nicht immer Bali

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nicht immer Bali
R E I S E M A G A Z IN
JNTO
Nicht immer Bali
Japan zwischen exotischer Abgeschiedenheit
und Baywatch-Flair
J
apans Strände könnten unterschiedlicher nicht sein. Kristallklares Wasser, traumhaft weißer Sand und tropische
Temperaturen machen die südlichen
Inseln, allen voran Okinawa, zu einem
Urlaubsziel par excellence. In der Nähe
der großen Metropolen dagegen haben
sich Massentourismusziele entwickelt,
die kühle Erfrischung in nicht allzu ferner
Distanz vom Wohnort versprechen. Das
fröhliche Treiben der bunten Menschentrauben, die in den Sommermonaten
den Strand bevölkern, wird durch Musik
aus aufgestellten Lautsprechern und
ein ambitioniertes Team von Rettungsschwimmern, das Erinnerungen an die
Fernsehserie Baywatch hervorruft, noch
unterstrichen. Ruhe und Entspannung
findet der gestresste Großstädter hier nur
bedingt, manchmal hinterlassen die Sonnenanbeter und Wassernixen nicht ganz
so ansehnliche Spuren am Strand. Doch
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sommer einmal die unliebsame Bekanntschaft einer japanischen Qualle (kurage)
gemacht hat, weiß auch warum.
dafür sind diese Ziele verkehrstechnisch
und touristisch gut erschlossen, Stände
bieten im Hochsommer Surfbrett und
Tauchanzug im Verleih an.
Doch wer denkt, dass alle japanischen
Strände laut und überlaufen sind, der irrt.
Außerhalb der offiziellen Badesaison, die
an den meisten Stränden nur von Anfang
Juli bis zum 20. August geht (und an die
sich die meisten Japaner auch halten),
hat man das Meer oft ganz für sich; denn
nach dem Obon-Fest wagt sich kaum
noch jemand ins Wasser. Wer im Spät-
Weißer Sand in Shirahama
Früher als sonst auf Honshu dürfen sich
die Bewohner der Kansai-Region auf die
Badesaison freuen. Der „weiße Strand“
von Shirahama wird bereits Ende April
pünktlich zur Goldenen Woche eröffnet,
denn der warme Kuroshio-Strom sorgt
dort für angenehme Wassertemperaturen. Der Badeort mit seinem feinen
Sandstrand lädt aber auch in der kühleren
Jahreszeit zu einem Aufenthalt ein. Direkt
am Strand liegt das Shirahama-Onsen,
eine heiße Mineralquelle in einem uralten
Badehaus mit direktem Blick aufs Meer.
Shirahama liegt südlich von Wakayama
an der Westseite der Kii-Halbinsel. Mit
dem Expresszug ist das Städtchen in zwei
Stunden von Osaka aus zu erreichen.
7 Urlauber in Shirahama (links) und Amami-Oshima (großes Bild)
Surfen in Chiba
Keine „90 Meilen“, aber doch knapp 50
Kilometer zieht sich der Kujukurihama
am Pazifik entlang. Der hohe Wellengang macht die Küste von Chiba zu
einem Paradies für Surfer. Wer Badestrände sucht, sollte den Bahnhof
von Onjuku ansteuern. Von Tokyo aus
dauert die Fahrt mit der Sotobo-Line
zweieinhalb Stunden, der Sandstrand
ist keine zehn Minuten vom Bahnhof
entfernt. Südlich von Onjuku schlängelt
sich der Zug direkt an der Ostküste der
Boso-Halbinsel entlang, oft trennen Ozean
und Bahnlinie nur wenige Meter. Tateyama
an der Südspitze ist klimatisch ungewöhnlich mild, nicht umsonst gilt die Halbinsel
als Japans Blumenparadies.
Mildes Klima auf Kyushu
Es muss nicht immer Bali sein. Traumhafte Sandstrände, Korallenriffe und smaragdgrünes Wasser locken das ganze Jahr
über Scuba-Taucher und sonnenhungrige
Urlauber nach Amami-Oshima. Die größte
Insel der Amami-Kette zwischen Kagoshima und Okinawa bietet exotisches Flair
und unverfälschte Landschaften. 95 Prozent der Insel sind bewaldet, die Mangroven laden Tier- und Vogelliebhaber zu
Entdeckungsausflügen ein. Wer eine Reise
bucht, sollte die Wettervorhersage verfolgen. Von Mai bis Oktober ist über dem
Pazifik mit heftigen Taifunen zu rechnen.
