Vorwissen ist allerdings bei dem überwiegenden Anteil der Nutzer durch die Playstation 2 bereits vorhanden). Auch Sony hat nach dem großen Erfolg der Wii-Fernbedienung eine Playstation-Fernbedienung herausgebracht, den Playstation Move-Motion-Controller. Optisch und funktional ist der Unterschied zur Wii-Fernbedienung marginal. Die Anteile der Spielgenres sind ähnlich denen der Nintendo Wii (siehe oben): Sportspiele, Rennspiele, Partyspiele (z. B. SingStar) und Rollenspiele. Die Anschaffungskosten einer Playstation 3 beginnen bei ca. 250 Euro. Der Controller ist ab etwa 40 Euro zu haben. Erweitern lässt sich die Playstation 3 um die erwähnte Move-Ausstattung. Für die Spiele muss man rund 30 bis 70 Euro investieren. Xbox 360 (inkl. Kinect) Wer bisher glaubte, dass Nintendo mit der Wii die revolutionärste Steuerung entwickelt hatte, den lehrte Microsoft mit seinem Zusatzgerät zur Xbox, dem sogenannten Kinect, wie wahre Spielbegeisterung aussieht: Es wird einfach ohne Fernbedienung gespielt; der Spieler wird quasi selbst zur Fernbedienung. Mithilfe der an die Xbox angeschlossenen Kamera werden der oder die jeweiligen Spieler gescannt. Die daraufhin auf dem Bildschirm erscheinende Figur bildet jede Bewegung des Spielers/der Spieler ab. Auch das Menü des Spiels wird durch Handbewegungen bedient. Zudem besteht die Möglichkeit, dass zu jedem Zeitpunkt des Spiels ein weiterer Mitspieler integriert werden kann. In dem Spiel Kinectimals stehen beispielsweise Wildkatzen wie Löwen und Panther im Mittelpunkt, denen die Spieler jeweils kleine Kunststückchen durch das eigene Vormachen beibringen können. In anderen Spielen gerät man dagegen schnell ins Schwitzen – etwa wenn Hindernisse überwunden werden müssen, indem man sich zur Seite beugt oder springt. Der Game-Pool der Büchereizentrale Niedersachsen wurde nach dem Vorbild der seit vielen Jahren von den Bibliotheken stark genutzten Hörbuch-, Musikund Film-Pools aufgebaut und hält für die öffentlichen Bibliotheken in Niedersachsen eine Auswahl von rund 3.200 Games bereit. Dabei werden alle Spielgenres abgedeckt. Bibliotheken können Spiele für die Konsolen Nintendo DS, Nintendo Wii und Playstation 3 zu den in den Medienpools geltenden finanziellen Konditionen auf Selbstkostenbasis entleihen. Games bieten neue Möglichkeiten Die Xbox 360 (incl. Kinect) kostet rund 250 Euro. Die Preise für die Spiele liegen bei ca. 50 Euro. Er spielt schon lange mit: der Game-Pool der Büchereizentrale Niedersachsen Wer als Bibliotheksleiterin oder -leiter nun „Appetit“ auf Games in der Bibliothek bekommen hat, muss bezüglich des neuen Angebots einiges bedenken. Die Büchereizentrale Niedersachsen als kommunale Dienstleistungs- und Beratungseinrichtung leistet auch hier für die öffentlichen Bibliotheken in Niedersachsen Hilfestellung: Sie berät ausführlich hinsichtlich des Einsatzes von Konsolenspielen – beispielsweise dahin gehend, welche Medien für welche Konsole angeschafft, wie viele Medien bereitgestellt werden sollten bzw. was rechtlich zu bedenken ist. Diese Fragen können nur individuell beantwortet werden, denn sowohl die Bibliotheksgröße als auch die Benutzergruppen spielen eine entscheidende Rolle. Einige Bibliotheken möchten eventuell neue Nutzergruppen durch das erweiterte Angebot erschließen, andere möchten den bereits vorhandenen Nutzern ein neues Medium anbieten. Die Altersgruppen der Nutzer können höchst unterschied- In unserem Nachbarland Dänemark sind Games längst ein fester Bestandteil in der Bibliothek; in Aarhus zum Beispiel kann sogar in der Bibliothek gespielt werden. Dies ist in Deutschland aus urheberrechtlichen Gründen nur eingeschränkt möglich. In einer geschlossenen Gruppe (etwa bei einem Ferienprojekt mit namentlicher Anmeldung, ohne öffentlichen Zugang) könnte man seinen Nutzern aber durchaus einen Spieleabend der moderneren Art bieten, und etliche Bibliotheken tun dies bereits. Dem Image der Bibliothek tut das gut – gerade bei jugendlichen Nutzern. Und wenn es sich herumgesprochen hat, was die Gemeindebücherei neben Büchern noch alles bietet, werden die Games nicht lange im Regal liegen. ä Weitere Informationen: Einzelheiten zum Game-Pool der Büchereizentrale Niedersachsen: www.bz-niedersachsen.de oder telefonisch unter +49 4131 9501-46 11 Beiträge 12 Der Wandel der industriellen Arbeitswelt fordert das Selbstverständnis der Bibliotheken heraus Die Entortung der Arbeit benötigt eine Neuverortung des Wissenstransfers. Bibliotheken könnten sich als Bildungstreffpunkte zu neuen Drehpunkten der vernetzten Wissensgesellschaft formieren. Text: Welf Schröter1 Fotos: Petra Moderow (Stadtbibliothek Celle), Welf Schröter, iStockphoto Die nachfolgenden Gedanken werden nicht von einem Insider der Bibliotheksdebatte artikuliert, sondern sie werten zwanzig Jahre akteurshafte Erfahrung mit dem Wandel industrieller Arbeitswelten aus und formulieren Anfragen von außen an die Wissensinstitution. Es sind Trendbestimmungen, die die Erwartungen an Bibliotheken an sich generell verändern. Vielleicht entwickeln sich daraus auch feste Anforderungen, die auf eine neue Synergie zwischen virtualisierten Arbeitsumgebungen und real-physischen Wissensbegegnungen hinauslaufen. Es geht um einen neuen Bedarf, der eine materielle Heimat sucht. Bibliotheken sollten prüfen, ob sie diese Heimat sein wollen und sich dafür zu erkennen geben. Zunehmende Entortung und Entzeitlichung von industrieller Arbeit In großen Teilen der gesellschaftlichen Gruppen hatte sich mehrheitlich ein Muster der Arbeitswelt gebildet, das täglich in Zeitungen und im Fernsehen immer wieder gespiegelt wurde. Unter Erwerbsarbeit verstanden die meisten eine dauerhaft unbefristete abhängige Beschäftigung im Büro, in der Werkstatt oder in der Montagehalle. Der „Kohlekumpel“ von einst oder der muskelstarke Stahlarbeiter boten dafür eine Chiffre. Die Erwerbsbiografie sollte möglichst ungebrochen und ohne zeitliche Lücken sein. Eine Ausbildung, ein Beruf, ein Job, eine Weiterbildung, eine Rente – so lauteten die tradierten Muster. Erwerbsbiografie war immer noch zumeist männliche Erwerbsbiografie. In der Arbeitsforschung der 1980er- und 1990erJahre tauchten dazu drei abstrahierende Faktoren auf, die die industrielle Arbeitskultur beschrieben: Arbeit hatte ihren Ort, Arbeit hatte ihre Zeit, Arbeit hatte ihre betriebliche Verfasstheit. Unter den Begriff „Betrieb“ wurde hierbei auch die Verwaltung gefasst. Diese Dreigliedrigkeit in der Beschreibung fußte aber auf einem (damals noch mehrheitlich gültigen) b etriebsarbeitsplatzzentrierten Denken. Arbeit war räumlich getrennt vom Wohnort und zeitlich getrennt von der Nicht-Arbeit bzw. „Freizeit“. Die Organisation öffentlicher Dienstleistungsangebote – und dazu waren auch Bibliotheken zu zählen – hatten dieses Verständnis von Arbeitswelt verinnerlicht. Die Bereitstellung von gedruck- tem Wissen spiegelte nicht selten diese Ordnungsstrukturen des Erwerbslebens. Arbeit hatte ihren Ort, Arbeit hatte ihre Zeit, Arbeit hatte ihre betriebliche Verfasstheit. Seit Mitte der Neunzigerjahre nimmt die Einflussnahme der neueren Informations- und Kommunikationstechnik auf die bis dahin entstandene Arbeitswelt zu. War der „Toyotismus“ mit seinen personalreduzierenden neuen Organisationsansätzen der „schlanken Produktion“ noch eine massive Bestätigung des industriellen Ortes „Betrieb“, setzte mit der Digitalisierung eine schrittweise Flexibilisierung des Ortes, der Zeit und der Verfasstheit von Arbeit in divergierende Richtungen ein. Eine wachsende Zahl von Arbeitsvorgängen musste alsbald nicht mehr gleichzeitig an demselben Ort erledigt werden. Phase für Phase wird nun die Produktions- und Montagevorbereitung online abgewickelt. 1 Der Text basiert auf einem Vortrag, den Welf Schröter am 28.11.2011 im Rahmen der 19. Gemeinsamen Bibliothekstage für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt in Celle gehalten hat. Beiträge 13 Der Wandel der Arbeitswelt enthält einen wachsenden Trend zur Vereinzelung. Das Individuum braucht einen Ort, der ihm Halt bietet. Zur Jahrhundertwende wurde die Virtualisierung der Arbeitswelt zu einer gängigen Größe. Das gewerkschaftsnahe „Forum Soziale Technikgestaltung“ in Baden-Württemberg führte in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre den Terminus „Neue Infrastrukturen der Arbeit“ ein, mit dem nicht Kabel und Leitungen, sondern nichttechnische Veränderungen der arbeitsweltlichen Kultur beschrieben werden. Arbeit wird immer mehr außerhalb der Organisationsform Betrieb über vielfältige Varianten virtueller Plattformen abgewickelt bzw. geleistet. Nach der technischen Digitalisierung von Produktionsprozessen machten sich Forschung und Entwicklung an die Digitalisierung der Fabrik als Ganzes. Unter dem Begriff Smart Factory werden digitale Betriebe der Zukunft getestet. Sie bündeln alle vorhandenen IT-Lösungen. Die Idee der Smart Factory bricht aber mit einem traditionellen Paradigma: Darin werden nicht nur Produkte und Produktionsverläufe der Flexibilisierung, d. h. ihrer Endlichkeit, unterworfen, sondern die digitale Fabrik als Ganzheit wird zum Produkt. Das Ende eines Produktes bestimmt zugleich die Löschung der Smart Factory. Eine Betriebszugehörigkeit oder eine Corporate Identity gibt es in dieser virtuellen Arbeitswelt nicht mehr. Eine abermalige Zuspitzung dieser Entwicklungen wird im neuen Konzept „Industrie 4.0“ zu sehen sein, mit dem industrielle Produktionsbranchen wie Automobil oder Chemie zum Sprung in die Smart Factories der nächsten Generation ansetzen. Der Prozess der Virtualisierung wird abermals beschleunigt. Betriebe, Verwaltungen und Beschäftigte sehen sich einer Überlappung und ei- nes Zusammenwachsens real-materieller und virtuell-immaterieller Entwicklungen gegenüber. Virtuelle und nicht-virtuelle Wirklichkeiten in den Geschäfts- und Arbeitsumgebungen greifen ineinander und erzeugen eine ganzheitlich wahrnehmbare Mischform der Arbeitswelt. Die Bedeutung der Entortung und Entzeitlichung von Arbeit erlauben den Prozess der schleichenden Entgrenzung. Auf dem Weg zur Entbetrieblichung von Arbeit Die wachsende Integration von Informationstechnik in Berufs- und Geschäftswelten hat Trends verstärkt, die schon vor der Technikimplementierung vorhanden waren. Dazu zählt vor allem der schrittweise quantitative Rückgang des Normalarbeitsverhältnisses. Waren in den Achtzigerjahren noch deutlich Beiträge 14 mehr als 80 Prozent der Arbeitsverhältnisse unbefristet und vollzeitig, so legen die heutigen Analysen nahe, dass das Normalarbeitsverhältnis (NAV) nur noch zwischen 50 und 65 Prozent vorherrscht. Es ist damit zu rechnen, dass in überschaubarer Zeit eine Halbierung der Arbeitswelten eintritt: Etwa die Hälfte der Arbeitsverhältnisse folgt dem ursprünglichen industriellen Vollzeitmuster als NAV; die andere Hälfte wird dagegen geprägt von einer großen Vielfalt von neuen Selbstständigkeiten, befristeten, teilzeitlichen oder gar Leih- und Zeitarbeitsvarianten. Die neue Pluralität der Arbeitsverhältnisse deckt sowohl selbstständig erfolgreiche Existenzbilder wie auch erzwungenermaßen prekäre Lebenslagen ab. Hinzu kommt ein zweiter Trend: die Differenzierung und Pluralisierung der Erwerbsbiografien. Die Kultur der dauerhaften „normalen“ Beschäftigung bricht immer mehr hinüber in die PatchworkBiografie. Am Ende ihres Erwerbslebens werden die Menschen nicht mehr nur wie bisher auf eine einzige Berufsorientierung über mehrere Jahrzehnte bei möglichst einem einzigen Arbeitgeber zurückblicken. Sie werden vielmehr zurückschauen auf viele berufliche Wechsel, Taskings, Jobs und zeitlich gebrochene Wechsel zwischen befristet, fest, werkverträglich, selbstständig, erwerbslos, projektorientiert etc. Der Wechsel wird zur Konstante. Die Befähigung und Kompetenz zu individuellem Wechselvermögen (individuelles Change Management) bilden den Schlüssel zur dauerhaften persönlichen Existenzsicherung. Diese beiden Trends, die durch die ITTechnik beschleunigt, aber nicht ausgelöst wurden, erfahren eine mächtige Überlagerung durch die Zuspitzungen von Virtualisierung und Auslagerung von Arbeit. Die technischen Innovationen der letzten wenigen Jahre führen die Arbeitswelten immer näher an den Bruch der Kontinuität unseres betriebsarbeitsplatzzentrierten Denkens. Lange Zeit war der Betrieb – und somit auch die Verwaltung – der zentrale Ort der Erbringung beruflicher Leistungen. Die Vorgang der schleichenden „Entbetrieblichung von Arbeit“? technischen Potenziale für die Ent-ortung und Entzeitlichung von Arbeit eröffnen einen neuen Weg, das Wort Arbeitsort zu verstehen. Der Ort wird zum flexiblen mobilen Nicht-Ort im virtuellen Kommunikations- und Transaktionsraum. Wir stehen am Beginn einer dauerhaften Auswanderung von Arbeitsvolumina aus der Verfasstheit „Betrieb“. Damit ist nicht gemeint, dass Arbeit von einem Betrieb in Deutschland in einen Betrieb in China verlagert wird. Es geht vielmehr um die schrittweise partielle Aufhebung des „Prinzips Betrieb“. Die Neuerungen