September - Johanneswerk

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September - Johanneswerk
Unser Werk
TSCHRIFT FÜR FREUNDE
U N D F Ö R D E R E R D E S E VA N G E L I S C H E N J O H A N N E S W E R K E S E . V.
NR. 3
SEPTEMBER 2006
Historische
Sammlung
eröffnet
Liebe Freunde
und Förderer unseres Werkes,
gerade in diesem Heft zeigt sich der Alltag in einer großen Einrichtung der Diakonie. Mit der Eröffnung der Historischen Sammlung im Bielefelder Johannesstift machen wir die Wurzeln der Diakonie im 19. Jahrhundert anfassbar. Die Eröffnungen der Tagesklinik an der Rhein-Klinik in Bad Honnef und der Einrichtung Hüttmannstraße in Essen zeigen beispielhaft die aktuelle fachliche Weiterentwicklung in zwei Johanneswerk-Regionen. Und mit dem Umzug des Ev. Gemeindedienstes im Johannesstift in
den ehemaligen Weidenhof wird bewiesen, dass eine räumliche Verkleinerung bei gleichzeitiger Bündelung der Kompetenzen an
einem Ort die Leistungsfähigkeit stärken kann. Natürlich fehlt auch der Bericht über den diesjährigen Johanneswerktag nicht.
Noch vieles mehr aus den Regionen und Einrichtungen des Johanneswerkes findet sich auf den Seiten der neuen Unser WerkAusgabe. Ich hoffe, für jede und jeden ist etwas dabei.
Freundliche Grüße
Ihr
Karsten Gebhardt
[Stellv. Vorsitzender des Vorstands]
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1852 war das Rettungshaus auf dem heutigen Johannesstiftsgelände Zufluchtsort für vernachlässigte Kinder und
Jugendliche – und die Keimzelle des Ev. Johanneswerks. In
diesem Haus hat der diakonische Träger jetzt eine Historische Sammlung eröffnet.
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UNSER WERK September 2006
Drogenbeauftragte zu Gast
Die Drogenbeauftragte der
Bundesregierung, Sabine Bätzing, besuchte die Klinik am
Hellweg. In einer Pressekonferenz nahm sie Stellung zu aktuellen Sucht-Themen.
Gesundheit
Klinik Wittgenstein: Engagement für die Umwelt
Tagesklinik der Rhein-Klinik eröffnet
Behindertenarbeit
Perspektive für Hartz-IV-Empfänger
Im Westen viel Neues
Altenarbeit
Ehrenamt gegen Einsamkeit
Drei Jubiläen im Ruhrgebiet
Von der Auszubildenden zur Ausbilderin
Beckumer Einrichtung hat Namen gefunden
Rita Süßmuth zeichnet Lebensbuch aus
Die Johanneswerk-Region Bad Driburg
Stiftung mitLeidenschaft
Hilfe nach Hausbrand
Stiftungen positionieren
Zeitungs-Abo ist Selbstläufer
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Offene diakonische Arbeit
Fachtag Straf-Räume
Ev. Gemeindedienst ist umgezogen
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Bildung
Fachhochschule startet im Oktober
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Europa
Johanneswerk stärkt Angebot in Spanien
Rumänen zu Gast in Recklinghausen
Internationaler Austausch im Johanneswerk
Russischer Besuch bei inKontakt
Konferenz in Bratislava
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Personalien
Neues Mitglied im Verwaltungsrat
Eckehard Herwig-Stenzel im Ruhestand
Johanneswerk dankt Jubilaren
Personalien
Impressum
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Unser Werk ist auf 100 Prozent Recycling-Papier gedruckt.
UNSER WERK JETZT UNTER WWW.JOHANNESWERK.DE
TITEL Gründerzeit des Johanneswerks wird lebendig
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Historische Sammlung
Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstands, eröffnet die Historische
Sammlung des Ev. Johanneswerks. Dabei assistieren ihm die Auszubildenden
Alexandra Mach (l.) und Katrin Krämer in der historischen Tracht der Erzieherinnen
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Historische Sammlung
Anno 1852: Am Sonntag ausschlafen bis 6 Uhr
Gründerzeit
wird lebendig
BIELEFELD. August hat gestohlen, Heinrich war Waise
und Helene hatte mit zwölf Jahren den Tripper: Kinderschicksale in Bielefeld anno 1852. Staatliche Hilfestellen gab es kaum und Minderjährige, die wie August beim Stehlen erwischt wurden, kamen ins Gefängnis – selbst Zehnjährige wurden inhaftiert. Die
Pastoren Clamor Huchzermeier und Johann Hinrich
Volkening wollten helfen und einen sicheren Ort für
Kinder schaffen: Sie gründeten das „Rettungshaus zu
Schildesche“, die Keimzelle des Ev. Johanneswerks.
Der diakonische Träger lässt seine Gründerzeit lebendig werden und eröffnete eine Historische Sammlung.
FOTO: ANDREAS ZOBE
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Historische Sammlung
KINDER AUCH HEUTE AM MEISTEN BETROFFEN
„Der Blick zurück macht sensibel für die heutigen Probleme“,
sagte Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstands des
Ev. Johanneswerks, bei der Eröffnungsfeier. „Schon damals
waren es die Kinder, die Opfer der Industrialisierung wurden.
Heute sind es wieder die Kinder, die am meisten von gesellschaftlichen Veränderungen betroffen sind.“ Die Sammlung
befindet sich auf historischem Grund und Boden. Das Gelände des Johannesstifts kauften die beiden Gründer dem
preußischen König Friedrich Wilhelm IV. für 250 Taler ab.
Dann bauten sie das Rettungshaus – das heutige VolkeningHaus –, in dem sich jetzt unter anderem die Historische
Sammlung befindet.
Bärbel Thau, Leiterin des Archivs, führt durch die Sammlung
Die Sammlung lädt nicht nur zum Betrachten, sondern auch zum Anfassen und selber entdecken ein
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Historische Sammlung
Bilder, Dokumente und Gegenstände des Alltags lassen das 19. Jahrhundert lebendig werden
FOTOS: ANDREAS ZOBE
SCHULAUSBILDUNG WAR PRIVILEG
Die Gründung des Hauses und die Erziehung der Kinder waren geprägt von dem Gedanken der christlichen Nächstenliebe. Die Schützlinge bekamen eine Schulausbildung – ein Privileg, das viele ihrer Altersgenossen nicht genießen konnten
– und die Jungen durchliefen anschließend eine Ausbildung,
während die Mädchen zumeist in eine Stellung als Hausmädchen vermittelt wurden. Trotz aller Fürsorge regelte eine
strenge Hausordnung das Leben im Rettungshaus. Vom Aufstehen um 5.30 Uhr bis zur Abendandacht um 20 Uhr war
der Tagesablauf festgelegt. Nur am Sonntag, da durfte ausgeschlafen werden: bis 6 Uhr.
Das Rettungshaus bestand bis 1932. Die gesellschaftlichen
Bedürfnisse hatten sich geändert und aus den Häusern für
Kinder und Jugendliche auf dem Johannesstiftgelände wurden Alteneinrichtungen. [MD]
Für interessierte Gruppen ist eine Anmeldung zur Besichtigung der Historischen Sammlung jederzeit möglich.
Nähere Informationen: Bärbel Thau,
Leiterin des Johanneswerk-Archivs,
Tel. 0521.801-2566.
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Tagesklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie eröffnet
Rhein-Klinik
mit neuem Angebot in alter Villa
BAD HONNEF. Die Rhein-Klinik Bad
Honnef des Ev. Johanneswerks hat
eine der ersten Tageskliniken für
Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie in der Region eröffnet. Behandelt wird das gesamte Spektrum der psychosomatischen Medizin und Psychotherapie.
Das teilstationäre Behandlungsangebot
richtet sich an Patienten, für die eine
ambulante Therapie nicht mehr ausreicht, die aber einer umfassenden Behandlung mit Tag- und Nachtbetreuung
– wie im stationären Rahmen einer Klinik – nicht bedürfen. Der Vorteil der Tagesklinik liegt darin, dass Patienten nur
tagsüber in der Klinik sein müssen,
aber abends und am Wochenende in
ihrem gewohnten sozialen Umfeld bleiben können.
Integriert in die Behandlung sind verschiedene Methoden und Ansätze, z.B.
psychotherapeutische, körperliche und
medikamentöse Behandlungen. Angeboten werden Einzel-, Gruppen-, Paarund Familientherapie ebenso wie
Kunst- und Musiktherapie sowie eine
Sozialberatung für spezielle berufliche
Fragestellungen.
Freuten sich über die Einweihung der
neuen Tagesklinik: (v.l.) Thomas Sopp
(Personal-Geschäftsführer Johanneswerk), Dr. Eduard Häckl (Ärztlicher Direktor Rhein-Klinik), Dr. Roland Vandieken, Karsten Gebhardt (stellv. Vorstandsvorsitzender Johanneswerk),
Architekt Dieter Stüwe, Dr. Julius Siebertz (Ltr. MinRat, MAGS), Wilhelm
Strohmeier, Bürgermeisterin Wally
Feiden, stellv. Landrat Achim Tüttenberg, Dr. Heribert Müller
FOTO: FRANK HOMANN
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Insgesamt stehen 16 teilstationäre Behandlungsplätze zur Verfügung. Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei acht bis zehn Wochen. Leitender Arzt der Tagesklinik ist Dr. med. Roland Vandieken. Zu dem elfköpfigen Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten gehören auch Oberarzt Dr. med. Alexander Völker und
Stationspflegeleiterin Erdmuthe von Schlabrendorf.
Die Tagesklinik befindet sich in der renovierten Villa Modersohn, die 1849 erbaut
und 1979 vom Träger der Rhein-Klinik, dem Ev. Johanneswerk, erworben wurde.
Durch die Förderung des Landesministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales
in Höhe von 1,91 Millionen Euro und mit Unterstützung der Bezirksregierung Köln
konnte Ende 2004 mit dem Umbau der Villa zur Tagesklinik begonnen und die-ser
im April 2006 abgeschlossen werden.
Zur offiziellen Eröffnungsfeier waren zahlreiche Gäste aus Politik, der Fachwelt und
aus anderen Einrichtungen gekommen. Regionalgeschäftsführer Wilhelm Strohmeier dankte insbesondere Dr. Julius Siebertz vom Gesundheitsministerium NRW
(MAGS) und Dr. Heribert Müller von der Bezirksregierung Köln für ihre nachhaltige
Unterstützung und Förderung, die in dieser Höhe durchaus keine Selbstverständlichkeit sei. Bürgermeisterin Wally Feiden dankte dem Johanneswerk für sein enga-
giertes Eintreten zur Erweiterung der Rhein-Klinik. Im Anschluss an den Festakt
konnten die Gäste die restaurierte Villa persönlich in Augenschein nehmen und sich
an einem italienischen Buffet stärken. Der Architekt Dieter Stüwe enthüllte im Eingangsbereich eine Tafel mit den historischen Daten der Villa.
[DR. ROLAND VANDIEKEN,
WILHELM STROHMEIER]
STELLV.
ÄRZTLICHER DIREKTOR RHEIN-KLINIK, REGIONALGESCHÄFTSFÜHRER
Großes Interesse an
Vortrag von Prof. Dr. Plassmann
Prof. Dr. med. Reinhard Plassmann aus Bad Mergentheim referierte in der RheinKlinik zur „Psychotraumatologie der Essstörungen“. Sein Vortrag war bemerkenswert gut besucht. Sein Ansatz zur Behandlung essgestörter Patientinnen – vor allem von Patientinnen mit Magersucht und Bulimie – berücksichtigt in besonderem
Maße traumatische Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend. Er stellte ein modernes traumatherapeutisches Vorgehen vor, das seelische Heilungsvorgänge aktiviert und die blockierte Verarbeitung und Persönlichkeitsentwicklung der Patientinnen wieder in Gang setzt.
[PRIV.-DOZ. DR. MED. WOLFGANG WÖLLER, LEITENDER ARZT, ABT. II DER RHEIN-KLINIK]
UMWELT
Klinik Wittgenstein gestaltet Wirtschaftshof neu
Kann Umweltschutz schön sein!
