Magersucht 02
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Magersucht 02
Magersucht Gruppe 1: Kennzeichen und Diagnose Die Magersucht ist eine krankhafte Essstörung. Sie wird in der Fachsprache als Anorexia nervosa bezeichnet. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und Lateinischen und bedeutet übersetzt „nervlich bedingte Appetitlosigkeit“. Die Krankheit ist durch einen starken Gewichtsverlust gekennzeichnet, den die Betroffenen sich selbst zufügen. Gleichzeitig besteht eine große Angst vor einer Gewichtszunahme. In Deutschland leiden etwa 0,4 bis 1,5 Prozent der Frauen im Alter zwischen 14 bis 35 Jahren an Magersucht. Meist entwickelt sich die Magersucht bei Mädchen im Alter von 14 Jahren mit Beginn der Pubertät. Oftmals kann eine Diät, die außer Kontrolle geraten ist, der Einstiegt sein. Die Krankheit kann jedoch auch bei Erwachsenen oder bereits vor Eintritt der Pubertät auftreten. Kennzeichen: Das Kennzeichen der Magersucht ist die selbst herbeigeführte Gewichtsabnahme. Diese wird durch eine Verminderung der Nahrungsaufnahme erreicht. Insbesondere Lebensmittel, die als „fett machend“ gelten, werden weggelassen. Einige Leidende versuchen durch selbst ausgelöstes Erbrechen, Einnahme von Appetitzüglern, Abführmitteln oder auch extreme sportliche Betätigung die Gewichtsabnahme zu beschleunigen. Somit kann zwischen zwei Formen der Magersucht unterschieden werden. Typ I verzichtet auf kalorienhaltiges Essen und kontrolliert stark die Nahrungsaufnahme. Typ II verzichtet ebenfalls auf kalorienhaltiges Essen und reduziert das Gewicht zusätzlich durch Erbrechen, Appetitzügler, Sport usw.. Gleich ist bei allen Patientinnen, dass sie sich nicht etwas vor Essen ekeln! Nahezu den ganzen Tag beschäftigen sich die Magersüchtigen mit den Themen Essen, Gewicht und Aussehen. Magersucht muss als eine starke Kontrolle des eigenen Körpers betrachtet werden, die suchtartig geworden ist. Zur Diagnose der Krankheit werden unter anderem folgende körperliche Kennzeichen der Erkrankten beachtet: a) Körpergewicht mindestens unter 15 Prozent des Normalgewichts b) Body-Mass-Index (BMI) von 17,5 BMI= Gewicht in kg (Körpergröße in Metern ) BMI unter 17,5 17,5-19,5 18,5-25 25-30 30-40 Einordnung starkes Untergewicht Untergewicht Normalgewicht Übergewicht Adipositas (Fettsucht) Gruppe 2: Ursachen Bei der Entstehung von Magersucht spielen viele Einflüsse eine Rolle. Fast immer ist die Entstehung psychologisch bedingt. Da die Magersucht besonders häufig bei der schwierigen Phase der Pubertät beginnt, kann sie ein Zeichen von Überforderung sein. Während der Pubertät durchleben die Heranwachsenden vor allem körperliche Veränderungen. Die jungen Mädchen werden langsam zur Frau. Für einige kann das ein Gefühl der Unsicherheit bedeuten, wenn der Körper weiblicher wird. In den Familien von Magersüchtigen können häufig bestimmte Verhaltensmuster festgestellt werden. Die betroffenen Mädchen werden besonders stark behütet. Somit reagieren auch die Eltern eventuell nicht angemessen auf die Entwicklung des Kindes. Ebenso werden Konflikte in der Familie in vielen Fällen nicht angesprochen. Die Familie möchte harmonisch leben und vermeidet Gefühle wie Wut, Zorn und Ängste. Laut Psychologen kann auch eine hohe Erwartung der Eltern an das Kind die Krankheitsentwicklung unterstützen. Auch können schwere Traumatisierungen, wie z.B. sexueller Missbrauch und Misshandlungen verantwortlich für die Magersucht sein. Die Magersüchtigen zeigen ein schwaches Selbstbewusstsein und neigen zum Perfektionismus. Darüber hinaus sind sie in allen Lebensbereichen sehr ehrgeizig, wie z.B. in der Schule. Gerade um ihre Krankheit zu vermeiden, sind sie sehr angepasst und wollen wenig auffallen. Als weiterer Grund sind die gesellschaftlichen Einflüsse zu nennen. In Deutschland und auch anderen westlichen Ländern hat sich das Schönheitsideal seit Anfang der 1960er Jahre immer weiter in Richtung eines sehr schlanken Körpers entwickelt. Andererseits ist durch relativen Wohlstand und ein Nahrungsüberangebot gleichzeitig das Durchschnittsgewicht angestiegen. Das Schönheitsideal wird durch die Massenmedien transportiert. Durch Werbung