Stationäre und gepulste induktiv gekoppelte Plasmen
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Stationäre und gepulste induktiv gekoppelte Plasmen
ruhr-universität bochum Lehrstuhl für Allgemeine Elektrotechnik und Plasmatechnik Dissertation Stationäre und gepulste induktiv gekoppelte Plasmen: Diagnostik und Deposition von Diamantschichten Dipl.-Phys. Roland Schwefel Bochum 2010 Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktor-Ingenieurs der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Ruhr-Universität Bochum Dissertation eingereicht am: 28.04.2010 Tag der mündlichen Prüfung: 02.07.2010 Referent: Prof. Dr.-Ing. Peter Awakowicz Koreferent: Prof. Dr. rer. nat. Ralf-Peter Brinkmann 2 Danksagung Zuerst möchte ich Herrn Prof. Dr. Peter Awakowicz danken. Ohne ihn wäre diese Arbeit niemals entstanden. Von ihm stammten nicht nur die grundlegenden Anregungen für die durchgeführten Forschungsprojekte, seinem Engagement habe ich es auch zu verdanken, daß die Finanzierung der aufwendigen Laboraufbauten möglich war. Herrn Prof. Dr. Ralf-Peter Brinkmann danke ich für die Bereitschaft als Koreferent dieser Arbeit tätig zu werden. Die experimentellen Untersuchungen, welche in dieser Arbeit vorgestellt werden, wurden am Lehrstuhl für Technische Elektrophysik der TU München durchgeführt. Für diese Möglichkeit danke ich dem Lehrstuhlinhaber Herrn Prof. Dr. Wachutka. Die für die Emissionsspektrokopie eingesetzten Glasfasern habe ich von Herrn Dr. habil. Wolfgang Jakob erhalten. Für zahlreiche wertvolle Gespräche über Methoden der Emissionsspektroskopie möchte ich Frau Dr. habil. Ursel Fantz und Herrn Dr. Thomas Schütte danken. Meinen Kollegen der Plasmagruppe am Lehrstuhl für Technische Elektrophysik danke ich für zahlreiche fruchtbare Diskussionen. Insbesondere möchte ich hier Herrn Prof. Dr. Anton Horn sowie Herrn Dr. Georg Wenig nennen. Die in dieser Arbeit vorgestellten Hydrodynamiksimulationen wurden mit dem MHP-Code meines Kollegen Herrn Dr. Peter Scheubert durchgeführt. Die Durchführung der experimentellen Arbeiten wäre ohne die Mithilfe unserer elektronischen und mechanischen Werkstätten nicht möglich gewesen. Stellvertretend für alle möchte ich mich bei Herrn P. Tauber, Herrn Georg Heinzerling und Herrn Erich Steinmuß für die tatkräftige Hilfe bedanken. Zahlreiche Ramanspektren der deponierten Diamantschichten wurden freundlicherweise von Herrn Dr. Franz Glatz und Herrn Dr. Ralf Nemetschek angefertigt. Wertvolle Beiträge zur Entstehung dieser Arbeit haben auch die an meinem Experiment tätigen Diplomanden geliefert. Stellvertretend für diese möchte ich hier Herrn Dipl-Ing.(FH) Manfred Werder und Herrn Dipl.-Ing.(FH) Robert Iannuci nennen. Für die tatkräftige Unterstützung, insbesondere in der Endphase des Meßprogrammes, danke ich Herrn Dipl. Ing. Andreas Werthan und Herrn Dipl. Ing. Christian Brunner. Von der Fa. Hiden Analytical erhielt ich intensive Unterstützung beim Einsatz ihres Plasmamonitores EQP 300. Danken möchte ich hierfür insbesondere Frau Dr. Claire Greenwood, Herrn David Northall und Herrn Tom Russel. Von Herrn Dipl.-Ing. Paul Höß, Fa. Stanford Computer Optics, erhielt ich wertvolle Tipps für den Einsatz der intensivierten 4Picos CCD-Kamera. Die zur Modellierung der Einschlußzeiten benötigten Wirkungsquerschnitte und Ratenkoeffizienten wurden mir freundlicherweise vom National Institute for Fusion Science (Japan) zur Verfügung gestellt. In die „Geheimnisse der Plasmachemie“ und die Möglichkeiten des Chemkin Plasmachemiesimulators haben mich Herr Prof. Dr. Herbert Störi und Herr Dr. Christof Schwärzler eingeweiht. Der Dr. Johannes Heidenhain Stiftung bin ich für die großzügige finanzielle Förderung der einzelnen Teilprojekte dieser Arbeit dankbar. 3 Inhalt: 1 EINLEITUNG.................................................................................................................... 7 2 GRUNDLAGEN STATIONÄRER UND GEPULSTER PLASMEN........................... 9 2.1 Allgemeines ............................................................................................................................................ 9 2.2 Potentialabfall in der Randschicht..................................................................................................... 10 2.3 Stoßprozesse......................................................................................................................................... 10 2.4 Einschlußzeiten.................................................................................................................................... 11 2.4.1 Verweildauer ................................................................................................................................. 11 2.4.2 Volumenrekombination................................................................................................................. 12 2.4.3 Einschlußzeiten, bedingt durch Diffusionsprozesse ...................................................................... 13 2.4.3.1 Binäre Diffusion ........................................................................................................................ 14 2.4.3.2 Ambipolare Diffusion................................................................................................................ 15 3 EXPERIMENTELLER AUFBAU................................................................................. 16 3.1 Plasmakammer des ICP Reaktors ..................................................................................................... 16 3.2 Vakuum- und Gasflußsystem ............................................................................................................. 18 3.3 Substratheizung................................................................................................................................... 19 3.4 HF-Einkopplung.................................................................................................................................. 20 3.5 Diagnostikeinrichtungen..................................................................................................................... 24 3.5.1 ENI V/I Probe ............................................................................................................................... 24 3.5.2 Langmuirsonde.............................................................................................................................. 25 3.5.3 Energie- und Massenspektrometer ................................................................................................ 27 3.5.4 Emissionsspektroskopie (OES) ..................................................................................................... 30 3.5.4.1 Spex 1702 Spektrometer ........................................................................................................... 31 3.5.4.2 Echelle Spektrometer ................................................................................................................ 32 4 DIAMANTSCHICHTEN................................................................................................ 34 4.1 Diamantdeposition .............................................................................................................................. 34 4.1.1 Nukleation ..................................................................................................................................... 34 4.1.2 Plasmareinigung und Nukleation durch Ionenbeschuß ................................................................. 35 4.1.3 Depositionsprozeß......................................................................................................................... 35 4.2 Schichtdiagnostik ................................................................................................................................ 36 4.2.1 Lichtmikroskopie .......................................................................................................................... 36 4.2.2 Rasterelektronenmikroskopie........................................................................................................ 37 4.2.3 Ramanspektroskopie ..................................................................................................................... 39 5 PLASMADIAGNOSTIK ................................................................................................ 40 5.1 Langmuirsonde.................................................................................................................................... 40 5.1.1 Meßverfahren und Plasmaparameterauswertung........................................................................... 40 5.1.2 Plasmaparameter stationärer Plasmen ........................................................................................... 44 5.1.2.1 Argon-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung ............................................................... 45 5.1.2.2 Argon-Plasmen ohne Faraday-Abschirmung ............................................................................ 47 4 5.1.2.3 5.1.2.4 5.1.2.5 5.1.2.6 5.1.2.7 5.1.3 5.1.3.1 5.1.3.2 5.1.3.3 5.1.3.4 Helium-Plasmen ........................................................................................................................ 48 Wasserstoff-Plasmen ................................................................................................................. 50 Argon-Wasserstoff-Plasmen mit Mischungsverhältniss 10:1.................................................... 53 Argon-Wasserstoff-Plasmen mit variabler Gaszusammensetzung............................................ 56 Argon-Wassserstoff-Methan-Plasmen....................................................................................... 58 Zeitaufgelöste Plasmaparameter gepulster Plasmen...................................................................... 60 Edelgasplasmen......................................................................................................................... 60 Wasserstoff-Plasma ................................................................................................................... 66 Beimengungen von Molekülgasen zu Argon-Plasmen.............................................................. 67 Auswertung der Anstiegs- und Abfallszeitkonstanten............................................................... 68 5.2 Energie- und Massenpektrometrie .................................................................................................... 71 5.2.1 Geräteeigenschaften ...................................................................................................................... 71 5.2.1.1 Ionenlaufzeiten .......................................................................................................................... 71 5.2.1.2 Dispersion der Transitzeiten...................................................................................................... 73 5.2.1.3 Experimentelle Validierung des Laufzeitmodells ..................................................................... 74 5.2.2 Absolutkalibrierung von Ionenflüssen .......................................................................................... 77 5.2.2.1 Zeitverhalten beim Neutralteilchennachweis ............................................................................ 77 5.2.2.2 Thermisches Verhalten der Ionenquelle .................................................................................... 82 5.2.3 Neutralteilchen in stationären Plasmen ......................................................................................... 82 5.2.3.1 Stabile Kohlenwasserstoffe in Ar/H2/CH4-Plasmen................................................................. 83 5.2.3.2 Radikalnachweis durch Ionisationsschwellen-Massenspektrometrie ........................................ 86 5.2.4 Ionenflüsse und Energieverteilungen stationärer Plasmen ............................................................ 88 5.2.4.1 Ar-Plasmen................................................................................................................................ 90 5.2.4.2 He-Plasmen ............................................................................................................................... 92 5.2.4.3 H2-Plasmen................................................................................................................................ 94 5.2.4.4 Ar/H2-Plasmen .......................................................................................................................... 98 Flußverhältnis 10:1.................................................................................................................................... 98 Variabler H2-Anteil ................................................................................................................................. 103 5.2.4.5 Ar/H2/CH4-Plasmen................................................................................................................. 106 5.2.5 Zeitaufgelöste Ionenflüsse und Energieverteilungen gepulster Plasmen..................................... 109 5.2.5.1 Edelgas-Plasmen (He/Ar/Kr)................................................................................................... 111 5.2.5.2 Wasserstoff-Plasma ................................................................................................................. 113 5.2.5.3 Ar/H2-Plasma .......................................................................................................................... 114 5.2.5.4 H--Ionenflüsse aus verschiedenen Ar/H2-Mischgasplasmen ................................................... 116 5.2.5.5 Zeitkonstanten ......................................................................................................................... 117 5.3 Emissionsspektroskopie .................................................................................................................... 120 5.3.1 Neutralgastemperatur .................................................................................................................. 120 5.3.1.1 Rotationsbanden ...................................................................................................................... 120 N2- Bande C3Πu-B3Πg 0-2 380.49 nm..................................................................................................... 122 N2+-Bande B2Σ+u- X2Σ+g- 0-0 391.44 nm ............................................................................................... 125 5.3.1.2 Neutralteilchentemperatur aus Linienprofilen......................................................................... 126 5.3.2 Radikaldichtenbestimmung mittels Emissionsspektroskopie...................................................... 130 5.3.3 Elektronentemperatur .................................................................................................................. 132 5.3.4 Zeitaufgelöste Linienintensitäten in gepulsten Plasmen.............................................................. 136 5.4 Elektrische Größen (U,I,ϕ ϕ) ............................................................................................................... 140 5.4.1 Leistungsreihen (Ar-, H2- und He-Plasmen) ............................................................................... 141 5.4.2 Druckreihen (Ar) ......................................................................................................................... 146 5.4.3 Konzentrationsreihen (Ar/H2)..................................................................................................... 148 6 PLASMAMODELLIERUNG....................................................................................... 150 6.1 Modell................................................................................................................................................. 151 6.2 2D-Simulationsergebnisse................................................................................................................. 154 6.3 Radiale Profile der Plasmaparameter ............................................................................................. 158 6.3.1 Argon-Plasmen............................................................................................................................ 158 5 6.3.2 6.4 7 Helium-Plasmen .......................................................................................................................... 162 Wirkungsgrade.................................................................................................................................. 163 PLASMA-CHEMIE-MODELLIERUNG ................................................................... 165 7.1 Simulationsmodell ............................................................................................................................. 165 7.2 C-H-Reaktionsmechanismus ............................................................................................................ 167 7.3 Bestimmung der Parameter aus den Messungen............................................................................ 171 7.4 Simulationsergebnisse....................................................................................................................... 173 7.4.1 CH4-Anteil................................................................................................................................... 173 7.4.2 Verweildauer ............................................................................................................................... 174 7.4.3 Elektronendichte und Temperatur ............................................................................................... 175 7.4.4 Gastemperatur ............................................................................................................................. 176 8 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ............................................................... 178 9 LITERATUR ................................................................................................................. 182 10 LISTE DER VERWENDETEN FORMELZEICHEN .............................................. 186 11 ANHANG........................................................................................................................ 192 11.1 Debyelängen und Plasmafrequenzen............................................................................................... 192 11.2 Stoßprozesse....................................................................................................................................... 193 11.3 Modellierte Plasmaparameterprofile von He- 11.4 Schaltplan Zündhilfe......................................................................................................................... 197 11.5 Schaltplan Pulser Extraktor Elektrode ........................................................................................... 198 11.6 Schaltplan Triggergenerator ............................................................................................................ 199 11.7 Schaltpläne Pulsgenerator ................................................................................................................ 200 Plasmen .......................................................... 194 6 1 Einleitung Viele Produkte, die uns heute ein komfortables Leben ermöglichen, sind nur unter Anwendung von Verfahren der modernen Plasmatechnologie zu produzieren. Hierzu zählen nicht nur Hightech-Produkte, wie etwa moderne integrierte Schaltkreise, die ohne Plasmaätz- und Epitaxieanlagen gar nicht herstellbar wären, sondern auch ganz alltägliche Dinge in unserem Leben: Rasierklingen sind schärfer und bleiben dies auch länger durch aufgebrachte Hartstoffschichten aus Diamant oder Diamond Like Carbon (DLC). Schneidwerkzeugen, wie etwa Bohrern oder Fräsern, verhelfen Schichten aus Titannitrid nicht nur zu wunderbar goldenem Aussehen, diese durch Plasmaverfahren aufgebrachten Schichten sind auch extrem hart. Die so behandelten Werkzeuge erreichen viel höhere Standzeiten. Auf der Oberfläche von Plastikfolienverpackungen werden dünne Metallschichten als Diffusionsbarrieren aufgebracht, so daß die enthaltenen Produkte, wie etwa Kartoffelchips, länger frisch bleiben. Gegenstand aktueller Forschungen sowie erster Anwendungen sind auch plasmatechnische Verfahren zur Aufbringung von Diffusionsbarrieren auf PET Flaschen in der Getränkeindustrie. Eine Herabsetzung der Diffusion von CO2 und O2 durch den Kunststoff erlaubt es auch, empfindliche Getränke wie etwa Bier in leichten Plastikflaschen in den Handel zu bringen. Die Funktionsschichten bestehen hierbei aus Diamond Like Carbon (DLC) und SiO2. Plasmatechnologische Verfahren gestatten die Sterilisation auch von thermolabilen oder von chemisch angreifbaren Materialien in Lebensmitteltechnologie und Medizintechnik. Diese Verfahren sind oft energieeffizienter und erlauben den Verzicht auf giftige, umweltschädliche oder gar krebserregende Substanzen. Die Oberflächenmodifikation mittels technischer Plasmen ermöglicht es, Textilien effizienter einzufärben oder Kunststoffoberflächen gezielt hydrophob oder hydrophil einzustellen. Nicht zuletzt kann die Biokompatibilität vieler Produkte, wie etwa von Zahn oder Hüftgelenksimplantaten, durch geeignete Kohlenstofffunktionschichten verbessert werden. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der plasmatechnologischen Herstellung von polykristallinen Diamantschichten mittels Niederdrucksynthese aus einem Argon-Wasserstoff-Methangemisch. Zu diesem Zwecke wurde ein planarer induktiv gekoppelter HF-Plasmareaktor (ICP) mit einer Faraday-Abschirmung aufgebaut. Dieser Reaktortyp ist in der Größe skalierbar, da er nicht wie die üblicherweise eingesetzten Mikrowellenreaktoren als Resonator ausgebildet sein muß. Die Faraday-Abschirmung erlaubt ein entkoppeltes Einstellen von Teilchendichten und Ionenenergien. Die Einkopplung der 27,12 MHz erfolgte durch eine oben liegende planare Koppelspule. Die Kammergeometrie mit geringem Verhältnis zwischen Höhe und Durchmesser erlaubt die Behandlung großflächiger Substrate bei geringem Plasmavolumen, so daß sich hohe Leistungsdichten schon bei moderaten HF-Leistungen erreichen lassen. Zur Untersuchung der plasmaphysikalischen Größen und der plasmachemischen Prozesse wurde die ICP-Anlage mit dem Langmuirsondensystem APS3 sowie einem Energie- und Massenspektrometer (EQP 300) der Fa. Hiden ausgerüstet. Zusätzlich hierzu wurde auch Plasmadiagnostik mittels optischer Emissionsspektroskopie durchgeführt. 7 Die erhaltenen Ergebnisse stellen nicht nur einen Beitrag zum Verständnis des Diamantdepositionsprozesses dar, sondern sind auch übertragbar auf eine Vielzahl weiterer plasmatechnologischer Prozesse [1]. Insbesondere die zeitaufgelösten Meßergebnisse aus gepulsten Plasmen sind hier von allgemeinem Interesse. Die in dieser Arbeit beschriebene Plasmadiagnostik ist nicht nur anwendbar zur Untersuchung von ICP Plasmen zur Diamantdeposition, sie stellt vielmehr ein universelles Werkzeug zur Untersuchung und Überwachung einer Vielzahl von plasmatechnologischen Prozessen dar. Die Anwendung moderner Plasmadiagnostik erlaubt die Vorhersage der Auswirkung einer Änderung der externen Prozeßparameter auf interne Parameter und somit die Auswirkung auf das Ergebnis einer plasmatechnologischen Behandlung. Zur Validierung der meßtechnisch ermittelten Größen und zum besseren Verständnis der plasmaphysikalischen und –chemischen Vorgänge wurden Simulationen mit dem 2D-HydrodynamikCode MHP [2] sowie dem Plasmachemiesimulationspaket CHEMKIN III [3] durchgeführt. 8 2 Grundlagen stationärer und gepulster Plasmen 2.1 Allgemeines Als Plasma wird ein Gas bezeichnet, welches positive und negative Ladungsträger enthält, als Ganzes betrachtet, jedoch elektrisch neutral ist. Wird in ein Plasma eine Probeladung eingebracht, so ordnen sich die Ladungsträger neu an, so daß das von der Probeladung verursachte Potential exponentiell abklingt [4]: r Φ(r ) = Φ 0 exp − λD (2.1) Die charakteristische Abklinglänge λD heißt Debyelänge. Sie errechnet sich folgendermaßen aus der Elektronendichte ne und der Elektronentemperatur Te [4]: ε KT λ D = 0 2 e ne e 1 2 (2.2) Durch die Kopplung der positiven und negativen Ladungsträger durch elektrostatische Kräfte zeigen die Ladungsträger ein kollektives Verhalten. Das Plasma als Ganzes stellt ein schwingungsfähiges System dar, bei dem die Gesamtheit der leichten Elektronen gegenüber dem ruhenden Ionenhintergrund beweglich ist. Die Schwingungsfrequenz oder auch Plasmafrequenz fp hängt von der Dichte n0 sowie von der Masse m der Ladungsträger ab [4]: n e2 ω P = 2πf P = 0 ε 0m 1 2 (2.3) Setzt man ein Plasma einem elektromagnetischen Wechselfeld aus, folgen die Ladungsträger diesem Feld solange die Anregungsfrequenz deutlich niedriger als die Plasmafrequenz ist. Bei den hier behandelten Plasmen trifft dies für die leichten Elektronen zu. Die Elektronen können daher Energie aus dem elektromagnetischen Feld aufnehmen. Die Elektronentemperaturen liegen mit einigen eV deutlich über der Schwerteilchentemperatur. Die Plasmafrequenz der schweren Ionen liegt in den hier durchgeführten Experimenten jedoch unterhalb oder nur geringfügig oberhalb der Anregungsfrequenz von 27,12 MHz. Numerische Beispiele für Plasmafrequenzen von Elektronen, H+-Ionen und Ar+-Ionen sind im Anhang dieser Arbeit aufgelistet. 9 2.2 Potentialabfall in der Randschicht Im Inneren eines Plasmas sind die Potentialgradienten gering. Der Abfall des Potentials von der Plasmamitte bis zum Beginn der Randschicht liegt in der Größenordnung von kTe (2e) . Der wesentliche Abfall des Potentiales findet innerhalb der Randschicht unmittelbar vor den Wänden statt. Die Randschichtdicke beträgt einige Debeyelängen und hängt somit von Elektronendichte und -temperatur ab. Der Potentialabfall in der Randschicht zwischen Plasma und Wand Upl-UW hängt von der Elektronentemperatur Te sowie dem Verhältnis zwischen Ionen und Elektronenmasse ab. Für eine stromlose Wand erhält man [7]: U Pl − U W = kTe mi ln 2e 2πme (2.4) Durch diese Potentialdifferenz werden positive Ionen beschleunigt. Wird die Randschicht stoßfrei durchlaufen, so treffen die Ionen mit Energien von e(Upl-UW) auf die Reaktorwand oder ein Substrat. 2.3 Stoßprozesse Stoßprozesse in Plasmen bestimmen die Wechselwirkungen der unterschiedlichen Spezies untereinander. Ionisationsstöße sind für die Generation der Ladungsträger verantwortlich. Dreikörperrekombination der geladenen Teilchen findet vorwiegend an der Wand des Plasmas statt, erst bei sehr hohen Drücken gewinnt die Volumenrekombination an Bedeutung. Das stark unterschiedliche Massenverhältnis zwischen Elektronen und Ionen (>1836) ist der Grund dafür, daß bei Elektron-Ion-Stößen vorwiegend Impuls, jedoch nur sehr wenig Energie auf das Ion übertragen wird. Durch die geringen Stoßraten in Niederdruckplasmen sind daher Elektronen- und Ionentemperatur entkoppelt. Gas- und Substrattemperaturen nehmen daher nur moderate Werte an, so daß eine Deposition von Diamantschichten ohne Kühlung des Substrates möglich ist. Der für die Niederdruckdiamantsynthese nötige atomare Wasserstoff entsteht sowohl durch thermische Dissoziation als auch durch Elektronenstoßdissoziation. Chemische Reaktionen in der Gasphase bewirken die Umwandlung des Kohlenstoffträgergases CH4 in die Diamantprecursor CH3 und C2H2. Ladungsaustauschstöße in der Randschicht erzeugen schnelle Neutralteilchen. Angeregte Teilchen entstehen durch direkte oder dissoziative Anregung. Für die typischen Linienemissionen aus Plasmen sind Strahlungsemission und strahlende Rekombination verantwortlich. Dieses Licht kann zur Diagnostikzwecken (Emissionsspektroskopie) analysiert werden. Viele der Einschlußmechanismen der Teilchen in Plasmen sind ebenfalls stoßbestimmt. Im Afterglow gepulster Plasmen verschwindet nach dem schnellen Absinken der Elektronentemperatur die Ladungsträgergeneration fast völlig, die Abfallszeiten der Ladungsträgerdichten werden vorwiegend durch Ladungsaustauschstöße bestimmt. 10 Im späten Afterglow sorgen superelastische Stöße und Pooling von Metastabilen für die Erzeugung einiger heißer Elektronen, so daß die Elektronentemperatur nicht bis auf Umgebungstemperatur abfällt. Eine Übersicht von Stoßprozessen inklusive der zugehörigen Reaktionen ist im Anhang dieser Arbeit aufgelistet. 2.4 Einschlußzeiten Verschiedene Einschlußmechanismen bestimmen die Teilcheneinschlußzeiten in Plasmen. Die Kenntnis dieser Mechanismen und der sich daraus ergebenden Einschlußzeiten erlaubt eine Abschätzung der Zeitkonstanten der Plasmaparameter im Afterglow von gepulsten Plasmen (Kap. 5.1.3 und Kap. 5.2.5). Die in dieser Arbeit durchgeführten Messungen beschränken sich auf geladene Spezies. Es werden daher im folgenden vorwiegend Einschlußzeiten von Ionen behandelt. 2.4.1 Verweildauer Sowohl Neutralteilchen als auch Ionen werden aus dem Reaktorvolumen durch Abpumpen entfernt. Die Verweildauer τ hängt von der Saugleistung der verwendeten Pumpe bzw. von den Strömungswiderständen, dem Reaktordruck p und der Temperatur T ab. Die effektive Saugleistung der Pumpe unter Berücksichtigung der Strömungswiderstände ist oft nicht exakt bekannt. Im stationären Falle kann statt ihr ebenso der Zufluß des Gases φ zur Berechnung verwendet werden: τ= pV TNorm Φ T (2.5) Die Temperatur TNorm ist die Normaltemperatur der Flußangabe φ. Für die in dem experimentellen Aufbau verwendeten Flowcontroller gilt TNorm=293 K. Errechnete Einschlußzeiten für eine Reihe von üblichen externen Parametern sind in Tabelle 2.1 angegeben. Die Zeiten liegen im Bereich von einigen wenigen ms bis einigen 100 s. Gasfluß [sccm] 1 10 100 250 275 500 1000 1 Pa 10 Pa 100 Pa 400 Pa 1000 Pa 0.7158 0.07158 0.00716 0.00286 0.0026 0.00143 7.158E-4 7.158 0.7158 0.07158 0.02863 0.02603 0.01432 0.00716 71.58 7.158 0.7158 0.28632 0.26029 0.14316 0.07158 286.32 28.632 2.8632 1.14528 1.04116 0.57264 0.28632 715.8 71.58 7.158 2.8632 2.60291 1.4316 0.7158 Tabelle 2.1: Gasverweildauer in [s] bei Raumtemperatur (293 K) in Abhängigkeit von Gaszufluß und Druck 11 2.4.2 Volumenrekombination Geladene Teilchen werden, wenn auch zu einem geringen Maße, durch Volumenrekombination aus Plasmen entfernt. Die zeitliche Änderung der Ladungsträgerdichte n läßt sich mit Hilfe des Rekombinationsratenkoeffizienten α folgendermaßen beschreiben: dn = −n 2α dt (2.6) Unter der Anfangsbedingung, daß die Ladungsträgerdichte zur Zeit t=0 n(t=0) ist, ergibt die Lösung der obigen Differentialgleichung eine Hyperbelfunktion: n(t ) = 1 1 αt + n(t = 0) (2.7) Eine Reduktion der Anfangsladungsträgerdichte um den Faktor e findet nach der Zeit τ statt. τ= e −1 αn(t = 0) (2.8) Sich in der Praxis ergebende Werte für τ sind in Tabelle 2.2 angegeben. Die Größenordnungen dieser Zeiten liegen zwischen 100 ms und einigen 1000 s. Der für die Berechnung verwendete Rekombinationsratenkoeffizient ist [5] entnommen. Te [eV] 1 1.3335 1.7783 2.3714 3.1623 4.217 5.6234 7.4989 10 α [cm3/s] 3.4218E-13 2.8372E-13 2.353E-13 1.97E-13 1.8495E-13 2.6766E-13 5.563E-13 1.0777E-12 1.682E-12 n=1x109 cm-3 5021.57294 6056.25909 7302.51521 8722.24278 9290.52084 6419.64368 3088.76834 1594.39717 1021.57065 n=1x1010 cm-3 502.15729 605.62591 730.25152 872.22428 929.05208 641.96437 308.87683 159.43972 102.15706 n=1x1011 cm-3 50.21573 60.56259 73.02515 87.22243 92.90521 64.19644 30.88768 15.94397 10.21571 n=1x1012 cm-3 5.02157 6.05626 7.30252 8.72224 9.29052 6.41964 3.08877 1.5944 1.02157 n=1x1013 cm-3 0.50216 0.60563 0.73025 0.87222 0.92905 0.64196 0.30888 0.15944 0.10216 Tabelle 2.2: Einschlußzeiten durch Volumenrekombination in [s] für Argon-Ionen 12 2.4.3 Einschlußzeiten, bedingt durch Diffusionsprozesse Deutlich kürzere Einschlußzeiten als unter 2.4.1 und 2.4.2 ergeben sich aus dem Ladungsträgerabtransport durch Diffusion. Ist die mittlere freie Weglänge λ geringer als die Dimensionen des Reaktorgefäßes, so ist der Abtransport der Teilchen diffusionsbestimmt1. Die mittlere freie Weglänge errechnet sich aus der Gastemperatur Tg, dem Druck p und dem Wirkungsquerschnitt für Stöße σ: λ= kTg σp (2.9) Werte für freie Weglängen für verschiedene Argon-Plasmen basierend auf Wirkungsquerschnitten für Ladungsaustausch aus [6], zeigt Tabelle 2.3. Der Wirkungsquerschnitt ist für Teilchenenergien unterhalb von 50 eV nur schwach energieabhängig. In allen Berechnungen wurde daher ein Wert von 2,63x10-15 cm2 verwendet. Bei den in den Experimenten üblichen Elektronendichten sind die freien Weglängen immer kleiner als die Reaktorhöhe, solange der Druck nicht niedriger als 1 Pa ist. Auf eine Diskussion des Freifalls wird daher hier verzichtet. Sie wurde auch schon in [7] und [8] durchgeführt. Druck [Pa] 0.1 0.3 0.5 1 2 3 5 10 30 50 100 400 500 1000 300 K 500 K 700 K 1000 K 2000 K 157.41445 52.47148 31.48289 15.74144 7.87072 5.24715 3.14829 1.57414 0.52471 0.31483 0.15741 0.03935 0.03148 0.01574 262.35741 87.45247 52.47148 26.23574 13.11787 8.74525 5.24715 2.62357 0.87452 0.52471 0.26236 0.06559 0.05247 0.02624 367.30038 122.43346 73.46008 36.73004 18.36502 12.24335 7.34601 3.673 1.22433 0.7346 0.3673 0.09183 0.07346 0.03673 524.71483 174.90494 104.94297 52.47148 26.23574 17.49049 10.4943 5.24715 1.74905 1.04943 0.52471 0.13118 0.10494 0.05247 1049.42966 349.80989 209.88593 104.94297 52.47148 34.98099 20.98859 10.4943 3.4981 2.09886 1.04943 0.26236 0.20989 0.10494 Tabelle 2.3: Mittlere freie Weglängen in [mm] für Argon-Ionen in Argon-Plasmen 1 Dies gilt für Neutralteilchen. Diffusionsbestimmter Transport von elektrisch geladenen Teilchen liegt nur vor, wenn keine nennenswerten elektrischen Felder herrschen. 13 r Das Ficksche Diffusionsgesetz beschreibt den Teilchenstrom jW zur Wand: r r jW = − D∇n (2.10) r Die zeitliche Entwicklung der Teilchendichte n( r , t ) erfolgt gemäß des Diffusionsgesetzes: r r ∂n(r , t ) r = D∇ 2 n(r , t ) ∂t (2.11) Es ergibt sich ein exponentieller Abfall der Dichten mit der charakteristischen Abfallszeit τ, die durch die Diffusionslänge Λ und durch die Diffusionskonstante D bestimmt ist: τ= Λ2 D (2.12) Die Diffusionlänge Λ kann nach [9] für einen zylinderischen Reaktor aus Reaktorradius R und Höhe h nach folgender Formel errechnet werden: Λ2ICP 8 3 = 2 + h R 2 2 −1 ( ) (2.13) 2.4.3.1 Binäre Diffusion Es verbleibt die Aufgabe, den Diffusionskoeffizienten D zu bestimmen. Für den Fall der binären Diffusion, d.h. Neutrale diffundieren durch ein Hintergrundgas, angetrieben durch die Gas- bzw. Ionentemperatur, kann der Diffusionskoeffizient aus dem Wirkungsquerschnitt σ, dem Druck p des Hintergrundgases, der Gastemperatur Tg und der reduzierten Masse µ der Stoßpartner berechnet werden: D 1 = 8,34 × 10 −14 2 −1 p σ cm s Pa cm 2 (Tg K ) 3 µ mp (2.14) 14 2.4.3.2 Ambipolare Diffusion Bei dem in Plasmen herrschenden ambipolaren elektrischen Feld ist die Ionenbewegung durch elektrostatische Kräfte an die Bewegung der Elektronen gekoppelt. Der sich hieraus ergebende Transportmechanismus ist eine feldgetriebene Diffusion, diese wird auch als DriftDiffusionsbewegung bezeichnet. Der Transport wird nun nicht mehr alleine durch die Ionen- oder Gastemperatur bestimmt. Vorwiegend die deutlich höhere Elektronentemperatur treibt die Diffusion an. Durch die ambipolare Kopplung geht jedoch ebenso wie im binären Falle die Ionenmasse in den Diffusionskoeffizienten ein. Der ambipolare Diffusionskoeffizient Da läßt sich aus dem binären Koeffizienten D errechnen: T Da ≈ D1 + e T g (2.15) Eine Berechnung aus dem Wirkungsquerschnitt [10] und den Zustandsgrößen direkt ist ebenso möglich: Te Da = 6,84 × 10 −10 eV p σ cm 2 s −1 Pa cm 2 Tg K (2.16) µ mp Die sich bei 500 K für verschiedene Argonplasmen ergebenden Einschlußzeiten sind in Tabelle 2.4 zu finden. Für die später diskutierten Experimente erhält man Zeiten zwischen einigen wenigen und einigen zehn µs. Te [eV] 0.1 0.3 0.5 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0,1 Pa 0,3 Pa 1 Pa 2 Pa 3 Pa 5 Pa 10 Pa 500 Pa 100 Pa 400 Pa 0.84591 0.28197 0.16918 0.08459 0.0423 0.0282 0.02115 0.01692 0.0141 0.01208 0.01057 0.0094 0.00846 2.53772 0.84591 0.50754 0.25377 0.12689 0.08459 0.06344 0.05075 0.0423 0.03625 0.03172 0.0282 0.02538 8.45906 2.81969 1.69181 0.84591 0.42295 0.28197 0.21148 0.16918 0.14098 0.12084 0.10574 0.09399 0.08459 16.918 5.63938 3.38363 1.69181 0.84591 0.56394 0.42295 0.33836 0.28197 0.24169 0.21148 0.18798 0.16918 25.377 8.45906 5.07544 2.53772 1.26886 0.84591 0.63443 0.50754 0.42295 0.36253 0.31721 0.28197 0.25377 42.295 14.098 8.45906 4.22953 2.11477 1.40984 1.05738 0.84591 0.70492 0.60422 0.52869 0.46995 0.42295 84.5906 28.196 16.918 8.45906 4.22953 2.81969 2.11477 1.69181 1.40984 1.20844 1.05738 0.9399 0.84591 422.953 140.984 84.590 42.295 21.147 14.098 10.573 8.45906 7.04922 6.04219 5.28692 4.69948 4.22953 845.906 281.968 169.181 84.590 42.295 28.1968 21.147 16.918 14.098 12.084 10.5738 9.39896 8.45906 3383.62 1127.87 676.725 338.362 169.181 112.787 84.590 67.672 56.393 48.337 42.295 37.595 33.836 Tabelle 2.4: Einschlußzeiten in [µs] für Ar+-Ionen, bedingt durch ambipolare Diffusion bei 500 K 15 3 Experimenteller Aufbau Für die Beschichtungsexperimente wurde ein induktiv gekoppelter, planarer Plasmareaktor (ICP=inductively coupled plasma) mit Faraday-Abschirmung entwickelt und aufgebaut. Dieser Reaktortyp erlaubt hohe Leistungsdichten bei niedrigen Ionenenergien und ist daher ein zur Niederdruckdiamantsynthese geeignetes Werkzeug. 3.1 Plasmakammer des ICP Reaktors Abbildung 3.1 zeigt die Plasmakammer des ICP Reaktors. Die Kammer hat einen Durchmesser von 200 mm und eine Höhe von 38 mm. Ein geerdeter Edelstahlring bildet die radiale Grenze zum restlichen Rezipienten. Der Gasaustausch ist durch einen Spalt an der unteren Grenze des Ringes sichergestellt. Die untere Abgrenzung besteht aus einer ebenfalls geerdeten Molybdänplatte. Oberhalb des Edelstahlringes befindet sich eine 14 mm starke Quarzglasplatte, welche die Trennung zur Atmosphäre darstellt und auch als Einkoppelfenster für das elektromagmetische Wechselfeld dient. Über eine Schleuse und die drehbare Substrataufnahme können mit Siliziumstreifen bestückte Substrathalter in die Plasmakammer eingebracht werden. Die Substrataufnahme zusammen mit dem Substrathalter kontaktiert die Siliziumsubstrate an beiden Enden. Diese Kontaktierungen werden zur Heizung der Substrate sowie zum Einstellen des Substratpotentiales verwendet. Das Prozeßgas kann entweder über die abgebildete Ringdusche oder über einen nicht abgebildeten zentralen Gaseinlaß in der Molybdänplatte in die Plasmakammer einströmen. Die wahlweise Benutzung von Turbomolekular- oder Drehschieberpumpe erlaubt Prozeßdrücke im Bereich von Zehntel Pascal bis hinauf zu einigen mbar. Oberhalb der Quarzglasplatte befindet sich eine planare Einkoppelspule, bestehend aus 4 konzentrischen Spulenringen. Sie erzeugt das elektromagnetische Wechselfeld, welches die Energiequelle des Plasmas darstellt. Die radialen Positionen der einzelnen Ringe sind der Tabelle 3.1 zu entnehmen. SpulenringNummer 1 2 3 4 Durchmesser Beginn [mm] 30 63 102 139,5 Durchmesser Ende [mm] 50 82 121 159,5 Tabelle 3.1: Positionen der einzelnen Spulenringe Zwischen Spule und Glasplatte kann optional eine Faraday-Abschirmung (Abbildung 3.2) installiert werden, welche im geerdeten Falle die kapazitive Einkopplung unterdrückt und so auch bei hohen Leistungen Prozesse mit niedrigen Ionenenergien ermöglicht. Rechts in Abbildung 3.1 ist der Meßkopf des APS3 Langmuirsondensystems zu erkennen. 16 Durch die Molybdänplatte ragt bei der radialen Position von 40 mm die Eintrittsblende des Energieund Massenspektrometers (EMS) Hiden Analytical EQP 300 in die Plasmakammer. HF-Generator +Matchbox Quarzglasfenster Reaktorgehäuse HF-Spulen Si-Substrat 4 Ringdusche 3 Faraday-Polarisator Langmuirsonde 2 1 Plasma Eintrittsblende HV-Schieber Mo-Heizplatte Substrataufnahme Energie-Massenspektrometer Substrathalter Turbomolekularpumpstände Abbildung 3.1: Plasmakammer des ICP Reaktors Abbildung 3.2: Faraday-Abschirmung 17 3.2 Vakuum- und Gasflußsystem Sowohl für die Beschichtungsexperimente als auch bei den Plasmadiagnostikmeßreihen werden eine Vielzahl von Prozeßgasmischungen unter definierten Bedingungen benötigt. Der dazu nötige apparative Aufwand ist in Abbildung 3.3 gezeigt. Ar 1000sccm MC1 Argon (Ar) Vent (Ar) MC2 Helium (He) H2 50sccm Vent (H2) MC3 Ar 10sccm Vent (Ar) Sauerstoff (O2) MC4 O2 50sccm MC5 MK Vent (O 2) MK Vent (MK) MC6 Ar 200sccm Vent (Ar) MC7 Wasserstoff (H2) H2 500sccm Vent (H 2) MC8 Methan (CH4) CH4 200sccm Vent (CH 4) MC9 Acetylen (C2H2) CH4 20sccm Vent (CH 4) Sammelleitung (oben) Ethan (C2H6) Gaseinlaß (oben) Schleuse Gasversorgung Schleusen-Schieber Reaktor Belüften Gaseinlaß (unten) IKR020 EMS IKR020 TPH 60 (TCP 121) VVS Baratron 1 & 2 HV HVS BPS UV TPU 180H (TCP 310) TMP 1500 Pumpsysteme V VV Thermovac 1 Butterfly Thermovac 2 Sammelleitung (unten) Ethen (C2H4) Vent-Sammelleitung Gasschrank Thermovac 3 DUO 008A Vakuubrand MD 4T TRIVAC D40B Auspuff Abbildung 3.3: Gasfluß- und Vakuumsystem 18 Die Prozeßgase (Ar, He, O2, H2, CH4, C2H2, C2H4, C2H6) werden über Druckminderer aus den Flaschen entnommen und mit etwa 3 bar Massflowcontrollern2 (MFC) zugeführt. Mittels dieser MFCs lassen sich definierte Gasflüsse einstellen. Zusätzlich zu den eingezeichneten Gasen waren noch Kr und CO vorhanden. Eine Mischkammer (MK) erlaubt die Verwendung von vorgemischten Gasen3. Über ein nicht eingezeichnetes Verbindungsventil zwischen oberer und unterer Sammelleitung können alle Gase entweder über die Ringdusche oder den zentralen Gaseinlaß in die Plasmakammer gelangen. In den Experimenten war kein signifikanter Einfluß durch die Wahl des Einlasses zu bemerken. Ein Vergleich von Gaströmungsgeschwindigkeiten und thermischen Geschwindigkeiten ergab eine weitgehendst vollständige Durchmischung in der Reaktorkammer. In diesem Fall ist auch ein Einfluß des Ortes der Gaseinspeisung nicht zu erwarten. Evakuiert wird die Anlage über drei Pumpzweige, die jeweils mit einer Turbomolekularpumpe sowie einer Vorpumpe ausgestattet sind. Je ein Zweig bedient Reaktorkammer, Schleuse und das Massenspektrometer. Ein Butterflyventil im Pumpzweig der Reaktorkammer erlaubt eine Variation des Saugvermögens und damit eine Zufluß unabhängige Variation des Kammerdruckes. Zum Zwecke der Druckmessung kommen drei Meßprinzipien zum Einsatz: Im Druckbereich zwischen Atmosphärendruck und 10-3 mbar werden Pirani-Meßröhren (Thermovac) benutzt. PenningMeßröhren erlauben die Messung von Drücken bis hinab in den Bereich von 10-10 mbar. Als gasartunabhängige Meßgeräte befinden sich an der Reaktorkammer noch zwei kapazitive Druckmeßgeräte (Baratron 1 & 2) mit Anzeigebereichen von 1 mbar und 100 mbar. 3.3 Substratheizung Eine besondere Bedeutung bei der Niederdruckdiamantsynthese hat die Substrattemperatur. Für erfolgreiche Schichtdeposition unter Verwendung der Prozeßgase H2 und CH4 muß die Substrattemperatur in einem Bereich zwischen 600°C und 850°C liegen. Ist sie niedriger, ist die Oberflächenbeweglichkeit der Kohlenwasserstoffspezies zu gering und eine Diamantsynthese funktioniert nicht. Ist die Temperatur höher als 900°C, graphitisiert der sich bildende Diamant sofort wieder. Eine geeignete Heizung zu finden, welche den gewünschten Temperaturbereich erreicht, sowie eine gewählte Temperatur mit ausreichender Genauigkeit erfaßt und regelt, erwies sich als aufwendig, weil die im Plasma herrschenden elektromagnetischen Felder, die Lichtemission des Plasmas und die verdünnte Gasatmosphäre die Temperaturmessung und effiziente Heizung erschweren. Die Anforderungen werden durch den in Abbildung 3.4 gezeigten Aufbau erfüllt. Als Substrate kommen 11 mm breite Siliziumstreifen zum Einsatz, deren Dotierung derart gewählt ist, daß im relevanten Temperaturbereich die intrinsische Ladungsträgerdichte deutlich über der Dotierdichte liegt. Die Substrate werden mittels Graphitbacken kontaktiert und durch direkten Stromfluß beheizt. Die exponentielle Abhängigkeit des Widerstandes wird verwendet um die Substrattemperatur zu ermitteln. Ein speziell für diesen Zweck entwickelter Mikrocontroller-gesteuerter Heizungsregler übernimmt die Ermittlung der Substrattemperatur sowie die Regelung des Heizstromes. Eine detailliertere Beschreibung der Temperaturmessung und Regelung ist in [11] zu finden. 2 Die Messung der Flüsse erfolgt über eine Messung des Wärmetransportes des strömenden Gases. Durch Verwendung vorgemischter Gase kann das Mischungsverhältnis mehrerer Gase um etwa 1-2 Größenordnungen stärker variiert werden als es die Flowcontroller bei Verwendung von Reingasen erlauben. 3 19 Da die Substrate bei Raumtemperatur sehr hochohmig sind und sie so bei niedrigen Spannungen (<=32V) nicht genügend Heizleistung aufnehmen um Temperaturen zu erreichen, bei denen die Heizspannung weit genug abgesenkt werden kann, ist dem Aufbau noch eine Startschaltung hinzugefügt. Über einen Schütz kann das Substrat an 230 V Netzspannung angeschaltet werden. Hierbei muß ein geeigneter Vorwiderstand gewählt werden, welcher den Strom auf einige Ampere begrenzt. Des weiteren ist noch ein Netzteil vorhanden, welches es erlaubt, das Substrat mit einem DC-Bias zischen 0 V und –350 V zu beaufschlagen, um einstellbare, hohe Ionenenergien zu erreichen. Heizungsstarter Reaktorkammer HF-Filter 220V AC R Substrathalter Shunt 0,1 Ω Biasbox 0...350 V Netzgerät 0-32 V 0-24 A U Gnd I Heizungsregler Stromsollwert Abbildung 3.4: Substratheizung und -halter 3.4 HF-Einkopplung Als Energiequelle des Plasmas kamen drei verschiedene 27,12 Mhz HF-Sender zum Einsatz. Die ersten Schichten wurden zu Anfang mit einem Hüttinger 2 kW Sender deponiert. Dieser Sender bestand aus einer Gegentakt-Röhrenoszillatorstufe, welche auch gleichzeitig Leistungsstufe ist. Dieser Sender war nicht modulierbar, die Ausgangsleistung sowie die Frequenz waren stark lastabhängig. Für die ersten gepulsten Experimente wurde der Leistungsverstärker eines Radiokurzwellensenders in Betrieb genommen. Die maximal erreichbare Ausgangsleistung war 8 kW. Ein quarzstabilisierter modulierbarer Steuersender mit einer Ausgangsleistung von 2,5 W zur Ansteuerung des Leistungsteiles wurde entwickelt. Auch die Ausgangsleistung dieses Generators war noch, wenn auch in geringerem Maße, lastabhängig. 