Erster Zwischenbericht Januar 2007
Transcription
Erster Zwischenbericht Januar 2007
SCHUTZ- UND FÖRDERPROJEKT ZENTRALSCHWEIZ TRÄGERSCHAFT: LANDSCHAFTSSCHUTZVERBAND VWSS PROJEKTLEITUNG: THEILER GMBH OBERAUSTRASSE 8, 6383 DALLENWIL, [email protected] / 041 871 14 45 Erster Zwischenbericht Januar 2007 1. Rückblick 2006 / Vorschau 2007 Kanton Nidwalden 2006: Im Kanton Nidwalden wurde bisher in den Gemeinden Hergiswil, Ennetbürgen und Beckenried gearbeitet. Insgesamt 14 bestehende, ältere Bäume wurden gepflegt. An 6 Stellen wurden rund 15 Reiser auf Weissdorne oder Mehlbeeren aufgepfropft. 24 Standorte von Weissdorn oder Mehlbeeren wurden ausgewählt, welche im Frühling mit Mispel-Reiser veredelt werden sollen. An die bestehenden Mispel-Bäume und an die veredelten Weissdorne oder Mehlbeeren wurde ein Metallschild mit folgendem Text angebracht: „Mispel/Näschpli - -Aufgepfropft auf wildwachsendem, einheimischem Strauch - Förderprojekt Mispel 2005-2008 - Baum bitte stehen lassen“. Ferner wurden in den Gemeinden Hergiswil und Ennetbürgen die Bäume bestimmt, welche für die Reisergewinnung genutzt werden sollen. 2007: Reisergewinnung Januar Veredlung an ca. 30 Standorten (Ostern) Nach Veredlung Kanton Zug 2006: In der Stadt Zug wurden 12 bestehende Mispelbäume gefunden. Vier davon werden während diesem Winter gepflegt. Sechs stehen auf Privatgrund. Wir stehen in Kontakt mit den Besitzern. Verhandlungen zur Pflege sind im Gang. In der Gemeinde Walchwil haben wir Alt-Förster Karl Hürlimann ausfindig gemacht. Er veredelt und pflegt seit Jahren mit seinem Sohn (auch Förster) bei der Korporation Walchwil Mespilus germanica. Besichtigungen und Aufnahmen laufen im März. Verwertung scheint gesichert. 2007: Baumpflege bis März im Stadtgebiet Zug Februar bis März: Bäume inventarisieren und pflegen Sommer: Veredelungsstandorte suchen Kanton Luzern 20007: Im Kanton Luzern wurden bisher vor allem Kontakte gesucht. Aufgrund der Gespräche mit Amgarten (Vitznau) und Waldis (Weggis) sind einige Standorte bekannt. 2007: Januar/Februar: Gespräche mit Lokalkennern Februar bis März: Bäume besichtigen, inventarisieren, Kontakte mit Bewirtschafter April: erste Baumpflege Begehungen und Kontakte mit Bewirtschafter Kanton Uri 2006: Im Kanton Uri gingen aufgrund des Zeitungsartikels zwei Meldungen ein. Eine Person bot an, auf ihrem Grundstück Veredelungen vorzunehmen. 2007: Kontakte mit Ortskennern Veredlungsstandorte suchen Verwertung Es hat sich gezeigt, dass die Bewirtschafter vor allem dann Interesse an den Mispelbäumen haben, wenn es eine Verwertungsmöglichkeit gibt. In Nidwalden konnte ein Landwirt unterstützt werden, welcher Mispel-Gelee herstellt. Dabei trat das Projekt als Bindeglied zwischen Hersteller und Mispel-Lieferanten auf. Öffentlichkeitsarbeit Der LSVV hat einen Zeitungsartikel geschrieben und diesen an die Innerschweizer Zeitungen gesandt. Darin sind auch zwei Rezepte abgebildet. (Siehe Anhang) Inventar Für die Gemeinden Hergiswil, Beckenried und Emmetten bestehen Inventarblätter (Siehe Anhang). 2. Zwischenstand Projektziele Ziel „Baumpflege“ 60 50 40 30 20 10 0 Ziel NW ZG LU UR Ziel bildet die Pflege von mindestens 50 Bäumen. Insgesamt wurden im Kanton Nidwalden bisher 14 Bäume gepflegt. Ziel „Veredlung“ 250 200 150 100 50 0 Ziel NW ZG LU UR Ziel bildet die Veredlung von 200 Weissdornen oder Mehlbeeren mit Mispel-Reisern. 3. Überblick Kostenstand Kostenstand 30000 25000 20000 15000 10000 5000 hi ld er Sc rw er tu ng Ve 07 oj ek tle itu Sa ng ch be ar be itu ng Pr Ko st en st an d Ja n Bu dg et 0 Das Budget beträgt heute Fr. 24'000.--. Bisher wurden Leistungen in der Höhe von Fr. 9'000.-- erbracht. 