Zusammenfassung der 4 Mobbing

Transcription

Zusammenfassung der 4 Mobbing
Institut für Neues Lernen GmbH, Esther Lauper, Bürglistrasse 6, CH-8304 Wallisellen, Tel. 01 883 75 70
www.neueslernen.ch E-Mail: [email protected]
Zusammenfassung der 4 Mobbing-Geschichten (Video Mobbing)
Geschichte von H, Berufsberaterin
H ist eine erfahrene und qualifizierte Berufsberaterin und tritt eine neue Stelle an. Bald merkt H, dass
ihr Kollege sich wie ein Chef gegenüber ihr und gegenüber andern aufspielt. Er stellt seine Leistungen
voran, mindert Hs Tätigkeiten und brüstet sich mit Arbeiten, die H ausgeführt hat.
H kriegt ein kleines kaltes Büro, der Kollege hat ein grosszügiges und warm geheiztes. Trotzdem holt
er den Ofen, den sich H selber organisiert hat, und stellt ihn vor sein eigenes Büro. Er macht sich
einen Spass daraus, H zu erschrecken. Wenn H einen Vortrag hält, schnarcht er laut. Der Kollege
stellt H als „Hausfrau“ vor, er selber sei Berufsberater.
Der Kollege mischt sich in Hs Privatleben ein. Er will für sie eine Wohnung mieten und entscheidet
ohne zu Fragen über Termine, die ausserhalb der Arbeitszeit liegen. Dann bestellt er einen
Handwerker zu H nach Hause und zwar auf 7 Uhr früh. Der Kollege mischt sich überall ein, und H
braucht grosse Energie, sich zu schützen. Die Leute glauben, er sei ihr Mann. Das zehrt an den
Kräften. H wird schwer krank. Der Kollege besucht sie im Spital und nimmt einen fremden Mann mit.
Zusammen machen sie abwertende Witze. Er verleumdet H danach, sie hätte sich nicht krank
gemeldet.
H wechselt die Stelle. Am neuen Ort ist H zufrieden und schätzt die Zusammenarbeit im Team.
Geschichte von T
T arbeitet in der Produktion einer grösseren Zeitschrift. Die Welt scheint in Ordnung zu sein, bis eine
neue Chefredaktorin gewählt wird.
Die Chefredaktorin ignoriert T und seine beiden Kollegen, sowie seinen Wunsch nach einem
Gespräch. Mit allen andern operiert sie fast freundschaftlich und engagiert. T weiss nicht, warum er
und seine beiden Kollegen so anders behandelt werden.
Ein Gespräch über die Arbeit und die Vorstellungen der Chefredaktorin findet nie statt. Die drei
Männer verrichten ihre Arbeit wie zuvor. Es gibt keine Qualifikations-Gespräche, keine Anweisungen,
keine Korrekturen oder Tipps. Der Blick-Kontakt wird seitens der Chefredaktorin vermieden.
Plötzlich wird den dreien gekündigt. Von diesem Zeitpunkt an wird Kritik geübt, und zwar öffentlich.
Korrekturen werden in der Abteilung herumgereicht, sodass alle sehen, was bemängelt worden ist.
Die drei Männer werden als Sündenböcke hingestellt. Gespräche finden auch während der
Kündigungszeit nicht statt.
Zum Abschied organisieren die drei Männer ein grosses Fest.
Institut für Neues Lernen GmbH, Esther Lauper, Bürglistrasse 6, CH-8304 Wallisellen, Tel. 01 883 75 70
www.neueslernen.ch E-Mail: [email protected]
Geschichte von P
P kommt in die Schweiz, um eine Zusatzausbildung im medizinischen Bereich zu absolvieren. Sie
freut sich auf den Tapetenwechsel und schreinert sich neue Möbel für ihr neues Zuhause.
In der Ausbildungs-Institution treten die ersten Probleme auf, als P zur Klassensprecherin gewählt
wird. Wenn P Klassenanliegen vertritt, macht man ihr das persönlich zum Vorwurf. P wird zunehmend
diffamiert und ausgegrenzt. Sie erhält Fragen, die niemand beantworten kann und muss für alles den
Kopf hinhalten. P wird als Sündenbock missbraucht und mit persönlichen Angriffen bedient.
Die Kolleginnen solidarisieren sich nicht öffentlich, weil sie selber Angst vor Repressionen haben. P
spürt die Ausgrenzungen auch körperlich. Sie bekommt Atemnot und beginnt unter Stress zu zittern.
Zudem erkrankt sie. In der Schule wird von der Leitung aus herumerzählt, sie habe persönliche
Probleme.