der Cloud-Technologie oder des Crowd Sourcing beschleunigen diesen Wandel. Wir haben es mit dem Vorgang der schleichenden „Entbetrieblichung von Arbeit“ zu tun. Es geht vielmehr um die schrittweise partielle Aufhebung des „Prinzips Betrieb“. Um Missverständnissen vorzubeugen, sei hier angemerkt, dass diese Beschreibung nicht meint, dass es keine materielle Produktion, keine Montage, keinen Kirschkuchen und keinen VW mehr gibt und sich alle mit virtuellem Trollinger begnügen müssen. Nicht die materielle Produktion entschwindet, sondern die Koppelung von Produktion an die Quantität menschlicher Arbeit lässt nach. Der Anteil der Produktionsarbeitsplätze allgemein hat in den letzten Jahren erheblich abgenommen, während Dienstleistungsbeschäftigungen einen deutlichen Zuwachs zu verzeichnen hatten. Der materiell-industrielle Sektor wird weiterhin mit hoher Wertschöpfung bestehen. Jedoch wird darin der Anteil menschlicher Arbeitsstunden sinken. Aber: Die Zukunft der Geschäfts- und Arbeitswelten, die Zukunft der Betriebe und Beschäftigungen wird im virtuellen Raum entschieden. Identität in der Virtualität Je mehr Nutzerinnen, Nutzer und Beschäftigte sich in virtuellen Arbeitsumgebungen beruflich bewegen, desto umfassender entwickelt sich die Bandbreite ihrer „Rollen“, mit denen sie dort auftreten. Die Summen ihrer Rollen – zum Beispiel in Clouds – ergeben eine oder mehrere virtuelle Identitäten im Netz. Die Debatten über Anonymisierung, Beiträge Pseudonymisierung und ein nutzerorientiertes Identitätsmanagement spiegeln diesen Trend. Verschiedene Akteure aus dem Feld der Wissenschaft, der Gewerkschaften und der Wirtschaft haben deshalb einen offenen Diskurs begonnen, der die neue Unübersichtlichkeit durch strukturierende Leitfragen, durch Analysen, Thesen und Vorschläge überschaubarer machen will. Unter der allgemeinen Chiffre „SozialCharta Virtuelle Arbeit“ werden neues Orientierungswissen wie neue Orientierung, neue Nachdenklichkeit sowie neue Blickwinkel gesucht. Die arbeitenden Menschen der Industrie- und der industrialisierten Dienstleistungsgesellschaft haben einen erheblichen Teil ihres Selbstbewusstseins In den zunehmenden IT-gestützten Arund ihrer Identität aus ihrer beruflichen Existenz be- und gezogen. Arbeit zu ha- beitswelten wachsen dem handelnden ben und sich über die Arbeit zu definie- natürlichen Menschen eine oder mehreren, bedeutet bis heute, sein Ich zu stär- re virtuelle Zwillingsidentitäten („virtuelle Ichs“) zu. Das technische „virtuelle ken und damit Sozialkompetenz für ein Zusammenleben in einer demokrati- Ich“ entsteht durch aktive und passive schen modernen Gesellschaft zu erwer- Ansammlungen von Datenmengen und Profilen. Es wird qualitativ wirkungsben. Berufsbiografien sind somit auch Identitätsbiografien. In gewissem Sin- mächtig und beginnt das „natürliche Ich“ schrittweise zu beeinflussen. Orts- und ne hat der arbeitende Mensch in seiner beruflichen Tätigkeit eine Art „Heimat“. zeitgebundene Medienorte müssen das Was aber bedeutet es für die persönli- „natürliche Ich“ in seiner Gewichtung chen Identitäten, wenn die Infrastruktu- stärken. Nicht die Digitalisierung des Buren der Arbeitswelten großen, grundle- ches stellt die größte Herausforderung dar, sondern dessen Verschiebung aus genden Veränderungen ausgesetzt sind dem Erfahrungsraum des „natürlichen und somit die Rahmenbedingungen für die beruflichen „Heimat-Umgebungen“ Ichs“ hinüber in den Erfahrungsraum des „virtuellen Ichs“. Diese Kontinentalfremd oder gar noch weiter entfremdet werden? Bedarf es nun einer Identitäts- verschiebung in der Wahrnehmungskultur und in der Unterscheidungsfähigkeit bildung jenseits der Arbeitswelt? verändert den Weg der Identitätsbildung des berufstätigen Menschen, der seine Identitätsstiftung immer weniger aus sich sinnlich-haptisch fassbarer Tätigkeit, sondern immer mehr aus flüchtigen Medienprozessen gewinnt. Pluralisierung der Sozialisationsverortung Welf Schröter während seines Vortrags anlässlich der 19. Gemeinsamen Bibliothekstage in Celle Die normierende Kraft des Wortes Betrieb wird für die Sozialisierung der Menschen im Beruf abnehmen. Entortung, Entzeitlichung, Individualisierung und Vereinzelung, Virtualisierung und Entbetrieblichung stellen die Frage, wo dann noch Menschen zu einem sozialen und einem demokratischen Miteinander sozialisiert werden können. Die „Community Betrieb“ bröckelt. Die Zahl der Ein-Personen-Selbstständigen und Freelancer steigt. Doch was, wo und wer tritt strategisch in der Gesellschaft an die Stelle des Sozialisationsortes „Betrieb“? Wenn die strukturelle Bedeutung des Ortes „Betrieb“ in seiner normierenden gesellschaftlichen Funktion nachlässt, wird dies auch zu einer Pluralisierung der Sozialisationsverortung führen. Dies kann entweder eine kulturelle Bereicherung für alle ermöglichen oder eine verstärkte Fragmentierung und Parzellierung gesellschaftlicher Gruppen einläuten. 15 Beiträge 16 Das arbeitende Individuum wird von den kulturellen Prägungen und Regulationen der Sozialpartner immer weniger erreicht. Die Kollegialkultur und deren sozialisierende Kraft aus Betrieben, Belegschaften, Teams, Verbänden und Sozialpartnern verlieren ihre Interpretationshoheit in den aufkommenden virtuellen Einkommenswelten. Die strukturelle Ent-Integration des arbeitenden Individuums aus den postindustriellen Strukturen der Arbeitswelten zieht eine latente Tendenz zur Ent-Sozialisation nach sich. Die Rollen der Sozialpartner als gesellschaftliche Binde-Mittel werden geschwächt. Sie büßen Kohäsionskraft ein. Parallel zur realen und virtuellen Atomisierung des Individuums vollzieht sich eine Rückbildung des zentralen Kohäsionszentrums „Betrieb“ als formierender Ort der Vergesellschaftung des Individuums. Angesichts dieses beginnenden Ent-Kohäsionsprozesses der Gesellschaft muss die Frage nach neuen Anlässen, Orten und Kulturen formuliert werden, wie und wo kompensatorische Kohäsionsorte und ebensolche Kohäsionskräfte wachsen können. Bibliotheken als neue berufsbezogene Sozialisationsorte Vor diesem Hintergrund gilt es, eine These zu prüfen: Nicht die realen und virtuellen Orte des lebenslangen Broterwerbs strukturieren die postindustriellen Einkommens-Patchwork-Biografien, sondern es sind die realen und virtuellen Orte des emotional-intelligenten Lernens als lebenslange Lernkultur. Die neuen emotional-intelligenten Lernwege bzw. Lerninfrastrukturen mit ihren Social-Media-Einspiegelungen benötigen nicht den Ort „Betrieb“ als Konditionierungstreffpunkt. Erforderlich ist der Ausbau der Orte des Wissens- und Erfahrungsaustausches, der Orte des Lernens und innovativen Experimentierens zu strategischen Kohäsions-Nahtstellen mit hoher emotionaler Identifizierungsund Bindekraft. Die gewachsenen Orte der Informations- und Wissensvermitt- lung müssen demnach die zusätzliche Rolle der aktiven Kohäsionsstabilisierung proaktiv annehmen. Treff der anonymen Burnoutler und anderes mehr. Die Entortung und Entzeitlichung von Arbeit sowie der Rückgang des „Prinzips Betrieb“ eröffnen die Suche nach neuen gesellschaftlich-öffentlichen, synchronen Orten des Face-to-Face-Austausches. Bibliotheken und insbesondere Stadtteilbibliotheken könnten als Bildungstreffpunkte zu neuen Drehpunkten der vernetzten Wissensgesellschaft 2.0 (kollegiale Sozialisationsorte als Ersatz für den Ort „Betrieb“) werden: „Blended Living“. Blended Living als Schwester von Social Media und Anker sozialer Kohäsion. Bibliotheken könnten sich zu berufsbezogenen Knotenpunkten der Netzwerke von überall wachsenden sozialinnovativen „Coworking Spaces“ der Zukunft entfalten. Bibliotheken werden zu Orten, wo sich neue Dienstleistungen und Services verbinden: Wissensspeicher und Lernportal der Wissensarbeitenden, Support für themenorientierte, tätigkeitsorientierte und wertschöpfungsorientierte Netzwerke, proaktiver Kommunikationsort, Eingang zum Open Government, Cafeteria-Prinzip einer Face-to-face-Community, Knotenpunkt der kommunalen Coworking Spaces, Kooperationsbörse, Nicht die realen und virtuellen Orte des lebenslangen Broterwerbs strukturieren die postindustriellen EinkommensPatchwork-Biografien, sondern es sind die realen und virtuellen Orte des emotional-intelligenten Lernens als lebenslange Lernkultur. Weitere Informationen: Der Autor: Welf Schröter ist Moderator des Diskurses „SozialCharta Virtuelle Arbeit“ und Leiter des Forum Soziale Technikgestaltung. Kontakt: [email protected] Literaturhinweise: Balfanz, D., Schröter, W. (Hg.): Gestaltete Virtualität. Realität der neuen Medien in der Arbeitswelt – Standortbestimmung und Perspektiven. Talheimer Verlag, sammlung kritisches wissen, Bd. 49, 2010. Schröter, W.: Auf dem Weg zu neuen Arbeitswelten. Impulse des Forum Am Ort des emotional-intelligenten Lernens könnten „natürliches Ich“ und „virtuelles Ich“ wieder zusammenfinden, weil dauerhaftes wirkliches Lernen nur möglich ist von Angesicht zu Angesicht (face to face) und weil das „natürliche Ich“ persönliche Kommunikation, Kooperation und Konditionierung benötigt. Dies trägt zur „Heilung“ der „Burn-outSeelen“ der virtuell Entfremdeten bei und eröffnet eine Perspektive auf nachhaltiges Blended Living, eine Mischung aus Natürlichem und Virtuellem. ä Soziale Technikgestaltung. Talheimer Verlag, sammlung kritisches wissen, Bd. 13, 2007. Vidal, F.: Rhetorik des Virtuellen. Die Bedeutung rhetorischen Arbeitsvermögens in der Kultur der konkreten Virtualität. Talheimer Verlag, sammlung kritisches wissen, Bd. 64, 2010. Schröter, W.: Wie wir morgen arbeiten werden. Eine Einführung in die Berufswelt der Informationsgesellschaft. Talheimer Verlag, sammlung kritisches wissen, Bd. 40, 2004. Schröter, W. (Hg.): Identität in der Virtualität. SozialCharta Virtuelle Arbeit. Talheimer Verlag, sammlung kritisches wissen, erscheint 2013. Beiträge Neue Anforderungen an gewachsene Strukturen: Zweigbibliotheken als Lernorte Die Zweigbibliotheken Medizin der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle sind an zwei Standorten präsent. Dies stellt eine besondere Herausforderung für die Organisation dar, insbesondere wenn es darum geht, neue Entwicklungen im Bibliothekswesen aufzugreifen und im Sinne einer nutzerfreundlichen Bibliothek umzusetzen. Text und Fotos: Karin Stukenbrock Allgemeines Die 1694 gegründete Universität Halle ist, ähnlich wie viele alte Universitäten, mit ihren Einrichtungen und Instituten über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Diese räumliche Zersplitterung spiegelt sich auch in den bibliothekarischen Einrichtungen der Martin-LutherUniversität wider. Neben der eigentlichen Universitätsbibliothek, für die im Jahr 1880 ein repräsentatives Hauptgebäude errichtet wurde, gab es eine Vielzahl von eigenständigen Instituts-, Seminar- und Klinikbibliotheken. Im Zuge der Hochschulreform wurden in den 1970er-Jahren die kleinen Bibliotheken als Zweigbibliotheken definiert und der Universitätsbibliothek unterstellt. Die Zweigbibliotheken der Medizin mit ihren Standortbibliotheken gehören zu den größeren Zweigbibliotheken. Auch sie geben von der gewachsenen Struktur der Universität Halle, der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) sowie der Universitätsmedizin Zeugnis. Weil das Klinikgelände in der Magdebur- ger Straße (ehemals als Altklinikum bezeichnet) Ende der 1970er-Jahre zu klein wurde, baute man im Stadtteil Kröllwitz ein neues Klinikum. Bis heute ist die Universitätsmedizin in Halle an zwei Standorten vertreten: am Standort Magdeburger Straße und am Standort Ernst-Grube-Straße in Kröllwitz. Mit der Aufteilung auf zwei Standorte ist eine konzeptionelle Trennung verbunden, die weitgehend abgeschlossen ist. In der Magdeburger Straße sind die theoretischen Institute und diejenigen Einrichtungen untergebracht, in denen keine Patientenbetreuung erfolgt. Hier findet überwiegend die Ausbildung der Studierenden im ersten Studienabschnitt statt, im Klinikum am Standort ErnstGrube-Straße dagegen die Patientenversorgung sowie die Ausbildung im zweiten Studienabschnitt. Die Bereitstellung von Literatur für das Fachgebiet Medizin durch die ULB orientiert sich an dieser Aufteilung. Die Zweigbibliothek Medizin am Standort Ernst-Grube-Straße versorgt das Universitätsklinikum am Standort Ernst-Grube-Straße, den klinischen Abschnitt des Studiums und die Zahnmedizin. Die Zweigbibliothek Medizin am Standort Magdeburger Straße versorgt die Institute im Bereich der Magdeburger Straße, den vorklinischen Abschnitt des Studiums und die Gesundheits- und Pflegewissenschaften. Im Bibliothekswesen ist es in den letzten Jahren durch die elektronischen Ressourcen zu erheblichen Entwicklungen und Veränderungen gekommen. Viele der von der Bibliothek zur Verfügung gestellten Medien können bequem online von Orten außerhalb der Bibliotheksräume genutzt werden. Gerade in den Bereichen Medizin und Naturwissenschaften stellen sich die Nutzer zunehmend auf die Neuerungen um und fordern diese auch ein. Dies hat allerdings nicht dazu