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REPORT 2014 2015 VERÄNDERUNG LEBEN Das Niedrigzinsniveau erreicht zunehmend die Gewinnund Verlustrechnungen der Banken und Versicherungen. Angesichts der niedrigen Zinsen und des guten gesamtwirtschaftlichen Umfeldes wird in vielen Häusern zwar Wachstum erzielt, die Ertragsqualität aber lässt durch die sukzessive Umschichtung zu niedrigverzinslichem Geschäft kontinuierlich nach. Die Finanzdienstleistungsbranche steht damit vor der Herausforderung, neue Erlösquellen zu erschließen und/ oder Angebotskapazitäten zu konsolidieren und Kosten zu reduzieren. Auch die Aufsichtsbehörden sind sensibilisiert und stellen die Geschäftsmodelle der Institute stärker als bisher auf den Prüfstand. Daher wird das Zins- und Wettbewerbsumfeld den Banken und Versicherungen sowohl in strategischer als auch in operativer Hinsicht ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft abverlangen. Auch zeb verändert sich – für seine Kunden und für die Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Die schon in der Gründungssatzung von 1991 angelegte Entwicklung von einem gründerdominierten zu einem von einer breiten Partnerschaft getragenen Beratungsunternehmen ist mit jetzt 58 Partnern und über 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereits weit vorangeschritten. Aus einer Position der Stärke heraus sind nun weitere Schritte vollzogen worden und mit dem neuen Jahr 2015 grundlegende Veränderungen in Kraft getreten, die dem umfassenden Beratungsspektrum des zeb und der breiten partnerschaftlichen Verantwortung Rechnung tragen. Das neue Führungs- und Zusammenarbeitsmodell des zeb ist mit individuellen Teams aus Client Managern und Fachbetreuern stärker auf jeden einzelnen Kunden fokussiert und von einem hohen Maß an Eigenverantwortung gekennzeichnet. Fachliche und branchenorientierte Spezialisierungen werden von derzeit 32 Practice Groups abgedeckt und übergreifende Skill Bases sorgen dafür, dass Projekte im Sinne des Kunden passgenau besetzt werden. Das Herzstück der neuen Struktur bildet ein umfassendes und objektiviertes Evaluationssystem, das die Leistungen und den Nutzen für Kunden und die eigene Unternehmensentwicklung würdigt. Zukünftig wird die Gemeinschaft der Partner auf dieser Grundlage Direktoren wählen, die aus ihrer Mitte den Allein-Geschäftsführer (Managing Director) des zeb bestimmen. Das ebenfalls von den Gesellschaftern aus dem Kreis der Direktoren gewählte Shareholders Council (Gesellschafterausschuss) steht dem Managing Director in zentralen Fragen des Unternehmens mit bestimmten Befugnissen beratend zur Seite. Alle Verantwortungsträger nehmen ihre Ämter und Funktionen auf Zeit wahr. Aus der bisherigen vierköpfigen Geschäftsführung wurde Prof. Dr. Stefan Kirmße für die kommenden Jahre die Rolle des Managing Director übertragen. Begleitet wird er dabei von einem Direktorenteam, zu dem Dr. André Ehlerding, Dr. Thomas Hartschuh, Jürgen Hofner, Dr. Sven Jansen, Horst Kleinlein, Andreas Schick und Dr. Markus Thiesmeyer gehören. Die bisherigen Geschäftsführer Dr. Andreas Rinker, Dr. Olaf Scheer und Dr. Patrick Tegeder, die die Unternehmensentwicklung des zeb maßgeblich mitgeprägt haben und denen an dieser Stelle unser besonderer Dank gilt, treten neben Carola Ernst, Prof. Dr. Bernd Rolfes, Prof. em. Dr. Dres. h. c. Henner Schierenbeck und Johannes Stengl dem Shareholders Council bei. Den Vorsitz in diesem Gremium hat Dr. Patrick Tegeder übernommen. 5 Die auf den traditionellen Werten des zeb aufbauende Neuformierung wird von einem modernisierten Markenauftritt mit einprägsamen Botschaften unterstützt. Der vorliegende zeb.Report nimmt diese in seiner Gestaltung auf und erhält gleichzeitig die zeb-Tradition, zusammen mit unseren Kunden über Projekte zu berichten und einen Überblick über das Tätigkeitsspektrum des zeb zu geben. Mit diesem zeb.Report möchten wir auch wieder unseren Dank verbinden. Er gilt vor allem Ihnen, unseren Kunden, die Sie uns Ihr Vertrauen geschenkt und uns mit zentralen Aufgabenstellungen beauftragt haben – von der Schärfung des Blicks für die strategischen Herausforderungen über die Gestaltung von Prozessen bis hin zur speziellen Umsetzungsbegleitung in den verschiedenen Fachbereichen. Besonders danken wir hier denjenigen, die sich mit ihren Beiträgen an diesem Report beteiligt haben und damit Zeugnis für die Qualität und den Erfolg der mit zeb durchgeführten Projekte ablegen. Prof. Dr. Bernd Rolfes 6 Großer Dank gebührt aber auch allen Kolleginnen und Kollegen im zeb selbst. Mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Know-how und ihrem Engagement sind sie „Mrs. und Mr. zeb“, deren oberstes Ziel darin besteht, Nutzen und Erfolg für unsere Kunden zu stiften. Im zurückliegenden Jahr haben sie daneben die größte Strukturveränderung seit Bestehen des zeb gemeistert und die Weichen für eine auch in Zukunft dynamische Unternehmensentwicklung und Anpassungsfähigkeit an wachsende Anforderungen gestellt. Prof. Dr. Bernd Rolfes Prof. em. Dr. Dres. h. c. Henner Schierenbeck Prof. em. Dr. Dres. h. c. Henner Schierenbeck INHALT ZEB zeb – Ihr Partner der Veränderer für die Finanzdienstleistungsindustrie zeb-Partner22 12 THEMEN STRATEGY & BUSINESS MODEL DVB Bank Steigerung des Provisionsertrages 28 Landesbank Hessen-Thüringen32 Strategische Ausrichtung Außenhandelsfinanzierung Landessparkasse zu Oldenburg36 LzO 2020 – Im Spannungsfeld zwischen regionaler Präsenz und Digitalisierung Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG40 Wallet-Sizing im Kommerzkundengeschäft CNP UniCredit Vita44 Internetstrategie: Verbesserung der Kundenzufriedenheit RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL Deutsche Bank AG48 Digitalisierung und Automatisierung – e-Services in PBC Banking Services Volksbank Hochwald-Saarburg eG und Volksbank Trier eG52 Transparenz schafft Akzeptanz! PostFinance AG56 Operations: Organisation der Zukunft Raiffeisen Zentralbank Österreich AG60 Umsetzung MiFID II 9 THEMEN FINANCE & RISK LBS Westdeutsche Landesbausparkasse Folgen von Niedrigzinsphase und Regulatorik für das Geschäftsmodell von Bausparkassen 66 HUMAN CAPITAL WL BANK AG70 Bewertungsanpassungen durch Prudent Valuation mBank S.A. Auswahl eines ALM-Systems – Machbarkeitsstudie ÖRAG Rechtsschutzversicherungs-AG82 Outsourcing der Kapitalanlageverwaltung ZEB.STUDIEN ZEB.PUBLIKATIONEN 10 110 Volksbank Kurpfalz H + G BANK eG114 Power Change – Kostensenkung und Neuausrichtung 74 Monyx Financial Group AB78 Rechtliche Beratung zum Aufbau eines neuen Versicherungsvermittlungsangebots IT Sparkasse Düren Die gute Position heute sichern comdirect bank AG86 Aufbau eines Nebenbuchs für Finanzinstrumente ZEB.AKADEMIE zeb.Studien120 Märkte im Fokus zeb.Schriftenreihe124 Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis DZ BANK AG90 EBA-Funding-Stresstest mit zeb.control zeb.Akademie125 Experten-Know-how für die Finanzbranche Hannoversche Volksbank eG94 Migration des Rechenzentrums: Überführung der Passivprozesse in die „agree® BAP“-Welt KONTAKT 128 Berliner Sparkasse98 Neuausrichtung der ORG/IT-Arbeit IMPRESSUM 130 Sparkasse Oberhessen102 Strategische Gesamtbanksimulation Sberbank Europe AG106 Einführung Kernbanksystem und Satellitensysteme 11 ZEB – IHR PARTNER DER VERÄNDERER FÜR DIE FINANZDIENSTLEISTUNGSINDUSTRIE Auch im Jahr 2014 haben die europäischen Volkswirtschaften ihren Kampf gegen die Auswirkungen der europäischen Finanz- und Staatsschuldenkrise fortsetzen müssen. Für die Finanzbranche spürbar wurden diese Anstrengungen einerseits in einer weiteren Verschärfung der rechtlichen Vorgaben durch Politik und Aufsichtsbehörden sowie andererseits in dem notwendigen Umgang mit einem dauerhaft niedrigen Zinsniveau bei einer relativ flachen Zinsstrukturkurve. Dennoch ist man dem Ziel einer nachhaltigen Stärkung des europäischen Wirtschafts- und Währungsraums nicht wirklich näher gekommen. Alle Hoffnungen, in Jahresfrist ein Ende dieses für die Finanzindustrie leidvollen Kapitels zumindest einläuten zu können, haben sich erneut nicht erfüllt. Ende des Jahres 2014 herrschte Einigkeit darüber, dass die europäische Finanzindustrie auf absehbare Zeit mit den Folgen der umfassenden Finanz- und Staatsschuldenkrise leben muss. Die Konsequenzen für die europäische und deutsche Finanzbranche waren einschneidend. Im Jahr 2014 hatten Kreditwirtschaft und Assekuranz eine Vielzahl regulatorischer Eingriffe, Anpassungslasten und Stresstests seitens der zum Teil neu formierten Regulierungsbehörden zu schultern. Zudem stand man vor der Herausforderung, zentrale regulatorische Stellhebel vorzeitig in Deutschland adaptieren zu müssen. Das führte zu verstärkter Unsicherheit und hat insbesondere das operative Geschäft der Branche nochmals deutlich belastet. Schlussendlich mussten erneut erhebliche Ressourcen darauf verwendet werden, das regulatorische Dickicht – trotz vielfacher Unschärfe bis in das Geschäft mit den Kunden hinein – regel- und rechtskonform umzusetzen. 12 Zu Recht hat die deutsche Finanzwirtschaft deshalb Ende des Jahres 2014 bei den relevanten Akteuren mehrfach eine Regulierung „mit Augenmaß“ angemahnt. Die Regulierer wurden aufgefordert, nicht nur die Nebenwirkungen ihrer Regulierungsbestrebungen im Blick zu behalten, sondern auch entstehende Wettbewerbs- und Struktureffekte in ihre Betrachtungen miteinzubeziehen. Regulierung sollte sich vor diesem Hintergrund niemals zum reinen Selbstzweck degradieren. Sie hat zuallererst der Stabilisierung der Finanzmärkte zu dienen und muss unternehmerische Eigenverantwortlichkeit ebenso ermöglichen wie stärken. Nur so können Kreditwirtschaft wie Assekuranz in die Lage versetzt werden, ihre gesamtwirtschaftlichen Funktionen nachhaltig und entsprechend ihrem gesellschaftlichen Auftrag wirkungsvoll weiter zu erfüllen. In diesem Umfeld aus regulatorischen Vorgaben und umfassendem Umsetzungsdruck hat die EZB ihre restriktive Niedrigzinspolitik der letzten Jahre nochmals deutlich verschärft. Mit weitreichenden Folgen für die Kredit- und Versicherungswirtschaft. Einerseits ist es der EZB mit diesem Instrument gelungen, den Druck auf die staatlichen Akteure zu verringern und die Stabilität des europäischen Währungsraumes zu gewährleisten. Nötige Zeit konnte gewonnen werden, um strukturelle Probleme im Euroraum intensiver betrachten und angehen zu können. Andererseits wurde ganz bewusst in Kauf genommen, dass sich bereits bestehende Ertragsprobleme der gesamten Branche nochmals verschärft und zugespitzt haben. Das Jahr 2014 war daher wie kein anderes zuvor von der kollektiven Suche nach ertragreichen Investments und Anlagemöglichkeiten geprägt. Begleitet von einer bisher für Assekuranz und Kreditwirtschaft unbekannten Experimentier- und Risikobereitschaft wurden neue Geschäftsmodelle und Organisationsstrukturen diskutiert und zum Teil sehr zügig umgesetzt. Konsolidierung und Neuformierung bislang fest gefügter Sektorengrenzen sind seither nicht mehr nur denkbar. Sie werden für die Zukunft, je nach Geschäftsmodell und gemeinsamer Interessenlage, mehr und mehr zur Realität werden. voll gezeigt. Daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen ist die große Herausforderung für die Zukunft. Entscheidend wird sein, welche Kernkompetenzen im jeweiligen Unternehmen zur Verfügung stehen und wie die bestehenden Geschäftsmodelle bis hin zum Kontakt zu den Kunden effektiv und schnell so angepasst werden können, dass die von den Stakeholdern geforderten Erträge auf mittelbis kurzfristige Sicht tatsächlich erwirtschaftet werden. Erheblich dazu beigetragen haben die Ansprüche der Stakeholder, unabhängig davon, ob privatwirtschaftlich oder öffentlich-rechtlich strukturiert. Nach Jahren sinkender Renditen sind diese nicht mehr willens, ausschließlich Risiken zu übernehmen, ohne dafür zumindest Ertragsperspektiven zu erhalten. Aus ihrer Sicht muss es möglich sein, im Finanzsektor wieder nachhaltig erfolgreich und margenorientiert zu wirtschaften. Zu groß ist inzwischen die Schere zu anderen Branchen der Volkswirtschaft, denen es in den letzten Jahren trotz Krise im Gegensatz zur Finanzindustrie sehr wohl gelungen ist, einträgliche Renditen für ihre Anteilseigner zu erzielen. Blickt man auf die Jahresergebnisse der deutschen Finanzindustrie für 2013, so fallen diese im Vorjahresvergleich deutlich niedriger aus: Die Bankbranche erzielte einen ROE nach Steuern von 3,5 % (in 2012 waren es 5,6 %), wobei dieser Gesamtertragsentwicklung sehr heterogene Ergebnisse einzelner Bankengruppen zugrunde liegen. Der deutsche Bankensektor entwickelte sich aber weiterhin besser als die größten börsennotierten westeuropäischen Institute, deren Ergebnisse durch die massiven Auswirkungen der europäischen Staatsschuldenkrise erheblich belastet wurden und die im Durchschnitt des Jahres 2013 eine Eigenkapitalrentabilität von nur 2,0 % erzielten. Berechtigte Chancen auf wirtschaftliche Konsolidierung bietet der Megatrend Digitalisierung. Nicht nur junge FinTech-Unternehmen haben hier im Jahr 2014 ihre Chance wahrgenommen, neue Trends zu setzen und einer technikaffinen Kundschaft trendige Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Auch jahrzehntelang etablierte Finanzdienstleister der Versicherungs- und Kreditbranche haben intensiv und erfolgreich daran gearbeitet, in einem für sie oftmals völlig neuen, digitalen Umfeld zu reüssieren. Sie stützten sich dabei auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen, die genaue Kenntnis des Marktes, die über Jahre gewachsene Nähe zu ihren Kunden und ihre umfassenden Erfahrungen im Umgang mit dem Themenkomplex Regulierung. ERGEBNISSE DER FINANZINDUSTRIE Global verharrte die Eigenkapitalrentabilität der Top100-Banken in 2013 bei 10,3 % nach Steuern (in 2012 waren es 10,4 %) und blieb damit weiterhin unter den langfristigen Durchschnittswerten der Vorkrisenjahre. Insbesondere Kreditinstitute aus Wachstumsmärkten wie den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die sich in der Vergangenheit durch sehr hohe Rentabilitäten auszeichneten, haben in 2013 und 2014 Profitabilität eingebüßt. Wenn auch weiterhin auf relativ hohem Niveau: Mit einer Eigenkapitalrentabilität von 19,7 % sank diese in 2013 auf nur knapp unter 20 % — für die kommenden Jahre ist aber von einem weiteren Rückgang auszugehen. Noch ist nicht entschieden, wer aus diesem Rennen als Gewinner hervorgeht. Fakt ist: Die Digitalisierung wird in Zukunft ausnahmslos jedes Geschäftsmodell der Finanzindustrie infrage stellen, eingeschlossen der neu gegründeten FinTechs. Das hat das Jahr 2014 eindrucks- 13 HERAUSFORDERUNGEN IN DER FINANZDIENSTLEISTUNGSBRANCHE An den weltweiten Kapitalmärkten hingegen führte die Bankindustrie ihre Erholung in 2014 weiter fort und erreichte die höchste Marktkapitalisierung seit Ausbruch der Finanzkrise in 2007. Allein von Ende 2013 bis Ende 2014 bedeutete dies einen Anstieg von 16,8 %. Derweil erzielten auch die Top-25-Versicherungsunternehmen in 2014 deutliche Zuwächse in der Marktkapitalisierung von durchschnittlich 25,6 % und blieben damit ihrem hohen Wachstumsniveau treu (in 2013 waren es 20,1 %). Aus globaler Sicht entwickelten sich die Aktien von Banken und Versicherungen damit nach den Verlusten und Turbulenzen der vergangenen Jahre von einem niedrigen Niveau kommend im Durchschnitt durchaus gut. Die zukünftige Entwicklung des globalen und im Speziellen des europäischen Finanzdienstleitungsmarkts im Jahr 2015 ist dennoch weiter belastet. Die Situation in der Ukraine und das Verhältnis mit Russland, die Entkoppelung des Schweizer Franken vom Euro und die damit verbundenen Wechselkursveränderungen, die nach wie vor schwächelnde Konjunktur in der Eurozone in Kombination mit der Gefahr niedriger Inflationsraten und die damit verbundene Geldpolitik der Europäischen Zentralbank stellen die Institute vor große Herausforderungen und zusätzliche Anstrengungen. 14 Auch in 2015 macht eine Vielzahl alter wie neuer Herausforderungen individuelle und innovative Lösungsansätze der Kreditinstitute notwendig: Die Regulierungsflut der letzten Jahre wurde in 2014 fortgesetzt – die Belastungen der Banken und Sparkassen haben neue Höhen erreicht, ein Ende der Neuerungen und Überarbeitungen ist nicht in Sicht. Das vergangene Jahr stand dabei auch im Zeichen der Vereinheitlichung und Zentralisierung der Bankenaufsicht: Zum 1. Januar 2014 trat das „Single Rulebook“ (bestehend aus der CRR sowie den nationalen Umsetzungen der CRD IV) in Kraft – und damit der überwiegende Teil der Basel-III-Regelungen. Die damit verbundenen, in Teilen erst sukzessive zu erfüllenden Meldeanforderungen, die insbesondere durch die neuen Meldungen zur Asset Encumbrance noch einmal erweitert wurden, erforderten in den Instituten über das gesamte Jahr hinweg noch erhebliche Implementierungsaufwände. Damit wurde ein großer Teil der nach der Finanzmarktkrise angestoßenen Verschärfungen und Erweiterungen der Bankenaufsicht in Kraft gesetzt. Parallel zu den in den Instituten noch laufenden Aktivitäten zur Sicherstellung der CRR-Meldefähigkeit führte die EZB in 2014 unter Einbeziehung der nationalen Aufsichtsbehörden den Asset Quality Review sowie den EBA-Stresstest in 130 Banken in Europa durch – davon 25 aus Deutschland. Die Ergebnisse der Stresstests wurden am 26. Oktober 2014 veröffentlicht: Bei 25 Instituten wurde eine Kapitallücke festgestellt. Für das einzige durchgefallene deutsche Institut war dies ohne Folgen, da die notwendige „Härtung“ des Eigenkapitals bereits zur Mitte 2014 durchgeführt worden war. Für alle Institute stellte die Bewältigung der AQR- und Stresstest-Prozesse eine große Herausforderung dar. Mit Wirkung zum 4. November 2014 erfolgte abschließend die Übernahme der aufsichtlichen Verantwortung für die zentrale Bankenaufsicht über die signifikanten Kreditinstitute im Euro-Währungsraum durch die EZB. Hinsichtlich der Herausforderungen für Institute in 2015 sind die neu gefassten SREP-Guidelines (Supervisory Review and Evaluation Process), die eine harmonisierte Bewertung des Risikoprofils aller Institute sowie eine stärkere Zusammenführung der Säulen I und II beinhalten, als ein zentrales Thema zu nennen. Aber auch weitergehende Initiativen – u. a. die Unterlegung von Zinsänderungsrisiken des Anlagebuchs mit Eigenkapital in der 1. Säule, die grundlegende Überarbeitung der Regelungen für die Eigenkapitalunterlegung der Marktpreisrisiken des Handelsbuchs (Fundamental Review of the Tradingbook) sowie die neuen Meldeanforderungen des Analytical Credit Datasets der EZB („AnaCredit“) zeigen, dass die eingangs ausgeführte Regulierungsflut nicht an Kraft verliert. Somit besteht auch für das Jahr 2015 ein hoher Umsetzungsbedarf, der die integrative Umsetzung bankweiter Fach- und IT-Anforderungen bzw. -Architekturen notwendig macht. Die deutschen Versicherer wurden im vergangenen Jahr insbesondere durch das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) intensiv gefordert. In einem rasanten Gesetzgebungsverfahren sind viele Weichen für die Stärkung der finanziellen Ausstattung gelegt worden. Des Weiteren ist der Garantiezins auf 1,25 % und die Zillmerungsmöglichkeit von 40 % auf 25 % reduziert worden. Dies erfordert branchenweit eine Neuausrichtung der Vergütungssystematiken. Die Auswirkungen dieser Veränderungen für die verschiedenen Vertriebswege sind derzeit noch nicht absehbar. Unzweifelhaft ist allerdings, dass die Notwendigkeit für Versicherer, neben den Betriebskosten nun auch die Vertriebskosten in den Fokus zu nehmen, um ein weiterhin tragfähiges Geschäftsmodell zu erhalten, zunimmt. Darüber hinaus wird das andauernde Niedrigzinsniveau auch in den kommenden Jahren zu deutlichen Ergebnislücken bei Versicherern führen. Diese Prognosen verschärfen sich durch steigende Regulierungskomplexität und -kosten. Gleichzeitig werden auf der Vertriebsseite die Auswirkungen der Digitalisierung in Bezug auf das Kundenverhalten spürbar und üben einen weiteren Ergebnisdruck aus. Neue Strategien zur Positionierung und neue Geschäftsmodelle sind erforderlich, um diese Herausforderungen im Kundengeschäft zu meistern, denn graduelle Veränderungen reichen nicht aus, um die notwendigen Rentabilitäten zu erzielen. Als Enabler von neuen Geschäftsmodellen rückt die IT zunehmend in den Blickpunkt der Unternehmenssteuerung. Ziel jeglicher IT Governance ist der Wertsteigerungsbeitrag am Betriebsergebnis und Kapitaleinsatz. Dies wird auf regulatorischer Seite dadurch unterstrichen, dass konkrete Anforderungen an eine IT unter Verweis auf das Cobit5-Framework gefordert sind. Die enge Verzahnung von Geschäftszielen mit der IT-Strategie wird ein Schwerpunktthema der Finanzdienstleistungsbranche sein, dem sich zeb als Brückenbauer zwischen Business und IT stellt. Die IT wird verstärkt Treiber der Digitalisierung von Geschäftsmodellen werden und dabei Aufgaben wie die Verknüpfung und Nutzung großer interner und externer Dateninformationen bei einer zu flexibilisierenden IT-Infrastruktur lösen müssen. UNSERE STRATEGIE UND ORGANISATION Als zweitgrößte deutsche Unternehmensberatung verfügt zeb über das notwendige Rüstzeug, um die anstehenden Herausforderungen zu analysieren, zu bewerten und Projekte rechenbar umzusetzen. Unser Ziel sind nicht nur exakte Lösungen, sondern auch ein nachhaltiger Erfolg, der sich bewerten lässt und langfristig besteht. Wir sind der Überzeugung, dass herausragende, spezifische Kenntnisse einer Branche unerlässlich sind, um passgenaue Lösungen und Konzepte zu erarbeiten. Als größte europäische auf Financial Services spezialisierte Unternehmensberatung setzen wir auf einen Umsetzungsprozess, der von strategisch-intellektueller Expertise und exzellenter Handwerklichkeit getragen wird. Von der Idee bis zur Tat! 15 Als Partner der Veränderer rüsten wir uns gleichzeitig laufend für eine erfolgreiche Zukunft. In diesem Sinne haben wir uns im vergangenen Jahr von unserer zeb-Matrixstruktur gelöst und eine neue, kollaborations- und netzwerkorientierte Organisation mit 32 Practice Groups aufgebaut. In diesem Netzwerk können wir Themen sowohl übergreifender und schneller entwickeln als auch hoch spezialisiert agieren – und das bei konsequenter Kundenorientierung. So sind Strategie- und Umsetzungsprozesse noch stärker als zuvor von Vertrauen, Verantwortung, Kommunikation und Gemeinschaft geprägt. Unsere derzeit 32 Practice Groups lassen sich fünf übergeordneten Themen zuordnen: • Strategy & Business Model • Restructuring, Merger & Operating Model • Finance & Risk • IT • Human Capital Im Bereich Strategy & Business Model bearbeiten wir mit unseren Kunden gesamtbank- und geschäftsfeldspezifische Fragestellungen, um das Wettbewerbsprofil des Finanzdienstleisters den sich verändernden Marktbedingungen anzupassen und einen nachhaltig rentablen Wachstumspfad sicherzustellen. Wir arbeiten über die verschiedenen Geschäftsmodelle mit jeweils eigenen Spezialistenteams für den Markt, um praxisnahe und umsetzbare Lösungen zu entwickeln. Strategische Grundsatzfragestellungen sind ebenso Bestandteil unseres Leistungsangebots wie Detailkonzeptionen und Umsetzungsbegleitung in den verschiedenen Vertriebsthemen im Privat- und Firmenkundengeschäft. Dabei greifen wir auf breite Erfahrungen in allen Kundensegmenten sowohl national als auch international zurück. Projektaufgaben reichen von neuen, Erfolg versprechenden Marktpositionierungen über Integration und Restrukturierung von Vertriebswegen bis hin zu Potenzialhebungen z. B. durch Pricingstrategien oder Adjustierung der Prozesse. Darüber hinaus bieten wir umfangreiches Know-how in den Bereichen praxisorientiertes Vertriebstraining und Führungscoaching. 