proPOLIZEI - Ausgabe Mai/Juni 2015
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proPOLIZEI - Ausgabe Mai/Juni 2015
pro P OLIZEI INFORMATIONEN Heft MAI / JUNI – 2015 FÜR NIEDERSACHSENS POLIZEI www.polizei.niedersachsen.de Polizei Extrablatt von 1985 Motorradsaison Fahrspaß pur – aber auch erhöhte Unfallgefahr „Section Control“ Das Pilotprojekt wird sichtbar PHuStN Neue Hubschrauber PKS 2014 Weniger Opfer von Straftaten in Niedersachsen Inhalt | Impressum ✘ Titel Motorradsaison – Fahrspaß pur – aber auch erhöhte Unfallgefahr 4 Motorradstaffel der Polizei – gibt es sie noch? 6 Kontrollgruppe Krad – auch 2015 wieder unterwegs 8 Blue Knights – die blauen Ritter 9 Interessengemeinschaft motorradfahrender Polizeibediensteter 10 Seite 4 ✘ Aktuell „Section Control“ – das Pilotprojekt wird sichtbar 11 CeBIT 2015 – LKA klärt zum Thema „Cybercrime“ auf 12 Didacta 2015 – Schweinsteiger auf Stand der Polizei zu sehen 13 18. Europäischer Polizeikongress – „Intelligente Verkehrstechnik“ 14 ✘ Niedersachsen Strategie 2020 - Fragen an den Innenminister 15 Strategie 2020 – was kann ich damit im täglichen Dienst anfangen? 16 PHuStN – neue Hubschrauber für die Polizei Niedersachsen 19 Suchtprävention – neue Ansprechpartner 20 „Welcome day“ – Einblick in die berufliche Vielfalt der Polizei 20 PKS 2014 – erneut weniger Opfer von Straftaten in Niedersachsen 21 EXTRAPOL 2.0 – Tatsächlich: weniger ist mehr 22 Seite 19 Seite 21 ✘ Sport Auszeichnung – Innenminister ehrt Polizeisportler 23 Crosslauf – Deutsche Polizeimeisterschaft in Bad Harzburg 24 ✘ Intern PD Lüneburg – Innenminister verabschiedet Niehörster 25 Wechsel – die neuen Polizeipräsidenten 26 Titelbild: Polizeikrad Impressum proPolizei Foto: Sven Thielert Seite 23 XXX. Jahrgang Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport, Lavesallee 6, 30169 Hannover Verantwortlich: Philipp Wedelich, Vertreterin: Nadine Bunzler Redaktion: Christian Cernak, Frank Federau, Inka Gieseler-Wehe, Sabine Hoffmann, Elena Lindert, Sandra Matschi, Matthias Mendel, Sven Thielert, Doris Wollschläger Anschrift der Redaktion: Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport, Redaktion proPOLIZEI, Postfach 221, 30002 Hannover Tel. 05 11/1 20- 60 44 oder - 62 59, Fax 05 11/ 120- 65 55, E-Mail: [email protected] Konzept, Layout und Satz (DTP): @ktuell Redaktionsbüro Draxler, Im Lohe 13, 29331 Lachendorf Tel. 0 51 45/98 70- 0, E-Mail: [email protected] Druck: Printmedienpartner GmbH, Böcklerstr. 13, 31789 Hameln Alle in proPOLIZEI veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften (gegebenenfalls in gekürzter Form) zu veröffentlichen. 2 proPolizei Heft 3/2015 Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht ohne Stolz bin ich seit Anfang April Präsidentin der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen mit ihrer Zuständigkeit für landesweite Serviceaufgaben. Ich bin gespannt, was mich alles erwartet. Nach fast zwei Jahren als Leiterin der Polizeiinspektion Goslar ist es für mich eine besondere Herausforderung, dieses neue Amt auszuüben und eine Behörde mit rund 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu leiten. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam auch weiterhin die anspruchsvollen Anforderungen, die an die ZPD gestellt werden, erfolgreich bewältigen. Kompetenz und Professionalität sind und bleiben dabei zentrale Faktoren und bilden ein stabiles Fundament im Umgang mit den polizeilichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Diese Ausgabe von proPOLIZEI widmet sich dem Schwerpunktthema Verkehrssicherheit, gerade zu Beginn der Motorradsaison eine besondere Herausforderung. Es liegt vor allem in den Händen der Flächenpolizeidirektionen, mit wirksamen Konzepten sowie transparenter Verkehrssicherheitsarbeit zu sensibilisieren und Unfallschwerpunkte zu entschärfen. Schließlich gehört die Sicherheit im Straßenverkehr zu den wesentlichen Bedürfnissen unserer Bürgerinnen und Bürger. Unsere Aufgabe als Polizei ist es, zusammen mit unseren Netzwerkpartnern, diese Sicherheit zu gewährleisten und mit der Bündelung von präventiven, aber auch repressiven Maßnahmen eine größtmögliche Wirksamkeit zu erreichen. Um dies mit maximalen Erfolg zu tun, haben wir uns bereits 2011 mit anerkannten Verkehrssicherheitsexperten zusammengesetzt und die Verkehrssicherheitsinitiative (VSI) 2020 ins Leben gerufen. Gemeinsam wurde ein „10-Punkte-Plan“ erarbeitet. Er beinhaltet sowohl Schritte zur Optimierung interner Handlungsabläufe und Abstimmungsprozesse als auch kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen, mit denen wir uns unmittelbar an die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer wenden. Beispiele für aktuelle Präventionsprojekte und moderne Verkehrsüberwachung wie das bundesweit einmalige Pilotprojekt „Section Control“ finden Sie auch auf den nachfolgenden Seiten. Darüber hinaus ist es mir als aktive Motorradfahrerin und Präsidentin der „Blue Knights Braunschweig“ ein persönliches Anliegen, das Motorradfahren so sicher wie möglich zu gestalten. Da wir Bikerinnen und Biker keine „Knautschzone“ haben, ziehen Unfälle meistens schwerste Folgen nach sich. In besonderem Maße ist für uns deshalb das vorausschauende Fahren, eine stete Aufmerksamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr unerlässlich. Gemeinsam mit vielen motorradbegeisterten Kolleginnen und Kollegen möchte ich sensibilisieren und das Verständnis für Motorradfahrerinnen und -fahrer fördern. Herzliche Grüße und allzeit gute, unfallfreie Fahrt! Ihre Foto: ZPD Christiana Berg, Präsidentin der Zentralen Polizeidirektion Heft 3/2015 proPolizei 3 Titel Motorradsaison Fahrspaß pur – aber auch eine erhöhte Unfallgefahr Mit Beginn der warmen und sonnigen Jahreszeit steigt nicht nur die Außentemperatur, sondern auch die Anzahl der Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer im öffentlichen Straßenverkehr. Leider ist damit auch ein Anstieg der Verkehrsunfälle unter Beteiligung dieser Gruppe von Verkehrsteilnehmern verbunden, wie die Zahlen des statistischen Bundesamtes belegen. Demnach ereigneten sich 85 Prozent aller bundesweiten Moped- und * https://www.destatis.de/DE/ PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2015/04/PD15_137_46241.html 4 proPolizei Heft 3/2015 Motorradunfälle des Jahres 2014 zwischen März bis Oktober.* Bei der statistischen Auswertung der Unfälle von Zweiradfahrern wird bei der Motorisierung zwischen den Klassen bis 125 ccm und über 125 ccm unterschieden. In der Klasse bis 125 ccm (darunter fallen übrigens auch zweirädrige Elektromobile während Pedelecs zur Gruppe der Fahrräder gehören) wurden in Niedersachsen im Jahr 2014 insgesamt 3.219 Verkehrsunfälle registriert. Dabei wurden 2.181 Zweiradfahrer verletzt (davon 449 schwerverletzt) und 17 getötet. Bei den Motorradfahrern über 125 ccm wurde mit 3.170 Verkehrsunfällen unter Beteiligung dieser Gruppe ein vergleichbarer Wert wie bei den „schwächer motorisierten“ in Niedersachsen registriert. Gleiches gilt für die Anzahl der verletzten Motorradfahrer: 2.216 Zweiradfahrer mit einer Motorisierung über 125 ccm wurden verletzt. Deutlich höher war dagegen die Anzahl der schwerverletzten Motorradfahrer (über 125 ccm): Sie betrug 760 Personen, die der Getöteten sogar 58! Dieser Anstieg der Schwerverletzten und Getöteten im Vergleich der Klassifizierungen bis 125 ccm und über 125 ccm zeigt deutlich auf, dass eine hohe Geschwindigkeit erhebliche Auswirkungen auf die Folgen eines Unfalls unter Foto: ProjectPhotos, R. Eisele Titel Beteiligung von Zweiradfahrern hat. Aber nicht nur überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeiten, auch technische oder fahrtechnische „Fehler“ von Motorradfahrern sind für schwerwiegende Konsequenzen bei einem Unfall unter ihrer Beteiligung ursächlich. Durch ihre relativ ungeschützte Teilnahme am Straßenverkehr und ihre für andere Verkehrsteilnehmer oftmals schwerer wahrnehmbare Gesamterscheinung sind Zweiradfahrer bei Unfällen einem erhöhten Risiko für Personenschäden ausgesetzt. Ein Beispiel: Anfang April 2015 befuhr ein 50-Jähiger mit seinem Motorrad eine Kreisstraße bei Brake, als plötzlich eine 34-Jährige mit ihrem Pkw von hinten auf den vor ihr fahrenden Biker auffuhr. Durch den Zusammenstoß wurde der Motorradfahrer lebensgefährlich verletzt und kam mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus. Drei Tage später verstarb er dort aufgrund seiner erlittenen schweren Verletzungen. Dieses tragische Beispiel verdeutlicht, dass alle Verkehrsteilnehmer gegenseitige Rücksichtnahme walten lassen sollten und sich stets aufmerksam und achtsam im Straßenverkehr bewegen müssen. Schon § 1 StVO formuliert klare Erwartungen an die Verkehrsteilnehmer. Die Polizei Niedersachsen betreibt daher mit einer Vielzahl weiterer Partner in der Verkehrssicherheitsarbeit intensive Unfallpräventions- und Kontrollmaßnahmen. Speziell für Zweiradfahrer haben die niedersächsischen Polizeibehörden und -dienststellen vielfältige Präventionsprojekte mit regionalem und überregionalem Bezug etabliert. Sie verfolgen alle das gleiche Ziel: durch intensive Aufklärungsarbeit und Kontrollaktionen ein gemeinsames Verantwortungs- und Gefahrenbewusstsein zu schaffen und dadurch die Unfallzahlen dauerhaft zu senken! So besteht die Aktion „Sicher durch den Harz“ mit der Hauptzielrichtung „Senkung der Unfallzahlen unter Beteiligung von Motorradfahrern“ bereits Foto: ProjectPhotos, R. Eisele