geführt, dass die Bibliothek als Raum ihre Funktion verliert. Insbesondere als Lernort ist sie nach wie vor gefragt, allerdings sind auch hier Veränderungen zu beobachten. Die Zweigbibliotheken Medizin haben sich das Ziel gesetzt, diese Anforderungen im Rahmen ihrer gewachsenen Strukturen umzusetzen. Die traditionelle Bibliothek: Lehrbuchsammlung und Gruppenräume Das klassische gedruckte Lehrbuch aus der Lehrbuchsammlung der Bibliothek ist für viele Studierende der Medizin noch immer das Medium der Wahl für 17 Beiträge 18 ihr Studium. Eine gut sortierte Lehrbuchsammlung ist deshalb unabdingbar für eine medizinische Bibliothek. Sie lässt sich zudem nutzen, um einen ersten Kontakt zu den Studierenden des ersten Semesters aufzubauen. Im Rahmen der Einführungs- und Begrüßungswoche der Fakultät bietet die Bibliothek den Erstsemestern Einführungsveranstaltungen in die Benutzung der Bibliothek an (OPAC, Ausleihsystem etc.). Gleichzeitig ergibt sich bei diesen Veranstaltungen die Gelegenheit, die Studierenden durch die Räume zu führen und ihnen ihre Bibliothek nahezubringen. Die Veranstaltungen werden gut besucht und zeigen, dass die Studierenden an der Bibliothek interessiert sind. Die Bücher der Lehrbuchsammlung müssen auf dem aktuellen Stand der Lehre und diesem Stand entsprechend aufgestellt sein (siehe Foto Lehrbuchsammlung). Die medizinische Ausbildung ändert sich ständig. Es kommen neue Fächer hinzu (z. B. Geriatrie, Palliativmedizin), Fächer werden interdisziplinär kombiniert (Querschnittsbereiche) oder, wie die neueste Entwicklung zeigt, in Modulen (Herz, Kopf, Haut) konzipiert. In der Regel dauert es nicht lange, bis die entsprechenden Lehrbücher herausgegeben werden. In beiden Zweigbibliotheken wird der Bestand immer wieder einer Revision unterzogen und die Systematik aktualisiert. Die Studierenden können so möglichst schnell die Lehrbücher für ihre Fächer finden. problemlos möglich, da die Bibliothek dort in Krankenzimmern der ehemaligen Chirurgischen Klinik untergebracht ist. Eines der Zimmer wurde zu einem Gruppenraum umgestaltet. Wenn die Bibliothek demnächst in das neu konzipierte Lernzentrum der Fakultät in die ehemalige HNO-Klinik umzieht, werden auch dort Gruppenräume zum Standard gehören. Auch in der Bibliothek in der Ernst-Grube-Straße können die Studierenden mittlerweile Gruppenräume nutzen (siehe Foto Gruppenraum). In einem abgeschlossenen Raum ist zudem eine Mediathek untergebracht, in der die Möglichkeit besteht, interaktive Lernsoftware zu nutzen. Hier kann zudem mit E-Learning-Modulen, die mit Ton unterlegt sind, gearbeitet werden. Lehrbuchsammlung Die Umstrukturierung der Lehre betrifft nicht ausschließlich die Fächerzusammensetzungen, sondern gleichfalls die didaktischen Konzepte. Auch wenn das „Kreuzen“ immer noch eine wesentliche Lernmethode ist, werden Inhalte jetzt durch POL-Fälle1, Referate etc. vermittelt. Da diese Inhalte in Gruppen erarbeitet werden, brauchen die Studierenden Gruppenräume. In beiden Bibliotheken wurden daher kleinere Räume für diese Arbeitsweise umfunktioniert. In der Magdeburger Straße war dies 1 POL („Problemorientiertes Lernen“) ist ein in der medizinischen Ausbildung etabliertes didaktisches Format. Gruppenraum Als vorteilhaft hat sich die Integration des Computerpools der Medizinischen Fakultät in die Bibliothek erwiesen. Damit stehen zusätzlich 19 PC-Arbeitsplätze zur Verfügung, die neben einer Verbindung zum Internet auch Anwendersoftware wie beispielsweise SPSS bieten. Da in diesem Raum auch ein Beamer zur Verfügung steht, können hier die Nutzerschulungen der Bibliothek durchgeführt werden. Selbstverständlich gibt es in beiden Bibliotheken klassische Lesesäle, die sich nach wie vor einer großen Beliebtheit erfreuen. Von den insgesamt rund 120 Benutzerarbeitsplätzen in beiden Bibliotheken sind etliche Plätze mit PC und Internetzugang ausgestattet. Alle Leseplätze sind WLAN- Beiträge fähig, sodass die Studierenden mit dem eigenen Notebook arbeiten können. Damit sind auch innerhalb der Bibliothek die Voraussetzungen geschaffen, um die digitalen Angebote der Bibliothek nutzen zu können. Päsentationswand „Top 100 E-Books“ Die digitale Bibliothek: E-Journals, E-Books und Datenbanken Im Gegensatz zur traditionellen Bibliothek, in der der Zugriff auf die Medien überwiegend fächerzentriert ist, stehen die Medien der digitalen Bibliothek einem größeren Kreis von Studierenden und Wissenschaftlern zur Verfügung. Seit 1991 nimmt die ULB am gemeinsamen Verbundkatalog (GBV) teil. Die ULB beteiligt sich sowohl an internen (HARIEL) als auch an externen (Subito) Dokumentenlieferdiensten. Auch die medizinischen Bibliotheken sind an beide Systeme angeschlossen und bedienen diese. Daneben steht den Nutzern der ULB trotz knapper werdender Mittel ein gro- ßes Angebot an elektronischen Zeitschriften, Büchern und Datenbanken zur Verfügung. Die elektronischen Zeitschriften, die überwiegend von den Forschenden genutzt werden, sind in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) verzeichnet. Außerdem stehen im Universitätsnetz zahlreiche E-Books zur Verfügung, darunter Lehrbücher der bei den Studierenden sehr beliebten Dualen Reihe. Die Nutzung dieser Bücher ist mittlerweile sehr komfortabel. Für die Bibliothek stellt sich allerdings das Problem, diese Bücher zu präsentieren. Da sie nicht im Regal der Lehrbuchsammlung stehen (können), ist es für die Studierenden, die lediglich am Regal nach ihren Büchern suchen, nicht ersichtlich, welche Titel online zur Verfügung stehen. Deshalb wurde in beiden Bibliotheken eine Präsentationswand geschaffen, an der die „Top 100 E-Books“ ausgestellt werden (siehe Foto links). Die Cover der Bücher wurden auf Postkartengröße verkleinert und sind so auf einen Blick sichtbar. In Kürze sollen sie mit QR-Codes versehen werden, sodass die Studierenden bequem mit ihren Smartphones an die Titel kommen. Über die in Halle vorhandenen Datenbanken kann man sich mithilfe des Datenbank-Infosystems (DBIS) informieren. Im Bereich Medizin stehen mittlerweile über 300 Datenbanken zur Verfügung. Um den Studierenden einen Überblick zu verschaffen, finden regelmäßig Schulungen statt. Seit dem Wintersemester 2011/12 ist die Bibliothek mit diesen Schulungen in die curriculare Lehre eingebunden. Die Studierenden des 5. Semesters erhalten im Rahmen des Querschnittsbereichs Epidemiologie, medizinische Biometrie und medizinische Informatik ein vierstündiges Seminar mit einem Blended-Learning-Modul. Das Modul wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Klinische Epidemiologie erarbeitet. In den ersten zwei Stunden sollen die Studierenden als Hausarbeit das E-Learning-Modul durchlaufen. Im Anschluss findet eine Präsenzveranstaltung statt, in der vertiefend auf Fragen eingegangen wird. Das Seminar „Einführung in die Literaturrecherche (PubMed)“ soll den Studierenden Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln, um eigenständig Literaturrecherchen durchführen zu können. Es wurde im Rahmen der Initiative zur Verbesserung der Lehre im Bereich der Doktorandenausbildung konzipiert. Mittlerweile haben auch die Studierenden der höheren Semester, die Studierenden der Zahnmedizin, die Studierenden im Praktischen Jahr und die Fortbildungskurse der Pflege diese Schulungen nachgefragt. Ergänzend zur Literaturrecherche wäre es sinnvoll, Schulungen im Bereich Literaturverwaltung anzubieten. Die ULB steht in Verhandlungen, um diesen Service als Standard zu installieren. Die Zweigbibliotheken Medizin orientieren sich an den Bedürfnissen ihrer Nutzerinnen und Nutzer. In unserem Fall sind dies überwiegend die Studierenden, Forschenden und Lehrenden der Universitätsmedizin. Um immer wieder auf dem aktuellen Stand der Bedürfnisse dieser Zielgruppen sowohl im Hinblick auf die Erwerbung der Medien als auch im Hinblick auf die Bibliotheksräume zu sein, ist deshalb eine enge Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät unabdingbar. Nur so ist es möglich, den sich immer wieder wandelnden Anforderungen im Rahmen der gewachsenen Strukturen unserer Einrichtungen gerecht zu werden. ä Weitere Informationen: Ansprechpartnerin: Dr. Karin Stukenbrock Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Zweigbibliotheken Medizin Telefon: +49 345 557-1349 E-Mail: karin.stukenbrock@ bibliothek.uni-halle.de Hausanschrift: Universitätsklinikum Halle/Saale Ernst-Grube-Straße 40 06120 Halle/Saale 19 Beiträge Die Fernleihen der dänischen Königin In den Jahren 1772 bis 1775 lebte die dänische Königin Caroline Mathilde im Exil. In dieser Zeit entlieh sie rund 60 Bücher aus der Königlichen Bibliothek in Hannover. Text: Matthias Wehry Fotos: Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Eine lesewütige Königin Die dänische Königin Caroline Mathilde, die wegen ihrer Affäre mit Johann Friedrich Struensee ihr Exil im Kurfürstentum Hannover in den Jahren 1772 bis zu ihrem Tod 1775 zuerst in der Göhrde, dann auf Schloss Celle fand, galt ihren Zeitgenossen als vielbelesene und gebildete wie auch lesewütige Königin. Sie sprach nach zeitgenössischen Berichten englisch, französisch, deutsch, dänisch und italienisch.1 Der Schriftsteller, Philosoph und königliche Leibarzt in Hannover Johann Georg Zimmermann berichtete 1772 über die Königin und ihre umfassende Lektüre, „die Königin ist sehr munter, sehr lebhaft in Gesellschaft, sie hat viel Witz, liest ganz entsetzlich viel, den ganzen Morgen hindurch und jede Nacht bis um zwey Uhr (...)“2. Durch den Gang ins Exil verlor Caroline Mathilde ihre Büchersammlung und war auf Ankäufe, Geschenke und Ausleihen angewiesen. Darum richtete Georg III. im Juni 1772 Caroline Mathilde die Option der Fernleihen aus der Königlichen und Churfürstlichen öffentlichen Bibliothek in Hannover, heute Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, ein. Bestellte Caroline Mathilde während ihres Aufenthaltes in der Göhrde 58 Bücher, sind für die Ausleihphase in Celle, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek: Bibliotheksakten V 22 a+b 20 Im Dienste Ihrer Majestät: v. Wangenheim an Jung die erst ab Mitte 1774 und dort nur lückenhaft dokumentiert ist, drei Bücher verlässlich nachweisbar. Der hierbei entstandene Briefwechsel zwischen dem Bibliothekar Jung und den zuständigen Bediensteten ist in der Alt-Akte V 22a/b erhalten und war aufgrund der Katalogisierungssituation bisher unbekannt.3 1 Vgl. hierzu: Jorgensen, Harald: The unfortunate Queen. Caroline Mathildas’s last years 1772-75. CA. Reitzels Forlag, Copenhagen 1989, S. 79. 2 Der Brief Zimmermanns ist zitiert bei: Steinau, Norbert: Caroline Mathilde im Kurfürstentum Hannover 1772-1775. In: Von Kopenhagen nach Celle. Das kurze Leben einer Königin. Begleitpublikation aus Anlaß einer Ausstellung des BomannMuseums Celle zum 250. Geburtstag der dänischen Königin Caroline Mathilde. Hrsg. vom Bomann-Museum Celle. Bearbeitet von Juliane Schmieglitz-Otten und Norbert Steinau, S. 130 ff. 3 Vgl. zur Katalogisierung: Oberschelp, Reinhard: Die Alt-Akten A und V der Niedersächsischen Landesbibliothek. Übersichtsverzeichnis. Manuskript. Hannover 2001, Vorwort und S. 12. Beiträge Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek: Bibliotheksakten V 22 a+b Die Akte der royalen Entleihungen in der Alt-Akte V 22a/b Die Sendungen ins Jagdschloss Göhrde Auftakt des Fernleihvorgangs war ein am 3. Juli 1772 bei Hofrat und Bibliothekar Johann Heinrich Jung eingegangenes Schreiben von Kammerpräsident Lenthe vom 30. Juni 1772. Dieser teilte Jung mit, es sei „Seiner königlichen Majestät, unseres allergnädigsten Herrn Wille (...), daß, wann Ihre Majestät die Königin von Dännemark bey Ihrem Aufenthalt zur Ghörde Bücher zum Lesen verlangen solte, selbige aus der hiesigen Königlichen Bibliothec genommen und hingeschickt werden sollen“4. Als Kontaktperson im Jagdschloss Göhrde nannte Lenthe den Oberschenk Georg August von Wangenheim. Sowohl Wangenheim als auch Jung reagierten zeitnah auf diese Offerte. Jung versendete am 9. Juli 1772 zwei nicht erhaltene Verzeichnisse, um in Anbetracht des fernen Hofes herauszufinden, „welche Classe vorzüglich Beyfall findet“5. Einen Tag zuvor erwähnte Wangenheim am 8. Juli in einem Brief an Jung die Übersendung des Bibliothekskatalogs: „Da ich der Königin von Dännenmark Majestät schuldigst angezeiget, wie sie aus dortige Königl. Bibliothec, Bücher zum Nutzen und Vergnügen höchst derselben founieren könte: So haben höchstdieselben mir aufgetragen, den Catalogum gedachter Bibliothec anhero kommen zu laßen. Ich habe also hierauf das Vergnügen mich dieses Auftrags wegen Eur. Hochwohlg. zu entledigen: Inzwischen halte ich dafür, daß da der Catalogus :| so viel es mir bekandt |: ein Werk von einigen Folianten; ein Auszug aus selbigen, der für Ihro Maj. der Königin, schicklichen Werke, hinreichend seyn könnte.