DIE STADTKARTE

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DIE STADTKARTE
112 Erdkunde Band IV
nern berichtet wird, noch nie so hoch und dicht ge
standen wie im April 1949, wo im Januar noch alles
eine nackte Sandwiiste war. Am oberen Nosob haben
sich reineKahlflachen (?Tennenb6den") mit verschie
denen
darunter
Grasern,
dicht
auch Aristida-Gras
be
stockt.Weite Buschbestande, die auf tonigen Vley
boden standen und wahrend der Diirre abgestorben
waren, fielen um, als der Regen den Boden auf
weichte. An Stelle des Busches erstrecken sich heute
weite
Ein
Grasflachen.
Formationswechsel
derartiger
innerhalb weniger Jahre ist bisher, zumindest aus
SWA, noch nicht beschrieben worden. Dabei handelt
es
sich, wie
berichtet
um Hunderte
wird,
von
Qua
dratkilometer, die auf dieseWeise von lastigemBusch
befreit und in gutesWeideland
verwandelt wurden.
Wenn die Diirre der vergangenen Jahre so auch
etwas Gutes gehabt hat, so darf die Wirkung der
starken Spatregen des Jahres 1948/49 indessen auch
nicht uberschatzt werden. Weite Teile, namentlich im
S von SWA, haben wenig Regen erhalten, und es tut
dringend not, dafi es in den kommenden Jahren im
ganzen
Land
gut
damit
regnet,
sich
Farmer
alle
betriebe von den vorangegangenen Diirrejahren er
holen konnen. Zweifellos haben die letzenDiirrejahre
auch jedem Farmer klargemacht, wie kritisch die Lage
ihrer Farmwirtschaft unter der bisherigen Betriebs
weise ist, worauf ich in meinem Aufsatz iiber die
Farmwirtschaft in SWA in Bd. II dieser Zeitschrift
bereits hinwies.
F.
Gellert
/.
DIE STADTKARTE
im
entsprechen
allgemeinen
den
wissen
schaftlichen
Anforderungen, die der Geograph hinsicht
lich
der
systematischen,
lung alles Wesentlichen
bemerkenswerter
ist
wohl
eine
abgewogenen
Darstel
stellen miiftte, nicht. Um
von
der
Stadt
so
Hannover
vor kurzem veroffentlichteKarte ihres Stadtgebietes
1 : 10 000, die mit einerwissenschaftlichen Erlauterung
unter allgemeiner Kennzeichnung des Problems der
Stadtkarte
erschienen
ist1).
In der Karte
von Hanno
ver ist vor allem versucht, die kartographische Dar
in drei Hohenabstu
stellung des Gebaudebestandes
fungen zu verwirklichen. Sie stellt iiberhaupt einen
gelungenen Versuch dar, eine Stadt mit ihrer Land
schaft in wissenschaftlich einwandfreier Weise karto
graphisch zu erfassen. Mit dieser Stadtkarte ist ein
Problem von allgemein wichtiger Bedeutung aufge
rolltworden, dem die folgenden kurzen Ausfuhrungen
gelten.
Die
Karte.
Veroffentl.
X)W. Engelbert,
groftmaftstabliche
d. Geodat.
Inst. d. Techn. Hochsch.
mit der 10
Hannover,
1:10 000 von Hannover,
Format
120/100 cm.
farbig. Karte
einem kl Ausschnitt
6,? DM. Mit
dieser Karte
2,? DM.
und
Lander
Staaten
von
besitzen
die
topographische Kartenwerke,
unter
vieler
Jahrzehnte
recht
unvollkommener
staatlicher
ihren
Ge
im Laufe
ent
Betreuung
standen und ausgebaut worden sind. Sie stellen die
Landschaft mit all dem, was der Mensch in sie hinein
gestellt und gebaut hat, dar. Dabei wird versucht, auch
die dritte Dimension in der zweidimensionalen Flache
der Karte mefibar und anschaulich wiederzugeben und
dabei die naturgegebenen Gelandeformen auch in ihrer
Hohenentwicklung durch Schichtlinien, Schraffen und
plastische Schummerungen festzulegen und karto
graphisch zu gestalten. Diese topographischen Karten,
deren grofiterMafistab meist 1 :25 000 betragt, ent
halten auch die grofien Stadte. Um jedoch deren viel
gestaltige Gegebenheiten in einer der Gelandedarstel
lung landlicher Gebiete entsprechendenWeise wieder
zugeben, ist der Mafistab der topographischen Karten
zu klein. Die Stadte sind auf ihnen deshalb nur in
Weise
behandelt.
