März - Johanneswerk

Transcription

März - Johanneswerk
Unser Werk
Z E I T S C H R I F T F Ü R F R E U N D E U N D F Ö R D E R E R D E S E VA N G E L I S C H E N J O H A N N E S W E R K E S E . V.
NR. 1
MÄRZ 2010
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Ze
Begegnungszentrum Pellahöhe veranstaltet dreiwöchiges Kulturprojekt
Liebe Freunde und Förderer
unseres Werkes,
dienst mit der Einführung neuer leitender Mitarbeitender
noch einmal die Ereignisses des Jahres 2009 zu bedenken.
Nicht nur weil Unser Werk in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert, hoffe ich, dass wir Ihnen auch mit dieser
Ausgabe etwas von der Vielfalt unserer Arbeit im Johanneswerk vermitteln können und Sie nach dem Lesen sagen:
„Das waren wieder einmal viele interessante Informationen
für mich!“
Mit freundlichen Grüßen
auch von meinen Vorstandskollegen
Ihr
Karsten Gebhardt
Vorsitzender des Vorstands
FOTO: HILLA SÜDHAUS
verschiedene Ereignisse mit unterschiedlichen Auswirkungen auf unsere Arbeit stehen im Mittelpunkt der ersten Ausgabe von Unser Werk im Jahre 2010. Zum Jahresanfang
konnten wir die neue Holzwerkstatt des Hauses Nordpark
in Bielefeld eröffnen und damit unser Angebot deutlich verbessern. Die Transparenzberichte für Alteneinrichtungen
beschäftigen uns aus vielfältigen Gründen, unsere kritische
Position hierzu wird im Bericht deutlich. Bei der Jahrestagung im Dezember 2009 trafen sich die leitenden Mitarbeitenden unseres Werkes, um nach einem festlichen Gottes-
UNSER WERK März 2010
Unser Werk wird 40
225 Führungskräfte bei Jahrestagung
7
10-13
Behindertenarbeit
NTZ hat erste Patienten aufgenommen
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Rhein-Klinik ehrt Förderer mit Kunstwerken
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Pädagogische Arbeit
Ehrenamtliche ist Heldin des Alltags
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Haus Nordpark eröffnet Holzwerkstatt
Gruppe Grün gestaltet bunte Gedenkstätte
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Zehn Jahre Schulstation
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Schüler sammeln soziale Kompetenz
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JETZT UNTER WWW.JOHANNESWERK.DE
Transparenzberichte
bieten keine Klarheit
Wie gut oder schlecht eine Alteneinrichtung ist, soll anhand von Schulnoten schwarz auf weiß im Internet veröffentlicht werden. „Der richtige Weg,
doch das Verfahren muss dringend
überarbeitet werden“, sagt Vorstand
Dr. Bodo de Vries. (20-21)
UNSER WERK
inspiriert von Bewährtem
So viel Zeit für Austausch zwischen
den Generationen ist selten: Im Begegnungszentrum Pellahöhe in Bielefeld hatten Alt und Jung drei Wochen
lang Gelegenheit, Aktionen zu den
Themen Mode, Schulleben, Haushalt,
Musik und Film zur organisieren.
(S. 4-6)
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Altenarbeit
Auszeichnung fürs Europaprojekt
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Personalien
Erstes Demenzcafé für Castrop-Rauxel
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Thomas Redecker in Kuratorium berufen
Schnuffeliger Mitbewohner im Haus am Sähling
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Heimattreffen am Frühstückstisch
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Zeit für schwerkranke Patienten
28
23
Stiftung mitLeidenschaft
Der Einzelne zählt
16
Spenden oder stiften?
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Impressum
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Gesundheit
Klinik des Jahres 2015 im Blick
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Unser Werk ist auf 100 Prozent Recycling-Papier gedruckt.
Unser Werk
TITELFOTO: CHRISTIAN WEISCHE
TITEL Offen für Neues,
3
Begegnungszentrum Pellahöhe lädt
zu dreiwöchigem Kulturprojekt
Alt und Jung
wagen
den Zeitsprung
Ilse Milz (r. Bild) und
Judith Bartels bringen
verschiedene Modeepochen
auf die Bühne
Alte
Menschen, die
offen für Neues
sind, und junge
Menschen, die
sich von Bewährtem inspirieren
lassen: Im Begegnungszentrum
Pellahöhe wagten
sie gemeinsam einen
Zeitsprung. Die Besucher der Einrichtung des
Ev. Gemeindedienstes im
Johanneswerk erkundeten
zusammen mit Schülern der
elften Klasse die 50er Jahre.
Dann wurden die Erfahrungen
dem Leben im Jahr 2009 gegenübergestellt.
4
Unser Werk
BIELEFELD.
„Ä
ltere Leute sind toll, fröhlich und unkompliziert“ – das Kompliment der Jugendlichen
war umso bedeutender, weil es nach drei Wochen auf
umfangreichen Erfahrungen basierte. So lange hatten die
Schüler mit den Besuchern des Begegnungszentrums Pellahöhe intensiv Aktionen geplant und umgesetzt inklusive
der großen Abschlussfeier.
„Bei der Abschlussveranstaltung leuchteten die Augen der jungen und älteren Menschen um die Wette“, freute sich Claudia Domke, Mitinitiatorin des
Kulturprojekts „Alt trifft Jung“ in der Pellahöhe.
„Nach etwas Zurückhaltung am Anfang gab es
im Lauf der drei Wochen intensiven Miteinanders unglaublich viele bewegende Momente. Die jungen Leute waren am Ende
überrascht über ihr positive Erfahrung,
das hatten sie nicht erwartet“.
Beim Kulturprojekt ging es um lebendigen Austausch auf Augenhöhe zwischen den Generationen. Bei ihrem
Die Schüler hatten extra
einen Kurs im Tanzstudio
Gursch belegt: Mit Erfolg! Sarah
Hommel legt mit Rudolf Schwan
einen Boogie aufs Pakett
Unser Werk
FOTOS: CHRISTIAN WEISCHE
Lennart Benz
hat Elvis im Blut
5
FOTOS: CHRISTIAN WEISCHE
(v.l.) Claudia Domke, Hannelore Pfaff, Sarah
Hommel und Jessica Löbbe freuen sich
gemeinsam über das gelungene Kulturprojekt
Schlager, Skat
und coole Klamotten
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Unser Werk
Gehen der
Musik-Technik
der 50er Jahre
auf den Grund:
Karl-Heinz Helmich (l.)
und Lennart Benz
nicht alltäglichen Sozialpraktikum haben die Schüler der
Friedrich-von-Bodelschwingh-Schulen mit den 60- bis 95Jährigen das Alltagsleben der 1950er Jahren erkundet und
dem Leben im Jahr 2009 gegenübergestellt. Auf dem Programm standen Aktionen zum Thema Mode, Schulleben,
Haushalt, Musik und Film. Es wurde viel geredet, gelacht,
gelernt, Material gesammelt und die Abschlussveranstaltung mit Modenschau, Musik, Tanz und Büfett vorbereitet.
„Im Alltag treffen junge und alte Menschen meist nur im Familienkontext aufeinander und das auch immer seltener. Wir
wollten einen anderen Rahmen bieten“, sagt Domke. „Und
wir haben erlebt, wie alte Menschen zu Titeln von Michael
Jackson feiern und Jugendliche zu Schlagern tanzen; wie
Schülerinnen von älteren Herren Skatspielen lernen und ältere Damen coole moderne Kleidung auf dem Laufsteg präsentieren.“
„Es war unglaublich viel Arbeit, das Kulturprojekt vorzubereiten, aber der Aufwand hat sich mehr als gelohnt“, sagt
Domke. Vielleicht bliebe ja die eine oder andere der herzlichen Bande, die im Laufe der Woche geknüpft worden sind,
bestehen. „Alt trifft Jung“ war eine Kooperationsveranstaltung des Begegnungszentrums Pellahöhe, des örtlichen
Heimatvereins und der Bezirksvertretung Bielefeld-Gadderbaum. [AK]
FOTO: CHRISTIAN WEISCHE
Unser Werk erscheint seit 40 Jahren
„Ist dieses
Blatt sinnvoll
und nötig?“
„Sie mögen fragen, ob dieses Blatt,
das in regelmäßigen Abständen
herauskommen soll, sinnvoll und nötig
ist“: Das wollte Johanneswerk-Leiter
Pastor Werner Graf von der Schulenburg von den Lesern der ersten UnserWerk-Ausgabe wissen. 40 Jahre
später erscheint die Zeitschrift des Ev.
Johanneswerks noch immer – womit
die Frage wohl als positiv beantwortet
gelten kann.
40
40
Darüber hinaus hat sich Unser Werk gewandelt von einer Mitarbeiterzeitung über eine Publikation für Johanneswerker und Außenstehende zu einer Zeitschrift ausschließlich für Freunde
und Förderer. Für Mitarbeitende gibt es inzwischen
einen eigenen Newsletter, der per E-Mail verschickt
wird und ausgedruckt weitergegeben werden kann.
Auch optisch hat sich Unser Werk weiterentwickelt, Layout
und Fotos haben sich immer wieder den Sehgewohnheiten
angepasst. Stil und Inhalt der Texte verändern sich ebenfalls
im Laufe der Zeit. Der Unterschied wird am besten deutlich,
wenn man ein wenig
in der ersten Ausgabe
von 1970 stöbert.
Vor 40 Jahren lebten die Jugendlichen oft bis zum 21. Lebensjahr
im Kinderheim. So konnte man über die pädagogische Einrichtung Heidequell in Bad Salzuflen
damals lesen, dass „die Arbeit an schulentlassenen Jugendlichen, die bisher im Heidequell ausschließlich getan
wurde, stark zurückgeht, einmal durch die Heraufsetzung
der Schulpflicht bis zum 15. bzw. in Zukunft zum 16. Lebensjahr, außerdem durch die bevorstehende Herabsetzung
der Volljährigkeit auf 18 Jahre – bisher wurden schulentlassene Jugendliche bis zu 21 Jahren in der Freiwilligen Erziehungshilfe und Fürsorgeerziehung betreut“.
Die Wortwahl zum Thema Hilfe f ü r Suchtkranke wirkt
heute etwas antiquiert: Beim Jahrestreffen der Kurklinik
am Hellweg in Oerlinghausen sagte der damalige Chefarztes Dr. Sandmann in seinem Referat: „‘Die Patienten haben
zugegeben, alkoholkrank zu sein, und ihre Konsequenzen
daraus gezogen: abstinent zu leben.’ Er gab u. a. den Rat,
nicht allzu hastig nach der Kur die ‘versäumten Jahre’ wieder aufzuholen (...).“
Die Qualit ä tssicherung in Einrichtungen war 1970
noch eine freiwillige Angelegenheit. Folgendermaßen
kommentiert wurde ein Text aus der Zeitschrift Das Altenheim, in dem die Vorschriften zur Kontrolle und Überwachung gewerblicher Altenheime in der Bundesrepublik und
Westberlin abgedruckt waren: „Interessant ist für uns dazu die Mitteilung, dass in Westberlin auch die Vertreter
der Wohlfahrtsverbände sich bereit erklärt haben,
ihre Häuser und Heime für Inspektionen nach
den gleichen Richtlinien zu öffnen.“ [AK]
Unser Werk
Immer wieder ein neues Gesicht: Julia Bindzus,
seit kurzem Volontärin in der Öffentlichkeitsarbeit,
zeigt verschiedene Layouts von Unser Werk. In
der Hand hält sie die
erste Ausgabe
von 1970
In den vergangenen 40 Jahren ist viel geschehen. Sowohl im Johanneswerk als
auch in Unser Werk. So ist beispielsweise der diakonische Träger von damals 2.000 Mitarbeiter
auf heute rund 6.000 angewachsen – genauso ist aus dem ersten
8-seitigen Unser Werk heute eine Zeitschrift mit durchschnittlich 40 Seiten
geworden. Nur so ist es möglich, wenigstens annähernd einen Überblick über die
vielfältige Arbeit in den mehr als 70 Einrichtungen zu geben.