und Filme entsteht der Eindruck, dass nur schlanke Frauen und Mädchen beliebt und erfolgreich sind. Gleichzeitig werden Diäten als Mittel zum Erreichen dieses Schönheitsideal angepriesen. Deshalb beginnt die Krankheit häufig im Rahmen einer Diät. Gerade jungen Frauen, die sich während der Pubertät körperlich verändern und erst ein Gefühl für ihren Körper entwickeln müssen, können durch das in den Medien dargestellte Schönheitsideal stark verunsichert werden. Gruppe 3: Körperliche und psychische Veränderungen Von Magersucht wird gesprochen, wenn das Körpergewicht mindestens 15 Prozent niedriger ist als das Normalgewicht. Magersüchtige verlieren durchschnittlich bis zu 50 Prozent ihres vorherigen Gewichts. Durch den Gewichtsverlust und die Mangelernährung kann der Körper schwer geschädigt werden. Das Untergewicht verursacht folgende körperliche Schäden: Durch die Krankheit kann es zu einem verlangsamten Herzschlag kommen sowie Herzrhythmusstörungen, woraus ein plötzlicher Herztod folgen kann. Weiterhin haben Magersüchtige einen niedrigen Blutdruck. Auch im Blutkreislauf gibt es Störungen, wie z.B. Unterzuckerung, Blutarmut. Durch die Mangelernährung werden auch zu wenig Nährstoffe zugeführt. So kann bei einem andauernden Calcium-Mangel die Krankheit Osteoporose (Knochenbrüchigkeit) entstehen. Auch im Darm und anderen Organen kann es zu Problemen kommen, die sich unter anderem durch eine träge Darmtätigkeit, Verstopfung, Magenkrämpfe, Übelkeit, Nierenversagen und Blasenschwäche äußern. Weitere mögliche Folgen sind Hautprobleme, flaumartige Behaarung des Rückens, Muskelschwäche, Haarausfall und Wassereinlagerung im Gewebe. Hormonelle Nachfolgen können ein Ausfallen der Menstruation, Unfruchtbarkeit, eventuell Ausbleiben des Brustwachstums bei Frauen und eine zu niedrige Konzentration des Schilddrüsenhormone sein. Bei Magersucht zeigen sich auch psychische Veränderungen: Wer magersüchtig ist, strebt beharrlich danach, dünner zu werden. Diese Menschen haben extreme Angst davor, an Gewicht zuzunehmen. Schon wenn sie ein paar Gramm zunehmen, löst dies Angst und Panik aus. Die Betroffenen versuchen nachfolgend, ihr Essverhalten noch strenger zu kontrollieren – sie geraten in einen Teufelskreis. Magersüchtige zeigen häufig auch depressive Symptome und sind stark reizbar. Ein weiteres für Magersucht typisches Anzeichen, ist die sogenannte Körperschemastörung. Wer magersüchtig ist, nimmt den eigenen Körper gestört wahr. Auch wenn die Betroffenen schon sehr viel Gewicht verloren haben, überschätzen sie ihren Körperumfang und halten sich für zu dick. Gruppe 4: Therapie Magersucht zählt zu den psychischen Krankheiten mit der höchsten Sterberate. Etwa 15 Prozent der Erkrankten sterben daran. Gründe hierfür sind z.B. Herzstillstand, Infektionen oder auch Selbstmord. Darum ist eine Therapie bei dieser Krankheit überaus wichtig. Das oberste Therapieziel besteht darin, das Gewicht zu erhöhen. Hierbei soll den körperlichen Folgeschäden entgegen gewirkt werden. Insbesondere wenn das Körpergewicht 75 Prozent unter dem Normalgewicht liegt, müssen die Erkrankten im Krankenhaus behandelt werden. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich. Auch leiden viele Betroffene aufgrund von Depressionen an Selbstmordgefahr. Da die meisten Magersüchtigen zu Anfang wenig einsichtig sind und die Nahrungsaufnahme verweigern, müssen bei Lebensgefahr Nährstoffe mit Infusionen (Zwangsernährung) zugeführt werden. Langfristiges Therapieziel ist die eigene gewollte Gewichtszunahme. Dies kann nur passieren, wenn die Ursachen der Magersucht behandelt werden. Darum umfasst die Therapie Gesprächskreise, Gruppentherapien und oftmals auch die Aufnahme in eine Wohngruppe von Patienten mit Essstörungen. Auch eine Familientherapie ist wichtig, damit die Angehörigen angemessen auf die Krankheit eingehen können. In der Therapie sollen die Magersüchtigen lernen, wieder ein Gefühl für ihren Körper zu erlangen. Dies geschieht dadurch, dass sie eine realistische Einschätzung für ihr Körpergewicht erhalten. Auch müssen Signale wie Hunger verspüren neu erlernt werden und auch befriedigt werden. Darüber hinaus helfen die Therapeuten