Ausgabe Oktober-November 2010 - Quartiersmanagement Sparrplatz
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Ausgabe Oktober-November 2010 - Quartiersmanagement Sparrplatz
Der Kiezbote Die Stadtteilzeitung für den Sprengelkiez. KiBo Nr. 4 / 2010 Sommerfest auf der Kinderfarm „Klein-Afrika“ mitten in der Burgsdorfstraße S.6 Ramadan – in der Theorie und im Sprengelkiez S.8 Mountain Music und Shaker Songs: Das Vokalensemble „Far Afield“ S.10 Arm trotz Arbeit S.12 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser des „Kiezboten“, „Arbeit für mehr Lebensqualität im Stadtteil“, das ist das Motto unter dem das Kommunale Forum Wedding e.V. 1989 gegründet wurde. Mal mehr, mal weniger konnte ich in diesen 21 Jahren die Arbeit des Kommunalen Forum Wedding e.V. und damit die Stadtteilarbeit im Sprengelkiez mit unterstützen. Mein Name ist Claudia Schwarz. Eine Zeitlang habe ich im Gemeindehaus in der Osterkirche gewohnt. Den Sprengelkiez kenne ich jedoch vor allem über meine unterschiedlichen Aktivitäten im Kiez. Ein sehr besonderes Erlebnis war für mich die Aktion „Unsere Nachbarschaft nicht von Pappe“ im Jahr 1994. Mit Kolleg/ innen des Kommunalen Forum Wedding und Nachbar/ innen sind wir mit einem selbst gebauten Papp-Modell des Sprengelkiezes durch den Kiez gezogen. Damals hat uns immer wieder Pfarrer Reimer Piening die Osterkirche als Kieztreffpunkt geöffnet, wenn wir auch mal ein Dach für unsere Aktivitäten benötigten. Und so wurde in den vielen gemeinsamen Gesprächen, die sich rund um das Pappmodell vor Läden, Schulen und Einrichtungen ergaben, immer wieder der Bedarf an Räumen für Gemeinsames vorgebracht. Ein Anfang war der Nachbarschaftsladen in der Kiautschoustraße, der u.a. dem Seniorenhilfsdienst und der sich gerade gegründeten Gruppe Aktiv im Kiez Raum bot. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Einrichtungen und Treffpunkte, mit unterschiedlichen Angeboten – in der Kunst, beim Essen oder beim Theater spielen – wo Gelegenheit zum gemeinsamen Austausch, Ausprobieren und Wirken ist. Mit dem SprengelHaus stehen inzwischen für alle Nachbar/ innen ganz verschiedene Räume zur Verfügung. Da können eigene Feste gefeiert, bestehende Beratungs-, Weiterbildungs- oder Informations- und Bewegungsangebote genutzt oder auch eigene Gruppenaktivitäten entwickelt werden. Hier bin ich zurzeit aktiv und unterstütze die Mitarbeiter/ innen im Haus in der Weiterentwicklung ihrer Beschäftigung und in ihren beruflichen Perspektiven. Und ich und meine Kolleg/innen freuen uns sehr über neue Begegnungen und Anregungen. Mich selbst beschäftigt ganz aktuell die Frage, wie das SprengelHaus als soziale Infrastruktur im Stadtteil stabilisiert und weiterentwickelt werden kann. Im Rahmen von Perspektivwerkstätten tüfteln wir dazu an neuen Organisations-, Finanzierungs- und Kooperationsmodellen. Erste Zwischen-Ergebnisse dazu werden meine Kolleg/innen und ich auch demnächst im Sprengelkiez vorstellen. Ich freue mich schon jetzt wieder auf die vielen Gespräche, die es dazu hoffentlich geben wird. Darüber hinaus wirke ich auch im BIWAQ-Projekt des Kommunalen Forum Wedding mit. Hier geht es um den Aufbau einer Agentur für gesellschaftlich nützliche Qualifizierung und Beschäftigung. Welche Angebote, Strukturen und Kooperationen brauchen wir, damit Arbeit und Beschäftigung in der Nachbarschaft und darüber hinaus für Jung und Alt möglich werden kann? Ich hoffe, dass wir alle weiterhin mit viel Elan und Kraft, aber auch Spaß im Kiez wirken. Damit er an noch mehr Lebensqualität gewinnt, braucht es viele mit verschiedenen Ideen, das haben die zurückliegenden Jahre gezeigt. Und das sollten wir weiter entwickeln........ Ihre Claudia Schwarz Anzeige 0162/ 175 221 9 2 KiBo Nr. 4 September/Oktober 2010 Mein Kiez Inhalt Mein Kiez Impressum 4 Baupläne für den Pekinger Platz vorgestellt Herausgeber Lo‘Nam Verlag/ Afrika Medien Zentrum e.V. Torfstr. 12, 13353 Berlin Tel.: (030) 97 89 55 36 Fax: (030) 96 08 99 97 EMail: [email protected] www.lonam.de V.I.S.D.P. Hervé Tcheumeleu QM Sparrplatz: Alexandra Kast 6 „Klein-Afrika“ mitten in der Burgsdorfstraße 7 „Das Friseurhandwerk habe ich in meiner Heimat gelernt“ „Klein-Afrika“ mitten in der Burgsdorfstraße 6 Redaktion Anne Wispler, Siemen Dallmann, Lydia Manock Bayap, Julia Steinborn, Felice Gritti, Narcisse Djakam Mitarbeiter dieser Ausgabe Anne Wispler, Stefan Hümmer, Saskia Vogel, Irene Brockert, Heinz Reichenecker, Angela Bochum, Mohamed Bah, Ilknur Marina Stajakovic Titelbild Foto: Siemen Dallmann 8 Ramadan – in der Theorie und im Sprengelkiez 9 „Der Islam und Koran sind meine Perspektive“ 9 Mein Kommentar zu Thilo Sarrazin. 10 Mountain Music und Shaker Songs: Das Vokalensemble „Far Afield“ 11 Jugend bewegt Stadt - Kohle für eure Ideen! Initiative Mountain Music und Shaker Songs: Das Vokalensemble „Far Afield“ 10 12 Arm trotz Arbeit 13 Sportfest im Sprengelpark ein großer Erfolg 14 10 Jahre ZukunftsDetektive Korrektur Thomas Bindernagel, Stefanie Schroeder 15 Müllerstraßenfest mit besonderem Highlight Druck : Offset Druck Wende 16 Neues von ComDo-Berlin Nächster Redaktionsschluss 31. Oktober 2010 16 Machen Sie mit bei der Gebietskonferenz 17 Mitmachen - mitgestalten - am 18.9. bei der Gebietskonferenz Gefördert durch die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen des Programms „Zukunftsinitiative Stadtteil“ Teilprogramm „Soziale Stadt“. 18 Hoher Besuch zur Eröffnung des afrikanischen Leseraums Sportfest im Sprengelpark ein großer Erfolg 16 19 Kinderfarmfest 19 Kiezkochbuch von Kindern 20 Nützliche Adressen im Kiez Berliner Tage des Interkulturellen Dialogs Aktiv im Kiez e.V. beteiligt sich auch 2010 wieder an den „Berliner Tagen des Interkulturellen Dialogs“ vom 1. bis zum 26. November 2010. Wir laden am Freitag den 19. November 2010 um 18.00 zum Dialog in den Nachbarschaftsladen ein. Das Gespräch steht unter dem Motto: „Ein Respektvolles Miteinander erfordert ein Kennenlernen und vor Allem gemeinsame Gespräche“ Eine wirkliche Integration, Anerkennung und Respekt kann es nur geben, wenn man sich auch kennt. Ein Kennenlernen ist nur möglich, wenn Gespräche stattfinden. Auch Dialogtisch von 2009 diese Veranstaltung verstehen wir als Auftakt für weitere Gespräche und gemeinsame Treffen im Sprengelkiez. Nicht gegeneinander sondern nur miteinander können wir unsere Probleme im Kiez gemeinsam lösen. Wir würden uns sehr freuen wenn auch ihr die Chance zum Gespräch nutzt. Weitere Infos zum Dialogtisch gibt es hier: www.tage-des-interkulturellen-dialogs.de Siemen Dallmann September/Oktober 2010 KiBo Nr.4 3 Mein Kiez Baupläne für den Pekinger Platz vorgestellt Am 24. August wurde in der Osterkirche erneut über die Anbindung von Sprengelpark und Pekinger Platz an das Nordufer diskutiert. Ende des Jahres können die Baumaßnahmen beginnen. Entwurf des Pekinger Platzes Bewohner informieren sich über das Projekt.; Foto Rico Todzi Wenn es um Baumaßnahmen zur Verschönerung öffentlicher Flächen geht, stehen natürlich die Interessen der Nutzer/-innen und besonders der Anwohner/-innen im Vordergrund. Diese Interessen gehen bisweilen auch auseinander, wie man auf der zweiten Infoveranstaltung zum Pekinger Platz erleben konnte. Am 24. August 2010 stellte die Landschaftsarchitektin Margret Benninghoff in der Osterkirche den letzten Entwurf ihres Planungsbüros mit den Änderungen vor, die nach den Vorgaben einer Jury (s. u.) einzuarbeiten waren. Die rund vierzig Anwesenden diskutierten abermals, wie der Bereich zwischen Sprengelpark und Nordufer optimal zu gestalten sei. Was allerdings zum Teil auch daran lag, dass manche die vorhergehende Bürgerbeteiligung versäumt hatten oder die Beschlüsse der Jury wieder infrage stellten. Nutzungskonflikte Immer wiederkehrende Hauptthemen solcher Veranstaltungen beruhen meist auf klassischen Nutzungskonflikten wie z.B. zwischen Hundebesitzern und übrigen Anwohner/innen. Soll man den Pekinger Platz komplett einzäunen, um Hunde und ihre Hinterlassenschaften auszusperren? Hier hielten die Hundebesitzer leidenschaftliche Plädoyers für mehr Eigenverantwortung, während die Übrigen für und auch gegen Zäune waren. Nun wird angestrebt, zumindest den Kleinkinderbereich durch einen Zaun zu schützen. Kontrovers wurde auch die Nutzung der ehemaligen Fahrbahn am Nordufer diskutiert. Hier kommt es laut Anwesenden immer wieder zu 4 Vorstellung des Projekts.; Foto Rico Todzi gefährlichen Situationen, wenn Rad- und sogar Motorradfahrer auf der Asphaltfläche auf Fußgänger/-innen und Kinder treffen. Es solle deshalb noch einmal geprüft werden, ob der amtlich festgelegte Verlauf des Radwegs Berlin-Kopenhagen wirklich über die Fahrbahn gehen müsse, oder ob er stärker – zumindest optisch – vom Fußgängerbereich zu trennen sei. Wasserspiele nicht machbar? Ziemlich eindeutig war das nochmalige Votum der Bewohner/-innen über eine Wasserspielmöglichkeit auf dem Spielplatz. Der neue Entwurf hatte die Wasserspielmöglichkeit aus praktischen Gründen verworfen. So habe das zuständige Grünflächenamt kein Geld zur Unterhaltung und Reparatur der aufzustellenden Pumpen. Der anwesende Vertreter, Herr Walter, beklagte die geringen Mittel für die Grünflächen des Bezirks. Er schätzte, dass für die jährliche Pflege des Pekinger Platzes, inklusive der Personalkosten, ca. 3000 € verfügbar seien - zu wenig, um defekte Pumpen zu reparieren. Weitere Kosten könnten durch eine EU-Richtlinie und sich daraus ergebende Auflagen