16 Unsere umfangreiche Expertise in der Restrukturierung von Finanzdienstleistern und der Weiterentwicklung ihres Operating Model hilft unseren Kunden, ihre Performance und Ergebnisse signifikant zu verbessern. Auf Basis strukturierter Vorgehensmodelle, erprobter analytischer Methoden und Instrumente, fundierter Benchmarks sowie innovativer Ansätze zur Strategie-, Prozess- und Organisationsentwicklung begleiten wir unsere Kunden bei Restrukturierungsvorhaben, dem Aufbau effizienter Governance-Strukturen, der End-to-End-Optimierung und Effizienzsteigerung von bank- und versicherungsbetrieblichen Prozessabläufen. Hierbei haben wir auch die Optimierung von Sourcingstrategien sowie die Weiterentwicklung von Geschäftsabwicklungsplattformen im Transaction Banking, Kreditgeschäft und Investmentbanking im Blick. Die Kombination von Fach- und ITKnow-how aus einer Hand ermöglicht es uns zudem, unsere Kunden bei der Auswahl und Implementierung von Kernbanksystemen umfassend zu begleiten. zeb ist darüber hinaus der richtige Partner für die strategische Vorbereitung, Konzeption und Umsetzung von Fusionsund Integrationsprozessen. Prof. Dr. Stefan Kirmße Ökonomische, regulatorische und rechnungslegungsspezifische Fragen zur Steuerung von Finanzdienstleistungsinstituten bearbeiten wir bei zeb in vielfältigen Dimensionen. Das Spektrum reicht dabei von strategischen Themen im Kontext der Weiterentwicklung der Konzernsteuerung bis hin zur fachlich-technischen, operativen Umsetzung veränderter regulatorischer Rahmenbedingungen. Über unsere fachlich fokussierten Practice Groups stellen wir sicher, dass wir die aktuellsten Entwicklungen kennen und über erforderliche (Umsetzungs-)Konzepte verfügen. Mit unseren Strategieberatern, Fachexperten und IT-Kollegen können wir auf diese Weise Finanzdienstleister im In- und Ausland zu Steuerungsfragen adäquat betreuen. Unsere Schwerpunkte haben wir in 2014 auf die Umsetzung der Liquiditätssteuerung, die Begleitung von AQR/Stresstesting, die strategische Analyse der Auswirkungen von Basel III und Niedrigzinsen, das Design integrierter Finanzarchitekturen und die weitere Umsetzung von Solvency II gelegt. Bestätigt wurde unsere Ausrichtung durch deutliche Umsatzzuwächse sowohl in diesen Bereichen als auch in Bezug auf unsere klassischen Steuerungsthemen. Dr. Andreas Rinker Durch eine enge Verzahnung von Fach- und IT-Expertise bieten wir unseren Kunden alle Leistungen entlang der Wertschöpfungskette „aus einer Hand“ an. Die IT-Kompetenz des zeb reicht von der strategischen Positionierung der ORG/IT-Arbeit über die Ausgestaltung fachlicher und technischer Zielbilder bis hin zur Transformation und Integration von IT-Landschaften und deren Betrieb. Bedingt durch die Kostensituation vieler Institute zählen hierbei – neben der Umsetzung regulatorischer Anforderungen – die Optimierung der Fertigungstiefe durch Sourcing, Standardisierungsbestrebungen im Kernbankenbereich und Optimierung der ORG/IT-Aufstellung und Governance zu den wichtigsten Themen im Markt. Unser Tochterunternehmen findic ist für die IT-Konzeption und Systemintegration unterschiedlichster Technologien und Applikationen verantwortlich. Darüber hinaus wird unsere erfolgreich etablierte Standardsoftware für die Gesamtbanksteuerung, zeb.control, laufend weiterentwickelt. Der Bereich Human Capital bündelt Beratungsleistungen zu Personalmanagement und Change Management. Professionelle Fachberatung und Methodenwissen sind Stellhebel, um Prozesse und Organisation so auszurichten, dass Mitarbeiterpotenziale optimal entwickelt und genutzt werden. Veränderungsmanagement als integrierte Beratung ist wesentlich, damit Führungskräfte und Mitarbeiter zu Veränderungen bereit und fähig sind – und somit das Neue konfliktarm umgesetzt werden kann. Dadurch leistet Human Capital einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit unserer Kunden. UNSERE LEISTUNGEN UND ERGEBNISSE UNSERE MITARBEITER Mit einem Umsatz von 178 Mio. Euro im Jahr 2014 hat zeb seine Position als führendes, hoch spezialisiertes Beratungsunternehmen für die Finanzdienstleistungsindustrie ausgebaut und gefestigt. Als eine der Top-Beratungsgesellschaften im deutschsprachigen Markt wird sich zeb auch weiterhin auf die Erschließung seiner internationalen Märkte konzentrieren, die im Jahr 2014 mit knapp 31 % deutlich zum Umsatz beigetragen haben. Kundenseitig entfallen darüber hinaus 30 % des Umsatzes in Deutschland auf Großkunden, 22 % auf mittelständische Kunden und 17 % auf Spezialkunden, Versicherungen und Sonstige. Dabei hält uns der größte Teil unserer Kunden schon seit Jahren die Treue. So haben wir im vergangenen Jahr 87 % des Umsatzes mit Klienten erwirtschaftet, die schon in früheren Jahren mit uns zusammengearbeitet haben. Doch auch der Neukundenanteil ist gestiegen und lag in 2014 bei 13 % (vgl. Abb. 1). zeb versteht sich als „home for talents“, das sowohl Absolventen und Young Professionals als auch Professionals Raum für kreative Entfaltung und Unternehmertum bietet. Unsere Mitarbeiter sind zeb. Im letzten Jahr haben wir 162 Personen neu eingestellt und beschäftigen heute über 900 Mitarbeiter. Wie auch in den Vorjahren überwogen in 2014 Diplom-Kaufleute/MBA, Wirtschaftswissenschaftler und Diplom-Volkswirte mit 53 %, während der Anteil der Wirtschaftsinformatiker, Informatiker, Wirtschaftsmathematiker, Mathematiker und Physiker 33 % betrug (vgl. Abb. 2). Eine hervorragende akademische Ausbildung ist jedoch nur eine Voraussetzung für einen guten Berater. Deshalb beschäftigen wir mit Ausnahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den naturwissenschaftlichen Bereichen fast ausschließlich Personen, die bereits über Berufserfahrung in Banken, Sparkassen und Versicherungen verfügen, die deutlich über eine Ausbildung hinaus geht, oder spezifische Beratungserfahrung gesammelt haben. Dies befähigt sie zu einer problem- und lösungsorientierten Denkweise und praxisorientierten Lösungsvorschlägen. 13 % Neukunden 87 % Stammkunden Abb. 1: Klientenstruktur 2014 (in % vom Honorarumsatz) 14 % Sonstige 41 % Betriebswirte 3% Physiker 4% Wirtschaftsmathematiker 5% Mathematiker 5% Volkswirte 7% Informatiker 7% Wirtschaftswissenschaftler 14 % Wirschaftsinformatiker Abb. 2: Beraterprofil 18 19 AUSBLICK Auch in 2015 wird unser Hauptaugenmerk wieder darauf liegen, das stabile Wachstum in unseren Kernthemenfeldern fortzusetzen, die positive Entwicklung unserer Tätigkeiten im Versicherungsbereich weiter auszubauen und die Internationalisierung des zeb laufend voranzutreiben. Auch und gerade mithilfe der neuen Netzwerkstruktur werden wir an unserem strategischen Pfad festhalten und gleichzeitig einen beständigen Innovationsgrad sichern, um so die erreichte Marktstellung in der Finanzdienstleistungsindustrie weiter auszubauen. Zur weiteren Unterstützung dieses Wachstumspfads haben wir zum 1. Januar 2015 Dr. PrimoŽ Perc und Wolfgang Schlaffer in unseren Partnerkreis aufgenommen, der sich damit auf 58 Kolleginnen und Kollegen erweitert. Darüber hinaus wollen wir auch in diesem Jahr mit ca. 150 Neueinstellungen unseren Mitarbeiterstamm weiter aufbauen sowie ein zweistelliges prozentuales Umsatzwachstum erreichen. Als „Partner der Veränderer“ stehen wir Ihnen in 2015 weiterhin zur Seite und freuen uns darauf, Ihre individuellen Veränderungsprozesse zu begleiten und den zukünftigen Herausforderungen der Finanzwelt gemeinsam zu begegnen. Ganz herzlich bedanken wir uns für das entgegengebrachte Vertrauen und Ihre Verbundenheit. Dr. Olaf Scheer 20 Prof. Dr. Stefan Kirmße Dr. Andreas Rinker Dr. Olaf Scheer Dr. Patrick Tegeder Dr. Patrick Tegeder ZEB-PARTNER 22 Dr. Thomas Abel Dr. Christian Heitmann Jens Kuttig Natalie Schneider Dr. Christoph Auerbach Dr. Alexander Henk Christian Legény Johannes Stengl Dr. Thomas Bannert Michael Herkert Dr. Katrin Lumma Heinz-Gerd Stickling Christoph Bundschu Jürgen Hofner Dr. Wilhelm Menninghaus Dr. Jens Sträter Martin Danne Dr. Dirk Holländer Dr. Primož Perc Dr. Klaus Strenge Stephan Dreyer Ulrich Hoyer Dr. Andreas Rinker Dr. Patrick Tegeder Dr. André Ehlerding Dr. Sven Jansen Prof. Dr. Bernd Rolfes Dr. Markus Thiesmeyer Dr. Jens Eickbusch Stefan Kaufmann Heinz Rubin Dr. Stefan Trost Thomas Engeln Dieter Kipp Axel Oliver Sarnitz Dr. Matthias Uebing Carola Ernst Prof. Dr. Stefan Kirmße Dr. Olaf Scheer Dr. Markus Wilpert Wolfgang Essing Horst Kleinlein Andreas Schick Rainer Windler Stefan Geipel Thomas O. Klimpke Christian Schiele Dr. Carsten Wittrock Simon Grimm Werner Konezny Prof. em. Dr. Dres. h. c. Henner Schierenbeck Dr. Ralph zur Brügge Christian Große Sven Krämer Wolfgang Schlaffer Dr. Thomas Hartschuh Stephan Kruft Dr. Michaela Schneider 23 Individuelle Lösungen für Financial Services PARTNER DER VERÄNDERER. Wir von zeb sehen uns als der Partner der Veränderer. Gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln wir Visionen und innovative Strategien, machen sie rechenbar und setzen sie konsequent um. Dabei geben wir uns nicht mit der erstbesten Lösung zufrieden, sondern erst mit einem Ergebnis mit Wirkung. Mit umfassendem Know-how, Kreativität und unabhängig in Denken und Handeln schaffen wir eine Wertsteigerung und setzen gleichzeitig neue Standards. Für eine 360°-Beratung, die sich auch in Zukunft nur um eines dreht: den Erfolg unserer Kunden. THEMEN STRATEGY & BUSINESS MODEL 28 RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL 48 FINANCE & RISK 66 IT 86 HUMAN CAPITAL 110 DVB BANK | STEIGERUNG DES PROVISIONSERTRAGES AUSGANGSSITUATION PROJEKTINHALTE UND -VORGEHEN Die DVB Bank ist ein weltweit führender Spezialist für Asset-based Finance in den Assetklassen Shipping, Aviation und Land Transport. Ziel der DVB ist es, durch Nutzung bestehender Kundenbeziehungen und vorhandener Asset- und Marktexpertise weitere Ertragspotenziale zu erschließen. Entsprechend wurden in einem ersten Workshop mit dem Vorstand und zeb Wachstumsmöglichkeiten evaluiert und die Produktkategorien Debt Capital Markets (DCM), Equity Capital Markets (ECM), Mergers & Acquisitions (M&A) sowie Zinsderivate als potenzielle Wachstumsfelder identifiziert. Das Projektvorgehen basierte auf drei Grundprinzipien: •Objektivierung strategischer Einschätzungen durch Markt- und Profitabilitätsdaten •Ergebnisoffene Prüfung aller Optionen und Vermeidung frühzeitiger Einschränkungen •Positionierung der DVB Bank als Asset-Spezialist ist Prämisse aller strategischen Überlegungen Die Erarbeitung der Projektergebnisse erfolgte im Rahmen der Projektmodule „Derivate“ und „Corporate Finance“ auf Basis eines vierstufigen Vorgehens (vgl. Abb. 1). Das Projektteam hat in einem dreimonatigen Projekt die identifizierten Wachstumsfelder strategisch und finanziell bewertet. Auf dieser Grundlage wurde dann eine objektivierte Handlungsempfehlung für den Vorstand der DVB Bank erarbeitet. Ansatz „Where is the beef?“ „Where to play?“ „What’s in it for us?“ „How to get there?“ Modul 1 (Derivate) •„Bottom-up“-Schät zung von Ertrags potenzialen auf Basis des Kredit buchs der DVB und der Kreditbuch-Leverage-Benchmarks •Attraktivität je Derivatprodukt und Geschäftsbereich • Definition eines Vertriebsmodells für das Derivategeschäft •Definition eines Produktions modells für die Bereitstellung •Business Case: Einschätzung potenzieller Erträge (Marktanteil), Kosten und (finanzieller) Profite •Empfehlung („make or break“) • Eckpfeiler des Target Operating Model •Implementierung der Roadmap •Empfehlungen für das Topmanagement •„Top-down“-Schät zung des globalen Marktvolumens auf Basis von Daten banken (Thomson, Dealogic, Maritime Money) • Globales Markt volumen je Produkt, Geschäftsbereich und Region •Abgrenzung von Markterfolgsfaktoren •Identifizierung von Firmenclustern im Markt •Formulierung möglicher Markt stories ausgehend von der Attraktivität und Positionierung •Business Case: Einschätzung potenzieller Erträge (Marktanteil), Kosten und (finanzieller) Profite • Bewertung von Marktstories Modul 2 (Corporate Finance) Abb. 1: Vierstufiger Projektansatz und wichtigste Ergebnisse 28 STRATEGY & BUSINESS MODEL In der ersten Phase, „Where is the beef?“, wurde eine transparente Entscheidungsgrundlage über Ertragspotenziale in den verschiedenen potenziellen Zielmärkten (Produkte, Regionen, Kundengruppen) geschaffen. Im Projektmodul „Derivate“ wurden zusätzliche Ertragspotenziale „bottom-up“ durch eine Analyse des Kreditbuchs ermittelt. Der Hauptfokus dieser Analyse lag auf der Identifikation jener Kunden, die sich primär über variable Kredite finanzieren und potenziell Interesse an Zinssicherungsprodukten haben. Zur Bestimmung der Marktpotenziale im Projektmodul „Corporate Finance“ wurden verschiedene Transaktionsdatenbanken wie Thomson Reuters, Dealogic, Maritime Money und Bloomberg sowie proprietäre Daten des zeb.research verwendet. Mittels dieser Daten wurden relevante Marktpotenziale für die verschiedenen Betätigungsfelder der DVB Bank entlang der Dimensionen Produkt, Kundengruppen und Regionen abgeleitet. Unter Berücksichtigung von Prognosen über zukünftige Marktentwicklungen bildeten die so ermittelten Marktpotenziale die Grundlage für die Bewertung der Attraktivität im Markt. Ziel der zweiten Phase, „Where to play?“, war die Bestimmung einer potenziell erfolgreichen Positionierung der DVB Bank in den verschiedenen Wachstumsfeldern. Im Modul „Derivate“ wurden Vor- und Nachteile verschiedener Vertriebs- und Produktionsmodelle identifiziert und ein geeignetes Zielmodell definiert. Im Modul „Corporate Finance“ wurden auf Basis einer Analyse vergleichbarer Wettbewerber relevante Erfolgsfaktoren im Corporate-Finance-Markt identifiziert und eine sinnvolle strategische Positionierung für die DVB Bank festgelegt. Ausgehend von der Marktattraktivität und der strategischen Positionierung der DVB Bank hat das Projektteam für beide Produktbereiche erfolgversprechende Marktstrategien formuliert, deren ökonomische Rentabilität in der anschließenden Projektphase, „What’s in it for us?“, in detaillierten Business Cases bewertet wurden. Neben der ökonomischen Analyse der Vorteilhaftigkeit der Marktstrategien rundete eine umfangreiche qualitative bzw. strategische Bewertung der Chancen und Risiken eines verstärkten Engagements in den untersuchten Produktkategorien die Analyse ab. Ein Grobkonzept für das zukünftige Betriebsmodell und konkrete nächste Schritte zur Implementierung der definierten Strategien in der Projektphase „How to get there?“ bildeten den Abschluss des Projekts. Während der gesamten Projektdauer erfolgte die Erarbeitung der Projektergebnisse in einem gemeinsamen Projektteam mit Vertretern aus den Produktbereichen der DVB Bank an den Standorten New York, Oslo, Amsterdam, Singapur und Frankfurt. Die so erarbeiteten Projektergebnisse wurden monatlich mit relevanten Stakeholden (v. a. Kundenbetreuer und Leiter der Stabsfunktionen) abgestimmt. Dieses Vorgehen trug dazu bei, eine hohe Transparenz und Glaubwürdigkeit der Projektergebnisse zu ermöglichen sowie frühzeitig kritische Überlegungen in der Projektarbeit zu berücksichtigen. STRATEGY & BUSINESS MODEL 29 PROJEKTERGEBNISSE In diesem unternehmensweit angelegten Strategieprojekt konnte durch die systematische und umfassende Bewertung der untersuchten Wachstumsoptionen eine nachvollziehbare und objektive Entscheidungsgrundlage für den Vorstand der DVB erstellt werden. Aufgrund unseres datengetriebenen und strukturierten Ansatzes zeichneten sich die Handlungsempfehlungen durch ein hohes Maß an Transparenz für alle Projektbeteiligten aus, sodass ein robuster Konsens über die strategische Weiterentwicklung der DVB Bank erzielt werden konnte. Weitere Informationen unter www.zeb.de Dr. Marc Buermeyer 30 STRATEGY & BUSINESS MODEL Wolfgang Driese CEO and Chairman of the Board of Managing Directors DVB Bank SE Ralf Bredanowsky Member of the Board of Managing Directors DVB Bank SE Martin Kinzel Head of Controlling DVB Bank SE Jens Kuttig Partner zeb Alexander Grimm Manager zeb Dr. Fidelio Tata Manager zeb Thomas O. Klimpke LANDESBANK HESSEN-THÜRINGEN | STRATEGISCHE AUSRICHTUNG AUSSENHANDELSFINANZIERUNG AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTZIELE PROJEKTVORGEHEN UND -ERGEBNISSE Durch die Internationalisierung erhöht sich der Bedarf an Sicherungs-, Zahlungs- und Finanzierungsinstrumenten im Auslandsgeschäft deutscher Unternehmen. Gleichzeitig bietet das Geschäft mit Außenhandelsfinanzierungen (AHF) einen wichtigen Cross-Selling-Baustein im Firmenkundensegment und hohe Relevanz für die Kundenbeziehung – so sind auslandsbezogene Produkte z. B. notwendig, um den Kernbankanspruch bei mittelständischen Kunden und Großkunden durchzusetzen. Als Sparkassenzentralbank in Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg ist die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) Partner und Dienstleister für 40 % aller deutschen Sparkassen und betreut parallel ausgewählte Großunternehmen direkt im Zielkundenmanagement. Mitarbeiter aus acht Bereichen der Bank brachten sich in das Projekt ein, um den umfassenden, ganzheitlichen und vom Kunden gedachten Ansatz umzusetzen. Neben organisatorischen, prozessualen und technischen Fragestellungen wurden zwei Aspekte als besonders erfolgskritisch definiert: •Weiterentwicklung und Intensivierung des inländischen Vertriebs von AHF-Produkten an Zielkunden und Sparkassen •Ausbau des weltweiten Bankennetzwerks und der Betreuung ausländischer Banken mit Fokus auf Regionen mit hoher Relevanz für die Zielkunden und Firmenkunden der Sparkassen Aus dem Anspruch heraus, Sparkassen sowie Zielkunden noch wettbewerbsfähiger zu bedienen, hat der Vorstand der Helaba beschlossen, die Außenhandelsfinanzierung strategisch neu auszurichten (vgl. Abb. 1). Dabei war das strategische Ziel der Bank, Import- und Exportgeschäfte mit Deutschlandbezug jederzeit marktgerecht und mit hoher Kundenorientierung gemäß ihrem Motto „Banking auf dem Boden der Tatsachen“ durchzuführen. INTERNATIONALE VERNETZUNG STELLHEBEL Standardisierung Individualisierung DOKUMENTENGESCHÄFT UND EXPORTFINANZIERUNG Zielkundenmanagement Sparkassen Verbundbank Finanzinstitutionen und ausländische Gebietskörperschaften Vertriebsplattform Produktplattform Produktionsplattform • Weltweites Netzwerk über direkte Korres pondenzbanken und Kooperationspartner • Starker Vertrieb mit differenzierten Betreuungsstrukturen für Kunden im In- und Ausland • Abgestimmte Vertriebssteuerung mit einheitlichem Reporting von Aktivitäten und Ergebnissen • Produkte: • Dokumentäres Geschäft • Exportbegleitende Avale • Kfr./lfr. Übernahme Auslandsrisiken Corporates und Banken • Effiziente Strukturen und Prozesse in der Abwicklung mit alternierendem Standardisierungsgrad • Workflow-orientierte IT-Unterstützung Im Zentrum der Weiterentwicklung des inländischen Vertriebs stand die ganzheitliche Neukonzeptionierung der Vertriebsmodelle zur Betreuung der Sparkassen und aktiven Endkundenansprache im Zielkundenmanagement. In einer Reihe gemeinsamer Workshops mit Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern der Helaba wurden Zielkunden und Sparkassen anhand ihres Potenzials und der bestehenden Beziehung typologisiert und daraus potenzialorientierte Betreuungsmodelle abgeleitet. Die Betreuung ist insbesondere gekennzeichnet durch den eng verzahnten Vertriebsangang von AHF-Produktspezialisten zusammen mit Sparkassenbetreuern der Verbundbank und mit den Betreuern der Zielkunden. Neben der gemeinsamen Erarbeitung und Festlegung von Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Schnittstellen wurden im Projekt Materialien entwickelt, die den Vertrieb zielgerichtet unterstützen. Beim Ausbau des Bankennetzwerks wurde ein dualer Ansatz umgesetzt, um eine globale Abdeckung sicherstellen zu können. Dabei fokussiert die Helaba ihre eigenen Ressourcen zunächst auf die wichtigsten Handelspartnerländer in den Emerging Markets und deckt diese mit einem eng geknüpften Bankennetzwerk ab. Parallel dazu wurde u. a. durch eine Vereinbarung mit der BNY Mellon der Grundstein dafür gelegt, nicht selbst abgedeckte Regionen durch Nutzung leistungsstarker Kooperationspartner zu bedienen. Abb. 1: Zielbild und Stellhebel Außenhandelsgeschäft 32 STRATEGY & BUSINESS MODEL STRATEGY & BUSINESS MODEL 33 AUSBLICK Darüber hinaus wurde DOKA5 als zentrales TradeFinance-System in die Systemlandschaft der Helaba eingebunden und verbessert die Prozesse in der Abwicklung des Dokumentengeschäfts maßgeblich. Daneben wurde mit Helaba Trade Connect ein anwenderfreundliches und webbasiertes Kunden-Front-End für das dokumentäre Geschäft implementiert, welches sowohl Sparkassen als auch Zielkunden für die elektronische Abwicklung nutzen können. Zum Abschluss der Konzeptionsphase wurden im Rahmen eines detaillierten Befähigungskonzepts die beteiligten Mitarbeiter umfassend über die zentralen Ergebnisse des Projekts informiert und auf die Ausübung neuer Rollen, Funktionen und Verantwortlichkeiten vorbereitet. Nach Beendigung der Konzeptionsphase gestaltete die Helaba den Hochlauf mit ihren Zielkunden und Sparkassen und befindet sich aktuell im sukzessiven Rollout. Durch die im Projekt konzipierten und umgesetzten Maßnahmen wird die Helaba den Ansprüchen von Sparkassen und Zielkunden gerecht, bei der Begleitung im Auslandsgeschäft eine aktive Rolle einzunehmen. Erste Reaktionen zeigen, dass der Markt das Angebot der Helaba sehr gut auf- und annimmt. Weitere Informationen unter www.zeb.de Armin Lauer 34 Dr. Ulrich Kirchhoff Leiter Verbundbank Landesbank Hessen-Thüringen Dr. Ulrich Pähler Bereichsleiter Corporate Finance Landesbank Hessen-Thüringen Axel Oliver Sarnitz Partner zeb Jan-Hinnerk Fahrenkamp Senior Manager zeb STRATEGY & BUSINESS MODEL Henning Rosendahl Bereichsleiter Financial Institutions und ausländische Gebietskörperschaften (FIAG) Landesbank Hessen-Thüringen Robert Symannek LANDESSPARKASSE ZU OLDENBURG |ǀ LZO 2020 – IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN REGIONALER PRÄSENZ UND DIGITALISIERUNG AUSGANGSSITUATION Die Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) ist mit 8,4 Mrd. Euro Bilanzsumme eine der G25-Sparkassen Deutschlands und die zweitgrößte Sparkasse Niedersachsens. Größe und Heterogenität des Geschäftsgebiets, offene Ertragspotenziale bei bestehenden Kunden und zunehmender Wettbewerbsdruck sowohl von etablierten als auch neuen Wettbewerbern charakterisieren die Ausgangssituation der LzO. Die Digitalisierung als Trend im Kundenverhalten und eine große Spreizung in der Demografie stellten die LzO zusätzlich vor zentrale Fragen zur künftigen Aufstellung im Privatkundengeschäft. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt „LzO 2020“ mit den Ansprüchen initiiert, die Positionierung als kompetenter Qualitätsanbieter in der Region zu stärken, die Abschottung und Gewinnung von Marktanteilen gegenüber Wettbewerbern zu forcieren sowie die Zukunftsfähigkeit und Profitabilität des Geschäftsmodells kurz-, mittel- und langfristig sicherzustellen. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden fünf zentrale Säulen des Vertriebsmodells ausgearbeitet: PROJEKTVORGEHEN UND -ERGEBNISSE Vertriebsmodell Privatkunden LzO 2020 Das Projekt gliederte sich in drei Phasen: Analyse- und Priorisierungsphase, Zielbild- und Vertriebsmodellkonzeptionsphase sowie die Phase der Pilotierung und Umsetzungsvorbereitung. Um die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells sicherzustellen, stand die Ausrichtung an zentralen Kundenbedarfen, sich änderndem Kundenverhalten und den daraus resultierenden Anforderungen an die LzO 2020 im Mittelpunkt der Projektarbeit. Entsprechend wurden Kunden und Nichtkunden in einer breit angelegten repräsentativen Marktforschung befragt und zentrale Ergebnisse zur Ausgestaltung des Vertriebsmodells abgeleitet: 1 Kundensegmentierung/ Clustering inkl. Marke und USP 2 Multikanales Betreuungskonzept 3 Produkte/ Preise/ Beratung/ Services 4 Ressourcen, interne Orga & Strukturen 5 Vertriebssteuerung Abb. 2: Zentrale Säulen im Vertriebsmodell Privatkunden und Themenkomplexe im Projekt Mit Durchführung des Projekts wurden folgende Ziele erreicht: 1 KUNDENVERHALTEN UND -PRÄFERENZEN sind größtenteils unabhängig von Alter, Einkommen, Vermögen und Region 2 NÄHE VOR ORT wird von der Mehrheit der Kunden als wichtiges Motiv zur Aufnahme einer Geschäftsbeziehung genannt – die Filiale hat weiterhin Relevanz als Kundenkontaktpunkt 3 ONLINE-BANKGESCHÄFT: Steigende Onlinenachfrage über alle Kundengruppen – reine Online- bzw. Offlinekunden sind selten – online vs. offline ist kein Differenzierungskriterium 4 SELBSTENTSCHEIDER: Ca. 45 % der Kunden haben nur geringes/kein Interesse an regelmäßiger Bankberatung – nur für komplexe Bankgeschäfte fragen sie Beratung an; Selbstentscheider sind in allen Kundensegmenten und mit verschiedenen Onlineaffinitäten im Markt vertreten 5 PREISBEREITSCHAFT: Mit steigendem Einkommen bzw. Vermögen der Kunden steigt die Preisbereitschaft – präferiert wird ein fairer/angemessener Preis gegenüber dem niedrigsten Preis 6 ERREICHBARKEIT: Gute Erreichbarkeit der Bank hat in allen Kundengruppen einen hohen Stellenwert – sowohl online als auch offline Abb. 1: Zentrale Erkenntnisse zu Kundenpräferenzen und Kundengruppen 36 STRATEGY & BUSINESS MODEL •Einführung eines Mehrfaktorenmodells zur Abbildung künftiger Kundenertragspotenziale in der Segmentierung •Erweiterung der Segmentierung um die Dimension Beratungsaffinität, um so spezifische Kunden präferenzen im Hinblick auf die Intensität der ganzheitlichen Vor-Ort-Beratung abbilden zu können •Festlegung künftiger Vertriebswege und Kommunikationskanäle sowie deren jeweilige Rollen und Leistungsangebote je Kundengruppe und Vertriebsprozessphase •Detaillierte Beschreibung von Betreuungs- und Kontaktintensitäten je Kundengruppe, der Aufgaben teilung und Prozessverzahnung im Multikanal •Erarbeitung von Ansprache- und Beratungsprozessen zur Sicherstellung von Kundenorientierung und Profitabilität •Neuentwicklung der Bearbeitungsstrategie für die Kundengruppe der Selbstentscheider •Ableitung der Auswirkungen künftiger Multikanalbetreuung auf die regionale Präsenz: detaillierte Beschreibung der künftigen Filialtypen und Quantifizierung des Ressourcenbedarfs sowie der Filial typen je regionalem Teilmarkt •Entwicklung eines Detailkonzepts für ein zentrales „Kunden-Service-Center“ (Leistungsangebot, Prozesse, Mitarbeiter, Technik) •Weiterentwicklung der Aufbauorganisation im Vertrieb (neue Skillprofile, Verantwortlichkeiten) •Definition der künftigen Vertriebssteuerung (Definition der Vertriebsziele, Zielkarten je Mitarbeiter gruppe, Incentivierung der Zusammenarbeit im Multikanal) STRATEGY & BUSINESS MODEL 37 FAZIT UND AUSBLICK Mit Abschluss des Projekts ist es gelungen, den externen Herausforderungen im Spannungsfeld von regionaler Präsenz, verändertem Kundenverhalten und der fortschreitenden Digitalisierung zu begegnen. So können nachhaltig ergebniswirksame Erfolge im Privatkundenvertrieb der LzO erreicht werden. Dr. Markus Thiesmeyer Tanja-Vera Asmussen Leiterin Vertriebssteuerung Privatkunden Landessparkasse zu Oldenburg Dr. Markus Thiesmeyer Director zeb Daniela Schmitz Senior Manager zeb Weitere Informationen unter www.zeb.de Michael Thanheiser Mitglied des Vorstandes Landessparkasse zu Oldenburg 38 STRATEGY & BUSINESS MODEL Johannes Trenkle RAIFFEISENLANDESBANK NIEDERÖSTERREICH-WIEN AG| WALLET-SIZING IM KOMMERZKUNDENGESCHÄFT AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTZIEL PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG (RLB NÖ-Wien) möchte neue Analysetools einsetzen, um Vertriebschancen bei ihren Kommerzkunden besser zu erkennen und so Wettbewerbsvorteile sowie ehrgeizige Ertragssteigerungen zu erreichen. Gemeinsam mit zeb wurde das Projekt „Wallet-Sizing“ aufgesetzt, um in einem ersten Schritt den Kundenbedarf und offene Potenziale zu identifizieren und zu quantifizieren sowie im zweiten Schritt durch eine Neuausrichtung des Vertriebsmanagements eine konsequent an Potenzialen orientierte Marktbearbeitung zu ermöglichen. Das zeb.Wallet-Modell berechnet die für Banken adressierbaren Ertragspotenziale im österreichischen Kommerzkundengeschäft. Auf Basis dieser Informationen und der Kundendaten der RLB NÖ-Wien wurde für alle Bestandskunden berechnet, welches „Wallet“ (d. h. Bruttoertrag aus Zins- und Provisionsgeschäft) alle Banken mit den Kunden der RLB NÖ-Wien statistisch generieren. In mehreren Stufen wurde dieses statistische Wallet an RLB-Spezifika angepasst (Berücksichtigung des Geschäftsgebiets, der spezifischen Margen und des spezifischen Produktangebots). Abschließend wurde das „Ambitionsniveau“ (d. h. die angestrebte Ausschöpfung der Kunden) festgelegt (vgl. Abb. 1). Dafür wurde nach sechs Größenklassen – gestaffelt von Gewerbekunden bis zu großen Konzernen – differenziert. Die Ergebnisse finden auf mehreren Ebenen Einsatz: •Die RLB NÖ-Wien gewinnt Transparenz über ihre adressierbaren Potenziale. Mehrdimensionale Analysen nach Größenklassen, Einzelkunden, Produktbereichen, Regionen oder Branchen sind möglich. •In Abhängigkeit von Ist-Deckungsbeitrag und offenem Potenzial wurden differenzierte Kundentypen gebildet. •Je Größenklasse wurden auf Basis der bestehenden Kundendurchdringung und der offenen Poten ziale strategische Stoßrichtungen definiert. Bei der Hebung der Potenziale kommt nun dem neu ausgerichteten Vertriebsmanagement eine entscheidende Rolle zu. In einem gemeinsamen Workshop von Vorstand und Bereichsleitern wurde das Zielbild eines „Managers“ (vgl. Abb. 2) definiert. Die Positionierung als aktiver Gestalter und Treiber erlaubt es dem Vertriebsmanager, neben der schon gelebten Unterstützung des Vertriebs, Leitplanken zu geben und Aktivitäten gezielt zu steuern – und damit letztlich die Hebung der Potenziale sicherzustellen. Aktiver Gestalter und Treiber sowie Sparringspartner für Topführungskräfte Im Rahmen von Einzelinterviews wurden die Anforderungen von Bereichs- und Abteilungsleitern sowie Kundenbetreuern eingeholt und mit Best-Practice-Empfehlungen des zeb ergänzt. In weiteren Workshops mit Vorstand und Bereichsleitern wurden dann Rollen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten für alle Funktionen des Vertriebsmanagements festgelegt (Potenziale und Planung, Segmentierung und Betreuung, Vertriebscontrolling und Analyse, Pricing, Vertriebsunterstützung, Projekte und Sonderaufgaben). Abschließend wurden Instrumente des Vertriebsmanagements weiterentwickelt (Betreuungssystematik, KPIs und Management-Cockpit, Kundenkonferenzen, Standardberatungsunterlagen, Zusammenarbeitsregeln zwischen Kundenbetreuern und Spezialisten). LEISTUNGSVERSPRECHEN . Inwieweit wird alle Banken mit den Bestands kunden der RLB NÖ-Wien? das Standard modell an RLBSpezifika angepasst? . Was kann eine Kernbank mit den Bestandskunden der RLB verdienen? Festlegung Ambitionsniveau . Was ist der Anspruch der RLB an die Durch dringung der eigenen Kunden? Ableitung offenes Potenzial hoch . Was verdienen Abgleich KernbankWallet . Was verdient die RLB mit diesen Kunden bereits und was kann sie zusätzlich verdienen? Ergebnis (in Mio. Euro) LEITPLANKEN GEBEN SPEZIALIST MANAGER Entscheidungskompetenz Bestimmung spez. ErtragsWallet RLB gering Kernfragen Bestimmung Ertrags-Wallet AKTIVITÄTEN STEUERN Wir geben Impulse und schärfen den Blick auf die Vertriebsaktivitäten ABARBEITER UNTERSTÜTZER Wallet RLB NÖ-Wien Abb. 1: Ermittlung offenes Potenzial 40 STRATEGY & BUSINESS MODEL KernbankWallet Ambitionsniveau Offenes Potenzial (Bruttobeitrag) VERTRIEB UNTERSTÜTZEN Wir unterstützen den Vertrieb durch die Bereitstellung einer Vertriebsinfrastruktur Bereits ausgeschöpft Offenens Potenzial Wallet zeb Wir sind rahmengebende Einheit für den Vertrieb gering Aufgaben- umfassend spektrum Abb. 2: Gemeinsam definiertes Zielbild eines Managers STRATEGY & BUSINESS MODEL 41 FAZIT UND AUSBLICK Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien hat gemeinsam mit zeb Transparenz über Kundendurchdringung und Ertragspotenziale für die Kommerzkundensegmente geschaffen und das Vertriebsmanagement potenzialorientiert neu ausgerichtet. Die Basis für die Realisierung des angestrebten Wachstumspfades ist geschaffen. Die nächsten Schritte werden darin liegen, die Schwerpunkte der Kundenbetreuung systematisch auf die potenzialstärkeren Kunden auszurichten. Weitere Informationen unter www.zeb.de Ralf Laval 42 VD Mag. Reinhard Karl Vorstandsdirektor Geschäftsgruppe Kommerzkunden Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG Dir. Mag. Felix Mayr, MBA Hauptabteilungsleitung Internationales Geschäft und Vertriebsmanagement Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG Dir. Mag. Michaela Rammel, MBA Hauptabteilungsleitung Kommerzkunden Wien Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG Dr. Michaela Schneider Managing Partner zeb.Austria Christian Rupp Senior Manager zeb Jakob Meyer Manager zeb STRATEGY & BUSINESS MODEL Genc Begolli CNP UNICREDIT VITA | INTERNETSTRATEGIE: VERBESSERUNG DER KUNDENZUFRIEDENHEIT AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTZIELE Im Jahr 2013 war CNP UniCredit Vita einer der Marktführer im Bereich Bankassurance in Italien nach gebuchten Bruttoprämien, die sich für das Unternehmen auf 2,3 Mrd. Euro beliefen. Die versicherungstechnischen Rückstellungen erreichten eine Summe von 9,5 Mrd. Euro. In Italien verwaltet das Unternehmen ein Portfolio von ca. 900.000 Policen, die im Laufe der Zeit über verschiedene Bankennetzwerke erworben wurden. Aktuell vertreibt die Gesellschaft ihre Policen über das Filialnetz von UniCredit und die Finanzberater der Fineco Bank. Das Unternehmen gehört zu CNP Assurances, dem führenden Privatkundenversicherer in Frankreich und drittgrößten Lebensversicherer in Europa, mit versicherungstechnischen Rückstellungen von 300 Mrd. Euro und mit einer Minderheitsbeteiligung von der UniCredit Group, einer führenden europäischen Bank. In ihrer Rolle als Bankassurance-Spezialist des UniCredit-Netzwerks verfolgt CNP UniCredit Vita ehrgeizige Ziele, sowohl hinsichtlich der Zufriedenheit der Bestandskunden als auch hinsichtlich der Zufriedenheit interner Kunden aus dem Vertriebsnetzwerk. Gleichzeitig strebt die Gesellschaft stets nach einer konstant starken Performance im Bereich After-Sales-Management für den bestehenden Kundenstamm. Um auf After-Sales-Bedarfe einzugehen (z. B. Anfragen zu Policen oder anderen Dokumenten, Änderungsanträge oder Schadensabwicklungen etc.), kontaktieren die Kunden von CNP UniCredit Vita das Unternehmen entweder direkt per Callcenter, Brief und E-Mail oder indirekt über das Vertriebsnetzwerk (vgl. Abb. 1). Entsprechend der strategischen Ziele von CNP Assurances, der Muttergesellschaft, bestand das zentrale Projektziel in der Entwicklung einer Strategie für ein onlinebasiertes After-Sales-Management mit folgenden Zielsetzungen: •Verbesserung des Leistungsangebots für Kunden durch einen höheren Digitalisierungsgrad •Minimierung der Bindung von Unternehmensressourcen im Bereich After-Sales-Antragsmanagement •Entlastung des Netzwerks hinsichtlich Aktivitäten, die wenig Mehrwert generieren und eine geringe Vertriebswirkung haben, um mehr Zeit für Vertriebsaktivitäten verfügbar zu machen N DE ZU E FR I DEN HEIT KOM M UN I KA TIO N AN KU SK N PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN ÄLE Öffentlicher Bereich 1. Telefon 2. Internet 3. Brief 2011 2012 2013 1. Filialnetz/ Finanzberater Webseite Privater Bereich E-Mail E-Mail Akteur 1 E-Mail Akteur 2 Telefon/E-Mail Akteur 3 Ticket/Telefon Abb. 1: Überblick über die Projektziele 44 STRATEGY & BUSINESS MODEL Während der ersten Projektphase wurde eine Analyse durchgeführt, die zwei verschiedene Blickwinkel – eine unternehmensinterne und eine unternehmensexterne Perspektive – umfasste. Die Analyse aus der internen Perspektive betrachtete Betriebsstrukturen und -prozesse sowie damit zusammenhängende Leistungen, Volumina, Kundenantragscluster geordnet nach Inhalten/Produkten/Prozessen, Informationsflüsse zwischen Kunden und den in die Bearbeitung der Kundenanträge involvierten Filialen, zweckgebundene Ressourcen sowie verwendete Systeme und Tools. Die Analyse aus der externen Perspektive bestand in einem Benchmarking der Inhalte zugriffsbeschränkter Websiteinhalte von über zehn Versicherungsunternehmen (klassisch und Bankassurance) am italienischen Markt. Zu diesem Zweck wurden Versicherungspolicen erworben und die verfügbaren Informationen und Vorgänge anschließend im gesicherten Bereich der jeweiligen Webseite analysiert. Des Weiteren erfolgte eine Bewertung der über das Internet verfügbaren Leistungen im italienischen Versicherungsmarkt mit Blick auf neue Regulierungsmaßnahmen (Umsetzung im Zuge des Projekts) mit dem Ziel, Kunden über gesicherte Webseiten Zugang zu ihren Versicherungsakten zu gewähren. STRATEGY & BUSINESS MODEL 45 In der zweiten Projektphase wurde die Unternehmensstrategie für den Onlinekanal definiert — mit Blick auf: •die Rolle des Internetkanals für eine Lebensversicherungs-Bankassurance-Gesellschaft in Italien •die Rolle des Internets in Bezug auf Unternehmens-/Kundenkommunikation hinsichtlich des Kundenbeziehungsablaufs (Vertrieb, After-Sales-Informationen usw.) •einen Rahmen für die verschiedenen Webseiteninhalte zur Optimierung der gegenwärtigen Positionierung der Webseite (z. B. bezüglich der Inhaltsarten, der Nutzbarkeit der Informationen etc.) •eine Grundlage für die Ausrichtung der Online-Leistungen passend zu Kundenanforderungen und Unternehmensprozessen (Abwicklungsworkflow, online verfügbare Dokumente des Unternehmens usw.) •die Ermittlung von Investitionen und Kosten sowie möglichen Anbietern für die Entwicklung einer neuen Webseite per Request for Proposal (RfP) PROJEKTERGEBNISSE UND AUSBLICK Weitere Informationen unter www.zeb.de Das Projekt ermöglichte es dem Unternehmen, auf Basis von zwei Säulen einen Entwicklungspfad für die Ausarbeitung und Implementierung seiner Internetstrategie zu definieren. Zum einen beruht dieser auf der Steigerung der Effizienz des Unternehmens durch gezielte Maßnahmen zur Umgestaltung des Prozesses zwischen der „Produktgesellschaft” und den Kunden. Zum anderen fußt er auf einer Verbesserung des Leistungsangebots für Kunden als Reaktion auf den Digitalisierungstrend des Sektors. 46 STRATEGY & BUSINESS MODEL Gianni Degan General Manager CNP UniCredit Vita Mario E. M. Fumagalli External Communication and Customer Satisfaction Manager CNP UniCredit Vita Paolo Ciccarese Managing Director zeb.Italy Insurance Marika Caimi Consultant zeb Oliver Schoch Francesco Brutti DEUTSCHE BANK AG | DIGITALISIERUNG UND AUTOMATISIERUNG – E-SERVICES IN PBC BANKING SERVICES AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTAUFTRAG 1. DIGITALISIERUNG INPUT Im Zuge der Integration der Postbank in die Deutsche Bank PBC wurden die Middle- und Backoffice-Einheiten zu einer gemeinsamen Plattform „PBC Banking Services“ zusammengeführt. Nach der Etablierung einer einheitlichen Organisations- und Governancestruktur folgt aktuell die Harmonisierung beider Prozesswelten und die Etablierung innovativer Best-Practice-Prozesse. Zur Etablierung einer zukunftsweisenden Produktion strebt die neue Plattform eine konsequente Digitalisierung und Standardisierung sämtlicher Prozesse an. Im Fokus stehen die Servicebereiche Banking & Cards, Lending & Collections, Payments und Callcenter. Eingangskanäle Ausgangskanäle Filiale Physisch Callcenter Nachrichtenbox Online/Mobil Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, hat PBC Banking Services das Projekt PLUS als Teil des konzernweiten Operational-Excellence-Programms (OpEx) aufgesetzt. PLUS wird von zeb in Konzeption, Umsetzung und Projektsteuerung unterstützt. 2. AUTOMATISIERUNG ABWICKLUNG (STP) Erfassen Eingangskontrolle Datenkorrektur Eröffnungsprocessing Kontrolle E-Post SB/Terminal SMS Drittvertrieb E-Mail Mobiler Vertrieb Social Media 3. WORKFLOWBASIERTE PRODUKTION MIT DURCHGÄNGIGER AUFTRAGSTRANSPARENZ Abb. 1: Digitale Prozessarchitektur PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN Das Projektvorgehen folgt dabei ganz dem zeb-Grundsatz „Von der Idee bis zur Tat“. Zunächst wurden ca. 150 Maßnahmenideen identifiziert, die sich den folgenden drei Stellhebeln zuordnen lassen (vgl. Abb. 1): Erstens: Eine möglichst frühe Digitalisierung aller für die Geschäftsabwicklung relevanten Informationen spielt eine Schlüsselrolle. Egal ob der Kunde sein Konto online, in der Filiale, über das Callcenter oder im mobilen Vertrieb eröffnet – alle Informationen müssen möglichst frühzeitig in digitaler und einheitlich strukturierter Form vorliegen. Hierunter fällt z. B. der Einsatz eines SignPads, das papierhafte Unterschrift und Auftragstransport durch eine elektronische Signatur ersetzt und so die Voraussetzung für den elektronischen Auftragsversand schafft. Eine weitere wichtige Maßnahme ist das direkte Einscannen von papierhaften Kundenaufträgen über Massenscanner in Verbindung mit automatisierter Datenerkennung und -verarbeitung über optische Schrifterkennung (OCR). 48 RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL Zweitens: Manuelle Bearbeitungsschritte sind teuer und fehleranfällig. Durch konsequente Automatisierung von Prozessen wird günstiger und qualitativ hochwertiger produziert. So gelingt optimalerweise eine einstufige Bearbeitung ohne jeden manuellen Eingriff. Die höchsten Synergien lassen sich durch Automatisierung standardisierter Massenprozesse wie z. B. der Verarbeitung von Freistellungsaufträgen oder der Auszahlung von Baufinanzierungsdarlehen erzielen. Drittens: Da auch bis auf Weiteres nicht alle Geschäftsvorfälle vollständig automatisiert bearbeitbar sind, ist ein integriertes Workflow-System unerlässlich. Dieses gewährleistet eine industrialisierte Auftragssteuerung und -bearbeitung. So wird sichergestellt, dass Aufträge ihrer Priorität entsprechend abgearbeitet und in „die richtigen“ Bearbeitungsteams transportiert werden sowie eine übergreifende Produktionssteuerung gewährleistet ist. Im Anschluss daran wurden diese Maßnahmenideen in Grobkonzepten konkretisiert, ihre Kosten- und Nutzenwirkung grob bewertet und ein erstes, priorisiertes Maßnahmenportfolio abgeleitet. Maßnahmen mit einer guten Rentabilität wurden anschließend in Fach- und IT-Konzepten operationalisiert. Nach Abschluss der Spezifikationen erfolgte die eigentliche IT-Programmierung. Parallel hierzu wurden der anschließende Test sowie die fachliche Einführung vorbereitet. Zudem galt es, aufgrund der Vielzahl und Komplexität der Maßnahmen alle internen und externen Abhängigkeiten auszusteuern. RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL 49 AUSBLICK Das Projekt hat gezeigt, dass eine erfolgreiche Realisierung von Digitalisierungsideen das grundlegende Hinterfragen vorhandener Prozesse sowie eine Betrachtung aus Kundenperspektive voraussetzt. Der engen Zusammenarbeit der Fach- und IT-Bereiche kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu. Häufig gilt es, gemeinsam kreative Lösungen in bestehenden Systemwelten zu finden. Im Rahmen von PLUS beinhaltete die Orchestrierung von Fach- und IT-Seite die zielgerichtete Zusammenarbeit von weit über 300 Projektbeteiligten über einen Zeitraum von 20 Monaten. Weitere Informationen unter www.zeb.de Das Projekt PLUS geht 2015 auf die Zielgerade. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der weiteren Umsetzung des umfassenden Maßnahmenportfolios. Alle Projektbeteiligten sind sich sicher, dass mit PLUS ein großer Schritt auf dem Weg zu digitalen Bankservices gemacht worden ist und Deutsche Bank PBC Banking Services damit eine Vorreiterrolle einnimmt. 50 RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL Nicole Arlt Dieter Flöck Projektleiter Plus IT Deutsche Bank AG Heino Grawenhoff Projektleiter PLUS Business Deutsche Bank AG Dr. André Ehlerding Director zeb Andreas Bräutigam Senior Manager zeb Andreas Bräutigam VOLKSBANK HOCHWALD-SAARBURG EG UND VOLKSBANK TRIER EG | TRANSPARENZ SCHAFFT AKZEPTANZ! AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTAUFTRAG Mit Blick auf die kommenden Herausforderungen des Wettbewerbs und die regulatorischen Rahmenbedingungen haben sich die Vorstände der Volksbanken HochwaldSaarburg eG und Trier eG das Ziel gesetzt, die Vorteile einer etwaigen Verschmelzung zu prüfen. Durch eine Fusion entstünde die in der Region größte Volksbank mit einer Bilanzsumme von 1,2 Mrd. Euro, etwa 350 Beschäftigten, 35.000 Mitgliedern und einem Bestand von rund 80.000 Kunden. Dennoch soll eine Fusion kein Selbstzweck sein, da beide Banken mit starkem Fokus auf das Kundengeschäft in ihrem Marktgebiet heute schon sehr erfolgreich sind. zeb wurde deshalb damit beauftragt, zu prüfen, ob die Institute kulturell und strategisch zusammenpassen, welche Risiken ggf. zu beachten sind und welche Synergien sich ergeben. Folgende Leitgedanken standen für die Vorstände dabei von Beginn an im Vordergrund: Status-quo-Analyse und Fusionseckpfeiler Geschäftsmodell und Aufbauorganisation Nach dem Motto „Transparenz schafft Akzeptanz“ ermöglichte die neutrale zeb-Analyse auf Grundlage der Ergebnisse aus den Sondierungsdialogen und der Auswertung zentraler Dokumente zu Strategie und Risiko eine gemeinsame Bewertung der kulturellen und betriebswirtschaftlichen Ausgangslage durch die Vorstände. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Bewertung der Ertrags- und Kostenstrukturen, der Analyse der wesentlichen Risikopositionen im Zins- und Kreditbuch sowie einer detaillierten Betrachtung des Eigenanlagenund Kreditportfolios der möglichen Fusionspartner. Im Rahmen einer ersten strategischen Diskussion wurde die Kontur eines möglichen Geschäftsmodells des Fusionshauses gemeinsam entwickelt. Zur Vorbereitung dieser Diskussion analysierte zeb bedeutende Megatrends und Rahmenbedingungen und arbeitete die individuellen Herausforderungen für die strategische Positionierung und Weiterentwicklung der fusionierten Volksbank in der Region Trier-Saarburg heraus. •Eine Fusion muss, insbesondere für Kunden und Mitglieder, strategisch sinnvoll sein. •Beide Banken halten eine fundierte Analyse und Bewertung der Vorteile einer Verschmelzung für erforderlich. •Die Sondierungsphase wird ergebnisoffen geführt – deren Beendigung bedeutet keinen Gesichtsverlust. Gemäß dem Grundsatz „Struktur folgt der Strategie“ schloss sich die Erörterung der Zielarchitektur eines etwaigen gemeinsamen Hauses auf Basis eines von zeb vorbereiteten konkreten Diskussionsvorschlags an. Besonders wichtig war es den Vorständen hierbei, dass nicht nur die beschlossene Strategie vollständig, effizient und zukunftsweisend abgebildet wird, sondern auch die regionale Identität im neuen Haus genauso wie bei den Einzelbanken gewährleistet wird. VORGEHEN IM PROJEKT Häufig enden Sondierungsgespräche dann, wenn es darauf ankommt, guten Worten, Ideen und Gedanken weitere Taten folgen zu lassen. Zurückzuführen ist dies oftmals auf das Fehlen eines objektiven, für alle Seiten und zu jedem Zeitpunkt transparenten Verfahrens, in dem Auswirkungen bewertet und sensible Sachverhalte professionell moderiert werden. Genau dies war den Vorständen beider Häuser sehr wichtig. Die Begleitung durch zeb umfasste daher im Rahmen von vorgeschalteten Sondierungsdialogen und drei aufeinander folgenden Vorstandsworkshops die Bausteine „Statusquo-Analyse und Fusionseckpfeiler“, „Geschäftsmodell und Aufbauorganisation“ sowie „Mehrwertgutachten und Kommunikation“. 52 RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL Bruttoergebnis ∑ Gemeinsame Planung inkl. Synergieeffekte 2 FUSIONSNUTZEN! ∑ Addition isolierter Planungen beider VB Mehrwertgutachten Addition der Ist-Situation beider VB 1 Volksbanken 2014 2015 ∑ 2016 2017 Fortschreibung IstSituation beider VB 1 Strategische Grundüberlegungen 2 Nutzen Fusionsvorhaben 3 Zielbild und Weg zur Fusion 2018 Abb. 1: Vorgehen Businessplan und Mehrwertgutachten RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL 53 AUSBLICK Mehrwertgutachten und Kommunikation Nach Bewertung der Ausgangssituation und Diskussion strategischer Grundsatzüberlegungen lag der Blick zum Ende der Sondierungsphase auf Entwicklungschancen des Fusionshauses. Im Fokus stand dabei die Frage „Was können beide Häuser besser gemeinsam als alleine?“. Auf Basis eines groben Businessplans (vgl. Abb. 1) wurde durch zeb der mögliche Fusionsnutzen unter Berücksichtigung von Fusionskosten und Synergieeffekten aufgezeigt, ein Mehrwertgutachten ausgearbeitet und ein Kommunikationsfahrplan für einen möglichen Einstieg in die Phase der Fusionsanbahnung erarbeitet. Die Vorstände der Volksbank Hochwald-Saarburg eG und der Volksbank Trier eG trafen ihre Entscheidung für den Einstieg in die konkrete Vorbereitung der Fusion am Ende der Sondierungsphase auf Grundlage einer fundierten betriebswirtschaftlichen und kulturellen Analyse. Die im Mehrwertgutachten ausgearbeiteten Fusionsmehrwerte wurden als Basis für die weitere Kommunikation mit dem Aufsichtsrat, den Mitgliedern, Kunden und Mitarbeitern genutzt. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse durch zeb in einem „Letter of Intent“ aufbereitet. Sehr gut vorbereitet gehen die Banken nun in die nächste Phase der konkreten Fusionsanbahnung mit dem Ziel, ihren Mitgliedern und Kunden die Fusion beider Häuser zu einer der stärksten Genossenschaftsbanken in der Region zu empfehlen. Weitere Informationen unter www.zeb.de Andreas Arndt 54 Werner Dellwing Mitglied des Vorstandes Volksbank Hochwald-Saarburg eG Norbert Friedrich Mitglied des Vorstandes Volksbank Trier eG Alfons Jochem Mitglied des Vorstandes Volksbank Hochwald-Saarburg eG Horst Schreiber Mitglied des Vorstandes Volksbank Trier eG Dr. Alexander Henk Partner zeb Stefan Overwien Senior Manager zeb RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL Thomas Engeln POSTFINANCE AG| OPERATIONS: ORGANISATION DER ZUKUNFT AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTZIELE Die PostFinance AG ist mit über 2,8 Millionen Privat- und Geschäftskunden eines der führenden Schweizer Retail-Finanzinstitute und der größte Anbieter im Schweizer Zahlungsverkehr. Der Bereich Operations ist mit fast 900 Mitarbeitern einer der größten Unternehmensbereiche der PostFinance und verarbeitet pro Jahr über 950 Millionen Transaktionen. Als große Retailbank und führender Zahlungsverkehrsanbieter der Schweiz betreibt die PostFinance im Bereich Operations ein überwiegend standardisiertes Mengengeschäft. Ziel dieser Organisation ist eine hohe Kosteneffizienz bei gleichzeitig qualitativ hochwertiger Abwicklung und damit hoher Kunden- und Mandantenorientierung. Die Aufbauorganisation des Bereichs Operations der PostFinance war zwar historisch gewachsen, dabei aber gut eingespielt und erfolgreich bei der Erreichung ihrer Ziele. Aus Sicht des neuen COO und seiner Führungskräfte gab es nichtsdestotrotz – vor allem aufgrund neuer Marktherausforderungen wie Digitalisierung, Regulatorik und des neuen Zahlungsverkehrs im Wettbewerb – Anpassungsbedarf (vgl. Abb. 1). Megatrends und externe Einflussfaktoren, z. B. … Ziel des Projekts war es, eine moderne, schlagkräftige und zukunftsfähige Aufbauorganisation einzuführen, die effektiv und effizient auf Kundenbedürfnisse und Marktherausforderungen reagieren kann. VORGEHEN IM PROJEKT Mit einem gemeinsamen Projektteam und enger Einbindung des COO konnten die wesentlichen Defizite der aktuellen Aufbauorganisation analysiert und die wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine Operations-Organisation identifiziert werden. Hierzu wurden auch Best-Practice-Beispiele von vergleichbaren Banken verwendet. Danach ließen sich relevante Optionen für die neue Aufbauorganisation entlang der definierten Erfolgsfaktoren entwickeln und bewerten. Schlussendlich wurde die Option gewählt, welche nicht nur die Erfolgsfaktoren in hohem Maß erfüllte, sondern auch aus personeller und Umsetzungssicht die viel versprechendste Aufbauorganisation darstellt. … führen zu Herausforderungen im Operationsumfeld … Digitalisierung Regulatorik (z. B. SEPA) Wettbewerber, Alternativen zu Cash und trad. ZV Sich änderndes Kundenverhalten •Kostenfokus/Lean Management •Preis- und Kostendruck verlangen Effizienz- und Kosten-Leadership •Effektive und effiziente Unterstützung der Produkt und Service-Innovation •Modernste IT-Infrastruktur, z. B. zur Abwicklung eines n integrierten Channel Managements •Hohe Automatisierung und Straight Through Processing •etc. etc. … und (notwendigen) Reaktionen mit Einfluss auf die Aufbauorganisation •Hohe Flexibilität im Kapazitätenmanagement •Insourcing um eigene „Economies of Scale“ zu steigern •Stärkere Zentralisierung und Bündelung, zentrale Steuerung •Signifikante Stärkung der „Change the Bank“-Funktionen •Stärkere Trennung von Run- und Change-Funktionen •Outsourcing und ggf. Nearshoring •etc. Abb. 1: Megatrends und Herausforderungen für Operations-Organisationen 56 RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL Erfolgsfaktoren der Aufbauorganisation Operations Ziele Operations-Bereich • Systematische strategische Weiterentwicklung 1 Strategische Führung durch COO und geringe Führungsspanne 2 Trennung „Run the Bank“- vs. „Change the Bank“-/Steuerungsfunktionen 3 Produktorientierung auf Ebene 2 4 Funktionale Bündelung 5 Bildung standortbezogener Competence Center basierend auf funktionaler Bündelung (4.) •Hohe Kosteneffizienz •Qualität, Kundenorientierung und Prozesssicherheit • Mandantenorientierung • Flexibilität Abb. 2: Ziele und Erfolgsfaktoren im Bereich Operations PROJEKTERGEBNISSE Für den Bereich Operations der PostFinance wurde eine Aufbauorganisation der Zukunft entwickelt, die die Erfolgsfaktoren einer modernen Operations-Organisation erfüllt (vgl. Abb. 2). Die neue Organisation erlaubt eine systematische, strategische Weiterentwicklung des Bereichs, hohe Kosteneffizienz, Kundenorientierung und Prozesssicherheit sowie die notwendige Flexibilität. Die wesentlichen Veränderungen gegenüber der alten Aufbauorganisation lassen sich entlang der definierten Erfolgsfaktoren beschreiben: •Optimierung der Führungsspannen und damit u. a. Sicherstellung, dass sich das Führungsteam auf die wesentlichen Themen fokussieren kann •Klare Trennung der „Run the Bank“-Funktionen von den „Change the Bank-“/Steuerungsfunktionen •Ausrichtung der Organisationsbereiche auf Ebene 2 überwiegend nach Themen (ZV, Konten, Kredite, Karten); bisheriges Standortkonzept mit eher komplexer Matrix-Organisation, mit funktional/ produkt-/regional orientierten Bereichen •Konsequente funktionale Bündelung auf Basis der Produktausrichtung •Bildung standortbezogener Competence Center RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL 57 FAZIT Die stringente und faktenbasierte Vorgehensweise unter Berücksichtigung der Meinungen der betroffenen Führungskräfte, der Rahmenbedingungen und der Einhaltung der Erfolgsfaktoren hat wesentlich zur Definition einer effizienten und zukunftsorientierten Organisation beigetragen. Obwohl es in einigen großen Bereichen zu signifikanten Veränderungen gekommen ist, wurde die neue Aufbauorganisation von den betroffenen Führungskräften und Mitarbeitern dank der guten Kommunikation des Senior Managements und der entsprechenden Nachvollziehbarkeit sofort akzeptiert. Die Aufbauorganisation wurde im Projekt bezüglich der Ausgestaltung der einzelnen Funktionen bis auf Ebene 3 beschrieben. Die weitere Detaillierung der einzelnen Abteilungen geschah danach durch die entsprechenden Führungskräfte. Seit dem 1. September 2014 ist die neue Organisation gültig und hat bisher alle Erwartungen erfüllt. Heinz Rubin Horst Kleinlein Director zeb Weitere Informationen unter www.zeb.de Peter Lacher COO und Leiter Operations PostFinance AG 58 RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL Dr. Sarah Brockhoff RAIFFEISEN ZENTRALBANK ÖSTERREICH AG | UMSETZUNG MIFID II AUSGANGSSITUATION PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN Die EU-Kommission versucht mit MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive) den Markt mit einem immer komplexer und umfangreicher werdenden Spektrum an angebotenen Finanzdienstleistungen und -instrumenten zu regulieren. Ziel ist es, den Anlegerschutz weiter auszubauen sowie die Transparenz an den Kapitalmärkten zu erhöhen. Am 15. April 2014, kurz vor Ende der letzten Legislaturperiode des EU-Parlaments, wurde die Richtlinie verabschiedet und trat mit Veröffentlichung am 3. Juli 2014 EU-weit in Kraft. Die Aufsichtsbehörde ESMA („European Securities and Markets Authority“) erarbeitet derzeit präzisierende Durchführungsrichtlinien. Die Umsetzung in nationales Recht in Österreich wird mit Mitte 2016 durch die Neufassung des Wertpapieraufsichtsgesetzes (WAG) erwartet. Zu Januar 2017 soll MiFID II im gesamten EURaum zur Anwendung gelangen (vgl. Abb.1). 2011 MiFID II Februar 2011 Konsultationspapier MiFID II 2012 Oktober 2011 EU-Kommission: Gesetzesentwurf MiFID II Abb. 1: Zeitstrahl MiFID II 60 RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL Aufgrund weitreichender Prüfungs-, Dokumentations-, und Meldepflichten wird von vielen Marktteilnehmern eine zunehmende Komplexitätssteigerung im Wertpapiergeschäft erwartet. Gleichzeitig gewinnt ein weiterer Aspekt mit MiFID II wesentliche Bedeutung: die Auswirkung auf das Geschäftsmodell. So müssen Banken sowohl Lösungen für die steigende Komplexität als auch Antworten auf die Positionierungsfragen in MiFID II finden. Dies war auch der Ansatzpunkt für das Projekt „MiFID II“ der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB), welches die gemeinsame Umsetzung der Richtlinie in der Raiffeisen-Bankengruppe Österreich zum Ziel hat. Das von zeb begleitete Projekt wurde auf Basis einer in 2013 durchgeführten Gap-Analyse gestartet, welche in einem ersten Schritt 12 Handlungsfelder identifizierte, die bezüglich ihrer strategischen und operativen Bedeutung einer ersten Einschätzung unterzogen wurden. Im zweiten Schritt wurden strategische Leitplanken entwickelt, welche als „Richtschnur“ für die strategischen Themen im Projekt dienen. 2013 2014 Oktober 2012 Start 1. Lesung EU-Parlament/konsolidierter Vorschlag MiFID II (Start Trilogverfahren) April 2014 Parlamentslesung und MiFID-IIVerabschiedung 2015 Erwartet 2014-16 Level 2 & 3 Maßnahmen: öffentliche Konsultation/ Veröffentlichung finale Version 2016 Mitte 2016 Umsetzung ins nationale Recht • ESMA - Implementierung/regulatorische technische Standards • ESMA - Guidelines; nationale Umsetzung Ab 2017 Gültigkeit Im Projekt „MiFID II“ sind Experten der RZB sowie aller Raiffeisenlandesbanken vertreten. Dabei gliedert es sich in die Arbeitsgruppen Vertrieb, Handel und Operations. Die Arbeitsgruppe Vertrieb beschäftigte sich im Wesentlichen mit der Erarbeitung von Lösungsoptionen und groben Fachkonzepten für die identifizierten Handlungsfelder im Wertpapiervertrieb. Die erarbeiteten Lösungsoptionen umfassten Überlegungen zu den zukünftigen Beratungsmodellen und deren Leistungsangeboten in Form von Leistungsbausteinen, den Anpassungen bestehender Beratungsprozesse und -instrumente sowie der Gestaltung des künftigen Produktuniversums. Darüber hinaus wurden auch Lösungsvorschläge für zukünftige Investment- und Produktmanagementprozesse erarbeitet und in ein Gesamtkonzept integriert. Alle Konzeptüberlegungen wurden permanent dahin gehend geprüft, ob sie den beiden Hauptzielsetzungen des Projekts entsprachen: der Stärkung des Wertpapiergeschäfts und der Erfüllung der regulatorischen Anforderungen. In den Arbeitsgruppen Handel und Operations wurden die entsprechenden Regelungsbereiche identifiziert und auf Basis der vorliegenden Direktive und der „Consultation/ discussion papers“ der ESMA ausgearbeitet und mit den Vertretern aus der Arbeitsgruppe hinsichtlich ihrer Relevanz für den österreichischen Raiffeisen-Sektor evaluiert. Dabei galt es, den strategischen und operativen Handlungsbedarf für die einzelnen Sektorinstitute zu ermitteln und für die identifizierten Handlungsfelder erste mögliche Lösungsoptionen abzuleiten, welche in weiterer Folge einer detaillierten Ausarbeitung unterliegen. Alle Projektergebnisse wurden unter Einbindung der jeweiligen Experten aus den Landesbanken erarbeitet und in einem zentralen „Umsetzungsleitfaden“ konsolidiert. Dabei dient der Umsetzungsleitfaden als Basis sowohl für die anschließende dezentrale Implementierung und den Rollout in den einzelnen Landes- und Raiffeisenbanken als auch für die Spezifikation der notwendigen IT-Anpassungen. RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL 61 PROJEKTERGEBNISSE UND AUSBLICK Die Ergebnisse des Projekts lassen sich wie folgt zusammenfassen: •Ausgearbeitete Lösungsoptionen und Fachinhalte für das Handlungsfeld Vertrieb •Hinsichtlich ihrer strategischen und operativen Relevanz analysierte und bewertete Handlungsfelder sowie erste Lösungsoptionen in den Bereichen Handel und Operations •Umsetzungsleitfaden als Fachkonzept für die dezentrale Implementierung in den einzelnen Sektorinstituten •Umsetzungsplan und abgestimmte Projektorganisation für die weitere Vorgehensweise Weitere Informationen unter www.zeb.de Die im Rahmen des bundesweiten „MiFID II“-Umsetzungsprojekts erarbeiteten Projektergebnisse sollen nun weiter detailliert und einerseits in die IT-Umsetzung sowie andererseits in die Vorbereitung von Schulung und Rollout gegeben werden. Um den spezifischen Informationsbedürfnissen der betroffenen Anspruchsgruppen innerhalb der Raiffeisen Bankengruppe Österreich Rechnung zu tragen, soll die weitere Umsetzung durch eine adressatengerechte Kommunikation vonseiten der Projektleitung flankiert werden. 62 RESTRUCTURING, MERGER & OPERATING MODEL Wolfgang Schlaffer Mag. Michael Höllerer Generalsekretär Raiffeisen Zentralbank Österreich AG Mag. Andrea Plöderl Projektleiterin MiFID II Raiffeisen Zentralbank Österreich AG Werner Konezny Managing Partner zeb.Austria Wolfgang Schlaffer Partner zeb Werner Konezny Individuelle Lösungen für Financial Services DREIHUNDERTSECHZIG°BERATUNG. zeb, das ist 360° Unternehmensberatung. Für unsere Arbeit greifen wir dabei auf ein Fachwissen zurück, das von Strategie über Vertrieb bis hin zu Organisation, Unternehmenssteuerung, Human Capital und IT reicht. Die aktuelle Lage immer im Blick, entwickeln wir Visionen, die Zukunftsentscheidungen provozieren, Arbeitswelten verbessern und neue Werte schaffen. Und sind damit der geeignete Partner für all jene, die nur eins verändern wollen. Alles. LBS WESTDEUTSCHE LANDESBAUSPARKASSE | FOLGEN VON NIEDRIGZINSPHASE UND REGULATORIK FÜR DAS GESCHÄFTSMODELL VON BAUSPARKASSEN AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTZIEL Für die LBS Westdeutsche Landesbausparkasse leistet das nach wie vor solide Zinsergebnis einen entscheidenden Beitrag zur stabilen Erlössituation des Hauses. Das Zinsniveau nahe der „Nulllinie“ wird künftig jedoch zu entsprechendem Druck auf diesen zentralen Ertragsbestandteil führen. Die Anforderungen an das Bankmanagement bestehen daher darin, diesen Entwicklungen strategisch und operativ wirksam zu begegnen. Ziel des Projekts war es entsprechend, zunächst belastbare Transparenz über die möglichen Konsequenzen einer länger anhaltenden Niedrigzinsphase im aktuellen regulatorischen Umfeld zu schaffen und darauf aufbauend ein entsprechendes Handlungsprogramm zu entwickeln. zukunftsweisende STRATEGIE innovative PRODUKTE PROJEKTVORGEHEN UND -ERGEBNISSE Vor diesem Hintergrund war eine sorgfältige Szenarioauswahl und -gestaltung für die Quantifizierung möglicher Konsequenzen erforderlich. Zudem war eine langfristig ausgerichtete kaufmännische Weitsicht geboten, damit aktuell verfügbare Zeitfenster und Stellhebel erkannt und ausgenutzt werden, die erst deutlich in der Zukunft ihre Auswirkungen auf die Geschäfts- und Ergebnisstruktur zeigen. Die Erarbeitung der Projektergebnisse erfolgte in drei Teilschritten und wird im Folgenden kurz skizziert. FINANCE & RISK effizienter BETRIEB robuste STEUERUNG sichere IT Geschäftsmodellspezifische Herausforderungen des aktuellen Umfeldes liegen in der gesetzlich abgesicherten Ausgestaltung des Tarifsystems begründet: Zum einen sind Abhängigkeiten vom Zinsniveau aufgrund der determinierten Vertragsbestandteile recht eindeutig ermittelbar. Zum anderen reagiert das Geschäftsmodell erst deutlich zeitverzögert auf Anpassungen im Tarifgerüst. 