4. Abschliessende Bemerkungen Fazit - Die Gewinnung von Reiser kann nur dann erfolgen, wenn der Mispel-Baum im Jahr zuvor geschnitten wurde. - Die Pflege der Veredlungsstellen bildet eine wichtige Arbeit. Mit Ausfällen (Schneckenfrass usw.) ist zu rechnen. - Das Projekt ist auf gutem Wege, mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln die formulierten Ziele zu erreichen. Dallenwil, den 31.01.2007 Theiler Landschaft GmbH Anhang A: Entwurf Inventarblatt Inventar der Mispelbäume Nachführungsdatum: Januar 2007 3.1 Inventar-Nummer: Standort: Zwischen Hülsen und Aetschiried, in Waldlichtungen Koordinaten: Massnahmen: Veredelung auf Weissdorn Grundstückeigentümer: Gabriel Sepp Landeskarte-Nr: 1171 Beckenried Pfropfung auf: Weissdorn Bemerkungen Optimaler Standort Verantwortlicher Sepp Odermatt Erledigt (Jahr) 2006 Pendent Anhang B: Medienorientierung des LSVV Die Mispel soll in der Zentralschweiz wieder kultiviert werden Renaissance für einen fast vergessenen Obstbaum Die Mispel ist in unserer Landschaft selten geworden. Der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee fördert gezielt diesen gefährdeten Baum und dessen Kultur im Raum Vierwaldstätter- und Zugersee. Unterstützt wird das Projekt vom Fonds Landschaft Schweiz mit 15'000 Franken. Einst war die Mispel (Mespilus germanica) – ein Rosengewächs – in ganz Zentraleuropa weit verbreitet. Die bezüglich Geschmack an Mostbirnen erinnernden kugeligen und etwa walnussgrossen Früchte galten als Volksnahrungsmittel. Man verarbeitete sie zu Kompott oder Gelee, ass sie roh oder verwendete sie als Heilmittel bei Darmbeschwerden. Inzwischen ist der strauchartige kleine Obstbaum, der früher die Seenlandschaft der Zentralschweiz wesentlich prägte, weitgehend verschwunden. Mit dem von Alex Theiler, Altdorf, initiierten und vom Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee sowie vom Fonds Landschaft Schweiz unterstützten Projekt soll diese rar gewordene Obstsorte um den Vierwaldstättersee wieder gezielt gefördert werden. Dies als Pflege der Landschaft wie auch als Bereicherung der einheimischen Küche. St. Nikolaus brachte Mispeln Mispeln – im Volksmund Näschpli genannt – werden spät geerntet. Erst wenn Frostnächte die bittere Gerbsäure zerstört haben, können sie abgelesen werden. Nach einigen Tagen Lagerung am einem kühlen und trockenen Ort, bei der die ursprünglich grüne Farbe auf Gelb und schliesslich rotbraun umschlägt, erhalten sie ihr an Süsswein erinnerndes Aroma. Daher gelten Mispeln auch als Vorweihnachtsboten. Einst gehörten sie zusammen mit Nüssen und Gebäck in jeden St.Nikolaus-Sack. Aber nicht nur im Spätherbst hat der Baum etwas zu bieten. Zu Beginn des Sommers tragen die Äste auffällig weisse Blüten. Wenn sie abgefallen sind, wächst der Fruchtknoten zu einer kreiselförmigen, oben abgeflachten, fleischigen Frucht aus, auf der die fünf Kelchblätter deutlich erkennbar sind. In Klostergärten kultiviert Die Römer brachten die Mispel aus Griechenland über die Alpen, wo sie sich bestens assimilierte. Noch immer aber liebt die Pflanze Südlagen mit eher trockenen Böden. Im Mittelalter wurde sie in Klostergärten als Heilpflanze kultiviert. Hildegard von Bingen hatte bereits im 12. Jahrhundert die blutreinigende Wirkung der Frucht gepriesen und den Verzehr bei Rekonvaleszenz, Abmagerung und Muskelschwund empfohlen. Auch bei chronischen Darmentzündungen sollen die Früchte lindernd wirken. Dem Holz des Mispelbaumes wurden sogar übernatürliche Kräfte zugeschrieben. Deshalb wurden viele Waffen aus dem zähen Mispelholz geschnitzt. Schliesslich wurde die Mispel in Obstgärten kultiviert und wurde zu einem wichtigen Nahrungsmittel, das im 18. und 19. Jahrhundert von ertragreicherer Obstsorten abgelöst wurde. Nur noch vereinzelte Bäume Von der verbreiteten Mispelkultur sind nur noch Fragmente in Form vereinzelter Bäume erhalten. Im Südtessin wie auch in den Kantonen Neuenburg und Genf kommt der maximal fünf Meter hohe Baum in verstrauchter Form verwildert vor. In der Zentral- und Nordostschweiz hingegen wird er an vereinzelten Orten noch kul- Förderung der Mispel in der Innerschweiz 1. Zwischenbericht tiviert und erreicht dabei eine Höhe bis zu zwölf Metern. Die Bestände sind aber bescheiden. 