P muss die Aufenthaltsbewilligung erneuern. Die Schulleitung verweigert den Attest. Nur wenn P sich
einem psychiatrischen Gutachten stelle, kriege sie die Bestätigung, dass sie in Ausbildung an diesem
Institut sei. P hält diesem Druck nicht mehr Stand und wechselt die Ausbildungs-Institution. Am neuen
Ort geht es P gut.
Geschichte von S
S beginnt die Ausbildung als Sozialpädagoge und freut sich auf die neue Herausforderung. Bald merkt
S, dass er ein zu grosses Mass an Aufgaben und Verantwortung übertragen bekommt. Nach der
Rücksprache mit dem Ausbildungsleiter sucht er das Gespräch mit der Teamleiterin und bittet um
Entlastung.
Von diesem Moment an beginnen die Probleme. S hat viele Fragen zu seiner Arbeit und zu seinen
Ausbildungszielen. Die Fragen werden als Kritik verstanden und nicht oder nur ungenügend
beantwortet.
Hinzu kommen Vorkommnisse, die das Privatleben von S belasten. Seine Telefonnummer wird an
Eltern von Betreuten weitergegeben und S kriegt auch Telefone an Morgen nach Nachtschichten aus
dem Team.
S gerät zunehmend unter Druck. Die Belastung ist zu gross, die Anerkennung fehlt und mit seinen
Fragen fühlt sich S alleingelassen. Es kommen ungerechtfertige Anschuldigungen hinzu, die S nicht
einfach wegstecken kann.
Die Familie leidet mit unter dem Stress von S. Er ist oft gereizt, und seine Frau merkt am Anfang nicht,
was die wahre Ursache für seine Stimmung ist.
Heute arbeitet S in einer andern Institution und liebt seinen Beruf und die Herausforderung, mit
Jugendlichen zu arbeiten.
Institut für Neues Lernen GmbH, Esther Lauper, Bürglistrasse 6, CH-8304 Wallisellen, Tel. 01 883 75 70
www.neueslernen.ch E-Mail: [email protected]
Texte der Interviews (Transkript, übersetzt)
Kommentar
T: Mobbing war für mich ein abstrakter Begriff und heute weiss ich, was es ist.
P: Ich hatte das Gefühl, ich krieg keine Luft mehr in meinen Körper, meine Atmung versagt.
S: Es wurde klar eine Drohung ausgesprochen, im Sinne von "Halts Maul oder geh!"
H: Ich könnte ihm ein Messer in den Bauch stecken und dreimal umdrehen.
Kommentar
H: Immer wenn ich zu ihm ging, klopfte ich an den Türrahmen und sagte "Hallo", Er machte das
nicht, stand jeweils plötzlich hinter meinem Rücken, sodass ich jedes Mal erschrak und aufschrie.
Er fand dies äusserst lustig.
Kommentar
T: Ich konnte verfolgen, wie sie das mit den verschiedenen Abteilungen gehandhabt hat, und
gleichzeitig habe ich bemerkt, dass wir ignoriert wurden. Sie ist nie auf uns zu gekommen, im
Gegenteil, sie gab uns Termine, um zu signalisieren, dass wir dann schon einmal zusammen
sitzen würden, diese Termine wurden dann aber immer wieder abgesagt, kurzfristig abgesagt.
Kommentar
S: Mein Eindruck ist, dass je mehr Frage ich stellte, umso mehr wurde ich gemobbt. Es gab mir
den Anschein, man wollte mich ruhig kriegen, mich mundtot machen.
Kommentar
P: Wenn ich eine Frage stelle, dann fährt er mir über den Mund, will er gar nicht hören oder er
macht mir sofort deutlich, dass ich mal wieder nichts kann und nichts weiss.
Kommentar
H: Er hat halt wirklich immer als Chef funktioniert auf dieser Stelle, obwohl er gar kein ernannter
Chef gewesen ist, aber sobald es darum ging, etwas gegen aussen zu vertreten, hat er die
Funktion wahrgenommen und ist gegen aussen getreten.
Kommentar
S: Ich hatte das Gefühl, ins kalte Wasser geworfen worden zu sein. In dem Sinne habe ich
gemacht, geschaltet, getan und bekam dann halt immer wieder Hinweise darauf, was nicht gut
sei. Für mich war schwierig, dass die Rückmeldungen immer auf der negativen Seite ablief und
wenig positives kam.
