Désirée H. Ladwig, Katja Loose Globalisierung und
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Désirée H. Ladwig, Katja Loose Globalisierung und
Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 355 Désirée H. Ladwig, Katja Loose* Globalisierung und Auslandseinsatz. Die Hürden der Reintegration nach einem Auslandsaufenthalt in arabischen Ländern** Ein qualifizierter Auslandseinsatz wird in vielen Unternehmen als zwingend für die Karriereentwicklung von Führungskräften angesehen. Ein Auslandseinsatz in arabischen Ländern beinhaltet in diesem Zusammenhang besondere kulturspezifische Herausforderungen. Der Erfolg eines solchen Auslandsaufenthaltes ist vielfach entscheidend von der Gestaltung der Reintegration des entsandten Managers und seiner Familie abhängig. Auf diese Problematik sind viele international orientierte Unternehmen aber immer noch nicht strategisch vorbereitet. Die Reintegration verläuft mehr oder weniger ungeplant. Wertvolles Know-how, das der Entsendete im Ausland erworben hat, kulturspezifische Sensibilität und Flexibilität werden von den Unternehmen meist überhaupt nicht oder zumindest nicht systematisch genutzt. Zu diesen Erkenntnissen kommt eine explorative Studie des Instituts für Personalwesen und Internationales Management der Universität der Bundeswehr Hamburg. Zunächst werden die vorhandenen wissenschaftlichen Studien zu dieser Thematik detailliert analysiert. Anschließend werden im Rahmen einer empirischen Studie zwei relevante Bestimmungsfaktoren einer erfolgreichen Reintegration erhoben und diskutiert. Globalisation and International Transfers. The Problems of Reintegration after a Work Assignment in Arabic Countries International transfers are regarded in many companies as necessary for management career development. Transfers to Arabic countries is particularly challenging culturally. The success of such transfers is very much dependent on the repatriation of the expatriates and their families. However, many internationally-oriented companies have not developed strategies and repatriation remains more or less unplanned. Useful know-how which the expatriates have gained, such as cultural sensitivity and flexibility, are either not used by the company at all or not used systematically. These findings are the result of an explorative study conducted at the University of Hamburg. The paper firstly analyses previous studies regarding expatriation and repatriation and then discusses two important variables affecting the success of repatriation researched in the present study. ______________________________________________________________________ * Dr. Désirée H. Ladwig, Jg. 1964, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an Bundeswehr Hamburg, Institut für Personalwesen und Internationales stenhofweg 85, D-22039 Hamburg. Dipl.-Kffr. Katja Loose, Jg. 1968, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an Bundeswehr Hamburg, Institut für Personalwesen und Internationales stenhofweg 85, D-22039 Hamburg. der Universität der Management, Holder Universität der Management, Hol- Artikel eingegangen: 13.7.2000 revidierte Fassung akzeptiert nach doppelt-blindem Begutachtungsverfahren: 3.11.2000. 356 1. Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) Einleitung Zur Entwicklung wirkungsvoller Strategien, die den Bedingungen einer komplexen, internationalen Umwelt gerecht werden, muss insbesondere die Ressource „Personal“ sensibel auf Herausforderungen der Globalisierung ausgerichtet werden (vgl. The Conference Board 1996, 5; Weber/Festing 1991, 11). Global agierende Unternehmen benötigen Stammhauspersonal, das im Ausland eingesetzt werden kann und nach dem Auslandsaufenthalt internationale Perspektiven, Kenntnisse des Marktes, technologische Erneuerungen usw. in das Heimatland und damit in den globalen strategischen Planungsprozess zurückbringt, um diese für das Unternehmen gewinnbringend zu nutzen (vgl. Wirth 1992, 280). Um diese Funktionen zu gewährleisten, muss das Instrument des Auslandseinsatzes effizient gestaltet und angewendet werden, um so mehr, weil mit einer Entsendung i.d.R. hohe Kosten verbunden sind (vgl. Briody/Chrisman 1991, 266, 277). Dabei gilt es vor allem, die Schwierigkeiten der beiden interkulturellen Wechsel vom Heimatland ins Ausland und zurück zu meistern. Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt auf einer Analyse des Prozesses der Rückkehr vom Auslandseinsatz in das Stammunternehmen und Heimatland, der Reintegration. Die Ergebnisse der empirischen Studie, die Basis dieses Artikels ist, geben Aufschluss darüber, dass Rückkehrer die Wiedereingliederung in das Heimatland und das dortige Stammunternehmen als mindestens ebenso schwierig, häufig sogar schwieriger bewerten als die Integration in das Gastland. 2. Grundlagen der Reintegrationsproblematik Seitdem die Internationalisierung zum Gegenstand unternehmerischer Aktivitäten geworden ist, wurde auch die Thematik der Auswahl, Vorbereitung und Durchführung von Auslandseinsätzen zunehmend von Forschung und Praxis aufgegriffen. Allerdings wurde die Reintegrationsproblematik von der Forschung lange Zeit ausgegrenzt. Erst Anfang der 80er Jahre wird sie als eigenständiger Bereich im Rahmen der Auslandsentsendung aufgegriffen und im Laufe der 90er Jahre verstärkt behandelt (vgl. Überblick über empirische Arbeiten zur Reintegrationsproblematik in Abb. 1). In die europäische Unternehmenspraxis hat die Thematik der Reintegration – unabhängig von Unternehmensgröße und Internationalisierungsgrad – bislang wenig Eingang gefunden (vgl. Hirsch 1996, 286; Harvey 1989, S.131; Black/Gregersen/Mendenhall 1992b, 737; Adler 1981, 344; Black 1992, 177; Feldman 1991, 175; Black/Gregersen 1991, 671; Steinmann/Kumar 1984, 420f.; Kühlmann/Stahl 1995, 178). Es fehlt an einer systematischen Herangehensweise aus der Perspektive der Betroffenen und an einer aufbauenden Sensibilisierung aller Beteiligten (vgl. Loose 1998, 2f.). Die Basisstudie versucht erstmalig die Reintegrationsproblematik in ihrer vollen Bandbreite aufzugreifen, indem eine Vielzahl von Bestimmungsfaktoren, die Einfluss auf den Reintegrationsverlauf haben, diskutiert und mit den Erfahrungen von Rückkehrern empirisch unterlegt werden. Die Abb. 2 informiert darüber, welche Bestimmungsfaktoren der Reintegration bezüglich ihres Einflusses auf den Reintegrationsverlauf untersucht wurden. Aus diesem Spektrum werden aufgrund der begrenzten Seitenzahl in diesem Artikel zwei signifikante Bestimmungsfaktoren diskutiert: die „Möglichkeiten der Verwendung des ausländischen Erfahrungswissens nach der Rückkehr“ und die „Wohnbedingungen“. Diese beiden Bestimmungsfaktoren wurden ausgewählt weil bereits aus der schriftlichen Auswertung Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 357 resultierende signifikante Zusammenhänge durch die mündlichen Interviews forciert wurden. Wie in den Abschnitten 4.1. und 4.2 dargestellt, haben beide Aspekte gravierenden Einfluss auf den Reintegrationsverlauf, der bislang von Forschung und Praxis weitgehend unbeachtet geblieben ist. Abb. 1: Empirische Studien, in denen Reintegration einen Schwerpunkt einnimmt - in alphabetischer Reihenfolge Autor(en), Herkunftsland der Veröffentlichung, Jahr Titel