20 Für die in dieser Arbeit gezeigten Meßreihen wurde deshalb ein Caesar 2720 HF-Generator der Firma Dressler angeschafft. Dieser Generator besitzt eine digitale Leistungsregelung, sowie im gepulsten Betrieb genügend kurze Ein- und Ausschaltzeiten (<2µs). Die zur Verfügung stehende Ausgangsleistung beträgt 2 kW. Die drei oben aufgeführten Generatoren besitzen 50 Ω Ausgänge. Das zur Impedanzanpassung an das Plasma nötige Anpaßnetzwerk ist in Abbildung 3.5 gezeigt. Jeweils zwei der vier Einzelspulen der Einkoppelspule sind parallel verschaltet, die zwei Gruppen dann in Serie, um eine adäquate Spulenimpedanz zu erhalten4. Des weiteren ist das Experiment mit zwei Meßgeräten zur Messung der einfallenden und reflektierten Leistung ausgestattet, einem analogen Instrument und einem digitalen kalibrierten Gerät der Firma Rhode & Schwarz. Leistungsmessung HF-Antenne Matchbox HF-Generator C1 C2 Abbildung 3.5: HF-Einkopplung mit Impedanzanpassung und Leistungsmessung Die Funktionsweise der Einkoppelspule sowie der Faraday-Abschirmung soll im Folgenden erläutert werden. Die sich ergebenden elektrischen und magnetischen Felder der Koppelspule sind schematisch in Abbildung 3.6 dargestellt. Behandelt sind drei Fälle: Ohne Abschirmung, mit floatender Abschirmung sowie mit geerdeter Abschirmung. Die Koppelspule erzeugt in allen drei Fällen ein magnetisches Wechselfeld, welches ein elektrisches Rotationsfeld Ei,rot innerhalb und oberhalb der Plasmakammer zur Folge hat. Dies ist die induktive Komponente der Kopplung. Ohne Polarisator ist jedoch auch eine kapazitive Komponente EC1 durch den Potentialunterschied zwischen den einzelnen Spulenorten und der geerdeten Reaktorwand vorhanden. Diese kapazitive Komponente erzeugt hohe Differenzen im Randschichtpotential und damit hohe Ionenenergien im Plasma. Sie ist abhängig von der radialen und azimutalen Position. Wird nun eine floatende Faraday-Abschirmung5 eingebracht, so entsteht eine Äquipotentialfläche. Es bildet sich ein kapazitiver Teiler zwischen Spule und Abschirmung sowie Abschirmung und Plasma. Die azimutale und radiale Abhängigkeit des kapazitiven Feldes EC3 verschwindet. Das magnetische Wechselfeld kann die Abschirmung durchdringen, durch die radialen Schlitze sind die Wirbelströme stark unterdrückt. Das elektrische Rotationsfeld Ei,rot besteht weiterhin. 4 Eine spiralähnliche Verschaltung aller vier Einzelspulen in Serie ergibt eine zu hohe Induktivität, so daß bei 27,12 Mhz unpraktikabel niedere Werte (<10 pF) von C2 nötig wären. 5 Aluminiumscheibe mit radialen Schlitzen. 21 Die sich ergebenden Ionenergien sind aufgrund des kapazitiven Teilers und der Äquipotentialfläche niedriger als im Fall ohne Abschirmung. Erdet man nun die Abschirmung, so nimmt die entstehende Äquipotentialfläche zeitunabhängig den Wert Null an. Das kapazitive elektrische Feld im Reaktor verschwindet. Dieser Betriebsmodus weist die niedrigsten Ionenenergien auf. B-Feld Einkoppel-Spulen 1+2 EC, rad Einkoppel-Spulen 3+4 Faraday-Polarisator Epar EC2 EC2 EC1 Ei, rot Quarzglas-Fenster Ei, rot EC3 Reaktor-Gehäuse Molybdän-Heizplatte Abbildung 3.6: Elektrische und magnetische Felder der Einkopplung Für die Durchführung der gepulsten Experimente war ein geeigneter Pulsgenerator auszuwählen. Erste Versuche wurden mit einem Funktionsgenerator durchgeführt. Dieser hatte jedoch den Nachteil einer wenig exakten analogen Einstellung der Frequenz und des Tastverhältnisses. Ebensowenig war mit diesem die Erzeugung von Synchronsignalen mit einstellbarer Verzögerung für die zeitaufgelösten Diagnostiken und eine Zündhilfe6 (vgl. Anhang 11.4) möglich. Es wurde daraufhin ein Mikrocontroller-gesteuerter Puls- und Synchrongenerator entwickelt, welcher die gewünschten Puls- und Synchronsignale interruptgesteuert mittels Software erzeugte. Hiermit waren alle Zeiten und Frequenzen direkt per Tastatur eingebbar. Die kleinste Zeiteinheit betrug 1 ms, das Ablauftiming selbst war deutlich genauer, da der Mikrocontroller mit einem quarzstabilisierten Takt betrieben wurde. Eine weitere Verfeinerung der Zeiteinheit war aufgrund geringer Rechenleistung des Mikrocontrollers nicht möglich. Um das Timing aller Signale mit Submikrosekunden-Auflösung einstellen zu können, wurde ein weiterer Pulsgenerators entwickelt. Der Aufbau des Gerätes ist in Abbildung 3.7 gezeigt. Alle Signale werden mittels 15 programmierbarer 16-bit Zähler erzeugt7. Ein Mikrocontroller bedient Tastatur und Anzeige. Er rechnet die vom Experimentator eingegebenen Zeiten, Frequenzen und Tastverhältnisse in geeignete Zählerwerte um und lädt diese in die Zählerregister. Die Signalerzeugung findet vollständig in der Zählerhardware statt und ist damit unabhängig vom verwendeten Mikrocontroller. 6 Mit geerdetem Polarisator zünden manche Plasmen nur mit Zündhilfe oder durch kurzes Öffnen der Erdung. Die Feldstärken der induktiven Felder sind um ein bis zwei Größenordnungen niedriger als im kapazitiven Fall. 7 Es kamen fünf Stück 82C54 Schaltkreise mit je drei 16 bit Zählern zum Einsatz. 22 Abbildung 3.7:Pulsgenerator und Erzeugung der Synchronisationsignale für die zeitaufgelöste Diagnostik G CLK Vorteiler Pulsfrequenz 16 bit CLK Teiler Pulsfrequenz 16 bit G Teiler Pulsdelay 16 bit G G CLK G CLK G CLK G CLK G CLK Vorteiler Pulsdelay 16 bit Vorteiler Pulsbreite 16 bit G Vorteiler Delay Trig 0 16 bit CLK Vorteiler Delay Trig 1 16 bit Vorteiler Delay EMS 16 bit G CLK G CLK Teiler Delay EMS 16 bit G CLK Teiler Delay Trig 0 16 bit Trig 0 Teiler Delay Trig 1 16 bit Trig 1 Teiler Analog Delay 12 bit G Teiler GatingPulsbreite 16 bit CLK G CLK G CLK Puls CLK CLK Master Sync Teiler Pulsbreite 16 bit 23 Vorteiler Analogdelay 16 bit A/D-Wandler 12 bit Vorteiler Gatingpulsbreite 16 bit Ut = 0...+10 V EMS Gating Das gesamte Timing leitet sich von einem 10 Mhz quarzstabilisierten Takt ab. Nahezu alle Funktionseinheiten bestanden aus zwei kaskadierten 16 bit Zählern. Sämtliche Vorteiler wurden mit einem gemeinsamen Signal (Master Sync) synchronisiert, so daß die Genauigkeit der Signalerzeugung deutlich besser als 100 ns ist. Die kleinste einstellbare Zeit bei zwei kaskadierten 16 bit Zählern ist 4x 10-7 s, die größte 429 Sekunden. Weiterhin ist der Pulsgenerator mit einem digitalen Delay ausgestattet, welches über eine Analogspannung von 0-10 V mit 12 bit Auflösung angesteuert werden kann. Hiermit kann ein Gatingsignal für das Massenspektrometer erzeugt werden, so daß das Spektrometer über einen freien Analogausgang automatisch Zeitentwicklungen vermessen kann. Sämtliche Ausgänge der Schaltung sind in der Polarität einstellbar. Die beiden Synchronausgänge Trig0 und Trig1 dienen zur Synchronisation von Langmuirsonde und der intensivierten CCD-Kamera, sowie ggf. einer Hochspannungszündhilfe. 3.5 Diagnostikeinrichtungen Zum Zwecke der Plasmadiagnostik ist der Reaktor mit vier verschiedenen Diagnostikmöglichkeiten ausgerüstet. Ströme, Spannungen und Phasenwinkel direkt an der Einkoppelspule werden mit zwei V/I-Probes der Fa. ENI gemessen. Das automatische Langmuirsondensytem APS3 erlaubt die Bestimmung von Elektronendichte, der Energieverteilungsfunktion der Elektronen, sowie von Plasma und Floatingpotential. Zur Detektion von Neutralteilchen, Ionen und des CH3- Radikals ist ein Hiden EQP300 Plasmamonitor vorhanden. Mittels optischer Emissionsspektroskopie wird das vom Plasma emitierte Licht von Atomen und Molekülen analysiert. Hierbei kommen zwei unterschiedliche Spektrometer zum Einsatz, je nachdem welches spektrale Auflösungsvermögen und welche Intensitätsempfindlichkeit bei den Messungen erforderlich ist. 3.5.1 ENI V/I Probe Die eingesetzten Meßgeräte erlauben eine Messung von Spannungen bis zu 10 kV bei einer Genauigkeit von ±1,5 %. Der höchst zulässige Dauerstrom beträgt 75 A ohne zusätzliche Kühlung. Der maximale Meßfehler des Stromes ist ±4 %, der des Phasenwinkels liegt bei ±0,2 Grad [12]. Die Integration der zwei V/I-Probes in den experimentellen Aufbau ist in Kapitel 5.4 angegeben, in welchem auch die dabei erhaltenen Ergebnisse diskutiert werden. 24 3.5.2 Langmuirsonde Der Meßkopf der APS3 Langmuirsonde mit zugehöriger Peripherie ist in Abbildung 3.8 gezeigt. Eine Beschreibung des Meßprinzipes sowie die Auswertung der Plasmaparameter ist in Kap. 5.1.1 beschrieben. Im folgenden soll der zur Langmuirsondenmessung verwendete Aufbau beschrieben werden. Das Gesamtsystem besteht aus mehreren Komponenten: Dem Meßkopf, einem Schrittmotorcontroller (SM-Box), der APS3 Elektronik sowie einem PC zur automatischen Aufnahme und Auswertung der Daten. Der Meßkopf wird in das Plasma eingebracht. Die eigentliche Meßelektrode besteht aus einem dünnen Wolframdraht. Die Floatingelektrode erlaubt eine unabhängige Messung des Floatingpotentials. Für die Anwendung in HF-Plasmen muß ein HF-kompensierter Meßkopf verwendet werden. Das von der Floatingelektrode aufgenommene Floatingpotential besitzt die gleiche HF-Modulation wie das Signal der Meßelektrode, ist jedoch über eine höhere Kapazität an das Plasma gekoppelt. Durch den koaxialen Aufbau der Meßelektrodenzuleitung mit dem Floatingsignal auf dem äußeren Leiter wird erreicht, daß parasitäre Kapazitäten gegenüber der Meßelektrode eliminiert werden. Ein dreistufiger Sperrkreis macht die Ankopplung an die Meßelektronik hochohmig für die Grundfrequenz und die erste und zweite Oberwelle. Hierdurch wird ein parasitärer kapazitiver Strom durch die Meßelektrode verhindert, welcher die Meßergebnisse verfälschen würde. Die Position des Meßkopfes im Plasma kann mit einen Schrittmotor verändert werden um ortsaufgelöste Plasmaparameter zu bestimmen. Eine Pneumatik gestattet es, die Meßelektrode in Meßpausen in ein Schutzrohr zurückzuziehen. In einer neueren Version des Meßkopfes geschieht dieses Zurückziehen automatisch durch Zurückfahren des Meßkopfes. Eine Pneumatik ist nicht mehr enthalten. Die O-Ring gedichtete Lineardurchführung für die Positionierung des Meßkopfes wurde durch einen Metallmembranbalg ersetzt. Triaxialanschlüsse Plasma HV- oder UHVDurchführung PCSystem Schrittmotorantrieb 3-stufiger UHV-Balg Sperrkreis APS3 Elektronik Wo-Meßspitze mit Quarzkapillare Floatingelektrode (Mo) Edelstahlrohr in triaxialem Aufbau SM Box Schrittmotor+ Pneumatiksteuerung Abbildung 3.8: Übersicht des APS3 Langmuirsondensytems mit detailliertem Meßkopf 25 Tiefpaß fg = 1 Hz bis 1 kHz Floatingpotential Verstärker V=1 Sondenmeßkopf HF-Bandsperre Sondenstrom Vollausschlag 31 µA bis 100 mA Spannungsrampe -80V bis +80V Floatingpotential Plasma Ein- uns ausfahrbare Sondenspitze 16 Bit Trig1 Synchronisation mit dem Experiment Delay 0.31 µs … 20 ms 16 Bit 12 Bit Ablaufsteuerung und Synchronisation 16 Bit 16 Bit 12 Bit PC-System (galvanisch getrennt) Abbildung 3.9: Übersicht APS3 Sondenelektronik inklusive externer Synchronisation Die APS3 Elektronik besteht im wesentlichen aus zwei Spannungquellen sowie einer Strommeßeinrichtung. Die Spannung, welche an die Meßelektrode angelegt wird, setzt sich zusammen aus den Werten, welche die Rampen-Spannungsquelle und die Floating-Spannungsquelle liefert. Diese Rampenspannung kann einen Wert zwischen –80 V und +80 V bei 16 bit Auflösung annehmen. Für höhere Spannungsauflösung ist der Bereich auf ±20 V umschaltbar. Die Floatingspannungsquelle kann entweder der an der Floatingelektrode gemessenen Spannung folgen (die Eingangsbandbreite ist hierbei auf Werte kleiner 100 Hz begrenzt) oder aber sie kann von der Software als konstant vorgegeben werden. Der Spannungsbereich beträgt 0 bis +320 V. Durch Austausch der Floatingverstärkerkarte kann die Polarität invertiert werden. Die Messung der Floatingspannung erfolgt mit 12 bit Auflösung. Die Messung des Sondenstromes erfolgt mittels umschaltbarer Shunts sowie eines Meßverstärkers. Die Auflösung des Strommeßwandlers beträgt 16 bit, bei einer Samplingfrequenz von bis zu 50 kHz. Die Samplingzeit des Sample & Hold ist hierbei 5 µs. Es existieren 11 halb dekadisch gestufte Strommeßbereiche für Maximalströme zwischen ±1 µA und ±100 mA. Die Ablaufsteuerung der Spannungsausgabe und Stomwerterfassung kann wahlweise quarzstabilisiert äquidistant in der Zeit oder extern synchronisiert erfolgen. Ebenso ist eine Synchronisation mit der Netzfrequenz möglich. Die APS3 Elektronik beinhaltet bereits ein im Bereich von 0,31 µs bis 20 ms programmierbares Delay, welches die automatische Aufnahme von Zeitentwicklungen beim Vorliegen von periodischen Vorgängen erlaubt. 26 3.5.3 Energie- und Massenspektrometer Der Analysator des Hiden EQP 300 Massen- und Energiespektrometers ist in Abbildung 3.10 gezeigt. Zwei Betriebsarten erlauben den Nachweis von geladenen (SIMS8-Mode) und ungeladenen Teilchen (RGA9-Mode). Es können Ionen beider Polaritäten nachgewiesen werden. Am Eingang des Analysators befindet sich eine Eintrittsblende mit 50 µm Lochdurchmesser. Das Spektrometer selbst ist differentiell gepumpt, da die hohen Drücke im Reaktor zu Schäden an Filamenten und Detektor führen würden. Je nach Prozeßgas findet eine Druckabsenkung um etwa den Faktor 105 statt. Verunreinigung innerhalb des UHV Systems des Spektrometers sind daher im RGAMode um fünf Zehnerpotenzen stärker sichtbar als wenn sich diese Verunreinigungen im Reaktor befänden. Neutralgas oder Ionen treten durch die Eintrittsblende in das Gerät ein. Geladene Teilchen können hierbei durch ein geeignetes Potential an der Extraktor-Elektrode aus dem Reaktor extrahiert oder zurückgedrängt werden. Nachzuweisende Ionen im Ionisator werden durch die Linse 1 auf einen Punkt hinter dem Ionisator fokusiert, der Ionisator ist hierbei (SIMS-Mode) außer Betrieb. Neutrale Teilchen (RGA-Mode) müssen zum späteren Nachweis im Ionisator (Ionenquelle) ionisiert werden. Dies geschieht durch Elektronenstoßionisation. Der Emissionsstrom ist einstellbar in einem Bereich von 0 bis 2 mA. Dieser Wert beeinflußt linear die Empfindlichkeit des Gerätes im RGA-Mode. Auch die Elektronenenergie kann frei in einem Bereich zwischen 0 und 150 eV eingestellt werden. Dies erlaubt auch die Bestimmung von Ionisationspotentialen und den Radikalennachweis mittels Ionisationsschwellenmassenspektroskopie. Von nun an gehen die Ionen aus dem Plasma und die in der Ionenquelle ionisierten Neutralteilchen gleiche Wege. Nach Durchlaufen einer Driftstrecke sowie eines statischen elektrischen Quadrupols zur Strahlformung und Fokusierung treten die Teilchen in den Energiefilter ein. Dieser ist durch ein statisches elektrisches 45° Sektorfeld verwirklicht. Die Transmissionsenergie (Axis10) des Filters hängt von der Spannung ab, welche an den gebogenen Platten anliegt (Plates) [13]. Die Teilchen werden vor dem Eintritt in die Driftstrecke vorbeschleunigt oder abgebremst, so daß nur Teilchen der gewünschten Energie den Filter passieren können. Die Energiebandbreite des Filters ist abhängig von der Wahl der Axis-Energie . Näheres dazu wird in Kap 5.2.1.2 diskutiert. Es können Teilchen beider Polaritäten mit Energien zwischen 0 und 100 eV nachgewiesen werden. Zusätzlich besitzt das Instrument eine Highenergy Option. Durch Aktivierung einer Biasspannung kann der Energiebereich auf bis zu 1100 eV erweitert werden. Der Massenfilter ist als ein dreistufiger dynamischer elektrischer Quadrupolfilter implementiert, dessen Massenbereich sich von 0,4 bis 300 amu erstreckt. Vor dem Eintritt werden die Teilchen auf eine niedrigere Geschwindigkeit ( Parameter Transitenergy11) abgebremst. Eine Massenselektion im oszillierenden Quadrupolfeld setzt einen genügend langen Aufenthalt im Massenfilter voraus. Nach Durchlaufen des Massenfilters werden die Teilchen auf das Potential 1st-Dynode beschleunigt und im Channeltrondetektor nachgewiesen. Eine Faradaycup Option zum Nachweis sehr hoher Ionenströme besaß das Instrument nicht. 8 SIMS bedeutet eigentlich „secondary ion mass spectroscopy“. Nachgewiesen wurden jedoch die primären Ionen direkt aus dem Plasma. 9 RGA ist die Abkürzung für „residual gas analysis“. Meist wurden jedoch Neutralteilchen aus Gasatmosphären untersucht. 10 Standartwert für Axis ist 40 eV. Der hierzu passende Plateswert ist 7,42 V. 11 Transitenergy: Einstellbar zwischen 0 und 10 eV. Standartwert ist hier 3 eV. 27 Blende Extraktor Ionisator Käfig Linse 1 Filament Extraktionsoptik Quadrupolelement 45o-Sektorfeld 3-stufiger Quadrupol Linse 2 Fokus 2 st 1 -Dynode Channeltrondetektor Abbildung 3.10: Hiden EQP 300 Plasmamonitor, Aufbau des Analysators Im Folgenden soll nun noch der Aufbau für zeitaufgelöste Messungen diskutiert werden. Die Auswertelektronik des Massenspektrometers ist mit einem eigenen Prozessor bestückt. Anfänglich wurde ein Startsignal an einen universellen digitalen Eingang der MassenspektrometerElektronik angelegt. Dieses Startsignal wird mittels eines in der Elektronik ablaufenden Skriptes abgefragt. Nach Erkennen dieses Signals werden nacheinander mehrere Werte mit einer Sammelzeit von 1 ms aufgenommen. Leider ergibt sich hierbei durch das Multitasking-Betriebssystem des Spektrometers eine Zeitungenauigkeit von etwa +-20ms. Dieses Verfahren ist daher nicht tauglich für die zeitaufgelösten Messungen12 (vgl. Kap 5.2.2.1 und 0). Das Experiment wurde um eine Elektronik zur Generierung eines Pulses („Gating“) erweitert. Dieser Gatingpuls bestimmt, zu welchen Zeiten Ereignisse gezählt werden. Ein 12 bit Analogausgang des Spektrometers wird verwendet um die Verzögerungszeit des Gatingpulses einzustellen, so daß automatisch eine vollständige Zeitentwicklung vermessen werden kann. Die aus analogen Monoflops , einem Rampengenerator und einem Komperator bestehende Funktionseinheit ist in Abbildung 3.11 gezeigt. Sie erlaubte zeitaufgelöste Messungen mit Auflösungen besser als 1 µs. Im Laborbetrieb zeigte sich jedoch, daß die Vielzahl von einstellbaren Parametern ( Delays, Breiten, Rampensteilheit) oftmals zu Fehlern in den Einstellungen und somit zu unbrauchbaren Meßreihen führte. Die gesamte Funktionsgruppe wurde durch eine Mikrocontroller gesteuerte digitale Einheit ersetzt, welche die Eingabe der relevanten Parameter im Klartext erlaubte. Diese Einheit ist Bestandteil des in Abbildung 3.7 gezeigten Puls- und Synchrongenerators. Die Anbindung an den Analogausgang des Massenspektrometers wird mittels eines analog steuerbaren digitalen Delays verwirklicht. 12 Die Zeitkonstanten im RGA Mode liegen im ms Bereich, die von Ionenflüssen im SIMS Mode im µs Bereich ! 28 Eine Messung der in dieser Arbeit in Kap. 0 gezeigten Ergebnisse wäre auch mit diesem Aufbau nicht möglich gewesen. Da durch Verwendung des Gatingsignales das Instrument den Großteil der Meßzeit abgeschaltet ist13, sind die sich ergebenden Meßzeiten viel zu groß. Auch eine Reduktion der Sammelzeit ist nicht möglich, da in diesem Falle die Anzahl der Ereignisse eine ungenügende Statistik ergeben würde. HF Sender Trigger M0 Delay Delaygenerator Delay 0.1µs... 10s M1 Breite TR Rampenbreite M2 RampenU steigung 10V/µs... 10V/s Rampengenerator EMS + Rampenbreite 10µs... 100s Komperator Komperator M3 Gatingpulsbreite Tg Gatingpulsbreite 0.1µs... 10s Abbildung 3.11: Erzeugung des Gatingsignals für zeitaufgelöste Massenspektroskopie, Version in Analogtechnik. 13 Soll ein Zeitraum von 1ms mit einer Auflösung von 1 µs vermessen werden, gehen 99,9% der Meßzeit verloren. 29 Um wirklich alle Ereignisse zeitaufgelöst zu erfassen, wurde der Aufbau um einen MCD-2 Multichannelscaler der Firma FAST ComTec erweitert. Dieser Multichannelscaler hat eine programmierbare Anzahl (1-128k) Zählerkanäle. Mit Eingang des Startsignales wird der Kanal 0 aktiviert und alle auftretenden Pulse am Count-Eingang werden in diesem Kanal gesammelt. Nach einer einstellbaren Sammelzeit wird auf den nächsten Zählerkanal umgeschaltet, bis die vorgewählte Anzahl an Kanälen durchlaufen ist. Hierdurch ist die Registrierung aller auftretenden Ereignisse inklusive des Zeitpunkts des Ereignisses mit einer Zeitauflösung von bis zu 125 ns möglich. Die maximale meßbare Zählrate beträgt 150 MHz [14]. Der hierzu verwendete Aufbau ist in Abbildung 3.12 dargestellt. Dort zu sehen sind auch die Signale „Ready“ und „Next“, welche es erlauben, automatisch zeit- und energieaufgelöste Messungen durchzuführen. Die dafür nötige Synchronisation zwischen Multichannelscaler und Massenspektrometer wird mittels Skript-Programmen in beiden Geräten erreicht. Somit läßt sich eine zeit- und energieaufgelöste Messung innerhalb von zwei Stunden durchführen. ICP (27 Mhz) HF-Spule HF-Generator Puls Generator Quartz Platte Sonde APS 3 Delay 0.31s - 20 ms Energie- und Massenspektrometer EQP 300 (Hiden) Start Next Ready Puls Count Multi Channel Scaler Counts t Abbildung 3.12: Versuchsaufbau zur zeitoptimierten Messung zeitaufgelöster Ionenflüsse 3.5.4 Emissionsspektroskopie (OES) Zur Analyse des vom Plasma emittierten Lichtes kamen zwei verschiedene Spektrometer zum Einsatz: Ein Typ 1702 Gitter-Spektrometer der Fa. Spex mit 1 m Brennweite erlaubt die Aufnahme von Spektren mit mittlerer Auflösung (35 – 120 pm). Waren höhere Anforderungen an die spektrale Auflösung erforderlich, kam ein UHRS 1500 Echelle-spektrometer der Fa. Sopra zum Einsatz. Bei beiden Systemen erfolgt die Einkopplung des Lichtes durch eine Quarzglasfaser sowie QuarzglasKoppeloptiken an beiden Enden (Abbildung 3.13 und Abbildung 3.14). Die Optik an der Reaktorseite der Faser erlaubt einen gewissen räumlichen Abstand von der Reaktorkammer. Ohne diesen Abstand kann die Fasereinfassung durch Hitze oder elektrische Entladungen zerstört werden. 30 Die Optik an der Spektrometerseite nimmt eine Apperturanpassung zwischen Faser und Spektrometer vor, so daß maximale Systemempfindlichkeit und Wellenlängenauflösung erreicht werden14. Als Detektor kam die intensivierte15 CCD-Kamera 4picos der Fa. Stanford Computer Optics zum Einsatz. Die 15x20 mm große aktive Fläche des Bildverstärkers wird auf einen CCD-Sensor mit 740x512 Pixel abgebildet. Die Auflösung des CCDs entspricht hier in etwa der Auflösung des Bildverstärkers. Durch Pulsen der Photokathode des Bildverstärkers kann die Kamera auch zur zeitaufgelösten Diagnostik eingesetzt werden. Die notwendige Signalaufbereitung mit Timern für Delay und Pulsbreite ist bereits in der Kamera integriert, so daß nur ein TTL Synchronisationssignal zur Verfügung gestellt werden muß. Die kürzestmögliche Pulsbreite und damit auch die Zeitauflösung ist 200 ps. Die maximale kontinuierliche Wiederholfrequenz beträgt 250 kHz. Erfaßt und ausgewertet werden die gemessenen Spektren mit einem PC, welcher mit einem 10 bit monochrom Framegrabber ausgestattet ist. 3.5.4.1 Spex 1702 Spektrometer Abbildung 3.13 zeigt den experimentellen Aufbau zur Emissionspektroskopie mit dem Typ 1702 Spektrometer der Fa. Spex in Cherny-Turner Konfiguration [15]. Das Licht aus dem ICP Reaktor wird über eine einlinsige Quarzglaskoppeloptik in einen Quarzglaslichtleiter eingekoppelt. Am anderen Ende der Glasfaser befindet sich eine zweilinsige Quarzglasoptik zur Apperturanpassung an das Spektrometer. Ein verstellbarer Eintrittsspalt befindet sich im Brennpunkt des Eintrittsspiegels. Dieser Spiegel sorgt dafür, daß das Licht als nahezu paralleles Strahlenbündel auf ein Gitter als wellenlängendispersives Element fällt. Das Licht wird am Gitter wellenlängenabhängig unter verschiedenen Winkeln reflektiert. Der Kameraspiegel bildet das sich ergebende Spektrum auf den Bildverstärker der CCD-Kamera ab. Eine Vergrößerungsoptik zwischen Spektrometer und Kamera existiert hier nicht, so daß durch die Geometrie und Pixelverhältnisse der Kamera ein Auflösungsverlust eintritt. Das auf einem Bild sichtbare Wellenlängenfenster ist dadurch aber größer (ca. 16 nm). Die Zentralwellenlänge kann durch Drehung des Gitters verändert werden. Mit dieser Konfiguration wurden in erster Ordnung Spektren zwischen 300 und 850 nm aufgenommen. Bei einem Eintrittspalt von 50 µm beträgt die Wellenlängenauflösung etwa 100 pm. 14 Der volle Öffnungswinkel der verwendeten Faser betrug 25° und war damit je nach Spektrometer um die Faktoren 4,4 und 6,5 zu groß. Dadurch verfehlt ein Teil des Lichtes die Spiegel und geht damit verloren. Eine zu kleine Faserappertur hätte eine nur partielle Ausleuchtung des Gitters und damit reduzierte Auflösung zur Folge. 15 Der Bildverstärker war eine 2-stufige Multichannelplate mit Phosphorschirm. Als Photokathode kam eine UV aktivierte des Types S20Q zum Einsatz. 31 PC-Auswertung f=1m f=1m Lichtwellenleiter HF-Spulen Polarisator (geschlitzt) Quarzplatte HF Ez,☺ f=+6,4mm Spalt CCD ICP Gitter 1200/mm Blaze 500 nm f=+50,2mm f=+12,7mm Spektrometer mit CCD-Kamera Abbildung 3.13: Versuchsaufbau zur Emmisionspektroskopie mit Spex 1m Spektrograph 1702 3.5.4.2 Echelle Spektrometer Für hochaufgelöste Messungen kam der in Abbildung 3.14 gezeigte Aufbau zum Einsatz. Das hochauflösende Spektrometer selbst ist ein UHRS 1500 Gerät der Fa. Sopra mit 1,5 m Brennweite. Ein großer sphärischer Spiegel dient hier als Eintritts- und Kameraspiegel. Als wellenlängendispersives Element ist ein Echellegitter mit 316 Strichen/mm montiert, welches bei hohen Einfallswinkeln in veränderlicher Ordnung betrieben wird. Hierdurch kann eine nahezu wellenlängenunabhängige Transmission erreicht werden, da die Ordnung stets so gewählt wird, daß der Gitterdrehwinkel nahe dem Blazewinkel liegt. Diese Konfiguration benötigt einen Prämonochromator um Licht sich überlappender Ordnungen zu unterdrücken. Die Auswahl der Ordnung erfolgt mit einem 0,5m Prismenmonochromator. Die Lichteinkopplung ist mit identischen Elementen wie in 3.5.4.1 verwirklicht, die Einstellung der Apperturanpassungsoptik nach den Erfordernissen der herrschenden Spektrometerappertur durchgeführt. Zwischen Spektrometer und Kamera befindet sich ein achromatisches Mikroskopobjektiv mit fünffacher Vergrößerung. Dieses erlaubt es, die volle Auflösung des Spektrometers auszunutzen, es sind jedoch nur Beobachtungen im sichtbaren Bereich oberhalb von 400 nm Wellenlänge möglich, da das eingesetzte Objektiv unterhalb von 400 nm keine ausreichende Transmission hat. 32 Intensivierte CCD-Kamera Spiegel f=1500 mm Git t Bla er 31 6 ze 1. O Strich rdn e/m ung m : 59 37. 9 Achromatisches Mikroskopobjektiv 5x nm Prämonochromator Spalt Prisma Spiegel f=500 mm Planspiegel UHRS 1500 Echellespektrometer Spiegel f=500 mm Linse f=+6,4 mm Spalt Linse f=+50,2 mm Plasma Linse f=+12,7 mm Lichtleiter Abbildung 3.14: Versuchsaufbau zur hochauflösenden Emissionspektroskopie mit Sopra UHRS 1500 Echellespektrometer Weiterhin ist das System mit zwei nicht abgebildeten Reflexionsprismen ausgestattet, welche optional einen doppelten Strahldurchgang durch den Hauptmonochromator bewirken können. Diese Option wurde jedoch mangels Lichtintensität bei den Messungen nicht verwendet. Die vom Hersteller angegebene Wellenlängenauflösung beträgt 0,2 pm im double-pass-Betrieb und 0,4 pm im single-pass bei einer Spaltbreite von 12 µm. Im realen Betrieb mußte der Spalt jedoch auf 50 µm geöffnet werden und es konnten Auflösungen im Bereich von etwa 1,4 pm im single-pass Betrieb erzielt werden. Eine direkte Vermessung der Auflösung war nicht möglich, da kein funktionsfähiger modenstabilisierter Laser zur Verfügung stand und Strukturbreiten eines nicht stabilisierten Lasers einige pm erreichen. Bei mittlerer Wellenlänge16 beträgt das sichtbare Wellenlängenfenster im single-pass etwa 300 pm. 16 Der in einem Kamerabild sichtbare Wellenlängenbereich ist abhängig von der ausgewählten Wellenlänge, da sich die auszuwählende Ordnung ebenfalls mit der Wellenlänge ändert. 33 4 Diamantschichten Der in dieser Arbeit beschriebene Reaktor wurde aufgebaut um polykristalline Diamantschichten auf Siliziumsubstraten abzuscheiden [16][17]. Er stellt eine alternative Maschine zur Abscheidung von Diamantschichten dar, ohne daß die mikrowellentypischen Probleme auftreten17. Der Reaktor konnte mit einem hohen Aspektfaktor aufgebaut werden, so daß sich bei niederer Höhe der Plasmakammer großflächige Substrate behandeln lassen. Das dadurch erreichte niedrige Reaktorvolumen (ca. 1l) bei großer Oberfläche hat hohe Leistungsdichten bei moderaten HF-Leistungen zur Folge. 4.1 Diamantdeposition Um erfolgreich qualitativ hochwertige Diamantschichten herzustellen sind mehrere Prozeßschritte vor der eigentlichen Deposition durchzuführen. Diese Prozeßschritte beinhalten eine Reinigung der Silziumsubstrate sowie das Anlegen von Keimen, ohne die ein Wachstum von geschlossenen Schichten nicht stattfindet. Alle Plasmaprozesse wurden mit geheiztem Substrat (Temperaturbereich 600 °C bis 900 °C) durchgeführt. 4.1.1 Nukleation Das Anlegen von Nuleationskeimen für definiertes Schichtwachstum kann durch mechanisches Polieren mit Diamantschleifpaste oder Plasmabehandlung mit Kohlenwasserstoffplasmen erreicht werden. Details zur Nukleation durch Kohlenwasserstoffionenbeschuß werden gemäß dem chronologischen Ablauf unter 4.1.2 diskutiert. Die mechanische Nukleation der Siliziumsubstrate erfolgte durch manuelles Schleifen zweier aufeinanderliegender Substrate. Zwischen den beiden Substraten wurde Diamantschleifpaste mit einer Korngröße von 1 µm eingebracht. Die Schleifdauer betrug 10 Minuten. Anschließend wurden die Substrate zur Entfernung von anhaftenden Resten der Schleifpaste sowie fettiger Verunreinigungen jeweils 3 mal 10 Minuten im Ultraschallbad gereinigt, wobei Aceton, destilliertes Wasser und Ethanol als Reinigungsmittel verwendet wurden. 17 Bei Mikrowellenreaktoren, deren Plasmakammer als Resonator ausgeführt ist, sind die Abmessungen der Kammer durch die Anregungsfrequenz bestimmt. Ein Upscaling dieses Typs ist nur durch Erniedrigung der Anregungsfrequenz möglich. Hierdurch wird jedoch bald der Frequenzbereich der Mikrowelle verlassen. 34 4.1.2 Plasmareinigung und Nukleation durch Ionenbeschuß Die vorbereiteten Substrate wurden nun in die Schleuse des Reaktors eingebracht und dort 30 Minuten unter Vakuum bei 270° Celsius ausgeheizt. Danach wurden sie in den Reaktor eingeschleust. Um noch anhaftende Verunreinigungen, sowie die sich unter Atmosphäre bildende SiO2-Schicht zu entfernen, wurden die Substrate mit einem Argon-Wasserstoff-Plasma behandelt. Die schweren Argonionen im Prozeßgas haben aufgrund ihrer hohen Masse eine hohe Sputtereffizienz. Der Wasserstoff bindet die abgesputterten Spezies chemisch. Gleichzeitig ätzt er die Oberfläche und erzeugt freie Bindungsarme. Die Flüsse betrugen jeweils 25 sccm, bei einem Druck von 0,5 Pa. Die Plasmareinigung wurde bei einer HF-Leistung von 500 W 30 Minuten lang durchgeführt. Die Faraday-Abschirmung wurde entfernt um hohe Ionenenergien zu erhalten. In den Versuchen, in denen die Nukleation nicht durch mechanisches Polieren erfolgte, schloß sich ein Plasmanukleationschritt an. Als Prozeßgas diente hier ein Methan-Wasserstoff-Gemisch mit 20 sccm Methanfluß und 250 sccm Wasserstofffluß. Das Butterflyventil wurde soweit geschlossen, daß sich ein Druck von 1 mbar einstellte. Bei diesem hohen Druck sind die Ionenenergien schon sehr niedrig (Kap. 5.2.4). Auch ohne Polarisator werden keine Energien erreicht, die zu einer effizienten Nukleation durch Kohlenwasserstoffionen führen. Ein extern an das Substrat angelegter Bias von –200 V brachte die geforderten Ergebnisse. Typische Ströme waren hierbei 60 mA. Der Einfluß von Druck und Gaszusammensetzung auf das Nukleationsverhalten ist in [18] untersucht. 4.1.3 Depositionsprozeß Zur Deposition der Diamantschichten wurde ein Ar/H2/CH4-Plasma mit den Flüssen 250/25/0.5 sccm verwendet. Experimente mit weiter reduziertem CH4 ergaben geringere Wachstumsraten und führten zu nicht mehr geschlossenen Schichten. Deutlich höhere Flüsse hatten Schichten mit hohem Graphitoder Glassy-Carbon-Anteil zur Folge. Der Prozeßdruck betrug 4 mbar, die zugeführte HF-Leistung18 1400 W. Die Faraday-Abschirmung war geerdet um die Ionenenergien niedrig zu halten. Ohne sie war eine Depostion von kristallinen Schichten nicht möglich. Versuche, bei denen unbeabsichtigt ein kapazitiver Schluß19 zwischen Substrat und Erde vorhanden war, lieferten ebenfalls keine kristallinen Schichten. Der durch die Randschicht fließende HF-Strom erzeugte einen Spannungsabfall, welcher die Ionen zusätzlich beschleunigte. Experimente mit Prozeßdrücken deutlich unterhalb von 1 mbar oder bei Leistungen deutlich unter 1 kW, lieferten ebenfalls keine Diamantschichten. Nur bei einem relativ hohen Prozeßdruck und hohen Leistungen bildet sich eine ausreichende Gastemperatur aus, sowie genügend atomarer Wasserstoff um kristalline Diamantschichten abzuscheiden. 18 Die in älteren Veröffentlichungen angegebenen Leistungen von 1200 W oder 1300 W wurden mit einem nicht kalibrierten Leistungsmesser ermittelt. Spätere Messungen mit einem kalibrierten Leistungsmesser zeigten, daß diese Werte um etwa 100 W nach oben zu korrigieren sind. 19 Im HF-Filter der Substratheizung befanden sich direkt an den Substratanschlüssen Kapazitäen von einigen nF gegen Erde. 35 Ebenso untersucht wurde der Einfluß der Substrattemperatur auf das Beschichtungsergebnis. Qualitativ hochwertige Schichten ließen sich bei Temperaturen zwischen 750°C und 850°C abscheiden. Eine Erhöhung der Temperatur auf 900°C hatte eine Graphitisierung der Schichten zur Folge. Bei Temperaturen über 1000°C wurde das als Substrat verwendete Silizium mechanisch instabil. Ohne Verwendung der Substratheizung stellte sich eine Substrattemperatur von etwa 600°C ein, es bildeten sich nicht geschlossene jedoch teilweise kristalline Schichten. Um Schichtdicken von etwa 12 µm zu erhalten, war eine Depositionszeit von 18 h erforderlich. 4.2 Schichtdiagnostik Die im Rahmen dieser Arbeit deponierten Schichten wurden mittels der Diagnostikverfahren Lichtmikroskopie, Rasterelektronenmikroskopie (REM) und Ramanspektroskopie untersucht. Weitere Informationen zur Schichtdiagnostik sind in [11], [19] und [20] zu finden. 4.2.1 Lichtmikroskopie Abbildung 4.1: Probe D139, Diamantschicht auf Bornitrid, Vergrößerung 1000x Direkt im eigenen Labor war ein Auf- und Durchlichtmikroskop vorhanden. Zur Betrachtung der Depositionsergebnisse wurde es im Auflichtbetrieb eingesetzt. Ein Durchlichtbetrieb war wegen der undurchsichtigen Substrate nicht möglich. Die Auflösungsgrenze liegt bei einer Lichtwellenlänge von 500 nm beugungsbedingt bei etwa 0,5 bis 1 µm. Die Tiefenschärfe der Abbildung ist auf etwa 0,1 µm bei 1000 facher Vergrößerung beschränkt. 36 Abbildung 4.1 zeigt eine kristalline Diamantschicht auf einem Bornitrid-Substrat20 bei 1000 facher Vergrößerung. Deutlich erkennbar sind quadratische <100> Flächen von Diamantkristalliten mit Größen bis zu 20 µm. Eine Diamantschicht auf einem Siliziumsubstrat (Probe D143) zeigt Abbildung 4.2, die Vergrößerung ist hier ebenfalls 1000x. Die Größe der Kristallite liegt bei etwa 1 µm und liegt damit nahe der Auflösungsgrenze des Lichtmikroskopes. Detailliertere Bilder sind bei diesen Strukturgrößen mit dem Rasterelektronenmikroskop (4.2.2) zu erhalten. Abbildung 4.2: Probe D143, Diamantschicht auf <100> Silizium, Vergrößerung 1000x 4.2.2 Rasterelektronenmikroskopie Abbildung 4.3 zeigt eine Rasterelektronenmikroskopie-Aufnahme einer Diamantschicht auf Bornitrid (Probe D139). Erkennbar ist die deutlich bessere Tiefenschärfe im Gegensatz zur Lichtmikroskopie (Abbildung 4.1 in Kap. 4.2.1). Betrachtet man die schon in 4.2.1 gezeigte Probe D143 unter dem Elektronenmikroskop (Abbildung 4.4), so erkennt auch das ungeübte Auge hier die quadratischen <100> Flächen der Diamantkristalle. Die Kristallite sind etwa 1 µm groß. Die Oberfläche ist etwas uneben, bei dieser Probe sind auch sehr kleine Kristallite bzw. amorphe Anteile in der unteren Bildhälfte zu erkennen. Eine Probe mit höherem kristallinen Anteil (D 168) zeigt Abbildung 4.5. Auch hier liegt die Kristallitgröße bei 1 bis 2 µm. Sichtbare amorphe Anteile sind nicht mehr vorhanden. Auf den <100> Ebenen ist das schichtweise Wachstum der Kristalle zu erkennen. Zur Bestimmung der Depositionsrate wurden einige Proben auf der Rückseite angeritzt und durchgebrochen. Eine Betrachtung der Bruchkanten ergab eine Wachstumsrate von etwa 0,7 µm/h. 20 Das Substrat hier war Bestandteil des Halters für die Siliziumsubstrate. Hierauf wurden die ersten erfolgreich deponierten Diamantschichten nachgewiesen. 37 Abbildung 4.3: Diamantschicht, Probe D139, Bornitrid Abbildung 4.4: Diamantschicht, Probe D143, Silizium Abbildung 4.5: Diamantschicht Probe D168, Silizium 38 4.2.3 Ramanspektroskopie Die in 4.2.1 und 4.2.2 gezeigten Kristallite haben das typische Ausehen von <100> orientierten Diamantkristallen. Um jedoch letztlich eindeutig die sp3-Bindungen des Kohlenstoffs im Diamantgitter nachzuweisen, wurden einige Proben mit einem Ramanspektrometer untersucht. Hierbei wird die Probe mit Laserlicht bestrahlt. Ein Großteil des Streulichtes tritt bei gleicher Energie auf wie das einfallende Licht (Rayleigh-Streuung). Ein sehr geringer Teil des Lichtes jedoch weist Energien auf, welche um ein oder mehrere Phononenenergien erniedrigt (Stokes-Linie) oder erhöht sind (Anti-Stokes-Linie). Diese Frequenzverschiebung ist charakteristisch für die Bindung der Atome im Gitter. Abbildung 4.6 zeigt ein Ramanspektrum der Probe D143. Deutlich zu erkennen ist der für die Diamantbindung typische Peak bei 1332 Wellenzahlen. Die breite Struktur des Untergrundes wird durch andere, nicht kristalline Kohlenstoffmodifikationen erzeugt. Verglichen mit anderen Kohlenstoffmodifikationen hat der Diamant eine ca. 50-fach niedrigere Ramanaktivität. Daher zeugt schon das deutliche Auftreten des Diamantpeaks bei 1332 Wellenzahlen von Schichten mit hohem Diamantanteil. 1332.4 cm -1 -1 Intensität [a.u.] Halbwertsbreite: 6 cm 1250 1300 1350 1400 1450 1500 Raman-Verschiebung [1/cm] Abbildung 4.6: Ramanspektrum der Probe D143 39 5 Plasmadiagnostik 5.1 Langmuirsonde 5.1.1 Meßverfahren und Plasmaparameterauswertung Langmuirsondenmessungen an Plasmen liefern ortsaufgelöst die folgenden Parameter: Das Floatingpotential, welches ein dem Plasma ausgesetzter isolierter Körper annimmt21 und das Plasmapotential Upl, welches im Inneren des Plasmas an der Schichtkante22 zur Elektrode herrscht und bei niedrigen Drücken diejenige Energie bestimmt, mit der positive Ionen auf ein geerdetes Substrat auftreffen. Weiterhin können die Elektronendichte ne sowie die Energieverteilungsfunktion fe(E) der Elektronen bestimmt werden. Das Prinzip der Langmuirsondenmessung ist in Abbildung 5.1 gezeigt: Eine Meßelektrode wird an den zu untersuchenden Ort im Plasma eingebracht. An diese Elektrode wird eine variable Spannung angelegt. Der zugehörige Strom wird gemessen. Strom-Meßgerät Sender Plasma Meßelektrode SpannungsQuelle Abbildung 5.1: Prinzip der Langmuirsondenmessung Da der Strom von den im Plasma vorhandenen Ladungsträgern transportiert wird, erlaubt die Auswertung der Kennlinie die Bestimmung der oben genannten Parameter. Die Gestalt der Kennlinie einer zylinderischen Langmuirsonde ist in Abbildung 5.2 gezeigt. 21 Dies ist das Potential eines floatenden Substrates in einem Plasmaprozeß. 22 Die Schichtkante befindet sich an dem Ort, an dem die Ionen die Bohmgeschwindigkeit vB = kTe / mI erreichen. 40 0.10 Elektronensättigungsstrom Sondenstrom [A] 0.08 0.06 0.04 0.02 Elektronenanlaufstrom Ionensättigungstrom 0.00 -60 Ufl -40 -20 Upl 0 20 40 60 Sondenspannung [V] Abbildung 5.2: Kennlinie einer zylindrischen Langmuirsonde Bei stark negativen Potentialen treffen nur positiv geladene Ionen auf die Sonde. Dieser Bereich heißt daher Ionensättigungsstrom Iis. Sein Absolutwert ist gering, da die Ionen aufgrund ihrer hohen Masse23 eine niedrige Beweglichkeit haben. Wird nun die Sondenspannung erhöht, gelangen immer weniger Ionen, dafür aber mehr (hochenergetische) Elektronen auf die Sonde. Sind diese beiden Ströme vom Betrag her identisch, so ist der resultierende Sondenstrom Null. Das zugehörige Potential wird Floatingpotential genannt. Bei weiterer Erhöhung der Sondenspannung treffen nun vermehrt Elektronen auf die Sonde. Die herrschende Potentialbarriere wird immer niedriger. Dieser Bereich heißt Elektronenanlaufstrom. Die Potentialbarriere verschwindet am Wendepunkt der Kurve, dies ist das Plasmapotential. Bei weiterer Erhöhung der Spannung sehen die Elektronen nun ein attraktives Potential. Dieser Bereich heißt Elektronensättigungsstrom24. Für Plasmen, in denen die Ionen wesentlich kälter sind als die Elektronen, erhält man folgende Formeln für die Ströme25: Ionensättigungsstrom [21] 2e 3 kTe 3 4 4 I = 2πl ε n UP 9 0 e m i2 Elektronenanlaufstrom [22] I ea = A p ne e 26 s I eU p kTe exp 2πme kTe (5.1) (5.2) 23 Das Massenverhältnis zwischen einem Ar+-Ion und einem Elektron beträgt etwa 80000. Die Stromdichte sättigt hier. Mit steigender Spannung wird jedoch die Randschicht dicker, dadurch wächst die Grenzfläche des Sammelbereiches und somit auch der Strom weiterhin. 25 Eine Maxwellsche Verteilungsfunktion sei hier angenommen. 26 In der Auswertesoftware ist der Exponent für den Ionenstromfit nicht fest ¾. Hier findet eine verallgemeinerte Fitfunktion mit offenem Exponenten Anwendung. 24 41 Elektronensättigungsstrom[22] für Up>2kTe/e: I es = 4 π A p ene eU p kTe 1+ 2πme kTe (5.3) Die obigen Formeln gelten für zylinderische Meßelektroden mit Radius rp und der Länge l>>rp. In den Formeln für beide Sättigungsströme ist weiterhin vorausgesetzt, daß rp wesentlich kleiner ist als die Randschichtdicke. Die Zylindermantelfläche der Sonde errechnet sich zu: Ap=2πrpl. Alle in den Formeln vorkommenden Spannungen Up sind auf das Plasmapotential bezogen: Up=U-Upl. Die Spannung U ist die an der Sonde anliegende Spannung. Für beliebige Verteilungsfunktionen gilt folgende Beziehung [22]: 4 f e ( E (U p )) = − Ap e 2 − m eU p 2e 1/ 2 dI ea dU p2 (5.4) Zur Auswertung der gesuchten Plasmaparameter wird wie im Folgenden beschrieben vorgegangen: Zuerst wird das Floatingpotential Ufl bestimmt. Dieses befindet sich an der Nullstelle im Sondenstrom I(Ufl)=0. Als nächstes muß das Plasmapotential bestimmt werden, da dies der Bezugspunkt aller Potentiale ist. Das Plasmapotential befindet sich genau am Wendepunnkt der Kennlinie. Hier wechselt die positive Krümmung des exponentiell verlaufenden Elektronenanlaufstromes in die negative Krümmung des Elektronensättigungsstromes. Das Plasmapotential ergibt sich aus der Nullstelle der 2. Ableitung27 des Stromes: I”(Upl)=028 Die Bestimmung der Elektronentemperatur bzw. -energie kann auf drei Arten ausgewertet werden. Die Steigung d(logI‘‘ea)/dUp liefert die Elektronentemperatur: Te = e dU p k d (ln I a ″ ) e (5.5) Unter der Voraussetzung einer Maxwellschen Verteilungsfunktion kann Te auf dem gleichen Wege auch direkt aus ln Iea bestimmt werden: Te = e dU p k d (ln I ea ) (5.6) 27 Vor dem Differenzieren muß das gemessene Signal in geeigneter Weise geglättet werden Eine andere Methode das Plasmapotential zu ermitteln, ist das erste lokale Maximum von I‘‘(U) links des Nulldurchganges sowie das erste Minimum rechts des Nulldurchganges zu bestimmen. Das Plasmapotential liegt dann mittig zwischen diesen beiden Werten. 28 42 Im Allgemeinen kann auch ohne die Annahme einer Maxwellschen Verteilungsfunktion die mittlere Elektronenenergie aus einer beliebigen Verteilungsfunktion errechnet werden: −∞ ∫ − eU Ee = p f e ( E (U p ))dU p 0 (5.7) −∞ ∫f e ( E (U p ))dU p 0 Mittlere Energie und Temperatur sind im Falle einer Maxwellschen Verteilungsfunktion durch E e = 3 kTe verknüpft. 2 Nachdem nun Plasmapotential und Elektronentemperatur bestimmt sind, ergeben sich wiederum drei Varianten um die Elektronendichte ne auszuwerten: Die Steigung des quadrierten Elektronensättigungsstromes Ies liefert für die Dichte: me ∆( I es ) 2 8 A p2 e 3 ∆U p ne = (5.8) Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Elektronendichte aus dem Strom am Plasmapotential (U=Upl↔Up=0) zu bestimmen: ne = 2πme a 1 I e (U p = 0) A p e kTe (5.9) Schließlich kann die Elektronendichte auch durch Integration einer beliebigen Verteilungsfunktion gewonnen werden: −∞ ne = ∫f e ( E (U p ))dU p (5.10) 0 Abbildung 5.3 zeigt die Benutzeroberfläche des Programmes, welches zur Auswertung der gemessenen Kennlinien benutzt wurde. Im Diagramm links oben ist die gemessene Strom-SpannungsKennline zu erkennen. Rechts daneben ist diese Kennlinie im Frequenzraum dargestellt. Links unten ist die zweite Ableitung des Stromes dargestellt, rechts daneben die zweite Ableitung des Elektronensättigungsstromes (die Spannungsskala endet hier am Plasmapotential). 43 Abbildung 5.3: Auswerteprogramm für die Langmuirsonde 5.1.2 Plasmaparameter stationärer Plasmen Um bei plasmatechnologischen Prozessen die Auswirkung der externen Parameter (Druck, Leistung, Gaszusammensetzung) auf das Prozeßergebnis abschätzen zu können, ist es essentiell, deren Auswirkungen auf die internen Plasmaparameter (Elektronendichte und Energieverteilung) zu kennen. Im Folgenden werden daher die Ergebnisse ortsaufgelöster Langmuirsondenmessungen gezeigt. Hierbei wurden sowohl Druck als auch Leistung variiert. Die Experimente wurden mit verschiedenen atomaren und molekularen Gasen durchgeführt. Als Meßelektrode wurde bei allen Messungen ein 5mm langer Wolframdraht mit einem Durchmesser von 100 µm verwendet. Die radiale Position r=0 mm befindet sich im Zentrum des Entladungsgefäßes. Bei R=100 mm liegt die Wand. Die Messungen wurden mittig auf der axialen Koordinate durchgeführt. Etwa 20 mm vor der Wand, also ab etwa R=80 mm beginnt die Kompensationselektrode das Plasma zu verlassen. Ab hier können Probleme mit der HF Kompensation auftreten. Zur Auswertung der Elektronendichte wurde der Strom am Plasmapotential verwendet. Die Elektronenenergie wurde aus dem Logarithmus des Elektronenanlaufstromes ausgewertet. Die Absolutwerte der Meßergebnisse sind mit 10-20 % Fehler behaftet. Bei der Elektronendichte ist dies allein schon durch die Längentoleranz der Meßelektrode gegeben. Für die Argon- und Heliumplasmen sind Plasmaparameter aus einem Hydrodynamikmodell in Kap. 6.3 dieser Arbeit dargestellt. 