66 erfolgreicher VERTRIEB Abb. 1: Zukunftsprogramm LBS West Im Mittelpunkt des ersten Teilschritts stand dabei vor allem die Frage nach den zu betrachtenden Szenarien für zu untersuchende Zinsstrukturkurvenänderungen. Als Basis für das zu entwickelnde Handlungsprogramm waren diese Zinsszenarien nicht zu optimistisch auszugestalten, gleichzeitig durften sie aber natürlich auch nicht allein von Risikogesichtspunkten geprägt sein. Im Ergebnis wurde ein Set aus verschiedenen Marktzinsszenarien identifiziert. Ergänzt wurden diese Szenarien um korrespondierende Annahmen bezüglich der Margenund Volumenentwicklungen, der Risikovorsorge sowie der weiteren Kosten- und Ertragsentwicklungen. Gegenstand der Ergebnisbewertung im zweiten Teilschritt bildete die Frage, inwiefern auch bei länger anhaltendem Niedrigzinsniveau (neue) aufsichtsrechtliche Größen langfristig erfüllt werden können, ohne Ziele und Ansprüche der Eigentümer zu gefährden. Dazu stand neben der Analyse der Rentabilitätsentwicklung vor allem auch die Simulation von Kernkapitalquoten und Leverage Ratios im Mittelpunkt der Betrachtungen. Im dritten Teilschritt erfolgte schließlich die gemeinsame Ableitung und Ausarbeitung eines Zukunftsprogramms, dessen Umsetzung die LBS West auch im aktuell schwierigen Marktumfeld „wetterfest“ machen wird. Vier managementrelevante Handlungsfelder stehen dabei – neben den weiter voranschreitenden Arbeiten im Bereich IT – im Vordergrund (vgl. Abb. 1). Vor dem Hintergrund der Analyseergebnisse wurde deutlich, dass ausreichend Möglichkeiten für das Management der aktuellen Herausforderungen bestehen. Allerdings stellte sich auch heraus, dass es nicht mehr ausreichend ist, einzelne Teilaspekte singulär zu bearbeiten. Vielmehr sind umfassende Veränderungsprozesse notwendig, die in ein ganzheitliches Zukunftsprogramm zu integrieren sind. FINANCE & RISK 67 FAZIT UND AUSBLICK Es zeigt sich, dass Bausparkassen insgesamt kurzfristig auf Ergebnisbedrohungen reagieren müssen, um nicht mittelfristig mit unumkehrbaren Ergebniskonsequenzen konfrontiert zu werden. Mit dem Verständnis für das Bauspargeschäft, Transfer in langfristige Auswirkungsanalysen sowie der integrierten Betrachtung aus Ergebniswirkungen und aufsichtsrechtlichen Konsequenzen konnte mit der LBS West in kurzer Zeit ein wirksames Maßnahmenbündel zur Begegnung der Herausforderungen aus dem Niedrigzinsniveau entwickelt werden. Gemeinsam mit zeb erfolgt nun in den kommenden Monaten die operative Umsetzung wie auch das Management dieses umfassenden Umbauund Change-Prozesses. Weitere Informationen unter www.zeb.de Dr. Martin Knaup 68 FINANCE & RISK Jörg Münning Vorstandsvorsitzender LBS Westdeutsche Landesbausparkasse Dr. Franz Schlarmann Mitglied des Vorstandes LBS Westdeutsche Landesbausparkasse Dr. Patrick Tegeder Director and Chairman of the Shareholders Council zeb Dr. Dirk Holländer Partner zeb Dr. Dirk Holländer WL BANK AG | BEWERTUNGSANPASSUNGEN DURCH PRUDENT VALUATION AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTAUFTRAG Als Pfandbriefbank innerhalb der Genossenschaftlichen FinanzGruppe und größtes Tochterunternehmen der WGZ BANK bietet die WL BANK AG ihren Kunden ein breites Spektrum an maßgeschneiderten Finanzierungslösungen im Immobilien- und Kommunalkreditgeschäft an. Die Refinanzierung erfolgt maßgeblich über öffentliche Pfandbriefe und Hypothekenpfandbriefe, die sowohl öffentlich in Form von Jumbopfandbriefen und Benchmarkanleihen als auch durch privat platzierte Inhaber- oder Namensschuldverschreibungen emittiert werden. Mit dem Konzept der Prudent Valuation führt die Europäische Bankenaufsicht (EBA) das Vorsichtsprinzip für Fair-Value-bewertete Finanzinstrumente ein. Die mit der Capital Requirements Regulation (CRR) in den Artikeln 34 und 105 verabschiedeten neuen Regelungen zur Ermittlung des Eigenkapitals fordern, sofern in der externen Rechnungslegung nicht oder nur teilweise enthalten, die Berücksichtigung von zusätzlichen Risiko- und Kostenkomponenten, die im Rahmen der Glattstellung dieser Positionen schlagend werden können bzw. verursacht werden. Durch diese zusätzlichen Bewertungsanpassungen soll sichergestellt werden, dass ein angemessener Grad an Sicherheit erzielt wird, der dem dynamischen Charakter marktbewerteter Positionen sowie den Anforderungen der aufsichtlichen Solidität Rechnung trägt. Die Regelungen zur Berechnung der zusätzlichen Wertanpassungen für Fair-Value-bilanzierte Finanzinstrumente wurden durch die EBA im Regulatory Technical Standards on Prudent Valuation zunächst als Konsultationspapier, mittlerweile auch als „Final Draft“ (EBA/RTS/2014/06) veröffentlicht. In Abhängigkeit des Umfangs von zum Fair Value bilanzierten Positionen kann danach ein vereinfachter Ansatz oder der Basisansatz zur Berechnung der zusätzlichen Wertanpassungen angewendet werden. Aufgrund der Gruppenzugehörigkeit zum WGZ-BANKKonzern und der Größe des Fair-Value-Portfolios ist die WL BANK verpflichtet, den Basisansatz anzuwenden. zeb wurde während der Konsultationsphase des Standards beauftragt, im Rahmen einer Vorstudie eine Auswirkungsanalyse durchzuführen. Ziel des Projekts war es, auf Grundlage des Konsultationspapiers den Handlungsbedarf für die WL BANK zu identifizieren und eine erste Abschätzung der zusätzlichen Bewertungsanpassungen vorzunehmen. Anforderungsbereich Beschreibung •Quantifizierungsmethoden, Bewertungshierarchie und Kalkulationsprämissen •Reihenfolge der Verwendung verschiedener Quellen von Marktdaten •Methodik und Vorgehen bei Expertenschätzungen BEWERTUNGSPROZESS •Unabhängiger Bewertungsprozess •Mindestens jährliche Überprüfung der verwendeten Modelle •Freigabe von wesentlichen Änderungen in Bewertungsricht linien durch das Management KONTROLLEN Glattstellungskosten Noch nicht eingenommene Kreditrisikoprämien Modellrisikound Parameterunsicherheit Geldanlageund Finanzierungskosten Konzentrationsund Illiquiditätsanpassungen Zukünftige Verwaltungskosten Vorzeitige Beendigung von Geschäften Operationelle Risiken Abb. 2: Übersicht über die Bewertungskategorien VORGEHEN IM PROJEKT DOKUMENTATION MINDESTANFORDERUNGEN Marktpreisunsicherheit •Erstellung eines Produktkatalogs zur Sicherstellung der vollständigen Erfassung von Positionen in der Kalkulation und Zuordnung von Bewertungsmethoden •Freigabe und Bestätigung der Aktualität der verwendeten Methoden durch Markt- und Risikoüberwachungseinheit •Einführung eines „New Deal Review“-Prozesses Am Anfang des Projekts stand die Systematisierung der neuen Anforderungen aus der Prudent Valuation sowie die Analyse der bestehenden Bewertungsmethoden, -systeme und -prozesse der WL BANK. Die Mindestanforderungen des Regulatory Standards lassen sich in drei Oberkategorien zusammenfassen und sind in Abbildung 1 dargestellt. Auf Basis dieser Soll-Ist-Analyse konnten die Handlungsfelder aus der Prudent Valuation für die WL BANK identifiziert werden. Neben der Ableitung der Handlungsfelder wurde im Rahmen der Vorstudie die Abschätzung einer realistischen Größenordnung für zusätzliche Bewertungsanpassungen für die WL BANK vorgenommen. Nach dem Basisansatz im Konzept der Prudent Valuation sind Bewertungsanpassungen für Fair-Value-Positionen in neun Kategorien (vgl. Abb. 2) zu berechnen bzw. – wenn keine Berechnung möglich ist – auf Grundlage geeigneter Annahmen zu schätzen. Zur Ermittlung der Bewertungsanpassungen in den einzelnen Kategorien waren zunächst die zu Fair Value bewerteten Positionen der WL BANK sowie deren Bewertungsmodelle zu analysieren. Im Detail wurde dabei die Sortierung der Finanzinstrumente nach der Aktivität und der Liquidität der Märkte, an denen diese gehandelt werden, vorgenommen. Ferner stand für Finanzinstrumente, für die keine Marktpreise für die Fair-Value-Ermittlung vorlagen, die Analyse der in der Rechnungslegung angewandten Bewertungsmodelle sowie die systematische Erfassung der darin ggf. bereits integrierten Sicherheitsabschläge im Sinne der oben genannten Risiko- bzw. Kostenkomponenten im Fokus. Auf Basis der systematischen Analyse konnten die Finanzinstrumente für die Berechnung der Bewertungsabschläge je Kategorie in homogenen Clustern zusammengefasst werden. Die Homogenität der jeweiligen Cluster wurde dabei über die für Bewertungsanpassungen relevanten Werttreiber determiniert. Abb. 1: Qualitative Mindestanforderungen der Prudent Valuation 70 FINANCE & RISK FINANCE & RISK 71 PROJEKTERGEBNISSE UND AUSBLICK Für jede Bewertungskategorie war in einem weiteren Schritt auf Basis der Vorgaben der Aufsicht eine für das Portfolio der WL BANK geeignete Bewertungsmethodik zu entwickeln, die die resultierende Unsicherheit der werttreibenden Parameter adäquat abbildet und monetär quantifiziert. Dabei verwendete Parameter wurden entweder aus Markt- oder Benchmarkdaten abgeleitet oder durch geeignete Schätzverfahren ermittelt. Hierzu wurden verschiedene Modellrechnungen zwecks Auswirkungsindikation durchgeführt und die Ergebnisse sowohl für das betrachtete Portfolio als auch im Gesamtzusammenhang plausibilisiert. Weitere Informationen unter www.zeb.de Auf Basis der entwickelten Bewertungsmethodik und der abgeleiteten Handlungsfelder wurde gemeinsam mit den Fachabteilungen der WL BANK eine Vorgehensweise inklusive Zeitplanung für die weitere Umsetzung der Prudent Valuation erarbeitet. 72 FINANCE & RISK Das Konzept der Prudent Valuation wurde zum 31. März 2014 von der EBA in der finalen Fassung publiziert und ist bereits durch die Kreditinstitute rückwirkend zum 1. Januar 2014 anzuwenden. Mit der durchgeführten Auswirkungsanalyse konnte die Bedeutung der neuen Vorgaben für die WL BANK konkretisiert werden. Die initiale Berechnung der einzelnen Bewertungsanpassungen legte zum einen die hohen quantitativen Anforderungen an die Berechnungsmethoden offen, zum anderen zeigte sich auch das Ausmaß an Ermessensspielräumen, die den Banken seitens der Aufsicht in Form von Berechnungsmethoden, Parametern und Schätzverfahren bei der Prudent Valuation eingeräumt werden. Neben der initialen Berechnung der erforderlichen Wertanpassungen konnten die weiteren Handlungsfelder aus dem Konzept der Prudent Valuation ermittelt und adressiert werden, sodass die WL BANK die Anforderungen dieses Regulatory Technical Standards unter Einhaltung des aufsichtsrechtlichen Zeitplans umsetzen konnte. Frank M. Mühlbauer Vorstandsvorsitzender WL BANK AG Artur Merz Direktor Finanzen WL BANK AG Manfred Piepel Referatsleiter Risikomanagement WL BANK AG Christian Schiele Partner zeb Dr. Wolf Christoph Gramatke Senior Manager zeb Bork N. Bröker Manager zeb Boglarka Kopik Dr. Wolf Christoph Gramatke mBANK S.A. | AUSWAHL EINES ALM-SYSTEMS – MACHBARKEITSSTUDIE AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTZIELE mBank S.A., eine polnische Tochtergesellschaft der Commerzbank, ist mit einer Bilanzsumme von insgesamt ca. 26,5 Mrd. Euro die drittgrößte Bank in Polen. Im Finanzumfeld nach der Krise erkannte die Bank die Notwendigkeit, proaktives Bilanzmanagement zu betreiben und richtete als erstes polnisches Finanzinstitut eine eigene Abteilung für diesen Zweck ein. PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN Da die existierenden IT-Systeme der mBank nicht allen Anforderungen des Bilanzmanagements gerecht wurden, initiierte man eine Studie, um den bestmöglichen Ansatz für eine Überholung des ALM-Systems zu erarbeiten. Zwei grundsätzliche Möglichkeiten wurden in Betracht gezogen und verglichen: die Auswahl und Einführung eines neuen IT-Systems sowie ein Upgrade des bereits bestehenden Systems. Die gewählte Lösung sollte nicht nur die bisher fehlenden Funktionen beinhalten, sondern auch die Anforderungen nach einer integrierten Abdeckung der Bereiche Treasury, Risikosteuerung und Bilanzmanagement ermöglichen. Über die Auswahl einer strategischen ALM-Softwarelösung hinaus war die Gestaltung der ALM-Datenversorgung ein wichtiger Teil des Projekts, da die mBank die Vorteile eines neuen ALM-Systems nur unter der Voraussetzung der Datenlieferung mit verlässlicher Qualität würde ausnutzen können. BEWERTUNGSKRITERIEN Abdeckung der Anforderungen ANFORDERUNGEN > SCHLÜSSELFUNKTIONEN KAUF-OPTION Kosten und Einsparungen Implementierungsplan > > Funds Transfer Pricing Simulationen Liquiditätsrisiko Besicherung/EMIR Zinsrisiko Kreditrisikoanpassungen Marktrisiko Hedge Accounting Bewertung UPGRADE-OPTION Implementierungskomplexität und Risiken > PRODUKTE Bankenbuch Abb. 1: Fachanforderungen und Bewertungskriterien der ALM-Studie bei der mBank 74 FINANCE & RISK Handelsbuch mBank entschied sich für eine Machbarkeitsstudie zu beiden Ansätzen eines neuen ALM-Systems, die in zwei Projektmodulen parallel durchgeführt wurden: •„KAUF“ (einer neuen Softwarelösung) •„UPGRADE“ (der bestehenden Lösungen – Ergänzung/Verbesserung der Funktionalitäten) mBank hatte bereits eine Vorauswahl einiger Softwarepakete getroffen, die anhand derselben präzise definierten Kriterien bewertet wurden, die auch für die Bewertung der „UPGRADE“-Option verwendet wurden. Der von zeb entwickelte Bewertungsansatz war das zentrale Werkzeug bei der Evaluierung beider Optionen, welcher die Beschreibungen zu ca. 300 Geschäftsanforderungen bereitstellte, die von den Fachbereichen für im ALM-Umfang enthaltene Schlüsselfunktionsbereiche definiert wurden (vgl. Abb. 1). Zusätzlich definierte mBank eine Reihe technischer Anforderungen, z. B. hinsichtlich kritischer Punkte wie der Systemleistung und des erforderlichen Bereitstellungszeitplans für ALM-Ergebnisse. In beiden Projektmodulen wurde das Bewertungsmodell unter Anleitung von zeb vervollständigt und die Abdeckung der Anforderungen der mBank unter Berücksichtigung der Implementierungskomplexität ausgewertet. Zusätzlich wurden die Gesamtbetriebskosten (Total Costs of Ownership, TCO) einschließlich erwarteter Einsparungen (etwa durch die Außerbetriebnahme der alten Systeme) für beide Optionen berechnet. Parallel wurde das dritte Projektmodul zur Bewertung der Datenlieferungen für das zukünftige ALM-System aufgesetzt. Eine detaillierte Lückenanalyse des ALM-Datenmodells wurde durchgeführt. Zu deren Umfang gehörte die Gestaltung des zukünftigen ALM-Zielbildes in der MIS-Architektur in Übereinstimmung mit der Vision für die MIS-Zielarchitektur der mBank, die in einer gesonderten Initiative entwickelt wurde. FINANCE & RISK 75 PROJEKTERGEBNISSE AUSBLICK Im Rahmen der Durchführung der Machbarkeitsstudie erarbeitete das Projektteam die folgenden Ergebnisse: Als Ergebnis wählte mBank jene Ziellösung aus, die die festgelegten Geschäftsanforderungen aller Interessenvertreter am besten erfüllt. Der bei der Machbarkeitsstudie verwendete Ansatz ermöglicht es, unmittelbar mit dem Implementierungsprozess zu beginnen, da durch einige Projektergebnisse, wie z. B. die detaillierten fachlichen und technischen Anforderungsbeschreibungen, bereits die Grundlage für eine erfolgreiche ALM-Systemimplementierung gelegt wurde. •Empfehlungen für das ALM-Zielsystem • Vorschlag für die Herangehensweise an die ALM Implementierung und Datenlieferung Weitere Informationen unter www.zeb.de Die Schlussempfehlung wurde von zeb auf Basis der Daten aus dem Bewertungsmodell und zusätzlichen, von Systemanbietern bereitgestellten Informationen (z. B. empfohlene Implementierungspläne und Vertragsbestimmungen) erarbeitet. Kernfaktoren beim Vergleich der Lösungen und der Auswahl der besseren Option bildeten das Erfüllen der Anforderungen der mBank, die Implementierungskomplexität und -risiken, die Implementierungs- und Betriebskosten und die Dauer des Projekts. Ein weiteres Ergebnis der Machbarkeitsstudie war die Festlegung eines Implementierungsansatzes. Mit dem Ziel, Komplexität zu reduzieren, wurde ein stufenweiser Ansatz für die Einführung des Systems definiert. Zudem wurde mit Blick auf die ALM-Datenlieferungen die bestmögliche Vorgehensweise definiert, ausgehend von einer Übergangslösung für die Datenanlieferung mit größtmöglicher Wiederverwendung der gegenwärtigen IT-Infrastruktur. Dies ermöglichte einen ALM-Systemstart schon vor der vollständigen Implementierung der MIS-Zielarchitektur. 76 FINANCE & RISK Achim Schaffartzik Joerg Hessenmueller CFO, Vice-President of the Management Board mBank S.A. Hans-Dieter Kemler Vice-President of the Management Board mBank S.A. Christian Legény Managing Partner zeb.CEE Dr. Maciej Meder Managing Director zeb.Poland Ilgar Beniaminov MONYX FINANCIAL GROUP AB | RECHTLICHE BERATUNG ZUM AUFBAU EINES NEUEN VERSICHERUNGSVERMITTLUNGSANGEBOTS AUSGANGSSITUATION Monyx Financial Group AB (Monyx) ist eine Asset-Management-Gesellschaft mit einem verwalteten Gesamtvermögen von ca. 27 Mrd. schwedischen Kronen. Für Compliance- und Rechtsdienstleistungen beauftragt Monyx zeb.Nordics. Dies ist ein gutes Beispiel für die Vorteile, die Kunden daraus ziehen können, wenn sie Beratungsdienstleistungen von zeb für Rechts-, Risikomanagement- und Compliance-Themen in mehreren Leistungsbereichen parallell in Anspruch nehmen. Aufgrund der engen Verzahnung von Compliance- und Rechtsleistungen (sowie Diensten aus dem Bereich Risikomanagement) ist es zeb möglich, tägliche Arbeitsprozesse noch effektiver abzuwickeln und dabei kürzere Anlaufzeiten und eine bessere Qualität der Ergebnisse aus der Zusammenarbeit zu erzielen. Neues Versicherungsvermittlungsangebot Beratungsleistungen von zeb.financial law Rechtsberatung PROJEKTAUFTRAG Im Laufe des vergangenen Jahres hat Monyx eine Versicherungsvermittlungsabteilung eingerichtet, über die den Kunden des Unternehmens in der Asset-Management-Sparte Gruppenversicherungen angeboten werden. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit einer der größten Sachversicherungsgesellschaften Schwedens, der IF P&C Insurance. Während der letzten zwei Jahre unterstützte zeb Monyx hinsichtlich gängiger Compliance-Leistungen und beriet die Gesellschaft zu handelsrechtlichen Fragen. Gleichzeitig waren die Experten von zeb.financial law Teil des Projekts zum Aufbau der neuen Versicherungsvermittlungsabteilung (vgl. Abb. 1). 78 FINANCE & RISK ComplianceFragen • Verträge mit Gegenparteien • Rechtliche Mitteilungen an Neukunden • Aufsetzen interner Verwaltungsregelungen • Schulung von Versicherungsvermittlern zu rechtlichen und regulatorischen Themen Verträge und Dokumente Kundenaufnahme • Aktualisierung von Standardverträgen und Dokumenten • Überprüfung des Kundenaufnahmeprozesses bei Monyx Abb. 1: Beratungsleistungen von zeb.financial law PROJEKTVORGEHEN UND -ERGEBNISSE Das Projekt beinhaltete den Aufbau einer neuen Gruppenversicherungsproduktlinie. Hierbei unterstützte zeb Monyx von Beginn an im Hinblick auf rechtliche Themen. Das Projekt deckte mehrere Bereiche ab, in denen eine Compliance-Pflicht aufgrund rechtlicher und aufsichtlicher Bestimmungen besteht. zeb war unter anderem zuständig für rechtliche Aspekte hinsichtlich vertraglicher Vereinbarungen mit Gegenparteien sowie für rechtliche Mitteilungen an Neukunden und das Aufsetzen interner Verwaltungsregelungen. Zusätzlich unterstützte zeb die Schulung von Versicherungsvermittlern hinsichtlich relevanter rechtlicher und regulatorischer Themen. Bei der Einführung neuer Produkte (und dem Aufbau neuer Geschäftsfelder) ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Compliance-Bereich von großer Bedeutung. Eine von Beginn an enge Verbindung bietet zahlreiche Vorteile, sowohl für zeb als Anbieter von Rechts- und Compliance-Dienstleistungen als auch für den Kunden, da dessen verschiedene Abteilungen so noch effizienter zusammenarbeiten mussten. zeb war zudem in die Aktualisierung der Standardverträge und -dokumente von Monyx eingebunden und führte eine Überprüfung des Kundenaufnahmeprozesses durch, um sicherzustellen, dass beispielsweise Prozesse für Hypotheken mit variablem Zins (AML) entsprechend der internen Vorschriften von Monyx abgewickelt werden. FINANCE & RISK 79 FAZIT Dieses Projekt zeigt auf, wie ein mittelständisches Finanzinstitut Auslagerungsmöglichkeiten für seinen Compliance-Bereich nutzen kann. Der Auftrag war zunächst ein „Teilzeit-Auslagerungsprojekt“, da Monyx den vollen Umfang der Compliance-Pflichten zu Anfang noch nicht mit Sicherheit benennen konnte. Durch weitere Analysen und den Austausch mit den Compliance-Experten von zeb verschaffte sich Monyx einen ausreichenden Überblick, um fundierte Entscheidungen hinsichtlich des Umfangs der bereitzustellenden Compliance-Ressourcen zu treffen. Weitere Informationen unter www.zeb.de zeb hat es sich zum Grundsatz gemacht, seine laufenden Rechts-, Compliance- und Risikomanagement-Leistungen nach Möglichkeit direkt vor Ort beim Kunden zu erbringen. Dies ermöglicht eine engere Zusammenarbeit mit dem Kunden und ist weitaus effizienter als „außer Haus“ zu arbeiten. 