Airportcenter bekommt in Bayern Konkurrenz

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Airportcenter bekommt in Bayern Konkurrenz
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Medianet vom 22. 05. 2007
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Natalie Oberhollenzer
Factory Outlet Center Bayern wollen sich mit 8.000 m²-Standort in Piding gegen Kaufkraftabfluss nach Wals wehren
Airportcenter bekommt in Bayern Konkurrenz
Der Airportcenter-Umbau ist in vollem
Gange: Rund 100 Parndorf-Mieter zeigten Interesse, heißt es.
Salzburg/Piding. Das Abkommen zwischen den Landeshauptleuten von Salzburg und Bayern bestand seit Jahren:
Große Handelsflächen werden nur nach
Absprache bewilligt, Factory Outlet
Center gar nicht. Dass das Airportcenter
Salzburg Wals in ein Factory Outlet
Center umgebaut wird, stieß den Bayern
sauer auf. Damit in Zukunft nicht allzuviel Kaufkraft nach Österreich fließt,
hat nun das blau-weiße Wirtschaftsministerium ein FOC im grenznahen Piding genehmigt.
FOC mit Sport-Schwerpunkt
Am ebenfalls direkt an der A8 gelegenen Standort soll ein 8.000 m großes
FOC entstehen, bereits vorhanden ist
ein Direktverkaufsbetrieb der Firma
Adidas. Geht es nach den Plänen des
Grundstückbesitzers und Investors
Franz Reichel, soll es ein Zentrum mit
Schwerpunkt auf Sportartikel sein. Adidas habe bereits zugesagt, in Piding zu
bleiben, Gespräche mit Marken wie Puma, Nike, S. Oliver oder Hilfinger seien
am Laufen.
Pidings Bürgermeister Valentin Reichenberger zu retail: "Der Adidas-Betrieb zeigt: Nur 20 Prozent der Kunden
sind aus der Region, 80 Prozent fahren
von der Autobahn ab. Wir wollen nicht
den Nachbargemeinden schaden, sondern aus unserem Standort neben der
Verkehrsbelastung auch einen wirtschaftlichen Vorteil beziehen." Bereits
morgen solle die Entscheidung für die
Projektpläne unter drei beteiligten Planungsbüros fallen.
Eine wichtige Hürde in den Genehmigungsverfahren haben die FOC-Pläne
schon überwunden. Im März stimmte
das bayrische Wirtschaftsministerium
dem Antrag auf eine Zielabweichung
nach dem Landesentwicklungsplan zu.
Die umliegenden Gemeinden legen sich
hier allerdings quer. Sowohl Berchtesgaden als auch Bad Reichenhall sind der
Meinung, dass die entstehenden Umsatzverlagerungen der umliegenden Einzelhandelsstruktur schaden würden.
Beide Gemeinden werden die vom Land
genehmigte Zielabweichung vor Gericht
überprüfen lassen.
"Voll im Vermieten drinnen"
Während in Bayern noch gestritten
wird, nimmt der Umbau des Salzburger
FOC konkrete Züge an. Die Abbrucharbeiten werden noch innerhalb des Monats Mai abgeschlossen, mit Fundamentierungsarbeiten ist schon begonnen
worden. "Wir sind derzeit voll im Vermieten drinnen", sagt Center-Manager
Gerhard Graf.
Das FOC wird, wie jenes in Parndorf,
von McArthurGlen entwickelt und betrieben. Ein wesentlicher Unterschied
zwischen den beiden Factory Outlets
wird aber im Mietermix liegen: "Viele
Italienische Designer zeigen Interesse
am Standort, daher wird der Anteil dieser hoch sein." Generell sei der Andrang
der Mieter in Salzburg groß. Auch an
die 100 Parndorf-Mieter hätten nach
Angaben Grafs großes Interesse signalisiert.
Zum geplanten FOC in Piding will sich
Graf noch nicht äußern. "Das ist schwer
zu beurteilen, da noch nichts entschieden ist. In ein bis zwei Jahren wissen
wir mehr", sagt er und verweist auf das
äußerst komplexe Prozedere in der bayrischen Raumordnung.
Dass ein FOC in Piding für das Designer Outlet Salzburg eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellen würde,
davon ist RegioPlan GF Wolfgang
Richter überzeugt: "Die 8.000 m sind
zwar am untersten Rand bei den FOCDimensionen. Aber das Center würde
auch auf der A8 liegen und eine ähnliche Zielgruppe ansprechen." Das McArthurGlen-Center sei nämlich in seiner
Größenordnung ebenso auf die vorbeireisende Kundschaft angewiesen.
Schaden für Salzburg?
Die Strenge der bayrischen Raumordnung betont auch Helmut Eymannsberger, GF der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Salzburg: "Zumindest in
der Vergangenheit ist die Raumordung
in Bayern als wirkliche Ordnung im
Raum betrachtet worden und nicht wie
in Österreich eine Laissez Faire-Politik." Er glaubt, dass die österreichische
Praxis Handel und Bevölkerung auf den
Kopf fallen wird.
Auch beim Airportcenter sei man schon
von der Entstehungsgeschichte an bei
der Raumordnung "am Grat entlanggewandert" und habe immer versucht, die
Ordnung zu dehnen, soweit sie dehnbar
war. Bereits der Europark hätte viele
Textilhändler in eine schwierige strategische Marktlage gebracht. Durch das
FOC komme auch noch die preisaggressive Konkurrenz im höherwertigen Markenartikelbereich hinzu. Die Studie SABE V aus dem Jahr 2005 habe die Flächenexpansion bereits unter die Lupe
genommen und eine erhebliche Anbieterbereinigung in einem Umkreis von
rund 50 bis 80 km um die Stadt Salzburg prophezeit.
Aus der selben Studie geht auch hervor,
in welchem Maß bayrische Kunden den
Salzburger Handel auffetten. Rund
270.000 deutsche Konsumenten geben
demnach jährlich über 100 Mio. # in
Salzburg aus. Umgekehrt fließen aus
Salzburg lediglich 26 Mio. # an Kaufkraft ins bayrische Nachbarland.
Bild: Groß und Klein So soll das Factory Outlet in Salzburg aussehen (Bild
links). Rund 140 Markenshops werden
auf 28.000 m<00B2> präsentiert. Im
Vergleich dazu wird das im bayrischen
Piding geplante FOC eher klein: Auf
8.000 m<00B2> soll dem Kunden Ware
mit Schwerpunkt Sport geboten werden.
Derzeit steht am Standort ein Fabrikabverkaufszentrum der Firma Adidas
(unten).
Bild: Gerhard Graf, Manager des Designer Outlet Centers Salzburg Wals von
McArthur Glen (links): "Der Anteil an
italienischen Designern wird hoch sein,
denn diese zeigen großes Interesse."
Bild: Helmut Eymannsberger, Obmann
der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Salzburg (rechts): "Die österreichische Praxis bei der Raumordnung wird
dem Handel und der Bevölkerung auf
den Kopf fallen".