New York University Medical School – Bellevue Hospital

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New York University Medical School – Bellevue Hospital
New York University Medical School – Bellevue Hospital
October 2008 – Januar 2009
Beate Beinvogl
Organisation
Die Organisation ist zwar etwas aufwendig, verlief aber insgesamt reibungslos.
Den ersten Schritt der Organisation übernahm freundlicherweise Prof. Dr. Gänsbacher für
uns. Er teilte Dr. Grieco der NYU Medical School unsere Namen mit. Sobald uns Prof.
Gänsbacher „grünes Licht“ gab, waren wir an der Reihe, per e-mail mit Alice Wilson (sie
macht alle Formalitäten an der NYU) und Maureen Doran (sie ist die „Chefin“ des registrar’s
office) Kontakt aufzunehmen und freundlich anzufragen, ob wir kommen könnten. Es kam
bald darauf die erste Email mit dem Hinweis auf verschiedene Formulare, die man auf der
NYU-Homepage/registrar’s office herunterladen kann und ausgefüllt zurückschicken muss.
(Wir sind „visiting students-non LCME“ !).
Die wichtigsten Formulare:
1. VISITING STUDENTS – NON LCME ELECTIVE REQUEST FORM
(=Bewerbungsformular). Man trägt die gewünschten Rotationen ein (die Liste der
Electives findet Ihr auf der NYU School of Medicine homepage). Ich habe neben den 3
gewünschten Rotationen auch noch eine Ausweichmöglichkeit angegeben.
2. VISITING STUDENT ELECTIVE APPLICATION (Ihr bekommt von Alice bescheid
gesagt, für welche Rotationen Ihr zugelassen wurdet. Dann erst muss man dieses
Formular für jede Rotation ausfüllen. (Prof. Gänsbacher hat diese dann für mich
unterschrieben und abgestempelt).
3. Englische Bestätigung der Haftpflichtversicherung und Auslandskrankenversicherung
4. HEALTH FORM: relativ aufwendig! U.a. müssen verschiedene Impftiter angegeben
werden und ein Tuberkulin Test (hab ich beim niedergelassenen Pulmonologen machen
lassen) muss bescheinigt sein.
5. 3 Zettel von der TU, in denen der Dekan (zu meiner Zeit Prof. Dr. Ring) bestätigt, dass
man nach dem Praktikum wieder nach Deutschland zurückkehrt, um das Studium zu
beenden, und während der Rotation weiterhin an der TU immatrikuliert bleibt etc.
6. LETTER OF ELEGIBILITY vom NYSED. Dieses schreiben muss man direkt beim
NYSED beantragen (ich glaube das Formular hat uns Alice zugeschickt). Dieses
Formular wird dann direkt vom NYSED an die NYU geschickt und MUSS vorliegen zu
Beginn der ersten Rotation (ich musste damals nachboren…). Dies kostet $30 (Check!).
7. VISUM: Sobald man das Bestätigungsschreiben von der NYU vorliegen hat, kann man
das Thema Visum in Angriff nehmen.
Am ersten Tag war ich um ca 8 Uhr im Registrar’s Office. Alice hat mir dort erklärt, was noch
zu erledigen sei… u.a. müssen wir noch einmalig $100 zahlen, ID, Kittel, etc.
Zur PJ-Bescheinigung der TU München: Ich hatte das Problem, dass ich mir über
Weihnachten drei Wochen frei nehmen „musste“, da in dieser Zeit keine Rotationen
stattfanden. Ich hab mir insgesamt 15 Wochen (obwohl ein Tertial ja 16 Wochen sind…) am
Stück bescheinigen lassen, inklusive 3 Wochen „Fehlzeit“). Nicht jede Rotation einzeln
bescheinigen lassen ! So wollen es zwar Alice/Maureen – aber so akzeptiert es unser
Prüfungsamt nicht !
Die Rotationen:
1. Infectious disease (ID)
Der Infectious Disease service ist ein “Consult Service”, d.h. es wird rein konsiliarisch
gearbeitet. Der Service bestand aus zwei Teams mit jeweils einem Attending physician
(Oberarzt), Fellow (Assistent in Facharztausbildung) und 1-2 4th year medical students . Der
„consult-pager“ wurde im Wechsel von den beiden Teams beantwortet sodass wir jeden 2.
Tag neue Konsile bekamen. Ich bekam höchstens ein Konsil pro Tag. Der Fellow sagte mir
nur kurz um was es ging und dann sollte ich den Fall aufarbeiten (teilweise sehr mühsam
und zeitaufwendig, da sämtliche Verläufe von bisheriger antibiotischer Therapie,
Fieberkurve, Blutwerte, Kulturen zusammengetragen werden mussten), Anamnese erheben
und den Patient untersuchen. Ich stellte dann meinem fellow den neuen Fall vor und wir
besprachen/diskutierten den Fall zusammen um dann eine gemeinsame TherapieEmfpehlung zu machen. Ich schrieb ebenfalls eine „note“ (Arztbrief). Den Patienten
begleitete ich dann so lange weiter, bis wir als Infectious Disease-Team das Gefühl hatten,
nichts mehr weiteres beitragen zu können. So hatte ich bis zu 6 Patienten, die ich
gleichzeitig zu einem Zeitpunkt mitbetreut habe.