Untersuchungsgegenstand Kernaussage Adler, Nancy J., USA, 1981 Re-Entry: Managing CrossCultural Transitions 200 Rückkehrer nach Kanada wurden befragt; Entsendungsländer: Afrika, Asien, Lateinamerika, Karibik Beneke, Jürgen, Deutschland, 1992 Auslandseinsatz als Organisationslernen: Erfahrungsträger im Unternehmen als Ressourcen nutzen Expatriation and Repatriation in Finnish Companies: A Comparision with Swedish and Norwegian Practice 300 Erfahrungsträger der deutschen Wirtschaft wurden befragt Der Übergang vom keine Angabe Ausland in das Heimatland wird im Vergleich mit dem Übergang in das Heimatland i.d.R. als schwieriger empfunden Das mitgebrachte Er- keine Angabe fahrungswissen wird von den Unternehmen nicht oder unzureichend ermittelt und ausgewertet Björkman, Ingmar, Finnland, 1990 40 Fragebögen wurden von schwedischen, 29 von finnischen und 18 von norwegischen Personalbeauftragten beantwortet Die Entsendungspraktiken schwedischer, finnischer und norwegischer Unternehmen werden untersucht Prozentsatz der jeweils untersuchten Unternehmen, die Reintegration durchführen bzw. Reintegrationsunterstützung geben ca. 40% der Unternehmen bieten Unterstützung bei Reintegration an. Nordische Unternehmen liefern generell größere Reintegrationsunterstützung als z.B. nordamerikanische Unternehmen 358 Black, J. Stewart, USA, 1992 Black, J. Stewart; Gregersen, Hal B., USA, 1991 Black, J. Stewart; Gregersen, Hal B.; Mendenhall, Mark E., USA, 1992 Clague, Llewellyn; Krupp, Neil B., USA, 1978 Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) Coming Home: The Relationship of Expatriate Expectations with Repatriation Adjustment and Job Performance When Yankee Comes Home: Factors Related to Expatriate and Spouse Repatriation Adjustment Global Assignments – Successfully Expatriating and Repatriating International Managers International personnel: the repatriation problem 174 Rückkehrer in die USA aus 26 unterschiedlichen Ländern wurden befragt Die Formulierung und der Grad der Erfüllung der Erwartungen bezüglich der Rückkehr sind entscheidend für die empfundene Reintegrationszufriedenheit keine Angabe U.S. Manager und deren (Ehe)Partner aus vier großen multinationalen US-Unternehmen wurden befragt, Entsendung in 26 verschiedene Länder Nicht-berufliche und berufliche Aspekte der Reintegration wurden in ihrer Wirkung auf die Anpassung nach der Rückkehr betrachtet 90% der befragten Manager und 98% der Partner erhielten drei oder weniger Stunden Vorbereitung auf die Rückkehr; der größte Teil davon erhielt keine Reintegrationsvorbereitung Wird nicht explizit ausgeführt Bedeutende Aspekte und alle Phasen von Auslandsaufenthalten werden behandelt keine Angabe Unternehmensübergreifende Diskussionen zur Thematik der Reintegration und Interviews mit 35 ehemaligen Expatriates wurden durchgeführt Selbst Unternehmen, die sorgfältige Programme zur Vorbereitung des Auslandsaufenthalts haben, schenken der Reintegration von Mitarbeitern keine Aufmerksamkeit Für die Rückkehr entscheidende Themen wie die Einbindung des Auslandsaufenthalts in eine Laufbahnplanung, das Managen der persönlichen Erwartungen und die Reintegration im familiären Bereich werden diskutiert keine Angabe Conference Managing 152 PersonalbeauftragBoard, Expatriates' te aus den USA, EuroUSA, 1996 Return pa und Asien wurden schriftlich befragt und des Weiteren Interviews mit HR Managern geführt keine Angabe Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) Coyle, Wendy; Shortland, Sue, Great Britain, 1992 Engen, John R., USA, 1995 Feldman, Daniel C.; Tompson, Holly B., USA, 1993 International Relocation Vielfältige CaseStudies rund um die Relocation-Thematik Coming home Fallstudie eines Expatriates von 3M, der aus den USA für fünf Jahre in Brüssel tätig war Expatriation, Repatriation, and Domestic Geographical Relocation: An Empirical Investigation of Adjustment to New Job Assignments GomezThe DeMejía, Luis; terminants Balkin, Da- of Managevid B., rial SatisUSA, 1983 faction with the Expatriation and Repatriation Process Gray, And- Repatriarew, 1982, tion at the USA Burr Hamilton Bank Gregersen, Dual ComHal B., mitments USA, 1991 during Repatriation: The Case of American Expatriates 359 Die Konsequenzen der Globalsierungsstrategien für die Mitarbeiter und deren Familien werden diskutiert. Anhand von Fallbeispielen werden Entsendungs- und Reintegrationspraktiken von 3M und anderen Unternehmen dargestellt sowie Vorschläge gemacht, um die Reintegration zu erleichtern Die Studie vergleicht, wie unterschiedliche Faktoren sich auf die Anpassung im Ausland, nach der Rückkehr und bei einem nationalen Stellenwechsel auswirken keine Angabe 89 US-amerikanische Expatriates wurden befragt Über einen Fragebogen wurde ermittelt, wie zufrieden die Rückkehrer mit bestimmten Faktoren während ihrer Entsendung und nach ihrer Rückkehr waren keine Angabe Fallstudie über Rückkehrer aus dem Ausland in die Zentrale der Burr Hamilton Bank 174 Rückkehrer von fünf multinationalen US-Unternehmen wurden befragt Eine klassische Rück- keine Angabe kehrsituation wird beschrieben Alumnis unterschiedlicher Nationalitäten einer Graduate School wurden befragt; 123 waren Expatriates, als sie befragt wurden, 40 waren bereits zurückgekehrt Faktoren, die zu einem dualen oder unilateralen Zugehörigkeitsgefühl beitragen, werden analysiert Nach einer Schätzung des Dartmouth College (1991) bieten 90 % nordamerikanischer Unternehmen, die Mitarbeiter in das Ausland entsenden, weniger als 3 Std. Reintegrationsvorbereitung keine Angabe keine Angabe 360 Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) Gregersen, Hal B.; Black, Stewart J., USA, 1996 Multiple Commmitments upon Repatriation: The Japanese Experience Harvey, Michael G., USA, 1989 Repatriation of Corporate Executives: An Empirical Study Problemfelder der Wiedereingliederung von Mitarbeitern nach einem Auslandseinsatz – Eine empirische Untersuchung Integrating Returning Expatriates into the Domestic Organization The Expatriate Manager and the Role of the MNC Horsch, Jürgen, Deutschland, 1996 Howard, Cecil G., USA, 1979 Howard, Cecil G., USA, 1980 Kendall, RepatriaD.W., USA, tion: An 1981 Ending and a Beginning 174 japanische Manager aus sieben großen multinationalen Unternehmen wurden befragt, die von Einsätzen aus unterschiedlichen Regionen der Welt zurückgekehrt waren 79 Personalverantwortliche wurden zur Reintegration befragt Studie untersucht, welche Faktoren in welchem Maße das Zugehörigkeitsgefühl zur heimatlichen Organisation beeinflussen Deutsche Mitarbeiter, die nach Europa, Nordamerika, Asien / Ozeanien, Afrika, Südamerika entsendet wurden, wurden befragt Rückkehr stellt v.a. ein Personaleinsatzproblem dar Gelingen der Reintegration ist u.a. von der Entsendungsregion abhängig keine Angabe 27 Führungskräfte von MNCs in den USA wurden zur Reintegration von Expatriates befragt Formelle und informelle Strategien von MNCs zur Plazierung ihrer Rückkehrer werden diskutiert keine Angabe Einige, mit der Rückkehr verbundene Probleme werden diskutiert und Lösungsvorschläge entwickelt Fallstudie einer ameriFünf fundamentale kanischen Familie, die Reintegratinach London entsendet onsprobleme und Löwurde sungsmöglichkeiten werden aufgezeigt keine