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Das Symposium in Bildern
Das 43. St. Gallen Symposium bef asste sich mit dem T hema «Rewarding Courage». 600
Entscheidungsträger aus Wirtschaf t, Politik, Gesellschaf t und Wissenschaf t sowie 200 Studierenden und
junge Leistungsträger aus über 60 Nationen traf en sich auf dem HSG-Campus. Nachstehend eine Auswahl
von Impressionen.
Christine Lagarde, Direkto rin des Internatio nalen Währungsfo nds (IWF).
.
Bild e r: Hanne s Thalmann
«Rewarding Courage»
Video
Am St. Gallen Symposium 2013 drehte sich alles um «Rewarding Courage». Welche Bedeutung hat Mut in
wirtschaf tsethischer Hinsicht? Wie können Ausbildung und Management verantwortungsvolles Handeln
gezielt f ördern? HSG-Wirtschaf tsethiker Florian Wettstein im Videointerview.
Vid e o : Unive rs ität St.G alle n (HSG )
Interview: Markus Zinsmaier. Kamera: Thomas Karrer.
«You can say you to me»
Das Konzept der Internationalisierung wird viel und kontrovers diskutiert. An einem Ende des Spektrums
wird es als Z auberf ormel eines neuen globalen Traums gef eiert, am anderen als düsteres Schreckbild eines
Identitätsverlusts. Von Ulrike Landf ester
Ze ic hnung : Co rinne Bro mund t
«You can say you to me» – das soll Helmut Kohl einmal zu Ronald Reagan gesagt haben, oder
möglicherweise zu George W. Bush oder zu Bill Clinton und vielleicht sogar zu Margaret T hatcher, so genau
weiss das heute keiner mehr. Auch nicht, ob es nicht etwa gar schon Heinrich Lübke war, der Königin
Elizabeth II. von England dieses grosszügige Angebot unterbreitete. Denkbar wäre natürlich auch, dass Kohl
Reagan gegenüber in einer (seltenen) humoristischen Anwandlung Lübke zitierte, und, f alls Reagan dazu
höf lich gelacht haben sollte, den Ef f ekt dieses Z itats dann auch an Bush, Clinton und T hatcher ausprobiert
hat.
Am wahrscheinlichsten f reilich ist es wohl doch, dass irgendein kreativer Geist dieses Aperçu schlicht
erf unden hat. Aber ob erf unden oder nicht, wirf t dieser Satz ein Schlaglicht darauf , wie Internationalisierung
in der zweiten Hälf te des 20. Jahrhunderts noch gern betrieben wurde: als völlig ungef ilterte Übersetzung
eigener in f remde Kommunikationssysteme in der besten Tradition der europäischen
Kolonialisierungsgeschichte – immerhin hat sich Kolumbus bei seiner Ankunf t in Amerika bekanntlich höchst
verwundert darüber gezeigt, dass die Eingeborenen ein so schlechtes, ja unverständliches Spanisch
sprachen.
Z auberformel und Schreckbild
Heute ist Internationalisierung zu einem Konzept gereif t, das viel und kontrovers diskutiert wird. An einem
Ende des Spektrums wird es als eine Z auberf ormel gef eiert, die den alten amerikanischen Traum vom
Tellerwäscher, der sich zum Millionär hocharbeitet, in einen neuen globalen Traum vom virtuell
herkunf tslosen Erf olgsmigranten transf ormiert, gewissermassen zu einer neuen Variante des gef lügelten
Wortes «ubi bene, ibi patria», wo es gut ist, da ist das Vaterland, wo sich Geld verdienen lässt, ist Heimat.
Am anderen Ende des Spektrums erscheint das Konzept als düsteres Schreckbild eines
kulturellen, wirtschaf tlichen und politischen Identitätsverlusts, einer Auf lösung historisch gewachsener
Werte und Strukturen zugunsten f ormloser Beliebigkeiten, die den immer wieder beschworenen Untergang
des Abendlandes diesmal wirklich eintreten zu lassen droht.
Sowohl Euphorie als auch Angst sind zunächst einmal durchaus berechtigt. Sicher bietet die wachsende
internationale Mobilität von Arbeitskräf ten diesen Verdienstmöglichkeiten, die vielleicht nicht ihre
emotionale, wohl aber ihre praktische Bindung an das ursprüngliche Herkunf tsland schwächen, und ebenso
sicher zeigen die sich häuf enden Integrationskonf likte in den Z ielländern, dass der wirtschaf tlichen
Habenseite dieser Mobilität auf der Sollseite auch steigende Kosten unterschiedlichster Art gegenüber
stehen. Weder Euphorie noch Angst aber werden den gesellschaf tlichen und politischen Herausf orderungen
der Globalisierungsdynamik gerecht: Wie die eine die Gef ahren, so verkennt die andere die schöpf erischen
Potentiale der Auseinandersetzung mit dem Anderen.
Internationalisierung schlechthin gibt es nicht
Auch der noch immer anhaltende Unterhaltungswert des oben zitierten Aperçus verdankt sich einer solchen
Verkennung. Es ist einf ach, sich darüber zu amüsieren, dass ausgerechnet ein Spitzenpolitiker, der sich –
wenn es denn Kohl war – als Architekt eines geeinten Europa verstand, die Du/Sie-Grenze des Deutschen
ungef iltert in eine Sprache übersetzte, die diese Grenze nicht kennt, und sich damit erschreckend
unsensibel f ür die Diversität schon allein des Europäischen zeigte. Weitaus schwieriger dagegen ist es, das
Konzept Internationalisierung positiv zu bestimmen. Die einzige Eigenschaf t nämlich, die ihm unzweif elhaf t
eigen ist, ist die Tatsache, dass es dieInternationalisierung schlechthin nicht gibt. Es gibt nur
Internationalisierungsprozesse unterschiedlichster Art, bei deren Entwicklung und Umsetzung ihre
Handlungsträger im Idealf all immer neu bestimmen, was das globale Gemeinwesen f ördern und wie dessen
gegenüber Europa noch einmal erheblich höhere Diversität f ruchtbar gemacht werden kann, ohne dass es
dabei zu ungef iltert-kolonialistischen Übersetzungen in Kohl/Lübkescher Manier kommt.
Organisation und Pflege des Austauschs
Eine Universität wie die HSG hat sich dieser Herausf orderung in besonderer Weise zu stellen – schon
deshalb, weil sie als Universität in Forschung und Lehre der Integrität wissenschaf tlichen Arbeitens
verpf lichtet ist und damit auch ihre gesamtstrategischen Entscheide in ihr zu verankern hat. In diesem Sinn
beruf t sich ihr Internationalisierungsprozess zuerst einmal auf die konzeptionelle Bedeutung, die dem Wort
«Internationalisierung» in sich bereits eigen ist: «Inter» ist lateinisch f ür «zwischen, in der Mitte von»;
«Nation» stammt vom ebenf alls lateinischen Verb «nasci», «geboren werden», und meint eine Gemeinschaf t
von Menschen derselben Herkunf t. Internationalisierung heisst damit zunächst einmal ganz schlicht die
Organisation und Pf lege des Austauschs zwischen verschiedenen Herkunf tsgemeinschaf ten.
Dabei steht die Universität von vornherein in einem produktiven Spannungsf eld zwischen zwei
verschiedenen Herkunf tsgemeinschaf ten. Da ist zum einen die internationale Gemeinschaf t der
Wirtschaf tsuniversitäten, die Herkunf t nicht national, sondern disziplinär def iniert, inzwischen aber
durchaus auch schon den Anspruch darauf erheben kann, als eine historisch gewachsene Gemeinschaf t
angesehen zu werden. Um ihren Studierenden eine optimale Ausbildung auch f ür den globalen Arbeitsmarkt
gewährleisten und dazu exzellente Lehr- und Forschungskräf te anziehen zu können, muss die HSG sich in
der Spitzengruppe dieser internationalen Gemeinschaf t positionieren. Aus der Sicht auf den
Wettbewerbsdruck, dem sie damit unterliegt, birgt dies zweif ellos die Gef ahr einer weltweiten Monokultur:
Wenn alle Wirtschaf tsuniversitäten nach den gleichen Standards gemessen in denselben Arbeitsgebieten
gleich gut wären, wären sie alle gleich und damit möglicherweise eben gerade zumindest insof ern nicht mehr
gut, als sie keine eindeutigen Alleinstellungsmerkmale mehr besässen.
...sondern in ein Niemandsland
Genau dieser Gef ahr aber begegnet die HSG – wie andere Wirtschaf tsuniversitäten auch – gerade mit ihrer
Internationalisierungsstrategie. Als zwischen-gemeinschaf tliches Projekt verstanden, pf legt diese Strategie
den disziplinären internationalen Austausch auf der Grundlage ihrer eigenen national-regionalen
Herkunf tsgemeinschaf t als dem unveräusserlichen Nährboden ihrer institutionellen Identität. Hier liegen die
kulturellen und politischen Wurzeln dessen, was der HSG im internationalen Vergleich ein unverkennbar
eigenes Prof il gibt; von diesen Wurzeln aus erf orscht und lehrt sie den Umgang mit der Diversität des
Globalen. Internationalisierung ohne das Wissen um die eigene Herkunf t f ührt vielleicht nicht gleich in den
Untergang, sicher aber auch nicht in eine Gemeinschaf t, sondern in ein Niemandsland. Ach ja, und noch
eins: Wir mögen ja vielleicht nicht sicher wissen, wer genau «you can say you to me» gesagt oder erf unden
hat. Was wir aber wissen, ist, dass «ubi bene, ibi patria» aus der im 5. Jahrhundert vor Christus
entstandenen Komödie Der Reichtumdes griechischen Dichters Aristophanes stammt – und dort bitterböse
ironisch gemeint ist.
Ulrike Landfester ist Prorektorin für Internationalisierung und Regionale Verankerung sowie Professorin für
Deutsche Sprache und Literatur.
1, 2, 3… Die HSG in Zahlen
Z ahlen und Fakten zeigen auf einen Blick, was die Universität St.Gallen ist und was sie ausmacht. Wussten
Sie zum Beispiel, dass rund 80 Prozent der Bachelor- und Master-Studierenden an der HSG während ihrer
Studienzeit arbeiten?
Co mb o : Ste p hanie Bränd li, Bild e r: Unive rs ität St.G alle n (HSG )
Wussten Sie, dass…
f ast ein Drittel unserer Studierenden Frauen sind?
die Hälf te unserer Studierenden sich in einem der rund 100 studentischen Vereine und Initiativen
engagiert?
rund 80 Prozent der Bachelor- und Master-Studierenden während ihrer Studienzeit arbeiten?
ein Fünf tel der Studierenden mindestens ein Semester im Ausland verbringt?
die HSG eine Ausländerquote hat und diese 25 Prozent beträgt?
über 21'000 Alumni Mitglieder in einem der 140 Alumni-Clubs sind?
die HSG ihr Z iel, im «European Business Schools Ranking» der «Financial Times» einen Platz in den
Top Ten zu belegen, 2012 erstmals erreichte?
die Forschungsplattf orm Alexandria f reien Z ugang zu über 30'000 Publikationen mit
Forschungsergebnissen gewährt?
jährlich Dutzende externe Veranstaltungen auf dem Campus stattf inden?
die HSG einen Wertschöpf ungsbeitrag von 201 Millionen Franken in die Region Appenzell AR –
St.Gallen – Bodensee leistet?
jede f ünf te Logiernacht in Stadt und Region durch die Universität ausgelöst wird?
pro Tag die Universität 28mal in Medien vertreten ist?
die 41 Institute, Forschungsstellen und Centers sich weitgehend autonom und unternehmerisch
organisieren?
42 Kunstwerke auf dem Campus zu f inden sind? Darunter Giacometti, Richter und Mirò?
Weitere Z ahlen und weitere Fakten entnehmen Sie aus unserer Broschüre «Die HSG im Portrait – Z ahlen
und Fakten». Diese erscheint in den kommenden Wochen. (sb)
Eine Drehscheibe für Innovation
Die Verwaltungsressorts der Universität St.Gallen (HSG) stellen sich vor (7) ‒ In dieser Ausgabe das
Ressort Aussenbeziehungen & Entwicklung.
Ein Semester im Ausland bitte! Wo hin so ll's gehen?
Bild e r: Unive rs ität St.G alle n (HSG )
Das Ressort Aussenbeziehungen & Entwicklung der Univerwaltung umf asst f ünf Bereiche: Netzwerke &
Entwicklung, Student Mobility, Qualitätsentwicklung, Forschungsf örderung und Universitätsf örderung.
Der Bereich Netzwerke & Entwicklung steht f ür den Auf bau strategischer Partnerschaf ten und Netzwerke
sowie die Pf lege systematischer Beziehungen mit seinen Anspruchsgruppen. In den vergangenen zehn
Jahren wurde das Partnernetzwerk von 40 auf über 170 Partneruniversitäten erweitert – hauptsächlich f ür
den Studierendenaustausch. Dabei unterliegt die Auswahl von Partnerschulen einem Monitoring- und
Controlling-Prozess. Gleichzeitig werden durch den Bereich strategische Allianzen und Netzwerke wie CEMS
(T he Global Alliance in Management Education), PIM (Partnership in International Management), APSIA (T he
Association of Prof essional Schools of International Af f airs) und GBSN (Global Business School Network)
in enger Abstimmung mit Abteilungen und Programmleitungen koordiniert und gepf legt. Darüber hinaus
stösst der Bereich als Entwicklungs- und Treiberplattf orm f ür Internationalisierung und regionale
Verankerung ebenf alls universitätsübergreif end neue Produkte und Programme an und setzt diese f ür
Rektorat, Abteilungen und Verwaltung in Gang. Unter anderen ist der Bereich an f olgenden Initiativen
beteiligt: Hub Singapore (SGI – St.Gallen Institute of Management in Asia), Hub São Paulo, Hybrid-Bachelor
und Double Degrees.