Nachmittags kam jeden Tag unser Attending zur
Visite. Wir sprachen erst alle Patienten im Büro
durch. Hier stellten wir Studenten auch unsere
Patienten vor (sehr ausführlich, mein attending hatte
sehr viel Geduld, die Oberärzte nehmen uns dort
wirklich sehr ernst.), mein fellow stand mir immer bei
wenn ich nicht weiter wusste.
Danach gingen wir durch die Stationen (viel auf der
Intensivstation, auch in der „prison ward“,
Psychiatrie und Emergency Room) und sahen die
neuen und die kritisch kranken Patienten
gemeinsam an.
Unser attending gab uns immer wieder kleine
„Hausaufgaben“ – wir sollten über bestimmte
Themen am nächsten Tag einen mini-Vortrag
halten.
Danach gingen wir durch die Stationen (viele
Patienten waren auf der Intensivstation, auch in der
„prison ward“, psychiatrie und emergency room)
und sahen die neuen und die kritisch kranken
Bellevue Hospital
Patienten gemeinsam an.
Ich habe einige seltene und viele interessante Krankheitsbilder gesehen. In den meisten
Konsilen gingen allerdings um Antibiotika-Empfehlungen bzw. Verordnungen. So hab ich
endlich auch einmal die Namen und Wirkspektren der wichtigsten Wirkstoffe gelernt.
Einmal durften wir mit in den Sektionssaal zur Obduktion eines Patienten der an Tb vs
maligne Erkrankung verstorben war. Sehr interessant ! In die „HIV-clinic“ konnte ich leider
nicht mit.
Ich wurde sehr freundlich in das Team aufgenommen – sowohl vom attending, fellow als
auch von den amerikanischen Studenten. Es wurde zwar erwartet, relativ eigenständig zu
arbeiten, aber ich hab mich eigentlich nie überfordert gefühlt. Es wurde mir (insbesondere
uns ausländische Studentin) nur soviel zugemutet, wie ich mir auch zutraute. Die berühmten
medizinischen Abkürzungen sind wirklich etwas gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt
sich relativ schnell daran!
Wir begannen täglich zwischen 9 und 10 Uhr. Keine Wochenenden, Feiertage oder
Nachtdienste. Meist kam ich nicht vor 18.00 – 19.00 aus dem Krankenhaus.
Insgesamt sehr interessant und hat mir Spaß gemacht.
Zu meiner Zeit hatten wir sehr viele Konsile und es blieb nicht so viel Zeit zum ID-Teaching.
Das fand ich etwas Schade. Gerne hätte ich HIV-Patienten mitbetreut. Diese werden
allerdings hauptsächlich
vom „Virolgoy-service“ betreut, die Tb-Patienten von der
Pulmonologie.
Fortbildungsveranstaltung:
Department of Medicine:
- lunch conference fast täglich von 12.00 – 13.00 für medical students und interns mit
unterschiedlichen Themen (meistens inklusive Mittagessen) von 12.00- 13.00 –
Vorträge, Journal Club, EKG-reading-lecture, Fallvorstellungen, Morbidity&Mortality
(M&M) Conference – sehr gut !!!
-
Medicine Grand Rounds: wöchentlich, Vortrag über ein bestimmtes Thema im großen
Saal, mit Frühstück 
Infectious Disease:
- Wöchentlich: Vortrag/Fallvorstellungen – gut !
- Wöchentlich: Journal Club
2. Medical Oncology
Ich sollte mich am ersten Tag in der Onko-Ambulanz vorstellen. Keiner hatte mich erwartet
und keiner wusste so recht wo hin mit mir, da auch noch 2 andere amerikanische
Medizinstudenten dort waren und gar kein Platz war für so viele Studenten.
Vorgesehen war, dass wir einerseits in der „clinic“ mit in den Sprechstunden sitzen und
zuhören und andererseits Konsile übernehmen. Da es aber kaum Konsile gab und wir 3
Studenten waren, gab es eigentlich nichts zu tun. Die „rounds“ (Visite) war auch nur 2 mal
wöchentlich…es war alles etwas undurchschaubar. Die erste Woche war extrem mühsam .
Auf eigene Initiative hin habe ich mich dann dem „in-patient“ team der oncolgy/ hematologyward angeschlossen. Da hat es mir dann recht gut gefallen. Ich sollte mir ein paar Patienten
aussuchen, die mich interessierten, und diese dann mitbetreuen. Ich lief oft mit den „fellows“
mit – sowohl Onkolgie und Hematolgie (obwohl das eigentlich eine andere Rotation wäre),
lernte, Blutausstriche zu beurteilen und durfte zuletzt auch Liquor und Knochenmark
punktieren.
Fortbildungen: verschiedenste im Bereich der Onkologie und Hematologie. „Pflicht“.
Die amerikansichen Studenten hatten sich dieses Elective ausgesucht, da es extrem locker
ist und man relativ zeitig gehen kann. Geboten wird schon einiges, aber so richtig integriert
fühlte ich mich nicht.
