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Längsschnitt Popmusik (Klasse 9/10)
20./21. Jahrhundert • Beitrag 16
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Rund um die Reihe
Warum wir das Thema behandeln
Musik spielt im Leben aller Jugendlichen eine große Rolle. Über Musik können sie sich definieren und abgrenzen,
Musik gibt ihnen Halt. Daher erscheint es ebenso naheliegend wie simpel, über diesen Zugang das Interesse an
Geschichte zu wecken. Besonders die Geschichte der letzten Jahre lässt sich mittels noch heute populärer Songs
gut erforschen. Die vorliegende Einheit will die Schülerinnen und Schüler motivieren, historische Zusammenhänge zu entdecken, wo sie sie nicht vermutet hätten, und den eigenen Umgang mit Musik zu reflektieren.
Was Sie zum Thema wissen müssen
Popmusik zu definieren fällt schwer, weil der Begriff im Laufe der vergangenen Jahrzehnte einen Bedeutungswandel erfahren hat. Ließen sich in den 1950er- und 1960er-Jahren Rock- und Beat-Musik noch relativ leicht
sowohl von Schlagern als auch von Folk und Jazz abgrenzen, verflüssigten sich in den folgenden Jahrzehnten
die Unterscheidungsmerkmale: Die Stile vermischten sich und differenzierten sich so weit aus, dass klare Grenzziehungen nicht mehr möglich erscheinen. Als Oberbegriff taugt „Popmusik“ dennoch, weil diese Musik einem
Lebensgefühl Ausdruck verleiht, das modern sein will.
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Popmusik als Sozialisationsinstanz
Die Sozialisierung von Jugendlichen durch populäre Musik hat seit den 1950er-Jahren in allen Industriegesellschaften ihre Spuren hinterlassen und jede Biografie geprägt. Durch ihre Kommerzialisierung blieb und bleibt
sie der Kontrolle durch andere Sozialisationsinstanzen (Elternhaus, Schule) entzogen und gibt Heranwachsenden den Raum, sich eigensinnig gegenüber den vorherrschenden Mentalitäten in der Erwachsenenwelt und der
Gesellschaft zu verhalten. „In diesen infrastrukturellen Freizeiträumen finden die kommerziell produzierten
Identifikationsangebote, Lebensstilentwürfe und Sinnkonstrukte ein temporäres Realisationsfeld.“1 Zugleich
sorgte die musikindustrielle Verwertung aber auch dafür, dass aus gegenkulturellen Entwürfen von jugendlichen
Minderheiten Konsumbedürfnisse von Mehrheiten wurden. Hinzu kommt, dass die Erwachsenengenerationen
sich Schritt für Schritt nicht mehr abgrenzten, sondern „Jugendlichkeit“ als Label übernahmen. Wenn man früher
Rentner schon aufgrund der Kleidung (grau-beige Einheitsgarderobe) als solche erkennen konnte, sind heute
ältere Menschen beiderlei Geschlechts durchaus auch mit Turnschuhen, Caps und Jeans im Straßenbild sichtbar.
Jugend ist hip! Popmusik und Popkultur sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dies hat letztendlich dazu geführt, dass Popmusik heute Mainstream ist. Sie ist zum allgegenwärtigen Begleiter unseres Alltags geworden – vom Supermarkt bis zur Autobahntoilette.
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An Popsongs „lassen sich Wertvorstellungen, Lebensentwürfe und Erinnerungen festmachen, die unter entsprechenden Bedingungen eine unerwartete soziale Sprengkraft entfalten können.“2 Da Popmusik „eine Art Versuchslabor für alle Arten der Individualisierung bietet, kann seine Stilgeschichte zugleich als Mentalitätsgeschichte der Jugend in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entziffert werden.“3 Freilich bedingt die fortschreitende Kommerzialisierung eine zunehmend beschleunigte Flucht (das Hase-und-Igel-Syndrom) in immer
stärker ausdifferenzierte, individualisiertere Distinktionsmöglichkeiten, um den Verwertungsinteressen zu entgehen, sodass in der Gegenwart bezweifelt werden muss, dass die Grundvoraussetzungen so ungebrochen noch
existieren.
Popmusik als Kommentar zur Zeitgeschichte
Populäre Musik kann ein Resonanzboden für gesellschaftliche, politische und mentale Entwicklungen sein,
manchmal stößt sie sie sogar an. So war der Rock ‘n‘ Roll in den 1950er-Jahren Ausgangspunkt – begleitet von
1
Wicke, Peter: „Heroes and Villains“? Popgeschichte – Geschichte als Pop? In: Praxis Geschichte 5/2004, S. 15.
2
Wicke, Peter: Rock und Pop. Von Elvis bis Lady Gaga, C.H. Beck Verlag, München 2011, S. 10.
3
Kemper, Peter; Langhoff, Thomas; Sonnenschein, Ulrich (Hg.): ‚but I like it’. Jugendkultur und Popmusik, Reclam Verlag, Stuttgart 1998, S. 14.