BAD BERLEBURG. Seit vergangenem
Herbst wurde der Wirtschaftshof
der Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg umweltgerecht neu gestaltet. Die aufwändige Aktion wurde
mit vorwiegend eigenen Kräften
von den Mitarbeitenden des Krankenhauses für psychosomatische, psychoanalytische und sozialpsychiatrische Medizin des Ev. Johanneswerks durchgeführt.
Die Haustechniker legen den Bachlauf an
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„Die drei schönen Kastanien wollt Ihr fällen?“, schallte es den Haustechnikern aus
vielen Kehlen im vergangenen Herbst vorwurfsvoll entgegen. Doch die Wurzeln der
Bäume hatten nicht nur Rasen und den geteerten Platz des Wirtschaftshofes bereits zerstört, sie standen auch zu dicht und verdunkelten den Hof sehr stark. Nach
dem Fällen wurde zunächst die große geteerte Fläche durch wasserdurchlässiges
sogenanntes Ökopflaster ersetzt. Dann wurde das Rasen-Rondell, in dem vorher
die Kastanienbäume standen, in einen Kräutergarten verwandelt, dessen „Früchte“
auch für die Klinikküche nutzbar sind.
Der neue Kräutergarten mit Brunnenanlage
FOTOS: CHRISTOPH HAUPT
Im Zuge dieser tief greifenden Umgestaltung war es dann möglich, einen unterirdischen Regenwasser-Auffangbehälter einzubauen, der ein Fassungsvermögen von
2.000 Litern hat. Aus diesem Behälter wird jetzt der Brunnen mit Bachlauf und
Wasserfall gespeist, der durch den Kräutergarten fließt. Außerdem dient das gespeicherte Regenwasser zum Gießen der Blumen auf dem Klinikgelände. Da die
Winter in Wittgenstein sehr kalt sein können, wurden für den Kräutergarten ausschließlich Pflanzen aus heimischen Gärtnereien bezogen.
Nun sind die Arbeiten abgeschlossen, der Brunnen plätschert, die Pflanzen sind
angewachsen und jede trägt ihren Namen auf einem Schildchen. Das regenreiche
Frühjahr hat den Speicher gut gefüllt, heiße Tage sind kein Problem.
E N G A G I E R T E R E I N S AT Z
FÜR DIE
U M W E LT
Die Region Wittgenstein packt Umweltschutz systematisch an: Im Zusammenhang mit der Zertifizierung ihres Qualitätsmanagementsystems 2004 wurde auch
das Thema Umwelt- und Ressourcenschutz nachhaltig verankert. Im März 2005
fand die erste Sitzung des regionalen Umweltausschusses statt. Unter dem Vorsitz des Haustechnikers und Umweltbeauftragten (UB) der Klinik Hubert Saßmannshausen und mit kräftiger Unterstützung des Qualitätsmanagementbeauftragten Peter Veith sowie des UBs des Hauses am Sähling Klaus Golpon tagen
vier bis fünf Mal im Jahr Vertreter der Arbeitsbereiche Küche, Hauswirtschaft und
Pflege. Die zielstrebige Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen und die weitere Planung (wie neue Maßnahmen zur Energieeinsparung) gehen auf das Konto
der engagierten „Steuer-Gruppe“.
[MARTIN MÖLLER-ROST, UMWELTBEAUFTRAGTER EV. JOHANNESWERK]
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Fragt man jetzt die Mitarbeiter, so ist
die einhellige Meinung, dass die neue
Anlage deutlich schöner ist. Auch die
Patienten nutzen den Hof nun gerne,
sitzen beim Plätschern des Wassers
auf einer der schattigen Bänke oder
betrachten interessiert die vielen verschiedenen Kräuter, deren Namen sie
oft noch nie gehört haben. So haben
wir in unserem Haus sicherlich ein gutes Beispiel für praktischen Umweltschutz, der gleichzeitig das Gelände
deutlich attraktiver macht. [CHRISTOPH
HAUPT, ÖFFENTLICHKEITSARBEIT REGION WITTGENSTEIN]
Drogenbeauftragte der Bundesregierung besucht Klinik am Hellweg
Legale Suchtmittel
mehr in den Fokus rücken
OERLINGHAUSEN. „Wichtig ist,
dass wir legale Suchtmittel in den
Fokus rücken“, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung
Sabine Bätzing (SPD) beim Besuch
der Klinik am Hellweg in Oerlinghausen. „Jedes Jahr sterben
120.000 Menschen an den Folgen
von Tabakkonsum, 40.000 an den
Folgen des Alkoholkonsums“, so
Bätzing. „Im Vergleich dazu sterben jährlich nur 1.326 Menschen
durch den Konsum illegaler Drogen.“
Die Klinik am Hellweg des Ev. Johanneswerks ist ein Fachkrankenhaus für suchtkranke Männer mit 120 Therapieplätzen und gehört zu den Pionieren der stationären Suchtkrankenarbeit in Deutschland. Bätzing nutzte den Besuch, um sich ein
Bild von der Arbeit vor Ort zu machen. „Im Mittelpunkt unserer Behandlung steht
immer die Alkoholabhängigkeit der Patienten. Darüber hinaus haben wir therapeutische Schwerpunkte entwickelt für Menschen, die gleichzeitig unter Depressionen,
Angstzuständen oder posttraumatischen Belastungsstörungen leiden“, sagte Dr.
Thomas Redecker, Ärztlicher Direktor der Klinik. „Ein weiterer Schwerpunkt ist bei
uns die Arbeit mit jungen Menschen, die oft bereits im Alter von zehn bis zwölf Jahren begonnen haben, Suchtmittel zu konsumieren und infolgedessen unter anderem unter Persönlichkeitsstörungen leiden.“
Dr. Thomas Redecker (l.) zeigt Sabine
Bätzing und Dirk Becker (MdB/SPD),
der den Besuch vermittelt hat, die Klinik am Hellweg
FOTO: ANDREAS ZOBE
Bätzing bestätigte, dass – während erfreulicherweise junge Menschen immer seltener zur Zigarette griffen – die Alkoholsucht für diese zunehmend ein Problem sei.
Das Einstiegsalter sinke und der Durchschnittsverbrauch liege bei 10,2 Liter purem
Alkohol pro Person pro Jahr. „Wir müssen die Betroffenen möglichst früh erreichen
und das Bewusstsein der Menschen schärfen“, forderte Bätzing. Gesetze, wie die
geplante 0,0 Promillegrenze für Fahranfänger, könnten dabei nur unterstützend wirken.
„Wichtig ist, dass die Hilfesysteme für Abhängige in den Regionen verankert sind“,
erklärte Rolf Hüllinghorst, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). „Wie die Klinik am Hellweg müssen die stationären Einrichtungen vernetzt sein mit ambulanten Angeboten, niedergelassenen Ärzten und Beratungsstellen. Auch die Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger Baustein in der Suchthilfe. Nur
so können wir die Betroffenen frühzeitig erreichen.“ Hüllighorst forderte, dass
gleichzeitig die Zusatzleistungen, die die ständig steigende Qualität der Kliniken
ausmachten, besser von den Leistungsträgern bezahlt werden müssten. [AK]
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FOTO: SUSANNE HILLENS
Hausleiterin Brunhilde Umek und
Harald Rozynski, die neue rechte Hand
im Verwaltungsbereich des Hauses am
Ginsterweg
Haus am Ginsterweg bietet Hartz-IV-Empfängern Perspektiven
„Das ist fast
noch besser als ein Wunder“
CASTROP-RAUXEL. Ein großer Erfolg sowohl für die Alteneinrichtung
Haus am Ginsterweg als auch für Harald Rozynski: Mit ihm konnte der
fünfte Hartz-IV-Empfänger im Anschluss an ein Ein-Euro-Job-Projekt in
ein festes Arbeitsverhältnis übernommen werden. „Jeder der fünf hat sich
im Alltag bewährt und sie sind wie Harald Rozynski zum Teil schon nach
einem halben Jahr bei uns raus aus Hartz IV und zurück in den ersten Arbeitsmarkt gekommen“, so Brunhilde Umek, Leiterin der Einrichtung.
Rozynski hat nach halbjähriger Einarbeitungszeit die Bürotätigkeit von Susanne
Haas im Verwaltungsbereich der Einrichtung übernommen. Fügung war, dass die
Kollegin nach 45 verdienstvollen Jahren im Johanneswerk in die Freistellungsphase
der Altersteilzeit ging. Jetzt sitzen Rozynski und die Einrichtungsleiterin Tür an Tür
und Umek kann sich ihren mit Terminen, Briefen und Gesprächen ausgefüllten Arbeitstag ohne die Unterstützung der neuen rechten Hand gar nicht mehr vorstellen.
Für Rozynski ist der neue Arbeitsplatz „fast mehr als ein kleines Wunder“.
Denn das Schicksal seiner Arbeitslosigkeit ist hierzulande kein Einzelfall. Das Ende
an seinem ehemaligen Arbeitsplatz hat ihn vor vier Jahren kalt erwischt. „Wir haben
alle gehofft, dass es noch weiter geht.“ Harald Rozynski sah, wie „seine“ Betonfirma zusehends ins Schlingern geriet, er hatte mit wechselnden Chefs und angedrohten Übernahmen zu tun. Nach 32 Jahren dann das Aus. „Ich war Mitte 50,
kerngesund und meine Lebensplanung war, bis 65 zu arbeiten“, sagt der gelernte
Baustoffkaufmann. Seine Frau war just in Rente gegangen, der Sohn dabei, sich als
Informatiker selbstständig zu machen, ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für Arbeitslosigkeit. „Natürlich habe ich mich branchennah beworben“, sagt er, „doch es
kam zu genau einem Bewerbungsgespräch. Sich mit Mitte Fünfzig zu bewerben,
das können Sie einfach vergessen.“ Nun sei er zum Glück kein Typ, „der sich hängen lässt“. „Aber jeden Tag Rasenmähen ist ja auf Dauer auch keine Lösung“, sagt
er und lächelt vielsagend.
„Wichtig ist auch der Aspekt, dass niemandem hier Arbeit weggenommen wird,
sondern dass neue, gute Kräfte da eingestellt werden können, wo wir wirklich Bedarf haben“, so Umek. Und Harald Rozynski ist nicht nur froh, wieder eine Aufgabe,
ein soziales Umfeld und freundliche Vorgesetzte zu haben. Er hat beruflich eine
neue Perspektive gefunden: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, hier zu arbeiten, bis
ich 65 Jahre alt bin.“ Den Rasen daheim mäht er jetzt wie früher – am Wochenende.
[SH]
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Ruth Einenckel engagiert sich im Haus der Offenen Tür
Gemeinsam Einsamkeit besiegen
BIELEFELD. Segeltörns in der Karibik, mit dem Wohnmobil von New York
nach Kanada, immer gemeinsam unterwegs – Ruth und Hans-Georg Einenckel kannten keine Langeweile. Dreißig Jahre sind sie nun verheiratet
und planten, ihren Ruhestand aktiv zu genießen. Doch dann erkrankte
Hans-Georg Einenckel an Alzheimer. Auf einmal musste Ruth Einenckel
zusehen, wie sie ihr Leben alleine gestaltet. Eine sinnvolle und ehrenamtliche Beschäftigung fand sie unter u.a. im Haus der Offenen Tür (HOT), einem Begegnungszentrum für ältere Menschen des Ev. Gemeindedienstes.
„Gut aussehend war er, als ich mich in ihn verliebte“, schwärmt die 61-Jährige.
„Sportlich und groß.“ Groß, bei einer Körpergröße von 1,60 m? Die Perspektiven
verschieben sich, wenn man selber nur 1,30 m misst. Ruth Einenckel ist kleinwüchsig. Aufgrund ihrer Behinderung hat sie oft mehr kämpfen müssen als ihre Mitmenschen. Das hat sie misstrauisch gegenüber Tuscheleien anderer gemacht – aber
auch gradlinig und selbstbewusst.
