Kapitel 4 - TU Ilmenau
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Kapitel 4 - TU Ilmenau
Vorlesung „Kommunikationsdienste und –netze“ ISDN - Zeichengabe im Netzinnern Basis: Common Channel Signalling (CCS) S Einführung im Jahr 1976 im amerikanischen Telefonnetz S Zwischen den rechnergestützen Vermittlungsstellen wurde ein spezielles Netzwerk für das Zeichengabeverfahren (Common Channel Signalling, CCS) eingerichtet. S Die Zeichengabe wird unabhängig vom eigentlichen Fernsprechkanal ermöglicht. Kapitel 4: Signalisierung in öffentlichen Netzen → Out-Of-Band-Zeichengabe Common Channel Signaling Signalling System No. 7 Intelligente Netze Telecommunications Information Networking Architecture Aktive Netze S CCS bietet Möglichkeiten Zur Allokation von Übertragungsressourcen Zum Testen der Übertragungsressourcen • Zur Freigabe von Übertragungsressourcen • • KDN-SS01-4-2 Anbindung anderer Netze am Beispiel der DTAG Zeichengabe- und Nutzkanalnetz Dienststeuerung des Intelligenten Netzes Betriebs-/ Wartungszentrum 0800 018x 0190 ... Zeichengabenetz zentrale Zeichengabekanäle STP SP 0171, 0170 SP Mobilnetz D1 Internationales Netz 00xx 0172, 0173 Netz der Deutschen Telekom Nutzkanalnetz Mobilnetz D2 VSt C 0177, 0178 Mobilnetz E1 0179 Mobilnetz E2 KDN-SS01-4-3 Nutzkanäle à 64 kbit/s VSt A SP = Signalisierungs(end)punkt; STP = Signalisierungstransferpunkt VSt B KDN-SS01-4-4 Common Channel Signalling: Vorteile Signalling System No. 7 (SSN 7) S Schneller Verbindungsaufbau S Das Signalling System No. 7 (SSN 7) ist das standardisierte CCS-Netzwerk S S S S S S (3 - 7 s mit CCS, 11 - 15 s ohne CCS) Geringere Dauer bei Wahlwiederholung Effizientere Wegewahl Effizientere Ausnutzung der Bandbreite Geringere Kosten durch Multiplexen über Zeichengabekanal Abgeschlossene Benutzergruppen • Überprüfung von Kreditkarten-Gültigkeit • Identifikation des Anrufenden Zusätzliche Dienste möglich (siehe „Intelligentes Netz“) S S S S S für ISDN. Zusammenfassend liegt die Spezifikation in der Q.700-Reihe der ITU-TEmpfehlungen vor (Q.700 bis Q.775, das ITU-T-Zeichengabesystems Nr. 7). Es wurde sowohl für Sprach- als auch für Non-Voice-Dienste entworfen. SSN 7 ist auf paketorientierte Zeichengabe mit Leitungen einer Bandbreite von bis zu 64 Kbit/s optimiert. SSN 7 bietet fünf verschiedene Dienstklassen. SSN 7 beinhaltet die folgenden Funktionsbereiche und Komponenten: • Message Transfer Part (MTP) zum Übermitteln von Zeichengabenachrichten; • Signalling Connection Control Part (SCCP) zur Wegewahl und zur Adressabbildung bei der Zeichengabe; • Intermediate Service Part (ISP) einschließlich des User and Application Parts mit anwendungsspezifischen Zeichengabeprotokollen. KDN-SS01-4-5 Der SS-7-Protokollstapel im Überblick KDN-SS01-4-6 Zeichengabekanäle und Nutzdatenkanäle Anwendungsschicht Darstellungsschicht Kommunikationssteuerungsschicht T U P TCAP Transportschicht SCCP Vermittlungsschicht MTP Level 3 Sicherungsschicht MTP Level 2 Bitübertragungsschicht MTP Level 1 I S U P TUP TCAP ISUP SCCP Telephone User Part Transactions B-Kanal 64 kbit/s Capabilities Applications Part D-Kanal 16 kbit/s ISDN User Part Signalling Connection Control Part KDN-SS01-4-7 DIVO DIVF B-Kanal 64 kbit/s ZZK 64 kbit/s Steuerung DIVO B-Kanal 64 kbit/s D-Kanal 16 kbit/s ZZK 64 kbit/s Steuerung B-Kanal 64 kbit/s Steuerung KDN-SS01-4-8 Zeichengabebeispiel: Automatischer Rückruf bei „Besetzt“ (I) Logische Struktur des Zeichengabenetzes VSt A Zeichengabenetz Belegung, erste Wahlziffern weitere Wahlziffern SP SP STP SP STP Transit-VSt VSt B STP STP Zeichengabebeziehung bestätigt Tln besetzt SP SP Tln ausgelöst SP erfolglos ausgelöst Auslösequittung erfolglos ausgelöst Auslösequittung Nutzwegnetz Tln wünscht Rückruf TVst Rückruf eintragen Quittung TVst