Arabischer Frühling_23.2.12 - Fokus

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Arabischer Frühling_23.2.12 - Fokus
LEBEN 2.0
D o n n e r s t a g , 2 3 . F e b r u a r 2 0 1 2 – N r. 4 5
WUES - Seite 10
Soziale Medien machen noch keine Revolution
Standpunkt
Keine
Heilsbringer
Wie der Arabische Frühling den Weg in unsere Wohnzimmer fand
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Von unserem Redaktionsmitglied
ANGELIKA KLEINHENZ
...................................................................................
War der Arabische
Frühling eine Revolution, die von
Facebook, also den sozialen Medien
ausgelöst und getrieben wurde? Nein,
das war er absolut nicht. Darin sind
sich alle Nahost-Experten einig. Als
soziale Medien bezeichnet man Netzgemeinschaften wie Twitter, Facebook oder Youtube, auf denen Nutzer
Texte, Fotos, Videos und Meinungen
miteinander austauschen. „Das Internet als treibende Kraft bei den Revolutionen in Ägypten, Tunesien, Libyen und Syrien wird überschätzt“,
sagt Professor Doktor Konrad Schliephake, Lehrbeauftragter an der Universität Würzburg, der viele Jahre in
Kairo gelebt hat, und fügt hinzu: „Das
ist ein Mythos, den die westliche Welt
aufgebaut hat.“
Die Zahlen geben ihm recht: Laut
NATO-Brief (monatliches Magazin
unter der Schirmherrschaft des
NATO-Generalsekretärs) nutzen fünf
Prozent der Tunesier das soziale Netzwerk Facebook,
die Internet-Durchdringung der Region liegt
bei lediglich 20 Prozent. Die häufigsten
Sprachen im Netz sind
Englisch, Chinesisch
und Spanisch. Arabisch
steht erst an siebter Stelle.
Am meisten gesurft wird
noch in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel und Bahrein.
„In Libyen hat kaum jemand Internet“, so Schliephake. Die arabische
Jugend ticke ganz anders als bei uns.
Die Wirtschaft liege brach, die Arbeitslosigkeit sei hoch. „Jugendliche
treffen sich, verbringen viel Zeit miteinander, diskutieren. Wenn bei uns
etwas passiert, ziehen sich die Leute
in ihre Häuser zurück und informieren sich über die Medien. Wenn dort
etwas passiert, gehen sie auf die Straße und reden miteinander.“
Auch Christian Wolff, Promotionsstudent an der Universität ErlangenNürnberg, der sich auf dem Blog „Fokus-Nahost“ mit der Rolle des Web
2.0 in der ägyptischen Revolution
auseinandersetzt, ist der Meinung:
„Revolutionen finden auf dem Boden
statt. Nur so funktionieren sie“. Ganz
konkret heißt das: Menschen müssen
WÜRZBURG
auf dem Tahrir-Platz in Kairo stehen.
Sie müssen sich den Polizisten in den
Weg stellen. Sie müssen ihre Existenz,
ja ihr Leben riskieren. Von einer Facebook- oder Twitter-Revolution zu
sprechen, würde laut Wolff diesen
Menschen nicht gerecht werden.
Welche Rolle spielen dann YouTube, Twitter und Facebook im Arabischen Frühling? Um das zu verstehen, ist eine weitere Zahl wichtig:
Mittlerweile gibt es weltweit über fünf
Milliarden Mobiltelefone, Tendenz
steigend. Die meisten Handys werden
laut Bitcom (Bundesverband für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) in Entwicklungsländern verkauft, also dort, wo
die Mehrheit der Bevölkerung aus Jugendlichen besteht. Auch in den arabischen Staaten ist das Mobiltelefon
sehr verbreitet, so Schliephake. Handy-Videos, die zeigen, wie das autoritäre Regime mit äußerster Brutalität
gegen Demonstranten vorgeht, werden an Freunde per SMS verschickt.
Nachrichten per Mobiltelefon weitergeleitet, Treffpunkte per Anruf vereinbart. Das erste
Dominosteinchen ist
gefallen: Die Technologie beschleunigt den
politischen Wandel,
indem sie die Jugendlichen vernetzt, sodass
sich diese in Echtzeit
über politische Aktionen
abstimmen können. Gelangen die Fotos, Videos oder
SMS-Botschaften der Aufständischen
gar ins Internet (oft werden dazu
Handys außer Landes geschmuggelt),
fällt das nächste Dominosteinchen:
„Über geografische und gesellschaftliche Grenzen hinweg werden Frustrationen gegenüber dem autoritären
Regime geteilt“, sagt Wolff.