BEGEGNUNGSZENTRUM STÄRKT
AUCH DAS Z UHAUSE -B LEIBEN -K ÖNNEN
Heute lebt ihr Mann in einem sehr guten sozialpädagogisch geführten Pflegeheim,
wo sie ihn besucht. „Haushalt alleine füllt mich aber nicht aus,“ erzählt Einenckel.
„Mein ganzes Berufsleben lang habe ich mit Menschen gearbeitet.“ Da lag es natürlich nahe, sich auch nach der Pensionierung für Menschen zu engagieren. Im
HOT bietet sie eine Spielrunde an. In das Begegnungszentrum kommen ältere alleinstehende Menschen oder Ehepaare, die zumeist noch selbstständig in ihren eigenen Wohnungen wohnen, und Gesellschaft und Unterhaltung suchen. Bei Bildungs- und Kreativangeboten oder in Internetkursen können sie ihre Kompetenzen
einbringen und Neues lernen. Viele kommen aber auch nur, um im Cafe oder beim
gemeinsamen Frühstück ein nettes Gespräch zu führen und neue Leute kennen zu
lernen. „Einsamkeit durch Normalität
vertreiben“, nennt das Einenckel, die
sich wünscht, dass mehr einsame
Menschen ins HOT kämen. „So mancher sitzt alleine zu Hause, dabei stärkt
das Begegnungszentrum auch das Zuhause-Bleiben-Können.“ Denn die Aktivitäten halten geistig fit und gerade
Spielen wirkt wie eine Art Gedächtnistraining.
FOTO: WERNER KRÜPER
Ihren Lebensabend hatte Einenckel
sich anders vorgestellt. Trotzdem fühlt
sie sich zufrieden, in der Sicherheit anderen zu helfen – der Sieg über die gemeinsame Einsamkeit. [MD]
Wer mehr über die Angebote im
Haus der Offenen Tür des Ev. Gemeindedienstes erfahren oder sich
selbst ehrenamtlich engagieren will,
kann sich wenden an: Susanne Bartenbach, Tel. 0521. 13 68 075.
(v.l.) Ruth Einenckel und Grete Neumann spielen im HOT-Garten
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BLICK ZURÜCK
Drei Einrichtungen im Ruhrgebiet feiern Jubiläum
50 Jahre
Arbeit für Menschen
FOTO: PRIVAT
CASTROP-RAUXEL/BOCHUM/HERNE. Als das Haus am Ginsterweg
1956 eröffnet wurde, hieß es noch
Harkort-Wehme und bot 70 Berglehrlingen ein neues Zuhause. Die
15- und 16-jährigen Jugendlichen
aus Niedersachsen kamen aus
Flüchtlingsfamilien und waren zur
Hälfte Halb- oder Vollwaisen.
Auch die Geschichte des Wichern-Hauses Gerthe in Bochum ist eng mit dem Bergbau verknüpft. Vor 50 Jahren wurde es als Knappenheim für junge Zechenarbeiter,
die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hatten, eröffnet. Doch mit der Wirtschaftswunderzeit in den 60er Jahren wurden vermehrt Gastarbeiter für die schwere Arbeit angeheuert. War der Alltag in den Wohnheimen bisher von den Gedanken
christlicher Jugendarbeit geprägt, mussten sich nun die Hauseltern und Angestellten auf die neuen zumeist moslemischen Bewohner einstellen. 1967 nach Massenschließung von Zechen wurden beide Heime zu Alteneinrichtungen umgebaut.
FOTO: JOHANNESWERK-ARCHIV
Haus am Ginsterweg: Vor 50 Jahren
musste der Herd noch mit Holz geheizt werden
Das Wichern-Haus wurde als Knappenheim für junge Zechenarbeiter
eröffnet
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Das Eva-von-Tiele-Winckler-Haus in Herne hingegen war von Gründung an ein Alten- und Pflegeheim. Zunächst war es vor allem für Flüchtlinge aus der „Ostzone“
gedacht. Namensgeberin der Einrichtung ist die Gründerin der Miechowitzer
Schwesternschaft. Die Schwesternschaft hatte ursprünglich den Bau des Hauses
geplant, sich jedoch finanziell übernommen und das Ev. Johanneswerk noch während der Planungsphase um Hilfe gebeten. Bis 1975 leiteten die Schwestern das
Johanneswerk-Heim.
FOTO: JOHANNESWERK-ARCHIV
Alle drei Einrichtungen wurden im Verlauf der letzten 50 Jahre immer wieder umgebaut und renoviert, um sie an veränderte Bedürfnisse anzupassen. Wohn- und Pflegekonzepte haben sich in den letzten Jahren entscheidend weiterentwickelt. So
verfügen heute alle drei über einen besonderen Wohnbereich für demenziell erkrankte Menschen. [MD]
Am Anfang wohnten ältere Flüchtlinge
aus der „Ostzone“ im Eva-von-TieleWinckler-Haus
Nina Gerling: von der
Auszubildenden zur Ausbilderin
BIELEFELD. In der Region Bielefeld Altenheime schließt sich ein Ausbildungskreis: Nina Gerling (23), einst Hauswirtschafts-Azubi, ist jetzt Meisterin und selbst Ausbilderin. Deshalb kann das Lutherstift im nächsten
Lehrjahr erstmals in der Hauswirtschaft ausbilden.
Nach dem Besuch der Berufsfachschule für Ernährung und Hauswirtschaft 1999 in
Gütersloh startete Nina Gerling im August 2000 ihre Ausbildung als Hauswirtschafterin im Marienstift. 2002 schloss sie diese ab und wurde übernommen. Seit jeher
schätzen ihre Kolleginnen und Kollegen ihre Freundlichkeit und Kompetenz. Sie
übernimmt gerne Verantwortung und ist sehr entscheidungsfreudig. Eigenschaften,
die im Berufleben allgemein gesucht werden. Beraten durch Ingrid Richter, heute
Hauswirtschaftsmanagerin der Region Bielefeld Altenheime, entschied sie sich damals dafür, sich weiter zu qualifizieren, so dass sie von 2002 bis 2005 berufsbegleitend neben ihrer Stelle im Marienstift die Ausbildung zur Hauswirtschaftsmeisterin
absolvierte.
Sie selbst schätzt an ihrer Arbeit besonders den Umgang mit Menschen: sie ist bekannt für nette Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern in der Caféteria des
Marienstifts. Ihre Geselligkeit, in Zeugnissprache „Teamfähigkeit“ genannt, kommt
auch in ihrer Freizeit zum Ausdruck: Zu ihren Hobbys gehören das Ausgehen mit
Freunden und Reisen. Sie ist immer zur Stelle, wenn es etwas anzupacken gibt,
zum Beispiel beim Kränzen für die 50-Jahr-Feier des Lutherstifts oder beim Catering für die Regionalfeste, und sie hat sich der Region sogar als „Model“ für einen
Altenheim-Werbefilm zur Verfügung gestellt.
Nina Gerling bei den Aufnahmen zu
einem Werbefilm im Jochen-KlepperHaus
Jetzt ist sie als Hauswirtschaftskoordinatorin im Lutherstift tätig, was dem Haus die
Möglichkeit eröffnet, erstmals in der Hauswirtschaft auszubilden. Es sind 20 Bewerbungen für diesen Ausbildungsplatz eingegangen. Gerling freut sich auch auf
diese neue Herausforderung in ihrer Laufbahn und sieht den Aufgaben als Ausbilderin mit Spannung entgegen. [MARION PLAß, MARKETINGBEAUFTRAGTE DER REGION BIELEFELD
ALTENHEIME]
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Neues Beckumer Altenhilfezentrum heißt Julie-Hausmann-Haus
Bescheidene Liederdichterin wird Namensgeberin
BECKUM. In stillen Stunden schrieb Julie Hausmann nieder, was sie innerlich bewegte. Sie war so bescheiden, dass sie ihre Lieder und Gedichte
anonym veröffentlichte. Doch ihr Name wurde schon damals im 19. Jahrhundert bekannt. Zum Glück, denn so hat das Ev. Johanneswerk jetzt die
Möglichkeit, die geistliche Liederdichterin posthum zu ehren und das
neue Altenhilfezentrum am Osttor in Beckum nach ihr zu benennen.
„Wir haben uns gefreut über die zahlreichen Namensvorschläge der Beckumer Bürger und möchten uns herzlich für das Engagement bedanken“, sagt Peter König,
Geschäftsführer der Region Gütersloh des Ev. Johanneswerks. „Am Ende hat sich
die Kommission unter den vielen Vorschlägen für Julie Hausmann entschieden. Ihr
bekanntes Kirchenlied ‚So nimm denn meine Hände’ haben viele alte Menschen
auf Hochzeiten gesungen und noch mehr auf Beerdigungen. In der Arbeit mit alten
Menschen bietet dieses Lied vielfältige Anknüpfungspunkte.“
Das Altenhilfezentrum an der Max-Hagedorn-Straße wird am 1. November eröffnet.
Unter einem Dach werden dort 68 stationäre Plätze für ältere Menschen angeboten, die in Hausgemeinschaften leben, und 12 Kurzzeitpflegeplätze. Angeschlossen
sind eine Tagespflege, ein ambulanter Dienst und 30 Seniorenwohnungen. Es sind
noch einige Plätze frei. Informationen erhalten Sie gebührenfrei unter Tel. 0800.462
58 37.
Leiterin des Altenhilfezentrums ist Marianne Müller. Die Diplom-Sozialarbeiterin ist
seit mehr als 20 Jahren im Johanneswerk tätig, zuletzt als Leiterin und Regionalgeschäftsführerin des Altenzentrums Bethesda in Bad Salzuflen. [AK]
Lebensbuch gewinnt Preis in Berlin
Rita Süßmuth ehrt Johanneswerk-Projekt
BERLIN/BIELEFELD. Prof. Rita Süßmuth lobte das hohe Engagement der Altenpflegerinnen und -pfleger, das hinter dem Projekt „Leitfaden Lebensbuch“ steht.
Als Schirmherrin der BLEIB GESUND STIFTUNG verlieh sie Ingrid Diestelhorst,
Schulleiterin am Fachseminar für Altenpflege Bad Berleburg des Ev. Johanneswerks und Barbara Kerkhoff, Dipl.-Sozialgerontologin, den Oskar-Kuhn-Preis 2006.
Barbara Kerkhoff entwickelte den "Leitfaden Lebensbuch" in Zusammenarbeit mit
den Schülern und Schülerinnen des Fachseminars, unterstützt von Ingrid Diestelhorst und dem Ev. Johanneswerk als Träger der Einrichtung. Beide nahmen den mit
6.400 Euro dotierten Preis auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit
2006 entgegen.
Im Lebensbuch werden Daten, Fotos und Erlebnisse eines Menschen gesammelt
und somit wichtige Teile seiner Identität bewahrt. Zum Beispiel freut sich eine ältere
Dame immer beim Anblick von Kastanien, weil sie unter einem Kastanienbaum einen Heiratsantrag bekommen hat. Für einen anderen Menschen hat ein bestimmtes Gebet oder Lied eine besondere Bedeutung. Das hilft Angehörigen ebenso wie
Pflegenden im Umgang mit älteren Menschen und besonders mit Demenzkranken.
Auch Menschen, die einen Pflegebedürftigen nicht näher kennen, können durch einen Blick in ihr Lebensbuch diesen trösten, beruhigen oder ihm eine Freude bereiten. Weitere Informationen unter www.leitfaden-lebensbuch.de oder bei Ingrid
Diestelhorst, Tel.: 02751.81 -184, per E-Mail an: [email protected] oder [email protected] [SO]
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mitLeidenschaft
Die Stiftung mitLeidenschaft wurde
2001 gegründet als Stiftung des Ev.
Johanneswerks zur Förderung und
Unterstützung innovativer Projekte in
der Diakonie. Die Stiftung hilft vor allem älteren Menschen und Familien,
die in Armut leben müssen. Sie fördert
Projekte für Kinder und Menschen mit
Behinderung sowie Projekte auf dem
Gebiet der Demenz. Vorsitzender des
Vorstands ist Pastor Dr. Udo Krolzik,
sein Stellvertreter Karsten Gebhardt.