Angabe 81 ehemalige Expatriates mit Herkunftsland USA wurden befragt keine Angabe Angebot an und Inhal- 31% der Unternehmen te von Reintegratibieten eine formalisieronsmaßnahmen te Reintegrationsunterstützung an keine Angabe Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) Kenter, Michael E., Welge Martin K., Deutschland, 1983 Murray, J. Alex, Kanada, 1973 Napier, Nancy K.; Peterson, Richard B., USA, 1991 Oddou, Gary R. Mendenhall, Mark E., USA, 1991 Die Reintegration von Stammhausdelegierten. Ergebnisse einer explorativen empirischen Untersuchung International Personnel Repatriation: Cultural Shock in Reverse Neun Geschäftsführer deutscher multinationaler Fertigungsunternehmen bzw. die für die Entsendung Verantwortlichen wurden befragt 25 Interviews mit Managern internationaler Unternehmen (Anzahl ungenannt) mit Sitz in den USA oder Kanada wurden befragt; aufbauend wurden 50 Interviews mit ehemaligen Expatriates dieser Unternehmen durchgeführt Perspektive des Delegierten und der Unternehmung wird in einigen Punkten skizziert und persönliche und unternehmensspezifische Einflüsse auf die Reintegrationsproblematik hergestellt Hauptsächliche Feststellungen: Repatriates waren nicht mit ihrem Rückkehrgehalt und mit der Stadt im Heimatland, in die sie versetzt wurden, zufrieden. Des Weiteren erscheint es den Repatriates leichter, ihr Auslandswissen in einem fremden Unternehmen zu vermarkten als im eigenen. Expatriate 99 Fragebögen wurBericht kommt zu der Re-Entry den von Rückkehrern Erkenntnis, dass der What do aus unterschiedlichen Übergang vom AusRepatriates Ländern beantwortet land in das HeimatHave to land mit zunehmenSay? der Betreuung und Beachtung leichter wird Succession 135 Expatriates wurden Einfluss von AusPlanning befragt, unabhängig landsentsendungen st for the 21 von Ausgangs- und auf die KarriereentCentury: Entsendungsland wicklung wurde unHow well tersucht: Ausare we landseinsätze fördern grooming die Karriereentwickour future lung während des business Auslandseinsatzes leaders? und hemmen sie nach der Rückkehr 361 keine Angabe 3 Unternehmen führen spezielle Reintegrationsprogramme durch keine Angabe keine Angabe 362 Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) Peltonen, Tuomo, Finnland, 1995 Expatriate Reentry Dilemma and Organizational Career Systems 180 Rückkehrer wurden befragt Schilgen, Christian J., Deutschland, 1995 Die Wiedereingliederung von Mitarbeitern nach einem Auslandseinsatz: Aus der Praxis der Volkswagen AG. Predicting Turnover Among Repatriates - Can Organizations Affect Retention Rates Rückkehrer von einem befristeten Auslandsaufenthalt für die Volkswagen AG wurden befragt, nicht spezifiziert nach Ländern und keine Angabe der Grundgesamtheit Stroh, Linda K., USA, 1995 Beförderung im Ankeine Angabe schluss an einen Auslandsaufenthalt ist i.d.R. das Ergebnis bereits vor dem Auslandsaufenthalt getroffener organisationaler Entscheidungen; die Gründe für Reintegrationsschwierigkeiten liegen im organisationalen Kontext Hohe Kosten einer keine Angabe Entsendung und soziale Verantwortung erfordern einen entsprechend sorgfältigen Umgang der Unternehmen mit dem Auslandsaufenthalt 51 HR-Manager USWenn Unternehmen keine Angabe amerikanischer Untersich angemessen um nehmen wurden befragt ihre Auslandsmitarbeiter kümmern, erleichtert dies deren interkulturelle Übergänge Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 363 3. Methodik der Untersuchung 3.1 Die Stichprobe und der Fragebogen Die Multidimensionalität der Bestimmungsfaktoren, die Einfluss auf die Reintegration haben (vgl. Abb. 2), erfordert die Verwendung eines Reintegrationsbegriffes, der neben beruflichen Aspekten auch private und sozio-kulturelle Aspekte erfasst und so die gesamte Bandbreite der Reintegrationsproblematik einschließt (vgl. Loose 1998, 38. Auch andere Klassifizierungen sind möglich (z.B. Bittner/Reisch, 1992; Black/Gregersen/Mendenhall, 1992a). Die Befragung wurde mit Rückkehrern aus arabischen Ländern1, deren kulturelle Komponente und Lebensweise stark von der deutschen abweichen, durchgeführt. Diese geographische Spezialisierung ermöglicht eine Akzentuierung der Reintegrationsproblematik im privaten und sozio-kulturellen Bereich. Darüber hinaus determiniert der Ausprägungsgrad der kulturellen Unterschiedlichkeit zwischen Gast- und Heimatland die Intensität der Wiedereingliederungsschwierigkeiten (vgl. Black/Gregersen/Mendenhall 1992b, 737; Macharzina 1992, 380). Die Identifizierung von Unternehmen, die Mitarbeiter aus Deutschland für längere Zeit in arabische Länder entsenden, gestaltete sich aufgrund der mit diesem Raum nur begrenzten wirtschaftlichen Zusammenarbeit schwierig. In der Regel gab es nur sehr wenige Rückkehrer aus arabischen Ländern pro Unternehmen (1-3), so dass für eine ausreichend große Stichprobe verschiedene Unternehmen aus Deutschland kontaktiert wurden. 24 Unternehmen mit insgesamt 42 Rückkehrern aus arabischen Ländern haben an der schriftlichen Befragung teilgenommen. Diese fand mittels standardisierter Fragebögen statt. Die Auslandsaufenthalte hatten eine Dauer von mindestens sechs Monaten und lagen nicht länger als 5 Jahre zurück. Von 123 ausgesandten Fragebögen, sind 42 Fragbögen in die Untersuchung eingegangen. Einige zurückgesandte Fragebögen konnten nicht ausgewertet werden, da der Auslandseinsatz zu lange zurücklag, zu kurz oder noch nicht abgeschlossen war oder der Beantworter nicht deutscher Nationalität war. Ein Teilnehmer ist nach der Rückkehr in den Ruhestand gegangen und konnte daher nicht die Fragen zur beruflichen Reintegration beantworten. Letztendlich hat sich eine „reale Rücklaufquote“ von 34% ergeben. Nur die tatsächlich verwendeten Fragebögen wurden in die Berechnung der Rücklaufquote aufgenommen. Dabei ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Rücklaufquote noch höher ist, da aus Gründen der Anonymität die Verteilung der Fragebögen über bestimmte Ansprechpartner im Unternehmen verlief. Durch diesen notwendigen Umweg wurden Fragebögen eventuell nicht oder nur unzureichend von den jeweiligen Ansprechpartnern weiterverteilt oder haben aus anderen Gründen die jeweiligen Rückkehrer im Unternehmen nicht erreicht. 1 Algerien, Ägypten, Bahrain, Irak, Iran, Jordanien, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Oman, Quatar, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Tunesien, Vereinigte Arabische Emirate, Yemen. 