B KULTURWISSENSCHAFTEN BA PHILOSOPHIE Epochen
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B KULTURWISSENSCHAFTEN BA PHILOSOPHIE Epochen Mittelalter HANDBUCH 13-2 Das philosophische Denken im Mittelalter : von Augustin zu Machiavelli / Kurt Flasch. Unter Mitarb. von Fioralla Retucci und Olaf Pluta. - 3., vollst. durchges. und erw. Aufl. - Stuttgart : Reclam, 2013. - 874 S. ; 20 cm. - ISBN 978-3-15-010919-9 : EUR 39.95 [3106] Hier ist eine erweiterte und auch neu gesetzte sowie mit festem Einband ausgestattete Neuausgabe eines Klassikers anzuzeigen.1 Es bedarf keiner großen Worte, um festzustellen, daß sich jeder, der sich überhaupt für das philosophische und theologische Denken des Mittelalters interessiert, auch an Kurt Flaschs Standardwerk nicht vorbeikommt. Das gilt natürlich auch für diejenigen, die sich von seinen eigenen Deutungen absetzen. Insbesondere die Augustinus-Deutung Flaschs, die er in verschiedenen Publikationen ausführlich dargelegt hat, ist auf manchen Widerspruch gestoßen, auch wenn es nicht in Frage stehen kann, daß Flasch zu den besten AugustinusKennern zählt.2 Manche Kritik an Flasch dürfte auch damit zu tun haben, 1 Jeder Philosophiestudent dürfte die zuerst 1986 erschienene Philosophiegeschichte in seinem Buchbestand haben - oder sollte es zumindest: Das philosophische Denken im Mittelalter : von Augustin zu Machiavelli / Kurt Flasch. Stuttgart : Reclam, 1986. - 720 S. ; 15 cm. - (Reclams Universal-Bibliothek ; 8342). - ISBN 3-15-008342-7. - Die 1. Aufl. wurde mehrfach nachgedruckt und ebenso die zuerst 2000 erschienen 2., rev. und erw. Aufl.: Das philosophische Denken im Mittelalter : von Augustin bis Machiavelli / Kurt Flasch. - 2., rev. und erw. Aufl. Stuttgart : Reclam, 2000. - 808 S. ; 15 cm. - ISBN 3-15-028345-0. 2 Siehe dazu Logik des Schreckens : Augustinus von Hippo, De diversis quaestionibus ad Simplicianum I 2 / hrsg. und erkl. von Kurt Flasch. Dt. Erstübers. von Walter Schäfer. - Mainz : Dieterich, 1990. - 304 S. ; 18 cm. - (Excerpta classica ; 8). - ISBN 62-023-8 kart. - ISBN 3-87162-024-6 Pp. - 3. Aufl. 2012 mit 333. - Vgl. auch den Hinweis in meiner Rezension von Augustinus, ein Lehrer des Abendlandes : Einführung und Dokumente / hrsg. von Constance Dittrich ... - Wiesbaden : Harrassowitz, 2009. - 136 S. : Ill. ; 24 cm. - ISBN 978-3-447-05923-7 : EUR 19.80 [#0478]. - Rez.: IFB 09-1/2 http://ifb.bsz-bw.de/bsz307837688rez-1.pdf - Zu Augustinus und seiner Rezeption siehe auch Augustinus - Spuren und Spiegelungen seines Denkens / Norbert Fischer (Hg.). - Hamburg : Meiner. - 23 cm. ISBN 978-3-7873-1929-9 : EUR 96.00, EUR 78.00 (Subskr.-Pr. bis 31.07.2009) [#0463]. - Bd. 1. Von den Anfängen bis zur Reformation. - 2009. - XI, 283 S. : Ill. - daß er sich von seinen christlichen Wurzeln getrennt hat, wie auch der Titel des für den Sommer 2013 im Beck-Verlag angekündigten Alterswerkes Warum ich kein Christ bin3 anzeigt. Flaschs Position klingt im Vorwort an, wenn er auf den Umstand verweist, daß sich seine Philosophiegeschichte „von Anfang an als Gegenentwurf zur starren Vorstellung einer einheitlichen Scholastik“ verstand, und dann hinzufügt: „Assistenten an Konkordatslehrstühlen taten etwas für ihre Karriere, indem sie es [das Buch Flaschs] dafür heftig tadelten.