Das neue Einkaufszen- trum für die US-Militär

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Das neue Einkaufszen- trum für die US-Militär
Das neue Einkaufszentrum für die US-Militärgemeinde auf dem Urlas
bei Ansbach
Boris Elvers
(Army and Air Force Exchange Service) betriebene „Exchange“, ehemals auch „PX“ genannt. Der Kunde
betritt diese über einen großzügigen
Eingangsbereich, an den sich ein
„Fast-Food“ Bereich, bestehend aus
diversen Schnellimbissen und einer
wurden zugunsten einer späteren Flexibilität in Trockenbauweise errichtet.
Überspannt wird der gesamte Bereich
von einem Flachdach, bestehend aus
einer Leimholzbinderträgerkonstruktion mit Trapezblecheindeckung und
Folienabdichtung.
Der neue Mittelpunkt für die US-Gaststreitkräfte und ihr ziviles Gefolge gewinnt auf dem ehemaligen militärischen Übungsgelände Urlas in der
Nähe von Ansbach durch die Ausbildung eines Nahversorgungszentrums
nun spürbar an Gestalt.
Um den Soldaten und ihren Familien
ein verbessertes Umfeld mit modernem Lebensstandard bieten zu können, wurde von der US-Regierung
beschlossen, die Einrichtungen der
US-Armee sukzessive zu erneuern.
Für den Bereich der Liegenschaften der „US Army Garrison (USAG)
Ansbach“ wählte man den Lösungsansatz, das ehemalige militärische
Übungsgelände Urlas zu einer neuen Liegenschaft zu entwickeln, indem
existierende Einrichtungen aus anderen Liegenschaften dort in neuer und
modernisierter Form wieder errichtet
werden.
Den Grundstein dazu legten Anfang
des Jahres 2011 die Fertigstellung von
106 Stadt- bzw. Reihenhäusern und
der dazu nötigen Infrastruktur. Dann
folgte gegen Ende 2011 die „US-Army
Lodge“ (Hotelgebäude) und schließlich Ende 2012 die Eröffnung eines Einkaufszentrums, bestehend aus dem
Lebensmittelmarkt
„Commissary“
und dem Warenhaus „The Exchange“
mit Tankstelle und Autoverkauf. Das
überwiegend eingeschossige Einkaufszentrum liegt in unmittelbarer
Nachbarschaft der privat geprägten
Wohnbebauung und bildet - als deren
öffentlicher Gegenpart - zusammen
mit der gegenüberliegenden „USArmy Lodge“ das neue Zentrum der
Liegenschaft. Vor der gemeinsamen
Eingangsfront der Seite an Seite erRICHTETENç &ACHMÛRKTEç BElNDETç SICHç
ein Boulevard ähnlicher Platz. Diesem
wiederum vorgelagert sind rund 600
Parkplätze inklusive Haupterschließung und seitlich davon die Fläche für
den Autoverkauf und die Tankstelle
mit integriertem Kiosk.
Südwest Ansicht des Einkaufzentrums bestehend aus der „Commissary“ (rechts) und der „Exchange“ (links)
Bäckerei, gefolgt von einer Ladenpassage mit bunt gemischten Einzelhandelsgeschäften und verschiedenen
Dienstleistern wie Frisör, Beauty Salon und Wäscherei anschließen.
Über diesen auch als „Shopping
Mall“ bezeichneten Bereich, gelangt
der Kunde schließlich zur großzügigen
6ERKAUFSmÛCHEçDESç7ARENHAUSESçDIEç
über Lichtkuppeln zusätzlich mit Tageslicht beleuchtet wird. Hier wird ein
umfangreiches Warensortiment an
Kleidung, Schmuck, Haushaltswaren
und Elektroartikeln bis hin zu Gartenbedarf angeboten.
Quer zur Eingangsfront werden die
„Shopping Mall“, das Warenhaus und
die Verwaltungs-, Personal- und Lagerbereiche von einer anthrazitfarbenen
Sichtbeton-Spange überspannt. Diese
beherbergt nicht nur im Obergeschoss
die gesamte Technik einschließlich
solarer Brauchwassererwärmung, die
für den Betrieb der „Exchange“ benötigt wird, sondern übernimmt auch
die Funktion eines vom Bauherrn gewünschten „Eyecatchers“, in dem das
Eingangsportal zum Parkplatz hin eine
verstärkte bauliche Betonung über ein
Giebelmotiv erfährt.
Insgesamt erstreckt sich der Bereich der „Exchange“ über ca. 80 Meter Länge und 98 Meter Tiefe. Die tragenden Bauteile und Wände wurden
in massiver Stahlbetonbauweise ausIm nördlichen Teil des Gebäudekom- geführt, die nichttragenden Bereiche
PLEXESçBElNDETçSICHçDIEçVONçu!!&%3hç beziehungsweise die Ladeneinbauten
20
bau intern Juli/August 2013
Die technische Ausstattung und
die Dämmung der Gebäudehülle erfüllen die Anforderungen des EEWärmeG und der EnEV 2009.
Bei der inneren Gestaltung wurden
INçDERç7AHLçDERç/BERmÛCHENçHELLEçANsprechende und freundliche Materialien und Farben bevorzugt. In diesem
Zusammenhang besonders herausgestellt sei die erstmalige Verwendung
einer monolithischen Bodenblatte für
sämtliche Verkaufsräume und VerKEHRSmÛCHENç DIEç DEMç 7UNSCHç DESç
"AUHERRNç FOLGENDç ALSç OBERmÛCHENFERtiger, geschliffener und polierter Sichtbetonboden ausgeführt wurde.
