Stottern - Ein Thema für die Schule
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Stottern - Ein Thema für die Schule
Stottern - Ein Thema für die Schule ?! Referenten: Herbert Kimmel Dr. Alois Scherer Drei Jugendliche – wer von ihnen stottert? • Wie viele SchülerInnen besuchen aktuell Ihre Schule? • Wie viele stotternde Kinder und Jugendliche sind derzeit an Ihrer Schule? Warum wollen wir über Stottern informieren? Statistik (Natke, 2000): • 1,3 % der Gesamtschülerzahl stottern In Zahlen: • 130 000 SchülerInnen • davon 80 000 SchülerInnen in der Sek II Warum wollen wir über Stottern informieren? • 50 % - 70 % der stotternden SchülerInnen werden nicht erkannt (Dobslaff, 2002) Konsequenzen für nicht erkannte stotternde SchülerInnen Warum wollen wir über Stottern informieren? „Die enorme Stigmatisierungsgefahr führt in vielen Fällen zu Hänseleien bis hin zu Mobbing, woraus erhebliche psychische Belastungen resultieren können, die nicht selten Sekundärerkrankungen zur Folge haben.“ (Benecken, 2007) „Die Schule ist der soziale Raum schlechthin, in dem sich das Stottern verstärkt und chronifiziert.“ (Benecken, 2008) • Stottern wird in der Schule häufig nicht erkannt, weil Stottern situations- und personenabhängig ist Betroffene häufig Strategien im Vermeiden und Verstecken entwickelt haben alle Betroffene auch flüssige Sprechphasen haben Was ist Stottern? Selbstsicherheit Selbstvertrauen Selbstbewusstsein flüssig Selbstwertgefühl betont ruhig natürliche Pausen Atmungsschnelleres auffälligSprechen Blocks keiten Mithastig Langziehen beweSchweigen gungen verwaschen SprechDehnungen Verschlucken von Lauten, Wiederholen verweigerung Silben, von Lauten, Embolophonien Endungen Silben, ‚äh‘ ‚hm‘ Wörtern, Pressen Satzteilen Stottern ist eine auffällige Unterbrechung des Redeflusses – Was ist Stottern? Was passiert beim Stottern? • – – „Das schulische Umfeld wirkt oft unbewusst kontraproduktiv zur Therapie, d.h. verringert deren Effektivität und verlängert somit die Therapiezeiten.“ (Neumann, 2007) Was passiert beim Sprechen? Was ist Stottern? Embolophrasien Was ist Stottern? V e r u n si c h e r u n g Stottersymptome (Primärsymptome) • Wiederholungen von Lauten, Silben und Wörtern Ko- ko- ko- ko- kommst du? • Dehnungen (Prolongationen) Kooooooooommst du? • Blockierungen K_____ommst du? Wie kommt es zum Stottern? Begleitsymptome (Sekundärsymptome) • Emotionen, Einstellungen Eine gesicherte Aussage zur Ursache des Stotterns ist nach derzeitigem Forschungsstand nicht möglich. • (Sozial-)Verhalten Stottern hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun! • Sprachliche Ebene Stottern ist keine psychiatrische Erkrankung! • Motorik Wie kommt es zum Stottern? Entwicklungsverlauf Wie kommt es zum Stottern? Die Frage nach der Ursache Disponierende Faktoren • genetische Faktoren: familiäre Disposition 0 -2 Jahre 12 – 18 Jahre 3 - 4 Jahre 6 -11 Jahre nach Schulze & Johannsen (Johannsen, H.S. „Stottern bei Kindern“ in: Grohnfeldt (Hrsg.), Lehrbuch der Sprachheilpädagogik. Band 2, 2. Aufl. S. 150) • Sensorische, propriozeptive, auditive Rückmeldung • Sprachentwicklung: eine Untergruppe stotternder Kinder zeigt Auffälligkeiten Wie kommt es zum Stottern? Wie kommt es zum Stottern? Die Frage nach der Ursache Die Frage nach der Ursache Auslösende Faktoren Aufrechterhaltende Faktoren • werden oft von den Eltern als Ursache bezeichnet • sind z.T. vom Stottern unabhängig (Perfektionismus, Überforderung, Stress) • Veränderungen im Umfeld des Kindes (Geburt Geschwister, Unfall etc.) können im Verbund mit disponierenden Faktoren Stottern auslösen, jedoch nicht als einziger Faktor • Traumata, Unfälle etc. können auslösender Faktor sein, jedoch kritische Hinterfragung, ob bei einer Chronifizierung weitere aufrechterhaltende Faktoren bestehen • Kommunikative Stressoren • negative Einstellungen gegenüber seinem Sprechen • unruhiger Tagesablauf, Zeitdruck • Abgrenzung Ursache vs. auslösende Faktoren wichtig für die Elternberatung („Schuldzuweisung“) Wie kommt es zum Stottern? Fallbeispiele Die Frage nach der Ursache Aufrechterhaltende Faktoren • zu hohe Ansprüche an das Kind • gestörte Kommunikation (Unterbrechen, kein aktives Zuhören, kein Blickkontakt) • direkte sprachliche Aufforderungen („sprich langsam“, „erstmal atmen“, „erst denken“) • negative emotionale Reaktionen auf das Stottern, auch tabuisieren „Ich stehe beinahe in allen Fächern schriftlich zwischen sehr gut und gut – aber wegen des Stotterns bekomme ich mündlich so schlechte Noten, dass mein Zeugnisdurchschnitt im unteren Dreierbereich ist.“ „Immer, wenn ich Florian aufrufe, grinst er mich an und antwortet nicht. Demgegenüber ertappe ich ihn oft beim Schwätzen mit dem Nachbarn oder beim Ratschen in der Pause mit Freunden!“ Fallbeispiele Hilfen im Schulalltag Dieser Zustand ist auf Dauer deprimierend und ärgert mich. Ziel: Förderung des Sprechflusses durch & ein positives Gesprächsklima Dieser Zustand ist auf Dauer nervig und ärgert mich! Was kann ich nur tun? & Förderung der Unterrichtsbeteiligung Nachteilsausgleich Fazit: Die Situation jedes betroffenen Schülers ist ein Einzelfall. Jeder benötigt individuelle Unterstützung. Beratungskonzept Informieren • Dienstbesprechungen für Schulleiter, Schulpsychologen und Beratungslehrer • Informationsveranstaltungen an Schulen Beraten • Tandems an Schulberatungsstellen verankert • Vernetzung mit Fachdiensten/Therapeuten Nachteilsausgleich ist möglich Die Gewährung des Nachteilausgleichs setzt einen Antrag der Eltern oder des Schülers voraus. Eine Behinderung muss durch ein ärztliches Attest festgestellt sein Beratungskonzept Begleiten • Einzelfallberatung • Mediation bei Konfliktfällen Prävention • Aufbau von Netzwerken • Bereitstellung von Materialien • Informationen: www.lehrerfortbildungonline.de/stottern