364 Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) Abb 2: Untersuchte Determinanten der Reintegration (Basisstudie) B estim m u n g sfak to ren d er R ein teg ratio n Ü bergreifen de B estim m ungsfaktoren H äufig keit/D auer des A u slandsaufenthaltes P ersonenbezogene V ariablen B estim m ungsfak toren vor d em A uslan dsau fenthalt Früh zeitige A useinandersetzung m it der R eintegrationsth em atik V ertragsgestaltu ng B estim m un gsfaktoren w ährend des A uslandsaufentha ltes Z ufriedenheit w äh rend des A u slandsaufenthaltes V eränderungen im Stam m haus und H eim atland V orbereitung auf die R ückkehr B estim m ungsfaktoren nach dem A uslandsaufen thalt B edingun gen der R ück kehrposition K arriereentw icklun g R eintegration d es Partners R einteg ration der K inder W oh nbedingungen K oordination zw ischen eigenen und fam iliären B edürfnissen Private K ontakte Finanzielle B edingungen S ozialer Status H eim atliche K ultur A bb. 2: U ntersuch te D eterm inanten der R eintegration (B asisstudie) Die Rückkehrer erfüllten in ihrem Stammunternehmen nach der Rückkehr mindestens eine qualifizierte oder hochqualifizierte Tätigkeit mit – teilweise umfassenden – Führungsaufgaben. Im Ausland führten die Expatriates durchweg leitende Tätigkeiten aus. Mehr als die Hälfte der Befragten (54,8%) war länger als 36 Monate im arabischen Ausland, 42,9% waren 13-36 Monate und nur 2,3% waren weniger als 12 Monate im arabischen Ausland. Die Verteilung der arabischen Länder, in denen die Mitarbeiter für ihr deutsches Stammhaus tätig waren, können der Abb. 3 entnommen werden, die Branchenverteilung der teilnehmenden Unternehmen der Abb. 4. Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 365 Abb. 3: Verteilung der arabischen Länder, in die Mitarbeiter entsandt wurden (Angabe in absoluten Zahlen, Mehrfachnennungen waren möglich) Anzahl der Nennungen 12 10 8 6 4 2 Sa Ve r. A ud i- A rab ie n rab .E mir a B a te hra in Äg ypt en Tu ne sie n Sy r ie n Jo rda n ie n Ma rok ko Ir a k Om an Ye me n Qa tar Su da n Lib yen L ib an on 0 Interessant und auffallend ist, dass nur ein Teilnehmer weiblichen Geschlechts ist. Dies ist ein für islamische Länder typisches Bild. Im arabischen Ausland ist die Besetzung von Positionen mit Frauen unüblich und geht mit geschlechtsspezifischen Akzeptanzproblemen einher. Der Großteil der Fragen wurde geschlossen gehalten. Dieser hohe Grad an Standardisierung gewährleistet eine zuverlässige Auswertung der Daten und ermöglicht den Zeitaufwand für den Befragten in einem angemessenen Rahmen zu halten. Die Antwortmöglichkeiten sind jedoch sehr vielfältig angelegt worden und überdies erhielten die Befragten durch die Kategorie „Sonstiges“ jeweils die Möglichkeit, von den Vorgaben abweichend zu antworten. Die meisten Fragen konnten auf einer Fünfer-Skalierung beantwortet werden, der eine Intervallskalierung unterstellt ist.2 Obwohl aufgrund der relativ geringen Grundgesamtheit von einer explorativen, Tendenzen aufweisenden Studie auszugehen ist, lässt die direkte Befragung von Rückkehrern auf eine hohe Validität des vorliegenden Datenmaterials schließen und verspricht aufschlussreiche Ergebnisse. Diese Vorgehensweise der direkten Befragung von Rückkehrern weicht von den meis- 2 Beispiele für im Fragebogen verwendete Skalierungen: trifft voll zu trifft gar nicht zu sehr zufrieden gar nicht zufrieden sehr viel leichter gar nicht leichter ganz sicher keinesfalls 366 Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) ten anderen Untersuchungen in diesem Fachgebiet ab, die lediglich mit Personalverantwortlichen als Informanten gearbeitet haben.3 Abb. 4: Die Branchenverteilung der teilnehmenden Unternehmen Elektro-, Medizintechnik, Chemie Bauwirtschaft Maschinenbau Universalbank Consulting Verkehr Textil 0,00% 5,00% 10,00% 15,00% 20,00% 25,00% 30,00% 35,00% Bei der Auswertung der Fragebögen wurde neben ein- und zweidimensionalen Häufigkeitsverteilungen je nach der Formulierung der Fragestellung und der Variablen, der t-Test angewendet bzw. der Pearson-Koeffizient „r“ (gegenseitige, lineare Abhängigkeit zweier intervallskalierter Variablen) und der Spearman-Koeffizient „„ (Rho) (gegenseitige, lineare Abhängigkeit zweier ordinalskalierter Variablen) berechnet. Es wurde stets ein Signifikanzniveau von mindestens 10% berücksichtigt, d.h. Werte unter diesem Niveau wurden nicht interpretiert. Im Anschluss an die Auswertung der Fragebögen wurden mit sieben Teilnehmern der Fragebogenaktion zusätzlich strukturierte Telefoninterviews geführt. So konnten aus den Fragebögen gewonnene Erkenntnisse gezielt vertieft werden und verstärkt qualitative Ergebnisse einfließen. Die Mitarbeiter kamen aus folgenden Unternehmen: Bauer Spezialtiefbau GmbH, Commerzbank AG, Deutsche Bank AG, GTZ Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit mbH, Philips AG, Siemens AG. Die Auswahl erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Die Teilnehmer waren drei bis acht Jahre im arabischen Ausland und führen in ihren jeweiligen Unternehmen leitende Tätigkeiten aus. 3 Dies ist besonders bedeutend, weil unterschiedliche Aussagen von Verantwortlichen im Unternehmen und Expatriates zu gleichen Problempunkten attestiert wurden (vgl. Napier/Peterson 1991, 21). Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 367 3.2 Der Reintegrationsbegriff und die Zufriedenheit des Rückkehrers als Maßstab des Reintegrationsverlaufs „Der Begriff der Reintegration beschreibt den aktiven Anpassungsprozess des Individuums an das berufliche, private und sozio-kulturelle Umfeld des Heimatlandes nach einer längeren Abwesenheit im Ausland und den mit dieser Abwesenheit verbundenen Folgen der Konfrontation mit einer fremden Kultur. Der Begriff „Reintegration“ impliziert nicht automatisch eine erfolgreiche Einbindung (Integration) in die heimatlichen Bedingungen, sondern die Reintegration kann auch einen negativen Verlauf nehmen“ (Loose 1998, 34). Der Verlauf der Reintegration spiegelt sich in der empfundenen Zufriedenheit des aus dem Ausland zurückkehrenden Mitarbeiters wieder. Folglich resultiert eine nicht oder nicht zufriedenstellend gelungene Anpassung4 an die heimatlichen Bedingungen in Unzufriedenheit in einem und/oder mehreren der drei Reintegrationsbereiche (beruflich, privat, sozio-kulturell) (vgl. Loose 1998, 38). Je effizienter die Anpassung verläuft (je weniger Probleme der Rückkehrer hat), desto zufriedener ist der Expatriate und desto besser ist seine Arbeitsleistung (vgl. Black 1992, 181).5 Die Arbeitsleistung des Mitarbeiters, die dieser bei der Rückkehr in das Stammunternehmen zeigt, und sein Potential an Auslandserfahrungen und -qualifikationen sind wiederum für das Unternehmen entscheidende Komponenten. Da davon ausgegangen wird, dass nur zufriedene Mitarbeiter wichtige Beiträge zur Effizienz einer Organisation leisten können, ist die vom Rückkehrer empfundene Zufriedenheit auch für das Unternehmen ein entscheidender Faktor und wurde deswegen in der vorliegenden Studie als Maßstab für den Erfolg der Reintegration zugrunde gelegt (vgl. auch Naumann 1993, 61). Die Methodik der Basisuntersuchung zielt darauf ab, einen Zusammenhang zwischen den untersuchten Bestimmungsfaktoren (vgl. Abb. 2) und dem vom Expatriate jeweils auf einer Skala von 1-5 angegebenen Grad der Zufriedenheit herzustellen.6 Es wurde untersucht, wie sich die Ausprägung der Bestimmungsfaktoren auf die empfundene Zufriedenheit im beruflichen, privaten und sozio-kulturellen Bereich auswirkt (siehe Abb. 5). Das multivariate Konstrukt der Zufriedenheit soll im folgenden als das Ergebnis eines psychischen Vergleichs zwischen einer vom Rückkehrer als ideal erachteten und einer tatsächlich vorgefundenen Situation verstanden werden. Die Validierung der Zu4 5 6 Anpassung beschreibt dabei einen Prozess der physischen und psychischen Einstellung auf bestimmte Umweltverhältnisse sowie einen nachher erreichten Zustand, der durch ein Gleichgewicht zwischen größtmöglicher Befriedigung eigener Bedürfnisse und möglichst geringen Konflikten mit der Umwelt gekennzeichnet ist. Die Anpassung wird erforderlich, weil die Umwelt und/oder der Betrachter sich verändert haben, und erfolgt durch aktive Auseinandersetzung des Individuums mit der Umwelt. Während dieser Auseinandersetzung wird situationsgerechtes Handeln und Verhalten erlernt (vgl. Black/Mendenhall 1990, 124, 130; Hänni 1980, 113). Von einer erfolgreichen Reintegration kann folglich gesprochen werden, wenn der Expatriate sich derart an die heimatlichen Bedingungen angepasst hat, dass er einen hohen Grad an Zufriedenheit empfindet (vgl. Gaugler 1989, 1948). 