80 FINANCE & RISK Jenny Aldensand Johan Wagman CEO Monyx Financial Group AB Anna-Carin Torsell Head of Direct Market Monyx Financial Group AB Jonas Ardhe Senior Manager zeb David Andersson Manager zeb Joakim Lindgren ÖRAG RECHTSSCHUTZVERSICHERUNGS-AG | OUTSOURCING DER KAPITALANLAGEVERWALTUNG AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTAUFTRAG Die Gesamtbewertung aller Anbieter erfolgte dann unter Berücksichtigung der Eindrücke aus den Workshops, Kostenschätzungen sowie einer Risikoabwägung. Am Ende konnte die Versicherungskammer Bayern (VKB) unter Abwägung aller Aspekte am meisten überzeugen. Der VKB-Konzern ist der größte öffentliche Versicherer, gehört zu den Top Ten der Erstversicherer in Deutschland und verwaltet Kapitalanlagen für Gruppen- und andere Unternehmen in Höhe von ca. 45 Mrd. Euro. Die ÖRAG Rechtsschutzversicherungs-AG ist der gemeinsame Partner für Rechtsschutzversicherungen der Gruppe öffentlicher Versicherer und der Sparkassen-Finanzgruppe mit vier Tochtergesellschaften, darunter auch die Deutsche Assistance Versicherung AG (DAV). Der Vorstand der ÖRAG entschied Mitte 2013, die Kapitalanlageverwaltung auf eine neue Basis zu stellen und angesichts der Größenordnung (etwa 500 Mio. Euro) auf einen Dienstleister zu übertragen. Dabei sollte der Umfang dieser Funktionsausgliederung im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten möglichst umfassend sein. Im Rahmen der Implementierungsphase waren u. a. folgende Aufgaben zu bewältigen: zeb wurde damit beauftragt, die ÖRAG bei der Durchführung des Auswahlprozesses zu unterstützen und den Implementierungsprozess bei der Anbindung des ausgewählten Dienstleisters zu begleiten und zu managen. PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN Eine Funktionsausgliederung erfordert zunächst eine Analyse der durch die Auslagerung entstehenden Risiken. Die Ergebnisse haben sowohl Auswirkungen auf die Anforderungen an den Dienstleister als auch auf die intern aufzusetzenden Kontroll- und Qualitätssicherungsmaßnahmen. Für den Auswahlprozess wurde bereits im Vorfeld ein umfangreicher Fragebogen erarbeitet, der die konkreten auszugliedernden Funktionen des Front- und Backoffices dokumentiert und daraus entsprechende Anforderungen an die zu erbringenden Dienstleistungen ableitet. Nach Versand der Fragebögen waren im Rahmen eintägiger Workshops die infrage kommenden Kapitalverwaltungsgesellschaften und Versicherungen gefordert, auf Basis von ÖRAG-Angaben vorzubereitende Use Cases zu präsentieren, offene Punkte und Unklarheiten in der Beantwortung der Fragebögen zu klären sowie kaufmännische Aspekte zu erörtern. Mit einem Scoringmodell wurde der Erfüllungsgrad der zuvor priorisierten Anforderungen objektiv und transparent miteinander verglichen. 82 FINANCE & RISK •Definition eines ÖRAG-spezifischen Managementreportings zur regelmäßigen Berichterstattung der Kapitalertrags- und Risikosituation •Design von Reports und Datenlieferungen als Basis für weitergehende Analysen und zur Qualitätssicherung •Definition technischer und fachlicher Schnittstellen/Prozesse zwischen Neben- und Hauptbuch sowie für Solvency-II-Reporting und -Meldewesen •Abstimmung der methodischen und prozessualen Grundlagen für die zukünftig erwarteten Beratungsleistungen, z. B. bzgl. der strategischen Asset Allocation •Konzeption zur Integration von Spezialfonds in den Gesamtkontext der Direktanlage und des Limitsystems •Migration der Bestände vom alten zum neuen Dienstleister •Ausgestaltung des Vertragswerks und der Service Level Agreements (SLA) Die in Abstimmung aller Beteiligten erstellten Mustervorlagen für speziell für die ÖRAG aufzusetzende Dienstleistungen verfolgten das Ziel, ein einheitliches Verständnis über die Erwartungshaltung der ÖRAG zu garantieren und dienten als solide Basis für das Customizing aufseiten der VKB und für die sich anschließende Testphase. Die Implementierung profitierte daneben von den im Rahmen der Evaluation vorgenommenen intensiven Vorabklärungen, die eine gute Grundlage für im Projektverlauf zu setzende Prioritäten bildeten. FINANCE & RISK 83 FAZIT UND AUSBLICK Weitere Informationen unter www.zeb.de Parallel wurde die interne Auf- und Ablauforganisation an die neuen Gegebenheiten angepasst. Vor allem galt es, ein stringentes Outsourcing-Controlling aufzusetzen, das die Kontrolle, Steuerung sowie Qualitäts- und Leistungsmessung des Dienstleisters auf Basis der in den SLAs definierten KPIs verantwortet. Daneben waren die nach dem Outsourcing noch verbleibenden Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Kapitalanlagecontrolling und Finanz-/Rechnungswesen zu definieren. Dabei wurde sichergestellt, dass trotz des hohen Outsourcinggrades ein Mindestmaß an Sachverstand vorgehalten wird – schließlich verbleibt die Gesamtverantwortung auch bei einer Auslagerung bei der Geschäftsführung. 84 FINANCE & RISK Ein sorgfältig vorbereiteter, revisionssicherer und transparenter Auswahlprozess unter Beteiligung aller relevanten internen Bereiche hat zu einer fundierten Entscheidung für die VKB als Outsourcingpartner geführt. Arbeitsintensive Vorgänge wie die gesamte Administration, die Wahrung aller umfangreichen aufsichtsrechtlichen und Meldewesenvorschriften sowie das Portfoliomanagement wurden auf die VKB übertragen. Die ÖRAG kann sich unter Inanspruchnahme entsprechender Beratungsleistungen seitens der VKB auf die Fixierung der strategischen Asset Allocation sowie die laufende Kontrolle des Anlagemanagements auf Basis eigens entwickelter Management- und Controlling-Reports fokussieren. Damit verfügt sie nunmehr über eine effizient aufgestellte und alle zukünftigen regulatorischen Anforderungen wahrende Kapitalanlageverwaltung durch einen professionellen Dienstleister, dessen Qualität über ein stringent definiertes Outsourcing-Controlling laufend bewertet und gesichert wird. Marcus Hansen Mitglied des Vorstandes Deutsche Assistance Versicherung AG Klaus R. Hartung Mitglied des Vorstandes ÖRAG Rechtsschutzversicherungs-AG Andreas Heinsen Mitglied des Vorstandes ÖRAG Rechtsschutzversicherungs-AG Dr. Carsten Wittrock Partner zeb Dr. Jörg Münstermann Senior Manager zeb Matthias Posseldt Manager zeb Claus Peter Hendricks Niels Wantia COMDIRECT BANK AG | AUFBAU EINES NEBENBUCHS FÜR FINANZINSTRUMENTE AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTAUFTRAG SUMMIT Neben dem Brokerage spielt das Einlagengeschäft eine bedeutende Rolle. Infolge der sich daraus ergebenden Bilanzstruktur hat das Depot-A-Geschäft einen großen Umfang. Um den steigenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und die Ineffizienz sowie erhöhte Fehleranfälligkeit manueller Prozesse zu beseitigen, wurde ein Projekt für die Einführung einer integrierten Finanzarchitektur für das Nebenbuch Finanzinstrumente aufgesetzt. Mit der neuen IT-Architektur soll die Bestandsführung sowie die Bewertung nach IFRS und HGB sowie die Buchung nach HGB automatisiert werden. Damit wird eine Basis für die Automatisierung zahlreicher externer und interner Reports in den Abteilungen Finanzen, Risikomanagement, Treasury und Controlling geschaffen. BLOOMBERG APEX IT zeb.control.accounting – Buchung-Engine > HGB – Buchungssätze tägl. > zeb.control.risk – Trading (Bewertung Wertpapiere und Devisen) > Kennzahlen pro Bestand tägl. > zeb.control.accounting – Hedge > SAPHAUPTBUCH COMDIRECTDWH Umsätze Kennzahlen pro Hedge monatl. WM-STAMMDATEN > Emittenten/ Adressen Emittenten/Adresse AUSWERTUNGEN/ REPORTING Finanzen Risikomanagement Positionen Hedge-Items Treasury Controlling Automatisierte tägliche Import- und Verarbeitungsprozesse Abb. 1: Architekturskizze für den Aufbau des DWH-Modells der comdirect PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN Zu Beginn wurden in Workshops die Anforderungen der comdirect geklärt und darauf basierend der Funktionsumfang abgeleitet. Das Ergebnis war eine Lösung aus den drei Modulen zeb.control.risk – Trading, zeb.control.accounting – Hedge und zeb.control.accounting – BuchungsEngine. An den Modulen waren Weiterentwicklungen erforderlich, um die Buchungslogik nach HGB und Wertpapierleihegeschäfte abbilden zu können. 86 > FIRM-DB Als eine der führenden Direktbanken in Deutschland und Marktführer im Online-Wertpapiergeschäft für moderne Anleger bietet die comdirect bank AG Brokerage, Banking und Beratung. Darauf vertrauen mehr als 1,8 Millionen Privatkunden. Die zur Bewertung benötigten Daten wurden durch den Aufbau einer Eingangsschnittstelle seitens comdirect bereitgestellt (vgl. Abb. 1). Hierbei werden die Stamm-, Transaktions- und Marktdaten gemäß den standardisierten Abbildungsvorschriften des Moduls Trading automatisiert angeliefert. zeb-intern erfolgt anschließend die Weiterverarbeitung der Daten, sodass das Modul Hedge und die Buchungs-Engine mit allen relevanten Informationen versorgt werden. Um die Daten aus den zeb-Modulen ebenfalls im comdirect-Datawarehouse vorzuhalten, wurden Schnittstellen aufgebaut, die datenbankseitig eine Übertragung der Informationen ermöglichen. Zur Buchung der HGB-Geschäftsvorfälle in SAP wird außerdem im täglichen Prozess eine RFBIBL-Datei erstellt, welche im weiteren Prozess an das SAP-Hauptbuch transferiert wird. Sämtliche Prozesse (bspw. für den Im- und Export der Daten) wurden mittels der Jobsteuerung von zeb.control so aufgebaut, dass ein Batch-Aufruf durch die von der comdirect genutzte Job-Scheduling-Software automatisiert erfolgen kann. Hierdurch können die täglichen Prozesse auf einfache und komfortable Weise durch den IT-Betrieb der Bank durchgeführt werden. Nach der technischen Installation der drei Software-Module wurde die spezielle Konfiguration zusammen mit comdirect vorgenommen. Betraf dies im Modul Trading die Definition der Portfolios und Erstellung von Reports, so waren es im Modul Hedge die Anlage der Hedge-Konfigurationen und der Aufbau einer Portfoliohierarchie. Für die korrekte Buchung in SAP wurde in der Buchungs-Engine das Kontenmapping definiert, wobei neben allgemeinen Parametern eines Geschäftsvorfalls auch comdirect-spezifische Parameter je Geschäft berücksichtigt wurden. IT 87 PROJEKTERGEBNISSE Auf Basis einer modernen zeb.control-Software wurde eine Finanzarchitektur aufgebaut, die für das Nebenbuch Finanzinstrumente täglich eine Bewertung sowohl nach HGB als auch nach IFRS sowie eine Buchung nach HGB automatisiert durchführt. Die Bewertungsergebnisse stehen im comdirect-Datawarehouse für weitere Anwendungen und Auswertungen zentral für diverse Anwendergruppen zur Verfügung. Mit dieser modernen und Multi-GAAP-fähigen Nebenbuchlösung erfüllt comdirect alle Anforderungen an eine moderne Bankarchitektur und schafft die Basis, um auch zukünftig alle Accounting- und regulatorischen Anforderungen zeitnah bedienen zu können. Weitere Informationen unter www.zeb.de Jürgen Hofner 88 IT Olaf Nitzsche Abteilungsleiter Finanzen comdirect bank AG Stephan Schmidt Projektleiter Risikocontrolling comdirect bank AG Jürgen Hofner Director zeb Christian Wilhelm Senior Manager zeb Christian Wilhelm DZ BANK AG | EBA-FUNDING-STRESSTEST MIT ZEB.CONTROL AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTAUFTRAG Die anschließende Verarbeitung der Grunddaten erfolgte mit der Software zeb.control.risk – ALM und umfasste insbesondere die Parametrisierung der Geschäftspositionen, Anlage der aufsichtsrechtlichen Szenarien und die Festlegung der erforderlichen Auswertungsdimensionen für das EBA-Reporting. Die Parametrisierung beinhaltete auch die Zuordnung von Kalkulationskurven zu den einzelnen Geschäften, um die Auswirkungen auf das Zinsergebnis aus der Veränderung von Funding Spreads, Credit Spreads und risikolosen Geld- und Kapitalmarktzinsen in der Simulation berücksichtigen zu können. In die Software wurde eine Funktion zur Erzeugung der EBA- und EZB-Funding-Templates integriert. Die DZ BANK AG ist Spitzeninstitut der Genossenschaftlichen FinanzGruppe und Zentralbank für mehr als 900 Genossenschaftsbanken, denen sie mehrheitlich gehört. Sie ist zudem als Geschäftsbank aktiv und hat die Holdingfunktion für die Verbundunternehmen der DZ-BANKGruppe. Gemeinsam unterstützt die Gruppe mit ihrem umfangreichen Allfinanzangebot die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Privatkundengeschäft, Firmenkundengeschäft, Kapitalmarktgeschäft und Transaction Banking. Mit dem Stresstest der systemrelevanten Banken zielt die europäische Bankenaufsicht auf die Überprüfung der Widerstandsfähigkeit der Finanzinstitute bei Marktverwerfungen und die Identifizierung von Rekapitalisierungsbedarfen ab. Im Vergleich zu den bisher durchgeführten Stresstests legt die Aufsicht in 2014 einen weiteren Schwerpunkt auf die Messung des Refinanzierungskostenrisikos und die damit einhergehende Zinsüberschuss- sowie GuV-Sensitivität bei den Finanzinstituten. Die DZ BANK beauftragte zeb, bei der Umsetzung dieses sogenannten EBA-Funding-Stresstests zu unterstützen. Ziel des Projekts war daher die Berechnung der Zinsergebnisse der DZ-BANK-Gruppe und die Simulation der Zinsüberschussentwicklungen bei Anwendung der aufsichtsrechtlich vorgegebenen Szenarien. VORGEHEN IM PROJEKT Im Projekt wurde ein dezentrales Vorgehen gewählt, in dem die einzelnen Konzerntöchter einschließlich der DZ BANK ihre Simulationsergebnisse ermittelten und diese anschließend zum Konzernergebnis konsolidiert wurden. Das Zentralprojekt umfasste einerseits die Simulation für die DZ BANK und andererseits die Konzernkonsolidierung. Zu Beginn des Projekts standen die Erarbeitung der fachlichen Anforderungen auf Basis der methodischen Vorgaben der EBA und die Festlegung der Kalkulationsmechanismen für die Simulation der Zinsergebnisse. Für die Simulation der DZ BANK wurde ein Zieldatenmodell entwickelt, das sämtliche relevanten Geschäftsmerkmale für die Berechnung und Simulation der Zinsergebnisse berücksichtigt. Neben der Unterscheidung der Kundenund Produktarten sowie der wesentlichen Fremdwährungen wurden z. B. auch konzerninterne und -externe Geschäfte differenziert, um die Verflechtungen innerhalb der DZ-BANK-Gruppe abzubilden. 90 IT Die von der DZ BANK und den anderen Konzerntöchtern erzeugten Templates wurden abschließend technisch und fachlich qualitätsgesichert und konsolidiert. Während die technischen Tests über die Definition von Datenqualitätsregeln umgesetzt wurden, umfassten die fachlichen Tests vor allem die Plausibilisierung der Neugeschäftsannahmen in Bezug auf Konditionen und Volumina. Einen weiteren Schwerpunkt bildete zudem die Analyse der Simulationsergebnisse für die aufsichtsrechtlichen Szenarien Baseline und Adverse Scenario. Es wurde ein Analysevorgehen erarbeitet, mit dem die Zinsergebnisveränderungen zwischen den Szenarien auf folgende Risikoursachen zurückgeführt werden konnten: •Zinsfristentransformation: Ergebnisbeitrag aus der Veränderung der risikolosen Geld- und Kapitalmarktsätze •Liquiditätsfristentransformation: Ergebnisbeitrag aus der Veränderung der institutseigenen Funding Spreads •Bonitätstransformation: Ergebnisbeitrag aus der Veränderung der Credit Spreads im Vergleich zu den institutseigenen Refinanzierungskosten •Funding Caps: Minderergebnis aus der Verengung der Margen im Aktivgeschäft •Kreditausfälle: Minderung des Zinsergebnisses durch die im Teilbereich Kreditrisiko des EBA-Stress tests ermittelten Defaults IT 91 PROJEKTERGEBNISSE Mit dem Projekt wurde die Meldefähigkeit der DZ-BANKGruppe zum geplanten Zeitpunkt erfolgreich hergestellt. Die im Projekt erarbeiteten Steuerungsgrundlagen und Analysen für die Plausibilisierung der Ergebnisse haben zudem den Dialog mit den Aufsichtsgremien unterstützt. Insgesamt liegt der DZ BANK ein Instrumentarium vor, mit dem auch zukünftig die Stresstest-Berechnungen umgesetzt sowie die Zinsergebnisplanung und -simulation ausgebaut werden können. Weitere Informationen unter www.zeb.de Dr. Thomas Bannert 92 IT Michael Lichtenberg Abteilungsleiter Finanzcontrolling DZ BANK AG Johannes Koch Abteilungsleiter Strategie & Ressourcensteuerung DZ BANK AG Dr. Thomas Bannert Partner zeb Dr. Mira Berg Senior Manager zeb Dr. Stefan Trost HANNOVERSCHE VOLKSBANK EG | MIGRATION DES RECHENZENTRUMS: ÜBERFÜHRUNG DER PASSIVPROZESSE IN DIE „AGREE® BAP“-WELT AUSGANGSSITUATION In der bevorstehenden Rollout-Phase werden zunächst alle betroffenen Mitarbeiter in den neuen Prozessen geschult. Diese Phase endet mit der „Liveschaltung“ der Prozesse im neuen Kernbankensystem Mitte 2015. Mit einer Bilanzsumme von rund 4,5 Mrd. Euro gehört die Hannoversche Volksbank eG zu den großen Banken in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe. Mit über 230.000 Kunden im Privat- und Firmenkundengeschäft versteht sie sich als Lotse und Förderer der gesamten Wirtschaftsregion Hannover-Celle. PROJEKTERGEBNISSE Die Hannoversche Volksbank hat sich entschieden, im Sommer 2015 vom Kernbankensystem der GAD (bank21) auf das der Fiducia (agree® BAP) zu wechseln. Damit verbunden ist die Überführung aller Vertriebs-, Kredit- und Passivprozesse. Aus Sicht des Vorstandes bietet sich im Zuge der Überführung eine gute Gelegenheit, um auch eine Optimierung der Passivprozesse vorzunehmen. Denn im Gegensatz zu den Vertriebs- und Kreditprozessen liegt hier die letzte Optimierung bereits einige Jahre zurück. zeb wurde beauftragt, diesen Prozess im Projektteam zu konzipieren und fachlich zu begleiten. Die Analysephase brachte zahlreiche Ansätze zur Optimierung der Passivprozesse hervor, die in der Konzeption der Zielprozesse aufgegriffen wurden. Hierzu zählen: •Erhöhung des Grades der Prozessstandardisierung für das Mengengeschäft •Sicherung und weitere Verbesserung der Datenqualität •Vermeidung von Redundanzen – insbesondere bei der Datenerfassung •Optimierung der Schnittstellen zwischen Markt und Marktfolge •Abschaffung von „Insellösungen“ und Drittsystemen Eine enge Orientierung an den Prozessstandards unter agree® BAP, die Berücksichtigung der regulatorischen Vorgaben und die Umsetzung entsprechend der Logik der „Genossenschaftlichen Beratung“ wurden dem Projektteam darüber hinaus seitens des Vorstandes als wichtige Rahmenbedingungen vorgegeben. PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN Das Projektvorgehen teilt sich in mehrere Phasen auf: ANALYSE KONZEPTION MODELLIERUNG QUALITÄTSSICHERUNG SCHULUNG ROLLOUT Abb. 1: Projektvorgehen Migration optimierter Passivprozesse Weitere Informationen unter www.zeb.de Eine intensive Analyse der Leistungsfähigkeit und der Besonderheiten der heutigen Passivprozesse in der Hannoverschen Volksbank bildete den Beginn der Projektarbeit. Von der Migration sind insbesondere die Passivprozesse Kunde (inkl. Adressbearbeitung), Konten und Mitgliedschaft, Karten, Electronic Banking, Steuern (Freistellungsaufträge, NV-Bescheinigungen), Wertpapiere und Zahlungsverkehr betroffen. Aufbauend auf den Ergebnissen der Analysephase erfolgte dann die konzeptionelle Neugestaltung der Prozesse. Voraussetzung hierfür war von Anfang an eine breite Be- 94 IT teiligung derjenigen Mitarbeiter, die mit den neuen Prozessen künftig im Tagesgeschäft arbeiten. Auf Basis detaillierter Interviews mit Führungskräften und Mitarbeitern aller beteiligten Unternehmensbereiche und unter Berücksichtigung der regulatorischen Vorgaben wurde die zukünftige Prozesslandkarte für das Passivgeschäft der Firmen- und Privatkunden im Projektteam gemeinschaftlich erarbeitet. Dabei war das Rechenzentrum von Anfang an eng in das Projektteam eingebunden, um von technischer Seite die Abbildung der Prozesse im neuen System bestmöglich zu begleiten. Im Zielbild setzt das Projektteam auf eine starke Workflow-Unterstützung der Mitarbeiter, gleichwohl werden dabei an bestimmten Stellen auch minimale Prozessverlängerungen durch qualitätssichernde Hilfe- und Fragestellungen in Kauf genommen. Aufgrund der technischen Rahmenbedingungen wurden einige Prozesse wieder fallabschließend an den Markt übergeben, ohne eine weitere Belastung der Mitarbeiter zu verursachen. Daneben wird in Zukunft auf Dienstleistungen verzichtet, die in der Vergangenheit nur selten oder gar nicht mehr vom Kunden angefordert wurden. In der laufenden Umsetzungsvorbereitung wird im Besonderen darauf geachtet, die Nachvollziehbarkeit und Bedienerfreundlichkeit der Prozesse für den einzelnen Mitarbeiter zu optimieren und durch eine umfassende Schulungsbegleitung einen möglichst reibungsfreien Übergang zum neuen Kernbanksystem zu ermöglichen. IT 95 AUSBLICK FAZIT Zum Jahresende 2014 wurden die Sollkonzeption der neuen, optimierten Passivprozesse fertiggestellt und die internen Multiplikatoren auf den bankweiten Rollout vorbereitet. Das erste Halbjahr 2015 steht nun ganz im Zeichen der bankweiten Schulung aller betroffenen Mitarbeiter. Es wurde eine dezidierte Schulungsplanung erstellt, die neben Präsenzschulungen weitere dezentrale Maßnahmen zur nachhaltigen Adaption der neuen Prozesse vorsieht. Hierzu gehört auch, dass alle Mitarbeiter Zugang zu Testrechnern erhalten, auf denen die geschulten Prozesse in einer Testumgebung praktisch angewendet werden können. Die genannten Maßnahmen werden dazu beitragen, mit möglichst geringen „Reibungsverlusten“ auf das neue Banksystem zu wechseln. Der Migrationstermin ist für Juni 2015 angesetzt. Durch das in Zusammenarbeit mit zeb entwickelte zukünftige Portfolio der Passivprozesse steht der Hannoverschen Volksbank im neuen Kernbankensystem eine zukunftsorientierte Plattform zur Verfügung, die eine aufwandsminimierte Verarbeitung des Mengen- und Individualgeschäfts ermöglicht. Die Mitarbeiter profitieren durch eine Vereinfachung der Prozesse und eine hohe Bedienerfreundlichkeit der Anwendungen. Die Maßnahmen reduzieren den Bearbeitungsaufwand für die Mitarbeiter und bilden die Basis für die Einführung innovativer Lösungen in Transaktionsprozessen, z. B. die Einführung von „Signpads“ zur Reduzierung der Papierflut für Kunden und Bank. Weitere Informationen unter www.zeb.de Juliane Neumann 96 IT Jürgen Wache Vorstandsvorsitzender Hannoversche Volksbank eG Bernd Müntz Mitglied des Vorstandes Hannoversche Volksbank eG Horst Huber Bereichsleiter Organisationsentwicklung Hannoversche Volksbank eG Matthias Wackermann Bereichsleiter Vorstandsstab Hannoversche Volksbank eG Dr. Florian Müller Senior Manager zeb Matthias Lange Manager zeb Joachim Siepenkort BERLINER SPARKASSE | NEUAUSRICHTUNG DER ORG/IT-ARBEIT AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTZIELE Ende 2012 beschlossen die Eigentümer der Landesbank Berlin (LBB) den Umbau des Instituts zur Berliner Sparkasse (BSK). Die Transformation des Geschäftsmodells von einer starken Kapitalmarktorientierung mit einem komplexen Produktuniversum hin zu einer klassischen Großsparkasse mit Privat- und Firmenkundengeschäft sowie einem sparkassentypischen Treasury bedingt tiefgreifende Veränderungen. Basis der zweiten Frage war ein neues Leitbild der ORG/IT, das als zentrale Schnittstelle zwischen den Fachbereichen und externen Partnern fungiert und nun mit veränderten Rollen für den Einsatz und die weitere Entwicklung der ORG/IT steht. Grundprinzipien wie die enge Verzahnung von Fach-, ORG- und IT-Know-how oder die Fokussierung auf „Plan & Design“ bildeten dabei den Orientierungsrahmen der Aufbau- und Ablauforganisation. Der größte Stellhebel der Transformation liegt im zentralen Managementfeld „Organisation und Informationstechnologie“ (ORG/IT), da die Neuausrichtung des Geschäftsmodells einen hohen Standardisierungsgrad der Geschäftsprozesse und der IT-Ausstattung zulässt. Allein aus der bestehenden IT-Landschaft können ca. 160 Anwendungen abgeschaltet werden. Weitere 70 werden mit dem Ziel, möglichst viele Leistungen aus dem Standardangebot der Dienstleister des DSGV – insbesondere der Finanz Informatik – zu beziehen, migriert. Die weitgehende Auslagerung der Anwendungsentwicklung und Produktion erfordern ebenso einen schlagkräftigen Steuerungsansatz wie das aktive Management der Leistungen, Ressourcen und Kosten. Die dritte Frage drehte sich somit um die Ausgestaltung der Steuerungskompetenz sowie die Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen, externen Partnern und ORG/IT. Die Basis der zukünftigen ORG/IT-Arbeit der Berliner Sparkasse bildet eine verabschiedete ORG/IT-Strategie, die Antworten für Architektur, Organisation und Governance liefert – aber auch „wetterfest“ gegenüber den regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen ist. Alle ORG/IT-Aufgaben sind an das neue Geschäftsmodell angepasst und in einem zentralen Bereich, dem „Organisations- und Produktivitätsmanagement“ (OPM), zusammengefasst (vgl. Abb. 1) – der „Go-live“ erfolgte bereits Anfang 2014. PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN Der Gesamtumbau zur Hauptstadtsparkasse erfolgt im „Gegenstromverfahren“: Einerseits werden tragfähige Zielbilder für die neue BSK entwickelt und umgesetzt, andererseits werden zur Erreichung der Umbauziele mehr als tausend Maßnahmen mit signifikanten Leistungs-, Kosten- und Kapazitätseffekten durchgeführt. Für die ORG/IT standen somit drei Kernfragen im Fokus: 1. Was benötigt das Institut künftig an ORG- und IT-Unterstützung? 