Offener Brief der ver.di-Betriebsgruppe CFM PDF
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Offener Brief der ver.di-Betriebsgruppe CFM PDF
Fachbereich 3 Gesundheit, soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di • Köpenicker Straße 30 • 10179 Berlin ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg An die Mitglieder des Abgeordnetenhauses Köpenicker Straße 30 10179 Berlin Telefon: 030 88 66 Durchwahl: - 52 55 Telefax: - 59 24 [email protected] www.verdi.de Offener Brief der Betriebsgruppe ver.di CFM Datum 18.10.2013 Unsere Zeichen Stimmen Sie keinem Haushalt zu, der die Kürzungspolitik festschreibt bzw. diese noch verschärft! Setzen Sie sich für einen Haushalt zur Wiederherstellung und Verteidigung der öffentlichen Daseinsvorsorge ein! Wir, die Mitglieder der ver.di Betriebsgruppe der CFM, wenden uns mit diesem offenen Brief an Sie, die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses, um Ihnen zu schildern, welche Auswirkung die Privatisierung und Abgabe der Verantwortlichkeit für die Beschäftigten hatte. Die CFM GmbH wurde im Jahre 2005 gegründet, sie ist nur eins von 140 Einsparprojekten an der Charité, dem der rot-rote Senat des Landes Berlin zugestimmt hatte. Die Ausgründung der nichtmedizinischen Leistungen an der Charité sparte jährlich 10 Millionen € ein. Das Ziel der Einsparung von Personalkosten wurde zielstrebig umgesetzt. Mit der Umsetzung des Beschlusses hat der Aufsichtsrat der Charité, 49% der CFM an das private Konsortium VDH (VAMED, Dussmann und HellmannLogistik) vergeben und somit den Zugang für private Wirtschaftsinteressen in der Charité ermöglicht. Der Dienstleistungsvertrag des „Erfolgsmodells“ CFM GmbH wurde in diesem Jahr um weitere 6 Jahre verlängert. • Teilzeit, Befristungen, Minijobs und Leiharbeit Der Anteil an Teilzeitbeschäftigungen ist in der Reinigung sehr hoch. Betroffen sind meist Frauen mit Migrationshintergrund. Grundsätzlich werden nur befristete Arbeitsverträge abgeschlossen. Eine Dauer von 36 Monaten in der Reinigung und 12 Monaten im Technikbereich sind die Normalität. Die Fluktuation ist sehr hoch, Entfristungen bleiben Ausnahmefälle. Vermehrt werden Minijobs ausgeschrieben, die vorher Vollzeitstellen waren. Ohne Leiharbeiter könnten einige Bereiche der CFM die Dienstleistungen für die Charité nicht mehr erbringen. Besonders betroffen sind der Krankentransport und die Sterilisation, hier werden über Jahre Leiharbeiter_innen eingesetzt. Die Firma SEMO, ehemals (CFM Zeitarbeit), ist Hauptanbieter und scheint nur zu diesem Zweck zu existieren. Wir fordern sichere Arbeitsverhältnisse! Keine Leiharbeit auf Dauerarbeitsplätzen! Anreiseinformationen: DB und S Bahnhof Ostbahnhof U Bahnhöfe U 1 Schlesisches Tor U 1 Görlitzer Bahnhof U 1 Kottbusser Tor U 8 Heinrich-Heine-Straße Bus 140, 147, 265 Bethaniendamm, Engeldamm, Köpenicker Straße Wir fordern die Berliner Politik auf, sich dafür einzusetzen, dass Leiharbeit nur für Auftragsspitzen genutzt und nicht missbraucht wird. • • Kein Tarifvertrag Seit Bestehen der CFM gibt es keine tarifliche Regelung für die Beschäftigten der CFM. Tarifverträge von NGG und IG BAU werden nur in den untersten Lohn- und Entgeltgruppen angewandt. Neue Mitarbeiter_innen werden ohne Grundlage eines Tarifvertrages in die CFM eingestellt, unter dem Hinweis der branchenüblichen Bezahlung. Für die Charité-Beschäftigten in Gestellung, gilt der Tarifvertrag der Charité. Die Kolleg_innen arbeiten unmittelbar zusammen und werden unterschiedlich bezahlt, Ansprüche auf Schicht-, Erschwernis, andere Zulagen und Arbeitszeiten sind unterschiedlich, ebenso die Urlaubsansprüche. Streik 2011 – Eckpunktepapier - Tarifverhandlungen - keine Absicht der CFM erkennbar, einen Tarifvertrag abzuschließen Das Ergebnis nach 9 Wochen Streik ist ein Eckpunktepapier, welches den Mindestlohn von 8,50 € für alle Beschäftigten in der CFM, die Verhandlungen zu einem Manteltarifvertrag für die CFM sowie ein Sanktionsverbot gegen Streikende fest schreibt. Die Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften ver.di und gkl und der Arbeitgeberseite sind schleppend. Langfristige Termine wurden mehrfach abgesagt. Die Forderungen der Gewerkschaften und das Angebot des Arbeitgebers, welches lediglich die gesetzlichen Regelungen beinhaltet, führten zum Abbruch der Verhandlungen durch die Gewerkschaften. Wir fordern gleiches Geld für gleiche Arbeit! Wir fordern ein akzeptables Angebot von der CFM! Wir fordern die Berliner Politik auf, ihren Einfluss auf das private Konsortium geltend zu machen und auf die CFM einzuwirken, um endlich den tariflosen Zustand der CFM Beschäftigten zu beenden! • Erklärtes Ziel der CFM: Schaffung einer gewerkschaftsfreien Zone Sanktionen nach Streik, Behinderung von Gewerkschaftsarbeit, Versetzungen und Kündigungen von aktiven Kolleg_innen stehen in der CFM auf der Tagesordnung. Während und nach Ende des Streiks wurden und werden aktive Kolleg_innen diskreditiert, mit Abmahnungen z.B. wegen des Verteilens von Flugblättern im Streik, mit Versetzungen und anderen Schikanen bedacht. Selbst vor der Kriminalisierung, bis hin zu Kündigungen aus Verdachtsgründen scheute die CFM nicht zurück. Das sind nur einige Beispiele und bezeichnen die unhaltbaren Zustände im Umgang der CFM mit aktiven Gewerkschafter_innen. Gewerkschaftlich organisierten Betriebsrats-mitgliedern wurde im letzten Jahr das Gehalt um 50% gekürzt, um sie von der Betriebsratsarbeit abzubringen. Beschäftigte werden aufgefordert, nicht mit diesen Betriebsratsmitgliedern zu sprechen. Sie werden genau beobachtet und zu Themen und Inhalt der Gespräche befragt. Aktuell wird versucht, ein Betriebsratsmitglied außerordentlich zu kündigen, weil es sich in der Betriebsversammlung zu dem neuen Betriebsratsvorsitzenden äußerte und dessen Arbeitgebernähe kritisierte. Ein weiteres Betriebsratsmitglied wird mit einer Abmahnung bedacht, weil es in der Betriebsversammlung zur Bundestagswahl aufgerufen und somit angeblich gegen das Verbot der parteipolitischen Betätigung verstoße hat. Viele Beschäftigte trauen sich nicht etwas zu sagen, da sie um ihren Job bangen. Der Arbeitgeber stellt sich damit, gegen demokratische und freiheitliche Rechte. Wir fordern einen humanen Umgang seitens des Arbeitgebers mit den Beschäftigten, Interessenvertretungen und Gewerkschaftsmitgliedern! Wir fordern Sie auf, setzen Sie sich aktiv ein, diese gewerkschaftsfeindlichen Machenschaften in der CFM zu unterbinden und den massiven Angriff auf freiheitlich demokratische Grundrechte nicht weiter zuzulassen. ver.di Berlin fordert die Rückholung der CFM in die Charité! Lassen Sie nicht zu, dass weitere öffentliche Einrichtungen aus Sparmaßnahmen heraus privatisiert werden! Dieses kann schlimme Folgen haben, die wir an der CFM sehr deutlich spüren. Prekäre Beschäftigung ist gewollt und wird voll ausgenutzt! Die Arbeit der Gewerkschaft und Interessenvertretung wird behindert! Beschäftigte werden unter Druck gesetzt! Wollen Sie, dass den Beschäftigten und somit den Berliner Bürger_innen dieses angetan wird? Anbei finden Sie zudem eine kleine Anfrage (17/11186 – Perspektive für die CFM) und die Stellungnahme des Betriebsrates dazu, woraus ersichtlich wird, dass die Angaben nicht ganz der Realität entsprochen haben. Mit freundlichen Grüßen die ver.di Betriebsrguppe CFM