des Gesundheitsamtes entstehen, denn zukünftig muss ein ständiger Abwasserablauf gewährleistet werden. Es sieht also leider so aus, als müssten die Eltern das Wasser zum Spielen weiter von der nahe gelegenen Pumpe holen. Umwidmung zum Festplatz? Ein weiteres Anliegen war die mögliche Umwidmung der ehemaligen Fahrbahn in eine Art Festplatz, was z.B. die Gebühren für Stadtteilfeste senken würde. Gefordert wurde auch eine Möglichkeit der Versorgung mit Wasser KiBo Nr. 4 und Strom, z.B. für Straßenfeste. Klar ist, dass die Asphaltfläche so bleibt, denn in jedem Fall bleibt eine endgültige Stilllegung des Nordufers aufgrund der noch nicht ganz entschiedenen zukünftigen Sperrung der Tegeler Straße im Bereich der S-Bahn-Trasse offen. Frau Benninghoff und die Verantwortlichen vom Bezirksamt wollen den Entwurf im Hinblick auf die gesammelten Einwände noch einmal überprüfen. Die anschließende technische Planung der Umgestaltungsmaßnahme wird dann zur Basis für eine Ausschreibung. Wenn diese erfolgt ist, können bereits Ende dieses Jahres die Baumaßnahmen beginnen. Hintergrund Der Quartiersfonds 4 des Programms „Soziale Stadt“ ist für größere öffentliche Baumaßnahmen gedacht. Der Quartiersrat für den Sprengelkiez hatte 2009 entschieden, dass mit diesen Fördermitteln die Verbindung zwischen Sprengelpark, Pekinger Platz und Nordufer aufgewertet werden soll. Im Juni 2010 fand eine Bürgerbeteiligung samt einer Diskussionsveranstaltung zu den Entwürfen statt, die im Auftrag des Bezirksamtes von drei Planungsbüros erstellt wurden. Man konnte sich die Planungen in Ruhe im Quartiersmanagement ansehen und seine Meinung zu Papier bringen. Am 23. Juni entschied dann eine Jury u.a. mit Vertreter/-innen des Quartiersrates darüber, welcher Entwurf ausgeführt wird. Weitere Infos unter: www.sparrplatz-quartier.de oder beim Quartiersmanagement Sparrplatz. Anne Wispler September/Oktober 2010 Mein Kiez Mein Kiez Initiative „Klein-Afrika“ mitten in der Burgsdorfstraße In der 200 Meter langen Verbindung von der Müllerstraße zum Sparrplatz haben sich in diesem Frühsommer erfolgreich zwei afrikanische Lokalitäten angesiedelt. Der Eröffnungstermin wurde weise zur Weltmeisterschaft gewählt, die Argumente, in den Sprengelkiez zu ziehen, waren vielfältig. Zusammen mit dem afroamerikanischen Friseur „Jose Bass – Salon Esthetics“ (Burgsdorfstr. 14) und dem mittlerweile alteingesessenen “Club Mount Cameroun e.V.“ (Burgsdorfstr. 6), der vor zwei Jahren von der Lynarstraße in die Burgsdorfstraße umgezogen ist, kann man getrost von einem „Klein-Afrika“ sprechen. am Wochenende, vom türkischen Schlachter aus dem Kiez), Fisch mit gebratenen Kochbananen oder Rindfleischspießen und Fufu, eine leckere Auswahl an westafrikanischen Spezialitäten. Seit Mai betreibt sie das Lokal gemeinsam mit ihrem ghanaischen Ehemann Alahassan Labaram. Sie haben sich in einem Berliner Hotel, in dem sie beide gearbeitet haben, kennen und lieben gelernt, dann eine Familie gegründet und sich jetzt selbstständig gemacht. Herr Labaram meint, dass es einem als Afrikaner in Wedding passieren kann, dass man zufällig alten Bekannten aus der Heimat über den Weg läuft, von denen man gar nicht wusste, dass sie in Deutschland sind und die man zuletzt in Afrika getroffen hatte. Neben dem offensichtlichen Multikultimix waren weitere entscheidende Punkte die günstige Verkehranbindung mit Ringbahnnähe und die weiterhin erschwinglichen Mieten für Gewerbetreibende. Etwas anderes liegt Herrn Labaram auch noch auf dem Herzen: Egal wie sehr man sich als Afrikaner anstrenge, sagt er, wenn man einen Laden eröffne, gäbe es immer Probleme und Anzeigen. Es würden unnötig Steine in den Weg gelegt. Das verstehe er nicht. In den USA würden Migranten in ihrem Bestreben etwas Eigenes auf die Beine zu stellen unterstützt. Hier stehe im Sommer alle paar Tage die Polizei auf der Matte, als die Gäste noch draußen saßen. Er gibt zu, Afrikaner seien laut, wenn sie sich miteinander amüsieren, aber vielleicht solle sich die Stadt überlegen, wessen Anliegen unterstützenswerter sei, das Bemühen den Kiez zu bereichern und die Wirtschaft anzukurbeln oder die Beschwerde eines vielleicht nur neidischen Nachbarn. Das sei eine Beleidigung für ihre Gäste und besonders ärgerlich, da auch Diplomaten aus Nigeria, Ghana und Sierra Leone im „Wendy’s“ das Essen genössen. Kunden vor dem Laden: Le Mix Bar „WENDY’S“ (Burgsdorfstr. 4) Das „Wendy’s“ liegt direkt an der Ecke Willdenowstraße und ist Café, Bar und Restaurant zugleich. Der Name hat nichts mit der amerikanischen Fast-Food-Kette zu tun, sondern ist von einem gleichnamigen berühmten Restaurant in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, abgeleitet. Denn dort kommt 6 Frau Fatmata Kagbo, die Inhaberin, her und dort kochte sie schon aus Leidenschaft in verschiedenen Speiselokalen. Jetzt wirft sie ihre ganze Erfahrung in den Kochtopf, um im Weddinger „Wendy’s“ ihren Gästen geschmackvolle „authentic african cuisine“ anbieten zu können. Die Speisekarte bietet von Joulof Rice über scharfe Ziegensuppe (nur KiBo Nr. 4 LE MIX BAR (Burgsdorfstr. 14a) In den renovierten Räumen des ehemaligen „Masai Mara“ eröffneten im Juni Kouaho Miezan Kakou alias Kabila aus Nigeria und Côte d’Ivoire und Moise Merlin Mabouna aus Kamerun die „Le Mix Bar“. Im Team, zu dem noch die reizende kenianische Bedienung gehört, wird der Mixgedanke also schon umgesetzt. Wie der Name verrät, ist das angeSeptember/Oktober 2010 strebte Ziel ein möglichst breit gefächertes, multikulturelles Publikum anzusprechen. Das soll durch eine lockere offene Atmosphäre und abwechslungsreiche Musik, die sich den Wünschen der Gäste anpasst, erreicht werden. Im Keller entsteht zudem ein kleines, aber professionelles Studio, in dem Musiker aus dem Kiez eine Chance haben werden, ihre Demo-CDs und andere Veröffentlichungen aufzunehmen. Moise träumt auch von einem „Le Mix Orchestra“, bei dem er selbst gerne am Schlagzeug agieren möchte. Die Idee über Kulturaustausch Integration zu schaffen, ist nicht neu, aber es hat sich gezeigt, dass nichts so sehr verbindet, wie zusammen zu sitzen, zu quatschen, und Party zu machen. Moise meint, dass man in der Burgsdorfstraße Leute aus allen Teilen des afrikanischen Kontinents trifft und man annähernd von einer Art „AU“ (Afrikanischer Union) sprechen kann. Ein Bekannter aus Bayern hatte noch nie so viele Afrikaner in einer deutschen Straße gesehen und fragte Moise, ob er hier überhaupt noch in Deutschland sei, freudig überrascht so viel afrikanische Kultur anzutreffen. Noch ein Stück entfernt von Stadtteilen in anderen Metropolen wie Barbès in Paris oder Matonge in Brüssel, kommt im Wedding wirklich langsam ein Gefühl von „Klein-Afrika“ auf. „Wendy’s“ und „Le Mix Bar“, zwei neue Adressen in der Burgsdorfstraße. Hier ist jeder willkommen. Also nichts wie hin. Text und Fotos: Stefan Hümmer September/Oktober 2010 „Das Friseurhandwerk habe ich in meiner Heimat gelernt“ Mit dem „Salon Esthetics“ hat José Bass einen Afro-Friseursalon in der Burgsdorfstraße eröffnet. Die Frauen aus der Nachbarschaft lassen sich schminken und die Männer im Minutentakt die Haare scheren. Dabei entspannt der gesamte Salon bei Rumba-Rhythmen. José Bass in Aktion. Foto: Siemen Dallmann Sind die Kunden in José Bass´ „Salon Esthetics“ männlich, dann bleiben sie nur wenige Minuten auf dem Frisierstuhl sitzen. Michael ist einer von ihnen. Der 28-Jährige aus Mali hat lange in New York gelebt, bis es ihn in den Sprengelkiez verschlagen hat – statt im Big Apple lässt er sich nun eben in der Burgsdorfstraße die Haare schneiden. Schließlich will er gut aussehen, und möglichst viele „girls“ kennenlernen. Michael verschwindet unter dem Friseurumhang, José legt ihm noch eine Papiermanschette um den Hals, dann schert er ihm mit einem Elektrorasierer blitzschnell die Haare ab. Die Schläfen werden mit einer offenen Rasierklinge in Form geschabt – das sieht gefährlich aus, ist es aber nicht, wenn man wie José das Haareschneiden beherrscht. „Das Friseurhandwerk habe ich in meiner Heimat gelernt“, erzählt der 36-Jährige, der in Angola geboren wurde und einige Jahre im Kongo aufwuchs. Seit über 20 Jahren wohnt er im Wedding und vor knapp einem Vierteljahr hat er sich den Traum von einem eigenen Friseurladen erfüllt. Zwar würden in manch einem Afro-Shop Haare geschnitten und Zöpfe geflochten, „einen geräumigen Salon aber, den gab es bisher im Kiez noch nicht.“ An den Wänden vom „Salon Esthetics“ hängen große Spiegel, auf den beigefarbenen Frisierkonsolen liegen Sprayflaschen und Kunsthaarteile – das lichtdurchflutete Ambiente wirkt mitunter etwas improvisiert, wohl aber gemütlich. „Der Salon wird gut angenommen, noch mehr Kunden aber wären besser“, sagt José. Dabei kann er sich eigentlich nicht beschweren. Er profitiert von den „Synergieeffekten“ rund um die Burgsdorfstraße. Mit dem Café „Wendy´s“ und der Bar „Le Mix“ hat sich hier in letzter Zeit eine afrikanische Community etabliert – und alle müssen KiBo Nr.4 irgendwann zum Friseur. Heute jedenfalls, am Mittwochnachmittag, ist es voll. Nach nur fünf Minuten hat Michael mit seinem „nice cut“ den Frisierstuhl verlassen, schon setzt sich ein älterer Herr aus Kamerun und möchte einen „coupe de cheveux“. José Bass spricht sechs Sprachen, neben Deutsch, Englisch und Französisch seine Muttersprachen Kikongo, Lingála und Portugiesisch – und er gebraucht sie alle. Immer wieder grüßen Nachbarn von der Straße mit „Ça va? Tudo bem?