Living in the USA

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Living in the USA
Living in the USA
Ich bin jetzt seit gut 5 Wochen hier in
Columbus, der Hauptstadt von Ohio.
Columbus hat 2 Millionen Einwohner
und ist die 12 grösste Stadt in den USA.
Ich selber wohne nördlich der Stadt auf
dem Campus, dem Areal der Ohio State
University mit nicht weniger als 50’000
Studenten. Da habe ich in der Paterson
Hall ein kleines Zweierzimmer, das ich
mit einem Chinesen teile. 2 Pulte, ein
Doppelbett, 2 Schränke, ein
Kühlschrank und einen Fernseher, nicht
viel, aber es genügt.
Hallo da wohne ich
Mein „roommate“ Henry Lee
Mein riesiger Arbeitspult
Ich werde euch nun ein wenig von meinem Tagesablauf erzählen und führe euch durch den
Alltag eines Schwimmers an der OSU.
Es ist Montag morgen, der Wecker zeigt 05:00, wie jeden Morgen Zeit zum Aufstehen. Ein
paar Flocken mit Milch als Frühstück und ab ins Schwimmtraining. Das Hallenbad ist
momentan das grösste in den USA. Wir haben je nach Belieben 20 x 25 yards, 20 x 25 Meter
oder 10 x 50m. Daneben sind noch 3 weitere 6 x 25 Yard- Pools, die wir jedoch
nicht brauchen. Im privaten Umziehraum des Männerteams habe ich mein eigenes Kästchen
in der Grösse, dass ich darin schlafen könnte. Ich pack meine Sachen und ab ans Pooldeck,
dort mache ich meine obligatorischen 40 Morgenliegestütze und beginne dann mit dem
individuellen Aufwärmen. Im Morgentraining ist der Schwerpunkt stets Beinschlag. Das
Morgentraining ist ca 4 km lang, davon 3km Beinschlag. Wir sind 28 Schwimmer, 3 Trainer, 2
vom Medical Team, falls sich einer verletzt, 4 Lifeguards, die auf uns aufpassen müssen, ein
bottle- girl, das unsere leeren Trinkflaschen während dem Training wieder auffüllen muss und
dann noch das Videoteam, aber dazu später. Das Beinschlagtraining ist sehr hart, ich habe
zwar letztes Jahr schon begonnen mehr Beinschlag zu schwimmen, aber wir haben hier
einen Brasilianer, der schwimmt auf der 50m Bahn 6x100Beinschlag in 1:20! Da sehe ich wie
weit der Weg noch ist.
Genug Platz und Raum:
Die Mittelstege sind verstellbar, die Halle
taghell, die Luft angenehm.
Bill Wadley in seinem Büro
Lifeguards (4), im Hintergrund der Theorieraum
Bill mit zwei Hilfstrainern
Das Morgentraining ist um 07:45 fertig, kurze Dusche, und ab ins „Mirrorlakecafe“, wo ich
mit dem ganzen Team frühstücke. Aber nur für kurze Zeit, denn meine Uni beginnt um
08:30. „music of the world“ ist angesagt. Danach folgen dann noch English classes. Um
11:00 Uhr bin ich fertig und habe Zeit um etwas zu essen und mich ein wenig hinzulegen.
Essen gibt es an der Highstreet, eine Strasse, der ich mal 4km lang entlang gelaufen bin,
dabei aber weder den Anfang noch das Ende gesehen habe. An der Highstreet gibt es
SubWay, McDonalds, Wendey, Taco bell(mexican), Pizza Hut, Burrito, All you can eat (meat),
China food etc. Man muss da ganz schön aufpassen dass man sich gut ernährt, aber ich
hatte ja 6,4% Bodyfat, also kein Problem soweit.
Das nächste Training beginnt um 13:30. Aufwärmen mit dem Team, das heisst entweder
dehnen, oder 30 Minuten rennen, oder stadiontreppensteigen (vom Stadion erzähle ich
später)! Danach kommt das Nachmittagstraining, das durchschnittlich 7km lang ist. Ich gehe
stets mit der Sprint-, Delfin-, oder Mitteldistanzgruppe. Das Nachmittagstraining ist sehr hart,
das Haupttraining des Tages. Die Technik, die wir hier lernen, ist die gleiche wie ich sie von
Svetlana kenne, auf sehr hohem Niveau. Die grossen Unterschiede im Training sind wohl,
dass die Gruppe allgemein viel schneller ist, ich viel weniger Pause habe. Es ist halt einfach
more competitive. Unmittelbar nach dem Training gibt es jeweils eine kurze Teamsitzung. Da
gibt es Lob aber auch heftige Predigt, wenn der Headcoach nicht zufrieden ist. Danach
haben wir ca. 30 Minuten Zeit um uns auf das Krafttraining bzw. Dryland vorzubereiten.
Jeweils am Montag und am Mittwoch kann man in dieser Zeit Videoaufnahmen machen.
Unterwasser, Oberwasser, von vorne, hinten, Seite, Start Wende, was immer man will und
sobald man ausgestiegen ist, ist es schon bereit um analysiert zu werden.
Montag, Mittwoch und Freitag gehts dann jeweils ins Dryland. Das Dryland besteht
hauptsächlich aus Liegestützen, Bauchmuskeltraining, Sprungkraftübungen und
Körperspannungsübungen. Glaubt mir, die Trainer hier sind im Dryland noch strikter als
Svetlana. Wenn ich zum Beispiel bei der Unterarmstützübung bei 58 Sekunden statt bei 60
Sekunden aufhöre, dann gibt es gleich 15 Sekunden Zuschlag für das ganze Team… Pretty
tough.