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Haus Nordpark bietet Beschäftigung für Haftentlassene
„Glückauf“ für die neue
Holzwerkstatt
„Wenn Menschen nach
der Haft wieder Fuß fassen möchten,
gehören eine Wohnung und Arbeit
dazu. Die neue Werkstatt löst nicht
alle Probleme der Haftentlassenen,
aber sie ist ein wichtiger Baustein
auf dem Weg zur Integration.“
Gabriele Walczak, stellvertretende
Regionalgeschäftsführerin des
Johanneswerks, eröffnete offiziell
ein weiteres Standbein von
Haus Nordpark – die Holzwerkstatt.
BIELEFELD.
FOTO: VEIT METTE
dernen Geräten ausgestattet werden. „So können die Mitarbeiter an echten Maschinen unter Anleitung eines echten
Tischlermeisters echte Produkte herstellen“, so Walczak.
„Das ist ein wichtiger Schritt, um die Lücke im Lebenslauf
auszugleichen.“
Aufträge sind willkommen
An echten Maschinen echte
Produkte fertigen ist der erste Schritt in
das richtige Arbeitsleben
In der Werkstatt arbeiten Bewohner des Hauses Nordpark,
eine Einrichtung der Straffälligenhilfe des Johanneswerks.
Sie haben ihre Haft verbüßt und versuchen nun, einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden. „Die Werkstatt dient
der Beschäftigung und Integration“, erklärt Werkstattleiter
Thomas Franke. „Die Jungs lernen hier pünktlich zu sein,
einen geregelten Arbeitsalltag durchzuhalten und im Team
zu arbeiten.“
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Unser Werk
Auf 550 Quadratmetern in Bielefeld-Heepen wird nun täglich gesägt und gehobelt. Dank einer großzügigen Spende
des Rotary Clubs Bielefeld-Süd konnten die Räume mit mo-
Die Produkte – kleine Gebrauchsgegenstände und Geschenke – sollen in Zukunft auf Festen und Märkten verkauft werden. „Wir nehmen natürlich jederzeit Aufträge
entgegen“, schmunzelt Franke. Auch Reparaturarbeiten im
Johanneswerk erledigen die Mitarbeiter der Werkstatt.
Das Projekt Holzwerkstatt wird unterstützt von mehreren
Partnern, deren Vertreter die gute Zusammenarbeit hervorhoben. „Ich danke Ihnen, dass es Ihnen gelungen ist,
Menschen, die es nicht leicht haben, eine Perspektive zu
bieten“, so Margret Stücken-Virnau, Geschäftsführerein
der REGE. Uwe Nelle-Cornelsen, Leiter der JVA BielefeldBrackwede II, bestaunte den „beachtlichen Gerätepark“
und überreichte zur Eröffnung ein großes Eingangsschild
aus Holz. Ulrich Ewering, Geschäftsbereichsleiter von Arbeitplus, brachte die Zukunftswünsche der Gäste auf den
Punkt: „Alles Gute und: Glückauf!“ [CH]
FOTO: CHRISTIAN WEISCHE
Hundert Künstler für Ausstellung gesucht
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Kreativität im Visier: Susanne Haber,
Leiterin Straffälligenhilfe im
Johanneswerk, zeigt die Papprollen,
die an Künstler in die ganze Welt
verschickt werden sollen
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Ein kleiner
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Stern, ein rotes Herz
oder ein riesiger Drache: „Für die
Bewohner unserer Einrichtung gehören Tattoos einfach zum Leben“,
sagt Eckhard Tarner, pädagogischer
Leiter des Hauses Nordpark. Die
soziale Rehabilitationseinrichtung
des Ev. Johanneswerks bietet
Männern und Frauen in Bielefeld nach der Entlassung aus dem
Gefängnis voll- und teilstationäre
Angebote.
Jetzt sucht das Haus Nordpark Künstler, die sich mit dem
Körperkult unter dem Aspekt Straffälligkeit und Freiheit
auseinandersetzen. Aus den Werken soll dann eine Ausstellung konzipiert werden. 100 Künstler erhalten vom Haus
Nordpark eine Rolle spezielles Zeichenpapier sowie eine
Die farbigen Körperzierden sind mehr als ein modisches
Accessoire. Sie sind unter die Haut gestochene Kunstwerke. Sie drücken Gefühle, Mahnungen und Beziehungen
aus. Tattoos haben besonders bei Inhaftierten die Funktion
von körperlicher Kommunikation. Tattoos zeigen, wer man
ist oder wie lange man gesessen hat, sie erzählen manchmal sogar ganze Lebensgeschichten. [JB]
Für weitere Informationen und
Anmeldung mailen Sie bitte Ihre
Kontaktdaten an E-Mail:
brita.grabenmeier@johanneswerk.
de. Anrufen können Sie im Haus
Nordpark unter Tel. 0521/603 71
Unser Werk
BIELEFELD.
Projektskizze. Bis Ende Mai können
die Arbeiten zurückgesendet werden.
Auf einem Quadratmeter Papier haben die
kreativen Köpfe Platz für Fotocollagen, Grafiken, Malereien oder Skizzen. „Wir schicken
die Rollen in die ganze Welt. Mal schauen, was
uns die Welt zurückschickt“, sagt Brita Grabenmeier vom Haus Nordpark.
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Rund 225 Führungskräfte bei Johanneswerk-Jahrestagung
Neue Unternehmensstrukturen
jetzt mit Leben füllen
Die Stärkung der einzelnen Johanneswerk-Einrichtungen ist das Ziel
des Strukturprojekts, dessen Umsetzung der große diakonische Träger 2009
begonnen hat. „Jetzt müssen die veränderten Strukturen mit Leben gefüllt
werden“, erklärte der Vorsitzende des Vorstands Karsten Gebhardt in seinem
Jahresbericht in der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld. „Dazu haben wir
Team- und Personalentwicklungsprozesse angestoßen.“
„Die Restrukturierungen in den Regionen sind bereits abgeschlossen und
Personalentscheidungen getroffen“,
fasste Gebhardt vor mehr als 200
Führungskräften aus ganz NordrheinWestfalen das Erreichte zusammen.
In seiner Rede während der Jahrestagung nahm der Vorsitzende des
Vorstands auch Bezug auf die Betroffenheit und Unsicherheit, mit der
Mitarbeitende anfangs auf das Strukturprojekt reagiert hätten. „Inzwischen
haben viele Mitarbeitende andere
Erfahrungen gemacht“, so Gebhardt.
„Wenn es uns zudem gelungen ist, im
Zuge der Umstrukturierung sogar die
Identifizierung der Mitarbeitenden mit
den ihnen übertragenen Aufgaben,
dem Johanneswerk und der Diakonie
überhaupt zu stärken, dann ist dies
ein ganz besonderer Gewinn.“
FOTOS: CHRISTIAN WEISCHE
BIELEFELD.
Karsten Gebhardt stellt den
Johanneswerk-Jahresbericht in
der Ravensberger Spinnerei vor
Krise bei sozialen
Trägern noch nicht
angekommen
10
Unser Werk
Gebhardt nahm auch die Folgen der
aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise in den Fokus. Zurzeit spürten das
Gesundheits- und Sozialwesen zwar
noch keine direkten Auswirkungen.
Die Träger seien sogar in den vergangenen Monaten so etwas wie die Stabilitätsgaranten für die
Gesellschaft gewesen. Die Nachfrage nach den Diensten
des Ev. Johanneswerks e.V. sei ungebrochen, so dass das
Unternehmen mit einem ausgeglichenen Jahresergebnis für
2009 rechnen könne.
„Das wird aber nicht so bleiben. Bei einer so stark gewachsenen Verschuldung der Öffentlichen Hände, erwarteter
hoher Arbeitslosigkeit und gleichzeitigen Steuerrückgängen
müssen wir künftig mit Leistungskürzungen rechnen“, so Gebhardt.
„Trotzdem und gerade deswegen,
werden wir uns in Zukunft noch intensiver dafür einsetzen, dass nicht
immer mehr Menschen durch das
größer werdende Raster unseres Sozialstaats fallen“, benannte er eine der
großen bevorstehenden Aufgaben für
das Johanneswerk und andere soziale Träger.
Gebhardt wies darauf hin, dass in
einem Arbeitsbereich des Johanneswerks die Krise aber sehr wohl angekommen sei: Die Nachfrage nach Therapieplätzen in den PsychotherapieKliniken des Unternehmens steige,
die Wartelisten würden immer länger.
Viele Menschen seien in diesen unruhigen Zeiten den Herausforderungen
und Ängsten nicht mehr gewachsen.
„Deshalb werden wir im Jahr 2010
eine neue Station einrichten und ein
neues Kriseninterventionsangebot
bereit halten“, so Gebhardt. [AK]
Jahresbericht erhältlich
Der Jahresbericht 2009 liegt jetzt in gedruckter Form vor.
Das Heft kann telefonisch oder per E-Mail bestellt werden:
Tel. 0521/801 2131
E-Mail: [email protected]
Der Jahresbericht ist auch im Internet abrufbar unter
www.johanneswerk.de
Die Verwaltungsratsmitglieder Doris
Damke und Hans Werner Schneider (Mitte) führen Pastor Dr. Ingo
Habenicht in sein neues Amt als
stellvertretender Vorsitzender des
Johanneswerk-Vorstands ein
Theologischer Vorstand stellt Pastoralen Dienst neu auf
Habenicht mahnt in Predigt
soziale Gerechtigkeit an
Der 50-jährige Theologe hat sein Amt am 1. Juli 2009 angetreten und ist Stellvertreter von Karsten Gebhardt. Er wurde
im Rahmen des Gottesdienstes von den Verwaltungsratsmitgliedern Hans Werner Schneider (Superintendent des
Kirchenkreises Tecklenburg) und Doris Damke (Oberkirchenrätin) feierlich in sein neues Amt eingeführt. Habenicht
wird unter anderem für die Neuaufstellung des Pastoralen
Dienstes des Johanneswerks verantwortlich sein, die bis
Mitte 2010 erfolgen soll.
Unser Werk
Die Jahrestagung begann mit einem Gottesdienst. Die Predigt hielt Pastor Dr. Ingo Habenicht, neuer stellvertretender
Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks. Darin
forderte er soziale Gerechtigkeit: „Wir treten ein für Menschen, die ausgeschlossen werden aus der Gesellschaft.
Wir erstreben eine menschenwürdige Pflege.“ Zugleich bezog er diese Forderung auch auf die Finanzierung der sozialen Arbeit: „Denn es gibt einen gerechten Anspruch auf
eine angemessene Finanzierung für alle diakonische Arbeit
und die in ihr Tätigen.“
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Im Folgenden lesen Sie einen Auszug aus der Predigt von
Pastor Dr. Ingo Habenicht zur Jahrestagung. Im Mittelpunkt
stand der Wochenspruch zum 1. Advent, zugleich sein
Taufspruch: „Siehe, Dein König kommt zu Dir, ein Gerechter
und ein Helfer.“ (Sacharja 9,9)
Liebe Gemeinde!
Es hing an seiner Wand. Ein merkwürdiges Bild. Zwei sehr ungleiche Männer. Dazu ein paar Kinder in Sonntagskleidung,
mit Blumensträußen. Ein großer Brunnen, einige Menschen im
Hintergrund. Darunter der Text. Das Gedruckte gut zu erkennen,
die Eintragungen mit Tinte hingegen fast völlig verblasst. „Sacharja 9,9“ war da zu entziffern. Wie sprach man das überhaupt
aus, fragte sich der Junge mit Blick auf die Urkunde. Sacharja?
Fremdartig. Wer das wohl war? Außerdem gehörten Jesus und
Luther doch nicht gemeinsam auf einen mittelalterlichen Marktplatz. Und dann der Satz dahinter: „Siehe, Dein König kommt
zu Dir, ein Gerechter und ein Helfer.“
Was Sie, liebe Gemeinde, auf Ihrem Liedblatt sehen, ist ein Teil
meiner Taufurkunde. Ausgestellt am 1. Advent vor 50 Jahren.