2005 konnten im Kanton Nidwalden nur noch an 32 Orten Mispeln gefunden werden. In der kultivierten Form wird das Edelreis einer Mispel auf eine robuste Unterlage aufgepfropft. Meist wählt man dazu ein Weissdorn, in seltenen Fällen auch ein Mehlbeerstrauch. Die wichtigste Pflege ist der Schnitt, der die Erträge wesentlich verbessert. Pflegen und vermehren Wildobstsorten gehören zu den ökologisch besonders wertvollen Baumarten in der Kulturlandschaft. Daher unterstützt der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee die Pflege und die Erhaltung der bestehenden Bäume. Rund 50 alte Exemplare sollen gepflegt werden. Ferner sollen rund 200 Mispelzweige auf geeignete, wild wachsende Bäume wie Weissdorn oder Mehlbeere aufgepfropft werden. Ausserdem soll ein Merkblatt zur Erhaltung und Pflege der Bäume erarbeitet werden. Mit dem Projekt soll die genetischen Vielfalt von Kulturpflanzen, die sich in den letzten Jahren stark vermindert hat, gezielt gefördert werden. Traditionelle Sorten und Züchtungen sind besser an lokale Bedingungen angepasst und resistenter gegen Krankheiten. Verschwinden die Pflanzen, gehen auch ihre genetischen Eigenschaften verloren. Jeder Verlust von Genen ist nicht wieder rückgängig zu machen. Kasten 1 Dem Sturm «Lothar» entrissen Auf dem Betrieb der Familie Gander in Beckenried stehen noch ein ausgewachsener und zwei junge Mispelbäume. Das ältere Exemplar sei das Resultat seines ersten Versuchs gewesen, die Technik des Aufpfropfens anzuwenden, sagt Sepp Gander. Er hatte die Technik als Jugendlicher Ende der 80er Jahre einem Nachbarn abgeschaut und sie dann mit einem Reis des damals einzigen, aber sehr schönen Mispelbaumes auf dem elterlichen Betrieb gleich selber ausprobiert. Wenn die Fortpflanzung damals nicht geglückt wäre, gäbe es heute auch bei Ganders keine Mispeln mehr. Das alte Prachtexemplar fiel nämlich 1999 dem Lothar-Sturm zum Opfer. Sepp Gander pflegt die Mispelbäume nicht aus kommerziellen Gründen. Einer der Vorteile der Mispel gegenüber andern Obstsorten sei der späte Erntezeitpunkt. Die Früchte werden meistens erst Ende November gepflückt, wenn es auf dem Feld nicht mehr viel zu tun gibt. Claudia Gander macht aus den Früchten fast ausschliesslich für den Eigenbedarf Gelée als Brotaufstrich. Einzig auf dem Klausenmarkt Beckenried verkaufe sie ein paar Gläser davon. Sepp Gander ist interessiert, die Mispelkultur auf seinem Betrieb zu erhalten und zu fördern. Neue oder gar importierte Bäume werden jedoch keine gepflanzt. Die Reiser werden von vorhandenen Bäumen in der Region gewonnen und auf bestehende Gehölze aufgepfropft. Kasten 2 Rezepte aus Mispeln zur Weihnachtszeit Mispelkompott Ein Kilo Mispeln 250 Gramm Gelierzucker 400 ml Apfelsaft und 300 ml Wasser Gehackte Minze 100 ml Weisswein Theiler Landschaft GmbH 31.01.2007 Seite 8 Förderung der Mispel in der Innerschweiz 1. Zwischenbericht Zubereitung. Die Mispeln schälen, halbieren, entkernen, in Würfel schneiden, in Zucker karamellisieren, mit Weisswein ablöschen, mit gehackter Minze verfeinern und mit der Flüssigkeit einkochen. Das Kompott ist fertig, wenn die Masse zäh vom Kochlöffel fliesst. Mispelkompott in Blätterteigtaschen 1 Päckchen Blätterteig Puderzucker Minzeblätter Zubereitung. Den Blätterteig ausrollen, in Dreiecke schneiden, die Hälfte mit dem Mispelkompott satt bestreichen, mit der anderen Hälfte bedecken und im Ofen bei 220 Grad (Backstufe 5) goldbraun backen. Anschliessend, mit Puderzucker und Minzeblättern garnieren und alles auf einem flachen Teller anrichten. Theiler Landschaft GmbH 31.01.2007 Seite 9