Les animaux de la fable – la grenouille

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Les animaux de la fable – la grenouille
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg / Romanisches Seminar / Sommer 2012
HS Les fables de Aesop à Jean de la Fontaine / Dr. Eva Erdmann
Les animaux de la fable de Jean de La Fontaine: La grenouille Fabeltiere bei Jean de La Fontaine: Der Frosch Referat am 30. April 2012 – Eva Erdmann •
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Der F. ist kein typisches oder häufig eingesetztes Fabeltier bei Jean de la Fontaine, häufiger und bevorzugt tritt der F. in den Aesopischen Fabeln auf (Äsop sagt bei J LF: „Grenouilles, a mon sens, ne raisonnent pas mal.“ VI, 12/17), siehe dort die Fabel vom Butterfass (Anhang), bei J. LF. nur ca. 6 F.-­‐Fabeln in insgesamt 12 Fabel-­‐Bänden und ca. 250 Fabeln von J. LF, bei G. E. Lessing kommt der Frosch m.W. überhaupt nicht vor, vgl. Statistik der Fabeltiere. Ebenfalls hat der F. keine typischen Eigenschaften innerhalb der Fabel von J. LF (vgl. den Löwen – stark, den Fuchs – schlau, hinterlistig), sondern wechselt seinen Charakter: mal flink, mal gelenkig, mal dumm („Le monde est plein de gens qui ne sont pas plus sage“, I, 3/11; „fort sotte“, III, 4/8), mal überlegt („Grenouilles, a mon sens, ne raisonnent pas mal.“ VI, 12/17). Betrachtet man einzelne F.-­‐Fabeln, schließen sich die jeweils dargestellten Eigenschaften des F. sogar aus (+/-­‐ politischer Verstand, vgl. „Grenouilles qui demandent un roi“, III, 4; „Le soleil et le grenouilles“, VI, 12). Das Fabeltier F. wird mehrfach in der Vielzahl eingesetzt und lexikalisch als „peuple“ markiert (vgl. „les citoyennes de l’étang“, VI, 12/9; „la gent marécageuse“, III, 4/7; „notre race“, VI, 12/14 u.w.). U. a. wird durch diese semantische Relationsnähe die Lektüre der F.-­‐Fabel – sowie der Gattung der Fabel insgesamt – als politisches Gleichnis möglich. Der F. gehört als Fabel-­‐Tier auch bei J. LF zu den kleinen Tieren und reiht sich in der Hierarchie unter die (körperlich) Schwächeren, die (intellektuell) zu besonderer Umsicht, List und Vernünftigkeit gezwungen sind, um zu überleben. Vgl. Biologisch resp. ethnisch homogene Fabeln („Die F. als Nachbarn“, Äsop 69 oder „Die beiden F.“, Anhang oder „Deux pigeons“, IX, 2 oder „Le rat de ville et le rat des champs“ I, 9) vs Mischfabeln (hetero-­‐
generisch: „Der Löwe und der F.“, Äsop 141; „Le lion et le rat“, II, 11 oder anthropo-­‐animalisch: „Le soleil et les grenouilles“, VI, 12 oder rein pflanzlich: „Le chêne et le roseau“, I, 2 oder rein menschlich: „La mort et le bûcheron“ I, 16). Vgl. die Redeweise: „Große Tiere, kleine Tiere“, vgl. „eine kleiner F.“, „ein großer F.“ etc. Welche Rhetorik wird in solchen Formulierungen angewandt und wozu dient diese? Primärliteratur
Äsop: Fabeln, hrsg. und übersetzt von Rainer Nickel, Düsseldorf / Zürich 2004, siehe dort Fabel 43: „Als die Frösche
Wasser suchten“; 44: „Als die Frösche einen König haben wollten“; 69: „Die Frösche als Nachbarn“; 138: „Die
Hasen und die Frösche“; 141: „Der Löwe und der Frosch“; 189: „Der Esel und die Frösche“.
Jean de La Fontaine: Fables, hrsg. von Jean-Pierre Collinet, Paris 1991, siehe dort „La grenouille qui veut se faire aussi
grosse que le bœuf“, I, 3; „Les Grenouilles qui demandent un roi“, III, 4; „Le Soleil et les grenouilles“, VI,12
u.w.
Jean de La Fontaine: Fables / Fabeln, hrsg. und übersetzt von Jürgen Grimm, Zweisprachige Ausgabe, Stuttgart 1987.
Sekundärliteratur
Amatuzzi, Antonella: „Le Soleil et les grenouilles. Différentes versions d’une fable néo-latine de Commire“, in:
Reinardus, 2000, Bd. 13, Heft 1, S. 3-14.
Bürger, Peter: „Die Fabeln La Fontaines zwischen aristokratischem Divertissement und bürgerlicher Moralerziehung“,
in: ders.: Aktualität und Geschichtlichkeit. Studien zum gesellschaftlichen Funktionswandel der Literatur,
Frankfurt/Main 1977, S. 21-47.
Spitzer, Leo: „L’art de la transition chez La Fontaine“, in: ders.: Etudes de style, Paris 1970, S. 166-207.