Darauf mein Taufspruch: „Siehe, Dein König kommt zu Dir, ein
Gerechter und ein Helfer.“ Damals wie heute ist das zugleich das
biblische Leitmotiv für die Woche nach dem 1. Advent.
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Unser Werk
„Manche haben in den letzten Monaten gesagt, ‚Wir warten auf
den Erlöser’, und damit sind Sie, Herr Habenicht, gemeint. Natürlich nicht wirklich im Ernst, aber dieser Scherz kursiert.“ Das
bekam ich gleich in meinen ersten Tagen im Johanneswerk von
einer Mitarbeiterin zu hören. „Uff“, dachte ich. „Was wollen die
denn damit sagen? Wie kommen die auf so eine merkwürdige
Idee?“ Also hörte ich aufmerksam hin in den nächsten Wochen.
„Unser diakonischer Auftrag ist im Kostendruck gar nicht mehr
zu erkennen.“ „Zeit für persönliche Zuwendung gibt es nicht
mehr.“ „Mehrarbeitsstundenberge!“ „Immer mehr Arbeit, immer
weniger Lohn.“ „Outsourcing.“ Äußerungen von Mitarbeitenden
aus allen möglichen beruflichen Positionen. Die es mit ähnlichem Inhalt auch in fast allen anderen Unternehmen gibt, nur
in anderer Sprache. Und die alle eines gemeinsam haben: Sie
rufen nach Erlösung.
phet Sacharja unterstützt ihn. Er jubelt zum Volk: „Siehe, Dein
König kommt zu Dir, ein Gerechter und ein Helfer.“
Ganz handfest hat der Prophet das gemeint. Jetzt passierte was.
„Dein König kommt!“ Serubbabel wird den Tempel aufbauen,
Jerusalem wieder zur Hauptstadt machen. Gerecht wird er sein
und ein Helfer. Aufbruchstimmung und Erlösung. Heute wissen wir: Vieles wurde wirklich besser. Der Aufbruch gelang, der
Tempel wurde gebaut. Aber nicht alle Hoffnungen haben sich
damals verwirklicht. Die große Sehnsucht, dass alles heil werden
möge, konnte Serubbabel nicht erfüllen. Darin gleicht er uns
allen, ob Führungskraft oder nicht: Wir können Gutes bewirken,
aber wir sind nicht der Erlöser, sondern wir brauchen ihn.
Propheten waren keine Wahrsager, deren Sprüche sich einfach
erfüllten. Ihre Worte wirkten weiter, suchten sich ihr Ziel durch
den Lauf der Zeit. Deshalb wird sechs Jahrhunderte später dieser
Satz Sacharjas auf Jesus bezogen. Wir haben das vorhin in der
Lesung aus dem Matthäusevangelium gehört. Jesus ist der König, der kommen soll, ein Gerechter und ein Helfer.
Erlösung gilt uns allen
Das Bild meiner Taufurkunde zeigt, wie das geschehen kann:
Im Wasser der Taufe berührt Christus eine jede und einen jeden
von uns, ganz nah und spürbar. Unter Ausrufung des eigenen,
persönlichen Namens. „Dieser König kommt zu Dir persönlich“,
sagt die Taufe. Ganz anders als Könige, die zur Menge winken.
Massengesellschaft gibt es bei Gott nicht. Damit beginnt die
Erlösung. Und doch vereinzelt uns das nicht. Unser König weiß:
Menschen gibt es nicht für sich allein, sie gehören zusammen. In
Brot und Wein oder Traubensaft schenkt Christus sich uns allen
gemeinsam. Wie gut, dass wir heute hier zusammen Abendmahl
feiern. Um zu spüren: Die Erlösung gilt uns allen.
„Hilfe, Hilfe! Holen Sie die Polizei. Hilfe, Hilfe!“, rief die alte,
verwirrte Frau aus dem Fenster des Dorothee-Sölle-Hauses.
„Können Sie mir bei meinen Schulden helfen?“, fragte der Mann
in der Schuldnerberatung des Gemeindedienstes. „Darf ein Pastor rauchen?“, wollte der entlassene Sexualstraftäter im Haus
Nordpark wissen. Sind auch das offene oder versteckte Rufe
nach Erlösung?
Doch bei Taufe und Abendmahl bleibt unser Erlöser nicht
stehen. Wo Menschen sich nach Hilfe sehnen, da soll es auch
Hilfe geben. Das ist Gottes Wille. Es bleibt nicht, wie es ist. Ein
Helfer kommt. So wie damals, als die Israeliten aus der Fremde
zurückkehren konnten und Serubbabel den Tempel baute. Hilfe
geschieht, wird konkret. Das gibt Hoffnung. Und Freude daran, nun ebenfalls Helfende zu sein. Damit Gottes Liebe zu uns
Menschen wirklich sichtbar werden kann. Darauf basiert unsere
diakonische Nächstenliebe. Wir helfen, weil der Erlöser will, dass
allen Menschen geholfen wird. Wieso suchen wir eigentlich noch
angestrengt nach unserem diakonischen Profil? Im Alten wie im
Neuen Testament ist es uns doch längst vorgegeben. In unserem
helfenden Handeln wird Gottes Hilfe menschlich fassbar. In unserem diakonischen Tun geschieht bereits Advent: für Menschen
mit Behinderungen, für Alte, für Straffällige und Verschuldete,
für psychisch Kranke und viele andere mehr.
Ein ganzes Volk samt Führungskräften saß an den Flüssen
Euphrat und Tigris und weinte. Jammerkultur, sozusagen, im
positiven Sinn. Trauerarbeit. Die Hauptstadt samt Tempel durch
ihre Feinde zerstört, waren diese Klagenden aus Jerusalem nach
Babylonien verschleppt. 598 vor Christus war das. Rund 60 Jahre
später kommt Hoffnung auf. Sie dürfen zurück nach Jerusalem, auch der Tempel soll wieder erbaut werden. Ein Symbol
der Hoffnung, wie jetzt bei uns die Dresdner Frauenkirche. Der
Statthalter Serubbabel nimmt die Dinge in die Hand. Der Pro-
„Müssten wir in der Diakonie dann nicht viel besser sein? Bessere Pflegekräfte, bessere Berater, bessere Führungskräfte, bessere Mitarbeitende, kurz: besser in der Nächstenliebe?“ Druck
machende Fragen, die mir im Johanneswerk begegnet sind. Die
schnell aufkommen, wenn man im Auftrag des Erlösers handelt.
Doch wir Christinnen und Christen sind keine besseren Menschen. Wir schaffen die Erlösung nicht selbst. Auch nicht in der
Diakonie. Befreien wir uns von diesem lähmenden Anspruch. Der
macht lediglich depressiv. Und verhindert eher, dass wir gut und
Pastor Dr. Ingo Habenicht führt beim
Gottesdienst der Jahrestagung leitende Mitarbeitende in ihr neues Amt ein:
(v.l.) Andreas Lüttig (Geschäftsführer
Region Bielefeld), Elke Wemhöner
(Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), Christoph Pasch (Regionalleiter Behindertenhilfe Arbeit), Ronald
Hampel (Regionalgeschäftsführer
Behindertenhilfe Wohnen), José Luiz
Ruiz Arroyo (Geschäftsführer Spanien)
und Gregor G. Hollenstein (Regionalgeschäftsführer Ruhrgebiet Süd)
diese Forderung auch weiter an Politik und Kostenträger. Denn
es gibt einen gerechten Anspruch auf eine angemessene Finanzierung für alle diakonische Arbeit und die in ihr Tätigen.
Doch unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Das war schon bei
Jesus so. Er hat sich nicht um alle gekümmert und hat nicht
alle geheilt. Er hat Menschen schroff zurückgewiesen und sich
zurückgezogen. Wie er, können auch wir in der Diakonie nicht
alles leisten. Wir haben weder für alles Kraft, noch Geld, noch
Möglichkeiten. Grenzen sind zu respektieren, das ist noch keine
Ungerechtigkeit.
Wenn wir dem kommenden König dann aus dem Fenster entgegen schauen, dann sehen wir: Unser Gott ist mehr für uns
als nur Hilfe in der Not. Unser Erlöser ist zugleich der Gerechte.
Deshalb ruft die Diakonie auch nach sozialer Gerechtigkeit. Wir
treten ein für Menschen, die ausgeschlossen werden aus der
Gesellschaft. Wir erstreben eine menschenwürdige Pflege. Wir
kämpfen für Strafentlassene. Wir denken weltweit und nicht nur
für den eigenen Kirchturm. Wir wollen Nachhaltigkeit statt nur
kurzfristigen Erfolg. Und wir fordern auch „Mehr Geld ins System“, wenn das für gute soziale Arbeit notwendig ist. Wir wollen
gute Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne. Und wir geben
Doch wenn zum Helfen auch Gerechtigkeit gehört, dann sollten wir diese zuerst bei uns selbst verwirklichen. Und werden
dennoch auch immer Ungerechtigkeiten in der Diakonie finden.
Auch wir brauchen Erlösung, wir sind nicht perfekt. Darin sind
wir auf einer Ebene mit denen, für die wir diakonisch hilfreich
sein wollen. Vor Gott stehen wir gleich da, alle der Erlösung
bedürftig.
Und die ist nahe. Unser König kommt! Die Antwort auf unsere
Sehnsucht nach Erlösung ist unterwegs. In der Taufe, im Abendmahl, im diakonischen Tun wird sie bereits konkret. Schauen wir
hin, dann sehen wir ihn kommen: „Siehe, Dein König kommt zu
Dir, ein Gerechter und ein Helfer.“
Amen.
Unser Werk
professionell helfen und arbeiten. Christus will uns erlösen, nicht
mit Ansprüchen erdrücken. Das gerade weckt Freude an guter
Arbeit! Machen wir also die Türen hoch und die Tore weit!
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Ehrenamtliche als Heldin des Alltags ausgezeichnet
Bianca Eckert gibt
etwas Kostbares: ihre Zeit
FOTO: CHRISTINE LUTZ
Für die Bewohner und
Mitarbeitenden des BodelschwinghHauses in Essen ist Bianca Eckert
eine Heldin. Jetzt trägt die Ehrenamtliche den Titel sogar offiziell:
Bei der Aktion „Helden im Alltag“
gehört Eckert zu den Preisträgern.
Die Westdeutsche Allgemeine
Zeitung gemeinsam mit der Ehrenamtsagentur Essen und RWE Rheinland Westfalen Netz hatten die Leser
aufgerufen, ehrenamtlich Engagierte
vorzustellen.
ESSEN.
Christine Lutz vom Sozialdienst des Bodelschwingh-Hauses und Martina Schöler-Tillmanns vom Pastoralen Dienst
waren sich sofort einig, dass Eckert diese Auszeichnung
mehr als verdiene. Die beiden setzten sich hin und schrieben auf, was das Engagement der 42-jährigen Bürokauffrau
auszeichnet. „Es mag kitschig klingen,
aber mit jedem Besuch bringt Frau
Eckert die Sonne ins Haus“, stand da
unter anderem.
Feiern mit Freunden:
Bianca Eckert mit Bewohner Klaus
Weyrauch beim Parkfest
Schon beim ersten Kontakt eroberte Eckert mit ihrer natürlichen, einfühlsamen Art die Herzen der Bewohner. Seitdem
begleitet sie regelmäßig die Kochgruppe und engagiert sich
durch gezielte Einzelbetreuungen. Sie organisiert Spielabende in den Wohnbereichen und beteiligt sich an der
Durchführung jahreszeitlicher Feste
und anderer Gruppenaktivitäten.
Jeder
ist etwas
Besonderes
14
Unser Werk
Das Bodelschwingh-Haus in EssenBorbeck ist eine Einrichtung des Ev.
