Bildungselite versus Vorstadtghetto

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Bildungselite versus Vorstadtghetto
KINO Filmtipps
Bildungselite versus Vorstadtghetto
Fotos: © Neue Visionen
Zwischen Muskeln und Pickeln, Adrenalin, Testosteron und Klebstoffdämpfen
R
egisseurin Bettina Blümners
Großstadtprinzessin Sascha
lebt nicht in einem Märchenland, sondern in der realen Berliner
Vorstadtwelt, im „Scherbenpark“.
Hier nimmt man sich, was man haben
will. Es braucht eine große Klappe
und ein dickes Fell. Wer sich nicht
wehrt, geht unter. Sascha ist tough
und mutig und voller Rachegedanken ...
Mit Witz und Würde bringt Blümner
die Story – nach dem Roman von Alina Bronsky – auf die Leinwand. Eine
Dreiecksgeschichte mit Tiefgang.
Scherbenpark – so nennen die Jugendlichen aus der Vorstadtsiedlung ihren
Treffpunkt. Der Name ist Programm:
Das Wort passt zum Leben der siebzehnjährigen Sascha (Jasna Fritzi Bauer), die
dort zu Hause ist, mehr grau als grün, mit
scharfen Kanten und irgendwie kaputt.
Denn Sascha schlägt sich nicht nur mit
den üblichen Problemen herum, die junge
Mädchen eben haben. Seit ihr Stiefvater
Vadim ihre Mutter ermordet hat, sinnt
Sascha auf Rache. Vielleicht ist sie die Einzige in ihrem Viertel, die noch Träume hat,
denkt sie. Genau genommen zwei: Sascha will Vadim töten und ein Buch über
Scherbenpark
utschland 2012
Literaturverfilmung De
Regie: Bettina Blümner
, Ulrich Noethen,
Mit: Jasna Fritzi Bauer
ir Burlakov u.a.
Max Hegewald, Vladim
Verleih: Neue Visionen
Start: 21.11.2013
60 CHILLI November 2013
ihre Mutter schreiben. Sie ist nach dem
Tod ihrer Mutter schnell erwachsen geworden und hat Verantwortung für ihre
kleinen Geschwister übernommen. Anders als ihre Freundin Anna (Maria Dragus), die sich über ihre Schwangerschaft
freut, weil sie dann nicht mehr in die
Schule gehen muss, liest und schreibt
Sascha gerne und will nach dem Abitur
studieren. Das macht sie in der Siedlung
zur Außenseiterin. Die gelangweilten
Jungs vom Jugendtreff, die kiffend
auf den Tischtennisplatten abhängen,
begegnen ihr mit einer Mischung aus
Ablehnung und Respekt. Peter (Vladi-
KINO Scherbenpark
mir Burlakov) ist einer von ihnen und
eigentlich ein netter Kerl. Doch an Sascha beißt er sich die Zähne aus. Sascha
glaubt nicht daran, dass es auch Männer gibt, die nicht fies sind und prügeln.
Nicht mal in Berlin. Und dann bekommt
es Sascha gleich mit zwei Männern zu
tun. Einem jungen und einem alten,
Vater und Sohn.
Volker Trebur (Ulrich Noethen) ist
Ressortleiter bei einer großen Tageszeitung. Seriös, souverän, gebildet.