Zusammen mit dem Büro Riehle und Assoziierte, Reutlingen wurden Mitte 2008 die Planungen für
das „AAFES Shopping Center“ (jetzt
„The Exchange“) und Mitte 2009 für
die Tankstelle begonnen. Die Ausführung dauerte circa eineinhalb Jahre
(09/2010 – 05/2012).
Ebenfalls durch ein vorangestelltes
Giebelmotiv wird der im südlichen Teil
des Gebäudekomplexes liegende Eingangsbereich der von „DeCA“ (Defense Commissary Agency) betriebenen
„Commissary“ betont, an den sich
jeweils links und rechts ein Arkadengang anschließt.
Unmittelbar nach dem Betreten
BElNDETçSICHçDERç+UNDEçINçEINEMçVONç
4AGESLICHTç DURCHmUTETENç GRO”ZÓGIGç
gestalteten Verkaufsraum, der mit sei-
nem reichhaltigen Nahrungsmittel-Sortiment, einer Bäckerei und einer Feinkostabteilung den täglichen Bedarf
an Lebensmitteln abdeckt. Integriert
BZWçDARANçANGEGLIEDERTçBElNDENçSICHç
die Verwaltungs-, Angestellten-, Kühl-,
und Lagerräume. Oberhalb der Kühl-
ins interne Gebäudenetz einspeist.
Die tragenden Teile der „Commissary“ wurden ebenfalls in massiver
Stahlbetonbauweise ausgeführt, allerdings in Teilbereichen vorgerichtet für spätere Erweiterungszwecke
oder einen möglichen Rückbau. Der
Bereich „Commissary“ erstreckt sich
über eine Länge von ca. 50 Metern
und eine Tiefe von 80 Metern. Das
Flachdachtragwerk besteht aus einer
liegenden Stahlfachwerkkonstruktion
mit Oberlichtbändern und einer extensiven Dachbegrünung.
Das Gründach und die Oberlichtbänder sind Teile der von „DeCA“
kurz vor Planungsende eingebrachten
„Going Green“-Initiative, welche die
Vorschriften Deutschlands und der
USA durch diverse weitere EnergieEINSPARMODIlKATIONENç WIEç 4AGESLICHTsteuerung,
Wärmerückgewinnung
aus Kühl- und Wärmekreisläufen,
Nordwest Ansicht des Einkaufzentrums mit Blick auf
das Eingangsportal der „Exchange“
Abendimpression des Einkaufzentrums mit Blick auf die „Commissary“
Innenansicht des noch nicht eingeräumten Verkaufsraum der „Commissary“ hier Tiefkühlabteilung
räume liegt, parallel zur Eingangsfront,
ein eingeschobenes Technik-Mezzanin, dessen Dach eine Photovoltaikanlage aufnimmt, die den Strom direkt
geschlossene Kühlmöbel und LEDBeleuchtung übertrifft. Die hierfür erforderlichen Umplanungen wurden
dadurch belohnt, dass die „Commissary“ in Ansbach gegenwärtig die in dieser Hinsicht weltweit fortschrittlichste
aller „Commissaries“ ist.
Das Innere des Gebäudes, insbesondere den Verkaufsbereich, durchzieht als „Corporate Identity“ ein
Dekor, das die einzelnen Abteilungen
kenntlich macht und gleichzeitig farblich aufeinander abstimmt. Auch hier
fand die bereits zuvor erwähnte moNOLITHISCHEç "ODENPLATTEç ALSç OBERmÛchenfertiger, feingeschliffener und auf
einen spiegelnden „Nass-Look“ polierter Sichtbetonboden Anwendung.
Die Planungen wurden zusammen
mit dem Büro Dömges Architekten
AG, Regensburg Anfang 2008 begonnen. Der Zeitraum der Ausführung betrug etwa eineinhalb Jahre (05/2011–
11/2012).
Die beiden Fachmärkte sind über
eine interne Verbindungstür zwischen
der „Shopping Mall“ der „Exchange“
und der „Commissary“ miteinander
verbunden. Dieser Übergang stellt
gleichzeitig auch eine Zäsur dar, da an
dieser Stelle der Baukörper von einem
&LUCHTmURç DURCHSCHNITTENç WIRDç $IEç
Trennung zeichnet sich auch über einen Versatz in der Fassade ab.
Um die kompakte Baumasse eines so
großen Gebäudekomplexes optisch
aufzulösen und in die umgebende Bebauung und Landschaft einzugliedern,
gleichzeitig aber den kommerziellen
Interessen und den unterschiedlichen
Vorgaben der einzelnen Auftraggeber
Rechnung zu tragen, verständigten
sich die Planer untereinander, mit
den Bauherren und der Liegenschaft
auf ein einheitliches übergeordnetes
Gestaltungskonzept. Das Ergebnis ist
eine Fassade mit einer einheitlich farbigen und strukturierten Betonvorsatzschale an der Basis, während an der
Attika Metallkassetten variabler Breite und Farbe einem gestalterischen
Kanon folgen, ergänzt und akzentuiert durch die in Farbe und Materialität verschieden ausgeprägten Giebelfronten der Haupteingänge.
Die Gesamtkosten des Einkaufzentrums belaufen sich mit eingerechneter Umsatzsteuer auf rund 35,7 Mio.
Euro.
Dieses neue Liegenschaftszentrum
mit dem fertiggestellten Einkaufszentrum und einer bereits kürzlich eröffneten Autowerkstatt mit angegliederter Autowaschanlage wird in naher
Zukunft noch durch ein Ärztehaus
mit Zahnklinik abgerundet werden,
welches auf einzigartige Weise die
vorhandenen Strukturen, Formen und
Farben aufnehmen und fortschreiben
soll.
Autor
Technischer Amtmann Dipl.-Ing. (FH)
Boris Elvers, Staatliches Bauamt
Nürnberg
[email protected]
Fotos
Klebl GmbH, Fotograf: Reinhard
Mederer
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