Die
Hauser
blocke sind schematisch meist in Deckfarben ange
deutet, es fehlen die zur Orientierung so wichtigen
StraSennamen und meist auch die wichtigsten Be
zeichnungen, und man erhalt kein befriedigendes Bild
von der vielgestaltigen Gliederung und Bedeutung der
? Da
Stadt, weder im ganzen noch im einzelnen2).
fiir viele Zwecke auch eine orientierende Ubersicht
iiber die Gebiete der Stadt mit ihren so wichtigen
Funktionen fiir Staat und Wirtschaft erforderlichwar,
wurden
von
den
Verwaltungen
der
Stadte
oder
pri
vaten Unternehmungen Stadtplane in grofieremMafi
stab hergestellt, die in erster Linie die Strafien mit
ihren Namen,
In steigendemMaft hat sich die Geographie in letz
terZeit mit der Aufgabe der
Beschreibung und landes
kundlichen Darstellung der Stadt und der Stadtland
schaftbefafit; die Stadtgeographie ist besonders heute
im Zeichen des Wieder- und Neuaufbaus
der zer
storten Stadte von grofterBedeutung. Zu den wich
tigstenGrundlagen der Geographie gehort auch hier
bei die Karte. In dieserHinsicht liegen die Verhaltnisse
in den meisten Stadten nicht sehr giinstig, die ublichen
Stadtplane
Alle
bieten
Bezeichnungen
wichtige
enthalten,
Hausnummern
offentliche
und
Gebaude
sonstige
hervor
heben und die Verkehrslinien angeben. Topographi
sche Gegebenheiten, wie Wasserflachen, Flufilaufe,
Griinflachen und dergleichen, sind nach Moglichkeit
bildet aber
ebenfalls dargestellt, ihre Wiedergabe
der Stadtplane, und in den
nicht den Hauptzweck
seltensten Fallen ist wirklich eine einheitliche karto
graphische Bearbeitung all dessen versucht worden,
was das Gesamtbild einer Stadt bestimmt; vor allem
fehlt den Stadtplanen eine wohlabgewogene karto
graphische Behandlung des Gebaudebestands, der da
bei als wichtiges Element die Hauptrolle
spielen
miifite. Die einer solchen kartographischen Darstellung
entgegenstehenden Schwierigkeiten diirften fiir so
grofi gehalten werden, dafi man ihre zweckentspre
chende Losung fiir unlosbar hielt und sie deshalb nicht
ernstlich versucht hat. Das kommt rein aufierlich da
durch zum Ausdruck, dafi man die bisherigen Dar
stellungen der Stadte stets nur als ?Stadtplane", nicht
jedoch als ?Stadtkarten?t bezeichnet hat. Von verhalt
nismafiig wenig Ausnahmen3) abgesehen, weisen die
in dieser Hinsicht
erfreuliche Ausnahme
macht
die
2) Eine
der Stadt Wien
1 : 25 000
auf der amtl. Karte
Bearbeitung
von Osterreich
von
in ihrer neuesten Ausgabe
1948. Die
so daft der
Hauserblocke
sind auf ihr in Hellrot
angegeben,
von
Aufdruck
fiir die wichtigsten
Urtlich
Bezeichnungen
im Stadtgebiet
keiten
fiir den Wert
der
moglich war, was
von groftter Bedeutung
ist.
Darstellung
von Stuttgart
3) Es seien hier genannt u. a. die Stadtplane
1:15 000, hrg. von der Stadt;
1:10 000, hrg.