“ in die offene Salontür hinein, vor der gerade eine junge Frau mit Haarkur auf dem Kopf in der Sommerhitze steht und lautstark in ihr Handy spricht. Ein Teenager musste sich von seinen Dreadlocks trennen, in der Sitzecke brüllt das Baby einer Kundin. Es ist viel los im „Salon Esthetics“ und doch herrscht keine Hektik. José ist ein entspannter Typ, gelassen bedient er einen Kunden nach dem anderen, und alle gemeinsam lassen sich von Rumba-Rhythmen einlullen, die aus Lautsprechern durch den Laden schwingen. Auch José ist leidenschaftlicher Musiker und Bassist in der Band „Les Beaux Gosses“, in Weddinger Kellerbars spielt man „Rumba Congolaise“. Mit kaum weniger „geschmeidigen Beats“ kann José arbeiten. Kaum ist eine halbe Stunde vorbei, hat er schon vier Männern die Haare in Façon gebracht. Für seine weibliche Kundschaft nimmt sich der Friseurmeister hingegen mehr Zeit. Schminken, Augenbrauenzupfen und Flechtfrisuren mit Kunsthaarteilen – das kann schon mal mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Im „Salon Esthetics“ aber ist Wartezeit keine Wartezeit, sondern vielmehr Lebenszeit. Gefüllt mit Entspannung unter Freunden. Saskia Vogel 7 Mein Initiative Kiez Mein Kiez Ramadan – in der Theorie und im Sprengelkiez Tausende Muslime haben in Berlin in den vergangenen Wochen Ramadan gehalten, auch im Sprengelkiez. Aber was verbirgt sich hinter diesem offensichtlich so wichtigen Teil der vom Islam geprägten Lebensweise? Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders, dessen Anfang und Ende von dem Erscheinen der neuen Mondsichel bestimmt werden. Dieser Zeitpunkt ändert sich jährlich, in der Regel schiebt er sich pro Jahr etwa zehn bis elf Tage im gregorianischen Kalender nach hinten. Der Koran ruft dazu auf, in diesem Zeitraum zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang der Pflicht des Fastens nachzukommen, die einer der fünf Grundpflichten, der sogenannten „fünf Säulen“ des Islam entspricht. Das Ende des Ramadans wird mit dem Ramadanfest – nach dem Opferfest der wichtigste muslimische Feiertag - drei Tage lang gefeiert. sen weiter gefassten Begriff des Fastens umzusetzen, jedoch sollen unter keinen Umständen gesundheitliche Probleme entstehen. Aus diesem Grund sind schwangere Frauen, Kinder vor der Pubertät und sowohl geistig als auch körperlich Kranke von der Pflicht des Fastens enthoben. Sie sind dazu aufgefordert, die Fastentage nachzuholen, sobald ihr gesundheitlicher Zustand dies ohne Probleme erlaubt. Wenn eine Besserung der Gesundheit nicht in Aussicht ist, fordert der Koran zu einer Armenspeisung für jeden nicht gehaltenen Fastentag auf. Aber was bezweckt der Koran mit all diesen Geboten und Verboten, welchen Nutzen wollen und sollen Muslime aus dem Ramadan ziehen? Zum einen soll die Zeit der Entbehrungen dem Fastenden helfen, Abhängigkeiten als vermeintliche Abhängigkeiten zu erkennen und sich von ihnen freizumachen, zu erkennen, dass man einzig und allein von Allah abhängig ist. In diesem Prozess ist das Erlangen von Selbstbeherrschung, Widerstandskraft und der Fähigkeit zur KonzentFastenbrechen im Ramadan 2010; Foto Siemen Dallmann ration auf das Wesentliche gewollt. Der RamaWas kann man sich unter dieser Fasten- dan bietet Muslimen die Möglichkeit und den Pflicht vorstellen, was wird von einem Muslim Raum, sich intensiv mit sich selbst und Allah in dieser Zeit verlangt? Die Erfüllung dieser zu beschäftigen und hierbei neue Vorsätze für Pflicht besteht nicht nur aus dem Verzicht die Zeit nach dem Ramadan zu fassen. Zum auf sämtliche Nahrungsmittel und Getränke, anderen wird angestrebt, mit Hilfe der Erfahwie der westliche Fasten-Begriff es vermuten rung des eigenen Verzichts, das Bewusstsein lassen würde. Vielmehr fordert sie Enthalt- für Armut und Not zu schärfen und Barmhersamkeit in sämtlichen Bereichen des tägli- zigkeit zu fördern. Diese Absicht wird auch in chen Lebens. Auf Rauchen, Trunkenheit und der am Ramadanfest vorgesehenen Abgabe Geschlechtsverkehr wird verzichtet, und ein an Arme deutlich. sündenfreies Leben wird noch stärker angestrebt, als in der restlichen Zeit des Jahres. So Soweit die grob umrissene Theorie. Aber werden üble Nachreden, sowie Beleidigungen wie sieht es in der Weddinger Wirklichkeit im und Verleumdungen jeglicher Art vermieden. Sprengelkiez aus? Die Wichtigkeit, auch diesem Teil des Fastens Auf Nachfrage erklären erstaunlich viele MusRechnung zu tragen, wird in einem Ausspruch lime, dass sie keinen Ramadan halten. In den Mohammeds klar: „Wenn sich jemand nicht meisten Fällen ist Rauchen der Grund. Aber der Falschheit in Wort und Tat enthält, dann wie fühlen sich diejenigen, die fasten und verliegt Allah nichts daran, dass er sich des Es- zichten? In einem Punkt sind sich alle absolut einig: Hunger haben sie, viel Hunger. Und sens und Trinkens enthält“. Es sind zwar alle Muslime aufgefordert, die- natürlich sei es anstrengend, nebenher einem 8 KiBo Nr. 4 normalen Arbeitsalltag nachzugehen. Ein Deutscher, der schon einmal Heilfasten ausprobierte, liefert eine Vorstellung davon, was es bedeutet, zu fasten: „Die ersten drei Tage sind der Horror!“ Trotzdem scheint keiner der Fastenden ins Schwanken zu geraten. Wenn sie sich den vielfältigen Verzicht einmal vorgenommen haben, setzen sie ihn mit viel Disziplin und sogar Freude um. Das Wissen, sich selbst - seinem Körper und seinem Geist – mit dieser Prüfung etwas Gutes zu tun, daran zu wachsen, den Armen einen symbolischen solidarischen Dienst zu erweisen und eine religiöse Pflicht zu erfüllen, scheint ihnen die nötige Kraft zu geben. Aber wäre es in muslimischen Ländern vielleicht einfacher? In einem Land, in dem fast alle Ramadan halten und dementsprechend mehr Rücksicht genommen wird? Eventuell sei es tatsächlich etwas leichter, da dort ein großes Gemeinschaftsgefühl während der Fastenzeit bestehe, aber das werde eigentlich durch das kühlere Klima in Deutschland aufgewogen, was es deutlich einfacher mache, den ganzen Tag nichts zu trinken, sagt ein älterer Herr. Obwohl die Bedingungen in Deutschland also anscheinend als nicht sehr hinderlich angesehen werden, könnte sich eine junge Deutsche dennoch ein größeres Entgegenkommen vorstellen, beispielsweise mit flexibleren oder kürzeren Arbeitszeiten für Fastende. Spätestens dann würde sich der Ramadan im täglichen Leben von Nicht-Muslimen bemerkbar machen - wie es christliche Feste im Leben von Muslimen tun -, aber werden im Sprengelkiez auch jetzt schon Auswirkungen gespürt? „Schlechter Umsatz“ erzählt der Verkäufer eines Fitnessshops mit vielen Nahrungsergänzungsmitteln im Angebot, „aber nicht allzu tragisch“. In einem häuslichen Pflegedienst, der auch eine Reihe von Muslimen betreut, wird der Ramadan als vollkommen unproblematisch für die tägliche Arbeit angesehen: „Wir stellen den Zeitplan für die Besuche ein bisschen um, das ist kein Problem. Gesundheitliche Beschwerden treten auch nicht auf, unsere Patienten machen das oftmals schon ihr Leben lang, jedes Jahr, da ist deren Körper mittlerweile dran gewöhnt.“ Offenbar beschränkt sich der Ramadan im Sprengelkiez darauf, das zu sein, was er wahrscheinlich auch sein sollte: ein für fastende Muslime sehr wichtiges und wertvolles Ritual, das die nicht fastenden Nachbarn voll und ganz respektieren. Felice Gritti und Julia Steinborn September/Oktober 2010 „Der Islam und Koran sind meine Perspektive“ Mehmed Cimendag lebt seit sechzehn Jahren in Deutschland und arbeitet im Didim Café und Bistro. Als Moslem hält er Ramadan. Im Interview erzählte er uns, wie er das Fasten mit seiner Arbeit vereinbaren kann und warum es in islamischen Ländern nicht einfacher ist. KiBo: Wie ist es, Ramadan zu halten und den ganzen Tag Essen zuzubereiten und Leute essen zu sehen? Eigentlich nicht schwer. Ich habe mich ja selbst dafür entschieden zu fasten. Zwar wird der Ramadan vom Koran vorgeschrieben, aber einen religiösen Zwang gibt es nicht. Der Koran liefert einem vielmehr den Anstoß, nachzudenken und zu verstehen, warum man fasten sollte, warum es gut ist. Wenn man das verstanden hat, tut man es freiwillig, der Koran hilft dabei. Jeder entscheidet für sich, ob er fastet oder nicht, und somit entscheidet auch jeder selbst, ob er es durchhält, oder ob er etwas isst. Die jeweilige Arbeit ist dabei unerheblich. KiBo: Schränkt das Fasten die Leistungsfähigkeit ein? Man ist schon körperlich geschwächt, aber das gehört eben dazu. Nur so können wir mitfühlen, wie es Armen und Hungernden geht und sie geistig unterstützen. Es geht dabei eben um Solidarität. Hier in Deutschland ist es sogar ein bisschen leichter, weil es selbst im Sommer nicht so warm ist, wie in der Türkei. KiBo: Das Fastenbrechen wird groß gefeiert, aber wie sieht es davor aus? Ist das Es- sen nach Sonnenuntergang anders als den Rest des Jahres? Ein wenig. Man redet über andere Dinge – Politik, Geschichte oder soziale Themen, versucht ein bisschen aus der Monotonie heraus zu kommen. Es ist ein verstärktes Zusammengehörigkeitsgefühl, gemeinsames Essen. Auch gibt es viele verschiedene Gerichte, vielleicht Dinge, die man sonst nicht sehr häufig zubereitet. Man lernt es wieder mehr zu schätzen. Trotzdem ist Ramadan nicht, was du mit anderen feierst. Ramadan ist, was dich mit Allah verbindet. KiBo: Wie? Na ja, durch Geldgaben oder Einladungen zum Essen. Das betrifft natürlich nur die Erwachsenen. Von Kindern verlangt keiner, dass sie einen Monat lang