Internetrecherche für Ahnenforscher - Profi

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Internetrecherche für Ahnenforscher - Profi
Internetrecherche für Ahnenforscher
Wie komme ich an Informationen?
Es braucht immer Namen und Daten, um im Internet etwas zu einer Familie zu finden, also
bspw. eine Person - mit allen Namen, nicht nur Ruf- sondern möglichst auch die Taufnamen: also nicht nur Heinrich Müller, sondern Heinrich Sigiswald Marcus Müller - und dazu
Geburts- oder Sterbedatum, vielleicht auch noch eine Ortsangabe. Deshalb raten alle Einstiegsseiten zur Ahnenforschung (Genealogie) auch, als ersten Schritt die „OfflineRecherche“ an:
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Dokumente suchen und ordnen,
Verwandte befragen,
ggfs. Erbstücke (Schmuck oder Haushaltsgegenstände) auf Gravuren oder andere Besonderheiten hin untersuchen.
Das alles muss dann geordnet werden: eine Karteikarte mit viel Platz für Ergänzungen pro
Person und Ort.
Mit diesen Daten kann dann im Internet gesucht werden. Über Menschen, die ein herausgehobenes Amt bekleidet haben, können schon mit Hilfe einer Google-Suche Informationen
gefunden werden:
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Fabrik- oder Gutsbesitzer,
Richter,
Ratsherren,
Lehrer oder
Pfarrer z. B.
Einfach mal den Namen – mit Anführungszeichen geschützt – und den Ort bei Google eingeben; so habe ich Informationen über einen Urgroßvater meines Mannes, einen Fabrikbesitzer,
gefunden – die Ortschronisten haben den Text von Zeitungsartikeln aus der Nazizeit als
Textdokument eingestellt; manchmal braucht es eben auch Glück: Hätten sie es nur als Bilddatei eingescannt, wäre das nicht so einfach gewesen.
Die Webauftritte von Kommunen sind sehr unterschiedlich in Hinblick auf die Darstellung
der Ortsgeschichte. Zur ersten Orientierung können Sie ja mal für den Heimatort Ihrer Fami-
lie die passende Website suchen. Selbst wenn zu Ihrer Familie nichts dabei ist, erfahren Sie
Näheres über die Zeitläufte dort zum für Sie interessanten Zeitraum.
Bsp.: Die Firma meines Großvaters in Brandenburg wurde von „den Russen“ aufgelöst, enteignet und demontiert. Auf der Website der Stadt findet sich kein Hinweis auf diese Firma,
obwohl sie bereits im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts gegründet wurde und lange zu den
großen Arbeitgebern vor Ort zählte. Will ich hier mehr erfahren, müsste ich mich an die Stadt
wenden und ggfs. im Stadtarchiv Dokumente durchblättern.
Ansonsten gibt es die Portale für Genealogen im Netz.
An erster Stelle „Genealogienetz“ www.genealogynet.de. Getragen vom Verein für Computer-Genealogie handelt es sich um ein sehr umfassendes Angebot. Für Einsteiger empfiehlt
es sich, die Seite „Hilfen“ als erstes zu studieren: Hier gibt es praktische Hinweise für beginnende Ahnenforscher.
Ansonsten bietet Genealogienetz eine Vielzahl an Datenbanken und Informationen:
Genwiki: umfasst Datenbanken und Artikel, Hinweise auf regionale Forschungen, Veranstaltungskalender, Digitale Bibliothek und Lexika. Jede/r kann mitmachen; Ziel ist es, das Wissen
vieler so bündeln, dass noch mehr was davon haben. GenWiki ist wirklich eine Fundgrube –
es lohnt sich, einfach mal zu stöbern und dabei mitzubekommen, welche Art Fragen man zu
den Themen stellen kann!
Datenbanken: sind kostenlos für alle. Dazu gehören die
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Genealogischen Ortsverzeichnisse (Informationen zu Orten, z. B. zum Namen, zur
Siedlungsgeschichte, zur Stadtentwicklung),
Online-Ortsfamilienbücher (auf der Grundlage von Kirchenbüchern werden die Familien eines Ortes alphabetisch aufgelistet, mit den zur Verfügung stehenden Daten,
also Vornamen und Daten; wenn man einen Namen anklickt, kommt man auf die Einzelseite, wo z. B. Kinder, Ehepartner oder andere Familienverbindungen aufgezeigt
werden)
Adressbücher: hier können Sie Adressen nachschlagen; mein Urgroßvater hatte innerhalb von zehn Jahren auf jeden Fall einmal den Wohnort gewechselt: 1927 lebte er
noch an seinem bisherigen Amtssitz, war aber schon im Ruhestand, 1937 hatte er eine
andere Adresse; er war wegen einer Herzerkrankung frühzeitig pensioniert, also
wahrscheinlich Ende 1926. So kann man aus trockenen Daten Schlüsse ziehen, wenn
keine Unterlagen vorhanden sind.