Kommentar
Institut für Neues Lernen GmbH, Esther Lauper, Bürglistrasse 6, CH-8304 Wallisellen, Tel. 01 883 75 70
www.neueslernen.ch E-Mail: [email protected]
P: Vom Professor her hatte ich dann auch irgendwann mal das Gefühl, dass da meine Hautfarbe
auch ein Stück weit eine Rolle spielt. Und er hat mal alleine mit mir gesprochen, und da kam so
die Aussage "Soll ich englisch mit Ihnen sprechen, verstehen Sie das besser?"
Kommentar
T: Wenn Du ihr auf dem Flur begegnet bist, hat sie Dir nie mehr in die Augen geschaut, sie hat
Dich ganz selten mehr mit dem Namen angesprochen, sie ging einem aus dem Weg.
Kommentar
T: Alle zwei Wochen hatten wir sogenannte Heftkritik. Das aktuelle Heft, das hinausgehen sollte,
schaute man miteinander an und kritisierte es gemeinsam. Da waren wir nur noch das schwarze
Schaf auf der ganzen Abteilung. Es hiess, wir arbeiteten nicht gut, und wenn irgendwelche Fehler
bemerkt wurden, wurden diese uns zugeschoben. Wir mussten aber auch feststellen, wie andere
Abteilungen, andere Kollegen und Kolleginnen sehr gelobt wurden.
S: Die Auswirkungen auf die Arbeit war – denke ich – nicht positiv, im Gegenteil. Überlastete
Menschen können weniger gut auf andere zugehen. Und gerade mit diesem Klientel ist dies etwas
vom Wichtigsten, dass man offen genug ist, auch entspannt genug um sich mit den Probleme der
andern auseinander setzen zu können. In dem Moment, da man selber sehr viele Probleme hat,
ist dies schwierig umzusetzen.
H: Es wurde sowohl im Alltag als auch damals bei dieser Klausurtagung klar, dass ich immer nur
einen Teil der Informationen bekam. Alle, alle hatten Informationen, aber ich hatte keine
Informationen.
P: Dann irgendwann kam es soweit, dass ich im Unterricht einfach schwierige Fragen bekam, die
niemand beantworten konnte, die bekam ich. Ich war ständig dran, das ist auffällig in einer Klasse
von zehn Schülern, wenn da eine dann immer gefragt wird und Antworten, die ich nicht geben
konnte, die ich zu diesem Zeitpunkt nicht geben konnte.
Kommentar
T: Also scheinbar erfülle ich nicht das, was Du möchtest, aber Du sagst mir ja auch nicht, was Du
möchtest. Du gibst mir nicht einmal die Chance, ein Ziel zu verfolgen. Und sie hat dann bemerkt,
dass ich es auch nicht erreichen würde. Ein Gespräch über meine konkrete Arbeit hat in diesem
Moment nicht stattgefunden.
Kommentar
S: Meine Frau konnte anfänglich nicht recht einschätzen, in welcher Situation ich mich befand. Für
mich war besonders schwierig, dass ich den Eindruck hatte, sie würde mich auch in Frage stellen,
also das gleiche, was mir im Geschäft passierte. Ich hatte oft auch das Gefühl, nach der Arbeit mit
einer grossen Wut im Bauch nach Hause zu gehen. Das war dann natürlich schwierig für die
Familie. Dort kam die Wut raus, ohne dass diese einen Bezug zur familiären Situation gehabt
hätte.
Kommentar
Institut für Neues Lernen GmbH, Esther Lauper, Bürglistrasse 6, CH-8304 Wallisellen, Tel. 01 883 75 70
www.neueslernen.ch E-Mail: [email protected]
P: Ich bin immer passiver geworden. Entweder habe ich mich nur noch vor den Fernseher gesetzt,
ich denke, ich habe nicht mehr viel gelesen oder etwas gemacht. Ich war einfach zu müde.
Kommentar
T: Es gab wirklich Momente, in denen ich meine Kompetenz selber anzweifelte. In denen ich mich
wie verschanzt habe. Momente, in denen ich Arbeit, die ich früher geleistet habe auch begann zu
hinterfragen. Das war eine Zeit, in der ich begann anders zu arbeiten. Auf der einen Seite wollte
ich die Arbeit ganz professionell bis zum Ende bringen. Auf der andern Seite ging einem im
Zusammenhang mit dem Mobbing derart viel durch den Kopf, dass man gar nicht mehr arbeiten
konnte. Da war man wie nicht imstande, gute Arbeit zu leisten, das Vertrauen in sich selber noch
zu haben. Aber ich hatte immer wieder das Gefühl, ich müsse beweisen, dass es falsch ist, dass
man mich entlässt.