seit 2008 als gemeinsame Kooperation der Länder Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen und startet jährlich mit einer Auftaktveranstaltung. Weitere Zielsetzungen des Präventionsprojektes sind: den Harz als Ausflugsgebiet auch für die Kradfahrer attraktiv erhalten durch Prävention überzeugen durch Repression Unbelehrbare sanktionieren Streckenverbote möglichst vermeiden ständige Medienpräsenz im Raum Harz und in den Einzugsgebieten für Niedersachsen. Alle Präventionsprojekte (wie zum Beispiel „Bikerprävention“) wollen mit der Zielgruppe über Verkehrssicherheitsthemen ins Gespräch kommen und sie dabei für Aspekte der Fahrsicherheit, Verkehrsunfallursachen und faires Fahren sensibilisieren. Die Polizei Niedersachsen beteiligt sich an Bikergottesdiensten, führt Begleitungen von und Beratungen bei Bi- gemeinsam mit den Netzwerkpart- kergruppenausflügen durch, stellt auf unfallträchtigen Strecken besondere Hinweise auf (wie rosafarbene Rollstühle im Bereich einer Teilstrecke der B 195 im Amt Neuhaus) oder regt straßenbauliche Maßnahmen zur Entschärfung unfallträchtiger Strecken an. Die Polizei bietet aber auch Unterstützung für Trainingsmöglichkeiten für vorausschauendes Fahren und einer besseren Reaktion am Motorradfahrsimulator an, sie setzt kurzfristig und unfallangepasste Sofortmaßnahmen um ▶ nern Risiken und Gefahren schnell erkennen und beseitigen abgestimmt und angemessen gemeinsam handeln Verbesserung der Verkehrssicherheit im gesamten Harz und in den von Motorrädern frequentierten Regionen der anderen teilnehmenden Bundesländer durch an jedem Wochenende der Saison stattfindende Verkehrssicherheitsaktionen intensive Öffentlichkeitsarbeit, Heft 3/2015 proPolizei 5 Titel und veranstaltet Motorradaktionstage. Auch in diesem Jahr ist ein solcher Aktionstag in Zusammenarbeit mit dem Heidepark-Soltau auf dessen Eventgelände in Planung – Termin wird voraussichtlich im Mai oder Juni sein. Dabei werden – unter der Anleitung von Instruktoren – verschiedene Übungen angeboten: zum Beispiel Gleichgewichts-, Handling- und Slalomübungen, unterschiedliche Geschwindigkeiten mit zugeklebtem Tacho „nach Gefühl“ fahren und sich folgenlos von der Polizei „blitzen“ lassen. Darüber hinaus gestaltet die Polizei Niedersachsen regionale Verkehrssicherheitswochen unter Verknüpfung präventiver wie repressiver Maßnahmen, verbunden mit einer themenbezogenen Öffentlichkeitsarbeit. Zum Saisonauftakt beachten: Die Polizei Niedersachsen rät zur Unfallvermeidung allen Zweiradfahrern dringend, sich immer an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit zu halten und auch auf Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung nicht am Limit zu fahren! Andere Straßenverkehrsteilnehmer sollten sich der schlechteren Erkennbarkeit von Zweiradfahrern im Straßenverkehr stets bewusst sein und noch aufmerksamer als sonst unterwegs sein. Und übrigens: Auch am Lenker eines Motorrades hat ein Handy während der Fahrt nichts in der Hand des Bikers zu suchen! Die durch die Polizei Niedersachsen unterstützte Kampagne „TIPPEN TÖTET!“ der Landesverkehrswacht Niedersachsen zielt bewusst auf die erhöhten Unfallgefahren durch Ablenkung bei der Nutzung von Smartphones oder anderen elektronischen Geräten während der Fahrt ab. Landespolizeipräsident Uwe Binias ist selbst leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er rät: „Nehmen Sie sich die Zeit und halten Sie kurz an, wenn die Neugier zu groß ist – so verhalten Sie sich regelkonform und können vor allen Dingen sich und anderen viel Leid ersparen.“ cer 6 proPolizei Heft 3/2015 Eskorte für den Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Motorradstaffel bei der Polizei – gibt es sie noch? D ie Spezialisierte Verfügungseinheit (SVE) im Zentralen Verkehrsdienst (ZVD) der Polizeidirektion Hannover erfüllt polizeiliche Aufgaben unter Einsatz von Polizeifunkkrädern, aber eben nicht nur. Neben der Bewältigung von Verkehrseinsätzen im Zusammenhang mit versammlungsrechtlichen Aktionen, bei Veranstaltungen (so unter anderem Fußballbundesligaspiele, Großkonzerte, Messen) oder sonstige Sportevents (wie Radsport- oder Laufveranstaltungen) steht die Verkehrsüberwachung in allen Facetten im Vordergrund. Verkehrskontrollen des Güter- und Schwerlastverkehrs, Geschwindigkeits- und Abstandskontrollen unter Einsatz der ESO-, PPS- und VKS-Fahrzeuge, aber auch die normale Verkehrsüberwachungsstreife sind im gesamten Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Hannover an der Tagesordnung, und das auch unter Verwendung der Kräder. Und dies insbesondere dann, wenn es um Verkehrskontrollen von Motorrädern, Rollern oder sonstigen motorisierten Zweiräder geht. Sei es, dass verkehrswidriges Fahrverhalten geahndet oder Bauartveränderungen und technische Mängel festgestellt werden sollen. Gegliedert in zwei Dienstabteilungen nehmen 32 Polizeibeamte diese Aufgaben wahr, ergänzt durch die Technische Verkehrsüberwachungsgruppe (TVÜ) mit sieben Kolleginnen und Kollegen Foto: Polizei Titel Einsatz beim MOX-Transport | kleines Bild o.: Staatsgäste im VW-Werk Wolfsburg | kleines Bild u.: Erinnerungsfoto mit dem Dalai Lama sowie der Kriminalitätsverhütungs- und verfolgungsgruppe (KVV) mit fünf Beamten zur Kriminalitätsbekämpfung auf den zugeordneten Autobahnabschnitten der BAB 2, 7, 37 und 352. Leider versehen derzeit nur drei Polizeibeamtinnen Dienst in der SVE, davon befinden sich zwei in der Elternzeit. Die häufig kurzfristig entstehenden Einsatzlagen erfordern ein hohes Maß an Flexibilität und Planung, gleichermaßen kann aber auch im alltäglichen Dienst eine individuelle Dienstplangestaltung im Rahmen der dienstlichen Erfordernisse berücksichtigt werden. Zentrale und landesweite Aufgabe der SVE ist der Eskortendienst bei Staatsbesuchen. Dazu gehören dann nicht nur die bis zu 15 Kräfte mit Eskortenkrädern, sondern auch die begleitenden Beamten mit den Verkehrskrädern, die den reibungslosen Ablauf einer solchen Eskorte erst ermöglichen. Dafür stehen der SVE bis zu 40 KräFotos: Polizei der, überwiegend BMW R 1200 RT, zur Verfügung. Naturgemäß finden solche Besuche häufig in der Landeshauptstadt Hannover statt, in einigen Fällen auch außerhalb. Dann erfolgt die Unterstützung auch durch die örtlich zuständigen Behörden. Gelegentlich werden für den Eskortenund Verkehrsdienst auch Anforderungen aus anderen Bundesländern gestellt, so beim G8-Gipfel in Heiligendamm oder bei Staatsbesuchen in Berlin. Eine Reihe von Erinnerungsfotos mit hochrangigen oder illustren Personen des öffentlichen Lebens zieren daher auch die Flure der SVE. Zur Wahrnehmung dieser Aufgaben mit dem Funkkrad erfolgen unter anderem Fahrsicherheitstrainings, aber auch spezielle Fortbildungsmaßnahmen, damit der Sicherheit und den protokollarischen Abläufen Rechnung getragen werden kann. Landesweit einmalig und bislang so nicht dagewesen war die Durchführung der erforderlichen Verkehrsmaßnahmen im Rahmen des Straßentransports der MOX-Brennelemente von Nordenham nach Grohnde. Die Sperrung der Anschlussstellen der befahrenen Autobahnen im „überschlagenden“ Einsatz beziehungsweise das Freimachen der untergeordneten Straßen war eine Herausforderung, die ein Höchstmaß an Leistung von jedem einzelnen Kradfahrer unter widrigen Rahmenbedingungen (wie Regen, Nebel, Temperaturen knapp oberhalb des Gefrierpunktes, Dunkelheit) abverlangte. Nein, es gibt sie nicht, die Motorradstaffel der Polizei, aber es gibt spezialisierte Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte, die ihre vielschichtigen Aufgaben in der Verkehrsüberwachung und im Verkehrseinsatz auch mit dem Polizeifunkkrad bewältigen. Übrigens: Nachwuchs wird immer gesucht. Hartmut Hartke Heft 3/2015 proPolizei 7 Titel Kontrollgruppe Krad der PI Hildesheim ist auch 2015 wieder unterwegs A uch in diesem Jahr werden von der Kontrollgruppe Krad der Polizeiinspektion (PI) Hildesheim Kontrollen geplant und durchgeführt. Als bisherige Termine sind – nach derzeitigem Stand – folgende Veranstaltungstage vorgesehen: 19. April 2015: Verkehrstage in Bad Salzdetfurth 25. April 2015: Unterstützung der Polizei NRW in Höxter/ Präventionstag 24. Mai 2015: Unterstützung der PI Goslar bei Kontrollen im Harz 14. Juni 2015: Harley Days Hannover 11. Juli 2015: Unterstützung der PI HM bei Kontrollen im Weserbergland. Zusätzlich werden weitere Kontrollen zur Motorradhauptsaison an den Wochenenden von April bis Oktober erfolgen. Die Kontrollgruppe Krad der Polizeiinspektion Hildesheim unterstützt dabei unter anderem die örtlich zuständigen Polizeidienststellen. Neben dem umfangreichen Spezialwissen wird insbesondere beweissichere Messtechnik eingesetzt. Der Einsatz der Kontrollgruppe Krad orientiert sich an den Vorgaben der Verkehrssicherheitsinitiative 2020 mit dem Ziel, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und gleichzeitig die Zahl der Verkehrsunfälle mit schweren Folgen im motorisierten Zweiradverkehr zu senken, aber auch die Verstöße im Bereich der „frisierten“ Maschinen zu ahnden. So kam es im Jahr 2014 zu 134 Verstößen, davon in 75 Fällen auch zum Erlöschen der Betriebserlaubnis des Fahrzeugs sowie zehn Sicherstellungen von Auspuffanlagen. Bei 56 Krädern wurde eine Weiterfahrt untersagt. Rainer Kahr | sm 8 proPolizei Heft 3/2015 Fotos: Polizei Titel Blue Knights – die Blauen Ritter A uf die Farbe kommt es an: Blaue Westen für Blue Knights. Die Farbe der Polizei. Die „Kutten“ sind unter Motorradfahrern so etwas wie Visitenkarten. Wo kommst du her? Zu welcher Gruppe gehörst du? Wie „tickst“ du? „Präsi“ Nobby (Norbert Neck) vom Chapter Germany XX (Niedersachsen): „Viele von uns haben einen runden Aufnäher mit der Aufschrift 99 Prozent. Damit sagen wir, dass wir halt keine „Onepercenter“ sind, keine Outlaw-Biker.