Familienanzeigen, neben den Lebensdaten gibt es auch Namen von Angehörigen
Verlustlisten des Ersten Weltkriegs
Lexika: hier werden alte Begriffe, Berufsbezeichnungen, Namen oder Maßeinheiten erklärt –
wichtig, wenn man mit alten Dokumenten hantiert.
Hilfsmittel: Hinweise zu Schriftenkunde oder Heraldik, zu Kalendersystemen (gregorianisch,
julianisch und die Folgen, wenn man die unterschiedlichen Einführungszeiten z. B. in Russland oder England beachten muss.)
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Mailinglisten und Foren dienen der Kommunikation unter den Ahnenforschern. Hier werden
Fragen gestellt, nach Ortsgeschichten oder Personen, es gibt immer wieder Bitten um Entzifferungshilfen bei Briefen oder andern Dokumenten.
Mit der Metasuche des Portals können diese Datenbanken gleichzeitig genutzt werden. Es
empfiehlt sich aber, sie trotzdem auch einzeln abzufragen, denn bei manchen ist es möglich,
mit Hilfe weiterer Informationen doch etwa mehr in die Tiefe zu gehen, z. B. wenn man sowohl Vornamen als auch Ortsnamen verwenden kann – das geht bei der Metasuche nämlich
nicht.
Weitere Portale sind www.Ahnenforschung.net oder www.myheritage.com. Die meisten dieser Portale haben ähnliche Suchoptionen – nach Namen oder Ort. Ein paar Besonderheiten:
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Bei myheritage können mehrere Menschen gemeinsam an einem Stammbaum arbeiten – es reicht, wenn eine Person beginnt und andere dazu einlädt. Aber Achtung:
Fragen Sie die anderen, ob es ihnen recht ist. Auch Onlinestammbäume fallen unter
„informationelle Selbstbestimmung“ und wenn jemand seinen Namen da nicht sehen
lassen will ...; wäre doch schade, wenn das Projekt Familiengeschichte zu Familienstreit führte.
Ahnenforschung.net gehört zu ancestry.de – da muss man Mitglied werden, um Ergebnisse zu sehen.
Verwandt.de bietet unter der Adresse http://www.verwandt.de/karten/ Karten an, die
die Häufigkeit von Nachnamen abbilden; da kann man schauen, wo es noch Menschen gleichen Namens gibt. Ansonsten ist die Seite in myheritage aufgegangen
Wenn Vorfahren oder Verwandte ausgewandert sind, erstreckt sich die Suche eben nicht nur
auf Deutschland. Es gibt internationale Genealogieportale, die im Grunde ähnlich
strukturiert sind wie die deutschen; hier ein paar Namen:
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www.geni.com/ - Mitglieder arbeiten an einem Weltstammbaum ...
Ancestry – ein zum großen Teil kommerzielles Unternehmen (hierauf verlinkt
Ahnenforschung.net weiter) Einige der Angebote, z. B. DNS-Analysen (natürlich kostenpflichtig) finde ich grenzwertig.
Genalogy.org
Österreichische Gesellschaft für Genealogie und Geschichte
Die Suchseite für Genealogie weltweit ist die der Mormonen:
www.familysearch.org. Sie
können nach Eingabe des Namens die Ergebnisliste immer weiter filtern, zu den einzelnen
Personen gibt es ausführliche Angaben auf Stammblättern - eine sehr gute Quelle. Unter
„Catalog“ kommt man mit der Suchanfrage auf die Seiten, die die Mikroverfilmungen von
Datenbeständen auflisten. Um diese einsehen zu können (wenn es sie nicht online gibt), kann
man die entsprechenden Filme an die nächstgelegene Forschungsstelle der Mormonen bestellen und dort einsehen. Dazu muss man sich die Nummern der Mikrofilmdokumente notieren. In Deutschland gibt es mehrere Adressen solcher Stellen. Auf der Seite „Find a Family
Search Center“ können Sie raussuchen, welche es in ihrer Nähe gibt.
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Standesämter und Kirchen
Jede/r hat das Recht, sich aus familienkundlichen Gründen Einblick in Personenstandsakten zu verschaffen – meist muss man diese Gründe belegen, also z. B. welcher
Verwandtschaftsgrad vorliegt.