Johanneswerks, in der erwachsene
Menschen mit geistigen, seelischen
und mehrfachen Behinderungen leben. Im November 2008
lernte Eckert zufällig im Wartezimmer einer ärztlichen Praxis
Bewohner und einen Betreuer des Bodelschwingh-Hauses
kennen. Schon lange hegte sie den Wunsch, sich für andere einzusetzen, wusste aber nicht so recht wo. Jetzt fragte
sie spontan nach, ob im Bodelschwingh-Haus noch ehrenamtliche Unterstützung benötigt würde.
Kurz darauf stellte sie sich bei Christine Lutz, Koordinatorin
für die Ehrenamtlichen vor. „Frau Eckert erzählte, sie habe
den Wunsch, Menschen mit geistiger Behinderung in ihrer
Freizeitgestaltung zu unterstützen und zu begleiten. Sie
habe keine pädagogischen Vorkenntnisse und bislang keinerlei Kontakte zu Menschen mit geistiger Behinderung gehabt“, erinnert sich Lutz. „Um einen Eindruck von der Arbeit
zu bekommen, empfahl ich ihr, sich unserer vierzehntägig
stattfindenden Kochgruppe anzuschließen.“
„Frau Eckert sieht und hört mit dem
Herzen, und hat ein ausgeprägtes Gespür dafür, unsere Bewohner fühlen
zu lassen, dass jeder bzw. jede einzelne von ihnen etwas ganz Besonderes ist. Sie gibt unseren Bewohnern
Selbstbewusstsein, sie ist ihnen eine Freundin“, ist Martina
Schöler-Tillmanns vom Pastoraler Dienst begeistert. Eckert
trage mit ihren zusätzlichen Angeboten und ihrer Wesensart dazu bei, dass der Alltag im Wohnheim noch abwechslungsreicher sei.
„Bianca Eckert hat die Gabe, andere Menschen dadurch
glücklich zu machen, dass sie Zeit hat und einfach da ist!“,
sagt Lutz und betont: „In unserer Gesellschaft, in der Gewinnmaximierung, Leistung und Erfolge die Wertediskussion bestimmen, sind Menschen, die sich uneigennützig,
mit Leidenschaft und Liebe für andere engagieren, die nicht
zum Wirtschaftswachstum beitragen, eine Kostbarkeit!“
Die Auszeichnung Bianca Eckerts als „Heldin des Alltags“
war mit einem Preisgeld von 250 Euro verbunden. Das Geld
fließt in Aktivitäten im Bodelschwingh-Haus. [AK]
FOTO: PETER SCHWERING
Tim Beckstedde
freut sich über das
Ergebnis der vielen
Arbeit
Gruppe Grün des Goerdthofs hat Erinnerungsstätte im Garten angelegt
Bunt und freundlich den
Verstorbenen gedenken
Hell, bunt und freundlich:
Die Bewohner der Gruppe Grün des Gordthofs hatten eine genaue Vorstellung
davon, wie ihr Ort des Trauerns und Gedenkens an ihre verstorbenen
Mitbewohner und Freunde aussehen sollte. Diese Stätte gestalteten die
Bewohner der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen des Johanneswerks gemeinsam mit Betreuern in der jährlichen Projektgruppe.
BOCHUM.
Die sechs Bewohnerinnen und Bewohner der Gruppe Grün
beschlossen, dass der Ort zum Besuchen, Gedenken und
auch zum Trauern im Garten des Goerdthofes entstehen
sollte. Dafür waren einige Vorbereitungen von Nöten. Es
folgten gemeinsame Überlegungen für die Gestaltung, den
Ablauf und die Durchführung des Projektes. In dem regelmäßig stattfindenden Gruppengespräch – das irgendwann
einmal passend zum Ausblick aus dem Fenster „Zur grünen
Tanne“ getauft worden war – wurden alle Details des Projektes besprochen und Vorschläge und Ideen diskutiert. Am
Ende wurde beschlossen, dass ein
buntes Gedenkbeet entstehen sollte
– hell, bunt und freundlich gestaltet.
großes Engagement in Planung, Gestaltung und Umsetzung des Projektes.
Auf Wunsch der Bewohner findet seit 2008 jedes Jahr eine
Projektwoche der Gruppe Grün statt. Hierfür nehmen sich
alle eine Woche Urlaub und entscheiden selbst, welche Aktivitäten und Projekte in dieser Woche stattfinden sollen.
2009 gab es zusätzlich Aktivitäten wie der Besuch des Zeiss
Planetariums und ein langer Abend in der Disco „Prater“ in
Bochum. Zudem wurde eine Tagesfahrt nach Holland, der
Besuch des Segelflugplatzes und viele
weitere Aktivitäten organisiert. Jedes
Jahr freuen sich die Bewohner sehr
auf die Projektwoche.
Freuen
auf die
Projektwoche
Michael S., Bewohner der Gruppe Grün sagte: „Das Projekt
hat mir viel Spaß gemacht. Ich arbeite gerne im Garten.“
Auch die anderen Bewohner hatten viel Freude und zeigten
Die Gruppe Grün wohnt im Stammhaus des Goerdthofs in Bochum.
Sechs Bewohner können hier selbstbestimmt, mit Unterstützung und Assistenz, leben. Die
Gruppe Grün ist eine Selbstversorgergruppe und somit für
die Beschaffung von Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Lebens eigenverantwortlich. Die Gruppe bereitet die
Bewohner auf ein selbstbestimmtes und eigenständiges
Leben in einer Außenwohngruppe oder dem Ambulant Betreuten Wohnen vor.
Auch in Zukunft werden auf Wunsch der Bewohner Projekte
stattfinden und wer weiß – vielleicht hören Sie ja noch mal
von uns ... [SASKIA ROSE, MITARBEITERIN GRUPPE GRÜN]
Unser Werk
Gemeinsam mit dem Betreuungspersonal fuhren die Bewohner in den
Baumarkt, um Modellbaufarben, Pinsel, weiße Kieselsteine und bunte
Blumen zu besorgen. Große Steine wurden im Garten gesucht, gesäubert und später individuell mit den Namen der
verstorbenen Bewohnern sowie mit kleinen Bildern fröhlich
und bunt gestaltet. Die bunt bemalten Steine fanden ihren
Platz im Gedenkbeet. Drumherum wurde das Gedenkbeet
mit weißen Kieselsteinen und farbenfrohen Blumen verschönert.
15
Die Stiftung mitLeidenschaft wurde
2001 gegründet als Stiftung des Ev.
Johanneswerks zur Förderung und
Unterstützung innovativer Projekte
in der Diakonie. Die Stiftung hilft vor
allem älteren Menschen und Familien, die in Armut leben müssen. Sie
fördert Projekte für Kinder und Menschen mit Behinderung sowie Projekte auf dem Gebiet der Demenz. Vorstände sind Karsten Gebhardt und
Burkhard Bensiek. Geschäftsführerin
der kirchlichen Stiftung ist Elke Wemhöner.
Sie können das Johanneswerk durch Spenden an
die Stiftung mitLeidenschaft
unterstützen. Spendenkonto
KD-Bank: 88 8 88 8 88 8
(BLZ 350 601 90).
Bei Fragen zu Spenden
oder Vermächtnissen können Sie sich mit Geschäftsführerin Elke Wemhöner in
Verbindung setzen,
Tel. 05 21 /1 36 44 44 .
FOTO: STIFTUNG MITLEIDENSCHAFT
mitLeidenschaft
Ein Zwillingskinderwagen hilft
Karina L., den Alltag
mit drei Kindern zu
bewältigen
Zwillingswagen
und Spielzeugpäckchen
Wenn Frau B. ihren kleinen Sohn aus der Kita abholen will, zählt für beide jede Minute. Nach einem ausgefüllten Tag am Ausbildungsplatz (für
die Mutter) und in der Kita-Gruppe (für den Sohn) möchten beide schnell
nach Hause. Ein gebrauchtes Fahrrad, aus Spendenmitteln der Stiftung
mitLeidenschaft angeschafft, spart beiden Zeit. Und am Wochenende ist
es als Transportmittel im Einsatz, wenn beide ins Grüne fahren.
Ein Beispiel aus der Liste der Einzelfallhilfen, die im Rahmen der Aktion „Armut
zum Fest“ möglich wurden. Zum Fest einen Wunsch erfüllen, den sich Bedürftige mit zu geringem Einkommen nicht leisten können – damit können sich viele
Spender identifizieren. Hier setzt die Einzelfallhilfe der Stiftung an.
Da die Fälle von jenen vorgeschlagen werden, die sich im Rahmen der ambulanten diakonischen Hilfen um Bedürftige kümmern, hat die Stiftung die Gewissheit,
ganz im Sinne der Spender zu handeln. Auch für die Sozialpädagogen ist es ein
gutes Gefühl, der alleinerziehenden dreifachen Mutter Karina L. eine praktische
Lösung vorzuschlagen. Mit einem Zwillingswagen kann sie ihr Baby und das eineinhalb Jahre alte Geschwisterkind schieben und hat ihren Großen (sieben Jahre)
auch noch gut im Blick.
Wunschzettelaktion mit Tradition
Einen wahren Berg von Geschenken haben Mitarbeiter der Stiftung und Sozialpädagogen aus der Grundschule in Bielefeld-Ubbedissen abgeholt. Das bekannte „Sockenmotiv“ der Aktion prangte auf 150 Wunschkarten, die Kinder im Kita- und Schulalter geschrieben hatten. Ein Feuerwehrauto, ein Fußball, Lesestoff,
Malutensilien – alles kleine Wünsche. Die aber ihre Wirkung haben, wenn sie erfüllt werden. Kinder und Eltern der Ubbedisser Grundschule unterstützen seit vier
Jahren die Wunschaktion.
16
Unser Werk
Auch wenn die Spendengeber anonym bleiben: die Mitarbeitenden der verschiedenen ambulanten Hilfsangebote berichten immer wieder von der Freude, die
ihre Klienten zeigen. Bei den Kindern wird das ganz unmittelbar deutlich, bei den
Erwachsenen manchmal etwas verhaltender. So, als ob sie zunächst kaum glauben können, dass die kaputte Waschmaschine der siebenköpfigen Familie ersetzt wird oder der 61-Jährige Bett und Matratze anschaffen kann. [ER]
Finanzamt belohnt Engagement
Zustiftung oder Spende
– beides hilft Bedürftigen
Auch wenn sie relativ jung ist, hat
die Stiftung mitLeidenschaft viele
treue Spender. Nicht nur die Aktion „Armut zum Fest“ wird regelmäßig unterstützt. Immer wieder
freut sich der Stiftungs-Vorstand
über Beträge, die anlässlich von
besonderen Ereignissen eingehen. Weniger bekannt ist die Möglichkeit des Zustiftens: Unter dem
Dach der Stiftung können Menschen, die Gutes tun möchten,
den Stiftungszweck oder konkrete Projekte unterstützen.
Anschub für
neue Projekte
Ob freudig oder traurig: Die Goldene Hochzeit, ein runder
Geburtstag oder der Abschied von Angehörigen sind Anlässe, Gratulanten oder kondolierende Gäste um Spenden
zu bitten. Diese kommen Stiftungsprojekten zugute und
helfen gelegentlich, Geplantes schneller auf den Weg zu
bringen. Wünsche, den Gesamtbetrag für eine bestimmte
Zielgruppe zu verwenden, können berücksichtigt werden. Desgleichen gilt
für Zuwendungen, die die Stiftung erben soll.
Wer spendet, kann seine Zuwendung
von der Steuer absetzen. Der absatzfähige Höchstbetrag im
Jahr entspricht 20 Prozent
der Gesamteinkünfte. Privatleute legen zur Steuererklärung den Kontoauszug beim
Finanzamt vor. Dies erübrigt sich
mit einer Zuwendungsbescheini-
gung, die die Stiftung mitLeidenschaft
dem Spender zuschickt. Bei Überweisungen ist es sinnvoll, auch die Anschrift auf dem Überweisungsträger
aufzuführen.