44 5.1.2.1 Argon-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung Abbildung 5.4 bis Abbildung 5.6 zeigen den radialen Verlauf der Elektronendichte ne im ICP gemessen in Argon-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung. Der Druck wurde im Bereich von 0.3 Pa bis 133 Pa variiert. Bei jedem Druckpunkt wurden Messungen mit verschiedenen Leistungen durchgeführt. Die untere Leistungsgrenze ergab sich durch Erlöschen bzw. das Instabilwerden des Plasmas, die obere Grenze durch einen Anstieg der Elektronendichte über das Stromlimit von 100 mA der APS3 Sondenelektronik hinaus. Wird das Stromlimit erreicht, so liegt das Plasmapotential außerhalb des gemessenen Spannungsbereiches. Die erhaltenen Werte sind daher zu niedrig. Gleiches gilt für die Werte der Elektronendichte, da diese aus dem Strom am Plasmapotential errechnet werden. Die Elektronendichte steigt sowohl mit dem Druck als auch mit der Leistung. Das räumliche Profil ist nahezu unabhängig von der Leistung. Nur bei sehr niedrigen Leistungen, bei denen die Einkopplung nicht mehr vorwiegend induktiv ist, zeigen sich Abweichungen in den gemessenen Profilen. Der Druck hat einen sehr starken Einfluß auf die Dichteprofile. Bei sehr niedrigen Drücken haben die Elektronendichten ein Maximum in der Mitte der Entladung,. Die Verläufe sind ähnlich einer Besselfunktion. Mit steigendem Druck wird die Diffusion in radialer Richtung mehr und mehr gestört, dies erzeugt ein Maximum außerhalb der Mitte, welches mit steigendem Druck immer ausgeprägter wird. Nahe der Reaktormitte befindet sich eine Aussparung in der Faraday-Abschirmung. Die durch diese Aussparung eindringende kapazitive Einkopplungskomponente hat eine Störung der gemessenen Elektronenenergieprofile sowie der Plasmapotentialprofile zur Folge. Bei Messungen im wandnahen Bereich befindet sich die Kompensationselektrode des APS3 Meßsystems nicht mehr in Kontakt mit dem Plasma. Die hierdurch fehlende HF-Kompensation führt ebenso zu Störungen bei der Ermittlung von Elektronenenergie und Plasmapotential. Eine Untersuchung des Plasmapotentials im interessanten29, wandnahen Bereich war daher nicht möglich. Sowohl Plasmapotential als auch Elektronenenergie sind im wesentlichen nur vom Druck abhängig. Aus diesen Gründen wir auf die Darstellung der radialen Profile von Elektronendichte und Plasmapotential verzichtet, angegeben werden jedoch die Druckabhängigkeiten dieser Größen (bei der radialen Position r=40mm) in tabellarischer Form (Tabelle 5.1). Die gemessenen Elektronenenergien sinken mit steigendem Druck von etwa 6 eV bei 0,3 Pa auf 2 eV bei 133 Pa. Das Plasmapotential sinkt ebenfalls mit steigendem Druck. Die gemessenen Werte liegen etwa zwischen 22 V und 12 V. Die (nicht dargestellten) Profile haben entgegen den theoretischen Aussagen kein Maximum bei R=0. Durch den Einfluß der Sonde findet die Messung des Potentiales an einem Ort statt, welcher stets in etwa 15-20 mm Nähe einer Wand ist, unabhängig von der radialen Position. Argon ist ein atomar vorliegendes Edelgas der Masse 40 amu mit einer moderaten Ionisationsenergie von 15,8 eV. Die Diffusion zur Senke für die geladenen Teilchen (Wand) ist aufgrund der hohen Teilchenmasse gering, es gibt auch keine Energieverluste durch vibratorische und rotatorische Anregungen. Die gemessenen Dichten sind daher sehr hoch, schon bei 3 Pa und 300 W werden 1e12 cm-3 überschritten. Die geringe Diffusion erfordert eine vergleichsweise geringe Ionisationsrate (Generationseigenwert) im stationären Zustand. Zusammen mit der moderaten Ionisierungsenergie ergibt dies niedere Elektronenenergien bzw. -temperaturen. 29 Im wandnahen Βereich hat das Plasmapotential einen starken Gradienten. 45 11 9x10 100 W 200 W 500 W 1000 W 1400 W 11 8x10 11 7x10 11 -3 ne [cm ] 6x10 11 5x10 11 4x10 11 3x10 11 2x10 11 1x10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.4: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 0,3 Pa Argon-Plasma -3 ne [cm ] 12 1.2x10 12 1.1x10 12 1.0x10 11 9.0x10 11 8.0x10 11 7.0x10 11 6.0x10 11 5.0x10 11 4.0x10 11 3.0x10 11 2.0x10 11 1.0x10 0.0 50 W 100 W 200 W 300 W 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.5: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 3 Pa Argon-Plasma 12 1.0x10 25 W 11 8.0x10 11 -3 ne [cm ] 6.0x10 11 4.0x10 11 2.0x10 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.6: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 30 Pa Argon-Plasma 46 Die oben erwähnte maximal meßbare Elektronendichte liegt bei etwa 1e12 cm-3. Dieser Wert ist jedoch abhängig von der Elektronenenergie30. Druck Mittlere Elektronenenergie Plasmapotential 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa 133 Pa 6 eV 5 eV 4,2 eV 3,9 eV 2,8 eV 2 eV 22 V 17 V 14,4 V 14 V 13,5 V 12 V Tabelle 5.1: Druckabhängigkeit der mittleren Elektronenenergie und des Plasmapotentials in Argon-ICPPlasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung. 5.1.2.2 Argon-Plasmen ohne Faraday-Abschirmung Die Ergebnisse der Sondenmessungen an Argon-Plasmen ohne Polarisator decken sich bis auf die Werte des Plasmapotentials mit den unter 5.1.2.1 angegebenen Werten. Auf eine Darstellung wird deshalb hier verzichtet. Mittlere Werte für das Plasmapotential sind in Tabelle 5.2 angegeben. Ohne Faraday Shield kommt zur induktiven Komponente der Einkopplung eine kapazitive hinzu. Die Randschicht wird von einem hochfrequenten Wechselstrom durchflossen. Dieser hat einen zusätzlichen Spannungsabfall über der Randschicht zur Folge, um diesen Wert erhöht sich das Plasmapotential. Die durch kapazitive Kopplung zusätzlich erzeugte Elektronendichte ist mindestens 1 bis 2 Größenordnungen niedriger als induktiv erzeugte. Eine Änderung der Elektronendichte ist daher im Rahmen der Meßgenauigkeit nicht feststellbar. Druck Plasmapotential Faraday-Abschirmung geerdet Plasmapotential ohne Faradayabschirmung 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa 133 Pa 22 V 17 V 14,4 V 14 V 13,5 V 12 V 40 V 30 V 23 V 21 V 20 V 20 V Tabelle 5.2: Einfluß der Faraday-Abschirmung auf das Plasmapotential in Argon-ICP-Plasmen 30 Eine höhere Elektronentemperatur liefert bei gleicher Dichte höhere Ströme. Bei vorgegebenem Strom ist daher die maximal meßbare Dichte niedriger ( vgl. 5.1.1). 47 5.1.2.3 Helium-Plasmen Die Elektronendichteprofile von Helium-Plasmen bei verschiedenen Drücken und Leistungen sind in Abbildung 5.7 bis Abbildung 5.9 gezeigt31. Die prinzipiellen Abhängigkeiten von Druck und Leistung sind identisch mit denen der Argon-Plasmen. Die deutlich geringere atomare Masse (4 amu) und das wesentlich höhere Ionisationspotential von 24,6 eV [23] haben Auswirkungen auf die Absolutwerte und räumlichen Verteilungen der Plasmaparameter. Durch die wesentlich höhere Diffusion und das höhere Ionisationspotential stellen sich höhere Elektronenenergien (5-15,2 eV, Tabelle 5.3) ein, um die notwendige Generation zu erreichen. Aufgrund der hohen Diffusion sind die Absolutwerte der Elektronendichten (bei gleichen Leistungen und Drücken) niedriger32. Durch die erhöhte Diffusion werden die Ladungsträger in radialer Richtung besser verteilt. Ein offaxis Maximum (R>0) der Elektronendichte bildet sich erst bei höheren Drücken und ist auch weniger stark ausgeprägt als beim schwereren Argon. Die Position der Dichtemaxima liegt bei höheren radialen Werten (etwa 50 mm) als beim Argon (etwa 30 mm). In Reaktoren mit geringerem Verhältnis von Durchmesser zu Höhe ist ein off-axis Maximum nahezu nicht mehr beobachtbar [24]. Die höheren Elektronenenergien führen einerseits zu erhöhten Werten des Plasmapotentials (Tabelle 5.3), andererseits zu einer niedrigeren maximal meßbaren Elektronendichte von etwa 8e11 cm-3. Druck Mittlere Elektronenenergie Plasmapotential 3 Pa 10 Pa 20 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 15,2 eV 10,8 eV 8,6 eV 7,9 eV 5,9 eV 5 eV 35 V 25 V 20,7 V 19,2 V 15,1 V 14,5 V Tabelle 5.3: Druckabhängigkeit der mittleren Elektronenenergie und des Plasmapotentials in Helium-ICPPlasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung 31 32 Durch die hohe Diffusion und die hohe Ionisationsenergie ist ein stabiler Betrieb erst ab 3 Pa Druck möglich. Durch die niedrigere Dichte sind Sondenmessungen bei höheren Drücken und Leistungen möglich. 48 10 8x10 600 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 10 7x10 10 6x10 10 -3 ne [cm ] 5x10 10 4x10 10 3x10 10 2x10 10 1x10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.7: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 3 Pa Helium-Plasma 11 5x10 200 W 500 W 800 W 1000 W 1400 W 11 4x10 -3 ne [cm ] 11 3x10 11 2x10 11 1x10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] -3 ne [cm ] Abbildung 5.8: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 30 Pa Helium-Plasma 1x10 12 8x10 11 6x10 11 4x10 11 2x10 11 300 W 400 W 500 W 600 W 800 W 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.9: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 133 Pa Helium-Plasma 49 5.1.2.4 Wasserstoff-Plasmen Die in Wassertoff-Plasmen stattfindenden Ionisationsprozesse haben, verglichen mit Helium, alle moderate Schwellen. Die Ionisation des molekularen H2 unter Bildung von H2+ hat eine Schwellenenergie von 15,4 eV [25], die Ionisierungsenergie des atomaren Wasserstoffes beträgt 13,6 eV. Die Dissoziationenergie des neutralen H2 beträgt 4,5 eV. Unterhalb dieser Schwelle für direkte Elektronenstoßdissoziation kann molekularer Wasserstoff über die sogenannte „Vibratorische Leiter“ dissoziiert werden. Hierbei handelt es sich um die stufenweise Anregung immer höherer vibratorischer Niveaus durch niederenergetische Elektronen. Bei hohen Vibrationszuständen erfolgt dann eine spontane Dissoziation des Moleküls. Die aus der Sondenmessung erhaltenen Elektronendichteprofile sind in Abbildung 5.10 bis Abbildung 5.12 gezeigt. Durch die hohe Diffusion der leichten Wasserstoffspezies, den aber im Vergleich zum Helium niedrigen Ionisationsenergien, stellen sich Elektronenenergien (Tabelle 5.4) ein, deren Werte zwischen denen von Argon und Helium liegen. Die Werte des Plasmapotentials liegen daher auch zwischen denen des Argons und des Heliums. Die Elektronendichten sind bei vergleichbaren Bedingungen niedriger als bei den oben genannten Edelgasen. Hierfür sind neben den obigen Gründen die molekularen Anregungen (Vibration, Rotation und Dissotiation) des Wasserstoffs mit verantwortlich. Die in diese Stoßprozesse investierte Energie geht der Ladungsträgererzeugung verloren, wenn sich die vibratorischen und rotatorischen Anregungen durch Stöße mit der Reaktorwand abregen33. Rekombination findet ebenfalls vorwiegend an der Wand statt. Die örtliche Verteilung der Elektronendichte zeigt bei Drücken oberhalb von 1 Pa ein stark lokalisiertes Maximum bei etwa 50 mm. Auffallend sind bei höheren Drücken niedrige Werte im Zentrum des Reaktors (nahe R=0). Die Dichtemaximas sind stärker ausgeprägt als beim Argon. Dies muß durch die molekularen Eigenschaften des Wasserstoffs bewirkt werden. Allein diffusionsbestimmte Dichteprofile von sehr leichten Spezies sollten eher den Profilen des Helium ähnlich sehen. Die Diffusionskonstante des H2-Moleküls mit der Masse 2 amu ist niedriger als die des schwereren Heliumatoms (4 amu). Bei Verwendung von reinem Wasserstoff ist ein stabiler Betrieb des Reaktors am kritischten, d.h. sowohl zu kleineren (<1Pa) als auch zu größeren Drücken (>30 Pa) hin erlischt das Plasma. 33 Die Zugabe von Wasserstoff zu Plasmen steigert den Energietransport zur Wand. Im Experiment macht sich dies durch einen signifikanten Anstieg der Wandtemperatur bemerkbar. 50 10 3x10 1200 W 1400 W 10 -3 ne [cm ] 2x10 10 1x10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.10: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 1 Pa H2-Plasma 10 6x10 500 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 10 5x10 10 -3 ne [cm ] 4x10 10 3x10 10 2x10 10 1x10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.11: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 3 Pa H2-Plasma 11 1.2x10 500 W 600 W 800 W 1200 W 1400 W 11 1.0x10 10 -3 ne [cm ] 8.0x10 10 6.0x10 10 4.0x10 10 2.0x10 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.12: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 10 Pa H2-Plasma 51 11 1.5x10 1000 W 1200 W 1400 W 11 -3 ne [cm ] 1.0x10 10 5.0x10 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.13: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 30 Pa H2-Plasma Druck Mittlere Elektronenenergie Plasmapotential 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa 12,6 eV 8,4 eV 6,1 eV 4,1 eV 33 V 22 V 16,5 V 10 V Tabelle 5.4: Druckabhängigkeit der mittleren Elektronenenergie und des Plasmapotentials in H2-ICP-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung Druck Mittlere Elektronenenergie Plasmapotential 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa 422 Pa 6,8 eV 5,6 eV 5 eV 4,8 eV 4,4 eV 3,3 eV 2,2 eV 1,9 eV 21,2 V 16,6 V 15 V 14 V 13,5 V 11,7 V 10 V 9,8 V Tabelle 5.5: Druckabhängigkeit der mittleren Elektronenenergie und des Plasmapotentials in Ar/H2(10:1)-ICPPlasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung 52 5.1.2.5 Argon-Wasserstoff-Plasmen mit Mischungsverhältniss 10:1 Die Elektronendichteprofile bei verschiedenen Drücken und Leistungen von Argon-WasserstoffMischgasplasmen sind in Abbildung 5.14 bis Abbildung 5.18 gezeigt. Das Flußverhältnis von Argon und Wasserstoff wurde konstant bei 10:1 gehalten34. Bis zu einem Druck von 3 Pa wurde die Turbomolekularpumpe eingesetzt, bei höheren Drücken die Drehschieberpumpe. Die gewählte Gaszusammensetzung ist bis auf den nicht vorhandenen Methananteil identisch mit den Plasmen, welche zur Diamantdeposition verwendet wurden. Die Messungen an den Argon-Wasserstoff-Plasmen konnten in einem viel weiteren Druck- und Leistungsbereich durchgeführt werden, als dies mit anderen Prozessgasen möglich war. Durch den hohen Argonanteil ist ein stabiler Betrieb sowohl bei sehr niedrigen als auch sehr hohen Drücken möglich. Der Wasserstoffanteil erniedrigt die sich einstellende Elektronendichte stark, so daß auch bei hohen Drücken und Leistungen noch eine Sondenmessung möglich ist. Die in 5.1.2.4 diskutierten Eigenschaften des Wasserstoffs (molekulares Gas, Diffusionskoeffizient) führen zu einer im Vergleich zum Argon leicht erhöhten Elektronenenergie (Tabelle 5.4). Die Elektronendichteprofile (Abbildung 5.14 bis Abbildung 5.18) zeigen die schon bei den reinen Wasserstoff-Plasmen diskutierten Eigenschaften. Bei höheren Drücken tritt ein stark ausgeprägtes offaxis Maximum auf. Dessen radiale Position liegt bei etwa 50-60 mm. Ein Profil ähnlich einer Besselfunktion tritt im untersuchten Druckbereich nicht auf. Auffallend ist, daß bei Drücken oberhalb von 1 mbar keine signifikante Erhöhung der Elektronendichte erkennbar ist. Dies liegt an einem Abfall der Elektronenenergie, der zu einer Verminderung der Generation führt. Diese exponentiell von der Elektronennergie bzw. Elektronentemperatur abhängige Verringerung kann durch den Anstieg der Neutralteilchendichte nicht mehr kompensiert werden. Eine weitere starke Erhöhung des Druckes führt dann letztendlich zu einem Verlöschen der Entladung35. Der in 5.1.2.1 beobachtete Anstieg der Elektronendichte mit dem Druck gibt es daher nur bei nicht zu hohen Drücken. Der Druck, ab dem die Elektronendichte nach anfänglichem Anstieg wieder sinkt, ist Gasart abhängig. 34 Bei Betrieb des Experimentes mit der Turbomolekularpumpe ist dasVerhältnis der Partialdrücke nicht identisch dem Verhältnis der Flüsse. Dies ist bedingt durch das stark von der Gasart abhängige Saugvermögen dieses Pumpentyps. 35 Bei welchem Druck dies passiert bestimmt die Teilchenabfuhr durch Diffusion, welche durch Gasart und Reaktorgeometrie bestimmt ist. 53 11 6x10 200 W 500 W 800 W 1000 W 1400 W 11 5x10 11 -3 ne [cm ] 4x10 11 3x10 11 2x10 11 1x10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.14: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 0,3 Pa Ar/H2(10:1)-Plasma 12 1.2x10 100 W 200 W 500 W 800 W 1000 W 1200 W 12 1.0x10 11 -3 ne [cm ] 8.0x10 11 6.0x10 11 4.0x10 11 2.0x10 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.15: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 3 Pa Ar/H2(10:1)-Plasma 12 1.2x10 400 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 12 1.0x10 11 -3 ne [cm ] 8.0x10 11 6.0x10 11 4.0x10 11 2.0x10 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.16: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 30 Pa Ar/H2(10:1)-Plasma 54 12 1.2x10 600 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 12 1.0x10 11 -3 ne [cm ] 8.0x10 11 6.0x10 11 4.0x10 11 2.0x10 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.17: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 100 Pa Ar/H2(10:1)-Plasma 12 1.2x10 1400 W 1500 W 1600 W 12 1.0x10 11 -3 ne [cm ] 8.0x10 11 6.0x10 11 4.0x10 11 2.0x10 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.18: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung 422 Pa Ar/H2(10:1)-Plasma 55 5.1.2.6 Argon-Wasserstoff-Plasmen mit variabler Gaszusammensetzung Nachdem in den vorangegangenen Experimenten der Einfluß von Leistung und Druck auf die Plasmaparameter untersucht wurde, ist nunmehr zu klären, welchen Einfluß eine Änderung des Mischungsverhältnisses bei Mischgasplasmen hat. Hierzu wurde der H2-Anteil eines Ar/H2-Plasmas bei konstantem Druck von 20 Pa und konstanter Leistung von 500 W verändert. Der H2-Anteil wurde im Bereich 5% bis 100 % variiert. Messungen ohne Wasserstoffzusatz waren wegen der hohen Elektronendichte und dem Stromlimit der Langmuirsonde von 100 mA nicht möglich. Die ermittelten Profile der Plasmaparameter sind in Abbildung 5.19 bis Abbildung 5.21 gezeigt. Mit steigendem Anteil des leichten H2-Gases steigen sowohl die Verluste durch Diffusion als auch die Energieverluste durch molekulare Anregungen. Die Elektronendichte (Abbildung 5.19) nimmt daher mit steigendem H2-Anteil stark ab. Die Position des off-Axis Maximums bleibt davon unbeeinflußt. Auf die Elektronenenergie hat die Gaszusammensetzung im untersuchten Bereich nur einen geringen Einfluß. Man erkennt nur eine leichte Erhöhung der Elektronenenergie (Abbildung 5.20) mit steigendem Wasserstoffanteil. Auch auf das Plasmapotential (Abbildung 5.21) ist der Einfluß des Mischungsverhältnisses im untersuchten Bereich36 gering. Bei Plasmapotential und mittlerer Elektronendichte sind Meßartefakte im zentrumsnahen und wandnahen Bereich zu erkennen (vgl. 5.1.2.1). 36 Wie schon erwähnt, war durch das Elektronendichtelimit der Langmuirsonde, sowie durch die Auslegung der Massflowcontroller eine Untersuchung von Plasmen mit weniger als 5% H2-Anteil nicht möglich. Die Erfahrung aus zahlreichen anderen Experimenten zeigt jedoch, daß auch sehr geringe Zusätze von molekularen Gasen Auswirkungen auf die Plasmen haben. 56 11 8x10 11 7x10 100% H2 95% H2 11 6x10 90 % H2 11 80 % H2 -3 ne [cm ] 5x10 11 50 % H2 11 10 % H2 4x10 20 % H2 3x10 5 % H2 11 2x10 11 1x10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.19: Radialer Verlauf der Elektronendichte im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung Ar/H2-Plasma mit variablem H2-Anteil bei 20 Pa und 500 W 10 9 8 Ee [eV] 7 100% H2 50 % H2 95% H2 20 % H2 90 % H2 10 % H2 80 % H2 5 % H2 6 5 4 3 0.0 0 20 40 60 80 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.20: Radialer Verlauf der mittleren Elektronenenergie im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung Ar/H2-Plasma mit variablem H2-Anteil bei 20 Pa und 500 W 22 20 18 Upl [V] 16 100% H2 50 % H2 95% H2 20 % H2 90 % H2 10 % H2 80 % H2 5 % H2 14 12 10 8 6 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.21: Radialer Verlauf des Plasmapotentials im ICP mit geerdeter Faraday-Abschirmung Ar/H2-Plasma mit variablem H2-Anteil bei 20 Pa und 500 W 57 5.1.2.7 Argon-Wassserstoff-Methan-Plasmen Nach der Untersuchung von nicht beschichtenden Plasmen wurden die Plasmaparameter der zur Diamantdeposition verwendeten Plasmen bestimmt. Die Versuchsreihen wurden bei einem Druck von 4 mbar und 1400 W Leistung durchgeführt. Gemeinsam war allen Experimenten ein festes Verhältnis zwischen Argon und Wasserstoff von 10:1. Der Gesamtfluß an Argon und Wasserstoff betrug 275 sccm. Der für die Diamantabscheidungen benötigte Kohlenstoff-Eintrag erfolgte hier durch einen variablen Zufluß von Methan. Die besten Depositionsergebnisse konnten bei einem Methan- Fluß von 0.5 sccm erreicht werden, der CH4-Fluß wurde von 0 bis 2.275 sccm variiert. Um diese niedrigen Flüsse mit den vorhandenen Flowcontrollern zu realisieren, wurde ein vorgemischtes Gas mit 10 % CH4 und 90% H2 Anteil eingesetzt. Die einzustellenden Flüsse wurden aus den Wärmekapazitäten errechnet. Abbildung 5.22 bis Abbildung 5.25 zeigen die Plasmaparameter Elektronendichte, Elektronenenergie, Plasmapotential und Floatingpotential bei verschiedenen CH4-Flüssen. Das Floatingpotential ist hier auch gezeigt, da im Diamantabscheideprozeß ein floatendes Siliziumsubstrat verwendet wurde. Die Beschußenergie ist hier um den Betrag des Floatingpotentiales vermindert. Mit zunehmenden CH4-Fluß sinkt die Elektronendichte (Abbildung 5.22). Eine besonders starke Absenkung der Dichte ergibt sich zwischen 0 und 0.125 sccm CH4. Eine weitere Erhöhung des Methanflusses führt nur noch zu einem moderaten Absinken der Elektronendichte. Methan hat im Vergleich zum Argon ein niedriges Molekulargewicht. Das vieratomige Molekül besitzt eine hohe Anzahl von Vibrations- und Rotationsfreiheitsgraden. Die in molekulare Anregungen fließende Energie geht der Ionisation verloren37. Für das „Diamantplasma“ mit 0.5 sccm CH4 ergibt sich eine ortsgemittelte Elektronendichte von etwa 2x1011 cm-3. Die Elektronenenergie (Abbildung 5.23) ist in dem radialen Bereich, in dem sich die Substrate befanden und auch die Emissionsspektroskopie durchgeführt wurde (r>30 mm), nahezu unabhängig von dem CH4-Fluß. Für deutlich höhere CH4-Flüsse als die hier gewählte Obergrenze von 2.275 sccm sollte dies jedoch nicht mehr gelten. Die starke Aufspaltung im zentrumsnahen Bereich ist ein Meßartefakt. Das Plasmapotential (Abbildung 5.24) ist ebenfalls weitgehend unabhängig von der Variation des CH4-Flusses. Meßartefakte aufgrund mangelhafter HF-Kompensation sind hier auch im wandnahen Bereich sichtbar. Das radiale Profil des Floatingpotentiales (Abbildung 5.25) besitzt bei r=50 mm ein Maximum. Im inneren Bereich des Reaktors (r<50mm) ist nur ein geringer Einfluß des CH4-Anteiles bemerkbar. Im wandnahen Bereich (r>60 mm) nimmt das Floatingpotential mit zunehmendem CH4-Fluß ab. Unmittelbar vor der Wand und im Reaktorzentrum sind auch hier die oben erwähnten Meßartefakte zu erkennen. Die Energie der Ionen, welche auf ein floatendes Substrat auftreffen, ist durch den Einfluß des Floatingpotentials je nach radialer Position um 0 bis 4 eV niedriger als im Falle eines geerdeten Substrates. 37 Diese Energie geht der Ladunsgträgergeneration verloren, falls nicht Mehrstufenionisations- bzw. Dissoziationsprozesse in nennenswerter Menge stattfinden, oder sich die molekularen Anregungen durch Wandstöße abbauen. 58 12 14 1.0x10 0,000 sccm CH4 0,250 sccm CH4 10 0,500 sccm CH4 11 6.0x10 2,000 sccm CH4 2,275 sccm CH4 11 4.0x10 Upl [V] 1,000 sccm CH4 -3 ne [cm ] 12 0,125 sccm CH4 11 8.0x10 8 0,000 sccm CH4 0,125 sccm CH4 6 0,250 sccm CH4 0,500 sccm CH4 4 11 2.0x10 1,000 sccm CH4 2,000 sccm CH4 2 2,275 sccm CH4 0.0 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 Radiale Position [mm] Abbildung 5.22: Radialer Verlauf der Elektronendichte eines Ar/H2/CH4-Plasmas (250sccm/25sccm/x sccm) bei 4 mbar und 1400 W Radiale Position [mm] Abbildung 5.24: Radialer Verlauf des Plasmapotentials eines Ar/H2/CH4-Plasmas (250sccm/25sccm/x sccm) bei 4 mbar und 1400 W 7 0,250 sccm CH4 3 2 Ufl [V] Ee [eV] 2,275 sccm CH4 0,250 sccm CH4 0,500 sccm CH4 5 1,000 sccm CH4 2,000 sccm CH4 0,125 sccm CH4 6 0,500 sccm CH4 4 0,000 sccm CH4 7 0,125 sccm CH4 5 1,000 sccm CH4 4 2,000 sccm CH4 3 2,275 sccm CH4 2 1 0 1 0 8 0,000 sccm CH4 6 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 -1 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.23: Radialer Verlauf der Elektronenenergie eines Ar/H2/CH4-Plasmas (250sccm/25sccm/x sccm) bei 4 mbar und 1400 W 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 5.25: Radialer Verlauf des Floatingpotentials eines Ar/H2/CH4-Plasmas (250sccm/25sccm/x sccm) bei 4 mbar und 1400 W 59 5.1.3 Zeitaufgelöste Plasmaparameter gepulster Plasmen Nach den vorangegangenen Untersuchungen an stationären Plasmen sollen nun gepulste Plasmen untersucht werden. Gepulste Plasmen haben in der Plasmatechnologie einige Vorteile gegenüber stationären Plasmen. Hierzu zählt eine verbesserte Selektivität beim Plasmaätzen sowie die Reduktion von Aufladungseffekten [26] [27]. Mit Hilfe von gepulstern Plasmen gelingt es, die Schichtqualität in Beschichtungsprozessen zu steigern [28], sowie die Ausbildung negativ geladener Partikel in der Gasphase zu unterdrücken [29]. Das Pulsen von Plasmen hilft, negative Ionen, welche im kontinuierlichen Betrieb durch das Plasmapotential in dem Plasma eingesperrt sind, aus einer Plasmaquelle zu extrahieren [30]. Das APS3-Sondensytem ist bereits mit einem externen Triggereingang sowie einem programmierbaren Delay ausgestattet. Für die Messungen an gepulsten Plasmen mußte nur ein BNCKabel nachgerüstet werden um den Pulsgenerator mit der APS3 Sondenelektronik zu verbinden. Die Sammelzeit des D/A-Wandlers für die Strommessung beträgt 5 µs. Die Zeitkonstanten der Analogelektronik, inklusive der durch die Kabelkapazitäten hervorgerufenen Delays, ist kleiner als dieser Wert. Alle Experimente wurden bei Pulsfrequenz von 1 kHz mit einem Tastverhältnis (duty cycle, d.c.) von 50 % durchgeführt. Technologische Prozesse mit gepulsten Plasmen verwenden höhere Pulsfrequenzen von einigen kHz bis zu 100 kHz. Die ausgewählte Pulsfrequenz von 1 kHz bei 50 % d.c. erlaubt einerseits eine genügend lange Beobachtungszeit (500 µs) nach dem Einschalten, so daß bei allen untersuchten Plasmen ein nahezu stationärer Zustand erreicht werden kann. Das Verhalten im Afterglow kann ebenfalls über den Zeitraum von 500 µs beobachtet werden. Andererseits ist die Dauer der Pause kurz genug, um zum Zeitpunkt des Wiedereinschaltens noch eine genügend hohe Elektronendichte vorzufinden, so daß ein erneutes Zünden des Plasmas zum gewünschten Zeitpunkt sichergestellt ist. Dies gilt für alle im folgenden untersuchten Plasmen, nicht aber für das reine Wasserstoff-Plasma. Alle Messungen wurden im Zentrum des Reaktors durchgeführt. Bei t=0 µs beginnt ein 500 µs andauernder HF Puls. 5.1.3.1 Edelgasplasmen Abbildung 5.26 bis Abbildung 5.29 zeigen die zeitaufgelösten Plasmaparameter von Argon- Plasmen bei unterschiedlichen Leistungen und Drücken. Nach dem Einschalten der HF bei 0 µs ist ein schneller Anstieg (≈10 µs) des Plasmapotentials und der Elektronentemperatur sichtbar. Nach einem Überschwingen bei sehr frühen Zeiten (<20 µs) stellt sich sehr bald ein stationärer Zustand ein. Unmittelbar nach dem Zünden sind wenige Ladungsträger vorhanden. Die leichten Elektronen haben höhere Geschwindigkeiten als die schweren Ionen und erreichen daher zuerst die Wand. Diese lädt sich negativ gegenüber dem Plasma auf (Überschwingen des Plasmapotentials). Das entstehende elektrische Feld bremst die Elektronen und beschleunigt die Ionen auf die Wand zu. Im stationären Zustand stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Ladungsträgergeneration und Abtransport zur Wand ein. Das Plasmapotential sinkt auf den Wert des stationären Zustandes ab. 60 Die Elektronendichte steigt sehr viel langsamer als die Potentiale und Energien. Sie erreicht, wenn überhaupt, erst nach 100-200 µs einen stationären Wert. Das prinzipielle Verhalten von Potentialen, Energien und Teilchendichten kann zumindest qualitativ mittels des „Global Models“ von Liebermann und Ashida [8] beschrieben werden. Eine quantitative Beschreibung der auftretenden Zeitkonstanten erhält man für den hier vorgestellten Fall nicht, da dem Modell die folgenden Voraussetzungen zu Grunde liegen, welche im Experiment nicht streng erfüllt sind. Die Plasmaparameter sind homogen räumlich verteilt, bzw. es wird nur ein räumlicher Mittelwert betrachtet. Ortsaufgelöste Messungen in gepulsten ICP-Plasmen [31] jedoch zeigen, daß die in gepulsten Plasmen auftretenden Plasmaparameter und Zeitkonstanten ortsabhängig sind. Die Ionisation und Anregung findet aussschließlich durch Elektron-Neutralteilchen-Stöße statt und mehrstufige Prozesse werden vernachlässigt, jedoch gerade bei Prozeßgases mit metastabilen Zuständen können durchaus Beiträge zur Ionisation über Mehrstufenprozesse erwartet werden. Rekombination findet ausschließlich an den Gefäßwänden statt. Der Ladungstransport ist stoßfrei. Diese beiden letzten Annahmen sind nur bei sehr niedrigen Drücken (<1Pa) wirklich erfüllt. Das „Global Model“ von Liebermann [8] sagt das beobachtete Überschwingen der Elektronentemperatur bzw. –energie kurz nach dem Einschalten voraus. Dieses Überschschwingen ergibt sich aus der Kontinuitäts- und Energieerhaltungsgleichung. Die maximal erreichte Elektronentemperatur ist umso höher, je niedriger die Elektronendichte zum Zeitpunkt des Einschaltens war. Sie wächst ebenfalls mit der Anstiegsgeschwindigkeit der HF Leistung. Die Elektronendichte steigt sehr viel langsamer an. Sie erreicht, wenn überhaupt38, erst nach 100-200 µs einen stationären Wert. Das „Global Model“, welches jedoch nur für den stoßfreien Fall exakt gilt, liefert hier für den Anstieg: ne (t ) ≈ ne , min + (ne ,∞ − ne ,min )e −t / τ τ= l eff eTe / M (5.11) (5.12) Die Zeitkonstante τ hängt von der effektiven Entladungsgröße leff, der Elektronentemperatur Te im stationären Zustand und der Ionenmasse M ab. Für den nicht stoßfreien Fall sollten die sich ergebenden Zeitkonstanten größer sein, da hier der Ladungsträgertransport durch Stöße behindert ist. Mit steigendem Druck (Abbildung 5.26, Abbildung 5.28, Abbildung 5.29) erreicht die Dichte immer später ihren stationären Wert. Bei 3 Pa und 10 Pa ist bis zum Abschaltzeitpunkt ein leichter Anstieg zu beobachten. Nach dem Abschalten der HF bei 500 µs fällt die Elektronentemperatur innerhalb weniger 10 µs auf einen Wert von weniger als 1 eV. Der Abfall des Plasmapotentials, des Floatingpotentials und der Elektronenenergie findet auf der gleichen kurzen Zeitskala statt. 38 Insbesondere bei höheren Drücken erfolgt der Anstieg langsamer, so daß der stationäre Zustand in der Elektronendichte bei den gewählten Timing nicht ganz erreicht wird (Abbildung 5.28 und Abbildung 5.29). 61 Das „Global Model“ liefert für den stoßfreien Fall39: 2 Te (t ) = Te , ∞ [1 + t ]− 2 (5.13) 2 ne (t ) ≈ ne , max [1 + t ]−1 / 2 (5.14) τ τ Im stoßbestimmten Fall (vgl. Kap. 2.4.3) ergibt sich für die Elektronendichte ein exponentieller Abfall [32]. Bei den Argon- und Krypton-Plasmen sind im Afterglow zwei Zeitkonstanten des Dichteabfalls sichtbar. Die Messungen wurden in einem Druckbereich durchgeführt, der weder stoßfrei40 noch vollkommen stoßbestimmt41 ist. Auch wäre vorstellbar, daß die Generation im Afterglow nicht vollkommen zum Erliegen kommt, sondern superelastische Stöße mit metastabilen Niveaus und Pooling42 von Metastabilen heiße Elektronen erzeugen. Diese Elektronen haben Energien, die etwa 11 und 7 eV über der mittleren Energie liegen. Bei schon stark abgesunkenen Elektronendichten im späten Afterglow könnte eine Generation dieser heißen Elektronen sichtbar werden. Das Auftreten einer 2. Zeitkonstante ist in der Literatur nur an wenigen Stellen beschrieben. Die Ergebnisse sind oftmals nur in linearer Skala gezeigt und die Zeitkonstante ist daher nicht sichtbar [33]. In einigen Fällen [32][31] sind die Beobachtungszeiten zu kurz um die in dieser Arbeit gemessene 2. Zeitkonstante zu beobachten. Der Einfluß der externen Parameter auf die charakteristischen Abfallzeiten der Dichte lassen sich qualitativ nach den Formeln im Grundlagenkapitel (Kap. 2) abschätzen. Die gemessenen Abfallzeiten stimmen gut mit den errechneten Abfallszeiten der binären Diffusion überein. Mittelt man Elektronendichte und Leistung über die Pulsperiode, so erhält man, bei konstant gehaltener mittlerer Leistung, höhere Werte für die mittlere Elektronendichte als im stationären Fall. Dies kommt durch Einbeziehen der Dichte im Afterglow, sowie der unterschiedlichen Zeitkonstanten für Anstieg und Abfall der Dichte zustande. Für technologische Prozesse kann daher bei optimiertem Puls-Pauseverhältnis eine höhere Elektronendichte als im stationären Fall bei gleicher mittlerer Leistung erreicht werden. Über die genaue Abfallfunktion von Potentialen und Elektronenenergie kann aus den Experimenten keine Aussage getroffen werden, da die Zeitauflösung des Meßsystems hierfür nicht hoch genug ist. Die Abklingzeiten von Potentialen und Energie liegen in der Größenordnung der charakteristischen Einschlußzeit, hervorgerufen durch ambipolare Diffusion (vgl. Kap 2.4.3.2). Die Anstiegzeiten der Elektronendichte werden mit steigendem Druck und steigender atomarer Masse erwartungsgemäß größer, da sich bei niedrigerer Diffusion die Ausbreitung der Entladung verzögert. Abbildung 5.26, Abbildung 5.28 und Abbildung 5.29 zeigen den Einfluß des Druckes in einem ArPlasma. Abbildung 5.30 und Abbildung 5.31 zeigen Messungen an einem Helium- (Masse 4) und an einem Krypton- (Masse 84) Plasma. 39 Für die beiden Formeln liegt der Abschaltzeitpunkt bei t=0. Die mittlere freie Weglänge ist wesentlich größer als die Reaktordimension. 41 Die Reaktordimension ist wesentlich größer als die mittlere freie Weglänge. 42 * A +A*→A+A++e 40 62 Im Afterglow des Helium-Plasmas (Abbildung 5.30) ist nur eine Zeitkonstante der Dichte beobachtbar. Diese ist auch zu groß für eine atomare Masse von 4. Eventuell bewirken hier die angeregten metastabilen He-Atome vom Zeitpunkt des Abschaltens an eine nennenswerte Generation im Afterglow. Konsistent ist dieses unerwartet langsame Abklingen der Elektronendichte zu dem hohen Plasmapotential im Afterglow, welches einen verstärkten Einschluß der Elektronen zur Folge hat. Eine Untersuchung der Besetzungsdichten der metastabilen Zustände könnte hier weitere Erkenntnisse liefern. Abbildung 5.31 zeigt die zeitliche Entwicklung der Plasmaparameter eines gepulsten Krypton-Plasmas bei 3 Pa und 100 W. Zum Zeitpunkt des Abschaltens der HF ( bei 500 µs) ist eine kurzzeitige Überhöhung der Elektronendichte erkennbar. Der Abschaltvorgang erzeugt durch die Induktivitäten im HF-Generator und im Einkoppelkreis einen Spannungspeak43 im Einkoppelkreis und führt so zu dem beobachteten „Abschaltpeak“ in der Elektronendichte. Die Form dieses „Abschaltpeaks“ ist abhängig von den Plasmaparametern, in logarithmischer Skala ist er jedoch nicht in allen Fällen zu erkennen. Die Abfallszeiten der Dichte im Afterglow des Krypton-Plasmas sind für eine atomare Masse von 84 zu kurz, um diese alleinig durch das Modell des Ioneneinschlusses (vgl. Kap. 2.4.3) zu erklären. Verantwortlich hierfür könnte das im Vergleich zum Argon-Plasma niederere Plasmapotential sein, da dies einen schwächeren Einschluß der Elektronen bedeutet. 30 -3 Ee [eV], UFl [V], UPl [V] 20 11 10 ne [cm ] E[eV] Upl[V] Ufl[V] -3 ne [cm ] 25 10 15 10 10 9 10 5 0 8 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 10 Zeit [µs] Abbildung 5.26: Zeitaufgelöste Plasmaparameter eines gepulsten Argon-Plasmas bei 1 Pa, 100 W, 1 kHz und 50% Tastverhältnis 43 Dieser Spannungspeak konnte im Experiment durch Messungen mit einem schnellen Oszillographen nachgewiesen werden. 63 15 12 10 -3 E[eV] Upl[V] Ufl[V] -3 ne [cm ] 20 ne [cm ] Ee [eV], UFl [V], UPl [V] 25 11 10 10 10 5 10 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.27: Zeitaufgelöste Plasmaparameter eines gepulsten Argon-Plasmas bei 1 Pa, 400 W, 1 kHz und 50% Tastverhältnis 12 25 Ee [eV], UFl [V], UPl [V] 15 -3 E[eV] Upl[V] Ufl[V] -3 ne [cm ] 20 ne [cm ] 10 11 10 10 5 10 10 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.28: Zeitaufgelöste Plasmaparameter eines gepulsten Argon-Plasmas bei 3 Pa, 100 W, 1 kHz und 50% Tastverhältnis 64 12 10 E[eV] Upl[V] Ufl[V] -3 ne [cm ] -3 20 ne [cm ] Ee [eV], UFl [V], UPl [V] 25 15 10 11 10 5 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.29: Zeitaufgelöste Plasmaparameter eines gepulsten Argon-Plasmas bei 10 Pa, 100 W, 1 kHz und 50% Tastverhältnis 45 30 11 10 25 -3 Ee [eV], UFl [V], UPl [V] 35 10 10 20 15 10 9 10 5 0 ne [cm ] E[eV] Upl[V] Ufl[V] -3 ne [cm ] 40 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.30: Zeitaufgelöste Plasmaparameter eines gepulsten Helium-Plasmas bei 10 Pa, 1 kW, 1 kHz und 50% Tastverhältnis 65 E[eV] Upl[V] Ufl[V] -3 ne [cm ] -3 15 12 10 ne [cm ] Ee [eV], UFl [V], UPl [V] 20 10 11 10 5 10 10 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.31: Zeitaufgelöste Plasmaparameter eines gepulsten Krypton-Plasmas bei 3 Pa, 100 W, 1 kHz, und 50% Tastverhältnis 5.1.3.2 Wasserstoff-Plasma Die Vermessung eines gepulsten Wasserstoff-Plasmas über die gesamte Periodendauer von 1ms war nicht möglich. Etwa 300 µs nach dem Abschalten der HF ist die Elektronendichte so weit gefallen, daß das Plasma erlischt. Es waren daher keine Sondenmessungen für Zeiten >800 µs durchführbar. Nach dem Erlöschen des Plasmas zündet dieses nicht mehr alleine durch Wiedereinschalten der HF. Ein gepulster Betrieb war nur durch den Einsatz einer Zündhilfe möglich, welche zur Zeit des Einschaltens der HF für etwa 10 µs einen Hochspannungspuls von einigen kV an eine in das Plasma eingebrachte Elektrode anlegt. Dieser Hochspannungspuls verhinderte eine Vermessung des Einschaltens mittels Langmuirsonde. Die Abfallszeiten der Plasmaparameter konnten aber erfolgreich ermittelt werden und sind in Tabelle 5.7 in Kap. 5.1.3.4 dokumentiert. Die Abklingzeiten der Dichte sind aufgrund der niedrigen molekularen Masse (1 bis 3) deutlich kleiner als beim Argon. Der Wasserstoff besitzt eine Vielzahl von molekularen Vibrations und Rotationsniveaus, er kann daher in einem viel größeren Bereich Energie aufnehmen. Insbesondere die niedrigst mögliche Energie liegt bei 0,5 eV [37] (Atome: einige eV). Die Zeitkonstanten für den Abfall der Elektronenergie und der Potentiale sind daher deutlich kürzer als bei atomaren Edelgasen. 66 5.1.3.3 Beimengungen von Molekülgasen zu Argon-Plasmen Abbildung 5.32 bis Abbildung 5.33 zeigen die zeitaufgelösten Plasmaparameter von Argon-Plasmen, denen 2 % Wasserstoff sowie 2% Stickstoff beigemischt ist. Der Anstieg der Elektronendichte beim Zünden geschieht hier schneller als im reinen Argon. Die enthaltenen leichteren Ionen (1,2,3 und 14,28 amu) erlauben eine schnellere Ausbreitung der Entladung im Reaktor. Im Afterglow führt die Zugabe eines molekularen Gases zu einem rascheren Abfallen der Elektronenenergie sowie der Potentiale. Die Gründe hierfür sind in Kap. 5.1.3.2 diskutiert. Dieser Effekt ist bei Zugabe von N2 stärker ausgeprägt als bei der Zugabe von H2, da die Rotationsniveaus beim Stickstoff deutlich dichter liegen als beim Wasserstoff. Die höhere Diffusion der leichten Spezies führt zu höheren Werten von Plasmapotential und Elektronentemperatur im Afterglow. E[eV] Upl[V]) Ufl[V] -3 ne [cm ] 20 11 10 -3 15 ne [cm ] Ee [eV], UFl [V], UPl [V] 25 10 10 10 9 10 5 0 8 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 10 Zeit [µs] Abbildung 5.32: Zeitaufgelöste Plasmaparameter eines gepulsten Ar/H2(2%)-Plasmas bei 3 Pa, 100 W, 1 kHz und 50% Tastverhältnis 67 15 11 10 10 10 10 -3 E[eV] Upl[V] Ufl[V] -3 ne [cm ] 20 ne [cm ] Ee [eV], UFl [V], UPl [V] 25 9 10 5 0 8 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 10 Zeit [µs] Abbildung 5.33: Zeitaufgelöste Plasmaparameter eines gepulsten Ar/N2(2%)-Plasmas bei 3 Pa, 100 W, 1 kHz und 50% Tastverhältnis Die Abfallszeiten der Elektronendichte im Afterglow sind länger als bei vergleichbaren ArgonPlasmen. Denkbar wäre hier eine Stufenionisation durch Stöße mit vibratorisch angeregten Molekülen. Leider ist eine einfache Abschätzung der Anstiegs- und Abfallszeiten in diesen Mischgasplasmen nicht möglich. Der zur Verfügung stehende Plasmasimulator (Kap. 6) kann weder zeitaufgelöste Effekte, noch Multikomponenten-Plasmen behandeln. 5.1.3.4 Auswertung der Anstiegs- und Abfallszeitkonstanten Tabelle 5.6 und Tabelle 5.7 zeigen Anstiegs- und Abklingzeitkonstanten der vermessenen gepulsten Plasmen. Diese wurden durch einen linearen Fit in logarithmischer Skala gewonnen. Für ArgonPlasmen sind einfache Abschätzungen der zu erwartenden Zeitkonstanten in Kap. 2.4.3 angeben. Die gemessenen Werte der Zeitkonstannten für den Elektronendichteabfall sind jedoch etwa eine Dekade größer als diejenigen, welche als Einschlußzeiten für die ambipolare Diffusion abgeschätzt sind. Die einfache Abschätzung in Kap. 2.4.3 geht davon aus, daß die Generation heißer Elektronen sofort nach dem Ausschalten der Hochfrequenz zum Erliegen kommt. Die Edelgasplasmen beinhalten jedoch angeregte metastabile Atome, die eine lange Lebensdauer besitzen, da eine Abregung durch spontane Emission nicht möglich ist. Durch superelastische Stöße und Chemoionisationsprozesse (Pooling von Metastabilen) werden im Afterglow heiße Elektronen erzeugt (vgl. Anhang 11.2), so daß die Ladungsträgergeneration länger aufrechterhalten wird [33][34][35]. Gelingt es auch stationäre Plasmen unter Vernachlässigung dieser Prozesse konsistent zu experimentellen Ergebnissen zu modellieren (vgl. Kap. 6), so gilt dies nicht mehr für die Modellierung des Afterglows gepulster Plasmen. 68 Ein experimentell validiertes Simulationsmodell für nachleuchtende Edelgasplasmen inklusive Berücksichtigung von Metastabilen, superelastischen Stöße und Chemoionisation ist in [33] beschrieben. Als Eingangsgröße wird jedoch die Besetzungsdichte der metastabilen Zustände benötigt44. Beim Einschaltvorgang steigt die Zeitkonstante, mit welcher die Dichte aufgebaut wird, mit dem Druck, da bei Druckerhöhung die Ausbreitung der Entladung durch Stöße behindert wird. Bei Leistungserhöhung sinkt die Zeitkonstante der Dichteerhöhung tendenziell. Durch eine höhere Leistung stellt sich eine höhere Gastemperatur (vgl. Kap. 5.3.1) und somit eine verringerte Neutralteilchendichte ein. Die Auswirkungen sind daher ähnlich denen bei einer Verringerung des Druckes. Eine Aussage über das Verhalten der Zeitkonstanten der Potentiale und der Elektronenenergie zu treffen ist schwierig, da die ermittelten Werte nahe an der Auflösungsgrenze des Meßsystems liegen. Tendenziell ist der Anstieg der Elektronentemperatur und der Potentiale bei Beimengungen von Molekülgasen langsamer als bei reinen Edelgasen. Hier erfolgt schon bei niedrigen Elektronenenergien eine Anregung der molekularen Energieniveaus (Rotation, Vibration). Plasmen mit leichteren Spezies (He und H2) weisen aufgrund der erhöhten Diffusion einen schnelleren Anstieg der Elektronendichte beim Zünden auf. Die Zugabe von kleinen Mengen leichterer Molekülgase zu Argonplasmen beschleunigen ebenfalls den Dichteanstieg beim Zünden. Beim schweren Krypton ist dieser Anstieg deutlich langsamer als beim Argon. Gas Ar Ar Ar Ar Ar H2 He Kr Ar2%N2 Ar2%H2 Ar10%H2 Druck [Pa] 1 1 1 3 10 10 10 3 3 3 3 Leistung [W] 100 200 400 100 100 1000 500 100 100 100 100 τUfl τEe τUpl [µs] [µs] [µs] <10 <9 <5 <8 <8 <10 <8 3,3 <5 <10 11,4 11,6 13 20,3 9,5 7,2 9,1 11,4 9,5 7,4 7,5 18,8 (29,3) 22,9 (<20) (8,5) 22 22 18,38 τne1 [µs] 45,6 11 17,4 154 173 40,1 20,4 249 41,4 21,1 30,5 τne2 [µs] 8366 3615 3211 1109 1806 3537 3812 4513 Tabelle 5.6: Zeitkonstanten45 der Plasmaparameter beim Einschalten. 44 Hier wäre ein Modell zur Berechnung der Besetzungsdichte der metastabilen Zustände wünschenswert. Umso mehr, da diese Größe nur durch Absorptionsspektroskopie zu ermitteln wäre, da diese Niveaus nicht strahlen. Ansonsten verbleibt ein freier Parameter. 45 Zeitkonstanten sind hier zur Basis 10 angegeben. Die üblichen Werte zur Basis e erhält man durch Division mit ln 10 ≈ 2,303. 69 Gas Ar Ar Ar Ar Ar H2 He Kr Ar2%N2 Ar2%H2 Ar10%H2 Druck [Pa] 1 1 1 3 10 10 10 3 3 3 3 Leistung [W] 100 200 400 100 100 1000 500 100 100 100 100 τUfl [µs] 16,2 12 25,2 3,8 8,33 26,1 6,4 18,7 16,7 τUpl [µs] 18,4 17,5 22,4 33 3,8 6,7 34,6 11,4 18,3 12,1 τEe [µs] 14,2 21,7 20,5 15,1 22,8 2,5 5,3 33,6 10,8 19 7,6 τne2 τne1 [µs] [µs] 122 555,6 101 515 96,3 373 143 769 280 961 58,5 290 308,6 126,1 830 171,8 165 285 180 266 Tabelle 5.7: Abklingzeitkonstanten46 der Plasmaparameter Die Zeitkonstanten des Abfalls der Elektronendichte im Afterglow steigen mit dem Druck und sinken mit der eingekoppelten Leistung. Hier gelten auch die schon beim Einschalten diskutierten Gründe. Auffällig ist die im Vergleich zum Argon niedrigere Zeitkonstante der Elektronendichte des Kryptons, welche sich durch den niedereren Wert des Plasmapotentials (vgl. Kap. 5.1.3.1) im Afterglow einstellt. Die unerwartet hohe Abklingzeitkonstante bei Helium-Plasmen kommt durch den selben Mechanismus zustande. Ein höherer Wert des Plasmapotentials im Afterglow hat einen verstärkten Einschluß der geladenen Teilchen zur Folge. Die Zugabe von molekularen Gasen zu Argon-Plasmen führt zu einem leicht erniedrigten Abfall der Elektronendichten. Denkbar wäre hier eine Stufenionisation aus angeregten molekularen Energieniveaus. Die Abklingzeit der Elektronenenergie und der Potentiale steigt tendenziell mit steigendem Druck. Ebenso ist ein tendenzieller Anstieg mit einer Leistungserhöhung beobachtbar. Die Elektronenenergie in einem Heliumplasma (hohe Diffusion) klingt deutlich schneller ab als beim Argon. Die Zeitkonstanten steigen mit der Atom- bzw. Molekülmasse. Die Zugabe von Molekülgasen (insbesondere Stickstoff, mit seinen dichten molekularen Energieniveaus) zu Argon-Plasmen führt ebenfalls zu einem deutlich schnelleren Abfall von Elektronenenergien und Potentialen. Generell sind zwei unterschiedliche Zeitskalen beobachtbar: Energien und Potentiale ändern sich schnell (≈10µs), die Änderung von Teilchendichten geschieht auf einer deutlich langsameren Zeitskala (einige 100µs). In dem benutzten planaren ICP-Reaktor ist das Diffusionsverhalten vorwiegend von der kleinsten Dimension bestimmt, hier also der Höhe von 38 mm. Die Diffusionströme sind daher auf Deckel und Boden gerichtet. Werden Reaktoren mit größeren Dimensionen vermessen, so sollten die Zeitkonstanten hier entsprechend größer sein. 46 Zeitkonstanten sind hier zur Basis 10 angegeben. Die üblichen Werte zur Basis e erhält man durch Division mit ln 10 ≈ 2,303. 70 5.2 Energie- und Massenpektrometrie 5.2.1 Geräteeigenschaften Vor der Diskussion der an den Plasmen gemessenen Ergebnisse ist es für deren Interpretation nötig, einige Geräteeigenschaften zu untersuchen. Die zur Auswertung und Interpretation der Messungen relevanten Geräteeigenschaften werden in den folgenden Kapiteln gezeigt. 