Braunschweig
1930 von der Stadt, leider nur in einmaliger Ausgabe;
Ber
lin 1 : 25 000, von Westermann
Braunschweig,
besprochen
Berichte
und kleine Mitteilungen
113
kennzeichnet. Die eintonigen Massen der Mietskaser
nen, die stadtebaulich so unerfreulichenMischgebiete
unseres Kultur
in stets steigendem
die Zentren
der Griinderzeit mit ihrer schematischen Aufteilung
Maft
und Wirtschaftslebens geworden sind, die Karto
und Verstopfung der Hofraume, die Vermengung der
stadtischen mit der landlichen Bebauung am Stadt
graphie weit weniger gepflegt worden, als dies von
staatlicher
Seite
durch
die
Landeskartenwerke
ge
rand, die gesiinderen genossenschaftlichen Siedlungen
ist.
aus der Zeit nach dem erstenWeltkrieg, die Villen
schehen
viertel und die noch unberiihrten dorflichen Siedlun
Andererseits hat man im Laufe der letzten Jahr
zehnte erkannt, ein welch wichtiger Bestandteil der
gen der naheren Umgebung treten in ihrer stadtebau
lichenWertigkeit rechtklar in Erscheinung, allerdings
Landschaft der Bereich einer Stadt und wie notwen
auch die Verheerungen, die der Luftkrieg gerade in
dig eine sinnvolle Ordnung und Gestaltung des stadti
Hannover verursacht hat, wo ein Grofiteil der ge
schen Landschaftsraums ist. Die planlose Anhaufung
schlossenen Bebauung vernichtetwurde. In diesen Ge
von Gebauden hat im Inneren der Stadte zu einem
von Wohnhausern
bieten gibt die Karte den Stand des Neuaufbaus wie
Durcheinander
unzweckmaftigen
der. Wesentlich ist es, dafi der Mafistab 1 : 10 000
verschiedener Art, offentlichen Gebauden, Kirchen,
und
die grundrifitreueDarstellung aller Hauser und aller
und
Handwerksbetrieben
GewerbeFabriken,
auch in den engparzellierten Alt
zur
kulturloser
Mietskasernen
ge
Grundsuicksgrenzen
Aneinanderreihung
am
Wachstum
stadtund
den
wildes
ein
wahrend
Stadtrand
Griinderzeitgebieten zulafit.
fiihrt,
der stadtischen Bebauung mit Splittersiedlungen und
Wirtschaftlich losbar war das Problem der Stadt
industriellen Anlagen zu einer weit ins Land hinaus
der Preis der in einer Auflage
karte inHannover ?
land
der
und Zerstorung
strahlenden
von2500Stiick erschienenen zehnfarbigenKartebetragt
Verunstaltung
lichen Kulturlandschaft gefiihrt hat. Der moderne
6,? DM ?, weil die Karte auf den in Hannover
Stadtebau ist sich der schweren Schaden bewuftt ge
auf
wohlgeordneten Planwerken grofierenMafistabs
worden, die die planlose Entwicklung der Stadte fiir baut. Diese sind bei den meisten Stadten sehr ver
das Volk, seine Kultur und Wirtschaft zur Folge ge
schieden und uneinheitlich entwickelt; wie eine um
habt haben, und sucht helfend und ordnend einzu
fassende Untersuchung4) des Geodatischen Instituts
der Technischen Hochschule Hannover
greifen. Die Zerstorungen des Krieges haben den
ergab, lassen
Stadtebau in dieser Hinsicht vor neue Aufgaben ge
sich jedoch zwei Grundtypen aus dem zunachst wirren
stellt und einer sinnvoll gestaltenden Planung beim
Bild dieser Plane herausschalen, der Grundplan
Wiederaufbau
1 : 1000 als genaue Festlegung der Eigentumsverhalt
grofteMoglichkeiten erorfnet.Grund
nisse an Grund und Boden fiirKatasterzwecke und
lage dieser Planung ist neben wissenschaftlichen,wirt
schaftlichenund politischen Untersuchungen und Sta
als Grundlage fiir den Entwurf und die Ausfiihrung
tistiken auch die kartographische Erfassung des stadti
der ingenieurtechnischenArbeiten, ferner der Tjber
schenRaums mit seinen vielgestaltigen Gegebenheiten
sichtsplan 1 :10 000 fiir die Planung grofierer Ent
durch eine wirklichkeitsnahe, ebenso im einzelnen zu
wiirfe und Bauvorhaben. Alle anderen Plane ver
im ganzen
wie
anschau
ubersichtliche
und
verlassige
schiedensterMafistabe 1 :500 bis 1 :20 000 konnen
liche Darstellung, die auch vor der Gestaltung der
durch photomechanische Vergrofierung und Verklei
dritten Dimension beim Gebaudebestand nicht halt
nerung aus den genannten beiden Grundtypen abge
machen darf. So ist die Losung des Problems der
ieitetwerden5). Die Stadt Hannover hat beide Grund
Stadtkartographie sehr aktuell und dringend ge
typen in sehr zweckmafiiger Weise entwickelt und
worden.