beim Aufbau eines neuen Selbstwertgefühls. Vorbeugung Finden sich Anzeichen für ein fehlerhaftes Essverhalten, sollten diese in der Familie offen besprochen werden. Zeichen könnten z.B. eine starke Gewichtsabnahme, übermäßiger Sport oder auch die Einnahme von Appetitzüglern und Abführmitteln sein. Eine Studie der Universität Heidelberg hat ergeben, dass nur die Hälfte der an Magersucht erkrankten Personen vollständig geheilt wird. Offener Brief einer essgestörten jungen Frau (27.01.2010) Wenn ich mir mal so überlege, dann ist der Schritt nichts zu tun so viel größer als den Mut zu haben und zur Gruppe zu gehen. Natürlich hat der erste Schritt Überwindung gekostet und natürlich war für mich ungewiss, wie es weitergehen könnte. Aber bei jeden Treffen merke ich, dass es mir gut tut über mich zu reden und zu hören, wie es den anderen geht. Und ganz entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen, ich würde mich komisch in der Gruppe fühlen oder meine Krankheit würde schlimmer werden, bereu' ich keine Sekunde dabei zu sein! Ich möchte wirklich jede und jeden ermutigen , wenn sie bei sich oder Menschen, die ihr/ihn nahe stehen, eine Essstörung vermuten, den Weg zur Suchthilfe einzuschlagen und Hilfe zu suchen. Denn jedes Mal, wenn man ein Stück weiter vorankommt, dann merkt man, dass Fortschritt heißt, sich näher zu kommen! Elisa (17 Jahre) besucht die Modellgruppe „Leben hat Gewicht“ Arbeitsaufgabe: Fülle den Lückentext sinnvoll aus! Magersucht Magersucht ist eine___________________Essstörung. Am häufigsten sind junge _________________ Mädchen im Alter von 14 Jahren betroffen mit Ausbruch der ___________________von der Krankheit betroffen. Frauen erkranken zehnmal häufiger als Männer. Magersucht ist durch eine starke Gewichtsabnahme gekennzeichnet. Diese Personen haben einen Body-Mass-Index von ______und weniger. Das Körpergewicht liegt mindestens 15 Prozent unter dem __________________. Bei schwerer Magersucht lässt sich mitunter ein Gewichtsverlust von bis zu _____Prozent ausmachen. Es gibt zwei Typen der Magersucht. 1. Beim ersten Typ verzichten die Betroffenen auf jegliche __________und zuckerhaltige Nahrung. 2. Beim zweiten Typ gibt es ebenfalls eine strikte Nahrungskontrolle. Hierbei wird der Gewichtsverlust zusätzlich durch Appetitzügler, Abführmittel, _______________ und extreme sportliche Betätigung erreicht. Ursachen Magersucht ist eine Krankheit, die psychologisch bedingt ist. Sie beginnt fast immer mit Einsetzen der Pubertät. Diese Lebensphase ist für viele jungen Mädchen mit großen Veränderungen bestimmt. Die Magersüchtigen zeigen ein schwaches _______________________. Auch können ___________in der Familie, wie z.B. nicht ausgesprochene Konflikte und der starke Wunsch nach einer absolut harmonischen und vollkommenen Familie die Krankheit unterstützen. Auch gesellschaftliche Einflüsse wie das in den ____________dargestellte Schönheitsideal können auch ein Auslöser sein. Körperliche und psychische Veränderungen Durch die Mangelernährung und den extremen _________________ kann der Körper schwer geschädigt werden. Das Untergewicht kann unter anderem folgende körperliche Veränderungen verursachen:_______________________________________________ _________________________________________________________ ______________ Seelisch leiden die Magersüchtigen sehr unter ihrer Krankheit. Sie haben immer extrem Angst davor, an Gewicht zuzunehmen. Sie müssen zwanghaft ihr Essverhalten kontrollieren und geraten in einen _________________________. Magersüchtige nehmen ihren Körper anders wahr. Wenn sie sich im Spiegel anschauen, halten sie sich für zu dick. Diese Wahrnehmung wird als____________________________________ bezeichnet. Therapiemöglichkeiten Magersucht ist eine sehr gefährliche psychische Erkrankung. Aufgrund des extremen Gewichtsverlusts kommt es z.B. zu Herzstillstand, Infektionen, Nierenversagen und dergleichen. Absolutes Therapieziel ist darum die dauerhafte _______________. Notfalls anfangs durch Zwangsernährung. Langfristig sollen mithilfe von ________________________durch Gesprächskreise, Familientherapie und Gruppentherapie die Ursachen der Krankheit behandelt werden.