1 = sehr zufrieden - 5 = gar nicht zufrieden 368 Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) friedenheit als Kennzeichen für den Verlauf der Reintegration wird durch empirische Zusammenhänge dieser Studie bestätigt. Wie aus der Abb. 6 zu entnehmen ist, wirken Probleme der Reintegration im beruflichen, im privaten und im sozio-kulturellen Bereich signifikant auf die vom Rückkehrer empfundene Zufriedenheit in dem jeweiligen Bereich. Abb. 5: Die vom Rückkehrer empfundene Reintegrationszufriedenheit als Maßstab für den Reintegrationsverlauf Reintegrationszufriedenheit Reintegrationszufriedenheit im beruflichen Bereich im privaten Bereich = 0.4763 p = 0.002 Reintegrationsprobleme im beruflichen Bereich Reintegrationsprobleme im privaten Bereich Reintegrationsprobleme im sozio-kulturellen Bereich = p = = 0.4763 p = 0.002 = 0.2496 p = 0.120 Reintegrationszufriedenheit im sozio-kulturellen Bereich = 0.2496 p = 0.120 = 0.7613 p = 0.001 = 0.7613 p = 0.001 Spearman-Koeffizient Signifikanzniveau Abb. 6: Der Zusammenhang zwischen Problemen in den drei Reintegrationsbereichen und der jeweils empfundenen Reintegrationszufriedenheit Reintegrationszufriedenheit Reintegrationszufriedenheit im beruflichen Bereich im privaten Bereich Reintegrationsprobleme im beruflichen Bereich = 0.4036 p = 0.013 Reintegrationsprobleme im privaten Bereich Reintegrationsprobleme im sozio-kulturellen Bereich = p = Reintegrationszufriedenheit im sozio-kulturellen Bereich = 0.5154 p = 0.001 = 0.6443 p = 0.001 Spearman-Koeffizient Signifikanzniveau Bevor im weiteren Verlauf zwei signifikante Bestimmungsfaktoren der Reintegration eingehend betrachtet werden, beschreibt der nächste Abschnitt die Eigenheiten der arabischen Kultur, um einen Einblick in die kulturellen Gegensätze zu geben, die Entsandte bei ihrem Aufenthalt und bei ihrer Rückkehr erwarten. Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 4. 369 Eigenheiten der arabischen Kultur Allen arabischen Ländern gemeinsam ist die Dominanz des religiösen Einflusses auf das tägliche Leben und insbesondere auf die interpersonellen Beziehungen (vgl. Ellement/Maznevski/Lane 1992, 335). Deshalb wird der Expatriate in einer ihm fremden Intensität mit allen Aspekten der islamischen Religion und ihren Interpretationsformen im täglichen Leben konfrontiert (vgl. Antes 1992, 313). Kern des Islam ist der Koran, ein regulatives, handlungsleitendes Werk, welches alle Details menschlichen Handelns regelt und unter die Oberherrschaft Gottes stellt. Die Struktur der Gesellschaft und der Familie ist patriarchalisch; die Männer stehen eine Stufe über den Frauen (vgl. Badawy 1997, 297). Weibliche Expatriates, unabhängig davon, ob sie als Entsandte eines Unternehmens oder „nur“ als Partner im Ausland sind, sehen sich in islamischen Ländern Rollenerwartungen gegenüber, die i.d.R. von ihrem eigenen Rollenverständnis grundlegend abweichen. Die gesellschaftliche Rolle der Frau beschränkt sich vor allem auf die Funktionen Hausfrau, Ehepartnerin, Mutter und Erzieherin der Kinder (vgl. Küng/Ess/Stietencron/Bechert 1984, 134f.; Khoury 1992, 135). Die Einschränkungen im täglichen Leben sind vielfältig. Sie beginnen beim Verbot, Auto zu fahren und öffentliche Gebäude zu betreten (wie z.B. in Saudi-Arabien) und gehen bis zur Kleiderordnung, die in vielen arabischen Staaten das Tragen eines langen, schwarzen, körperverhüllenden Umhangs (Abaya) und zum Teil eines Schleiers vorschreibt (vgl. Feldman/Thomas 1991, 41). Im Berufsleben ist festzustellen, dass arabische Erwerbstätige im allgemeinen einen hohen Grad von Identifikation mit ihrer Arbeit und mit der Organisation zeigen, für die sie arbeiten. Da dieser „Stolz“ nicht immer das Zeichen hoher Qualität der Arbeitsergebnisse sein muss, kann es hier leicht zu Kontroversen kommen. Der deutsche „Gastarbeiter“ sollte sich daher mehr auf sein Verständnis für den kulturellen Hintergrund und den Appell an eine gute Zusammenarbeit als auf die Rationalität seiner Argumente verlassen. Araber bevorzugen einen gefühlsbetonten Verhandlungsansatz. Sie reagieren auf die Argumente ihrer Verhandlungspartner mit emotionalen Appellen, die sich auf subjektive Gefühle beziehen. Sie möchten langfristige Geschäftsbeziehungen mit ihren Partnern aufbauen. Deshalb sind sie im Verhandlungsprozess häufig zu Zugeständnissen bereit, und sie reagieren fast immer auf die Zugeständnisse ihrer Partner mit einem entsprechenden Verhalten ihrerseits. Wer in arabischen Ländern als Person keine Anerkennung findet, kann auch beruflich nicht erfolgreich sein. Oder in anderen Worten: In arabischen Ländern werden Geschäfte nicht mit einem Unternehmen gemacht, sondern mit einer Person, der man vertraut (vgl. Hofstede 1993, 66). Aus diesen Ausführungen wird deutlich, dass sich sowohl im beruflichen Bereich als auch sozio-kulturell und privat die Determinanten in arabisch-islamischen Ländern ganz erheblich von den Vorgaben durch die heimatliche Kultur deutscher Expatriates unterscheiden. Die interpersonellen und kulturellen Anpassungsleistungen, die während eines Auslandsaufenthalts und nach der Rückkehr an einen Expatriate gestellt werden, nehmen mit der „Unterschiedlichkeit“ der Kultur und Lebensweise zu und sind deswegen in den arabischen Ländern besonders stark ausgeprägt (vgl. Black/Mendenhall/Od- 370 Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) dou 1991, 313; Fröhlich 1974, 174). An Hand der zwei folgenden Reintegrationsdeterminanten wird diese Reintegrationsproblematik beispielhaft beschrieben. 5. Zwei ausgewählte Determinanten der Reintegration und Empfehlungen zu ihrer Behandlung in der Unternehmenspraxis Im Folgenden wird aus dem Bereich der beruflichen Bestimmungsfaktoren das Reintegrationskriterium der „Gestaltung der Rückkehrposition“ unter besonderer Berücksichtigung der Verwendung des ausländischen Erfahrungswissens diskutiert. Als zweiter Aspekt wird das private Reintegrationskriterium der „Wohnbedingungen nach der Rückkehr“ erörtert. Beide Kriterien werden bezüglich ihres Einflusses auf die Reintegrationszufriedenheit und somit den Verlauf der Reintegration untersucht. 