Drehmomente berührungslos begrenzen - neue
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Drehmomente berührungslos begrenzen - neue
02/2005 30.05.2005 In der Praxis 11:43 Uhr Seite 42 ANP05_02_042-045_074 Mechanische Antriebstechnik ▲ ANP05_02_042-045_074 Kupplungen Drehmomente berührungslos begrenzen Die ROBA-contitorque im praktischen Einsatz als Überlastabsicherung bei einer Poliermaschine (große Abbildung). Die Überlastkupplung und Bremse ROBAcontitorque basiert auf dem Funktionsprinzip des magnetischen Hystereseeffekts. Durch präzise Drehmomentbegrenzung und Wiederholgenauigkeit in Kombination mit Lasthaltung im Überlastfall ist sie reibschlüssigen Überlastkupplungen technisch überlegen (kleine Abbildung). Bilder: Chr.Mayr Dauerschlupfkupplung mit magnetischem Hystereseprinzip Diesen Beitrag können Sie sich im Internet unter www.antriebspraxis.de downloaden Große Drehmomentschwankungen wie sie bei herkömmlichen reibschlüssigen Überlastkupplungen auftreten können, gehören jetzt der Vergangenheit an. Möglich macht`s die von mayr Antriebstechnik entwickelte Überlastkupplung und Bremse, die auf dem magnetischen Hystereseprinzip basiert und das Drehmoment mit Hilfe von Magnetkräften von Oskar Fleischmann berührungslos überträgt. ▲ ▲ ▲ Überlastkupplungen die in Antriebssträngen zum Einsatz kommen, basieren in der Regel auf Reib- oder Formschluss. Sie haben die Aufgabe, Maschinenteile vor Schäden zu bewahren, die bei ungeschützten Anlagen durch Überlastfälle hervorgerufen werden. Überlast kann durch Fehlbedienung oder durch system- 42 bedingte Fehler auftreten. Reibschlüssige Kupplungen haben den Nachteil, dass das Drehmoment infolge von Reibwertschwankungen in einer großen Bandbreite variieren kann. Der Reibwert hängt von vielen Parametern ab: zum Beispiel von Temperatur, Einlauf- beziehungsweise Verschleißzustand, Stick-Slip- Effekte durch Übergang von Haft- in Gleitreibung und Stillstandszeit der Reibbeläge. Die Drehmoment-Wiederholgenauigkeit ist deshalb meistens sehr ungenau. Reibungskupplungen haben einen weiteren unerwünschten Nebeneffekt: Im Betrieb verschleißen die Reibbeläge. Der dabei entstehende Abrieb verschmutzt die Anlage. mayr Antriebstechnik hat sich dieser Problematik angenommen und eine neuartige magnetische Überlastkupplung mit der Bezeichnung ROBA-contitorque entwickelt. Sie kombiniert die Vorteile verschleißfreier Drehmomentübertragung mit präziser Drehmomentbegrenzung ohne störende Stick-Slip-Effekte. Permanentmagnetisch erregte Magnetkupplungen unterscheidet man bezüglich 02/2005 30.05.2005 In der Praxis 11:43 Uhr Seite 44 ANP05_02_042-045_074 Mechanische Antriebstechnik ▲ ANP05_02_042-045_074 Kupplungen Die Merkmale auf einen Blick Die ROBA-contitorque besticht durch folgende Vorteile: ■ berührungslose Drehmomentübertragung ■ sehr gute Drehmomentwiederholgenauigkeit ■ präzise Drehmomentbegrenzung ■ verschleißfrei (keine Verschmutzung durch Abrieb) ■ wartungsfrei ■ lasthaltend ■ als Kupplung oder Bremse einsetzbar ■ kompakte Bauform ■ robuste Lagerung ■ einfache Drehmomenteinstellung über Skala mit direkter Drehmomentangabe ■ geringes Gewicht und Massenträgheitsmoment. Bei Hysteresekupplungen werden zum Beispiel die Permanentmagnete des Abtriebsteils durch ein Hysteresematerial (z. B. AlNiCo) ersetzt, das