5.2.1.1 Ionenlaufzeiten Die Transitzeiten der Ionen durch das Spektrometer und ihre Dispersion sind durch das Zeitverhalten des Gerätes bestimmt. Um deren Einfluß auf die Ergebnisse abschätzen und korrigieren zu können, wurde das Zeitverhalten modelliert. Bei der zeitaufgelösten Massen- und Energiespektroskopie von Ionen werden die Teilchen zu der Zeit erfaßt, zu der sie den Detektor erreichen. Von Interesse ist jedoch der Zeitpunkt, zu dem sie die Reaktorwand erreichen, da die Laufzeiten innerhalb des Spektrometers durchaus deutlich größer sein können als die Einschlußzeiten in den Plasmen. Es ist also nötig, die gemessenen Daten einer Laufzeitkorrektur zu unterziehen. Zu diesem Zwecke wurde ein Modell für die Teilchen-Laufzeit entwickelt, welches das Spektrometer in 15 Teilstrecken zerlegt. Diese Teilstrecken (Abbildung 3.10) werden teils mit konstanter Geschwindigkeit (Drift) oder beschleunigt durchlaufen. Die Ionenlaufzeiten t können bei bekannter Weglänge x und bekannten Linsenspannungen errechnet werden. Die Ionenlaufzeit innerhalb der Driftstrecken td ergibt sich für Ionen der Energie E zu : td = x = v x 2E m (5.15) Die Laufzeit tb für Ionen mit der Anfangsenergie E0 und der Endenergie E1 in den Beschleunigungsstrecken x ergibt sich (bei konstanter Beschleunigung a und Anfangsortswert x0=0) aus dem Energieerhaltungssatz und der Bewegungsgleichung: v 2 − v02 = 2ax x(t ) = a 2 t + v0t 2 (5.16) (5.17) 71 Mit E0 = 1 2 1 mv0 und E1 = mv12 erhält man die Laufzeit in der Beschleunigungsstrecke in 2 2 Abhängigkeit der Anfangsenergie E0 und der Endenergie E1: tb = Strecke Nr. Anfangsenergie 1 Energy-47Extraktor 2 Energy-Extraktor 3 Lens1+Energy 4 Axis 5 6 Axis Lens2 7 8 9 10 E0 E 2 E0 +2 1 − m m m x E1 − E0 m Endenergie (5.18) Type D=Drift B=beschleunigt D Länge [mm] Kommentar 24,6 Lens1+48Energy B 4,3 Axis B 4,3 D 162,3 Lens2 Axis B B 5,4 5,4 Axis Axis Focus2 Focus2 Focus2 Focus2 Transitenergy D B D B 109,35 0,85 8,85 0,85 11 12 Transitenergy Transitenergy Suppressor D B 184,55 1 13 Suppressor Transitenergy B 1 14 15 Transitenergy Transitenergy D B 4 26,8 Drift durch ExtraktorBereich Beschleunigung durch Lens1 Abbremsen auf Axisenergie Drift durch Quelle und Drifttube Beschleunigung auf Lens2 Abbremsen auf Axispotential Drift durch Energiefilter Beschleunigung auf Focus2 Drift durch Focus2 Linse Abbremsen auf Transitenergy Drift durch Massenfilter Beschleunigung auf Suppressor Abremsen auf Transitenergy Drift durch Platte Beschl. auf 1st Dynode st 1 Dynode Tabelle 5.8: Modellierung der Ionenlaufzeiten 47 - Zeichen hier, da die Extraktor-Spannung als einzige inklusive des Vorzeichens behandelt wird. Im üblichen Betrieb, d.h. bei negativen Extraktor-Spannungen in SIMS+ Mode addieren sich die Beträge ! 48 + Zeichen hier, da alle anderen Spannungen außer der Extraktor-Spannung ohne Vorzeichen behandelt werden. 72 120 M84 Ionenstransitzeit [µs] 100 80 M41 M40 M36 60 M24 40 M12 M18 M8 M4 M3 M2 20 11,8 11,7 M1 11,6 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 Ionenenergie [eV] Abbildung 5.34: Ionenlaufzeiten bei Default-Einstellungen (Axis=40 V ,Transitenergy=3 eV49) Abbildung 5.34 zeigt die Ionentransitzeiten für verschiedene Massen und Energien. Die Transitzeiten hängen primär von der Ionenmasse ab und sind nur leicht energieabhängig, da als Extraktorspannung50 –30 V ausgewählt wurde. Sind die Werte von Ionenenergie und Extraktorspannung identisch, ist die Ionengeschwindigkeit beim Eintritt in das Spektrometer Null und es kommt zu einer Polstelle in der Laufzeit. 5.2.1.2 Dispersion der Transitzeiten In den obigen Betrachtungen wurde davon ausgegangen, daß nur Ionen mit der Energie „Energy“ den Detektor erreichen und diese sich damit im Bereich des Energiefilters mit der Energie „Axis“ und im Massenfilter mit der Energie „Transitenergy“ bewegen. Unter realen Bedingungen ist jedoch die Bandbreite ∆E des Energiefilters von Null verschieden. Diese ist abhängig von der Spannung UAxis [38]: ∆E = 2.56eV U Axis 40V (5.19) Die langsamsten Teilchen haben somit beim Durchlaufen des Energiefilters eine kinetische Energie von eUAxis-∆E/2, die schnellsten eUAxis+∆E/2. Im Massenfilter kommen so Energien zwischen Transitenergy -∆E/2 und Transitenergy+∆E/2 vor. 49 Diese Werte sind die vom Hersteller empfohlenen Standardwerte Eine Extraktor-Spannung von –30 V hat zur Folge, daß die Polstelle in der Transitzeit weit außerhalb des relevanten Energiebereichs ( 0-100 eV) liegt. Sie ist jedoch vom Betrag noch hinreichend niedrig genug, um Entladungen nahe der Extraktorelektrode zu vermeiden. 50 73 Diese Betrachtung gilt für Ionen, deren Energieverteilung mindestens so breit ist wie die eingestellte Bandbreite des Energiefilters. Unter Anwendung des Modells für Ionenlaufzeiten erhält man für 10 eV Ionen der Masse 40 die in Abbildung 5.35 dargestellten Werte. Für die Standardeinstellungen (Axis=40 V, Transitenergy=3 eV) ergibt sich eine Laufzeitunschärfe von 24,5 µs bei einer Laufzeit von 74,5 µs ! Diese Verhältnisse sind ungeeignet für Messungen im Mikrosekunden-Bereich. Ein Minimum der Unschärfe von 2,1 µs existiert bei Axis=8 V und Transitenergy=10 eV. Experimente ergaben jedoch, daß bei Axiswerten kleiner 20 V die Transmission des Spektrometers so rapide abnahm, daß für die zeitaufgelösten Messungen die Einstellungen Axis=20 V und Transitenergy=10 eV gewählt wurden. Dies erzeugt eine Transitzeitunschärfe von 2,65 µs. Für kleinere Massen verkleinert sich diese Unschärfe weiter. Die bei der hohen Transitenergy schlechtere Massentrennung (insbesondere bei niedrigen Massen) konnte durch Erhöhen des Parameters „Resolution“ kompensiert werden. 1000 Transitenergy: 1 eV 2 eV 3 eV 4 eV 5 eV 6 eV 7 eV 8 eV 9 eV 10 eV dt [µs] 100 10 1 0 20 40 60 80 100 120 140 Axis [V] Abbildung 5.35: Abhängigkeit der Laufzeitunschärfe von den Betriebsparametern 5.2.1.3 Experimentelle Validierung des Laufzeitmodells Zur experimentellen Validierung des Modells wurde ein ähnlicher Versuchsaufbau wie zur zeitaufgelösten Messung von Ionenenergieverteilungen (Kap.5.2.5) verwendet. Der einzige Unterschied besteht nun darin, daß nicht der HF-Generator sondern das Potential der Extraktorelektrode gepulst wird. Abbildung 5.36 zeigt den zeitlichen Verlauf der Extraktorspannung. Die Pulsfrequenz beträgt 1khz bei 50 % Tastverhältnis. Ist das Extraktorpotential +100 V, können keine Ionen in das Spektrometer gelangen51. Durch Anlegen von –30 V werden die Ionen nicht mehr geblockt und können nach 51 Die Ionenenergien in den Experimenten sind kleiner als 100 eV. 74 Durchlaufen des Spektrometers zeitaufgelöst mittels eines Multichannelscalers (MCS) gezählt werden. Der MCS wird mit dem Freischalten des Ionenflusses getriggert. Die Pulse (Abbildung 5.36) der Extraktorspannung haben eine Anstiegs- und Abfallszeit von ca. 20 – 50 ns. Weiterhin erkennt man nach jedem Schaltvorgang ein heftiges Nachschwingen mit hoher Anfangamplitude, welches jedoch innerhalb von weniger als 500 ns abgeklungen ist. Erzeugt werden diese Schwingungen durch die nicht angepassten Zuleitungen. Auf deren Anpassung wurde verzichtet, da auch mit diesem einfacheren Aufbau durchaus Zeitauflösungen im µs Bereich erreicht werden. Extraktor Spannung [V] Extraktor Spannung [V] Zeit [ms] -1 0 1 2 3 4 140 120 100 80 60 40 20 0 -20 -40 -60 -80 -100 160 140 120 100 80 60 40 20 0 -20 -40 -60 -80 -100 -120 -140 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 500,0 Zeit [µs] 500,5 501,0 501,5 502,0 Abbildung 5.36: Zeitlicher Verlauf der Extraktorspannung Abbildung 5.37 zeigt den zeitlichen Verlauf der Zählraten für verschiedene Ionenmassen und -energien. Aufallend sind die nadelartigen Peaks bei 0 und 500 µs. Dies sind Störungen von den extrem steilen Pulsflanken, welche vom MCS zur Zeit ihres Auftretens gezählt werden. Ihre Lage ist der Nachweis für eine zeitlich korrekte Triggerung des MCS. Auffallend sind ebenfalls die beim Beginn der jeweiligen Teilchenflüsse starken Überschwinger. Diese werden durch eine Glimmentladung um den Extraktor erzeugt, bedingt durch die schon oben erwähnten Überschwinger der Extraktorspannung bei jedem Schaltvorgang. Dieser Überschwinger im Ionenfluß ist beim Ausschalten nicht erkennbar, da hier die Schwingungen am geblockten Extraktor auftreten und so die erzeugten Ionen nicht in das Spektrometer eindringen können. Daher ist es günstig, den Abschaltvorgang zur Ermittlung der Laufzeiten52 und der Laufzeitdispersion53 heranzuziehen. Leicht erkennbar ist, daß die Flanke umso früher auftritt, je leichter das zu detektierende Teilchen ist ( höhere Geschwindigkeit bei gleicher Energie). Bei der Masse 2 sind Messungen für verschiedene Energien aufgetragen. Die durch die verschiedenen Energien auftretenden Laufzeitunterschiede (<0,2µs bei gleicher Masse) sind jedoch bei der zugrunde liegenden Zeitauflösung nicht erkennbar. 52 53 Ermittelt aus der zeitlichen Lage der Flanke. Ermittelt aus der Breite der Flanke. 75 counts/2.5 ms 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 counts/2.5 ms -100 0 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1000 100 10 0 counts/2.5 ms 100 M1 35 eV M2 25 eV M2 30 eV M2 35 eV M3 35 eV M4 35 eV M40 26 eV M41 28 eV 10 20 30 40 50 60 70 1500 1000 500 0 495 500 505 510 515 520 525 530 535 540 545 550 555 560 565 570 Zeit [µs] Abbildung 5.37: Zeitaufgelöste Ionenflüsse bei gepulstem Extraktor 10 90 Transitzeit [µs] 70 60 50 9 Messung: Transitzeit (50%) minimale Transitzeit maximale Transitzeit Unschärfe 8 7 Rechnung: mittlere Transitzeit minimale Transitzeit maximale Transitzeit Unschärfe 6 5 40 4 30 3 20 2 10 1 0 -10 Unschärfe [µs] 80 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Masse [amu] Abbildung 5.38: Vergleich berechneter und gemessener Transitzeiten und Unschärfen Die Auswertung der Laufzeiten und der Dispersionen ist in Abbildung 5.38 gezeigt. Diesen experimentell ermittelten Werten sind die aus dem Modell erhaltenen Werte gegenübergestellt. Die sehr gute Übereinstimmung sowohl der Laufzeiten als auch der Dispersion zeigt die Tauglichkeit des entwickelten Modells für eine rechnerische Korrektur der Laufzeiten bei Messungen an gepulsten Plasmen ( Kap.5.2.5). Ebenso nachgewiesen in Experiment und Theorie ist hiermit eine hinreichend niedrige Laufzeitdispersion mit den ausgewählten Parametern (Axis=20 V, Transitenergy=10 eV). 76 5.2.2 Absolutkalibrierung von Ionenflüssen Die meisten Ergebnisse in dieser Arbeit, welche Ionenflüsse betreffen, sind in c/s angegeben. Dies erlaubt einen relativen Vergleich der Ionenflüsse bei konstanter Ionenmasse. Um jedoch auch Ionenflüsse von Spezies unterschiedlicher Masse vergleichen zu können, ist eine Massen abhängige und Geräteparameter abhängige Kalibrierung des Plasmamonitors durchzuführen. Um dies auf rein experimentellem Wege durchzuführen, hätte das Experiment um einen Gegenfeldanalysator erweitert werden müssen. Das für eine Absolutkalibrierung nötige Vorgehen ist in [39] und [40] beschrieben. In dieser Arbeit wurde ein etwas anderer Weg beschritten. Die Kalibrierung des Ionenstromes wurde an einem Referenzplasma mittels Zählratenvergleichs vorgenommen. Als Referenzplasma diente ein Argon-Plasma bei 1 Pa und 100 W mit geerdeter FaradayAbschirmung. Aus den Sondenmessungen (Kap. 5.1.2.1) und den Ergebnissen einer Hydrodynamiksimulation (Kap. 6.3) konnte die Ionendichte nI unmittelbar vor der Eintrittsblende des Plasmamonitors ermittelt werden. Aus dem Experiment ist weiterhin die Ionenenergie EI und somit deren Geschwindigkeit bekannt. Die sich ergebende Ionenstromdichte errechnet sich zu: jI = enI EI 2mI (5.20) Für das Referenzplasma ergibt sich eine Stromdichte von 5,28 A/m2. Die Massenabhängigkeit der Transmission T bei Standartparametern lässt sich beschreiben durch[40]: T (mI ) = 1,45 ⋅ e − m I / 18, 28 amu + 0,0212 ⋅ e − mI / 190,5amu (5.21) Mit einer Änderung der Betriebsparameter des Plasmamonitors ändert sich leider auch die obige Massenabhängigkeit der Transmission. Um diesen Effekt zu berücksichtigen, wurden an einem Testplasma, welches alle in dieser Arbeit behandelten Spezies enthielt, Vergleichsmessungen mit allen verwendeten Parametersätzen durchgeführt. Die in 5.2.5.4 angebenen absoluten Ionenstromdichten sind mit dem obigen Verfahren ermittelt worden. Prinzipiell ist damit die Angabe absoluter Stromdichten für jegliches stationäre und gepulste Plasma möglich. 5.2.2.1 Zeitverhalten beim Neutralteilchennachweis Sollen zeitaufgelöst Neutralteilchen beobachtet werden, so spielen die Ionenlaufzeiten (vgl. Kap. 5.2.1.1) hier nur eine unbedeutende Rolle. Das Zeitverhalten des Plasmamonitors wird durch den Befüllungsprozeß des Instrumentes und somit der Ionenquelle bestimmt. Wie später ersichtlich, sind die Zeitkonstanten hier in der Größenordnung von Millisekunden. Die Ionenlaufzeiten sind somit vernachlässigbar. Ein Modell zur Analyse des Befüllungsprozesses ist in Abbildung 5.39 gezeigt. 77 Reaktor Blende EMS Abbildung 5.39: Modell zur Analyse des Zeitverhaltens beim Neutralteilchennachweis Mit dem Leitwert L der Blende zwischen Reaktor und Massenspektrometer (Volumen VEMS) sowie einem effektiven Saugvermögen S lautet die Kontinuitätsgleichung: VEMS dpEMS (t ) = L( pRe aktor − pEMS (t )) − Sp EMS (t ) dt (5.22) Die Lösung dieser Differentialgleichung für die Anfangsbedingung pEMS(0)=0 ergibt die folgende Exponentialfunktion für den Anstieg des Druckes im Massenspektrometer: p EMS (t) = p ∞ (1 - e -t/τ ) (5.23) p∞ ist hierbei der Druck PEMS(t→∞) welcher sich im Gleichgewichtszustand einstellt. Die Zeitkonstante τ ergibt sich aus dem Leitwert der Blende L, dem effektiven Saugvermögen S und dem effektiven Innenvolumen VEMS des Plasmamonitors54: τ = V EMS /( L + S ) Der stationäre Fall (t→ (5.24) ∞ ) liefert mit dem Gleichgewichtsdruck p =p ∞ S = L( p Re aktor − p EMS (t = ∞)) / p EMS (t = ∞) EMS(t=∞): (5.25) 54 Bei höherem Leitwert L der Blende sinkt die Zeitkonstannte des Systems, da die Befüllung schneller geschehen kann. Auch ein höherer effektiver Leitwert S ergibt kürzere Zeitkonstanten (bei niedrigerem Gleichgewichtsdruck PEMS(t→∞)). 78 Der Leitwert L einer dünne Blende der Öffnungsfläche A für ein Gas, dessen Teilchen die mittlere thermische Geschwindigkeit vth besitzen, errechnet sich nach [41] zu: L= vth A 4 (5.26) Die thermische Geschwindigkeit vth ist von der Temperatur T des Gases und der Masse m der Teilchen abhängig: vth = 8kT πm (5.27) Effektives Saugvermögen [l/s] Die paarweise Messung von preaktor und pEMS im stationären Fall erlaubt also die Bestimmung des effektiven Saugvermögens S. Ergebnisse für die Gase Wasserstoff (m=2amu) und Argon (m=40 amu) sind in Abbildung 5.40 und Abbildung 5.41 gezeigt. Die roten Kurven geben die durch die Genauigkeit der Druckmessung im Massenspektrometer erzeugten Ungenauigkeiten an. In beiden Fällen wird das effektive Saugvermögen durch die Leitwerte im Massenspektrometer bestimmt, da die ermittelten Werte deutlich niedriger sind als das Saugvermögen der eingesetzten Turbomolekularpumpe (240 l/s). Die Leitwerte L für die Blende (40 µm) sind um viele Größenordnungen niedriger als die für S ermittelten Werte. 45 40 35 30 Gas: Ar Leitwert einer dünnen Blende (d=40 µm) -7 3 für Ar: 1.237*10 m /s 25 20 15 10 5 0 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 Reaktordruck [Pa] Abbildung 5.40: Effektives Saugvermögen innerhalb des Plasmamonitors für Argon 79 Effektives Saugvermögen [l/s] 45 40 35 30 25 20 Gas: H2 15 Leitwert einer dünnen Blende (d=40 µm) -7 3 für H2: 5.508*10 m /s 10 5 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Reaktordruck [Pa] Abbildung 5.41: Effektives Saugvermögen innerhalb des Plasmamonitors für Wasserstoff Zur vollständigen Charakterisierung des Zeitverhaltens verbleibt nun noch die Bestimmung des effektiven Innenvolumens des Plasmamonitors. Zu diesem Zwecke wurde ein gepulstes Ar/H2/D2-Plasma mit den Flüssen 20/50/12,5 sccm vermessen. Die Pulsdauer betrug 1800 ms, die Pause 9000 ms. Vor Beginn eines Pulses sind die Massen 2 (H2) und 4 (D2) nachzuweisen. Mit dem Einschalten des Plasmas werden durch Elektronenstoßdissoziation atomarer Wasserstoff und atomares Deuterium gebildet: H2 + e → H + H + e D2 + e → D + D + e (5.28) (5.29) H und D sind sehr reaktiv und rekombinieren (vorwiegend an der Reaktorwand) zu HD: H + D → HD (5.30) Die Elektronenstoßreaktionen laufen sehr schnell ab. Ebenso sind der Transport zur Wand (vgl. Kap. 2) und die dortige Rekombination auf Millisekunden Zeitskalen zu vernachlässigen (<<500 µs). Nahezu instantan nach dem Pulsbeginn ist die neue Spezies HD (3 amu) im Plasma vorhanden. Aus der Zeitabhängigkeit der Zählrate für die Masse 3 (Abbildung 5.42) kann nun durch Fitten einer Exponentialfunktion (5.31) das Zeitverhalten des Massenspektrometers bestimmt werden. Aus der ermittelten Zeitkonstante von 6 ms ergibt sich ein effektives Innenvolumen des Plasmamonitors von 162 cm3. 80 Errechnet man nun die zu erwartende Zeitkonstante für die Masse 16, so erhält man unter Berücksichtigung des Massenverhältnisses55 einen Wert von 13,9 ms. Eine experimentelle Bestimmung dieser Zeitkonstanten nach dem gleichen Verfahren an einem Ar/H2/CH4- Plasma (Abbildung 5.43) liefert einen Wert von etwa 10 ms. Eine zeitaufgelöste Beobachtung der Kinetik der Methanzerlegung ist daher nicht möglich. Das Zeitverhalten des Massenspektrometers ist zu langsam. Weitere zeitaufgelöste Untersuchungen an Neutralteilchen, wie etwa in [42], wurden daher nicht durchgeführt. Zählrate [a.u.] 4000 3000 Plasma: Ar/H2/D2 P=500 W (hi) tAnstieg=6.14 ms +- 0.68 ms 2000 Fit: y= y0 +A1exp(-x/t1) 1000 0 10 20 30 40 50 Zeit [ms] Abbildung 5.42: Experimentelle Bestimmung des Zeitverhaltens der Masse 3 eines gepulsten Ar/H2/D2-Plasma Normierte Zählrate 1,0 Plasma: Ar/H2/CH4 0,8 P=500 W (hi), p=17 Pa TAbfall=10.25 ms +- 1.08 ms Fit: y=y0+A1exp(-x/t) 0,6 0,4 0,2 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Zeit [ms] Abbildung 5.43: Zeitverhalten der CH4-Dichte (16 amu) in einem gepulsten Ar/H2/CH4-Plasma 55 Die Zeitkonstanten verhalten sich wie die Wurzel der Massenverhältnisse. 81 5.2.2.2 Thermisches Verhalten der Ionenquelle Filament Strom [A] Sollen ungeladene Teilchen mittels des Hiden EQP 300 Massen- und Energiespektrometers nachgewiesen werden, so müssen diese in der Ionenquelle des Gerätes durch Elektronenstoß ionisiert werden. Befinden sich nicht nur Atome sondern auch Moleküle in der Quelle, so ist die auch stattfindende Fragmentation der Moleküle nicht nur von dem Emissionsstrom und der Elektronenenergie abhängig, sondern auch von der vom Filament erzeugten Temperatur. Ein Maß für diese Temperatur ist der durch das Filament fließende Heizstrom. Sollen Messungen durchgeführt werden, bei denen die thermische Dissoziation von Molekülen unerwünscht ist, sollte der Filamentstrom niedrig gehalten werden. Abbildung 5.44 zeigt die Abhängigkeit des Filamentstroms von Elektronenenergie und Emissionsstrom. Der Filamenstrom fällt mit steigender Elektronenenergie. Bei höheren Elektronenenergien fällt der Filamentstrom nur noch geringfügig. Klar zu erkennen ist ein steiler Anstieg des Stromes hin zu niedrigen Energien. Dieser Anstieg wandert bei höherem Emissionsstrom zu höheren Energien. Es kann nun für einen gewünschten Elektronenenergiebereich der optimale Emissionsstrom gewählt werden, so daß einerseits das Filament nicht zu sehr belastet und auch die thermische Fragmentation niedrig bleibt, aber andererseits die Sensitivität56 nicht unnötig erniedrigt wird. 4,0 3,9 3,8 3,7 3,6 3,5 3,4 3,3 3,2 3,1 3,0 2,9 Emissionsstrom: 5 µA 10 µA 20 µA 50 µA 100 µA 200 µA 400 µA 500 µA 1000 µA -5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 Elektronenenergie [eV] Abbildung 5.44 Filamentstrom der Ionenquelle des EQP 300 Plasmamonitors 5.2.3 Neutralteilchen in stationären Plasmen Ein Betrieb des EQP 300 Plasmamonitors im RGA (Residual Gas Analysis) Mode erlaubt es, die Zusammensetzung eines Gasgemisches zu analysieren. Im Folgenden soll eine Bestimmung des Gehalts an stabilen Kohlenwasserstoffen in den zur Diamantdeposition eingesetzten Plasmen durchgeführt werden. 56 Zählraten sind proportional zum Emissionsstrom 82 5.2.3.1 Stabile Kohlenwasserstoffe in Ar/H2/CH4-Plasmen Untersucht wurde die Zusammensetzung von Ar/H2/CH4-Plasmen mit variablem Methananteil bei einem Druck von 4 mbar und einer Leistung von 1400 W. Der Ar-Fluß wurde konstant auf 250 sccm eingestellt, der H2-Fluß auf 25 sccm. Der CH4-Fluß wurde schrittweise von 0.125 auf 2.275 sccm erhöht, der jeweilige Wert für 2000 Sekunden beibehalten. Die zeitliche Entwicklung der Zählraten einiger ausgewählter Massen sind in Abbildung 5.45 gezeigt. 6 5 10 10 5 10 4 4 10 10 c/s c/s 3 M12 M13 M14 M15 M16 3 10 10 2 10 M24 M25 M26 M27 1 10 0 2 10 M28 M29 M30 M31 0.125 0.25 0.5 1 ΦCH [sccm] 4 2 2.275 10 0.125 0.25 0.5 1 2 2.275 ΦCH [sccm] 4 Abbildung 5.45: Zählraten der relevanten Kohlenwasserstoffspezies bzw. Fragmente in einem Ar/H2/CH4Plasma für verschiedene CH4-Flüsse bei 70 eV Elektronenenergie Die zu untersuchenden Teilchen müssen zum Nachweis in der Ionenquelle des Plasmamonitors ionisiert werden. Leider gelingt dies effizient57 nicht ohne eine Fragmentierung der nachzuweisenden Moleküle, so daß auch Spektren eines reinen Molekülgases nicht nur Zählraten einer Masse aufweisen58. Um die in Abbildung 5.45 gezeigten Massenspektren auswerten zu können, ist es Voraussetzung, die Fragmentationsmuster derjenigen Spezies zu kennen, welche untersucht werden sollen. Die Fragmentationsmuster der vier stabilen Kohlenwasserstoffe mit einem und zwei Kohlenstoffatomen sind in Abbildung 5.46 gezeigt. 57 Nahe der Schwellenenergien (je nach Spezies ca. 8 eV bis etwa 24 eV) ist der Ionisationswirkungsquerschnitt noch sehr niedrig. Die Fragmentationsschwellen liegen nur weinige eV darüber. 58 Ein Massenspektrum des CH4 beispielsweise wird Zählraten bei den Massen 1,12,13,14,15 und 16 aufweisen. 83 Nennenswerte Anteile schwerer Kohlenwasserstoffe wurden in den untersuchten Plasmen nicht gefunden59. Ebenso sind die Anteile der Radikale (Kap. 7.4) deutlich niedriger als die der stabilen Kohlenwasserstoffe, so daß deren Beitrag hier ebenfalls vernachlässigt werden kann. Die Zählrate der Masse 16 wird ausschließlich vom Methan (16 amu) erzeugt60. Der Methangehalt der Gasphase kann direkt aus dieser Zählrate bestimmt werden. Ebenso sichtbar ist bei Masse 17 das natürlich vorhandene 13CH4 Isotop. Die im Fragmentationsmuster des C2H2 vorkommende Masse 28 stammt nicht vom Azethylen (26 amu). Für die Experimenten stand nur Azethylen mit Stickstoffverunreinigungen (28 amu) zur Verfügung. 1.1 12 14 16 18 20 22 24 26 (0,7 %) (0,4 %) 0,0 (0,38 %) 1,1 % 28 0.3 0.2 0.1 0.0 12 30 14 16 22 24 26 28 30 0.6 17,8 % 0.4 12 2,3 % 2,1 % 0,6 % 0.2 4,3 % 0.3 (5,2 %) 0.5 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 14 16 18 20 22 24 Masse [amu] 26 28 30 12 14 16 18 20 22 24 2,2 % 0.7 62,8 % 96,2 % Relative Intensität 0.8 Fragmentationsmuster C2H6 (30 amu) 320 % 3.0 1,1 % 7,6 % 0.9 100 % Fragmentationsmuster C2H2 (26 amu) 0,9 % 4,6 % 9,2 % 1.0 Relative Intensität 20 3.5 1.1 0.0 18 Masse [amu] Masse [amu] 0.1 100 % 46,2 % 52,3 % 0.4 73,0 % 100 % 0,1 7,3 % 0,3 0.5 2,2 % 0,4 0.6 6,1 % 0,5 0.7 1,7 % 0,6 0.8 0,7 % 0,7 0,2 Fragmentationsmuster C2H4 (28 amu) 0.9 Relative Intensität 0,8 0,7 % 2,4 % Relative Intensität 0,9 1.0 Fragmentationsmuster CH4 (16 amu) 77,6 % 100 % 1,0 1,8 % 1,1 26 28 30 32 Masse [amu] Abbildung 5.46: Fragmentationsmuster der stabilen Kohlenwasserstoffe Methan, Ethin(Azethylen), Ethen und Ethan bei einer Elektronenenergie von 70 eV. Eine Besonderheit weist das Fragmentationsmuster des C2H6 auf: Die höchsten Zählraten erhält man hier bei Masse 28 und nicht bei der Masse des Ethan-Moleküls ( 30 amu ) selbst [43]. Der Haupteil des C2H6 wird in der Ionenquelle fragmentiert. Das Massenspektrum des Ethens ( 28 amu) weist keine weiteren Besonderheiten auf. 59 Diese Aussage bezieht sich nur auf Neutralteilchen. Bei den Ionen sind eine Vielzahl von Spezies mit mehr als zwei Kohlenstoffatomen nachzuweisen. 60 Als Fragmente entstehen nur Kohlenwasserstoffe mit zumindest einer offenen Bindung. 84 Durch Ermittlung der Zählraten der Massen 30, 28, 26 und 16 kann nun zuerst der Anteil des Ethans (30 amu) in der Gasphase ermittelt werden. Durch Subtrahieren des entsprechend skalierten Musters erhält man ein Restspektrum. Sukzessive können auf gleiche Weise die Anteile der anderen stabilen Kohlenwasserstoffe bestimmt werden. In Fällen mit anderen Spezies, deren Fragmentationsmuster eine schrittweise Eliminierung der einzelnen Gasanteile nicht erlauben, können die Anteile durch Lösen eines linearen Gleichungssystemes bestimmt werden. Dies ist jedoch bei dem vorliegenden Problem nicht erforderlich, da in der beschreibenden Matrix nur die Hauptdiagonale und Elemente darüber besetzt sind, falls die Speziesfolge günstig gewählt wird. Die ausgewerteten molaren Anteile der Gase CH4, C2H2, C2H4 und C2H6 sind in Abbildung 5.47 zu finden. Ein nennenswerter Anteil Ethan ist in den Plasmen nicht enthalten. Die vorhandenen Kohlenwasserstoffe steigen mit dem CH4-Fluß. Das zugeführte Methan wird zum Großteil in Azethylen umgewandelt, desssen Anteil steigt nahezu linear mit dem Methanfluß61. Die Anteile von Ethen und Methan in der Gasphase steigen auch an, zeigen jedoch ein Sättigungsverhalten. In der Gasphase ist deutlich mehr Azethylen enthalten als Methan. -3 Molarer Anteil [mol/mol] 5x10 CH4 -3 4x10 C2H2 C2H4 -3 C2H6 3x10 -3 2x10 -3 1x10 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 ΦCH [sccm] 4 Abbildung 5.47: Molare Anteile der stabilen Kohlenwasserstoffe bei verschiedenen CH4-Flüssen 61 Dieses Verhalten ist bei hohen Neutralgastemperaturen zu beobachten und deckt sich mit den Ergebnissen der Plasmachemiemodellierung in Kap. 7.4.4 85 5.2.3.2 Radikalnachweis durch Ionisationsschwellen-Massenspektrometrie Radikaldichten in Plasmen sind aus einfachen RGA62 Massenspektren normalerweise nicht zu bestimmen, da in den Plasmen meist auch dasjenige Neutralteilchen enthalten ist, welches durch Elektronenstoß in Radikale zerfällt. Dieser Prozeß findet auch bei üblichen Elektronenenergien63 in der Ionenquelle statt, und es ist daher nicht zu unterscheiden ob das Radikal im Plasma oder in der Ionenquelle entstanden ist. Eine Trennung dieser beiden Prozesse ist jedoch dann möglich, wenn die Ionisationsschwelle des Radikals deutlich niedriger64 als die der dissoziativen Ionisation der stabilen Spezies ist65. Es können Radikale dann bei niedrigen Elektronenenergien nachgewiesen werden, ohne daß eine nennenswerte Fragmentation der stabilen Spezies eintritt.66 Im folgenden wird nun der Fluß von Methylradikalen (CH3) auf die Reaktorwand bestimmt. Dieser ist eine interessante Größe, da das CH3-Radikal ( mit dem stabilen C2H2) als Precursor für die Diamantbildung betrachtet wird [44][45]. Untersucht wurden Ar/H2/CH4-Plasmen mit unterschiedlichem Methangehalt, bei einem Druck von 4 mbar und Flüssen von 250 sccm für Argon und 50 sccm für Wasserstoff. Zur absoluten Kalibrierung und zur Klärung der Frage inwieweit thermische Dissoziation des CH4 in der Ionenquelle berücksichtigt werden muß, wurden die gleichen Gasmischungen auch bei Raumtemperatur mit abgeschaltetem HF-Generator untersucht. Alle Messungen wurden bei abgeschaltetem Penning Druckmessgerät durchgeführt. Ist dieses in Betrieb werden in ihm eine hohe Anzahl von Ionen erzeugt, welche oft den zu messenden Effekt überdecken. Abbildung 5.48 zeigt Zählraten bei Masse 15 in Abhängigkeit von der Elektronenenergie in der Ionenquelle. Es wurden 20 Scans aufsummiert und die Sammelzeit pro Datenpunkt betrug 1 sec (pro Durchlauf). Als Emissionstrom wurde 20 µA gewählt (vgl. Kap.5.2.2.2) um die thermische Dissoziation in der Ionenquelle niedrig zu halten. Ohne Plasma ist unterhalb von 14,2 eV [5], der Schwelle der Reaktion CH4 + e → CH3+ + 2e +H , bis auf Rauschen kein Signal detektierbar. Thermisch in der Quelle dissoziiertes CH3 wäre ab einer Ionisationschwelle von 9,8 eV [5]zu sehen. Oberhalb von 14,2 eV sind die zum Methanzufluß proportionalen Zählraten zu sehen. Bei diesen Energien ist das Masse 15 Signal ein Maß für den CH4Gehalt in der Gasphase. Bei fehlendem Methanzusatz bzw. totaler Evakuierung des Reaktors (Background) ist noch ein geringer Rest an CH4 zu beobachten, welcher von Oberflächenkontamination im Inneren des Spektrometers abstammt. Zur Absolutkalibrierung wurde bei einem Methanfluß von 1sccm die Zählrate Z der Masse 16 bei 70 eV bestimmt. Beobachtet wurden Z(M16,70eV)=11593 c/s. Der Wirkungsquerschnitt für die Ionisation des Methans σ(CH4→CH4+,70eV) ist 3.524e-16 cm-2 [46]. 62 RGA (Residual Gas Analysis), Betriebsart des Plasmamonitors zum Nachweis von Neutralteilchen(fragmenten). 63 typischerweise 70 eV 64 1 eV Differenz ist hier durchaus ausreichend. 65 Ein Zweistufenprozeß ist auf Grund des niedrigen Druckes in der Ionenquelle sehr unwahrscheinlich. 66 eine ggf. thermische Dissoziation muß unter Umständen berücksichtigt werden. 86 14.2 eV 9.8 eV 5 10 Zählraten M15 Ar/H2/CH4 Gas ohne Gas 0 sccm CH4 0.125 sccm CH4 4 c/s 10 0.25 sccm CH4 0.5 sccm CH4 3 10 1 sccm CH4 2 sccm CH4 2.275 sccm CH4 2 10 1 10 0 10 5 10 15 20 25 Elektronenenergie [eV] Abbildung 5.48: Masse 15 Zählraten von verschiedenen Ar/H2/CH4 Neutralgasmischungen 9.8 eV 14.2 eV 5 10 M15 Plasma Ar/H2/CH4 4 10 0 sccm CH4 0.125 sccm CH4 0.25 sccm CH4 3 10 c/s 0.5 sccm CH4 1 sccm CH4 2 sccm CH4 2 2.275 sccm CH4 10 1 10 0 10 5 10 15 20 25 Elektronenenergie [eV] Abbildung 5.49: Masse 15 Zählraten bei verschiedenen Ar/H2/CH4 Plasmen Messungen unter den obigen Bedingungen, jedoch mit eingeschaltetem Plasma, zeigt Abbildung 5.49. Oberhalb vom 9.8 eV ist das vom Plasma erzeugte CH3 zu sehen. Auffallend ist, daß der CH3-Fluß bei verschiedenen Methanzugaben im Rahmen der Meßgenauigkeit identisch ist (253c/20s). Lediglich im Ar/H2-Plasma ohne Methanzusatz ist der CH3-Fluß um etwa den Faktor 4.5 geringer (56c/20 sec). Der nachweisbare Kohlenstoff wird in diesem Falle von dem Ar/H2-Plasma von der mit Kohlenstoff belegten Wand abgelöst. 87 Der Wirkungsquerschnitt für die Ionisation des Methyls σ(CH3→CH3+,13.5eV) ist 2.81e-17 cm2 [46].Eine quantitative Auswertung liefert: jCH 3 = jCH 4 Z M 15 σ (CH 3 → CH 3+ ,13.5eV ) ⋅ CM 15, M 16 Z M 16 σ (CH 4 → CH 4+ ,70eV ) (5.32) Der Faktor CM15,M16 drückt das Verhältnis der Systemempfindlichkeiten für die Massen 15 und 16 aus. Er ist für benachbarte, nicht zu kleine Massen in etwa 1. Die auf die Wand gerichteten CH4-Flußdichte j erhält man aus der Geschwindigkeit v und der Dichte n der Teilchen. jCH 4 = 1 nv 4 (5.33) Die Teilchengeschwindigkeit ist aus deren thermischer Energie berechenbar. 3 kT = 1 mv 2 2 2 (5.34) Die Teilchendichte liefert das ideale Gasgesetz. p = nkT (5.35) Man erhält somit den CH4-Fluß aus den bekannten Größen Gastemperatur T und Teilchenmasse m [7]: jCH 4 = 1 p 4 kT 3kT m (5.36) Dies ergibt bei 300K Temperatur, 4mbar Reaktordruck und Ar,H2,CH4-Gasflüssen von 250,25,1 sccm eine Teilchenflußdichte von jCH4=1,647x1019 cm-2s-1. Die CH3-Teilchenflußdichte ist demnach für Plasmen mit CH4 im Prozeßgas jCH3=0,287x1017 cm-2s-1, im reinen Ar/H2-Plasma 0,808x1016 cm-2s-1. 5.2.4 Ionenflüsse und Energieverteilungen stationärer Plasmen Ein weiterer wichtiger Prozeßparameter bei der Plasmabehandlung von Oberflächen ist der Ionenfluß auf die Oberfläche sowie die Energie (>40eV) der auftreffenden Ionen. Dieser Teilchenbeschuß ist bei zu hoher Energie störend bei der Deposition von kristallinen Schichten, da hohe Beschußenergien das Kristallgitter zerstören. Für andere Technologieschritte, wie etwa Plasmaätzen, sind hohe Ionenenergien (>≈80eV) nötig um die gewünschten Ätzraten zu erreichen. Für die Gültigkeit der folgenden Betrachtungen ist vorauszusetzen, daß die Ionen gerichtet auf die Wand treffen, wie dies auch in [47] gefordert wird. Dies ist in den untersuchten Plasmen in guter Näherung gegeben, da die thermischen Energien der Schwerteilchen deutlich unter den Energien liegen, welche die Teilchen durch das Durchlaufen der Randschicht gewinnen. 88 Bei Messungen von Ionen im SIMS-Mode mit einem Plasmamonitor läßt sich aus der Energieabhängigkeit der Zählrate Z(E) die Ionenstromdichte j bestimmen: Z( E ) = C dj ( E ) dE (5.37) Die Konstante C beinhaltet hierbei die Systemempfindlichkeit sowie die Fläche der Eintrittsblende. Das Integral über die energieabhängige Zählrate liefert somit bis auf die Proportionalitätskonstante C die gesamte Ionenstromdichte j oder bei konstanter Blendenfläche A auch den Ionenstrom I: ∞ jA = I = Aqnv = C ′∫ Z ( E )dE (5.38) 0 Die Ionenladung q ist Proportionalitätskonstante zwischen der Teilchenflußdichte und der Ionenstromdichte j. Die Teilchenstromdichte läßt sich wie üblich ausdrücken durch das Produkt von Teilchendichte n und Geschwindigkeit v. Die Ionenstromdichte(energie)verteilungsfunktion Z(E) wird im Folgenden auch als ISEV bezeichnet. Weiterhin läßt sich eine mittlere Ionenenergie E aus Z(E) ermitteln: ∞ ∫ E ⋅ Z ( E )dE E= 0 ∞ (5.39) ∫ Z ( E )dE 0 Die Messung der Ionenflüsse der relevanten Spezies erwies sich in einigen Fällen als kritisch, die Systemempfindlichkeit war so hoch, daß die sich einstellenden Zählraten in kurzer Zeit den Detektor (Channeltron) zerstört hätten. Die Transmission durch den Plasmamonitor wurde mittels Defokusierung des Fokus 2 Linsenelementes sowie durch Absenken der 1st-Dynode Spannung verringert (vgl. Abbildung 3.10). Bei einigen Messungen konnte auch auf weniger häufige Isotope ausgewichen werden. Zum Nachweis der sehr hohen Ionenflüsse wäre es wünschenswert gewesen, optional einen Faraday Cup als Detektor verwenden zu können67. Die nachfolgend diskutierten Ergebnisse behandeln stationäre Plasmen. Eine Untersuchung von gepulsten Plasmen erfolgt in Abschnitt 5.2.5. Messungen der Ionenstromenergieverteilungen an Ar/H2-Plasmen sind in der Literatur auch in [48] zu finden. Die dort gezeigten Untersuchungen konzentrieren sich jedoch auf einen stark eingeschränkten Parameterraum. 67 Dieser liefert zwar keine Information über die Zeit des Nachweises eines Teilchens, was aber für die Messungen an stationären Plasmen auch nicht notwendig ist. 89 5.2.4.1 Ar-Plasmen Energieabhängige Zählraten, gemessen an Argon-Plasmen mit geerdetem Polarisator bei 100 W sind in Abbildung 5.50 gezeigt, die Ergebnisse für den Betrieb ohne Polarisator bei 1000 W in Abbildung 5.51. Sämtliche Zählraten wurden bei Masse 36 bestimmt. Die natürliche Häufigkeit des stabilen 36ArIsotopes beträgt nur 0,3365 %. Bei geerdetem Polarisator (Abbildung 5.50) zeigt sich bei jedem Druck eine induktive Gaußförmige ISEV. Mit steigendem Druck wandert das Maximum zu niedrigeren Energien und die Amplitude sinkt ab, da einerseits die Elektronentemperatur absinkt ( vgl. 5.1.2.1) und andererseits die Energie durch Stöße in der Randschicht vermindert wird. Ohne Polarisator (Abbildung 5.51) sind die Energien deutlich höher. Bei Drücken von 1 Pa und darunter ist eine für kapazitive Plasmen typische bimodale Struktur zu erkennen. Ab 3 Pa sieht die Struktur dann wieder ähnlich der einer induktiven Entladung aus, jedoch bei höheren Energien. Durch die höheren Teilchendichten und dadurch vermehrten Stöße werden Modulationseffekte durch die HF abgeschwächt. Weiterhin ist durch die hohe Ladungsträgerdichte und damit hohe Leitfähigkeit in den Argonplasmen eine Abschirmung der kapazitiven Komponente zu beobachten68. Mit sinkender Leistung erfolgt der Übergang in den induktiven Mode erst bei höheren Drücken. Die Abhängigkeit des Ionenflusses und der mittleren Energie vom Druck und der HF-Leistung für Argon-Plasmen mit geerdetem Polarisator ist in Abbildung 5.52 bis Abbildung 5.55 gezeigt. Mit zunehmendem Druck sinkt, wie oben diskutiert, der Ionenfluß ab. Der 3 Pa Wert ist noch mit Turbomolekularpumpe gemessen, ab 10 Pa mit der Drehschieberpumpe, so daß der wirkliche Reaktordruck unterhalb von 10 Pa aufgrund der Strömungswiderstände tatsächlich höher ist als der gemessene. Ebenso sinkt, wie schon diskutiert, die mittlere Energie mit dem Druck. Eine Variation der HF-Leistung (Abbildung 5.54) hat keinen signifikanten Effekt auf die Flüsse. Die Schwankungen liegen im Rahmen der Meßgenauigkeit69. Mit höherer Leistung steigt einerseits die Elektronendichte, was auch zu einer Ionendichteerhöhung führt. Andererseits aber steigt die Neutralgastemperatur, so daß bei konstantem Druck die Neutralteilchendichte abfällt. Auch die mittlere Ionenenergie (Abbildung 5.55) ist nahezu unabhängig von der Leistung, ein ggf. leichter Anstieg erklärt sich durch die nicht vollständige Schirmung der kapazitiven Felder durch die Faraday-Abschirmung. Mit wachsender Leistung wächst auch die kapazitive Restkomponente. Diese wird in der Randschicht durch die stark unterschiedlichen Beweglichkeiten von Ionen und Elektronen gleichgerichtet und führt zu einer Erhöhung der Ionenenergien. 68 Die induktive Kopplung wird mit Erhöhung der Leitfähigkeit besser. Der Skineffekt schirmt zusätzlich kapazitive Ströme ab. 69 Ein Faraday-Cup als Detektor würde hier deutlich exaktere Flüsse liefern. 90 5 3.0x10 5 2.5x10 5 2.0x10 5 1.5x10 5 1.0x10 5 5.0x10 4 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa 133 Pa Zählrate [c/s] Zählrate [c/s] 3.5x10 2.5x10 5 2.0x10 5 1.5x10 5 1.0x10 5 5.0x10 4 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa 133 Pa 0.0 0.0 0 5 10 15 20 25 0 10 20 Energie [eV] 5 5 4x10 5 3x10 5 + 2x10 36 + Ar -Ionenfluß [a.u.] 36 5 600 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W Ar Ionenfluß [a.u.] 50 W 100W 200 W 400 W 500 W 5x10 5 1x10 0 7x10 5 6x10 5 5x10 5 4x10 5 3x10 5 2x10 5 1x10 5 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 20 40 60 80 100 120 0 140 10 Pa 30 Pa 133 Pa 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Abbildung 5.52: Druckabhängigkeit des 36Ar+Ionenflusses, Faraday-Abschirmung geerdet Abbildung 5.54: Leistungsabhängigkeit des 36Ar+Ionenflusses, Faraday-Abschirmung geerdet 22 22 50 W 100W 200 W 400 W 500 W 18 16 14 600 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 12 10 8 6 4 2 20 Mittlere Ionenenergie [eV] 20 mittlere Ionenenergie [eV] 60 0 0 Druck [Pa] 0 50 Abbildung 5.51: Druckabhängigkeit der ISEV in einem 1000 W Argon-Plasma ohne FaradayAbschirmung (Masse 36) 7x10 5 40 Energie [eV] Abbildung 5.50: Druckabhängigkeit der ISEV in einem 100 W Argon-Plasma mit geerdeter FaradayAbschirmung (Masse 36) 6x10 30 18 14 20 40 60 80 100 120 140 Druck [Pa] Abbildung 5.53: Druckabhängigkeit der mittleren Ionenenergie der 36Ar+-Ionen, FaradayAbschirmung geerdet 10 Pa 30 Pa 133 Pa 12 10 8 6 4 2 0 0 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 16 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Abbildung 5.55: Leistungsabhängigkeit der mittleren Ionenenergie der 36Ar+-Ionen, FaradayAbschirmung geerdet 91 5.2.4.2 He-Plasmen Bei den Untersuchungen an Helium-Plasmen wurden nicht nur Ergebnisse für die He+-Ionen ermittelt, in diesen Plasmen können auch He2+-Ionen mit der Masse 8 amu nachgewiesen werden. Analog dazu sind in Argon-Plasmen Ar2+-Ionen der Masse 80 amu nachzuweisen. Die Energieverteilung des He+-Ionenstromes (Abbildung 5.56) unterscheidet sich deutlich von der der Ar+-Ionen (Abbildung 5.50). Mit zunehmendem Druck sinkt deren Amplitude nicht ab, die Breite der Peaks verringert sich jedoch. Vermutlich ist hier der Beginn eines Wechsels in den kapazitiven Mode mit fallendem Druck zu sehen. Gänzlich anderes Verhalten zeigt die Energieverteilung des He2+-Ionenstromes (Abbildung 5.57), da die Amplitude der Peaks mit dem Druck stark zunimmt. Dieses Verhalten ist dadurch bedingt, daß die He2+ Teilchen durch Stoßprozesse gebildet werden, deren Wahrscheinlichkeit mit dem Druck zunimmt. Bei beiden Teilchensorten wandert der Peak bei steigendem Druck aufgrund zunehmender Reibung zu niedrigeren Energien, wie dies auch bei den Argon-Plasmen schon der Fall war. Die ausgewerteten Druckabhängigkeiten der Ionenflüsse sind in Abbildung 5.58 und Abbildung 5.60 gezeigt. Wie schon aus den Ionenstromverteilungen zu ersehen, sinkt der He+-Ionenfluß mit dem Druck während der He2+-Fluß steigt. Die mittlere Energie beider Teilchensorten sinkt mit dem Druck (Abbildung 5.59 und Abbildung 5.61). Die Graphen der mittleren Energien für beide Teilchensorten sind identisch. Der He+-Fluß ist, wie schon beim Argon, nahezu unabhängig von der eingespeisten Leistung (Abbildung 5.62). Der He2+-Ionenfluß nimmt oberhalb von 10 Pa mit steigender Leistung stark ab (Abbildung 5.64), dies könnte durch eine thermische Dissoziation der sehr lockeren Bindung des He2+Ions bedingt sein. Die Auswirkung einer Leistungsvariation auf die mittleren Energien beider Teilchenströme (Abbildung 5.63 und Abbildung 5.65) ist ähnlich. Die Energien beider Teilchenströme steigen leicht mit der Leistung, wobei die Energien der He2+-Ionen etwas höher liegen als die der He+-Ionen. Dies erklärt sich, wie schon beim Argon, durch nicht vollständige Abschirmung des kapazitiven Anteils. 92 3 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa + He2 -Zählrate [c/s] + He -Zählrate [c/s] 6 1.3x10 6 1.2x10 6 1.1x10 6 1.0x10 5 9.0x10 5 8.0x10 5 7.0x10 5 6.0x10 5 5.0x10 5 4.0x10 5 3.0x10 5 2.0x10 5 1.0x10 0.0 1.8x10 4 1.6x10 4 1.4x10 4 1.2x10 4 1.0x10 4 8.0x10 3 6.0x10 3 4.0x10 3 2.0x10 3 3 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 0.0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 0 5 10 15 Energie [eV] Abbildung 5.56: Druckabhängigkeit der He+-IEV in einem 1000 W Helium-Plasma mit geerdeter Faraday-Abschirmung 200 W 400 W 500 W 600 W 6 6 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 6x10 6 4x10 6 + 2x10 0 0 20 40 60 80 100 120 2.0x10 5 1.5x10 5 1.0x10 5 5.0x10 4 30 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 25 20 15 10 5 0 0 20 40 60 80 100 200 W 400 W 500 W 600 W 0 40 45 50 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 20 40 60 80 100 120 140 120 140 Druck [Pa] Abbildung 5.60: Druckabhängigkeit des He2+Ionenflusses mit geerdeter Faraday-Abschirmung 40 Mittlere Ionenenergie [eV] Mittlere Ionenenergie [eV] 200 W 400 W 500 W 600 W 35 Druck [Pa] Abbildung 5.58: Druckabhängigkeit des He+Ionenflusses mit geerdeter Faraday-Abschirmung 35 30 0.0 140 Druck [Pa] 40 25 Abbildung 5.57: Druckabhängigkeit der He2+-IEV in einem 1000 W Helium-Plasma mit geerdeter Faraday-Abschirmung He2 -Ionenfluß [a.u.] + He -Ionenfluß [a.u.] 8x10 20 Energie [eV] 200 W 400 W 500 W 600 W 35 30 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 25 20 15 10 5 0 0 20 40 60 80 100 120 140 Druck [Pa] Abbildung 5.59: Druckabhängigkeit der mittleren Ionenenergie der He+-Ionen mit geerdeter FaradayAbschirmung Abbildung 5.61: Druckabhängigkeit der mittleren Ionenenergie der He2+-Ionenmit geerdeter FaradayAbschirmung 93 6 3 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 6 4x10 3 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 6 2x10 + 6 6x10 He2 -Ionenfluß [a.u.] + He -Ionenfluß [a.u.] 8x10 1.5x10 5 1.0x10 5 5.0x10 4 0.0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 200 400 600 Leistung [W] Abbildung 5.62: Leistungsabhängigkeit des He+Ionenflusses mit geerdeter Faraday-Abschirmung 1200 1400 40 30 25 MIttlere Ionenenergie [eV] 3 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 35 Mittlere Ionenenergie [eV] 1000 Abbildung 5.64: Leistungsabhängigkeit des He2+Ionenflusses mit geerdeter Faraday-Abschirmung 40 20 15 10 5 0 800 Leistung [W] 200 400 600 800 1000 1200 1400 Leistung [W] Abbildung 5.63: Leistungsabhängigkeit der mittleren Ionenenergie der He+-Ionen mit geerdeter Faraday-Abschirmung 3 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 35 30 25 20 15 10 5 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Leistung [W] Abbildung 5.65: Leistungsabhängigkeit der mittleren Ionenenergie der He2+-Ionen mit geerdeter Faraday-Abschirmung 5.2.4.3 H2-Plasmen Bei den Untersuchungen von H2-Plasmen findet man drei verschiedene Ionensorten70: Der molekulare Wasserstoff kann direkt durch Elektronenstoß ionisiert werden und liefert dann H2+Ionen. Bei genügend hoher Elektronenenergie (> 18,1 eV) wird auch die direkte Bildung von H+-Ionen eintreten. Neutraler atomarer Wasserstoff kann ebenfalls durch Elektronenstoßdissoziation gebildet werden. Durch Elektronenstoß wird ein antibindendes Niveau (b3Σu+, a3Σg+ oder c3Σu+) angeregt, welches dann in zwei Wasserstoffatome zerfällt [49][50]. 70 Weiterhin sind in Wasserstoff-Plasmen negative H--Ionen nachweisbar. Diese sollen hier aber nicht diskutiert werden, da sie durch das Plasmapotential eingeschlossen sind. Negative Ionen, welche in stationären Plasmen 94 Eine weitere Entstehungsmöglichkeit für diesen ist die sogenannte vibratorische Leiter. Durch mehrere Stöße mit niederenergetischen Elektronen oder durch thermische Anregung werden nach und nach höhere Vibrationsniveaus des molekularen Wasserstoffs angeregt, bis das Molekül schließlich dissoziiert [49][50]. Eine Besetzung höherer Vibrationsniveaus kann auch durch Stöße mit vibratorisch angeregten Wasserstoffmolekülen erfolgen, bei denen Vibrationsenergie vom ersten auf das zweite Molekül übertragen wird. Die Dissoziation selbst erfolgt schließlich über die Bildung eines H2--, H2+-Ions oder die Anregung eines antibindenden Niveaus des H2-Moleküls. Eine detaillierte Beschreibung der möglichen Prozesse sind in [49] und [50] zu finden. Der durch die oben beschriebenen Prozesse in dem Plasma gebildete atomare Wasserstoff wird durch Elektronenstoßionisation ionisiert und liefert ebenfalls H+-Ionen. Als dritte positiv geladene Ionensorte sind in H2-Plasmen H3+-Ionen nachweisbar. Diese werden durch eine Ionenmolekülreaktion [51] gebildet: H 2+ + H 2 → H 3+ + H (5.40) Die Ionenstromenergieverteilungen aller drei positiven Ionensorten bei verschiedenen Drücken sind in Abbildung 5.66 bis Abbildung 5.68 dargestellt. Die Ionenenergien sinken bei allen Teilchensorten mit dem Druck. Bei den leichten H+-Ionen ist eine deutlich bimodale Struktur zu erkennen, die mit steigender Ionenmasse (H2+,H3+) immer weniger ausgeprägt ist. Die Druckabhängigkeiten der Amplituden sind für alle drei Ionensorten unterschiedlich. Für die H+Ionen nimmt die Amplitude zunächst mit dem Druck zu, um jedoch bei 30 Pa wieder deutlich abzunehmen. Bei niedrigen Drücken ist einerseits die H2-Dichte niedrig, andererseits fällt der Ratenkoeffizient für die Bildung von atomarem Wasserstoff über die vibratrorische Leiter bei Elektronenenergien oberhalb von 0.3 eV stark ab [50]. Zu höheren Drücken hin werden die Ionenenergien und -geschwindigkeiten niedriger. Die Amplitude der H2+-Zählrate sinkt mit steigendem Druck, wie dies auch schon beim Argon der Fall war. Hier entstehen die Ionen ebenfalls nur durch direkte Ionisation. Die Amplitude der H3+-Zählraten ist nahezu Druck unabhängig, nur die Breite der Strukturen nimmt mit zunehmendem Druck ab. Die ausgewertete Druckabhängigkeit des Ionenflusses aller drei Ionensorten ist in Abbildung 5.69 bis Abbildung 5.71 gezeigt. Erkennbar ist ein anfänglich leichter Anstieg des H+-Flusses mit dem Druck und oberhalb von 10 Pa ein deutliches Abfallen um etwa den Faktor sechs. Der H2+-Fluß fällt monoton mit dem Druck, ebenso wie der H3+-Fluß dies etwas weniger stark ausgeprägt zeigt. Die Leistungsabhängigkeiten der Ionenflüsse sind in Abbildung 5.72 bis Abbildung 5.74 dargestellt. Alle Flüsse steigen mit dem Druck. Auf die Darstellung der Druck- und Leistungsabhängigkeit der Ionenenergien wurde hier verzichtet. Die Energien aller Ionen fallen mit dem Druck. Der Betrag der Energie ist im wesentlichen unabhängig von der Ionensorte. Die Energie ist nahezu unabhängig von der Leistung, allenfalls ist ein ganz leichter Anstieg mit der Leistung vorhanden, wie dies bei den vorher untersuchten Plasmen auch der Fall war. Diese Ergebnisse gelten ebenso für die in den folgenden Kapiteln untersuchten Plasmen. Auf eine Darstellung der Druck- und Leitungsabhängigkeiten wird daher im Folgenden verzichtet. mittels Massenspektroskopie nachweisbar sind, entstehen durch Ionenbeschuß der Wand nahe der Eintrittsblende des Plasmamonitors. 