Internationalität für die Universität
Der Bereich Student Mobility steht unter der Leitung von Nicole Gsell. Im kommenden akademischen Jahr
2013/14 werden voraussichtlich über 750 HSG-Studierende auf Bachelor- und Master-Stuf e einen
Austausch an einer anderen Universität absolvieren. Das Team koordiniert elf Austausch- und
Doppelabschlussprogramme, CEMS, verschiedene Double Degrees, den Asia Term und den Management in
Europe Term. Die beiden Bereiche Netzwerke & Entwicklung und Student Mobility gingen im Rahmen der
Reorganisation der Verwaltung in 2011 weitgehend aus dem Internationalen Austauschdienst (IAD) hervor.
Sie tragen mit ihren Auf gaben viel zu noch mehr Internationalität auf dem HSG Campus sowie zur
Internationalisierung von Studierenden und Dozierenden bei.
Von Akkreditierungen bis Rankings
Die Rolle der Qualitätsentwicklung drückt sich speziell in den Services im Rahmen von Akkreditierungen,
Audits, Evaluationen und Rankings aus. So leisteten Dr. Peter Lindstrom und Team zuletzt eine erf olgreiche
Vorbereitung und Umsetzung der EQUIS Peer Review. Weitere Vorbereitungen f ür die nächsten strategisch
wichtigen Akkreditierungen AACSB und OAQ stehen in Kürze an. Gleichzeitig lauf en semesterweise
systematische Lehrevaluationen auf allen Ebenen, die ebenso entsprechender Planung und Umsetzung
bedürf en.
Das Ansehen von Universitäten wird auch zunehmend von internationalen Rankings beeinf lusst.
Entsprechend leistet die Qualitätsentwicklung wichtige Unterstützung zum Beispiel in der Auswahl von
Rankings, in der Datenauf bereitung und in der Abwicklung von Ranking-Teilnahmen. Qualitätsentwicklung
f ührt generell nur dann zu bedeutenden Veränderungen, wenn sie als integraler Bestandteil der Auf gaben
und Verantwortungen der Mitglieder und Organe der Universität wahrgenommen und umgesetzt wird.
Mehr Mittel für Grundlagenforschung
Die ehemaligen Forschungsdienste heissen neu Forschungsf örderung. Mit der Umbenennung will der
Bereich von Dr. Stef an Graf eine verstärkte Supportf unktion und den erweiterten Auf gabenkatalog
signalisieren. Im Z entrum steht die Unterstützung der HSG-Forschenden mit dem Z iel einer vermehrten
beziehungsweise erf olgreicheren Drittmittelakquise in der Grundlagenf orschung. So wurden die Mittel f ür
den Grundlagen- und Forschungsf ond seitens HSG auf drei Millionen Franken f ast verdreif acht und wollen
entsprechend über die Forschungskommission vor dem Hintergrund steigender Gesuchszahlen koordiniert
werden. Des Weiteren soll verstärkt Augenmerk auf die Beratung in der Antragsstellung gelegt werden,
damit unsere Forschenden noch erf olgreicher in der Drittmittelakquise werden können. Generell nimmt der
Wettbewerb um internationale Fördermittel f ür die Forschung deutlich zu. Daneben organisiert die
Forschungsf örderung im Rahmen CRUS-Doktoratsprogramme eine Summer School (SSERM), die im Juni
2013 erstmals stattf indet (siehe Beitrag in der Rubrik «Campus, Forschung» dieser Ausgabe.)
Wichtig im universitären Wettbewerb
Der jüngste Bereich ist die Universitätsf örderung. Damit ist dieser Bereich nicht weniger wichtig, im
Gegenteil ‒ ihm kommt im Rahmen der Diskussion um Drittmittel im Wettbewerb von Universitäten eine
ausserordentlich wichtige Rolle zu. Drittmittel, Sponsoring oder Spenden an Universitäten dienen f ast immer
einem bestimmten Z weck. Dr. Michael Lorz leitet die Universitätsf örderung an der HSG. Sein strategisches
Z iel ist erstens die Förderung des HSG-Denkplatzes zum Beispiel in Forschung, extracurricularen
Aktivitäten und Internationalisierung. Z weites Z iel ist die Förderung des HSG Campus mit Add-onInf rastruktur, Kunst und Services. Z uletzt konnte seitens der Universitätsf örderung die Anbahnung und
Umsetzung des Gebäudes an der Tellstrasse 2 sowie HSG Stif tung erf olgreich unterstützt werden.
Das Ressort Aussenbeziehungen & Entwicklung ist eng mit dem Rektorat und den Delegierten des Rektors
verbunden. Als Service- und Supportplattf orm dient es universitätsübergreif end dem Rektorat, den
Abteilungen, den Instituten und der Verwaltung. Es erschliesst als Entwicklungs- und
Innovationsdrehscheibe die Nutzenpotenziale der Internationalisierung f ür die Region und stimuliert den
HSG Denkplatz und Campus 2020 im Rahmen unserer Vision 2020.
Jürgen Brücker (Leiter Ressort Aussenbeziehungen & Entwicklung) und Sybille Carnier
Die Vielseitigkeit in Person
Emeritierung
Mit Prof . Dr. Dr. h.c. Gebhard Kirchgässner wird einer der prof iliertesten und erf olgreichsten
Wirtschaf tswissenschaf tler der Schweiz emeritiert.
Bild : Hanne s Thalmann
Gebhard Kirchgässner – mo ralische Instanz und Brückenbauer zwischen den verschiedenen Strö mungen der Öko no mie.
«On Minimal Morals», «Econometric Estimates of Deterrence of the Death Penalty: Facts or Ideology?»,
«Introduction to Modern Time Series Analysis», «T he Ef f ect of Direct Democracy on Income Redistribution:
Evidence f or Switzerland», und «Kaderschmieden der Wirtschaf t und/oder Universitäten? Der Auf trag der
Wirtschaf tsuniversitäten und -f akultäten im 21. Jahrhundert». Die schwindelerregende Breite der von
Gebhard Kirchgässner in Forschung und Lehre abgedeckten T hemen stellte die School und die
verantwortliche Dekanin vor ein unlösbares Problem. Es hätte mindestens drei Wissenschaf tler gebraucht,
um die Lücken zu schliessen. Selbst in Z eiten ohne Budgetkürzungen ein f rommer Wunsch.
Mit Gebhard Kirchgässner wird nicht nur die Vielseitigkeit in Person emeritiert, sondern auch eine moralische
Instanz und ein Brückenbauer zwischen verschiedenen Strömungen der Ökonomie, zwischen T heorie und
Praxis. Vor allem aber ein brillanter Volkswirt, hochgeschätzter Kollege und Freund.
Vertreter einer modernen Generation
Gebhard Kirchgässner studierte und promovierte an der Universität Konstanz. Nach seiner Habilitation an
der Universität Konstanz und der ET H Z ürich wirkte er als Oberassistent an der ET HZ bevor er 1985 als
ordentlicher Prof essor f ür Finanzwissenschaf t an die Universität Osnabrück beruf en wurde. Trotz seines –
aus heutiger Perspektive – eher traditionellen Werdegangs: Mit Gebhard Kirchgässner kam 1992 ein
Vertreter der modernen Generation von Volkswirtschaf tsprof essoren – f orschungsorientiert und
international vernetzt – an die HSG. Z usammen mit seinem Kollegen Heinz Hauser leitete er die
Modernisierung der volkswirtschaf tlichen Abteilung ein und legte so die Grundlage der Erf olge der School in
Forschung, Lehre und Wirtschaf tspolitischem Engagement.
In der Lehre ist Gebhard Kirchgässner kein Entertainer, er glänzt vielmehr durch Tief gang und ein enormes
Wissen auch in anderen Disziplinen, insbesondere der Philosophie und der Wissenschaf tstheorie. Für die
SEPS ist er ein wichtiges Bindeglied zwischen den beiden Disziplinen Volkswirtschaf tslehre und
Politikwissenschaf t. Gebhard prägte den Kontext lange bevor es das Kontextstudium an der HSG gab.
Gebhard Kirchgässner gehört seit Jahren zu den prof iliertesten und erf olgreichsten
Wirtschaf tswissenschaf tlern der Schweiz, was sich in mehr als 130 Auf sätzen in Fachzeitschrif ten
(darunter auch in internationalen Top-Journals), sowie zahlreichen weiteren Publikationen zeigt. Dabei
schreibt er nicht nur f ür seine Forscherkolleginnen, sondern auch f ür Studierende, Politiker und die
Allgemeinheit.
Die Schweiz als Labor
Die neue politische Ökonomie, die angewandte Ökonometrie, vor allem aber die Finanzwissenschaf t mit all
ihren Facetten gehören zu seinen Hauptf orschungsgebieten. Gebhard Kirchgässner ist einer der Väter der
empirischen Forschung zu Föderalismus und Fiskalpolitik. Die Schweiz mit ihren dezentralen
Entscheidungsstrukturen und der Vielf alt politischer Systeme diente ihm dabei als Labor. Viele seiner
Doktorand(inn)en, die ihn bei diesen Arbeiten begleiteten, sind heute selber erf olgreich in Forschung und
Wirtschaf tspolitischer Beratung im In- und Ausland tätig. So ist Gebhard sozusagen der akademische Vater
von Frau Merkels Schuldenbremse(r).
A propos Schweiz: «Wie viel Schweiz muss in einem Produkt drin stecken, damit Schweiz drauf stehen
darf ?» f ragte sich das Parlament kürzlich im Rahmen der Swissness-Vorlage. Obwohl erst vor wenigen
Jahren eingebürgert, steckt bei Gebhard Kirchgässner sehr viel Schweiz drin; seine lokale Verankerung ist
beispielhaf t. In seiner Wohngemeinde engagiert er sich in der Geschäf tsprüf ungskommission, er nahm
unzählige politische Beratungsmandate f ür die Eidgenossenschaf t wahr und präsidierte bis 2007 die
eidgenössische Kommission f ür Konjunkturf ragen.
Spricht auch unangenehme Wahrheiten aus
Eine Würdigung von Gebhard Kirchgässner wäre unvollständig ohne einige Worte zu seiner Persönlichkeit.
Z wei – nur auf den ersten Blick altmodische – Eigenschaf ten kommen mir dabei in den Sinn: Treue und
Ehrlichkeit. Was Gebhard Kirchgässner sagt, meint er auch. Das ist natürlich ausgesprochen angenehm.
Allerdings: Was er meint, sagt er auch. Das ist dann nicht immer so gemütlich, weil Gebhard auch
unangenehme Wahrheiten ausspricht wenn es der Sache dient. Gebhard war eine der wichtigen Stimmen im
Senat, die daf ür sorgten, dass das Gremium nicht zur Kusch(el)ecke wird.
Wer von Gebhard einen Rat erhält, tut gut daran, ihn zu bef olgen. Oder aber sich genau und ehrlich zu
überlegen, weshalb man seinen Rat nicht bef olgen möchte. Gebhards Prinzipientreue und Auf richtigkeit sind
in unserer Z eit geradezu hochmodern.
Im Verlauf e seiner Forschertätigkeit erhielt Gebhard Kirchgässner zahlreiche Preise und Ehrungen. Die
wichtigste Auszeichnung: Das Ehrendoktorat der Universität Freiburg im Uechtland im Jahre 2011. Hoch
verdient, wie wir f inden. Einen Ehrenplatz wird Gebhard in der School ohnehin erhalten. Allerdings hof f en wir,
dass er uns als Sparringpartner und Lehrer noch lange erhalten bleibt. Als Freund sowieso.
Prof. Dr. Monika Bütler, Dean der School of Economics and Political Science (SEPS-HSG)
Abschiedsvorlesungvon Prof. Dr. Dr. h.c. Gebhard Kirchgässner: «Information und/oder Ideologie: Zur
Politischen Ökonomie der wirtschaftspolitischen Beratung», Dienstag, 14. Mai 2013, 18.15 Uhr, Raum 09-010
(Audimax).
Der «global Player» wird emeritiert
Emeritierung
Prof . Dr. Martin Hilb verkörpert par excellence den anwendungsorientiert-unternehmerischen HSGProf essor sowie die seltene Spezies eines Appenzeller Glocalpreneurs.
Martin Hilb ‒ einer der wichtigsten Pro mo to ren der Diversität in der Praxis an der HSG.
Bild : Hanne s Thalmann
Martin Hilb ist der Universität St.Gallen seit seinem Studienbeginn 1969 verbunden, davon über 30 Jahre als
Dozent und Prof essor. Er darf f ür sich in Anspruch nehmen, die weichen Seiten des Managements an der
HSG in T heorie und Praxis massgeblich geprägt zu haben. Für seine Arbeit im Bereich Corporate
Governance ist er weit über die Grenzen der Schweiz bekannt.