“6 Die erste Bestellung waren Christian Fürchtegott Gellerts Sämtliche Schriften und Friedrich von Hagedorns Poetische Wercke.7 Das Urteil der Königin fiel äußerst positiv aus und endete mit einer umfassenden Bestellung zur deutschen Literatur: „Höchst-dieselben haben auch schon dero Wohlgefallen über diese Schriftsteller geäusert (...). Ich ersuche dannenhero, wo möglich, mir die Wercke eines Ramlers, Utz, Gleims, Gessners, Dusch, Zachariae, Wielands, Lessings, Lichtwehrs, Hallers, Wiethoffs, Kleists, Croneks, nebst Zimmermanns ‚National-Stolz‘ anhero zu senden.“8 Diese Bestellung basierte auf keiner Durchsicht eines von Jung angefertigten Bücherverzeichnisses, korrespondierte aber mit einer Bemerkung, die Wangenheim bereits seinem ersten Brief als Postskriptum angehängt hatte: „Maj[estät] die Königin lesen und sprechen sehr gerne Teutsch“9. Die umfangreiche Bestellung konnte Jung nicht erfüllen. Lediglich Johann Georg Zimmermanns Werk Vom Nationalstolz und den noch ausstehenden 7. Teil von Gellerts Sämtliche Schriften konnte Jung am 28. Juli der Post übergeben,10 alle anderen georderten Bücher befanden sich zu diesem Zeitpunkt beim Buchbinder und waren erst am 7. August versandbereit. Der folgende Brief von Wangenheim am 8. Oktober an Jung ist von dem Aufbruch des Hofstaates der Königin Caroline Mathilde nach Celle geprägt. Wangenheim erwarte die Ankunft in Celle „d.[en] 18then oder 20tehn dieses Monaths“11. Da Wangenheim, wie er Jung schrieb, „die [mir] überschickten Bücher zum Gebrauch Ihro der Königin von Dennemarck Majestät, mehrentheils wiederum zurück habe, und die übrigen ohnstreitig gegen Ende unseres Aufenthalts gleichfals wiederum erhalten werde“12, bat er Jung, einen Transport nach Celle mit neuer Literatur zu organisieren und überließ Jung die Auswahl dieser: „Euer Wohlgeboren kennen bereits den Geschmack der Königin Majestät, also daß ich diesetwegen nichts hinzu zu fügen habe (...)“13. Da Caroline Mathilde „auch verschiedene Bücher aus Braunschw.[eig] erhalten“14 habe, bat Wangenheim um ein Verzeichnis der bestehenden Fernleihen. Dieser Liste zufolge hatte Jung für die Köni4 Brief vom 30. Juni 1772; Lehnte an Jung. 5 Briefentwurf vom 9. Juli 1772; Jung an v. Wangenheim. 6 Brief vom 8. Juli 1772; v. Wangenheim an Jung. 7 Brief vom 15. Juli 1772; Mackenthun an Jung. 8 Brief vom 22. Juli 1772; v. Wangenheim an Jung. 9 Brief vom 8. Juli 1772; v. Wangenheim an Jung. 10 Briefentwurf vom 28. Juli 1772; Jung an v. Wangenheim. 11 Brief vom 8. Oktober 1772; v. Wangenheim an Jung. 12 Ebd. 13 Ebd. 14 Brief vom 8. Oktober 1772; v. Wangenheim an Jung. 21 Beiträge Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek: Bibliotheksakten V 22 a+b Jens Juel: Caroline Mathilde, Königin von Dänemark (1771) Jungs Liste der Fernleihen während der Zeit in der Göhrde nach Abgleich vorhandener physischer Exemplare im Bestand der GWLB kein signifikanter Nachweis entgegen. Die Fernleihen nach Celle Aufgrund der erheblich größeren Zeitspanne, die Caroline Mathilde in Celle verbrachte – entgegen dem kaum fünfmonatigen Aufenthalt im Jagdschloss Göhrde lebte sie in Celle vom Oktober 15 Notiz unter dem Briefentwurf vom 13. Oktober 1772; Jung an v. Wangenheim. Quelle: wikipedia gin von Dänemark an den Oberschenk v. Wangenheim am 17. Juli acht Bücher, am 28. Juli zwei Bücher und am 7. August 48 Bücher versendet – allesamt Werkausgaben deutscher Literaten. Als diese Bücher Jung vorlagen, notierte er, dass die „von hiesiger Königl.[icher] Bibl.[iothek] gesandte[n] Bücher (...) sichtlich (...) gebraucht, und oben mit dem Pfand gestempelt [sind], wodurch man sie von andern leicht unterscheiden kann“15. Der provenienzhistorisch bedeutsamen Bemerkung steht jedoch 22 Beiträge Wie bereits zu Beginn der Ausleihen in der Göhrde wurde auch in dem ersten erhaltenen Brief aus der Celler Zeit von dem Kammerdiener Maentell der Bibliothekskatalog aus Hannover angefordert17. Dem nun folgenden Briefkonzept Jungs vom 29. Juli liegt ein Brief von Maentell vom 28. Juli zugrunde, der nicht erhalten ist. Offensichtlich hatte Maentell die Idee der kurzzeitigen Übersendung des Bibliothekskatalogs nicht aufgegeben, warnte Jung ihn doch, „(...) daß die Catalogues der Königl. Bibl. allhier so volumineus und weitläufig sind, daß damit ein Wagen allein beladen würde“18. Zudem sei der Katalog weder leserlich geschrieben, noch derart wohlgeordnet, „(...) daß selbiger auf eine geziemende Art vorgelegt werden könne“19. Als Lösung offerierte Jung 23 Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek: Bibliotheksakten V 22 a+b 1772 bis zum 10. Mai 1775 –, ließe sich eine deutlich umfangreichere Fernleihtätigkeit erwarten. Die Situation änderte sich mit dem Umzug jedoch nachhaltig. Die Dokumentation in der AltAkte ist lückenhaft und setzt erst im Jahr 1774 wieder ein, sodass keinerlei Berichte über die Aktivitäten des Jahres 1773 vorliegen. Es ist lediglich bekannt, dass Caroline Mathilde während ihres Besuchs in Hannover im Sommer des Jahres 1773 am Morgen des 21. Juli die Bibliothek besuchte. Sie absolvierte damit das für den höheren Adel übliche Besichtigungsprogramm mit Reliquienkammer, Stadtschloss und Bibliothek; man bedenke, Georg II. besuchte die Bibliothek bei drei seiner Aufenthalte in Hannover. Ist jedoch der letzte Besuch Georgs II. in der Bibliothek durch einen Bericht des Bibliothekars Gruber16 dokumentiert, kann für den Besuch Caroline Mathildes bisher kein historischer Bericht vorgelegt werden. Das erste historische Dokument bezüglich der Fernleihe stammt vom 8. Juli 1774. In den Jahren 1774/75 weist die Akte lediglich zehn Briefe auf, die einen nur fragmentarischen Einblick ermöglichen. Der diesbezügliche Grund kann in dem Umstand einer von Caroline Mathilde aufgebauten und zunehmend vermehrten Privatbibliothek und der damit auftretenden Spezialisierung des Leihinteresses angetroffen werden. Mit der Nadel befestigt: die Anforderung des Hofrechts das erprobte Verfahren des Erstellens von Verzeichnissen, woraufhin Maentell ihm die Bitte Caroline Mathildes vortrug, „einige Deutsche und Italienische Werke zu übersenden (...) wovon Eur. Wohlg. glauben, daß sie angenehm zu leßen sein möchten, es braucht nicht viele auf einmahl zu sein.“20 Am 18. August bat Maentell Jung, das auf einem beiliegenden Zettel genannte Werk – Friedrich Carl von Mosers Teutsches Hof-Recht – herzuschicken, sofern es im Bestand der Bibliothek nachweisbar wäre.21 Jung versendete die ersten beiden, bisher publizierten Quartbände22 am 20. August und gewährte in dem Briefkonzept einen Einblick in die Fernleihpraxis des 18. Jahrhunderts. Jung erbat sich einen Empfangsschein, „welcher von den Bibliothec-Schreibern in Verwahrung genommen und, auf geschehener Zurückgabe des Buches reta- 16 S. Alt-Akte V 15. 17 Brief vom 8. Juli 1774; Maentell an Jung. 18 Briefkonzept vom 29. Juli 1774; Jung an Maentell. 19 Ebd. 20 Brief vom 3. August 1774; Maentell an Jung. 21 Brief vom 18. August 1774; Maentell an Jung. 22 S. Briefkonzept vom 20. August; Jung am Maentell. 23 Ebd. 24 Ebd. diert wird“23. Bei weiteren Entleihungen setzte er voraus, „daß eine zuverläßige Person allhier bestellt würde, welche die Bücher unter gehöriger Vollmacht in Empfang nähme, darüber einen Schein ertheilt, und die Emballage nebst dem Transport besorgte“24. Das scheint weniger der Sicherheit der Bücher geschuldet zu sein, als vielmehr dem Umstand, dass Jung, wie er selbst mitteilte, in der nächsten Zeit nicht in Hannover sein werde und infolgedessen den Fernleihprozess nicht mehr anweisen könne. Zugleich hat sich Jung hierdurch aber auch einiger organisatorischer Aufgaben geschickt entledigt. In seinem Brief vom 27. November bestätigte Maentell dieses Vorgehen und nannte Mackenthun als zuständigen Bevollmächtigten in Hannover. Erst mit einem Brief Maentells vom 4. April 1775 liegt eine weitere dokumentierte Bestellung vor – die letzte ihrer Art. Erneut lag ein Zettel in einer fremden Handschrift dabei, auf welchem das zu bestellende Werk – The State Trials, in English – vermerkt war. Am 9. April bestätigte Maentell den Eingang des Buches über Mackenthun. Auch diese letzte Bestellung zeugt von der Spezialisierung des Ausleihverhaltens: Einen Monat vor ihrem Tod interessierte sich die im kurhannoverischen Exil lebende dänische Königin Caroline Mathilde für englisches Recht. ä Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 24 4. Bilderbuch-Sonntag in Hannover Das Lesenetzwerk feierte erneut großen Erfolg mit einem Familienfest im Pavillon. Text: Angelika Brauns Fotos: Maike Kandziora, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek A m 5. Februar 2012 fand der 4. Bilderbuch-Sonntag im RaschplatzPavillon statt. Der Pavillon ist ein Kulturzentrum der besonderen Art in Hannover und durch seine zentrale Lage in Bahnhofsnähe der ideale Veranstaltungsort für den gut besuchten Bilderbuch-Sonntag. Wieder strömten mehr als 1.800 Eltern mit ihren Kindern in die bunte Bilderbuchausstellung, um einen ganzen Nachmittag lang Lesespaß mit allen Sinnen zu erleben. Darunter befanden sich auch verstärkt Familien mit Migrationshintergrund, was einer multikulturellen Stadt wie Hannover gut zu Gesicht steht. Die Idee des Bilderbuch-Sonntags Programm des diesjährigen Bilderbuch-Sonntags Eltern mit Kindern unter vier Jahren sollen durch den Bilderbuch-Sonntag zum Vorlesen und Lesen animiert werden. Da Lesen eine wichtige Grundlage für Bildung und ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe ist, will das Lesenetzwerk Hannover gezielt Eltern mit kleinen Kindern ansprechen. Es werden Anregungen gegeben, wie Sprachförderung unterhaltsam und ohne viel Aufwand in den Alltag integriert werden Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt kann, damit der Umgang mit Büchern früh eingeübt wird. Der BilderbuchSonntag mit seinem bunten Angebot soll Lust auf Lesen und Bücher machen. Der Eintritt ist frei, das Programm abwechslungsreich und attraktiv: Neben der Bilderbuchausstellung, die den Kern der Veranstaltung bildet, werden jede Menge Informationen und Unterhaltung für Groß und Klein rund um das Thema Sprachförderung geboten. Die Palette reicht dabei vom Fachvortrag zur Bedeutung des Vorlesens für die frühkindliche Entwicklung von Kindern über Mitmachangebote wie Basteln, Singen und Theater bis hin zu mehrsprachigen Bilderbuchkinos. Für alle Interessierte ist etwas Passendes dabei; es gibt keine Einschränkungen oder Vorgaben, was die Teilnahme an einzelnen Angeboten betrifft. Der Spaß und die Freude am Bilderbuch und am Vorlesen stehen im Vordergrund. Durch dieses bewusst offen angelegte Konzept werden viele Menschen aus verschiedenen Schichten angesprochen, was sich außerordentlich positiv in den hohen Besucherzahlen niederschlägt. ver luden zu einem Mitmachangebot „Die Königin der Farben“ ein. Warum Sprachförderung von Anfang an so wichtig ist, erläuterte der hannoversche Kinderarzt Martin Raguse. Offiziell eröffnet wurde der BilderbuchSonntag um 12 Uhr durch Bürgermeister Bernd Strauch. Für das Lesenetzwerk ist es gut zu wissen, dass die Stadtspitze hinter dem Konzept steht und die Veranstaltung regelmäßig durch ihre Teilnahme unterstützt. Schirmherr des Bilderbuch-Sonntags ist der bekannte Kinderbuchautor und -illustrator Ingo Siegner, der in Hannover vor allem beliebt ist durch seine Erdmännchen-Bücher mit Gustav, Rocky und Pauline aus dem Zoo. Überregional erfreuen sich Kinder an seinen Büchern mit den Abenteuern des Drachen Kokosnuss. Ingo Siegner ist beim Bilderbuch-Sonntag immer dabei und unterhält das Publikum mit seinen Ge- Rückblick auf den 4. Bilderbuch-Sonntag Auch das Programm des diesjährigen Bilderbuch-Sonntags hatte wieder viel zu bieten. In der Zeit von 11 bis 17 Uhr gab es an zahlreichen farbenfrohen Stationen neben Bastel- und Malangeboten auch Tipps zum Vorlesen sowie ein Bilderbuchkino in mehreren Sprachen und in Gebärdensprache. Bilderbuchhelden aus bekannten Klassikern und aktuellen Titeln wurden lebendig. Die Elternwerkstatt „Lust auf Lesen“ ermunterten Eltern und Kinder zum kreativen, spielerischen Umgang mit Bilderbüchern. Die Schülerinnen der Alice-Salomon-Schule verzauberten die kleinen Besucher mit verschiedenen Stabfigurentheaterstücken. Mit Sachbüchern zur Sache kommen sowie Tast- und Fühlbücher zum Selbermachen waren weitere Aktionen, um Kleine und Große für Bücher zu begeistern. Studierende der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hanno- Lust auf Lesen wecken schichten und Zeichnungen; auch diesmal zählten zwei gut besuchte Aktionen mit ihm zum Programm. Ingo Siegner ist sehr eng mit Hannover und dem Lesenetzwerk verbunden. Neben seinem Engagement im Rahmen des Bilderbuch-Sonntags ist er auch beim Lesestart Hannover e. V. aktiv und unterstützt die Stadtbibliothek Hannover durch sein Erstlesebuch, das speziell für die Erstklässleraktion der Bibliothek entstanden ist. Das Buch wird regelmäßig zum Schuljahresbeginn durch Bibliotheksbeschäftigte an alle Erstklässler der Landeshauptstadt verteilt. 