5.1 Die Einrichtung der Rückkehrposition unter besonderer Berücksichtigung der Verwendung des ausländischen Erfahrungswissens Die schriftliche Befragung hat ergeben, dass über drei Viertel aller Rückkehrer aus arabischen Ländern Schwierigkeiten bei der Reintegration im beruflichen Bereich hatten. Die bestimmenden Determinanten waren vor allem der Verlust der Selbständigkeit, die Veränderung der eigenen Arbeitsweise (-rhythmus), allgemeine Informationsdefizite, das Betriebsklima im Heimatland, ein geringerer Verdienst und die Inhalte der Rückkehrposition. Die Position im Heimatland weicht im allgemeinen sowohl bezüglich der Inhalte als auch der Ausgestaltung von der ausländischen ab. „Der gravierende Unterschied ist in der Regel ein Verlust an Individualität, der so ausgeprägt sein kann, dass er menschlich einschränkend wirkt. Das Stammhaus verfolgt als Großorganisation ganz andere Formen der Zusammenarbeit als das hochindividualisierte Arbeiten, das überwiegend im Ausland vorherrscht und wo der Formalisierungsgrad in Organisationen sehr gering ist. Dies fängt bei der Organisation des Parkplatzes an und zieht sich durch den ganzen Tagesverlauf“, berichtet ein Mitarbeiter, der acht Jahre in Saudi Arabien tätig war. Um solche oder ähnliche Unterschiede zwischen den Positionen abfangen zu können, gilt es, die Rückkehrposition besonders sorgfältig auszusuchen und sie nicht dem Zufall einer freien Position zu überlassen. In der Praxis ist die Bereitstellung einer Rückkehrposition jedoch nach wie vor häufig durch das Agieren des Mitarbeiters determiniert. So teilt ein Mitarbeiter nach vierjährigem Aufenthalt in Bahrein mit: „Es war mir eine Lehre, dass Absprachen vor allem in sehr großen Unternehmen nicht unbedingt eingehalten werden, sondern man mit näherrückendem Rückkehrtermin in Eigeninitiative die Stellenbesetzungsfrage noch einmal aufnehmen muss.“ Als Gründe nannte er, dass „z.B. die Mitarbeiter in der Personalabteilung gewechselt haben oder die Bank ihre Politik geändert hat.“ Ein weiterer Mitarbeiter, der für das selbe Unternehmen drei Jahre in Bahrein war, beschreibt Probleme mit der langfristigen Planung der Rückkehrposition: Weil sein Unternehmen sich im letzten Jahr vor seiner Rückkehr in einem Umstrukturierungsprozess befand, hatte die Personalabteilung auch während seines Heimaturlaubs – fünf Monate vor der geplanten Rückkehr – noch Probleme Aussagen zu einer konkreten Stelle zu machen. Verbindliche Vereinbarungen sollten erst vier Wochen vor Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 371 der Rückkehr getroffen werden, was der Mitarbeiter im Falle einer Überseeversetzung als schwer akzeptabel konstatierte. Um dem Rückkehrer eine seinem Leistungs- und Erfahrungspotential angemessene Position im heimatlichen Unternehmen zu gewährleisten, sollten Auslandsmitarbeiter kontinuierlich in Stellenbesetzungsplanungen einbezogen werden. Die Rückkehrposition sollte bereits vor der Ausreise grob umrissen und mit herannahendem Rückkehrdatum immer weiter präzisiert werden (vgl. Schilgen 1995, 220; Schuster 1994, 60). Die Basis besteht in der Einbindung des Auslandseinsatzes in eine (internationale) Laufbahnplanung (vgl. Roessel 1988, 88). Kendall macht den Vorschlag, die Rückkehr in das Heimatunternehmen vom Standpunkt der personalpolitischen Planung als einen Anfang und nicht als ein Ende zu betrachten (vgl. Kendall 1981, 25). Ein aus dem Ausland zurückgekehrter Mitarbeiter einer deutschen Großbank sieht die Rückkehr als „... einen Schritt, der wie eine neue Bewerbung zu behandeln ist.“ Die i.d.R. wenig strukturierte und eher kurzfristig angelegte Planung der Rückkehrposition in den meisten Unternehmen wirft Unverständnis auf – nicht nur bezüglich der menschlichen Seite, sondern auch mit Blick auf Kosten und Bedeutung von Auslandsmitarbeitern. Da Auslandsaufenthalte i.d.R. mit der Ausübung von strategischen, gehobenen Aufgaben mit großer Verantwortung verbunden sind, die in einer gegenüber dem Heimatland anderen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Umgebung angesiedelt sind (vgl. Oddou/Mendenhall 1991, 31; Naumann 1993, 63), erwerben Expatriates oft einzigartiges Wissen über das Land ihres Einsatzes, wie z.B. dessen Umgangsformen, Kultur und Sprache. Darüber hinaus können sie sich Erfahrungen und Fähigkeiten wie beispielsweise kulturelles Einfühlungsvermögen und allgemeine internationale Managementfähigkeiten aneignen (vgl. Black/Gregersen/Mendenhall 1992a, 237; Wirth 1992, S.106ff.). Dieses ausländische Erfahrungswissen ist sehr wertvoll für Unternehmen und kann in der Regel nicht auf andere Weise erworben werden (vgl. Schilgen 1995, 223). Die Studie hat gezeigt, dass eine Rückkehrposition, die dem Rückkehrer die Möglichkeit bietet, sein ausländisches Erfahrungswissen einzusetzen, mit der Reintegrationszufriedenheit im beruflichen Bereich korreliert.7 Um das Ausmaß der Anwendungsmöglichkeiten dieses Erfahrungswissens auf der Rückkehrposition herauszufinden, sind die Repatriates gefragt worden, ob sie im Ausland wertvolle Erfahrungen erstens bezüglich des Umgangs mit Menschen einer fremden Kultur und zweitens hinsichtlich selbständigen Arbeitens und der Übernahme von Verantwortung gewonnen haben. Beide Fragen wurden von mehr als drei Viertel der Rückkehrer mit „voll zutreffend“ beantwortet. Hingegen konnte nur ein Drittel der Rückkehrer mit „voll zutreffend“ die entscheidende Frage bestätigen, dass diese Erfahrungen auf der Rückkehrposition genutzt werden konnten. Ist ein Zusammenhang zwischen der Aufgabe im Ausland und der neuen Aufgabe im Stammhaus jedoch nicht erkennbar, wirkt dies sehr frustrierend und negativ auf den Reintegrationsverlauf (vgl. Feldman 1991, 168). 7 p = 0.065. 372 Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) Auch die Interviewpartner äußerten sich größtenteils über die geringen Möglichkeiten der Verwendung ihres ausländischen Erfahrungswissens verwundert und enttäuscht. „Ich konnte das ausländische Erfahrungswissen überhaupt nicht anwenden. Es war ein ganz klarer Bruch. Es hatte weder etwas mit der Region noch mit dem Ausland zu tun. Mein jetziger Job hätte nicht gegensätzlicher sein können“, berichtet ein Mitarbeiter, der mehrere Jahre in Bahrein war. Auch ein mittlerweile pensionierter Mitarbeiter, der sieben Jahre als Länderchef in Ägypten tätig war, bestätigt, dass sein Unternehmen nicht von den Erfahrungen profitiert hat und dies ein großes Manko war. Während die anfangs diskutierte unzulängliche Zuweisung von Rückkehrpositionen i.d.R. auf mangelbehaftete Personalplanungen zurückgeführt werden kann, bleibt offen, warum Unternehmen das ausländische Erfahrungswissen der Rückkehrer nicht auswerten. 8 In über der Hälfte der Fälle wurden die Erfahrungen der arabischen Rückkehrer „keiner“ Auswertung unterzogen. Nur gut 2% konnten von einer „sehr ausgeprägten“ Auswertung sprechen. Der Zusammenhang zwischen mangelhafter Auswertung und der Reintegrationszufriedenheit im beruflichen Bereich ist in der Studie mit p = 0.051 ausgeprägt. Mit zunehmender Auswertung der Erfahrungen durch das Unternehmen sind die Rückkehrer mit ihrer Reintegration im beruflichen Bereich zufriedener. Für multinationale Unternehmen beinhaltet eine unsystematische und dürftige Auswertung ein kontraproduktives Verhalten, da sie auf den Austausch internationaler Erfahrungen angewiesen sind. Die Verwendung ausländischen Erfahrungswissens fungiert nicht nur als bedeutendes Reintegrationskriterium, sondern auch als wichtiger Wettbewerbsvorteil für international tätige Unternehmen. Auslandsmitarbeiter unterliegen zunehmend einem Wandel zu „Global Playern“. Das während des Auslandsaufenthalts von ihnen aufgebaute Erfahrungswissen gilt es nach der Rückkehr systematisch in das Gesamtunternehmen zu integrieren. Gelingt dieser Transfer nicht oder nur unvollständig, kann das ausländische Erfahrungswissen nicht als wertvolle Ressource für Veränderungen und Strategien dienen. In diesem Zusammenhang beschreibt ein GTZMitarbeiter das Vorgehen in seinem Unternehmen „... die GTZ baut zur Zeit ein Fachverbundnetz Inland – Ausland auf. Dabei hat der Fachverbund u.a. die Aufgabe, kontinuierlich Erfahrungswissen zwischen dem In- und Ausland auszutauschen.