Integrierte Corporate Governance
So wurde Martin Hilbs Expertise im Jahr 2010 in den USA als zweiter Wissenschaf tler von der International
Academy of Quality mit einer Goldmedaille «… f or exceptional contributions to the principles and practice
of quality in governance» ausgezeichnet.
Seit etwa 15 Jahren engagiert er sich primär im Bereich Corporate Governance. Als HR-Experte brachte er
eine neue Perspektive in die Corporate-Governance-Betrachtung ein und agierte in einem Gestaltungs- und
Controlling-Team. Mit einer selbst entwickelten Methodik f ührte Martin Hilb hierzu systematische Corporate
Governance Audits durch und begleitete Unternehmen sowie staatliche Organisationen weltweit bei der
Verbesserung der humanen und organisatorischen Aspekte ihrer Boards.
Sein Engagement in der Praxis manif estiert sich in zahlreichen Tagungen und Beratungstätigkeiten. Martin
Hilb f ührte beispielsweise seit 1994 jährlich zwölf Tagungen f ür Präsidenten, Delegierte und Mitglieder von
Verwaltungsräten unterschiedlicher Branchen durch.
Seine Publikationen zu Corporate Governance decken T hemengebiete wie zum Beispiel «Integrierte
Corporate Governance», «Corporate Governance im Praxistest» und «Wirksame Führung und Auf sicht von
öf f entlichen Unternehmen (New Public Corporate Governance)» ab. Z u jedem dieser Gebiete hat er
wesentliche Beiträge in der T heorie als auch in der Praxis geleistet. In seinen Werken verwendet er stets
eine eigene Kreation von einprägsamen Begrif f en wie beispielsweise Glocalpreneur. Seine Beiträge zu
eine eigene Kreation von einprägsamen Begrif f en wie beispielsweise Glocalpreneur. Seine Beiträge zu
Corporate Governance wurden bereits in verschiedenen Sprachen übersetzt, so in Englisch, Spanisch,
Portugiesisch, Französisch, Russisch, Japanisch, Chinesisch und Vietnamesisch.
Der Tausendsassa
Eine Besonderheit von Martin Hilb ist sein hohes und vielseitiges Engagement. So f orschte er unter
anderem an der UBC in Vancouver und an der MGSM in Sydney. Z usätzlich lehrte er an mehreren
internationalen Universitäten, unter anderen an der University of Dallas/Texas, der SMU in Singapur und am
EIASM in Brüssel. Martin Hilb verf ügt über Praxiserf ahrung in rund 60 Ländern, zunächst bei Nestlé SA in
Vevey, Martin & Co in Berlin, bei Schering-Plough als Personalentwickler und schliesslich als
Personaldirektor bei Essex Chemie AG. Seitdem agiert er global als der Experte im Bereich des Board- und
HR-Managements.
Neben seiner internationalen Aktivität engagierte er sich mit Herzblut an der HSG in Forschung und Lehre
sowie in verschiedensten Funktionen und Gremien. Wenn man Martin Hilb in diesen verschiedenen
Umf eldern erlebt, spürt man seine wache und motivierende Präsenz, wie stark ihm an der Sache gelegen ist
und wie unkompliziert und menschlich er sich f ür die HSG einsetzt.
Darüber hinaus gehört er zu den wichtigsten Promotoren der Diversität in der Praxis an der HSG.
Bemerkenswert ist auch seine jahrelange Z usammenarbeit mit Prof . Dr. Nils Jent und Joachim Schoss f ür
das Center f or Disability and Integration (CDI-HSG) an unserer Universität. Des Weiteren engagiert er sich
besonders wirkungsvoll f ür Diversität in der Praxis mit Hilf e der drei Pools am I.FPM: Female Board Pool,
VEP Pool (f or Very Experienced People) und DisAbled People Pool.
Der Netzwerker
Martin Hilb ist ein Netzwerker, der seinesgleichen sucht. Durch seine erf olgreiche Arbeit mit Mitgliedern von
Verwaltungsräten, Geschäf tsf ührungen, Unternehmern, CEOs und Politikern hat er ein globales Netzwerk
auf gebaut, das einzigartig ist. Kaum jemand hat es wie er geschaf f t, ein so enges, hochrangiges und
engagiertes Netzwerk auf zubauen und mit seinen Ideen und Erkenntnissen zu bereichern. Dies bezieht sich
nicht nur auf die Schweiz, sondern erstreckt sich über mehr als 50 Länder. Das Netzwerk lebt durch und um
Martin Hilb und wird mit ihm über die Emeritierung hinaus noch lange verbunden sein.
Martin Hilb verkörpert also par excellence den anwendungsorientiert-unternehmerischen HSG-Prof essor
sowie die seltene Spezies eines Appenzeller Glocalpreneurs. Sein einzigartiges Wesen wird die HSG und
insbesondere das I.FPM missen.
Heike Bruch, Professorin für Leadership und Direktorin am Institut für Führung und Personalmanagement
(I.FPM)
Abschiedsvorlesungvon Prof. Dr. Martin Hilb: «Zur Corporate Governance in der Schweiz nach der
Finanzkrise», Dienstag, 21. Mai 2013, 18.15 Uhr, Raum 09-010 (Audimax).
Auszeichungen, Ehrungen, Preise
In dieser Rubrik f inden sich Nachrichten und Neuigkeiten zu Personen der Universität St.Gallen und aus
ihrem Umf eld, die eine besondere Erwähnung verdienen.
Prof. Dr. Christine Benesch
Prof. Dr. Matthias Brauer
Prof . Dr. Christine
Matthias Brauer,
Benesch wurde
Prof essor am If B-
zusammen mit Prof .
HSG, hat Ruf e an die
Lorenzo Camponovo,
Universität Luxemburg
Ph.D.,
auf eine Prof essur
f ür Strategie und an
die Universität
Mannheim auf eine
(W3-)Prof essur f ür
Strategisches und
Assistenzprof essoren der SEPS, an der Konf erenz
der SEPS im November 2012 der Teaching Award
Internationales
Management erhalten.
des Department of Economics verliehen. Der
abteilungsinterne Preis wird jährlich f ür sehr gute
Leistungen in der Lehre vergeben.
Stefanie Lena Heinzle
Prof. Dr. Michael Lechner
Stef anie Lena Heinzle
Michael Lechner,
(IWÖ-HSG) hat den
Prof essor f ür
Spezialpreis im
empirische
Rahmen der
Wirtschaf tsf orschung
Vorarlberger
und Ökonometrie, hat
Wissenschaf tspreise
f ür seine
2013 erhalten. Die
herausragenden
Ergebnisse ihrer
Leistungen den
Dissertation wurden
Forschungspreis 2012
in mehreren
der School of
Fachzeitschrif ten
Economics and
veröf f entlicht. Unter anderem hat ihre
Political Science (SEPS-HSG) gewonnen.
Untersuchung der Wirksamkeit einer geplanten
Novelle des EU-Energieef f izienz-Labels dazu
beigetragen, dass ein ursprünglich geplanter
Entwurf der Europäischen Kommission nochmals
zur Überarbeitung zurückgezogen wurde.
Prof. Dr. Miriam Meckel
Giovanni Mellace, Ph.D.
Der Bundesrat
At the Fif th Italian
entschied sich im
Congress of
vergangenen Jahr f ür
Econometrics and
die Gründung einer
Empirical Economics,
Medienkommission.
held in Genoa in
Aktueller Anlass war
January 2013,
die Debatte um die
Giovanni Mellace
Rolle des öf f entlichen
(SEPS-HSG) won the
Rundf unks im
labour prize f or his
Internet. Die
joint paper with Martin
Z eitungsverleger und
Huber "Relaxing
die SRG f anden in dieser Frage keine gemeinsame
monotonicity in the identif ication of local average
Basis, und der Bundesrat tat sich schwer damit,
treatment ef f ects". T he labour prize is awarded
einen klaren Entscheid zu f ällen. Nun stehen die 13
biannually to the best paper in T heoretical or
Mitglieder der neuen Eidgenössischen
Applied Microeconometrics written by young
Medienkommission f est. Z u ihnen gehört Miriam
scientists who have completed their Ph.D. less than
Meckel, Prof essorin f ür Corporate Communication
4 years bef ore.
an der HSG.
Prof. Dr. Winfried Ruigrok
Prof. Dr. Robert Winter
Die OSEC (Of f ice
Robert Winter (IWI-
Suisse d’Expansion
HSG) ist per 1. März
Commerciale) f ördert
2013 f ür zunächst
die Aussenwirtschaf t
drei Jahre als Vice
der Schweiz und von
Editor-in-Chief der
Liechtenstein. Jährlich
Z eitschrif t «Business
vergibt sie den
& Inf ormation
Export-Award, der an
Systems Engineering»
Unternehmen geht,
(BISE) gewählt
die Besonderes im
worden. BISE
Exportgeschäf t
erscheint im 55. Jahr
geleistet haben. Z u den Jurymitgliedern f ür den
in je einer englischen und deutschen Ausgabe
Award gehört neu auch Winf ried Ruigrok,
(unter dem deutschen Titel
Prof essor f ür internationales Management und
«Wirtschaf tsinf ormatik»). In Jourqual 2.1 wurde
Dean der ES-HSG.
BISE als beste deutschsprachige wissenschaf tliche
Z eitschrif t der gesamten BWL eingestuf t.
Den Weg zur Wissenschaftskarriere gemeinsam gehen
Portrait
Die erste Tenure-Track-Prof essur an einer juristischen Fakultät im deutschsprachigen Raum besetzte Anne
van Aaken an der HSG. Während dieser sechs Jahre f ührte sie gemeinsam mit Kollegen der Law School die
«Law and Economics»-Studiengänge an die Spitze gleichnamiger Studienf ächer in der Schweiz.
Bild : Hanne s Thalmann
Anne van Aaken: «Ich mö chte Ideen entwickeln und meine Resso urcen nicht mit der Vertretung vo n Interessen binden.»
Anne van Aaken ist inzwischen Ordentliche Prof essorin f ür Law and Economics, Rechtstheorie, Völker- und
Europarecht an der Universität St.Gallen. Der Traum eines eigenen Lehrstuhls, der sie 2006 von ihrer
Geburtsstadt Bonn nach St.Gallen f ührte, ging im Dezember 2012 nach Beendigung ihrer Tenure-TrackProf essur in Erf üllung.
Tenure Track – US-Modell schweizerisch umgesetzt
Während in Europa ausgezeichnete promovierte Nachwuchswissenschaf tler of tmals über Jahre hinweg auf
bef risteten Stellen im akademischen Mittelbau die Hochschullehre und -f orschung sicherstellen, binden die
US-amerikanischen Universitäten ihre Talente unter anderem über Tenure Track. Die Tenure-TrackProf essur bietet nach einer bef risteten Bewährungszeit, in der die jungen Wissenschaf tler als
Assistenzprof essoren angestellt sind, die Chance auf eine Lebenszeitprof essur. Die Finanzierung eines
solchen Pilotprojektes an der Universität St.Gallen hat die Max Schmidheiny-Stif tung übernommen, die sich
damit erneut in beträchtlichem Masse f ür die Universität engagierte.
Die Brüder Dr. T homas und Dr. Stephan Schmidheiny stif teten 2006 über die von ihrem Vater Max
Schmidheiny in den 1970er-Jahren gegründete Stif tung der HSG die «Max Schmidheiny-Stif tungsprof essur
f ür Unternehmertum und Risiko». Diese setzte sich aus Anne van Aakens «Max Schmidheiny-Tenure-TrackProf essur f ür Law and Economics» sowie einer «Max Schmidheiny-Gastprof essur f ür Unternehmertum und
Risiko» zusammen. «Das Z iel, einst f ormuliert von Altrektor Ernst Mohr und Peter Nobel, Rechtsprof essor
wie auch Wirtschaf tsanwalt, dem St.Galler ‹Law and Economics›-Programm schweiz- und weltweit
Strahlkraf t zu verleihen ist gelungen und nicht zuletzt durch Anne van Aakens Einsatz», erzählt Andreas
Kirchschläger, Delegierter der Max Schmidheiny-Stif tung. Anne van Aaken habe Gastprof essoren
angesehener juristischer Fakultäten – unter anderem von der Yale und der Stanf ord University – an der
HSG engagiert und die Universität so zum Anziehungspunkt f ür Jurastudierende mit ökonomischem
Sachverstand gemacht. «Das Projekt hat insbesondere T homas Schmidheiny und mir persönlich Freude
bereitet. Allem voran mitzuverf olgen, wie sich Anne van Aaken in der rechtswissenschaf tlichen Scientif ic
Community etabliert. Wir können uns vorstellen – vorausgesetzt das T hema ist innovativ, passt zum Geist
unserer Stif tung und bringt die HSG voran – auch in Z ukunf t gute Ideen an der Universität St.Gallen zu
f ördern.»
Anne van Aaken selbst spricht ebenf alls sehr positiv über diese Kooperation: «Ich habe ausschliesslich
Unterstützung seitens der Stif tung erf ahren, nie aber ein Eingreif en in mein Tun. Unsere Studierenden
können bis 2014 noch drei weitere hochkarätige Gastprof essoren f ür je ein halbes Jahr erleben, dank der
Begeisterungsf ähigkeit der Stif tung f ür gute Ideen und die HSG».