25 Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 26 Wie kam es zum Bilderbuch-Sonntag? Im Jahr 2008 hatten Dr. Carola SchelleWolff, Direktorin der Stadtbibliothek Hannover, Birgit Nerenberg von der Buchhandlung Sternschnuppe und Martina Meyer von der Alice-SalomonSchule die Idee zum Bilderbuch-Sonntag als zentrale Veranstaltung zur frühkindlichen Sprach- und Leseförderung in Hannover. Der Bilderbuch-Sonntag sollte den Auftakt zum Projekt „Lesestart Hannover“ bilden. Aus der Idee wurde schnell Wirklichkeit: Am 1. Februar 2009 fand der 1. Bilderbuch-Sonntag im Raschplatz-Pavillon statt. Die Resonanz war derart überwältigend, dass das Lesenetzwerk beschloss, den Bilderbuch-Sonntag fortan jährlich durchzuführen. Die positive Unterstützung hat sich seitdem in der Öffentlichkeit, den Medien Am Bücherstand gab es viel zu entdecken und der Politik kontinuierlich gesteigert. Dabei erfuhr der Bilderbuch-Sonntag in diesem Jahr eine besondere Auszeichnung: Am 15. März erhielten die beteiligten Buchhandlungen auf der Leipziger Buchmesse den „Kinderbuchhandlungspreis 2012“, der von der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) für außergewöhnlich engagierte Aktionen vergeben wird. Lesenetzwerk Hannover Das Lesenetzwerk Hannover wurde 2004 gegründet. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss von Institutionen und Personen, die sich der Sprach- und Leseförderung verschrieben haben. Die Koordination des Lesenetzwerkes liegt bei der Stadtbibliothek Hannover. Ziel ist es, vor Ort gemeinsame Aktivitäten zur Leseförderung auf die Beine zu stellen und vernetzt zu agieren, wobei der Bilderbuch-Sonntag seit vier Jahren das absolute Highlight darstellt. Im Lesenetzwerk beteiligt sind: Stadtbibliothek Hannover, Projektstelle Sprachförderung der Landeshauptstadt Hannover/Elternbildungsprogramm Rucksack, Diakonisches Werk Projekt HIPPY, Lesestart Hannover e. V., Akademie für Leseförderung Niedersachsen, Evangelische Medienarbeit, AWO-Familienbildung, Alice-Salomon-Schule, Buchhandlungen Sternschnuppe, Bücherwurm, Lehmanns und Leuenhagen & Paris, die Fachbereiche Jugend und Familie sowie Bildung und Qualifizierung der Landeshauptstadt Hannover und die Erzieherin Petra Pfahl-Scholz. ä Jede Menge Informationen und Unterhaltung für Groß und Klein Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Die Bücher des Literaturpreises LUCHS zum Anfassen und Ausprobieren Eine Ausstellung der Akademie für Leseförderung in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek widmet sich den bisherigen Preisträgern. Text: Anke Märk-Bürmann Fotos: Jutta Wollenberg, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek S eit 1986 zeichnet eine unabhängige Jury monatlich ein herausragendes Kinder- und Jugendbuch mit dem Literaturpreis LUCHS aus und stellt es mit einer ausführlichen Rezension in der Wochenzeitung DIE ZEIT sowie einer Besprechung bei Radio Bremen vor. Das 25-jährige Jubiläum des LUCHSPreises war für die Akademie für Leseförderung im Frühjahr und Sommer 2012 der Anlass, eine Ausstellung zu den mittlerweile mehr als 300 Preisbüchern durchzuführen. Die Ausstellung konnte dank der Leihgabe aller Preisbücher von Prof. Birgit Dankert realisiert werden. Sie gehört zu den Gründerinnen des Kinder- und Jugendliteraturpreises LUCHS und ist derzeit wieder JuryMitglied. Wie präsentiert man etwa 300 Kinderund Jugendbücher, und zwar so, dass sie nicht nur hinter verschlossenen Vitrinen liegen, sondern dass man sie in die Hand nehmen, in ihnen blättern und schmökern kann? Wie trifft man eine geeignete Auswahl? Das waren zwei große Herausforderungen, mit denen wir uns bei der Planung dieser Ausstellung auseinandersetzen mussten. Als Akademie für Leseförderung beschäftigen wir uns nicht nur mit Kinder- und Jugendliteratur an sich, sondern vornehmlich damit, wie man die eigentliche Zielgruppe, also Kinder und Jugendliche, für diese Bücher begeistern kann. So entstand die Idee, Lesefördermethoden anhand der LUCHS-Bücher durchzuspielen. Grundlage bildeten die zwölf Methoden aus dem 2012 erstmals veröffentlichten Lesekalender der Akademie für Leseförderung. So fertigten wir beispielsweise zu dem Bilderbuch von Chen Jianghong „Der Tigerprinz“ (LUCHS-Preisbuch Nr. 223) eine Leselaterne an (siehe Foto oben), sammelten Gegenstände für eine Lesekiste zu dem Buch „Der Tag, als ich lernte die Spinnen zu zähmen“ von Jutta Richter (LUCHS des Jahres 2000) und präsentierten das Bilderbuch „Papierschiff ahoi!“ von Jorge Luján und Julia Friese (LUCHS-Preisbuch Nr. 276) in einem Aquarium (siehe Foto nächste Sei- 27 Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 28 te). LUCHS-Bücher, die sich mit dem Leben von Menschen in anderen Kulturen beschäftigen, wurden ausgewählt und als multikulturelles Bücherbuffet in Szene gesetzt (siehe Foto). LUCHS-Sachbücher dienten als potenzielle Ideengeber für die Methode „Fehlerlesen“. Eine Mitmachaktion mit dem Titel „Welches war Ihr erstes Kinderbuch?“ lud die Besucher der Ausstellung ein, sich an ihre eigene Kindheit und die damit verbundenen Leseerlebnisse zu erinnern. Die Ausstellung ist noch bis Ende des Jahres in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek zu sehen. Im Anschluss kann die Ausstellung ausgeliehen werden. Interessierte Bibliotheken oder andere Einrichtungen können sich dafür an Anke Märk-Bürmann ([email protected]) wenden. ä „Papierschiff ahoi!“ Bücherbuffet „Leben in anderen Kulturen“ Bücher zum Anfassen und Schmökern Präsentation der Jahresluchse Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt „Die Bibliothek an Ihrer Seite“ – der Auftritt des dbv auf der didacta 2012 Der Deutsche Bibliotheksverband e. V. (dbv) und der Landesverband Niedersachsen im dbv blicken auf die diesjährige Bildungsmesse in Hannover zurück. Der Austausch mit Lehrkräften und Erziehern zeigte eines deutlich: Es sind vor allem Kernkompetenzen gefragt! Text: Brigitte Krompholz-Roehl Fotos: Andreas Müller D ie Zusammenarbeit zwischen Bibliothek und Schule ist eine der vielen Aufgaben, mit denen sich die Bibliotheken befassen. Daher ist es sinnvoll, sich als Bibliotheksverband dort zu präsentieren, wo Pädagogen in Massen zusammenkommen. Bei der didacta, einer der größten Bildungsmessen Europas, ist dies der Fall. Für drei Jahre hat der dbv mit den drei Landesverbänden Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen eine Vereinbarung abgeschlossen und so die Teilnahme des dbv sowie der jeweiligen Landesverbände auf der didacta 2011 in Stuttgart, 2012 in Hannover und 2013 in Köln gesichert. Plakat des dbv und der Akademie für Leseförderung Der didacta-Messeauftritt 2012 Unterstützt von zehn Kolleginnen aus den Bibliotheken Bad Pyrmont, Göttingen, Hannover, Neustadt am Rübenberge, Nordhorn, Peine, Salzgitter, Wedemark, die auf der didacta den Standdienst übernahmen, den Mitgliedern der Kommission Bibliothek und Schule, Brigitta Wühr von der Bundesgeschäftsstelle und der Honorarkraft Lisa-Marie Zarwell, konnte der didacta-Auftritt von Bundes- und Landesverband des dbv gut bewältigt werden. Erfreulich war auch die Unterstützung durch die Akademie für Leseförderung, die eine ansprechende Powerpoint-Präsentation mit Beispielen unterschiedlichster Zielgruppenarbeit aus den niedersächsischen Bibliotheken zusammengestellt hatte. Fünf didacta-Tage lang (vom 14.–18. Februar) galt es, im Trubel der Messe-Hektik Lehrkräfte und Erzieher für Bibliotheken zu begeistern. Als Vorteil erwies sich dabei der Standort direkt neben dem Stand der ekz.bibliotheksservice GmbH (ekz). So konnte man sich beim Thema „Einrichtung und Ausstattung von Schulbibliotheken“ gleich die Bälle zuspielen. Das Motto lautete „Die Bibliothek an Ihrer Seite“, und die Überschrift des Wunschzettels, der an die Besucher verteilt wurde, präzisierte noch: „Die Bibliothek an meiner Seite. Was wünschen Sie sich von Ihrer Bibliothek?“ Sehr groß war der Stand des dbv natürlich nicht. Ein paar Hocker boten die Möglichkeit sich auszuruhen; dazu standen ein Stehtisch und eine kleine Sitzecke für Gespräche zur Verfügung. Man musste schon aktiv den Kontakt herstellen, um bei der Fülle der umliegenden Angebote Aufmerksamkeit zu erregen. Manchmal half dabei der Keksteller. Immer wieder bot sich als Gesprächsanlass jedoch der Wunschzettel an, den die Arbeitsgruppe entwickelt hatte. „Was erwarten Sie von ihrer örtlichen Bibliothek? Was wünschen Sie sich?“, lauteten die Eingangsfragen, nachdem man sich und den Verband kurz vorgestellt hatte. 29 Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 30 Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Erwartungen und Wünsche an die Bibliotheken Für den Landesverband und die Kommission Bibliothek und Schule ging es nicht nur darum zu zeigen, was der Verband leisten kann. Der Wunschzettel diente vor allem auch dem Zweck zu erfahren, was die Lehrkräfte von den Bibliotheken erwarten und was ihnen besonders wichtig ist. Hinsichtlich der Auswertung der Fragebögen, Gesprächsprotokolle und Notizen ist zwar zu bedenken, dass es sich um eine zufällige, nicht repräsentative Auswahl an Kontakten und Rückmeldungen handelte; aber es entstand zumindest ein Eindruck. Und so kam am Ende einer anstrengenden, aber auch befriedigenden Woche mit vielen kurzen und einigen intensiven Gesprächen heraus, was eigentlich niemanden erstaunte: Viele der Lehrkräfte, die zum Stand kamen, kennen ihre örtliche Bibliothek eigentlich ganz gut und meistens sind sie auch sehr zufrieden. Oft wollen sie nur das, was eigentlich zum Kerngeschäft der Bibliotheken gehört. Sie wünschen sich: Beratung beim Altbestand ihrer Schulbibliothek, Literaturtipps und Anschaffungsvorschläge, auch Einführungen in die Bibliotheksbenutzung für verschiedene Altersgruppen, Unterstützung bei der Durchführung von Autorenlesungen für die Schule, praxisnahe und kurze Rechercheschulungen für Facharbeiten, Beratung in Bezug auf das Urheberrecht (etwa unter dem Aspekt „was eigentlich noch kopiert werden darf?“), Hilfe beim EDV-Einsatz in der Schulbibliothek sowie bei der personellen Absicherung und Weiterführung einer Schulbibliothek. Angekreuzt und gewünscht wurden immer wieder ganz einfach Aktionsangebote wie Bücherkisten und Vorleseaktionen, gerne auch mehrsprachig. Aus Grundschulen kam erstaunlich oft der Wunsch nach Lesenächten, Aktivitäten für spezielle Zielgruppen (z. B. nur für Jungen) und thematischen Bücherkisten. Ein Wunschzettel, der für viele Gesprächsanlässe sorgte Bei den weiterführenden Schulen ging es ebenfalls um attraktive Buchvorstellungen, auch für spezielle Zielgruppen (z. B. Leichtlesebücher für leseschwache Jugendliche). Lehrkräfte wünschen sich Lesetipps, die sie an ihre Schüler weitergeben können. Auch Tipps für die Vorbereitung der Facharbeit wurden in den Fragebogen immer wieder angekreuzt. Von der Bibliothek wird sehr viel Kompetenz in Bezug auf Medienauswahl, Empfehlung und Leseförderung erwartet und gewünscht: im Grunde also die Kernkompetenzen, die die Bibliotheksarbeit auszeichnen: u Suchen und Finden, u Vermitteln und Beraten, u Aufbereiten und Präsentieren. Fazit Die didacta in Hannover bot eine gute Möglichkeit, sich einem regionalen und überregionalen pädagogischen Fachpublikum zu präsentieren. Das, was Bibliotheken können, wird durchaus gesehen und ist erwünscht. Wir Bibliotheken müssen die Lehrkräfte und Erzieher immer mal wieder daran erinnern und deren Zeitfenster und Rahmenbedingungen bedenken. Auch beim didacta-Besuch war die Zeit knapp; vieles musste noch besucht, mitgenommen und besprochen werden. Die Besucher am Stand des dbv hatten nicht viel Muße. Als kleine Erinnerung an den didacta-Besuch wurden die Bibliotheken kontaktiert, die in den jeweiligen Wunschzetteln benannt wurden. Sie bekamen den Wunschzettel mit speziellen Anregungen und den Kontaktdaten zugeschickt – in der Hoffnung, dass die Gelegenheit wahrgenommen wird, mit interessierten Lehrkräften oder Erziehern ins Gespräch zu kommen. Ob sich Kontaktaufnahmen tatsächlich ergeben haben, ist nicht bekannt; aber vielleicht folgen hierzu ja noch Rückmeldungen. ä Ein gelungener Messeauftritt mit interessanten Gesprächen in angeregter Atmosphäre 31 Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 32 Schreibwerkstatt für Grundschüler in Harzgerode Kinder schreiben Geschichten in einem gemeinsamen Projekt der Kreisbibliothek Quedlinburg und der Grundschule Harzgerode. Text und Fotos: Katrin Nachtwey-Hofmann A uf der Basis einer Kooperationsvereinbarung planten die Kreisbibliothek Quedlinburg und die Grundschule „Weißer Garten“ Harzgerode gemeinsam ein Schreibprojekt für die Schülerinnen und Schüler. Dazu lud die Kreisbibliothek Quedlinburg Eva Maria Kohl, Autorin und Professorin für Grundschuldidaktik/Deutsch an der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg, ein, um den Kindern etwas über das Geschichtenerfinden und Schreiben zu erzählen. An einem Junivormittag kam Frau Kohl mit einem kleinen Koffer, ihrem „Werkzeugkoffer“, und einigen ihrer Bücher, wie z. B. „Ein Haus zieht aus“ oder „Heimweg“, in die Harzgeröder Schule. In jeder Klassenstufe erzählte sie Geschichten und las vor. Ihre