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Schlaglichter des Jahres 1968
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Das Jahr 1968 war weltweit sehr bewegt. Lest die wichtigsten Ereignisse hier nach.
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30. Januar: Die „Nationale Befreiungsfront“ (FNL) in Südvietnam beginnt eine Großoffensive, die Tet-Offensive. Der Vietcong bringt weite Teile des Landes unter Kontrolle und dringt bis zur amerikanischen Botschaft in Saigon vor. +++ 17. Februar: An der
Technischen Universität in Berlin beginnt der „Internationale Vietnam-Kongress“ mit
mehreren Tausend Beteiligten aus verschiedenen Ländern. Am nächsten Tag ziehen
12.000 Studenten durch die Innenstadt. +++ 10. März: Mit dem Rücktritt des tschechoslowakischen Präsidenten Novotny beginnt der „Prager Frühling“. Es soll ein „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ geschaffen werden. +++ 17. März: In London ziehen 15.000 Menschen vom Trafalgar Square zum Sitz der amerikanischen Botschaft, um
gegen den Vietnamkrieg zu demonstrieren. Sie besetzen den Platz vor der Botschaft
und es kommt zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit der Polizei. Nach zwei
Stunden geben die Veranstalter der Demo das Zeichen zum Räumen des Platzes. +++ 4.
April: Martin Luther King, Kämpfer für die Bürgerrechte der Schwarzen in den USA,
wird in Memphis erschossen. +++ 11. April: Rudi Dutschke, Studentenführer, wird in
Berlin durch ein Attentat schwer verletzt. Daraufhin setzen in vielen Städten schwere
Osterunruhen ein mit bis zu 600.000 Teilnehmern. +++ 10. Mai: Nachdem in Paris die
Polizei eine besetzte Universität gewaltsam geräumt hat, spitzt sich der „Pariser Mai“
zu: In der „Nacht der Barrikaden“ besetzen Zehntausende Demonstranten das Studentenviertel und bereiten sich auf Straßenschlachten vor. +++ 20. Mai: Der Deutsche
Bundestag beschließt die Notstandsgesetze, die bei einem „Notstand“ zahlreiche Einschränkungen von Grundrechten vorsehen. An zahlreichen Universitäten finden Protestveranstaltungen statt. +++ 5. Juni: Robert Kennedy, Bruder des ermordeten amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, wird bei
einem Attentat getötet. +++ 21. August: Der „Prager Frühling“ wird durch das militärische Eingreifen von Truppen der Sowjetunion und verbündeter Staaten beendet. +++ 2. Oktober: In MexikoStadt werden zehn Tage vor Eröffnung der Olympischen Spiele zwischen 60 und 500 Menschen (genaue Zahlen werden geheim gehalten) umgebracht. Nachdem Militäreinheiten die Universitäten besetzt hatten, hatten Tausende Studenten demonstriert. Soldaten hatten mit Maschinengewehren in die Menge geschossen.
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Text: Dr. Peter Adamski
Aufgabe
Unterstreiche mit verschiedenen Farben, was sich in den USA, in Deutschland, England, Frankreich und der
Tschechoslowakei 1968 abspielte.
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Popstars und „1968“: The Rolling Stones und The Beatles
Mick Jagger und John Lennon, die die Texte von „Street Fighting Man“ und „Revolution“ geschrieben haben, waren im gleichen Alter wie die meisten der Protestierenden des Jahres 1968. Auch
an ihnen gingen die Ereignisse des Jahres nicht spurlos vorbei. Insofern verwundert es nicht, dass
beide dazu ihre Meinung äußerten.
The Beatles: Revolution (1968)
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Bild: picture-alliance / united archives
The Rolling Stones: Street Fighting Man (1968)
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Bild: akg-images / AP
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Aufgabe
Analysiert die beiden Songtexte gründlich, indem ihre die folgende Frage beantwortet: Wie stehen die Beatles
und die Rolling Stones zu „1968“? Vergleicht und analysiert beide Aussagen in Partnerarbeit.
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Nena und Nicole: „Frieden“ als Nr. 1-Hit
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99 Luftballons wurde in mehrere Sprachen übersetzt und belegte Ende März 1983 Platz 1 der
Charts in der Bundesrepublik. In der Folge erreichte das Lied diese Spitzenposition auch in Japan,
Mexiko, Kanada, Australien, den USA und in
Großbritannien.
Bild: picture-alliance / dpa
Bild: picture-alliance / Jazzarchiv
In den frühen 80er-Jahren sollten zwei Lieder viel verändern – und bis heute können viele
Menschen sie sogar noch mitsingen.
Ein bisschen Frieden war der Beitrag der Bundesrepublik
zum Grand Prix Eurovision de la Chanson 1982. Er kam
dort mit einem bis zu diesem Zeitpunkt einmaligen Punktevorsprung auf den ersten Platz. Anschließend eroberte er
in zahlreichen Ländern Platz 1 der Charts.
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