Ein Weg, die Stiftung des Ev. Johanneswerks nachhaltig zu unterstützen, ist eine Zustiftung zu
tätigen. Der Betrag fließt in das Stiftungsvermögen, stärkt
den Zweck insgesamt und sorgt mit dafür, dass die zur Verfügung stehenden Zinsen wachsen. Es besteht auch die
Möglichkeit, eine Zustiftung für eine bestimmte Zielgruppe
oder einen Zweck zu leisten. Zustiftungen werden ebenfalls
als Steuer mindernd anerkannt. Eine besondere Regelung
hat der Gesetzgeber für Begünstigte festgelegt, die ererbtes oder als Geschenk erhaltenes Vermögen in eine Stiftung
fließen lassen. Noch zwei Jahre, nachdem die Steuerpflicht entstanden ist,
können sie die rückwirkende Befreiung
von der Erbschaft- oder Schenkungssteuer erhalten.
Langfristig
etwas bewegen
Spenden oder stiften? Das ist eine Sache der persönlichen Überzeugung.
Wer die Stiftung mitLeidenschaft fördert, engagiert sich
generell für bedürftige Menschen. Das Einsparen von Steuern ist dabei die kleine Belohnung,
die der Staat bereit hält. [ER]
Unser Werk
Bei der Aktion „Armut zum Fest“ ist
das Motto Programm. Jeder noch
so kleine Betrag fließt auf ein Konto,
von dem Einzelförderungen bestritten
werden. Über die Mitarbeitenden in
den ambulanten diakonischen Diensten und den Sozialdiensten der Johanneswerk-Einrichtungen wird der Kontakt zu denen geknüpft, die Unterstützung
benötigen.
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Robert Jungk Preis für grenzüberbrückendes Wohn- und Pflegehaus
Europaprojekt mit
Zukunftspreis ausgezeichnet
FOTO: FRANK ELSCHNER
Wurden in Düsseldorf für ihre Arbeit
ausgezeichnet: (v.l.) Annette Koenen
(Leiterin Diakoniestation Bocholt),
Andreas Jakob Theisen (Projektkoordinator), Pastor Helmut Dessecker
(Projektleiter) und Anja Zimmermann
(Leiterin Stabsbereich Europa)
Seit einem Jahr betreibt das Ev. Johanneswerk das
erste grenzüberscheitende Wohn- und Pflegehaus in Europa.
Das Bültenhaus steht im Grenzgebiet zwischen der deutschen
Stadt Bocholt und der niederländischen Gemeinde Aalten. Das
zukunftsweisende Projekt wurde jetzt in Düsseldorf mit dem
Robert Jungk Preis ausgezeichnet.
DÜSSELDORF.
„Diese Projekte zeigen neue Wege abseits des Üblichen
auf“, lobte Dr. Marion Gierden-Jülich, Staatssekretärin im
Generationenministerium Nordrhein-Westfalen, die Preisträger. „Sie zeigen, wie wir den demografischen Wandel für
das Zusammenleben in unserer Gesellschaft nutzen können: Mit Mut, mit Kreativität und vor allem mit Offenheit“,
sagte Gierden-Jülich vor rund 400 Gästen im Düsseldorfer
Ständehaus.
Der Robert Jungk Preis zeichnet als wichtigster landesweiter Zukunftspreis herausragende Projekte, Initiativen und
Firmen aus, die mit bürgerschaftlichem Engagement kreative und zukunftsweisende Konzepte zur Gestaltung des
demografischen Wandels entwickelt haben. Auslober des
Preises sind das Ministerium für Generationen, Familie,
Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen,
das Städte-Netzwerk NRW und die Robert Jungk Stiftung
Salzburg
18
Unser Werk
Projekt erhält
zusätzlich Sonderpreis
Unter der Leitfrage „Wie wollen wir leben?“ hatten sich in
diesem Jahr mit 274 Einsendungen so viele Projektinitiatoren wie nie zuvor auf den mit insgesamt 23.000 Euro dotierten Preis beworben. Insgesamt 29 Projekte wurden für ihre
vorbildliches Engagement in Stadtteil und Quartier ausgezeichnet.
Das Projekt des Ev. Johanneswerkes erhielt gleich zwei
Preise. Neben dem Robert Jungk Zukunftspreis 2009 konnten die Verantwortlichen darüber hinaus den Sonderpreis
für Engagement in Europa entgegennehmen. Anja Zimmermann, Leiterin Stabsbereich Europa im Johanneswerk,
und Pastor Helmut Dessecker, Leiter des Europaprojekts,
freuten sich über die Würdigung einer nicht immer einfach
umzusetzenden Idee.
Symbol für grenzüberschreitendes Handeln
Das Europaprojekt kann als Symbol für europäisches Handeln über Landesgrenzen hinaus stehen: Im deutschen Suderwick steht das Bültenhaus des Johanneswerks, das in
zwölf Wohneinheiten des betreuten Wohnens und in einer
Wohngemeinschaft für ältere Menschen Pflege- und Versorgungsdienste anbietet. Die Besonderheit ist, dass das
Bültenhaus mit dem niederländischen Appartement-Komplex des Careaz Dr. Jenny Woonzorgcentrums über eine
Brücke verbunden ist. In diesem Herzstück der Einrichtung
befindet sich das Wohnzimmer einer binationalen Wohngemeinschaft sowie ein Begegnungszentrum der Kulturen.
Das Gemeinschaftsprojekt ermöglicht insbesondere Suderwicker Bürgern, eine wohnortnahe Versorgung im Alter in
Anspruch zu nehmen.
[AK]
FOTO: FRANK ELSCHNER
Das Haus am
Ginsterweg ist einer
der Kooperationspartner, die das
neue Demenzcafé
auf die Beine stellen.
Ab Sommer sollen
hier Betroffene und
Angehörige Unterstützung finden
Finanzielle Unterstützung kommt aus dem Konjunkturpaket
Castrop-Rauxel bekommt
erstes Demenzcafé
Wohin mit Fragen und Problemen, wenn ein Familienmitglied
an Demenz erkrankt ist. In Castrop-Rauxel hat das Haus am Ginsterwerg,
eine Alteneinrichtung des Ev. Johanneswerks, in Zusammenarbeit mit
dem Pflegenetz Rosenberger und der Stadt jetzt die Grundsteine für ein
Demenzcafé im Familienzentrum „Mikado“ gelegt. Bereits im Dezember
unterzeichneten die Sozialpartner eine Kooperationsvereinbarung.
CASTROP-RAUXEL.
Sponsoren gesucht
Das Demenzcafé wird die erste Einrichtung dieser Art in
Castrop-Rauxel sein. Brunhilde Umek und Katharina Schulte-Loose von Seiten des Johanneswerks, Martina Bölling-
Rosenberger und Inge Strunk vom Pflegenetzwerk Rosenberger sowie Brigitte Elling aus dem Bereich Soziales der
Stadt Castrop-Rauxel werden eine Lenkungsgruppe bilden,
die gemeinsam Konzepte entwickelt und für den Aufbau
und Betrieb des Cafés verantwortlich ist.
Die Stadt hat die finanziellen Mittel für die baulichen Maßnahmen bereitgestellt. Hinzu kommen 500.000 Euro aus
dem Konjunkturpaket II, womit die Räumlichkeiten in dem
Familienzentrum umgestaltet werden. So steht bereits ein
spezielles Beleuchtungssystem, das auf die veränderte
Wahrnehmung der demenziell erkrankten Besucher ausgerichtet ist und beispielsweise auf Tages- oder Abendstimmung eingestellt werden kann. Noch fehlt Geld für das Mobiliar, die Stadt ist jedoch auf der Suche nach Sponsoren
oder Spendern. [JB]
Unser Werk
Im Sommer soll der Treffpunkt für Betroffene und Angehörige im Stadtteil Schwerin eingeweiht werden und dann genügend Platz für Fachvorträge, Gespräche und Schulungen
bieten. Um das Thema Demenz mehr ins Bewusstsein der
Gesellschaft zu rücken und Berührungsbarrieren zu überwinden, ist absichtlich der Standort im Familienzentrum
gewählt worden – ein Treffpunkt für Jung und Alt. Geplant
seien darüber hinaus die Einrichtung eines Krisentelefons
sowie eines Begleitservices, berichtet Brunhilde Umek, Leiterin des Hauses am Ginsterweg.
19
Johanneswerk-Vorstand kritisiert
Transparenzberichte für Altenheime
FOTO: WERNER KRÜPER
Pflege nicht
nur auf dem
Papier messen
Wie gut oder schlecht ist eine Alteneinrichtung? Anhand von Schulnoten
sollen jetzt Interessierte die Einrichtungen einschätzen und vergleichen
können. Im Internet sind bereits die ersten dieser so genannten Transparenzberichte einsehbar. Die Qualitätsprüfungen werden vom Medizinischen
Dienst der Krankenkassen (MDK) im Auftrag des Gesetzgebers durchgeführt.
„Das Angebot geht in die richtige Richtung“, sagt Dr. Bodo de Vries,
Johanneswerk-Vorstandsmitglied. „Das Verfahren muss jedoch dringend
überarbeitet werden“, kritisiert der 45-Jährige.
20
Unser Werk
Das neue Pflegeweiterentwicklungsgesetz sieht vor, dass
bis Ende 2010 alle Alteneinrichtungen in Deutschland geprüft werden. Ab dem kommenden Jahr sollen die Qualitätsprüfungen dann jährlich stattfinden. Die Ergebnisse
– Gesamtnoten und Einzelkriterien – werden im Internet sowie als Aushang in den geprüften Einrichtungen veröffentlicht . Der MDK kommt zu den meist zweitägigen Prüfungen
grundsätzlich unangemeldet in die Häuser.
Das Johanneswerk gehört mit 31 Alteneinrichtungen bundesweit zu den großen Anbietern in diesem Bereich. In
einem Hintergrundgespräch redeten die Fachleute des
Johanneswerks mit Journalisten über die Grundlagen des
neuen Gesetzes und die Kritik von Seiten des diakonischen
Trägers.
Statistische Methode
fragwürdig
Die Mitarbeiter des MDK prüfen bis zu 230 Fragestellungen, von denen 82 Prüffragen in fünf unterschiedlichen
Bereichen veröffentlicht werden: Pflege und medizinische
Versorgung; Umgang mit demenzkranken Bewohnern; soziale Betreuung und Alltagsgestaltung; Wohnen, Verpflegung,
Hauswirtschaft und Hygiene; Befragung der Bewohner.
Insgesamt werden vier Einzelnoten errechnet, in die eine
unterschiedliche Anzahl von Kriterien einfließt. Daraus entsteht eine Gesamtnote. Die Befragung der Bewohner wird
getrennt behandelt.
„In unseren Einrichtungen legen wir großen Wert darauf,
so viel Zeit wie möglich mit den Bewohnern zu verbringen“,
betont de Vries. „In den Prüfungen wird dagegen mehr Gewicht auf die schriftliche Dokumentation der Abläufe gelegt.
Das heißt, dass ein regelmäßig stattfindender Singkreis
nicht bewertet wird, wenn dieser nicht schriftlich dokumentiert ist. Wenn aber in einem Konzept erwähnt wird, dass
es schön wäre, einen Singkreis zu veranstalten, dann fließt
das positiv in die Bewertung ein.“ De Vries warnte vor den
Auswirkungen dieses Systems. Es könne dazu führen, dass
die Mitarbeiter in deutschen Alteneinrichtungen demnächst
mehr Zeit mit Dokumentationen und weniger mit den Bewohnern verbringen würden.