Geschichten begleitete sie mit Fingerpuppen und kleinen Gegenständen, die in ihrem „Werkzeugkoffer“ schlummerten. Durch dieses szenische Spiel lenkte sie die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf die handelnden Figuren und einige für den Handlungsverlauf wichtige Gegenstände – die Bausteine ihrer Geschich- ten. Daran anknüpfend sollten die Kinder die Figuren und Gegenstände der Geschichten als Ausgangspunkt für eigene kreative Aktionen nutzen, wie bildnerisches Gestalten, Illustrieren und Schreiben einer Geschichte. Bevor die Grundschüler die Aula verließen und in ihren Klassenräumen zu Baumeistern ihrer eigenen Geschichten wurden, gab Frau Kohl einen Tipp. Sie empfahl den Kindern, sich für ihre Geschichte eine Hauptfigur zu überlegen. Bei einem Rundgang durch die Klassenzimmer, die sich zu „Schreib- und Malwerkstätten“ entwickelt hatten, sah man Schüler, die konzentriert schrieben oder malten, aber auch Kinder, die noch vor einem leeren Blatt oder erst vor einem Geschichtenanfang saßen und grübelten. In einigen Klassenräumen lagen bereits kleine „Bücher“ auf den Schulbänken, die von den Kindern selbst hergestellt wurden. Diese Bücher bestanden jeweils aus einem Blatt, das beispielsweise die Form eines Hauses oder Kinder gestalten, illustrieren und schreiben eigene Geschichten. Schlosses hatte. Das Blatt war so gefaltet, dass es aufgeklappt werden konnte. Die Außenseite war bunt bemalt und auf der Innenseite stand die Geschichte. Frau Kohl gelang es, durch ihre Schreibimpulse (wie z. B. das Erzählen und Vorlesen von Geschichten sowie Schreibspiele oder auch Fragen) bei einem großen Teil der Kinder die Fantasie anzuregen und damit die Mal- und Schreiblust zu entfachen. In der Zusammenarbeit der Kreisbibliothek mit den Schulen soll es weitere Schreibprojekte geben. Allerdings sollten die Kinder beim kreativen Schreiben künftig intensiver durch den Leiter der Schreibwerkstatt begleitet werden. Dies setzt voraus, dass an einer „Werkstatt“ nur eine kleine Gruppe teilnimmt (z. B. eine Klassenstufe, die aus zwei bis drei Klassen besteht). Das erfolgreiche Schreibprojekt der Kreisbibliothek Quedlinburg und der Grundschule Harzgerode wurde vom Friedrich-Bödecker-Kreis in SachsenAnhalt e. V. finanziell gefördert. ä Das Ergebnis: ein selbst hergestelltes „Buch“ Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Lesescouts in Niedersachsen 33 In ausgewählten Projektschulen entwickeln leseaffine Jugendliche Konzepte zur Leseförderung und sollen damit sich selbst, ihre Mitschüler und andere Gleichaltrige für das Lesen begeistern. Text: Karola Penz Fotos: Akademie für Leseförderung Niedersachsen Z ehn Schulen verschiedener Schulformen aus Achim, Braunschweig, Buxtehude, Göttingen, Hannover, Oldenburg, Salzgitter und Steyerberg bieten in diesem Schuljahr eine Lesescout-AG an. Das Angebot ist Bestandteil des Projekts „Lesescouts in Niedersachsen 2012/13“ des Niedersächsischen Kultusministeriums und der Stiftung Lesen. Das Projekt richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10. In dieser Altersklasse verlieren Erwachsene oft ihre Funktion als Lesevorbilder und die Peergroup gewinnt an Bedeutung, was das grundsätzliche Interesse am Lesen und die individuellen Leseinteressen Qualifizierung der Lehrkräfte: Austausch in den Projektgruppen ... ... und Durchführung eines Bücherspiels anbelangt. In der Lesescout-AG werden Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I dazu angeregt, für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler, aber auch für die ganze Schulgemeinschaft Projekte der Leseförderung zu entwickeln und zu verwirklichen. Die Lehrkräfte, die die Lesescout-AGs betreuen, wurden im September in einem Seminar mit Sarah Rickers von der Stiftung Lesen und zwei Mitarbeiterinnen der Akademie für Leseförderung Niedersachsen auf diese Arbeit vorbereitet (siehe Fotos). Anke Märk-Bürmann zeigte dabei Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Lesescouts und Bibliotheken auf. An die Schülerinnen und Schüler der Lesescouts-AGs wenden sich Workshops der Stiftung Lesen in ihrer jeweiligen Schule. Sie erfahren dort Wissenswertes zum Lesen und Lesenlernen sowie kreative und innovative Ideen rund um die Vermittlung von Jugendliteratur. Die Projektschulen erhalten ein Medienpaket der Stiftung Lesen mit neuen Jugendbüchern und anderen Medien zur Arbeit in der Lesescout-AG und zum anschließenden Verbleib in der Schulbibliothek. Öffentliche Bibliotheken können die Schulen in diesem Projekt tatkräftig unterstützen, nicht nur als Lern-, Leseund Veranstaltungsort, sondern auch in beratender Funktion. Am Ende des Schuljahres bekommen die beteiligten Schülerinnen und Schüler eine Urkunde über die Tätigkeit als Lesescouts. Ihre Teilnahme kann auch im Zeugnis festgehalten werden. Die spannende Frage lautet: (Wie) Gelingt es den Lesescouts, zunächst sich selbst und dann die von ihnen angesprochenen Mitschüler zum Lesen zu motivieren? ä Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 34 Akademie für Leseförderung Niedersachsen ist fest etabliert – von Leseförderung und Lesesucht Das Land Niedersachsen hat durch eine Kooperationsvereinbarung mit der Stiftung Lesen die Akademie für Leseförderung verstetigt. Vertragsunterzeichnung am 7. September 2012 durch Dr. Georg Ruppelt, Prof. Dr. Johanna Wanka, Dr. Bernd Althusmann und Dr. Jörg F. Maas. Text: Georg Ruppelt Foto: Jutta Wollenberg, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek A m 7. September 2012 unterzeichneten das Land Niedersachsen und die Stiftung Lesen, Mainz, eine Kooperationsvereinbarung, die die an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek (GWLB), Hannover, angesiedelte Akademie für Leseförderung (ALF) verstetigt. Ziel der gemeinsamen Initiative von Kultus- und Kulturministerium sowie der Stiftung Lesen und der GWLB ist es, mit der Akademie Instrumente für eine regionalisierte Förderung der Lesekultur, vorrangig in Schulen und öffentlichen Bibliotheken, aufzubauen, zu festigen und kontinuierlich zu erweitern. Zu diesem Zweck stellt das Land der Akade- mie jährlich rund 186.000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Die Stiftung Lesen und die GWLB beteiligen sich zusätzlich mit rund 25.000 Euro bzw. 10.000 Euro jährlich an der Förderung. Die neue „Akademie für Leseförderung Niedersachsen“ geht aus dem Projekt „Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek“ hervor, das 2004 auf Initiative des Direktors der GWLB und damals gleichzeitigen Vorstandsvorsitzenden der Stiftung ins Leben gerufen worden war. Die Kooperationsvereinbarung wurde von Kultusminister Dr. Bernd Althusmann, Wissenschaftsministerin Professor Dr. Johanna Wanka, dem Geschäftsführer der Stiftung Lesen, Dr. Jörg F. Maas, sowie dem Direktor der GWLB, Dr. Georg Ruppelt, unterzeichnet. Durch ihre Unterschrift wurde der bisherige Projektstatus der ALF aufgelöst und in eine dauerhaft angelegte Förderung umgewandelt. Drei Lehrkräfte verschiedener Schulformen sowie eine Sachbearbeiterin bilden das Akademie-Team. In Zukunft wird das Team noch um eine Nachwuchskraft erweitert, die die Stiftung Lesen an die Akademie abordnet. Die niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Professor Dr. Johanna Wanka, erklärte auf einer Veranstaltung anlässlich der Gründung: „Das Lesen hat in unserer Kultur eine herausragende Bedeutung. Wir benötigen es im Alltag, im Beruf und vor allem zum Erwerb von Wissen und Bildung. Auch der Bildungsbericht 2012 hat gezeigt, welcher Stellenwert dem Lesen Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt in unserer Gesellschaft zukommt. Umso mehr freue ich mich daher, dass wir die Akademie für Leseförderung heute ihrem Projektstatus entheben und als dauerhafte Einrichtung in Niedersachsen etablieren.“ Kultusminister Dr. Bernd Althusmann lobte die bisherige Arbeit der Akademie und wies insbesondere auf die notwendige Zusammenarbeit verschiedener Gruppierungen hin: „Die Akademie für Leseförderung hat sich als Partner der Schulen bewährt und wird in Niedersachsen weiter dringend gebraucht. Gerade bei der Leseförderung ist es wichtig, dass alle an einem Strang ziehen: Eltern, Schule und alle weiteren Unterstützer. Die Akademie für Leseförderung schafft hier einen Mehrwert, indem sie Brücken schlägt zwischen Leseförderern ganz unterschiedlicher Herkunft.“ Auch der Geschäftsführer der Stiftung Lesen, Dr. Jörg F. Maas, äußerte sich zur Verstetigung: „Die Vermittlung von Lesefreude und Lesekompetenz ist vor dem Hintergrund, dass es 7,5 Millionen funktionale Analphabeten in Deutschland gibt, von großer Bedeutung. Dazu müssen alle gesellschaftlichen Gruppen stärker zusammenarbeiten. Die Akademie für Leseförderung in Hannover übernimmt hierbei eine Vorreiterrolle, indem sie sowohl ehrenamtlich Engagierte als auch Fachleute anspricht und so ein dauerhaftes Netzwerk zur Leseförderung im Land aufbaut. Wir bedanken uns beim Land Niedersachsen für die vorbildliche Zusammenarbeit im Bereich der Leseförderung und freuen uns, nun gemeinsam die wichtige Arbeit der Akademie dauerhaft sicherzustellen.“ Der Direktor der GWLB trug zur Erheiterung der Anwesenden einen Text aus der „Ostfriesischen Zeitschrift für junge Leser und Leserinnen“ vom Jahr 1793 vor, der eine ganz andere Sicht auf das Lesen hatte als heutige Leseförderer: „Ueber die Lektüre der Romane.“ Ein jedes Zeitalter hat seinen eignen Charakter. Seinen besonderen Werth oder Unwerth, seine herrschende Laster und Seuchen. Auch in Rücksicht der Wissenschaften hat fast ein jedes Decennium seine eignen Gegenstände des Denkens und Untersuchens, seine Lieblingsschriftsteller und Lieblingsbücher. Wir glauben nichts übertriebenes oder seltsames zu sagen, wenn wir die Romanenschreiber und die Produkte ihres Witzes und ihrer Dichtungskraft mit zu den Dingen rechnen, darauf unsere Zeitgenossen eine ganz besondere Aufmerksamkeit richten. Die Lesesucht ist überhaupt die Hektik unserer Zeitperiode; insonderheit aber kränkelt das liebe Publikum an der Seuche der Romanlektüre. Eine jede Messe nährt und mehrt diese gefährliche Krankheit; jeder Meß-Catalogus ist ein trauriges Denkmal davon. Die deutschen Buchdruckerpressen schwitzen unter einem in allerhand Form gegossenen Mischmasch der Romanenschreiber, unter dem Schwall ihrer Empfindungen und Declamationen. Die Buchläden wimmeln von den Geburten und Mißgeburten ihrer romantischen Einbildungskraft. Gefällige und gewinnsüchtige Menschen legten Leihbibliotheken und Lesegesellschaften an, um die bethörten jungen Leute für ihr baares Geld von Woche zu Woche mit neuer Romanenwaare zu füttern. Der Jüngling, der die kostbare und unwiederbringliche Zeit seiner Jugend zur Kultur seines Verstandes und zur Erlernung einer soliden Gelehrsamkeit anwenden sollte, vernichtet sie durch die nichtswürdigste Beschäftigung und schwelgt in den giftigen Wohllüsten der Einbildungskraft. Das Mädchen, das daran denken sollte, sich auf die wichtige Bestimmung einer Hausmutter vorzubereiten, sucht sich aus den Augen ihrer Eltern und Aufseher in die Romanenwelt zu stehlen, und das süße Gift der Empfindsamkeit und der stillen Unkeuschheit einzuschlürfen. Ach! die Feder zittert in meiner Hand, wenn ich daran gedenke, daß vielleicht jetzt, in dieser stillen nächtlichen Stunde, darin ich diese Zeilen schreibe, mancher hoffnungsvolle Jüngling die Nacht, diese Gebärerin der Weisheit, zur Befriedigung der Romanensucht mißbraucht; manche junge Schöne, halb aus dem Bette gelehnt, die matten Augen auf ein schlüpfriges oder empfindsames Blatt geheftet, nicht nur ihre Gesundheit, sondern, was weit mehr ist, auch ihr Herz verdirbt! – O meine lieben jungen Leser und Leserinnen! ist euch eure wahre Glückseligkeit, die Zufriedenheit und Ruhe eurer unsterblichen Seele, ist euch die Bildung eures Verstandes, die Veredlung und Besserung eures Herzens, ist euch eure Brauchbarkeit für die Welt, und euer künftiges Schicksal auf Erden nicht – eine Kleinigkeit: so höret die warnende Stimme der Vernunft und der Wahrheit vor der ä gefährlichen Lektüre der Romane! 