Erfahrungen mit der Validierung von RDG`s
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Erfahrungen mit der Validierung von RDG`s
Erfahrungen mit der Validierung von Reinigungs-/Desinfektionsgeräten Martin Hilgenhöner (Hygienefachkraft) 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 1 Validierung von Reinigungs-/Desinfektionsprozessen im UKE in Eigenregie Qualifiziert wurden RDGs in den ZSVAs, eingesetzt zur Aufbereitung von: chirurgischem Instrumentarium MIC-Instrumentarium Anästhesiematerial Standorte Geräte Typen Hersteller 2005 3 10 3 2 2006 2 8 2 1 2007 2 9 3 1 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 2 Methodische Grundlagen • DIN EN ISO 15883 • Leitlinie von DGKH, DGSV und AKI für die Überwachung und Routineüberwachung maschineller Reinigungs- und Desinfektionsprozesse für thermostabile Medizinprodukte und zu Grundsätzen der Geräteauswahl (ZENTRALSTERILISATION, 14. Jahrgang 2006) 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 3 Leistungsqualifikation Festlegung und Dokumentation der Programme mit den entsprechenden Verfahrensabläufen (sowie auch die Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Reinigung). 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 4 Festlegungen im einzelnen • • • • • • mögliche Verschmutzungsgrade Vorreinigung Reinigungsmittel maximale Entsorgungsdauer Zuordnung der Programme zu den Beladungswagen Referenzbeladungen allgemeinchirurgische Instrumente MIC-Instrumente „hartnäckige Verschmutzung“ (OC, UC, Frauenklinik) Mikroinstrumente (Augen, NC, HNO) Container Anästhesiematerial 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 5 Prüfpunkte der Leistungsqualifikation (nach Leitlinie) • • • • Reinigungsleistung Spüldruck (2006) Desinfektion Prozesschemikalienrückstände (Leitwertmessung 2006) • Trocknung 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 6 Prüfung der Reinigungsleistung 5.2.3.1.2 Festlegung der Prüfchargen und Vorgehensweise … Nach der maximalen Entsorgungsdauer werden die Instrumente entsprechend festgelegtem Muster auf die Beladungswagen gegeben. Dabei wird jedes Medizinprodukt einzeln inspiziert. … 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 7 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 8 Prüfung der Reinigungsleistung 5.2.3.1.2 Festlegung der Prüfchargen und Vorgehensweise … Nach der maximalen Entsorgungsdauer werden die Instrumente entsprechend festgelegtem Muster auf die Beladungswagen gegeben. Dabei wird jedes Medizinprodukt einzeln inspiziert. Instrumente bzw. deren Teile, die deutlich visuell kontaminiert sind, werden dokumentiert (ggf. Digitalfoto) und markiert. Bei jeder Prüfcharge erfolgt eine zusätzliche Beladung mit einem definiert kontaminierten Prüfkörper (A) pro Siebschale, mindestens jedoch fünf pro Durchlauf. … 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 9 Foto: SMP GmbH Testanschmutzung Anlage 2: Methodenbeschreibung zur Prüfung der Reinigung 100 µl koagulationsfähiges Schafsblut Klemme nach Crile 1 Kontamination der Testkörper 2 Qualitätssicherung der Prüfkörper 3 Durchführung der Prüfung mit Prüfkörpern 4 Externe Überprüfung der Prüfkörper 5 Aufbereitung der Prüfkörper Drei Testanschmutzungen (u.a. Schafsblut) zeigten wenig Widerstand gegenüber einfachen Spülprozessen und ließen sich schon mit kaltem Wasser entfernen. 