“ Im Gegenteil: Blue Knights tragen außer dem „MC“ auch ein „LE“-Patch. „Law Enforcement“ als deutlicher Hinweis, dass hier Polizeibeamte unterwegs sind. Die Blue Knights wurden 1974 als Foto: privat lokaler Zusammenschluss motorradbegeisterter Polizisten in den USA gegründet und breiteten sich zunächst in Kana- Unsere Ziele Förderung nationaler/internationaler Völkerverständigung und der europäischen Einigung, Förderung des Motorradtourensports und Unterstützung von gemeinnützigen, mildtätigen und sozialen Einrichtungen, Organisationen und Stiftungen. da und Australien aus. Erst 1989 kam Europa dazu. Inzwischen gibt es weltweit 637 Chapter mit mehr als 20.000 Mitgliedern. Kaum ein Wochenende in der Motorradsaison, an dem nicht irgendwo in Deutschland oder in erreichbarer Europaentfernung ein Treffen stattfindet, zu dem die Blauen Ritter sich auf ihren schweren Maschinen aufmachen. Immer nach dem fröhlichen Grundsatz: Es gibt keine Fremden, nur Freunde, die wir noch nicht kennen gelernt haben. Wer mehr über die Blue Knights wissen möchte: www.blueknights.de Michael Fritsch | Jörns Thorsting Heft 3/2015 proPolizei 9 Titel Interessengemeinschaft motorradfahrender Polizeibediensteter I m Herbst 2009 gründete der Lübecker Polizeibeamte Sven Pankow ein Internetforum für motorradfahrende Polizeibedienstete des Bundes und der Länder. Unter der Internetadresse www.polizeibiker.com sind in diesem Forum mittlerweile rund 1.800 ehemalige und aktive Polizeibedienstete aus allen Bundesländern und der Bundespolizei versammelt. Was bietet das Forum? Einen freundlichen Umgangston ohne Anspielungen auf unseren Beruf gleichgesinnte Kollegen aus ganz Deutschland Informationen, Tipps und Tricks rund 10 proPolizei Heft 3/2015 um das Motorrad lockere Benzingespräche aber auch Themen, die keinen Bezug zum Motorrad haben Reiseberichte von Motorradfahrern für Motorradfahrer gemeinsame zwanglose Ausfahrten und Treffen in den jeweiligen Landesgruppen oder auch länderübergreifend ein jährliches Bundestreffen mit stetig wachsenden Teilnehmerzahlen. Was ist das Besondere? Beim jährlichen Bundestreffen wird eine Tombola durchgeführt, deren Erlös voll und ganz einem wohltätigen Zweck zukommt. So konnten in den vergangenen Jahren jeweils deutlich vierstellige Summen an Kinderkliniken, Kinderhospize und ähnliches mehr übergeben werden. Unter dem Motto „Alles kann, nichts muss!“ kann sich jeder so einbringen wie er es möchte. Niemand wird zu irgendeiner Aktion gezwungen – alles ist freiwillig. Wer also jetzt neugierig geworden ist, der sollte einfach die zuvor genannte Internetadresse in seinen PC eingeben und sich registrieren lassen. Dazu ist lediglich eine gültige dienstliche Mailadresse erforderlich. Hartmut Marquardt Foto: privat Aktuell Abschnittskontrolle – „Section Control“ Das Pilotprojekt wird sichtbar D iese Zeitschrift berichtete erstmals in Heft 6/2014 über das Vorhaben der niedersächsischen Polizei, die Verkehrssicherheit im Land mit einem weiteren Baustein nachhaltig zu optimieren: mit dem Pilotprojekt Abschnittskontrolle, der sogenannten Section Control. Mittlerweile wird das Projekt an der Bundesstraße 6 bei Hannover auch für die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer „sichtbar“. Niedersachsen registriert als eines von vielen Flächenländern auf seinen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen eine herausragende Unfalllage. Allein in den beiden zurückliegenden Jahren waren dort 66 Prozent beziehungsweise knapp 69 Prozent aller tödlich verunglückten Unfallopfer zu verzeichnen. Die Polizeibehörden waren deswegen aufgefordert worden, mögliche Außerortsstrecken in ihrem Bereich für das Pilotvorhaben zu identifizieren. Gradmesser war hierbei neben der Unfalllage auch die durch den 47. Verkehrsgerichtstag im Jahr 2009 formulierten Anforderungen. Die Auswahl fiel letztendlich auf die Bundesstraße 6, südlich von Hannover, zwischen Gleidingen und Laatzen gelegen. Auf dieser rund 2,1 Kilometer langen zweispurigen Strecke in Fahrtrichtung Hannover ereigneten sich im Betrachtungszeitraum 2012 bis 2014 allein 26 Verkehrsunfälle. Bei zehn dieser Verkehrsunfälle wurden elf Personen leicht und drei schwer verletzt, drei Personen wurden gar getötet. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt dort 100 km/h. Bis zum Januar 2015 fand das Foto: Polizei Vergabeverfahren unter Federführung der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen statt. Fünf Anbieter hatten die Ausschreibungsunterlagen von dort abgefordert, lediglich drei gaben aber ein Angebot ab. Nach intensiver Prüfung fiel dann der Zuschlag an die Firma Jenoptik Robot, Monheim. Zur konkreten Umsetzung des Pilotvorhabens ist zum einen eine Lenkungsgruppe unter Leitung des Referatsleiters 24 im MI, Ltd. PD Jörg Müller, einberufen, in die alle Entscheidungsträger aus den beteiligten Behörden und Organisationen eingebunden sind. Hier wurden und werden die Leitentscheidungen zum Projekt intensiv erörtert. Zum anderen wurde – temporär – in einem „Jour Fixe“ die operative Umsetzung eng begleitet. Hier zeichnete in erster Linie die Verkehrsreferentin im MI, PORin Nicola Simon, verantwortlich. So war es dann auch möglich, die Installation des Austrittsquerschnitts am 26. März vorzunehmen. Innenminister Pistorius hatte angekündigt, dass parallel zur technischen Umsetzung des Pilotprojektes und dessen wissenschaftlicher Begleitung auch ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben wird. Mittlerweile ist diese Vergabe an Prof. Dr. Dieter Müller vom Institut für Verkehrsrecht und Verkehrsverhalten aus Bautzen erfolgt. Das Rechtsgutachten des Juristen wird nochmals Sicherheit darüber geben, dass die Maßnahme bereits auch ohne bundesgesetzliche Regelung Anwendung f inden kann. In Kürze kann die Anlage von der Physikalisch-Technische Bundesanstalt aus Braunschweig übernommen werden. Über mehrere Monate erstreckt sich dann eine intensive Prüfung der Technik mit dem Ziel der Zulassung dieser Verkehrsüberwachungstechnik für die Bundesrepublik Deutschland. Parallel dazu erarbeiten derzeit zwei Arbeitsgruppen unter Federführung der Polizeidirektion Hannover die Unterlagen für den Landesbeauftragten für den Datenschutz (LfD), namentlich die Technische Vorabkontrolle, die Verfahrensbeschreibung sowie das IT-Sicherheitskonzept. Erst wenn die Zulassung erteilt und der LfD seine Prüfung abgeschlossen hat kann die Anlage in den Echtbetrieb gehen. Geplant ist hierfür der Monat September 2015. Jörg Müller Heft 3/2015 proPolizei 11 Aktuell CeBIT 2015 LKA klärt Messebesucher zum Thema „Cybercrime“ auf D ie nach Angaben der Veranstalter weltgrößte Computermesse, die CeBIT („Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und Telekommunikation“), ist vorbei – und nach und nach geht alles bei den Beteiligten auf Normalbetrieb zurück. Die Messe findet seit 1986 jährlich in Hannover statt. Das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen ist dort seit einigen Jahren mit einem Stand vertreten, um über die Gefahren im Netz und Cybercrime aufzuklären. Während die Messe früher auch noch auf den Endverbraucher ausgerichtet war, konzentriert man sich seit 2014 auf die Geschäftskontakte (B2B = Business to Business). Trotz dieser Maßnahme waren auch dieses Jahr wieder zahlreiche Privatpersonen – von erwachsenen Schülern bis hin zu Rentnern – zugegen. Menschen, die sich offensichtlich an der neuesten Technik begeistern. In diesem Jahr war die Polizei Niedersachsen lediglich durch das LKA auf der CeBIT vertreten. Wie bereits im Jahr zuvor konnte man die Stele des Amtes auf dem Gemeinschaftsstand des Landes Niedersachsen in der Halle 7 (Government) finden. Das LKA präsentierte den Ratgeber Internetkriminalität, kurz RIK (www. polizei-praevention.de <http://www.xn-polizei-prvention-zqb.de> ) und die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime für die niedersächsische Wirtschaft, kurz ZAC. Unter dem Motto „Polizei im Netz – Ihr Sicherheitspartner für Bürger, Wirtschaft und Verwaltung“ wurde den Besuchern die Zusammenarbeit zwischen Prävention und Strafverfolgung und die daraus resultierenden Möglichkeiten und 12 proPolizei Heft 3/2015 Auch Bundesinnenminister Dr.Thomas de Maizère nutzte seinen CeBIT-Rundgang, um dem Stand der niedersächsischen Polizei einen Besuch abzustatten. Die Idee mit dem „CyberSmart“ fand er ebenso bestechend wie Landespolizeipräsident Uwe Binias (Bild unten) Tipps für den Umgang mit Cybercrime vorgestellt. Ein weiterer Anlaufpunkt war ein ge- meinsamer Auftritt des LKA auf dem Stand des IT-Planungsrates im Zuge einer Sicherheitskooperation mit den Landeskriminalämtern NRW, Sachsen und Baden-Württemberg, sowie dem Bitkom-Verband. Hier galt das Augenmerk der Wirtschaft. Als Besonderheit wurde dabei, sowie am LKA-Stand, auf einem Großbildschirm in der Halle ein Kurzfilm gezeigt, der durch die ZPD (Unternehmens-TV) unter Beteiligung des LKA produziert worden war. Dargestellt wurde ein Einbruch in eine Webseite mit anschließender Schadsoftwareverteilung, dem Diebstahl von Kundendaten und der Manipulation des Internetauftritts. Das Besondere jedoch war hier keine