insbesondere den Ubersichtsplan 1 :10 000 an Stelle
neu
lassen.
Es erscheint deshalb sehr bemerkenswert, daftHan
in letzter Zeit
zeichnen
eines
veralteten
nover als erste deutsche Stadt eine kartographische Dieser Ubersichtsplan wird als Schwarzplatte fiir die
Stadtkarte verwendet, die durch Aufdruck von neun
Bearbeitung seines Stadtgebietes durchgefiihrthat, die
bewuftt iiber das hinausgeht, was Stadtplane bisheriger weiteren verhaltnismafiig billig herstellbaren Flachen
Art in dieser Hinsicht angestrebt und erreicht haben.
ist.
farben
entstanden
In der soeben erschienenen 120/100 cm groften Stadt
In ihrer erstenAusfiihrung ist die Karte zweifellos
von Hannover
1 :10 000
karte
ist versucht
worden,
ein Erfolg. Ihre grundsatzliche Bedeutung liegt darin,
neben
der en
dem
Inhalt
gesamten
topographischen
dafi sie wohl erstmals den Beweis dafiir erbracht hat,
geren und weiteren Stadtlandschaft auch den Baube
dafi das Problem der Stadtkarte theoretischund prak
Ge
nicht nur unterschieden
nach
offentlichen
stand,
tisch losbar ist. Sie verwirklicht diese Losung in einer
Wohnhausern
und
sondern
Industriebauten,
bauden,
die gewifi allgemeine Anerkennung finden
Weise,
in
seiner
auch
wiederzugeben.
Hohenentwicklung
wird. Das gegliickteErgebnis ist auf eine nachahmens
Dies ist durch verschiedene Farbtonung, vor allem werte Zusammenarbeit
zwischen der Technischen
aber durch Anwendung dreier Farbstarken geschehen.
Die erreichteWirkung
ist durchaus bemerkenswert.
Diss.
Techn.
und Stadtkarte.
4) W.
Engelbert,
Stadtplan
1948. In ihr audi ein wertvoller
histo
Die Bedeutung des Baubestands im einzelnen, seine Hochsch. Hannover
bisher unveroffentlicht.
rischer Oberblick,
im
werden
und
ge
ganzen
Gliederung
Anordnung
Stadtplane keinen besonders hohen Grad der Voll
kommenheit auf, jedenfalls ist von den Stadten, die
von Heyde,
Der
als kartographische
Aufgabe,
Stadtplan
1:15 000, hrg. 1948
1937, S. 563; Wien
Allg. Verm. Nadir.
vom osterr. Bundesverm.
1:25 000, von Freytag
Amt; Wien
u. Berndt;
Inst.
1:15 000, bearb. vom Geodat.
Kopenhagen
Kopenhagen.
hat die Grund
5) Eine verhaltnismaftig
geringe Bedeutung
karte 1 :5000. Sie ist fiir die Darstellung
der landlichen Ge
biete ausgezeichnet
geeignet und dort die einheitliche Grund
Maft
und alle abgeleiteten
Karten;
lage fiir die Planung
erst
stab und Signaturen
eignen sich fiir stadtische Zwecke
in zweiter Linie.