Ähnlich wie die Max Schmidheiny-Stif tung, die sich als Förderer einer f reiheitlichen Wirtschaf ts- und
Gesellschaf tsordnung versteht, setzt sich auch Prof essor van Aaken mit den Errungenschaf ten einer
f reiheitlichen Gesellschaf t – Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechten – auseinander und geht
der Frage nach, inwief ern das Recht soziale Probleme zu lösen vermag mit einem Fokus auf «evidence
based law», einem f aktenbasierten Verständnis der Rechtswirklichkeit.
Stets die wissenschaftliche Laufbahn vor Augen
Die Beschäf tigung mit der idealen Ordnung einer Gesellschaf t gilt neben dem Völkerrecht auch als ihr
Spezialgebiet und veranlasste sie, nach einem abgeschlossenen Studium der Journalistik und
Volkswirtschaf tslehre an der Universität Fribourg im Jahr 1992 Rechtswissenschaf t an der LMU München zu
studieren. Im Anschluss an ihr erstes juristisches Staatsexamen 1997 arbeitete sie an ihrer Dissertation
zum T hema «Rational-Choice in der Rechtswissenschaf t. Z um Stellenwert der ökonomischen T heorie im
Recht» an der Europa Universität Viadrina in Frankf urt (Oder) und wurde 2001 promoviert. Während dieser
Z eit war sie als Visiting Scholar an den juristischen Fakultäten der Universitäten Berkeley und Yale sowie als
Assistentin am Lehrstuhl f ür Wirtschaf tspolitik an der Universität Fribourg tätig. Anschliessend arbeitete
Anne van Aaken bis 2003 als wissenschaf tliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof essor Christian Kirchner,
Ehrendoktor HSG, an der Humboldt-Universität zu Berlin. Während dieser Z eit absolvierte sie ebenf alls ihr
Ref erendariat am Berliner Kammergericht sowie ihr zweites Staatsexamen. Seit 2003 ist sie als
Rechtsanwältin beim Landgericht Bonn zugelassen. «Ausschliesslich als Anwältin tätig sein, wollte ich aber
zu keiner Z eit: Ich möchte Ideen entwickeln und meine Ressourcen nicht mit der Vertretung von Interessen
binden», verrät Anne van Aaken.
«Welche Uni könnte schöner gelegen sein?»
Nach ihrer Z eit in Berlin wechselte sie als wissenschaf tliche Ref erentin ans Max-Planck-Institut f ür
ausländisches öf f entliches Recht und Völkerrecht nach Heidelberg. Z wei Jahre später, im Sommer 2005, hat
sie ihre T ätigkeit am interdisziplinären Max-Planck-Institut zur Erf orschung von Gemeinschaf tsgütern in
Bonn auf genommen, bevor sie bereits ein Jahr später die «Max Schmidheiny-Tenure-Track-Prof essur f ür
Law and Economics» in St.Gallen annahm. «Dieses attraktive Angebot f ührte mich zurück in die Schweiz»,
sie schaut zuf rieden zum Fenster ihres Arbeitszimmers, den Blick auf das Alpsteingebirge gerichtet «und ich
f ühle mich wohl in St.Gallen, vor allem da die Interdisziplinarität sowie Internationalität der HSG genau
meinen Vorstellungen entsprechen und zudem: Welche Uni könnte schöner gelegen sein als unsere?»
2012 habilitierte Anne van Aaken an der Universität Osnabrück und ist seit dem 1. Dezember 2012 Ordinaria
an der Universität St.Gallen. Ihre Forschung zum internationalen Wirtschaf tsrecht und der ökonomischen
T heorie des Völkerrechts ist anerkannt: Sie ist Vizepräsidentin der «European Association of Law and
Economics», im Vorstand der «European Society of International Law» und Präsidentin des Programmatic
Steering Boards des Hague Institutes f or Internationalisation of Law (Hiil). Im Jahr 2010/2011 war sie zudem
Fellow am renommierten Wissenschaf tskolleg zu Berlin. Nebst der rechtswissenschaf tlichen Forschung legt
sie ebenf alls grossen Wert auf die Lehre und möchte ihren Studierenden stets die interdisziplinäre rechtswie auch wirtschaf tswissenschaf tliche Betrachtung nahebringen. Die Evaluationsdaten der «Law and
Economics»-Programme der HSG geben ihrem bisherigen Handeln und dem ihrer Kollegen recht, so sind
deren Absolventen bei den grossen schweizerischen Kanzleien durchweg gef ragt.
Susan Schellknecht
Im Andenken an Philipp Guthof
Nachruf
Am Osterwochendende 2013 haben wir plötzlich und unerwartet mit Philipp Guthof einen lieben Kollegen,
guten Freund und brillanten Mitarbeiter verloren.
Philipp Guthof stand mit 46 Jahren in der Blüte seines
beruf lichen Schaf f ens. Er war seit Oktober 2008 eine zentrale
Stütze des Bereichs «Custom Programs» an der Executive
School. Gemeinsam entwickelten und realisierten wir
massgeschneiderte Weiterbildungsprogramme f ür
Führungskräf te lokaler, nationaler und internationaler
Firmenkunden und Organisationen.
Wir haben in den gemeinsamen viereinhalb Jahren bewegte
Z eiten erlebt, viele Erf olge, aber auch einige Rückschläge.
Diese Erf ahrungen und der gemeinsame Entwicklungsweg haben uns als Team an der Executive School
zusammengeschweisst. Wir haben viel gelernt und viel gelacht. Philipp war nicht nur ein toller Arbeitskollege,
auf den man sich hundertprozentig verlassen konnte, sondern auch ein lieber Freund.
Philipps Fähigkeiten und Kompetenzen kamen in dieser Auf gabe voll zum Tragen. Es galt, Firmenkunden zu
gewinnen, ihre Bedürf nisse zu erf assen, innovative Lernarchitekturen zu entwickeln, unsere Prof essorinnen
und Prof essoren daf ür zu begeistern und die Programme mit den Kunden so umzusetzen, dass eine echte
Wirkung und Veränderung im Unternehmen und bei den Führungskräf ten resultierte. Er brachte die
Führungserf ahrung eines CEO mit, die Methodenkompetenz eines Strategieberaters, als Doktor des Institut
f ür Betriebswirtschaf t die HSG-DNA sowie den Mut und die Energie eines Unternehmers.
Er pf legte mit viel Energie seinen Freundes- und sein Bekanntenkreis und sein beruf liches Netzwerk. Ein
ganz wesentlicher Teil von Philipps Netzwerk waren die HSG Alumni. Unsere Alma Mater war ihm so wichtig,
dass er sich in ganz ausserordentlicher Weise f ür sie engagierte. So übernahm er Ende 2008 in
wirtschaf tlich sehr schwierigen Z eiten die Verantwortung f ür die Alumni-Konf erenz 2010. Wie konnte es
anders sein: Die Konf erenz in Montreux wurde ein voller Erf olg, ein strahlender Event.
So traurig sein Tod ist, es wäre nicht in seinem Sinn, dass wir in Gram versinken. Philipp Guthof wird uns mit
seinem Humor und liebevollen Wesen, gepaart mit seiner Energie und seinem Engagement auch in Z ukunf t
inspirieren und in unserem Herzen sein.
Dr. Markus Frank, Executive Director, Executive School of Management, Technology and Law (ES-HSG)
Mit der Ego-Marke zum erfolgreichen Selbst-Marketing
Soziale Medien bef inden sich in der Anf angsphase und erf ahren ein enormes Nutzerwachstum. Über das
Potenzial von Social Media, wie man es f ür die strategische Kommunikation nutzt und welche Rolle es bei
der beruf lichen Karriere spielt: Ein Interview mit Prof . Dr. Christian Pieter Hof f mann, Assistenzprof essor f ür
Kommunikationsmanagement am MCM-HSG.
Bild : Hanne s Thalmann
Christian Pieter Ho ffmann: «Der blinde Wettlauf um Fans o der ‹Gefällt mir›-Angaben ist nicht zielführend.»
Herr Hoffmann, können Sie sich erinnern, wann Sie das erste Mal Social Media genutzt haben?
Christian Pieter Hoffmann:Das waren Blogs zu meiner Studentenzeit. Z u Beginn habe ich Blogs nur
gelesen, irgendwann habe ich dann selbst begonnen, über gesellschaf tliche und politische T hemen zu
schreiben. Blogs boten eine neue Möglichkeit, Meinungen und Analysen unabhängig von den Medien zu
veröf f entlichen. Diese Freiheit, etwas zu schreiben und zu veröf f entlichen, ohne die Abhängigkeit von einer
Redaktion und ohne Vorgaben, verlieh den Blogs einen grossen Auf schwung. Inzwischen haben sich viele
Blogs prof essionalisiert – Laien wandern dagegen stärker auf andere Plattf ormen ab.
Gibt es Qualitätsansprüche bei sozialen Netzwerken?
Hoffmann:Ja sicher, und in gewisser Hinsicht sind sie höher, als bei den klassischen Medien. Qualität ist die
inhaltliche und zeitliche Passgenauigkeit zu den Bedürf nissen einer Z ielgruppe. Neuen Medien erlauben
einen ständigen Abstimmungsprozess über das, was uns interessiert und unterhält. Im Internet macht die
Qualitätskontrolle also der Abnehmer, indem er entscheidet, was angeschaut, beurteilt, kommentiert und
geteilt wird – und was nicht. Die Masse der im Internet veröf f entlichten Inhalte verschärf t die
Auf merksamkeitsökonomie. Das heisst: Auf merksamkeit wird relativ zum verf ügbaren Content immer
knapper. Umso wichtiger wird die Frage: Wo investiere ich meine Auf merksamkeit? Es herrscht ein äusserst
scharf er Qualitätswettbewerb.
Wie bewusst ist Social-Media-Nutzern die Leserschaft?
Hoffmann:Jeder der Social Media aktiv nutzt überlegt sich, wer sein Publikum ist und was er mit dem
veröf f entlichen Inhalt erreichen möchte. Das gilt auch f ür private Nutzer. Manchmal unterliegt man aber dem
Irrtum, dass sich der Adressatenkreis auf die bewusst ausgewählten «Freunde» oder Follower begrenzt.
Durch Weiterleitungen und Empf ehlungen kann der Leserkreis jedoch weit grösser sein. Die ganze
potentielle Reichweite ist weniger im Bewusstsein vieler Nutzer.
Aber auch das bewusst adressierte Publikum entwickelt sich in der Regel mit der persönlichen Entwicklung
und dem individuellen Werdegang. In der Schülerzeit ist der Ref erenzkreis noch die Familie und Freunde. Mit
der weiteren Ausbildung wächst auch der Beziehungskreis und im Beruf wird er nochmals ein gutes Stück
grösser. Der Ref erenzkreis einer Person wächst und damit wird ihr Publikum heterogener.
Besteht die Gefahr, dass bei Social Media die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Bereich verwischt
oder durchlässig wird?
Hoffmann:Das ist bestimmt so. Die Verschmelzung der Sphären lässt sich noch dadurch etwas moderieren,
dass die persönliche Kommunikation eher auf ein privat orientiertes oder eher auf ein beruf lich orientiertes
Netzwerk ausgerichtet wird. Je nachdem werden etwas unterschiedliche Kommunikationsstrategien und stile gewählt. Meist lässt sich aber auch das nicht klar trennen, denn die Nutzer sind letztlich unter ihrer
«Namensmarke» präsent. Wer eine Person googelt erhält ein Gesamtbild, das die private und
prof essionelle Kommunikation umf asst. Am Ende muss also jeder Nutzer ein stimmiges Gesamtbild
abgeben, das f ür alle Z ielgruppen gleichermassen interessant und attraktiv ist. Das ist durchaus eine
Herausf orderung.
Wird man als Nutzer von Social Media in eine Rolle gezwängt?
Hoffmann:Es gibt die Hypothese, wonach soziale Medien dazu f ühren, dass Unternehmen authentischer
auf treten müssen. Nur so können sich Unternehmen auf Augenhöhe mit ihren Communities und Netzwerken
austauschen. Meine Gegenhypothese dazu lautet: Die Menschen werden in ihrer Aussenkommunikation
immer unauthentischer, weil man sich immer mehr Gedanken darüber machen muss, wer die eigenen
Beiträge sehen kann. Neue Studien zeigen, dass in sozialen Medien bevorzugt positive Meldungen geteilt
werden, weil diese bei den Kontakten gut ankommen. Nutzer stellen sich also die strategische Frage, wie
man kommunizieren muss, um als attraktiv wahrgenommen zu werden. Beim Umgang mit Social Media
überlegt man sich also durchaus, welchen Eindruck Beiträge bei Freunden, Followern aber auch beruf lichen
und zukünf tigen Kontakten hinterlässt. Es kommt zu einem Selbst-Marketing. Unternehmen machen das in
ihrer Kommunikation nach aussen schon lange. Bei Privaten entsteht dagegen eine neue Dimension. Wir
werden zu Ego-Unternehmern, die eine Ego-Marke haben, welche gepf legt wird und die strategische
Überlegungen beinhaltet, wie man sich am besten kommunikativ «verkauf t».
Am Institut f ür Medien- und Kommunikationsmanagement gehen wir zurzeit der Frage nach, ob das SelbstMarketing in sozialen Netzwerken eine Selbstzensur zur Folge hat. Konkret, ob von kritischen Beiträgen
abgesehen wird, um zu verhindern, dass die Ego-Marke abgewertet wird.