35 Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 36 Schulbücherei in Bad Pyrmont sortiert rund 6.000 Bücher aus Ein Interview mit Birgit Jaskolla, Leiterin der Stadtbibliothek Bad Pyrmont1 Einführungstext: Birgit Jaskolla Fotos: Stadtbibliothek Bad Pyrmont E in Prüfauftrag zu den Haushalts-sicherungsmaßnahmen führte zu einer organisatorischen und inhaltlichen Neugestaltung der Schulbücherei im Humboldt-Gymnasium Bad Pyrmont. Eine mögliche räumliche Zusammenlegung der Stadtbibliothek mit der Schulbücherei wurde aufgrund einer Bewertung der Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen vorerst verworfen. Im Bereich der inhaltlichen Zusammenarbeit inklusive der Verwirklichung von Synergien wurden jedoch andere Ansatzpunkte aufgezeigt, mit denen auch die zukünftigen Zuständigkeiten in Richtung Stadtbibliothek gelenkt werden sollen. Mit einer umfangreichen Bestandsrevision in der Schulbücherei begann der erste Schritt zur Neuorganisation – über 6.000 Medien mussten makuliert werden. Andreas Müller: Aus welchem Grund und auf wessen Veranlassung wurde die „Makulier-Aktion“ durchgeführt? Birgit Jaskolla: Um einen ausgewogenen, aktuellen und attraktiven Bestand anbieten zu können, ist eine regelmäßige Bestandssichtung (Revision) notwendig. Empfohlen wird, mindestens einmal jährlich den Bestand nach formalen und inhaltlichen Kriterien auszusondern. Der Schulbüchereibestand musste den heuti1 Das Interview führte Dr. Andreas Müller, Niedersächsisches Kultusministerium, Referat 23 (Integration durch Bildung, Kompetenzförderung). Aussortierung in Kartons gen Standards entsprechend reorganisiert werden, da seit Bestehen der Schulbücherei noch keine Revision stattgefunden hatte. Die Aussonderung erfolgte nach folgenden Kriterien: Die Zusammenlegung der Stadt- und Schulbibliothek resultierte aus einem Prüfauftrag zu den Haushaltssicherungsmaßnahmen im Jahre 2010. Bei einer Ortsbesichtigung haben sich dann die Mitglieder des Kultur- und Sportausschusses einen Überblick über den Zustand der Schulbücherei verschafft. Die Stadtbibliothek ist verantwortlich für die Reorganisation und konzipiert die Neugestaltung mithilfe der Büchereizentrale Niedersachsen und der Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen. u Der Inhalt entspricht nicht mehr den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, u das Buch ist verschmutzt und/oder zerlesen, u das Medium wird nicht oder nur selten benutzt (Nutzungsfrequenz wird über die Bibliotheksstatistik ermittelt), u die Kinder- und Jugendbücher vermitteln veraltete Rollenbilder. Welchen Beitrag hat das Schulkollegium dabei geleistet? Verschiedene Gründe haben zu der Reorganisation der Schulbücherei geführt. In gemeinsamen Gesprächen mit Schule, Verwaltung und Stadtbibliothek wur- Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 37 Brehms Thierleben von 1876 mit Buchpilz de das Vorgehen besprochen und abgestimmt. Die Schule hatte keinen Mehraufwand, da über die Stadtbibliothek alles Organisatorische geregelt wurde. Das Schulkollegium wurde in drei Infobriefen vonseiten der Stadtbibliothek über die jeweiligen Schritte auf dem Laufenden gehalten. Die zur Makulatur vorgeschlagenen Medien wurden nach Fächern geordnet in der Schulbücherei gelagert. Die Lehrkräfte konnten in der letzten Ferienwoche die ausgesonderten Medien sichten und für den eigenen Unterrichtsbedarf sichern. So konnten Titel für die Lehrerbibliothek oder die Fachklassenräume ausgewählt und umgestellt werden. Die Empfehlungslisten „Neue Bücher für Schulen“ für den Bereich Sekundarstufe I und Sekundarstufe II der ekz. bibliotheksservice GmbH sind speziell für die Fachobleute des Gymnasiums angeschafft worden. Diese Listen werden von einem Schulbibliothekar und von Pädagogen zusammengestellt und erscheinen zweimal im Jahr. Nach Unterrichtsfächern gegliedert, wird hier eine Titelauswahl unterrichtsrelevanter Literatur der Buch-, CD-ROM- und DVD-Neuerscheinungen vorgestellt. Die Fachobleute haben somit eine Entscheidungsgrundlage und können aktiv am Bestandsaufbau der Schulbücherei mitwirken. „Alte Schätzchen“ Wie groß war der zeitliche und personelle Aufwand? Welche Kosten sind entstanden? In den Sommerferien wurden – in der Zeit vom 6. 7. bis zum 4. 8. 2011 – vier Aussortierungstermine mit der Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen in der Schulbücherei durchgeführt. Der zeitliche Rahmen betrug jeweils fünf bis sechs Stunden. Die beiden Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle wurden von der Auszubildenden der Stadtbibliothek bei der Sichtung des Bestandes unterstützt. Die Auszubildende lernte hierbei gleich die Anwendung der Auswahlkriterien für eine Aussortierung kennen und war aktiv an einer Bestandsrevision beteiligt. Die Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen ist eine Außenstelle der Büchereizentrale Niedersachsen, die eine kommunale Beratungs- und Dienstleistungseinrichtung für die öffentlichen Bibliotheken in Niedersachsen ist. Öffentliche Bibliotheken können sich an diese Einrichtung wenden und werden kostenlos in allen Fragen der Bibliotheksarbeit beraten und unterstützt. Von diesem Vorteil konnte die Schulbücherei profitieren, da die Stadtbibliothek Bad Pyrmont als öffentliche Bibliothek die Aussortierung der Beratungsstelle kostenlos in Anspruch nehmen konnte. Für die Bestandsüberprüfung sind somit keine Kosten angefallen. Gibt es neben dem erwähnten Physikbuch aus dem Jahre 1920 noch andere griffige Beispiele für Aussortiertes? Nur noch antiquarischen Wert haben Nachschlagewerke wie „Brehms Thierleben“ in der Ausgabe von 1876 – leider war dieses „Schätzchen“ vom Buchpilz befallen. Gibt es erwähnenswerte Grenzfälle, und, wenn ja, wie wurde in solchen Fällen verfahren, um zu einer Entscheidung zu gelangen? Natürlich gab es Grenzfälle. Beispielsweise in der Sachgruppe Geschichte haben wir einigen Titeln eine „Gnadenfrist“ eingeräumt und sie zunächst im Bestand behalten. Sobald der Etat freigegeben wird, werden für diese Bücher Ersatztitel angeschafft. In anderen Bereichen beweisen wir „Mut zur Lücke“ – hier ist die Sachgruppe Erdkunde zu nennen – und bestellen lieber bei Bedarf gewünschte Titel aus der Fernleihe oder stellen den Bestand der Stadtbibliothek zur Verfügung. Selbstverständlich wurden auch Titel wieder in den Bestand eingestellt, wenn die Lehrkräfte die Bedeutung für den Unterricht bei diesen Werken herausgestellt haben. Bei einigen Werken musste es aber abgelehnt werden, da Buchpilzbefall und Erscheinungsjahr dagegen sprachen. Berichte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 38 Überholt – Unterricht um 1919 Was haben Sie mit den aussortierten Büchern gemacht? Die aussortieren Medien haben wir in den Kellerräumen der Stadtbibliothek zwischengelagert. Im Februar 2012 veranstalteten wir vier Wochen lang in der Stadtbibliothek einen großen Bücherflohmarkt zugunsten der Schulbücherei. Die nicht verkauften Medien haben wir wieder eingelagert; sie werden bei einem zweiten Bücherflohmarkt wieder zum Kauf angeboten. Der Erlös kommt dem Bestandsaufbau der Schulbücherei zugute. Welche neuen Perspektiven eröffnet die Verschlankung des Bestandes? Der Bestand erscheint deutlich attraktiver, da er nun übersichtlicher und aktueller ist. Der Bestandsaufbau erfolgt nun systematisch und kontinuierlich durch die fachliche Beratung der Stadtbibliothek; die Lehrkräfte melden ihre Literaturwünsche unterrichtsrelevant an. Verändert hat sich auch die Rolle des Schülers beim Bestandsaufbau. Schüler schlagen nun ganz gezielt ihre Titelwünsche der Stadtbibliothek vor – so wurde schon in der ersten Woche nach mehr Belletristik in Originalsprache gefragt. Eine ganz neue Perspektive für die Schulbücherei ist das Online-Angebot Mut zur Lücke im Bücherregal der Stadtbibliothek. Über den Internetkatalog kann die Schule auf die OnlineDatenbanken der Stadtbibliothek zugreifen. Das erweist sich zum einen als sinnvolle Bestandsergänzung, trägt aber auch dem Nutzungsverhalten der Schüler Rechnung. Der Ausbau dieser Online-Angebote ist geplant, sodass im nächsten Jahr auch eine E-Book-Ausleihe über den Verbund der Büchereizentrale Niedersachsen möglich sein wird. Welche Rolle spielen dabei die Stadtbibliothek Bad Pyrmont und die Schule? Der Bestand der Schulbücherei wurde in die Datenbank des EDV-Bibliotheksprogramms eingepflegt. Es wurde eine Lizenz aus dem Etat der Stadtbibliothek für die Schulbücherei angeschafft, sodass die beiden Bibliotheken miteinander vernetzt werden konnten. Da der Bestand der Schulbücherei ab sofort im Internet recherchierbar ist, müssen alle Medien, die bereits einen Strichcode bekommen haben, im EDV-Programm über einen Bibliotheksausweis verbucht werden. Das Rückgabedatum wird dann in den Internetkatalog übertragen und bei der Recherche ist erkennbar, dass ein Medium entliehen ist. Also erhalten alle Schülerinnen und Schüler, die in der Schulbücherei ausleihen wollen, einen Bibliotheksausweis. Dieser kann nun für beide Bibliotheken genutzt werden. Die Rückgabe der in der Schulbücherei ausgeliehenen Medien ist auch in der Stadtbibliothek möglich, umgekehrt können aber auch Medien aus der Stadtbibliothek in der Schulbücherei zurückgegeben werden. Die Schulbücherei ist vormittags für drei Stunden mit dem Personal der Stadtbibliothek besetzt. Die Stadtbibliothek hat alle Neuerungen in einer Gesamtkonferenz vorgestellt; die Schule hat einen Elternbrief mit allen Veränderungen verfasst. Die Schulbücherei wird von einer reinen Präsenzbibliothek umgewandelt in ein attraktives Selbstlernzentrum für alle Schülerinnen und Schüler des Pyrmonter Schulzentrums. Neue Serviceangebote der Stadtbibliothek erweitern das Medienangebot für alle Schüler und Lehrer: Bücherkisten, Handapparate, Rechercheschulungen, Themenausstellungen, Bibliothekseinführungen aller 5. Klassen, u Veranstaltungen zu Schulprojekten, Tag der offenen Tür, Elternabende etc. ä u u u u u Kurzberichte Der Lesekalender 2013: gute Ideen und wichtige Termine für Leseförderer in Niedersachsen Leseförderer brauchen Impulse für ihre Arbeit vor Ort. Diese finden sie in der neuen Ausgabe des Lesekalenders, der für jeden Monat eine Leseförderidee aus der Praxis vorstellt und über wichtige Termine informiert. Die präsentierten Ideen können von verschiedenen Personen bzw. Einrichtungen umgesetzt werden. Mit dem gemeinsamen Besuch des Bilderbuch-Sonntags wecken beispielsweise Eltern bereits bei ihren kleinen Kindern die Freude am Lesen und schaffen eine gute Grundlage für die Lesekultur in der Familie. Erzieherinnen und Erzieher ermöglichen mit der Gestaltung eines Guckkastens eine kreative Auseinandersetzung mit Büchern. Und Lehrkräfte erhalten die Lesemotivation mit ungewöhnlichen Begegnungen wie dem „Blind Date mit Büchern“. Alle aber profitieren davon, wenn sie bei ihren Aktivitäten möglichst eng mit öffentlichen Bibliotheken zusammenarbeiten, wie es am Beispiel der Gestaltung eines Elternabends beschrieben wird. Der mit Unterstützung des Niedersächsischen Kultusministeriums von der Akademie für Leseförderung erstellte Lesekalender 2013 kann unter der E-Mail [email protected] gegen eine Versandkostenpauschale von 5,00 Euro bestellt werden. Der Kalender erscheint Mitte November 2012. Biblio24.de – onlinebibliothek sachsen-anhalt Das digitale Zeitalter ist nun auch in den Bibliotheken Sachsen-Anhalts angekommen: Auf Initiative des Landesverbandes Sachsen-Anhalt im Deutschen Bibliotheksverband e. V. und gefördert durch Mittel des Landes schlossen sich 2011 vierzehn öffentliche Bibliotheken zur onlinebibliothek sachsen-anhalt zusammen. Gemeinsam bieten sie unter www.biblio24.de E-Books, E-Paper, E-Audios und E-Videos für ihre Nutzer online zur Ausleihe an. Jede beteiligte Bibliothek ist in einer der vier Arbeitsgruppen Bestandsaufbau, Benutzung, Öffentlichkeitsarbeit und Support vertreten, sodass die anfallenden Arbeiten untereinander aufgeteilt werden. Vierteljährliche Verbundtreffen gewährleisten, dass die einzelnen Aufgaben im Sinne aller Verbundteilnehmer erfüllt werden. So können sich seit Dezember 2011 die Benutzer folgender Bibliotheken über das zusätzliche Angebot digitaler Medien freuen: Kreisbibliothek Aschersleben, Stadtbibliothek Bernburg, Regionales Medienzentrum Eisleben, Stadt- und Kreisbibliothek Genthin, Stadt- und Kreisbibliothek Haldensleben, Stadtbibliothek Ilsenburg, Stadt- und Schulbibliothek Landsberg, Stadt- und Kreisbibliothek Salzwedel, Gemeindebücherei Teutschenthal, Stadt- und Kreisbibliothek Wanzleben, Stadtbibliothek Weißenfels, Stadtbibliothek Wernigerode, Stadtbibliothek Wolmirstedt und Schul- und Gemeindebibliothek Zielitz. Stetig steigende Ausleihzahlen beweisen, dass die Nachfrage nach digitalen Medien vorhanden ist. Im kommenden Jahr werden sich weitere Bibliotheken diesem Verbund anschließen. Angelika Ermel Anke Märk-Bürmann Titelblatt Lesekalender 2013 Internetportal biblio24.de 39 Kurzberichte 40 Aus der Johannes a Lasco Bibliothek Emden (JALB) • Ausstellung: Zusammen mit dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden (OLME) und der ev.