Geschäftsführerin der kirchlichen Stiftung ist Ulrike Posch.
Eine Welle der Hilfsbereitschaft erreichte sie nach dem Brand: Pyar-Ali Popat (Mitte) und die Kinder Meik und Salima
FOTO: ANDREAS ZOBE
Spontane Hilfe für Familie nach Hausbrand
Stiftung mitLeidenschaft kooperiert
mit der Neuen Westfälischen
BIELEFELD. Über Nacht hatten sie alles verloren: Die siebenköpfige Familie Popat ist mit dem Leben davon gekommen, aber ihr Haus ist verbrannt. Und was vom Feuer verschont geblieben ist, hat das Löschwasser
unbrauchbar gemacht. Die Tageszeitung Neue Westfälische berichtete
darüber auf der ersten Seite im Bielefelder Teil der Zeitung. Aber bevor
der Artikel geschrieben war, rief sie bei der Stiftung mitLeidenschaft an,
um auf eine bewährte Kooperation zurückzugreifen. Die Stiftung übernahm sofort und unbürokratisch die Koordination von Hilfsleistungen. So
war es möglich, der Familie schnell und unkompliziert mit dem Nötigsten
auszuhelfen.
Nach Erscheinen des Artikels erreichte eine wahre Flut von Hilfsangeboten die Stiftung. Über 50 Anrufer wollten Möbel, Kleidung, Geld spenden. Schon zwei Tage
später waren die Popats in ihrer Notunterkunft komplett ausgestattet, in der sie bis
voraussichtlich November bleiben werden. So lange wird die Renovierung des
Hauses dauern. Die große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft der Bielefelder haben
Familie Popat ebenso wie die Mitarbeiter der Stiftung mitLeidenschaft geradezu
überwältigt. [SO]
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DIESER BEITRAG IST IM RENOMMIERTEN FACHMAGAZIN STIFTUNG & SPONSORING, 4/2006 ERSCHIENEN. HIER IN GEKÜRZTER FASSUNG:
Dornröschen wach küssen:
Strategische Kommunikation
positioniert Stiftungen
Die Hälfte aller Deutschen kennt keine Stiftung. Hilft man bei der Umfrage ein wenig
nach, so kann sich die Stiftung Warentest mit 97 Prozent großer Bekanntheit erfreuen, gefolgt von der Konrad Adenauer Stiftung (76 Prozent) und der Bertelsmann
Stiftung (65 Prozent). Letztere hat im September 2004 eine Repräsentativumfrage
durchführen lassen, um die Kenntnisse der Bevölkerung über Stiftungen, den Vergleich von Selbst- und Fremdbild sowie die Frage nach Schärfung des Stifterprofils
zu ermitteln. Das Fazit aus Sicht professioneller Kommunikation: Stiftungen müssen sich dringend um „Öffentlichkeit“ kümmern.
DORNRÖSCHEN FÜR DIE EWIGKEIT?
Doch so mancher Non-Profit-Bereich einschließlich Stiftungen haben häufig noch
eines gemeinsam: den Dornröschenschlaf. Angelegt für die Ewigkeit sollte eine
ausgiebige Ruhepause doch wohl möglich sein, meinen die Entdecker der Langsamkeit. Auch müsse sich eine Stiftung nicht gemein machen, indem sie in dem
Strudel der kurzlebigen Medien-Meinungsmache mitschwimme. Das ist zu kurz gesprungen und weckt hin und wieder den Verdacht, hier werde kommunikative Ahnungslosigkeit durch distanzierte Arroganz kaschiert. Denn abgesehen von der Verpflichtung einer Stiftung, der Gemeinschaft gegenüber transparent zu machen, wer
sie ist und was sie tut – hat sie doch auch steuerlich „Vorteil genommen“ – ist der
Gewinn durch eine strategische Öffentlichkeitsarbeit unstrittig.
FOTO: WERNER KRÜPER
Mit dem zunehmenden Rückzug der öffentlichen Hand, schleppendem Bürokratieabbau und einer oft gelähmten Politik kommt heute und in Zukunft mehr denn je
Stiftungen die Aufgabe zu, positive Strahlkraft zu entwickeln. Hier gilt es Innovationen zu denken, anzustoßen, einzufordern, umzusetzen, zu finanzieren, zu begleiten, zu vernetzen, zu evaluieren und nicht zuletzt weiterzuentwickeln. Darin verbirgt
sich eine nahezu unübersichtliche Zahl an Zielgruppen, die alle eines benötigen: Informationen.
Gezielte Kommunikation bringt Menschen zusammen
8|
CORPORATE COMMUNICATIONS
MIT F INGERSPITZENGEFÜHL
Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, bedarf es strategischer Kommunikation (Corporate Communications), wie wir sie aus dem Profit-Bereich kennen. Das meint
aufeinander abgestimmte Maßnahmen, sich ergänzende Kommunikationswege,
Kenntnis der Medienlandschaft und ihrer Funktionsweisen, Hintergrundgespräche,
Mitarbeiterinformationen u.v.m. Corporate Communications meint jedoch nicht, die
Gesetze der unternehmerischen Markenpolitik den Stiftungen einfach überzustülpen. Stiftungen sind kein Waschmittel und daher auch nicht allein mit herkömmlichen Marketingstrategien „zu verkaufen“. Wir sprechen hier über Ideen, über Werte, über Lebenssinn, über persönliche Schicksale, über den Platz in der Gesellschaft, über Veränderungswillen und Gestaltungskraft aller Beteiligten: Stifter, Organe, Mitarbeitende, Ehrenamtliche, Spender, Begünstigte, Kritiker und andere.
Verschmelzen Produkt und Botschaft, wie das im Stiftungssektor der Fall ist, muss
die Rolle der Stiftungskommunikation absolut geklärt sein.
Mit rund 800 Neugründungen im vergangenen Jahr boomt der Stiftungsbereich
und es zeichnet sich ab, dass Stiftungen in der deutschen Geschichte erneut zu einem bedeutenden Sektor heranwachsen werden wie vor dem 1. Weltkrieg. Damit
werden sie auch zunehmend in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Bislang
überwiegt, so zeigt es auch die Bertelsmann-Umfrage, ein positives Image. Selbstbild und Fremdbild von Stiftern liegen heute relativ nahe beieinander. Stifter wollen
demnach „Innovationen voranbringen“, „Not lindern“, „handeln aus Verantwortungsbewusstsein“, oder wollen „auf politischer Ebene etwas verändern“ und die
Bevölkerung traut es ihnen auch zu. Daneben sind Vorurteile, wie „Stiftungen dienen dem Steuernsparen“ oder „nur zur Selbstdarstellung“ oder „sind ein Spielzeug
der Reichen“ weniger verbreitet als die Stifter meinen.
Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte:
das Banner der Stiftung mitLeidenschaft
KRITISCHE BEGLEITUNG WIE IN DEN USA
Um die wachsende Aufmerksamkeit für das Stiftungswesen nicht dem Zufall zu
überlassen, ist es sinnvoll, das positive Image von Stiftungen schon heute gezielt
zu fördern. Eine kritische Beobachtung und Begleitung, wie sie heute schon in Ländern mit anderer Stiftungstradition wie den USA üblich ist, wird selbstverständlicher werden. Die wachsende Zahl an persönlichen Kontakten sowie Erfahrungen
mit Stiftungen und deren Aktivitäten lässt erwarten, dass das Mäzenatentum auch
zunehmend handfesten Anfechtungen ausgesetzt sein wird. Der Blick auf Spendenakquise und -vergabe zeigt, dass professionelles Beschwerdemanagement,
Transparenz und Qualitätskontrolle immer mehr Bedeutung haben werden. Dies alles sind nicht zuletzt Themen, die mit einer strategischen Stiftungskommunikation
besser bewältigt werden können. Gute Kommunikation ist in erster Linie eine Haltungsfrage. Und: 50 Prozent der Deutschen warten noch darauf, erobert zu werden.
[ULRIKE POSCH, DIE AUTORIN
TIONSKREISMITGLIED DES
IST
GESCHÄFTSFÜHRERIN
DER
STIFTUNG
MITLEIDENSCHAFT UND
REDAK-
FACHMAGAZINS STIFTUNG & SPONSORING]
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(v.l.) Bewohnerin Frieda Köpper (80) und Annette Burzig (42) lesen gemeinsam Zeitung
FOTO: WERNER KRÜPER
Stiftung mitLeidenschaft spendet Abo für Dorothee-Sölle-Haus
Die Zeitung
ist ein Selbstläufer
BIELEFELD. Der 80. Geburtstag von Peter Alexander ist ebenso ein Thema
wie die neusten Reformen, wenn in der Wohngruppe 2 des Dorothee-Sölle-Hauses gemeinsam Zeitung gelesen wird. „Da wird dann viel über früher geredet und mit der heutigen Zeit verglichen“, sagt Annette Burzig,
Mitarbeiterin in der Alteneinrichtung des Ev. Johanneswerks. Jetzt hat die
Stiftung mitLeidenschaft der Gruppe ein Jahresabonnement der Neuen
Westfälischen geschenkt.
“Eine eigene Zeitung leisten sich die wenigsten. Für sie ist es wichtiger, die teuren
Medikamente zu zahlen,“ sagt die 42-jährige Annette Burzig. „Dabei wird hier viel
gelesen. Wenn eine Zeitung auf dem Tisch liegt, wird die sofort auseinander gepflückt. Dann tauschen die Bewohner und Bewohnerinnen untereinander oder lesen sich gegenseitig vor.“ – „Die Zeitung ist ein echter Selbstläufer,“ ergänzt ihre
Kollegin, Sozialpädagogin Claudia Brinkmann (40), die die Stiftung mitLeidenschaft
um Förderung bat.
Das gemeinsame Zeitunglesen passt hervorragend in das moderne Wohngruppenkonzept des Dorothee-Sölle-Hauses. Jeweils zwölf Bewohnerinnen und Bewohner
leben in einer Wohnung mit eigenen Zimmern und einer großen, gemütlichen
Wohnküche. Dort wird gemeinsam gekocht, getratscht und seit neustem auch regelmäßig die Zeitung gelesen. [SO]
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REGION BAD DRIBURG
Die Johanneswerk-Region Bad Driburg
In der Region Bad Driburg betreibt das Ev. Johanneswerk
insgesamt sieben Einrichtungen für ältere Menschen. Dazu
gehören die Alteneinrichtungen Melanchthon-Haus und Albert-Schweitzer-Haus, vier Einrichtungen des Service-Wohnens, Altenwohnungen, Kurzzeit- und Tagespflegeplätze sowie ein ambulanter Dienst. Insgesamt werden hier 350 ältere
Menschen stationär und teilstationär versorgt. Weitere Informationen erhalten Sie unter Tel. 05253.9763-33 beim Sozialdienst des Ev. Johanneswerks in der Region Bad Driburg.
Vom Schloss Neuenheerse zogen die Flüchtlinge in die neu
gebaute Ostland-Wehme
Vom Flüchtlingsheim zur modernen Hausgemeinschaft
Melanchthon-Haus ist
Spiegel der Altenarbeit
BAD DRIBURG. „Eine echte Heimstatt für die lieben Alten“ titelte 1957 die
lokale Zeitung zur Eröffnung des Altenheims Ostland-Wehme in Bad Driburg. Damals wollte das Ev. Johanneswerk vor allem Flüchtlingen aus
dem Osten eine neue Heimat bieten. In den 80er Jahren wurde die Einrichtung modernisiert und erhielt den Namen Melanchthon-Haus. Jetzt,
fünf Jahrzehnte nach seiner Eröffnung, wird das Melanchthon-Haus entsprechend den neuesten Standards der Altenarbeit aufwändig umgebaut.
Schon 1957 galt die Gestaltung der Einrichtung als beispielhaft. Der Architekt, Regierungs-Baumeister Helfried Prollius aus Detmold, wollte die Einrichtung so gestalten, dass dort eine „traute Atmosphäre“ herrschte: Alle Bewohner sollten ein eigenes Leben in den „behaglich eingerichteten Räumen“ führen können und sich
gleichzeitig als große Familie fühlen. Deshalb hatte Prollius vornehmlich – für die
damalige Zeit ungewöhnlich – Einzelzimmer sowie Gemeinschaftsräume eingerichtet.