Transit TVst Transit Transit KDN-SS01-4-9 Zeichengabebeispiel: Automatischer Rückruf bei „Besetzt“ (II) VSt A Transit-VSt VSt B KDN-SS01-4-10 Erläuterung: Automatischer Rückruf bei Besetzt S Teilnehmer A wählt die gewünschten Teilnehmernummer, die Tln ist frei Rückruf einleiten S Zeichengabeverbindung ausgelöst Auslösequittung Wahlziffern Tln wird gerufen Tln meldet sich S Wahlziffern S Zeichengabebeziehung bestätigt Rückruf angenommen Tln wird gerufen S Wahlende Wahlende Beginnzeichen Beginnzeichen Tln nimmt den Ruf an Gesprächsverbindung KDN-SS01-4-11 S dann wie gehabt übermittelt wird, wozu Zeichengabeverbindungen aufgebaut werden. Der gerufener Teilnehmeranschluss ist besetzt, daher wird die Link-by-Link-Zeichengabeverbindung ausgelöst, die Ende-zuEnde-Zeichengabeverbindung bleibt allerdings bestehen! Über diese Verbindung wird der Rückrufwunsch der Zielvermittlungsstelle (VSt B) angezeigt. Ist der gerufene Teilnehmer frei, wird dies über die bestehende Ende-zu-Ende-Verbindung der Ausgangsvermittlungsstelle (VSt A) signalisiert. Danach wird die Ende-zu-Ende-Zeichengabeverbindung ausgelöst, da die Abhandlung des Leistungsmerkmals beendet ist. Nach der Annahme des Rückrufs durch den A-Teilnehmer werden neue Zeichengabeverbindungen sowohl Link-by-Link als auch Ende-zu-Ende aufgebaut. KDN-SS01-4-12 Übergang zum Intelligenten Netz (IN) (im Großformat) Übergang zum Intelligenten Netz (IN) Intelligenz in Netzen: S Flexibilität bzgl. • Übertragungsgeschwindigkeit • Übertragungsqualität • Diensteangebot S personenorientierte Kommunikation Erweiterung zum SSP S Speicherdienste Intelligenten Netz S offener Netzzugang Zeichengabenetz Ausgangspunkt: S Getrennte Nutzkanal- und Zeichengabeverbindung S Separate Steuerung des Nutzkanalauf- und -abbaus durch ein oder mehrere zentrale Datenverarbeitungssysteme SMS SMS SCP SCP SSP Erweiterung zum Intelligenten Netz IP SSP IP Zeichengabenetz STP SP STP STP SP SP SP SP SP SP SP IP SP STP STP - SSP STP STP STP SP SMS SCP SSP IP IP SP SMS SCP SSP IP Service Management System Service Control Point Service Switching Point Intelligent Peripheral (z.B. für Ansagen) - SP Service Management System Service Control Point Service Switching Point Intelligent Peripheral (z.B. für Ansagen) KDN-SS01-4-13 Motivation Intelligenter Netze KDN-SS01-4-14 Funktionale IN-Architektur S Trennung von S S S S S Dienstesteuerungslogik und Dienstevermittlung Definierte Schnittstelle für Mehrwertdienste Schnellere Entwicklung und Einführung neuer Dienste Einfachere Änderung bestehender Dienste Virtuelle Rufnummern Integration von Funknetzen Service ServiceManagement ManagementAccess AccessFunction Function Work WorkStation StationFunction Function D VK Verwaltungszugang, Benutzerführung D D Service Service Management Management Function Function VK VK D U U U VK VK VK D - Dienst U - Dienstunterstützung VK - Vermittlungsknoten KDN-SS01-4-15 Call Control Agent Function Service Data Function Dienstverwaltung und -überwachung Service Service Control Control Function Function Specialised Specialised Resource Resource Function Function Diensterkennung und -steuerung Service Service Switching Switching Function Function Service Service Switching Switching Function Function Dienstvermittlung anhand der gewählten Rufnummer Call Control Function Call Control Function Call Control Agent Function KDN-SS01-4-16 Beispielhafte IN-Dienste IN-Dienst “Service 0800” Service 0130/0800 (Freephone) S “kostenloses” Telefonieren, z.B. Produkt- oder Firmenwerbung Service 0137 (Televotum, Teledialog) S Meinungsumfragen, Abstimmungen, z.B. bei Fernsehsendungen Service 0180 (Bundeseinheitliche Rufnummer) S eine Nummer für evtl. unterschiedliche regionale Filialen einer Firma, z.B. Kundendienst Service 0181 (Virtuelle