95 6 1.5x10 6 1.0x10 6 5.0x10 5 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa + H -Zählrate [c/s] 2.0x10 0.0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Energie [eV] 2.0x10 6 1.5x10 6 1.0x10 6 5.0x10 5 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa + H2 -Zählrate [c/s] Abbildung 5.66: H+-Ionenstromenergieverteilung eines H2-Plasmas bei 1200 W 0.0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Energie [eV] Abbildung 5.67: H2+-Ionenstromenergieverteilung eines H2-Plasmas bei 1200 W 6 2.0x10 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa 6 + H3 -Zählrate [c/s] 1.5x10 6 1.0x10 5 5.0x10 0.0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Energie [eV] Abbildung 5.68: H3+-Ionenenstromergieverteilung eines H2-Plasmas bei 1200 W 96 6 6 7x10 7x10 600 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 6 4x10 6 3x10 6 6 5x10 6 4x10 6 3x10 6 2x10 + 2x10 + H -Ionenfluß [a.u.] 6 5x10 3 Pa 10 Pa 30 Pa 6 6x10 H -Ionenfluß [a.u.] 6 6x10 6 1x10 0 6 1x10 0 5 10 15 20 25 30 0 35 400 600 Druck [Pa] Abbildung 5.69: Druckabhängigkeit des H+Ionenflusses aus einem H2-Plasma 7 2.0x10 7 1.5x10 7 1.0x10 7 5.0x10 6 600 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 2.5x10 7 2.0x10 7 1.5x10 7 1.0x10 7 5.0x10 6 + H2 -Ionenfluß [a.u.] 7 2.5x10 0.0 0 5 10 15 20 25 30 0.0 35 400 600 7 8.0x10 6 6.0x10 6 4.0x10 6 2.0x10 6 0.0 600 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 0 5 10 15 20 25 30 Druck [Pa] Abbildung 5.71: Druckabhängigkeit des H3+Ionenflusses aus einem H2-Plasma + 1.0x10 800 1000 1200 1400 Abbildung 5.73: Leistungsabhängigkeit des H2+Ionenflusses aus einem H2-Plasma H3 -Ionenfluss [a.u.] + H3 -Ionenfluss [a.u.] 1.2x10 7 1400 Leistung [W] Abbildung 5.70: Druckabhängigkeit des H2+Ionenflusses aus einem H2-Plasma 7 1200 3 Pa 10 Pa 30 Pa Druck [Pa] 1.4x10 1000 Abbildung 5.72: Leistungsabhängigkeit des H+Ionenflusses aus einem H2-Plasma + H2 -Ionenfluß [a.u.] 3.0x10 800 Leistung [W] 35 1.4x10 7 1.2x10 7 1.0x10 7 8.0x10 6 6.0x10 6 4.0x10 6 2.0x10 6 0.0 3 Pa 10 Pa 30 Pa 400 600 800 1000 1200 1400 Leistung [W] Abbildung 5.74: Leistungsabhängigkeit des H3+Ionenflusses aus einem H2-Plasma 97 5.2.4.4 Ar/H2-Plasmen Nachdem in den vorherigen Abschnitten sowohl die Ionenströme aus Plasmen mit atomaren als auch molekularen Gasen untersucht wurden, sollen nun Argon-Wasserstoff-Mischgasplasmen untersucht werden. Diese Plasmen sind bis auf den fehlenden Methananteil den Diamantdepositionsplasmen schon sehr ähnlich. In diesen Plasmen ist zusätzlich zu den in 5.2.4.1 und 5.2.4.3 diskutierten Ionensorten eine weitere, das ArH+-Ion, nachzuweisen. Damit sind schon fünf positive Ionensorten zu diskutieren. Flußverhältnis 10:1 In diesem Kapitel wird der Einfluß von Leistung und Druck auf die Ionenstromenergieverteilungen der Ionen H+, H2+, H3+, Ar+ sowie ArH+ in Argon-Wasserstoff-Mischgasplasmen mit einem konstanten Zuflußverhältnis von 10:1 diskutiert. Trotz des konstanten Zuflußverhältnisses ändert sich die Gasphasenzusammensetzung mit dem Druck durch das von der Gasart abhängige Saugvermögen der Turbomolekularpumpe71, und ggf. durch die Abhängigkeit der Leitwerte von den Teilchenmassen. Die Ionenstromenergieverteilungen der fünf wesentlichen Ionensorten bei verschiedenen Drücken ist in Abbildung 5.75 bis Abbildung 5.79 dargestellt. Wie schon in den vorangegangenen Ergebnissen wandert der Peak der Verteilung für alle Ionensorten mit steigendem Druck zu niedrigeren Energien. Die Verteilungen sind, verglichen mit denen von reinen Wasserstoffplasmen, sehr unterschiedlich. Bei Drücken unterhalb von 3 Pa ist kein nennenswertes H+-Signal mehr zu erkennen. Mit steigendem Druck nimmt die Amplitude der H+-Verteilung zu. Eine Abnahme bei sehr hohen Drücken wie bei den H2-Plasmen, tritt nicht auf, da die Entladung durch den Argonanteil auch bei sehr hohen Drücken stabil zu betreiben ist. Die Amplitude der H2+-Verteilung ist bis auf den Wert bei 1 Pa nahezu konstant. Unterhalb von 3 Pa verschwindet der H3+-Ionenstrom. Bei niedrigen Drücken ist einerseits die H2Neutralteilchendichte niedrig. Andererseits sinkt mit steigender H2+-Ionenenergie der Wirkungsquerschnitt für die Ionenmolekülreaktion, welche für die H3+-Erzeugung verantwortlich ist [51]: H 2+ + H 2 → H 3+ + H (5.41) Die Verteilungen aller Wasserstoffspezies zeigt bei 300 Pa eine bimodale Struktur. Aus den Langmuirsondenmessungen (Kap. 5.1.2.5) erkennt man, daß die Elektronendichte hier mit dem Druck absinkt. Kapazitive Restfelder werden nicht mehr vom Plasma selbst abgeschirmt. Der Charakter der Entladung wird „etwas kapazitiver“. Dieses Verhalten ist aufgrund der Massenabhängigkeit der Plasmafrequenz bei den schweren Ionen nicht sichtbar. 71 Insbesondere triffft dies beim Überschreiten des Druckes von 3 Pa zu, da oberhalb dieses Wertes auf die Drehschieberpumpe gewechselt wurde. 98 Die Peakhöhe des Ar+-Ionenflusses nimmt mit dem Druck ab. Oberhalb von 30 Pa ist kein Signal mehr zu erkennen. Weiterhin sind auch bei hohen Drücken ArH+-Ionen nachweisbar, welche durch Ionenmolekülreaktionen entstehen: Ar + + H 2 → ArH + + H (5.42) Bei sehr hohen Drücken werden die Ar-Ionen durch diese Reaktion aufgezehrt und atomarer Wasserstoff gebildet. Die Amplitude des ArH+-Signals steigt anfangs mit dem Druck, da die H2-Dichte zunimmt. Bei hohen Drücken nimmt der Ar+-Ionenfluß ab und somit auch der ArH+-Ionenfluß. Die ausgewerteten Druckabhängigkeiten aller fünf Ionenflüsse sind in Abbildung 5.80 bis Abbildung 5.84 dargestellt. Der H+-Ionenfluß steigt anfangs mit dem Druck, ab etwa 100 Pa stagniert er dann. Bei Drücken oberhalb von 300 Pa ist eine signifikante Abnahme der Flüsse aller Wasserstoffionen zu beobachten. Der Fluß der H2+-Ionen steigt erst stark an um bei 3 Pa ein Maximum zu erreichen, zu höheren Drücken fällt er dann wieder ab. Beim Betrieb des Plasmas mit der Turbomolekularpumpe (bis 3 Pa) dürfte der H2-Gehalt der Gasphase deutlich höher sein als 1:10, und mit steigendem Druck noch zunehmen. Dieses Verhalten ist auch konsistent mit den Ergebnissen in 0. Entgegengesetzt zu den Ergebnissen des reinen Wasserstoffplasmas steigt bis zu einem Druck von 300 Pa auch der H3+-Ionenfluß. Dieser Anstieg ist stärker als der der anderen Wasserstoffspezies und ist nur beobachtbar, wenn Argon mit im Prozeßgas enthalten ist. Der Fluß der Ar+-Ionen fällt bei vorhandenem Wasserstoffanteil stärker mit dem Druck ab als dies bei den Argon-Plasmen der Fall war. Durch den Wasserstoffanteil sind die Elektronendichten und deren Anstiege mit dem Druck geringer. Der Ionenstrom, der durch Stoßprozesse erzeugten ArH+-Ionen steigt mit dem Druck zunächst erwartungsgemäß an. Bei höheren Drücken läßt dann der Ar+-Ionenstrom nach, dieses Verhalten bildet sich dann auch im ArH+-Ionenfluß ab. Die Leistungsabhängigkeiten der Ionenflüsse sind in Abbildung 5.85 bis Abbildung 5.89 dargestellt. Der H+-Ionenfluß nimmt mit steigender Leistung zu. Die Zunahme ist bei höheren Drücken stärker. Dies legt den Schluß nahe, daß dieser Effekt durch die steigende Gastemperatur und hiermit steigende thermische Dissoziation bewirkt wird. Einen moderaten Anstieg mit der Leistung zeigen auch die H2+-Ionenflüsse, im Gegensatz zu dem Fluß der H3+-Ionen. Dieser ist im Rahmen der Meßgenauigkeit unabhängig von der Leistung. Ausnahme bilden hier nur die bei 400 Pa ermittelten Werte. Eine Erklärung hierfür konnte nicht gefunden werden. Einen sehr moderaten Anstieg des Flusses mit der Leistung zeigen auch die Ar+-Ionen. Ein ähnlicher Mechanismus ist für die Bildung der ArH+- und H3+-Ionen verantwortlich, die Leistungsabhängigkeiten der Flüsse sind daher ähnlich. 99 5 3x10 5 2x10 5 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa + 4x10 Ar -Zählrate [c/s] 5 + H -Zählrate [c/s] 5x10 1x10 6x10 5 5x10 5 4x10 5 3x10 5 2x10 5 1x10 5 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa 5 0 0 0 10 20 30 40 0 10 Energie [eV] 4.0x10 4 2.0x10 4 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa + 6.0x10 4 30 40 Abbildung 5.78: Ar+-Ionenstromenergieverteilung eines 10:1 Ar/H2-Plasmas bei 1200 W ArH -Zählrate [c/s] 4 + H2 -Zählrate [c/s] Abbildung 5.75: H+-Ionenstromenergieverteilung eines 10:1 Ar/H2-Plasmas bei 1200 W 8.0x10 20 Energie [eV] 0.0 2.5x10 5 2.0x10 5 1.5x10 5 1.0x10 5 5.0x10 4 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa 0.0 0 10 20 30 40 Energie [eV] 0 10 20 30 40 Energie [eV] Abbildung 5.76: H2+-Ionenstromenergieverteilung eines 10:1 Ar/H2-Plasmas bei 1200 W Abbildung 5.79: ArH+-Ionenstromenergieverteilung eines 10:1 Ar/H2-Plasmas bei 1200 W 5 8x10 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa 5 7x10 + H3 -Zählrate [c/s] 5 6x10 5 5x10 5 4x10 5 3x10 5 2x10 5 1x10 0 0 10 20 30 40 Energie [eV] Abbildung 5.77: H3+-Ionenstromenergieverteilung eines 10:1 Ar/H2-Plasmas bei 1200 W 100 1.6x10 6 1.4x10 6 1.2x10 6 1.0x10 6 8.0x10 5 6.0x10 5 5 + 4.0x10 40 6 2.0x10 5 100 W 200 W 400 W 500 W 600 W 6 + H -Ionenfluß [a.u.] 5x10 6 4x10 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 1600 W 6 3x10 6 2x10 6 1x10 Ar -Ionenfluß [a.u.] 6x10 100 W 200 W 400 W 500 W 600 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 1600 W 0.0 0 0 100 200 300 400 0 100 Druck [Pa] 2.5x10 5 2.0x10 5 1.5x10 5 1.0x10 5 5.0x10 4 300 400 100 W 200 W 400 W 500 W 600 W 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 1600 W Abbildung 5.83: Druckabhängigkeit des Ar+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 6 1x10 100 W 200 W 400 W 500 W 600 W 5 8x10 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 1600 W 5 6x10 5 4x10 + ArH -Ionenfluß [a.u.] 5 + H2 -Ionenfluß Abbildung 5.80: Druckabhängigkeit des H+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 3.0x10 200 Druck [Pa] 5 40 2x10 0.0 0 0 100 200 300 400 Druck [Pa] + H3 -Ionenfluß [a.u.] 6 4x10 6 3x10 6 2x10 6 1x10 6 100 W 200 W 400 W 500 W 600 W 0 0 100 200 300 100 200 300 400 Druck [Pa] Abbildung 5.81: Druckabhängigkeit des H2+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 5x10 0 Abbildung 5.84: Druckabhängigkeit des ArH+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 800 W 1000 W 1200 W 1400 W 1600 W 400 Druck [Pa] Abbildung 5.82: Druckabhängigkeit des H3+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 101 6 3.5x10 6 3.0x10 6 2.5x10 6 2.0x10 6 1.5x10 6 1.0x10 6 5.0x10 5 6 1.4x10 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa 400 Pa 6 + Ar -Ionenfluß [a.u.] 1.2x10 40 + H -Ionenfluß [a.u.] 4.0x10 0.0 6 1.0x10 5 8.0x10 5 6.0x10 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 5 4.0x10 5 100 Pa 300 Pa 400 Pa 2.0x10 0.0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 0 Leistung [W] Abbildung 5.85: Leistungsabhängigkeit des H+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Abbildung 5.88: Leistungsabhängigkeit des Ar+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 6 1.2x10 1x10 5 8.0x10 100 Pa 300 Pa 400 Pa 5 6.0x10 5 4.0x10 + 5 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 6 1.0x10 ArH -Ionenfluß [a.u.] 2x10 5 5 5 2.0x10 40 + H2 -Ionenfluß [a.u.] 3x10 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa 400 Pa 0.0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] + H3 -Ionenfluß [a.u.] Abbildung 5.86: Leistungsabhängigkeit des H2+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 5,5x10 6 5,0x10 6 4,5x10 6 4,0x10 6 3,5x10 6 3,0x10 6 2,5x10 6 2,0x10 6 1,5x10 6 1,0x10 6 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Abbildung 5.89: Leistungsabhängigkeit des ArH+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa 400 Pa 5 5,0x10 0,0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Abbildung 5.87: Leistungsabhängigkeit des H3+Ionenflusses aus einem 10:1 Ar/H2-Plasma 102 Variabler H2-Anteil Es verbleibt nunmehr noch den Einfluß des Mischungsverhältnisses zu diskutieren. Die im folgenden vorgestellten Ergebnisse wurden bei einem Druck von 20 Pa unter Einsatz einer Drehschieberpumpe gemessen. Eine Gasartabhängigkeit des Saugvermögens ist so vermieden worden. Der gesamte Gaszufluß wurde konstant bei 50 sccm gehalten. Die ermittelten Ionenstromenergieverteilungen der fünf Hauptspezies H+, H2+, H3+, Ar+, ArH+ sind für einen Wasserstoffanteil von 0 bis 100 % in Abbildung 5.90 bis Abbildung 5.94 angegeben. Die dort dargestellten Ergebnisse wurden bei einer HF-Leistung von 1000 W ermittelt. Die Energien aller Spezies sind nahezu unabhängig vom Wasserstoffanteil in der Gasphase. Die Amplitude der H+-Ionestromverteilung wird ebenfalls kaum vom H2-Zufluß beeinflußt, mit steigendem H2-Anteil steigt jedoch eine kapazitive Restkomponente72 der Entladung und die Verteilung wird breiter. Bei fehlendem Wasserstoff sind erwartungsgemäß auch keine H+-Ionen nachzuweisen. Die Amplitude der H2+-Ionenstromenergieverteilung steigt erwartungsgemäß mit dem Wasserstoffanteil. Ein ähnliches Verhalten zeigt die H3+-Ionenstromverteilung. Die Ionenstromverteilung der Ar+-Ionen sinkt sehr stark mit dem H2-Anteil, oberhalb von 20 % Wasserstoffanteil sind keine Ar+-Ionen mehr zu beobachten73. Die Ionenstromverteilung der ArH+ verschwindet erwartungsgemäß bei 0% und 100% Wasserstoffanteil. Ein Maximum der Peakhöhe ist bei etwa74 10 % Wasserstoffanteil zu finden. Das anhand der Ionenstromenergieverteilungen diskutierte Verhalten findet man in den ausgewerteten Flüssen wieder ( Abbildung 5.95 bis Abbildung 5.99). Der H+-Ionenfluß ist, bis auf den Wert von 0% Wasserstoffanteil, im Rahmen der Meßgenauigkeit unabhängig vom Wasserstoffgehalt des Feedgases. Der H2+-Ionenfluß steigt mehr als linear mit dem H2-Anteil an. Ein Anstieg ist ebenso bei den H3+-Ionen zu erkennen, bei Anteilen über 50 % tritt jedoch eine Sättigung des Flusses ein. Der Fluß der Ar+-Ionen sinkt stark mit dem Wasserstoffanteil. Oberhalb von 20 % verschwindet der Ionenfluß in der gewählten Darstellung. Das Maximum des ArH+-Ionenflusses liegt bei etwa 30 % H2-Gehalt. Dieser etwas von der Lage des Maximums der Ionenstromenergieverteilung abweichende Wert kommt durch eine Änderung der Breite der ISEV zustande. Bei Verringerung des Wasserstoffanteils fällt der ArH+-Strom steil ab, da die H2-Dichte sinkt. Bei Erhöhung des H2-Anteiles sinkt der ArH+-Strom, da die Elektronendichte absinkt (vgl. Kap. 5.1.2.6). 72 Die Elektronendichte sinkt und hierdurch wird auch der Skin Effekt abgeschwächt. Bei der gewählten Darstellung und der stark herabgesetzten Empfindlichkeit des Plasmamonitors. 74 Für die genauere Ermittlung der Lage des Maximums benötigt man Messungen mit deutlich mehr Auflösung im Bezug auf den H2-Anteil. 73 103 H2-Anteil 0% 5% 10 % 20 % 50 % 80 % 90 % 95 % 100 % 1.0x10 6 5.0x10 5 + 6 Ar -Zählrate [c/s] 1.5x10 5 6x10 5 5x10 5 4x10 5 3x10 5 2x10 5 1x10 5 6 + H -Zählrate [c/s] 2.0x10 7x10 H2-Anteil 0% 5% 10 % 20 % 50 % 80 % 90 % 95 % 100 % 0 0.0 0 5 10 15 20 0 5 Energie [eV] 5 8x10 5 7x10 5 6x10 5 5x10 5 4x10 5 3x10 5 2x10 5 1x10 5 H2-Anteil 0% 5% 10 % 20 % 50 % 80 % 90 % 95 % 100 % 0 5 10 15 6x10 5 5x10 5 4x10 5 3x10 5 2x10 5 1x10 5 + 20 Energie [eV] H2-Anteil 0% 5% 10 % 20 % 50 % 80 % 90 % 95 % 100 % 2.5x10 6 2.0x10 6 1.5x10 6 1.0x10 6 5.0x10 5 0 5 10 15 20 Energie [eV] Abbildung 5.91 H2+-Ionenstromenergieverteilung eines Ar/H2-Plasmas mit variablem H2-Anteil + 20 0 0 H3 -Zählrate [c/s] 15 Abbildung 5.93:Ar+-Ionenenstromenergieverteilung eines Ar/H2-Plasmas mit variablem H2Anteil ArH -Zählrate [c/s] + H2 -Zählrate [c/s] Abbildung 5.90: H+-Ionenenstromergieverteilung eines Ar/H2-Plasmas mit variablem H2-Anteil 9x10 10 Energie [eV] Abbildung 5.94: ArH+-Ionenenstromenergieverteilung eines Ar/H2-Plasmas mit variablem H2Anteil H2-Anteil 0% 5% 10 % 20 % 50 % 80 % 90 % 95 % 100 % 0.0 0 5 10 15 20 Energie [eV] Abbildung 5.92: H3+-Ionenenstromergieverteilung eines Ar/H2-Plasmas mit variablem H2-Anteil 104 8.0x10 6 6.0x10 6 4.0x10 6 2.0x10 6 100 W 500 W 1000 W 1400 W 6 1.5x10 6 1.0x10 6 5.0x10 5 100 W 500 W 1000 W 1400 W 40 + 1.0x10 7 2.0x10 Ar -Ionenfluß [a.u.] 7 + H -Ionenfluß [a.u.] 1.2x10 0.0 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 H2-Anteil [%] H2-Anteil [%] 3.5x10 6 6 2.5x10 6 2.0x10 6 1.5x10 6 1.0x10 6 5.0x10 5 + 3.0x10 100 W 500 W 1000 W 1400 W ArH -Ionenfluß [a.u.] 6 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 H2-Anteil [%] 6 1.2x10 6 1.0x10 6 8.0x10 5 6.0x10 5 4.0x10 5 2.0x10 5 100 W 500 W 1000 W 1400 W 1.4x10 7 1.2x10 7 1.0x10 7 8.0x10 6 6.0x10 6 4.0x10 6 2.0x10 6 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 H2-Anteil [%] Abbildung 5.96: Abhängigkeit des H2+Ionenflusses aus einem Ar/H2-Plasmas vom H2Anteil + 1.4x10 0.0 0.0 H3 -Ionenfluß [a.u.] Abbildung 5.98: Abhängigkeit des Ar+Ionenflusses aus einem Ar/H2-Plasmas vom H2Anteil 40 + H2 -Ionenfluß [a.u.] Abbildung 5.95: Abhängigkeit des H+-Ionenflusses aus einem Ar/H2-Plasmas vom H2-Anteil 4.0x10 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Abbildung 5.99: Abhängigkeit des ArH+Ionenflusses aus einem Ar/H2-Plasmas vom H2Anteil 100 W 500 W 1000 W 1400 W 0.0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 H2-Anteil [%] Abbildung 5.97: Abhängigkeit des H3+Ionenflusses aus einem Ar/H2-Plasmas vom H2Anteil 105 5.2.4.5 Ar/H2/CH4-Plasmen Im Folgenden sollen nun Ionenflüsse aus den zur Diamantdeposition eingesetzten Plasmen untersucht werden. Wie bei den Depositionsversuchen wurden die Messungen bei 4 mbar und 1400 W Leistung durchgeführt. Zusätzlich zu dem in Kap. 5.2.4.4 verwendeten Feedgas wurde in die Kammer ein variabler CH4Gasfluß (0-2.275 sccm) eingelassen. Durch die Zugabe des Methans steigt die Anzahl der zu beobachtenden Spezies stark an. Die Ionenflüsse dieser Spezies in Abhängigkeit des CH4-Zuflusses sind in Abbildung 5.100 dargestellt. Aufgrund der über 70 dargestellten Spezies bei sieben verschiedenen CH4-Flüssen, wurden die Daten auf sechs verschiedene Massenbereiche aufgeteilt. Die Wasserstoffspezies mit der höchsten Zählrate ist das H3+-Ion75 (3 amu). Ein Maximum des Flusses stellt sich bei 0.5 sccm Methanfluß ein. Eine ähnliche Struktur zeigt der H2+-Ionenfluß (2 amu) , dessen Absolutwerte sind jedoch etwa zwei Dekaden niedriger. Der H+-Ionenfluß (1 amu) sinkt monoton mit steigendem CH4-Fluß. Ab der Ionenmasse 12 sind die C1Hx-Ionen76 vorzufinden, die Massen der C2Hx-Ionen beginnen bei 24 amu. Alle Ionenflüsse dieser beiden Teilchengruppen zeigen ähnliche Abhängigkeiten vom CH4-Fluß. Es ist ein Maximum bei mittleren Flüssen vorhanden, dieses liegt für die C1-Spezies etwa bei 0,5 sccm, für die C2-Gruppe bei 1 sccm. Ab der Masse 17 in der C1-Gruppe liegen nicht nur Kohlenwasserstoffe sondern auch das immer vorhandene H2O, dessen Fragmente und dessenVerbindungen. Im Neutralgas der untersuchten Plasmen ließen sich neutrale C1Hx und C2Hx Spezies nachweisen, die zugehörigen Ionen können daher durch direkte Ionisation erzeugt werden. Schwerere neutrale Kohlenwasserstoffe sind nicht in nennenswerter Menge vorhanden. Ionen mit Massen ab 36 amu (C3+nHx) können also nur durch Ionenmolekülreaktionen gebildet werden. Dieser Prozeß ist abhängig von der Neutralgasdichte. Wie in Kap. 5.2.3 gezeigt, steigt die Neutralteilchendichte aller C1Hx- und C2Hx-Spezies mit dem Methangehalt im Feedgas. Dieses Verhalten spiegelt sich daher bei allen Ionenflüssen mit Massen oberhalb von 36 amu wieder. Zwischen den Massen 36 amu und 41 amu ist jedoch ein abweichendes Verhalten sichtbar. Hier liegen nicht nur die Ionen der C3HX Kohlenwasserstoffe, sondern auch die Ionen der drei stabilen Argon Isotope ( 36 amu, 38 amu, 40 amu) sowie deren Verbindungen mit Wasserstoff (37 amu, 39 amu, 41 amu). Generell liegen die Flußmaxima bei den Ionen um eine amu höher als bei den Neutralteilchendichten. Durch Anlagerung von atomarem Wasserstoff erreichen die Ionen wieder die Elektronenkonfiguration des zugehörigen stabilen Neutralteilchens. Das Abfallen der Zählraten zu den hohen Massen hin kommt einerseits durch die fallende Transmission des Plasmamonitors mit der Masse zustande, andererseits nehmen auch die Flüsse mit steigender Masse ab, da die Bildung der schweren Teilchen nur durch (mehrfache) Stöße erfolgen kann. 75 76 Der hohe Druck begünstigt die Bildung von H3+. x=0,1,2,... 106 7 CH4 sccm 10 6 10 5 10 4 10 3 10 2 10 1 0.000 0.125 0.250 0.500 1.000 2.000 2.275 1 2 3 Ionenfluß [a.u.] Ionenfluß [a.u.] 10 10 7 10 6 10 5 10 4 10 3 10 2 10 1 Ionenmasse [amu] 10 5 10 4 10 3 10 2 10 1 0.000 0.125 0.250 0.500 1.000 2.000 2.275 6 10 5 10 4 10 3 10 2 10 1 10 7 10 6 10 5 10 4 10 3 10 2 10 1 CH4 sccm 0.000 0.125 0.250 0.500 1.000 2.000 2.275 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 Ionenmasse [amu] Ionenmasse [amu] 7 10 Ionenfluß [a.u.] 6 CH4 sccm CH4 sccm 0.000 0.125 0.250 0.500 1.000 2.000 2.275 Ionenfluß [a.u.] Ionenfluß [a.u.] 10 10 Ionenfluß [a.u.] 7 0.000 0.125 0.250 0.500 1.000 2.000 2.275 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 4 Ionenmasse [amu] 10 CH4 sccm 10 7 10 6 10 5 10 4 10 3 10 2 10 1 CH4 sccm 0.000 0.125 0.250 0.500 1.000 2.000 2.275 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 Ionenmasse [amu] Ionenmasse [amu] Abbildung 5.100: Ionenflüsse aus Ar/H2/CH4-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung bei verschiedenen CH4 Flüssen 107 7 10 + 6 H + H2 5 H3 Zählrate [c/s] 10 + 10 + CH3 C2H 4 10 3+ + + Ar /C3H4 + + ArH /C3H5 3 10 + C4H3 + C5H2 2 10 1 10 0 5 10 15 20 Energie [eV] Abbildung 5.101: Ionenstromenergieverteilung ausgewählter Spezies bei 0,5 sccm CH4 und geerdeter Faraday-Abschirmung 7 10 + H + H2 6 Zählrate [c/s] 10 + H3 5 10 + CH3 3+ C2H 4 10 + + Ar /C3H4 + ArH /C3H5 3 10 C4H3 + + 2 10 1 10 0 5 10 15 20 25 Energie [eV] Abbildung 5.102: Ionenstromenergieverteilung ausgewählter Spezies bei 0,5 sccm CH4 und floatender FaradayAbschirmung 7 10 + H + H2 6 10 Zählrate [c/s] + H3 5 10 4 10 CH3 + C2H 3+ + + Ar /C3H4 + + ArH /C3H5 3 10 + C4H3 2 10 1 10 0 20 40 60 80 100 120 140 160 Energie [eV] Abbildung 5.103: Ionenstromenergieverteilung ausgewählter Spezies bei 0,5 sccm CH4 ohne FaradayAbschirmung 108 Abbildung 5.101, Abbildung 5.102 und Abbildung 5.103 zeigen die Ionenstromenergieverteilungen einiger ausgewählter Massen (1 amu bis 51 amu / 63 amu) mit nicht zu niedrigen Zählraten. Die Abbildungen zeigen Ergebnisse für den Betrieb mit geerdeter, mit floatender und ohne FaradayAbschirmung. Mit geerdeter Faraday-Abschirmung sind die Ionenenergien moderat (<13 eV), die Verteilungen haben induktiven Charakter. Nur bei den H+-Ionen der Masse 1 amu sind Restanteile einer HFModulation zu erkennen. Bei fehlender Erdung des Polarisators sind die Ionenenergien nur ganz geringfügig höher (bis 16 eV), Modulationseffekte sind jedoch bei den Massen 1 amu bis 3 amu deutlich sichtbar. Auch im floatendem Fall sorgt die Faraday-Abschirmung für eine effiziente Absenkung der Ionenenergien. Eine effiziente Erdung ist hierfür nicht unbedingt erforderlich. Ohne die Faraday-Abschirmung erzeugt der durch die Plasmarandschicht fließende kapazitive HFStrom einen hohen Spannungsabfall. Es treten bei den leichten Teilchen Ionenenergien bis über 100 eV auf. Auch schwere Teilchen haben Energien von über 50 eV. Alle Verteilungen haben eine breite bimodale Struktur, welche für eine kapazitive Kopplungskomponente typisch ist. Eine Deposition von kristallinen Schichten ist ohne Faraday-Abschirmung nicht möglich, da die Kristallstruktur durch die hochenergetischen Ionen zerstört wird. 5.2.5 Zeitaufgelöste Ionenflüsse und Energieverteilungen gepulster Plasmen Auch an gepulsten Plasmen wurde zeitaufgelöste Massen- und Energiespektroskopie durchgeführt. Alle Untersuchungen an gepulsten Plasmen wurden bei 1 khz Pulsfrequenz und 50 % Tastverhältniss (duty cycle=d.c.) durchgeführt, analog zu den Messungen mit der Langmuir Sonde (vgl. Kap. 5.1.3). Der benutzte Multi-Channel-Scaler erlaubt eine maximale Zeitauflösung von 125 ns. Zur Auswertung wurden jeweils acht dieser 125 ns Zeitfenster zusammengefaßt um höhere Zählraten und damit ein besseres Signal-Rauschverhältnis zu erziehlen. Des weiteren wurden die Ereignisse aus 20000 Pulsen integriert, so daß die Sammelzeit 20 ms bei einer Zeitauflösung von 1 µs betrug. Die Meßzeit für die Aufnahme eines Energiepunktes der zeitaufgelösten Ionenenergieverteilungen betrug 40 sec77. Eine gesamte Vermessung einer Verteilungsfunktion mit 120 Messpunkten auf der Energieskala dauert somit 80 Minuten. Aus der obigen Betrachtung heraus ist es wünschenswert, Zählraten oberhalb von 105 c/s zu erhalten, damit die statistischen Schwankungen deutlich niedriger als das zu messende Signal sind. Andererseits belasten hohe Zählraten von deutlich mehr als 106 c/s den Detektor stark und führen zu frühzeitigem Verschleiß. Die verbleibende Dynamik ist daher stark eingeschränkt. Eine Erhöhung der Sammelzeiten um mehrere Dekaden verbietet sich aus Zeitgründen. Abbildung 5.104 zeigt die zeitabhängige Ionenenergieverteilungsfunktion in einem gepulsten ArgonPlasma bei 1 Pa und 100 W. Die Faraday-Abschirmung war geerdet. Kurz nach dem Einschalten der HF (0 µs) zeigt sich ein Überschwingen der Energie, bei ca. 30 µs liegt der maximale Ionenfluß etwa bei 18 eV. Diese Energieerhöhung ist eine Folge des Überschwingens des Plasmapotentials. Die Gründe hierfür sind schon in Kap. 5.1.3.1 diskutiert worden. 77 Es werden zwei Pulse benötigt um eine Periodendauer komplett zu vermessen. 109 Knapp 100 µs nach dem Einschalten erreicht die Energieverteilung einen stationären Zustand. Die stationäre Energieverteilung ist nahezu monochromatisch und bei etwa 15 eV lokalisiert. Diese Gestalt ist typisch für induktiv gekoppelte Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung. Zur Zeit t=500 µs wird die HF abgeschalten, innerhalb von etwa 20 µs verschiebt sich der Energiepeak zu Werten kleiner als 2 eV. Einige Mikrosekunden lang ist die Verteilung nicht mehr monochromatisch, sondern stark verbreitert. Abhängig von ihrer Position in der Randschicht zum Zeitpunkt des Abschaltens, erhalten die Ionen unterschiedliche Energien. Ionen, welche sich zum Zeitpunkt des Abschalten am Beginn der Randschicht befinden, haben vor dem Abschalten noch keine kinetische Energie aus der Randschichtpotentialdifferenz erhalten, sie erreichen nach dem Abschalten mit geringer Energie78 die Wand. Ionen, welche zum Zeitpunkt des Abschaltens die Randschicht nahezu komplett durchlaufen haben, werden mit Energien registriert, welche diejenigen des stationären Zustandes erreichen. Weiterhin beobachtbar ist ein Absinken des Ionenstromes im Afterglow. Der Strom sinkt jedoch deutlich langsamer als die Energie. 140000 120000 100000 80000 Ionenstrom [a.u.] 160000 60000 Z ei 0 200 400 600 800 40000 20000 t [µs ] 1000 25 20 15 ne Ionene 30 10 5 0 ] rgie [eV Abbildung 5.104: Zeitliche Änderung der Ionenenstromergieverteilungfunktion eines gepulsten Ar-Plasmas Die zeit- und energieaufgelöste Ionenstromverteilungsfunktion v(t ) f ( E , t ) beinhaltet eine Fülle von Informationen. Technologisch relevant sind hauptsächlich die Ionenstromdichte j(t) und die mittlere Energie E (t): ∞ j (t ) = ∫ v(t ) f ( E , t )dE (5.43) 0 78 Die Ionen treten mit einer Energie von etwa kTe/2 in die Randschicht ein. 110 ∞ ∫ E ⋅ f ( E, t )dE E (t ) = 0 ∞ (5.44) ∫ f ( E , t )dE 0 Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden in den nachfolgenden Untersuchungen einzig und allein diese beiden Größen diskutiert. 5.2.5.1 Edelgas-Plasmen (He/Ar/Kr) Abbildung 5.105 zeigt zeitaufgelöste Ionenflüsse aus verschiedenen Edelgas-Plasmen. Nach dem Einschalten ist bei allen Plasmen ein sehr schnelles Ansteigen des Ionenflusses zu erkennen. Dieser Anstieg ist viel schneller als der mit der Langmuirsonde bestimmte Anstieg der Elektronendichten (Kap.5.1.3.1). Es ist daher ein rasanter Anstieg der Ionenenergie und somit der Geschwindigkeit am Beginn des Pulses zu erwarten. Abbildung 5.106 bestätigt diese Erwartung. Der Anstieg des Heliumionenstromes geschieht in 2 Phasen. Dies könnte auf Ionisation aus dem Grundzustand, sowie aus metastabilen Niveaus hindeuten, welche erst später die nötigen Besetzungsdichten aufweisen. Damit erreicht der Ionenstrom beim Heliumplasma erst viel später einen stationären Zustand. Bei den anderen Edelgasplasmen mit viel niedrigeren Ionisationsenergien sollte dieser Zweistufenprozeß deutlich schwächer ausgeprägt sein. Zum Zeitpunkt des Abschaltens ist ein schmaler Peak im Ionenstrom zu sehen, dessen Ursache ist bei den zeitaufgelösten Langmuirsondenmessungen (Kap. 5.1.3.1) diskutiert. Im Afterglow fallen die Ionenströme unterschiedlich schnell. Der Abfall des Helium-Ionenstromes sowie des Stromes aus dem Argon-Plasma bei 1 Pa ist eher moderat, verglichen mit den anderen Plasmen und spiegelt das Verhalten der Ionenenergien und damit Geschwindigkeiten (Abbildung 5.106) wider. Der langsame Abfall des Heliumionenstromes unterstützt die obige These eines Zweistufenprozesses. Die Ionenströme der verschiedenen Spezies sind untereinander im Absolutwert nicht vergleichbar, da in der Darstellung die unterschiedliche Transmission des Plasmamonitors für verschiedene Ionenmassen nicht berücksichtigt ist. 111 6 10 Ionenstrom [a.u.] 5 10 4 10 3 10 Ar 1 Pa 100 W Ar 3 Pa 100 W Ar 10 Pa 100 W He 10 Pa 500 W Kr 3 Pa 100 W 2 10 1 10 0 10 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.105: Zeitaufgelöste Ionenflüsse aus verschiedenen Edelgas-Plasmen 22 Mittlere Ionenenergie [eV] 20 18 16 14 Ar 1 Pa 100 W Ar 3 Pa 100 W Ar 10 Pa 100 W He 10 Pa 500 W Kr 3 Pa 100 W 12 10 8 6 4 2 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.106: Zeitaufgelöste Ionenenergien in verschiedenen Edelgas-Plasmen Die Ionenenergien (Abbildung 5.106) weisen alle ein mehr oder weniger ausgeprägtes Überschwingen nach dem Einschalten aus. Dies ist bedingt durch einen Peak im Plasmapotential (Kap. 5.1.3.1). Der Peak in der Ionenenergie ist für kleinere Massen stärker ausgeprägt. Nach dem Abschalten fällt das Plasmapotential und somit die Ionenenergie innerhalb weniger µs sehr steil ab. Erst im späten Afterglow ist der Einfluß der sinkenden Ladungsträgerdichten sichtbar. Beim Krypton und Argon ist bei Drücken ab 3 Pa eine Auswertung der mittleren Energie nur für wenige 10 µs möglich. Hier fallen die Ionenströme derart rasant, daß nicht mehr genug Teilchen für eine ausreichende Statistik vorhanden sind. Von einer Erhöhung der Sammelzeit um mehrere Größenordnungen wurde hier abgesehen. 112 5.2.5.2 Wasserstoff-Plasma Die zeitaufgelösten Ionenflüsse aus einem gepulsten Wasserstoffplasma bei 10 Pa und 1 kW zeigt Abbildung 5.107. Es sind die Flüsse der 3 positiven Ionen H+, H2+ und H3+ sowie der negativen H-Ionen dargestellt. Auffallend ist, daß während des Pulses negative Ionen registriert werden. Diese Ionen entstehen durch Ionenbeschuß der Wand nahe der Eintrittsblende des Plasmamonitors oder aber unmittelbar vor der Wand. Negative Ionen, welche im Plasmabulk oder weiter von der Wand entfernt, in der Randschicht gebildet werden, sind durch das Plasmapotential eingesperrt und können das Plasma nicht verlassen. Nach dem Abschalten verschwindet der H--Ionenfluß innerhalb von wenigen µs. Auch dies ist ein Indiz dafür, daß die im Puls detektierten negativen Ionen nicht aus dem Plasmabulk stammen. Vielmehr werden unter den gewählten Bedingungen so gut wie keine negativen Ionen im Plasma selbst gebildet. Im Abklingen der positiven Spezies sind 2 Zeitkonstanten erkennbar. Die erste schnelle Zeitkonstante ist durch den schnellen Zusammenbruch des Plasmapotentials erklärbar. Erst die 2. langsamere Zeitkonstante zeigt das Absinken der Ladungsträgerdichten. Die instabilen H2+-Ionen sind etwa 50 µs lang nach dem Abschalten noch nachweisbar. Die Spezies H+ und H3+ sind fast 200 µs im Afterglow sichtbar. 7 10 6 Ionenstrom [a.u.] 10 5 10 - H + H + H2 4 10 3 10 + H3 2 10 1 10 0 10 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.107: Zeitaufgelöste Ionenflüsse aus einem H2-Plasma bei 10 Pa 1000 W Das zeitliche Verhalten der Ionenenergien ist in Abbildung 5.108 gezeigt. Alle Spezies zeigen den zu erwartenden Peak kurz nach dem Einschalten, auch die H--Ionen. Diese werden natürlich nicht direkt durch den Peak im Plasmapotential beschleunigt, sondern die hochenergetischen positiven Ionen treffen auf die Wand und erzeugen die nachgewiesenen H--Ionen. Die kinetische Energie der positiven Ionen überträgt sich zumindest zum Teil auf die negativen Ionen. Der Abfall der Energien im Afterglow des Wasserstoff-Plasmas ist extrem schnell. 113 Mittlere Ionenenergie [eV] 25 20 - H + H + H2 15 + H3 10 5 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.108: Zeitaufgelöste Ionenenergien in einem H2-Plasma bei 10 Pa 1000 W 5.2.5.3 Ar/H2-Plasma Die Ionenflüsse aus einem Argon-Wasserstoff-Plasma (Abbildung 5.109) unterscheiden sich signifikant von denen eines reinen Wasserstoff-Plasmas (Abbildung 5.107). Die Anzahl der vorkommenden Spezies erhöht sich von 4 auf 6. Die nur in geringeren Dichten vorkommenden Ar2+Ionen wurden aufgrund der geringen Zählraten nicht erfaßt und diskutiert. Die Anstiegszeiten der Flüsse sind länger als beim Wasserstoff-Plasma. Nur der H3+-Ionenfluss steigt zuerst rasant an um dann nach einem schmalen Peak mit einer langsameren Anstiegsrate den stationären Zustand zu erreichen. Während des Pulses sind auch hier H--Ionen nachweisbar. Nach dem Abschalten steigt der Fluß der negativen Wasserstoffionen an um dann nach Erreichen eines Maximums wieder abzuklingen. Die Abklingzeitkonstante liegt hier in der Größenordnung derer der positiven Wasserstoffionen. Die Bildung von H--Ionen ist meist ein zweistufiger Prozeß [52]. Zuerst werden bei hohen Elektronenenergien Wasserstoffmoleküle vibratorisch angeregt: e + H 2 (ν 1 ) → e + H 2 (ν 2 > ν 1) (5.45) Anschließend ist eine Zeit oder ein Bereich mit kalten Elektronen nötig um mittels dissoziativen Attachements H--Ionen zu erzeugen: e + H 2 (ν ≥ 4) → H + H − (5.46) 114 6 10 - H + H + H2 5 Ionenstrom [a.u.] 10 + H3 4 10 + Ar + ArH 3 10 2 10 1 10 0 10 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.109: Zeitaufgelöste Ionenflüsse aus einem Ar/H2(10%)-Plasma bei 3 Pa 100 W Da im reinen Wasserstoffplasma keine negativen Ionen im Afterglow nachweisbar waren, liegt die Vermutung nahe, daß dort zu wenig vibratorisch angeregter Wasserstoff produziert wird. In ArgonWasserstoff-Plasmen könnte ein Energieübertrag von metastabilen Argonniveaus den vibratorisch angeregten Wasserstoff produzieren. Die schwereren Ar+- und ArH+- Ionenflüsse fallen deutlich rascher ab als das bei den leichten Spezies der Fall ist. Mittlere Ionenenergie [eV] 18 16 - H + H + H2 14 12 + H3 10 8 6 4 2 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.110: Zeitaufgelöste Ionenenergien in einem Ar/H2(10%)-Plasma bei 3 Pa 100 W Der zeitliche Verlauf der Ionenenergien der Wasserstoffspezies ist in Abbildung 5.110 dargestellt. Die zeitliche Entwicklung der Energien der schweren Spezies ist nicht im Diagramm enthalten, da die niedrigen Zählraten im Afterglow hier keine Bestimmung der mittleren Energie mehr zulassen. 115 Auffallend im Afterglow sind Energiepeaks der Spezies H+ und H2+. Diese Peaks treten zur Zeit des Maximums im H--Ionenflusses auf. Vermutlich werden durch die folgende Reaktion mit hohem Ratenkoeffizient [51] schnelle Neutralteilchen erzeugt: H − + H 3+ → 2 H + H 2 (5.47) Diese werden dann anschließend durch Elektronenstoß oder Ladungsaustausch ionisiert und führen so zu den beobachteten Energiepeaks. 5.2.5.4 H--Ionenflüsse aus verschiedenen Ar/H2-Mischgasplasmen Um Erkenntnisse zu gewinnen, wie externe Prozeßparameter die Ströme negativer Ionen beeinflussen, wurde eine Parameterstudie durchgeführt, in der Druck, Leistung und Gaszusammensetzung variiert wurden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in Abbildung 5.111 gezeigt. Es wurde eine absolute Kalibrierung der Ionenstromdichte durchgeführt (vgl. 5.2.2). Ein Wert von 105 a.u. entspricht hier einer Ionenstromdichte von 14,3 mA/m2. Mit steigender Leistung nimmt zwar die H--Ionenstromdichte zum Zeitpunkt des Maximums zu, jedoch fällt diese nach dem Maximum um so schneller, je höher die Leistung ist. Dies wiederum wirkt sich ungünstig auf die Gesamtausbeute an H- pro Puls aus. Der wesentliche Parameter, welcher sich mit der Leistung ändert, ist die Elektronendichte. Der schnelle Abfall des H--Ionenstromes scheint durch die Elektronendichte bedingt zu sein. Auch mit steigendem Druck steigt der Maximalwert der Stromdichte, die Abfallszeitkonstanten ändern sich jedoch nur geringfügig. Den im untersuchten Parameterraum größten Einfluß auf die Erzeugung von H--Ionen hat die Zusammensetzung des Prozeßgases. Eine geringfügige Absenkung des Wasserstoffanteiles von 10 % auf 2 % bewirkt einen Anstieg des Ionenstromes um eine Dekade. Das Abklingverhalten bleibt hierdurch nahezu unbeeinflußt, tendenziell erfolgt ein geringfügig langsameres Abklingen. 7 10 Ionenstrom [a.u.] 6 10 H2 5 10 2% H2 500 W 4 10 100 W 3 10 2 10 1000 W Druck Leistung 100% 10 Pa 1000 W 10% 1 Pa 100 W 10% 1 Pa 1000 W 2% 3 Pa 100 W 10% 3 Pa 100 W 10% 3 Pa 500 W 10% 3 Pa 1000 W 10% 10 Pa 100 W 10% 10 Pa 1000 W 10% 30 Pa 1000 W 1 10 0 10 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [µs] Abbildung 5.111: Zeitaufgelöste H--Ionenflüsse aus verschiedenen Plasmen 116 5.2.5.5 Zeitkonstanten Die massenspektrometrischen Untersuchungen an gepulsten Plasmen erlauben natürlich auch die quantitative Angabe der Anstiegs- und Abfallszeitkonstanten. Sollen diese Zeiten zur Basis e ausgedrückt werden, so müssen diese noch durch ln 10≈2,3 dividiert werden. Die beim Pulsbeginn auftretenden Zeitkonstanten sind in Tabelle 5.9 aufgelistet. Die Afterglowzeitkonstanten nach Pulsende sind in Tabelle 5.10 zu finden. Bei der Parameterstudie über negative Ionen wurden nur die Zeitkonstanten der H-Ionenflüße im Afterglow ausgewertet. Die Zeitkonstanten des Einschaltvorganges bei den Edelgasplasmen korrelieren gut mit den Ergebnissen der Sondenmessung (Kap. 5.1.3.4). Die Zeitkonstanten τj1 liegen in der gleichen Größenordnung wie die Anstiegszeitkonstanten der Portentiale und Elektronenenergien aus den Sondenmessungen. Aus der Reihe fällt hier der der Wert für Krypton. Die 2. Anstiegszeitkonstante τj2 beim Argon bei 1 Pa ist identisch mit der des Anstieges der Elektronendichte. Beim Helium ist τj2 unerwartet hoch. Die Zeitkonstanten des Anstieges τE1 der Ionenenergien decken sich im Rahmen der Meßgenauigkeit mit den Ergebnissen für die Elektronenenergien und Potentialen aus den Sondenmessungen. Die 2. Zeitkonstante τE2 für den Anstieg der Ionenenergien ist etwa zwei bis 3 mal größer als die Anstiegszeitkonstante der Elektronendichte. Der zugrundeliegende Mechanismus für den Anstieg der mittleren Ionenenergie dürfte daher die Erzeugung von Ionen geigneter Energie sein, und nicht eine Beschleunigung vorhandener Ionen. Beim Wasserstoffplasma liegt τj3 in der Größenordnung der Anstiegsteitkonstanten der Elektronendichte, leider liegen hier von den Sondenmessungen keine Werte für die Zeitkonstanten der Elektronenenergie und Potentiale vor79. Bei den Ar/H2 Plasmen erfolgte eine Auswertung der zeitaufgelösten Massenspektroskopie des Einschaltvorganges nur für einen H-Anteil von 10 % und bei einer Leistung von 100W. Gas Ar Ar Ar He Kr H2 “ “ Ar/H2(10%) “ “ “ “ “ Masse [amu] 40+ 40+ 40+ 4+ 84+ 1+ 2+ 3+ 11+ 2+ 3+ 40+ 41+ Druck [Pa] 1 3 10 10 3 10 10 10 3 3 3 3 3 3 Leistung [W] 100 100 100 500 100 1000 1000 1000 100 100 100 100 100 100 τj1 [µs] 8,5 1,43 1,46 7,4 1,9 (1,5) (0,37) (0,8) - τj2 [µs] 45,8 106 2,5 2,9 0,93 2,9 1,3 1,1 3,5 2,3 τj3 [µs] - τE1 [µs] 6,9 7,86 7,9 30 3,5 11,37 26,5 28,44 22,16 23,5 23,44 2,2 28,1 16,8 33,1 21,7 - τE2 [µs] 257,7 256 375,9 71,58 5,6 3,2 2,7 - τE3 [µs] 50,2 59,3 55,6 50,3 29,9 Tabelle 5.9: Einschaltzeitkonstanten; ermittelt durch Massen- und Energiespektroskopie 117 Die Zeitkonstanten aus den Sondenmessungen für Dichte, Potentiale und Elektronenenergie von etwa 20 µs finden sich in etwa in den Werten des Ionenflusses τj3 der verschiedenen Ionensorten wieder. Auffällig ist hierbei, daß sich die Anstiegszeitkonstante der Elektronendichte nahezu identisch in der Anstiegszeitkonstanten der Ar+-Ionen abbildet. Die Anstiegszeitkonstanten des Ar/N2-Plasmas sind ähnlich denen des Ar/H2-Plasmas. Gas Ar Ar Ar He Kr H2 “ “ “ Ar/H2(2%) Ar/H2(10%) Ar/H2(10%) “ “ “ “ “ Ar/H2(10%) Ar/H2(10%) Ar/H2(10%) Ar/H2(10%) Ar/H2(10%) Ar/H2(10%) Masse [amu] 40+ 40+ 40+ 4+ 84+ 11+ 2+ 3+ 1111+ 2+ 3+ 40+ 41+ 111111- Druck [Pa] 1 3 10 10 3 10 10 10 10 3 1 3 3 3 3 3 3 10 3 1 3 10 30 Leistung [W] 100 100 100 500 100 1000 1000 1000 1000 100 100 100 100 100 100 100 100 100 500 1000 1000 1000 1000 τj1 [µs] 68.9 7.68 7.4 228 15.8 1.2 5.6 3.3 17.12 349.7 415 273.8 17.43 18.01 20.3 4.76 4.9 1002 60.5 30.2 25.7 22.6 27.3 τj2 [µs] 743 163.2 191.7 182 29.1 72.25 69.5 67.65 793.7 274 176.6 153.37 251.8 143.8 53.8 297.6 62.5 89.6 78 117.2 τE1 [µs] 18,48 13,4 14,65 11,66 23,9 <2 <2 <2 <2 63* 25 18,3 5,9 6,9 6,3 - τE2 [µs] 9,5 6,7 - τE3 [µs] 6,9 11,2 - Tabelle 5.10: Afterglowzeitkonstanten, ermittelt durch Massen- und Energiespektroskopie Eine Übersicht der Zeitkonstanten des Abfalls von Ionenflüssen und –energien im Afterglow sind Tabelle 5.10 aufgelistet. Bei der Auswertung der Zeitkonstanten ist zu berücksichtigen, daß bei vielen Messungen die Ionenflüsse und insbesondere die –energien nicht beliebig lange im Afterglow beobachtbar sind, da die Messsignale teilweise sehr schnell im Rauschen verschwinden. Eine Zuordnung der beobachtbaren Zeitkonstanten ist daher schwierig und es sind ggf. nur ein Teil der zugrundeliegenden Prozesse sichtbar. Der Abfall des Ionenflusses zeigt bei den meisten Plasmen zwei Zeitkonstanten τj1 und τj2. Die erstere ist bedingt durch den schnellen Zusammenbruch des Plasmapotentials und der Ionenenergie. Die zweite Zeitkonstante kommt durch den Dichteabfall im Plasma zustande. Eine Ausnahme bildet das Helium, hier is τj1>τj2. Vermutlich ist hier in beiden Zeitkonstanten der Dichteabfall zu beobachten. Das Plasmapotential fällt hier extrem schnell ab (Kap. 5.1.3.4). 79 Ein zu schneller Anstieg und Störungen bei den Sondenmessungen erlaubten keine Auswertung. 118 Die Energie (Zeitkonstante τE1) fällt etwas schneller ab als beim Argon, dies ist konsistent zum schnelleren Abfall der Potentiale im He-Plasma (Kap. 5.1.3.4). Die Zeitkonstante τj1 beim 1 Pa Ar-Plasma ist vermutlich auch durch den Dichteabfall bedingt, da dieser Wert zu hoch ist um ihn alleinig durch den Zusammenbruch der Potentiale erklären zu können. Für das untersuchte Kr-Plasma sind die niedrigen beobachteten Zeitkonstanten τj1 und τj2 des Dichteabfalls ähnlich den Zeikonstanten des Abklingens der Potentiale (Kap. 5.1.3.4). Konsistent hierzu ist ein ähnlicher Wert für die Zeitkonstante des Abklingen der Ionenenergie τE1. Beim Wasserstoff-Plasma liegen die Zeitkonstante des Dichteabfalles τj2 für alle untersuchten Ionen in etwa beim Wert der Zeitkonstante des Elektronendichteabfalles (Kap. 5.1.3.4). Die insgesamt niedrigeren Werte von τj1 ergeben sich durch den Zusammenbruch der Potentiale. Das Steigen der Werte mit der Ionenmasse kommt durch Transportprozesse zustande. Die positiven Ionen in den Argon/Wasserstoff-Plasmen wurden nur bei 3 Pa und 100W vermessen, das Zeitverhalten der H—Ionenflüsse ist schon in Kap. 5.2.5.4 diskutiert. 119 5.3 Emissionsspektroskopie 5.3.1 Neutralgastemperatur In den in dieser Arbeit untersuchten Kohlenwasserstoffplasmen finden Umwandlungen zwischen neutralen Spezies im wesentlichen durch thermisch bedingte Prozesse statt. Um diese Prozesse zu beschreiben, ist es daher nötigt, die Neutralgas- bzw. Schwerteilchentemperatur zu kennen. Deren experimentelle Ermittlung ist deutlich aufwendiger als dies der Fall für die Elektronentemperatur (Kap. 5.1.1) ist. Eine Meßmethode, welche auf der Einbringung von Sensoren in das Plasma beruht, wird zumeist keine korrekten Ergebnisse liefern. Einerseits können die Werte durch den Wärmefluß über den Sensor nach außen, oder auch durch eine schlechte thermische Kopplung an das Plasmagas zu niedrig ausfallen. Ebenso sind falsche, überhöhte Werte durch den Ionenfluß auf jegliche Wand denkbar, die ebenso von einem Sensor erfasst werden. Dieser Ionenfluß führt dem Sensor kinetische Energie und Rekombinationsenergie zu. Des weiteren ist generell ein Betrieb von elektrischen Sensoren innerhalb des Plasmas mit seinen starken elektromagnetischen Wechselfeldern problematisch. Einzig erfolgversprechend sind daher nichtinvasive Methoden, wie etwa die Analyse des vom Plasma emittierten Lichtes. 5.3.1.1 Rotationsbanden Energieniveaus in Molekülen sind nicht nur durch den quantenmechanischen Zustand der Hüllenelektronen bestimmt (Nomenklatur: X,A,B,C...,a,b,c...), sondern hängen noch von weiteren Quantenzahlen ab, welche den vibratorischen (Quantenzahl ν) und rotatorischen (Quantenzahl J) Zustand des Moleküls beschreiben [25]. Die Energie80 T (Einheit cm-1) eines Niveaus setzt sich zusammen aus dem elektronischen Anteil Te, dem vibratorischen Anteil G(ν) und dem rotatorischen Anteil Fν(J)81: T=Te+G(ν)+Fν(J) (5.48) Der vibratorische Anteil, welcher nur von der Quantenzahl ν abhängig ist , kann mittels der Nullpunktsenergie ωe/2 und den Anharmonizitätskonstannten xe und ye beschrieben werden durch: G(ν)=ωe(ν+1/2)-ωexe(ν+1/2)2+ωeye(ν+1/2)3-... (5.49) Für die meisten Anwendungen ist eine Entwicklung bis zur 2. oder 3. Ordnung ausreichend. 80 In der Literatur zur Molekülspektoskopie übliches Symbol [Herz]. Achtung hier besteht Verwechslungsgefahr mit dem Symbol für die Temperatur. 