“ (S. 16) Flasch beginnt das Vorwort zur dritten Auflage mit dem paradox klingenden Satz „Die Vergangenheit steht nicht still; ihr Bild verändert sich“ (S. 16). Das gilt vor allem auch für die Vergangenheit des Mittelalters, hier vor allem für das, was Flasch im Titel als „philosophisches Denken“ bezeichnet, was aber die mittelalterlichen Denker kaum unter diesem Begriff subsumiert hätten. Denn viel von dem, was wir heute Philosophie nennen, hatte damals seinen Ort in übergeordneten theologischen Erwägungen, auch wurden die philosophischen Überlegungen stark von theologischen Problemen angetrieben. Was die Forschung der letzten ca. 25 Jahre betrifft, so weist Flasch darauf hin, daß viele Differenzierungen angebracht wurden, wozu auch beitrug, daß man sich nicht nur mit den „großen“ Philosophen befaßte, sondern ein weites Spektrum an Autoren einbezog, auch in den disziplinären Grenzbereichen. Auch für die Erfassung der einzelnen Autoren brachte diese Forschung viel, indem ihr denkerischer Werdegang präziser bestimmt wurde oder mancher Denker „von der einheitsscholastischen Zwangsjacke befreit“ wurde, mit dem Resultat: „heute macht niemand mehr Meister Eckhart oder Dante zum Thomisten“ (S. 16 - 17). Flasch verweist hier auch selbst auf wichtige neuere Überblickwerke,4 deren Methodik er sich aber auch in der überarbeiteten Fassung nicht anschließt. Vielmehr bleibe es bei der ursprünglichen Intention, „ein quellennahes Lesebuch zum Nachdenken über das philosophische Denken zu schreiben, kein Handbuch im Lexikonstil, ohne das Idol der Vollständigkeit“ (S. 17). Daraus erhellt schon, daß der intensiv interessierte Leser Flaschs selbstverständlich weitere Darstellungen heranziehen wird. Um aber doch auch auf die neueren Forschungsergebnisse zu reagieren, hat Flasch für den Zeitraum von 1250 bis 1380 einige Änderungen vorgenommen, und zwar wie folgt: „Um einen lebendigen EinISBN 978-3-7873-1922-0. - Bd. 2. Von Descartes bis in die Gegenwart. - 2009. XI, 358 S. - ISBN 978-3-7873-1923-7. - Rez.: IFB 09-1/2 http://ifb.bsz-bw.de/bsz307190773rez-1.pdf 3 Warum ich kein Christ bin : Bericht und Argumentation / Kurt Flasch. - München : Beck, 2013 (30. Aug.). - 272 S. - ISBN 978-3-406-65284-4: EUR 19.95. 4 Er nennt die zwei folgenden Werke: The Cambridge history of medieval philosophy / ed. by Robert Pasnau. - Cambridge : Cambridge University Press, 2010. - Vol. 1 - 2. - Siehe außerdem Encyclopedia of medieval philosophy : philosophy between 500 and 1500 / Henrik Lagerlund (ed.). - Dodrecht ; Heidelberg : Springer, 2011. - Vol. 1 - 2. - (Springer reference). - ISBN 978-1-4020-97287. - Vielleicht darf außerdem genannt werden: The Oxford handbook of medieval philosophy / ed. by John Marenbon. - New York [u.a.] : Oxford Univ. Press, 2012. - XI, 755 S. ; 25 cm. - ISBN 978-0-19-537948-8. druck von Forschungsarbeiten über die Zeit zu geben, habe ich zwei Forscher, die daran maßgeblichen Anteil haben, gebeten, ihre Autoren im Stil dieses Buches vorzustellen, und zwar Durandus von St. Porcain und Buridan. Daher schreibt Fiorella Retucci über