Die Transparenzkriterien sind unterteilt in einrichtungs- und
bewohnerbezogene Prüffragen. Dabei gibt es einrichtungsbezogene Ja/Nein-Fragen, bewohnerbezogen werden Mittelwerte errechnet. „Alle Prüfbereiche sind mit einer unterschiedlichen Anzahl von Kriterien hinterlegt, was in vielen
Fällen zu statistischen Verzerrungen führt“, kritisiert Dr. Gero
Techtmann, Referent für Qualitätssteuerung im Geschäftsbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. „Zudem werden
viele Kriterien nur anhand von sehr wenigen Bewohnern
überprüft“, so Techtmann. „Trifft beispielweise die Frage
nach dem korrekten Anlegen von Kompressionsstrümpfen
nur auf eine Person der Stichprobe zu, gilt das Ergebnis als
repräsentativ für alle Bewohner der Einrichtung“. Er wies
auch darauf hin, dass bei zu vielen bewohnerbezogenen
Fragen nur die Pflegedokumentation konsultiert werde,
nicht jedoch die Menschen.
De Vries kritisiert, dass auch die Qualität der Betreuung von
demenzkranken Bewohnern nur anhand der Dokumentation
gemessen werde. Um die Zufriedenheit dieser Menschen,
die durchschnittlich 70 Prozent aller Bewohner ausmachen,
überprüfen zu können, müssten Angehörige befragt oder
die Betroffenen, die sich nicht selbst äußern könnten, beobachtet werden.
„Die Lebens- und Ergebnisqualität in den Alteneinrichtungen soll geprüft werden. Aber wie kann das gehen, wenn
die Fragen sich zum größten Teil um medizinische Versorgung drehen und niemand danach fragt, wie viel Zeit das
Pflegepersonal mit den Bewohnern verbringt“, wundert
sich de Vries, „oder ob überhaupt genügend Personal vorhanden ist.“
Obwohl die Johanneswerk-Einrichtungen bisher in den Prüfungen gut abgeschnitten haben – vor allem bei der Befragung der Bewohner gab es ausschließlich sehr gute Noten
– setzt sich de Vries dafür ein, dass die Qualitätsprüfungen
gründlich überarbeitet werden. Verschiedene Wohlfahrtsund Pflegeverbände haben bereits Klage eingereicht. Ziel
ist es, so de Vries, die wissenschaftlich sehr problematische
Methode auf den Prüfstand zu stellen, die Prüfungsbereiche
weiterzuentwickeln sowie die Themen Demenz und Beziehung mehr in den Fokus zu rücken. Damit in Zukunft nicht
mehr geprüft werde, ob es der Pflegedokumentation gut
gehe, sondern ob die Bewohner sich wohlfühlten. [AK]
Unser Werk
Viel Zeit für die Bewohner ist
wichtig. Im Transparenzbericht
zählt jedoch nicht, ob ein
Singkreis für demente Menschen
stattfindet, sondern ob
er gut dokumentiert ist
Thema Demenz
besser überprüfen
21
Strategieprozess bezieht alle Mitarbeitenden ein
Die Klinik des Jahres 2015 im Blick
22
Unser Werk
Startschuss war ein Workshop, zu
dem sich 33 Mitarbeitende der Klinik
Wittgenstein, der Rhein-Klinik und der
Hellweg-Klinik trafen, um Zielrichtung
und Visionen für die Kliniken zu entwickeln. Sie diskutierten über mögliche
Stärken und Schwächen der Einrichtungen sowie Risiken und Chancen,
die kommende Veränderungen mit
sich bringen. Vorausgegangen war
dem Workshop die SWOT-Analyse
des Deutschen Krankenhausinstitutes (Analyse der Stärken, Schwächen,
Chancen und Risiken).
Nach der Präsentation der Analyse
ging es in die zweite Phase des Workshops, die von Prof. Dr. Eckard König
vom Wissenschaftlichen Institut für
Beratung und Kommunikation (Paderborn) moderiert wurde. Die Bearbeitung der Ergebnisse erfolgt zurzeit
durch ein Projektteam aus allen Professionen, Orten und Generationen;
die Projektleitung haben Lars Bienek
(Stabsbereich Zentrales Klinikmanagement) und Prof. König.
Was bringt die Zukunft
für die stationäre
Psychotherapie,
Psychosomatik und
Psychiatrie? Wie
verändern sich die
Bedingungen und wie
können sich die
Kliniken rechtzeitig
darauf vorbereiten?
Wie sehen die
Angebote des Jahres
2015 aus? Diese
Fragen soll der Strategieprozess der Kliniken
des Ev. Johanneswerks
beantworten. Innerhalb
eines Jahres,
bis August 2010,
sollen die Ergebnisse
und somit die künftige
Ausrichtung der Kliniken vorliegen.
Neue Behandlungsbedarfe
identifizieren
Das Projekt „Strategie Kliniken 2015“
hat folgende Schwerpunkte: Vision
und Strategie, Ertragskraft steigern, Führungs- und Managementstrukturen anpassen, Prozessorganisation verbessern, neue
Behandlungsbedarfe identifizieren und bewerten, Innovationsund Wachstumsformen erkennen
und umsetzen, diakonisches Profil schär fen sowie Personalentwicklung. Auf diese Schwerpunkte
werden sich die strategischen Ziele
der nächsten Jahre beziehen.
Führungskräfte und Mitarbeitende der
Kliniken haben einen gesundheitspolitischen Statusbericht erhalten, der
einen Überblick zur derzeitigen Lage
gibt, in der sich die Kliniken befinden. Daraufhin können alle ihre Anmerkungen, Anregungen und Ideen
einbringen, bevor aus dem Entwurf
dann eine endgültige Vision 2015 erstellt wird. [GABRIELE RAHRBACH-REINHOLD,
MARKETINGBEAUFTRAGTE REGION WITTGEN STEIN/LARS BIENEK, PROJEKTLEITER]
NTZ Duisburg hat erste
Patienten aufgenommen
Gleich am ersten Werktag
des neuen Jahres kamen die
Patienten: Das Niederrhein Therapiezentrum (NTZ) Duisburg hat damit
seine Arbeit aufgenommen.
FOTO: ANETTE KLEIN
DUISBURG.
Der Neubau an der Dahlingstraße hat 100 Plätze für Männer, die im Zusammenhang mit ihrer Drogensucht und -abhängigkeit straffällig geworden sind und für die die Therapie
Teil des Strafvollzugs ist.
Anders als bei älteren Einrichtungen der Forensik sorgt eine Umzäunung aus Spezialkunststoff für Transparenz. Das
darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass der Zaun
ohne Hilfsmittel unüberwindbar ist und innerhalb des NTZ
ein hoher Sicherheitsstandard besteht. [ER]
FOTO: ULLA EMIG
(v.l.) Pastor Dr. Ingo Habenicht,
Dr. Berhard Wittmann und Andrea Piccenini
demonstrieren das Sicherheitssystem
Dr. Thomas Redecker
leitet die Hellweg-Kliniken
Dr. Thomas Redecker
in Kuratorium berufen
OERLINGHAUSEN/HAMM. Dr. Thomas Redecker wurde in das Wissenschaftliche Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen
berufen. Der 53-Jährige ist Ärztlicher
Direktor der Hellweg-Kliniken des Ev.
Johanneswerks, Fachkrankenhäuser
für die Behandlung von Suchterkrankungen wie Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit.
Das Kuratorium mit Sitz in Hamm
berät die Deutsche Hauptstelle für
Suchtfragen im wissenschaftlichen
Kontext von Erforschung, Prävention, Therapie und Rehabilitation von
Suchtgefahren, Suchtschäden und
Suchtmitteln. Das Kuratorium setzt
sich zusammen aus fachlich ausgewiesenen Wissenschaftlern sowie
weiteren unabhängigen einfluss- und
kenntnisreichen Personen.
Dr. Redecker ist Psychiater, Psychotherapeut und Diplom-Psychologe.
Er leitet die Hellweg-Klinik in Oerlinghausen seit 1992 und unter seiner
Regie wurden die Tageskliniken in
Lage und Bielefeld gegründet. Redecker hat am Aufbau verschiedener
regionaler Beratungsverbünde mitgewirkt. [AK]
Unser Werk
Nachdem der neue Komplex im Südwesten von Duisburg
fertig gestellt war, folgte im September die Schlüsselübergabe an die Trägervertreter des Ev. Johanneswerks und der
von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel sowie an die
NTZ-Geschäftsführung. Andrea Piccenini und Dr. Bernhard
Wittmann nutzten die folgenden Monate, um die insgesamt
150 Mitarbeitenden fit zu machen für den Betriebsbeginn.
23
Junger Künstler sorgt für heitere Stimmung
Leuchtturm-Graffiti ehrt
Förderer der Tagesklinik
Die Tagesklinik in der exquisit restaurierten alten
Villa im Park der Rhein-Klinik wird von den Mitarbeitern wegen
ihres schönen Ambientes sehr geliebt. Nach Vollendung der
Umbauarbeiten mangelte es jedoch noch an Bildern. Die Mitarbeitenden wollten bei der Gestaltung gerne die Förderer und
Unterstützer der Tagesklinik ehren.
Bärbel Balensiefen aus dem PflegeTeam, die die Idee hatte, fand, dass
Verwaltungsleiter Wilhelm Strohmeier
ein gerüttelt Maß an Belohnung für
seinen Einsatz für die Restaurierung
und Einrichtung der Tagesklinik zukomme. Schließlich hatte er unermüdlich die Arbeiten überwacht und
gelenkt. Dr. Roland Vandieken, Chefarzt der Tagesklinik, kam auf die Idee, Bärbel Balensiefens
Sohn Johannes mit dem “Hauptwerk” zu beauftragen.
Johannes Witten – der vor mehreren Jahren während seiner
Schulzeit ein Praktikum in der Rhein-Klinik, einem Krankenhaus für psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
absolvierte – ist begabter Maler. Diese Kunst hat er von seinem Vater gelernt. Er hat sich schon früh dem Graffiti zugewandt, ein Begriff, der von vielen missverstanden wird als
dilettantische Sprayerei an Hauswänden oder anderen öffentlichen Flächen. Doch zwischen dem lästigen Geschmier
und der Graffiti-Kunst liegen Welten.
24
Unser Werk
Witten malt oder sprayt mit Farbe und seine Bilder erinnern an die Murals, die in vielen amerikanischen Städten
auf Wunsch der Kommunen oder Hausbesitzer die Wände
verschönern. Natürlich gab es in seiner “Frühzeit” öfter Ärger – weil Graffiti in diesem unserem etwas grau gestimmten Land, egal wie kunstreich sie sind, von vielen als störend empfunden werden. Sprayer bewegen sich immer an
der Grenze der Legalität, wenn sie nicht im Auftrag eines
“Wandbesitzers” handeln.
Schon mit 15 Jahren durfte Witten an einem Riesenprojekt
mitarbeiten. Eine größere Firma in Neuwied ließ eine Fassade farbig gestalten. Es folgten Aufträge von Kindergärten,
Firmen, Jugendzentren etc. Inzwischen hat der 24-Jährige
– der “hauptberuflich” in Köln Maschinenbau studiert – eine
FOTOS: BÄRBEL BALENSIEFEN
BAD HONNEF.
Vernissage im Treppenhaus: (v.l.) Oberarzt
Alexander Völker, Roland Vandieken, Hausmeister
Wolfgang Schmidt, Wilhelm Strohmeier und
Johannes Witten
eigene Technik entwickelt: Er kombiniert Schabloneneinsatz mit freihändiger Malerei. Diese Technik erfordert hohes
künstlerisches Geschick. Zu besichtigen an dem fantastischen Leuchtturmbild im Treppenhaus der Tagesklinik.
Dankeschön für
Wilhelm Strohmeier
Das Motiv des Leuchtturms wurde zu Ehren von Wilhelm
Strohmeier gewählt, der ein Leuchtturmfan ist. “Dieser
Leuchtturm”, so Bärbel Balensiefen, “soll ein Denkmal für
Herrn Strohmeier sein!” Zur Fertigstellung gab es deshalb
eine Vernissage, bei der nicht nur das Kunstwerk, sondern
auch der Künstler die verdiente Ehrung durch die vielen
Gäste erhielt.