Was fällt Ihnen bei Unternehmen auf, die soziale Netzwerke nutzen?
Hoffmann:Viele Unternehmen machen den Fehler, zu stark Plattf orm-orientiert zu denken. Es geht ihnen
vor allem darum, auch auf Facebook, Twitter etc. dabei zu sein, ohne sich vorher Gedanken über die
Nutzerbedürf nisse zu machen. Unternehmen sollten sich primär die Frage nach ihren Social-MediaZ ielgruppen stellen. Ein Unternehmen kann f ür seine unterschiedlichen Z ielgruppen und f ür unterschiedliche
Z wecke ja vielf ältige Social-Media-Präsenzen unterhalten. Man muss also weg vom Plattf orm-Hype und hin
zu einer strategischen Kommunikation und einem selektiven Plattf orm-Einsatz kommen.
Wie kann Social Media Effizienz beweisen?
Hoffmann:Social Media sind ein Werkzeug, das auf vielf ältige Art helf en kann, unternehmerische Probleme
oder Herausf orderungen zu bewältigen. Der blinde Wettlauf um Fans oder «Gef ällt mir»-Angaben ist nicht
zielf ührend. Social Media haben ein weit grösseres Potenzial. Der Austausch in sozialen Medien ist of f en
und Netzwerk-basiert. Dadurch kann man schnell und gezielt die richtigen Ansprechpersonen f ür
spezif ische Problemen und Fragestellungen f inden. Ich bin der Meinung, dass diese soziale Komponente
ganz viele unserer Aktivitäten und auch Dienste und Produkte verändern wird.
Wo sehen Sie die Gefahren von sozialen Netzwerken für Unternehmen?
Hoffmann:Ich sehe zwei Gef ahren: Die Entwicklung von sozialen Netzwerken zu ignorieren und soziale
Medien f alsch einzusetzen. Das Ignorieren von sozialen Netzwerken f unktioniert schon deshalb nicht, weil
neue Medien rege genutzt werden. Wer nicht mitmacht, wird also von seinen Anspruchsgruppen mitgemacht.
Nutzer stellen öf f entlich zur Schau, was ihnen gef ällt und was nicht. Insbesondere junge Menschen sind es
gewohnt, sich einzubringen, zu beurteilen, kommentieren und mitzumachen. Es f indet also ein Wechsel zu
einem partizipativen Modus statt. Diese neue Grundhaltung stellt Unternehmen unter Z ugzwang, die
Kommunikation in sozialen Netzwerken zu beobachten – und besser noch aktiv zu begleiten.
Wie nutzen Unternehmen soziale Netzwerke in der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden?
Hoffmann:Es ist häuf ig schon üblich, potenzielle Arbeitnehmer in Social-Media-Plattf ormen zu
recherchieren. Ein Teamleiter, der Bewerbungen auf eine Stelle erhält, inf ormiert sich im Internet über die
Kandidaten. Das beinhaltet auch soziale Netzwerke wie Facebook. Man möchte ja die Leute kennen lernen
bevor man sie einlädt. Social-Media-Plattf ormen bieten eine tolle Gelegenheit, einen anderen Blickwinkel auf
einen Bewerber zu erhalten. Wenn man in die Z ukunf t blickt, werden soziale Netzwerke die soziale
Komponente im Rekrutierungsprozess stärken. Empf ehlungen und Beziehungen werden immer wichtiger.
Durch Social Media wird es f ür Unternehmen leichter, passende Mitarbeitende zu f inden. Das
Einstellungsrisiko nimmt ab.
Es gibt Einträge z.B. auf Facebook, die zu Jugendsünden zählen und besser nicht von potenziellen
Arbeitgebern zu sehen sind.
Hoffmann:Das ist ein gesellschaf tlicher Lernprozess. Wir müssen lernen, dass bestimmte Dinge in der
Online-Welt normal sind und mit Humor auf zuf assen sind. Das ist in der Anf angsphase von Social Media, in
der wir uns gerade bef inden, sicherlich schwierig. Je nach Generation werden gewisse Äusserungen auf
Social-Media-Plattf ormen anders interpretiert und zugeordnet, als sie vielleicht gemeint waren. Ich denke in
wenigen Jahren wird das weniger kritisch sein, weil dann Personalverantwortliche darauf sensibilisiert sein
werden und Einträge adäquat bewerten können. Heute kann es aber durchaus so sein, dass Äusserungen
in sozialen Netzwerken nicht im Kontext verstanden werden und es Konsequenzen f ür die Bewerbung
haben kann. Ein gewisses Fingerspitzengef ühl hinsichtlich der beruf lichen Z ukunf t ist sicherlich angebracht.
Welchen Tipp geben Sie Unternehmen bezüglich sozialen Netzwerken?
Hoffmann:Die meisten Unternehmen müssen sich mit der Entwicklung im Netz auseinandersetzen. Neue
Medien verändern die gesellschaf tliche und auch Unternehmenskommunikation. Heute gibt es noch zu viele
Unternehmen, bei denen sich niemand f ür Social Media zuständig f ühlt. Social Media wird schlimmstenf alls
als Risiko betrachtet, dem man lieber aus dem Weg gehen möchte. Gut wäre, wenn man die Social Media als
Chance erkennt. Häuf ig braucht es hierf ür ein eindeutiges Signal von der Führungsspitze.
Welchen Tipp geben Sie an Social-Media-Nutzern?
Hoffmann:Spass am Medium haben, ohne dabei das Gehirn abzuschalten. Soziale Medien sind noch ein
junges Medium und wir bef inden uns in einer Anf angs- und Lernphase. Das kann zu Missverständnissen und
Übertreibungen f ühren. Deshalb sollte man den gesunden Menschenverstand walten lassen, ohne die
Innovationskraf t zu verlieren, die in einem spielerischen Mediengebrauch enthalten ist.
Interview: Joseph Sopko
Von Crowdsourcing bis Vertrieb
In dieser Rubrik werden neue Bücher kurz vorgestellt, die nicht nur f ür die wissenschaf tliche Gemeinschaf t,
sondern auch f ür ein breiteres Publikum interessant sein können.
Berufliche Inklusion
Betriebswirtschaft
von Menschen mit
verstehen: Das
Behinderung: Best
St.Galler
Practices aus dem
Management-
ersten Arbeitsmarkt
Modell
Die beruf liche
Unternehmen werden
Inklusion von
von ihrer Umgebung
Menschen mit
vielf ältig beeinf lusst
Behinderung ist ein
und müssen sich
zentrales, jedoch
deshalb ständig auf
noch zu wenig beachtetes T hema des
wirtschaf tliche, technologische und
Personalmanagements. Das vorliegende Buch stellt
gesellschaf tliche Veränderungen ausrichten.
Best-Practice-Beispiele aus dem ersten
Innerhalb des Unternehmens arbeiten ganz
Arbeitsmarkt vor. Es entstand am Center f or
verschiedene Menschen in unterschiedlichen
Disability and Integration der Universität St.Gallen
Funktionen zusammen, um gemeinsam mit Hilf e von
(CDI-HSG). Inspiriert durch den «Com(mitment) To
Maschinen ein Produkt herzustellen (z.B.
Act(ion)»-Wettbewerb werden verschiedenste
Schokolade) oder eine Dienstleistung anzubieten
Unternehmensbeispiele zentralen Handlungsf eldern
(z.B. Versicherungen). Dabei entstehen zahlreiche
des Personalmanagements zugeordnet. Hierdurch
Z ielkonf likte und Wechselwirkungen. Das St. Galler
sollen Führungskräf ten und
Management-Modell hilf t, solche komplexen
Personalverantwortlichen geeignete Konzepte an
Herausf orderungen in Organisationen besser zu
die Hand gegeben werden, um die Inklusion von
bewältigen. Die ständige Weiterentwicklung des
Menschen mit Behinderung aktiv voran zu treiben.
Modells erf olgte an der Schnittstelle von Lehre,
Buch bestellen.
Weiterbildung, Forschung und Unternehmenspraxis.
Auf der Basis des Modells will dieses Lehrbuch
Lernende der Sekundarstuf e II und der Tertiärstuf e
auf anspruchsvolle beruf liche und gesellschaf tliche
Auf gaben und Funktionen vorbereiten. Das
Lehrbuch ist zudem eine Orientierungs- und
Entscheidungshilf e f ür Führungspersonen. Es ist
sowohl f ür den Klassenunterricht als auch das
Selbststudium konzipiert. Buch bestellen.
Crowdsourcing:
Die Erfindung der
Crowdsourcing:
Die Erfindung der
Globalisierung:
Entstehung und
Wandel eines
zeitgeschichtlichen
Grundbegriffs
Der Begrif f der
Globalisierung wird
erst seit der Mitte des
Innovationsmanagement mit
Schwarmintelligenz
Mit Crowdsourcing können Kunden, externe
Experten, aber auch unbeteiligte Amateure mit Hilf e
des Internets aktiv in den Innovationsprozess eines
Unternehmens einbezogen werden. In diesem
Praxisbuch zeigen f ührende Autoren aus
Wissenschaf t und Unternehmenspraxis konkrete
Wege auf , wie Crowdsourcing gewinnbringend
genutzt und erf olgreich umgesetzt werden kann.
Buch bestellen.
20. Jahrhunderts
verwendet. Wie er entstand und sich im Lauf der
Z eit veränderte, vollzieht Olaf Bach hier
begrif f sgeschichtlich nach. Er zeigt, wann und
warum der Terminus zur Beschreibung eines
Prozesses plausibel wurde und welche politischen,
wirtschaf tlichen und kulturellen Phänomene es
damit neu zu begreif en galt. Dabei rekonstruiert er
die sozialgeschichtliche, imaginäre und temporale
Bedeutung des Begrif f s, der unser heutiges Bild
der einen Welt, ihres Gewordenseins und ihrer
Z ukunf t prägt. Buch bestellen.
Lampedusa:
Begegnungen am
Rande Europas
Lampedusa – eine
kleine italienische
Insel im Mittelmeer.
Klein genug, dass
man sie getrost immer
wieder vergessen
konnte in Rom und in
Dienstleistungsengineering und -management
Dieses Lehrbuch beschäf tigt sich mit den
Grundlagen, zentralen Prozessen und Methoden
sowie Anwendungsbeispielen f ür die systematische
Entwicklung neuer Dienstleistungen
(Dienstleistungsengineering) sowie deren
Management über den Lebenszyklus
(Dienstleistungsmanagement). Ein Schwerpunkt
liegt hierbei auf der Rolle von Inf ormations- und
Kommunikationstechnologien (IT ) f ür die
Gestaltung und Erbringung von Dienstleistungen.
Das Buch bereitet den aktuellen Stand in Forschung
Brüs sel – wären da nicht Z ehntausende von
Bootsf lüchtlingen aus Af rika, die in den letzten
Jahren dort angekommen sind. Wann immer eine
besondere Tragödie zu vermelden ist, richten die
Medien ref lexartig ihre Spots auf die Insel, tragen
diese Bilder von der Peripherie in die Mitte Europas
– und wenden sich genauso schnell wieder ab.
Der Ethnologe Gilles Reckinger hat sich mehr Z eit
genommen und die Menschen von Lampedusa
haben ihm viel von sich erzählt. Von denen, die
weggingen und denen, die zurückkamen, von ihren
eigenen Lebensträumen, von den täglichen
Das Buch bereitet den aktuellen Stand in Forschung
und Praxis über das Dienstleistungsengineering
und –management lerngerecht auf und gibt
Studenten wie Praktikern T heorien, Methoden und
Werkzeuge an die Hand, um Dienstleistungen durch
den Einsatz von IT systematisch zu gestalten und
ef f izient zu erbringen und neue Formen der
Arbeitsteilung und Wertschöpf ung f ür sich nutzbar
zu machen. Buch bestellen.
Widrigkeiten, den Versorgungslücken, der
Langeweile. Von dem Wunsch, der Insel den Rücken
zu kehren und der Unmöglichkeit, woanders zu
leben. Die Lampedusani zeichnen ihre Insel als
einen Ort der Übergänge.
Und was uns aus der Ferne erstaunt, wird durch
Reckingers Buch verständlich: Die Begegnung mit
dem Fremden läs st wenig Raum f ür rassistische
Projektionen. Buch bestellen.
LebensMittel: Essen
Management von
und trinken in den
Destinationen
Künsten und
Der Tourismus ist
Kulturen
krisengebeutelt. Hier
liegt nun das
In welchem Sinne sind
marketingorientierte
die Künste, sind die
Werk zum
Literaturen der Welt
Management von
Mittel zum Leben im
ganzen
Leben, aber auch
Tourismusorten und
Mittel und Medien des
deren Organisationen
Lebens selbst? Kein Z weif el: Literatur bzw. Kunst
in Neuauf lage vor. Ein «Pf lichtwerk» f ür den
ist, weil sie mehr ist, als sie ist. Aber muss man
modernen Touristiker. Buch bestellen.
dann nicht auch die Frage stellen: Was sie isst? Ist
sie denn nicht, was sie isst? Was wäre die Literatur,
was wäre die Kunst ohne das, was sie sich auf
philosophischer, literarisch-intertextueller,
naturgeschichtlicher oder naturwissenschaf tlicher
Ebene einverleibt, ja in sich hineinstopf t? Ein
verschiedenste Disziplinen querender Polylog
unterschiedlicher Bereiche von Lebenswissen sucht
den Weg f ür neue transdisziplinäre
Forschungsf elder zu eröf f nen. Die Grundsubstanz
Nahrung als elementare Schnittstelle zwischen
Kultur und Leben soll zur existentiellen Mitte des
Lebens gelangen. Buch bestellen.