120 Die Entwicklung des rotatorischen Anteils für einen nicht starren Rotator Rotationskonstannten Bν und Dν (abhängig von der Vibrationsquantenzahl ν) lautet: Fν(J)=BνJ(J+1)-DνJ(J+1)2+... mit den (5.50) Auch hier ist eine Entwicklung bis zur 2. Ordnung meist ausreichend. Die Molekülkonstanten ωe, ωexe, ωeye, sowie die Rotationskonstannten Bν, Dν sind beispielsweise in [53] veröffentlicht. Ebenso sind die Rotationskonstanten mit dem folgendem Formelsatz aus den in [25] veröffentlichten Molekülkonstanten errechenbar: Bν=Be-αe(ν+1/2)+... (5.51) Dν=De+βe(ν+1/2)+... (5.52) De = 4 Be 3 (5.53) ωe2 8ωxe 5α e α e2ωe β e = De − − Be 24 Be3 ωe (5.54) Die Lichtintensität I, welche bei einem Übergang zwischen zwei Molekülniveaus entsteht, ist proportional zum Einsteinkoeffizienten A sowie zur Besetzungszahl N des oberen Niveaus. Der rotationsabhängige Anteil der Übergangswahrscheinlichkeit wird oft auch als Höhnel-London Faktor SJ’J“ bezeichnet. Für festgelegte Übergänge sind diese Faktoren aus der Literatur zu entnehmen ([54][25]). Die Vermessung des Intensitätsprofiles einer Molekülrotationsbande (bei einem ausgewählten elektronischen und vibratorischen Übergang) erlaubt daher die Bestimmung der Besetzungsdichte des oberen elektronischen Niveaus, abhängig von der Rotationsquantenzahl. Unter Anwendung des Frank-Condon-Prinzipes82 kann man nun Rotationsbanden benutzen, um Gastemperaturen im Plasma zu messen. Die rotatorischen Zustände im elektronischen Grundzustand werden durch die Stöße der Gasmoleküle untereinander besetzt und befinden sich im thermischen Gleichgewicht. Die Besetzung83 N ist daher proportional zu dem Produkt aus Boltzmannfaktor und statistischem Gewicht: N ∝ (2 J + 1)e E(J ) k B Trot (5.55) Im Plasma werden die Elektronen im Grundzustand durch Elektronenstöße in ein angeregtes Niveau angehoben. Dies kann sich unter Strahlungsemission abregen und ist daher durch Emissionspektroskopie erst beobachtbar. 81 Die Energieaufspaltung von Multipletts ist hier vernachlässigt. Die Anregung des elektronischen Niveaus verändert nicht die Rotationsbesetzung, insbesondere wenn die Rotationskonstante im angeregten elektronischen Zustandes ähnlich der des Grundzustandes ist [55]. 82 121 Der elektronische Anregungsstoß verändert nur die elektronischen Quantenzahlen, jedoch nicht die Rotationsverteilung. Die Rotationsverteilung im angeregten Niveau gibt daher die Rotationsverteilung im Grundzustand wieder. Damit diese ermittelte Rotationstemperatur tatsächlich die Gastemperatur wiedergibt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein: Das ausgewählte Molekül muß im Trägergas enthalten sein und darf nicht auch durch Dissoziation im Plasma entstehen, da Dissoziationsprozesse neben dem elektronischen und vibratorischen Zustand auch die rotatorischen Zustände umbesetzen können. Die Rotationskonstanten müssen im angeregten Zustand und im Grundzustand identisch sein, ansonsten muß ein Energiekorrekturfaktor eingeführt werden. Ferner darf kein Anregungsübertrag (Stöße 2. Art) von anderen angeregten Spezies erfolgen. Anhand dieser Bedingungen wurde Stickstoff als Diagnosegas ausgewählt. Zu beachten ist hierbei, daß eine Anregungsübertragung von Ar* auf N2, ebenso möglich ist wie von He* auf das N2+ Ion, da in beiden Fällen die metastabilen Niveaus geeignete Energien besitzen. Für die praktische Ausführung der Gastemperaturbestimmung kommt erschwerend hinzu, daß bei üblichen Spektrometern die einzelnen Rotationslinien nicht aufgelöst werden können. Es wurde daher folgendes Vorgehen gewählt: Zu verschiedenen Gastemperaturen werden die Maxwellverteilungen unter Berücksichtigung des statistischen Gewichtes errechnet. Diese Verteilungen werden bei den errechneten Energiedifferenzen mit den zugehörigen Höhnl-London-Faktoren multipliziert. Nach Faltung mit dem Apparateprofil84 des Spektrometers erhält man simulierte Rotationsspektren. Diese Spektren werden mit den Messungen verglichen. Die Zuordnung liefert die Rotationstemperatur. N2- Bande C3Πu-B3Πg 0-2 380.49 nm Abbildung 5.112 zeigt die mit dem oben beschriebenen Verfahren errechneten Rotationsbanden für verschiedene Temperaturen. Simuliert wurden die Spektren für den Übergang C3Π-B3Π 0-2 des neutralen Stickstoffmoleküls85. Die Spektren wurden auf die Intensität des Bandenkopfes bei 380,49 nm normiert. Zur korrekten Modellierung der Messungen muß hier die Triplettaufspaltung berücksichtigt werden. Im Vergleich hierzu ist die gemessene Rotationsbande eines Ar/N2(10:1) Plasmas bei 1Pa und 1200 W dargestellt. Ein Vergleich mit den simulierten Banden erlaubt die Bestimmung einer Rotationstemperatur von ca. 1050 K. Es sei darauf hingewiesen, daß Anregungsübertrag durch Ar* auf das N2 Molekühl und damit überhöhte Rotationstemperaturen zu erwarten sind. 83 Sind die Rotationslinien getrennt auflösbar, liefern die Intensitäten geteilt durch (2J+1) über der Energie aufgetragen in logarithmischer Skala eine Gerade, deren Steigung ein Maß für die Elektronentempertur ist. 84 Bei dem benutzten 1m Spektrometer ist das Geräteprofil der einzige relevante Verbreiterungsmechanismus. Angenommen wurde ein gaußförmiges Geräteprofil mit 110 pm Halbwertsbreite. 85 Die gemessenen Spektren des Vibrationsüberganges 0-0 sind gestört und daher nicht zur Temperaturbestimmung geeignet. 122 1,1 1,1 1,0 Intensität [a.u.] 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 1,0 Experiment Ar 1 Pa 1200 W Simulation 700 K Simulation 850 K Simulation 950 K Simulation 1000 K Simulation 1050 K Simulation 1150 K Simulation 1300 K 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,4 0,3 0,3 0,2 0,2 0,1 0,1 0,0 377,6 378,0 378,4 378,8 379,2 379,6 380,0 380,4 Wellenlänge [nm] Abbildung 5.112: Errechnete und gemessene N2 Rotationsbanden (C3Π-B3Π 0-2 bei 380.49 nm) Abbildung 5.113 zeigt die Leistungsabhängigkeit der N2 Rotationstemperatur bei verschiedenen Drücken. Deutlich erkennbar ist ein Anstieg der Temperatur sowohl mit der Leistung als auch mit dem Druck auf Werte bis zu 2800 K. Eine Druckerhöhung bewirkt einen deutlich stärkeren Anstieg der Temperatur als eine Leistungserhöhung. Die gleichen Temperaturdaten dargestellt über dem Druck sind in Abbildung 5.114 gezeigt. Der Scharparameter ist hier die Leistung. Die wirkliche Gastemperatur liegt aufgrund des oben erwähnten Anregungsübertrages unterhalb der Rotationstemperaturen. Messungen an stationären Plasmen bei zwei verschiedenen Wandtemperaturen ergaben, daß die Differenz der Rotationstemperaturen in etwa der Differenz der Wandtemperaturen entspricht. Zeitaufgelöse Rotationsspektren, gemessen an einem gepulsten Plasma (1 kHz, 50 % d.c.), zeigten nur innerhalb von einigen 10 µs nach dem Einschalten eine zeitliche Änderung. Diese Änderung wird jedoch durch die zeitliche Änderung von Elektronendichte und –temperatur bewirkt. Die Gastemperatur bleibt innerhalb der Pulse nahezu unverändert und wird im Wesentlichen durch den gemittelten Energieeintrag in Wand und Plasmavolumen bestimmt. 123 Temperatur [K] 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 0.3 Pa 1 Pa 3 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 300 Pa 422 Pa 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Temperatur [K] Abbildung 5.113: Leistungsabhängigkeit der N2 Rotationstemperaturen in Ar/N2 (10:1) Plasmen bei verschiedenen Drücken 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 0,1 300W 400W 500W 600W 800W 1000W 1200W 1400W 1600W 1 10 100 Druck [Pa] Abbildung 5.114: Druckabhängigkeit der N2 Rotationstemperaturen in Ar/N2 (10:1)-Plasmen bei verschiedenen Leistungen 124 N2+-Bande B2Σ+u- X2Σ+g- 0-0 391.44 nm Temperatur [K] Um eine durch Anregungsübertrag unbeeinflußte Temperaturmessung zu erhalten, wurden für alle Plasmabedingungen ebenso Rotationsbanden des N2+ Ions bei 391.44 nm ausgewertet (Übergang: B2Σ+u- - X2Σ+g- 0-0). Aufgrund der anderen elektronischen Energieabstände des Ions kann es hier zu keinem Energieübertrag von angeregten Argon-Atomen kommen86. Bei der Simulation der Banden wurde die Doublettaufspaltung vernachlässigt. Zur korrekten Wiedergabe der gemessenen Daten muß jedoch die Wechselwirkung mit dem Kernspin des N2+ Ions berücksichtigt werden. Dies ergibt einen zusätzlichen Faktor 2 in den Übergangswahrscheinlichkeiten, falls die untere Rotationsquantenzahl geradzahlig ist. Durch den geringen Ionisationsgrad der untersuchten Plasmen ist das N2+ Licht wesentlich schwächer in der Intensität. Dies bedingt einen schlechteren Signalrauschabstand und erschwert eine korrekte Auswertung. Ebenso ist das Ionenspektrum überlagert von Atomlinien und auch einer Bande des N2 Moleküls bei 389.46 nm (3-6). Abbildung 5.115 und Abbildung 5.116 zeigen nun die Auswertung der N2+-Rotationstemperaturen für Leistungs- und Druckvariationen. Die Temperaturen steigen mit der zugeführten HF-Leistung sowie mit dem Druck. Erwartungsgemäß sind die Absolutwerte geringer als die der Molekülrotationstemperaturen. Unter Bedingungen, die ähnlich dem Diamantscheidungsplasma sind, beträgt die Temperatur in etwa 2200 K. 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 0.3Pa 1Pa 3Pa 10Pa 30Pa 100Pa 300Pa 422Pa 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Abbildung 5.115: Leistungsabhängigkeit der N2+-Rotationstemperaturen in Ar/N2 (10:1)-Plasmen bei verschiedenen Drücken 86 Anregungsübertrag gibt es beim N2+ Ion bei Plasmen, die Helium enthalten. 125 2400 300W 400W 500W 600W 800W 1000W 1200W 1400W 1600W 2200 Temperatur [K] 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 0,1 1 10 100 Druck [Pa] Abbildung 5.116: Druckabhängigkeit der N2+-Rotationstemperaturen in Ar/N2 (10:1) Plasmen bei verschiedenen Leistungen 5.3.1.2 Neutralteilchentemperatur aus Linienprofilen Ein andere spektroskopische Methode zur Bestimmung der Schwerteilchentemperatur ist die Auswertung atomarer Linienprofile. Haben angeregte Atome eine Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung der Temperatur T, erzeugt der Dopplereffekt ein gaußförmiges Linienprofil87 in Wellenlängendarstellung88: − I G (λ ) = I 0 e mc 2 ( λ 0 − λ ) 2 2 k B T λ 20 (5.56) λ0 ist hierbei die Zentralwellenlänge der Emissionslinie (Intensitätsmaximum), m ist die Teilchenmasse des Emitters, kB die Boltzmannkonstante und c die Lichtgeschwindigkeit. Die Halbwertsbreite dieses Profils ist bestimmt durch die Gastemperatur T: λ1D/ 2 = 2λ0 c 2 k BT T /K ln 2 ≈ 7.16 × 10− 7 λ0 / nm m m / amu (5.57) 87 Die natürliche Linienbreite, welche durch die Lebensdauer des oberen Niveaus bestimmt wird, kann vernachlässigt werden. Auch der Starkeffekt ist unter den gewählten Plasmabedingungen vernachlässigbar. 88 In der Literatur findet man auch oft ein Gaußprofil in Frequenz oder Wellenzahldarstellung. Dies gilt jedoch nur näherungsweise für ν≈ν0. Die Halbwertsbreiten sind jedoch so gering, daß dies gut erfüllt ist. 126 Ebenso berücksichtigt werden muß die Stoßverbreiterung. Sie erzeugt im Frequenzraum ein LorentzProfil lokalisiert um die Mittenkreisfrequenz ω0, welches abhängig von der Stoßfrequenz γ ist: 1 (ω − ω 0 ) 2 + γ 2 I L (ω ) = I 0 (5.58) Die Halbwertsbreite ergibt sich aus der Teilchendichte n, dem Wirkungsquerschnitt für Stöße Q und der mittleren Geschwindigkeit der Teilchen und ist identisch mit der doppelten Stoßfrequenz 2γ: ω1L/ 2 = 2γ = 2nQv (5.59) Mit ω = 2πc / λ und λ ≈ λ0 erhält man ebenfalls ein Lorentz-Profil im Wellenlängenraum: I L (λ ) = I 0 1 (λ − λ 0 ) 2 + γ ′ 2 (5.60) Die Halbwertsbreite ist hier: λ1L/ 2 = 2γ ′ = 2nQv λ0 2πc (5.61) Die Faltung von Gauß- und Lorenzprofil ist definiert als das Voigt-Profil: ∞ I V (λ ) = ∫I L (λ − λ ′) I G (λ ′)dλ ′ (5.62) −∞ Zur Temperaturbestimmung wird nun ein Voigt-Profil an die gemessenen Daten angefittet. Aus der Halbwertsbreite des beinhalteten Gaußprofils kann die Temperatur errechnet werden. Erste Versuche einer Gastemperaturbestimmung wurden an dem Licht der Hα- und Hβ-Linie des atomaren Wasserstoffs durchgeführt. Diese Wahl war jedoch für eine Temperaturbestimmung an den untersuchten Plasmen aus folgenden Gründen ungeeignet: Es wurde eine Simulation der zu erwartenden Linienprofile unter Berücksichtigung der Feinstruktur durchgeführt. Die Spin-Bahn-Kopplung spaltet die Einzellinien in mehrere, nur wenige pm entfernte Komponenten auf. Diese Komponenten überlappen sich bei Temperaturen, welche deutlich oberhalb von 100 K liegen. Es ergeben sich dann breite Profile, die sich nur geringfügig mit der Temperatur verbreitern, zumindest gemessen an der Gesamtbreite von etwa 20 bis 30 pm. Experimentelle Untersuchungen ergaben, daß die Halbwertsbreite der Wasserstofflinien nahezu unabhängig von der eingekoppelten Leistung ist. Diese sollten jedoch bei höherer Leistung durch eine höhere Gastemperatur breiter werden. Bei Erhöhung des Druckes werden die Profile nicht wie zu erwarten ist breiter, sondern schmäler. Der atomare Wasserstoff entsteht im Plasma durch Elektronenstoßdissoziation. Bei diesem Dissoziationsprozeß tragen die Produkte kinetische Energie [50]. Da die Lebensdauer der angeregten Niveaus klein ist gegenüber den reziproken Stoßfrequenzen, kann diese kinetische Energie nicht thermalisieren. Die Linienprofile sind daher nicht durch thermische Bewegung der Atome bestimmt, sondern zeigen die kinetische Energie der Dissoziationsprodukte. 127 Mit steigendem Druck tritt vermehrt Thermalisierung ein, so daß bei genügend hohem Druck eine Aussage über die Gastemperatur möglich sein sollte. In dem untersuchten Druckbereich ist dies jedoch nicht der Fall. Die Auswahl der zu untersuchenden Spezies beschränkt sich aus diesem Grund auf Atome, welche direkt im Pozeßgas vorkommen, aber nicht als Dissoziationsprodukte im Plasma gebildet werden [56]. Die Vermessung von Ar-Linien kann jedoch aus einem anderen Grund nicht zur Temperaturbestimmung verwendet werden. Durch die hohe atomare Masse von 40 amu sind die zu erwartenden Dopplerbreiten zu gering, als daß diese noch von dem benutzten Eschelle-Spektrometer aufgelöst werden könnten. Ein Fabry-Perot-Interferrometer, welches diese Messungen eventuell erlauben würde, stand jedoch nicht zur Verfügung. Eine Gastemperaturbestimmung aus den Linienprofilen konnte daher nur an Plasmen durchgeführt werden, welche Helium enthielten89. Die Gastemperaturen wurden bestimmt an Helium-Stickstoff-Plasmen (100:5) bei verschiedenen Leistungen und Drücken. Ausgewertet wurde das Profil der Helium Singulett Linie bei 667,816 nm. Ein typisches Linienprofil bei 5 Pa und 1000 W ist in Abbildung 5.117 gezeigt. Durch Anfitten eines Voigt-Profiles können die Halbwertsbreiten wG und wL des Gauß- und Lorentzanteils bestimmt werden. Unter Berücksichtigung des Geräteprofils des Spektrometers kann die Gastemperatur errechnet werden. Eine Spaltbreite von 25 µm90 liefert eine rechnerische91 Auflösung von 1,4 pm. Als Geräteprofil wurde ein Gauß-Profil angenommen. 6 2,0x10 Modell: Voigt Profil Linienprofil Intensität [a.u.] Fit (Voigt Profil) 6 1,5x10 6 1,0x10 Untergrund: y0 13291.29932 ±630.78875 Zentralwellenlänge: xc 667.8151 ±0 Intensitätsmaximum: A 20283.15832 ±77.33463 Halbwertsbreite Gauß: wG 0.00636 ±0.00007 5 5,0x10 Halwertsbreite Lorentz: wL 0.0037 ±0.00008 0,0 667,70 667,75 667,80 667,85 667,90 667,95 Wellenlänge λ [nm] Abbildung 5.117: Helium Singulett Linie bei 667,816 nm und gefittetes Voigt-Profil 89 Auch zu große Anteile an Gasen mit niedrigen Ionisations- und Anregungsenergien sind hier problematisch. Diese unterdrücken die Lichtemission des Heliums. 90 Geringere Spaltbreiten zu nutzen, um damit höhere spektrale Auflösung zu erhalten, war nicht sinnvoll. Die Lichtensitäten sind dann zu gering. 91 Eine experimentelle Bestimmung der Auflösung des Eschelle-Spektrometers war nicht möglich, da kein modenstabilisierter Laser zur Verfügung stand. Jede andere zur Verfügung stehende Lichtquelle lieferte zu breite Linien um das Geräteprofil zu vermessen. 128 Die ausgewerteten Temperaturen in Abhängigkeit von Leistung und Druck sind in Abbildung 5.118 und Abbildung 5.119 dargestellt. Vergleichend sind die Rotationstemperaturen des N2-Moleküls dargestellt. Erwartungsgemäß steigen beide Temperaturen sowohl mit der Leistung als auch mit dem Druck, wobei die Temperatur aus den Linienprofilen tendenziell etwas höhere Werte liefert. Eventuell ist dies durch die rechnerische Bestimmung der Auflösung bedingt. Die wirkliche Auflösung erreicht hier möglicherweise nicht den theoretischen Wert. 1400 Rotationstemperatur 0.5 Pa 1 Pa 5 Pa 10 Pa 20 Pa 100 Pa 1300 Temperatur [K] 1200 1100 1000 900 Dopplertemperatur 0.5 Pa 1 Pa 5 Pa 10 Pa 20 Pa 100 Pa 800 700 600 500 400 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Temperatur [K] Abbildung 5.118: Leistungsabhängigkeit der Gastemperatur bei verschiedenen Drücken 1600 1500 1400 1300 1200 1100 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0,1 Rotationstemperatur 400 W 500 W 600 W 1000 W 1200 W 1600 W Dopplertemperatur 400 W 500 W 600 W 1000 W 1200 W 1600 W 1 10 100 1000 Druck [Pa] Abbildung 5.119: Druckabhängigkeit der Gastemperatur bei verschiedenen Leistungen 129 5.3.2 Radikaldichtenbestimmung mittels Emissionsspektroskopie Eine wichtige Rolle für die plasmachemischen Vorgänge im Volumen und auf den Oberflächen spielen Radikale. Sie sind wesentlich reaktiver als die stabilen Spezies und sind für eine Vielzahl plasmatechnologischer Prozesse verantwortlich. Der Nachweis von Radikalen mittels Massenspektrometrie ist oft mit dem hohem Aufwand der Ionisationsschwellen-Massenspektrometrie verbunden (Kap. 5.2.3.2) oder sogar nicht möglich92. Auch die Untersuchung von Radikaldichten mittels Emissionsspektroskopie ist nur bei einigen ausgewählten Spezies möglich. Die angeregten Zustände vieler interessanter Spezies zerfallen strahlungslos. Dies gilt z.B. auch für das Methylradikal, welchem eine wichtige Rolle bei der Niederdruckdiamantsynthese zugeschrieben wird [45]. Diese nicht strahlenden Spezies sind daher spektroskopisch nur in Absorption zu untersuchen [57]. Die im Plasma enthaltenen Spezies werden durch Elektronenstoß angeregt. Zerfallen diese angeregten Niveaus unter Aussendung von Licht, so ergibt sich für die ausgesandten Photonen pro Zeiteinheit n& in Abhängigkeit von der Elektronendichte ne, der Elektronentemperatur Te, sowie der Dichte der zu untersuchenden Spezies im Grundzustand n0 , der folgende Ausdruck für den optisch dünnen Fall93, wenn das Korona Modell anwendbar ist: n& = n0 ne X em (Te ) (5.63) Die Abhängigkeit von einer Elektronentemperatur existiert jedoch nur, falls eine Maxwellverteilung der Elektronenenergie vorliegt. Außerdem muß die Annahme gelten, daß das strahlende Niveau im wesentlichen aus dem Grundzustand heraus per Elektronenstoß besetzt wird (Korona Modell). Betrachtet man nun das Intensitätsverhältnis von zwei Linien A und B, so erhält man: I A n& A n0, A X em, A (Te ) = = ⋅ I B n& B n0, B X em, B (Te ) (5.64) Eine Abhängigkeit von der Elektronendichte ist damit nicht mehr vorhanden, es kann bei bekannten Emissionsratenkoeffizienten94 das Verhältnis der Teilchendichten n0,A und n0,B aus den gemessenen Linienintensitäten errechnet werden, falls Te bekannt ist. Untersucht man nun Plasmen, bei denen die äußeren Parameter in geeigneter Weise derart geändert werden, so daß sich die Elektronentemperatur nicht wesentlich ändert, ist das Verhältnis der Emissionsratenkoeffizienten eine Konstante. Ist weiterhin die Teilchendichte einer Speziessorte konstant, so ist das gemessene Licht der zweiten Linien direkt proportional zu der Dichte der zugehörigen Teilchensorte. Sollen Dichten von Molekülradikalen bestimmt werden, so kann hierbei ebenso vorgegangen werden, wenn das Licht der Molekülbanden über Rotations- und Vibrationsquantenzahl integriert wird. Ändern sich Rotations- und Vibrationsbesetzung innerhalb einer Meßreihe nicht, genügt es, die Intensität des Bandenkopfes zu bestimmen. 92 Ausschlußkriterien sind nicht mehr in der Ionisationsenergie unterscheidbare Fragmentationsprozesse in der Ionenquelle des Massenspektrometers oder starke thermische Fragmentationsprozesse, welche das zu untersuchende Radikal erzeugen. 93 Emitiertes Licht wird nicht mehr absorbiert und damit auch nicht mehr reemitiert. 130 Intensität [a.u.] Abbildung 5.120 zeigt die relativen Dichten der Radikale H, CH und C2 in Abhängigkeit vom Methanzufluß. Die Meßreihe wurde an einem Ar/H2/CH4 (10:1:x) Plasma bei 4 mbar und 1300 W durchgeführt. Diese Plasmabedingungen wurden auch bei der Deposition von Diamantschichten verwendet. Sondenmessungen ergaben, daß die Elektronentemperatur nicht signifikant durch den Methananteil beeinflußt wird. Referenzlinie war die Ar I Linie bei 696,543 nm. Abbildung 5.120 zeigt den Einfluß einer Änderung des CH4-Flusses auf die Dichten der Radikale H, CH und C2. Die Kurven geben nur die relative Veränderung an. Sie beinhalten keine Aussage über einen absoluten Wert (bis auf den Punkt im Ursprung) und keine Aussage über die Dichteverhältnisse der verschiedenen Spezies. Die Dichte des atomaren Wasserstoffes ist wie zu erwarten fast unabhängig vom zugegebenen CH4, da dessen geringer Beitrag zum H-Eintrag im Vergleich zu dem wesentlich größeren H2-Fluß zu vernachlässigen ist. Auch die vermeintliche geringfügige Erhöhung auf den Ursprung zu ist eher einem leichten Anstieg der Elektronentemperatur zuzuschreiben als einem wirklichen Anstieg der Dichte. Die Dichte des CH Radikals zeigt bei niedrigen CH4-Flüssen einen starken Anstieg, um bei höheren Flüssen in eine Sättigung überzugehen. Die Dichte des C2-Radikals steigt über den gesamten untersuchten Bereich linear mit der Menge des zugeführten Methans, da aufgrund der hohen Gastemperaturen (vgl. 0) das eingebrachte Methan zum Großteil in Acethylen umgewandelt wird (vgl. Kap. 7). 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 Hβ 486 nm CH 431 nm C2 516 nm 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 ΦCH [sccm] 4 Abbildung 5.120: Relative Verläufe der Dichten der Radikale H, CH und C2 94 Der Emissionsratenkoeffizient beeinhaltet einerseits den Ratenkoeffizient für die Stoßanregung, sowie den Einsteinkoeffizient für spontane Emission. Weiterhin beinhaltet ist noch das Verzweigungsverhältnis, falls von einem Niveau aus mehrere Linien emittiert werden. 131 5.3.3 Elektronentemperatur Sind nun die Verläufe der Emissionsratenkoeffizienten Xem,A(Te) und Xem,B(Te) zweier Linien über der Elektronentemperatur95 bekannt, so kann bei bekannten Grundzustandsdichten n0,A und n0,B durch Messung der Linienintensitäten die Elektronentemperatur bestimmt werden[55]. Voraussetzung hiefür sind die in 5.3.2 aufgezählten Annahmen. Weiterhin müssen die Emissionsratenkoeffizienten der ausgewählten Linien ein unterschiedliches Verhalten bei Variation der Elektronentemperatur aufweisen und der Quotient Xem,A/Xem,B muß im relevanten Temperaturbereich eine umkehrbare Funktion darstellen96. Abbildung 5.121 zeigt die Verläufe der Emissionsratenkoeffizienten [58] der Ar I Linie bei 667,728 nm und der He I Linie bei 667.815 nm sowie des Quotienten der beiden in Abhängigkeit von der Elektronentemperatur. 9 XHe/XAr 8 7 XHe/XAr 6 XHe 5 XAr 4 3 2 1 3 10 1,2x10 -10 1,1x10 -10 1,0x10 -11 9,0x10 -11 8,0x10 -11 7,0x10 -11 6,0x10 -11 5,0x10 -11 4,0x10 -11 3,0x10 -11 2,0x10 -11 1,0x10 XHe, XAr [cm /s] -10 11 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Te [eV] Abbildung 5.121: Emissionsratenkoeffizienten für die Linien Ar I 667,728 nm und He I 667,815 nm Zur experimentellen Bestimmung der Elektronentemperatur wurde eine Meßreihe an Ar/He-Plasmen bei verschiedenen Drücken und Leistungen durchgeführt. Für die Auswertung ist es nötig, die Neutralgasdichten zu kennen. Erste Versuche lieferten ein anfangs unverständliches Verhalten. Eine genauere Untersuchung zeigte, daß insbesondere bei Benutzung der Turbomolekularpumpe die Gaszusammensetzung nicht durch das Verhältnis der Flüsse gegeben ist. Bei gleichen Flüssen ändert sich die dominante Teilchensorte stark mit dem Druck, da das Saugvermögen der Turbomolekularpumpe abhängig vom Druck und der Teilchenmasse ist. Bei den durchgeführten Meßreihen wurde daher mittels Massenspektrometrie und Anpassung der Flüsse dafür gesorgt, daß das Verhältnis der Teilchendichten von Helium und Argon konstant blieb. Abbildung 5.122 zeigt die Intensitäten der ausgewählten Ar I und He I Linie in Abhängigkeit des Druckes bei einer Leistung von 880 W. Da die ausgewählten Linien nur etwa 100 pm entfernt liegen, wurden die Messungen mit dem hochauflösenden Eschelle-Spektrometer durchgeführt. 95 Bei bekannter Elektronenenergieverteilungsfunktion lassen sich Emmissionsratenkoeffizienten auch dann berechnen, falls keine Maxwell-Boltzmann-Verteilung vorliegt. Dann existiert der Temperaturbegriff jedoch nicht, und es muß z.B. mit einer mittleren Elektronenenenergie gearbeitet werden. 96 Diese Voraussetzungen werden beispielsweise nicht bei Auswahl von Hα und Hβ Linie erfüllt. 132 Bei steigendem Druck und somit sinkender Elektronentemperatur (Kap. 5.1.2.1) wächst die Intensität der Ar I Linie. Die Intensität der Helium Linie sinkt. Bei niedrigen Drücken wird die Elektronendichte so niedrig, so daß sich dieses Verhalten der absoluten Intensität umkehrt. Dies wird verständlich, wenn man berücksichtigt, daß das angeregte Ar I Niveau bei 13.47989 eV viel niedriger liegt als das He I Niveau bei 23.07409 eV [59]. 6 3,5x10 He I 6 3,0x10 .25 Pa .5 Pa 1 Pa 2 Pa 5 Pa 10 Pa 15 Pa 20 Pa 6 Intensität [a.u.] 2,5x10 6 2,0x10 Ar I 6 1,5x10 6 1,0x10 5 5,0x10 0,0 667,70 667,75 667,80 667,85 667,90 λ [nm] Abbildung 5.122: Ar I und He I Linien(intensitäten) bei 880 W und verschiedenen Drücken. Die aus dem Intensitätsverhältnis ausgewerteten Elektronentemperaturen sind in Abbildung 5.123 dargestellt. Zum Vergleich sind Elektronendichte und Temperatur hinzugefügt, welche durch Sondenmessung ermittelt wurden. Eine Sondenmessung oberhalb von 10 Pa war aufgrund der hohen Elektronendichten nicht mehr möglich. Bis zu einem Druck von 20 Pa wurden Experimente unter Einsatz der Turbomolekularpumpe durchgeführt. Ab 10 Pa Druck konnte die Drehschieberpumpe eingesetzt werden. Im Überlappungsbereich stimmen die Ergebnisse sehr gut überein. Generell ist, wie erwartet, ein Abfallen der Elektronentemperatur mit dem Druck zu beobachten. Die Ergebnisse mittels Koronamodell aus der Emissionsspektroskopie stimmen mit den Sondenergebnissen gut überein. Eine Druckreihe bei einer geringen Leistung von 200 W zeigt Abbildung 5.124. Oberhalb von 20 Pa war eine spektroskopische Bestimmung der Elektronentemperatur nicht mehr möglich, da das vom Plasma emitierte Licht für eine Auswertung zu schwach war. Sondenmessungen waren aufgrund der niedrigeren Leistung im gesamten Bereich möglich. Vom Verlauf her zeigen sowohl Spektroskopie als auch Sondenmessung ein Absinken der Elektronentemperatur. Die absoluten Werte beider Verfahren sind jedoch stark unterschiedlich. Betrachtet man nun eine Leistungsreihe bei 20 Pa (Abbildung 5.125), so zeigt diese ein vermeintliches Ansteigen der spektroskopisch bestimmten Elektronentemperatur mit der Leistung. Dies steht im Widerspruch zu den theoretischen Ergebnissen (vgl. Kap.6). 133 12 1,6x10 12 1,4x10 Ar/He Plasma 880W Te Korona Turbo 12 1,2x10 -3 Te Sonde ne [cm ] Te [eV] 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 12 1,0x10 Te Korona Vorpumpe ne 11 8,0x10 11 6,0x10 11 4,0x10 11 2,0x10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 Druck [Pa] Abbildung 5.123: Druckabhängigkeit der Elektronentemperatur bei 880 W. Vergleich Koronamodell mit Sondenmessungen. 2,0x10 Ar/He Plasma 200 W Te Korona Turbo 12 1,8x10 12 1,6x10 Te Sonde Turbo 12 12 1,2x10 12 1,0x10 11 8,0x10 Te Korona Vorpumpe -3 1,4x10 ne [cm ] Te [eV] 12 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Te Sonde Vorpumpe ne 11 6,0x10 11 4,0x10 11 2,0x10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0,0 Druck [Pa] Abbildung 5.124: Elektronentemperaturen bei 200 W bestimmt mittels Koronamodell und Sondenmessung 134 Te [eV] , XHe/XAr 2,2 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 Ar/He Plasma 20 Pa Te Korona q=IHe/IAr 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 HF Leistung [W] Abbildung 5.125: Vermeintliche Leistungsabhängigkeit der Elektronentemperatur bei 20 Pa. 12 1x10 5,5 1x10 5,0 9x10 12 11 11 Te [eV] 7x10 11 6x10 4,0 11 5x10 Ar/He Plasma 2 Pa Te Korona 3,5 3,0 -3 11 4,5 ne [cm ] 8x10 11 4x10 11 Te Sonde 3x10 ne 2x10 11 11 1x10 0 2,5 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 HF-Leistung [W] Abbildung 5.126: Leistungsabhängigkeit der Elektronentemperatur. Vergleich zwischen Koronamodell und Sonde. 135 Ein geringerer Druck von 2 Pa (Abbildung 5.126) erlaubt aufgrund der reduzierten Dichten einen Vergleich mit Sondenmessungen. Die Sondenmessung zeigt nur einen geringfügigen Anstieg der Elektronentemperatur mit der Leistung von knapp 0,5 eV97. Die Resultate aus dem Koronamodell zeigen auch hier einen signifikanten Anstieg um mehr als den Faktor 2. Das geschilderte spektroskopische Verfahren ist nicht zur zuverlässigen Bestimmung der Elektronentemperatur geeignet ist. Die Sondenmessung liefert hier plausible Resultate. Gründe des Versagens der spektroskopischen Methode liegen nicht nur in den üblichen Argumenten, welche auch oft gegen die actinometrische Teilchendichtebestimmung vorgetragen werden: Eine Verfälschung der Elektronentemperatur durch das Actinometergas gibt es hier nicht, da das zu untersuchende Plasma dieses schon enthält. Auch eine im hochenergetischen nicht Maxwellsche Elektronenenergieverteilung kann hier die beobachteten Diskrepanzen nicht erklären. Vielmehr ist hier wohl die Annahme verletzt, daß die Anregung vorwiegend aus dem Grundzustand geschieht. In den metastabilen Niveaus des Heliums als auch des Argons können große Dichten herrschen. Diese Metadichten sind stark abhängig von der Elektronendichte. Elektronenstöße im Plasma können diese metastabilen Elektronen auf energetisch höhere Niveaus anheben. Von dort aus sind dann Übergänge in das untersuchte Niveau möglich. Nur so läßt sich die vermeintliche Abhängigkeit der Elektronentemperatur von der Leistung erklären. Die Analyse der Spektroskopiedaten mittels eines Stoß-Strahlungs-Modelles könnte hier realistischere Ergebnisse liefern [60]. 5.3.4 Zeitaufgelöste Linienintensitäten in gepulsten Plasmen Die Messungen an gepulsten Plasmen mittels Massenspektrometrie (Kap. 0) sowie Langmuirsonde (Kap. 5.1.3) zeigen dynamische Effekte der Plasmaparameter. Hier soll anhand von zeitaufgelöster Emissionspektroskopie gezeigt werden, welche Auswirkungen diese auf das vom Plasma emittierte Licht haben. Die Messungen an verschiedenen Helium-und Ar-Plasmen bei verschiedenen Drücken und Leistungen wurden mit einer Zeitauflösung von 1 µs durchgeführt. Die He I 667,815 nm Linie im Singulett-System wird aus dem Singulett Grundzustand besetzt, die He I Triplett Linie bei 587,56148 aus metastabilen Niveaus heraus98. Beim Argon wird die Ar I Linie bei 696,543 nm aus metastabilen Niveaus besetzt, die bei 750,3868 nm aus dem Grundzustand [61]. Abbildung 5.127 zeigt das zeitliche Verhalten einiger Linien in gepulsten He- und Ar-Plasmen. Alle Lichtintensitäten steigen kurz nach dem Einschalten an, um nach einigen 10 µs ein Maximum bzw. den stationären Wert zu erreichen. Der Anstieg der beiden Helium-Linien ist deutlich langsamer als der der Ar-Linien. Viele der Linienintensitäten zeigen ein mehr oder weniger deutliches Überschwingen bevor der stationäre Zustand nach etwa 100 µs erreicht wird. Nach dem Abschalten verschwindet die Lichtemission innerhalb weniger 10 µs. Das emitierte Licht hängt sowohl von der Elektronendichte als auch von der Elektronentemperatur ab. Beide Größen haben eine oder mehrere stark unterschiedliche Zeitkonstanten (Kap. 5.1.3.1). 97 Auch dieser geringe Anstieg ist wohl eher eine nicht vollständige Kompensation der HF bei der Sondenmessung als eine wirklich steigende Elektronentemperatur. Die Faltung mit HF führt zu einer flacheren 2. Ableitung des Anlaufstromes und somit zu vermeintlich höherer Temperatur. 98 Der Grundzustand beim Helium ist ein Singulett Zustand. Strahlende Übergänge zwischen Singulett und Tripplett System sind aufgrund der Auswahlregeln verboten. (Elektronen-) Stoßprozesse unterliegen diesem Verbot nicht. 136 Daher sind insbesondere beim Einschalten des Plasmas mehrere Zeitkonstanten beobachtbar. Nach dem Ausschalten verschwindet das emitierte Licht sehr rasch durch ein rasches Absinken der Elektronentemperatur, welche exponentiell in die Lichtintensität eingeht. 5 4,5x10 10 Pa, 500 W, HeI Sing. 667 nm 10 Pa, 500 W, HeI Trip. 587 nm 10 Pa, 100 W, ArI 750 nm 10 Pa, 100 W, ArI 696 nm 3 Pa, 100 W, ArI 696 nm 3 Pa, 100 W, ArI 750 nm 1 Pa, 100 W, ArI 696 nm 1 Pa, 100 W, ArI 750 nm 5 4,0x10 5 Intensität [a.u.] 3,5x10 5 3,0x10 5 2,5x10 5 2,0x10 5 1,5x10 5 1,0x10 4 5,0x10 0,0 0 100 200 300 400 500 600 Zeit [µs] Abbildung 5.127: Zeitliches Verhalten einiger Linienintensitäten bei verschiedenen Drücken in gepulsten Helium- und Argon-Plasmen. Die erwähnten Zeitkonstanten sind durch Fits in einer logarithmischen Skala bestimmt und in Tabelle 5.11 angegeben. Weiterhin sind dort die zeitliche Lage der maximalen Intensität sowie die prozentuale Größe des Überschwingens festgehalten. Die beiden He I Linien sowie die Ar I 696 nm Linie bei 1 Pa und 100 W zeigen keinen deutlichen Überschwinger. Bei den Argonlinien zeigt die aus den Metaniveaus besetzte 696 nm Linie ein schwächeres Überschwingen als die bei 750 nm. Die Überhöhung wächst mit dem Druck. Die Abklingzeitkonstante τAus für die He Linien ist wesentlich geringer als die der Ar Linien, und zeigt somit ein ähnliches Verhalten wie die Elektronentemperatur. Bei den Argonplasmen ist das Abklingverhalten im Rahmen der Meßgenauigkeit nahezu unabhängig von der Linie (696/750). Nur bei einem sehr niedrigen Druck von 1 Pa gilt dies nicht. Mit steigendem Druck steigt auch die Abklingzeitkonstante, analog zur Abklingzeitkonstante der Elektronentemperatur. Beim Einschaltvorgang sind zwei, in manchen Fällen auch drei Zeitkonstanten zu erkennen. Die Zeitkonstante τEin,1 für die He-Linien ist um einen Faktor 3 bis 10 größer als für die Argon-Linien. Die Ar 696 nm Linien sind langsamer als die Ar 750 nm Linien, da hier erst die metastabilen Zustände besetzt werden müssen. Eine signifikante Druckabhängigkeit ist nicht zu beobachten. Die Einschaltzeitkonstanten τEin,2 und τEin,3 zu späteren Zeiten kommen durch die Überlagerungen des Einflusses von Elektronentemperatur (Größenordnung 10 µs) und Elektronendichte (Größenordnung 100 µs) sowie von Mehrstufen-Besetzungsprozessen zustande. 137 Linie He I 587 He I 667 Ar I 696 Ar I 750 Ar I 751 Ar I 696 Ar I 750 Ar I 751 Ar I 696 Ar I 750 Druck Leistung τEin,1 [Pa] [W] [µs] 10 500 11,6 10 100 9,3 10 100 3,3 10 100 1,5 10 100 1,2 3 100 2 3 100 1,2 3 100 0,9 1 100 2 1 100 1,5 τEin,2 τEin,3 tmax ÜberτAus [µs] [µs] [µs] höhung [µs] 39,8 172 156 4 % 2,32 42,5 14,3 29,1 31,7 18,6 17,3 24 11,9 12,4 261 47 65 70,4 - 72 47 37 (47) 48 33 (50) 72 28 6% 44 % 65 % 43 % 22 % 42 % 30 % 7% 27 % 2,43 9,27 8,1 9,6 6,6 6,19 7,15 6,1 3,65 Tabelle 5.11: Druckabhängigkeit der Zeitkonstanten des Lichts aus gepulsten Ar- und He-Plasmen Den Einfluß der Leistung auf die Lichtemission von gepulsten Argon-Plasmen zeigt Abbildung 5.128. Die Auswertung der zugehörigen Zeitkonstanten, sowie die zeitliche Lage und die prozentuale Höhe des Überschwingens beim Einschalten ist Tabelle 5.12 zu entnehmen. Bei den Zeitkonstanten τEin,1 ist keine signifikante Änderung mit der Leistung zu erkennen. Generell sind bei allen Leistungen die Werte für die direkt angeregte 750 nm Linie geringer als die der 696 nm Linie. Die Zeitkonstante τEin,2 fällt für beide Linien mit steigender Leistung. Für die zeitliche Lage der maximalen Intensität ergibt sich damit ein ähnliches Verhalten. Die Einschaltüberhöhung selbst steigt mit steigender Leistung und ist für die direkt angeregte 750 nm Line höher als für die 696 nm Linie. Die Ausschaltzeitkonstanten der 696 nm Linie fallen mit steigender Leistung, die der 750 nm Linie zeigen inverses Verhalten. Die aus dem Grundzustand besetzte 750 nm Linie klingt schneller ab. 6 1x10 5 9x10 5 8x10 Intensität [a.u.] 5 7x10 5 6x10 1 Pa, 400 W, ArI 696 nm 1 Pa, 100 W, ArI 696 nm 1 Pa, 200 W, ArI 696 nm 1 Pa, 400 W, ArI 750 nm 1 Pa, 100 W, ArI 750 nm 1 Pa, 200 W, ArI 750 nm 5 5x10 5 4x10 5 3x10 5 2x10 5 1x10 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 9001000 Zeit [µs] Abbildung 5.128: Leistungsabhängigkeit des zeitlichen Verhaltens einiger ArI Linien in gepulsten Plasmen 138 Linie Ar I 696 Ar I 696 Ar I 696 Ar I 750 Ar I 750 Ar I 750 Leistung [W] 100 200 400 100 200 400 τEin,1 [µs] 1,4 2,16 1,6 1,06 1,2 0,69 τEin,2 [µs] 11,7 7 5 12 7,4 - tmax [µs] >33 25 20 28 22 17 Überhöhung (8 %) 51 % 97 % 27 % 51 % 107 % τAus [µs] 5,9 5,36 4,9 3,64 4,07 4,24 Tabelle 5.12: Leistungsabhängigkeit der Zeitkonstanten in gepulsten Ar-Plasmen 139 5.4 Elektrische Größen (U,I,ϕ) Um Ströme, Spannungen und Phasenwinkel im HF-Einkoppelkreis bestimmen zu können, wurden zwei Strom-Spannungs-Meßsonden (V/I-Probes) [12] der Fa. ENI in das Experiment integriert (Abbildung 5.129). V/I 1 I1 C1 CS U 12 XL=R12 I2 U1 V/I 2 U2 C2 Abbildung 5.129: Anpassnetzwerk mit Koppelspule und zwei V/I-Probes Die gemessenen elektrischen Daten erlauben ein tieferes Verständnis des Einkoppelnetzwerkes und der Koppelspule. Sind die Ströme und Spannungen bekannt, so können Kapazitäten und Koppelspule dimensioniert werden. Die erste Probe (V/I 1) befindet sich auf der dem 50 Ohm Eingang nahen Seite der Einkoppelspule. Sie liefert die komplexe Impedanz des Netzwerks, bestehend aus der Koppelspule und dem Kondensator C2, welcher Bestandteil des Anpassungsnetzwerkes ist. Die zweite Probe (V/I 2) liefert die komplexe Impedanz des Kondensators C2. Weiterhin gehen in die Messungen noch Zuleitungsimpedanzen, ohmsche Anteile und Streukapazitäten (CS) ein. Im folgenden werden die Abhängigkeiten der Spannungen, Ströme und Phasenwinkel, sowie Realund Imaginäranteil der Impedanzen von Leistung, Druck und Gasmischung diskutiert. Die Größen mit dem Index 1 sind dabei auf derjenigen Seite der Einkoppelspule bestimmt, welche der 50 Ohm Speisung am nächsten ist. Werte mit dem Index 2 werden zwischen Einkoppelspule und dem Kondensator C2 gemessen. Der Index 12 bezeichnet Gößen, die sich direkt auf die Einkoppelspule beziehen. Der Strom I12 wurde als Mittelwert der Ströme I1 und I2 berechnet. Die Spannung U12 ergibt sich aus der Differenz der Spannungen U1 und U2. Die Spulenimpedanz99 R12 erhält man aus der vorzeichenrichtigen Differenz der Impedanzen R1 und R2. 99 In R12 ist auch die Streukapazität CS enthalten. 140 5.4.1 Leistungsreihen (Ar-, H2- und He-Plasmen) Im folgenden wird der Einfluß der HF-Leistung auf die Elektrischen Parameter gezeigt. Untersucht wurden hier Ar-, H2- und He-Plasmen, um leichte und schwere Edelgase sowie ein molekulares Gas abzudecken. Die Argonplasmen wurden bei zwei Drücken (1 Pa und 1 mbar) sowie mit floatender (FAf), geerdeter (FAg) und ohne (kFA) Faraday-Abschirmung untersucht. Bei den H2- und He-Plasmen war die Faraday-Abschirmung geerdet. Abbildung 5.130 bis Abbildung 5.132 zeigen den Einfluß der HF-Leistung auf die Spannungen im Netzwerk. Alle Spannungen haben einen wurzelförmigen Verlauf. Dies läßt auf nahezu leistungsunabhängige Impedanzen im Netzwerk schließen ( U = P ⋅ R ). Die Spannungen U1 (Abbildung 5.130) sind etwa doppelt so hoch wie die Spannung auf der 50 Ohm Leitung. Alleinig durch die Induktivität der Zuleitung zwischen C1 und der Einkoppelspule verdoppelt sich die Spannung! Die Spannungen U1 haben die niedrigsten Werte (ca. 0-350V). Auf der anderen Spulenseite nehmen die Spannungen U2 (Abbildung 5.132) sehr hohe Werte bis zu 2,5 kV an. Die Spannungen U12 (Abbildung 5.131) zwischen den beiden Spulenenden erreichen immer noch Werte bis zu 2kV. Die leichten Gase (H2 und He) zeigen für die Spulenspannung leichte Abweichungen von der Wurzelform, insbesondere bei niedrigen Leistungen sind die Spannungen überhöht. Eine Untersuchung des Verlaufs bei niedrigen Leistungen ist nicht möglich, da hier das Plasma erlischt. Die Argon-Plasmen zeigen bei 1 Pa eine etwas höhere Spulenspannung als bei 1mbar. Die FaradayAbschirmung (geerdet/ohne/floating) hat keine signifikanten Einfluß auf die Spannung. In den untersuchten Plasmen ändern die verschiedenen Bedingungen die Spulenspannung nur um gut 10%. Den größten Einfluß hat die zugeführte HF-Leistung. Abbildung 5.133 bis Abbildung 5.135 zeigen die Ströme im Netzwerk in Abhängigkeit von der HfLeistung. Wie schon die Spannungen haben auch alle Ströme einen wurzelförmigen Verlauf (Die Impedanzen sind nahezu unabhängig von der Leistung). Die Ströme I1 (Abbildung 5.133) auf der 50-Ohm-Seite nehmen die höchsten Werte (bis zu etwa 36 A) an. Am anderen Ende der Spule sind die Ströme I2 (Abbildung 5.135) niedriger, es werden nur Ströme bis zu 25 A erreicht. Auffällig ist die Stromdifferenz von bis zu 11 A, welche durch Streukapazitäten der Einkoppelspule (CS) gegenüber Erde zustande kommt. Ingesamt zeigen alle Ströme, auch die Mittelwerte I12 (Abbildung 5.134), ähnliche Verläufe wie die Spannungen. Die Leistungsabhängigkeit des Stromverlustes ist aus Abbildung 5.136 zu ersehen. Wie schon bei Spannung und Strom führt eine nahezu leistungsunabhängige Impedanz hier zu wurzelförmigen Verläufen. Die höchsten Werte erhält man bei geerdeter Faraday-Abschirmung (größte Streukapazität). Der Verluststrom wird bei floatender Abschirmung geringer und nimmt erwartungsgemäß die niedrigsten Werte an, wenn der Reaktor ohne Abschirmung betrieben wird. 141 40 1000 900 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa Spannung [V] 700 600 500 35 30 Ströme [A] 800 50 Ω Last 400 25 20 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 15 300 10 200 5 100 0 0 200 400 600 0 800 1000 1200 1400 1600 0 200 400 Leistung [W] 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Abbildung 5.130: Spannungen U1 in Abhängigkeit der HF-Leistung Abbildung 5.133: Ströme I1 in Abhängigkeit der HF-Leistung 2500 40 35 30 1500 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 1000 500 0 0 200 400 600 Ströme [A] Spannung [V] 2000 25 20 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 15 10 5 0 800 1000 1200 1400 1600 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Leistung [W] Abbildung 5.131: Spannungen U12 in Abhängigkeit der HF-Leistung Abbildung 5.134: Ströme I12 in Abhängigkeit der HF-Leistung 35 3000 30 2500 1500 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 1000 500 0 Ströme [A] Spannung [V] 25 2000 20 10 5 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Abbildung 5.132: Spannungen U2 in Abhängigkeit der HF-Leistung Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 15 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Leistung [W] Abbildung 5.135: Ströme I2 in Abhängigkeit der HF-Leistung 142 Für den Fall der geerdeten Abschirmung errechnet sich aus dem Stromverlust eine (kapazitive) Impedanz100 von 250 Ω und daraus eine Streukapazität101 CS von 23,5 pF. Aus den geometrischen Daten (Spulenfläche A ca. 116 cm2, Abstand d zum Polarisator ca. 5mm) ergibt eine Abschätzung102 der zu erwartenden Streukapazität CS einen Wert von etwa 20 pF. Bei 1 Pa haben die Argon Plasmen einen höheren Verluststrom als bei 1 mbar. Dies ist jedoch durch die höheren Spannungen U2 bedingt (Abbildung 5.132), ebenso wie die Abweichung von der Wurzelform bei He und H2. Abbildung 5.137 bis Abbildung 5.139 zeigen die Leistungsabhängigkeit der Phasenwinkel103. Um die Absolutwerte zu verstehen, ist es nötig, an dieser Stelle ebenso die Werte der einzelnen Impedanzen zu diskutieren. Deren Real- und Imaginärteil sind in Abbildung 5.140 bis Abbildung 5.142 und Abbildung 5.143 bis Abbildung 5.145 dargestellt. Die Impedanz R2 (Abbildung 5.142 und Abbildung 5.145) setzt sich zusammen aus der Kapazität von C2 und dem Ohmschen Widerstand der Zuleitung unter Berücksichtigung des Skineffektes sowie der Übergangswiderstände der einzelnen Elemente der Zuleitung. 11 93 10 92 8 7 6 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 5 4 3 2 1 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Leistung [W] Abbildung 5.136: Stromverlust durch die Streukapazität CS der Spule in Abhängig von der HF-Leistung 100 R=U/dI 101 R=1/(iωC) 102 CS = ε 0 103 Phasen φ1 [°] Stromverlust dI [A] 9 91 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 90 89 88 0 200 400 600 800 1000 1200 Leistung [W] Abbildung 5.137: Phasenwinkel ϕ1 in Abhhängigkeit der HF-Leistung A d Alle Phasenwinkel, auch die kapazitiven sind mit positiven Vorzeichen aufgetragen. Dies erlaubt später eine gemeinsame Darstellung von kapazitiven und induktiven Phasenwinkeln in einem Diagramm. 143 90,0 89,0 89,5 88,0 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 87,5 87,0 0 200 400 600 800 1000 Phasen φ2 [°] 88,5 Phasen φ12 [°] Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 89,0 88,5 88,0 0 1200 200 400 600 800 1000 1200 Leistung [W] Leistung [W] Abbildung 5.139: Phasenwinkel ϕ2 in Abhhängigkeit der HF-Leistung Abbildung 5.138: Phasenwinkel ϕ12 in Abhhängigkeit der HF-Leistung Der Imaginärteil bewegt sich zwischen 95 und 105 Ohm. Typische Werte von etwa 50 pF für C2 liefern Impedanzen von 117 Ohm. Diese verringern sich noch etwas durch die Induktivitäten der Zuleitungen. Der Realteil von R2 beträgt in etwa 2 Ohm. Dies ergibt eine nahezu rein kapazitive104 Impedanz (Phasenwinkel etwa 88,6°). R2 ist nahezu unabhängig von den Plasmaparametern, da eine optimale Anpassung immer bei etwa 50 pF ereichbar ist. 1,0 3,0 Re R1 [Ω] 0,5 0,0 2,5 2,0 Re R12 [Ω] Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 1,5 1,0 0,5 -0,5 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 0,0 0 200 Abbildung 5.140: Realteil der komplexen Impedanzen R1 in Abhängigkeit von der HFLeistung 104 400 600 800 1000 1200 1400 Leistung [W] Leistung [W] Abbildung 5.141: Realteil der komplexen Impedanzen R12 in Abhängigkeit von der HFLeistung An sich sind kapazitive Phasenwinkel negativ, deshalb der Zusatz kapazitiv. 