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 10 Testanschmutzung Eigelb ist die zu bevorzugende Testanschmutzung, da sie den Reinigungsprozess • vor eine Herausforderung stellt, • wenig kostet, • einfach zuzubereiten ist und • die Gefahr der Übertragung von Zoonosen gering ist Eigene Erfahrungen: • Reinigungswirkung mit alkalischem Reiniger gut reproduzierbar • (enzymatische) Neutralreiniger keine Wirkung • 1. Wahl für eine Typprüfung 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 11 Prüfung der Reinigungsleistung 5.2.3.1.3 Auswertung (A) Prüfkörper (B) real verschmutzte Instrumente Das Reinigungsergebnis an den markierten, real verschmutzten Instrumenten wird visuell überprüft und dokumentiert. Wenn bei der visuellen Prüfung Rückstände unklarer Ursache festgestellt wurden, wird mit dem Proteinnachweis zwischen verbliebener Proteinverschmutzung und Korrosion unterschieden. Korrosion ist kein Beurteilungskriterium. 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 12 Prüfung der Reinigungsleistung Anlage 3: Proteinbestimmung mit der Biuret/BCA-Methode verschiedene Testkits verfügbar z.B. • BCA Protein Assay Kit (Pierce / VWR) • Test-Kit für die Proteinbestimmung zur Reinigungskontrolle chirurgischer Instrumente (Merk KGaA / MIELE) 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 13 Prüfung der Reinigungsleistung Anlage 3: Proteinbestimmung mit der Biuret/BCA-Methode • Testdauer mit 16 – 21 Minuten sehr lang • Dosierung der Reagenzien ungenau • (Auswertung subjektiv) • Testinstrument muss einem vollständigen Aufbereitungszyklus zugeführt werden 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 14 Alternative Messmethoden nicht in der DIN EN ISO 15883 enthalten Hintergrund Viele medizinische und operative Instrumente werden nach Reinigung und Sterilisation wieder eingesetzt. Der Reinigungsprozess ist ein sehr wichtiger Schritt zur Vermeidung eines Versagens der Sterilisation. In der EN ISO 15883 werden die visuelle Inspektion und die Bestimmung des Restproteins zur Beurteilung der Reinigungsergebnisse von chirurgischen Instrumenten empfohlen. Die Bestimmung des verbleibenden Adenosintriphosphats (ATP), welches in großen Mengen in menschlichem Blut und anderen Gewebeflüssigkeiten vorhanden ist, scheint brauchbar zu sein um Reinigungsprozesse zu überwachen, ist aber als Methode in der EN ISO 15883 nicht enthalten. Posterprästention: Sixth International Conference of the HOSPITAL INFECTION SOCIETY, Amsterdam 2006 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 15 Alternative Messmethoden nicht in der DIN EN ISO 15883 enthalten Fazit Die visuelle Beurteilung und die Biuret-Restproteinbestimmung sind zur Überprüfung der Reinigungsergebnisse von chirurgischen Instrumenten nicht geeignet. Die Rest-ATP-Bestimmung auf der Oberfläche von chirurgischen Instrumenten nach der Reinigung ist geeignet zur: 1. Überwachung des Reinigungsprozesses von chirurgischen Instrumenten. 2. Evaluation von neuen RDGs und neuer Reinigungschemie. Posterprästention: Sixth International Conference of the HOSPITAL INFECTION SOCIETY, Amsterdam 2006 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 16 Quantitative ATP-Bestimmung nicht in der DIN EN ISO 15883 enthalten Einsatz im UKE seit Proben an Endoskopen 2002 1.458 zur Validierung von RD-Prozessen 2005 235 Positiv • einfache Handhabung • mechanische Komponente bei der Probennahme • Messergebnis nach 10 Sek. verfügbar • sterilisierter Probentupfer, Material kann weiterverarbeitet werden • diverse Hersteller am Markt • zur Routineüberwachung durch den Betreiber geeignet • z.B. monatliche Proben • Objektivierung von Reinigungsproblemen Negativ • Grenzen bei der Beprobung von Lumina • keine Vergleichswerte 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 17 ATP-Rückstandsbestimmung an aufbereiteten Endoskopen im UKE Nov. 2002 - Feb. 2007 (89,8% < 100 RLU / 9,8% >= 100) 1000000 100000 10000 RLU (relative Light Unit) 1000 100 10 1 1 105 209 313 417 521 625 729 833 937 1041 1145 1249 1353 1457 Messungen (Sortierung ansteigend, n = 1458) 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 18 ATP-Rückstandsbestimmung an aufbereiteten