Vielleicht ändert ja dieses Bild ein wenig die allgemeine Zurückhaltung gegen “Kunst an der Wand”! Künstlerisch bemalte Wände im öffentlichen Raum oder auch – wie bei uns
– in Gebäuden können heiter stimmen und machen wach
im grauen Einerlei unserer Gebrauchsarchitektur. [MONIKA
MIRGELER, ZENTRALE RHEIN-KLINIK]
FOTO: GABRIELE RAHRBACH
Bereichsleiterin
Gabi Miss (r.) freut
sich, dass Luise
Rath Schnuffel
besonders ins Herz
geschlossen hat
Ausgesetztes Kaninchen wird zum kleinen Star in Alteneinrichtung
Demenzstation hat einen
schnuffeligen Mitbewohner
„Schnuffel“ wird in seinem geräumigen Käfig mit sauberem
Streu und knackigen Möhren gut versorgt und fühlt sich pudelwohl. Regelmäßig kommt eine Dame oder ein Herr vorbei, um sich zu vergewissern, dass „Schnuffel“ wirklich alles hat. „Muss der noch was zu fressen haben?“, fragt auch
Luise Rath. Die Bewohnerin kennt sich aus mit Kaninchen.
Zu Hause hat sie früher auch immer welche gehabt, in ihrem Garten. „Aber abends hab’ ich sie immer reingetan.“
Sie genießt es, ab und an das weiche Fell des Tieres zu
streicheln und schaut häufig nach „Schnuffel“. „Ich spreche
auch mit ihm“, lacht Luise Rath, dafür steht extra ein Stuhl
neben dem Käfig.
Das braun-weiße Tier mit flauschigem Fell und Schlappohren war in einem Karton auf der Berliner-Straße in Bad
Berleburg ausgesetzt, von einer Dame gefunden und bei
dem Polizeibeamten Heiko Pratsch abgegeben worden.
Doch wohin mit dem süßen Vierbeiner? Seine Tochter Julia hatte die rettende Idee, das Zwerg-Kaninchen den alten
Menschen im Haus am Sähling zu schenken.
Verantwortungsgefühl
ist wichtig
Julia hatte während ihres Konfirmandenunterrichts die Bewohner der Alteneinrichtung besucht und mit ihnen gelesen
oder Gesellschaftsspiele gespielt. Der Teenager übernahm
gleich auch die Patenschaft für das Tier und versprach, Heu
und Möhren vorbeizubringen. „Schnuffel“, „Moppel“ oder
„Möpschen“ – der Name variiert je nach Ansprechpartner
– bringt eine Menge zusätzlichen Schwung in den „Rosengarten“. Jeder will das Kaninchen streicheln oder füttern.
Die positive Wirkung des Mümmelmanns kann
Bereichsleiterin Gabi Miss bei den meisten der
23 älteren Menschen auf der Demenzstation
jetzt schon feststellen: „Die Bewohner sind interessierter. Der gleichmäßige Tagesablauf, den Menschen mit Demenz natürlich brauchen, wird durch
etwas Lebendiges unterbrochen. Das merken wir
immer, wenn Tiere oder kleine Kinder im Haus
sind – das ist jedes Mal ein Highlight.“
Gabi Miss und das Pflegepersonal passen jedoch gut auf,
dass „Schnuffel“ nicht überfüttert wird: „Wenn keiner da ist,
machen wir den Käfig auf und holen überschüssiges Futter
wieder raus. Aber den Moment, das Verantwortungsgefühl,
lassen wir den Bewohnern schon.“
Den Morgen verbringt der haarige Hausgenosse im warmen
Wohnzimmer der Demenz-Station, nachmittags geht es
dann in den Aufenthaltsraum der 23 Bewohner, damit ihn
möglichst viele sehen. Für den Sommer plant das Haus den
Bau eines Kaninchenstalls und eines Pferchs im Garten,
damit „Schnuffel“ Wiesenluft schnuppern kann, so
Gabi Miss. Sie freut sich über den Zuwachs, gibt
aber zu bedenken, dass weitere Tiere nicht in die
Einrichtung aufgenommen werden können. Luise
Rath macht sich darüber keine Gedanken. Bevor sie
sich zur Mittagsruhe legt, hat sie schon einen Plan für
den Nachmittag: „Nachher, wenn ich Kaffee getrunken
hab’, Häschen, dann kriegste ein Stückchen Kuchen!“, flüstert sie „Schnuffel“ ins Ohr und zwinkert.
[GABRIELE RAHRBACH, REGIONALE MARKETINGBEAUFTRAGTE]
Unser Werk
Brotkrusten sind
neuerdings auf der Demenzstation
„Rosengarten“ des Hauses am Sähling besonders beliebt. Doch nicht
die Bewohner der Alteneinrichtung
in Bad Berleburg haben eine neue
Leibspeise, sondern „Schnuffel“,
das Findel-Kaninchen der Station.
BAD BERLEBURG.
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FOTO: WERNER KRÜPER
Ziel von Kirsten
Erciyas und den
anderen Mitarbeitenden der Schulstation
ist es, Schülern wie
Christoph den Weg
in eine Regel- oder
Förderschule zu
ebnen
Grünauer Einrichtung wird zehn Jahre alt
Schulstation ermöglicht Lernen
in schwierigen Situationen
Die heilpädagogisch/therapeutische Einrichtung GrünauHeidequell ist eine Jugendhilfeeinrichtung, die sich schwerpunktmäßig der
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen widmet, die in ihrer Vorgeschichte
Opfer von Missbrauch und Gewalt waren. Mögliche Folgen sind massive
psychische Auffälligkeiten in verschiedensten Ausprägungen, zum Beispiel
unsicheres Bindungsverhalten, Traumatisierungen oder Grenzverletzungen.
Die Kinder benötigen aufgrund ihrer Vorgeschichten einen sicheren,
verlässlichen und somit heilenden Entwicklungsraum sowie einen erhöhten
Betreuungsaufwand.
BAD SALZUFLEN.
26
Unser Werk
Einige dieser Kinder sind zumindest vorübergehend nicht
in der Lage, eine öffentliche Schule zu besuchen. Doch
die Kinder in der Johanneswerk-Einrichtung Grünau sollen
auch Zugang zu schulischer Bildung haben. Deshalb wurde
in unmittelbarer Nachbarschaft im Jahr 2000 in einem alten
Speicherhaus auf dem Hof Nacke eine interne Schulklasse
mit zunächst sechs Plätzen eingerichtet. Das Projekt Schulstation hatte Erfolg und der Bedarf stieg nach und nach an.
Eine Rolle spielte dabei die Einrichtung neuer TherapieIntensivgruppen in Grünau.
Seit dem Jahr 2007 ist die Schulstation Grünau mit 24 Plätzen eine Außenstelle der Regenbogenschule des Kreises
Lippe. Es besteht seitdem eine Kooperationsvereinbarung
zwischen den heilpädagogisch/therapeutischen Einrichtungen Grünau-Heidequell, dem Kreis Lippe und der Bezirksregierung Detmold. Die Regenbogenschule entsendet
Lehrpersonal, Grünau stellt die Räumlichkeiten und päd-
agogischen Mitarbeiter zur Verfügung, die den Unterricht
begleiten.
In der Schulstation werden Kinder und Jugendliche in einem
überschaubaren Rahmen mit individuell veränderbaren Bedingungen gefördert. Die Schüler und Schülerinnen haben
zum Beispiel Schulängste, leiden unter schweren Depressionen, verhalten sich besonders aggressiv oder sind in einer
akuten Krisensituation. In der Schulstation bekommen sie
durch intensive Betreuung und Förderung die Möglichkeit,
für eine Übergangszeit zur Ruhe zu kommen, sich wieder
in den Alltag einzufinden und Lernerfolge zu erzielen. Eine
wichtige Zielsetzung der Schulstation ist der Weg zurück an
die Regel- oder Förderschule. Am 11. Februar dieses Jahres konnte die Schulstation Grünau ihr zehnjähriges Bestehen feiern.
[BÄRBEL THAU, GESCHICHTSSCHREIBUNG,
CKERT, GRÜNAU]
UND
ANGELIKA WEHMANN-HA-
Johanneswerk ist Projektpartner
am Ceciliengymnasium
Schüler starten sozial
kompetent in den Beruf
Dass die Elftklässler für zwei Wochen in eine soziale Einrichtung gehen, hat sich am so genannten Ceci bereits
etabliert. Doch 2008 hatte sich das Gymnasium erfolgreich
bei der Stiftung Partner für Schule NRW um eine Förderung
zur vertieften Berufsorientierung beworben. Unter anderem
unterstützt durch das Johanneswerk startete nach den Osterferien die AG Sozialpraktikum. Neun Schüler haben unter Leitung von Johanneswerk-Bildungsreferentin Christine
Schulze-Kruschke ihr freiwilliges Sozialpraktikum vor- und
nachbereitet.
FOTO: RUTH BEUTHE
Haben an der AG teilgenommen:
(hinten v.l.) Maria Schächtel, Joti
Baggri, Michael Andreyev, Katarina
Ditte, Jennifer Stollarz, (vorne v.l.)
Julia Wiethüchter, Hannah Schmidt
und Naomi Neubauer
„Ich halte es für wichtig, auch soziale Kompetenzen zu vermitteln,“ sagt Schulleiterin Dorothea Bratvogel bei der Abschlussveranstaltung. Die AG sei ein „ungeheurer Vorteil“.
Schulze-Kruschke wollte in der AG auch die Persönlichkeit
der jungen Menschen stärken. „Die Gesellschaft redet im
Moment viel über Geld und wenig über Soziales. Wir wollten die Bedeutung des Sozialen in einer modernen Gesellschaft hervorheben.“
Dabei half auch die Agentur für Arbeit Bielefeld, die den
Schülern berufliche Perspektiven im sozialen Bereich veranschaulichte. Soziale Sensibilität verbessern, Empathie
entwickeln, Verschiedenartigkeiten akzeptieren lernen und
die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen entdecken – all
das waren Inhalte der AG. Dass die AG ein Erfolg war, zeigen überraschende persönliche Erkenntnisse: Ein Schüler
entschied sich nach dem Praktikum dazu, Erzieher zu werden. Eine Mitschülerin entdeckte den Berufswunsch Hebamme. Auch die 18-jährige Maria Schächtel zieht ein positives Fazit: „Durch die AG haben wir viel über uns selbst,
aber auch über andere erfahren.“ [RUTH BEUTHE]
Impressum
Rahrbach, Peter Schwering, Hilla Südhaus, Christian Weische
Unser Werk
Zeitschrift für Freunde und Förderer
des Ev. Johanneswerks e.V.
Postfach 10 15 53; 33515 Bielefeld
Herausgeber: Karsten Gebhardt (v.i.S.d.P.)
Redaktion
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Ev. Johanneswerks
Elke Wemhöner [ER] (Leiterin)
Anne Kunzmann [AK] (Redaktionsleitung)
Claudia Herrmann [CH] (Stiftung mitLeidenschaft)
Julia Bindzus [JB] (Volontärin)
Grafik und Satz: Wienold deSign
Druck: art+image gmbH, Minden
Versand: Lettershop Integra, Lüdenscheid
Beratender Redaktionskreis: Burkhardt Bensiek, Ditha Menzel,
Wolfgang Müller, Pastor Günter Niemeyer, Marion Plaß, Gabriele
Rahrbach-Reinhold, Dr. Karin Schreiber-Willnow, Bärbel Thau, Heike von
Loh, Gabriele Walczak, Siegfried Wolff, Anja Zimmermann
Unser Werk steht allen Lesern für Beiträge und Meinungsäußerungen
offen. Anonyme Beiträge können nicht veröffentlicht werden. Die Redaktion
behält sich Kürzungen vor. Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei den meisten geschlechtsspezifischen Bezeichnungen die männliche Form gewählt.