114 Erdkunde Band IV
Hochschule
und
dem
zuriickzu
Stadtvermessungsamt
fiihrenund weitgehend auch der kartographischen An
stalt Westermann,
Braunschweig,
zu
verdanken,
die
den Druck der Schwarzplatte in feinster Strichstarke,
die praktisch storungsloseZusammenpassung der Farb
platten
und,
was
besonders
wertvoll
war,
eine
ge
schmackvolle Abstimmung der Farben zu einem le
bendigen, recht bunten, aber doch durchaus harmoni
schenGesamtbild durchgefiihrthat.
Ob die Karte einDauererfolg seinwird, kann heute
noch nicht gesagt werden, denn noch viel schneller,
als dies bei Landeskartenwerken und Stadtplanen,
die besonders am rasch sich verandernden Stadtrand
bewufit schematisch gehalten sind, der Fall ist,muft
eine Stadtkarte veralten, besonders in der jetzigen
Zeit des Neuaufbaus. Die Karte wird nur dann dau
ernden Wert haben, wenn sie in Abstanden von
einigen Jahren, jeweils auf den neuesten Stand gebracht,
neu erscheinen kann. Wegen ihres grofien Formats ist
sie kein Ersatz fiir einen Taschenstadtplan;
sie ist
aber als Adrefibuchbeilage geeignet, da sie auch samt
liche Strafien- und sonstigen Bezeichnungen enthalt.
Ihr einzigerMangel fiir die spezielle Verwendung als
Adrefibuchplan liegt darin, daft die Hausnummern
an den Strafienecken nicht untergebrachtwerden kon
nen. Dieser unwesentliche Mangel der Stadtkarte als
Adrefibuchplan wird jedoch durch ihre sonstigen
Qualitaten mehr als aufgewogen.
Die Stadtkarte soli ein Kulturdokument fiir Ge
genwart und Zukunft sein und der Planung sowie
dem Neuaufbau die Wege weisen helfen. So sehr ihr
praktischerWert aufter Zweifel steht und die Kosten
fiir ihre Herstellung in jedem Fall rechtfertigt, so
soil ihreHerstellung und ihre Laufendhaltung von
den kulturellen Kraften getragen sein, die den Neu
aufbau der zerstorten Stadte gestalten miissen. Fiir
den Geographen hat sie, wie eingangs erwahnt, wis
senschaftlicheBedeutung, weil sie eine wesentlich bes
sere Grundlage fiir stadtgeographische Arbeiten dar
stellt, als dies bei den bisher ublichen Stadtplanen der
Fall war. Die Bedeutung des Stadtplans in der bis
herigen Form ist das letzte Mai
eingehend von
Oberhummer gewiirdigt worden6). Es ist sehr zu hof
fen, daft auch die anderen Stadte dem Vorbild Han
novers folgen werden und Stadtkarten ahnlicher Art
von ihren Stadtlandschaften herstellen. Dabei
sollte
das Problem der Stadtkarte weiter vertieft und weiter
durchgearbeitet werden, als dies bei dem ersten ge
wift wohlgelungenen Versuch der Stadt Hannover der
Fall war. Da das natiirliche Bodenrelief, auf dem die
Stadt Hannover
aufgebaut ist, verhaltnismafiig ein
fach gestaltet ist,war dessenWiedergabe durch Sdiicht
linien und Hohenzahlen
nicht allzu schwer. Bei an
deren Stadten werden in dieser Hinsicht zum Teil
grofiere Schwierigkeiten zu iiberwinden sein. Auch
ist bei der Stadtkarte von Hannover noch einiges aus
zusetzen, gerade auch bei der Auswahl der Punkte fiir
die Hohenzahlen,
die nicht immer an den zweck
maftigsten Stellen und z. T. an den hochsten Punkten
des Reliefs oder der Strafienziige stehen. Auch die
Der
seine Entwicklung
6) C. Oberhumrner,
Stadtplan,
Verhandl.
d. Deutschen
geographische
Bedeutung.