Private Netze, VPN) S privates Firmennetz, transparent über das öffentliche Netz Service 0190 (Tele-Info-Service, Premium Rate Service PRS) S Informationsanbieter der unterschiedlichsten Art; hohe Gebühren, von denen die Firmen einen wesentlichen Anteil bekommen Service 0700 (Persönliche Rufnummer) S Beantragung bei der Nummernverwaltung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP, http://www.regtp.de) Fernsprechnetz Rufumleitung SSP SSP Agentur Stuttgart 800 Uhr bis 1600 Uhr SSP SCP SCP Agentur Frankfurt 1600 Uhr bis 2000 Uhr SMS Agentur Düsseldorf 2000 Uhr bis 800 Uhr Bedienterminal SSP = Service Switching Point SCP = Service Control Point SMS = Service Management System KDN-SS01-4-17 Ablauf bei Service 0800 KDN-SS01-4-18 Virtuelles Privatnetz 1. TN1 wählt (0800-01) 2. SSP erkennt virtuelle Nummer und leitet den Anrufwunsch an SCP weiter (Filterfunktion) 3. SCP übersetzt virtuelle Nummer in physikalische Nummer (081-51) und übergibt die physikalische Nummer an den SSP 4. SSP leitet den Ruf gemäß der physikalischen Nummer zu TN2 weiter Fernsprechnetz TKAnlage SSP SSP TKAnlage SSP SCP SCP (0800-01) → (081-51) virtuelles Privatnetz SCP SCP SMS (081-51) TN1 TN1 Netz SSP SSP Netz TN2 TN2 Bedienterminal KDN-SS01-4-19 KDN-SS01-4-20 Persönliche Kommunikation im IN SMS SMS Ermittlung der Zielrufnummer SSP IP Dienstverwaltung SCP SCP SSP Kreditkartendienst im IN SCP SCP Identifizierung Authentisierung IP SSP IP SSP SSP Kreditkartennummer, gerufene Nummer Gültigkeitsprüfung Gebührendaten SSP Ruf IP Tln A PSTN/ISDN PSTN: public switched telephone network Tln B S S S S Tln A wählt die gewünschte Nummer. Tln A wird aufgefordert, die Kreditkarte lesen zu lassen (z.B. durch IP). Tln A wird aufgefordert, die PIN einzugeben (z.B. durch IP). Bei erfolgreicher Überprüfung der Kreditkarte wird Verbindung aufgebaut. S Anfallende Gebühren werden vom SCP gesammelt. Teilnehmer mit persönlicher Rufnummer (aktueller Aufenthaltsort) KDN-SS01-4-21 KDN-SS01-4-22 Telecommunication Information Networking Architecture TINA TINA – Schichtung S TINA entstand in 8 Jahren (1993 – 2000) als Normungswerk des S Separierung des Informationsnetzwerks vom Transportnetzwerk, TINA-Consortiums (TINA-C, www.tinac.org) S TINA deckt alle möglichen Telekommunikations- und Informationssysteme ab S TINA ist als Architektur auf den folgenden vier Prinzipien aufgebaut: • Objektorientierte Analyse und Entwurf • Verteilung • Entkoppeln von Software-Komponenten • „Separation of Concern“ - Computing Architecture - Service Architecture - Network Architecture d.h. Trennung der Anwendung von der ablauftechnischen Umgebung S Abstrakte Sicht auf die Ressourcen zur Überwachung und Steuerung Anwendung Services Resources Elements Umgebung DPE KDN-SS01-4-23 KDN-SS01-4-24 TINA – Modelle und Referenzpunkte TINA – Computing Architecture S Referenzpunkte sichern die Interoperabilität zwischen TINA- In der Computing Architecture werden festgelegt: S Modellierungsgrundlagen S Distributed Processing Environment (DPE), basierend auf CORBA • Verteilungstransparenz • Unabhängig von der verwendeten Netztechnologie (Native Computing and Communications Environment NCCE) Komponenten S Modelle helfen, der inhärenten Komplexität Herr zu werden, indem nur spezifische Sichtweisen (Views) angenommen werden • Business Model Beschreibung der an einer Diensterbringung beteiligten Rollen und deren Beziehungen untereinander (Consumer, Retailer, Broker, Third Party Service Provider, Content Provider, Connectivity Provider) • Information Model Beschreibung informationshaltender Instanzen, deren Beziehungen untereinander sowie Regeln und Beschränkungen, die deren Verhalten definieren, mittels OMT • Computational Model Beschreibung verarbeitender Objekte und deren