Seien wir realistisch – versicuhen wir das möfliche - DGB

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Seien wir realistisch – versicuhen wir das möfliche - DGB
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Mit diesem Input möchte ich euch meine Überlegungen zur Gründung von
Hochschulinformationsbüros (hib) in euren Regionen oder Strukturen zur Verfügung stellen.
Dies ist eine erste Diskussionsfassung, die durch Eure kritischen Anmerkungen
weiterentwickelt werden soll.
Im wesentlichen stellt sich die „MACHT-Frage“:
Also: wer MACHT es?
Wer legt los?
Wer ist bereit miteinander zu kooperieren?
Was ist das zentrale Anliegen?
Und natürlich:
Woher kann die Finanzierung kommen?
Ferner beeinflussen die Voraussetzungen vor Ort die Gründung und die Arbeit des Hib. Die
Arbeit eines Hib wird z.B. begünstigt durch:
eine bereits praktizierte gewerkschaftliche Studierendenarbeit, z.B. in Form einer
Studierendengruppe und weiteren Interessierten, die eine Notwendigkeit in der
gewerkschaftlichen Studierendenarbeit sehen und Lust dazu haben
„Studierende im Praxisverbund“, die, wie in Osnabrück bereits erfolgreich
geschehen, durch die betriebliche Jugendvertretung angesprochen und für
Veranstaltungen gewonnen wurden
ein starkes Bewusstsein für diese Arbeit bei der Kooperationsstelle sowie Arbeit und
Leben als wichtige Partner und/ oder Initiatoren
Jugendsekretäre der Einzelgewerkschaften, die bereit sind sich aktiv an Diskussion
und Umsetzung eines Hib zu beteiligen
eine Reihe von qualitativ hochwertigen bundesweiten und lokalen Projekten und
Materialien, die sich ein Hib zu Nutze machen kann (Tarif- Ini, students-at-work,
Gutachternetzwerk, Hib Seminare des DGB, students-at-work- Seminare des DGB,
Qualifizierungsseminar der GEW, Gehaltsbroschüren der IG Metall, Infos zur
Gesundheitsreform von Ver.di)
Die regionale gewerkschaftliche Arbeit bedient sich zahlreicher, ganz unterschiedlicher
Ansätze, um ihren (potentiellen) Mitgliedern vor Ort gerecht zu werden. Solche Ansätze
verändern sich ständig, um weiter erfolgreich Beschäftigte anzusprechen und zu
organisieren.
Damit stellt sich für mich nicht die Frage nach EINEM Modell gewerkschaftlicher
Studierenden- und Hochschularbeit, sondern nach einer Aufgabe.
Der Aufgabe Studierende
für Gewerkschaften zu interessieren,
perspektivisch zu organisieren,
und dabei möglichst viele gewerkschaftliche MultiplikatorInnen mitzunehmen, damit die
Gewerkschaften dabei etwas lernen und sich verändern können.
Hierbei muss aus meiner Sicht auch die Qualität der Hochschulausbildung Gegenstand der
gewerkschaftlichen Arbeit sein. Ein "hib" allein kann diese Aufgabe nicht bewältigen. Dies
geht nur in Kooperation von DGB, Einzelgewerkschaften, BetriebsrätInnen, Koop-Stellen und
aktiven Studierenden.
JobberInnen, PraktikantInnen, Hiwis und künftige Angestellte, müssen wahrnehmen können,
das Gewerkschaften „kompetent in Sachen Arbeit“ sind.
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Leitfaden für alle Aktivitäten in Braunschweig ist dabei der „Interessenansatz“. Also nicht das
Engagement für, sondern mit Studierenden - für eine gute Qualität der Ausbildung an der
Hochschule und eine gute Interessenvertretung für den/die Studierende im Betrieb. Auch
reine Serviceangebote gehören dazu.
In einer Diskussion spielte die Frage der Kosten eine Rolle und die Bemerkung, dass Flyer,
wie wir sie im hib-Braunschweig produziert haben, sehr teuer seien.
Ein Flyer, der sich z.B. mit der Frage nach studentischen Praktika beschäftigt, lebt jedoch
nicht von teurer farbiger Gestaltung, sondern von
seinem Text
dem Zusammenhang in dem dieser entstanden ist
und der Verankerung der ErstellerInnen bei der Zielgruppe.
Gute Inhalte müssen nicht automatisch kostenintensiv vervielfältigt und verbreitet werden.
Gelesen wird ein Flyer auch, wenn er kontrastreich auf dem Kopierer des DGB- Büros oder
dem Drucker des AStA gedruckt wurde.
Und für die Erstellung unseres Flyers „Praktikabel“ war nicht die Gestaltung maßgebend,
sondern:
die Umfrage und das Forum Praktikum: wir hatten etwas mitzuteilen!
die Diskussion in der Praktikums-AG
und die Bereitschaft den Text ehrenamtlich zu verfassen.
Meine Aufgabe war im wesentlichen die des Jugendsekretärs, der Rahmenbedingungen
ermöglicht und Diskussion und Umsetzung begleitet.
Die eigentliche Qualität entstand durch die Studierenden mit ihrer Zeit, ihren Ideen und ihren
Möglichkeiten.