So genannte Personenstandsdaten sind also das Gerüst bei der Ahnenforschung; deshalb ist
die Abfrage von Kirchenbüchern und Standesamtsdaten so wichtig. In den Gebieten, die
immer deutsch waren, ist das nicht das große Problem: Sie können bei der Kirche oder beim
lokalen Standesamt nachfragen
(Achtung: Standesamt gibt es erst seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts flächendeckend! Vorher war für Geburten, Taufen, Eheschließungen und Todesfälle immer die Kirche
zuständig. Man braucht also die Konfession und am besten die Pfarrei. )
Für Menschen deren Wurzeln weiter östlich liegen, sieht das anders aus. Viele Dokumente
aus Ost- und Westpreußen, aus Schlesien, Siebenbürgen und Pommern sind zerstört. Einiges
wurde allerdings während des Krieges ausgelagert und ist heute zentral untergebracht:
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Zentralstandesamt Berlin: Daten von ca. 1400 Standesämtern
Evangelisches Zentralarchiv: Online können Sie hier die Liste der vorhandenen Kirchenbücher sehen; zur eigentlichen Recherche müssen Sie den Lesesaal in Berlin aufsuchen – Mikrofiches
Bischöfliches Zentralarchiv in Regensburg: Kirchenbücher v.a. aus Ost- und Westpreußen; in Regenburg selber allerdings zunehmend nur noch Mikrofiches, da die
Originale an die polnischen Bistümer zurückgegeben werden. Hier kann man nur nach
vorheriger Anmeldung in den Lesesaal.
Kirchlicher Suchdienst: arbeitet im Auftrag des Bundesinnenministeriums; es ist eine
Personensuche möglich, Feldpostbriefe werden ausgewertet, es gibt Hilfe bei der Suche nach Urkunden wie z. B. Geburtsurkunden. Das Angebot ist gebührenpflichtig.
Nicht nur für die ehemals deutschen Gebiete gibt es für jede Region mindestens einen Verein, der sich mit der Heimatgeschichte befasst und dabei auch biographischen Details kennt,
nutzt und publiziert (die gibt es im „Westen“ auch – schauen Sie mal nach, was die Heimatvereine Ihrer Region so anbieten).
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http://www.ostpreussen.net/
Banater Heimatforum
Kreisgemeinschaft Elchniederung
Kreisgemeinschaft Allenstein
Eine Seite für Menschen aus Breslau
Eine private Seite über Preußen bietet Landeskundliches und Geschichtliches zu den
einzelnen Provinzen
Auf einer privat betriebenen Seite zu Pommern sind Suchanfragen möglich
Dann gibt es die Landsmannschaften: Banater Schwaben, Ostpreußen, Oberschlesien,
Pommern, Schlesien, Siebenbürgen und Sudetendeutschland
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Recherche weltweit hatten wir eben schon – Auswanderer sind ein spezielles Thema, zu dem
es eigene Datenquellen gibt:
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www.deutsche-auswanderer-datenbank.de kann mit Namen und Jahreszahlen durchsucht werden; es gibt dann eine kurze Ergebnisliste mit den besten Treffern (Name
und Jahr); um nähere Informationen (genauere Personendaten wie Herkunftsort oder
Schiff) zu einem der Treffer zu bekommen, fallen 15 € Gebühren an.
www.ellisisland.org bietet ebenfalls die Möglichkeit, einzelne Personen zu finden, mit
Angabe von Schiff und Ankunftsdatum auf Ellis Island, der Einwandererschleuse vor
New York. Den Datensatz als hübschen Druck zu erstehen, kostet rd. 50,-$. Die Website bietet aber auch echte Hilfen für Genealogen, inkl. Tipps auf Englisch. Der kostenlose Blick auf das zu erwerbende Dokument kann je nach Datenlage zur Person schon
deutlich mehr Infos hergeben als bei der anderen Seite. Ist aber Glückssache.
Sollten Sie Mitglied bei Xing sein – auch dort gibt es Gruppen, die sich mit Genealogie befassen, entweder mit Menschen, die Biographien schreiben oder mit denen, die sich den dafür
erforderlichen Hilfswissenschaften verschrieben haben. Ich bin mir sicher, dass es so was
auch bei Facebook gibt ...
Wie sichere ich meine Ergebnisse?