den von ihr edierten Antithomisten und Dominikaner Durandus, Olaf Pluta über Buridanus, den wohl einflussreichsten Philosophen des 14. Jahrhunderts. Die betreffenden Kapitel wurden mit mir abgestimmt und sind ganz das Werk der beiden Verfasser“ (S. 17). Daß das philosophische Denken im Mittelalter heute wieder so ernst genommen wird und in den philosophischen Diskussionen präsent ist,5 wird auch mit Flaschs Wirken zu tun haben. Jedenfalls ist die Forschung in diesem Bereich so lebendig, daß Raum für durchaus konkurrierende Einführungen6 und Überblicksdarstellungen ist.7 Diese intensive Beschäftigung mit dem mittelalterlichen Denken steht unter der Prämisse der Geschichtlichkeit des auch dieses Denkens (vgl. S. 849), was soviel bedeutet, daß es nicht ausreicht, diesem Denken auf der Ebene der Argumente allein zu begegnen, sondern daß es darauf ankommt, auch „die realgeschichtlichen, textgeschichtlichen und institutionsgeschichtlichen Bedingungen des Denkens zu zeigen, ohne eine dieser Bedingungen zum primum movens zu erklären oder gar aus einem solchen Ersten etwas 'abzuleiten'.“ Das bedeutet aber nichts anderes, als daß es darum geht, jede Form von Reduktionismus zu vermeiden (vgl. S. 851), dem man anheimfiele, wenn man schon a priori wüßte, welche Kontexte die jeweils maßgebenden sind. Flasch geht ausdrücklich von der Selbständigkeit des Denkens aus, verwirft zugleich aber auch jeden Methodenmonismus, weshalb er instrumentell auf verschiedene Methoden zurückgreift, wenn dies ratsam scheint (S. 850 - 851). Das Buch ist schön gesetzt, liest sich wegen der größeren Schrift besser als das alte Reclam-Bändchen (720 Seiten der alten Ausgabe stehen 874 Seiten im Neusatz gegenüber) und ist dennoch handlich. Man kann die alten Ausgaben nunmehr durch die neue ersetzen. Vielleicht findet sich auch jemand, der das Buch Flaschs ins Englische übersetzt, was bisher noch nicht geschehen ist. 5 Etwa im Bereich der sogenannten Gottesbeweise: Gottesbeweise als Herausforderung für die moderne Vernunft / hrsg. von Thomas Buchheim ... - Tübingen : Mohr Siebeck, 2012. - IX, 630 S. ; 24 cm. - (Collegium Metaphysicum ; 4). ISBN 978-3-16-152041-9 : EUR 119.00 [#2854]. - Rez.: IFB 12-4 http://ifb.bsz-bw.de/bsz368108473rez-1.pdf 6 Vgl. etwa Eine kurze Geschichte der mittelalterlichen Philosophie / Jos Decorte. Übers. von Ingo Bocken und Matthias Laarmann. - Paderborn [u.a.] : Schöningh, 2006. - 352 S. ; 22 cm. - (UTB ; 2439). - Einheitssacht.: Waarheid als weg <dt.>. - ISBN 3-8252-2439-2 (UTB) - ISBN 3-506-99015-2 (Schöningh) : EUR 19.90. - Denken im Mittelalter / Alain de Libera. Aus dem Franz. von Andreas Knop. - München : Fink, 2003. - 310 S. ; 24 cm. - Einheitssacht.: Penser au moyen age <dt.>. - ISBN 3-7705-3242-2. 7 Siehe vor allem die vorzügliche Arbeit Die Philosophie des Hoch- und Spätmittelalters / von Theo Kobusch. - München : Beck, 2011. - 23 cm. - (Geschichte der Philosophie ; 5). - ISBN 978-3-406-31269-4 : EUR 34.00 [#1956]. - Rez.: IFB 11-2 http://ifb.bsz-bw.de/bsz339031786rez-1.pdf Till Kinzel QUELLE Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft http://ifb.bsz-bw.de/ http://ifb.bsz-bw.de/bsz379567466rez-1.pdf