reine virtuelle Cyberwelt, sondern eine Verknüpfung mit Elementen Foto: Polizei Aktuell aus der realen Welt: Ein Hacker names „h4x0r“ bricht in eine Firma ein und richtet dort seinen Schaden an. Als besonderer Gag trat „h4x0r“ dann auch leibhaftig auf der CeBIT auf. In Kürze wird der Film auch auf RIK zu sehen sein. An den Ständen konnten gute und intensive Gespräche mit Vertretern unterschiedlichster Polizeidienststellen aus Niedersachsen sowie aus anderen Bundesländern geführt werden. Besonders wurde hier die gute Zusammenarbeit zwischen der Prävention und der Strafverfolgung sowie die Vernetzung innerhalb der Polizei Niedersachsen angeführt und gelobt. Auch diverse Mitarbeiter von Wirtschaftsunternehmen, Kommunen, Schulen und interessierte Bürger informierten sich über aktuelle Phänomene der Cyberkriminalität und holten sich Rat, suchten Kontaktmöglichkeiten sowohl zum Ratgeber wie zur Zentralen Ansprechstelle Cybercrime. Als weitere Überraschung wurde der bekannte Polizei-Smart zur Cyber-Polizei umkonstruiert. Auf einer Freifläche mitten in Halle 7 war er das optische Highlight und sorgte für Gespräche und zahlreiche Foto- und Filmaufnahmen bei den Besuchern und Medienvertretern. Im Internet konnten bereits noch während der Messe Bilder und Kommentare wie „Mit einem süßen Smart wirb das LKA-Niedersachsen auf der CeBIT für www.polizei-praevention.de. So macht man das im Jahr 15 nach „2k.“ oder sogar der passende Spitzname „Bitjäger“ gefunden werden. Auch prominente Gäste aus Politik, Medien und Netzwelt, wie Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière oder Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius, Tobias Schrödel („SternTV“) oder der ehemalige „Hacker“ Kevin Mitnick aus den USA (nun Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma) ließen sich mit der Cyber-Polizei ablichten. Es gab zudem erste polizeiinterne Nachfragen zum Cyber-Fahrzeug für eigene Veranstaltungen. Hans-Joachim Henschel | jrd Foto: Polizei Didacta 2015 Schweinsteiger am Stand der Polizei zu sehen D eutschlands wohl größte Bildungsmesse, die Didacta, fand in diesem jahr in Hannover statt. Unter anderem mit dabei war auch Niedersachsens Polizei – genauer das LKA NI, Dezernat 32. Das wohl prominenteste Gesicht, dass am Stand zu sehen war: Fußballnationalspieler Bastian Schweinsteiger. Das zumeist aus Lehrern und Sozialpädagogen bestehende Fachpublikum interessierte sich aber nicht nur für ihn. Vor allem informierte man sich über sogenannte Legal Highs, Chrystal Meth, Alkoholmissbrauch oder Hooligans. Darüber hinaus gab es noch zahlreiche weitere Themen, die während der fünftägigen Messe immer wieder angesprochen wurden: „Gewalt an Schulen“, „Amokläufe“, „Islamismus“, „Salaf ismus“, „Djihad“, „Rechtsextremismus“, „Gefahren im Internet“, „Fake-Accounts“, „Handygewalt“, „Cyber-Mobbing“, „Gefahren beim Chatten“ sowie „Phishing“, „Stalking“, „Kindesvernachlässigung“ oder auch „Zivilcourage“. Zu all diesen Themen hatte die Polizei spezielle Präventions-DVDs – samt Filmbegleitheften, inklusive Umsetzungskonzepten mit didaktischen und methodi- schen Empfehlungen – parat. Das Ganze wurde zielgruppenspezifisch kostenfrei abgegeben und fand reißenden Absatz. Der tägliche Besucheransturm bei reichlich trockener Luft, grellem Licht und Dauerbeschallung von Nachbarständen brachten der Standbesatzung Heiserkeit und schmerzende Füße ein. Aber die vielen anregenden Gespräche mit Lehrern und Sozialpädagogen und das Feedback über die Zusammenarbeit mit der Polizei an Schulen (insbesondere in Niedersachsen), sowie Lob und Anerkenn u n g über die vielerorts bereits genutzten und in das Curriculum implementierten Präventionsmedien haben entschädigt und die Fachmesse erneut zu einem Erfolg gemacht. Am Messestand wurden an fünf Tagen 7.260 DVD-Pakete, 3.240 Handreichungen, 3.680 Broschüren, 6.000 Faltblätter, 5.400 Hefte für Grundschüler, 2.400 CDs sowie rund 18.000 weitere Streuartikel abgegeben. Übrigens: Schweinsteiger war nicht persönlich auf dem Stand, sondern nur in dem Spot „Chatten! Aber sicher“ und im „HALLO-Heft – Online-unterwegs“ (für Grundschüler) zu sehen. Otmar Brandes | bun Heft 3/2015 proPolizei 13 Aktuell 18. Europäischer Polizeikongress Fachforum „Intelligente Verkehrstechnik“ A m 24. und 25. Februar richtete der „Behördenspiegel“ im Berliner Congress Center den 18. Europäischen Polizeikongress aus. Unter dem Motto „Herausforderungen und Grenzen der Sicherheit in Freiheit – Infrastruktur und Architektur europäischer Sicherheit“ diskutierten Entscheidungsträger der Polizeien und Sicherheitsbehörden aus dem Inund Ausland unter anderem in Fachforen über Gefahren der inneren und äußeren Sicherheit. Es ging dabei insbesondere um die Frage der Abwägung von politisch gewollter Sicherheit auf der einen und der Akzeptanz von Einschränkungen der persönlichen Freiheit auf der anderen Seite. Bereits zum dritten Mal wurde am ersten Tag auch ein Fachforum „Verkehr“ angeboten – und es war erneut gut besucht. Unter der Leitung von Kirsten Lühmann, MdB, Sprecherin der SPD-Fraktion im Verkehrsausschuss des Bundestages und frühere niedersächsische POK‘in, behandelten fünf Referenten Themen rund um „Intelligente Verkehrstechnik“. Zwei Themen hatten dabei unmittelbaren Bezug zur täglichen polizeilichen Praxis. Ltd. PD Jörg Müller aus dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport referierte zum niedersächsischen Pilotprojekt Abschnittskontrolle („Section Control“) und Prof. Dr. Dieter Müller von der Fachhochschule der Sächsischen Polizei zur beweissicheren Atemalkoholanalyse bei folgenlosen Verkehrsstraftaten, die im Übrigen auch Teil der zwischen der CDU/CSU und der SPD im Jahr 2013 geschlossenen Koalitionsvereinbarung ist. Dreh- und Angelpunkt in seinen Ausführungen war die für die Polizei entlastend wirkende „alleinige“ Beweisgewin- 14 proPolizei Heft 3/2015 nung durch die Feststellung der Atemalkoholkonzentration (AAK). Während bei Verkehrsordnungswidrigkeiten gem. § 24 a Abs. 1 Straßenverkehrsgesetz diese alternativ neben der Blutalkoholkonzentration (BAK) auch mittels einer AAK bis 0,25 mg/l Alkohol in der Atemluft nachgewiesen werden darf, ist das bei Verkehrsstraftaten nicht der Fall. Und das obwohl mittlerweile eine Messtechnik vorliegt, die einen Bereich von 0,00 bis 3,00 mg/l AAK abbilden kann. Mit einer solchen Messtechnik arbeitet beispielsweise das Analysegerät Dräger Alcotest 9510 DE, dass seit August 2013 die erforderliche Bauartzulassung von der Physikalisch Technischen Bundesanstalt erhalten hat. Es ist deshalb nur folgerichtig, dass noch im laufenden Jahr ein bundesweites Forschungsprojekt zur Überprüfung der statistischen Vergleichbarkeit zwischen der Blutalkoholanalyse und der beweissicheren Atemalkoholanalyse beginnt, an dem sich auch die Polizei Niedersachsens beteiligen wird. Sollte darin eine hohe Korrelation zwischen den Ergebnissen festgestellt werden, wäre die Politik gefordert, einschlägige Gesetze zu novellieren. Gespannt hörten die Teilnehmer den Ausführungen Müllers zu, der die Entstehung und den Sachstand des Projekts „Section Control“ vorstellte. Mittlerweile wird das Projekt „Abschnittskontrolle“ in Niedersachsen von der Innenministerkonferenz als bundesweites Pilotprojekt betrachtet. Insofern war es nicht verwunderlich, dass sich im Anschluss an das Forum einige Ländervertreter in Fachgesprächen nach Details der Umsetzung erkundigten. Denn nicht nur aus fachlicher Sicht ist unbestritten, dass diese Art der Verkehrsüberwachung erhebliche Sicherheitsgewinne bringen wird und als zusätzlicher Baustein in der Verkehrssicherheitsarbeit von Bund und Ländern betrachtet werden muss. Jörg Müller Foto: Polizei Niedersachsen Landesweite Befragung Drei Fragen an Innenminister Boris Pistorius D ie landesweite Befragung ist Teil der Strategie 2020 und eine bewährte und effektive Möglichkeit der Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizei. Ziel ist es, auf Grundlage der Antworten die Organisation weiterzuentwickeln und die Zusammenarbeit zu verbessern. Schwerpunkte werden die Themenfelder Arbeitszufriedenheit und Arbeitsbelastungen, Gesundheit und die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Persönlichkeit sein. Auch die Organisationsund Kommunikationskultur sind Themen, zu denen wir Sie um Ihre Meinung bitten. Annette Flos sprach darüber mit Innenminister Boris Pistorius. ? Sie haben mal gesagt, wir müssen mit der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterbefragung „dahin gehen, wo es weh tut“. Was meinten Sie damit? Pistorius: Wer bei der Polizei arbeitet, ist oft mit schwierigen Situationen und immer neuen Herausforderungen konfrontiert. „Draußen“ müssen wir handlungsstark und besonnen reagieren – und das tun wir auch. Trotzdem ist es wichtig, sich auch Zeit zu nehmen für den kritischen Blick nach innen. Wir müssen den Mut haben zu fragen: Was motiviert uns? Was ist gut? Wo sollten wir weitermachen wie bisher? Aber auch: Wo sind wir so beansprucht, dass wir was ändern müssen? Oder: Nutzen wir die Potenziale, Unterschiedlichkeit und Verbesserungsvorschläge unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausreichend? Ich bin davon überzeugt, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber sind. Aber wir wissen möglicherweise nicht immer gut genug, was unsere (jungen) Kolleginnen und Kollegen als attraktiv bezeichnen. Danach zu fragen und sich der Kritik