Stark im Vertrieb:
Stark im Vertrieb:
Die 11 Hebel für ein
schlagkräftiges
Verkaufsmanagement
Wie Unternehmen besser und mehr verkauf en.
Welches sind die Handlungsf elder und Aktivitäten
Technologiegestützte
Dienstleistungsinnovation in der
Gesundheitswirtschaft
mit der grössten Wirkungskraf t f ür den
Der demograf ischen Wandel eröf f net vielf ältige
Verkauf serf olg? Christian Belz identif iziert 11
Einsatzbereiche und einen wachsenden Markt f ür
massgebliche Stellhebel f ür ein systematisches und
neuartige Verknüpf ungen von
erf olgreiches Verkauf smanagement: von
Dienstleistungsangeboten und innovativen
«Kundeninteraktion und Management miteinander
Technologien im Healthcare-Bereich. Für die
verbinden» über «Das Verkauf smanagement
Gestaltung derartiger technologiegestützter
strategisch verankern» und «Kunden
Dienstleistungsinnovationen f ehlen bisher jedoch
unterschiedlich bearbeiten» bis zu «Von
Konzepte und Erf ahrungswissen. In diesem
Spitzenmanagern lernen». Für ihre eigenen Projekte
Sammelband werden verschiedene Ansätze und
erhalten die Leser jeweils genaue Anleitungen und
Methoden der nutzerzentrierten
Checklisten an die Hand. Buch bestellen.
Technikentwicklung, sowie der Gestaltung von
Dienstleistungen vorgestellt und die gewonnenen
Erf ahrungen und Erkenntnisse – von der
Bedarf sermittlung bis zur prototypischem
Pilotierung von technologiegestützten
Dienstleistungen – ref lektiert und an konkreten
Anwendungsbeispielen illustriert. Buch bestellen.
Unternehmensverantwortung und Medien
Unternehmensverantwortung und Medien spannt
als Begrif f spaar thematisch einen weiten Bogen:
von a) der Verantwortung von Unternehmen der
Gesellschaf t und ihren Medien gegenüber, über b)
die Verantwortung der Medien über Unternehmen
aus kritischer Warte zu berichten bis hin zu c) der
eigenen Verantwortung von Medien als
Unternehmen. Jeder dieser
Verantwortungskonstruktionen ist in der medial
geprägten Welt des 21. Jahrhunderts hochaktuell.
Die drei Spannungsf elder lassen sich grob
f olgendermassen umreissen: Unternehmen stehen
in der Verantwortung, der Gesellschaf t gegenüber
eine of f ene Kommunikation zu f ühren. Hierbei sind
die Medien ein Mittler, um zwischen den
Unternehmen und der Gesellschaf t zu übersetzen.
Spezialisierte Beratungen beschäf tigen sich mit
Unternehmenskommunikation und Reporting.
Medien stehen in der Verantwortung, in ihrer
zugeschriebenen Funktion als vierte Gewalt oder
Watchdogs kritisch und auf klärend über
Unternehmen zu berichten. Die gesellschaf tliche
Kompetenzzuschreibung an die Medien als Gewalt
neben Legislative, Exekutive und Jurisdiktion
bedingt gleichzeitig den Anspruch auf die
verantwortliche Übernahme dieser Rolle. Medien
stehen nicht zuletzt aber auch in der
Verantwortung, als Unternehmen den
gesellschaf tlichen Ansprüchen an
verantwortungsvolle Wirtschaf tsakteure gerecht zu
werden. Of f ensichtlich f ühren die drei angef ührten
Verantwortungskonstruktionen zu Widersprüchen
und Spannungen untereinander. Dies soll Anlass
zur Debatte über das Verhältnis von
Unternehmensverantwortung und Medien geben.
Einen kleinen Beitrag zu dieser anstehenden
Debatte will der vorliegende Band leisten. Buch
bestellen.
«Das Forschungs-Virus verbreiten»
Empirische Forschungsmethoden ‒ Was ist darunter zu verstehen, wie wichtig sind sie, wo werden sie
eingesetzt? Ein Gespräch mit Prof . Dr. Andreas Herrmann über Empirie, die Suche nach der Wahrheit und die
erste HSG Summer School zu empirischen Forschungsmethoden.
Auf der Suche nach der Wahrheit?!
Bild : Pho to c as e / kalle jip p
Herr Herrmann, warum reizt Sie empirische Forschung?
Andreas Herrmann:Mich interessiert ganz grundsätzlich das
Entscheidungsverhalten von Menschen. Und dabei vor allem,
warum Menschen sich irrational verhalten, obwohl sie sich mit
rationalen Entscheiden besser stellen würden. Wir Forscher
versuchen immer wieder, solche Ef f ekte zu entdecken und die
Systematiken dahinter zu ergründen.
Was muss denn der Durchschnittsbürger unter empirischen
Forschungsmethoden verstehen?
Herrmann:Es geht darum, mit dem richtigen mathematisch-statistischen Instrumentarium aus Daten
Erkenntnisse zu gewinnen, also Daten auszuwerten. Viele Forschende an der HSG haben reichhaltige
Datensätze, weil sie mit Unternehmen zusammenarbeiten und im Feld Daten zusammentragen. Mit
empirischen Methoden sollen substanzielle Erkenntnisse aus diesen Daten gewonnen werden. Das ist
einerseits wertvoll f ür das Unternehmen, wenn es sich um eine Kooperation handelt, und andererseits f ür
den Forschenden selbst. Denn interessante Erkenntnisse lassen sich publizieren und können so die
akademische Karriere bef ördern.
Wo werden empirische Methoden am häufigsten eingesetzt?
Herrmann:Auf die HSG bezogen ist das unter anderem in den Forschungsbereichen Finance, Marketing,
Management und auch Human Resources. Daten können zum Beispiel die Entwicklung von Aktienkursen
sein, Konsumentenbef ragungen, Umsätze von Firmen oder Mitarbeiterzahlen. Meistens spielt auch hier ein
HSG-Spezif ikum mit: Auf grund vielf ältiger Kooperationen stehen zahlreiche Unternehmensdaten zur
Verf ügung.
Wenn es empirische Forschungsmethoden gibt, dann muss es auch andere geben. Welche?
Herrmann:Es gibt im Grundsatz zwei Arten von Forschungsverf ahren: Einerseits ökonometrische,
andererseits psychometrische. Die psychometrischen Verf ahren dienen stärker dazu, mit individuellen
Bef indlichkeiten und Aussagen von Menschen umzugehen – mit weichen Daten sozusagen. Die
ökonometrischen Verf ahren dagegen bringen objektive, harte Daten in einen Z usammenhang.
Welche Forschungsmethode ist denn die bessere?
Herrmann:(lacht) Das kommt darauf an, welches Fach man hier vertritt. Die Finance-Leute würden zu
meiner Forschungsgattung sagen, das ist alles «Sof t Science», was ihr hier betreibt. Während wir natürlich
sagen, nur auf diesem Wege kommen wir an den wahren Kern heran. Aber lassen wir das mal of f en und
überlassen wir die Einschätzung dem jeweiligen Fachvertreter.
Mit welchen Methoden wird an der Universität St.Gallen am meisten geforscht?
Herrmann:Das ist unterschiedlich und variiert auch von Institut zu Institut. Die HSG-Projekte haben
traditionell auch einen starken Beratungsanteil. Of t ist es so, dass man gemeinsam mit einem Unternehmen
harte Daten erhebt und diese auswertet, wobei dann meistens auch noch eine Art gestalterischer, weicher
Teil dazukommt. Es wäre schlimm f ür eine Universität, wenn man ein Methoden-Dogma betreiben würde. Wir
haben hier zum Glück eine Forschungskultur, die es erlaubt, mit verschiedenen Methoden der Wahrheit ein
Stückweit auf die Spur zu kommen.
Ein Stück weit?
Herrmann:Die ganze Wahrheit f indet man nicht. Wir sind ja hier in den Sozialwissenschaf ten, nicht in den
Naturwissenschaf ten. Physiker können die meisten Phänomene vollumf änglich beschreiben und erklären,
zum Beispiel warum ein Stein auf den Boden f ällt. Das lässt sich bis ins kleinste Detail erläutern. Wenn
hingegen ein Mensch eine Cola-Dose kauf t, dann kann man nur einen geringen Teil davon erklären, was da
gerade passiert ist, warum er sich f ür Cola entschieden hat. Das Phänomen Mensch ist viel komplexer als
viele Phänomene in den Naturwissenschaf ten. – Oder wir sind einf ach die schlechteren Forscher als die
Physiker (lacht).
Die HSG bietet dieses Jahr erstmals eine Summer School zu empirischen Forschungsmethoden an. Warum?
Herrmann:Ich bin seit zehn Jahren an der HSG und erlebe hier geradezu einen Boom in Richtung
Methodenausbildung. Ich war auch acht Jahre beim Nationalf onds. Die HSG war damals die beste Kundin,
wenn es darum ging, Stipendien f ür Summer Schools zu Forschungsmethoden zu vergeben. Was auch
Ausdruck daf ür ist, dass es an der Universität St.Gallen einen hohen Bedarf nach methodischer Ausbildung
gibt. Das hat dazu gef ührt, mit einigen der weltbesten Institutionen (allen voran die Summer School der
University of Michigan in Ann Arbor) zu kooperieren und nun dieses Jahr erstmals eine Summer School an
der HSG anzubieten.
…was sicher seine Vorteile hat.
Herrmann:Richtig, mehrere sogar: Der erste Vorteil ist, Geld zu sparen, weil wir die Doktorierenden nicht in
die USA schicken müssen. Der zweite ist, dass unsere Kurse kürzer sind. Das heisst, man kann sich
modulartig bestimmte Wissenselemente aneignen, die einem in seinem Fachgebiet besonders nützlich sind.
Und der dritte Vorteil ist: Wenn wir eine Summer School hier durchf ühren, dann trägt dies dazu bei, dass
auch eine Methoden-Kultur gef ördert wird. Wir werden im Sommer Weltklasse-Leute auf dem HSG-Campus
haben, die hof f entlich auch das Forschungs-Virus weiter verbreiten.
Muss denn die HSG ein Defizit in der Forschungsausbildung wettmachen?
Herrmann:Wir könnten sicherlich stärker sein in der Methodenausbildung. An der HSG gibt es relativ wenige
Gef ässe daf ür im Studium. Auf Bachelor-Stuf e haben wir zwei Wochenstunden Methodenausbildung pro
Semester, was im Vergleich zu anderen Universitäten relativ wenig ist. Die klassischen Methoden-Lehrstühle
gibt es hier nicht. Die Universität St.Gallen könnte sicher stärker auf gestellt sein, muss das allerdings nicht.
Man kann sich dieses Wissen heute auch über Summer Schools oder über das Entsenden von
Doktorierenden ins Ausland an eine Universität holen. Wir müssen ja nicht alles selbst machen.
Worum genau wird es in der diesjährigen Summer School an der Universität St.Gallen gehen?
Herrmann:Wir haben zwei Schwerpunkte. Einer bef asst sich mit Methoden f ür die Volkswirtschaf tslehre. Da
geht im Prinzip das Ph.D.-Programm in Economics und Finance von Michael Lechner voll ein. Der andere
Schwerpunkt bef asst sich stärker mit sozialwissenschaf tlichen Methoden. Also mit Verf ahren, die vor allem
in Betriebswirtschaf tslehre, Psychologie und Soziologie verwendet werden, aber nicht nur auf BWL
f okussiert sind.
Was lerne ich als Teilnehmer genau?
Herrmann:Z um Beispiel Fragen zu beantworten, bei denen eine Variable eine andere beeinf lusst. Also:
Führt mehr Werbung dazu, dass die Menschen ein Produkt besser f inden? Das ist eine typische
Fragestellung mit einer Aktionsvariablen (Werbung) und einer Z ielvariablen (Attraktivität eines Produkts).
Nun will man wissen, ob der Z usammenhang zwischen diesen Variablen wirklich stabil ist. In der Summer
School wird zum Beispiel eine Verf ahrensgattung behandelt, die sehr prominent ist, um solche Fragen zu
beantworten.
Muss ich mir das sehr Mathematik-lastig vorstellen?
Herrmann:Die Kurse sind zweif ellos anspruchsvoll. Es ist aber nicht mehr so wie f rüher, dass man
Mathematik von oben bis unten lernt. Es handelt sich mehr um eine Kombination, bei der verschiedene
Problemlagen und verschiedene Lösungsansätze identif iziert werden, um dann sehr schnell den Übergang
in die Sof tware zu machen. Es geht also weniger um die mathematischen Grundlagen, sondern vielmehr
darum, ein Problem zu identif izieren, das passende Verf ahren zu f inden, um dann in der Lage zu sein, die
Sof tware zu meistern.
Interview: Jürg Roggenbauch
Andreas Herrmann ist Direktor der Forschungsstelle für Customer Insight (FCI-HSG) und Professor für
Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung der Forschungsmethoden. Gemeinsam mit Prof. Dr.