In die Ostland-Wehme zogen 1957 die
Flüchtlinge ein, die nach dem Krieg zuerst im nahe gelegenen Schloß Neuenheerse untergebracht worden waren.
Weil der Pachtvertrag auslief und der
Unterhalt des Schlosses unwirtschaftlich war, musste das Johanneswerk eine Alternative finden und beschloss,
ein neues Haus zu bauen, das den Bedürfnissen der alten Menschen gerecht
wurde. Das Interesse an dem Haus war
sehr groß. Als eine der ersten Bewohner konnte sogar die Baronin Jenny
FOTO: STUDIO LÖWENHAG, MARKTREDWITZ
BARONIN MIT SONDERWÜNSCHEN
In der Ostland-Wehme konnte sogar eine Adelige begrüßt
werden
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REGION BAD DRIBURG
von Brandis begrüßt werden. Sie brachte, ungewöhnlich für die damaligen Verhältnisse, nicht nur eigene Möbel mit, sondern beantragte auch zwei Zimmer mit Bad
und Toilette. Sonderwünsche, die allerdings auch mit einer entsprechend hohen
Miete vergolten wurden.
Mit der Modernisierung 1985 änderte sich nicht nur der Name der Alteneinrichtung,
es änderte sich auch die Art zu Wohnen. Damals wurden 31 Altenwohnungen für
Einzelpersonen und Ehepaare neu gebaut und die ehemaligen Sonderwünsche der
Baronin gehörten plötzlich zum Standard. Auch im Altbau erhielten die Appartements Dusche, WC und Balkon. Außerdem wurden eine Pflegestation, eine Therapieabteilung sowie eine moderne Küchen- und Hauswirtschaftsabteilung eingerichtet.
ALT WERDEN IM FAMILIÄREN UMFELD
„In diesem Jahr werden wir im Melanchthon-Haus wieder die neuesten Standards
der Altenarbeit realisieren“, betont Udo Ellermeier, Geschäftsführer der Johanneswerk-Region Bad Driburg. „Bis zum September wird der 2,3 Millionen teure Umbau
des Hauses abgeschlossen sein.“
Auch heutzutage sollen die Bewohner von Alteneinrichtungen die Möglichkeit haben, in einem familiären Umfeld ihren Lebensabend verbringen zu können. Die Ansprüche an dieses Umfeld haben sich jedoch in den letzten 50 Jahren sehr verändert. Um den neuen Bedürfnissen der alten Menschen gerecht zu werden, wurde
das Hausgemeinschaftskonzept entwickelt.
FOTO: WERNER KRÜPER
Die künftigen Bewohner des Melanchthon-Hauses werden in Wohngruppen leben,
die die Möglichkeit bieten zum gemeinsamen und gleichzeitig selbstbestimmten
Leben. In den sieben Hausgemeinschaften werden jeweils acht bis zwölf Frauen
und Männer wohnen. Mittelpunkt wird
die große Wohnküche sein. Hier werden Mitarbeitende, Bewohner, Angehörige und Ehrenamtliche täglich die
Mahlzeiten zubereiten und gemeinsam
den Tag nach den Bedürfnissen der
Bewohner gestalten. Wer lieber für sich
sein möchte, hat die Möglichkeit, sich
jederzeit in seine eigenen Räume zurückzuziehen und die großzügigen
Außenanlagen zu nutzen.
Darüber hinaus wird es in Zukunft
hochspezialisierte Angebote geben.
Darunter drei Gruppen, die auf die Bedürfnisse von älteren Menschen mit
Demenz-Erkrankungen wie Alzheimer
ausgerichtet sind, eine gerontopsychiatrische Gruppe sowie eine für
schwerst Pflegebedürftige. „Das neue
Konzept ist ein richtiges Zugpferd, wir
haben bereits eine Warteliste eingerichtet, weil wir so viele Anfragen bekommen haben“, freut sich Ellermeier.
[AK]
Der Neubau Melanchthon-Haus: Der Zivildienstleistende Kevin Dedelow (l.) und
Sozialarbeiterin Carman Coers zeigen Bewohner Eduard Sebastian die Baustelle
2|
REGION BAD DRIBURG
Hauptschüler betreuen ältere Menschen im Albert-Schweitzer-Haus
Junge Alteneinrichtung
verbindet Generationen
MARIENMÜNSTER-VÖRDEN.
Hauptschüler haben nicht den besten Ruf. Das wissen sie auch. Sie
merken es an den abfälligen Bemerkungen Gleichaltriger oder bei
der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Wenn dann plötzlich
Menschen Woche für Woche
sehnsüchtig auf die Schüler warten, ist das ein völlig neues Gefühl. Das Projekt „Betreuung älterer Menschen“ der Hauptschule
Marienmünster und des AlbertSchweitzer-Hauses, einer Alteneinrichtung des Ev. Johanneswerks, ist ein Gewinn für alle und
beweist das Gegenteil des Vorurteils.
Seit einem Jahr besteht das Projekt, das im nächsten Schuljahr fortgesetzt werden
soll. „In 24 Stunden Unterricht kommt nicht so viel heraus wie in den zwei Stunden
mit den älteren Menschen“, davon ist Ingeborg Brandi (59) überzeugt. Im vergangenen Schuljahr bot sie erstmals Betreuung älterer Menschen als Wahlpflichtfach für
die neunte und zehnte Klasse an. Während andere Schüler ein Theaterstück probten, Fußball spielten oder sich in Elektronik fortbildeten, gingen 18 Schülerinnen
und Schüler jeden Freitag für zwei Schulstunden in das Albert-Schweitzer-Haus,
um mit den Bewohnern zu spielen, spazieren zu gehen oder um ihnen auch mal
beim Anziehen zu helfen. Oft war einfach nur Zuhören und Da sein aber die größte
Freude, die sie den Menschen machen konnten.
„Freitag kann ich nicht, da kommen die Schüler, hieß es schnell unter den Bewohnern“, erzählt Elisabeth Klennert, Pflegedienst- und stellvertretende Leiterin des Albert-Schweitzer-Hauses. „Und auch die Schüler veränderten sich. Waren manche
am Anfang noch sehr schüchtern, sausten sie bald mit einem von zu Hause mitgebrachten Spiel direkt in die von ihnen betreute Wohngruppe.“ Probleme gab es
aber auch, das will die 41-Jährige gar nicht verheimlichen. 65 Prozent der Bewohner sind demenziell erkrankt und benehmen sich ungewöhnlich, andere sind bettlägerig. „Aber die Schüler haben alle Situationen gemeistert und sind daran gewachsen“, begeistert sich Klennert.
SPANNENDE LEBENSGESCHICHTEN
Maria Multhaupt (15) und Anna-Lena Koslowski (16) bewegen sonst normalerweise
ganz gewöhnliche Teenager-Themen. Die Sorgen älterer Menschen gehörten bis
dato weniger dazu. Maria wusste erst gar nicht, wie sie darauf reagieren sollte.
„Dann habe ich ihr einfach ein Taschentuch gereicht und hab ihr zugehört, wie sie
von früher erzählte.“ Schon kleine Dinge helfen. Zum Beispiel mit Absicht beim
‚Mensch ärgere Dich nicht' verlieren wie Anna-Lena. „Manche lachen kaum, da freu
ich mich umso mehr, wenn ich so jemanden glücklich machen kann“. Oft ist große
Geduld gefordert, wenn die Bewohner immer wieder dasselbe erzählen. Aber spannende Lebensgeschichten sind auch dabei. Wie die von Herbert Franke*, der acht
Jahre bei der Marine war. „Mit der schmucken Uniform hatte ich viel Erfolg bei den
Frauen!“, erzählt er augenzwinkernd. Die beiden Mädchen lachen über die charmanten Galanterien des 86-Jährigen. „Aber immer erzählt er so liebevoll von seiner
verstorbenen Frau“, verrät Anna-Lena. „Das bewundere ich total.“
MITGEFÜHL KANN MAN LERNEN
„Toleranz und Respekt vor anderen Menschen haben meine Schüler gelernt“, sagt
Brandi. Jetzt werde nicht mehr so schnell über einen anderen Schüler gelacht, der
stottert oder mal eine dumme Antwort gibt. Plötzlich diskutieren sie auch darüber,
dass es so wenig abgeflachte Bürgersteige gibt in Marienmünster – ein Hindernis
für Rollstuhlfahrer und ältere Menschen. Und was sagen die Mädchen, was sie gelernt haben? „Mitgefühl.“ [MD]
*Name von der Redaktion geändert
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Große Resonanz beim Fachtag Straf-Räume
Können straffällige Menschen
in Würde alt werden?
BIELEFELD. „Es ist nicht sicher gestellt, dass straffällige Menschen in
Haftanstalten in Würde alt werden und sterben können“, betonte Referent
Adrian Tillmanns, Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bochum,
beim 2. Fachtag Straf-Räume im Ev. Johanneswerk. Einen adäquaten Umgang mit dieser Problematik zu finden, war einer der Schwerpunkte beim
Fachtag, bei dem sich mehr als 70 Experten aus Nordrhein-Westfalen mit
dem Thema „Straf-Räume – Lebenswelten straffällig gewordener Menschen“ auseinander setzten.
„Schwierig ist auch die Situation alter
Menschen, die aus der Haft entlassen
werden“, erklärte Susanne Haber, Leiterin des Hauses Nordpark, eine Einrichtung für Haftentlassene in Bielefeld,
die den Fachtag organisiert hatte. „Ich
weiß in ganz Deutschland von nur zwei
Plätzen in Rehabilitationseinrichtungen
für diese Menschen. Auch private
Unterkünfte zu finden, ist kaum möglich“.
Fachtag im Johanneswerk: (v.l.) Adrian Tillmanns, Susanne Haber und Dr.
Rolf Stieber
FOTO: WERNER KRÜPER
„Die große Resonanz bei den beiden
Fachtagen Straf-Räume zeigt, wie
wichtig der fachliche Austausch ist, um
für solche drängenden Probleme Lösungen zu finden“, sagte Haber. Besonders weil Straffälligenarbeit immer
noch ein Tabu-Thema sei. Vor allem in
den heutigen Zeiten knapper Kassen
sinke die Bereitschaft in der Bevölkerung, sich für die Betroffenen einzusetzen. Eine These, die Referent Dr. Rolf
Stieber, Seelsorger in der JVA Werl, nur
bestätigen konnte: „Leider ist aus dem öffentlichen Bewusstsein der Gedanke verschwunden, dass straffällige Menschen Teil der Gesellschaft und von dieser beeinflusst sind. Dass sie oft selber Opfer sind“.
Handlungsbedarf gibt es an vielen Stellen, waren sich die Teilnehmer des Fachtags
einig. „In den Haftanstalten gibt es keine Angebote für Straftäter mit Suchtproblemen“, erklärte Dr. Martin Reker vom Ev. Krankenhaus Bielefeld. „Das ist absurd,
denn bis zu drei Viertel der Männer und Frauen haben Suchtprobleme. Gleichzeitig
werden die Angebote draußen nach der Entlassung meist nicht mehr genutzt. Hier
müsste größerer Druck ausgeübt werden können, wie dies bereits in anderen Ländern geschieht“.
Weitere Themen des Fachtags waren unter anderem Straffälligkeit und Sexualstraftaten sowie psychische Erkrankungen. „Aufgrund des großen Interesses an den
Fachtagen 2004 und 2006 versuchen wir, „Straf-Räume“ zu einer regelmäßigen
Einrichtung zu machen. Alle zwei Jahre soll der Fachtag jetzt stattfinden“, ist Susanne Haber zuversichtlich. [AK]
4|
Neue Wohn- und Dienstleistungsangebote in Essen und Gelsenkirchen
Im Westen viel Neues!
ESSEN/GELSENKIRCHEN. „Neue Entwicklungen erfordern neue Ideen.