durchhalten. Ich habe ja als Junge selbst immer geschummelt und heimlich genascht. Als ich dann älter wurde, habe ich die Stärke aus der Religion geschöpft. Man erfährt die Macht, sich selbst zu beherrschen und zu kontrollieren. Felice Gritti und Julia Steinborn KiBo: Verhalten sich Muslime während des Ramadans anders als sonst? Sie sind freundlicher, versuchen nicht schlecht zu reden und nichts Schlechtes zu denken. Die meisten haben immer ein Lächeln auf den Lippen. KiBo: Wenn das Fasten schlecht für dich wäre, würdest du es trotzdem tun? Natürlich nicht. Im Koran steht ja, man solle sich nicht selber schaden. Wenn man krank ist und gesundheitlich nicht in der Lage wäre zu fasten, muss man die Armen anders unterstützen Hier arbeitet Mehmed; Foto AMZ Mein Kommentar zu Thilo Sarrazin Von Siemen Dallmann Sicher gibt es immer wieder mal Probleme, wenn Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammen kommen, auch bei uns im Sprengelkiez. Die Frage bleibt aber doch, wie lösen wir diese Probleme, wie gehen wir damit um? Mit Hetze erreicht man nur, dass sich der Betroffene zurück zieht und sich und sein Handeln verteidigen muss. Also verändert Thilo Sarrazin mit seinen vorsintflutlichen Äußerungen nichts, eher das Gegenteil wird er erreichen. Seine Auslegungen zu Rasse, Genen und Bevölkerungsgruppen erinnern schon stark an eine Zeit, die die meisten von uns nicht zurück haben wollen. Integration ist keine Sache von Einzelpersonen, zur Integration gehören immer zwei. Nur wenn man aufeinander zugeht, sich die Hand reicht und miteinander redet, wird Integration September/Oktober 2010 funktionieren. Natürlich muss man Probleme auch ansprechen dürfen, aber dann auch gemeinsam nach Lösungen suchen. Hier sind in der Vergangenheit viele Fehler gemacht worden, die teilweise zu den zu Recht zu bemängelnden Problemen geführt haben. Jetzt aber nur die Migranten dafür verantwortlich zu machen, ist schon sehr einseitig. Die Verantwortung liegt bei beiden Seiten, und die Probleme können langfristig auch nur von ihnen gemeinsam gelöst werden. Laut Wikipedia bedeutet Integration übrigens so viel wie „Zusammenfügen und Zusammenwachsen“ zu einem Ganzen. Lasst uns im Sprengelkiez weiter im Gespräch bleiben, und laden wir uns gegenseitig weiter zum Kennenlernen ein. Eine wirkliche Integration, Anerkennung und Respekt kann es KiBo Nr.4 nur geben, wenn man sich auch kennt. Ein Kennenlernen ist nur möglich, wenn Gespräche und gemeinsame Aktivitäten stattfinden. Meiner Meinung nach muss der Begriff Integration noch viel weiter gefasst werden, er betrifft nämlich uns alle. Es wäre doch schön, wenn alle Bewohnerinnen und Bewohner, egal ob in Arbeit oder ohne, egal ob alt oder jung, egal ob Mann oder Frau, egal ob mit oder ohne Behinderung, egal aus welcher Kultur oder Religion, egal ob hetero – oder homosexuell, im Sprengelkiez sagen könnten „Wir sind integriert, ich bin integriert“. Erst dann ist der Sprengelkiez ein Ganzes und jeder von uns ist ein Teil vom Ganzen. Erst dann können wir gemeinsam, also zusammen, unsere Probleme im Kiez lösen. 9 Mein Kiez Initiative Mountain Music und Shaker Songs: Das Vokalensemble „Far Afield“ Das Ensemble freut sich über jeden, der Lust zum Mitmachen hat, denn die Tradition der „American Sacred Harmony“ ist offen und verlangt keine speziellen Gesangs- oder Notentalente. Der Spaß am gemeinsamen Singen steht hier im Vordergrund. Gruppenfoto des Chors Far Afield; Foto: Far Afield Aus vollem Herzen: Das Vokalensemble „Far Afield“ Wenn Sie den Film „Oh Brother, Where Art Thou“ mit George Clooney kennen, dann erinnern Sie sich vielleicht auch an den wunderschönen Soundtrack mit viel traditioneller amerikanischer Musik. Jeden Samstag Vormittag erklingen diese Lieder im Gemeinderaum der Osterkirche, denn dort trifft sich das Vokalensemble „Far Afield“ zum Üben. Hier probt die Musikerin Irene Brockert mit teils deutschen, teils amerikanischen Sänger/innen Mountain Music, Hymns, Gospels und Shaker songs*) der einfachen, oft tief religiösen Menschen aus den ländlichen USA. Schön und traurig zugleich sind diese Lieder, die von Entbehrungen und harter Arbeit handeln, und von der Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod. „I‘ll Fly Away“, im Filmsoundtrack gesungen von Gillian Welch und Alison Krauss, ist einer dieser Ohrwürmer. Das Ensemble freut sich über jeden, der Lust hat zum Mitmachen, denn die Tradition der „American Sacred Harmony“ ist offen und verlangt keine speziellen Gesangs- oder Notentalente. Der Spaß am gemeinsamen Singen steht hier im Vordergrund. „Far Afield“ bedeutet so viel wie „weit hinaus“, und so soll der Gesang sein: Hier geht es nicht um Zurückhaltung oder akademisch poliertes Singen. Wenn der Ausdruck „aus vollem Herzen singen“ jemals Berechtigung hatte, dann hier. 2004 von Irene Brockert gegründet, spezialisierte sich die Gruppe auf das „ShapeNote-Singing“ aus dem Gesangbuch „The Sac10 red Harp“, amerikanische geistliche Gesänge, Lieder des ländlichen Südens, außerdem Shaker songs und Volkslieder. Um auch Laien das Singen nach Noten zu erleichtern, entwickelte man die unterschiedlich geformten „shape notes“. Wer den Film „Cold Mountain“ gesehen hat, sah auch Nicole Kidman und Jude Law beim Singen dieser shape notes. Deutsch-russisch-amerikanische Wurzeln: Die Chorleiterin Die Chorleiterin und Klavierlehrerin Irene Brockert (www.Irina-Brockert-Aristova.com) hat deutsch-russisch-amerikanische Wurzeln und stammt aus einer musikalischen Familie. Ihre Eltern flohen vor Stalin nach Deutschland und emigrierten dann in die USA. Dem Kontakt zur dortigen russischen Diaspora ist es zu verdanken, dass Irene sich auch stark für die Pflege alter russischer Gesänge engagierte. Sie sammelte außerdem reiche Erfahrungen auf dem Gebiet der internationalen Folklore als Dirigen- tin, Musik-Arrangeurin, Instrumentalistin, Sängerin u. Tänzerin in Projekten mit russischen, amerikanischen, türkischen, persischen, armenischen, kurdischen, und deutschen Musikern. 1984 gründete sie das Ensemble „Perepjolotschki“, mit dem sie den Gesang und die WeisKiBo Nr. 4 heit russischer Bäuerinnen bewahren und weiter geben möchte (www.Perepjolotschki.de). Seit 1998 unterrichtet sie russisch-orthodoxe Gesänge aus acht Jahrhunderten in der Osterkirche und gestaltet mit dem daraus hervorgegangenen Ensemble „Capella Russica“ Gottesdienste in Berliner Kirchen (www.CapellaRussica.de). Kurz danach entdeckte die Musikerin die amerikanische Tradition des „Sacred Harp“-Gesangs, die ähnlich spirituell und kraftvoll ist. Und so wird seit 2004 mit dem Vokalensemble „Far Afield“ diese Tradition lebendig gehalten (www.berlinshapenote.de). Gefragt, wo ihre Heimat liegt, sagt sie: „Ich trage den Osten und den Westen im Herzen!“. Irene Brockert ist also auch musikalisch in mehreren Welten zu Hause. „Das ist, glaube ich, die tiefgreifendste Eigenschaft des Volksgesangs überhaupt: In jedem Menschen die Seite zu öffnen, bei der wir alle gleich sind – nicht Russen, nicht Amerikaner – sondern einfach Menschen. Jede traditionelle Musik vermag das, wenn sie frei von Kitsch, von Stilisierung bleibt – authentisch bleibt.“ Sie sind herzlich eingeladen mitzusingen! Das Ensemble „Far Afield“ probt immer samstags von 10:30 bis 13:00 Uhr. Das Ensemble „Capella Russica“ übt immer freitags, 19:30 Uhr (14-tägig). Im Mai und Juni konnten Besucher/ innen der Gottesdienste in der Osterkirche Kostproben dieser mitreißenden Musik hören, aber auch in Zukunft werden „Far Afield“ und die „Capella Russica“ hoffentlich noch oft auftreten, und vielleicht singen Sie dann einfach mit? Osterkirche (Wedding), Gemeinderaum Samoastraße 14, 13353 Berlin U-Bhf. Amrumer Straße ; Bus 147 Telefon (030) 453 26 71 oder 0174/785 74 60 Audios und Bilder unter: www.berlinshapenote. de *) Die Musik der pazifistischen protestantischen Klostergemeinschaft der Shaker besteht seit dem 18. Jahrhundert aus inbrünstig vorgetragenen, mit Tanz verbundenen Liedern. Diese wurden von den Mitgliedern „komponiert“, oder vielmehr in Offenbarungen empfangen und nicht nur im Gottesdienst, sondern zu allen Anlässen des Shaker-Lebens gesungen. Denn für die Shaker ist der Gesang eine der größten Gaben von Gott-Vater/Mutter. Irene Brockert, Anne Wispler September/Oktober 2010 Jugend bewegt Stadt - Kohle für eure Ideen! Sport und Bewegung auf Plätzen, in Parks oder auf der Straße ist euer Ding? schicken euch dafür einen Vordruck und helfen euch auch beim Ausfüllen, falls ihr das möchtet. Der Antrag muss spätestens bis zum 19. September 2010 im Kinder- und Jugendbüro Mitte ankommen, damit auch ihr mit im Rennen seid. Dann wollen wir eure Ideen! Mit uns könnt ihr in diesem Herbst hier in Mitte Sport-, Spiel- und Bewegungsprojekte umsetzten, die zwischen 500,- und 2.000,- Euro kosten. • Euch fehlen z.B. ein Streetballkorb oder Elemente zum Trialen? • Ihr wollt eine Slackline-Gruppe im Humboldthain starten oder mit eurer Einrichtung Spiel- und Sportgeräte bauen? • Eine Sportgruppe anzuleiten ist euer Traum, oder ihr wollt Fair-Play-ManagerIn werden? • Ihr habt Ideen für Sportelemente im Winter? • Oder, oder, oder, … 3. Bestimmt einen Sprecher oder eine Sprecherin aus eurer Gruppe, die eure Idee bei einer Jugendjury vertritt. Die Jugendjury entscheidet mit Unterstützung des Kinder- und Jugendbüros über die Verteilung der Gelder an die Projekte. Die Jury entscheidet am 23. September 2010, nachmittags. Da muss euer Sprecher oder eure Sprecherin dabei sein! 4. Wenn die Jury euer Projekt gut findet und fördert, kann es los gehen. Wenn ihr bei der Umsetzung Hilfe braucht, unterstützen euch Katharina und Ute vom Kinder- und Jugendbüro und finden zum Beispiel die richtigen Leute für euch, oder beantragen Genehmigungen für Events auf Plätzen. So geht`s: Ihr seid mindestens drei junge Leute zwischen 12 und 20 Jahren, habt eine Idee und könnt sie auch noch in diesem Jahr umsetzen? Dann meldet euch bei uns und stellt einen Projektantrag. 