Michael Lechner trägt er die akademische Verantwortung für die erste Summer School zu empirischen
Forschungsmethoden an der HSG.
HSG Summer School in Empirical Research Methods
Ältestes Institut der HSG wird 75
Das heutige Institut f ür Rechtswissenschaf t und Rechtspraxis (IRP-HSG) wurde als erstes Institut der
Universität St.Gallen gegründet. Damals noch unter dem Namen Schweizerisches Institut f ür
Verwaltungskurse (IVK) wurde es von Prof . Dr. Hans Nawiasky 1938 ins Leben geruf en.
Bild e r: IRP-HSG
Zu dritt an der Spitze: (vo n links) Vito Ro berto , Bernhard Ehrenzeller, Ueli Kieser. Kleines Bild: Institutsgründer Hans Nawiasky.
Der Gründer emigrierte 1933 in die Schweiz, nachdem er auf grund seines öf f entlichen Kampf es gegen den
Nationalsozialismus aus seiner Prof essur an der Universität München in den vorzeitigen Ruhestand
versetzt wurde. Prof . Dr. Hans Nawiasky erkannte die Notwendigkeit einer autonomen Institution, welche die
öf f entliche Verwaltung mit aktuellem Fachwissen versorgt und den Dialog zwischen Wissenschaf t und
Praxis herstellt. Diesen Austausch zwischen Verwaltung und Wissenschaf t prägte das Schweizerische
Institut f ür Verwaltungskurse als erste Organisation dieser Art in der Schweiz. Dieser Grundgedanke war
auch f ür später an der Universität gegründete Institute wegweisend und legte so das Fundament f ür die
praxisnahe Weiterbildung, welche heute eine zentrale Funktion an der Universität St.Gallen einnimmt. Dass
die an der HSG gelebte Praxisnähe immer wieder als Errungenschaf t der Betriebswirte dargestellt wird,
obschon sie ursprünglich im Bereich der Weiterbildung von den Juristen initiiert worden ist, f indet der
geschäf tsf ührende Institutsdirektor Prof . Dr. Bernhard Ehrenzeller interessant.
Aktuelle T hemen in praxisrelevanten Rechtsgebieten
Die Entwicklung des Instituts vom Anbieter von Verwaltungsrechtskursen hin zu einem der f ührenden
juristischen Weiterbildungsanbieter der Schweiz, machte gewisse organisationale Anpassungen
unabdingbar. Weil nicht mehr nur Weiterbildung f ür die öf f entliche Verwaltung angeboten wurde, sondern
sich das Angebot in die Breite des öf f entlichen Rechts wie auch des Privatrechts entwickelte, leitet das
Institut seit 1998 ein Dreiergremium (derzeit Vito Roberto, Bernhard Ehrenzeller und Ueli Kieser), welche
diese verschiedenen Bereiche repräsentiert. Auf grund dieser zeitgemässen Positionierung durch die
Anpassung des Angebots erf olgte im Jahr 2001 die Umbenennung in «Institut f ür Rechtswissenschaf t und
Rechtspraxis» (IRP-HSG). Der Z weck des Instituts hat sich über die Z eit jedoch nicht verändert, sondern
wird lediglich zeitgemäss verstanden. Als f ührender schweizerischer Veranstalter von juristischer
Weiterbildung auf den Gebieten des öf f entlichen Rechts und des Privatrechts organisiert das IRP eine
Vielzahl von Anlässen zu aktuellen T hemen in zahlreichen praxisrelevanten Rechtsgebieten.
Die Veranstaltungsf ormate reichen von kurzen Mittagsveranstaltungen über eintägige Kurse bis hin zu
mehrtägigen Workshops, womit den unterschiedlichen Bedürf nissen der Teilnehmenden optimal
entsprochen werden kann. Länger dauern die Z ertif ikatslehrgänge (CAS-Lehrgänge) zu T hemen im
juristischen Bereich wie Prozessf ührung, Haf tpf licht- und Versicherungsrecht oder Straf prozessrecht. Mit
Angeboten im Bereich der Konf liktlösung oder Recht und Gesprächsf ührung im Human Resource Bereich,
wird auch ein breiteres Publikum angesprochen. Auch das dem IRP angegliederte Kompetenzzentrum f ür
Rechtspsychologie bietet interdisziplinäre Weiterbildung f ür Juristen an. Darüber hinaus sind die
Institutsdirektoren auch als Gutachter und Berater f ür öf f entliche und private Institutionen in ausgewählten
Gebieten tätig.
Jakob Kellenberger im November zu Gast
Das Institut f ür Rechtswissenschaf t und Rechtspraxis f eiert das 75. Jahr-Jubiläum mit einer
Veranstaltungsreihe unter dem Titel «Recht und…», bei welcher über die Beziehungen von Recht zu
verschiedenen T hemen wie Literatur, Kirche oder Diplomatie ref eriert und diskutiert wird. Die eigentliche
Festveranstaltung f indet dann am 15. November 2013 statt. Nach verschiedenen Workshops zum T hema
Recht und Z ukunf t wird Dr. phil. Jakob Kellenberger, ehemaliger Präsident des Schweizerischen Roten
Kreuzes und Gewinner des «Swiss Award 2012» in der Kategorie Politik, die Festrede halten. Das IRP ist, so
Prof . Dr. Bernhard Ehrenzeller, also auch bei seinen Jubiläumsf estivitäten bestrebt, das zu tun, was es seit
Jahrzehnten durch sein Weiterbildungsangebot macht: Juristinnen und Juristen zu inspirieren, Impulse zu
setzen, Kontakte zu knüpf en und neue Ideen zu generieren.
Kaspar Ehrenzeller
The «Energiewende» after Fukushima
Video
T he HSG video series “Little Green Bags” puts specialist topics in a nutshell. T he third f ilm in the series
illuminates the backgrounds and perspectives of the energy turnaround af ter the nuclear disaster in
Fukushima in 2011.
Vid e o : Unive rs ität St.G alle n (HSG )
Author: Rolf Wüstenhagen. Producer: Zense, Andri Hinnen.
Nachhaltigkeit als Strategie
Die noch junge studentische Unternehmensberatung oikos consulting verbindet erf olgreich Nachhaltigkeit
und Consulting. Fast 50 Studierende arbeiten mit.
Co mb o : Ste p hanie Bränd li, Bild e r: z Vg
Gianina Caviezel ist Master-Studentin an der HSG. Sie interessiert sich leidenschaf tlich f ür Nachhaltigkeit
und Unternehmensberatung und wollte beide Interessen kombinieren. Deshalb engagierte sie sich im
studentischen Verein oikos St. Gallen und gründete dort vor einem Jahr das Projekt oikos consulting.
oikos consulting berät Unternehmen in wirtschaf tlichen Belangen – mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit. Die
Studierenden arbeiten in Projektteams und unterstützen Unternehmen dabei, ihren Markteintritt
vorzubereiten, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu vermarkten, Unternehmensprozesse zu
optimieren oder das eigene Unternehmen im Markt zu positionieren. Klassisches Consulting f ür nachhaltige
Unternehmen. «Nachhaltigkeit ist inzwischen ein wichtiger Faktor f ür unternehmerischen Erf olg und wird in
Z ukunf t weiter an Bedeutung gewinnen», erklärt Gründerin Gianina Caviezel und betont damit die Idee des
studentischen Projektes: «Durch Engagement kann der wirtschaf tliche Erf olg mit Nachhaltigkeit verbunden
werden und Unternehmen können einen Beitrag zur Gesellschaf t und Umwelt leisten», sagt sie.
Team aus 49 Studierenden
Z u den Kunden des oikos-Projekts gehören Startups sowie kleine und mittelständische Unternehmen. Sie
kommen aus den unterschiedlichsten Branchen – von e-Mobility über Photovoltaikanlagen bis hin zu
Mode.«Unser breites Kundenportf olio ist einer der spannendsten Aspekte f ür die Teammitglieder», sagt
Gianina Caviezel.
Inzwischen arbeiten 49 Studierende aktiv im Team. Sie kommen aus sämtlichen Studienrichtungen und aus
allen Semestern der HSG – vom Assessment-Jahr bis zum Master. Im letzten Jahr haben sie elf Projekte
umgesetzt. Sie werden während eines Semesters abgewickelt. Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und
investieren mitunter einen bis zwei Tage pro Woche in ihre Arbeit bei oikos consulting. «Es ist schön zu
sehen wie sehr sich die Studierenden f ür unser gemeinsames Projekt engagieren», erzählt Gianina Caviezel.
Erfahrene geben Wissen weiter
Geleitet werden die Projekte stets von Studierenden, die bereits Erf ahrung bei oikos consulting oder in der
Unternehmensberatung gesammelt haben. Neueinsteiger werden an die Prozesse herangef ührt, lernen
während des Projekts von erf ahrenen Mitgliedern und können in einem zukünf tigen Projekt vielleicht selbst
die Z ügel in die Hand nehmen. Denn wichtig sei es, meint Gianina Caviezel, dass die Erf ahrenen ihr Wissen
weitergeben.
Deshalb sind alle Mitglieder in den gesamten Prozess der Unternehmensberatung eingebunden: von der
Projektakquisition bis hin zur Abschlusspräsentation. Gemeinsam mit dem Kunden wird zunächst ein
Projektauf trag def iniert. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie kann man einen möglichst grossen Mehrwert f ür
den Kunden generieren? In einem Kick-of f Workshop beginnt das Projekt. Der Kunde lernt dabei das Team
aus vier bis sechs Studierenden kennen. Bis zum Projektende tauschen sich Kunde und Projektteam
regelmässig aus und arbeiten aktiv zusammen.
Starkes Wir-Gefühl
Unternehmen zahlen zwischen 800 und 1500 CHF f ür die Dienstleistung von oikos consulting. Sie
prof itieren dabei vom akademischen Know-how und beruf serf ahrenen Studierenden, die prof essionell und
motiviert an den Beratungsprojekten arbeiten. Die Studierenden gewinnen im Gegenzug praktische
Erf ahrungen und lernen, wie Unternehmensberatung f unktioniert.
Z udem investiert oikos consulting viel in die Ausbildung seiner Mitglieder. Gemeinsam mit den Mentoren des
Projekts – Accenture, E2 Management Consulting und PwC – werden regelmässige Workshops f ür die
Mitglieder organisiert. Dabei gewinnen sie zusätzliche Einblicke in unterschiedliche T hemen hinsichtlich
Nachhaltigkeit und Unternehmensberatung, die sie wiederum in der Praxis anwenden können. Die
Studierenden können auch an verschiedenen Veranstaltungen aus der Startup-Szene teilnehmen.
Ausserdem organisiert oikos consulting zahlreiche Spass-Veranstaltungen f ür alle Mitglieder. «Diese
gemeinsamen Veranstaltungen stärken den Teamgeist. Das Wir-Gef ühl bei uns ist sehr stark ausgeprägt»,
sagt die Gründerin Gianina Caviezel. Deshalb planen viele Studierende nach einem Austauschsemester auch
direkt zu oikos consulting zurückzukommen, um dort weiter zu arbeiten.
Ein Abschied mit Wehmut
Mit Freude und etwas Wehmut blickt Gianina Caviezel bereits auf ihre Arbeit bei oikos consulting zurück. Sie
steht kurz vor ihrem Master-Abschluss. oikos consulting sucht deshalb aktuell einen Nachf olger oder eine
Nachf olgerin f ür die Leitung des Projektes. «Das, was wir als Team im vergangenen Jahr erreicht haben ist
f antastisch und ich bin wirklich stolz auf das Team. Es f ällt mir schon schwer, oikos consulting abzugeben»,
erzählt sie und f ügt hinzu: «Ich bin aber sicher, ein neues Team bringt f rischen Wind in das Projekt und kann
oikos consulting erf olgreich weiterentwickeln.»
Katja Wenk
Erfolg mit jugendlichem Leichtsinn
Sein eigener Chef sein, Entscheide selber tref f en, Erf olge f eiern ‒ Entrepreneur sein ist f ür viele ein
grosses Z iel, doch die Risiken bei einer Unternehmensgründung sind hoch. Unter den rund 20‘000 HSGAlumni gibt es viele, die es dennoch gewagt haben. Christoph Hürlimann, lic. oec. HSG ’99, Gründer und CoGeschäf tsf ührer von zahnarztzentrum.ch, beschreibt im Interview seinen Weg als Unternehmer.
Erfo lgreiches Unternehmer-Paar: Christo ph Hürlimann mit seiner Frau Sara.
Bild : z Vg
Herr Hürlimann, wie sind Sie zum Unternehmertum gekommen?
Christoph Hürlimann:Eher zuf ällig. Als ich in St.Gallen studierte, lernte ich meine Frau Sara kennen. Sie ist
Z ahnärztin und arbeitete damals in einer kleinen Z ahnarztpraxis. Sie war mit ihrer Situation nicht zuf rieden,
da es ihr in dem kleinen Betrieb zu langweilig war. Sie hatte den Wunsch, etwas zu verändern und überlegte
sich, dass es doch möglich sein muss, eine Z ahnarztpraxis wie ein Unternehmen zu f ühren. Mit
Schichtbetrieb zum Vorteil der Patienten und mit mehreren Stellvertretenden zu ihrem eigenen Vorteil.