Auch die Insel Kyushu hat für Sonnenurlauber einiges zu bieten. Die Sandstrände von Miyazaki waren früher Ziel frisch
verheirateter Pärchen, bevor sich Japaner
Reisen nach Hawaii leisten konnten. Das
mediterrane Klima sorgt dort für milde
Temperaturen und eine üppige Vegetation.
Wenn das Wetter einmal nicht mitspielen
sollte, können sich Urlauber in die tropischkünstliche Welt des Phoenix Seagaia Resort
flüchten und dort jeden erdenklichen Luxus
genießen. In der riesigen Ferienanlage mit
Viersternehotel, Golfplatz und überdachter
Badeerlebniswelt hatte im Juni 2002 schon
die deutsche Fußballnationalmannschaft
ihr Lager aufgeschlagen. JM
Schneller, komfortabler und schonender
für die Umwelt
W
Baden in Izu
Wem Tokyos Hausstrand Odaiba zu künstlich und Enoshima zu schmutzig ist, der
sollte sich auf die Izu-Halbinsel absetzen. Die schönsten Strände befinden sich
im Süden in der Nähe des Hafenstädtchens Shimoda. Auch hier lockt der weiße
Strand von Shirahama, der allerdings wie
sein Pendant in Wakayama im Hochsommer stark frequentiert wird. In der Nähe
befinden sich zahlreiche günstige Unterkünfte (minshuku). Für Urlauber, die größeren Komfort bevorzugen, bietet das
direkt am Strand gelegene Prince Hotel
Zimmer mit wunderbarem Meeresblick.
Wer ruhigere Ecken sucht, der wird an der
äußersten Südspitze oder an der Westküste der Izu-Halbinsel fündig. Für Erkundungsfahrten ist der eigene Pkw oder ein
Mietwagen anzuraten, denn westlich von
Shimoda verkehren die Busse nur unregelmäßig.
er auf der Strecke TokyoOsaka mit dem Shinkansen unterwegs ist, wird in Zukunft
ganze fünf Minuten weniger Zeit
benötigen. Die Einführung eines
neuen Shinkansen-Modells auf
der Strecke Tokyo-Hakata ab dem
1. Juli macht diese Zeiteinsparung möglich. Das neue Modell
N700 wurde von den beiden
Zuggesellschaften JR Central und
JR West entwickelt. Durch neue
Technologien, weniger Gewicht
und eine aerodynamische Form
wird der neue Hochgeschwindigkeitszug aber nicht nur schneller, sondern vor allem auch
energiesparender sein. 19 Prozent weniger Energie soll er in Zukunft bei Höchstgeschwindigkeit im Vergleich zum Vorgängermodell aus der 700-Serie verbrauchen. Auch in puncto Komfort liegt das neue Modell weit vorn: Mehr Bewegungsfreiheit am Sitzplatz, weniger Erschütterungen durch verbesserte Brems- und Dämpftechnik und ein niedrigerer
Geräuschpegel in den Abteilen und auf den Gängen, wo nun ein ungestörteres Telefonieren möglich ist, sollen das Reisen deutlich angenehmer machen. Durch Stromanschlüsse
an allen Sitzen der ersten Klasse sowie an allen Fensterplätzen der zweiten Klasse werden
die Nutzung von Laptops und DVD-Playern und das Aufladen von Handys ermöglicht. Ein
drahtloser Internetzugang für die Strecke zwischen Tokyo und Osaka ist ebenfalls in Planung, wurde allerdings noch nicht umgesetzt. Auch auf die Sicherheit wird beim neuen
Shinkansen großen Wert gelegt: Mit 60 installierten Überwachungskameras pro Zug will
man den Schutz der Fahrgäste vor kriminellen Übergriffen gewährleisten sowie die Anfälligkeit für terroristische Anschläge verringern. JM
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