144 3,0 100 2,5 90 80 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 1,5 1,0 0,5 0,0 0 200 400 600 Im R12 [Ω] Re R2 [Ω] 2,0 70 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 60 50 40 30 800 1000 1200 1400 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Leistung [W] Leistung [W] Abbildung 5.142: Realteil der komplexen Impedanzen R2 in Abhängigkeit von der HFLeistung Abbildung 5.144: Imaginärteil der komplexen Impedanzen R12 in Abhängigkeit von der HFLeistung 110 15 100 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 5 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Im R2 [Ω] Im R1 [Ω] 10 90 Ar 1 mbar FAf Ar 1 mbar FAg Ar 1 Pa kFA Ar 1 Pa FAf Ar 1 Pa FAg He 20 Pa H2 15 Pa 80 70 60 0 200 Abbildung 5.143: Imaginärteil der komplexen Impedanzen R1 in Abhängigkeit von der HFLeistung 400 600 800 1000 1200 1400 Leistung [W] Leistung [W] Abbildung 5.145: Imaginärteil der komplexen Impedanzen R2 in Abhängigkeit von der HFLeistung Für die Impedanz R1 erhält man einen Imaginäranteil von ca. 12 Ohm. Der Realteil beträgt im Mittel 0.5 Ohm (negatives Vorzeichen wegen Stromrichtung). Der Phasenwinkel nimmt Werte zwischen 90° und 93 Grad (kapazitiv105) an. Für die Spulenimpedanz R12 ergibt sich ein Realanteil (Abbildung 5.141) von etwa 2,5 Ohm. Der Imaginäranteil (Abbildung 5.144) ist 85 Ohm induktiv (Phasenwinkel 88.2°). Eine Messung der Induktivität der Einkoppelspule ergab einen Wert von 0,5 uH. Daraus errechnet sich bei 27,12 MHz die Impedanz106 ebenfalls zu 85 Ohm. Ähnliche Werte erhält man auch für R12, falls man, ausgehend von den in den Experimenten gefundenen Einstellungen von C1 und C2, das komplexe Netzwerk berechnet, so daß die transformierte Impedanz am Eingang des Netzwerkes 50 Ohm reell beträgt. Ein signifikanter Einfluß der Leistung auf die untersuchten Impedanzen ist nicht zu erkennen, insbesondere wenn man berücksichtigt, daß der Phasenfehler der V/I-Probe bis zu 1,5° betragen kann, wenn die Phasenwinkel nahe 90° sind. 105 106 An sich sind kapazitive Phasenwinkel negativ, deshalb der Zusatz kapazitiv. RL=i ωL 145 5.4.2 Druckreihen (Ar) Im folgenden wird der Einfluß des Druckes auf die elektrischen Parameter in Argon-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung untersucht. Die Druckreihen wurden bei zwei Leistungen (200 W und 1000 W) gemessen. Abbildung 5.146 zeigt die Abhängigkeit der Spannungen vom Druck. Alle Spannungen sinken leicht mit zunehmendem Druck und damit steigender Elektronendichte (Kap. 5.1.2.1). Ein identisches Verhalten zeigen die Ströme (Abbildung 5.147). Die Impedanzen scheinen also ebenso unabhängig vom Druck bzw. der Elektronendichte zu sein. Auch der Stromverlust (Abbildung 5.148) zeigt ein ähnliches Verhalten wie die Spannung. Auch hier ist eine konstante Impedanz von ca. 250 Ohm der Streukapazität Cs. sichtbar. Die Phasenwinkel (Abbildung 5.149) sind bis auf max. 1,5° unabhängig vom Druck und somit im Rahmen der Messgenauigkeit konstant. Auch bei den Real- (Abbildung 5.150) und Imginäranteilen (Abbildung 5.157) der Impedanzen ist keine Abhängikeit feststellbar, welche nicht der Messunsicherheit des Phasenwinkels zugesprochen werden kann. Bei den Impedanzen und Phasenwinkeln ist bei 10 Pa ein Sprung in den Kurven sichtbar. Hier musste aufgrund des hohen Druckes von Turbomolekularpumpe auf Drehschieberpumpe gewechselt werden. Das Einkoppelnetzwerk hat hier nach Unterbrechung der Leistungseinspeisung seine Gleichgewichtstemperatur noch nicht wieder erreicht. 146 93 2500 92 1500 U1 1000 W U1 U2 1000 W U12 200 W 200 W U12 1000 W U2 φ1, φ12, φ2 Spannung [V] 2000 200 W 91 90 1000 89 500 88 0 0 10 20 30 40 87 50 0 10 Druck [Pa] φ1 1000 W φ1 φ12 1000 W φ12 200 W φ2 1000 W φ2 20 30 200 W 200 W 40 50 Druck [Pa] Abbildung 5.146: Druckabhängigkeit der Spannungen für Ar-Plasmen mit geerdeter FaradayAbschirmung Abbildung 5.149: Druckabhängigkeit der Phasenwinkel für Ar-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung 40 3,0 2,5 35 2,0 1,5 25 20 I1 1000 W I1 I12 1000 W I12 200 W I2 1000 W I2 Re R [Ω] Strom [A] 30 200 W 1,0 0,5 Re R1 1000 W Re R1 200 W Re R12 1000 W Re R12 200 W Re R2 1000 W Re R2 200 W 0,0 200 W -0,5 15 -1,0 0 10 20 30 40 0 50 10 Druck [Pa] 30 40 50 Abbildung 5.150: Druckabhängigkeit des Realteiles der Impedanzen für Ar-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung 110 100 200 W 1000W Im R [Ω] Stromverlust dI [A] Abbildung 5.147: Druckabhängigkeit der Ströme für Ar-Plasmen mit geerdeter FaradayAbschirmung 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 20 Druck [Pa] 90 80 15 10 0 10 20 30 40 50 Druck [Pa] Abbildung 5.148: Druckabhängigkeit des Stromverlustes für Ar-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung 0 Im R1 1000 W Im R1 200 W Im R12 1000 W Im R12 200 W Im R2 1000 W Im R2 200 W 10 20 30 40 50 Druck [Pa] Abbildung 5.151: Druckabhängigkeit des Imaginärteils der Impedanzen für Ar-Plasmen mit geerdeter Faraday-Abschirmung 147 5.4.3 Konzentrationsreihen (Ar/H2) Nach der Untersuchung des Einflusses der Leistung und des Druckes auf die elektrischen Parameter sollen hier nun noch Ar/H2-Mischgasplasmen mit variablem Wasserstoffanteil untersucht werden. Alle Experimente wurden bei einem Gesamtfluß von 50 sccm durchgeführt, der Wasserstofffluß betrug zwischen 0 und 50 sccm. Hierdurch ergab sich ein Druck nahe 20 Pa. Die HF-Leistung betrug 500 W. Abbildung 5.152 zeigt die Spannungen in Abhängigkeit des H2 Flusses. Auffallend ist ein Spannungsminimum bei einem Fluß von 5-10 sccm. Unter diesen Plasmabedingungen nimmt die Elektronendichte ein Maximum an (Kap. 5.1.2.6). Dieses Minimum bildet sich auch im Strom (Abbildung 5.153) und im Stromverlust (Abbildung 5.154) ab. Dieses Verhalten legt die Vermutung nahe, daß auch die Wasserstoffkonzentration keinen signifikanten Einfluß auf die komplexe Impedanz hat. Diese Vermutung bestätigt sich aus den Meßwerten der Phasenwinkel (Abbildung 5.155), sowie der Real- und Imaginäranteile der Impedanzen, deren Abhängigkeit in Abbildung 5.156 und Abbildung 5.157 gezeigt sind. Trotz stark vergrößerter Darstellung ist nahezu keine Änderung der Meßwerte in Abhängigkeit des H2-Anteiles zu erkennen. Zusammenfassend führt dies zum Ergebnis, daß die komplexe Impedanz der Einkoppelspule (inklusive der Wechselwirkung mit diversen Plasmen) im wesentlichen durch die Spuleninduktivität sowie deren Ohmschen Anteil an der Impedanz bestimmt wird. Erkennbaren Einfluß auf den Verluststrom haben die Streukapazitäten, welche insbesondere durch die Betriebsart der Faraday-Abschirmung (geeerdet/floatend/entfernt) bestimmt werden. Eine Änderung der zugeführten Leistung ergibt natürlich eine Änderung der Spannungen und somit auch der Ströme. Die Impedanzen ändern sich trotz variierender Elektronendichten nicht signifikant. Dies bedeutet eine schlechte Kopplung zwischen Koppelspule und Strömen im Plasma. Auch Variationen von Druck und Gaszusammensetzung haben keinen signifikanten Einfluß auf die Impedanzen. 148 93,0 2000 92,5 1800 92,0 1600 91,5 1400 φ1,φ12,φ2 [°] Spannung [V] 2200 U1 U12 U2 1200 450 400 350 300 250 200 91,0 90,5 φ1 90,0 φ12 89,5 φ2 89,0 88,5 0 10 20 30 40 88,0 50 0 10 H2 Fluß [sccm] 30 40 50 Abbildung 5.155: Phasenwinkel in Abhängigkeit vom H2 Fluß I1 I12 I2 2,5 Re R [Ω] Strom [A] Abbildung 5.152: Spannungen bei verschiedenem H2-Fluß 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 20 H2 Fluß [sccm] 2,0 ReR1 ReR12 ReR2 -0,2 -0,3 -0,4 0 10 20 30 40 -0,5 50 0 10 H2 Fluß [sccm] 20 30 40 50 H2 Fluß [sccm] Abbildung 5.153: Ströme bei verschiedenem H2Fluß Abbildung 5.156: Realteil der Impedanzen bei verschiedenem H2 Fluß 8,8 110 8,6 8,2 90 8,0 7,8 Im R [Ω] Stromverlust dI [A] 100 Stromverlust dI 8,4 7,6 7,4 14 7,2 13 7,0 12 6,8 11 6,6 0 10 20 30 40 50 H2 Fluß [sccm] Abbildung 5.154: Stromverlust in Abhängigkeit vom H2 Fluß ImR1 ImR12 ImR2 80 10 0 10 20 30 40 50 H2 Fluß [sccm] Abbildung 5.157: Imaginärteil der Impedanzen bei verschiedenem H2 Fluß 149 6 Plasmamodellierung In dieser Arbeit wurden orts- und zeitaufgelöste Plasmaparameter durch umfangreiche Plasmadiagnostik bestimmt. Zum besseren Verständnis der erhaltenen Werte, sowie um auch Werte zu erhalten, die meßtechnisch nicht erfaßt wurden, sind Simulationen mit einem zweidimensionalen Hydrodynamik-Simulator [2] durchgeführt worden. Der verwendete Simulator erlaubte eine Berechnung der Teilchendichten und –temperaturen der geladenen Spezies sowie der elektrischen Felder und Ströme für Helium- und Argon-Plasmen. Ausgehend von Gastemperatur, Druck und Heizleistung als Eingabeparameter wurde eine zweidimensionale (Druck, Leistung) Parameterstudie für beide Edelgase durchgeführt und die Ergebnisse mit Plasmaparametern aus Langmuirsondenmessungen verglichen. Ein Auszug der zum Vergleich herangezogenen Messungen ist in Kap. 5.1.2.1 und Kap. 5.1.2.3 dargestellt. Auf eine Variation der Gastemperatur wurde verzichtet, da sich deren Einfluß im verwendeten Modell allein auf die Neutralteilchendichte beschränkt. Dieser Effekt läßt sich daher durch eine Druckkorrektur in Abhängigkeit der Neutralgastemperatur berücksichtigen. Druckangaben in diesem Kapitel, welche nur Simulationsergebnisse betreffen, sind diejenigen, die auch als Eingabeparameter der Simulation verwendet wurden. Druckangaben bei experimentellen Ergebnissen sowie bei Vergleichen von Simulation und Experiment (Kap. 6.4) sind immer die am Experiment abgelesen Druckwerte. Die wirklich in der Kammer herrschenden Druckwerte können höher sein, insbesondere bei Benutzung der Turbomolekularpumpe107. Die temporäre Anbringung eines weiteren Druckmessgerätes direkt an der Oberseite der Plasmakammer erlaubte die Bestimmung des Druckes in der Kammer. Die Ergebnisse sind in Tabelle 6.1 und Tabelle 6.2 zusammengefaßt. Bei Verwendung der Drehschieberpumpe konnte kein signifikanter Druckabfall nachgewiesen werden. Reaktordruck [Pa] 0,34 1,04 3,08 Druck direkt an der Plasmakammer gemessen [Pa] 0,48 1,42 3,66 Tabelle 6.1: Druckkorrektur für Helium bei Verwendung der Turbomolekularpumpe Reaktordruck [Pa] 0,31 1,03 3,33 Druck direkt an der Plasmakammer gemessen [Pa] 0,66 2,11 5,17 Tabelle 6.2: Druckkorrektur für Argon bei Verwendung der Turbomolekularpumpe 107 Das hohe Saugvermögen der Turbomolekularpumpe erzeugt an dem Strömungswiderstand zwischen Plasmakammer und Druckmeßgerät einen hohen Druckabfall. 150 6.1 Modell Im folgenden wird das für die Simulation von Elektrodynamik, Hydrodynamik und Energiebilanz verwendete Modell beschrieben. Weitere Informationen hierzu sind auch in [2], [62] und in [63] zu finden. Vor dem Beginn eines Simulationslaufes sind Anfangswerte für die Stromdichte in der Einkoppelspule sowie die Elektronendichte und –temperatur vorzugeben, dabei wird von einer Gleichverteilung der Startwerte für Dichte und Temperatur zu Beginn der Simulation ausgegangen. Die herrschende Stromdichteverteilung liefert selbstkonstistent aus der bestehenden (Anfangs)Elektronendichte das elektrische und magnetische Feld108. r r Die komplexen Größen Stromdichte j und elektrisches Feld E seien harmonisch in der Zeit: r r iωt j = j0e r E = E 0 e iωt (6.1) (6.2) r Die Lösung der Helmholtzgleichung liefert das elektrische Feld E . r 2 ∆ E + k ⋅ E = iωµ 0 j mit k 2 = ε r ω2 c02 − iωµ 0 σ (6.3) (6.4) Die Wellenzahl k ist abhängig von der Kreisfrequenz ω der HF-Anregung, der Permeabilitätskonstannte µ0 des Vakuums, der relativen Dielektrizitätskonstante εr und der Vakuumlichtgeschwindigkeit c0. Unter der Annahme, daß das elektrische Feld nur eine azimutale Komponente hat109, wird die Helmholtzgleichung skalar komplex. Die komplexe elektrische Leitfähigkeit σ des Plasmas kann nach [64] durch σ =ν e ne e 2 ne e 2 ω − i me (ν e2 + ω 2 ) me (ν e2 + ω 2 ) (6.5) ausgedrückt werden. Diese ist abhängig von der Elektronendichte ne, der Elementarladung e und der Elektronenmasse me. 108 In diesem Kapitel spielen zwei verschieden elektrische Felder eine wichtige Rolle: Zum einen das externe elektrische Feld, welches von der Einkoppelspule erzeugt wird, zum anderen das ambipolare elektrische Feld, welches sich aus den Dichteverteilungen der positiven und negativen Ladungsträger ergibt. Die Bedeutung dieser zwei gänzlich unterschiedlichen Felder ist essentiell für das Verständnis des hier diskutierten Modells. Durch die Faraday-Abschirmung hat das Einkoppelfeld nur eine azimuthale Komponente und kann so unabhängig vom ambipolaren Feld im Plasma behandelt werden. 109 Andere Komponenten werden durch die Faraday-Abschirmung zwischen Koppelspule und Plasmakammer unterdrückt. 151 Die Elektronenstoßfrequenz ν e für elastische Elektron-Elektron Stöße wird später in diesem Kapitel behandelt. Ist nun das externe, durch die Spule erzeugte elektrische Feld bekannt, kann der Transport der (geladenen) Teilchen mittels eines Hydrodynamikmodells beschrieben werden. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Eigenschaften und dem Nichtgleichgewicht zwischen Elektronen und Ionen, müßen diese getrennt behandelt werden. Für die Ionen wird sowohl die Massen- als auch die Impulsbilanz berücksichtigt. Beschrieben werden r diese Bilanzen durch die orts- und zeitabhängigen Dichte- und Geschwindigkeitsfelder ni und v i der Ionen. Die Massenerhaltung bzw. Kontinuitätsgleichung110 liefert: ∂ni + ∇ ⋅ (ni v i ) = neν iz (Te ) (6.6) ∂t Die Impulsbilanz111 lautet: ∂ ( n i mi v i ) r + ∇ ⋅ (ni mi v i v i ) = eni E amb − ni mi v iν i − ∇ni k B Ti ∂t (6.7) Die elektronentemperaturabhängige Frequenz der Ionisationsstößeν iz (Te ) und die Stoßfrequenz ν i für elastische Stöße der Ionen (Ladungsaustausch) wird an späterer Stelle detaillierter behandelt. Die zwei Terme auf der linken Seite der Impulsbilanz drücken die zeitliche Änderung der Impulsdichte, sowie die Divergenz des Impulsstromes aus. Auf der rechten Seite sind die r Volumendichte der antreibenden Kräfte (erzeugt durch das ambipolare Feld E amb ) vermindert um die Reibungskraft (zweiter Term), sowie die durch das Konzentrationsgefälle bedingte Druckkraft (dritter Term) zu finden. Die Wirkung des letzten Termes ist für die Ionen gegenüber der des elektrischen Feldes gering und kann daher unberücksichtigt bleiben. Die leichten Elektronen sind in anderer Weise zu behandeln. Da die Auswirkungen der Stoßprozesse über Trägheitseffekte dominieren, bietet sich im Bulk eine Drift-Diffusions-Approximation an, bei welcher die Trägheitsterme in der Impulsbilanz vernachlässigt werden. Die Kontinuitätsgleichung für die Elektronen lautet: ∂ne + ∇ ⋅ j e = neν iz (Te ) ∂t mit j e = − (6.8) ne e 1 E amb − ∇ne k BTe meν e meν e (6.9) 110 Die Simulation liefert keine zeitabhängigen Ergebnisse. Zur Berechnung des stationären Zustandes wird jedoch die Zeitabhängigkeit in den Gleichungen benötigt. 111 Die Simulation liefert keine zeitabhängigen Ergebnisse. Zur Berechnung des stationären Zustandes wird jedoch die Zeitabhängigkeit in den Gleichungen benötigt. 152 r Die Elektronenstromdichte j e hat einen Driftanteil (erster Term), welcher seinen Ursprung im ambipolaren Feld hat, sowie einen Diffussionsanteil (zweiter Term), welcher durch den Ladungsträgergradienten angetrieben wird. Rekombinationsstöße zwischen Ionen und Elektronen im Volumen können vernachlässigt werden. r Die Elektronen werden durch das externe elektrische Feld E geheizt, die Energiebilanz für die Elektronen kann folgendermaßen ausgedrückt werden: ∂ (ne 3 k B Te ) 1 2 + ∇ ⋅ Γ e = −e E amb ⋅ j e − Pc + Re(σ ) | E | 2 2 ∂t (6.10) r Die Energiestromdichte Γe ist getragen von Konvektion und Wärmeleitung: nk T Γ e = 5 k BTe j e − 5 2 e B e ∇k BTe 2 meν e (6.11) Die Wärmeleitung (zweiter Term) steigt mit steigender Elektronendichte ne und sinkt mit steigender Stoßfrequenz νe. Die Größe Pc in der Energiebilanz drückt den durch Ionisations- und Anregungsstöße bedingten Energieverlust aus: Pc = ne Eizν iz (Te ) + ne Eexν ex (Te ) (6.12) In die Beschreibung der Anregungsstöße geht die Anregungsenergie Eex und die Anregungsstoßfrequenz νex ein. Ionen und Elektronen sind elektrisch über die Poisson-Gleichung gekoppelt. Unter Annahme eines r Gradientenfeldes für das ambipolare Feld ( E amb = ∇Φ ) kann das Potential Φ eingeführt werden. Sind im Plasma nur einfach geladene positive Ionen und Elektronen enthalten, so lautet die PoissonGleichung: ∆Φ = e ε0 (ne − ni ) (6.13) Es verbleibt nun noch die Aufgabe, die verschiedenen Stoßfrequenzen zu beschreiben. Für die inelastischen Stöße (Ionisation und Anregung) ergibt sich mit der mittleren thermischen Geschwindigkeit v therm und der Dichte nN der Neutralteilchen: ν iz (Te ) = n N σ iz v therm e − Eiz k B Te ν ex (Te ) = n N σ ex v therm e − Eex k B Te (6.14) (6.15) Die Stoßfrequenz für elastische Stoßprozesse der Ionen (Ladungsaustausch) lautet: ν i = nN ⋅ konst (Gasart ) (6.16) 153 Die Werte, der von der Gasart abhängigen Konstanten112 für Helium und Argon, sind in [2] dokumentiert (Kap. „Ion momentum loss“). Analog errechnet sich die Stoßfrequenz für elastische Stöße der Elektronen: ν e = nN ⋅ konst (Gasart ) (6.17) Auch diese in der Modellierung benutzte Konstante113 ist in [2] dokumentiert. Die errechneten ortsabhängigen Werte für Elektronendichte und -temperatur dienen nun als Startwerte für den nächsten (Zeit-)Schritt, welcher wieder mit der Berechnung der elektrischen Felder beginnt. Nach einer ausreichenden Anzahl von Iterationen liegt eine stationäre Lösung aller modellierten Größen vor. Die wirksame Heizleistung Psim wird nach jedem Zeitschritt berechnet: Psim = 1 Re(σ ) | E | 2 dV 2 ∫∫∫ V (6.18) Durch eine Steuerung der Stromdichte in der Einkoppelspule während des Simulationslaufes wird erreicht, daß die Heizleistung der stationären Lösung dem vorgegebenen Eingabeparameter des Modells für die gewünschte Leistung entspricht. 6.2 2D-Simulationsergebnisse Im folgenden sind die zweidimensionalen Ergebnisse einer Simulation gezeigt. Die Eingabeparameter sind ein Druck von 10 Pa und eine Leistung von 19 W. Die zugehörige Leistung114 auf der 50 Ω Zuleitung im Experiment beträgt 100 W. Die ausgewählte Gasart ist Argon. Die Gastemperatur ist 300 K, wie in allen in dieser Arbeit vorgestellten Rechnungen. Das Simulationsgebiet für Plasmaparameter ist auf die Plasmazone beschränkt. Das nichtäquidistante Gitter ist an den Wänden stark verfeinert um die starken Gradienten in der Randschicht aufzulösen. Das Simulationsgebiet für die Elektrodynamik ist größer, es umfaßt zusätzlich den Bereich innerhalb der HF-Abschirmung in dem sich die Einkoppelspule befindet. Das Gitter für die Berechnung der Elektrodynamik besitzt eine Verfeinerung in dem Bereich, in welchem die Spulen liegen. Erst die Anwendung zweier unterschiedlicher nichtäquidistanter Gitter erlaubte eine effiziente Simulation. Die im folgenden dargestellten Ergebnisse zeigen den halben Reaktor. Die radiale Position R=0 (Reaktormitte) befindet sich am rechten Rand der Abbildungen. Die nicht dargestellte Hälfte erhält man aus Symmetriegründen durch Achsenspiegelung an R=0. Abbildung 6.1 zeigt den Betrag des induzierten elektrischen Feldes im Simulationsgebiet der Elektrodynamik. Deutlich erkennbar sind die Positionen der 4 Komponenten der Einkoppelspule. Direkt an der Einkoppelspule sind Feldmaxima erkennbar. 112 Die erwähnten Konstanten hängen von der Geschwindigkeit ab. Die erwähnten Konstanten hängen von der Geschwindigkeit ab. 114 Durch Vergleich des modellierten Elektronendichteprofils mit Langmuirsondenmessungen kann der Simulation ein Experiment zugeordnet werden. 113 154 Die Struktur der Einkoppelspule ist im Elektrischen Feld nur in direkter Nähe zur Spule wiederzufinden. Unterhalb der Glasplatte, also in der Plasmakammer, ist keine Struktur der vier Spulenkomponenten mehr erkennbar. Versuche die radiale Verteilung der Plasmaparameter durch Änderung der Stromdichte in den Spulenkomponenten zu ändern, sind daher zum Scheitern verurteilt. Einen signifikanten Einfluß auf das induzierte elektrische Feld hat hier die Kammergeometrie [2]. In der Mitte der Plasmakammer (Radiale Position R=0, rechter Bildrand) ist das induzierte elektrische Feld aus Symmetriegründen Null. Hohe Feldstärken erhält man nur in Spulennähe und in der Glasplatte oberhalb der Plasmakammer. Eine effiziente Leistungseinkopplung kann nur erreicht werden, wenn die Einkoppelspule möglichst nahe am Plasma angebracht wird. Abbildung 6.1: Betrag des von der Einkoppelspule erzeugten elektrischen Feldes in V/m Die räumliche Verteilung der Stromdichte ist in Abbildung 6.2 gezeigt. An der Einkoppelspule herrscht die höchste Stromdichte. Ebenso ist der im Plasma induzierte Strom zu erkennen. Die Stromaufteilung zwischen den parallel geschalteten Einzelspulen (Kap. 3.4 Abbildung 3.1) wird entsprechend den gemessenen Induktivitäten der einzelnen Spulenringen eingestellt. Da der verwendete Simulator keine verschiedenen Stromdichten in den einzelnen Spulenringen behandeln kann, wird eine passende Stromaufteilung durch eine Anpassung der Materialdicke115 erreicht. Abbildung 6.2: Stromdichte in A/m2 Abbildung 6.3 zeigt die räumliche Verteilung des Plasmapotentials. Zu erkennen ist die Randschicht in Wandnähe. Der Potentialgradient nimmt hier sehr hohe Werte an. Bei den herrschenden 10 Pascal befindet sich das Potentialmaximum schon nicht mehr in der Reaktormitte (R=0). 115 Die Dicke der einzelnen Spulenringe wurde nicht exakt auf die Werte des experimentellen Aufbaus gesetzt, sondern so verändert, daß sich für die vorgegebene konstante Stromdichte die gewünschten Ströme in den einzelnen Spulenringen ergeben. 155 Abbildung 6.3: Plasmapotential in V Die ortsaufgelöste Elektronendichte ist in Abbildung 6.4 dargestellt. In dieser Abbildung ist auch die Ortskurve der in Kap. 5.1.2 vorgestellten ortsaufgelösten Plasmadiagnostik eingetragen, welche identisch mit den in Kap. 6.3 diskutierten 1-D Schnitten der modellierten Plasmaparameter ist. Die Elektronendichte hat ebenfalls wie das Potential ein Maximum, welches in radialer Richtung außerhalb der Reaktormitte (R=0) liegt. Durch das in der Reaktormitte fehlende induzierte elektrische Feld gibt es dort keine Ladungsträgergeneration116. An der Wand der Plasmakammer rekombinieren die Ladungsträger. Die herrschende Neutralteilchendichte bei 10 Pa behindert die Ladungsträgerdiffusion schon soweit, daß das Maximum der Elektronendichte in der Nähe des Hauptgenerationsgebietes (Abbildung 6.5) zu finden ist. In axialer Richtung liegt das Dichtemaximum oberhalb der Mitte, da die Generation der Ladungsträger im wesentlichen im oberen Bereich der Plasmakammer stattfindet (Abbildung 6.5). Abbildung 6.4: Elektronendichte in m-3 mit Darstellung der Ortskurve der Langmuirsondenmessungen Die Elektronentemperatur (Abbildung 6.5) hat ein Maximum in geringem Abstand zur Glasplatte. Eine Heizung der Elektronen findet vorwiegend in den spulennahen Gebieten (Abbildung 6.2117) statt, dort ist das induzierte elektrische Feld am stärksten. Die Gradienten der Elektronentemperatur innerhalb der Plasmakammer sind bei einem Druck von 10 Pa noch nicht sehr stark ausgeprägt. Erst bei höherer Neutralteilchendichte sind stärke Gradienten der Elektronentemperatur durch verminderte Diffusion und Wärmeleitung zu erwarten (Kap. 6.1). 116 Heiße Elektronen werden hier lokal weder erzeugt (kein induziertes Feld), noch können sie aufgrund der behinderten Diffusion die Reaktormitte in radialer Position erreichen. 117 Die Position der Einkoppelspule ist in der Stromdichteverteilung deutlich sichtbar. 156 Abbildung 6.5: Elektronentemperatur in K Abbildung 6.6 zeigt das ambipolare elektrische Feld. Im größten Teil der Plasmakammer sind dessen Werte sehr gering. In diesen Bereichen verschwindet die Ladungsträgerdifferenz zwischen positiven und negativen Ladungsträgern nahezu. Das ambipolare Feld erhält man als Gradient aus dem Plasmapotential (Abbildung 6.3). Die Feldlinien sind senkrecht auf die Wand gerichtet. Deutlich von Null verschiedene Werte werden nur in der Randschicht (Wandnähe) erreicht. Da sich die Ausdehnung der Randschicht nur über einige Debye-Längen (Kap. 2.1, Anhang 11.1) erstreckt, ist in der linken oberen Ecke in Abbildung 6.5 ein Bereich vergrößert dargestellt. Abbildung 6.6: Ambipolares elektrisches Feld in V/m Ein weiteres Ergebnis der Simulation ist die Leistungsdichteverteilung im Plasma (Abbildung 6.7). Deutlich zu erkennen ist, daß der Eintrag der Heizleistung unmittelbar unterhalb der Glasplatte geschieht. Nur dort lokal gewinnen die vorhandenen Elektronen nennenswerte Energie durch das induzierte elektrische Feld. Bei hohen Neutralteilchendichten und somit behinderter Diffusion verbleiben die heißen Elektronen im wesentlichen in diesem Bereich. In diesem Fall findet auch in diesem Bereich die Ladungsträgergeneration statt. Abbildung 6.7: Leistungsdichteverteilung der in das Plasma eingekoppelten Heizleistung in W/m3 157 6.3 Radiale Profile der Plasmaparameter Die kompletten 2D-Ergebnisse einer Parameterstudie von Druck und Leistung vorzustellen, ist aufgrund der riesigen Datenmenge nicht möglich. Um dennoch den Einfluß von Druck und Leistung auf die Plasmaparameter zu zeigen, und um die Ergebnisse mit den Messungen in Kap. 5.1.2 zu vergleichen, werden im folgenden die Plasmaparameter auf einem Schnitt in radialer Richtung gezeigt. Die Höhe ist auf 18 mm über der Bodenplatte festgehalten, dies ist 1 mm unterhalb der Mitte der Plasmakammer in axialer Richtung. Die Sondenmessungen in Kap. 5.1.2 wurden auf der gleichen Ortskurve durchgeführt. Aus den Simulationsdaten wurden die radiale Verteilung von Elektronendichte und Elektronentemperatur, sowie der Verlauf des Plasmapotentials extrahiert. Um die Profile der sich mit Leistung und Druck stark ändernden Elektronendichte miteinander vergleichen zu können, werden diese Profile zusätzlich normiert auf den höchsten Wert dargestellt. Für die beiden Edelgase Argon und Helium wurden jeweils zwei Leistungsreihen bei einem niedrigen sowie einem hohen Druck simuliert. Um den Einfluß des Druckes auf die Plasmaparameter zu analysieren, wurde für die beiden Gase je eine Druckreihe bei 2,5 W im Plasma umgesetzte Leistung berechnet. Es sei an dieser Stelle noch darauf hingewiesen, daß die angegebenen Leistungswerte nicht den Leistungen entsprechen, die im Experiment eingestellt wurden. Diese sind deutlich höher, da der Wirkungsgrad deutlicher kleiner als 100 % ist. Für Plasmen, welche sowohl der Langmuirsondendiagnostik als auch der Simulation zugänglich waren, sind Wirkungsgrade in Kapitel 6.4 angegeben. 6.3.1 Argon-Plasmen Abbildung 6.8 bis Abbildung 6.11 zeigen die Plasmaparameter einer Leistungsreihe (0,5 W bis 750 W) bei einem Druck von 0,66 Pa. Der Druck ist hier sehr niedrig, die Profile der Elektronendichten (Abbildung 6.8) sind ähnlich einer Besselfunktion118. Dies zeigt, daß auch bei diesem Druck der Transport schon nicht mehr stoßfrei erfolgt. Die Elektronendichten steigen nahezu linear mit der Leistung. Betrachtet man die normierten Elektronendichteprofile (Abbildung 6.9), so erkennt man, daß die Leistung nahezu keinen Einfluß auf die Form der Profile hat. Die minimalen Änderungen der Profile sind auf eine äußerst geringe Änderung der Elektronentemperatur (Abbildung 6.10) mit der Leistung zurückzuführen. Die Elektronentemperatur (Abbildung 6.10) zeigt nur eine geringe Leistungsabhängigkeit (Skala!). Die ambipolare Diffussionskonstante ändert sich nur geringfügig mit der Elektronendichte. Dieser Effekt ergibt sich durch die Wärmeleitung der Elektronen, welche mit steigender Elektronendichte größer wird (Kap. 6.1). In einem einfachen Modell, welches von einem dichteunabhängigen Diffusionskoeffizienten ausgeht, ist die Elektronentemperatur unabhängig von der Leistung. Eine genauere Betrachtung zeigt ein Abflachen des Temperaturprofiles bei den höheren Leistungen. Dies ist, wie schon erwähnt, der gesteigerten Wärmeleitung zuzuschreiben, bedingt durch die höheren Elektronendichten. 118 Die Besselsche Differentialgleichung ist der radiale Anteil der Laplacegleichung in Zylinderkoordinaten. 158 Ein lokales Maximum der Temperatur ist in dem Bereich zu finden, in dem auch die höchsten Feldstärken liegen (vgl. auch Abbildung 6.5 und Abbildung 6.1). Der radiale Verlauf des Plasmapotentials ist in Abbildung 6.11 gezeigt. Beginnend in der Plasmamitte (R=0) fällt das Potential mit geringer Steigung ab bis zum Beginn der Randschicht. Innerhalb der Randschicht herrscht ein starker Potentialgradient. Deutlich zu erkennen ist auch das Dünnerwerden der Randschicht mit zunehmender Leistung, da die Debye-Länge mit zunehmender Elektronendichte (und weitgehend konstanter Elektronentemperatur) abnimmt. 3x10 18 2x10 18 10 W 50 W 100 W 250 W 500 W 750 W 1x10 18 Elektronentemperatur [eV] 18 -3 Elektronendichte [m ] 4,1 4x10 0,5 W 2,5 W 10 W 50 W 100 W 250 W 500 W 750 W 4,0 3,9 3,8 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 Radiale Position [mm] Abbildung 6.8: Leistungsreihe der Elektronendichteprofile in Argon-Plasmen bei 0,66 Pa Druck Radiale Position [mm] Abbildung 6.10: Leistungsreihe der Elektronentemperaturprofile in Argon-Plasmen bei 0,66 Pa Druck 40 1,0 35 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,5 W 2,5 W 10 W 50 W 100 W 250 W 500 W 750 W 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 Plasmapotential [V] Normierte Elektronendichte 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 30 25 0,5 W 2,5 W 10 W 50 W 100 W 250 W 500 W 750 W 20 15 10 5 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 6.9: Leistungsreihe der normierten Elektronendichteprofile in Argon-Plasmen bei 0,66 Pa Druck 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 6.11: Leistungsreihe der Plasmapotentialprofile in Argon-Plasmen bei 0,66 Pa Druck Die Plasmaparameterprofile einer Leistungsreihe bei einem (höheren) Druck von 133 Pa sind in Abbildung 6.12 bis Abbildung 6.15 gezeigt. Mit zunehmendem Druck wird die Diffusion behindert. Hätte die Plasmakammer ein quadratisches Aspekt Verhältnis (Höhe identisch dem Duchmesser), würden die Elektronendichteprofile zum Rand hin stärkere Gradienten zeigen und das Elektronendichtemaximum wäre weiterhin in der Reaktormitte. 159 Dadurch, daß die Plasmakammer eine im Vergleich zum Durchmesser (200 mm) sehr geringe Höhe (39 mm) besitzt, führt die Diffusion zu den naheliegenden Wänden (oben und unten) zu einer Verarmung der Elektronendichteprofile in der Reaktormitte. Dadurch ergeben sich off-axis Maxima, die von Druck und Gasart in ihrer Erscheinungsform modifiziert werden. Die Elektronendichteprofile bei einem Druck von 133 Pa mit off-axis Maximas bei R=50 mm sind in Abbildung 6.12 gezeigt. Die Dichtewerte skalieren wiederum nahezu linear mit der Leistung, die normierten Dichteprofile (Abbildung 6.13) sind auch bei hohen Drücken nahezu unabhängig von der Leistung. Die Absolutwerte liegen bei gleichen Leistungen deutlich höher als im Falle niedrigeren Druckes. Die Elektronentemperaturen (Abbildung 6.14) sind durch den höheren Druck deutlich niedriger, da die Elektronen durch die vermehrten Stöße weniger Energie aufbauen können. Die Elektronentemperaturprofile haben ein lokales Maximum bei etwa R=50-60mm. Dieses Maximum ist deutlich stärker ausgeprägt als im Falle eines niedrigeren Druckes. Auch der Effekt des Anstieges der Wärmeleitung mit der Elektronendichte (die Elektronendichte steigt mit der Leistung) ist zu sehen. Das Plasmapotential (Abbildung 6.15) hat am Ort des Dichtemaximums ein Maximum. Der Verlauf zur Wand hin ist ähnlich dem Verlauf im Niederdruckfall. Zur Reaktormitte hin fällt das Plasmapotential zuerst linksgekrümmt, dann rechtsgekrümmt119 ab. Dieser Potentialverlauf erlaubt ein Abführen der Ladungsträger aus dem Hauptgenerationsgebiet. Vor Erreichen der Reaktormitte müssen die beschleunigten Ladungsträger jedoch wieder abgebremst werden um den Reaktordeckel sowie den Boden erreichen zu können. 1,0 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 250 W Normierte Elektronendichte -3 Elektronendichte [m ] 19 2,2x10 19 2,0x10 19 1,8x10 19 1,6x10 19 1,4x10 19 1,2x10 19 1,0x10 18 8,0x10 18 6,0x10 18 4,0x10 18 2,0x10 0,0 1W 2,5 W 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 250 W 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 6.12: Leistungsreihe der Elektronendichteprofile in Argon-Plasmen bei 133 Pa Druck 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 6.13: Leistungsreihe der normierten Elektronendichteprofile in Argon-Plasmen bei 133 Pa Druck 119 Aufgrund der Poissongleichung liefert die Krümmung das Vorzeichen der herrschenden Raumladung und bestimmt daher ob die Ladungsträger beschleunigt oder abgebremst werden. 160 15 1,0 0,8 1W 2,5 W 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 250 W 0,6 0,4 0,2 Plasmapotential [V] Elektronentemperatur [eV] 1,2 10 1W 2,5 W 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 250 W 5 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 6.14: Leistungsreihe der Elektronentemperaturprofile in Argon-Plasmen bei 133 Pa Druck 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 6.15: Leistungsreihe der Plasmapotentialprofile in Argon-Plasmen bei 133 Pa Druck Nur an der Wand kann nennenswerte Ladungsträgerrekombination stattfinden. Der Einfluß der Leistung auf die Randschichtdicke, wie im Fall niedrigeren Druckes, ist auch hier zu beobachten. Nachdem nun im vorhergehenden Abschnitt der Einfluß einer Leistungsvariation auf die Plasmaparameter studiert wurde, dies jedoch nur bei 2 Druckpunkten, verbleibt nun noch, den Einfluß einer Druckvariation bei konstanter Leistung zu untersuchen. Eine solche Druckreihe bei 2,5 W Leistung ist in Abbildung 6.16 bis Abbildung 6.19 dargestellt. Mit steigendem Druck steigen auch die Werte der Elektronendichte (Abbildung 6.16). Oberhalb von 100 Pa sinkt die Dichte jedoch wieder. Hier sinkt die Elektronentemperatur derart, daß die verminderte Generation nicht mehr durch den Anstieg der Neutralteilchendichte kompensiert werden kann. Auch die Gestalt der Dichteprofile (Abbildung 6.17) ändert sich stark mit dem Druck. Hat bei niedrigen Drücken das Dichteprofil noch die Gestalt einer Bessselfunktion, so bildet sich mit steigendem Druck ein Plateau aus. Bei weiterer Druckerhöhung zeigt sich ein off-axis Maximum bei etwa R=50 mm, welches sich mit steigendem Druck immer stärker ausgeprägt. Abbildung 6.18 zeigt die Druckabhängigkeit des Elektronentemperaturprofils. Mit steigendem Druck sinkt die Elektronentemperatur und es bildet sich ein mehr und mehr ausgeprägtes Maximum bei R=50 mm. In dieser Region ist auch das externe elektrische Feld der Einkoppelspule am stärksten. Der Einfluß des Druckes auf das Plasmapotential ist in Abbildung 6.19 gezeigt. Bei niedrigen Drücken (<5Pa) besitzen die Profile ein Maximum bei R=0 um dann zur geerdeten Wand hin (R=100 mm) monoton zu fallen. Deutlich sichtbar sind die geringen Gradienten im Bulk und die starken Gradienten in der Randschicht. Oberhalb von 5 Pa bildet sich ein off-axis Maximum aus, welches mit steigendem Druck deutlicher wird. Wie schon oben erwähnt, muß sich ein solches Maximum einstellen um die Ladungsträger nach beiden Seiten des Dichtemaximums abzutransportieren. Bei den Dichten stellt sich ebenfalls oberhalb von 5 Pa ein off-axis Maximum ein. Die Werte des Plasmapotentials sinken mit steigendem Druck. 161 5 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 5 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 200 Pa Elektronentemperatur [eV] -3 Elektronendichte [m ] 17 2,6x10 17 2,4x10 17 2,2x10 17 2,0x10 17 1,8x10 17 1,6x10 17 1,4x10 17 1,2x10 17 1,0x10 16 8,0x10 16 6,0x10 16 4,0x10 16 2,0x10 0,0 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 5 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 200 Pa 4 3 2 1 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 Radiale Position [mm] Abbildung 6.16: Druckreihe der Elektronendichteprofile in Argon-Plasmen bei 2,5 W Leistung 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 6.18: Druckreihe der Elektronentemperaturprofile in Argon-Plasmen bei 2,5 W Leistung 40 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 5 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 200 Pa 0,8 0,6 0,4 0,2 0,3 Pa 1 Pa 3 Pa 5 Pa 10 Pa 30 Pa 100 Pa 133 Pa 200 Pa 35 Plasmapotential [V] Normierte Elektronendichte 1,0 30 25 20 15 10 5 0 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 6.17: Druckreihe der normierten Elektronendichteprofile in Argon-Plasmen bei 2,5 W Leistung 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 6.19: Druckreihe der Plasmapotentialprofile in Argon-Plasmen bei 2,5 W Leistung 6.3.2 Helium-Plasmen Die in Kap. 6.3.1 an Argon-Plasmen durchgeführten Simulationen wurden in ähnlicher Weise auch für Helium durchgeführt. Viele Eigenschaften der Ergebnisse sind ähnlich zu denen des Argons und sollen deshalb nicht nochmals diskutiert werden. Im folgenden werden deshalb vorwiegend die Unterschiede zwischen den Helium-Plasmen und den Argon-Plasmen diskutiert. Die modellierten Plasmaparameterprofile für die Helium-Plasmen sind im Anhang 11.3 dieser Arbeit dargestellt. Aufgrund der hohen Diffusion wegen der geringen atomaren Masse sowie der hohen Ionisationsenergie sind die Energieverluste in Helium-Plasmen deutlich höher als in Argon-Plasmen. Sowohl in der Simulation als auch im Experiment erlischt daher ein Helium-Plasma bei Druck oder Leistungsreduktion deutlich früher als das korrespondierende Argon-Plasma. Dies schränkt den sinnvollen Parameterbereich von Druck und Leistung in der Simulation sowie im Experiment ein. Die Werte für die Elektronendichten sind aufgrund der erhöhten Diffusion sowie der höheren Ionisationsenergie des Heliums deutlich niedriger als beim Argon. 162 Die Elektronentemperatur sinkt wie beim Argon mit steigendem Druck, ist insgesamt jedoch deutlich höher als beim Argon. Auch die Werte des Plasmapotentials liegen über denen des Argons. Bei den Leistungsreihen der Plasmaparameterprofile bei einem hohen Druck von 100 Pa bildet sich analog zum Argon sowohl in Elektronendichte, -temperatur und Plasmapotential ein off-axis Maximum bei etwa R=50 mm aus. Die Elektronendichte ist höher als im Fall des niederen Druckes (1 Pa), jedoch liegt sie auch hier unterhalb den Werten eines vergleichbaren Argon-Plasmas. Durch den hohen Druck sind die Werte der Elektronentemperatur niedriger als bei den 1 Pa Ergebnissen. Verglichen mit den Argonergebnissen sind sie auch hier deutlich höher. Analoges gilt für das Plasmapotential. Betrachtet man eine Druckvariation bei einer Leistung von 2,5 W, so verhalten sich die Plasmaparameterprofile wie in 6.3.1 diskutiert. Ein off-axis Maximum tritt bei Helium jedoch erst ab 20 Pa auf, bei Argon war dies schon ab 5 Pa der Fall. Verglichen mit den Plasmaparametern des Argons sind auch hier die Werte der Elektronendichte niedriger. Für die Elektronentemperatur und das Plasmapotential erhält man für vergleichbare Helium-Plasmen höhere Werte. 6.4 Wirkungsgrade Vergleicht man die gemessenen Elektronendichteprofile in Kap. 5.1.2 mit den Simulationsergebnissen aus Kap. 6.3, kann jeder gemessenen Kurve eine errechnete zugeordnet werden. Aus der im Experiment eingestellten Leistung auf der 50 Ω Leitung PExp und der zugehörigen Leistung in der Simulation PSimul kann der Gesamtwirkungsgrad W errechnet werden: W = PSimul PExp (6.19) Die für die Argon-Plasmen erhaltenen Wirkungsgrade sind in Abbildung 6.20 gezeigt. Der Wirkunsgrad steigt sowohl mit dem Druck als auch mit der Leistung. Die hohen Elektronendichten, welche mit Leistungserhöhung weiter ansteigen, resultieren in einer immer besser werdenden Kopplung zwischen Spule und Plasma. Dieser Anstieg des Kopplungsfaktors überkompensiert die mit der Leistung steigenden ohmschen Verluste. Mit zunehmendem Neutralgasdruck wandert der Elektronendichtetorus immer mehr in Richtung Einkoppelspule. Auch dies verbessert die Kopplung und führt zu besseren Wirkungsgraden. Die ermittelten Wirkungsgrade liegen in einem Bereich von 2,5 % bis 19 %. Ein etwas anderes Verhalten zeigen die Wirkungsgrade, welche für Helium-Plasmen ermittelt wurden (Abbildung 6.21). Zwar steigt der Wirkungsgrad, wie schon beim Argon, mit dem Druck, jedoch ist ein Anstieg des Wirkungsgrades nur bei dem niedrigsten Druck von 3 Pa vorhanden. Bei allen höheren Drücken fällt der Wirkungsgrad mit der Leistung oder er stagniert. Hier werden die steigenden Verluste nicht mehr durch ein Anwachsen des Koppelfaktors (über)kompensiert. Die ermittelten Wirkungsgrade liegen in einem Bereich von 0,8% bis 22,5 %. Bei gleichem Druck und gleicher Leistung ist der Wirkungsgrad im Helium-Plasma jedoch deutlich niedriger als im Argon-Plasma, da der Energieverlust durch den Ionenstrom auf die Wand bei den Heliumplasmen deutlich höher ist als bei Argon Plasmen. Die höhere Beweglichkeit der Helium-Ionen und die bei der Wandrekombination freiwerdende höhere Ionisationsenergie führt zu einer stärkeren Aufheizung der Reaktorwand. Die hierfür benötigte Energie geht der Energiebilanz verloren. 163 0,25 Wirkungsgrad 0,20 Ar 0,3 Pa Ar 1 Pa Ar 3 Pa Ar 10 Pa 0,15 0,10 0,05 0,00 0 200 400 600 800 1000 1200 Leistung [W] Abbildung 6.20: Leistungs- und Druckabängigkeit der Wirkungsgrade bei Argon-Plasmen 0,25 He 3 Pa He 10 Pa He 20 Pa He 30 Pa He 100 Pa He 133 Pa Wirkungsgrad 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Leistung [W] Abbildung 6.21: Leistungs- und Druckabängigkeit der Wirkungsgrade bei Helium-Plasmen 164 7 Plasma-Chemie-Modellierung Durch Elektronenstoßprozesse und Schwerteilchenstöße bilden sich in reaktiven Plasmen eine Vielzahl von Spezies. Die Bestimmung dieser Dichten mittels Massenspektroskopie ist aufwendig und nicht für alle Spezies möglich, da durch die Fragmentation die in der Ionenquelle gemessene Massenverteilung nicht mit der in der Gasphase übereinstimmt. Die Fragmentationsmuster (Kap. 5.2.3.1) müssen zur Auswertung bekannt sein. Radikale wie etwa CH3 können nur mittels Ionisationsschwellenmassenspektroskopie nachgewiesen werden, die die verschiedenen Produktionskanäle für das Methylradikal aufgrund der unterschiedlichen Schwellenenergien zu unterscheiden vermag. Eine Bestimmung der Neutralteilchendichten mittels Emissionspektroskopie ist auch nur für diejenigen Spezies möglich, welche im angeregten Zustand Licht emittieren. Zum quantitativen Nachweis ist ein aufwendiges Modell nötig. Die Grenzen eines einfachen Stoß-Strahlungsmodells (Korona-Modell) sind in Kap. 5.3.3 aufgezeigt. Wünschenswert wäre daher die Spezies in der Gasphase berechnen zu können, insbesondere Spezies, welche in der Literatur als Diamantprecursor120 gehandelt werden. 7.1 Simulationsmodell Unter Verwendung des CHEMKIN III Chemiesimulators [3] wurden Rechnungen zur Gasphasenzusammensetzung des Diamantdepositionsplasmas durchgeführt. Der AuroraSimulationscode [65] erlaubt die Berechnung der Gasphasenzusammensetzung in einem perfekt durchmischten Reaktor, d.h. das verwendete Rechenmodell (Abbildung 7.1) ist nulldimensional. Dies impliziert die Annahme der Unabhängigkeit von Teilchendichten und Zustandsgrößen vom Ort innerhalb des Reaktors. Ein Vergleich der Einströmgeschwindigkeiten mit den thermischen Geschwindigkeiten rechtfertigt diese Annahme für die stabilen Neutralteilchen. Nicht mehr vollkommen zutreffend ist diese Annahme für Radikale wie etwa den atomaren Wasserstoff oder das CH3. Die Ladungsträgerdichten zeigen eine starke räumliche Struktur auf (vgl. Kap. 5.1.2.7). Die Berechnung der Bildung von atomarem Wasserstoff erfolgte nach einer räumlichen Mittelung der Elektronendichte. Das Chemkin III Softwarepaket verwendet das cgs Einheitensystem sowie die in der Chemie übliche Einheit mol. Aussagen werden nicht für einzelne Teilchen, sondern für eine Anzahl von 6x1023 Teilchen getroffen. 120 Als Diamantprecursor gelten CH3 [45] und C2H2 [44]. 165 & : Massenfluß m V: Reaktorvolumen τ: Verweildauer T: Temperatur der Schwerteilchen Te: Temperatur der Elektronen Y: Massenanteil P: Druck h: spezifische Enthalpie *: Größen am Einlaß A: Oberfläche ρ: Massendichte Gas Phase Einlaß m* T* Yk* hk * V,τ T, Te hK(TK) YK, P Auslaß m T,Te Yk hk Oberfläche A, Tsurf Abbildung 7.1: Modell des perfekt durchmischten Reaktors Zur Berechnung der chemischen Reaktionen in der Gasphase ist ein Satz von I (Index i) Reaktionsgleichungen aufzustellen. Diese Gleichungen stellen die möglichen Umwandlungen inklusive der stöchiometrischen Koeffizienten νki zwischen den K Spezies χk dar: K K k =1 k =1 ∑ν k′ ,i χ k ↔ ∑ν k′′,i χ k (7.1) Zur Verdeutlichung ist hier als Beispiel die Reaktion (V26) aus Tabelle 7.1 gezeigt: 2CH3 ↔ H2+C2H4 (7.2) Sind die Vorwärts- und ggf. Rückwärtsratenkoeffizienten kf und kr aus dem Reaktionsmechanismus (Tabelle 7.1) bekannt, so kann die Produktionsrate121 ω& k für alle Spezies χk in der Gasphase berechnet werden, falls die molaren Konzentrationen122 [Xk] bekannt sind: I K i =1 k =1 K ω& k = ∑ (ν k′′,i − ν k′ ,i )(k fi ∏ [ X k ]ν − kri ∏ [ X k ]ν ) Die Produktionsrate123 s&k k′ ,i k′′ ,i (7.3) k =1 der Oberflächenreaktionen ergibt sich analog aus dem Oberflächen- reaktionsmechanismus. Die Kontinuitätsgleichung lautet: K ρV g dYk = m& * (Yk* − Yk ) + ω& kWkV + s&kWk A − Yk A∑ s&k dt k =1 (7.4) Wk ist das Molekulargewicht der Spezies χk. Yk ist der Anteil der Spezies χk an der Gesamtmasse m. 121 Einheit der Gasphasen Produktionsrate ist mol cm-3 s-1. Einheit der molaren Konzentration ist mol cm-3. 123 Einheit der Oberflächenproduktionsrate ist mol cm-2 s-1. 122 166 Die Gesamtänderung der Masse der Spezies χk im Innern des Reaktors (linke Seite) setzt sich aus vier Termen (rechte Seite) zusammen: Der 1. Term beschreibt eine Änderung, bedingt durch die Differenzen in Zu- und Abfluß. Der 2. Term gibt die chemische Produktion und Umwandlung von Spezies in der Gasphase wieder. Der Einfluß der Oberflächenreaktionen auf die Gasphasenspezies muß in zwei Termen behandelt werden. Der 3. Term beschreibt die Produktion von Gasphasenspezies durch Oberflächenreaktionen und ist nicht abhängig von dem Massenanteil in der Gasphase. Der letzte Term drückt die Massenänderung bedingt durch Oberflächenreaktionen aus, welche Spezies aus der Gasphase entfernen, und ist daher vom Massenanteil in der Gasphase abhängig. Die numerische Lösung der Kontinuitätsgleichung für stationären Fall dYk dt = 0 liefert die Massenanteile Yk aller Gasphasenspezies. 