1907, S. 66 f..
graphentages
Nurnberg
und
Geo
Hohenabstufung der Fabrikgebaude ist nicht konse
quent durchgefiihrtworden, obgleich dies ohne wei
teres ahnlich wie bei den tibrigenGebauden moglich
ware.
gewesen
ist es ferner, dafi die Zer
Mangel
fast mit
derselben
wie
Farbe
grauen
Ein
storungsgebiete
dergegeben sind wie die Fabrikbauten. All diese Man
gel sind aber letztlich untergeordneter Art, sie beein
flussen den Gesamtwert der Karte nur wenig und
konnen bei einer spateren Ausgabe unschwer beseitigt
werden.
Wohl ist der Geograph infolge der technischenEnt
wicklung der kartographischen Aufnahmemethoden
heute nichtmehr in dem Mafie wie friiher an der un
mittelbaren Herstellung der Karten beteiligt, aber er
gehort doch zu den wichtigsten Kartenbenutzern, For
derern und Beratern der Kartographie. Die Ent
wicklung des Stadtplans zur Stadtkarte, die fiir den
Geographen von grundsatzlicher Bedeutung ist und
der Forderung durch ihn bedarf, mag deshalb gerade
in geographischen Kreisen Verstandnis und tatige
R. Finsterwalder
Unterstiitzung finden.
GRONLAND IN DER ERDKUNDE
DES MITTELALTERS
Gronland, die grofite Insel derWelt, wird von der
zu Amerika
heutigen Geographie bekanntlich als ein
Land
zahlendes
angesehen.
Wahrend
des
Mit
ganzen
telalters und noch bis tief in die Neuzeit sah man es
aber als europaisches Gebiet an. Nicht nur die Tat
sache, dafi es staatsrechtlich jahrhundertelang zunachst
zu Norwegen
und
spater
zu Danemark
war
gehorte,
mafigeblich fiir diese Zuteilung, sondern auch ein
merkwiirdiger Irrtum, der in Gronland durch viele
Jahrhunderte lediglich eine riesigeHalbinsel Europas
erblickte. Die Vorstellung, dafi das seit 985 von nor
mannischen Wikingern kolonisierte Land irgendwo
im hohen Nordosten als eine gewaltige Halbinsel von
Europa
ausstrahlte,
begegnet
uns
nach
meinen
Fest
stellungen zuerst in dem an sich bewundernswert
richtig geographisch denkenden normannischen ?K6
nigsspiegel", der urns Jahr 1240 abgefafitwurde. Der
Autor ist nicht sicher bekannt. Neuerdings hat Hef
fermehl gewichtige Griinde ins Feld gefiihrt1), dafi
als Verfasser
der
Priester
Ivar
dessen
Verfasser
anzusehen
Bodde
sei,
der Pflegevater Konig Hakons des Alten (1217 bis
1263), den Ibsen in seinen ?Kronpratendenten" zum
Hofkaplan dieses Konigs gemacht hat. Der ?K6nigs
spiegel" steht geistig auf ungewohnlich hohem Ni
veau. Mit Recht hat Nansen ihn ein ?meisterhaftes
Werk"
genannt,
als
?der
unver
gleichlich bedeutendste geographische Schriftsteller im
mittelalterlichen Norden" anzusehen sei2). In dieser
Schrift ist die Meinung
ausgesprochen, Gronland
konne keine Insel sein, da allerlei Tiere dort heimisch
seien, die auf Inseln nicht vorkamen, wie Rentiere,
Polarfiichse und Polarhasen. Man miisse aus dieser
Tatsache schliefien, dafi sie von einem Festland aus
dorthin gelaufen seien, mit anderen Worten, dafi es
Presten
Ivar Bodde,
*) A. V. Heffermehl,
Skrifter tilegn Prof. Ludvig Daae,
Christiania
in. Historisk
1904.
2) FrithjofN arisen,Nebelheim. Leipzig 1911, II 191.

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