Orange Tonne: ZAK stört sich am Berliner Beschluss

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Orange Tonne: ZAK stört sich am Berliner Beschluss
Orange Tonne: ZAK stört
sich am Berliner Beschluss
Wenn das der Abfallzweckverband nicht selbst
leisten darf, könnten sogar die Müllgebühren
steigen – weil dann Einnahmen aus Wertstoffen fehlen
Von Evi Eck-Gedler
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LINDAU/KEMPTEN - Das Bundeskabinett in Berlin hat am Mittwoch einen Entwurf für ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz beschlossen. Und
das bedeutet, dass es spätestens ab
2015 eine neue Tonne in der Abfalllandschaft geben wird – orange für
Wiederverwertbares, wie beispielsweise Elektronikschrott. Der ZAK ist
davon alles andere als begeistert.
„Ich weiß nicht, ob das was bringt,
den Leuten noch mal eine Tonne vor
die Haustür zu stellen“, hat Christian
Oberhaus, Geschäftsführer des
Zweckverbands für Abfallwirtschaft
Kempten (ZAK), gestern Zweifel am
Berliner Beschluss angemeldet. Und
im Gespräch mit der LZ angemerkt:
„Wenn da überhaupt noch Platz ist.“
Eine EU-Richtlinie verpflichtet
die Bundesregierung, die Recyclingquote in Deutschland zu steigern.
Zwar können Verpackungen mit dem
grünen Punkt getrennt gesammelt
werden, finanziert wird das über das
Duale System Deutschland (DSD),
mit dem auch der ZAK einen Vertrag
hat. Vieles, was noch verwertbar wäre, lande aber immer noch im Restmüll, sagen Politiker und zeigen auf
kaputtes Spielzeug oder ausgediente
Handys und Computerteile.
Auch in Lindau und Umgebung soll es in einigen Jahren die orange Wertstofftonne geben, wie sie in Teilen Berlins schon üblich ist.
FOTO: DPA
In Bayern funktioniert Recycling
In Bayern ist das anders, sind die Abfallexperten überzeugt. „Hier haben
wir ein funktionierendes Wertstoffsystem“, darauf verweist Oberhaus.
Abfalltrennung ist im Freistaat seit
vielen Jahren Alltag. Im ZAK-Gebiet
gibt es 38 Wertstoffhöfe, dazu unzählige Kompostplätze und Containerstandorte für Altpapier, Glas, Metall
und Safttüten. Auf Drängen vieler
Kunden und weil sich die technischen Voraussetzungen fürs Trennen und Sortieren spürbar verbessert haben, hat der ZAK vor gut einem Jahr zudem den grünen Sack für
Leichtverpackungen
eingeführt.
Und der wird sehr gut angenommen:
Die Kunststoffmenge ist 2010 im
ZAK-Gebiet um etwa ein Drittel größer ausgefallen.
Wenn die Bundesregierung nun
auf Druck der EU eine orangefarbene Wertstofftonne einführen will,
„dann werden wir selbstverständlich
schauen, dass wir das selbst machen
können“, betont der ZAK-Geschäftsführer gegenüber der LZ. Denn zum
einen hält er es „für sinnvoll, wenn in
der Abfallwirtschaft alles aus einer
Hand kommt und der Bürger nur einen Ansprechpartner hat“.
Es geht auch um viel Geld
Dahinter steht aber auch ein handfester finanzieller Gedanke: Wenn ab
2015 private Verwerter diese Tonnen
aufstellen, dann gehen dem ZAK Einnahmen eben etwa aus Elektronikschrott verloren. Und das würden
dann die Bürger zu spüren bekommen: Denn die Gelder aus dem Recycling der abgegebenen Wertstoffe
halten die Müllgebühren niedrig.
Fehlt dieses Geld, dann steigen die
Abholpreise für Restmüll- und Biotonne. Natürlich kostet auch eine zu-
sätzliche Abfuhr von neuen Wertstofftonnen Geld. „Aber wenn jemand das kostengünstig machen
kann, dann der ZAK“, ist Oberhaus
überzeugt.
Noch gibt es aus Berlin keine Details. Weder darüber, was nun ab 2015
in diese neue orangefarbene Tonne
geworfen werden darf, noch darüber,
wie sie organisiert wird. „Das wird
ein langes Hauen und Stechen geben,“ meint Oberhaus, denn „die privaten Verwerter werden das an sich
reißen wollen, und die Kommunen
werden dagegenhalten“. Die Bundesregierung denkt derzeit darüber
nach, das Problem mit einer Ausschreibung lösen: Wer das beste Gebot abgibt, darf die Wertstoffe aus
der orangefarbenen Tonne haben.
Altpapier weist den Weg
Davon hält der ZAK gar nichts. Der
Kampf ums Altpapier hat Oberhaus
gezeigt: Solange damit Geld zu verdienen ist, kommen die Privaten. Als
die Altpapierpreise in den Keller fielen, sollten es die Kommunen richten. Oberhaus ist froh, dass der ZAK
in dieser Hinsicht mit seiner blauen
Tonne privaten Verwertern zuvorgekommen ist. Und zum Schluss die
gute Nachricht „Die Papierpreise
sind wieder gestiegen. Wenn’s so
bleibt, können wir vielleicht sogar
nächstes Jahr die Müllgebühren weiter senken.“
Das ist für Oberhaus der beste Beweis, dass auch eine neue Wertstofftonne in die Hoheit der Kommunen
gehört.

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