Alle Bücher und auch Foren zur Genealogie geben Tipps für die Ordnung von genealogischen Funden:
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Pro Person eine Karte mit Platz für Ergänzungen und Vorgaben für die relevanten Daten (Lebensdaten, Ehepartner, Nachkommen, Wohnort, Beruf)
Es gibt Tipps für die Ordnung, z.B. nach Kekulé oder verwandten Systemen, um bei
Namensgleichheiten (wenn die Söhne immer heißen wie die Väter z. B.) nicht durcheinander zu geraten
Einige Webangebote wie myheritage bieten Online-Stammbäume an – dort können die aufgefundenen Informationen relativ einfach eingearbeitet werden. Für die Dokumentation umfassenderer Informationen einer Person sind sie aber nicht hilfreich. Bitte beachten Sie meinen Warnhinweis weiter oben – lebende Angehörige sollten informiert/gefragt werden.
Bei genealogienet.de bieten Genealogen unter „Vorlagen zur Erfassung genealogischer Daten“ ihre Versionen von Erfassungsbögen zum Download an: für Einzelpersonen, für Ahnentafeln oder Familienseiten oder auch Fragebögen, um bei Gesprächen mit Verwandten an
alle relevanten Details zu denken – das finde ich besonders gut.
Standard für den Austausch von Informationen unter Ahnenforschern sind bestimmte Datenbankformate. An erster Stelle ist hier das Gedcom–Format zu nennen, das von den Mormonen entwickelt wurde. Die Liste von Genealogie-Programmen ist sehr groß – Genealogienetz.de bietet einen Überblick. Ähnliche Überblicke bieten auch die andern Portale – das gehört zum Service.
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Programme sind z. B. (Kostenpflichtiges habe ich markiert):
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http://www.ahnenblatt.de/
Family Tree builder von my heritage
Agelong tree von www.genery.com (eine kostenlose und eine Bezahlversion)
Genprofi-Stammbaum für Windows
Family Tree Maker von Ancestry - kommerziell
Welches Programm geeignet ist, hängt davon ab, welche Ziele angestrebt werden: Soll es nur
eine familieninterne Dokumentation werden oder ist eine Veröffentlichung, z. B. in einem
Netzwerk, geplant?
Neben solchen grundlegenden Entscheidungen birgt aber schon der Suchalltag im Netz
Fallen. Wenn Sie durch Suchen oder Zufall auf eine interessante Seite gelangen, sollten Sie
sie festhalten. Am besten, indem Sie das Lesezeichenmenu Ihres Browsers nutzen. Hier können Sie einfach und schnell Seiten notieren. Sinnvoll ist es, sich vor der Internetrecherche
dort schon einen Ordner „Genealogie“ anzulegen. Wichtig: Verschlagworten Sie Ihre Funde,
z. B. mit Ortsnamen, wenn es um einen Zweig Ihrer Familie geht, der dort ansässig war, oder
mit Begriffen, die auf Berufliches verweisen oder natürlich auch mit dem Familiennamen.
In manchen Foren gibt es Bilder. Doch nicht alle stehen zum Download bereit. Sie können die
entsprechende Seite bei Ihren Lesezeichen ablegen. Auch hier ist die Bezeichnung sehr
wichtig: Nennen Sie, was auf dem Bild zu sehen ist und aus welcher Quelle es stammt, also
z. B. „Foto Erna Müller, ca. 1905, im Garten“ und dann die Webadresse. Bei manchen Foren,
die solche Bilder einstellen, können Sie zum Besitzer Kontakt aufnehmen und fragen, ob Sie
das Bild als Datei erhalten können. So habe ich mir eine Postkarte gesichert, die beweist, dass
das Hotel meiner Vorfahren schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen Namen trug. Es ist
allerding in der Zwischenzeit einmal abgebrannt und mein Vater wurde im Nachfolgebau
geboren.
Wo erhalte ich Hilfe?
Die Adressen, die Hilfe bieten, wurden schon genannt: Es sind die genealogischen Portale,
die Links zu verschiedenen genealogischen Vereinen oder auch Heimatverbänden aufzeigen,
Standesämter, Kirchen und andere Institutionen.
Eine gute Anlaufstelle für Fragen sind die Foren – sei es in den Portalen oder bei den Heimatverbänden. Jedes der erwähnten Portale hat Mailinglisten und/oder Foren. Am besten ist
es, zur Orientierung ein bisschen mitzulesen, dann können Sie entscheiden, welches Forum
wofür der richtige Ort ist. Bei konkreten Fragen gilt es erst recht: Erst mal die Foren durchstöbern, ob die Frage vielleicht schon mal gestellt und beantwortet wurde!
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