7.2 C-H-Reaktionsmechanismus Zur Anwendung des Aurora Moduls aus dem Chemkin III Paket, muß ein für die zu lösende Fragestellung adäquates Reaktionsmodell angeben werden. Dies besteht einerseits aus den ablaufenden Reaktionsgleichungen inklusive der stöchiometrischen Koeffizienten. Andererseits sind die zugehörigen Ratenkoeffizienten kfi und ggf. kri in geeigneter Weise anzugeben. Der in dieser Arbeit verwendete Kohlenwasserstoff-Reaktionsmechanismus basiert auf dem in [66], [67] und [68] beschriebenen Mechanismus. Die dort zur Modellierung des Plasmas eingeführte konstante atomare Wasserstoffquelle wurde durch eine von den Plasmaparameter ne und Te abhängige Beschreibung [50] ersetzt: (E1) H2 + e → 2H + e kf= 6 ⋅ 10 23 ⋅ exp( 8 ∑b n ⋅ ln(Te ) n ) n =0 mit b0=-28,58 b1=10,39 b2=-5,3838 b3=1,9506 b4= -0,53937 b5=0,1007 b6=-0,0116 b7=7.4116e-4 b8= -2.00137e-5 Die Reaktion (E1) läuft nur in Vorwärtsrichtung ab. Eine Angabe von kr erübrigt sich daher. Die Elektronentemperatur Te ist hier ohne Einheit in eV anzugeben. Die Rekombination von atomarem Wasserstoff in den vorliegenden Plasmen findet im wesentlichen an der Wand des Reaktors in der Nähe des Gebietes der Erzeugung statt. Die Rekombination auf der Quarzglasplatte wurde ausgedrückt durch[66]: (O1) γ= 0.33 ⋅ exp(−2580 / TSurf ) H → ½H2 Die Reaktionswahrscheinlichkeit γ hängt von der Wandtemperatur TSurf ab, die Temperatureinheit ist hier K. Der Ratenkoeffizient ergibt sich zu: γ k fi = i 1− γ i 1 m (Γtot ) RT 2πWk (7.5) 167 Γtot ist die Bebauungsdichte124 auf der Oberfläche angegeben in mol/cm2. m ist die Summe über die stöchiometrischen Koeffizienten aller Reaktanden, die Oberflächenreaktionen ausführen, also hier m=1. Die Einheit von kfi ist hier cm/s. Die verbleibenden thermisch induzierten Volumenreaktionen (V2) bis (V30) in Tabelle 7.1 sind unverändert [67] entnommen. Nur in (V1) wurden die kinetischen Daten auf das Hintergrundgas Argon angepaßt. Die sich ergebenden Auswirkungen sind jedoch zu vernachlässigen. Die meisten Ratenkoeffizienten lassen sich als modifizierte Arrheniusform mit einem Vorfaktor A, dem Temperaturexponenten β und der Aktivierungsenergie E darstellen: − Ei k fi = Ai T βi exp Rc T (7.6) In thermischen Systemen sind die Vorwärtsratenkoeffizienten kfi und Rückwärtsratenkoeffizienten kri verknüpft durch die Gleichgewichtskonstante Kc: k ri = k fi (7.7) K ci Die Gleichgewichtskonstante in Druckeinheiten KP wird vom Chemkin III Paket aus thermodynamischen Daten errechnet. Die Umrechnungsformel in Konzentrationseinheiten lautet: K ∑ν ki P k =1 K ci = K Pi atm RT (7.8) Patm ist hier der atmosphärische Druck125. Die Gleichgewichtskonstante KP erhält man aus den molaren Reaktionsentropien126 und Enthalpien127 ∆S0 und ∆H0 bei Normalbedingungen: ∆S 0 ∆H i0 K Pi = exp i − RT R (7.9) Die Reaktionsentropien und -enthalpien lassen sich aus den Entropien und Enthalpien der einzelnen Spezies errechnen: K ∆S i0 S0 = ∑ν ki k R R k =1 (7.10) 124 In der englischsprachigen Literatur wir hier der Ausdruck „site density“ benutzt. Druckeinheit im cgs System ist dyn cm-2. 126 Einheit ist erg mol-1 K-1. 127 Einheit ist erg mol-1. 125 168 K ∆H i0 H0 = ∑ν ki k R RT k =1 (7.11) Die Entropien der einzelnen Spezies ermittelt das Chemkin III Paket aus der implementierten Thermodynamik-Datenbank [69]. Reaktionen des Modells, welche einen Stoßpartner zur Erfüllung der Impulsbilanz benötigen, sind durch den Zusatz „+M“ gekennzeichnet. Im konkreten Anwendungsfall wird dieser Stoßpartner vorwiegend durch Argon128-Atome repräsentiert. Die Konzentration der Stoßpartner taucht in diesem Fall auch in der Produktionsrate ω& k auf. Die Reaktionen (V8), (V13) und (V27) enthalten den Ausdruck „(+M)“. Hier sind die Ratenkoeffizienten druckabhängig. Die aufgelisteten Werte für A, β und E sind diejenigen der Hochdruckgrenzwerte A∞, β ∞, und E∞. Die Niederdruckgrenzwerte A0, β 0, und E0 sind in Tabelle 7.1 nach dem Schlüsselwort „LOW“ angegeben. Die Druckabhängigkeit der Ratenkoeffizienten ist in Troe Form angegeben. Die Troe Koeffizienten α, T*** und T* sind nach dem Schlüsselwort „TROE“ gelistet. Somit lassen sich die Ratenkoeffizienten k mittels folgender Formeln berechnen: P k = k ∞ r 1 + Pr F (7.12) k ∞ = A∞T β ∞ exp(− E ∞ /( Rc T )) (7.13) Der reduzierte Druck Pr errechnet sich aus der molaren Konzentration [M] des Stoßpartners, dem Niederdruck- und Hochdrucklimit des Ratenkoeffizients k0 und k∞: Pr = k0 [M ] k∞ (7.14) Aus den Größen A0, β0, und E0 erhält man das Niederdrucklimit k0: k 0 = A0T β 0 exp(− E 0 /( Rc T ) (7.15) Der Formfaktor F lautet: −1 log P + c 2 r log F = 1 + log Fcent n − d (log Pr + c) (7.16) 128 Argon hat den höchsten Anteil im Feedgas. Anregungszustände des Argons werden hier nicht differenziert betrachtet. Genaugenommen können natürlich alle Spezies als Stoßpartner dienen. 169 Die in den Formeln vorkommenden Konstanten c, n und d lassen sich aus den Werten α, T*, und T*** berechnen: c = −0,4 − 0,67 log Fcent (7.17) n = −0,75 − 1,27 log Fcent (7.18) d = 0,14 (7.19) mit Fcent = (1 − α ) exp(−T / T *** ) + α exp(T / T *) + exp(−T ** / T ) (7.20) Der Wert für T** beträgt in allen in dem verwendeten C-H-Reaktionsmechanismus vorkommenden Troe-Formen T**=0. Reaktion (V1) (V2) (V3) (V4) (V5) (V6) (V7) (V8) (V9) (V10) (V11) (V12) (V13) (V14) (V15) (V16) (V17) (V18) (V19) (V20) (V21) (V22) (V23) (V24) (V25) (V26) (V27) (V28) (V29) (V30) Reaktionsgleichung 2H+M ↔ H2+M H+CH ↔ H2+C H+CH2(S) ↔ H2+CH H+CH2 ↔ H2+CH CH3+M ↔ H+CH2+M H+CH3 ↔ H2+CH2(S) H+CH3 ↔ H2+CH2 H+CH3(+M) ↔ CH4(+M) H+CH4 ↔ H2+CH3 C2H2+M ↔ H+C2H+M C+CH3 ↔ H+C2H2 H2+C2H ↔ H+C2H2 C2H3(+M) ↔ H+C2H2(+M) CH+CH3 ↔ H+C2H3 H+C2H3 ↔ H2+C2H2 CH+CH4 ↔ H+C2H4 CH2+CH3 ↔ H+C2H4 H+C2H4 ↔ H2+C2H3 C2H5 ↔ C2H4+H H+C2H5 ↔ 2CH3 H+C2H5 ↔ H2+C2H4 H+C2H6 ↔ H2+C2H5 CH2(S)+M ↔ CH2+M 2CH2 ↔ H2+C2H2 2CH2 ↔ 2H+C2H2 2CH3 ↔ H2+C2H4 C2H6(+M) ↔ 2CH3(+M) C2 ↔ C+C C2H+H ↔ C2+H2 C2H+C2H ↔ C2H2+C2 LOW TROE LOW TROE LOW TROE A/A0/α 9,7e16 1,5e14 3e13 6e12 2e16 6,0e13 1,80e14 2,1e14 1,85e24 0,638 1,3e4 1,14e14 5,00e13 1,5e13 2,00e14 1,20e42 0,35 3,0e13 1,20e13 6,0e13 4,20e13 5,24e14 4,26e36 3,60e13 3,00e13 1,45e13 1,50e13 1,20e14 1,10e14 1,00e16 1,80e21 1,90e49 0.62 3,72e14 3,61e13 1,81e12 β/β0/T*** -0,6 0 0 0 0 0 0 0 -1,8 1e-23 3,0 0 0 0 0 -7,5 1e-23 0 0 0 0 Ea/E0/T* 0 0 0 -7,5 379 63,2 0 0 0 3231 33.65 447,0 0 13,0 166,3 190,4 1e23 0 0 0 0 -8,15 0 0,0 1,5 0 0 0 0 -1,24 -8,24 73 0 0 0 182,5 0 0,0 31,0 0 3,3 3,3 134,0 380,0 391,5 1180 580.5 118.3 0 Tabelle 7.1: Thermisch induzierte Reaktionen im Volumen 170 Zusätzlich zu den im vorliegenden Reaktionsmechanismus vorkommenden Beschreibungen des Ratenkoeffizienten für die einzelnen Reaktionen erlaubt das Chemkin III Paket eine Vielzahl von weiteren Arten der Beschreibung. Alle Beschreibungsarten sind den Anleitungen des Interpreters für die Oberflächen- [70] sowie die Volumenreaktionen [3] zu entnehmen. 7.3 Bestimmung der Parameter aus den Messungen Einige Parameter der Simulation konnten direkt durch Messung der entsprechenden Größen bestimmt werden. Elektronendichte und -temperatur wurden mittels Langmuirsondenmessung ermittelt. Auch die Wandtemperatur konnte mit Thermoelementen gemessen werden. Die Gaszusammensetzung des Feedgases ist ebenfalls durch die eingesetzten Flowcontroller bekannt. Als nicht exakt bekannte Eingabeparameter verbleiben noch die Gastemperatur und eine effektive Wandfläche für die Rekombination des atomaren Wasserstoffs. Da die Elektronendichte nicht homogen ist, ist zu erwarten, daß die Erzeugung des atomaren Wasserstoffes in einem örtlich begrenzten Gebiet geschieht. Die Wandrekombination zu H2 findet dann auch vorwiegend in der Nähe der Erzeugungszone statt. Die Simulation hat daher mit einer effektiven Oberfläche zu erfolgen, welche kleiner als die Reaktoroberfläche sein wird. Die Gastemperatur wurde mittels Messung von Rotationsbanden (Kap. 5.3.1.1) abgeschätzt. Die für die Simulation einzusetzende Temperatur war hierdurch auf einen Bereich von 2000 bis 2300 K beschränkt. Der Vergleich einer Parameterstudie mit den Ergebnissen der Massenspektroskopie erlaubte die Bestimmung von Gastemperatur und effektiver Oberfläche. Gute Übereinstimmung zwischen Experiment und Modellierung konnte bei einer Gastemperatur von 2080 K und einer effektiven Fläche von 128 cm2 erreicht werden. Die Werte der molaren Anteile der stabilen Kolenwasserstoffe aus Simulation und Messung sind in Abbildung 7.1 dargestellt. Für alle gewählten CH4-Flüsse ist eine sehr gute Übereinstimmung der Anteile von Methan, Azethylen und Ethan zu erkennen. Der gemessene Ethen-Anteil ist nicht mit der Simulation in Einklang zu bringen. Nicht im Modell enthaltene Oberflächenreaktionen129 scheinen hier für die Bildung des C2H4 verantwortlich zu sein. Insofern ist hier eine Übereinstimmung nicht zu erwarten. Die relativen130 Abhängigkeiten der Dichten der strahlenden Radikale H, CH und C2 vom CH4-Fluß sind in Abbildung 7.3 gezeigt. Die Meßwerte wurden mittels Emissionspektroskopie gewonnen. Ihnen sind die Simulationsergebnisse gegenübergestellt. Der vermeintliche Anstieg der H-Dichte bei sehr niedrigem CH4-Fluß ist auf ein Ansteigen der Elektronentemperatur zurückzuführen. Dies erhöht die Intensität des emitierten Lichtes, ohne daß ein Anstieg der Teilchendichte vorliegt. 129 Bei ensprechend stark mit Kohlenstoff belegten Wänden konnten Diamantschichten deponiert werden, ohne daß ein Kohlenstoffträger im Feedgas enthalten war. In Kap. 5.2.3.2 Abbildung 5.49 ist das Methyl Radikal in einem Plasma Ar/H2-Plasma nachweisbar. Auch hier lösen Oberflächenreaktionen den auf der Wand sitzenden Kohlenstoff ab und transportieren ihn in die Gasphase. 130 Relative Abhängigkeit vom CH4-Fluß, da die Dichten für jede Radikalsorte einen eigenen Skalierungsfaktor haben. Vergleiche der Dichten verschiedener Radikale sind daher nicht möglich. 171 Molarer Anteil [mol/mol] 5x10 -3 4x10 -3 3x10 -3 2x10 -3 1x10 -3 Messung: CH4 C2H2 C2H4 C2H6 Modellierung: CH4 C2H2 C2H6 C2H4 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 ΦCH [sccm] 4 Abbildung 7.2: Molarer Anteil der stabilen Kohlenwasserstoffe bei verschiedenen CH4-Flüssen 0,7 Intensität [a.u.] 0,6 Messung (OES): Hβ 486 nm 0,5 CH 431 nm C2 516 nm 0,4 Modellierung: H CH C2 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 ΦCH [sccm] 4 Abbildung 7.3: Einfluß des CH4-Flusses auf die Dichten der Radikale H, CH und C2 172 7.4 Simulationsergebnisse Nach der Kalibrierung des Modells ist es nun möglich, den Einfluß aller Eingangsparameter auf sämtliche im Modell enthaltenen Spezies zu untersuchen. Dies schließt natürlich auch diejenigen ein, welche der Diagnostik nicht zugänglich sind, weil zahlreiche angeregte Zustände strahlungslos zerfallen, sowie die Radikale, deren Fragmentation in der Massenspektroskopie nicht ohne erheblichen Aufwand bestimmt werden kann. Da die kinetischen Daten des Reaktionsmechanismus z. T. nur in einem sehr geringen Druckbereich gültig sind, wurde auf eine Untersuchung der Druckabhängigkeit verzichtet. Auch die Annahme, daß die Ionenchemie keinen nennenswerten Beitrag zu den Neutralteilchendichten liefert, ist bei sehr niedrigen Drücken nicht mehr erfüllt. 7.4.1 CH4-Anteil Der Einfluß einer Änderung des Methanflusses auf die chemische Zusammensetzung ist aus Abbildung 7.4 und Abbildung 7.5 ersichtlich. Der Argonanteil der Gasphase ändert sich natürlich nicht, da der Argonzufluß konstant ist und das Edelgas nicht an chemischen Reaktionen teilnimmt131. Der H2-Anteil der Gasphase zeigt ebenfalls keine sichtbaren Änderungen, das liegt jedoch am logarithmischen Maßstab, sowie an dem vergleichsweise hohen Anteil in der Gasphase. Die Konzentration aller Kohlenwasserstoffe steigt mit erhöhter Methanzufuhr. Das Acetylen ist ab einem Fluß von 0,5 sccm die häufigste Kohlenwasserstoffspezies. Oberhalb von 1 sccm liegt dessen Anteil auch über dem des atomaren Wasserstoffes. Dann folgen mit fallendem Anteil das CH4 und das CH3. Der Anteil atomaren Wasserstoffes steigt leicht mit zunehmender CH4-Zugabe. Ein Teil des Methans wird in andere Kohlenwasserstoffe umgewandelt, die ein geringeres H/C Verhältnis aufweisen. Charakteristisch für die herrschende hohe Gastemperatur von 2080 K ist der hohe Acetylen-Anteil. Zur Deposition der Schichten wurde der CH4-Fluß auf 0,5 sccm eingestellt. 131 Argon nimmt nur als Stoßpartner an den chemischen Reaktionen teil, wird jedoch dabei nicht in andere Spezies umgewandelt. 173 0 0 Ar H H2 10 -1 10 -2 10 -3 C CH CH2 10 -4 CH2(S) 10 -5 10 -6 10 -7 10 -8 Molarer Anteil [mol/mol] Molarer Anteil [mol/mol] 10 CH3 CH4 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 10 -1 10 -2 10 -3 10 -4 10 -5 10 -6 10 -7 10 -8 10 -9 10 -10 10 -11 10 Ar H H2 C2 C2H C2H2 C2H3 C2H4 C2H5 C2H6 0,0 0,5 1,0 CH4 Fluß [sccm] 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 CH4 Fluß [sccm] Abbildung 7.4: Einfluß des CH4-Flusses auf die Gasphasenzusammensetzung, Ar, H, H2,C, und C1Hx Spezies Abbildung 7.5: Einfluß des CH4-Flusses auf die Gasphasenzusammensetzung, Ar, H, H2, C2 und C2Hx Spezies 7.4.2 Verweildauer Die Verweildauer des Prozeßgases im Reaktor (unter Plasmabedingungen) hat ebenfalls einen starken Einfluß auf die Zusammensetzung der Gasphase (Abbildung 7.6 und Abbildung 7.7). Experimentell beeinflußt werden kann diese durch eine Änderung des Gesamtflusses unter Beibehaltung der Flußverhältnisse. Geht die Verweildauer gegen 0, so verschwinden alle Teilchensorten außer denen, die im Feedgas enthalten sind (Ar, H2, CH4). Mit steigender Verweildauer wird mehr und mehr vom Methan in andere Kohlenwasserstoffe umgewandelt. Der Azetylenanteil wächst und bleibt oberhalb von 1 s Verweildauer nahezu konstant. Der Methylanteil hat ein Maximum bei 10 ms und fällt danach wieder. Die Diamantschichten wurden bei einer Verweildauer von 134 ms synthetisiert. 0 0 -1 Ar H H2 Molarer Anteil [mol/mol] 10 -2 10 C CH CH2 -3 10 -4 10 -5 CH2(S) -6 CH3 10 10 CH4 -7 10 -8 10 -9 10 -10 10 1E-3 0,01 0,1 1 10 100 1000 Verweildauer τ [s] Abbildung 7.6: Gasphasenzusammensetzung in Abhängigkeit der Verweildauer, Ar, H, H2,C, und C1Hx Spezies Molarer Anteil [mol/mol] 10 10-1 10-2 10-3 10-4 10-5 10-6 10-7 10-8 10-9 10-10 10-11 10-12 10-13 10-14 10-15 10-16 10 Ar H H2 C2 C2H C2H2 C2H3 C2H4 C2H5 C2H6 1E-3 0,01 0,1 1 10 100 1000 Verweildauer τ [s] Abbildung 7.7: Gasphasenzusammensetzung in Abhängigkeit der Verweildauer, Ar, H, H2, C2 und C2Hx Spezies 174 7.4.3 Elektronendichte und Temperatur Der Einfluß von Elektronendichte und –temperatur in dem verwendeten Modell beschränkt sich einzig und allein auf die Generation von atomarem Wasserstoff132. Sowohl eine Erhöhung der Elektronendichte als auch der Temperatur hat eine vermehrte Generation von atomarem Wasserstoff zur Folge (Abbildung 7.8 bis Abbildung 7.11). Im ersten Falle steigt sie linear im zweiten Falle steigt sie im schwellennahen Bereich von Te in etwa exponentiell. Die Auswirkung der Elektronendichte auf die Zusammensetzung der Gasphase ist in Abbildung 7.8 und Abbildung 7.9 gezeigt. Unterhalb einer Dichte von etwa 1x1010 cm-3 sind alle Teilchendichten nahezu konstant, d.h. der atomare Wasserstoff wird vorwiegend thermisch erzeugt. Die bei Schichtdeposition herrschende mittlere Elektronendichte von 2x1011 cm-3 hat schon eine deutlich sichtbare H-Generation zur Folge. Oberhalb von 1013 cm-3 ist die H2-Dissoziation schon so stark, daß ein Aufzehren des H2 sichtbar wird. Einen ähnlichen Einfluß hat die Elektronentemperatur (Abbildung 7.10). Die Hauptdynamik aller Teilchendichten liegt im Bereich 1 bis 3 eV. Unterhalb von 1 eV liegen die Energien so weit unter der Dissoziationsschwelle, daß Elektronenstoßprozesse keine nennenswerte Dissoziation des Wasserstoffes mehr bewirken können. Oberhalb von 5 eV ist der Dissotiationsratenkoeffizient nur noch sehr schwach temperaturabhängig, die Teilchendichten und somit molaren Anteile ändern sich nahezu nicht mehr. 0 0 Ar H H2 10 -1 10 -2 10 -3 10 -4 10 -5 CH3 10 -6 CH4 10 -7 10 -8 10 -9 Molarer Anteil [mol/mol] Molarer Anteil [mol/mol] 10 C CH CH2 CH2(S) 10 8 10 9 10 10 10 11 10 12 10 13 10 14 10 15 10 16 10 17 -3 Elektronendichte ne [cm ] Abbildung 7.8: Einfluß der Elektronendichte auf die Zusammensetzung der Gasphase, Ar, H, H2,C, und C1Hx Spezies 10-1 10-2 Ar 10-3 H 10-4 H2 10-5 C2 10-6 C2H 10-7 C2H2 10-8 10-9 C2H3 10-10 C2H4 10-11 C2H5 10-12 C2H6 10-13 10-14 10-15 10-16 10 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 -3 Elektronendichte ne [cm ] Abbildung 7.9: Einfluß der Elektronendichte auf die Zusammensetzung der Gasphase, Ar, H, H2, C2 und C2Hx Spezies 132 Auch die Parameter Oberflächentemperatur und Oberfläche ändern ebenso einzig und alleine die effektive HGeneration. 175 0 0 Ar H H2 Molarer Anteil [mol/mol] -1 10 -2 10 C CH CH2 -3 10 -4 10 CH2(S) -5 CH3 10 CH4 -6 10 -7 10 -8 10 -9 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Elektronentemperatur [eV] Abbildung 7.10: Einfluß der Elektronentemperatur auf die Zusammensetzung der Gasphase, Ar, H, H2,C, und C1Hx Spezies Molarer Anteil [mol/mol] 10 10 -1 10 -2 10 -3 10 -4 10 -5 10 -6 10 -7 10 -8 10 -9 10 -10 10 -11 10 -12 10 -13 10 -14 10 -15 10 Ar H H2 C2 C2H C2H2 C2H3 C2H4 C2H5 C2H6 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Elektronentemperatur [eV] Abbildung 7.11: Einfluß der Elektronentemperatur auf die Zusammensetzung der Gasphase, Ar, H, H2, C2 und C2Hx Spezies 7.4.4 Gastemperatur Im Gegensatz zur Elektronentemperatur wirkt die Gastemperatur (Abbildung 7.12) nicht nur auf die H-Generation, sondern beeinflußt die Raten aller gastemperaturabhängigen Reaktionen. Zu sehr niedrigen Temperaturen hin sinken die Anteile aller Spezies, welche nicht im Feedgas enthalten sind. Bei 0 K wären keinerlei thermische Reaktionen mehr möglich, nur eine gastemperaturunabhängige Elektronenstoßwasserstoffdissoziation wäre noch sichtbar. In einem realen Experiment wäre für sehr niedere Temperaturen der Gültigkeitsbereich des Modells schon längst verlassen, da dann die Elektronenstoßreaktionen, welche alle Spezies betreffen, dominieren würden. Nur bei Temperaturen deutlich über Raumtemperatur ist die Annahme gerechtfertigt, daß nur die Produktion des atomaren Wasserstoffes von Elektronendichte und Elektronentemperatur abhängig ist. Zu hohen Temperaturen hin ist erwartungsgemäß Acetylen die häufigste Kohlenwasserstoffspezies. Unterhalb von 500 K Gastemperatur besteht die Gasphase im wesentlichen aus dem zugeführten Gas. Eine Diamantsynthese ist daher bei niedrigen Substrat und Gastemperaturen nicht durchführbar, wenn als Prozessgas ein Gemisch bestehend aus Wasserstoff und Methan verwendet wird. Eine Zugabe von Sauerstoff oder Halogenen verändert massiv die Plasmachemie und erlaubt Diamantdeposition bei niedrigeren Substrattemperaturen [71]. 176 0 Ar H H2 Molarer Anteil [mol/mol] Molarer Anteil [mol/mol] 0 10-1 10-2 10-3 10-4 10-5 10-6 10-7 10-8 10-9 10-10 10-11 10-12 10-13 10-14 10-15 10-16 10 10 C CH CH2 CH2(S) CH3 CH4 20 40 60 80 100 200 400 600 Gastemperatur [10 K] Abbildung 7.12: Einfluß der Gastemperatur auf die Zusammensetzung der Gasphase, Ar, H, H2,C, und C1Hx Spezies 10-1 10-2 10-3 10-4 10-5 10-6 10-7 10-8 10-9 10-10 10-11 10-12 10-13 10-14 10-15 10-16 10 10 Ar H H2 C2 C2H C2H2 C2H3 C2H4 C2H5 C2H6 20 40 60 80 100 200 400 600 Gastemperatur [10 K] Abbildung 7.13: Einfluß der Gastemperatur auf die Zusammensetzung der Gasphase, Ar, H, H2, C2 und C2Hx Spezies 177 8 Zusammenfassung und Ausblick Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein planarer ICP Reaktor incl. der notwendigen HF-Technik mit Anpaßnetzwerk und Einkoppelspule aufgebaut. Durch die im Vergleich zum Durchmesser niedrige Bauhöhe der Plasmakammer können in diesem Reaktortyp bei geringem Volumen der Plasmakammer großflächige Substrate behandelt werden. Es lassen sich so hohe Leistungsdichten erreichen. Der Einsatz einer Faraday-Abschirmung erlaubt eine Entkopplung von zugeführter Leistung und Ionenbeschußenergie, und so die Deposition qualitativ hochwertiger polykristalliner Diamantschichten. Die Abscheidung der Schichten erfolgt auf <100> orientierten Siliziumsubstraten. Die Schichten werden mittels Lichtmikroskopie, Rasterelektronenmikroskopie sowie Ramanspektroskopie charakterisiert. Um die für die Deposition nötige Substrattemperatur im Bereich von 600°C bis 850°C einstellen zu können, werden die Substrate durch direkten Stromfluß beheizt. Die Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstandes der Substrate wird für eine Temperaturbestimmung und -regelung ausgenutzt. Ein Mikrocontroller gesteuerter Temperaturregler wurde hierfür schon in der vorangegangenen Diplomarbeit entwickelt. Die Vorbehandlung der Substrate erfolgt mittels zweier Verfahren. Zum einen kann eine erfolgreiche Nukleation der Substrate durch mechanisches Polieren mit Diamantpaste erreicht werden. Alternativ dazu werden die Substrate in einem methanhaltigen Plasma nukleiert. Die hierzu erforderlichen hohen Ionenenergien werden mittels eines DC-Biases erreicht. Für weitere Untersuchungen gäbe es die Möglichkeit, noch definiertere Verhältnisse ohne die Feldund Potentialverzerrung durch einen DC Bias durch einen hinreichend großen HF erzeugten Self-Bias zu erreichen. Zu diesem Zwecke müßte die bestehende Anlage um eine großflächige kapazitive Antenne inklusive eines zusätzlichen Anpaßnetzwerkes erweitert werden. Das modulare Reaktorkonzept sollte dieses problemlos ermöglichen. Ziel dieser Arbeit ist nicht nur ein Reaktorkonzept sowie einen Diamantdepositionsprozeß zu entwickeln, sondern auch durch intensive Plasmadiagnostik einen Beitrag zum Verständnis der zugrundeliegenden physikalischen und chemischen Prozesse zu liefern. Die Anlage ist zu diesem Zwecke mit umfangreichen Diagnostikmitteln ausgestattet, welche auch eine in situ Diagnostik erlauben. Das Sondensystem APS3, dessen Meßkopf und Elektronik parallel zu den Messungen in dieser Arbeit beständig weiterentwickelt wurde, erlaubt die orts- und auch zeitaufgelöste Erfassung von Elektronendichte, Plasma- und Floatingpotential, sowie der Elektronenenergieverteilungsfunktion. Die Ergebnisse aus den Sondenmessungen ermöglichen auch die Untersuchung des Einflusses der Koppelspulengeometrie auf die räumliche Verteilung der Plasmaparameter. Ein wichtiges Ergebnis hierbei ist auch die Erkenntnis, daß die räumliche Verteilung insbesondere bei höheren Drücken vorwiegend von der Kammergeometrie abhängig ist. Der im ICP Reaktor installierte EQP 300 Plasmamonitor erlaubt die Untersuchung von Flüssen positiver und negativer Ionen auf die Wand und somit auf die Substrate, sowie deren Energieverteilungen. Mittels eines hinzugefügten MCD2 Multichannelskalers können auch zeit- und energieaufgelöste Ionenflüsse aus gepulsten Plasmen in adäquater Zeit gemessen werden. Der Plasmamonitor erlaubt auch eine Bestimmung der molaren Anteile und somit der Partialdrücke und Dichten der stabilen Kohlenwasserstoffe (z.B. C2H2) in den Diamantabscheideplasmen. 178 Das CH3-Radikal konnte durch Ionisationsschwellenmassenspektroskopie quantitativ nachgewiesen werden. Es wurden somit die beiden nach den Depositionsmodellen von [44] und [45] geforderten Diamantprecursor C2H2 und CH3 in den Kohlenwasserstoffplasmen gefunden. Für die Interpretation der zeitaufgelösten Messung von Ionenflüssen wurde ein Laufzeitmodell entwickelt, welches es gestattet, die unterschiedlichen massenabhängigen Ionenlaufzeiten im Spektrometer rechnerisch zu eliminieren. Das Modell erlaubt ebenso die Berechnung und Minimierung der Laufzeitdispersion, so daß mittels eines angepaßten Parametersatzes für das EQP 300 Instrument die Zeitauflösung deutlich verbessert wird. Das Laufzeitmodell konnte erfolgreich experimentell validiert werden. Die Analyse des Zeitverhaltens beim Neutralteilchennachweis ergibt, daß hier das zeitliche Reaktionsverhalten des Gerätes nicht ausreichend ist, um zeitaufgelöst die Neutralteilchenchemie zu analysieren. Im Rahmen dieser Analysen erfolgt auch eine Untersuchung der vakuumtechnischen Gegebenheiten des Rezipienten in Kopplung mit dem differentiell gepumpten Massenspektrometeranalysator, sowohl für den stationären als auch transienten Fall. Eine Neukonstruktion des Gehäuses der EQP 300 Analysators mit deutlich verbesserten Leitwerten, und ggf. eine Modifizierung des Rezipienten zur Aufnahme des modifizierten EQP Analysatorgehäuses könnte das Zeitverhalten beim Neutralteilchennachweis deutlich verbessern, wäre jedoch konstruktiv sehr aufwendig. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Plasmadiagnostik durch Emisionsspektroskopie an Atomen, Molekülen [72] und Molekülionen. Hierdurch können relative Dichten der strahlenden Radikale CH, C2, und H bestimmt werden. Die Messung von Molekülrotationsbanden des Stickstoffmoleküls sowie Stickstoffions erlauben durch den Vergleich mit errechneten Spektren die Bestimmung von Neutralgastemperaturen. Zur Bestätigung dieser Methode werden ebenfalls Gastemperaturen aus den Profilen von Heliumatomlinien bestimmt. Die Bestimmung von Gastemperaturen anhand von Argonlinienprofilen ist mit der Auflösung des eingesetzten Echellespektrometers nicht möglich. Ein höher auflösendes Fabry-Perrot-Interferrometers [73][74] stand nicht zur Verfügung. Ebenso aufgezeigt werden in dieser Arbeit die zahlreichen Probleme bei der aktinometrischen Bestimmung von Elektronentemperaturen. Dies wird durch einen Vergleich der durch Spektroskopie ermittelten Daten mit den Ergebnissen aus der Langmuirsondenmessung möglich. Die Emissonspektroskopie wurde an stationären sowie auch zeitaufgelöst an gepulsten Plasmen durchgeführt. Sicherlich interessant wäre eine zukünftige Erweiterung des bestehenden Experiments um einen Aufbau zur Absorptionsspektroskopie. Die Auswertung von absoluten Teilchendichten, auch der nicht strahlenden Spezies, sollte hiermit möglich sein [57]. Eine Ausdehnung des Detektionsbereiches in der Emissionspektroskopie zu kürzeren Wellenlängen hin würde es erlauben, das Licht der Kohlenstofflinie bei 248 nm zu beobachten. Messungen mit 2 V/I-Probes der Fa. ENI gestatten eine Bestimmung der komplexen Impedanz des Systems, bestehend aus Koppelspule und Plasma, ebenso wie eine Bestimmung der auftretenden Ströme und Spannungen in der Einkoppelspule und liefern so wertvolle Ergebnisse für die Dimensionierung der HF-Zuleitungen, des Anpaßnetzwerkes sowie der Einkoppelspule. Die gemessen Impedanzen sind konsistent zu den Werten, welche man aus der Berechnung des komplexen Netzwerkes erhält, bei Verwendung der aus den Experimenten bekannten Einstellungen des Anpassnetzwerkes. Die Phasenwinkel zwischen Spannungen und Strömen sind extrem nahe an 90°. 179 Der Einfluß der Plasmaparameter bei den untersuchten Plasmen auf die Impedanz ist sehr gering, eine quantitative Vermessung war bei der begrenzten Auflösung des Meßsystemes nicht möglich. Ein Meßsystem mit deutlich mehr Auflösung bei der Bestimmung des Phasenwinkels wäre hier wünschenswert. Die Ergebnisse der durchgeführten Plasmadiagnostik erlaubten die Optimierung des Plasmanukleationsprozesses der Substrate ebenso wie die Entwicklung eines stabilen Diamantdepositionsprozesses. In dieser Arbeit werden Rechnungen zur Neutralgaszusammensetzung unter Verwendung des Chemkin Chemiesimulationspaketes [3] durchgeführt. Die Ergebnisse aus der Plasmadiagnostik dienen dabei als Eingangsgrößen. Ein bestehender Kohlenwasserstoffreaktionsmechanismus [67][68] wurde erweitert um die Abhängigkeiten von den Plasmaparametern darzustellen. Die Rechnungen werden in der Näherung des perfekt durchmischten Reaktors mit der Applikation AURORA [65] durchgeführt. Die Simulationsergebnisse sind konsistent mit den Teilchendichten der stabilen Kohlenwasserstoffe, welche durch quantitative Massenspektroskopie bestimmt wurden. Die Simulation liefert auch Dichten derjenigen Teilchen, die der vorhandenen Diagnostik nicht zugänglich sind. Eine Erweiterung des Reaktionsmechanismus auf Ionen würde vermutlich nur einen geringen Einfluß auf die erhaltenen Ergebnisse der Neutralteilchen haben, könnte aber interessante Ergebnisse bezüglich der in den Plasmen herrschenden Ionendichten und Flüssen auf die Reaktorwand und das Substrat bringen. Hierzu wäre allerdings ein ortsaufgelöstes Simulationsmodell notwendig, da bei den Dichten der geladenen Spezies starke Ortsabhängigkeiten bestehen. Ebenso interessant wäre im Zusammenhang mit einem verbesserten Zeitverhalten des Massenspektrometers die Durchführung von zeitaufgelösten Chemiesimulationen von gepulsten Plasmen. Die plasmaphysikalischen Größen (Elektronendichte, Elektronentemperatur und Plasmapotential) werden mittels des zweidimensionalen MHP-Codes [2] modelliert. Die der Simulation zugrundeliegende wirksame HF-Leistung kann durch einen Vergleich der rechnerisch und meßtechnisch ermittelter Elektronendichteprofile gefunden werden. Diese Zuordnung erlaubte auch die Bestimmung von Wirkungsgraden in Argon- und Helium-Plasmen. Parameterstudien für die beiden Edelgase Argon und Helium wurden durchgeführt und diskutiert. Diese stimmen sehr gut mit den ortsaufgelösten Ergebnissen der Langmuirsondenmessungen an stationären Plasmen überein. Das Simulationsmodell kann hierdurch für einen großen Parameterbereich validiert werden. Da der MHP Simulator nur ein Modell für Argon- und Helium-Plasmen enthält, sind Simulationen für Mischgas oder Molekülplasmen nicht möglich. Der Code erlaubte ebensowenig die Simulation zeitaufgelöster Vorgänge, so daß hier keine Vergleichsdaten für die zeitaufgelösten Messungen an gepulsten Plasmen zur Verfügung stehen. Um eine zu den Experimenten konsistente Modellierung der der Plasmaparameter im Nachleuchten von gepulsten Plasmen zu erhalten wäre es auch zwingend erforderlich die Besetzungszahlen der metastabilen Zustände sowie superelastische Stöße (vgl. Anhang 11.2) zu berücksichtigen; wie dies in [33] dargestellt ist. Eine Modellierung ohne diese Mechanismen ist daher nur für stationäre Plasmen anwendbar. Alle im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Experimente werden bei einer Anregungsfrequenz von 27,12 MHz durchgeführt. Interessant wären sicherlich auch die Auswirkungen anderer Anregungsfrequenzen auf die hier präsentierten Ergebnisse. 180 Experimentelle Gerätschaften, die nicht kommerziell zu erwerben waren, wurden während dieser Arbeit entwickelt und aufgebaut. Eine Auswahl der Schaltpläne einiger dieser Geräte sind im Anhang dieser Arbeit dokumentiert. Abschließend sollen nochmals kompakt die Schwerpunkte dieser Arbeit zusammengefasst werden: Es wird die Entwicklung eines induktiv gekoppelten 27,12 MHz HF-Plasmareaktors mit FaradayAbschirmung, geeignet zur Deposition von Diamantschichten mittels Ar/H2/CH4- Plasmen beschrieben. Die zur Nukleation und Schichtdeposition verwendeten Prozesse werden vorgestellt. Die abgeschiedenen Diamantschichten werden mittels Lichtmikroskopie, Rasterelektronenmikroskopie und Ramanspektroskopie analysiert. Diese Arbeit zeigt auf, wie stationäre und gepulste Plasmen mittels Langmuirsondendiagnostik, Energie- und Massenspektroskopie sowie Emissionspektroskopie im sichtbaren Wellenlängenbereich diagnostiziert werden können, und wie die internen Plasmaparameter von den außen einstellbaren Größen abhängen. Weiterhin werden die elektrischen Parameter (Strom, Spannung und Phasenwinkel) der HFEinkopplung an stationären Plasmen mit und ohne Faraday-Abschirmung ermittelt. Eine Elektrodynamik und Hydrodynamik Simulation [2] liefert konsistent zur Plasmadiagnostik ortsaufgelöste Plasmaparameter für stationäre Argon- und Helium-Plasmen. Die Gasphasenzusammensetzung des Diamantpositionsplasmas wird mit der Aurora Applikation [65] des ChemkinIII [3] Plasmachemiesimulator modelliert. Die Modellierungsergebnisse enthalten auch den Einfluß diverser Parameter auf die Gasphasenzusammensetzung. 181 9 Literatur [1] T. K. Subramanyam, R. Schwefel, P. Awakowicz, „Plasma sterilization and correlation to plasma Diagnostics“, Proc. of 13th Int. Colloquium on Plasma Processes (CIP 2001) Antibes, France (2001), June 10-14 [2] P. Scheubert, „Modelling and Diagnostics of Low Pressure Plasma Discharges“, Dissertation TU-München, Shaker, Aachen (2002) [3] R. J. Kee, F. M. Rupley, E. Meeks, and J. A. Miller, „Chemkin-III: A Chemical Kinetics Program for the Analysis of Gas-Phase Chemical and Plasma Kinetics“, Sandia National Laboratories, Livermore CA, USA (1996) [4] F. F. Chen, „Introduction to plasma physics and controlled fusion“, Vol. 1, First Plemum Press, New York (1984-1990) [5] I. 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Störi, „Determination of the gas kinetic temperature of a supersonic plasma jet by using a monochromator with built-in Fabry-Perot interferometer“, Measurement Science and Technology 11 (2000) 1179-1186 185 10 Liste der verwendeten Formelzeichen * a A Größen am Einlaß Beschleunigung Fläche Einkoppelspule, Vorfaktor, Eintrittsblende des Plasmamonitors A0 Vorfaktor Niederdrucklimit A∞ Vorfaktor Hochdrucklimit AP Be Bν c c0 C C‘ C1 C2 CMx,My CS dI dV D Sondenfläche Rotationskonstante im Gleichgewicht (ohne Vibration) Rotationskonstante im Vibrationszustand ν Wellenlänge Vakuumlichtgeschwindigkeit Kapazität, Konstante weitere Konstante != C Kapazität im Anpassnetzwerk auf der Einspeiseseite Kapazität im Anpassnetzwerk zur Masse hin Verhältnis der Systemempfindlichkeiten der Massen Mx und My Streukapazität der Einkoppelspule Stromverlust (durch die Streukapazität der Einkoppelspule) Volumenelement Diffusionskonstante, Abstand zwischen Einkoppelspule und Faraday-Abschirmung Da ambipolarer Diffusionskoeffizient De Dν e E Rotationskonstante im Gleichgewicht (ohne Vibration) Rotationskonstante im Vibrationszustand ν Elementarladung, auch Eulersche Zahl Energie, Aktivierungsenergie r E E0 r E0 Reaktoroberfläche, Aktivierungsenergie Niederdrucklimit, Anfangsenergie beim Eintritt in die Beschleunigungsstrecke induziertes elektrisches Feld, zeitunabhängiger Anteil Endenergie beim Verlassen der Beschleunigungsstrecke Ee mittlere Elektronenenergie E∞ r E amb Aktivierungsenergie Hochdrucklimit Eiz EI Eex fe(E) Ionisationsenergie Ionenenergie Anregungsenergie Energieverteilungsfunktion der Elektronen F der komplexes, zeit- und ortsabhängiges induziertes elektrisches Feld E1 fP Öffnungsfläche ambipolares elektrisches Feld Plasmafrequenz rotatorischer Energieanteil 186 G h H i I I0 I1 I12 I2 IA IB IG(λ) IL(λ) IL(ω) IV(λ) Iea Ies IIs j r j r j0 jI vibratorischer Energieanteil Höhe spezifische Enthalpie imaginäre Einheit, Reaktionsgleichungs Nummer Strom, Anzahl der Reaktionsgleichungen Intensitätsmaximum Stromfluß in die Einkoppelspule (inklusive Stromfluß über die Streukapazität) Strom durch die Einkoppelspule (Mittelwert von I1 und I2) Strom durch die Kapazität C2 Intesität Linie A Intensität Linie B Intensität Gaußprofil Intensität Lorenzprofil im Wellenlängenraum Intensität Lorenzprofil im Frequenzraum Intensitätsverteilung Voigt Profil Elektronenanlaufstrom Elektronensättigungsstrom Ionensättigungsstrom Stromdichte komplexe, zeit- und ortsabhängige Stromdichte Stromdichte, zeitunabhängiger Anteil Ionenflußdichte r je r jW Teilchenstrom auf die Wand J k kB Rotationsquantenzahl Speziesindex (1...K), Ratenkoeffizient, Boltzmannkonstante Boltzmannkonstante k komplexe Wellenzahl kf kfi kr kri Ratenkoeffizient Vorwärtsreaktion Ratenkoeffizient Vorwärtsreaktion der i-ten Reaktion Ratenkoeffizient Rückwärtsreaktion Ratenkoeffizient Rückwärtsreaktion k0 Ratenkoeffizient Niederdrucklimit k∞ Ratenkoeffizient Hochdrucklimit K KB Kc Kg KP l leff L m Speziesanzahl, Boltzmannkonstante Boltzmannkonstante Gleichgewichtkonstante in Konzentrationseinheiten Speziesanzahl in der Gasphase Gleichgewichtskonstante in Druckeinheiten Länge, Sondenlänge effektive Entladungsgröße Leitwert (der Blende), Induktivität Teilchenmasse Massenfluß m& Stromdichte der Elektronen 187 me Elektronenmasse mi Ionenmasse mI Ionenmasse mP Protonenmasse M +M n Ionenmasse Stoßpartner Teilchendichte orts- und zeitabhängige Teilchendichte n& n0 Anzahl pro Zeiteinheit emittierte Photonen r n(r , t ) n0,A n0,B ne ne,min ne,∞ ni nI nN N p pEMS pReaktor p∞ P Pc PExp Pr Psim,PSimul q Q r Ladungsträgerdichte bei offener Teilchenart, auch Neutralteilchendichte, auch Speziesdichte im Grundzustand Teilchendichte A im Grundzustand Teilchendichte B im Grundzustand Elektronendichte Anfangselektronendichte (minimale) Elektronendichte im Gleichgewichstzustand (t=∞) Ionendichte Ionendichte Neutralteilchendichte Besetzungszahl Druck R2 Druck im Massenspektrometer Reaktordruck Druck im Gleichgewichtszustand Druck Energieverlust durch Ionisations- und Anregungsstöße Zugeführte Leistung (50 Ω Einspeisung) reduzierter Druck im Plasma umgesetzte Leistung aus der Modellierung Teilchenladung Wirkungsquerschnitt für Stöße Abstand vom Referenzpunkt Radius, Gaskonstante, (komplexe) Impedanz Gaskonstante in Konzentrationseinheiten komplexe Impedanz der Induktivität L (komplexe) Impedanz (komplexe) Impedanz der Einkoppelspule (inklusive Ohmschen Anteilen der Leitungen und Streukapazität) komplexe Impedanz von C2 (inklusive Ohmschen Anteilen der Leitungen) s&k Produktionsrate Spezies k durch Oberflächenreaktionen der i-ten Reaktion S (eff.) Saugvermögen Zeit Temperatur, auch Energie in Wellenzahlen, auch Transmission R Rc RL R1 R12 t T 188 Te elektronischer Energieanteil, Elektronentemperatur, auch Energieangabe eines elektronischen Niveaus in Wellenzahlen Tg Gastemperatur (Schwerteilchentemperatur) Ti Ionentemperatur TNorm Bezugstemperatur U U1 U12 U2 UAxis UP Spannung, Sondenspannung Spannung auf der Einspeiseseite der Einkoppelspule Spannung über der Einkoppelspule (Bezugspunkt ist nicht Masse) Spannung an Kapazität C2, auch Spannung an der Einkoppelspule, (abgewandte Seite der Einkoppelspule) Beschleunigungsspannung zur Energiefilterung im elektrischen Sektorfeld Sondenspannung mit dem Plasmapotential Upl als Bezugspunkt U PL , Upl Plasmapotential UW Wandpotential v Geschwindigkeit, Teilchengeschwindigkeit mittlere Geschwindigkeit Anfangsgeschwindigkeit Bohmgeschwindigkeit Ionengeschwindigkeit v v0 vB vi v therm V VEMS W Wk x xe XL Xem,A(Te) Xem,B(Te) ye Y ZMx α mittlere thermische Geschwindigkeit Reaktorvolumen Volumen des Massenspektrometers Wirkungsgrad Molekulargewicht Spezies k Weglänge Anharmonizitätsfaktor Impedanz der Einkoppelspule Emissionsratenkoeffizient Spezies A Emissionsratenkoeffizient Spezies B Anharmonizitätsfaktor Massenanteil Zählrate der Masse Mx β Rekombinationskoeffizient Umrechnungskonstante zur Rotationskonstanten Temperaturexponent β0 Temperaturexponent Niederdrucklimit β∞ Temperaturexponent Hochdrucklimit βe Umrechnungskonstante zur Berechnung der Vibrationsabhängigkeit Rotationskonstanten Reaktionswahrscheinlichkeit, Stoßfrequenz/Dämpfung (Frequenzraum) Stoßfrequenz/Dämpfung (Wellenlängenraum) αe γ γ‘ r Γe Berechnung der Vibrationsabhängigkeit der der Energiestromdichte (Elektronen) 189 λ0 Bebauungsdichte Laplace Operator Reaktionsentropie bei Normalbedingungen Reaktionsenthalpie bei Normalbedingungen Bandbreite Energiefilter Dielektrizitätskonstante des Vakuums, näherungsweise auch für Luft relative Dielektrizitätskonstante freie Weglänge Zentralwellenlänge (Maximum der Intensität) λD Debyelänge, charakteristische Abschirmlänge des Potentials in Plasmen Γtot ∆ ∆S0 ∆H0 ∆E ε0 εr λ D λ 1/2 λL1/2 Λ Λ ICP Halbwertsbreit Dopplerprofil Halbwertsbreite Lorentzprofil im Wellenlängenraum Diffusionslänge Diffusionslänge des ICP-Reaktors µ Permeabilitätskonstante des Vakuums reduzierte Masse ν νe νex Vibrationsquantenzahl Frequenz elastischer Elektron-Elektron Stöße Frequenz Anregungsstöße ν k′ ,i stöchiometrischer Koeffizient Spezies k, Gleichung i, linke Seite ν k′′,i stöchiometrischer Koeffizient Spezies k, Gleichung i, rechte Seite νi νiz(Te) φ Frequenz elastische Stöße der Ionen (Ladungsaustausch) Frequenz Ionisationsstöße, abhängig von der Elektronentemperatur Kreiszahl Pi Massendichte Wirkungsquerschnitt Wirkungsquerschnitt Ionisation Wirkungsquerschnitt Anregung Verweildauer, Einschlußzeit, auch charakteristische Abfallszeit Phasenwinkel zwischen Strom und Spannung Phasenwinkel zwischen U1 und I1 Phasenwinkel zwischen U12 und I1 Phasenwinkel zwischen U2 und I2 Potential des ambipolaren elektrischen Feldes Potential, auch Gasfluß φ (r ) Potential, welches in der Entfernung r vom Referenzpotential φ0 herrscht ω Kreisfrequenz der Anregungsfrequenz (27 MHz) χk Spezies k [ χk ] molare Konzentration der Spezies k ω0 ωe/2 Zentralfrequenz (Maximum der Amplitude) Nullpunktsenergie (ν=0) µ0 π ρ σ σiz σex τ φ φ1 φ12 φ2 Φ 190 ω& k Produktionsrate Spezies k durch Volumenreaktionen ωL1/2 Halbwertsbreite Lorentzprofil im Frequenzraum ωP Plasmakreisfrequenz ∇ Nabla Operator r ∇ Nabla Operator 191 11 Anhang 11.1 Te [eV] 1 1.5 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Debyelängen und Plasmafrequenzen ne=1x108 cm-3 0.74372 0.91087 1.05178 1.28817 1.48745 1.66302 1.82174 1.96771 2.10357 2.23117 2.35186 ne=1x109 cm-3 0.23519 0.28804 0.3326 0.40735 0.47037 0.52589 0.57609 0.62224 0.66521 0.70556 0.74372 ne=1x1010 cm-3 0.07437 0.09109 0.10518 0.12882 0.14874 0.1663 0.18217 0.19677 0.21036 0.22312 0.23519 ne=1x1011 cm-3 0.02352 0.0288 0.03326 0.04074 0.04704 0.05259 0.05761 0.06222 0.06652 0.07056 0.07437 ne=1x1012 cm-3 0.00744 0.00911 0.01052 0.01288 0.01487 0.01663 0.01822 0.01968 0.02104 0.02231 0.02352 ne=1x1013 cm-3 0.00235 0.00288 0.00333 0.00407 0.0047 0.00526 0.00576 0.00622 0.00665 0.00706 0.00744 Tabelle 11.1: Debeyelängen in mm in Abhängigkeit von Elektronentemperatur und -dichte n0 [cm-3] Elektronen H+-Ionen Ar+-Ionen 1E8 1E9 1E10 1E11 1E12 1E13 8.96829E7 2.83602E8 8.96829E8 2.83602E9 8.96829E9 2.83602E10 2.09465E6 6.62385E6 2.09465E7 6.62385E7 2.09465E8 6.62385E8 3.31193E5 1.04732E6 3.31193E6 1.04732E7 3.31193E7 1.04732E8 Tabelle 11.2: Plasmafrequenz in Hz für Elektronen, Protonen und Argon-Ionen 192 11.2 Stoßprozesse Elastischer Stoß e+A→e+A Anregung e + A → e + A* + Ionisation e + A → e+ e + A - Anlagerung (Attachement) e+A→A e + AB → e + A + B * Elektronenstoßdissoziation e + AB → e + A + B Dissoziative Anregung e + AB → 2e + A + B+ Dissoziative Ionisation + + Ladungsaustausch (Chargetransfer) * + Penning Ionisation A +B→A+B A +B→A+B * A + hν → A Strahlungsanregung A + hν → A+ + e Strahlungsionisation A + BC → AB + C Chemische Reaktion * Superelastischer Stoß Ar + e → Ar + e + A* + A* → A + A + e Pooling von Metastabilen A+ + e → A + hν Strahlungsrekombination + Dreikörperrekombination * Strahlungsemission A +e+M→A+M A → A + hν Tabelle 11.3: Auswahl einiger in Plasmen relevanter Stoßprozesse 193 11.3 16 17 17 2,0x10 17 1,5x10 17 1,0x10 17 5,0x10 16 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 250 W 500 W 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 14 Elektronentemperatur [eV] 2,5x10 -3 Elektronendichte [m ] 3,0x10 Modellierte Plasmaparameterprofile von HePlasmen 12 10 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 250 W 500 W 8 6 4 2 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Radiale Position [mm] Abbildung 11.3: Leistungsreihe der Elektronentemperaturprofile in Helium-Plasmen bei 1 Pa 100 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 250 W 500 W 90 80 70 Plasmapotential [V] Normierte Elektronendichte Abbildung 11.1: Leistungsreihe der Elektronendichteprofile in Helium-Plasmen bei 1 Pa 60 50 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 250 W 500 W 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 11.2: Leistungsreihe der normierten Elektronendichteprofile in Helium-Plasmen bei 1 Pa 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 11.4: Leistungsreihe der Plasmapotentialprofile in Helium-Plasmen bei 1 Pa 194 18 1,6x10 25 2,5 W 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 150 W 250 W -3 Elektronendichte [m ] 18 1,2x10 18 1,0x10 17 8,0x10 17 6,0x10 17 4,0x10 17 20 Plasmapotential [V] 18 1,4x10 0,25 W 0,5 W 1W 2,5 W 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 150 W 250 W 15 10 5 2,0x10 0 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] 0,25 W 0,5 W 1W 2,5 W 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 150 W 250 W 0 1,8x10 16 1,6x10 16 1,4x10 16 1,2x10 16 1,0x10 16 8,0x10 15 6,0x10 15 4,0x10 15 2,0x10 15 -3 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 Abbildung 11.8: Leistungsreihe der Plasmapotentialprofile in Helium-Plasmen bei 100 Pa Elektronendichte [m ] Normierte Elektronendichte Abbildung 11.5: Leistungsreihe der Elektronendichteprofile in Helium-Plasmen bei 100 Pa Radiale Position [mm] 1 Pa 3 Pa 10 Pa 20 Pa 30 Pa 50 Pa 100 Pa 120 Pa 133 Pa 150 Pa 0,0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 Radiale Position [mm] 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 11.6: Leistungsreihe der normierten Elektronendichteprofile in Helium-Plasmen bei 100 Pa Abbildung 11.9: Druckreihe der Elektronendichteprofile in Helium-Plasmen bei 2,5 W Leistung 1,0 2,5 0,25 W 0,5 W 1W 2,5 W 5W 10 W 25 W 50 W 100 W 150 W 250 W 2,0 1,5 1,0 Normierte Elektronendichte Elektronentemperatur [eV] 3,0 1 Pa 3 Pa 10 Pa 20 Pa 30 Pa 50 Pa 100 Pa 120 Pa 133 Pa 150 Pa 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 11.7: Leistungsreihe der Elektronentemperaturprofile in Helium-Plasmen bei 100 Pa 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 11.10: Druckreihe der normierten Elektronendichteprofile in Helium-Plasmen bei 2,5 W Leistung 195 Elektronentemperatur [eV] 20 1 Pa 3 Pa 10 Pa 20 Pa 30 Pa 15 50 Pa 100 Pa 120 Pa 133 Pa 150 Pa 10 5 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 11.11: Druckreihe der Elektronentemperaturprofile in Helium-Plasmen bei 2,5 W Leistung 120 Plasmapotential [V] 100 80 60 1 Pa 3 Pa 10 Pa 20 Pa 30 Pa 50 Pa 100 Pa 120 Pa 133 Pa 150 Pa 40 20 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Radiale Position [mm] Abbildung 11.12: Druckreihe der Plasmapotentialprofile in Helium-Plasmen bei 2,5 W Leistung 196 11.4 Schaltplan Zündhilfe 197 11.5 Schaltplan Pulser Extraktor Elektrode 198 11.6 Schaltplan Triggergenerator 199 11.7 Schaltpläne Pulsgenerator 200 201 202 Lebenslauf von Roland Schwefel Persönliche Daten: Geboren am 11.1.1968 in München, verheiratet seit dem 25.5.2001, zwei Kinder Schule und Ausbildung: 26.5.1987 Abitur Gymnasium Traunreut Studium: 1987-1995 5.10.95 Studium der allgemeinen Physik an der TU München In dieser Zeit auch Softwareentwicklung für die Fa. BSC, München und die Fa. Dr. Johannes Heidenhain GmbH, Traunreut Physik Diplom (Dipl.-Phys. Univ) Diplomarbeit: „Aufbau und Betrieb einer geregelten Silizium-Substrat-Heizung in einem PCVD-Reaktor und Abscheidung von Kohlenstoffschichten aus der Gasphase“ Berufliche Tätigkeiten: 1995-1997 Freiberuflich tätig für die TU München, die Fa. Siemens und die Fa. Brainlab Gegenstand der Tätigkeiten: Forschung und Elektronik-Entwicklung 2/97-2/03 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent am Lehrstuhl für Technische Elektrophysik der TU München Tätigkeiten: Forschung, Lehre, Entwicklung von Elektronik und Software 3/03-3/04 Vorbereitung einer Dissertation mit dem Titel „Stationäre und gepulste induktiv gekoppelte Plasmen: Diagnostik und Deposition von Diamantschichten“ 4/04-7/04 Entwicklungsingenieur bei der Fa. euro engineering AG, München, eingesetzt bei Fa. AST, Hagertshausen, Elektronikentwicklung Bahntechnik 8/04-12/05 Entwicklungsingenieur bei der Fa. IQ, Nürnberg, eingesetzt bei der BMW AG Softwareentwicklung Steuergeräte Fahrdynamik 1/06Softwareentwickler und Softwarearchitekt bei der Fa. BMW AG Fahrdynamik und Fahrerassistenzsysteme München, 28.04.2010 203