Aus diesem Grunde werden wir unsere Angebote verschiedenster Wohnund Betreuungsformen weiter differenzieren“, so Frank Bachmann, Geschäftsführer der Johanneswerk-Region Essen und Gelsenkirchen.
„Passgenaue Hilfen“ aus einer Hand ist daher auch das Motto, unter dem
auch in dieser Region neue Angebotsstrukturen entwickelt werden.
Wohnmodelle, in denen ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen
und Nichtbehinderte zusammenleben,
voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen, sind nicht länger Zukunftsvision, sondern haben sich im Ev.
Johanneswerk bereits in der Praxis bewährt. Der professionelle Helfer vor Ort
vernetzt Hilfestrukturen miteinander
und macht sie für Menschen mit ihren
unterschiedlichen Bedürfnissen nutzbar. Viele ehemalige Heimbewohner
nutzen mittlerweile die Möglichkeit des
„Ambulant Betreuten Wohnens“ in einer eigenen Wohnung. Ambulante Hilfen werden so wesentlich in der Assistenz für Menschen mit Behinderungen.
Erste Gespräche zu einer Zusammenarbeit zwischen Wohnungsbauträgern
vor Ort und dem Ev. Johanneswerk waren bereits sehr vielversprechend.
Dies gilt auch für die Eröffnung des neuen Stadtteil orientierten Wohnprojektes in
Essen Altendorf. „Das neue Haus ist super“, sagt Bewohnerin Kerstin Schulz und
die Gäste stimmten zu. Gekommen, um mit den Bewohnern zu feiern, war auch der
Vorsitzende des Vorstands des Ev. Johanneswerks Pastor Dr. Udo Krolzik, der
Superintendent Helmut Keus, Gemeindepfarrer Hans Strohschein für den Ev. Kirchenkreis Essen Nord sowie für die Stadt Essen Bürgermeisterin Annette Jäger.
Pastor Rolf Gräfe überreicht bei der
Einweihungsfeier der Hüttmannstraße
nach alter Tradition Brot und Salz an
Bewohnerin Sylvia Linker und Wohnbereichsleiter Wolfgang Schürmann
FOTO: HOLGER LEITSCH
Weitere Projekte der Region sind der „Hof Holz“ und die „Schatzkiste“. Bei ersterem handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt mit weiteren diakonischen Trägern. Wobei das Ev. Johanneswerk federführend für die Konzeptarbeit verantwortlich ist. Auf dem Gelände eines alten Bauernhofs soll ein Dienstleistungszentrum für
Menschen mit Behinderungen entstehen. In der Hofbäckerei und dem Hofladen mit
Gastronomie können behinderte und nichtbehinderte Menschen Seite an Seite arbeiten. Eine Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle (KIB), zwei Ambulante
Hilfsdienste (Ambulant Betreutes Wohnen und Familienunterstützender Dienst) sowie eine Wohngruppe wird es dort ebenfalls geben.
Unter dem Motto „schwer verlieben leicht gemacht“ stellt die Partnervermittlung
Schatzkiste eine Neuheit bei den Angeboten für Menschen mit Behinderungen in
Essen und Gelsenkirchen dar. Viele Menschen mit geistigen bzw. Lernbehinderungen suchen einen Partner. Auf Grund ihrer Handicaps haben sie aber mehr Schwierigkeiten als Nichtbehinderte, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Die Idee
wurde erstmalig in der Hamburger Stiftung Alsterdorf erfolgreich umgesetzt und
fand mittlerweile auch in vielen anderen Städten Nachahmer. Seit Juli 2006 ist auch
das Ev. Johanneswerk Mitglied beim Schatzkiste e.V. [HOLGER LEITSCH, MARKETINGBEAUFTRAGTER DER
REGION ESSEN/GELSENKIRCHEN]
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Ev. Gemeindedienst ist umgezogen
Johanneswerk
eröffnet neues Kundenzentrum
BIELEFELD. Knapp 100 Büros sind umgezogen – dafür wurden beinahe
1.000 Kartons transportiert, ein Jahr lang dauerte die Planung. Jetzt haben die Mitarbeitenden des Ev. Gemeindedienstes die neuen Räume bezogen und sind auf dem Johannesstiftsgelände gleich hinter dem Haupteingang im Weidenhof erreichbar.
Unter dem gleichen Dach wie das soziale Dienstleistungsangebot des Ev. Gemeindedienstes befindet sich auch das neue Kundenzentrum des Ev. Johanneswerks.
Hier gibt es Informationen zu allen Einrichtungen und Angeboten des Ev. Johanneswerks in Bielefeld: Vor Ort kann ein Termin in einer Beratungsstelle vereinbart,
ein Platz in einer Alteneinrichtung vermittelt und für Interessenten eine kurzfristige
Besichtigung organisiert werden.
Auch einige Außenstellen des Ev. Gemeindedienstes sind in den Weidenhof umgezogen: Die Ehe-, Lebens- und Erziehungsberatungsstelle von der Elsa-Brändström-Straße, die Krisen- und Schuldnerberatung von der Johanneswerkstraße
und inKontakt vom Haus Daheim. Außerdem befindet sich
jetzt dort die Geschäftsstelle der Johanneswerk-Region Bielefeld Johannesstift.
„Die kürzeren Wege bieten uns neue Möglichkeiten unsere
Arbeit zu vernetzten“, erklärt Gabriele Walczak, Geschäftsführerin der Region Johannesstift und Leiterin des Ev. Gemeindedienstes. „Gleichzeitig freuen wir uns, dank des neuen
Kundenzentrums noch effizienter für unsere Klienten da sein
zu können.“ Ein wenig aufgeregt sei sie schon gewesen, gibt
Walczak zu, schließlich sei ein solcher Umzug mit seinen unzähligen Facetten keine Kleinigkeit.
Claudia Tiekötter im neuen Kundenzentrum im Gespräch mit einer Klientin
FOTO: WERNER KRÜPER
Dass alles so reibungslos gelaufen ist, ist unter anderem dem
Organisationstalent von Christina Schütte zu verdanken. Die
Servicemanagerin hat alle Eventualitäten eingeplant. Von den
Möbel-Stellplänen für die neuen Büros über die Frage, wie der PC nach dem Umzug wieder ans Laufen kommt, bis zur Umzugsparty hat sie alles unter einen Hut
gebracht. Selbst die Frage, was passiert, wenn die alten Möbel nicht ins neue Büro
passen, hat sie effizient gelöst: mit einer Online-Tauschbörse für Möbel.
Der Ev. Gemeindedienst befindet sich jetzt im Weidenhof an der Schildescher Straße 103. Das neue Kundenzentrum erreichen Sie unter: Tel. 0521.801-03. [AK]
Förderverein der Waldheimat
seit Jahren ehrenamtlich engagiert
KIERSPE. Die öffentlichen Mittel werden knapper, aber das Aufgabenfeld wächst:
Da bieten Fördervereine wie der der Waldheimat, einer Einrichtung für Menschen
mit Behinderungen, höchst willkommene Unterstützung. Der Verein, der 69 Mitglieder hat, stellte zum Beispiel die Finanzierung eines behindertengerechten Fahrzeugs sicher oder half, technische Ausrüstung für die integrative Band „Feuer und
Flamme“ anzuschaffen. Auf der letzten Jahreshauptversammlung dankte der Förderverein besonders den großzügigen Spendern, die die Waldheimat immer wieder
finanziell und ideell fördern wie der Rotary-Club Kierspe-Meinerzhagen. [MD]
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Wissenschaftsminister Pinkwart kommt zur Eröffnung
Fachhochschule der Diakonie
startet am 20. Oktober
BIELEFELD. Am 20. Oktober ist es soweit: Die Fachhochschule der Diakonie (FHdD) wird eröffnet; am selben Tag beginnt der reguläre Studienbetrieb. Innovations- und Wissenschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart hat sein Kommen bereits angekündigt, um die 22. private
Fachhochschule im Land Nordrhein-Westfalen aus der Taufe zu heben. Das Ev Johanneswerk
ist an der Entwicklung dieser bundesweit tätigen Fachhochschule personell und finanziell
wesentlich beteiligt. Über zehn Studierende des ersten Studienjahrganges kommen aus dem
Ev. Johanneswerk.
Die FHdD will keine ‚Kaderschmiede' der Diakonie sein. Sie
wendet sich an Mitarbeitende der unteren und mittleren Leitungsebene und in besonderen Funktionsbereichen oder aufgaben, die sich aufbauend auf ihrer beruflichen Ausbildung weiter qualifizieren möchten und einen akademischen
Gratulation zur staatlichen Anerkennung der FHdD: (v.l.) leiAbschluss, den Bachelor of Arts (B.A.), anstreben. Sie deckt
tender Ministerialrat Reinhard Dornburg vom Ministerium für
damit eine Lücke im Bildungssystem ab: Sie bietet keine ErstInnovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie
ausbildung, aber ein Erststudium an. Die Studiengänge („Ma(MIWFT), Pastor Bernward Wolf, Vorstand v. Bodelnagement im Sozial- und Gesundheitswesen“, „Mentoring –
schwinghsche Anstalten Bethel, Prof. Dr. Hanns Stephan
Beraten und Anleiten im Sozial- und Gesundheitswesen“ und
Haas, Dr. Martin Sauer und die Ministerialrätin Heidrun
„Diakonik – Wertorientiertes Gestalten in Kirche und Diakonie“, der zum Berufsbild Diakon führt) sind stark praxisorienSchlehofer (MIWFT)
tiert und -integriert. Die Studienorganisation geht auf die Bedürfnisse berufstätiger Studierender ein: Viel Lernen erfolgt über Studienbriefe, am
häuslichen PC und in regionalen Lerngruppen; die relativ knappen Präsenzzeiten
finden überwiegend in Blockform am Wochenende statt. Spezifisch für die FHdD
wird ihre christlich-diakonische Ausrichtung sein – nicht einengend oder ausgrenzend, aber doch klar in ihrer Werteorientierung.
Die Vorbereitungen für die Gründung der FHdD laufen seit gut zwei Jahren; den Beschluss zur Gründung hatten im August 2005 die Vorstände der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel und des Ev. Johanneswerkes gemeinsam getroffen. Inzwischen wurde eine gemeinnützige GmbH als Träger der FHdD gegründet,
an der neben den ‚Gründungseltern' und dem Diakonischen Werk der Ev. Kirche in
Deutschland zwölf weitere diakonische Unternehmen beteiligt sind. Der Vorsitzende des Vorstands des Ev. Johanneswerkes, Pastor Dr. Udo Krolzik, wurde zum
stellv. Aufsichtsratsvorsitzenden der Hochschul-GmbH gewählt; Rektor der FHdD
wird der bisherige Direktor der Diakonischen Akademie Deutschland, Prof. Dr.
Hanns-Stephan Haas. Aus dem Ev. Johanneswerk wurde Dr. Martin Sauer als Professor für das Lehrgebiet ‚Sozialmanagement und Personalentwicklung' berufen.
FOTO: MIWFT
Wenn sich am 20. Oktober die ersten etwa 80 Studierenden
der neuen Fachhochschule in den drei StudiengangsGruppen treffen, werden das bunt gemischte Gruppen sein:
Je etwa zur Hälfte Frauen und Männer, im Alter zwischen Anfang 20 und Mitte 50, etwa 40 Prozent von ihnen ohne ‚klassische' Zugangsberechtigung zum Studium (Fachhochschulreife oder Abitur), aus unterschiedlichen sozialen und Pflegeberufen, mit und ohne Leitungserfahrung, mit unterschiedlichen
Motiven und Interessen. Verbinden wird sie, dass alle bereits
eine Berufsausbildung absolviert haben und in einem Arbeitsverhältnis stehen bzw. einen Praktikumsplatz haben.
Infos gibt es unter www.fhdd.de. Wer
Interesse hat, 2007 oder später an
der FHdD zu studieren, kann sich unverbindlich zum nächsten Infotag anmelden: [email protected]; Tel.
0521. 144-5977.