der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stellen, kann weh tun. Aber genau das müssen wir uns zumuten. Mut haben, neue Wege zu gehen. Ich habe damit in der Vergangenheit bereits gute Erfahrungen gemacht und mich immer auch dem kritischen Blick meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestellt. ? Was sagen Sie den Kolleginnen und Kollegen, die sagen, wir haben kein Analyseproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem? Pistorius: Es geht mir um die Umsetzung. Davor müssen wir aber unsere Erkenntnisse auffrischen und ordnen. Teilweise haben wir das – zum Beispiel beim Gesundheitsmanagement, das ein guter Indikator für einige Themen ist. Jetzt gehen wir aber erstmals in die Vollen: Wir befragen alle zur gleichen Zeit zu den gleichen Themen. ? Stellte sich den Fragen von „proPOLIZEI“: Innenminister Boris Pistorius Foto: Polizei Was wünschen Sie sich für die Befragung? Pistorius: Zunächst einmal, dass Sie alle mitmachen, den Fragebogen ehrlich und ernsthaft ausfüllen und uns so mitteilen, wo der Schuh drückt, wo wir gut sind und was wir Ihrer Meinung nach verändern oder weiter verbessern sollten. Mir ist es wichtig, die Stärken und das Knowhow jedes Einzelnen zu nutzen. Hier können wir bestimmt noch ein bisschen besser werden. Auch hierzu wünsche ich mir Anregungen und Hinweise durch die Befragung. Diese Chance sollten möglichst alle nutzen. Heft 3/2015 proPolizei 15 Niedersachsen Landespolizeipräsident Uwe Binias – Statement: A ls ein strategisches Ziel haben wir formuliert: Wir gestalten ein gesund erhaltendes Arbeitsumfeld, in dem dienstliche und persönliche Bedürfnisse vereint werden. Das kann aber nur gelingen, wenn wir die Bedürfnisse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirklich kennen. Dazu brauchen wir die solide Analyse der Befragung, um nicht nur „gefühlt“ richtig zu handeln. Ich freue mich, dass es in wenigen Wochen so weit sein wird und Sie alle uns auf diese We i s e i h r e Anregungen und ihre Meinung zu wesentlichen Belangen unserer Organisation sagen. Und alle meint alle: Die Befragung richtet sich an sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in und für die Polizei arbeiten. Wir sind eine Polizei und alle sind wichtig für eine gelingende Polizeiarbeit. Ich appelliere an Sie, den Fragebogen auszufüllen: Nutzen Sie die Chance, auch uns als Führungskräften zu sagen, was aus Ihrer Sicht getan werden muss, um für Sie attraktiv zu bleiben und uns den Herausforderungen an Polizeiarbeit im 21. Jahrhundert erfolgreich zu stellen. Sobald die Befragung abgeschlossen ist, werden die Daten ausgewertet. Diese Auswertung wird ebenso wie die daraus abgeleiteten Handlungsfelder allen zugänglich gemacht. 16 proPolizei Heft 3/2015 Strategie 2020 Wer erklärt mir mal bitte, im täglichen Dienst anfan S o oder ähnlich wie im Titel lauten manche Fragen zur Strategie 2020 von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die grundlegende Polizeiarbeit machen. Zum Beispiel aus dem Streifendienst oder den Ermittlungsbereichen, aber auch aus den Stäben der Behörden und der Inspektionen. Was steht dahinter? In den beiden letzten Jahren wurde intensiv dargestellt, dass die neue Landesstrategie sowie die individuellen Behördenstrategien maßgeblich dazu beitragen sollen, die Herausforderungen der Zukunft erfolgversprechend anzugehen. Es wurde herausgestellt, dass Strategiebildung kein Selbstzweck ist, sondern dass eine langfristige Zielorientierung in der Polizeiarbeit bei sich extern wie intern verändernden Rahmenbedingungen und wachsenden Quali- tätsansprüchen notwendig ist. Kurz gesagt: Das Thema wurde platziert und das Interesse wurde geweckt. Reicht das aus? „Mehr als die Hälfte aller Projekte scheitert, weil die kulturellen Bedingungen in einer Organisation nicht oder nur unzureichend beachtet werden“ – so ein Referent im Seminar „Organisationsentwicklung“ an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster-Hiltrup im Jahre 2013. Gemeint war, dass in Organisationen, speziell auch in der Polizei, eine Vielzahl von (Groß-)Projekten erfolglos verliefen, weil es nicht gelang, eine zielgruppenorientierte Kommunikation aufzubauen. Menschen wollen erreicht werden, sie wollen verstehen was gemeint ist und wie sich die Veränderung für sie persönlich auswirkt. Das heißt, dass es mit Information allein nicht getan Mitarbeiterbefragung Was Sie noch wissen sollten Z urzeit wird der Fragenkatalog konzipiert. Zum Team gehören Prof. Dr. Heike Matthias-Ripke (Leitung), Annette Flos und Norbert Kueß. Vor den Sommerferien soll die Befragung innerhalb von vier Wochen online gestellt werden. Ab September ist dann mit ersten Auswertungsergebnissen rechnen. Ihre Fragen und Hinweise sind uns sehr willkommen! Sie erreichen uns über die Adresse: [email protected] Worauf sie sich verlassen können: Datenschutz und Anonymität. Wir sichern Ihnen zu, dass Rückschlüsse auf Ihre Person zu keinem Zeitpunkt und bei keiner Frage möglich sind. Transparenz: Wir informieren Sie durch MitarbeiterInnenbriefe und das Intranet über die Ergebnisse der Befragung UND über die hieraus abgeleiteten konkreten Maßnahmen. Reduzierung auf Wichtiges und Wesentliches: Wir fragen nicht alles was interessant ist, sondern konzentrieren uns auf die Bereiche, die verändert werden können. Annette Flos Foto: Polizei Niedersachsen was ich mit der Strategie 2020 gen kann? ist, sondern dass man ins Gespräch kommen muss, um etwas zu bewirken. Es heißt auch, dass ein Projekt nicht schon allein deshalb überzeugt, weil es inhaltlich gut ist. „Es muss doch jedem sofort einleuchten …“ ist ein Gedanke, von dem man sich verabschieden muss. Die Blickwinkel der Menschen in einer großen Organisation wie der Polizei sind so verschieden, dass eine komplexe Neuerung wie die Strategie 2020 niemals für alle sofort nachvollziehbar sein kann. Diese Erkenntnisse sind natürlich nicht Foto: Polizei neu und dürften insbesondere den Führungskräften in der Polizei bewusst sein. Aber offensichtlich gelingt es nicht immer, den Erfolgsfaktor „Kommunikation“ bei Projekten entsprechend zu bedienen. Aus dieser Erfahrung heraus wurde die Wichtigkeit der Kommunikation „von Mensch zu Mensch“ bei der Strategie 2020 von Anfang an betont, von Aussagen des Innenministers bei Strategieveranstaltungen bis hin zur Aufnahme in das landeseinheitliche Rahmenkonzept zur Strategiebildung. Erfolgsfaktor „sprechen“! Die Kolleginnen und Kollegen, die die Strategie in einem aufwendigen Prozess entwickelt haben, stehen dahinter. Nur auf ihren Schultern kann die Strategie aber nicht zum Erfolg getragen werden. Deswegen gerade der Aufwand, der vor allem durch die Beteiligung vieler weiterer Menschen entstanden ist. Nur so kann es gelingen, die praktische Umsetzung der Strategie, gestützt auf die Akzeptanz und die Mitwirkung der Mitarbeiterschaft, erfolgreich zu gestalten. Hierzu war ▶ Heft 3/2015 proPolizei 17 Niedersachsen und ist weiterhin ein breit angelegtes Kommunikationskonzept notwendig, um zu informieren, zu erklären, zu diskutieren und sich nicht zuletzt auch mit Ablehnung und Kritik auseinanderzusetzen. Das geht am besten im persönlichen Gespräch. Miteinander über die Strategie und damit über die Zukunft unserer Polizei zu sprechen lohnt sich. Auch wenn es mehr Zeit und Arbeit kostet, als einfach an oberster Stelle zu entscheiden und dann alle per Erlass oder Verfügung zur Umsetzung aufzufordern. Wie wird denn in der Praxis zur Strategie 2020 kommuniziert? So unterschiedlich wie unsere Polizeibehörden sind auch ihre Strategien und ihre Kommunikation dazu. Trotzdem passen die Strategien zueinander, denn die Behörden stimmen sich untereinander und mit dem Landespolizeipräsidium ab. Der gemeinsame Nenner der Kommunikation sollte sein, dass breit und offen „von Mensch zu Mensch“ informiert und diskutiert wird. Die kleineren Behörden können zum Teil in Großveranstaltungen fast alle ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbeziehen. Größere Behörden mit mehreren tausend Mitarbeitern können auch mit solchen Veranstaltungen nur einen Teil der Mitarbeiterschaft direkt erreichen. Um wirklich ins Gespräch zu kommen, ist Kreativität gefragt. Manche laden zu „Strategie-Cafés“ ein, in denen man in kleineren Gruppen auf Augenhöhe mit der Behördenleitung oder anderen Strategieakteuren diskutieren kann. Andere lassen sich von der TV-Sendung „hart aber fair“ inspirieren und konfrontieren ihre Strategieakteure live und öffentlich mit kritischen Fakten und Fragen des Publikums im Sinne von Frank Plasberg: „Bis die Frage wirklich beantwortet ist.“ Bei Dienststellenbesuchen haben besonders die Behörden- und Dienststellenleitungen Rede und Antwort zur Strategie gestanden. Um ehrliche Rückmeldungen und Vorschläge zu erhalten werden auch anonyme Befragungen 18 proPolizei Heft 3/2015 durch das LPP und einige Behörden durchgeführt. Dies sind nur Beispiele, die aber etwas Wichtiges zeigen: Es wird nicht einfach von oben herab entschieden und informiert. Mit der Strategie 2020 hat sich etwas verändert. Beteiligung und Diskurs in diesem Maße und in dieser Form über Hierarchieebenen hinweg war zuvor nicht denkbar. Damit sind wir einem wichtigen Ziel der Strategie 2020 der Polizei Niedersachsen bereits ein Stück näher gekommen: „WIR leben eine von Offenheit und Vertrauen geprägte Organisations- und Führungskultur.“ „In meiner fast 40-jährigen Dienstzeit hätte ich mir mehr derart informative und transparente Veranstaltungen gewünscht!