Schildescher Straße 101-103, 33611 Bielefeld
www.johanneswerk.de
Telefon 0521/801-2563; Telefax 0521/801-2569
Das Ev. Johanneswerk ist einer der großen diakonischen Träger Europas
E-Mail [email protected]
mit Sitz in Bielefeld. Rund 6.000 Mitarbeitende sind in mehr als 70 Einrich-
Bestellung und Abmeldung bitte unter dieser Adresse.
tungen tätig. Die diakonischen Angebote richten sich an alte, kranke und
Herstellung
behinderte Menschen, Kinder und Jugendliche und schließen die offene di-
Fotos: Bärbel Balensiefen, Ruth Beuthe, Pia Blümig, Frank Elschner, Ulla
akonische Arbeit im Kirchenkreis Bielefeld ein. Gegründet wurde das Werk
Emig, Anette Klein, Werner Krüper, Christine Lutz, Veit Mette, Gabriele
1951. Der Vorsitzende des Vorstands ist Karsten Gebhardt.
Redaktionsanschrift: Ev. Johanneswerk e.V.,
Unser Werk
BIELEFELD. Das Sozialpraktikum ist am Bielefelder Ceciliengymnasium keine neue Einrichtung. Dennoch war die
Abschlussveranstaltung der AG Sozialpraktikum eine ganz
Besondere: Knapp ein Jahr hat das Ev. Johanneswerk
Schüler der Klasse elf bei einem vom Land geförderten
Projekt angeleitet und begleitet.
27
Zwei Frauen feiern nach über 50 Jahren Wiedersehen im Haus am Sähling
Heimattreffen am Frühstückstisch
Ida Scholz und Gertrud
Ziegert trennen nur wenige Zentimeter voneinander: Gemeinsam
schwingen sie bei der Sitzgymnastik
im Haus am Sähling bunte Bänder zu
fröhlicher Musik. Die Damen teilen
mehr als nur diese Bewegungsübungen miteinander. Genau genommen
haben sie sogar eine gemeinsame
Geschichte. Und die beginnt in
Giehren, Niederschlesien, einem Ort
im Isergebirge, der sich heute
Gierczyn nennt. Die beiden heute
98- und 87-Jährigen waren damals
Nachbarinnen.
BAD BERLEBURG.
Mehr als ein loser Kontakt entstand zwischen ihnen aber
nicht. Der 2. Weltkrieg führte beide mit ihren Familien aus
Giehren hinaus. Sie mussten flüchten und verloren sich aus
den Augen – bis vor kurzem. Als Gertrud Ziegert, seit einiger Zeit Bewohnerin im Haus am Sähling, eine neue Sitznachbarin beim Frühstück bekam, war ihr gleich klar: „Diese
Frau kenne ich. Ich hab’ sie gleich erkannt – sie mich aber
nicht. Und da haben wir das erste Mal zusammen gefrühstückt – und Mittag gegessen und Abendbrot.“
Nachbarinnen,
ohne es zu wissen
Aber auch Ida Scholz wusste rasch wieder, dass sie eine
Bekannte aus ihrem Heimatort gefunden hatte: „Das Gesicht hat sich verändert, ja“, gibt sie zu. Aber ansonsten
hatten beide sofort wieder Anknüpfungspunkte zum gemeinsamen Gespräch: Schulzeit, Schule und gemeinsame
Bekannte. „Was früher war, wird alles auf den Tisch gelegt“,
so Ida Scholz.
Ev. Gemeindedienst mit neuer Diakoniestation Palliativpflege
Zeit für die Betreuung schwerkranker Patienten
Zuhause versorgt werden:
Das ist der Wunsch vieler Menschen,
die aufgrund schwerer und unheilbarer Erkrankungen auf sehr
spezialisierte Pflege und Begleitung
angewiesen sind. Möglich wird das
dank der individuellen und umfassenden Betreuung durch die Mitarbeitenden der neuen Diakoniestation Palliativpflege des Ev. Gemeindedienstes im Johanneswerk.
FOTO: PIA BLÜMIG
BIELEFELD.
28
Unser Werk
Sicherheit und Geborgenheit
dank professioneller Hilfe in den
eigenen vier Wänden
Die Fachkräfte der Bielefelder Diakoniestation sind für die
Palliativpflege ausgebildet. Sie helfen den schwerkranken
Menschen, so beschwerdefrei, selbstbestimmt und aktiv
wie möglich die verbleibende Lebenszeit in Gesellschaft
vertrauter Angehöriger und Freunde zu verbringen. Sie
kümmern sich um die Linderung von Schmerzen und an-
Geburtstage
FOTO: GABRIELE RAHRBACH
Diakonisches Werk Wittgenstein gGmbH, Bad Berleburg: Elke Mueller [21.5.1960] 50 J.
proService GmbH, Bielefeld: Hans-Norbert Friedrich
[13.4.1960] 50 J.; Gerda Jachmann [24.4.1950] 60 J.; Ulrich
Schwarze [18.5.1950] 60 J.
Region Bad Honnef: Rhein-Klinik, Bad Honnef: Brigitte
Wiemer [5.5.1960] 50 J.
Das Kuriose an der Geschichte: Beide wohnen seit Jahrzehnten nur wenige Straßen voneinander entfernt mit ihren
Familien in Bad Berleburg – ohne sich jemals bewusst zu
begegnen. Für diesen Zufall sorgte jetzt die Unterbringung
in der Alteneinrichtung des Ev. Johanneswerks. Für Ida
Scholz, die nur dann und wann ein paar Tage zur Kurzzeitpflege ins Haus am Sähling kommt, ist klar, dass sie wiederkommen und Gertrud Ziegert besuchen möchte. [GABRIELE
RAHRBACH, REGIONALE MARKETINGBEAUFTRAGTE]
deren Krankheitssymptomen, leisten umfassende Pflege
und helfen den Patienten und deren Angehörigen in psychischen, sozialen und spirituellen Belangen.
Sicherheit und Geborgenheit durch umfassende Fürsorge
vermitteln: Damit dies gelingen kann, bringt das Team der
Diakoniestation Palliativpflege ausreichend Zeit mit. Die
Mitarbeitenden haben Zeit für Gespräche, Zuhören, die Ermittlung und Erfüllung von Wünschen, den Aufbau von Vertrauen und Zuwendung sowie die Begleitung und Beratung
der Angehörigen.
Der neue Pflegedienst hat seinen Sitz auf dem Johannesstiftsgelände und gehört zum Palliativnetz Bielefeld. Außerdem arbeiten die Pflegefachkräfte eng zusammen mit der
Hospizarbeit des Ev. Johanneswerks und den evangelischen Kirchengemeinden.
Der Palliativpflegedienst garantiert Versorgung rund um
die Uhr und ist für die Patienten und Angehörigen jederzeit erreichbar. Informationen erhalten Interessierte unter
der Telefonnummer: 0521/40 07 68 93 oder per E-Mail:
[email protected] [AK]
Region Behindertenhilfe-Wohnen: Goerdthof, Bochum: Claudia Latka [27.5.1960] 50 J.; Haus Auf`m Böntchen, Essen: Birgit Kuschkewitz [25.5.1960] 50 J.; Haus
Regenbogen, Recklinghausen: Ingrid Bogda [28.6.1960]
50 J.; Ulrike Lischewski [6.5.1960] 50 J.; Margareta Rinas
[14.4.1960] 50 J.; Johannes-Busch-Haus, Lüdenscheid:
Nelli Hildermann [21.6.1950] 60 J.; Heike Sternemann
[10.5.1960] 50 J.; Paul-Gerhardt-Haus, Herten: Ingeborg
Drees [25.4.1960] 50 J.; Quartiersnahe Versorgung Märkischer Kreis, Lüdenscheid: Heike Minnerop [25.6.1960]
50 J.; Regionalbüro Behindertenhilfe-Wohnen, Bochum:
Ronald Hampel [13.4.1960] 50 J.; Waldheimat, Kierspe:
Christiane Fricke [21.5.1960] 50 J.; Heidi Hagemeister
[13.6.1960] 50 J.
Region Bielefeld: Diakoniestationen: Sigrid HartliebRixe [16.6.1950] 60 J.; Bärbel Kalnins [26.6.1960] 50 J.;
Susanne Kley [30.5.1960] 50 J.; Ute Scheele [21.6.1960]
50 J.; Stefanie Willner [15.4.1960] 50 J.; Dorothee-SölleHaus: Raluca-Corina Baciu [26.5.1945] 65 J.; Ev. Gemeindedienst: Ingeborg Dykmann [24.4.1960] 50 J.; Brigitte
Offerjost [9.6.1960] 50 J.; Jochen-Klepper-Haus: Monika
Hoppe [23.6.1950] 60 J.; Christa Meyer [14.6.1950] 60 J.; Annegret Riedel [9.5.1960] 50 J.; Karl-Pawlowski-Haus: Petra Gehring [2.4.1960] 50 J.; Volker Muehlenweg [30.4.1960]
50 J.; Lutherstift: Anneliese Menchen [25.4.1945] 65 J.;
Ilona Terkowski-Schepanski [2.4.1960] 50 J.; Marienstift:
Valentina Luft [4.6.1960] 50 J.; Brigitte Wagner [20.4.1945]
65 J.; Perthes-Haus: Margit Kliesch [21.6.1960] 50 J.; Lessya Wolosezki [28.5.1960] 50 J.; Sonnenblume: Brigitte
Wenzel-Fink [30.5.1950] 60 J.
Region Gütersloh: Altenzentrum Eggeblick, Halle: Gajane Meiser [10.5.1960] 50 J.; Beate Stegmann [7.5.1960]
50 J.; Linda Woelfel [9.5.1960] 50 J.; Hermann-GeibelHaus, Gütersloh: Helga Gärtner [20.6.1945] 65 J.; JuUnser Werk
(v.l.) Ida Scholz und Gertrud Ziegert
trafen sich nach Jahrzehnten
im Haus am Sähling wieder
Region Behinder tenhilfe-Arbeit : Altenbochumer
Werkstätten, Bochum: Ronald Buchmann [30.5.1960]
50 J.; Monika Hilgenstoehler [24.5.1950] 60 J.; Märkische Werkstätten, Lüdenscheid: Rudolf-Walter Lemmerz
[27.6.1950] 60 J.
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Pastor Pawlowski wird im
Kulturhauptstadtjahr gewürdigt
Rund 200.000 Menschen feierten Anfang des Jahres in
Essen den Auftakt des Kulturhauptstadtjahres Ruhr 2010.
Zahlreiche Präsentationen, Ausstellungen und Veranstaltungen zu den drei Leitthemen Mythos, Metropole und Europa werden noch bis Ende 2010 viele weitere Menschen
erreichen.
Ein kirchliches Projekt im Rahmen von Ruhr 2010 ist die
Publikation „Protestantische Profile im Ruhrgebiet“. Über
500 evangelische Frauen und Männer, die mit dem Ruhrgebiet verbunden waren, werden darin in kurzen Portraits
vorgestellt. Auch Pastor Karl Pawlowski (1898-1964), der
Gründer des Ev. Johanneswerkes, ist darunter. Pawlowski
wuchs in Bochum auf und war als Werkstudent dort im
Bergbau tätig. Als Leiter des Johanneswerkes gründete er
in den 1950er Jahren rund 20 Berglehrlingsheime im Ruhrgebiet. Viele dieser Häuser wurden später in Einrichtungen
für Menschen mit Behinderungen umgewandelt. [BÄRBEL
THAU, LEITERIN GESCHICHTSSCHREIBUNG]
BASSE, MICHAEL U.A. (HG.), PROTESTANTISCHE PROFILE IM
RUHRGEBIET. FÜNFHUNDERT LEBENSBILDER AUS FÜNF JAHRHUNDERTEN,
VERLAG HARTMUT SPENNER, KAMEN 2009, ISBN 978-3-89991-092-6.
Hat im Ruhrgebiet viel bewegt:
Johanneswerkgründer Pastor
Pawlowski (r.)
erscheint auf dem
Titel des Buches
„Protestantische
Profile“
U

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