“ Bei der Ausgestaltung der Rückkehrposition sollten weiterhin Kriterien wie der Grad an Verantwortung, die hierarchische Anordnung und die Karrieremöglichkeiten beachtet werden (vgl. Adler 1986, 211). Besonders der Beitrag des Auslandseinsatzes zur Karriere im Heimatunternehmen wird von den meisten Expatriates überschätzt. Nur relativ wenige Auslandseinsätze führen Untersuchungen zufolge nach der Rückkehr zu Beförderungen (vgl. z.B. Köglmayr 1990, 123). Des Weiteren sollten Unternehmen auch darauf achten, dass Rückkehrpositionen einen angemessenen Grad an Herausforderung und beruflicher Autonomie bieten. Allgemein wünschen sich Mitarbeiter, vor allem höherer Hierarchiestufen, diese Qualitätsmerkmale ihrer Arbeit (vgl. Badawy 1980, 51); Rückkehrer aber sind besonders auf diese fixiert, nachdem sie im Ausland i.d.R. in verantwortungsvollen Positionen mit einem hohen Grad an Autonomie gearbeitet haben 8 „Über drei Viertel größerer, international tätiger Unternehmen haben keine internationale Personalplanung“ (Althauser 1996, 3). Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 373 (vgl. Black/Gregersen/Mendenhall 1992a, 251f., 278). Die Berücksichtigung der skizzierten Kriterien ist für den erfolgreichen Verlauf der beruflichen Reintegration entscheidend. 5.2 Die Wohnraumsituation als spezielles Reintegrationsthema Die Wohnraumsituation ist eine Determinante der Reintegration, die in den privaten Bereich fällt. Insgesamt sind die Häufigkeiten, mit denen die jeweiligen Determinanten die Zufriedenheit im privaten Bereich beeinflusst haben, in der Abb. 7 dargestellt (Mehrfachnennungen waren möglich). Den größten Einfluss auf die Zufriedenheit der Repatriates nimmt die Koordination zwischen eigenen und familiären Bedürfnissen ein. Die Rückkehr mit einer Familie bedeutet, dass alle Familienmitglieder sich auch wieder im Heimatland neu zurechtfinden müssen. Der Stress für den Repatriate steigt damit erheblich. Er muss vermehrt für seine Familie aktiv sein und zugleich auch sich selbst in allen Bereichen wieder resozialisieren. Besonderes Augenmerk soll hier jedoch auf den Aspekt des Wohnraumes gelegt werden, der am zweitstärksten die Reintegrationszufriedenheit im privaten Bereich beeinflusst (vgl. Abb. 7). Diese Priorisierung wird durch den signifikanten Zusammenhang zwischen der Determinante „Wohnraum“ und der Zufriedenheit mit der privaten Reintegration untermauert. Dieser Zusammenhang ist mit einem negativen Korrelationskoeffizienten von – 0.7638 ausgewiesen. Folglich wirken sich angemessenen Wohnbedingungen positiv auf die Anpassung im privaten Bereich aus. Die Hintergründe für die Bedeutung des Wohnraumes können wie folgt skizziert werden: Viele Expatriates und ihre Familien geben aus finanziellen und/oder organisatorischen Gründen ihre Wohnung oder ihr Haus auf wenn sie für längere Zeit in das Ausland gehen (Kendall 1981, 23). Die Unternehmen informieren ihre ausreisenden Expatriates in der Regel nicht darüber, welche Nachteile mit der Aufgabe des Heimes verbunden sein können (Napier/Peterson 1991, 27). Beispielsweise stellt die Wiederbeschaffung vergleichbaren Wohnraums aufgrund von gestiegenen Immobilienpreisen ein Problem bei der Rückkehr in das Heimatland dar, das zu finanzieller und psychologischer Zurücksetzung führen kann (Labovitz 1977, 35; Kendall 1981, S 23). Nach der Rückkehr müssen die Familien die Zeit der Suche nach einem angemessenen Wohnraum meist in Hotels überbrücken. Dies erschwert die Anpassung im Heimatland. „Es ist eher kulant als zweckmäßig, in einem Hotel untergebracht zu werden: Eine Kochnische war nicht vorhanden und der Gang zum Waschsalon war eine soziale Erfahrung der Reintegration. In einer Großstadt wäre es hilfreich, wenn der Arbeitgeber vorhandene Kontakte zu reputierten Maklern kurz vor der Rückkehr des Mitarbeiters zur Marktsondierung nutzen würde“, berichtet ein rückkehrerprobter Mitarbeiter. Ein weiterer Interviewpartner kritisiert die Unterstützung seines Arbeitgebers bei der Rückkehr aus dem arabischen Ausland. „Bei ganz praktischen Dingen hätte ich mir vermehrt Unterstützung vom Unternehmen gewünscht. Dass man sich zumindest in den ersten Monaten keine Gedanken über die Unterkunft machen muss. Es wurde nur für 2 Wochen eine Wohnmöglichkeit zur Verfügung gestellt und dann musste ich mir selbst etwas suchen. Das war sehr zeitintensiv, besonders parallel zu der neuen Position mit all den Änderungen und den vielen weiteren Dingen, die man im Kopf hat Wenn man sich 374 Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) neben der Einarbeitung noch um solche Sachen kümmern muss und sich nicht so gut auskennt, dann ist das einfach lästig. Und es ist auch nicht besonders effektiv. Man ist weder gedanklich bei der Arbeit, es geht viel Zeit verloren und es ist auch ärgerlich für den Betroffenen.“ Darüber hinaus führt ein Hotelaufenthalt zur Überbrückung oft zu immensen Kosten, die die Unternehmen meist nur für einen begrenzten und häufig nicht ausreichenden Zeitraum übernehmen. So verbrachte ein anderer Rückkehrer mit seiner Partnerin und seinen drei Kindern die ersten drei Monate in einem Hotel. Er hätte gern mehr Unterstützung bei der Haussuche erhalten, da er mit seiner Familie 10 Wochen brauchte, um ein Haus zu finden und während dieses Zeitraumes bereits viel auf Geschäftsreise war, so dass seine Frau größtenteils allein vor dieser Aufgabe stand. Abb. 7: Determinanten der Reintegration im privaten Bereich Private Determinanten der Reintegration Koordination zw. eigenen und famil. Bedürfn. Ungeeigneter Wohnraum Probleme des Partners Verlust des Freundeskreises Probleme der Kinder Private Kontaktaufnahme Finanzielle Einschränkungen Geringerer Lebensstandard Familieninterne Konflikte Weniger Familienleben Geringerer sozialer Status 0,00% 5,00% 10,00% 15,00% Relative Häufigkeiten Auch vor der endgültigen Rückkehr hat die Wohnsituation – im Rahmen des Heimaturlaubs – bereits einen Einfluss auf den späteren Reintegrationsverlauf. Während des Heimaturlaubes besteht die kurzzeitige Möglichkeit, vor Ort wieder Kontakt zu alten Freunden und Bekannten aufzunehmen, das Bild von der Heimat zu korrigieren und sich vor allem ein „Standbein“ zu erhalten. Dieses Standbein hat für den Reintegrationsverlauf im beruflichen und außerberuflichen Bereich eine große Bedeutung. Entscheidend ist deswegen, dass Heimataufenthalte an dem Ort verbracht werden, der nach dem Auslandseinsatz Wohnsitz sein soll; dies ist für Kinder ganz besonders wichtig. Beispielsweise können sie Zeit mit ihren Freunden verbringen und eventuell sogar einige Wochen wieder am deutschen Schulalltag teilnehmen, damit dieser nicht ganz in Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 375 Vergessenheit gerät. Alle beschriebenen Möglichkeiten sind jedoch nicht gegeben, wenn der Heimaturlaub aus Mangel an eigenem