A.Vivaldi

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A.Vivaldi
A.Vivaldi
Über den prete rosso ist in den letzten hundert Jahren mehr geschrieben worden als über
andere Komponisten seiner Zeit. Die Grundzüge seiner Biographie dürften also bekannt sein.
Vivaldis Kontakt mit dem Kaiserhaus scheint vor dem Jahr 1727 Konturen gewonnen zu
haben. Sein Opus IX „La Cetra“ war mit der Widmung Alla Sacra, Cesarea, Cattolica, Real
Maesta di Carlo VI bei Le Cène in Amsterdam erschienen.
1728 besuchte der Kaiser Triest, den wichtigsten Hafen- und Seehandelsplatz des Habsburger
Reiches. Abbé Conti berichtete damals nach Paris: Der Kaiser hat sich lange mit Vivaldi über
Musik unterhalten, man sagt, er habe mit ihm allein in zwei Wochen mehr gesprochen als mit
seinen Ministern in zwei Jahren...Der Kaiser hat Vivaldi auch mit viel Geld beschenkt, ihm
eine goldene Kette und Medaille gegeben und ihn in den Ritterstand erhoben.
Es scheint also großes Interesse des Kaisers an der Musik Vivaldis bestanden zu haben. Dass
es dennoch nie zu einer Anstellung des Komponisten am Wiener Hof gekommen ist, wirft
einige Fragen auf. Böswillig könnte man unterstellen, der Hofkapellmeister Fux hätte dies
verhindert. Doch wer sich näher mit der Biographie des österreichischen Großmeisters
beschäftigt hat, weiss, dass Fux sehr liebenswürdig mit Musikerkollegen Umgang pflegte und
auch Musiker von Qualität, die einen anderen Stil pflegten, neben sich duldete und schätzte.
Dass Vivaldi 1729 Italien verliess und sich nach Wien begab, ist nicht erwiesen aber sehr
wahrscheinlich. In einem Brief an Bentivoglio lesen wir: er sei nach Wien gerufen worden.
Sein Vater bittet am 30. September: um gnädigste Erlaubnis, eine Jahr seinem Dienst an der
Capella Ducale fernbleiben zu dürfen, um einen seiner Söhne nach „Germania“ zu begleiten
(Germania wurde damals auch für die deutsch-österreichischen Länder verwendet).
Dann schweigen allerdings die Quellen für einige Zeit. In den nächsten 7 Jahren ist wenig
über den Aufenthalt des Komponisten zu erfahren. In Wien hat Vivaldi jedenfalls nicht die
erwartete Anstellung erhalten. Er pendelte in der Zeit anscheinend ohne festes
Dienstverhältnis zwischen Mantua, Prag und Venedig.
Vivaldi hatte wahrscheinlich die einflussreiche Stellung als Impresario des Teatro St. Angelo
aufgegeben um nach Wien zu übersiedeln, er hatte viel gewagt und verspielt. In Folge kann
man beobachten, wie sein Stern allmählich schwand. Als Vivaldi 1735 endlich wieder eine
fixe Anstellung erreicht, muss er sich mit wesentlich schlechteren Bedingungen zufrieden
geben, als ihm das 1723 von der Pietà gewährt wurde: Es wird Aufgabe des Maestros sein, für
unsere Mädchen die Concerti zu liefern, sowie Kompositionen für alle Arten von
Instrumenten, und er hat mit der erforderlichen Häufigkeit die Mädchen zu unterrichten, die
fähig werden müssen, diese gut aufzuführen. Er wird außerdem gehalten sein, unsere
Mädchen wenn nötig aufs beste in allen Instrumenten zu unterweisen, die sie spielen.
Diese umfangreiche Aufgabe für verhältnismäßig wenig Geld (100 Dukaten jährlich) hat ihm
sicherlich auch wenig Zeit gelassen, sein Opernschaffen im gewohnten Umfang wieder
aufzunehmen. Seinen Einfluss als Impresario hatte er nach seiner Kündigung verloren. Die
einkommenden Aufträge waren wenig professionell und nicht auf dem selben Niveau wie vor
seiner Reisezeit. Vivaldis Stil dürfte ebenfalls bereits als veraltet empfunden worden sein.
Nach seinem Opus XII ( 1730) wurde jedenfalls keine weitere Sammlung mehr veröffentlicht.
Dazu kam eine Auseinandersetzung mit kirchlichen Vorgesetzten, denen die Partnerschaft
Vivaldis mit der berühmten Sängerin Anna Girò ein Dorn im Auge war. Der Maestro sah sich
gezwungen, seine Kompositionen für immer weniger Geld zu veräußern.
Der Winter 1739/40 war extrem hart. Seit 1739 gab es Bestrebungen an der Pietá, den Betrieb
umzustellen, Einsparungen waren geplant. Auch hier scheint der Druck auf Vivaldi immer
größer geworden zu sein. Die Venezianische Wirtschaft befand sich in einer großen Krise.
Lebensmittel wurden knapp und alle Preise stiegen. Vivaldi verließ also ein sinkendes Schiff.
Am 29. August wird seine Anwesenheit in Venedig durch den Verkauf von Concerti bezeugt.
Danach hat er wohl noch in der warmen Jahreszeit seine letzte Reise angetreten. Am 20.
Oktober 1740 stirbt Kaiser Karl VI. Die Nachricht war eine Katastrophe für Vivaldi, jetzt war
an eine Hofstellung nicht mehr zu denken. Ob er sich damals schon in Wien befunden
hat, wissen wir nicht. Er fand jedenfalls Unterkunft bei der Witwe eines Sattlers, Maria
Agatha Waller, am Kärntnertor. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich, die ersparten
Mittel gingen zur Neige. Am 26. Juni 1741 quittierte er sein letztes Dokument, eine
Empfangsbestätigung über 12 ungarische Gulden per tanta Musica an den böhmischen
Grafen Vinciguerra von Collalto. Am 28. Juli 1741 starb Antonio Vivaldi in Wien und wurde
am selben Tag mit „Kleingeleuth“ –einem Armenbegräbnis- auf dem Spitaler Gottsacker
beigesetzt.

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