Kommentar
H: Ich kam ins Spital und wurde sofort operiert. Und da kam wieder mein Chef, zusammen mit
einem mir unbekannten Mann. Die beiden stellten sich links und rechts meines Bettes auf,
schauten somit immer auf mich hinunter und machten dauern Witze über meinen schlechten
Gesundheitszustand.
Kommentar
H: Mein Chef hat mich am ersten Arbeitstag vor die Kommission vorgeladen und hat da gesagt,
ich sei monatelang weg gewesen, es sei keine Krankheitsmeldung eingegangen und man hätte
monatelang nicht gewusst, wo ich wäre.
Kommentar
P: Und die (Aufenthaltsbewilligung) bekam ich nur, wenn ich eine Bestätigung von der Schule
vorlegte, dass ich da Schülerin bin. Ich bin dann hin und hab gesagt, ich bräuchte die Bestätigung.
Da hiess es "Jetzt nehmen Sie mal Platz. Wir können Ihnen die Bestätigung so halt leider nicht
geben. Sie kriegen die Bestätigung, dass Sie an der Schule sind nur, wenn Sie sich einem
neutralen psychiatrischen Gutachten stellen.
Kommentar
S: Als ich kündigte, konnte mein Arbeitgeber überhaupt nicht mit der Situation umgehen. Er hat
anschliessend das Gerücht verbreitet, ich sei abgeworben worden. Er konnte nicht akzeptieren,
dass ich dieser Institution kündige.
Die Verabschiedung von den andern tat mir sehr gut und wertete es auch etwas auf. Doch die
Person, mit der ich am meisten gekämpft habe, gab mir nicht die Möglichkeit, nochmals an sie
heranzukommen. Ich hätte es gerne gehabt, wenn er sich von mir verabschiedet hätte, einfach
auch darum, dass ich für mich die Situation ein wenig hätte aufheben können. Und auch darum,
dass ich ohne grossen Groll hätte weggehen können.
Institut für Neues Lernen GmbH, Esther Lauper, Bürglistrasse 6, CH-8304 Wallisellen, Tel. 01 883 75 70
www.neueslernen.ch E-Mail: [email protected]
T: Wir haben uns überlegt, was wir machen wollten. Schlussendlich haben wir uns darauf geeinigt,
dass wir ein Abschiedsfest organisieren. Aber nicht im Haus, in dem wir gearbeitet haben,
sondern extern irgendwo. Für mich war es wichtig, die Leute nochmals anders zu erleben. Nicht
am Arbeitsplatz, sondern weg vom Arbeitsplatz. Private Gespräche zu führen, die nicht mit der
Arbeit zusammen hängen. Es war für mich wichtig. Es war ein gutes Fest. Es war ein guter
Abschluss.
Kommentar
T: Wenn eine Information einen sehr langen Weg nehmen muss, von A bis B. Von dem, der etwas
delegieren kann, in einer Chefposition ist, bis zum Ausführenden. Wenn dieser Weg sehr lang ist,
glaube ich, dass dies ein Nährboden für Mobbing ist.
Kommentar
H: Aus heutiger Sicht gesehen, denke ich nicht, dass ich mich nicht gewehrt habe. Ich habe einige
Appelle gemacht, ich habe Supervision verlangt, ich habe das Gespräch mit meinem
Vorgesetzten gesucht.
S: Und wenn es auch unangenehm ist, ansprechen, hinaustragen, möglichst viele verschiedene
Leute ansprechen, sich viele verschiedene Meinungen einholen, ene Transparenz schaffen.
T: Es ist wichtig, dass man nicht verzweifelt und auch dass man sich Fachhilfe holt. Also dass
man sich von jemandem beraten lässt. Das habe ich verpasst, aber das würde ich –glaube ichheute machen.
Kommentar
S: Meine Geschichte sagt mir, dass beste Schritt war zu kündigen. Als ich endliche künden und
wieder neu anfangen konnte.
P: Aber im Grunde, wenn man kann, wenn man den Eindruck hat, ich kann von dieser zu der
Institution wechseln, und wenn ich da nicht arbeite, schaffe ich einfach dort: gehen – einfach
gehen.
Kommentar
P: Also ich merke, ich finde langsam immer mehr wieder zu mir selbst. Man kann nicht einfach
sagen, neuer Platz, neues Gefühl, alles weg, sondern das entwickelt sich jetzt wieder. Ich
gewinne wieder zurück, was ich sehr lange verloren hatte. Und das ist ein Prozess. Und ich
erkenne, das läuft immer besser, das kommt immer besser, aber es hat gedauert.
Kommentar

Documents pareils