Instrumenten im UKE Mai 2005 - Nov. 2007 (93,6% < 100 RLU / 6,4% >= 100) 10.000 1.000 RLU (Relative Light Unit) 100 10 1 1 13 25 37 49 61 73 85 97 109 121 133 145 157 169 181 193 205 217 229 Messungen (Sortierung ansteigend, n = 235) 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 19 Organische Restanschmutzung aus Hohlkörpern im Tupferabstrich 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 20 anorganische Beläge aus Hohlkörpern im Tupferabstrich 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 21 Befunde an einem gereinigten Standardinstrument Befund nach der Reinigung: visuell einwandfrei Tupferabstrich Gelenkspalt: rote Verfärbung ATP-Messung: Biuret-Nachweis (Miele Test): 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 267.977 RLU NEGATIV 22 ATP-Messung – typische Probleminstrumente Messniveau scheint reproduzierbar für Beladung Reinigungschemie RDG 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 23 Spüldruckmessung 5.2.3.2 Prüfung des Spüldruckes bei allen Chargen während des gesamten Prozesses Abweichung von Mittelwert der reinigungswirksamen Prozessstufe max. 20% bei 2 Umwälzpumpen 2 Logger oder Drehzahlbestimmung der Spülarme (25 – 45 U/min +- 5 U/min) Nicht zulässige Druck- bzw. Drehzahlabweichungen sind einer Bewertung zu unterziehen Adaption Messsystem prüfen Adaptionsverbindung mit Wasser vorfüllen Schaumbildung auf Grund von Vorbehandlung prüfen Wasserniveaus der Spülstufen prüfen bzw. anpassen 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 24 Spüldruckmessung 5.2.3.2 Prüfung des Spüldruckes In welchen Größenordnungen bewegt sich der reinigungswirksame Spüldruck? 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 25 Spüldruckmessung 5.2.3.2 Prüfung des Spüldruckes Vergleichbarkeit zwischen Herstellern bzw. unterschiedlichen Typen eines Herstellers nicht gewünscht. 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 26 Trocknung 5.2.3.4 Prüfung der Trocknung das Spülgut auf farbigem Krepppapier auslegen Hohlkörperinstrumente mit trockener Luft auf einen Spiegel ausblasen Beurteilung Heraus- oder herablaufende Restflüssigkeit ist zu beanstanden. Restfeuchte an Kontaktstellen ist zu tolerieren. Maßnahmen bei Beanstandung Eine technische Verbesserung ist anzustreben. Wenn diese nicht möglich ist, Spülgut nachtrocknen. Die Leistungsqualifikation gilt als nicht abgeschlossen, wenn das Ergebnis nicht zu tolerieren ist. Im Falle von Nachbesserungen erneut prüfen. 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 27 Prozesschemikalienrückstände 5.2.3.5 Prüfung der Nachspülung/Prozesschemikalienrückstände Anlage 6: Prozesschemikalien Produktbeschreibung mit Dosierungsempfehlung Sicherheitsdatenblatt Methode zur Überprüfung der Dosierung Information über toxikologische Unbedenklichkeit der auf den MP verbleibenden Chemiereste Methode zum Nachweis von toxikologisch unbedenklichen Restmengen Beurteilung • Neutrale Reiniger können in der Regel nur durch Laboranalytik überprüft werden. • Alkalische Reiniger durch Messung der elektrischen Leitfähigkeit. 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 28 Prozesschemikalienrückstände - Praxiserfahrungen Klinik A – 3 qualifizierte RDGs • seit 2 Jahren nach der Sterilisation Beläge auf den Instrumenten • RDG-, Steri- und Chemiehersteller wurden wiederholt angesprochen • ein TÜV-Gutachten kam zu dem Schluss es könne sich um Zitronensäurerückstände handeln • im Rahmen der Validierung wurden zur Rückstandsbestimmung die (unauffälligen) Leitwerte ermittelt MIC-Instrumente / AN Container Vorspülen Vorspülen enzymatische Reinigung enzymatische Reinigung Neutralisation 0,1% Zitronensäure 1-2 Minuten korrekt deaktiviert Nachspülen Nachspülen Desinfektion Desinfektion 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 