In Treburs Büro stürmt Sascha eines
Tages wutentbrannt. Denn seiner Unachtsamkeit ist es zu verdanken, dass
die Zeitung einen völlig missglückten
Artikel über Saschas Stiefvater Vadim
veröffentlicht hat. Dass der Mörder
ihrer Mutter Gelegenheit erhält, sich
vor aller Öffentlichkeit als geläuterter,
reumütiger Sünder zu präsentieren,
und obendrein auch noch als Künstler,
der seine Zeit im Knast angeblich mit
der Komposition ausdrucksstarker Bilder verbringt, das hätte nicht passieren dürfen. Trebur ist beeindruckt von
Saschas Energie – und sichtlich überfordert mit der Situation. Schneller als
gedacht jedoch, nimmt Sascha Treburs
Hilfe in Anspruch. Vadims Cousine Mascha (Jana Lissovskaja) kümmert sich
seit dem Tod der Mutter um Sascha und
ihre beiden kleinen Geschwister. Als
sich Mascha mit einem Nachbarn einlässt, schrillen bei Sascha alle Alarmglocken. Nichts wie weg,
das ist ihr einziger Gedanke. Kurzentschlosperfekt
sen zieht Sascha aus
der Sozialwohnung
aus und bei Trebur ein, der mit seinem
Sohn Felix (Max Hegewald) in einem
schick designten Passivhaus inklusive
Pool und park-ähnlichem Garten lebt.
Sein behüteter Sohn Felix wirkt im Vergleich zu Sascha kindlich, doch wirbt er
offensiv um die junge Frau, und Sascha
lässt seine naiv-fordernden Annäherungsversuche zu. Aber auch Volker
Treburs Verhältnis zu Sascha schwankt
zwischen Respekt, väterlicher Fürsorge
und erotischer Anziehung. Drei Men-
schen, die nach etwas suchen, nach
einer Familie vielleicht, nach einer
Möglichkeit, aus dem merkwürdigen
Scherbenpark, der ihr Leben ist, etwas
Neues zusammenzubasteln.
Die Verfilmung beruht auf dem gleichnamigen Romandebüt der Autorin Alina
Bronsky. Mühelos fängt Bettina Blümner
(Prinzessinenbad) Bronskys Sound, den
Sog ihrer Sprache
ein. Das ist auch dem
Dialoge,
Drehbuch von Katharina Kress zu verdanken. Kein Wort
zu viel wird hier gesprochen. Keine Plattitüde, die nicht sofort entlarvt wird.
Die hingerotzten Dialoge, die so echt
klingen und gleichzeitig so großartig
pointiert sind, sie liefern die besten
Voraussetzungen für das beachtliche
Newcomer-Ensemble, das den Film
furios bestreitet.
Im Film kommt eine neue SchauspielerGeneration zum Zug, die dem großen
Ulrich Noethen das Wasser reichen
kann.
mos
Hingerotzte
pointiert
5
Der November wird messerscharf.
A nzeige
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DVD
KINONeuerscheinungen
interview
Enemies – Welcome To
The Punch
I Am a Woman Now
Albert Nobbs
GB 2012
Dokumentarfilm NL 2012
GB / IRL 2011
Regie: Mia Hansen-Løve
Regie: Michiel van Erp
Regie: Rodrigo García
Mit: James McAvoy, Mark Strong u.a.
Mit: Jean Lessenich, Marie-Pierre Pruvot u.a.
Mit: Glenn Close, Janet McTeer u.a.
Vertrieb: Universum
Vertrieb: good!moovies
Vertrieb: Studiocanal
Laufzeit: 96 Minuten
Laufzeit: 86 Minuten
Laufzeit: 109 Minuten
Preis: ca. 12 Euro
Preis: ca. 15 Euro
Preis: ca. 16 Euro
Der Feind, mein bester Freund
Zeit-Dokument erzählt von Mut
Der Unvollendete
Nach einem Überfall jagt Polizist Max
Lewinsky verzweifelt den Kriminellen Jacob Sternwood durch die ganze
Stadt. Doch vergebens, Max wird ins
Knie geschossen. Drei Jahre später
wird Jacobs Sohn bei einem Überfall
schwer verwundet. Sein Vater fliegt
aus seinem isländischen Exil nach London. Max sieht die Chance gekommen,
seinen Erzfeind endlich zu fassen. Doch
sobald Max und Jacob den Umständen
des Überfalls nachgehen, stoßen sie
nicht nur auf den jeweils anderen, sondern auf eine Verschwörung. Um ihr
Überleben zu sichern, müssen die beiden Feinde zusammenarbeiten …
Klare, hartgezeichnete Kanten, blasse
Farben und Schwarztöne bestimmen
den Look des Films: Über allem liegt
zudem ein starker Blaustich, der ein
Gefühl für emotionale Kälte und Abgeschiedenheit transportiert.