1. 2. 5. Alle geförderten Projekte stellen sich am 26. Oktober 2010 auf dem Kongress „Jugend macht Stadt“ vor. Ruft im Kinder- und Jugendbüro Mitte bei Katharina Homann oder Ute Riedel an, damit wir eure Idee schon mal mit euch besprechen können. Oder mailt uns eine kurze Beschreibung eures Vorschlages, wir melden uns dann telefonisch bei euch (Name und Telefonnummer bitte nicht vergessen!!). Mail: [email protected] Wenn eure Idee passt, müsst ihr einen ganz einfachen Antrag schreiben. Wir http://moabiter-ratschlag.de/kinderbuero/aktionsfond-jugend-bewegt-stadt/ Kinder- und Jugendbüro Mitte Ute Riedel und Katharina Homann Reinickemdorfer Str. 55, 13347 Berlin Tel. 030/28384410 Hilfe, wir brauchen eure Hilfe! In einigen Häusern im Kiez laufen die Förderungen (Sozialer Wohnungsbau) zurzeit aus, was oft bis zu 25% Mieterhöhung mit sich bringt. Viele BewohnerInnen können die neue Miete nicht mehr bezahlen und suchen daher eine neue und vor allem bezahlbare Wohnung im Sprengelkiez. Einige von ihnen kommen mit der Bitte nach Hilfe zu uns in den Nachbarschaftsladen. Der Nachbarschaftsladen braucht jetzt eure Hilfe: „Wo gibt es im Kiez noch bezahlbare Wohnungen?“, ist die Frage. Bitte meldet euch bei uns, Tel. 45977308 oder kommt in die Sprengelstraße 15, wenn euch eine leerstehende Wohnung im Kiez oder KiezNähe bekannt ist. Danke für eure Bemühungen und Hilfe. Schwimmkurs für Mutter und Kind Voraussichtlich im Oktober beginnt wieder der beliebte Schwimmkurs für Mutter und Kind. Immer Freitags um 16.00 Uhr treffen sich Mütter aus allen Nationen mit ihren Kinder im Kombibad Seestraße zum Schwimmunterricht, der von den Berliner Wasserratten e.V. organisiert wird. Der Kurs wird mit Mitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“ finanziert und ist für Kinder im Vorschulalter gedacht. Anmeldungen bei: fit4age, Ihre Etage für Gesundheit Sprengelstraße 15 13353 Berlin Tel.: 33 93 69 89 Anzeige Rechtsberatung f ü r H A R T Z 4 (Arbeitslosengeld 2) Hilfestellung und Beratung mit Herrn Rezek und zwei Rechtsanwaltskanzleien Kostenlos Anmeldung für Rechtsanwalttermin und Vorgespräch hier im Nachbarschaftsladen (Sprengelstr. 15) bei Herrn Rezek und Frau Keskin Montag, Mittwoch und Donnerstag: 9 - 17Uhr Telefon: 459 733 08 September/Oktober 2010 KiBo Nr.4 Jeder kann mitmachen! Kommen Sie einfach vorbei... Zur nächsten öffentlichen Redaktionssitzung am Dienstag, den 05. Oktober um 17 Uhr im Afrika Medien Zentrum, Torfstraße 12, 13353 Berlin 11 Initiative Mein Initiative Kiez Arm trotz Arbeit Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland gehen für wenig Geld arbeiten. Ihre Zahl hat sich in den vergangen zehn Jahren stark erhöht. Auch 24% unserer Nachbarn im Sprengelkiez gehören zu den so genannten Aufstockern, die zwar arbeiten gehen, zum Teil sogar Volltags, aber von ihrer Arbeit nicht mehr leben können. Das Problem: Trotz Arbeit sind viele Menschen auf finanzielle Hilfen angewiesen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das geht aus einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor. Trotz Arbeit haben viele Deutsche zu wenig Geld zum Leben. Mehr als jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland arbeitet mittlerweile im Niedriglohnsektor, das sind insgesamt über 6,5 Millionen Menschen, besagt eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg. Dabei beobachten die Forscher einen Trend zu sinkenden Durchschnittslöhnen. „In Deutschland ist das Lohnspektrum nach unten in einem Ausmaß ausgefranst, das in anderen Ländern auf Grund von Mindestlöhnen nicht möglich wäre“, kritisieren sie. Die höchste Quote habe mit 6,5 Prozent in Berlin gelegen, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 5,5 Prozent. In Sachsen seien es 4,8 Prozent gewesen. Der Übergang aus dem Fürsorgesystem in die Erwerbstätigkeit gelinge im Hartz-IV-System genauso selten, wie bei der früheren Sozialhilfe, heißt es in dem Papier. Allein zwischen 1995 und 2007 hat sich die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten um rund 2,1 Millionen erhöht, das entspricht einem Zuwachs von 49 Prozent. Die Berechnungen zeigen außerdem, dass die Durchschnittslöhne von Niedriglohnbeschäftigten in den vergangenen zwölf Jahren inflationsbereinigt nicht gestiegen und in Westdeutschland sogar nominal gesunken sind. Danach arbeitet jeder Niedriglohnbeschäftigte für weniger als sechs Euro Brutto. Knapp ein Viertel der Beschäftigten verdient trotz voller Arbeitszeit nicht mehr als 800 Euro im Monat. Selbst wenn der Übergang in eine sozialversicherte Beschäftigung geschafft sei, „ist sie meist nicht von langer Dauer“, sagt DGB-Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy. Nur etwa die Hälfte der Betroffenen sei sechs Monate später noch beschäftigt, während die anderen oft wieder arbeitslos werden. Viele würden in Leiharbeit oder andere befristete Arbeitsverhältnisse vermittelt. Von den Aufstockern verdienten im Osten 12 39,2 Prozent unter fünf Euro und nochmals 37,3 Prozent zwischen fünf und 7,50 Euro. Im Westen lägen die entsprechenden Anteile bei 29,5 und 28,3 Prozent. Das Armutsrisiko ist laut der Studie in dieser Bevölkerungsgruppe mit 14,3 Prozent mehr als doppelt so hoch, wie bei den abhängig Beschäftigten, von denen sechs Prozent armutsgefährdet seien. Aus der Studie des DIW, dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung: Die Armutsgrenze wird im Hinblick auf die Verfügung über weniger als 60 Prozent eines mittleren Einkommens angesetzt (Durchschnittsverdienst in Deutschland rund 1.350 Euro). Somit lagen rund 11,5 Millionen Bürger im Jahr 2008 an der Armutsgrenze oder lebten bereits in Armut. Kinder und Jugendliche seien besonders betroffen (im Sprengelkiez leben 69% der Kinder in Armut). Von den jüngeren Erwachsenen zwischen 19 und 25 Jahren seien knapp ein Viertel gefährdet. Auch mit zunehmender Anzahl der Kinder wachse bei den Familien gleichzeitig das Risiko der Armut. Der Armutsanteil von Familien mit 3 Kindern liegt nach der Studie bei 22 Prozent. Bei den Bürgern über 70 Jahren und bei alleinstehenden Frauen erhöht sich das Risiko der Altersarmut in deutlichem Maße. Von den Frauen, die im Alter allein leben, liegen fast ein Fünftel unterhalb der Armutsgrenze, (im Sprengelkiez leben 13% der Senioren in Altersarmut, was in den nächsten Jahren durch die hohe Langzeitarbeitslosigkeit, ca. 15% bei uns im Kiez, nochmal drastisch steigen wird). Text zum Teil aus dem Internet überarbeitet von Siemen Dallmann Definition von Armut Was ist eigentlich Armut? Welche Arten von Armut gibt es? Im Wesentlichen unterscheidet man drei Arten der Armut: Absolute Armut Absolute oder extreme Armut bezeichnet nach Auskunft der Weltbank eine Armut, die durch ein Einkommen von etwa einem Dollar (neuerdings 1,25US$) pro Tag gekennzeichnet ist. Auf der Welt gibt es 1,2 Milliarden Menschen, die in diese Kategorie fallen. Relative Armut Von relativer Armut spricht man in Wohlstandsgesellschaften, in denen es absolute Armut praktisch kaum gibt, wohl aber eine arme „Unterschicht“ (neuerdings auch Prekariat genannt). Als relativ arm gilt hier derjenige, dessen Einkommen weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens beträgt. Gefühlte Armut Gefühlte oder auch sozio-kulturelle Armut lässt sich weniger an konkreten Einkommensgrenzen festmachen. Es ist mehr das Bewusstsein, das diese Art der Armut konstituiert. Sie betrifft diejenigen, die sich aufgrund ihrer allgemeinen gesellschaftlichen Ausgrenzung oder Diskriminierung als „arm“ betrachten oder Angst vor einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage haben bzw. in ständiger Angst vor Armut leben. KiBo Nr. 4 September/Oktober 2010 Sportfest im Sprengelpark ein großer Erfolg Am letzten Sonntag der Schulferien fand zum ersten Mal im Sprengelpark das Kindersportfest statt. Organisiert von der Etage für Gesundheit, fit4age, und mit Mitteln aus dem Programm “Soziale Stadt“ finanziert, gingen über 80 Kinder im Vorschulalter an den Start. Zunächst mussten sie beim Erlebnislauf 9 verschiedene Stationen absolvieren, zur Belohnung gab es bei jeder Station einen Sticker auf die Erlebniskarte. Sackhüpfen, Sprünge im Sand und Würfe auf den Korb waren ebenso verlangt, wie die Absolvierung eines Geschicklichkeitsparcours und das Kriechen durch die Bärenhöhle. Den ganzen Nachmittag über herrschte emsiges Treiben und eine sehr friedliche und angenehme Atmosphäre im Park. In der Pause konnten die Kinder auf der Hüpfburg spielen oder neue Kräfte am Bratwurststand sammeln. Zum Abschluss stand der Sprengellauf auf dem Programm. In verschiedenen Altersklassen mussten die Kinder eine, zwei oder drei Parkrunden bewältigen. Alle Kinder erhielten Urkunden und bei der Siegerehrung gab es auch noch Medaillen Die Kinder sind bereit für den Rennstart; Foto: Heinz Reichenecker und Preise für die Ersten der Läufe. Zufriedene Eltern und glückliche Kinder machten sich auf den Nachhauseweg, nachdem sie den Veranstaltern und den zahlreichen Helfern so manches Lob und Kompliment ausgesprochen hatten. „Bis zum nächsten Jahr“ war von allen doch erstaunlich oft zu hören! Heinz Reichenecker Sperrmüllmarkt geplant Das Quartiersmanagement plant für Ende Oktober einen Sperrmüllmarkt, wahrscheinlich auf dem Pekinger Platz am Nordufer. • Alles, was Sie nicht mehr brauchen, können Sie dort abstellen. • Brauchen Sie etwas, das ein anderer Kiezbewohner abgestellt hat, können Sie es mitnehmen. • Vor Ort können Sie sich an verschiedenen Infoständen auch Informationen z.B. zum Stromsparen holen. Wann und wo der Sperrmüllmarkt genau stattfindet, wird noch rechtzeitig plakatiert und im Internet bekannt gegeben. Weitere Fragen? Quartiersmanagement Sparrplatz, Serpil Kücük, Tel. 46606190 September/Oktober 2010 KiBo Nr.4 13 Initiative Mein Kiez 10 Jahre ZukunftsDetektive 2004 Ausflug nach Frankfurt (Oder) – Burcu, Duygu, Nuray, Yesim und Zehra; Foto Angela Bochum Ende September 1999 entsteht die Idee, als „ZukunftsDetektiv“ die Welt spielerisch zu entdecken. In der Evangelischen Osterkita fragte damals eine Storchenpuppe Hortkinder „Hier komme ich her – Wo kommst du her?