2. Wie kann diese optimal erbracht werden? 3. Wie wird Leistungs- und Budgettragfähigkeit sichergestellt? Zur Beantwortung der ersten Kernfrage wurden klare Leitlinien für Fach- und IT-Architektur definiert, die die Ausgestaltung der IT-Landschaft determinieren. Aspekte der Standardisierung durch OSPlus, der Übernahme von Verbundpartnerlösungen wie auch das Zurückfahren der Individualentwicklungen und das Leistungsangebot für Dritte wurden intensiv diskutiert, um tragfähige Zielarchitekturen für Vertrieb und Abwicklung, insbesondere aber für die Gesamtbanksteuerung zu erarbeiten. Dies führt im Ergebnis zu signifikant niedrigeren IT-Kosten. 98 IT PROJEKTERGEBNISSE •Zentrale Schnittstelle zum Fachbereich •Sicherstellung der spürbaren Unterstützung der BSK mit ORG- und IT-Lösungen •Aufnahme und Umsetzung neuer Anforderungen in Lösungen und Services FACHBEREICHE DER BSK •Zentrale Schnittstelle zu den Dienstleistern, z. B. Finanz Informatik oder Servicepartner •Wirksame Steuerung der Bereitstellung und des Betriebs der Lösungen durch Dienstleister •Sicherstellung von Kosten-/Leistungsniveaus BEREICH OPM DIENSTLEISTER DER BSK ... in der Rolle als: Aktiver IMPULSGEBER für die Entwicklung von Organisation und IT Zentral verantwortlicher DIENSTLEISTER für alle ORG- und IT-Leistungen Übergreifende STEUERUNGSINSTANZ mit zentraler ORG/ITVerantwortung Abb. 1: Positionierung und Rolle des Bereichs Organisations- und Produktivitätsmanagement (OPM) IT 99 FAZIT UND AUSBLICK Weitere Informationen unter www.zeb.de Neben spezifisch auf die Fachbereiche ausgerichteten Lösungsmanagementeinheiten, die jetzt den architektonischen Umbau verantworten, werden für die Weiterentwicklung des Hauses i. S. v. Innovationskraft, Produktivität und Nutzungsoptimierung zusätzliche Services zentral im Bereich OPM angeboten. Hierzu gehört etwa die Integration von Themenstellungen der Organisationsentwicklung in einer Abteilung oder der Aufbau einer neuen Abteilung „Business Intelligence“. Verteilte Funktionen, wie z. B. Einkaufsmanagement sowie Bau- und Flächenmanagement, wurden zusammengeführt. Die Klammerfunktion bilden zwei Abteilungen zur zentralen Steuerung der OPM-Leistungen (Kosten, Architektur, Dienstleister) bzw. zur Sicherstellung der IT-Produktion. Damit sind zugleich Hebel zur Senkung und zur effektiven Steuerung von wesentlichen Kostenarten (insb. IT-Kosten) gelegt. 100 IT Durch die Neuausrichtung der ORG/IT-Arbeit und die Bündelung der Kompetenzen im Bereich OPM wurden alle Voraussetzungen für eine leistungsstarke ORG/ITUnterstützung der BSK geschaffen. Bereits jetzt konnte durch die erfolgreiche Umsetzung vieler Maßnahmen ein verbindlicher Beitrag zum Gesamtumbau respektive zur Erreichung der Kosten- und Kapazitätsvorgaben geleistet werden. Die umfassenden Veränderungen der IT-Architektur und der IT-Fertigungstiefe sind eingeleitet und können in den kommenden zwei Jahren gemeinsam mit der Finanz Informatik umgesetzt werden. Gleichzeitig wird die neue Rolle des OPM nach und nach im Haus spürbar: die Schaffung einer Prozess- und IT-Landschaft, die die richtige Mischung von Effizienz, Standardisierung, Beherrschbarkeit und schneller Lösungsbereitstellung auf einem für Großsparkassen typischen Anspruchsniveau sicherstellt. Volker Alt Vorstand Berliner Sparkasse Dr. Thorsten Freiberger Leiter Organisation und Produktivitätsmanagement Berliner Sparkasse Andreas Schick Director zeb Dr. Jan Saat Manager zeb Philipp Dirding Andreas Schick SPARKASSE OBERHESSEN | STRATEGISCHE GESAMTBANKSIMULATION AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTAUFTRAG Verändertes Kundenverhalten, ein historisch niedriges Zinsniveau, Preis- und Konditionenwettbewerb sowie ständig steigende regulatorische Anforderungen führen zu hohen Herausforderungen für die Gesamtbanksteuerung und das Risikocontrolling der Sparkasse Oberhessen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Strategie,- Planungs- und Steuerungsprozessen der Sparkasse. Für die künftige strategische Ausrichtung der Bank sind die Kenntnis der Auswirkungen und Wechselwirkungen marktbedingter, bilanzstruktureller und konditionenbedingter Veränderungen auf das Gesamtergebnis, die Rendite-/Risikopositionen, das Eigenkapital sowie die aufsichtsrechtlichen Kennzahlen von zentraler Bedeutung. Dafür wurde ein Werkzeug gesucht, das mit wenigen Handgriffen die Simulation von Geschäftsentwicklungen oder mehrjährigen Planszenarien erlaubt. Zudem sollen die Konsequenzen für die Eigenkapitalunterlegung oder für Kennzahlen wie Eigenkapitalrentabilität, Solvabilität, Zinsrisikokoeffizient oder die Liquidity Coverage Ratio schnell ermittelt werden können. Die Sparkasse Oberhessen hat sich daher dafür entschieden, das Simulationstool zeb.control.strategy – Gesamtbanksimulation einzuführen. VORGEHEN IM PROJEKT Das Projektteam, bestehend aus Mitarbeitern aus dem Risikocontrolling und zeb-Experten, hat zunächst einen dreistufigen Umsetzungsplan entwickelt. In enger Abstimmung wurden zuerst die betriebswirtschaftlichen Planungs- und Simulationsannahmen modelliert. Im Anschluss daran erfolgten die technische Abbildung und die Datenanbindung an das Modul auf Basis der Daten aus den Systemen der Finanz Informatik. Im dritten Schritt wurden die Auswirkungen der definierten Szenarien auf die Zielgrößen analysiert und bewertet. Die Mitarbeiter der Sparkasse konnten bereits während der Projektumsetzung wichtige Erfahrungen im Umgang mit dem Simulationstool sammeln, bevor abschließend eine umfassende Schulung seitens zeb durchgeführt wurde. Über die neu geschaffene Datenanbindung an den GuV-Planer und SimCorp Dimension ist es möglich, die Bestandsdaten inklusive der gesamten Parametrisierung und Konfiguration – wie z. B. mittlere Neugeschäftslaufzeiten, Margen oder Mischungsverhältnisse – in zeb.control zu übernehmen. Auf diese Weise kann ohne zusätzlichen Aufwand ein Ausgangsszenario bereitgestellt werden, das z. B. über gezielte, einfach durchzuführende Modifikationen als Ausgangspunkt einer beliebigen Anzahl weiterer Szenarien dienen kann. Die Gesamtbanksimulation wird damit in die System- und Prozesslandschaft der Sparkasse Oberhessen integriert. Gleichzeitig bleiben sowohl der GuV-Planer für die Simulation des Zinsergebnisses als auch SimCorp Dimension für das Eigengeschäft die zentralen operativen Instrumente für die Sparkasse Oberhessen. In diesem Zusammenspiel der Systeme bildet zeb.control.strategy – Gesamtbanksimulation die ideale Plattform zur Modellierung alternativer strategischer Fragestellungen. Die Sparkasse ist nun in der Lage, flexibel erweiterbare Simulationsszenarien, beispielsweise unter Berücksichtigung modifizierter Zinsstrukturkurven, spezifischer Anpassungen der Kundenkonditionen, Volumenund Bilanzstrukturveränderungen oder Kostenverläufe, zu entwickeln und die Auswirkungen auf die im Projekt festgelegten Zielgrößen und Kennzahlen im Zeitverlauf zu analysieren (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Kennzahlenübersicht (im System mit Ampellogik) in zeb.control, basierend auf einem anonymisierten Datenbestand 102 IT IT 103 AUSBLICK Neben Ad-hoc-Anfragen des Managements zur Durchführung gezielter Szenariosimulationen wird die Sparkasse Oberhessen das zeb-Simulationstool auch im Rahmen des Kapitalplanungsprozesses oder bei Bestimmung adverser Geschäftsszenarien zur Abdeckung aktueller regulatorischer Anforderungen gemäß der MaRisk-Novelle einsetzen. Weitere Informationen unter www.zeb.de Im Risikocontrolling kann das Tool zur Simulation alternativer strategischer Handlungsoptionen eingesetzt werden. Auf Basis der einfach zu parametrisierenden Szenarien werden die wesentlichen Kennzahlen in die Zukunft simuliert und Entscheidungen über zukunftsfähige Geschäftsmodelle, Ressourcenallokation etc. vorbereitet. Damit kann das Topmanagement bei der Diskussion geschäftspolitischer Maßnahmen oder im Rahmen strategischer Planungsprozesse fundiert unterstützt werden. 104 IT Alle Projektbeteiligten sind der Auffassung, dass das auf die Bedürfnisse der Sparkasse Oberhessen ausgerichtete Simulationstool zeb.control.strategy - Gesamtbanksimulation sehr schnell einen deutlichen Mehrwert für die Gesamtbanksteuerung des Hauses bieten wird. Michael Schwarzer Stellv. Mitglied des Vorstandes Sparkasse Oberhessen Jan Köhler Fachbereichsleiter Risikocontrolling Sparkasse Oberhessen Stefan Kaufmann Partner zeb Dr. Michael Faisst Manager zeb Sebastian Hoffmann Ferdinand Davertzhofen SBERBANK EUROPE AG| EINFÜHRUNG KERNBANKSYSTEM UND SATELLITENSYSTEME AUSGANGSSITUATION PROJEKTINHALTE UND VORGEHEN Mitte 2013 hatte die Sberbank Europe AG die Banklizenz für ihre Tochter in Österreich erhalten. Damit verbunden wurde der Go-live der Corporate Bank zum 1. April 2014 als wesentliches Ziel definiert und die strategischen Weichen für eine neue IT-Architektur gestellt, um so eine ausreichende IT-Unterstützung des Bankbetriebs sicherzustellen. In diesem Zusammenhang wurde beschlossen, zeb unterstützte die Sberbank Europe bei drei Projekten im Programm: •„inter-Vision“ als neues Kernbankensystem einzuführen um Betriebssynergien mit der Schwester Denizbank, einer weiteren Sberbank-Beteiligung, heben zu können, •das zentrale Datawarehouse für Österreich auf Basis des zeb-Referenzdatenmodells aufzubauen und •an dieses Datawarehouse die verschiedenen abnehmenden Satellitensysteme für Regulatory Reporting, IFRS, Controlling und Risk für Österreich anzubinden. Als Zeitplan für die vollständige Konzeption, die Implementierung, das Testen und den Go-live der Corporate Bank wurden acht Monate angesetzt. Dieser extrem enge Zeitrahmen war wesentliche Herausforderung des Projekts. Darüber hinaus sollten neben dem Auf- und Ausbau der lokalen Bank in Österreich auch der Erhalt und der Ausbau aller zentralen Konsolidierungs- und Berichtsfunktionen der Holding für Osteuropa ermöglicht werden. 1.Einführung des neuen Kernbanksystems „inter-Vision“ zum 1. April 2014, inklusive der Migration von Bestandsdaten 2.Konzeption und Umsetzung des Regulatory Reportings mit dem Ziel einer Erstmeldung zu ultimo April 2014 3.Modellierung des Datawarehouse auf Basis des zeb-Referenzdatenmodells sowie Konzeption der Datamarts, Begleitung der Entwicklung und Testen des ersten Release, inkl. der Anbindung der Satellitensysteme Für die ersten beiden Projekte hat zeb außerdem die Projektleitungsfunktion übernommen und an das Programmmanagement berichtet. Auf Basis einer intensiven Planung wurde zunächst ein Masterplan erarbeitet. Der enge Zeitrahmen schrieb von vornherein eine pragmatische Vorgehensweise unter enger Einbindung der Softwarelieferanten/Vendoren vor. Die Sberbank und zeb haben dabei ein hoch integriertes und stark teamorientiertes Vorgehen verfolgt, das sich im Laufe des Projekts, auch und insbesondere in den „heißen“ Phasen, sehr bewährt hat. Während des Herbstes wurden im Projektteam intensive Workshops mit den Vertretern des Fachbereichs unter Einbeziehung von Vertretern der Hersteller durchgeführt, um die fachlich/funktionalen und technischen Anforderungen möglichst gut in den Zielsystemen abzubilden. Dabei wurde entlang klarer geschäftlicher Prioritäten sowie regulatorischer Verpflichtungen die Umsetzbarkeit der Anforderungen für das erste Release festgelegt. Parallel wurde das Implementierungs- sowie Testkonzept erstellt und mit den IT- und Fachbereichen abgestimmt. Nach der Spezifikation der Anforderungen, welche teilweise bereits parallel umgesetzt wurden, hat zeb die technischen und fachlichen Integrationstests sowie in weiterer Folge auch die Abnahmetests gemeinsam mit der Bank sowie den Vendoren geplant, koordiniert und durchgeführt. Parallel dazu wurde die Migration von Stammdaten und bestehenden Verträgen aus dem laufenden Betrieb in das neue Kernbankensystem „inter-Vision“ vorbereitet, getestet und durchgeführt. 106 IT IT 107 PROJEKTERGEBNISSE Das neue Kernbanksystem konnte nach intensiven Tests wie geplant zum 1. April 2014 implementiert werden, während das Datawarehouse und die notwendigen Satellitensysteme für das Regulatory Reporting zu ultimo April in Betrieb genommen wurden. Damit wurde das Projekt – trotz engen Zeitplans – erfolgreich und zur Zufriedenheit aller Beteiligten termingerecht umgesetzt. Weitere Informationen unter www.zeb.de Nicole Nowacka 108 IT David O'Mahony COO Sberbank Europe AG Dr. Christian Kubitschek CFO Sberbank Europe AG Thomas Ganglberger Programmmanager Sberbank Europe AG Reza Goshtai Head of Transactional Systems Sberbank Europe AG Werner Konezny Managing Partner zeb.Austria Christian Legény Managing Partner zeb.Austria Sven Krämer Partner zeb Erwin Meichenitsch Senior Manager zeb Martin Bode SPARKASSE DÜREN | DIE GUTE POSITION HEUTE SICHERN AUSGANGSSITUATION UND PROJEKTAUFTRAG Die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken stehen vor großen Herausforderungen: Das anhaltende Niedrigzinsniveau führt zu deutlichen Ergebniseinbußen. Gleichzeitig erfordern der demografische Wandel sowie die Digitalisierung strukturelle Anpassungen. Im Ergebnis wurden Wachstumsszenarien herausgearbeitet. Im Rahmen eines Vorstands-Workshops wurden die Ergebnisse diskutiert und die zentralen Eckpfeiler für die strategische Stoßrichtung der Sparkasse Düren daraus abgeleitet. Die Sparkasse Düren (ca. 3,3 Mrd. Euro DBS) begegnet diesem Trend, indem eine institutsweite strategische Neuausrichtung beschlossen wurde. Ziel war die Beibehaltung und der Ausbau der guten Position als erfolgreiche Sparkasse im Rheinland. Dazu initiierte die Sparkasse in 2014 das Projekt „Sparkasse 2025“ mit folgenden Leitlinien: Resultierend wurden für die zweite Projektphase sechs Zukunftswerkstätten zu den Kernthemen PK-Vertrieb, FK-Vertrieb, Produktivität, Personal, Gesamtbanksteuerung und Prozesse ins Leben gerufen und jeweils mit sechs bis zehn Mitarbeitern unterschiedlicher Hierarchiestufen und Bereiche besetzt. Der Auftrag für die Zukunftswerkstätten lag in der Gestaltung von Zielbildern und der Ableitung von Umsetzungssteckbriefen, die die Erreichung der im Vorstandsworkshop definierten Ergebnisziele ermöglichen. Die Moderation der Zukunftswerkstätten wurde durch einen verantwortlichen Direktor der Sparkasse und zeb übernommen. •Ein strategisches Maßnahmenprogramm ist zu erarbeiten, das eine Kompensation der o. g. negativen Ergebniseffekte bewirkt. •„Aus dem Haus für das Haus“: Der Veränderungsprozess soll wesentlich durch die Ideen und Ini tiativen der Mitarbeiter getragen werden, um so die Identifikation mit zukünftigen Lösungen sicherzustellen. •Bestehende Standards der Modellorganisation des DSGV sowie der Finanz Informatik sollen weit gehend berücksichtigt werden – Ziel ist die Ausrichtung als Mustersparkasse. •Parallele Projekte (z. B. DSGV-Vertriebsstrategie der Zukunft (Pilotinstitut) und RSGV-FK-Gesamt check) sollen eng mit dem Strategieprojekt verzahnt werden. zeb wurde die Aufgabe übertragen, das hauseigene Projekt in allen wesentlichen Teilabschnitten zu planen und zu begleiten, dabei eigene Best-Practice-Ansätze einzubringen und die Einbeziehung der Mitarbeiter sicherzustellen. PROJEKTVORGEHEN UND -ERGEBNISSE Das Ziel von Phase 1 war es, die zentralen Eckpfeiler für eine effiziente Wachstumsstrategie zu erarbeiten. Dies wurde durch eine gesamthafte Analyse erreicht, in die die Ideen und Ansätze aus der Sparkasse einflossen. In Zukunftsdialogen mit Führungskräften und Mitarbeitern wurden Stärken und Schwächen analysiert, um daraus die Kernthemen der Veränderung abzuleiten. Flankiert wurden die Dialoge durch eine quantitative Analyse sowie eine szenariobasierte Simulation unterschiedlicher Zins- und Bilanzszenarien. 110 HUMAN CAPITAL In Summe wurden 51 Umsetzungssteckbriefe in den Zukunftswerkstätten erarbeitet, die es in acht Maßnahmenpaketen im Folgenden abzuarbeiten gilt (vgl. Abb. 1). Kundensegmentierung PK Überarbeitung strat. Planungsprozess Arbeitszufriedenheit & BGM Zielwerte Direktion MF Aktiv BS 016 Regionale Präsenz, Filialstruktur Implemt. Profit-Center-Rechnung Führung Optimierung Neuantragsprozesse FK Neue Vertriebswege Implementierung Vorkalkulations-Tool Personalcontrolling Optimierung Neuantragsprozesse Baufin. Betreuungsmodell Integrierte Zinsbuchsteuerung Weiterentwicklung Prozessmanagement Neue Vertriebssteuerung Optimierung Eigenanlagen Kundensegmentierung FK Maßnahmenpakete 1 Privatkundenvertrieb 5 Bestands- und sonstige Prozesse 2 Firmenkundenvertrieb 9 Weiterentwicklung Projektmanagement Prozesssteuerung 3 Kreditprozesse 6 Überarbeitung Reporting Implementierung / Weiterentwicklung QM Aufbauorganisation und Kapazitäten Kundentypologisierung FK Erstellung Produktivitätskonzept Unternehmenskommunikation 4 Produktivitätsmanagement 10 Personalgewinnung Betreuungskonzeption Personalplanung Einführung Kapazitätsmanagement Effektive Kommunikation 5 Personal 11 Beratungskonzept Kompetenzprofile Senkung Personal-/ Sachkosten SWD Veränderungsmanagement 6 6 Co-Betreuung Personalentwicklung Senkung Personalkosten (MF/Stab) Effizientes Management Problemkredite Gesamtbanksteuerung Kultur und Kommunikation 3 Interne Karriere Neuausrichtung Organisation 7 Preismanagement Vertriebsunterstützung Anreizsystem Weiterentwicklung Revisionsabteilung 8 Problemkreditmanagement 1 Vertriebssteuerung Arbeitsorganisationsmodelle Umwidmung vorhandener Kapazität IT-Systeme Schlüsselqualifikationen ∑ 51 Abb. 1: Übersicht Maßnahmenpakete HUMAN CAPITAL 111 Zentraler Erfolgsfaktor der nachhaltigen erfolgreichen Veränderung war die Kombination aus der eindeutig auf die Führungskräfte des Hauses übertragenen inhaltlichen Verantwortung sowie den Erfahrungen des zeb in stringenter Projektorganisation und dessen Gespür für das hausspezifisch Machbare. Weitere Erfolgsfaktoren waren die enge Beteiligung des Personalrats, offene Kommunikation und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Vorstand, Führungskräften, Mitarbeitern und zeb. Weitere Informationen unter www.zeb.de Die gemeinsam erarbeiteten Projektergebnisse werden das Ergebnis der Sparkasse bis 2018 deutlich positiv beeinflussen und so zu einer Ergebnisstabilisierung in der Niedrigzinsphase führen. Hierbei wird sich die Sparkasse konsequent an den Standards der S-Finanzgruppe ausrichten, aber auch ganz neue Wege und Ansätze zum Kunden gehen. In 2014 wurden mit dem neuen Vertriebsmanagement erste Impulse gesetzt und der Aufbau eines kundenzentrierten Vertriebsmodells vorbereitet. 