Ein Beispiel ist der Fall von Khaled
Said. Der 28-jährige ägyptische Blogger wurde in Alexandria von der Geheimpolizei aus einem Internetcafé
gezogen und zu Tode geprügelt. Die
Schwester des Ermordeten stellte
Fotos von ihm ins Netz. In Dubai erreichten diese Wael Ghonim, Googles
Marketingchef für Nordafrika. Er beschloss, aktiv zu werden und erstellte
die Facebook-Seite „Wir sind alle Khaled Said“. Der Protest entlud sich in
dem sozialen Netzwerk; der Fall wurde weltweit bekannt und die Seite fast
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Von unserem Redaktionsmitglied
ANGELIKA KLEINHENZ
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W
er glaubt, soziale Medien seien demokratische Heilsbringer, liegt falsch – trotz ihrer unbestritten positiven Funktion im Arabischen Frühling. Obama erkannte die
Macht sozialer Netzwerke im Jahr
2008. Während seiner Präsidentschaftskampagne sammelte er sehr
schnell sehr viel Geld, indem er viele
Menschen dazu motivierte, eine kleine Summe zu zahlen. Bedenklich
wird es, wenn Regierungen die neue
Technologie missbrauchen, manipulieren und unterdrücken. Wenn zum
Beispiel die Staatsmacht im Iran
Youtube-Videos analysiert, um Dissidenten zu identifizieren und zu verhaften. Dort soll es auch eine sogenannte Deep-Packet-Überwachung
geben. Schreibt jemand eine SMS
mit dem Text: „Wir treffen uns zum
Protest“, so würden Schlüsselbegriffe
erfasst, gelöscht oder abgeändert.
China ist der Meister der Informationsunterdrückung. Laut NATOBrief sollen dort Zehntausende damit beschäftigt sein, die Kommunikation im Netz zu zensieren.
Soziale Medien sind weder gut
noch böse. Die Technologie eignet
sich für Demokraten und Diktatoren. Wenn Menschen Demokratie
anstreben, wird dies durch soziale
Medien unterstützt. Streben sie etwas anderes an, unterstützen soziale
Medien auch dies.
Das Twitter-Vögelchen als Friedenstaube? Internetforen bringen der Weltöffentlichkeit die Revolutionen in Nahost nahe, spielen aber im Land selbst oft nur eine untergeordnete Rolle.
ILLUSTRATION: DANIELA SCHWARZ
eine Million Mal über den „Gefälltmir“-Button für gut befunden. Diese
Zahl macht noch keine Revolution.
Doch Said wurde zur Symbolfigur der
protestierenden Jugend in Ägypten.
Die nächste Reihe an Dominosteinchen fällt in dem Moment, in
dem traditionelle Medien ihren Informationshunger über die SocialMedia-Plattformen stillen. Der Fernsehsender Al-Dschasira, der laut
NATO-Brief fast 80 Prozent der Bevölkerung in großen Städten erreicht –
zurzeit Staatsfeind Nummer eins im
arabischen Raum – hat kontinuierlich
Material aus den sozialen Netzwerken
überprüft, journalistisch aufbereitet
und neu verpackt. Fernsehjournalis-
ten führten ein Interview mit Wael
Ghonim, als dieser aus ägyptischer
Haft entlassen wurde. Deutsche
Nachrichtensendungen zitierten teils
im Sekundentakt neue Informationen twitternder arabischer Journalisten. Das Satellitenfernsehen erfasste
die Bilder protestierender Menschen
auf dem Tahrir-Platz, strahlte sie in
alle Welt aus und lenkte die Aufmerksamkeit auf authentische Stimmen
auf der Straße. So kam der Arabische
Frühling in unsere Wohnzimmer.
„Früher konnten Diktaturen vieles
unter den Teppich kehren. Heute ist
das Gott sei Dank nicht mehr so einfach“, sagt Schliephake. Am 27. Januar 2011 versuchte das Regime in
Ägypten, Internet und Mobilfunknetze tagelang abzuschalten. Mit mäßigem Erfolg. „Das Land ist ein in die
globale Öffentlichkeit besonders eingebundener Staat“, erklärt Wolff und
fügt hinzu: „Ausländische Hotels, die
ägyptische Börse, die Verwaltung und
Mubaraks Einheiten selbst mussten ja
irgendwie miteinander kommunizieren.“ Der Fernsehsender Al-Dschasira
betrieb ein Katz-und-Maus-Spiel mit
dem Regime. Er sendete permanent
Massenbilder vom Tahrir-Platz. Er änderte ständig seine Frequenzen und
teilte diese via Twitter und Mobilfunk
mit. „Die Weltöffentlichkeit war immer präsent“, berichtet Wolff.
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ministerin Hillary Clinton, meint:
„Nichts von dem, was in Nahost geschieht, ist eine durch Technologie
ausgelöste Revolution – aber Technologie spielte eine wichtige Rolle.“
Technologie führe dazu, dass die
Macht vom Nationalstaat auf viele
Einzelpersonen übergehe, die sich
miteinander vernetzen. Es brauche
keine herausragende Persönlichkeit
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