“ Während der Durchführung entstand die Idee für ein Projekt im Kiez „Kinder fragen Kinder und Erwachsene“ zu der gleichen Frage. Der Ursprung hierzu war die ehrenamtliche Arbeit von Angela Bochum und Michael Strecker im Prozess der Lokalen Agenda 21 im Bezirk und der Stadt zum Thema „Eine Welt“. Gleichzeitig fand die vom Quartiersmanagement Sparrplatz initiierte Veranstaltungsreihe „Was ist die Mehrzahl von Heimat?“ statt. Ein Jahr später war es dann soweit, die erste Kindergruppe, drei Mädchen im Alter von 8-10 Jahren, Yesim Bayram, Metha und Duygu Szesgin machten sich, unterstützt durch Angela Bochum, auf den Weg ihren eigenen Kiez und Bezirk zu erkunden. Der Wettbewerb „Stellt Euren Bezirk einem fremden Kind vor?“ im Rahmen der Netd@ys Berlin, gab den Ansatz und die erste Aufgabenstellung. Ausgerüstet mit Kameras, Block und Stiften machten sich die Mädchen auf den Weg. Am Ende wurde alles digitalisiert und am Computer 1414 entstand ihre erste Power Point Präsentation, mit der sich die Mädchen ihren ersten Preis holten. Viele Beteiligungen an Wettbewerben und Preise folgten in den nächsten Jahren. Für die wöchentlichen Workshops nutzten wir in den ersten Jahren den Nachbarschaftsladen in der Torfstraße, als der dann schloss und umzog, fanden sie an ganz unterschiedlichen Orten statt. 2006 fanden wir einen Platz im Jugendcafé der Evangelischen Ostergemeinde. Schnell wuchs die Gruppe und bereits 2001 waren es sechs Mädchen, die sich mit den Partnerstädten vom Wedding beschäftigten und eine spielerische Reise nach Japan entwickelten. Fast ein Jahr arbeiteten die Mädchen an dem Thema und stellten dabei interessante Fragen, z.B. „Gibt es auch Obdachlose in Japan“ oder „Wie sieht der Schulunterricht aus?“ In Workshops gingen die Mädchen den Fragen nach, wieder ausgerüstet mit Kameras, Block und Stiften, Diktiergerät, Computer und einem Scanner. Auch hier dokumentierten sie ihre Ergebnisse in Form eines Reiseberichtes auf Power Point Folien und präsentierten sie auf dem Bildungskongress 2002 zum Thema KiBo Nr. 5 4 „Eine Welt“, sie erhielten eine Einladung in die Botschaft von Japan und trafen sich mit Jugendlichen aus Japan, die aus der Partnerstadt Tokio zu Besuch waren. In den Jahren danach sind noch viele solcher spielerischen Reisen entstanden, so z.B. über Indien, Polen, Türkei, Länder am Balkan und in Afrika. Der Kontinent Afrika hatte einen besonderen Reiz, um sich hier mit einzelnen Ländern zu beschäftigen. Das Maskottchen „Rudi Langbein“ ist eine Weißstorchpuppe, und diese Tiere ziehen im September zum Überwintern bis nach Südafrika. Wenn wir uns die Flugroute der Tiere näher betrachten, dann finden wir die meisten Länder auf ihr wieder. Der Blick, den wir mit den Mädchen in die jeweiligen Länder machten, war immer aus der Vogelperspektive. Denn wie sich aus der langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Kindern herausstellte, lernen sie leichter mit Hilfe von Figuren, Handpuppen und Symbolen. Wir wollten aber nicht nur lernen, sondern auch Spaß haben und den Bezug zur Realität herstellen. So begleiteten wir die Weißstörche am Computer, denn es gibt einige, die mit Sendern ausgestattet sind und über Satelliten von Biologen genau beobachtet werden. Die Vogelwarten in Radolfzell, Loburg und Vetschau sind nur einige. Wir beobachteten die Weißstörchin Prinzesschen aus Loburg über viele Jahre, wie sie regelmäßig 20.000 km von Loburg nach Südafrika und zurück flog. Im Dezember 2008 starb sie in Botswana, aber sie wurde fast 12 Jahre alt. Heute beobachten wir Annemarie, Felix und seit 2009 auch Otto aus Loburg. Um über die Tiere vieles erfahren zu können, besuchten wir regelmäßig die Naturschutzstation Malchow im Norden von Berlin, denn hier brüten jedes Jahr Weißstörche und wir können ihnen ganz nah sein. In den Jahren sind Kontakte zu Kindergruppen in Tschechien, Polen, Indien und Südafrika entstanden und ermöglichten den Kindern ihre Fragen viel direkter zu stellen. Sprachbarrieren konnten mit Unterstützung von Freunden überbrückt werden. Heute, nach 10 Jahren, hat sich das Konzept so einige Male erweitert und verändert, je nachdem welche Fragen die Kinder hatten, so gab es das Angebot 2005-2008 in Deutsch und Türkisch, denn mit der Unterstützung von Sultan Bayram konnten besonders türkische Kinder ihre Sprachkompetenz September/Oktober 2010 erweitern. Dafür gab es Fördergelder von der Aktion Mensch „5.000xZukunft“ und über das Quartiersmanagement Sparrplatz. Aber die meisten Jahre finanzierte sich die Arbeit auf ehrenamtlicher Basis mit Spendengeldern, die reichen meistens gerade so für das Material. Die Finanzierung ist auch weiterhin ein Problem, denn die Familien können oftmals geradeso die Fahrtkosten bei Ausflügen oder Eintrittsgelder abdecken. Die Betreuung und Begleitung der Kinder findet auch weiterhin auf ehrenamtlicher Basis statt, auch wenn das nicht immer einfach ist. Denn wir brauchen dringend neue Technik, der eine Laptop reicht nicht für alle Kinder und auch die beiden Digitalkameras sind inzwischen in die Jahre gekommen, neues Material und die Präsentation auf einer eigenen Webseite sind notwendig. Dank der Ev. Ostergemeinde können wir die Räumlichkeiten kostenlos nutzen, aber wie lange noch? Denn die derzeitige Sanierung kostet der Gemeinde viel Geld. Nach den Sommerferien treffen wir uns erstmal weiter in der Kirche, bis das Jugencafé fertig ist. 2006 erhielt das Projekt „ZukunftsDetektive“ den MediaMAX Sonderpreis. Die Gruppenstärke pendelte immer so zwischen 8-12 Kindern, meistens Mädchen im Alter von 7-12 Jahren, die sich einmal in der Woche für 2-4 Stunden trafen. Im letzten Jahr veränderte sich die Gruppe wieder, einige 2006, Esma baut ihren eigenen Storch; Foto Angela Bochum Jungen kamen dazu und die Altersstruktur ging auf 5-10 Jahre und auch die Ideen erweiterten sich. So experimentieren und basteln die Kinder mit ganz unterschiedlichen Materialien und hin und wieder sind auch türkische Mütter mit dabei. Für diesen Herbst haben sich weitere 4-5 Kinder angemeldet, Kinder die bis zum Sommer in einer der Vorschulgruppen der Evangelischen Osterkita waren. Jetzt könnte man denken, es ist ein Projekt der Kita oder der Gemeinde, so ist es aber nicht, die „ZukunftsDetektive“ sind unabhängig, finden aber Unterstützung in der Gemeinde und bei dem Verein Future-on-Wings e.V. „Wie hat alles begonnen?“ Mit dieser Frage beschäftigten wir uns bereits seit dem Frühjahr und werden sie im Rahmen einer Ausstellung, die Ende September 2010 in der Osterkirche zu sehen sein wird, beantworten. Wer neugierig geworden ist, sollte sich das nicht entgehen lassen und im Rahmen des „Lebendigen Adventskalenders 2010“ wollen wir auch wieder einen Schnuppernachmittag anbieten. Weitere Fragen beantworten wir gerne unter [email protected] und Bilder der letzten Jahre sind auf der Webseite www.future-on-wings.net/flyla21 zu finden. Angela Bochum, Erzieherin, Heilpädagogin und Projektleiterin der „ZukunftsDetektive“ Müllerstraßenfest mit besonderem Highlight: Dem Afrikafest Zuschauer bestaunen die Gruppe N‘Koma Vata; Foto Lydia Manock Bayap In diesem Jahr gab es eine Neuheit: Das Müllerstraßenfest und das dritte Afrikafest im Wedding fanden zur gleichen Zeit statt. Neben den verschiedenen Verkaufs- und Informationsständen auf der Müllerstraße stellte das direkt auf dem Rathausplatz stattfindende Afrikafest einen besonderen Augenschmaus dar. Farbenfrohe Musiker und Tänzerinnen September/Oktober 2010 zeigten ihr Können auf der Bühne, die in diesem Jahr besonders klein ausfiel. Organisatorin Assibi Wartenberg bedauerte das etwas geringere Budget, das ihr dieses Jahr zur Verfügung stand. Trotzdem gaben die Künstler ihr Bestes und das Publikum war begeistert. Auch die immer wieder eintretenden Regenschauer störten die Künstler kaum, und so KiBo Nr.4 Nr.5 wurde auch im Regen gesungen, getrommelt und getanzt. Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch den Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke. Er stellte das Kulturereignis unter das Motto: „Gegen Rechtsextremisten“. Das Afrikaviertel sei fast einzigartig in Deutschland und es ist „unerhört, dass Neonazis im Wedding Fuß fassen wollen. Nazis haben in Wedding, in Mitte, nichts zu suchen.