112 HUMAN CAPITAL FAZIT UND AUSBLICK Im Jahr 2014 wurden die Weichen für die strategische Neuausrichtung gestellt. Der Schwerpunkt der Umsetzung liegt in den Jahren 2015 und 2016. Die enge Einbindung der Mitarbeiter in alle konzeptionellen Arbeiten hat zu einer überdurchschnittlichen Akzeptanz und Dynamik sowie Identifizierung mit dem Projekt geführt. Gemeinsam wird eine simultane und zielgerichtete Umsetzung erfolgen. Dabei begleitet zeb die Sparkasse Düren in allen Teilprojekten sowie in der Gesamtprojektsteuerung und im Veränderungsmanagement. Uwe Willner Vorstandsvorsitzender Sparkasse Düren Udo Zimmermann Stv. Vorstandsvorsitzender Sparkasse Düren Dr. Gregor Broschinski Mitglied des Vorstandes Sparkasse Düren Thorsten Helbig Senior Manager zeb Christian von Schirach Senior Manager zeb Jürgen Weimann Manager zeb Thorsten Helbig Dr. Jens Sträter VOLKSBANK KURPFALZ H + G BANK EG | POWER CHANGE – KOSTENSENKUNG UND NEUAUSRICHTUNG AUSGANGSSITUATION „Willst du schnell sein, gehe langsam“ – Viel Zeit wurde deshalb am Anfang in eine Zukunftswerkstatt mit folgenden Aufgaben investiert (vgl. Abb. 1): Konfrontiert mit Niedrigzinsphase, Regulatorik und verändertem Kundenverhalten wurde die Volksbank Kurpfalz H + G BANK eG zum Jahresende 2013 wie viele Banken mit rückläufigen Ertragsprognosen konfrontiert – zumal aus vergangenen Fusionen hohe Personalkosten zu verkraften waren. Die Strategie war klar: die Bank in einem attraktiven Markt mit effizienter Organisation in eine betriebswirtschaftlich gesunde Zukunft zu führen. •fachliches, kulturelles und emotionales Verständnis der Bank und ihrer Geschichte •gemeinsame Interpretation der Ausgangsposition und des Handlungsbedarfs •Schärfung des Zielbildes, aufsetzend auf der bestehenden Strategie •Ableitung möglichst konkreter Schritte des gemeinsamen Handelns zu Kostensenkung und Neuausrichtung Vorstand und Gremien der Volksbank Kurpfalz H + G BANK initiierten ein kombiniertes Kostensenkungs- und Neuausrichtungsprogramm, das darauf ausgerichtet ist, die strategischen Ziele für 2018 bereits Ende 2015 zu erreichen. Fast die Hälfte der Projektressourcen stand in dieser ersten Phase für kulturell-emotionale Aufgaben der Zukunftswerkstatt bereit, ein eigener Co-Projektleiter für diese klassische Change-Management-Aufgabe wurde seitens zeb gestellt. VORGEHEN IM PROJEKT Das hat sich gelohnt: Vorstände, Führungskräfte und Betriebsrat konnten gemeinsam einen guten Weg für die Kostensenkung und den notwendigen Personalabbau finden. Die parallel erarbeitete Neuausrichtung gab dem Haus eine positive Perspektive und sorgte für breite Akzeptanz des Vorhabens, was insbesondere für den konstruktiv agierenden Betriebsrat wichtig war (vgl. Abb. 2). Die Koppelung von Kostensenkungen mit der beschlossenen Neuausrichtung stellte gemeinsam mit der ambitionierten Zeitschiene eine zentrale Herausforderung des Projekts dar. Für die klare Fokussierung auf Umsetzungserfolge war somit ein funktionierendes und harmonierendes Führungsteam aus Vorstand und zweiter Ebene unabdingbar. FACHLICH ZIELAKZEPTANZ FACHLICHE EXPERTISE UMSETZUNGSFOKUS WARUM? WOHIN? WER MACHT WAS BIS WANN? Anpassung Bilanzstruktur und Neugestaltung Treasury Personalabbau KOSTENSENKUNG NEUAUSRICHTUNG Neugestaltung Segmentierung Verschlankung Prozesse KULTURELL Umbau Filialnetz Kundenzentrierung der Organisation Abb. 1: Aufbau der Zukunftswerkstatt Aufbau Vertriebsmanagement Abb. 2: Elemente der Kostensenkung und der Neuausrichtung (Auszug) 114 HUMAN CAPITAL HUMAN CAPITAL 115 PROJEKTERGEBNISSE „Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert“ – Das Change Management hat ein Klima der Veränderung geschaffen, in dem sich ein äußerst ehrgeiziges Neuausrichtungsvorhaben bereits jetzt mitten in der erfolgreichen Umsetzung befindet. In offenen und vertrauensvollen Führungsrunden und Teamsupervisionen wurden Widerstände thematisiert und direkt aufgelöst. Innerhalb kürzester Zeit gaben die Führungskräfte an, die Zusammenarbeit habe sich deutlich entspannt und intensiviert. Die Projektarbeit in den fachlichen Teilprojekten verlief dadurch stringent, zielorientiert und kollegial. Fachliche Herausforderungen konnten schon innerhalb des ersten Projektjahres erfolgreich gemeistert werden – auch, weil sie von vielen Schultern getragen wurden. Darauf aufbauend startete bereits im September 2014 ein Teamentwicklungsprogramm zur Umsetzung der Kundenzentrierung in den Filialen. Auch hier wurde – im Geiste des Projekts – auf Mitarbeitereinbindung statt direktive Vorgaben gesetzt. Durch die Verknüpfung mit der Personalentwicklung, eine laufende Überprüfung von Kennzahlen sowie eine konsequente Verzahnung mit der kulturellen Entwicklung des Hauses konnte zeb während des gesamten Programmverlaufs eine konsequente Qualitätssicherung garantieren. Die Volksbank Kurpfalz H + G BANK ist zuversichtlich, ihre ambitionierten Ziele bis Ende 2015 erreichen zu können. Weitere Informationen unter www.zeb.de Maren Singer 116 HUMAN CAPITAL Friedrich Ewald Vorstandsvorsitzender Volksbank Kurpfalz H + G BANK eG Bernhard Carl Stellv. Vorstandsvorsitzender Volksbank Kurpfalz H + G BANK eG Felix Nübel Senior Manager zeb Michael Romeis Manager zeb Martin Richter ZEB.STUDIEN 120 ZEB.PUBLIKATIONEN 124 ZEB.AKADEMIE 125 KONTAKT 128 IMPRESSUM 130 ZEB.STUDIEN | MÄRKTE IM FOKUS STUDIE ZU ERFOLGSFAKTOREN DER KOSTENSTEUERUNG IN BANKEN Unsere zeb.Studien verbinden ausführliche, datenbasierte Analysen und fundierte Untersuchungen mit praxisrelevanten Fragestellungen und bilden so eine wichtige Ergänzung zur Arbeit in den Projekten. Die Märkte stets im Fokus, ist es das Ziel, unseren Kunden und der Öffentlichkeit umsetzungsfähige zukunftsbezogene Antworten auf die aktuellen Fragen und Probleme der Finanzwirtschaft aufzuzeigen. Die folgenden Seiten geben einen kurzen Überblick über die wesentlichen Inhalte und Ergebnisse ausgewählter zeb.Studien im vergangenen Jahr. 120 EUROPEAN BANKING STUDY 2014 INTERNATIONALE PRICING-EXCELLENCE-STUDIE Im Jahr 2014 setzte zeb die Studienreihe „European Banking Study“ fort. Die neuste Ausgabe verbindet unter dem Titel „Double Trouble“ zwei höchst aktuelle Problemfelder der europäischen Bankwirtschaft: das aktuell historisch niedrige Zinsniveau sowie die über Basel III eingeführten, neuen regulatorischen Bestimmungen. Die weitreichenden Ergebnisse wurden in zahlreichen Kundenterminen und internationalen Konferenzen, u. a. in New York, London, Stockholm und Zürich präsentiert und die im ersten Halbjahr 2014 veröffentlichten Resultate im Jahresverlauf weiterentwickelt. Insgesamt entsteht in der Kombination von Niedrigzins und Regulatorik eine massive Doppelbelastung für Banken, die durch singuläre Maßnahmen nicht aufzufangen ist. Es verstärkt sich somit der Konsolidierungsdruck im europäischen Bankenmarkt, der weitere Übernahmen und Zusammenschlüsse unter den großen Instituten erwarten lässt. Dies macht gerade auch eine bisher fehlende politische Diskussion um die Zukunft des Bankensektors in Europa erforderlich. Für Banken allgemein bedeutet dies, dass die zunehmende Regulatorik die Rahmenbedingungen für Wertgenerierung nachhaltig verändert hat. Sehr komplexe, internationale Strategien und Strukturen werden im Bankgeschäft zunehmend schwieriger. Die kommende European Banking Study 2015 wird sich diesem Zusammenhang zwischen Komplexität und Erfolg von Geschäftsmodellen im Bankenmarkt ausführlich widmen. Die Bedeutung eines professionellen Preismanagements für die Ertragssituation von Finanzdienstleistern ist unbestritten. Dennoch offenbart die praktische Umsetzung wichtiger Pricing-Instrumente in manchen Bereichen erhebliche Lücken. Durch die von zeb durchgeführte internationale Studie zum Reifegrad bei Finanzdienstleistern wurden wichtige Investitionsfelder identifiziert, die Finanzdienstleister im In- und Ausland deutlich nach vorne bringen können. Auf Basis der Antworten von über 170 Entscheidungsträgern aus den Bereichen Topmanagement, Marketing, Vertrieb sowie Vertriebs- und Produktmanagement konnten präzise „Pricing Champions“ identifiziert werden, die in den letzten drei Jahren Geschäftsvolumen und Gewinn verbessern konnten. Diese Häuser bestätigen auf internationaler Ebene einen sehr hohen Reifegrad besonders in den folgenden Feldern: (1) Marktpositionierung, (2) Preiskalkulationstransparenz, (3) Gewinnorientierung im Zielsystem, (4) Richtlinien im Preismanagement, (5) Gleichgewicht zwischen zentraler und dezentraler Preisbestimmung. Schaut man in die Ergebnisse ausgewählter Länder, so lassen sich sowohl bei den beschriebenen Erfolgsfaktoren als auch bei weiteren Pricing-Aspekten Unterschiede erkennen. Die erwarteten Ertragspotenziale lassen sich jedoch nur heben – dies als zentrales Ergebnis der vorliegenden Pricing-Studie – wenn die identifizierten Erfolgsfaktoren integriert angegangen werden. ZEB.STUDIEN Kosten zu senken ist eine DER Maßnahmen, mit denen Banken der fortschreitenden Margenerosion begegnen. Doch ein einmaliges Kostensenkungsprogramm allein schafft meist keine nachhaltige Kostenreduktion. Hierfür ist ein effizientes Kostenmanagement erforderlich, das Budgetüberschreitungen frühzeitig erkennt und hilft, Stellhebel zur Kostensenkung zu identifizieren. Wie dieser Prozess ausgestaltet sein sollte, ist Inhalt einer von zeb in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Controlling der TU München durchgeführten Studie, an der 100 Banken teilgenommen haben. 70 % dieser Institute gaben an, dass bei der Kostensteuerung Verbesserungspotenzial besteht – bei einem Drittel sogar „deutliches“. Durch den Vergleich der von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Instituten genutzten Instrumente bzw. etablierten Verantwortlichkeiten konnten vier differenzierende Kernerfolgsfaktoren der Kostensteuerung identifiziert werden (vgl. Abb. 1). Die Etablierung dieser Prinzipien – gepaart mit eher führungskulturellen Aspekten wie „Vorleben von oben“ oder bereichsübergreifenden Abstimmungen beim Trade-off zwischen Kosten- und Ertragsreduktion – bildet die Grundlage für eine nachhaltig niedrige Kostenbasis. 1 Die Planung im Gegenstromverfahren periodisch aktualisieren 2 Potenzialorientierte Top-down-Vorgaben machen 3 Kosten so verursachungsgerecht wie möglich verrechnen 4 Eine vollständige Matrixstruktur bei der Kostenverantwortung schaffen Abb. 1: Erfolgsfaktoren der Kostensteuerung BAUSPARSTUDIE 2014 Bausparen hat in Deutschland eine lange Tradition und ist seit der Finanzkrise ein Symbol für Stabilität. Doch stoßen die Bausparkassen an die Grenzen von Absatz und Ergebnis. In unserer zweiten Sektorstudie wurden mittels der zeb-Software zeb.control.strategy — Future Grip Simulationen zu den Wirkungen der anhaltenden Niedrigzinsphase und der regulatorischen Erfordernisse auf die Profitabilität des Bausparmarktes bis 2020 abgeschätzt. Bei Fortschreibung des Ende 2013 bestehenden Zinsniveaus bis 2020 würde das Betriebsergebnis des Sektors auf null absinken. Es bedarf also frühzeitiger Gegenmaßnahmen: Auf der Ertragsseite bietet sich die Forcierung des außerkollektiven Aktivgeschäfts an. Auf der Aufwandsseite bieten sich ebenfalls große Ergebnispotenziale. Neben der Digitalisierung von Prozessen, die gleichzeitig die Basis für künftige digitale Angebote bildet, sind auch die Vertriebskosten anzugehen. Mit Hilfe dieser Maßnahmen könnten immerhin knapp 80 % der Bausparkassen 2020 profitabel werden. Der größte Ergebnishebel ist jedoch die Senkung der durchschnittlichen Einlagenverzinsung. Zur nachhaltigen Stabilisierung müssen die Bausparkassen die Digitalisierung angehen: Kunden sollen in ihrer medialen Welt abgeholt werden und dabei einzigartige Erlebnisse rund um die Kernkompetenz „Immobilien“ erfahren. ZEB.STUDIEN 121 STUDIE ZUR WEITERENTWICKLUNG DES VERTRIEBSKANALS „VERTRETER“ AUF DEN ITALIENISCHEN VERSICHERUNGSMÄRKTEN Weitere Informationen unter www.zeb.de zeb hat eine ausführliche Studie zur zukünftigen Entwicklung des AO-Vertriebs in Italien durchgeführt. Im Fokus standen Marktveränderungen und die Einstellung der Verbraucher. Während der Vertreterkanal im Bereich der Lebensversicherungsprodukte nur eine marginale Rolle spielt, ist er im Nicht-Leben-Geschäft von vorherrschender Bedeutung (ca. 80 % Prämienanteil). Die Stärken der traditionellen Vertreter werden im Kfz-Versicherungsbereich durch den steigenden Druck von Aggregatoren gefährdet und in anderen Nicht-Leben-Geschäftsbereichen durch das aggressive Auftreten führender Banken. Die in die Studie einbezogenen befragten Branchenvertreter (13 Unternehmen mit einem gemeinsamen Prämienanteil von 60 %, eine Reihe von Versicherungsvertretern, Verbraucherverbände und ein Vertreter der Aggregatoren) sind der Ansicht, dass der Nicht-Leben-Versicherungsmarkt in den nächsten fünf Jahren stagnieren wird und die Vertreter etwa 5 % ihres Marktanteils einbüßen werden. Die in diesem Szenario umrissenen Entwicklungen sind nicht dramatisch, doch sie bedeuten, dass eine erhebliche Anzahl unprofitabler Vertreter entweder aus dem Markt gedrängt oder zu Fusionen mit anderen Händlern gezwungen wird. Ausgehend von der Markt-/Produktsegmentierung haben wir drei mögliche Geschäftsmodelle identifiziert, die es Vertretern ermöglichen, anspruchsvolle Marktbedingungen zu bewältigen und die Erwartungen der Kunden zur Digitalisierung zu erfüllen. Wir haben von den befragten Unternehmen sehr positives Feedback erhalten und sind nun besser aufgestellt, um Unternehmen in ihrem FrontEnd-Bereich zu unterstützen. Simona Jödden Für weitere Fragen und Auskünfte zu den zeb.Studien stehen wir Ihnen sehr gerne zur Verfügung. Leitung zeb.research Heinz-Gerd Stickling Oliver Rosenthal Phone +49.251.97128.300 E-Mail [email protected] 122 ZEB.STUDIEN Nicholas Scott ZEB.SCHRIFTENREIHE | BRÜCKE ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND PRAXIS ZEB.AKADEMIE | EXPERTEN-KNOW-HOW FÜR DIE FINANZBRANCHE Die zeb.Schriftenreihe, begründet und herausgegeben von Prof. Dr. Bernd Rolfes und Prof. em. Dr. Dres. h. c. Henner Schierenbeck, informiert kompetent und fundiert über den neuesten Stand und die Entwicklungstendenzen in Praxis und Wissenschaft. In 2014 sind folgende Neuerscheinungen hinzugekommen: „Stillstand ist Rückschritt“ sagt der Volksmund. Tatsächlich zeichnet sich das 21. Jahrhundert vor allem dadurch aus, dass Produkte, Prozesse und Organisationen immer kürzeren Lebenszyklen unterliegen. Die Digitalisierung des Bankgeschäfts ist nur ein Beispiel für diese Entwicklung. Das Eindringen von Nichtbanken in das Geschäftsfeld des Zahlungsverkehrs kann die Branche nicht verhindern. Einmal mehr wird deutlich, dass Vertrauen und fachliche Kompetenz die zentralen Legitimationsressourcen der Finanzbranche schlechthin sind. Hier gilt es, im Wettbewerb nachhaltig zu bestehen. BAND 65 [ISBN 978-3-8314-0859-7] BAND 66 [ISBN 978-3-8314-0860-3] Der Einfluss von Fondsrankings und -ratings auf das Mittelaufkommen von Aktienfonds – Eine empirische Analyse für den deutschen Markt Von Dr. Alexander Hick 2014. 350 Seiten, gebunden, 74,- Euro Bankbeziehungen mittelständischer Unternehmen – Bestimmungsfaktoren und Wirkungszusammenhänge im Entscheidungsverhalten gewerblicher Bankkunden Von Dr. Nico Peters 2014. 288 Seiten, gebunden, 68,- Euro Vor dem Hintergrund der Ergebnisse von Anlegerbefragungen, die auf eine mögliche Ausrichtung der Investoren an den Rankings und Ratingurteilen hindeuten, besteht die Zielsetzung der Dissertationsschrift in einer bislang noch nicht erbrachten empirischen Bestätigung des tatsächlichen Dispositionsverhaltens deutscher Anleger. Mit der vorliegenden Arbeit leistet der Autor eine maßgebliche Weiterentwicklung und Verbesserung bisher bekannter Untersuchungen zu dem diesbezüglichen Themenkomplex. Dazu gehören neben der im Gegensatz zu anderen Untersuchungen präziseren Unterscheidung zwischen Rankings und Ratings die systematische Einbettung seiner empirischen Untersuchung in die Behavioral-Finance-Forschung, die explizite Berücksichtigung von Bruttozuflüssen und -abflüssen und die Bewältigung der damit verbundenen Datenanforderungen sowie die simultane Differenzierung nach Ratinggesellschaften/-arten und Börsenphasen. Kundenverhaltensweisen und Entscheidungsmechanismen stehen im Zentrum der vorliegenden Arbeit. Konkret setzt sich dieser Band mit der Frage auseinander, welche Faktoren die Entscheidungen mittelständischer Bankkunden beeinflussen und welche Wirkungszusammenhänge zwischen diesen Faktoren bestehen. Die Arbeit liefert bedeutende neue Erkenntnisse für die Geschäftsbeziehungen zwischen mittelständischen Unternehmen und Kreditinstituten. Sie ist durch die theoretisch basierte und hypothesengeleitete empirische Vorgehensweise in der Lage, wesentliche Determinanten und Ursache-Wirkungs-Beziehungen im Entscheidungsverhalten gewerblicher Bankkunden zu erklären. Die daraus hergeleiteten Gestaltungs- und Handlungsoptionen bieten Banken und Sparkassen konkrete Ansatzpunkte für die Optimierung ihrer Kundenbindung im gewerblichen Kundensegment. Einen Überblick über alle bereits erschienenen Bände sowohl in der zeb.Schriftenreihe als auch in der zeb.Managementreihe mit ausführlichen Angaben zu den Inhalten finden Sie unter www.zeb.de/publikationen. Die zeb.Schriftenreihe erscheint im Fritz Knapp Verlag Aschaffenburger Str. 19 60599 Frankfurt am Main Phone +49.69.970833.0 Fax +49.69.707840.0 VERZAHNUNG VON (WEITER-)BILDUNG, FORSCHUNG UND UMSETZUNG zeb ist das einzige Beratungsunternehmen, welches mit der zeb.business school (www.zeb-bs.de) an der Steinbeis-Hochschule Berlin über ein universitäres Institut mit berufsbegleitenden Studienmöglichkeiten und eigenem Forschungsbereich verfügt. Der Wissenstransfer ist dabei keine Einbahnstraße. Die Beratung profitiert von den Erkenntnissen aus Lehre und Forschung ebenso wie diese von den Umsetzungserfahrungen aus der Beratung profitieren. Die daraus gewonnenen Synergien kommen den Kunden von zeb sowohl in der Beratung als auch bei den betrieblichen Weiterbildungsangeboten zugute. In 2014 wurde der Studienbetrieb für das Masterstudium mit großem Erfolg hinsichtlich der Anmeldungen und der Zufriedenheit der Studierenden aufgenommen. Auch erste Promotionsprojekte wurden gestartet. Abgesehen davon, dass mit diesen Studienmöglichkeiten hervorragende Instrumente zur Förderung und Bindung von Potenzialkandidaten geschaffen wurden, profitieren Studierende und ihre Arbeitgeber davon, dass betriebliche Projekte Gegenstand des Studiums sind. SCHWERPUNKTE IN DER BETRIEBLICHEN WEITERBILDUNG 2014 Die betriebswirtschaftlichen, strategischen und regulatorischen Herausforderungen haben dazu geführt, dass neben unserem Zertifikatskurs „Akademie Bankcontrolling“ auch der Workshop zur „Niedrigzinsphase als strategische Herausforderung“ und unser Topmanagement-Seminar „Fit für die Prüfungen der Bankenaufsicht“ Schwerpunkte der Nachfrage bei den offenen Seminaren waren. Sie alle finden sich daher auch in unserem Programm für 2015 wieder. Als grundsätzlichen Trend in der betrieblichen Weiterbildung erkennen wir eine Verlagerung der Nachfrage von offenen Veranstaltungen auf Inhouse-Schulungen für ganze Abteilungen. Dieser Trend ist darauf zurückzuführen, dass sich im Zeitalter eines immer schnelleren Wandels ein zunehmender Anpassungsbedarf für ganze Organisationseinheiten ergibt, der organisationsspezifischen Schulungsbedarf mit sich bringt. Wir freuen uns darauf, Sie persönlich zu einer Weiterbildungsveranstaltung des zeb begrüßen zu können oder individuelle Inhouse-Schulungen für Sie zu konzipieren. Gerne stehen wir Ihnen für Fragen, Wünsche und Anregungen telefonisch sowie per E-Mail zur Verfügung. Klaus Leusmann Leiter zeb.Akademie Phone +49.251.97128.808 Fax +49.251.97128.103 E-Mail [email protected] Myriam Witkovsky zeb.Akademie Phone +49.251.97128.218 Fax +49.251.97128.103 E-Mail [email protected] www.zeb.de/akademie 124 ZEB.PUBLIKATIONEN ZEB.AKADEMIE 125 Individuelle Lösungen für Financial Services VON DER IDEE BIS ZUR TAT. Unser Ziel ist der Ausbau der Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsstärke unserer Kunden. Dafür konzentrieren wir uns immer auf eines: das Wesentliche. Von der Konzeption maßgeschneiderter Ideen und innovativer Strategien, die auf Analysen Ihrer individuellen Ausgangssituation beruhen. Über die wirkungsvolle Umsetzung der erarbeiteten Ergebnisse in enger Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeitern und Verantwortlichen. Bis hin zur Begleitung und Kontrolle implementierter Maßnahmen. Von der Idee bis zur Tat. KONTAKT BERLIN KOPENHAGEN MÜNSTER WARSCHAU Friedrichstraße 78 10117 Berlin Deutschland Phone +49.30.473753.0 Fax +49.30.473753.300 E-Mail [email protected] www.zeb.de Arne Jacobsens Allé 7 2300 Kopenhagen Dänemark Phone +45.3694494.0 E-Mail [email protected] www.zeb.se Hammer Straße 165 48153 Münster Deutschland Phone +49.251.97128.0 Fax +49.251.97128.101 E-Mail [email protected] www.zeb.de BUDAPEST Saski Point ul. Marszałkowska 111 00-102 Warschau Polen Phone +48.22.52853.50 Fax +48.22.52853.60 E-Mail [email protected] www.zeb.pl 16, Rue Gabriel Lippmann 5365 Munsbach Luxemburg Phone +352.270484.89 Fax +352.278488.35 E-Mail [email protected] www.zeb.lu Bank Center Citibank Torony Szabadság tér 7 1054 Budapest Ungarn Phone +36.1.4748.233 Fax +36.1.4748.181 E-Mail [email protected] www.zeb.hu FRANKFURT Taunusanlage 19 60325 Frankfurt a. M. Deutschland Phone +49.69.719153.0 Fax +49.69.719153.410 E-Mail [email protected] www.zeb.de HAMBURG Kurze Mühren 20 20095 Hamburg Deutschland Phone +49.40.303740.0 Fax +49.40.303740.111 E-Mail [email protected] www.zeb.de KIEW 42-44 Shovkovychna Str. 01601 Kiew Ukraine Phone +38.044.49039.70 Fax +38.044.49039.71 E-Mail [email protected] www.zeb.com.ua 128 KONTAKT LUXEMBURG OSLO Grundingen 6 0250 Oslo Norwegen Phone +47.92214.0 E-Mail [email protected] www.zeb.se MAILAND PRAG Via Santa Maria Segreta, 6 20123 Mailand Italien Phone +39.0272.2751 Fax +39.0272.095241 E-Mail [email protected] www.zeb.de/italien Římská 20 Fitzwilliam Business Center 120 00 Prag Tschechien Phone +420.2228660.70 Fax +420.2228660.99 E-Mail [email protected] www.zeb.cz MOSKAU Prosvirin per 4. 107045 Moskau Russland Phone +7495.5454289 E-Mail [email protected] www.zeb.com.ru MÜNCHEN Theresienhöhe 13a 80339 München Deutschland Phone +49.89.543433.0 Fax +49.89.543433.300 E-Mail [email protected] www.zeb.de STOCKHOLM WIEN Praterstraße 31 1020 Wien Österreich Phone +43.1.5226370.0 Fax +43.1.5226370.630 E-Mail [email protected] www.zeb.at ZÜRICH Bellerivestrasse 5 8008 Zürich Schweiz Phone +41.44.56067.67 Fax +41.44.56067.69 E-Mail [email protected] www.zeb.ch Biblioteksgatan 11 11146 Stockholm Schweden Phone +46.86705.700 E-Mail [email protected] www.zeb.se ULM Einsteinstraße 55 89077 Ulm Deutschland Phone +49.731.93291.0 Fax +49.731.93291.600 E-Mail [email protected] www.zeb.de KONTAKT 129 IMPRESSUM Für die freundliche Unterstützung bedankt sich zeb bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. HERAUSGEBER zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh Hammer Straße 165 48153 Münster Phone +49.251.97128.0 Fax +49.251.97128.101 E-Mail [email protected] www.zeb.de REDAKTION Judith Altenau GESTALTUNG UND REALISATION Kerstin Wichmann FOTOS Daniel Morsey Erik Hinz Markus Püttmann DRUCKEREI Thiekötter Druck GmbH & Co. KG An der Kleimannbrücke 32 48157 Münster 130 IMPRESSUM