Wir waren beide noch jung, aber ich unterstützte sie in ihrer Idee, nachdem ich erste Beruf serf ahrung
gesammelt hatte. Ich kündigte meine Stelle als Unternehmensberater und wir planten während eines Jahres
f ür unsere Firma. Z ugleich hatte ich meine Doktorarbeit an der HSG begonnen, musste jedoch schnell
f eststellen, dass es nicht möglich war, Doktorat und Unternehmensgründung unter einen Hut zu bringen. So
habe ich dann mein Doktoratsstudium abgebrochen, was im Nachhinein ein guter Entscheid war.
Was hat Sie dazu inspiriert die Risiken, welche mit der Gründung eines eigenen Unternehmens einhergehen,
auf sich zu nehmen?
Hürlimann:Ganz einf ach: Der jugendliche Leichtsinn. Es ist jetzt ziemlich genau zehn Jahre her und uns
waren die Risiken natürlich nicht so ganz bewusst. Insbesondere was es bedeuten könnte, unter einer
grossen Schuldenlast sitzenzubleiben, f alls es der Firma nicht gut gegangen wäre. Am Anf ang bereitete uns
vor allem die Finanzierung grosse Schwierigkeiten. Wir haben bei diversen Banken vorgesprochen. Alle
waren zuerst von unserer Idee begeistert, wollten uns aber schliesslich doch nicht unterstützen. Das Risiko
sei einf ach zu hoch, meinten sie. Bis wir bei der elf ten Bank angeklopf t haben, der Migros Bank, die an uns
glaubte und uns einen Kredit gab.
Der Weg eines Unternehmers ist stets von Höhen und Tiefen geprägt. Der Aufbau eines eigenen
Unternehmens kostet viel Arbeit. Haben Sie ein bestimmtes Rezept dafür, wie Sie diese Höhen und Tiefen
meistern?
Hürlimann:Ein grosses Mass an Risikof reude und Optimismus ist def initiv nötig. Wahrscheinlich verdrängt
man einf ach die Möglichkeit, dass es zu einer richtigen Katastrophe kommen könnte. Man kann eben nicht
alles planen und man muss bereit sein, Probleme dann zu lösen, wenn sie anf allen. Anf angs wurden wir
natürlich von vielen Dingen überrascht. Uns war zum Beispiel nicht richtig bewusst, wie anspruchsvoll es ist,
Mitarbeitende zu f ühren. Wir mussten lernen, wie man eine Struktur auf baut und Regelmässigkeit in den
Tagesablauf bringt.
Kann Unternehmertum gelernt werden? Es gibt viele Business Schools, die sich mit dem Thema befassen,
aber gleichzeitig zeigen viele Beispiele, dass Unternehmertum mehr mit «learning by doing» als mit dem
Besuch von Kursen gemeinsam hat.
Hürlimann:Unternehmertum lernt man wirklich nur in «der Schule der Praxis». Die Ausbildung hilf t zwar, ein
allgemeines Grundverständnis auf zubauen, in der Realität kommen dann aber nur die spezif ischen
Probleme, die in keiner Ausbildung behandelt werden. Mit diesen richtig umzugehen, ist wahrscheinlich nicht
direkt theoretisch erlernbar.
Was bedeutet es, ein Unternehmer zu sein?
Hürlimann:Für mich bedeutet dies Freude und Sorge zugleich. Die Freude ist ganz klar der grosse Freiraum,
entscheiden zu können, wie man möchte. Aber wenn man einmal danebenliegt, ist man auch selbst schuld.
Es tauchen ständig neue Probleme auf , da ist es leider normal, dass man ab und zu Fehler macht. Man darf
einf ach nie ganz wesentliche Fehler machen oder diese wenigstens schnell erkennen und korrigieren. Ein
Unternehmer zu sein ist f ür mich persönlich auch eine besondere Situation, da ich zahnarztzentrum.ch
zusammen mit meiner Frau als Co-Geschäf tsf ührer leite und die Arbeit ein wichtiger Teil unseres
gemeinsamen Lebens als Familie ist.
Wo sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen für die nächste Generation von Unternehmern?
Hürlimann:Sicher bei der zunehmenden Regulierung. Es wird teurer und schwieriger, neue Unternehmen zu
gründen. Bankverträge und Mietverträge werden länger, die Mehrwertsteuer komplizierter. Unsere
Gesellschaf t «verrechtlicht» sich zunehmend. Alles wird bürokratischer und es wird einem immer weniger
Vertrauen geschenkt. Da müssen junge Unternehmer durch.
Was sind die Bestandteile des unternehmerischen Erfolgs?
Hürlimann:Leider gibt es kein konkretes Rezept f ür den unternehmerischen Erf olg. Ich kann einf ach
empf ehlen, die Augen extrem of f en zu halten und den Mut zu haben, Fehler zu machen. Entscheidend ist
auch, dass man eine gute Ref lexionsf ähigkeit entwickelt, um aus Fehlern zu lernen.
Was möchten Sie Neugründern mit auf den Weg mitgeben?
Hürlimann:Als Neugründer wird man von allen Seiten mit Ratschlägen überhäuf t. Mein Rat ist: Nehmt nicht
alle Ratschläge an! Man muss seinem eigenen Bauchgef ühl vertrauen. Nicht alles kann geplant und nicht
alles soll analysiert werden. Ein Unternehmen gründen ist und bleibt immer ein Wagnis.
Wie hat Ihre Ausbildung an der HSG auf das Unternehmertum vorbereitet?
Hürlimann:Sie hat mich sicher so gut vorbereitet, wie es eben möglich ist. Mir wurde ein sehr gutes
allgemeines Verständnis vom Wirtschaf ten vermittelt. Z udem lernte ich in St.Gallen viele spannende Leute
kennen, die mich auch zum Unternehmertum inspiriert haben und mit denen ich bis heute Freundschaf ten
pf lege. Unternehmer wird man aber nicht durch ein Studium, sondern immer noch in der Praxis.
Interview: Claudia Bartolini
Zahnarztzentrum.ch hat während der vergangenen zehn Jahre 18 Zentren aufgebaut, über 150'000 Patienten
behandelt und knapp 400 Mitarbeitende angestellt.
HSGler schrieben Radiogeschichte
Audio
Haben Sie gewusst, dass an der Universität St.Gallen ein wenig Schweizer Radiogeschichte geschrieben
wurde? 2001 gründeten einige HSG-Studenten das St.Galler Lokalradio toxic.f m. Einer der Gründer war
Michael Rohmeder. Im Gespräch mit toxic.f m erzählt er vom Kampf um die Konzession und welche Rolle
dabei der Bundesratsjet von Moritz Leuenberger spielte.
Weisch no ?! Blick ins Studio vo n damals.
Beitrag: Andreas von Muralt (toxic.fm)
Bild e r: Arc hiv to xic .fm
Farbe bekennen
Michael Peters und Andrea Hug betreuen neben ihrem Studium an der Universität St.Gallen den HSG Shop.
Der Austausch von T heorie und Praxis hilf t sowohl ihnen im Studium wie auch dem Shop.
Geschäftstüchtige Studierende: Andrea Hug und Michael Peters.
Bild : Hanne s Thalmann
Wenn man im Hauptgebäude in den HSG Shop tritt, f indet man neben Textilien auch Büromaterial und
Accessoires, die mit dem HSG-Logo versehen sind. Am Verkauf stresen steht Michael Peters, MasterStudent in Unternehmensf ührung und seit 2011 HSG-Shop-Mitarbeiter. Anf ang 2013 haben Universität
St.Gallen und HSG Alumni die operative Leitung an Studierende abgegeben und stehen ihnen nun beratend
als Gesellschaf ter zur Seite. «Ich habe mehr Verantwortungsgef ühl gegenüber dem HSG Shop, seit ich die
Leitung übernommen habe», sagt Peters. «Es ist eine andere Motivation als f rüher.»
Verbindung T heorie und Praxis
Seit Februar 2013 unterstützt Andrea Hug, Master-Studentin in Marketing, Dienstleistungs- und
Kommunikationsmanagement, Peters in der Produktentwicklung und im Marketing. «Die Erf ahrung, die ich
durch verschiedene Praktika nach meinem Bachelor-Studium erlernt habe, kann ich nun im HSG Shop
umsetzen», berichtet Hug. Aber auch die T heorie im Studium hilf t den beiden, den Alltag im Shop zu
meistern. Die beiden Studierenden nehmen Anregungen aus den Vorlesungen f ür den Shop mit. «Ab und zu
sieht die Praxis aber dann doch anders aus und es läuf t nicht so reibungslos, wie uns dies in den
Vorlesungen beigebracht wird», sagt Peters.
Trends erkennen
Die Studierenden sind an der ganzen Wertschöpf ungskette eines neuen Produktes beteiligt: Von der
Entwicklung über die Beschaf f ung und die Bewerbung bis zum Verkauf . «Die Gesellschaf ter geben
schliesslich das OK f ür ein neues Produkt – eine gute Absicherung», meint Michael Peters. Momentan
möchte der HSG Shop das Sortiment f ür Alumni erweitern. Ideen f ür ein weiteres Produkt werden
gesammelt. «Dies sind Ideen von uns, aber auch von Kollegen, Alumni oder Start-ups, die auf uns
zukommen», sagt Andrea Hug. «Aber wir versuchen auch auf neue Trends zu reagieren, wie beispielsweise
mit den iPad-Hüllen», ergänzt Peters.
Marketing in eigener Sache
Die Shop-Betreiber testen auch die Produkte. So stellen sich die Fragen bei Kleidung: Wie f ühlt sich die
Kleidung auf der Haut an? Wie belastbar ist der Stof f ? Stimmt die Qualität? «Kleidung kann auch mal
probegetragen werden, aber natürlich nur im Privaten und nicht in der Öf f entlichkeit», schmunzelt Hug.
«Wenn das Produkt nicht lanciert wird, möchten wir niemanden enttäuschen.» Der Verkauf shit unter den
Studierenden seien die Hoodies. Bei den Alumni und Weiterbildungsteilnehmenden das Polo-Shirt. «Je nach
Werbung f ür die zweite Z ielgruppe, die wir schalten, kann dies stark variieren», sagt Hug. Sie und
Peters kauf en selbst gerne im Shop ein. So tref f e man Michael Peters unter anderem in der Vorlesung mit
der gebrandeten SIGG-Flasche oder Andrea Hug mit der HSG iPhone-Hülle.
Verlässlichkeit steht an oberster Stelle
30 beziehungsweise 50 Prozent arbeiten die Studierenden f ür den HSG Shop. Sei es im Hintergrund oder
direkt im Verkauf . Beide schätzen an ihrer Arbeit, dass sie sehr selbstständig am gemeinsamen Z iel, dem
Wachstum des Shops, arbeiten können. «Da wir jedoch nicht beide zu gleichen Z eiten f ür den Shop
arbeiten, ist es umso wichtiger, dass man sich auf einander verlassen kann», hebt Peters hervor. Eine gute
Kommunikation untereinander helf e dabei. Beide sind sich einig, dass sich die Praxiserf ahrungen, die sie im
Shop sammeln, später im Beruf sleben sehr wertvoll sein werden.
Stephanie Brändli
«Das Geschlecht spielt keine Rolle»
Ab Juni 2013 wird die Studentenschaf t der Universität St.Gallen erstmals seit einigen Jahren von einer Frau
präsidiert: Stéphanie Hagmann. Sieben kurze Fragen an die neue Präsidentin – sieben kurze Antworten von
ihr.
G rafik: Walo vo n Büre n
Warum engagieren Sie sich als Präsidentin der
Studentenschaft?
Stéphanie Hagmann:Ich möchte mich nach zwei Jahren in der
Legislative gerne in der Exekutive engagieren und so das
Leben an der HSG mitgestalten.
Bleibt neben diesem Amt auch genügend Zeit fürs Studium?
Hagmann:Ich hof f e es. Ich bin mir des Z eitauf wandes bewusst
und bin bereit im Studium kürzer zu treten, aussetzen werde
ich aber nicht.
Welche Schwerpunkte werden Sie in Ihrer Amtszeit setzen, was möchten Sie erreichen?
Hagmann:Einen Schwerpunkt möchte ich im Dienstleistungsbereich der Studentenschaf t setzen,
besonders im Kulturbereich, der mir am Herzen liegt. Ich bin daran interessiert, da Neues anzureissen und
dieses zu verf olgen.
Gibt es Frauen-spezifische Anliegen, die Sie einbringen möchten?
Hagmann:Eigentlich nicht und zwar bewusst nicht. Mir geht es um die studentischen Anliegen, das
Geschlecht spielt dabei keine Rolle.
Welche studentischen Vereine aus welchen Themenbereichen sollte man noch Gründen an der HSG?
Hagmann:Nebst dem bereits sehr grossen Angebot vor allem im kulturellen Bereich.
Was halten Sie von Facebook-Seiten wie «Verspottet: University of St. Gallen» oder «HSG Confessions»?
Hagmann:Anf angs war es unterhaltsam, inzwischen hat es sich ins Lächerliche gedreht. Institutionen zu
kritisieren ist, wenn es sein muss, in Ordnung, verletzende und respektlose Kommentare gezielt gegen
bestimmte Personen sind es nicht.
Wenn Sie einen Wunsch an den Rektor frei hätten, was würden Sie sich wünschen?
Hagmann:Die HSG auf dem Kurs halten, wo sie jetzt ist. (jro)