[DR. MARTIN SAUER, PROJEKTLEITER FÜR DEN AUFBAU DER FHDD]
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Diakonischer Träger setzt auf vernetzte Angebote vor Ort
Johanneswerk übernimmt
Seniorenresidenz in Spanien
BIELEFELD/GUARDAMAR DEL SEGURA. Das Ev. Johanneswerk verstärkt sein soziales Engagement
in Europa. Der diakonische Träger
übernimmt die Seniorenresidenz
Residencia Villa Augusto an der
Costa Blanca von der Ev. Altenhilfe Ludwigshafen und stärkt damit
sein bestehendes Angebot in Spanien.
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Ev. Johanneswerk die Betreiberschaft der
Alteneinrichtung südlich von Alicante übernommen. Insgesamt betreibt das Ev. Johanneswerk damit drei Seniorenresidenzen in Spanien. Koordiniert wird die Arbeit
von der Geschäftsführerin Astrid Meyer vor Ort.
„Unser vernetztes Angebot in Spanien und das Know-how eines großen diakonischen Trägers ermöglichen uns, sehr differenziert und individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner einzugehen”, betont Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des
Vorstands des Ev. Johanneswerks, das insgesamt mehr als 70 Einrichtungen für alte, kranke und behinderte Menschen betreibt.
„Es war uns ein großes Anliegen, dass das Haus vom Ev. Johanneswerk gekauft
wird“, sagt Erwin Merz, Geschäftsführer der Ev. Altenhilfe Ludwigshafen. „Die Zusammenarbeit mit dem Ev. Johanneswerk war bisher sehr fruchtbar, und die Kontinuität bei der Versorgung der Bewohner liegt uns sehr am Herzen.“
In 36 Appartements können in der Villa Augusto ältere Menschen ihren Lebensabend verbringen. Restaurant, Schwimmbad, Whirlpool, mediterraner Garten und
ein umfangreiches Kultur- und Freizeitprogramm sorgen unter anderem für die täglichen Annehmlichkeiten. Das Deutsch sprechende Fachpersonal betreut und hilft
darüber hinaus den Bewohnern bei allen Fragen und Anliegen wie zum Beispiel
beim Ausfüllen von Formularen und Behördengängen. Auch werden die älteren
Menschen im Bedarfsfall ambulant betreut. Alle Wohnungen sind behindertengerecht eingerichtet und mit einem Notruf ausgestattet.
Die Seniorenresidenz Villa Augusto
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FOTO: FRANCIS MONTESINOS
„Das Angebot wird von den deutschsprachigen Residenten in Spanien sehr gut angenommen“, sagt Krolzik. „Aber natürlich sind auch in Deutschland lebende Personen angesprochen, die ihren Ruhestand bei schönem Wetter und Meerblick genießen wollen.“ [AK]
FOTO: SUSANNE HILLENS
Paul Stroescu und Mihai Calburean aus Sibiu (Hermannstadt) bei einer kleinen
Pause auf dem Innenhof des Haus Regenbogen in Recklinghausen.
Zwei Studenten aus Hermannstadt zu Gast im Haus Regenbogen
„Wir nehmen viele
gute Ideen mit nach Rumänien“
RECKLINGHAUSEN. „Am Anfang war das schon alles sehr ungewohnt“,
sagt Paul Stroescu. Der 21-jährige Student steht noch ganz unter dem
Eindruck der ersten Tage, die er im Haus Regenbogen, einer Einrichtung
für Menschen mit Behinderungen in Recklinghausen, gemacht hat. Soziale Arbeit am Menschen – das ist eine ganz andere Herausforderung als
Sozialmanagement-Vorträge im Vorlesungssaal der Universität zu hören.
Paul und sein Freund und Kommilitone Mihai Calburean studieren Sozialmanagement in Sibiu (Hermannstadt) in Siebenbürgen, Rumänien. Dort
gibt es ein Austauschprogramm mit Deutschland. So absolvierten die beiden ihr Praktikum zunächst im Buchen-Hof dann in den Altbochumer
Werkstätten und schließlich im Haus Regenbogen.
Betriebswirtschaftliche Aspekte und ökonomische Fragen stehen im Mittelpunkt
des Studiengangs. Schließlich müssen auch soziale Einrichtungen verantwortlich
wirtschaften. Im Haus Regenbogen, bei der täglichen Arbeit mit Menschen mit Behinderungen, lernen die Studenten den Teil kennen, den sie aus Büchern nicht
wirklich lernen können; Mut, Engagement, Offenheit, Verantwortung – die Kompetenz im Umgang mit Menschen. „Das ist schon sehr beeindruckend, wie hier die
Mitarbeiter in den Einrichtungen ihre Arbeit ernst nehmen, wie professionell und liebevoll sie mit den Menschen umgehen“, sagt Paul.
„Wie solche Einrichtungen bei uns in Rumänien aussehen, darüber wissen wir einfach noch zu wenig“, geben Paul und Mihai offen zu. Sie wollen aber auch den Verwaltungsbereichen in Johanneswerk-Einrichtungen genau über die Schulter schauen. Organisation, Planung, Personal- und Mitarbeiterführung, da sehen sie ihre zukünftigen Aufgaben. Zukunftsängste, wie sie deutsche Jugendliche angesichts der
Arbeitsmarktsituation hierzulande kennen, haben die beiden nicht. „In Rumänien
sind gut ausgebildete Menschen eher bereit, auch gering bezahlte Arbeit anzunehmen“, sagt Paul. Und so sehen sie das auch. Ende Mai ging es zurück nach Rumänien. Wohin sie all ihre Erfahrungen aus Deutschland mitnahmen. [SH]
HINTERGRUND
Sibiu liegt im Bezirk Siebenbürgen in
Rumänien. Dort gehören nur noch
fünf Prozent der Bevölkerung der
deutschen Minderheit an. Rumänien
hat nach wie vor mit den Folgen der
Ceausescu-Ära zu kämpfen wie zum
Beispiel Armut, Drogen- und Menschenhandel. Der 1989 hingerichtete
Präsident hatte das Land abgewirtschaftet bis zur Kreditunwürdigkeit.
Nach der Wende offenbarte sich Rumänien als Land bitterster Armut und
menschenunwürdiger Lebensbedingungen. Aufwärts geht es, seit der
Eintritt des Landes in die EU ansteht.
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Soziale Dienstleister und Stiftungen planen Zukunft
Internationaler Austausch
im Ev. Johanneswerk
BIELEFELD. SONG ist der klangvolle Name eines Netzes sozialer Dienstleister, die sich mit zukunftsweisenden Modellen für die Betreuung älterer
Menschen beschäftigen. Dieses „Netzwerk Soziales neu gestalten“ arbeitet im Rahmen der Aktion Demographischer Wandel der Bertelsmann Stiftung. Dazu gehören: Bertelsmann Stiftung, CBT Caritas Betriebsführungsund Trägergesellschaft, Bremer Heimstiftung, Ev. Johanneswerk, Stiftung
Liebenau und die Bank für Sozialwirtschaft.
Pflegeexpertin Sumiko OkadaWiebcke referierte über Japans Weg
zu einer altengerechten Gesellschaft
FOTO: WERNER KRÜPER
Die Mitglieder trafen sich im Ev. Johanneswerk zu einem Arbeitstreffen, bei dem
unter anderem „Der Japanische Weg zur altengerechten Gesellschaft“ von der Pflegeexpertin Sumiko Okada-Wiebcke (Seelze) vorgestellt wurde. Sie zeigte auf, dass
auch Japan vor ähnlichen Fragestellungen wie Deutschland stehe, die sich aus
dem demographischen Wandel ergeben. Eine Pflegeversicherung nach deutschem
Vorbild werde dort in diesem Jahr bereits reformiert. Dabei werde, so die Referentin, stark auf die Möglichkeiten von Prävention gesetzt.
Zuvor hatten Vertreter bedeutender kanadischer Stiftungen einen Einblick in sozialpolitische Fragen und bereits umgesetzte Betreuungsformen für ältere Menschen
erhalten. Die Praxis wurde anschaulich sichtbar bei einem Besuch der Wohnanlage
Meinolfstraße. Hier wird nach dem sogenannten „Bielefelder Modell“ in einer
Wohnanlage der Freien Scholle gemeinsam mit Trägern wie dem Ev. Johanneswerk
und der Stadt Bielefeld eine Wohnform angeboten, die bundesweit große Beachtung findet. [UP]
Hausnotruf und Spargel machen großen Eindruck
BIELEFELD. „Schon das Spargelessen
in der Cafeteria war etwas ganz Besonderes. Fast alle russischen Besucher
hatten noch nie in ihrem Leben das Gemüse probiert“, erzählt Ines Weidhase,
Mitarbeiterin von inKontakt, dem Hausnotruf des Ev. Gemeindedienstes, begeistert. Dann stand erst der eigentliche Grund des Besuches aus St. Petersburg auf dem Programm.
Die sieben Frauen und Männer, darunter Alexander Isaev, Bürgermeister der
Vasilievsky-Insel, einem Stadtteil mit
220.000 Einwohnern, waren nach
Deutschland gekommen, um sich über
Russische Gäste besuchen inKontakt: (v.l.) Swetlana Riesen (Luise Altendorf StifEinrichtungen und Angebote für ältere
Menschen zu informieren. „Das Intertung), Evgenia Nilova (Verein Überlebende der Blockade St. Petersburg), Ines
esse an unserem Hausnotruf, der älteWeidhase, Galina Koroleva (Sozialamt Vasiliesky-Insel), Ingrid Eckhardt (inkontakt),
ren und alleinstehenden Menschen
Irina Chernukhina (Altenzentrum Vasiliesky-Insel), Alexander Isaev und seine Frau
rund um die Uhr Sicherheit per KnopfAlena Spasskikh
druck bietet, war riesig“, erzählt WeidFOTO: ANDREAS ZOBE
hase. „Die Besucher sagten, dass sie so etwas nicht kennen würden und fingen
gleich an, Pläne zu schmieden, wie sie das Konzept umsetzen könnten“. Vermittelt
hatte den Besuch ins Ev. Johanneswerk die Anna Luise Altendorf Stiftung aus Minden, die selbst einige Hausnotrufteilnehmer bei inKontakt angeschlossen hat. Sie
unterstützen die Besucher dabei, Angebote für ältere Menschen in St. Petersburg
aufzubauen. [AK]
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Neues Mitglied im Verwaltungsrat
Birgitte Meier ist seit September 2005 Mitglied des Verwaltungsrates des Ev. Johanneswerks. Die 47-jährige Diplom-Soziologin und Mutter eines Kindes war viele
Jahre an der Universität Bielefeld an den Fakultäten für Soziologie und Gesundheitswissenschaften tätig. 1995 wechselte sie als Prokuristin und Mitglied der Geschäftsleitung in die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld (WEGE mbH).
Weiterhin ist sie Geschäftsführerin des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe (ZIG), einem branchenübergreifenden Netzwerk für
die Gesundheitswirtschaft in OWL. Als Mitglied des Verwaltungsrates engagiert sie
sich ehrenamtlich in verschiedenen Gremien des Ev. Johanneswerkes. Sie ist stellvertretende Vorsitzende sowohl im Heimverband der Inneren Mission in Bielefeld
als auch im Ev. Hilfsverein e.V. sowie Mitglied im Fachausschuss Krankenhausarbeit. [MD]
Birgitte Meier
FOTO: PRIVAT
Konferenz zur Zukunft
der Diakonie in Bratislava
BRATISLAVA. „Suchet der Stadt Bestes – Diakonie als Akteur im sozialen Wandel in
Europa“ war das Motto der Internationalen Konferenz Theologischer Mitarbeiter in
der Diakonie, die diesmal in Bratislava, Hauptstadt der Slowakei, stattfand. Rund
80 Teilnehmer aus 18 europäischen Staaten informierten sich bei Fachvorträgen
und tauschten sich in verschiedenen Foren zur Zukunft der Diakonie in Europa aus.
Im Plenum wurde über die unterschiedlichen staatlichen und diakonischen Traditionen mit ihren Stärken und Schwächen, ihren Chancen und Risiken diskutiert. Vertieft wurde dabei auch die Netzwerkbildung untereinander, um Kontakte auszuweiten und zu vertiefen, soziale Probleme der anderen besser zu erfassen und Anregungen zur Weiterentwicklung des eigenen Systems zu erhalten.