Medical Oncolgy+Hematology
3. Emergency Medicine (ER)
Das Emergency Medicine elective ist ein Sub-Intership. Super Rotation !
Jeder von uns sieben Studenten erhielt zu Beginn des Electives einen ausführlichen
Studenplan mit sämtlichen Lehrveranstaltungen und einen individuellen „Dienstplan“, indem
wir in bestimmte Schichten (incl Nächte, Wochenenden, Früh- oder Spätschichten) und in
verschiedene Bereiche (Adult ER, Pediatric ER, Urgent Care im Bellevue Hospital und
jeweils 1 Tag den anderen beiden Teaching hospitals der NYU: VA und Tisch- Hospital,
Toxikologie „rounds“) eingeteilt wurden.
Mittwoch bis Freitag hatten wir jeweils um 7Uhr morgens ein Stunde „Dr. Lewin Lecture“ in
der wir verschiedenste Bereiche der emergency medicine behandelten: u.a. Blickdiagnosen
Dermatologie, Migräne, Lyme disease, wir übten gegenseitig, Augenhintergründe zu
spiegeln, etc.
Jeden morgen um 8 Uhr fanden dann case presentations für das ganze Emergency
Medicine Department statt (nach dem gleichen Schema, wie wir es in der CDR gelernt
haben). Danach nahm sich fast täglich ein Oberarzt für uns Studenten eine weitere Stunde
Zeit für eine „Lecture“ zu einem bestimmten Themen: DD chest pain, Sepsis, Erfrierungsund Ertrinkungsunfälle (im Zusammenhang mit der zu dem Zeitpunkt aktuelle Notlandung im
Hudson River), EKG, Hyperglykämisches- / Ketoazidotisches Koma, und vieles mehr.
Während den Schichten im ER sah ich eigenständig Patienten, stellte sie dem für mich
zuständigen resident, manchmal auch attending, vor, sollte Therapievorschläge machen,
schrieb „notes“, meldete Untersuchungen an, machte meist auch die Blutentnahmen, etc
selbst.
Eigenständiges arbeiten wurde schon von uns erwartet, allerdings hatte ich selten das
Gefühl, überfordert zu sein. Die Betreuung durch die Residents war insgesamt sehr gut. Da
viele Patienten, die keine Krankenversicherung haben, das Bellevue ER als „Erstversorgung“
aufsuchen, waren auch recht viele weniger akute Fälle dabei, die dann meist von uns
Studenten versorgt wurden. U.a. durfte ich auch Wunden versorgen, LPs durchführen, bei
ZVK-Anlagen assistieren, mit der Spaltlampe untersuchen, Sonos machen, etc.
In Gruppen von 3 Studenten verbrachten wir auch einmalig einige Stunden im „Practice-lab“
und spielten verschiedenste Notfall-Szenarien an einer Puppe durch (ähnlich wie unser
Anästhesie-dummy an der TU).
Im Rahmen der Fortbildung der Assistenten (Interns und Residents) durften wir auch am
anatomy lab (im Anatomie-Saal konnten wir an den Leichen üben, ZVKs und
Thoraxdrainagen zu legen, Tracheotomien durchzuführen, etc.) und am Sono-Kurs
teilnehmen.
Eine sehr empfehlenswerte Rotation ! Das Teaching ist wirklich super !
Dr. Lewin (4. von rechts) und die med students Emergency Medicine Jan. 2009
Unterkunft
Ich bin in den „Webster Apartments“ (www.websterapartments.org) untergekommen. Es ist
alles sehr gut organisiert dort – wenn auch manchmal etwas peinlich-genau. Die Lage ist
super – direkt in Midtown Manhatten. Von „The Webster“ fährt ein Bus einmal cross-town
entlang der 34th Street direkt zum Bellevue Hopsital (ca. 20 min). Ich bin auch öfters zu Fuss
(ca. 30 min) zum Krankenhaus gelaufen.
Die Zimmer sind zwar klein, haben aber alles was man braucht – Bett, Schrank,
Schreibtisch, Regal, Waschbecken im Zimmer. Toilette und Duschen auf dem Gang. Täglich
wird vom Zimmermädchen das Bett gemacht und einmal wöchentlich komplett geputzt.
Super Dachterasse mit genialem Blick! Internetzugang kostet zusätzlich. Fersehraum, nette
„common rooms“ im Eingangsbereich, Frühstück und Abendessen inklusive .
Keine Männer oder Besuch über Nacht erlaubt (Es können allerdings extra Zimmer für
(weibl) Gäste Gebucht werden).
Blick aus meinem Zimmer, Webster Apartments (12. Stock)
New York City
New York City hat unendlich viel zu bieten…dazu will ich gar nicht mehr sagen – einfach
erleben !!!! 
Ich wünsche Euch ganz, ganz viel Spass und eine erfolgreiche Zeit !!!!
Herzlichen Dank an Prof. Dr. Gänsbacher für diese einmalige Möglichkeit und die
exzellente Vorbereitung auf das amerikanische System durch die case discussion
rounds und die Ferienakademie !