sich sehr leicht ummagnetisieren lässt. Wirbelstromkupplungen sind baugleich zu Hysteresekupplungen, jedoch wird als Hysteresematerial ein sehr gut elektrisch leitendes Material (beispielsweise Kupfer) verwendet. Das Drehmomentverhalten der drei Kupplungstypen ist unterschiedlich. Bei Wirbelstromkupplungen baut sich das Drehmoment erst mit steigender Schlupfdrehzahl auf. Im Stillstand liefert die Wirbelstromkupplung kein Drehmoment. ihrer Bauart und ihres Drehmomentverhaltens. Bei der Stirndrehanordnung werden die Funktionskomponenten in axialer Richtung und bei der Zentraldrehanordnung in radialer Richtung zueinander platziert. Insgesamt gibt es drei verschiedene Typen: Synchronkupplungen, Hysteresekupplungen und Wirbelstromkupplungen. Bei Synchronkupplungen sitzen zahlreiche, abwechselnd magnetisierte Permanentmagnete (vorzugsweise aus NeFeBo oder SmCo) auf dem An- beziehungsweise Abtriebsteil der Kupplung. Das Drehmoment wird durch Anziehungskräfte zwischen den einzelnen Permanentmagneten übertragen. Variation der axialen Überdeckung Im Diagramm auf Seite 45 ist die unterschiedliche Drehmomentcharakteristik von Synchron- und Hysteresekupplungen dargestellt. Bei Normalbetrieb ist das Betriebsdrehmoment kleiner als das eingestellte Grenzdrehmoment Tg; beide Kupplungen laufen synchron, die Schlupfdrehzahl ns ist gleich Null. Bei einem Überlastfall übersteigt das Betriebsdrehmoment das eingestellte Grenzdrehmoment der Kupplungen. Sie beginnen zu schlupfen (ns>0). Bei der Synchronkupplung kann das Drehmoment, insbesondere bei sehr hohen Schlupfdrehzahlen infolge der Eigen- dynamik, bis auf rund 10 Prozent des eingestellten Grenzdrehmomentes abfallen. Im Gegensatz hierzu bleibt bei der Hysteresekupplung das Überlastdrehmoment konstant in Höhe des eingestellten Grenzdrehmoments erhalten. Besonderes Merkmal der zum Patent angemeldeten ROBA-contitorque ist der einfache Aufbau. Die Antriebsseite besteht aus einer Nabe mit applizierten Permanentmagneten, welche abwechselnd magnetisiert sind. Die Abtriebsseite besteht aus einem Stellring mit Hysteresematerial und einem Flansch. Der Stellring wird auf den Flansch geschraubt und mit Klemmschrauben formschlüssig gegen Verdrehen gesichert. Ein zweireihiges Schrägkugellager übernimmt die drehbare Lagerung von der Antriebs- zur Abtriebsseite. Antriebswellen werden mit der Nabe über eine Passfeder verbunden; Abtriebselemente können auf den Flansch geschraubt und zentriert werden. Das Drehmoment der ROBA-contitorque lässt sich durch Variation der axialen Überdeckung zwischen den Permanentmagneten und dem Hysteresematerial einstellen und kann anhand einer Skala abgelesen werden. Bei Normalbetrieb wird das Drehmoment über Magnetkräfte zwischen den Permanentmagneten und dem Hysteresematerial berührungslos und synchron übertragen. Im Überlastfall schlupft die Kupplung durch. Antriebs- und Ab- Technik im Detail Unterschiedliche Rutschkupplungen im Vergleich Bei der ROBA-Rutschnabe wird das Drehmoment über Reibbelag-Reibung erzeugt. Aufgrund der hohen Reibungskoeffizienten erreichen solche Kupplungen hohe Drehmomente. Sie sind allerdings relativ verschleißanfällig. Die systembedingten Reibwertschwankungen lassen kein hohe Drehmomentgenauigkeit zu. Die Kosten pro Nm sind sehr gering. In der