Wohnraum in einem Hotel oder bei Freunden oder Verwandten fernab des späteren Wohnortes verbracht wird. Mit Blick auf die Reintegration ist es durchaus sinnvoll, wenn das Unternehmen die Reisekosten des Heimaturlaubs nur übernimmt, wenn dieser (größtenteils) auch im Heimatland verbracht wird. Insgesamt kann zu der Unterstützung der Unternehmen bei der Beschaffung eines angemessenen Wohnraums festgestellt werden, dass hier – verglichen mit anderen Reintegrationskriterien – relativ viele Aktivitäten bestehen. Beispielsweise helfen einige Unternehmen bei der Suche nach neuem Wohnraum im Heimatland, beraten bei Finanzierungsüberlegungen oder vergeben Kredite zu günstigen Konditionen. In vielen Unternehmen ist diese Unterstützung jedoch nicht vorgesehen oder scheint so schlecht organisiert zu sein, dass sie den gewünschten Effekt – den Mitarbeiter bei seiner Reintegration zu unterstützen – verfehlt. Können oder wollen Unternehmen die Relocation-Arbeit nicht für ihre zurückkehrenden Mitarbeiter erledigen, so sollte zumindest finanziell und organisatorisch ein Heimataufenthalt gewährleistet werden, der die Möglichkeit bietet, vor der endgültigen Rückkehr in Eigeninitiative Wohnraum zu beschaffen. Diese Möglichkeit hat ein Unternehmen gewählt, dessen Mitarbeiter 8 Jahre in Libyen, Algerien und Tunesien eingesetzt war: „Die Firma hat zwar nicht dafür gesorgt, dass ich eine Wohnung hier habe, sondern ich bin vor der endgültigen Rückkehr von der Firma bezahlt nach Hause geflogen und habe hier eine Wohnung gesucht.“ Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, diesen Reintegrationspart an Relocation-Anbieter auszulagern (vgl. Berg 1996, 31; Berg 1997, 43ff.). Die Zahl dieser Anbieter ist in den letzten Jahren enorm gestiegen, auch im deutschen Raum. Einige Anbieter arbeiten nur regional, andere national oder auch international. Die Bandbreite ihres Angebots variiert von der Abwicklung von Visa-Angelegenheiten über die Vermittlung von Wohnraum bis zur Organisation von Kindergartenplätzen. Die Professionalität der Relocation-Anbieter ist allerdings häufig unzureichend. Ein zurückgekehrter Auslandsmitarbeiter einer deutschen Großbank bezeichnet das Einschalten eines RelocationService als reine Geldverschwendung, weil er nahezu alles selber in die Hand nehmen musste. Ohne Frage ist es ideal, wenn auch kostenintensiv und steuerpolitisch häufig problematisch, wenn der Mitarbeiter während des Auslandsaufenthalts seinen Wohnraum aufrechterhält: „Unser Haus in Deutschland war der Anker, der immer hier geblieben ist und an den wir uns während der Heimaturlaube und nach der endgültigen Rückkehr wieder heranziehen konnten“, so die Erfahrung eines Mitarbeiters, der13 Jahre im arabischen Ausland tätig war. 376 6. Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) Schlussbetrachtung Aus der Vielzahl der im Rahmen der Basisstudie untersuchten Reintegrationsfaktoren wurden in diesem Beitrag zwei wesentliche Faktoren herausgegriffen und behandelt, die sich im Rahmen der schriftlichen Befragung und der Telefoninterviews als besonders signifikant für den Reintegrationsverlauf gezeigt haben. Überdies ist es den Autoren wichtiges Anliegen, darauf hinzuweisen, dass die Reintegration nicht nur durch häufig diskutierte Kriterien, wie z.B. die Karrieremöglichkeiten oder finanzielle Aspekte determiniert wird. Vielmehr gilt es, zusätzlich Aspekte zu berücksichtigen, die nicht dem beruflichen Bereich zuzuordnen sind. Aufgrund von Interdependenzen zwischen beruflichem, privatem und sozio-kulturellem Bereich, sollten Unternehmen sich verstärkt auch außerberuflichen Reintegrationsproblemen stellen. Eine Unterstützung im privaten Bereich, wie z.B. bei dem Wohnraumproblem, wird immer auch positive Wirkung auf die Reintegration im beruflichen Bereich haben. Wie aus Abb. 8 zu entnehmen ist, bestehen jedoch deutliche Diskrepanzen zwischen von Unternehmen angebotenen und von den Rückkehrern gewünschten Reintegrationsmaßnahmen. Abb. 8: Die von den Unternehmen angebotenen und die von den Rückkehrern gewünschten Maßnahmen zur Reintegration (Mehrfachnennungen waren jeweils möglich) Allg. Rückkehrprobleme der Familie wünschenswerte Maßnahmen Hilfe bei Arbeitssuche des Partners angebotene Maßnahmen Rückkehrer- Klubs Hilfe bei Suche nach Wohnraum Finanzielle Beratung Vorabreisen in das Stammhaus Mentor Karriere- und Berufslaufbahnberatung Rückkehrposition Schulungen Rückkehrerseminare 0,00% 10,00% 20,00% 30,00% 40,00% 50,00% 60,00% Désirée H. Ladwig, Katja Loose: Globalisierung und Auslandseinsatz (ZfP 4/2000) 377 An dieser Stelle muss jedoch konstatiert werden, dass Maßnahmen, die den außerberuflichen Bereich tangieren, für das Unternehmen wesentlich schwieriger zu gestalten und in ihrer Wirkung abzuschätzen sind als berufsbezogene Interventionen. Ziel sollte ein ganzheitliches Entsendungskonzept sein, das alle Phasen eines Auslandseinsatzes gleichwertig und integrativ behandelt (vgl. Loose 1998, 122). Die Phase der Reintegration darf nicht länger dem Selbstverständnis der problemlosen Rückkehr in das Heimatland unterliegen. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung und die Auswertung externer Quellen geben Aufschluss darüber, dass Rückkehrer die Wiedereingliederung in das Heimatland und das dortige Stammunternehmen als mindestens ebenso schwierig oder schwieriger als die Integration in das Gastland bewerten (vgl. Black/Gregersen/Mendenhall 1992b, 738; Adler 1981, 344). Die Expatriates kehren zwar in ihre Heimat zurück, diese und sie selber haben sich jedoch während ihrer Abwesenheit verändert (vgl. Solomon 1995, 29), so dass, wie Adler treffend formuliert, „Returnees come back neither to the world they left nor to the world they are expecting“ (Adler 1986, 199). Vor diesem Hintergrund gilt es, Reintegrationsproblemen die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken und Hilfen für diese Phase anzubieten. Unternehmen werden aus Auslandseinsätzen nur dann einen langfristigen Nutzen ziehen, wenn sie für einen positiven Reintegrationsverlauf ihrer Rückkehrer Sorge tragen und deren ausländisches Erfahrungswissen für das Unternehmen gewinnbringend sammeln, auswerten und nutzen (vgl. Perlitz 1995, 483). Das Zitat der DGFP sollte daher abschliessend dahingehend erweitert werden, dass „ein Unternehmen, das im weltweiten Wettbewerb der Kräfte auf Dauer bestehen will, nicht nur „... zunehmend Mitarbeiter in das Ausland (...) schicken“ muss (DGFP 1990, 2), sondern auch deren erfolgreiche Reintegration gewährleisten muss. Literatur Adler, N. J. (1986): International Dimensions of Organizational Behavior, Belmont, California 1986. Adler, N. J. (1981): Re-Entry – Managing Cross-Cultural Transitions. In: Group and Organization Studies, Vol. 6 (1981), No. 3, 341-356. Althauser, U. (1996): Internationales Personal-Management in den Kinderschuhen? In: Personalwirtschaft, 23. Jg. (1996), Heft 7, 3. Antes, P. (1992): Islam. In: Waldenfels, H. (Hrsg.): Lexikon der Religionen. Phänomene – Geschichte – Ideen, 2. Aufl. Freiburg, Basel, Wien 1992, 310-314. Badawy, M. K. (1997): Managerial Attitudes and Need Orientations of Mid-Eastern Executives – An Empirical Cross-Cultural Analysis. 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