Für die Gründung eines hib, sollten aus meiner Erfahrung folgende Aspekte ein Rolle
spielen:
Wo können wir im ersten Schritt ansetzen?
o
Mitglieder der Gewerkschaften im Studium (ehemalige JAVler, ...)
o
Studierende im Betrieb (Praxisverbund, Praktikum, Jobben, Hiwi, ..)
o
Bei denen die jetzt schon Interessen vertreten: AStA, Fachschaften
o
Studierendengruppe
o
Aufgeschlossene Studierende mit Problemen, die auf den Nägeln brennen
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Koop-Stelle
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Aufgeschlossene DozentInnen
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Betriebs- und Personalräte
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GewerkschaftssekretärInnen
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...
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Wie kommen wir ins Gespräch?
Veranstaltungen
Flyer / eigene Materialien / fremde Materialien mit eigenem Stempel
Umfrage
arbeitsrechtliche Beratung / angedockt an Beratung AStA?
Durchsetzung tariflicher Standards für und mit Studierenden
Thematisierung prekärer Arbeitsverhältnisse
Demo / Aktion
Infostand in der Mensa / bei Berufsmessen
Erstsemesterveranstaltungen
Vorstellen in Gruppen, Gremien, Vollversammlungen
Uni-Magazine / Zeitungen
Seminare
Semesterempfang
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....
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Was brauchen wir an organisatorischen Voraussetzungen?
Raum
Telefon, Computer, Drucker, ...
Ansprechbarkeit / Ansprechpartner/in
Sprechzeiten
Material
Qualifizierung und Austausch
...
Was ist unser Inhalt?
o
Themen die von allgemeiner gewerkschaftlicher Bedeutung sind (Rechte im Job- beim
Jobben, Sozialabbau, Studiengebühren, Bachelor/Master, Praktika allgemein, ...).
o
Themen die fachspezifisch und damit ggf. spezifisch für eine Einzelgewerkschaft sind
(Pflichtpraktika im Ingenieursstudium, Bachelor-Master im jeweiligen Studiengang,
Arbeitsbedingungen und Entgelte in der Branche, ...).
Wer macht die Arbeit (Wunschvorstellung)?
o
FachsekretärInnen der Einzelgewerkschaften und des DGB (Beratung, Vermittlung von
Fragen/Themen in die Gewerkschaft hinein)
o
Betriebs- und Personalräte (nehmen Studierende als KollegInnen war, sprechen diese
an und gewinnen diese womöglich als Mitglied)
o
Gewerkschaftliche AnsprechpartnerInnen (Studierende?) im hib, die unterstützt durch
einE „Uni-SekretärIn“ (Stunden, Tage, oder mehr), die Arbeit an der UNI koordinieren.
o
Die Kooperationsstelle mir ihren umfangreichen Beziehungen und Erfahrungen in
Wissenschaft und Gewerkschaft.
o
Gewerkschaftliche aufgeschlossene DozentInnen, die die Thematisierung in ihren
Veranstaltungen ermöglichen, oder bereit sind in Kooperation zu treten und Themen
aufzugreifen.
o
Bundesweite Netzwerke der Studierendenarbeit, die Unterstützung, Beratung,
Qualifizierung, Motivation und Austausch bieten.
o
Gewerkschaftliche Studierendengruppe/n, die Inhalte einbringen und umsetzen.
Wer zahlt?
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Der, der bestellt! Also die, die Interesse an der Entwicklung dieser Arbeit haben.
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Manches „zahlen“ kann sich jedoch auch in Bereitstellung von Kopierer, Drucker,
Veranstaltungsraum, Materialien, Seminaren, ... ausdrücken.
o
...
DGB oder Einzelgewerkschaften?
o
Letztlich eine akademische Frage:
Auf die lokalen Gegebenheiten und Ziele kommt es an!
Das Modell muss die bereits aktiven Mitnehmen und den Anforderungen der Beteiligten
gerecht werden.
Eine Möglichkeit ist, ein gemeinsames hib zu gründen, dass fachspezifische Angebote für
bestimmte Studiengänge anbietet. Dabei unterstützen die jeweiligen
Gewerkschaften/FachsekretärInnen oder setzen Teile der Arbeit um.
Braunschweig ist nicht Osnabrück, ist nicht Hannover, ist nicht ....
Aber gemeinsam stellen sich die gleichen Fragen, wenn das Ziel besteht Gewerkschaften
tatsächlich als eine attraktive Interessenvertretung für Studierende zu verankern und ihre
Funktion als positivem gesellschaftlichen Gestalter deutlich zu machen.
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Dafür müssen wir gemeinsam die gewerkschaftliche Praxis fordern und verändern. „Die
Gewerkschaften“ in ihrer klassischen Struktur müssen bereit sein, zu lernen und sich
weiterzuentwickeln, um für die Beschäftigten von Morgen attraktiv zu sein und die
AkademikerInnen und Ingenieure von heute anzusprechen.
Wenn dies langfristig gelingen soll, ist es wichtig die Kernbereiche der Einzelgewerkschaften
und des DGB einzubeziehen. Der Interessenvertreter im Betrieb muss erkennen können,
warum Hochschularbeit eine entscheidende Bedeutung hat.
Dies kann kein einzelnes Projekt leisten.
Dies ist jedoch aus meiner Sicht bei jedem Projekt mitzudenken.
Mit motivierten und solidarischen Grüssen,
Johannes Katzan
(Hochschulinformationsbüro der IG Metall),
der für Rückfragen, Anregungen und Kontaktvermittlung gerne zur Verfügung steht.
--hib - Hochschulinformationsbüro Braunschweig
Ein Projekt der IG Metall
Spielmannstrasse 13 | 38106 Braunschweig
Tel.: 0531/380 80 188 | Fax.: 0531/85829
http://www.hib-braunschweig.de
email: [email protected]
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