ROBA-roll-Dauerschlupfkupplung werden mehrere Axialnadellager hintereinander angeordnet und vorgespannt. Die Kupplung nutzt die Lagerreibung zur Drehmomenterzeugung. Die erreichbaren Drehmomente liegen damit natürlich weit unter dem Drehmomentbereich von Rutschnaben. Dafür ist der Verschleiß deutlich geringer. Auch Drehmomentkonstanz und Wiederholgenauigkeit sind deutlich besser. Ungünstig sind die Kosten pro Nm aufgrund des aufwändigen me- 44 chanischen Aufbaus. Bei der neuen ROBA-contitorque erzeugen Magnetkräfte das Drehmoment. Die Übertragung erfolgt berührungslos. Die erreichbaren Drehmomente sind im Vergleich der drei Kupplungen am geringsten. Die magnetische Dauerschlupfkupplung ist jedoch verschleißfrei und unschlagbar hinsichtlich Drehmomentgenauigkeit. Die Kosten pro Nm liegen zwischen den beiden anderen Kupplungen. Leistungsprofil-Gegenüberstellung Stärken und Schwächen unterschiedlicher RutschkupplungsBauarten. 30.05.2005 11:44 Uhr Seite 45 ANP05_02_042-045_074 Mechanische Antriebstechnik triebsseite bewegen sich also mit einer Relativdrehzahl, der so genannten Schlupfdrehzahl ns, zueinander. Der Hystereseeffekt sorgt für ein konstantes Drehmoment zwischen Antriebs- und Abtriebsseite im Überlastfall. Die ROBA-contitorque wurde auf dem Kupplungsprüfstand umfangreichen Tests unterzogen, um Drehmomentcharakteristik, Leistungsgrenzen und Zuverlässigkeit zu ermitteln. Der Prüfling wird über einen Scheibenläufermotor mit unterschiedlichen Lasten und Drehzahlen beaufschlagt. Dabei können Drehmoment, Drehzahl und Temperatur gemessen werden. Mit Hilfe dieses Prüfaufbaus lassen sich Belastungen, wie sie auch beim praktischen Einsatz der Kupplung auftreten, simulieren. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten Die ROBA-contitorque kann überall dort eingesetzt werden, wo eine präzise Drehmomentbegrenzung in Kombination mit Verschleiß- bzw. Wartungsfreiheit benötigt wird. In der Schraubtechnik begrenzt sie das Drehmoment von Verschlusskappen, die auf Behältnisse geschraubt werden. In der Wickeltechnik hält sie die Zugkräfte beim Auf- bzw. Abwickeln von Folien, Garnen oder Drähten konstant. In der Prüfstandstechnik simuliert die Kupplung definierte Lasten, beispielsweise beim Test von Motoren. Die Anwendungen in der Antriebstechnik zur präzisen und verschleißfreien Drehmomentbegrenzung sind sehr vielfältig. So schützt die neue Dauerschlupfkupplung zum Beispiel Poliermaschinen oder auch Weichenstellantriebe vor Überlastschäden. Die ROBA-contitorque ist in vier verschiedenen Baugrößen verfügbar. Innerhalb jeder Baugröße unterscheidet man die Type 150.100 (niedriger Drehmomentbereich) und die Type 150.200 (hoher Drehmomentbereich). Diese Standardbaureihe deckt einen Drehmomentbereich Webguide www.mayr.de Chr. Mayr Direkter Zugriff unter www.antriebspraxis.de Code eintragen und go drücken ap0074 von 0,1 Nm bis 6 Nm lückenlos ab. Die Kupplungen lassen sich auch problemlos an kundenspezifische Anforderungen anpassen. Verschiedene Konstruktionsausführungen wie zum Beispiel abgedichtet, rostfrei oder WelleWelle-Verbindung sind realisierbar. In der Praxis 02/2005 Drehmoment-Charakteristik Drehmomentcharakt eristik bei Überlast und sehr hohen Schlupfdrehzahlen ns für magnetische Hysterese- und SynchronKupplungen. ▲ ▲ ▲ ANP05_02_042-045_074