Coming Out: Premiere als die Mauer fällt - Vogtland

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Coming Out: Premiere als die Mauer fällt - Vogtland
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Coming Out: Premiere als die Mauer fällt
Plauen – Toleranz, Würde
und Zivilcourage sind Themen die nicht nur vor der Wende, sondern auch noch heute
beschäftigen. Anlässlich 20 Jahre friedlicher Revolution zeigt der Progress Filmverleih,
unter dem Motto „Freiheit leben – Vom Wunsch nach Individualität“, Streifen aus den
Defa-Archiven der DDR. Mit Unterstützung der Sächsischen Staatskanzlei läuft dies
unter dem Titel „20 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit in Sachsen“.
Der gebürtige Plauener Matthias Freihof, bekannt aus „Marienhof“, „Alarm für Cobra 11“ oder
„Siska“, spielte 1989 eine Hauptrolle in dem Film „Coming Out“. Am Abend des 9. November
1989 feierte dieser seine Premiere in Berlin. Vom Mauerfall währenddessen bekamen die
Zuschauer nichts mit. Ein Jahr später wurde auf der Berlinale ein Silberner Bär für den
Spielfilm verliehen.
In der Galerie des Plauener Malzhauses wurde der Film am Donnerstagabend nicht nur gezeigt,
sondern auch darüber diskutiert. Plauens Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer, Christian
Gushorst als Vertreter des Plauener Jugendparlaments, Schauspieler Matthias Freihof und der
Geschäftsführer des Progress Film-Verleih Jürgen Haase sprachen über gerade gesehene
Szenen und die Ereignisse zur Wendezeit, besonders in Plauen. „Coming Out“ sei damals
unerwünscht gewesen. Gern wäre der Dreh des Filmes verhindert worden, zumindest Szenen
sollten gestrichen werden. Trotzdem habe der Regisseur Heiner Karo sich durchgesetzt und ihn
realisiert. Die Arbeiten seien stets besonders überwacht worden.
Zum ersten Mal gab es Szenen mit Neonazis, die zuvor nicht denkbar gewesen wären, erzählt
Freihof. Dieser sehe nach nun 21 Jahren zumindest partielle Veränderungen. Vieles werde
zumindest jetzt öffentlich diskutiert, unterstreicht der Schauspieler. Auch Oberdorfer bestätigte,
dass sich die Bevölkerung 1989 nicht wohl gefühlt habe mit dem vorherrschenden System. Eine
Reihe von Gründen habe es gegeben, dass man sich ausgegrenzt gefühlt habe. Der 15-jährige
Gushorst wünschte sich, dass Filme gezeigt werden, die politisch unabhängig und nicht zensiert
werden. Außerdem sollten gerade in der Schule das Leben in der DDR oder die Wende
intensiver behandelt werden, so der Gymnasiast. S. Rössel
2010-03-23