Erzfeinde werden gezwungen zusammenzuarbeiten: „Enemies – Welcome
To The Punch“ ist ein spannend inszenierter und besonders schön fotografierter Thriller im Herzen Londons.
Sebastian Srb
Fünf starke Frauen, die eines verbindet: Alle ließen sich in den 1960erund 1970er-Jahren von dem sagenumwobenen Arzt Dr. Georges Burou
in Casablanca von Männern zu Frauen
umoperieren. Burou war damals der
Einzige, der diesen Eingriff vornahm.
Die Frauen riskierten ihr Leben in der
Hoffnung auf ein neues, ein besseres.
Mehr als 40 Jahre nach ihren Operationen erzählt Regisseur Michiel van Erp
ihre Geschichte: das berühmte Showgirl Bambi, die als eine der ersten nach
Casablanca ging. Die Belgierin Corinne, die sich nach vielen Jahren ihrer
besten Freundin anvertraut. Die Niederländerin Colette, die das Leben
einer einfachen Hausfrau geführt hat.
Die elegante Engländerin April, die in
den 70er Jahren im Scheinwerferlicht
der Showbühnen zu Hause war und
nun dem Sohn des charismatischen
Arztes begegnet. Und die deutsche
Jean, die ihr Leben lang mit ihrer geschlechtlichen Identität kämpfte. Im
Herbst ihres Lebens schauen diese
Frauen zurück.
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Sein Auge fürs Detail, seine Unauffälligkeit und seine Zurückhaltung sind die Eigenschaften, die Albert Nobbs zu einem
perfekten Butler machen. Und die ihm
helfen, sein großes Geheimnis zu wahren. Denn Albert Nobbs ist eigentlich
eine Frau, die seit Jahrzehnten als Mann
lebt. Nicht weil sie sich im falschen Körper gefangen fühlt: Die nackte Angst
war es, die ein junges Mädchen nach einem schrecklichen Erlebnis einst seine
Identität aufgeben ließ.
Als Albert Nobbs kontrolliert Glenn
Close ihre Gesichtszüge, ihre Bewegungen und ihre Stimme mit so großer
Strenge, dass sie wie eine Wachsfigur
wirkt. Doch zeigt sich gerade in jeder
steifen Bewegung, in jedem leisen Wort
und in jedem unterdrückten Mundwinkelzucken, dass sie dieses tief traumatisierte Wesen genau erfasste …
Regisseur Rodrigo García rückt Glenn
Close immer wieder in den Mittelpunkt.
Er schenkt ihr lange, manchmal überlange Szenen und macht dafür bisweilen
sogar Zugeständnisse an Tempo und
Rhythmus dieser brillanten Verfilmung.
Ludwig Kramer
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Stichwort: „Enemies“
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Stichwort: „Albert Nobbs“
DVD Neuerscheinungen
Ihr werdet euch noch
wundern
Global Home
Revenge – Die komplette
erste Staffel
F/D 2012
Dokumentarfilm D 2012
USA 2012
Regie: Alain Resnais
Regie: Eva Stotz
Regie: Phillip Noyce
Mit: Sabine Azéma, Anne Consigny u.a.
Vertrieb: Alive
Mit: Michiko Sato, u.a.
Mit: Emily VanCamp, Madeleine Stowe u.a.