29 Prozesschemikalienrückstände - Praxiserfahrungen Klinik B – 5 RDGs davon 4 beprobt – 2 Maschinen auffällig Instrumente Vorspülen alkalische Reinigung Nachspülen Neutralisation Zitronensäure Desinfektion 20.03.2007 Leitwert in der Schlussspülung: 275 µS/cm bzw. 600 µS/cm Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 30 Prozesschemikalienrückstände - Praxiserfahrungen VE-Wasser Ausgangsleitwert muss annähernd wieder erreicht werden. Die Herstellergrenzwerte liegen deutlich höher (worst case szenario) Vorspülen Vorspülen Reinigen Reinigen Neutralisation Neutralisation Nachspülen Nachspülen Nachspülen Desinfektion Desinfektion Eine zusätzliche Spülstufe bringt eine deutliche Leitwertabsenkung. 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 31 DIN EN ISO 15883-1 8.3 Angaben bei Lieferung des RDG Bei Lieferung des Reinigungs-/Desinfektionsgerätes muss der Hersteller dem Käufer mindestens folgende Informationen in der vom Käufer festgelegten Sprache (siehe Abschnitt 7) übergeben: a) Betriebsanweisung als kurzes Handbuch; b) Eine Bedienungsanweisung … c) Die Maße des Nutzraums der Kammer d) Das Beladungsvolumen e) Eine Beschreibung des Prozesses bzw. der Prozesse des RDG ANMERKUNG 2: Dazu sollte ein Diagramm gehören, das den Betriebsablauf aller Teilgeräte sowie die Prozessvariable anzeigt, die zur Steuerung jeder Stufe verwendet wird, z. B. Zeitpunkt, Erreichen der Temperatur; weiter sollten Einzelheiten über die maximale Betriebstemperatur und Dauer für jede Stufe vorliegen. 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 32 Ein Validierungsbericht sollte eine tabellarische Übersicht über alle eingesetzten Programme in den qualifizierten RDGs beinhalten. 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 33 Resümee 1 Prüfpunkte (nach Leitlinie) Reinigungsleistung Testanschmutzung, die den gesamten Prozess fordert realistische Prüfverfahren Spüldruck Normwerte für wirksamen Spüldruck ☺ Desinfektion Prozesschemikalienrückstände publizierte Leitwerte (z.B. bei Listung eines Präparates zur maschinellen Reinigung) Trocknung nicht überbewerten 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 34 Resümee 2 Was wir brauchen: Standardisierte maschinelle Reinigungs-/Desinfektionprozesse Instrumentarium, RDG, Chemie. Transparenz durch Dokumentation von RDG- und Chemieherstellern sowie Betreibern notwendige Vorbehandlung, wirksamer Spüldruck, Prozessschritte, Prozesslänge, ggf. Schwachstellen (was muss ich beachten?), Methode zur Überprüfung des konkreten Reinigungsprogramms (Richtwerte), Leitwerte / bzw. Nachweisverfahren und deren Grenzwerte, gesammelt in einem Datenpool und für alle Betreiber zugänglich (Internet). 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 35 Resümee 3 Wie kommen wir dahin? • Intensive Weiterarbeit an der Leitlinie von DGKH, DGSV und AKI, z.Zt. bedeutet ein Validierungsbericht noch keine Aufbereitungssicherheit. • stärkere Beteiligung der Betreiber an der Validierung von Reinigungs- und Desinfektionsprozessen, bzw. • die selbstständige Durchführung der „erneuten Leistungsqualifikation“ o Standardisierung der Validierungsberichte (Vorlagen sollten im WWW abrufbar sein) o Schulungen von ZSVA-Mitarbeitern und z.B. Hygienefachkräften o Geräte-Equipment gemeinsam beschaffen bzw. gemeinsam nutzen o Zusammenarbeit der Betreiber klinikübergreifend z.B. gegenseitige Prüfungen verbunden mit einem Qualitätssiegel o technischen Teil per Wartung + qualifiziertem Protokollbericht abdecken 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 36 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Noch Fragen? Diskussionsbedarf? Über die Veranstaltung hinaus? [email protected] 20.03.2007 Krankenhaushygiene / M. Hilgenhöner 37