In den vier Plattformen wurde sehr intensiv über die Arbeit vor Ort in den verschiedenen Ländern gesprochen und informiert. So wies der Generalsekretär der Evangelischen Kirche von Spanien darauf hin, dass zwar die Arbeit mit Flüchtlingen vom
afrikanischen Kontinent zunehme, dass aber durch die starke Medienwirkung und
die allabendlichen Fernsehbilder ein größeres Problem völlig in den Hintergrund getreten sei. Es handle sich dabei um die Menschen, die legal über Spanien in die EU
einreisten – beispielsweise aus Südamerika – und dann in die Illegalität abtauchten,
wo sie Hilfsmaßnahmen oder ärztliche Versorgungsangebote nicht mehr erreichten.
[ANJA ZIMMERMANN, LEITERIN STABSBEREICH EUROPA]
Examen
bestanden
BIELEFELD. Kalisha Schindler (l.),
Benjamin Hölscher und Sarah Fleiter
haben ihre Ausbildung zum Kaufmann
bzw. zur Kauffrau im Gesundheitswesen im Johanneswerk abgeschlossen.
Herzlichen Glückwunsch!
Es gratulierte: (r.) Hans-Werner Hinnenthal, Bereichsleiter Personalmanagement und -entwicklung.
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Herwig-Stenzel nach 35 Jahren
im Ev. Johanneswerk verabschiedet
Gipfelstürmer
geht in den Ruhestand
FOTO: WERNER KRÜPER
BIELEFELD. Steile Aufstiege liegen ihm. Sei es auf Bergen wie dem Aconcagua und dem Mont Blanc oder im
Ev. Johanneswerk. 35 Jahre lang hat Eckehard Herwig-Stenzel, zuletzt Besonderer Vertreter und Geschäftsführer des Geschäftsbereiches Soziale Arbeit
und Gesundheit, für den diakonischen Träger und für
hilfsbedürftige Menschen gearbeitet. Am 31. Mai wurde er feierlich verabschiedet.
Stillstand war nie seine Sache. Lieber
zog Herwig-Stenzel die Bergstiefel an
und erklomm neue Herausforderungen
und bereitete den Weg für Innovationen.
Immer hoch hinaus
1945 geboren in einer Zeit des Neuaufbruchs, sechs Tage vor Kriegsende, gab
er sich schon als junger Mann nie mit dem bereits Erreichten
zufrieden. Nach einer ersten Ausbildung als Maschinenschlosser wagte er sich auf neue Pfade und wurde DiplomSozialarbeiter. Bereits sein Anerkennungsjahr absolvierte
Herwig-Stenzel im Ev. Johanneswerk. Ab 1972 arbeitete er im
heutigen Ev. Gemeindedienst, vornehmlich in der ambulanten
Jugendhilfe.
Doch der Rastlose nahm gleich den nächsten Gipfel in Angriff
und bildete sich zum Supervisor und Familientherapeut weiter
– nur zwei von insgesamt vier beruflichen Zusatzausbildungen, auf die Herwig-Stenzel verweisen kann. Von 1974 bis
1987 war er Supervisor im Johanneswerk. In Einzel- und
Eckehard Herwig-Stenzel
Gruppen-Supervisionen sowie Fortbildungen beriet er dabei
schwerpunktmäßig zu den Themen Soziales Lernen, Organisation, Planungsstrategien und Personalführung. Zu seiner hervorragenden fachlichen Qualifikation kam
seine offene und herzliche Art, die ihm viele Türen öffnete. Dabei war er nie konfliktscheu und trieb neue Entwicklungen engagiert voran.
Der leidenschaftliche Hobby-Gitarrist war stets offen für neue Aufgaben. Als Leiter
des neu geschaffenen Dezernats Altenarbeit kümmerte er sich um die Konsolidierung der Wirtschaftlichkeit, den Ausbau von Altenwohnungen, die Erarbeitung einer
Konzeption für den Bereich Gerontopsychiatrie und die Vernetzung von ambulanter
und stationärer Arbeit. Mutig blieb der begeisterte Sportler dabei nicht nur auf bekanntem Terrain. So trieb er maßgeblich unter anderem die Entwicklung und Umsetzung eines Wohngruppenkonzepts in der Altenarbeit in den 90er Jahren voran.
2000 erwarb er den Grad eines Master of Advanced Studies im Bereich Sozialmanagement. Ein Jahr darauf wurde er Geschäftsführer des neu geschaffenen Geschäftsbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit im Ev. Johanneswerk und Besonderer Vertreter. In seiner langen und erfolgreichen Karriere engagierte sich HerwigStenzel in vielen Fachgremien u.a. vertrat er das Ev. Johanneswerk bei „Soziales
neu gestalten“, ein Netzwerk sozialer Träger in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann-Stiftung. Außerdem ist er Vorsitzender des Fachverbandes Ev. Altenarbeit
Westfalen/Lippe. [MD]
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FOTO: PRIVAT
+++ Ehrenamtliche bilden sich bei Studientag fort: 22 Ehrenamtliche der Alteneinrichtung PhilippNicolai-Haus in Marl haben sich bei einem Studientag mit dem Thema Demenz
auseinandergesetzt. So können sie in Zukunft noch besser auf die Menschen mit
Erkrankungen wie Alzheimer zugehen.
IN KÜRZE
+++ Ev. Gemeindedienst kooperiert mit Kneipp-Verein: Die Kooperation mit dem Kneipp-Verein
ergänzt das bisherige Sportangebot für ältere Menschen im Haus der offenen
Tür des Ev. Gemeindedienstes in Bielefeld. Die Wirbelsäulen- und Osteoporosegymnastik sind Reha-Maßnahmen, die vom Arzt verordnet werden und deren Kosten fast alle Krankenkassen übernehmen. Anmeldung und Beratung
bei Thomas Fischer, 2. Vorsitzender des Kneipp-Vereins, Tel. 0521.23 83 795.
+++ Neues Reiseangebot für ältere Menschen: Ältere Menschen haben oft besondere Erwartungen und Bedürfnisse, wenn sie auf Reisen gehen. Jetzt bieten der Ev. Gemeindedienst und der „Reiseclub 60 und mehr“ gemeinsam Urlaub für ältere Menschen an. Infos dazu gibt es im Haus der offenen Tür an der Kreuzstraße 19a,
unter Tel. 0521.96 23 981 oder im Internet: www.reiseclub60.de.
Spende ermöglicht
heiß ersehnte Sommerausflüge
BIELEFELD. Viele der Eltern können ihren Kindern nicht einmal den Besuch des
Freibads ermöglichen, von größeren Ausflügen ganz zu schweigen. Deshalb ist die
Freude über die Spende, die die Stadtteileinrichtung Teichsheide des Ev. Gemeindedienstes für solche Aktivitäten erhielt, sehr groß. „Die Kinder können es gar nicht
erwarten, ihre Sachen für die mehrtägigen Ausflüge zu packen“, freut sich Carola
Wolf, Abteilungsleiterin im Gemeindedienst im Ev. Johanneswerk. Wolf bedankte
sich herzlich für die Spende über 2.500 Euro bei den Mitarbeitern der Firma Rollax.
Sie sammeln bereits seit 14 Jahren für die Kinder und Jugendlichen, die in Flüchtlingseinrichtungen leben und die Stadtteileinrichtungen des Ev. Gemeindedienstes
besuchen. [AK]
Ev. Johanneswerk dankt Jubilaren
Bereits zum 14. Mal spendete die Firma Rollax: Irene Oberhoff (Rollax) Carola Wolf, die Leiterin der Stadtteileinrichtung Teichsheide Gabriele Hanses
und Hannelore Hoffmann (Rollax); im
Hintergrund die beiden Kinder Thu
Thau (l.) und Sinem
FOTOS: ANDREAS ZOBE
BIELEFELD. Beim diesjährigen Johanneswerktag dankte der Vorstand des
Ev. Johanneswerks, Pastor Dr. Udo
Krolzik und Karsten Gebhardt, 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus
ganz Nordrhein-Westfalen für ihr Engagment. 44 wurden für ihr 25-jähriges
Dienstjubiläum geehrt, 2 sind bereits
seit 40 Jahren im Johanneswerk tätig.
Nach der Ehrung in der Bielefelder Johannesstiftskapelle lud der Vorstand
die Jubilare unter anderem zu einem
Mittagessen im Restaurant Glückundseligkeit und zu einer Stadtrundfahrt
ein. [AK]
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Historische Sammlung
Impressum
FOTO: WERNER KRÜPER
Unser Werk
Zeitschrift für Freunde und Förderer
des Ev. Johanneswerks e.V.
Postfach 10 15 53; 33515 Bielefeld
Herausgeber: Pastor Dr. Udo Krolzik (v.i.S.d.P.)
(v.l.) Michael Giehl, Ulrike Posch und Karsten Gebhardt in
der historischen Sammlung des Ev. Johanneswerks
Elektro Obergünner spendet für Sammlung
Ins rechte Licht gerückt
BIELEFELD. Die historische Sammlung im Volkening-Haus
auf dem Johannesstiftgelände beleuchtet das Leben im Rettungshaus Schildesche für „verwahrloste“ Kinder vor 150
Jahren, die Keimzelle des späteren Ev. Johanneswerks. Dank
einer Spende von 13.100 Euro der Elektro Obergünner
GmbH in Bielefeld ist die Sammlung professionell ausgeleuchtet. Der Vorstand dankte dem Geschäftsführer von
Obergünner, Michael Giehl, für das herausragende Engagement.
"Nun können sich zahlreiche Schulen, Konfirmanden und
Besuchergruppen über das Leben der Kinder im Rettungshaus informieren", sagte Karsten Gebhardt, stellvertretender
Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks. Damit
werde ein wichtiger Beitrag für das Verständnis der Lebensumstände zwischen den Jahren 1850 und 1930 geleistet. Michael Giehl freut sich, dass nun für viele Besucher die
Sammlung im wahrsten Sinne ins rechte Licht gerückt ist.
"Ohne das ausgefeilte Lichtdesign wäre es nicht möglich gewesen, die historische Sammlung in dem Gebäude zu zeigen, das damals das Rettungshaus war", erklärte die Leiterin
der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Ev. Johanneswerks, Ulrike Posch. "Unsere Besucher bewegen sich also in
den Räumen, in denen die Arbeit des Johanneswerks begann." (Mehr Infos: S. 4-7)
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Redaktion
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Ev. Johanneswerks
Ulrike Posch [UP] (Leiterin)
Anne Kunzmann [AK] (Redakteurin)
Sabine Ohnesorge [SO] (PR-Redakteurin)
Meike Delang [MD] (Volontärin)
Susanne Hillens [SH] (Freie Mitarbeiterin)
Herstellung
Fotos: Foto-Hergeröder Bielefeld, Christoph Haupt, Susanne Hillens, Frank Homann, Werner Krüper, Holger
Leitsch, Francis Montesinos, MIWFT, Studio Löwenhag,
Marktredwitz, Andreas Zobe
Grafik und Satz: Wienold deSign
Druck: Werbedruck Zünkler
Versand: Lettershop Integra, Lüdenscheid
Redaktionsanschrift: Ev. Johanneswerk e.V.,
Schildescher Straße 101-103, 33611 Bielefeld
Telefon 0521. 801-2563; Telefax 0521. 801-2569
E-Mail [email protected]
www.johanneswerk.de
Beratender Redaktionskreis: Frank Bachmann, Norbert
Blum, Burkhard Bensiek, Ditha Menzel, Pastor Günter Niemeyer, Jürgen Puhlmann, Katja Schwekendiek, Wilhelm
Strohmeier, Susanne Stuke, Bärbel Thau, Bodo de Vries,
Anja Zimmermann
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anlässlich eines Geburtstags, Jubiläums oder aufgrund eines Trauerfalls helfen uns sehr. Bei Fragen zu Spenden
oder Vermächtnissen können Sie sich mit Geschäftsführerin Ulrike Posch in Verbindung setzen, Tel. 0521. 8012560.

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