Das White Horse Theatre gastiert mit „The Picture of Dorian Gray“

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Das White Horse Theatre gastiert mit „The Picture of Dorian Gray“
Das White Horse Theatre gastiert mit „The Picture of Dorian Gray“
von Fiona Sara Schmidt am 24.01.2011
Gießen | Hedonismus, Dekadenz, Narzissmus und Mord sind die Schlagwörter, wenn es um eine
der wichtigsten Figuren der Literaturgeschichte geht. Seit Freitag ist eine englischsprachige
Inszenierung von Oscar Wildes „The Picture of Dorian Gray“ in Gießen zu sehen, als Kooperation
mit dem Keller Theatre.
Der Roman erschien 1890 erstmals und wurde unzählige Male verfilmt, als Musical und
Theaterstück aufgeführt. Die bearbeitete Version von Guy Wilson zeigt das White Horse Theatre
mit Hauptsitz in Soest unter der Regie von Kenneth Michaels. Die zwei Männer und zwei Frauen,
die in Gießen auf der Bühne stehen, sind nur ein kleiner Teil der Truppe, die durch Europa tourt.
Das Bühnenbild muss in den schwarzen Kleinbus passen, die Darsteller haben teilweise drei
verschiedene Stücke gleichzeitig im Programm. 350.000 ZuschauerInnen pro Jahr haben die
Möglichkeit, englischsprachige Stücke in der Originalsprache zu erleben – vor allem für Schulen
eine große Bereicherung.
Die Bonmots des schönen und unbedarften Dorian und seinem mephistophelisch Mentor Lord
Henry im schönsten Oxford-Englisch präsentiert zu bekommen, macht den
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Spaß an der anderthalbstündigen Inszenierung aus. Der Text ist von Passagen aus dem Original
durchzogen und bietet einen guten Einblick in den Roman. Doch der Funke bei der Premiere am
Freitag im ZIBB wollte nicht so recht überspringen. Das lag einerseits am häufigen Rollenwechsel,
andererseits an der Schwierigkeit, die Dämonen des Spiegelbildes darzustellen, was mit einem
Maskenspiel gelöst wird. Doch die zunehmende Besessenheit des Dorian, der äußerlich nicht altert,
ist so schwer zu vermitteln. Wenn er zum wiederholten Male vor seinem Portrait steht, das die
Sünden und Hässlichkeit seiner Seele zeigt, wünscht man sich ausnahmsweise die Spezialeffekte
aus Hollywood ins Theater.
Das Bühnenbild ist sehr einfach gehalten, eine gemalte Kulisse Londons ist Schauplatz des
Geschehens. Die Kostüme hingegen sind sehr edel gestaltet und entführen in das England der
Jahrhundertwende. Das Ensemble um Hauptdarsteller Christopher Carruthers und Kieron Attwood
als Henry (er war vor einigen Jahren noch selbst als Dorian Gray unterwegs), Alyssa Burnett als
junge Schauspielerin Sibyl Vane und Charlotte Wood als Maler Basile sind dann am besten, wenn
sie überdreht die englische Oberschicht karikieren und für Lacher sorgen.
Weitere Vorstellungen am 27., 28. und 29. Januar im ZIBB, Hannah-Arendt-Straße 6-10, Gießen
und 3., 4. und 5. Februar im Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34, Gießen