“ Wenn man solche Rückmeldungen nach einer Veranstaltung bekommt, weiß man, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Wir wissen aber auch, dass die Kommunikation noch nicht immer und überall so gelingt, wie man es sich wünscht. Wie sollte es auch anders sein: Die mit der Strategie 2020 verbundene Kommunikation ist für uns als Polizei Niedersachsen teilweise neu. Und neue Methoden wollen geübt sein. Das gilt für Organisationen genauso wie für einzelne Menschen. Wichtig ist, dass wir diesen Weg des veränderten Umgangs miteinander weiter gehen. Dazu gehören auch manche Fehler und Versäumnisse, aus denen man für die Zukunft lernen kann. Was bleibt? Festzustellen ist, dass die Strategieakteure bereit waren, aus den Erfahrungen zu lernen und sich auf die unterschiedlichen Formen der Auseinandersetzung engagiert einzulassen. Vieles spricht dafür, dass der Kommunikation bei einem Projekt wie der Strategie 2020 gar nicht genug Bedeutung beigemessen werden kann. Ganz deutlich wurde, dass der Erfolg der Strategie 2020 daran gemessen werden wird, was in der Mitarbeiterschaft konkret an Beteiligung und positiver Entwicklung im Arbeitsalltag ankommt. Der Anspruch muss deshalb sein, dass die in der Mitarbeiterschaft erzeugte Erwartungshaltung erfüllt wird. Gezeigt hat sich vor allem: WIR können Veränderungsprozesse insbesondere durch das Mittel der persönlichen Kommunikation wirksam unterstützen! Und was kann ich nun im täglichen Dienst mit der Strategie 2020 anfangen? Die Antwort lautet von Behörde zu Behörde, von Dienststelle zu Dienststelle und von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz anders. Darin liegt gerade eine Stärke der Strategie 2020: Sie schert unsere Polizei nicht mehr über einen Kamm, sondern berücksichtigt deren Vielfalt. Die Strategieakteure vor Ort können diese Frage deshalb am besten beantworten. Um solche Gespräche anzuregen, an dieser Stelle nur ein paar Beispiele, welche Fortschritte wir schon 2015 und 2016 machen werden (wobei einige der technischen Neuerungen erst in einzelnen Dienststellen ausprobiert werden müssen und erst danach für alle nutzbar sein werden): Sie sind unsicher im Umgang mit Cybercrime? Künftig können Sie sich einfacher und schneller schlau machen und werden durch bessere Technik unterstützt. Ihnen liegt Kritik an der Führung auf dem Herzen? Künftig können Sie ihre Vorgesetzten regelmäßig anonym einschätzen und so zu deren Entwicklung beitragen. Sie nutzen WhatsApp und vermissen es in der dienstlichen Kommunikation? Künftig können Sie einen sicheren Messenger der Polizei Niedersachsen nutzen. Sie denken, die Probleme an der Basis werden nicht genug beachtet? Künftig können Sie diese in regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen zur Geltung bringen. Sie nervt das Abtippen von Daten aus dem Merkbuch ins NIVADIS? Künftig können Sie Sachverhalte schon vor Ort digital erfassen, zum Beispiel mit einem dienstlichen Tablet. Dieter Riekmann, Lars Wistuba Niedersachsen PHuStN Neue Hubschrauber für die Polizei Niedersachsen Die Polizeihubschrauberstaffel Niedersachsen (PHuStN) in der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD) erwartet noch für die zweite Jahreshälfte 2015 die Auslieferung von zwei neuen Helikoptern vom Typ EC 135 P2e, die April vergangenen Jahres bei der Firma Airbus Helicopters Deutschland GmbH (AHD) in Auftrag gegeben wurden. Vor der offiziellen Beauftragung hatte eine abteilungsübergreifende Projektgruppe der ZPD in Kooperation mit dem Logistikzentrum Niedersachsen (LZN) sowie dem Landespolizeipräsidium das hochkomplexe Pflichtenheft für das neue Hubschraubermuster inklusive technischer Ausstattung erarbeitet. Das Gesamtvolumen für die beiden Neuanschaffungen beläuft sich auf rund 22 Millionen Euro. Im Rahmen eines Arbeitsbesuches Anfang März in Donauwörth gewährte der Hersteller einen exklusiven Blick hinter die Kulissen seiner Produktion. In einer Werkshalle für die Flugmuster EC 135 und EC 145 steht das neue Fluggerät für die Polizei Niedersachsen bereits ganz vorne. Ganz vorne bedeutet, dass es nicht mehr lange dauert, bis die bereits blau-weiß lackierte Maschine die Produktionslinie verlässt und zu ersten Testflügen abhebt. Ruhig, mit Bedacht und hochkonzentriert arbeiten die unzähligen Spezialisten an den unterschiedlichen Arbeitsstationen ihre Aufgaben ab. Jeder Handgriff sitzt, wird aber aus Gründen der Sicherheit wieder und wieder von Qualitätsprüfern in Augenschein genommen. Im Vergleich zu den Fertigungsabläufen in der Automobilindustrie geht es in der Hubschrauberproduktion viel langsamer, sehr leise und mit viel gerinFoto: AHD Besuch in der Endmontage bei Airbus Helicopters, in der die Typreihen EC 135 und EC 145 montiert werden geren Stückzahlen zu. Fertigungsroboter sucht man in den Arbeitsbereichen vergeblich. Die so wichtige Präzision fordert Handarbeit – in allen Stadien der Produktion. „Wenn alles so läuft, wie wir es uns vorstellen, kann die technische Abnahme für den ersten EC 135 P2e Mitte Juni des Jahres stattfinden“, sagt Wolfgang Polaschek, Programm Manager bei AHD. Mit anderen Worten: Zu diesem Zeitpunkt kann die fertige Maschine von musterberechtigten Piloten sowie Technikern der PHuStN übernommen und „auf Herz und Nieren“ geprüft werden. Etwa einen Monat später, so ist es vorgesehen, landet dann der erste der beiden neuen Polizeihubschrauber auf dem Flughafen Hannover, einem der beiden Standorte der Hubschrauberstaffel in Niedersachsen. Die Auslieferung des zweiten Exemplars ist für das vierte Quartal des Jahres vorgesehen. Eine große Vorstellung des ersten EC 135 P2e als neues Muster ist noch im Sommer geplant. Übrigens: Die Neuanschaffungen „im Anflug“ ersetzen nach und nach die beiden seit 1979 bzw. 1980 geflogenen Hubschrauber SA 365 C2 „Dauphin“. Nach über 30 Jahren Flugdienst sind die beiden alten Muster im kommenden Jahr auszumustern und zu verkaufen. Seien Sie also jetzt schon gespannt auf den technischen Generationswechsel und die dazugehörige Berichterstattung in den kommenden Ausgaben von „proPOLIZEI“. Karsten Wolff | hof Heft 3/2015 proPolizei 19 Niedersachsen Suchtprävention in der Polizei Neue Ansprechpartner S ucht ist ein wichtiges und vielschichtiges Thema und hat auch in den Reihen der Polizei seine Relevanz. Polizeibeschäftige sind auf Grund ihrer berufsspezifischen Belastungen wie beispielsweise Wechselschichtdienst oder der Bewältigung von Stresssituationen eher von dieser Krankheit betroffen. Daher sind Angebote einer Suchtberatung in den Behörden immer wieder gefragt und willkommene Unterstützung für Betroffene. Durch einige personelle Veränderungen in jüngster Zeit ergab sich landesweit der Bedarf, neue Suchtberaterinnen und Suchtberater für die Polizeibehörden und die Polizeiakademie Niedersachsen zu qualifizieren. Auf diesen Umstand wies der Vorsitzende der Landesarbeitsge- meinschaft Sucht, Carsten Liebner (PD GÖ), hin und bat im Herbst 2014 die Polizeiakademie um entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen. Schnell und unbürokratisch griff man das Anliegen Anfang dieses Jahres auf. Am Studienort Hann. Münden wurden in zwei einwöchigen Modulen elf Suchtberaterinnen und Suchtberater fortgebildet. Als Referent konnte Wolfgang Weikert gewonnen werden. Er ist Diplompädagoge und Sozialtherapeut, arbeitete in verschiedenen Suchtkliniken und ist außerdem bekannt als Verfasser zahlreicher Bücher zum Thema „Sucht“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Qualifizierungsmaßnahme wurden insbesondere mit Hilfe spezieller Rollen- spiele auf ihre zukünftige Aufgabe als Suchtberaterin beziehungsweise Suchtberater vorbereitet. Die Fortbildung wurde durch die Suchtberater Reinhardt Rabenhorst (PD Osnabrück) und Ullrich Kaupmann (PD Göttingen) mit Beispielen aus der Praxis begleitet und ergänzt. Zu den fortgebildeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehören: Katja Behn, Kristina Nunnen, Annette Kahl, Kerstin Mettke, Nicole Rhode, Stefan Kruck, Olaf Weyel, Axel Schellhorn, Uwe Laudahn, Andreas Wetzel und Harald Heinemann. Für das Jahr 2016 ist eine neue Qualifizierungsreihe in Planung, da weiterer Fortbildungsbedarf besteht. Bernd Schumacher | igw Einblick in berufliche Vielfalt der Polizei Die Polizei Niedersachsen gewährt Nachwuchskräften erneut erste Einblicke in die Berufsvielfalt. Angehende Polizeikommissarinnen und -kommissare haben im Rahmen des „Welcome day 2015“ am 17. Juni dieses Jahres die Möglichkeit, sich bereits vor Beginn der Ausbildung eingehender über ihren zukünftigen Beruf zu informieren. Bei dieser jährlichen Willkommensveranstaltung der niedersächsischen Polizei, die bereits zum vierten Mal in Folge bei der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen im hannoverschen Stadtteil List stattfindet, bietet sich den Polizeibeamtinnen und -beamten von morgen Gelegenheit zum Gespräch mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen von heute. Abgerundet wird der Tag durch eine vielfältige Präsentation der unterschiedlichsten polizeilichen The20 proPolizei Heft 3/2015 menspektren an verschiedensten Ständen. Aufgrund der positiven Erfahrungen der Vorjahre rechnet das Organisationsteam auch am diesjährigen „Welcome day“ mit über eintausend Gästen anlässlich dieser in der Polizei bundesweit einzigartigen Veranstaltung. Johannes Faust | hof Foto: Polizei Niedersachsen PKS 2014 Erneut weniger Opfer von Straftaten in Niedersachsen D ie Menschen in Niedersachsen leben in einem sehr sicheren Bundesland. Wir haben auch im Vergleich zu den meisten anderen Bundesländern eine vergleichsweise geringe Kriminalität. Die positiven Entwicklungen des Vorjahrs konnten auf einem guten Niveau gefestigt werden – das stellte Niedersachsen Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) für das Jahr 2014 am 30. März 2015 fest. Weniger Opfer von Straftaten. Im Vergleich zum Vorjahr wurden mit 94.549 fast 1.300 Menschen weniger Opfer einer Straftat. Damit liegt die Zahl der Opfer schon zum zweiten Mal in Folge deutlich unter der 100.000er-Grenze. Wohnungseinbrüche. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist erfreulicherweise wieder zurückgegangen. 2014 gab es 14.654 Fälle, das sind fast 1.100 Taten weniger als 2013. Damit sind die Zahlen erstmals seit 2011 wieder gesunken. Minister Pistorius sagte dazu: „Der Rückgang der Einbrüche ist erfreulich, aber sicherlich auch kein Grund, zu jubeln. Die Zahlen sind weiterhin viel zu hoch. Wir schreiben den Rückgang dennoch auch den enormen Präventionsanstrengungen der niedersächsischen Polizei in den vergangenen Jahren zu.“ Kriminalitätszahlen trotz Anstiegs weiter auf niedrigem Niveau. Insgesamt ist die Kriminalität 2014 in Niedersachsen im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent angestiegen. Es wurden 7.026 Fälle mehr bekannt – insgesamt wurden 552.730 Fälle registriert. Die Aufklärungsquote ist mit 60,61 Prozent annähernd stabil geblieben. Minister PistoriFoto & Grafik: Polizei us: „Diese Ergebnis steht stellvertretend für die hohe Qualität der Polizeiarbeit in Niedersachsen. Unsere Ermittlerinnen und Ermittler beherrschen ihre Arbeit auf sehr hohem Niveau und sind extrem engagiert.“ Anstieg bei Cannabis Kriminalität. Bei den Delikten im Zusammenhang mit Cannabis verlief die Entwicklung dagegen negativ. So gab es im Zusammen- hang mit den sogenannten „allgemeinen Verstößen“, also dem Erwerb oder Besitz in geringer Menge, einen erheblichen Anstieg von 8,11 Prozent auf 15.737 Taten. Bei den Minderjährigen wurde im Vergleich zum Vorjahr sogar ein Anstieg von fast 20 Prozent auf 3.896 Tatverdächtige festgestellt. Uwe Lietzau Heft 3/2015 proPolizei 21 Niedersachsen EXTRAPOL 2.0 Tatsächlich: weniger ist mehr D ie Wissens-, Informations- und Kommunikationsplattform der Polizeien des Bundes und der Länder, EXTRAPOL, bietet als geschlossenes Netzwerk und als Zusammenarbeitsplattform innerhalb der föderalen Struktur ein vielseitiges und einmaliges Portfolio an polizeilichen Inhalten und Anwendungen. Rund 270.000 deutsche Polizeibeamtinnen und -beamte können bei ihrer täglichen Arbeit auf das System zugreifen. Hinter „EXTRAPOL“ steht organisatorisch die „Gesamtkoordination Extrapol“, die beim Innenministerium Rheinland-Pfalz, angebunden ist. Dort werden die fachlichen, technischen und redaktionellen Aufgaben im Sinne einer zentralen Ansprechstelle für den Bund und die Länder koordiniert. Ferner obliegt ihr die Qualitätssicherung im laufenden redaktionellen Betrieb. In den letzten anderthalb Jahren stand die Vorbereitung des Wechsels zu einer neuen, zeitgemäßen Plattform im Mittelpunkt. Dieser Wechsel wurde Ende April vollzogen, seitdem steht EXTRAPOL 2.0 in einem neuen Gewand zur Verfügung. Und das besticht durch eine betont schlanke Navigationsstruktur, welche das bisherige Verschachtelungsprinzip mit acht Hauptnavigationspunkten, bis zu acht Unterebenen und insgesamt 1.024 Navigationsknoten ablöst. Auch der statische, eher textlastige Seitenaufbau gehört der Vergangenheit an. Durch die zukünftige Begrenzung auf maximal vier Ebenen wird das Portal deutlich übersichtlicher und bietet dem Nutzer schnell die gewünschten Informationen. Neben dem modernen Design und der Neustrukturierung der Navigation fand ein vollständiger Technologiewechsel statt. Mit der Entwicklung hin zu EXTRAPOL 2.0 wurde die Basis für einen zukunftsfähigen Betrieb geschaffen. Als technische Grundlage hierfür dient die 22 proPolizei Heft 3/2015 CMS-Technologie Sitecore, welches eines der führenden Content-Management-Systeme (CMS) ist. Durch die Weiterentwicklung ergeben sich für die Nutzer merkliche Vorteile im Hinblick auf Menüführung, Design, Suche und auch die zukünftige Nutzung mit berührungsgesteuerten Geräten wie beispielsweise Tablets. Als wesentliche Neuerungen sind aufzuführen: Die Designsprache steht in Verbindung mit einem aktuellen Designtrend: der Kacheloptik. Eine klassische Navigation erfolgt daher nicht, im Mittelpunkt stehen der schnelle Zugriff auf die Hauptnavigationspunkte „Einsatz“, „Fahndung“, „Verkehr“ und „Kriminalität“ sowie eine leistungsstarke Suchfunktion. Die Startseite von EXTRAPOL 2.0 bietet einen Schnellzugang zu allen weiteren Informationen. Der intuitive Aufbau der Startseite sowie der darunter folgenden Ebenen sorgt für eine gute Orientierung und macht einen schnellen Einstieg ins Thema möglich. Filterbare Listen spielen eine zentrale Rolle. Sie zeigen übersichtlich, welche Dokumente für ein Thema vorhanden sind und ermöglichen weitere Eingrenzungen. Die Polizeien des Bundes und der Länder haben jeweils eigene Themenseiten. Für deren Gestaltung ist die jeweilige Zentrale Redaktions- und Koordinierungsstelle in eigener Verantwortung zuständig (Ansprechpartner in Niedersachsen: Christian Cernak, [email protected]). Dadurch wird eine übersichtliche Darstellung der polizeilichen Angebote aus anderen Bundesländern sowie des Bundeskriminalamts, der Bundespolizei und des Zolls ermöglicht. Mit einem Quentchen Neugier an neuer Technik werden die Vorteile des neuen Systems sicher schnell „entdeckt“. Christian Cernak Sport Auszeichnung Innenminister ehrt Polizeisportler B ei einem Empfang in der Dornse des Altstadtrathauses in Braunschweig hat Innenminister Boris Pistorius am 23. Februar 2015 Ehrenmedaillen und Urkunden an 47 Athletinnen und Athleten sowie Organisatoren von Sportveranstaltungen verliehen. Außerdem zeichnete er die Polizeisportlerin und den Polizeisportler des Jahres 2014 aus. Den Titel des Sportlers konnte sich Judoka und Kommissarsanwärter André Breitbarth, PA Niedersachsen, sichern. Im Schwergewicht gewann der 24-Jährige bei den Teamweltmeisterschaften und Teameuropameisterschaften mit der Mannschaft des Deutschen Judo Bundes jeweils die Bronzemedaille. Bei den Europameisterschaften in Frankreich gewann er im Einzelwettbewerb Bronze. Zur Sportlerin des Jahres 2014 wurde erneut Polizeikommissarin Franziska Skrubel, PD Hannover, gewählt. Die 27-Jährige war mit vier Gold- und zwei Silbermedaillen die erfolgreichste Schwimmerin bei den Deutschen Polizeimeisterschaften 2014. Auch von den Deutschen Meisterschaften im Schwimmen in Berlin brachte sie zweimal Edelmetall mit. Mit der 4 x 100 Meter Freistil Mixed-Staffel der Wassersportfreunde von 1898 Hannover gewann sie Gold und auf der gleichen Distanz mit der Damenstaffel Bronze. Die Ehrung fand zum ersten Mal in Braunschweig statt. Pistorius freute sich, „in Braunschweig zu sein“. Es sei angemessen, so der Minister, den Ort zu wechseln – Spitzensport in Niedersachsen finde überall statt, nicht nur in Hannover. Zu den Ausgezeichneten sagte er: „Wir sind stolz auf Sie, nicht nur auf Ihre Leistungen, sondern auch auf Ihre Vorbildfunktion. Sie haben auch im Bundesvergleich bemerkenswerte Leistungen erbracht und neben Meistertiteln zahlreiche Medaillen nach Niedersachsen geholt.“ Foto: Polizei Auf eine besondere sportliche Karriere kann der 61-jährige Erste Polizeihauptkommissar Johannes Fuhr, PD Lüneburg, zurückblicken. Zum 30. Mal in Folge legte er das Europäische Polizei-Leistungsabzeichen ab, bisher einmalig in Niedersachsen. Dafür erhielt er vom Minister neben der Ehrenmedaille das goldene EPLA-Abzeichen mit der Wiederholungszahl 30. „Wir müssen den Sport in der Polizei als Investitionsgut begreifen und nicht nur als Kostenfaktor“, formulierte der Minister in seinen Ausführungen zum neuen Dienstsporterlass. Diesen Appell richtete er in erster Linie an die Führungskräfte. Sie stellen die Weichen für die Fitness in der Polizei, indem sie ihre Verantwortung auch auf diesem Gebiet wahrnehmen. Ihrer Vorbildfunktion, so Pistorius, komme deshalb eine besondere Bedeutung zu. Zugleich sprach er aber auch die individuelle Verantwortung jedes Einzelnen für den Erhalt der eigenen Dienstfähigkeit an. Denn die Notwendigkeit, Sport zu treiben und sich für die Herausforderungen des täglichen Dienstes fit zu halten, gehöre zum Polizeiberuf und müsse eine fest im Berufsbild verankerte Selbstverständlichkeit werden. Darüber hinaus betonte Pistorius den Stellenwert der landesweiten Sportlerehrung. Sie sei richtig und wichtig, auch um zu zeigen, zu welchen Leistungen Polizeibeamtinnen und -beamte fähig seien. Besonders hob er diejenigen hervor, die im Hintergrund die Polizeisportler wieder hervorragend unterstützt und vorbereitet haben. „Ohne Betreuer, Organisatoren und Helfer kann Sport nicht erfolgreich funktionieren. Deswegen gilt mein ausdrücklicher Dank heute insbesondere Ihnen.