Beziehungen in ODL (Object Definition Language) TINA-Anwendungen DPE DPEImplementierung NCCE Phys. Transportnetz Hardware KDN-SS01-4-25 KDN-SS01-4-26 TINA – Service Architecture TINA – Network Architecture Prinzipien für das Anbieten / Inanspruchnehmen von Diensten: S Session (Sitzung) Information, die allen an einer Diensterbringung beteiligten Prozessen während einer bestimmten Zeit gemein ist • Verbindungsinformation • Abrechnungsdaten • Benutzerprofile S Access Session Aufbau einer Sitzung inkl. Authentisierung, Dienstauswahl, ... S Service Session Bereitstellung und Inanspruchnahme eines Dienstes • User Service Session • Provider Service Session S Communication Session Abstrakte Sicht auf die benutzten Transportnetzverbindungen Generisches, technologieunabhängiges Modell für S Verbindungsherstellung S Verwaltung von Kommunikationsnetzen Drei Schichten: S Communication Session Layer: Dienstunabhängige Schnittstellen für die Dienstkomponenten zur Verwaltung von Ende-zu-Ende-Kommunikationsbeziehungen S Connectivity Session Layer: Abstraktion von unterschiedlichen Netztechnologien, d.h. technologieunabhängige Schnittstellen für die Communication Session Layer zur Verknüpfung von Vermittlungsschichtinstanzen oder zur Behandlung von Netzübergängen S Layer Network: Abstrakte Generalisierung jeder spezifischen Netztechnologie zum Verbindungsmanagement KDN-SS01-4-27 KDN-SS01-4-28 Aktive Netze Ansätze von Aktiven Netzen Bisher: S Netzdienstleistungen werden vom Netzbetreiber festgelegt S Netznutzer können die angebotenen Dienste nur nutzen, aber selbst keinen Einfluss auf das angebotene Dienstspektrum ausüben S Die Installation neuer Dienste (z.B. durch Drittanbieter) ist mühsam und langwierig Idee: S Netznutzer können selbst Dienste im Netz installieren, die dann nur die kommunizierten Daten eben dieser Nutzer betreffen S Dazu notwendig: Ausführungslogik in den Netzknoten Fragestellung: S Wann kommen die Dienste auf die Vermittlungsknoten? Zwei prinzipielle Ansätze S Diskreter Ansatz: • Zwei verschiedene Datenströme - Der Nutzdatenstrom - Der Strom zum Einfügen von Funktionen in die Vermittlungsrechner (programmable switch) S Integrierter Ansatz: • Jedes Datenpaket (smart packet) ist prinzipiell ein Programm - Es wird in einem Vermittlungsrechner interpretiert - Nur relativ einfache Anweisungen möglich KDN-SS01-4-29 Capsules Möglichkeiten mit Capsules Integrierter Ansatz: S Capsules S IP-Pakete mit Code-Fragment (z.B. in tcl) KDN-SS01-4-30 type length if {[node]==[destination]} {reply_ip …} value KDN-SS01-4-31 ANTS-Projekt (Active Node Transfer System) Vier generelle Mechanismen S Fusion: Der Vermittlungsknoten leitet weniger Daten weiter, als er empfangen hat → Filter S Fission: Der Vermittlungsknoten leitet mehr Daten weiter, als er empfangen hat → Multicast-Übertragung S Cache: Der Vermittlungsknoten speichert ankommende Daten, um sie für eine weitere Anfrage parat zu haben → Web-Cache S Delegation: Der Vermittlungsknoten erledigt Aufgaben, die er von einem Endknoten mittels Capsules delegiert bekommen hat → Simple Mail Transfer Protocol-Proxy KDN-SS01-4-32 Drei wichtige Prinzipien für Active Networks Für die Umsetzung der Primitivanweisungen, aus denen die übertragenen Programme aufgebaut sind, muss eine portable Sprache zugrunde gelegt werden. Die Ausführung von Skripten kann zusätzliche Last auf den Vermittlungssystemen einführen, so dass auf eine möglichst effiziente Realisierung zu achten ist. Sicherheit: Die Interpretation von Skripten sollte nicht zu Situationen führen, in denen das Skript die Interpretation anderer Skripten beeinflusst oder die Ressourcen des Vermittlungsrechners überbeansprucht. Fingerprints zur Senderidentifikation Sandbox-Prinzip zur Speicherrestriktion KDN-SS01-4-33