Vertrieb: good!movies
Vertrieb: World Disney Company Germany
Laufzeit: 105 Minuten
Laufzeit: 80 Minuten
Laufzeit: 902 Minuten
Preis: ca. 15 Euro
Preis: ca. 16 Euro
Preis: ca. 35 Euro
Hintersinniges Spiegelspiel
Hypnotischer Rhythmus
Reich und Rücksichtslos
Nach dem Tod des gefeierten Theaterautors Antonie d’Anthac erhalten seine
Freunde eine Einladung in sein Landhaus. Hier teilt ihnen der Verstorbene
per Video seinen letzten Wunsch mit.
Alle der versammelten Freunde haben
über Jahre in Antoines Inszenierungen
von Jean Anouihls „Eurydike“ mitgewirkt und sollen für ihn eine letzte Entscheidung treffen: Eine junge Theatertruppe hat einen Mitschnitt ihrer Proben
zu „Eurydike“ geschickt, um von Antoine
die Erlaubnis zur Aufführung zu bekommen. Kaum sehen die Freunde „ihre“ Figuren auf der Leinwand, sind sie wieder
in ihren alten Rollen gefangen, aber das
bleibt nicht die letzte Überraschung, die
an diesem Abend auf sie wartet.
Der Film gleicht einem filmischen
Abschiedsbrief – mit einem Augenzwinkern inszeniert der – inzwischen
91-jährige – französische Meisterregisseur Alain Resnais humorvoll bis
leise-melancholisch Reflexionen über
das Leben, das Theater und den Tod.
Seine wichtigsten rsammelt Resnais in
diesem Werk.
mos
„Irgendwann erzählte mir ein Freund
von einem weltweiten Netzwerk von
gastfreundlichen Menschen. Es heißt
CouchSurfing. Man kann über eine
Website Kontakt aufnehmen. Und wenn
beide Personen an ihren Computern
dann das Gefühl haben, man versteht
sich und hat sich was zu sagen, kann
man sich besuchen und umsonst zu Gast
sein“, erzählt Eva Stotz zu Beginn ihres
Films. Sie hat sich auf den Weg gemacht
und Begegnungen gesucht, weltweit,
immer auf der Suche nach dem Gefühl
der „grenzenlosen Freiheit“ jenseits von
Kommerz und Konsum.
Ihre schön gefilmte Reisereportage
eröffnet spannende Einblicke in die Lebenswelten von CouchSurfern auf der
ganzen Welt. Da ist ein musikbegeisterter Tuareg in Mali, eine Wildtierliebhaberin im japanischen Tokio, eine Ökologin in der palästinensischen Westbank,
eine Tanzwütige in der Türkei und ein
Visionär, Casey Fenton, der Gründer der
CouchSurfing Bewegung.
Globalisierung als Chance für „echte“
Begegnungen. Sehenswert!
mos
Unter der glänzenden Oberfläche des
luxuriösen Lebens in den Hamptons lauern düstere, schmutzige Geheimnisse in
einer mysteriösen Kombination aus Leidenschaft, Ungewissheit und bitterer
Vergeltung. Wir betreten die verlockende Welt der Reichen und Rücksichtslosen in der TV-Serie „Revenge“ – jetzt
gibts die komplette erste Staffel auf
DVD, für Fans und werdende Fans.
Wohlstand, Schönheit und Macht
definieren das Leben von New Yorks exklusivster Gesellschaft. Doch eine Frau
schreckt vor nichts zurück, um sich an
denjenigen zu rächen, die das Leben ihres Vaters ruinierten: Emily Thorne. Getrieben von Rachsucht agitiert sie gegen
Victoria Grayson, die regierende Königin
der Hamptons, und alle anderen, die ihre
Familie zerstörten. Doch selbst der raffinierteste Plan kann scheitern, wenn sich
eine unerwartete Dreiecksbeziehung
zwischen Emily, dem Sohn ihrer Erzfeindin und einer fast vergessenen Person
aus ihrer Vergangenheit entwickelt ...
Die DVD-Box enthält alle 22 Episoden
samt exklusivem Bonusmaterial.
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Stichwort: „Ihr werdet euch noch wundern“

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