“ Insgesamt fehlten 14 Sportlerinnen und Sportler. So war Fußballschiedsrichterin Bibiana Steinhaus im Auftrag der FIFA unterwegs. Fußballjuroren hatten die Hannoveranerin zum zweiten Mal in Folge zur Weltschiedsrichterin gekürt, dafür wurde sie vom Innenminister mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet. Ein Video zu der Veranstaltung ist auf YouTUBE https://www.youtube.com/ watch?v=mJKl3hBPmlA zu finden. Jochen Preising | hof Heft 3/2015 proPolizei 23 Sport Crosslauf Deutsche Polizeimeisterschaften in Bad Harzburg D ie Polizeidirektion Braunschweig und Bad Harzburg waren gute Gastgeber der 16. Deutschen Polizeimeisterschaften (DPM) im Crosslauf. Auf dem Gelände der Pferderennbahn in Bad Harzburg starteten 155 Athletinnen und Athleten am 12. März 2015 ins neue Wettkampfjahr des Deutschen Polizeisportkuratoriums (DPSK). Für die Siegerin auf der Kurzstrecke der Frauen, Christin Adler aus Schleswig-Holstein, hatte es der kilometerlange Anstieg nach dem Start besonders in sich, wobei der Polizeimeisterin aus Eutin die kühle Witterung zu schaffen machte. Der Rheinland-Pfälzer Sören Kah, Meister auf der Kurzstrecke der Männer, sprach von einer schönen Strecke – anspruchsvoll, nicht zu leicht aber auch nicht zu schwer. Niedersachsens Crossläufer konnten ihren Heimvorteil reichlich nutzen. Mit Tabea Themann von der Polizeiakademie Niedersachsen stellten sie die neue Deutsche Polizeimeisterin auf der Langstrecke der Frauen. Die Vierte der Cross-EM 2014 dominierte die Konkurrenz auf dem 2.100 Meter langen Rundkurs nach Belieben und gewann in 22:21 Minuten mit gut eineinhalb Minuten Vorsprung vor der Zweitplatzierten. Eine Silbermedaille für die Landespolizei gewann ebenfalls ein Sportler der Polizeiakademie Niedersachsen: Auf der Kurzstrecke über 4.200 Meter kam Steffen Brümmer in einem spannenden Rennen in 13:08 Minuten als Zweiter ins Ziel. In den Mannschaftswertungen gab es drei weitere Medaillen für Niedersachsen. Auf den Langstrecken der Frauen und Männer jeweils Silber und auf der Männer-Kurzstrecke Bronze. 24 proPolizei Heft 3/2015 Bei frischen zwei Grad Celsius begrüßte der Polizeisportbeauftragte des Landes Niedersachsen und stellvertretende Vorsitzende des DPSK, LPD Jörg Müller, die Aktiven, Trainer und Betreuer sowie die zahlreichen Gäste. Unter ihnen der amtierende Vorsitzende des DPSK, LPD Rigo Klapa aus Sachsen-Anhalt. Er wünschte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei seiner Begrüßung Ausdauer und einen langen Atem und verglich die Titelkämpfe in Anlehnung an die Wettkampfstätte mit einem Motto aus dem Distanzreiten: Es gelte die Devise „Angekommen ist gewonnen“. Braunschweigs Polizeipräsident Michael Pientka bezeichnete das Braunschweiger Land als eine Sportregion, in der Spitzen- und Breitensport zu Hause seien. Er freute sich, die DPM in Bad Harzburg mit seinem Team begleiten zu dürfen, insbesondere da diese Meisterschaften erstmalig in Niedersachsen durchgeführt werden. Stephan Manke, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, der die Meisterschaften offiziell eröffnete, hob die Vorzüge des Rennbahngeländes für Sport- und andere Veranstaltungen hervor und lobte den Crosslauf in seiner Vielfältigkeit als einen besonders anspruchsvollen Sport. Er wünschte den Sportlern verletzungsfreie Wettkämpfe und den Gästen einen angenehmen Aufenthalt in Niedersachsen. Auf der Abschlussveranstaltung im Bündheimer Schloss, der guten Stube der Stadt Bad Harzburg, herrschte nach den anstrengenden Wettkämpfen nicht nur ausgelassene Stimmung, sondern es gab auch viel Lob für die Stadt, für die Meisterschaftsstrecken und für das Organisationsteam um Anja Gander und Henning Franke von der Polizeidirektion Braunschweig. Jochen Preising | hof Foto: Polizei Intern PD Lüneburg Innenminister verabschiedet Niehörster in den Ruhestand I m Rahmen eines großen Festaktes Menschen zu berücksichtigen. verabschiedete Innenminister Boris Durch den Einsatz von KonfliktmanaPistorius Polizeipräsident Friedrich Nie- gern konnte die Zahl der Straftaten gehörster mit Wirkung zum 31. März in senkt werden. Lag sie 2002 noch bei den Ruhestand. Gleichzeitig ernannte er deutlich über 1.000 waren es 2011 nur mit Wirkung zum 1. April den bisherigen noch 269. Und das, obwohl die eingePräsidenten der Polizeidirektion Göttin- setzten Polizeiführer Teile der Protestgen, Robert Kruse, zum neuen Präsiden- szene als „eventorientiert und zunehten der Polizeidirektion Lüneburg. mend gewaltbereit“ einstuften. Rund 200 Gäste aus Verwaltung, Justiz Auch die Elbe-Hochwasser-Einsätze und Wirtschaft, Landtagsabgeordnete (2006, 2011 und 2013) fielen in Niehörsaus dem Bezirk der Polizeidirektion ters Amtszeit. Auch hier koordinierte er Lüneburg sowie die gesamte Führungs- als Gesamtverantwortlicher mit seinen spitze der Polizei Niedersachsen war bei Experten von Feuerwehr, Katastrophender Verabschiedung im Fürstensaal des Rathauses Lüneburg zugegen. In einer launigen Rede würdigte Boris Pistorius die großen Verdienste, die sich Friedrich Niehörster im Laufe seiner vierundvierzigeinhalb Jahre bei der Polizei Niedersachsen erworben hat. In seiner Rede fand sich denn auch ein Zitat des für seine Sprüche nicht nur in der Polizei bekannten Niehörster: „Unser Auftrag ist es nicht, Papier zu beschreiben, sondern Täter zu fangen!“ In seiner Zeit als Chef beziehungsweise Präsident der Polizeidirektion Lüneburg waren die insgesamt sieben Castor-Transporte die sicherlich herausragensten Ereignisse. Dabei gelang es Niehörster, die mit diesen Transporten verbundenen Proteste friedlicher werden zu lassen. Besonders lag ihm am Herzen, verstärkt die Belange der Friedrich Niehörster (l.) und Robert Kruse im Einsatzraum wohnenden Foto: Ute Bösch schutz und Polizei die Einsätze erfolgreich, so dass die Flutschäden minimiert werden konnten. Ein Ereignis findet in seiner Biographie besondere Bedeutung: die Gründung der Pflegestelle „Marienkäferchen“ im Behördenzentrum „Auf der Hude“ – die erste Kinderbetreuungseinrichtung der Polizei Niedersachsen. Dass sie ihm eine Herzensangelegenheit ist wird auch dadurch deutlich, dass er bei seiner Verabschiedung auf persönliche Geschenke verzichtet und stattdessen zur finanziellen Spende zu Gunsten der „Marienkäferchen“ aufrief. Herausragend war sicherlich auch die „Gründung“ der Kooperativen Leitstelle Lüneburg (KLL), die im Spätsommer dieses Jahres in Betrieb gehen wird. Das gesamte Notruf- und Einsatzmanagement für den Bezirk der PD Lüneburg wird dort künftig zusammenlaufen, außerdem wird die Rettungsleitstelle des Landkreises Lüneburg ebenfalls mit in die KLL einziehen. Dem Nachfolger Robert Kruse wünschte der Innenminister weiterhin erfolgreiches polizeiliches Wirken, nunmehr aber in seiner Heimatregion. Boris Pistorius freute sich, dass er eine mündliche Zusage seines Amtsvorgängers Uwe Schünemann verwirklichen, und den passionierten Sportler Kruse an die Spitze der Polizeidirektion Lüneburg versetzen konnte. Marc Bunge Heft 3/2015 proPolizei 25 Intern Wechsel Die neuen Polizeipräsidenten Christiana Berg Robert Kruse Uwe Lührig I ch bin stolz darauf, die Leitung der N ach fünf ereignisreichen Jahren in D ie Übernahme des Leitungsamts Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen übernehmen zu dürfen und freue mich auf diese spannende Aufgabe, vor der ich durchaus Respekt habe. der Polizeidirektion Göttingen mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern freue ich mich darauf, gemeinsam mit den ebenso engagierten Kolleginnen und Kollegen der PD Lüneburg die zukünftigen Herausforderungen für die Polizei anzugehen. in der Polizeidirektion Göttingen ist für mich ein wenig wie nach Hause kommen. Ich freue mich darauf, auch vor dem Hintergrund der Strategie 2020, an die erfolgreiche Arbeit meines Vorgängers im Süden Niedersachsens anknüpfen zu dürfen. S Lüneburg ist zugleich ein „alter Bekannter“: Robert Kruse (59) führte bereits von Februar 2010 bis Ende März 2015 als Polizeipräsident die PD Göttingen. Auch dem neuen Polizeipräsidenten der PD Göttingen ist diese Aufgabe bereits vertraut: Uwe Lührig (58) war zunächst vier Jahre Landespolizeidirektor im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport bevor er von November 2011 bis Ende März 2015 als Polizeipräsident die ZPD leitete. Beide blicken auf jeweils 38 Jahre Polizeidienst zurück und haben den Polizeiberuf „von der Pike auf“ gelernt. Neue Polizeipräsidentin der ZPD ist Christiana Berg (56). Sie kennt die Polizei seit 34 Jahren aus vielfältigen Er- fahrungen auf allen Organisationsebenen. Vor ihrem Amtsantritt als Polizeipräsidentin der ZPD leitete Berg zuletzt die Polizeiinspektion Goslar. Die Verabschiedungen und Amtseinführungen wurden durch den niedersächsischen Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, in Anwesenheit zahlreicher politischer Mandatsträger sowie Behördenleiter aus Polizei und Verwaltung in Lüneburg, Hannover und Göttingen in feierlichen Veranstaltungen vorgenommen. Das Redaktionsteam der proPOLIZEI wünscht Berg, Kruse und Lührig viel Erfolg und Freude bei ihren neuen Aufgaben! eit dem 1. April dieses Jahres haben die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD) sowie die Polizeidirektionen Göttingen und Lüneburg eine neue Polizeipräsidentin beziehungsweise neue Polizeipräsidenten. In der PD Lüneburg wurde im Zuge dieser „Neubesetzungen“ der langjährige, seit 2004 amtierende Polizeipräsident Friedrich Niehörster nach über 44 Jahren Polizeidienst in den Ruhestand verabschiedet (siehe Seite 25) . In seine Amtszeit fielen als herausragende Ereignisse unter anderem die zahlreichen und nicht nur bei Kolleginnen und Kollegen bundesweit bekannten Castor-Einsätze sowie mehrere Elbe-Hochwasser-Einsätze. Der neue Polizeipräsident der PD 26 proPolizei Heft 3/2015 Christian Cernak Fotos: Polizei Heft 3/2015 proPolizei 27