-ref. Kirchengemeinde Emden bereitet die JALB die Sonderausstellung „Menso Alting und seine Zeit“ vor. Die Ausstellung mit vielen Exponaten aus dem In- und Ausland wird verteilt auf JALB und OLME vom 7. Oktober 2012 bis zum 31. März 2013 zu sehen sein. Öffentliche Vorträge und ein musikalisches Kulturprogramm begleiten die Ausstellung. • Editionsprogramm: Zusammen mit der Freien Universität Amsterdam, der Theologischen Universität Apeldoorn, der Universität Zürich, der Remonstrantischen Bruderschaft, der Stadt Dordrecht, dem Huygens Institut für Niederländische Geschichte und der Protestantischen Kirche in den Niederlanden (PKN) hat die JALB begonnen, die „Akten der Synode von Dordrecht 1618/1619“ für eine kritische Edition zu bearbeiten. Das Projekt ist für mehrere Jahre vorgesehen und wird im Göttinger Verlagshaus Vandenhoeck & Ruprecht publiziert. Fassadenbanner zur Sonderausstellung »Menso Alting und seine Zeit« • Stipendienprogramm der Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek Emden: Das Stipendienprogramm des „Hardenberg-fellowship“ bietet Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland die Möglichkeit, die umfangreichen Bestände der JALB für ein eigenes Forschungsvorhaben zu nutzen. Die JALB stellt dazu für einen Zeitraum von bis zu acht Wochen kostenlos eine Wohnung in der Nähe der Bibliothek zur Verfügung. Nach dem Aufenthalt in Emden legt die Stipendiatin/der Stipendiat einen Abschlussbericht vor und verpflichtet sich, bei einer Publikation der Forschungsergebnisse die Förderung durch die JALB zu nennen. Belegexemplare der jeweiligen Publikationen überlässt sie/er der JALB kostenlos. Über die Vergabe eines Hardenberg-fellowship-Stipendiums entscheidet der wissenschaftliche Vorstand der JALB nach Beratung durch einen Ausschuss des wissenschaftlichen Beirats. Besondere Kriterien sind dabei die Bedeutung des jeweiligen Vorhabens für die wissenschaftliche Forschung und die wissenschaftliche Erschließung der Bestände der JALB. Anfragen und Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen und unter Hinzufügung einer Skizze des Forschungsvorhabens sind zu richten an den Wissenschaftlichen Vorstand der Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek Große Kirche Emden Dr. J. Marius J. Lange van Ravenswaay Kirchstr. 22 D-26721 Emden J. Marius J. Lange van Ravenswaay Kurzberichte 41 Bibliothek X.0 Chancen Herausforderungen Grenzen am 27./28. November 2011 in Celle 19. Gemeinsame Bibliothekstage für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Deutscher Bibliotheksverband e.V. Landesverband Niedersachsen e.V. Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. 19. Gemeinsame Bibliothekstage für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt in Celle Am 27. und 28. November 2011 fanden in Celle die 19. Gemeinsamen Bibliothekstage für Niedersachsen und SachsenAnhalt statt. Unter dem Motto „Bibliothek X.0 – Chancen, Herausforderungen, Grenzen“ berichteten sechs ausgewiesene Fachleute über die Veränderungen und Möglichkeiten, die sich Bibliotheken und ihren Nutzerinnen und Nutzern mit der zunehmenden Digitalisierung und dem verstärkten Angebot an elektronischen Medien bieten. Etwa 100 Interessenten aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt folgten der Einladung der Landesverbände Niedersachsen und Sachsen-Anhalt im dbv, des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) – Landesgruppe Niedersachsen und Bremen – und der Stadt Celle. Welf Schröter vom Forum Soziale Technikgestaltung, Stuttgart, beleuchtete Aufgaben und Chancen für Bibliotheken vor dem Hintergrund des tief greifenden Wandels der Arbeitswelt durch die digitale Entwicklung.1 Mario Kowalak (Freie Universität Berlin), Ingrid Heinen (Forschungszentrum Jülich) und Tobias Höhnow (Wissenschaftspark Albert Einstein, Potsdam) berichteten über Theorie und Praxis des Electronic Resource Management, mit dessen Hilfe vor allem an wissenschaftlichen Bibliotheken elektronische Informationsquellen wie Datenbanken und E-Journals verwaltet werden. Tibor Maxam (Stadtbibliothek Springe) zeigte die Chancen auf, die der Einsatz von Social Media und Web 2.0 den Bibliotheken bietet. Abschließend referierte Susanne Brandt (Büchereizentrale Schleswig-Holstein) über den Umgang mit lizenzfreien elektronischen Medien an öffentlichen Bibliotheken. Parallel zum Vortragsprogramm wurden auf der Ideenbörse interessante Bibliotheksprojekte vorgestellt; zahlreiche weitere Aussteller sowie Führungen durch die Stadtbibliothek Celle ergänzten das Programm. Auf einer Nachtwächterführung konnten die Teilnehmer das vorweihnachtliche Ambiente in der historischen Altstadt einfangen. Ein mit freundlicher Unterstützung der VGH Versicherungen, Regionaldirektion Celle, ermöglichter geselliger Abend bot Gelegenheit zum fachlichen Austausch in angenehmer Atmosphäre. B jörn Schreier Grußwort durch Dirk Ulrich Mende, Oberbürgermeister der Stadt Celle 1 siehe Heftbeitrag auf Seite 12 ff. Termine, Hinweise 42 Termine, Hinweise Kursangebote der Akademie für Leseförderung Niedersachsen November 2012 – Januar 2013 Mittwoch, 7. November 2012, 10.00 – 17.00 Uhr Donnerstag, 29. November 2012, 10.00 – 15.00 Uhr Kleine Buchbindearbeiten für Kinder Workshop für Lehrkräfte, Bibliothekare/innen, pädagogische Mitarbeiter/innen an Grundschulen, Erzieher/innen und Mitarbeiter/innen an außerschulischen Kinder- und Jugendeinrichtungen Referenten: Meike Fricke, Martin Brederecke Ort: Hannover, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Eltern als Partner in der Leseförderung gewinnen! Seminar für Mitarbeiter/innen in Bibliotheken Referentin: Anke Märk-Bürmann Ort: Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen Freitag, 9. November 2012, 10.00 – 13.00 Uhr Jugendbücher in Szene setzen! Jugendliche für das Lesen begeistern! Seminar für Lehrkräfte der Sekunderstufe I und Bibliothekare/innen Referentin: Anke Märk-Bürmann Ort: Oldenburg, Kulturzentrum PFL Mittwoch, 5. Dezember 2012, 10.30 – 15.00 Uhr Lese- und Sprachkompetenz in der Hausaufgabenhilfe – Praktische Tipps und Ideen für eine motivierende Arbeit mit Schülern Seminar für Pädagogische Mitarbeiter/innen an Schulen (Klassen 2–6) und ehrenamtlich Tätige, die sich in der Hausaufgabenhilfe engagieren Referenten: Heide Herbst-Kulf, Anne Möllers Ort: Hannover, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Mittwoch, 23. Januar 2013, 15.30 – 18.30 Uhr Donnerstag, 22. November 2012, 10.00 – 16.00 Uhr Leseförderung von Anfang an – Spielerischer Lesespaß für Kinder zwischen 0 und 4 Jahren Seminar für Eltern, Tagespflegepersonen, Bibliothekare/innen, Erzieher/innen und Ehrenamtliche Referentin: Christine Kranz Ort: Oldenburger Landesbibliothek Freitag, 23. November 2012, 10.00 – 16.00 Uhr Referentenschulung: „Vorlesen für Seniorinnen und Senioren“ Seminar für Erwachsenenbildner und Leseförderer, die selber eine Schulung zu diesem Thema anbieten möchten Referentin: Christine Kranz Ort: Oldenburger Landesbibliothek Einsatz von (Bilder-)Büchern in sprachlich heterogenen Klassen Seminar für Lehrkräfte der Grundschule Referentin: Dr. Jessica Löser Ort: Hannover, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Weitere Infos zu den Veranstaltungen und zum Anmeldeverfahren im Internet: www.alf-hannover.de > Kursangebot Termine, Hinweise Termine, Hinweise 43 „Bibliotheken – ein Thema der Politik?“ Niedersächsischer Bibliothekstag 2012 in Hannover Montag, 12. November 2012 Tagungsort: VGH-Versicherungen Schiffgraben 4, 30159 Hannover Weitere Informationen unter www.dbv-niedersachsen.de Veranstalter: Landesverband Niedersachsen im Deutschen Bibliotheksverband e.V. Berufsverband Information Bibliothek e.V., Landesgruppe Niedersachsen und Bremen Tagungsprogramm 9.30 Uhr Foyer Haus D 10.00–10.30 Uhr Veranstaltungsraum Haus D 10.30–12.00 Uhr Konferenzraum D1.103-104 Begrüßungskaffee Begrüßung Dr. Günter Schmidt, Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen e.V. im dbv Grußwort Hermann Kasten, Vorsitzender des Vorstands der VGH Versicherungen Mitgliederversammlung des Landesverbandes Niedersachsen im dbv mit Vorstandswahlen 10.30–12.00 Uhr Veranstaltungsraum Haus D Fachveranstaltung des BIB: Weniger, älter, bunter – Demographischer Wandel Demographische Entwicklung in Deutschland und seinen Regionen und Auswirkungen auf Bibliotheken Vortrag von Kerstin Schmidt (Demographie lokal, Minden) Neue „alte“ Benutzergruppen erreichen – Medienboxen für die Arbeit mit Senioren Vortrag von Oke Simons (Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Flensburg) 12.00–12.30 Uhr Veranstaltungsraum Haus D anschließend Mittagspause Foyer Haus D Mitgliederversammlung der BIB Landesgruppe Niedersachsen und Bremen Bibliothekspolitischer Nachmittag 13.30–14.00 Uhr Veranstaltungsraum Haus D Zum Stand der Bibliotheksgesetzgebung in Deutschland Vortrag von Dr. Eric Steinhauer (Universitätsbibliothek Hagen) 14.00–15.30 Uhr Veranstaltungsraum Haus D anschließend Kaffeepause Foyer Haus D Podiumsdiskussion „Bibliotheken – ein Thema der Politik?“ Moderation: Prof. Dr. Gabriele Beger (SUB Hamburg) Teilnehmer: Jörg Hillmer, MdL (CDU) Daniela Behrens, MdL (SPD) Almuth von Below-Neufeldt, MdL (FDP) Dr. Gabriele Heinen-Kljajic, MdL (GRÜNE) Dr. Manfred Sohn, MdL (LINKE) 15.45–16.15 Uhr Veranstaltungsraum Haus D Strategische Lobbyarbeit für Bibliotheken – Instrumente der politischen Kommunikation Vortrag von Natascha Reip (dbv-Geschäftsstelle, Berlin) 16.30 Uhr Veranstaltungsraum Haus D Schlusswort | Ende der Veranstaltung gegen 17.00 Uhr Autoren 44 Autorenanschriften Angelika Brauns Stadtbibliothek Hannover Hildesheimer Straße 12 30169 Hannover Telefon: +49 511 168-44437 E-Mail: [email protected] Katrin Nachtwey-Hofmann Kreisbibliothek Quedlinburg Heiligegeiststraße 8 06484 Quedlinburg Telefon: +49 3946 2629 E-Mail: [email protected] Sylvia Chudasch Büchereizentrale Niedersachsen Lüner Weg 20 21337 Lüneburg Telefon: +49 4131 9501-46 E-Mail: [email protected] Karola Penz Akademie für Leseförderung Niedersachsen Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Waterloostraße 8 30169 Hannover Telefon: +49 511 1267-308 E-Mail: [email protected] Angelika Ermel Stadt- und Kreisbibliothek Haldensleben Gerikestraße 3a 39340 Haldensleben Telefon: +49 3904 49530 oder 725108-13 E-Mail: [email protected] Birgit Jaskolla Stadtbibliothek Bad Pyrmont Bismarckstraße 14 3181 Bad Pyrmont Telefon: +49 5281 606157 E-Mail: [email protected] Brigitte Krompholz-Roehl Stadtbibliothek Göttingen Thomas-Buergenthal-Haus Gotmarstraße 8 37073 Göttingen Telefon: +49 0551 400-2823 E-Mail: [email protected] Dr. J. Marius J. Lange van Ravenswaay Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek Große Kirche Emden Kirchstraße 22 26721 Emden Telefon: +49 4921 9150-11 E-Mail: [email protected] Anke Märk-Bürmann Akademie für Leseförderung Niedersachsen Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Niedersächsische Landesbibliothek Waterloostraße 8 30169 Hannover Telefon: +49 511 1267-215 E-Mail: [email protected] Dr. Andreas Müller Niedersächsisches Kultusministerium Referat 23 – Integration durch Bildung, Kompetenzförderung Schiffgraben 12 30159 Hannover Telefon: +49 511 120-7261 E-Mail: [email protected] Dr. Georg Ruppelt Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Niedersächsische Landesbibliothek Waterloostraße 8 30169 Hannover Telefon: +49 511 1267-303 oder 304 E-Mail: [email protected] Björn Schreier Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Niedersächsische Landesbibliothek Waterloostraße 8 30169 Hannover Telefon: +49 511 1267-218 E-Mail: [email protected] Welf Schröter DGB-Bezirk Baden-Württemberg Forum Soziale Technikgestaltung Willi-Bleicher-Straße 20 70174 Stuttgart Telefon: +49 711 2028-218 E-Mail: [email protected] Dr. Karin Stukenbrock Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Zweigbibliotheken Medizin Universitätsklinikum Halle/Saale Ernst-Grube-Straße 40 06120 Halle/Saale Telefon: +49 345 557-1349 E-Mail: [email protected] Matthias Wehry Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Niedersächsische Landesbibliothek Waterloostraße 8 30169 Hannover Telefon: +49 511 1267-216 E-Mail: [email protected] Impressum Impressum Her ausgeber und V.i.S.d.P. 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Renate Klute Osterstraße 17a, 31134 Hildesheim Telefon: +49 5121 9361629 E-Mail: [email protected] Büchereizentrale Niedersachsen Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg Telefon: +49 4131 9501-0; Fax: +49 4131 9501-24 E-Mail: [email protected] Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken Sachsen-Anhalt Landesverwaltungsamt Referat 507 – Kultur, Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken Ernst-Kamieth-Straße 2, 06112 Halle (Saale) Telefon: +49 345 514-3633, Fax: +49 345 514-3990 E-Mail: [email protected] Landesverband Niedersachsen e.V. im dbv Björn Schreier Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Niedersächsische Landesbibliothek Waterloostraße 8, 30169 Hannover Telefon: +49 511 1267-218; Fax: +49 511 1267-207 E-Mail: [email protected] Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. im dbv Stadt- und Kreisbibliothek Genthin Dattelner Straße 1, 39307 Genthin Telefon: +49 3933 805627; Fax: +49 3933 91302 E-Mail: [email protected] Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt Dagmar Kies Referat 54.2 Turmschanzenstraße 32, 39114 Magdeburg Telefon: +49 391 567-3670; Fax: +49 391 567-3855 Email: [email protected] Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur Leibnizufer 9, 30169 Hannover Wissenschaftliche Bibliotheken: Abteilung Forschung und Innovation Tobias Möller-Walsdorf (Telefon: +49 511 120 -2534) Öffentliche Bibliotheken: Abteilung Kultur Dr. Annette Schwandner (Telefon: +49 511 120 -2571) _________________________ ISSN 0940-0133