“ Seine Ansprache wurde mit viel Applaus bekräftigt. Im Laufe des Tages traten viele verschiedene Künstler auf, deren Darbietungen zum Ärger vieler Besucher leider durch die äußerst mangelhafte Technik gemindert wurden. Es sangen und spielten unter anderem der Revival Gospel Chor und die Lion Express Band. Am Sonntag begann das Programm mit einem Konzert von N´Koma Vata, die es verstanden, das Publikum mitzureißen. Es folgten Lanaya mit einer beeindruckenden Show, bei der Trommeln und Balafone zum Einsatz kamen. Den Abend schloss eine unterhaltende Darbietung von Buba Jammeh ab. Lydia Manock Bayap und Julia Steinborn 15 Initiative Mein Kiez Neues von ComDo-Berlin Am 10. Juli wurde der erste Container mit Sachspenden für das Kinder- und Jugendprojekt in Makeni (Sierra Leone) verladen. Dann ging die Reise über den Hamburger Hafen zum Bestimmungsort Salone, einem kleinen Vorort von Makeni, in dem ein Kinder- und Jugend-Zentrum entsteht. Hier werden die Kinder und vor allem die Jugendlichen Kurse am PC und auch Nähkurse besuchen können. Es sollen aber auch Sportgruppen entstehen, damit die Kinder einer sinnvollen und gesunden Beschäftigung nachgehen. Auch soll das Krankenhaus vor Ort mit technischen Geräten und Hilfsmitteln unterstützt werden. Der Rest entwickelt sich vor Ort. Wir werden versuchen, Wünsche und Aktivitäten, die noch von den Kindern und Jugendlichen ins Leben gerufen werden, zu unterstützen und möchten uns im Namen der Betroffenen in Salone für eure Unterstützung und Spenden bedanken. Was wird noch dringend gebraucht? Tische, von denen sich die Beine abschrauben lassen, PCs, Sportgeräte und -utensilien, Musikinstrumente, sowie Rollstühle und Gehhilfen aller Art. Genauso wichtig sind aber auch Geldspenden! Für ca. 750€/Jahr könnten wir vor Ort ein Haus anmieten, in dem dann das Zentrum von ComDo-Salone seine Aktivitäten und Kurse stattfinden lassen kann. Auch wird Geld für das Verschiffen der Con- Mitglieder und Helfer des ComDo beladen den Container. Foto: Siemen Dallmann tainer benötigt. Wir würden uns auch hier sehr über eure Unterstützung freuen, aber auch über Vorschläge und Ideen, wie wir an Geld kommen. Unterstützung: Am 18. Dezember wird es in der Osterkirche ein großes Benefiz-Konzert mit vielen Künstlern aus dem Sprengelkiez und den Nachbarkiezen geben. Zugesagt haben schon die Liedermacherinnen Mary und Mandy aus unserem Kiez. Auch Orpheus, die bekannte Rockband für Leib und Seele, haben sofort zugesagt, dass sie da- bei sind. Es wird auch zu einer Premiere kommen: Zwei junge Männer aus dem Sprengelkiez werden das erste Mal ihren Rap auf einer Bühne vortragen. Natürlich ist auch die MultiKulti Kindertanzgruppe aus den Sprengelkiez mit dabei. Wer sich jetzt noch angesprochen fühlt, kann sich gerne bei uns melden. ComDo-Berlin, Nachbarschaftsladen in der Sprengelstraße 15 in 13353 Berlin, Tel. 030/45977308 Mohamed Bah Einladung zur Gebietskonferenz Was bringt den Sprengelkiez weiter? Wie können wir die Angebote, das Miteinander und die Zukunft im Stadtteil verbessern? Auf der Gebietskonferenz für den Sprengelkiez am Samstag, den 18. September kann jeder dazu seine Ideen und Vorschläge einbringen. Unter dem Motto „Für einen kinder- und familienfreundlichen Sprengelkiez“ wird gemeinsam mit dem Quartiersrat und Vertreter/innen der Fachämter des Bezirks Mitte in lockerer Atmosphäre diskutiert. Wo gibt es Handlungsbedarf? Und mit welchen Projekten können wir z.B. Kinder, Jugendliche oder Senior/innen unterstützen, Integration fördern oder Chancen verbessern? Alle sind herzlich eingeladen, diesen Tag gemeinsam zu gestalten und damit ihren Beitrag für eine lebenswerte Nachbarschaft zu leisten. Jeder bringt dabei seine Erfah- 16 rungen und sein Wissen ein. Schön wäre es, wenn am Ende viele gute Ideen und praktische Lösungen entstehen. Programm 10:00 Uhr bis 10:30 Uhr Begrüßung und Einführung 10:30 Uhr bis 12:30 Uhr Diskussion im World-Café in kleinen Gruppen: Probleme und Handlungsbedarfe im Sprengelkiez 12:30 Uhr bis 13:00 Uhr Vorstellung der Ergebnisse 16:00 Uhr bis 16:30 Uhr Vorstellung der Ergebnisse 16:30 Uhr bis 17:00 Uhr Zusammenfassung und Ausblick Ort: Baptistenkirche Wedding Müllerstr. 14 A 13353 Berlin Veranstalter: Quartiersmanagement Sparrplatz, Burgsdorfstr. 13a, 13353 Berlin, Tel: 030 – 4660 61 90, E-Mail: qm-sparrplatz@ list-gmbh.de, Ansprechpartnerinnen: Alexandra Kast und Serpil Kücük 13:00 Uhr bis 14:00 Uhr Pause mit Mittagsimbiss 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr Entwicklung von Lösungsansätzen und Projektideen in kleinen Gruppen KiBo Nr. 4 September/Oktober 2010 Was sagt die Statistik über unseren Sprengelkiez? Der „Sprengelkiez“ (QM Gebiet Sparplatz– Wedding) ist ein innenstadtnahes, gründerzeitliches Berliner Altbauquartier. Das Gebiet ist gekennzeichnet durch hohe Arbeitslosigkeit (der 18- bis 60jährigen von rund 18%, davon Langzeitarbeitslose rund 15%, Jugendliche rund 9%), einen hohen Migrationsanteil (41% ohne deutschen Pass und 16% Deutsche mit Migrationshintergrund), Kinderarmut (68,5%), Altersarmut (12,8%) und Aufstockern (23,4%). Das Monitoring Soziale Stadt (2008) beschreibt die Entwicklung im Programmgebiet wie folgt: Insgesamt wird für das Gebiet die unterste Kategorie der Entwicklungsindikatoren festgestellt. Damit gehört der Sprengelkiez weiterhin zu den Quartieren, in denen bereits eine hohe Problemdichte besteht und die Situation sich weiter verschärfen wird. Mitmachen - mitgestalten - am 18.9. bei der Gebietskonferenz Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, zahlreiche Menschen bei uns im Kiez sind vom Ausschluss vom Arbeitsmarkt bedroht oder betroffen. Damit einhergehend sind viele kaum noch in soziale Netze eingebunden bzw. aus sozialen Zusammenhängen ausgeschlossen. Dies betrifft auch Rentnerinnen und Rentner, sowie etliche Jugendliche und Kinder bei uns im Kiez, wir sitzen alle in einem Boot. Ein lebendiger und lebenswerter Kiez braucht aber gerade auch diese Menschen. Lasst uns alle zusammen die Ruder und auch das Steuer in die Hand nehmen, damit wir gemeinsam die Richtung mitbestimmen, in die unser Boot (Kiez) fahren soll. Wir wissen, wo es Probleme gibt und wir haben ein großes Interesse daran, sie zu lösen, damit es im Sprengelkiez lebenswert bleibt, September/Oktober 2010 oder sogar noch besser wird. Wir leben schließlich hier und können den Kiez nicht so einfach wechseln. Nur Meckern reicht hier nicht mehr aus, packen wir es zusammen an, gehen wir zur Kiezkonferenz und bestimmen mit, was bei uns im Kiez passieren soll und vielleicht auch passieren muss. Das freiwillige Engagement und die Bereitschaft vieler Bürgerinnen und Bürger sind notwendig, um sich für ihr Gemeinwesen vor Ort (Sprengelkiez) einzusetzen, um der Vereinzelung und auch der Vereinsamung entgegenzuwirken und Gemeinsinn zu schaffen. Nur gemeinsam können wir unseren Kiez lebenswerter machen, wir sind die Fachfraue und -männer vor Ort, egal ob alt oder jung, egal welcher Kultur oder Religion wir angehören, egal ob erwerbslos oder berufstätig. KiBo Nr.4 Was kann ich denn tun? Viele von uns würden den Kiez nie, oder wenigstens nicht so schnell verlassen wollen. Also muss es doch etwas geben, das uns trotz der schlechten Prognosen von negativen Untersuchungsergebnissen und Statistiken hier hält. Sorgen wir doch gemeinsam dafür, dass es zu keinen weiteren Einsparungen in der Kinderund Jugendarbeit kommt. Auch müssen unsere Grundschulen genug Räume zu Verfügung haben, damit man auch den Bildungsauftrag erfüllen kann. Verhindern wir, dass es in der Seniorenarbeit zu weiteren Einschränkungen kommt. Die Auflistung könnte noch weiter gehen, da die Politik bei Einsparungen vor keinen Grenzen Halt macht. Sie sind dabei sogar bereit, Recht und Gesetz außer Acht zu lassen. Fangen wir doch bei uns im Kiez an, treffen wir uns auf der Kiezkonferenz am 18. September zwischen 10.00 und 17.00 Uhr, in der Baptistenkirche Wedding in der Müllerstraße 14a, nähe Arbeitsamt. Vielleicht kann hier nicht alles zu unserer Zufriedenheit besprochen werden, aber wenn wir am Ball bleiben und immer wieder nachhaken, wird sich was ändern. Wenn wir aber zu Hause nur darauf warten, dass sich etwas ändert, warten wir in 10 Jahren immer noch. Unter www.fotos.web.de/siedall gibt es Fotos, welche die guten Gründe, um im Kiez zu bleiben und sich für seinen Kiez stark zu machen, aufzeigen. Fotos die einem gefallen, können und dürfen kostenlos für private Zwecke heruntergeladen werden. Ich hoffe wir sehen uns am 18. September auf der Kiezkonferenz. Gruß, Siemen Dallmann 17 Initiative Mein Kiez Hoher Besuch zur Eröffnung des afrikanischen Leseraums Welches Buch soll man nur wählen? Diese Frage stellt sich dem Besucher des neuen afrikanischen Leseraums, der buchstäblich die Qual der Wahl hat. Belletristik in Hülle und Fülle, von afrikanischen und deutschen Autoren, ist in den Regalen angeordnet. Sachbücher, Kochbücher, Reiseliteratur und sogar Kinderbücher locken immer mehr Interessenten in den Raum, der dreimal die Woche geöffnet hat. Eine gemütliche Sitzecke lädt zum Anlesen der Bücher ein und die afrikanische Dekoration verbreitet ein besonderes Flair. Mit der Zeit werden immer mehr Medien zur Verfügung stehen, denn der Lese- raum erfreut sich auch besonders zahlreicher Sachspenden. Am 18. August fand nun die feierliche Eröffnung statt und hoher Besuch hatte sich angekündigt. Die Botschafterin von Mali, I.E. Frau Fatoumata Siré Diakité, der Botschafter von Kamerun, S.E. Herr Jean Marc Mpay, sowie Vertreter von Südafrika, Senegal und Mali waren von der Idee eines afrikanischen Leseraums begeistert und kamen zur Eröffnung. Besonders die Botschafterin von Mali freute sich über den neuen Leseraum: „Viele sagen, Afrika habe keine schriftliche Geschichte, aber ich Hervé Tcheumeleu bekommt Blumen; Mitartbeiterin des Afrika Medien Zentrums Anja Schwarz erklärt den Gästen den Leseraum Atmosphäre des Leseraums Vorsitzender des Afrikarats Moctar Kamara; Bernard Mayo Der afrikanische Chor Akwaba Der Bürgermeister Dr. Christian Hanke ist begeistert Botschafter von Kamerun Jean Marc Mpay (Anzug) und Botschafterin von Mali Frau Fatoumata Siré Diakité; (weiß); Leseraum möchte hier an eine der ältesten Bibliotheken der Welt in Timbuktu erinnern und freue mich, dass hier in Berlin eine afrikanische Bibliothek entsteht.