Blick ueber Grenze HO 6_2014.indd

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FUTURISTISCHE HOTEL-ARCHITEKTUR
Raumschiff
oder Luxusherberge ?
Auch das Marina Bay Sands in Singapur kann mit fünf Sternen glänzen.
Besonderes Highlight: Auf das Dach
der Konstruktion liess Architekt
Mosche Safdie einen Park mit 250
Baumarten, einem Pool und mehreren
Restaurants bauen – und das immerhin 200 Meter über der Stadt.
BLICK ÜBER DIE GRENZEN FUTURISTISCHE HOTELS
Diese Hotels scheinen direkt aus einem
Science-Fiction-Film zu stammen. Sie sehen
aus wie frisch gelandete Raumschiffe oder
Ufos aus einer anderen Galaxie. Ihre
Fassaden bestehen aus blinkenden Glasflächen oder reinem Metall. «Hotelier»
präsentiert futuristische Hotelkreationen
wie von einem anderen Stern.
Wer denkt, dass Hotels der Zukunft nur aus Glas und Spiegeln bestehen dürfen,
der irrt: Das NH Fiera in Mailand wirkt eher düster, dafür sind die geradlinigen
geometrischen Strukturen des architektonischen Zwillings hochmodern.
O
b in der Bankenstadt Zürich, in der Trendmetropole Barcelona, in der Wüste Abu Dhabis oder mitten in der spanischen Weinbauregion Rioja – an vielen Orten der Welt
können Reisende in futuristische Hotels einchecken und
auf eine Reise in die Zukunft gehen. Einer der jüngsten Neuzugänge
ist das im April eröffnete Hotel Marina Bay Sands in Singapur: drei
Wolkenkratzer, die durch einen riesigen Dachgarten miteinander
verbunden sind. An den ungewöhnlichen Fassaden und Zimmern
dieser Design-Herbergen hat sich nicht irgendwer versucht, sondern es wurden prominente Architekten aus aller Welt beauftragt.
Frank O. Gehry entwarf die gewagte Dachkonstruktion aus Titan
des Hotels Marqués de Riscal in Elciego in der Rioja. Stararchitekt
Norman Foster schuf den futuristischen Neubau für das The Dolder
Grand in Zürich. Ricardo Bofi ll wiederum kreierte die geschwungene Glasfassade des W Hotel am Strand von Barcelona. Innovatives Design aus prominenter Hand muss dabei nicht immer teuer
sein. Eine Nacht im Hotel Hillside Su in Antalya ist beispielsweise
schon ab 33 Euro zu haben. Dafür kann man durch eine schneeweisse, glitzernd beleuchtete Lobby schreiten, die an «Raumschiff
Enterprise» erinnert.
Abu Dhabi: Hyatt Capital Gate
Das wird die spektakulärste Neueröffnung in der Hotelbranche: In
Abu Dhabi plant die Hyatt-Hotelgruppe Ende Dezember das Hyatt
Capital Gate zu eröffnen. Das Fünfsterne-Hotel soll das neue Wahrzeichen der Skyline der Stadt werden, schliesslich haben sich die
Architekten eine aussergewöhnliche Gebäudeform einfallen lassen. Wie der schiefe Turm von Pisa steht der 160 Meter hohe Hotelturm schräg da – mit einer Neigung von 18 Grad. Was heisst stehen,
laut der Baubeschreibung «schwebt» der Turm. Die kühle Ästhetik der Architektur wird durch die schlichte, glatte und glänzende
Aussenhaut des Turms unterstrichen, der wie der Körper eines
gigantischen Fischs wirkt.
Singapur: Marina Bay Sands
Drei Türme, eine spektakuläre Dachterrasse im 57. Stock, der
grösste Outdoor-Pool der Welt, Kasino und Shoppingcenter: Das
Hotel Marina Bay Sands, entworfen von Architekt und HarvardProfessor Mosche Safdie, hat die Superlative der Hotelbranche alle
für sich vereinnahmt. Schon die Eröffnung des Megahotels im Jahr
2010 in Singapur geriet zum Spektakel: Das mehr als zwei Milliarden Euro teure Luxusobjekt wurde in drei Etappen eröffnet. Ende
April konnten die ersten Gäste in den insgesamt 2500 Zimmern
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Das W Barcelona, seines Zeichens das erste
W-Hotel in Westeuropa. Der 99 Meter hohe
Baukörper erhebt sich imposant auf einer aufgeschütteten Landzunge im noch jungen Viertel
La Barceloneta. Das W ist wegen seiner Eleganz
und unverwechselbaren Form schon jetzt zum
neuen Wahrzeichen der Stadt avanciert.
übernachten. Der nächste Teil wurde mit dem
Skypark auf dem Dach der Türme eröffnet. Und
Ende 2010 ging mit einem Museum der Rest des
futuristischen Baus in Betrieb. Das Prunkstück
der gewagten architektonischen Konstruktion
mit den riesigen Glasfassaden ist die Dachterrasse
im 56. Stock. Die auch als Skypark für die Öffentlichkeit zugängliche Aussichtsplattform fungiert
quasi als Bindeglied zwischen den drei Hoteltürmen – sie erstreckt sich über die Dächer der drei
Türme des Marina Bay Sands. 250 Bäume und 650
Pflanzen machen die Dachterrasse zu einer tropischen Oase – 200 Meter über Singapur. Der Skypark erstreckt sich auf eine Gesamtfläche von 1,3
Hektar. Das heisst: Hier oben könnten viereinhalb
A380-Flugzeuge parkieren. Oder 3900 schwindelfreie Gäste Platz fi nden.
Elciego: Marqués de Riscal
Silbern glänzende, überdimensionale Metallschlangen schweben scheinbar über den Weinbergen von Rioja. Nein, dieser bizarre Anblick
hat nichts mit den Folgen von heftigem Konsum
des berühmten spanischen Rotweins zu tun. Die
gewagte Dachkonstruktion gehört zum Hotel
Marqués de Riscal. Es liegt mitten im Rioja-Anbaugebiet, in Elciego, rund 350 Kilometer nördlich von Madrid. Und diese Tatsache spiegelt
sich auch in der silbernen Titanhaut des schrillen Gebäudes wider. Diese saugt die Farben des
ringsum angebauten Rotweins auf – und strahlt
ein geheimnisvolles rosa Licht ab. Das lässt die
Metallbahnen wie riesige Schleifen wirken, die
das Hotel als Geschenk verpacken. Das Marqués de Riscal gehört zur Kette Starwood Hotels
& Resorts. Wer in der Konstruktion des kalifornischen Stararchitekten Frank O. Gehry nächtigt, sieht das allemal als ein Geschenk an. Gehry
zählt zu den Meistern seiner Zunft und gilt als ein
Vertreter des Dekonstruktivismus. Er entwarf das
Guggenheim-Museum in Bilbao und die GehryTurmkomplexe mit den schrägen Aussenfassaden
am Düsseldorfer Medienhafen.
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BLICK ÜBER DIE GRENZEN FUTURISTISCHE HOTELS
So recht passt das Seeko'o-Hotel nicht in seine Umgebung. Während die Wohnhäuser im französischen
Bordeaux altertümliche Wärme ausstrahlen, trägt das schneeweisse Viersterne-Hotel seinen Namen
zurecht: «seekoo» bedeutet in der Sprache der Eskimos «Eisklotz».
Die Ausstattung des Hillside-Su-Hotels im türkischen Antalya bietet eine bunte Mischung: Riesige
Discokugeln wecken Sixties-Flair. Die geraden Linien und das spartanische Design könnten dagegen direkt
aus der Zukunft stammen. Bei fünf Sternen darf man Luxus nicht nur fürs Auge erwarten.
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In Abu Dhabi plant die Hyatt-Hotelgruppe Ende Dezember das Hyatt Capital Gate zu eröffnen. Das Fünfsterne-Hotel soll das neue Wahrzeichen
der Skyline der Stadt werden, schliesslich haben sich die Architekten eine aussergewöhnliche Gebäudeform einfallen lassen. Wie der schiefe
Turm von Pisa steht der 160 Meter hohe Hotelturm schräg da – mit einer Neigung von 18 Grad.
Das Hotel Marqués de Riscal im spanischen Elciego beweist, dass Geradlinigkeit kein Muss ist, um ultramodern zu wirken. Die wellenförmige
Fassade sieht verspielt aus, scheint aber dennoch von einem anderen Stern zu sein. Die Verrücktheit der Konstruktion wird noch dadurch betont,
dass der metallische Bau in scharfem Kontrast zur Umgebung, einem idyllischen Weinbaugebiet, steht.
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BLICK ÜBER DIE GRENZEN FUTURISTISCHE HOTELS
Das Yas-Hotel in Abu Dhabi hat einiges mit der Allianz-Arena in
München gemeinsam, denn zumindest äusserlich erinnert das Bauwerk
an das Stadion. Nachts wird die netzartige Metallstruktur bunt
beleuchtet. Das ist jedoch nicht die einzige Besonderheit: Das Fünfsterne-Hotel steht halb auf Land, halb auf Wasser.
Nein, dieses Hotel steht nicht im Emmental
– auch wenn die Löcher ein wenig an den weltberühmten Käse erinnern. Das Lindner Seepark
Hotel ist im idyllischen Klagenfurt beheimatet.
Doch statt mit urigem Alpencharme, besticht
der Bau mit Coolness.
Bordeaux: Seeko’o
Mitten in Bordeaux steht ein Eisberg, in der Sprache der Inuit
«seekoo». Zumindest sieht die Fassade des Viersterne-Hotels
Seeko’o so aus: Schneeweiss, glatte Flächen, klare Linien. In den
Zimmern hingegen laden kuschelige, runde Betten und weiche
Sessel zum Relaxen ein. Eine Nacht im Doppelzimmer pro Person
ist hier ab 95 Euro zu haben.
Antalya: Hillside Su
Gäste fühlen sich im Fünfsterne-Hotel Hillside Su in Antalya ein
bisschen an «Star Trek» erinnert: In der Lounge hängen riesige
Glitzerkugeln von der Decke herab – das sieht aus, als könnte man
sich darunterstellen und einfach wegbeamen lassen. Aber wer
möchte das schon in diesem ultramodernen Traumhotel.
Mailand: NH Fiera
Zwei beeindruckende, futuristische Strukturen in glänzendem
Schwarz, durchbrochen von Fenstern in verschiedenen Grössen –
das ist das Viersterne-NH-Fiera mitten im Messegelände in Mailand. Entworfen wurde dieser moderne, geometrische Zwilling,
der sich in einem grossen Teich spiegelt, von Dominique Perrault.
Klagenfurt: Seepark Hotel
Statt urigen Alpencharme bietet das Lindner Viersterne-SeeparkHotel in Klagenfurt futuristische Architektur: die aussergewöhnliche, wabenartige Form der Fassade ist den Barschen aus dem Wörthersee nachempfunden. Was aussen ultramodern ist, muss innen
nicht cool sein, denn hier wird es behaglich: Die Zimmer sind mit
viel Holz und natürlichen Farben eingerichtet.
Barcelona: W-Hotel
Designerherberge mit örtlichem Bezug und Trendanspruch: Der
katalanische Architekt Ricardo Bofi ll zählt mit 71 Jahren zu den
profi liertesten Meistern seiner Zunft und hat nicht nur den neuen
Terminal des Flughafens von Barcelona ersonnen, sondern auch für
den Hotelmulti W einen 26-stöckigen Glasbau in Form eines riesigen Segels kreiert – das W Barcelona, seines Zeichens das erste
W-Hotel in Westeuropa. Der 99 Meter hohe Baukörper erhebt sich
imposant auf einer aufgeschütteten Landzunge im noch jungen
Viertel La Barceloneta und bildet den gelungenen Kontrapunkt zu
dem 154 Meter hohen Turm des Ritz-Carlton-Hotels Arts am anderen Ende des sanft geschwungenen Strands. Das W ist wegen seiner Eleganz und unverwechselbaren Form schon jetzt zum neuen
Wahrzeichen der Stadt avanciert. In den riesigen silbernen Glas6I2014
fronten spiegeln sich die Stadt, der Himmel und
das Meer bei sich ständig veränderndem Licht.
Die 473 Zimmer bieten schöne Aussichten: Panoramablick auf Barcelona oder aufs Meer. So verwundert es nicht, wenn das Designthema des
Hauses lautet: «Sky and sea by day and by night».
Abu Dhabi: The Yas
Mitten in der Grand-Prix-Rennstrecke: Das im
Oktober 2009 eröffnete The Yas in Abu Dhabi
protzt gleich mit etlichen Weltneuheiten. Es ist
halb auf Land und halb in den Hafen von Yas
Island gebaut und überspannt dabei einen Teil
des neuen Formel-1-Kurses, auf dem der Grosse
Preis von Abu Dhabi ausgetragen wird. Aber
nicht nur Motorsportfreaks sind von dem Werk
des New Yorker Architektenbüros Asymptote
Architecture, aus deren Hand beispielsweise auch
das Münchner BWM-Zentrum stammt, beeindruckt. Die glänzende Metallstruktur des Hotels
sieht von weitem aus wie ein Fischernetz, das
gerade ausgeworfen wurde. Die Gitterkonstruktion der Fassade besteht aus 5016 Glasscheiben.
Das Besondere daran: Jede einzelne Scheibe ist
mit Leuchtdioden versehen, die ihre Farbe wechseln können. Die Steuerung der Beleuchtung
übernimmt ein hochmodernes Computersystem.
So verstrahlt das futuristische Gebäude seinen
Glanz mehr als einen Kilometer weit in das Arabische Emirat Abu Dhabi.
Das Yas besteht aus zwei Gebäuden, die durch
eine Brücke mit Blick auf die Rennstrecke miteinander verbunden sind. In diesem Panorama-Übergang hat sich die Lounge von BuddhaBar-Erfi nder Raymond Visan niedergelassen –
geschmückt mit Kunstwerken von lokalen Künstlern. Erklärtes Ziel der stylishen Bar: Mit bekannten DJs aus aller Welt will sie zum Hotspot der
Region werden und junges Publikum anlocken.
Kulinarisch wartet das Yas mit sieben Restaurants
auf – von arabischer über italienische bis hin zu
japanischer Küche.
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