Am Dienstag, Donnerstag und Samstag haben wir Krafttraining statt Dryland. Das
Krafttraining findet im R-pac statt, dem 5. grössten Krafttrainingszentrum weltweit. Es hat
eine Fläche von 2350 Quadratmetern nur für die Kraftgeräte und Cardiofitnessgeräte. 4
Turnhallen(übereinander!) mit 12 Plätzen für Basketball, Volleyball oder Badminton. 4 squash
courts, 10 racquetball courts, eine schwebende Laufbahn (4lanes), 5 Multifunktionsräume für
zum Beispiel Kampfsport, Massageabteilung etc. Ich habe ein paar Fotos gemacht davon. Wir
haben 4 Krafttrainer die hauptsächlich da sind um uns an unsere Limiten zu pushen. Das
meiste ist freelifting, fast keine Maschinen. Der Weight Head Coach ist genau wie Pierre
immer gut drauf, sehr sympatisch, aber doch fordernd und ungemein stark, habe ihn beim
Bankdrücken mit 150kg gesehen, aber dann 10 Mal! Zum Vergleich, ich bin bei 60kg.
Danach habe ich frei, das heisst fast… Montag und Mittwoch habe ich noch Psychology
Unterricht von 19:00 – 21:18. Ansonsten besteht der Abend unter der Woche aus Essen,
Aufgaben machen und früh ins Bett gehen.
Wann immer wir ein Dualmeet haben, also einen Wettkampf, bei dem wir gegen eine andere
University antreten, haben wir freitags das Haupttraining am Morgen. Am Nachmittag frei
und um 18:00 Wettkampfbeginn. Es gibt also keine Trainingspause am gleichen Tag, und
trotzdem fordern die Trainer von uns, dass wir dieses Jahr jedes Dualmeet gewinnen. Ich
werde da jeweils die 200free und die 100fly schwimmen.
Am Samstag Morgen darf ich dann ein wenig ausschlafen und muss erst um 07:00
aufstehen. Das Haupttraining ist jetzt am Morgen. Gestern waren es 8,6km. Danach wieder
Krafttraining, und dann essen. Danach variert es von Woche zu Woche. Je nach Heimspiel
unserer „buckeyes“, den American Football players unserer University. Sind sie auswärts, so
haben wir nochmals Training, aber hauptsächlich Sprint und Start (freue mich schon euch
einen neuen Staffelstart zu zeigen!).
Was aber wenn sie Heimspiel haben? Ja dann siehts hier auf dem Campus ganz anders aus!
Das Footballstadion steht gleich neben dem Kraftzentrum und dem Schwimmbad. Es hat
Platz für 105'000 Zuschauer und ist bis 2 Jahre im Voraus ausverkauft! Ja das muss man mal
erlebt haben, wenn ein Buckeye einen Touchdown landet, dann schreien über 100'000 Leute
gleichzeitig auf. Oder wenn allesamt gleichzeitig den Schlachtruf der Buckeyes anstimmen
oder ganz einfach nur, wenn die Spieler aufs Feld rennen! Das erste Mal als ich das erlebt
habe, da war ich gut 4 blocks weiter entfernt vom Stadion an einem Takeawaystand, als
plötzlich ein riesiges Dröhnen zu hören war.Ich fragte den Verkäufer was das sei und er sagte
nur: „The Buckeyes just entered the stadium, it is 12 o clock.“ Wir haben dann meistens kein
Training, damit alle das Spiel sehen können und die, die noch ein Ticket haben ans Spiel
gehen können. Es gibt hier nichts wichtigeres als the buckeyes. Das lokale Newspaper hat
auf der Frontpage ausschliesslich Fotos und Berichte über american football. Ach ja und
bevor ich es vergesse: Ich rede hier nur von College Football, das ist noch nicht die
professional league!
Ich habe auch schon ein Spiel gesehen, das ganze Schwimmteam ist gegangen. Die Strassen
sind voll von Leuten die aus dem Kern der Stadt angeströmt kommen, alle in rot. Ein riesiger
Tumult schon Stunden früher. Es war sehr eindrücklich! Ein Spiel dauert etwa 2 Stunden und
ja, ich bin schon ein kleiner American Football Fan!
Nach dem Spiel bzw nach dem zweiten Training gibts eine Mahlzeit und man haut sich aufs
Ohr. Wo diesen Samstag die Collegeparty steigt, weiss man schon lange. Die Frage ist nur, ob
man überhaupt noch mag. Meistens bin ich zu müde und will nur noch schlafen. Manchmal
aber muss man auch an eine College Party mit. Und wer Filme wie Das sexte Semester,
American Pie, Animal house oder Old School gesehen hat, der weiss was eine College Party
ist.
Ein Buckey ist eine
Rosskastanie (Maskottchen von
Ohio State)
Sonntag Morgen darf ich dann definitiv das erste Mal richtig ausschlafen! Das heisst so bis
11:00 – 12:00. Dann Frühstück und ab vor den Fernseher, die Spiele der professional league
beginnen und man will ja schliesslich mitreden können! Danach noch ein paar Stunden für
die Schule lernen und dann auch schon bald wieder ins Bett, denn eine neue strenge Woche
wartet.
Ob ich Heimweh habe? Naja, das kommt schon vor. Ich schreibe dann wie wild mails umher
und gehe ins MSN. Aber grundsätzlich gefällt es mir sehr gut hier. Ich lerne brav english und
mache auch Fortschritte im Schwimmen, vor allem im konditionellen Bereich, diese Woche
habe ich 65km „gegessen“. Über die Mentalität der Amerikaner im und ausserhalb des Pools
schreibe ich im nächsten Artikel. Nur soviel:
„Shoot for the moon and if you miss at least you’ll be in the stars!“
Liäbi Grüäss us de USA!
Sigi
Der Campus: weitläufig, ruhig und gepflegt