PM Der Gelbe Schein - Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven

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PM Der Gelbe Schein - Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven
PRESSEMITTEILUNG
Der Gelbe Schein. Mädchenhandel 1860 bis 1930
Eine Ausstellung der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum und des
Deutschen Auswandererhauses Bremerhaven
Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum: 19.08.2012 – 30.12.2012
Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven: 27.08.2012 – 28.02.2013
Berlin/Bremerhaven, im Juli 2012 – Millionen Mädchen und junge Frauen aus Europa verlassen in
den Jahren um 1900 ihre Heimat: Sie reisen aus Hessen nach Kalifornien, aus Russland nach New
York oder aus Galizien nach Buenos Aires, um dort ihr Glück und eine neue Existenz zu suchen. Für
Zehntausende von ihnen führt der Weg in die Prostitution.
„Der Gelbe Schein. Mädchenhandel 1860 bis 1930“ ist eine gemeinsame Ausstellung der Stiftung
Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum und des Deutschen Auswanderhauses Bremerhaven.
Sie greift ein bislang ungeschriebenes und weitgehend unbekanntes Kapitel der europäischen
Massenauswanderung auf. „Der Gelbe Schein“, ein umgangssprachlicher Ausdruck für den
Prostituierten-Ausweis im vorrevolutionären Russland, ist ein Symbol für die Zwangslage vieler junger
Frauen in jener Zeit: Ein Umzug vom Shtetl in Städte wie Moskau oder St. Petersburg war Jüdinnen
in Russland offiziell nur erlaubt, wenn sie sich als Prostituierte registrieren ließen. Auch in ÖsterreichUngarn und im Deutschen Reich hatten junge Mädchen aus den ärmeren Bevölkerungsschichten oft
keine andere Überlebenschance, als ihren Körper zu verkaufen. Eine Auswanderung in die Neue
Welt wurde für sie fast immer zur riskanten Gratwanderung: Sie suchten Arbeit in Privathaushalten,
Gaststätten oder Tanzpalästen und landeten im Bordell. Mit Gewalt verschleppt, mit märchenhaften
Versprechen verführt oder aus freien Stücken? Die Diskussion darüber wurde schon damals
vehement geführt. Um die Wende zum 20. Jahrhundert bildeten sich zahlreiche Komitees und
Initiativen zur Bekämpfung des „internationalen Mädchenhandels“.
In jahrelangen Recherchen hat das Ausstellungsteam um die Kuratorin Irene Stratenwerth nach
Spuren gesucht, die vom Leben dieser Mädchen und jungen Frauen erzählen – und von den
Männern und Frauen, die mit ihnen Geld verdienten. Oft ist nicht mehr als ein einzelnes Fragment
geblieben: ein Foto, ein Polizei- oder Gerichtsprotokoll, eine Zeitungsnotiz, ein Brief.
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Und doch entsteht aus den Fundstücken aus Archiven, unter anderem in Berlin, Hamburg, Genf und
Wien, in Czernowitz, Odessa und Buenos Aires, eine berührende Schau, gestaltet und eingerichtet
von Studio Andreas Heller, Architects und Designers in Hamburg. Mit Bildern, Texten, Landkarten,
Briefen und Audiodokumenten gelingt eine Annäherung an die Lebensschicksale der „allein auswandernden Mädchen“. Erstmals werden auch zwei in einem Archiv in St. Petersburg aufgefundene
Varianten des „Gelben Scheins“ von 1875 und 1894 in Deutschland präsentiert.
Die Ausstellung, die in Berlin und Bremerhaven zeitgleich, aber mit verschiedenen Schwerpunkten
gezeigt wird, behandelt auch einen wichtigen Ausschnitt der jüdischen Sozialgeschichte: Fast vier
Millionen Juden wanderten bis 1930 aus Osteuropa aus. Die meisten von ihnen gehörten zu den
Ärmsten der Armen.
Das Projekt wird durch die Kulturstiftung des Bundes ermöglicht. Die Ausstellungseröffnung im
Centrum Judaicum Berlin findet am 19. August 2012 im Rahmen und mit Unterstützung der
Jüdischen Kulturtage statt. Im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven wird die Schau am
26. August 2012 eröffnet und ist ab dem 27. August für die Besucher zu sehen. Ein Begleitband
erscheint in der Schriftenreihe des Deutschen Auswandererhauses.
Kuratorin: Irene Stratenwerth – unter Mitwirkung der Direktoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter
der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum sowie des Deutschen Auswandererhauses
Bremerhaven.
Pressekontakte:
Deutsches Auswandererhaus
Ilka Seer
Tel.: 0471 / 90 22 0 – 207
E-Mail: [email protected]
Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
Sarah Fischer
Tel.: 030 / 880 28 – 316
E-Mail: [email protected]