“ Sie selbst hat zwei Bücher geschrieben und wird einige Exemplare dem Leseraum schenken. Auch der Botschafter von Kamerun hat die Initiative gelobt und versprochen, sich anzumelden, um Bücher auszuleihen. Für Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke war es selbstverständlich, diese Initiative zu unterstützen: „Immer mehr Menschen afrikanischer Herkunft siedeln sich in Mitte an, mit dem Leseraum soll ein wahrer kultureller Austausch stattfinden.“ Im Anschluss lud er die Anwesenden ein, den Leseraum anzuschauen. Moctar Kamara, Vorsitzender des Afrikarates, betonte, dass es für ihn eine große Ehre sei, bei der Eröffnung des ersten afrikanischen Leseraums in Deutschland dabei zu sein. Besonders freut er sich, dass die Initiative von einem Mitglied des Afrika-Rats ins Leben gerufen wurde. Er forderte alle Gäste auf, den Leseraum zu unterstützen und schritt gleich als Vorbild voran: Er spendet dem Leseraum 10 Bücher aus seiner Sammlung. Das Rahmenprogramm beinhaltete auch musikalische Darbietungen. Der Berliner Schmusesänger Bernard Mayo trug fünf Lieder aus seinem Repertoire vor. Zudem konnten die Besucher im Afrika-Medien-Zentrum eine Ausstellung einiger seiner Bilder sehen. Der afrikanische Gospel-Chor Akwaba rundete das Programm ab. „Mit unserer Teilnahme an der Eröffnung wollen wir dem Bruder Tcheumeleu zeigen, dass alle hier lebenden Afrikaner ihn unterstützen“, so Chorleiterin Eva Nicole Philipp. Herausgeber und Leseraum-Besitzer Hervé Tcheumeleu bedankte sich bei allen, die sich trotz Regens auf den Weg gemacht hatten, um bei diesem historischen Moment dabei zu sein. Er habe die ersten Steine ins Rollen gebracht, nun liege es auch an allen anderen, um das gesamte Haus zu bauen. Ziel ist es, bis Ende 2010 mindestens 2010 Medien zur Verfügung zu haben. Bis heute gibt es rund 1100 Bücher, deshalb ruft er alle auf, Bücher über Afrika zu spenden und auch andere Sachspenden, die eine Bibliothek benötigt, seien willkommen. Diese ersten Schritte seien nur dank der Förderung der Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Berlin im Rahmen des Programms „Zukunftsinitiative Stadtteil“ Teilprogramm „Soziale Stadt“ möglich gewesen. Wer den afrikanischen Leseraum besuchen möchte, kann dies montags, mittwochs und freitags in der Torfstraße 12 tun. Lydia Manock Bayap September/Oktober 2010 Sommerfest auf der Weddinger Kinderfarm und dem Abenteuerspielplatz Unter dem Motto „AFRIKANISCHE (T)RÄUME auf dem grünen Dreieck“ gab es auch dieses Jahr wieder ein ganz besonderes Highlight im Sprengelkiez: Das Sommerfest der Weddinger Kinderfarm und des Abenteuerspielplatzes TELUX. Selbstverständlich standen auch diesmal die Kinder im Vordergrund. Es gab aber nicht nur ein großes buntes Programm für die Kleinen, viele Kinder waren auch Teil der Veranstaltung. Ein Hochgenuss war wieder mal das Pro- Sommerfest auf der Weddinger Kinderfarm; Foto: Siemen Dallmann gramm des Kinderzirkus Pannini und Ordnungsamt; Ulrich Davids (SPD), Be- dem größten Zirkus mit den kleinsten Pannen. zirksverordnetenvorsteher; Dr. Eva Högl (SPD), Die Kinder waren mit Begeisterung dabei und Mitglied des Deutschen Bundestages; Jutta führten dem begeisterten Publikum allerlei Zau- Schauer-Oldenburg (Bündnis 90/Die Grünen), berei, Akrobatik, Clownerie, sowie Tänze und Fraktionsvorsitzende in der BVV Mitte, die unter Trommlereien vor. Sie waren nicht zu bremsen, den Gästen waren. Und vom Lions Berlin – Alselbst als gegen 17.00 Uhr der Regen einsetz- bert Einstein waren Frau Silke Kaden (Clubte, spielten sie professionell ihr Programm zu masterin), Herr Hartmut Schnee (Aktivity BeEnde. auftragter) und die beiden „Pinto-Ponys“ Gimli Begeistert waren unter anderem auch Pet- und Faramir, die als Geschenk vom Lions Berra Schrader (Die Linke), Bezirksstadträtin für lin der Kinderfarm übergeben wurden, da. Mir Jugend, Schule und Sport; Carsten Spallek ist aber auch eine Bitte der Kinder aufgefallen: (CDU), stellvertretender Bezirksbürgermeister „Wir brauchen Eure Unterstützung!“ Darunter und Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Immobilien hing eine Einladung, Freitag den 24. Septem- ber, um 15.00 Uhr zur Demo vor dem Roten Rathaus zu kommen. Hier protestieren unsere Kinder und Jugendlichen gegen Einsparpolitik und fordern unter anderem mindestens den Erhalt der bestehenden Einrichtungen der Kinder und Jugendarbeit. Fotos vom Sommerfest gibt es unter fotos.web. de/siedall/Kinderfarm_Sommerfest_2010 im Internet zu sehen. Wer jetzt erst merkt, dass er etwas verpasst hat: nächstes Jahr im September gibt es traditionell wieder ein Sommerfest auf dem grünen Dreieck. Text und Foto Siemen Dallmann KIEZKOCHBUCH VON KINDERN Geflügelsalat mit Käsesauce von Ilknur für 4 Personen Mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken. Nun halbierst Du die Weintrauben und entkernst sie. Die halbierten Weintrauben und die Ananasstücke kannst Du der Mischung hinzufügen. Du benötigst 250g 200g 150g 75g Roquefortkäse) 2 Esslöffel 125ml 1 Esslöffel 1 Teelöffel 1 Prise Zucker etwas Hähnchenfleisch Ananasstücke aus der Dose blaue Weintrauben Doppelrahmfrischkäse (oder 30g Als Letztes hebst Du das Hähnchenfleisch und das Nussöl unter und durchmischst den Salat vorsichtig, damit sich die Sauce gut verteilen kann. saure Sahne süße Sahne Zitronensaft Nussöl Du kannst auch anstelle des Doppelrahmfrischkäses den Roquefortkäse verwenden. Dabei solltest Du den Roquefortkäse mit einer Gabel fein zerdrücken. Dann erst solltest Du ihn mit den restlichen Zutaten vermischen. Salz, weißer Pfeffer, Pflanzenöl Zubereitung Das Hähnchenfleisch schneidest Du in feine Streifen und erhitzt das Pflanzenöl in einer Pfanne. Dann kannst Du die Hähnchenstreifen darin solange braten, bis das Fleisch durchgegart ist. Danach das Ganze vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Den Doppelrahmfrischkäse gibst Du zusammen mit dem Zitronensaft, der sauren und süßen Sahne in eine Schüssel und rührst die Mischung glatt. September/Oktober 2010 Man nennt diese Sauce dann: Roquefort-SahneSauce. KiBo Nr.4 19 Nützliche Adressen Konfliktagentur Sparrstraße 19; 13 353 Berlin Tel.: (030) 34717448; www.konfliktagentur.de E-Mail: [email protected] SprengelHaus - interkulturelles Gemeinwesenzentrum mit Gesundheitsförderung Sprengelstraße 15; 13353 Berlin Tel.: (030) 45 02 85 23/24; E-Mail: [email protected] Abenteuerspielplatz Telux Projektträger: Bezirk Mitte Kontakt: Maria Richter,Tegeler Str. 28a, 13353 Berlin Tel.: (030) 462 98 29. www.kinderecho.de Milchmeergalerie Fehmarner Straße 22; 13353 Berlin; Tel.: (030) 45494180: www.milchmeergalerie.de Stadtteilgenossenschaft Wedding für wohnortnahe Dienstleistungen e.G Sprengelstraße 15; 13353 Berlin Tel.: (030) 454 904 44 E-Mail: [email protected] Aktiv im Kiez e.V. Nachbarschaftsladen Sprengelstraße 15; 13353 Berlin Tel.: (030) 45977308. www.aktivimkiez.de E-Mail: [email protected] Osterkirche Samoastraße 14 ; 13353 Berlin Tel.: (030) 453 30 43; www.ostergemeindeberlin.de/ E-Mail: [email protected] Quartiersmanagement Sparrplatz Burgsdorfstraße 13a; 13353 Berlin Tel.: (030) 466 061 90; www.sparrplatz-quartier.de/ E-Mail: [email protected] Seniorenfreizeitstätte Schulstraße 118; 13347 Berlin Tel.: (030) 45024561 Montag bis Freitag von 9.00 bis 17.00 Uhr Wedding Art - Atelier und Galerie Tegeler Str. 40; 13353 Berlin Tel.: (030) 873 325 50; www.wedding-art.de Weddinger Kinderfarm e.V. Kontakt: Siegfried Kühbauer; Tel.: (030) 462 10 92 Luxemburger Straße 25, 13353 Berlin E-Mail: [email protected] Kommunales Forum Wedding e.V. Sprengelstraße 15; 13353 Berlin Tel. : (030) 46507199; E-Mail: [email protected] Arbeit und Nachbarschaft Sprengelstraße 15. 13353 Berlin 2. Hof; 1. Etage; Tel.: (030) 465 071 99 E-Mail: [email protected] die Lynar - Jugendfreizeiteinrichtung Lynarstraße 14; 13353 Berlin; Tel.: (030) 45 31 00 38 E-Mail: [email protected] Redaktion „Der Kiezbote“; Afrika Medien Zentrum Torfstraße 12; 13353 Berlin Tel.: (030) 97895536; E-Mail: [email protected] Einzigartiger afrikanischer Leseraum in Berlin 2010 Bücher aus / über Afrika ca. 500 Autoren ♣ Belletristik ♣ „Erlebnisliteratur“ ♣ Sachbücher ♣ CDs aus Afrika bzw. von der afrikanischen Diaspora ♣ Filme aus/über Afrika ♣ Zeitschriften aus der afrikanischen Diaspora in Deutschland Leihen Tauschen Lesen Kommen Sie einfach vorbei! Afrika Medien Zentrum Torfstr 12, 13353 Berlin Öffnungszeiten des Leseraums: Montag und Mittwoch von 14 bis 18 Uhr, sowie Freitag von 15 bis 20 Uhr Gefördet durch: